Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: S i m o n e G r a t z
Austauschjahr: 2014
Gastuniversität: Universidad del Desarrollo
Stadt: Santiago
Land: Chile
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Vor der Abreise:
Nachdem die Bewerbung beim Akademischen Auslandsamt an der Universität
Augsburg geglückt war, musste man sich um alles Organisatorische kümmern. Dazu
zählten das Visum, die Kursanmeldung an der Universidad del Desarrollo, im Folgenden als UDD bezeichnet, die Wohnungssuche, die Krankenversicherung und etwaige Geldquellen.
Über das Visum in Chile sollte man sich frühzeitig Gedanken machen und es sollte
im Juni bzw. Juli beantragt werden. Dazu müssen folgende Dokumente eingereicht
werden: das Antragsformular, ein biometrisches Passfoto mit Namen auf der Rückseite, Kopie des Reisepasses (Ablaufdatum beachten), ein polizeiliches Führungszeugnis, der Zulassungsbescheid der UDD, ein ärztliches Gesundheitszeugnis und
der Nachweis der Finanzierung durch eine notarielle eidesstattliche Erklärung der
Eltern. Ebenfalls wichtig zu wissen ist, dass man sich das Visum persönlich im Chilenischen Konsulat in München abholen muss.
Über die Kurse an der UDD musste man sich bereits für die Bewerbung informieren.
Die Anmeldung für die Kurse erfolgte in meinem Fall am Tag meines Fluges kurz vor
Semesterbeginn. Alle Studierenden bekamen von der Universität eine ausführliche
Erklärung geschickt, wie diese Anmeldung von statten geht. Zu beachten ist jedoch,
dass diese Kursanmeldung nicht bedeutet, dass man sicher einen Platz in diesem
Kurs erhalten hat. Vor Ort hat man dann noch eine Woche Zeit nach der Einführungswoche, um Kurse zu wechseln.
Bezüglich einer Unterkunft sollte man wissen, dass die besten Wohngegenden in
Santiago in Providencia, Las Condes oder Vitacura sind, da es sich dabei um sichere
Viertel handelt. Die letzteren beiden befinden sich nicht im Zentrum, sondern eher
außerhalb, was aber auch nicht weiter schlimm ist, da jedes Viertel in Santiago voll
ausgestattet ist mit Shopping Malls, Kinos, Bars, Restaurant etc. Ich habe in Providencia gewohnt circa 20 Minuten zu Fuß von der Metrostation Pedro de Valdivia entfernt, was ich als eine sehr gute Wohngegend empfand. Die UDD gibt in ihrem Informationsmaterial ebenfalls Auskunft über mögliche Wohnmöglichkeiten. Ich selbst
würde empfehlen auf Compartodepto im Internet nach einer WG mit Chilenen zu suchen. Eine WG finde ich deshalb am besten, weil ich anfangs in einem Wohnheim
war und die Atmosphäre in diesem Wohnheimen einfach nicht so heimisch ist, wie in
einer WG. Die meisten meiner Kommilitonen waren deshalb für circa 1 Woche in einem Hostel und suchten dann vor Ort eine WG. Der Standard der Wohnungen in
Santiago ist sehr gut. Fast alle Wohnkomplexe haben einen eigenen Pförtner,
Hausmeister und es gibt sogar oft einen hauseigenen Pool. Leider haben die meisten
Wohnungen keine Heizung beziehungsweise keine dichten Fenster, was den Winter
in Santiago noch kälter macht. Deshalb auch warme Kleidung einpacken. Detaillierte
Hinweise bezüglich des Klimas und des Wetters folgen im Weiteren.
Zur Krankenversicherung möchte ich nur kurz erläutern, welche meine Krankenversicherung war. Ich war bei MAWISTA versichert mit einem Monatsbeitrag von 33,10 €
bezahlt habe. Es gibt zahlreiche Versicherungen im Internet und deshalb sollte man
sich einfach ein wenig umschauen und vergleichen.
