46-51 Kalte Haende
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46-51 Kalte Haende
Häufig Hände und Füsse? Die Tage werden wieder kürzer und kälter. Viele Menschen sehen sich in diesen Wochen erneut mit dem Kalte-Hände-und-Füsse-Phänomen konfrontiert. Ein fixfertiges Wundermittel gegen kalte Extremitäten gibt es nicht, doch mit der gebotenen Aufmerksamkeit, mit Geduld und naturheilkundlichen Anwendungen lässt sich das Problem in der Regel lösen. Text: Heidi Schönenberger 46 Natürlich | 9-2003 kalte J Foto: gettyimages Naturheilkunde GESUNDHEIT eder Mensch hat hin und wieder kalte Hände und Füsse. Das ist normal und hängt damit zusammen, dass der «Warmblütler» Mensch eine konstante Körperkerntemperatur braucht, um zu überleben. Die Temperatur im Körperinnern muss rund 37 Grad Celsius betragen, damit lebensnotwendige Stoffwechselprozesse ablaufen können. Wie schafft es der menschliche Körper eigentlich, seine Kerntemperatur trotz wechselnden Umgebungstemperaturen konstant zu halten? Diese Herausforderung bewältigt der Organismus auf ebenso einfache wie geniale Weise: Er benutzt die Körperoberfläche als thermische «Pufferzone», deren Temperatur (die so genannte «Schalentemperatur») je nach Aussentemperatur und Körperregion zwischen 28 und 33 Grad Celsius schwankt. Hinter dieser wärmetechnischen Meisterleistung versteckt sich ein komplexes Regulationssystem: Zehntausende temperaturempfindliche Nervenendigungen (sog. Thermorezeptoren) messen pausenlos die Temperatur im Körperinneren und in der Haut und leiten die gesammelten Informationen zu den übergeordneten Zentren der Wärmeregulierung: Im Zentralen Nervensystem und im Hypothalamus des Zwischenhirns werden die Thermobotschaften ausgewertet und temperaturregulierende Befehle versandt, hauptsächlich an die Haut von Armen und Beinen, die dank ihrer grossen Oberfläche für eine Kühlfunktion geradezu prädestiniert sind. Nehmen wir an, die Aussentemperatur sinkt im Verlauf des Tages auf 5 Grad Celsius. Diese Veränderung wird der obersten Temperaturzentrale im Gehirn gemeldet. Sofort befiehlt sie den Blutgefässen in der Haut, in Armen und Beinen, sich zu verengen, damit das Blut ökonomischer im Körper verteilt werden kann. Sind die Blutgefässe eng gestellt, fliesst weniger Blut hindurch und kann dafür umso reichlicher zu den lebenswichtigen Organen im Körperinnern strömen: Herz, Lunge, Nieren und Gehirn werden verstärkt durchblutet. Wird es noch kälter, kann das Gehirn die Körperwärme zusätzlich steigern, indem es bestimmte Muskeln kräftig arbeiten lässt: Zittern und Zähneklappern sind die Folgen. Auch für den Fall eines Temperaturanstiegs ist der Körper bestens gewappnet: Das Gehirn befiehlt in diesem Fall, dass sich die Blutgefässe in der Haut, in Armen und Beinen erweitern. Sofort strömt das Blut in die Gefässe von Armen und Beinen und gibt so die überschüssige Wärme über die Hautkühlung an die Umgebung ab. Das Blut kühlt ab und fliesst zurück ins Körperinnere. Steigen die Aussentemperaturen weiter, treten zusätzlich die Schweissdrüsen in Aktion: Mit dem Schweiss verdunstet Wärme in die umgebende Luft und der Talg der Schweissdrüsen legt einen kühlenden Film auf die Körperoberfläche. Vorgehen gegen die Kälte Ich erinnere mich an eine Pfadiweihnacht, an der ich unter eiskalten Füssen litt. Der Grund dafür lag weder bei der Pfadi noch bei der winterlichen Feier, sondern darin, dass ich zu leichte Schuhe trug. Gut isolierendes Schuhwerk und eine angemessene Bekleidung bieten die natürlichste und einfachste Unterstützung bei klimatisch bedingten Regulationsstörungen des Wärmehaushalts. Dabei müssen die Kleider keineswegs altmodisch sein. Es gibt heute ein reiches Angebot an natürlichen Fasern, die dem Körper Schutz vor Kälte bieten und gleichzeitig so luftdurchlässig sind, dass sie die Körperfeuchtigkeit nach aussen transportieren. Ebenso gross ist das Angebot an gutem Schuhwerk, das in erster Linie die Erwartungen unserer Füsse befriedigen soll und erst in zweiter Linie unsere Eitelkeit. Für die Wahl der Fussbekleidung besonders wichtig sind die Atmungsaktivität des Materials und ausreichend Bewegungsspielraum für Zehen und