Und zu guter Letzt die Finanzen. Erstmal muss man an eine Kreditkarte denken, wer
noch keine hat. Ich empfehle die DKB Student Card, da dies erstens eine VISA Card
ist und diese bevorzugt akzeptiert wird und zweitens, weil man überall an jedem
Bankautomaten kostenlos Geld abheben kann. Des Weiteren sollte man sich im Klaren sein, dass ein Auslandssemester nicht billig ist und deshalb eine Bewerbung für
ein Stipendium wie Promos sehr zu empfehlen ist.
Ankunft:
Bevor man überhaupt in Santiago ankommen kann muss man natürlich auch einen
Flug buchen. Da die Entfernung von Chile nach Deutschland eben sehr groß ist, gibt
es leider keine Direktflüge. Jedoch sind die Verbindungen über Madrid, Sao Paulo
oder Paris sehr gut. Mein Flug am 28. Juli kostete circa 1300 € und hatte einen
Stopp in Sao Paulo, was ich als sehr angenehm empfand, weil der Flughafen Guarulhos in Sao Paulo wirklich sehr modern ist und dementsprechend auch über WIFI
verfügt. Insgesamt betrug meine Flugzeit ungefähr 15 Stunden. In Santiago am
Flughafen angekommen wird man beim Verlassen erst einmal von unzähligen Taxifahrern überrannt, welche jedoch sehr teuer sind. Es gibt aber noch 2 weitere Optionen um in die Stadt zu gelangen. Die billigste Variante ist mit einem Bus (TurBus) bis
zur Metrostation Pajaritos zu fahren und von da aus weiter mit der roten Metrolinie
Nummer 1 zu fahren. Der Bus kostet 1500 Chilenische Pesos und eine Fahrt in der
Metro 650 Chilenische Pesos also insgesamt etwa 3 €. Mit viel Gepäck und das erste
Mal in so einer großen Stadt ist es allerdings empfehlenswert die zweite Variante zu
wählen und gleich bei Verlassen des Flughafens am Schalter von TRANSVIP einen
Transfer zu buchen. Bei diesem Transfer fahren mehrere Leute im selben Wagen
und die Ziele werden eines nach dem anderen angefahren. Ich habe diese Variante
gewählt und habe 9000 Chilenische Pesos bezahlt was ungefähr 12 € entspricht.
Wie oben schon erwähnt ist die beste Vorgehensweise eine Wohnung zu finden, erst
in einem Hostel zu übernachten und dann vor Ort zu suchen.
Universidad del Desarrollo:
Als nächstes komme ich gleich zur Universität, die sich außerhalb des Stadtzentrums
befindet im Viertel Las Condes. Ich habe wie schon vorher erwähnt eher im Zentrum
gewohnt und habe dementsprechend auch circa 1 – 1 ½ Stunden zur Uni gebraucht.
Aber wie ihr selbst erfahren werdet sind in Santiago alle Wege lang. Wenn man in
der Nähe der roten Linie (1) wohnt verkürzt sich die Zeit etwas. Man steigt also in
diese Metrolinie in Richtung Los Dominicos und steigt auch an der gleichnamigen
Endhaltestelle aus. Danach gibt es zwei mögliche Busse, die man in Chile „Micros“
nennt: den C02 oder den C09.
Am 31. Juli und 1. August fand die Einführungsveranstaltung statt und am 4. August
begann schon das Semester. Da das Semester in Santiago eben schon sehr früh
beginnt muss man wissen, dass man möglicherweise nicht alle Klausuren in Augsburg mitschreiben kann. Wieder zur Einführungsveranstaltung wurden Willkommensreden gehalten und einige wichtige Leute stellten sich uns vor und informierten uns
über unsere Kurse, Stundenpläne, Klausuren und die Notenverteilung. Bei einer
Campusführung wurden uns dann die Räumlichkeiten für die Vorlesungen, sowie die
Bibliothek, die Mensa und das Fitnessstudio gezeigt. Am zweiten Tag unternahmen
wir dann noch einen schönen Ausflug auf ein Weingut. Bereits jetzt hatte ich mich in
das Ambiente an der Uni verliebt, weil man einen super Blick über die Stadt hat und
auch frische Luft im Gegensatz zum Smog im Zentrum. Oft genossen wir deshalb
auch in unseren Freistunden auf den schönen gepflegten Wiesen die Sonne.
Neben der Gemeinsamkeit der Charakteristiken einer Campus Uni bemerkte ich
schon am ersten Tag, dass die Universitäten in Santiago und Augsburg doch sehr
unterschiedlich sind. Vor allem bezüglich der Lehrweise bzw. der Gestaltung von
Vorlesung, sowie das individuelle Lernen. Während in Augsburg wirkliche Vorlesung
ohne Unterrichtsbeteiligung stattfinden, werden hier sogar Mitarbeitsnoten verteilt
und es besteht Anwesenheitspflicht. Außerdem gibt es in vielen Fächern sogenannte
„Controls“ die den Stegreifaufgaben in der Schule sehr ähnlich sind. Und der größte
Unterschied: man hält Präsentationen, arbeitet in Gruppen und schreibt Reports am
laufenden Band. Also wer nach einem Semester in Santiago noch nicht mit PowerPoint oder Google Slides umgehen kann, hat nicht richtig studiert. Deswegen ist
auch der Arbeitsaufwand für die Fächer höher da man eben ständig dabei bleiben
muss, wegen den Controls und gleichzeitig fast wöchentlich Präsentationen vorbereiten muss. Außerdem gab es auch noch Klausuren während sowie am Ende des Semesters. Gerade deshalb war ich auch sehr froh, nur drei Kurse belegt zu haben.
International Business und Globalization and its impact waren die englischen, wobei
der erstere sehr anspruchsvoll war, da wir ein Business zwischen Chile und einem
anderen Land eröffnen mussten und dabei einen Business Plan aufstellen mussten.
Letzten Endes hat aber auch dieser Kurs Spaß gemacht. Der zweite englische Kurs
hat mir sehr gut gefallen, da wir vor allem über aktuelle Themen diskutierten. Der
Spanische Kurs war Introducción a la empresa, der zwar nicht meinem Semester in
Deutschland entsprach aber grade wegen dem schweren chilenischen Akzent sehr
gut zum Erlernen der Sprache eignet. Da ich in Augsburg Global Business Management studiere war die Anrechnung für mich sehr einfach, weil ich nur 12 Leistungspunkte brauchte, um das Auslandssemester erfolgreich abzuschließen. Jeder
Kurs in Santiago gab 6 Leistungspunkte, somit hatte ich noch einen Puffer. Ich konnte also 2 Kurse in das Modul International Studies einbringen und das Fach International Business in das gleichnamige Modul.
In der Bibliothek konnte man sich für 2-3 Tage Bücher ausleihen oder auch im KopyCenter an der Universität ausdrucken lassen. Die 30 Freikopien, die man im Monat
hatte, reichten mir vollkommen aus. Essen konnte man auch relativ gut und billig in
der Mensa für circa 3,50 €. Des Weiteren gab es ein breites Sportangebot und außerdem das kostenlos nutzbare Fitnessstudio.
Das Land Chile:
Die größte Überraschung für mich war der extreme Dialekt der Chilenen, was für
mich anfangs, trotz meiner Spanischkenntnisse auf Niveau B2, die Verständigung
erstmal sehr schwierig machte. Doch nach ein paar Wochen gewöhnt man sich auch
daran. Ein zweiter kleiner Schock war, dass obwohl viele Deutsche nach Chile ausgewandert sind, ich trotzdem sehr aufgefallen bin, natürlich aufgrund meiner blauen
Augen und blonden Haare. Mein Aussehen hat mir deshalb auch einige unangenehme Erlebnisse beschert, aber gleichzeitig auch Vorteile verschafft. Chile zählt zwar
schon als eher europäisches Land, dennoch ist es nicht ratsam als Frau alleine nach
22 Uhr nach Hause zu gehen. Da Taxis und die Micros sowieso so billig sind, kann
man also ruhig ein Taxi nehmen. Auch Diebstahl ist in Chile ein Thema, vor allem,
weil man Europäer eben sehr schnell erkennt. Es handelt sich dabei aber weniger
um Raubüberfälle, sondern mehr um heimliche Diebstähle in der Metro oder Kaffees.
Deswegen sollte man seine Tasche nie aus den Augen lassen.
Dennoch ist Chile ein sehr sicheres und vor allem ein wunderschönes Land. Vom
Norden bis in den Süden wechselt die Natur auf spektakuläre Weise von der Wüste
(Atacama) über grüne Wälder (Pucon) zu den Gletschern (Punta Arenas). Auch deshalb ist das Klima so variierend und die Natur so vielfältig. In Chile ist es im Juli, August und September noch sehr kalt, also Winterjacke nicht vergessen! Im Oktober
und November beginnt dann der Frühling und schließlich im Dezember der Sommer
bis circa März. Im Norden ist es fast immer schön warm, außer in den Nächten die
sehr kalt sein können und im Süden ist es fast immer kühl.
Neben der unglaublichen Natur sind ebenfalls Chiles Einwohner sehr liebenswürdig
und hilfsbereit. Ihre Mentalität ist eher entspannt und sie leben die Kultur ihres Landes durch und durch. Ich kann also auch nur empfehlen den Nationalfeiertag am 18.
September in Chile mit Einheimischen zu verbringen.
Die Stadt Santiago:
Santiago de Chile ist mit 8 Millionen Einwohnern eine lebendige Stadt mit europäischem Flair. Deshalb sind auch die Supermärkte sehr gut ausgestattet auch mit internationalen Produkten. Das Verkehrsnetz ist mit Metro und Bussen sehr gut ausgebaut und auch relativ sauber. Man benutzt zum Fahren eine Art Prepaid Karte namens BIP, welche man immer wieder aufladen kann. Die Studentenfahrkarte kann an
der Universität beantragt werden. Die Beantragungskosten sind sehr gering und jene
hat sich für einige meiner Kommilitonen gelohnt. Für mich jedoch nicht, weil ich meine Karte nie bekommen habe. Zu den Lebenshaltungskosten ist zu sagen, dass diese denen in Deutschland sehr ähnlich sind jedoch sind einige Produkte im Supermarkt oft teurer. Aber wer sich an heimische Produkte hält kann dann auch einen
ganz guten Lebensstandard führen. Auch die Mietausgaben entsprechen den Kosten
in Deutschland. So habe ich für das Wohnen in der WG um die 300 € bezahlt.
Auch an Freizeitmöglichkeiten hat Santiago viel zu bieten. Ob Wandern in Nationalparks, mit nur einer halben Stunde Entfernung, Skifahren in den Bergen, schöne
Parks, um die Sonne zu genießen oder das Nachtleben mit Restaurants, Bars und
Discos, in Santiago kann man so gut wie alles ausprobieren. Sehr empfehlenswert
sind außerdem die Museen, die an Sonntagen sogar kostenlos sind. Wen es aus
Santiago raus zieht, hat es wegen der zentralen Lage im Lande sehr leicht, da von
Santiago aus alle Reiseziele sehr gut zu erreichen sind. Am besten bereist man Chile
mit den günstigen Fernbussen. Anbieter dafür sind zum Beispiel Turbus oder Pullmann die alle vom Busterminal Alameda in Santiago abfahren. An die Küste nach
Valparaiso braucht man zum Beispiel nur eine Stunde. Wer dann doch ein bisschen
schneller unterwegs sein möchte, kann auch mit dem Flugzeug reisen, wie zum Beispiel in die Atacama Wüste, nach Punta Arenas oder doch über die Grenze nach
Buenos Aires. Dafür kann man sehr gut über die Airline TAM buchen und ein kleiner
Tipp für Sparfüchse: am besten bis zum Cyber Monday warten, da sind Flüge besonders günstig.
Wer also sein Auslandssemester in einem lateinamerikanischen Land verbringen will,
das schnelles Leben in der Stadt kombiniert mit ruhigen Momenten in der Weite des
Landes, ist in Chile genau richtig aufgehoben.