Rist. Teure Spezial-Fussbette sind für die meisten Personen unnötig. Viel effektiver ist es, die Fussmuskulatur durch gezielte Fussübungen zu stärken. Etwas vom besten ist möglichst häufiges Barfussgehen. Positiv auf den Wärmehaushalt der Füsse wirkt auch das mehrmals tägliche Wechseln des Schuhwerks, zum Beispiel indem man am Arbeitsplatz ein zweites Paar stehen hat. Gute Dienste leisten zudem wärmespendende Einlagen und Schuhsohlen (z. B. aus Schurwolle). Neben den geschilderten Bekleidungs-«Sünden» können zu viele oder zu straff sitzende Fingerringe den Blutfluss und die Wärmebildung in den Händen behindern, insbesondere wenn es sich um kälteleitende Materialien handelt. Das Gleiche gilt natürlich auch für Zehenringe. Auch Bodenbeläge und Bodenheizungen beeinflussen den Wärmehaushalt. Kork- und Holzböden strahlen Wärme ab, Steinböden wirken kühlend. In diesem Sinne wirkt sich auch eine gut gewählte Isolation (Unterkellerung) positiv auf die Wärmeregulierung aus. Natürlich | 9-2003 47 Foto: Prisma GESUNDHEIT Naturheilkunde Die Ursachen der Kälte Frauen in jungen bis mittleren Jahren leiden etwa 5-mal häufiger unter kalten Händen und Füssen als Menschen im höheren Alter. Aus diesem Grund wird oft behauptet, das Kalte-Hände-undFüsse-Phänomen sei eine «weibliche» Erscheinung. Ganz falsch ist dies nicht, denn Frauen verfügen über ein kleineres Blutvolumen, ihr Körpergewicht ist leichter, ihr vegetatives Nervensystem oftmals sensibler und ihr Hormonhaushalt stärkeren Schwankungen ausgesetzt. Auch kleiden sich Frauen häufiger ästhetisch als zweckmässig. Davon abgesehen werden chronisch kalte Hände und Füsse aber durch eine Vielzahl weiterer Faktoren verursacht: ■ Konstitution: Manche Menschen frieren von Natur aus leichter – insbesondere phlegmatische Menschen, sehr schlanke, hellhäutige bis anämische Frauen und solche, die bei der Menstruation unverhältnismässig viel Blut verlieren. ■ Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Ein chronisch niedriger Blutdruck reduziert die Blutversorgung und den Wärmetransport. ■ Eisenmangel: Eisenmoleküle binden Sauerstoff an die roten Blutkörperchen. Mangelt es an Eisen, gelangt zu wenig Sauerstoff in die Zellen, der dort als «Brennstoff» benötigt wird, um Energie und Wärme zu produzieren. ■ Schlafmangel: Bei chronischem Schlafmangel regeneriert sich der Körper mangelhaft und der Schlafwach-Rhythmus wird gestört. Der Organismus verbraucht für die täglichen Aufgaben wie Verdauen, Denken und Sich-Bewegen zu viel Energie, die später im Wärmehaushalt fehlt. ■ Unterforderung: Chronischer Bewegungsmangel begünstigt eine permanente 48 Natürlich | 9-2003 Mangeldurchblutung und Kältegefühle. Gleichzeitig verlangsamt sie die Fliessgeschwindigkeit des Blutes, was die Wärmezufuhr zusätzlich behindert. ■ Überforderung: Wer dem Körper unnatürlich viel abfordert, stört den Wärmehaushalt. Ein typisches Beispiel sind Frauen, die mit konditionell besser trainierten Männern Fahrrad fahren: Am Berg klagen sie zuerst über kalte Füsse, später über Muskelkrämpfe. ■ Ernährung: Die optimale Ernährung berücksichtigt das persönliche Naturell. So sollte ein blasser, blutarmer Mensch, der einen niedrigen Blutdruck hat und leicht friert, genug wärmende Getränke, Speisen und Vitalstoffe aus der täglichen Nahrung einnehmen, die für die Blutbildung wichtig sind (vor allem die kombinierten Vitalstoffe Eisen, Kupfer, Folsäure, Vitamin B6, B12). ■ Genussgifte: Nikotin und Koffein verengen die Blutgefässe und beeinträchtigen die Durchblutung. Achtung: Der Konsum von Alkohol wirkt nur kurzfristig wärmend, auf die Dauer tritt eine kühlende Wirkung ein. Das gilt auch für Spirituosen, Glühwein usw. ■ Psyche: Das Leben in der modernen Leistungsgesellschaft kann Kältegefühle verstärken, vor allem bei Angst, Überforderung, Ess-Brech-Sucht oder einer Radikaldiät. Der daraus resultierende Negativ-Stress kann mitunter sogar die gleichen Symptome wie bei einem «Schockzustand» (siehe unten) hervorrufen. ■ Wohnsituation: Wer in feuchten, schattigen Räumen lebt oder in schlecht isolierten, gekühlten oder überklimatisierten Räumen arbeitet, kann sich ebenfalls chronisch kalte Hände und Füsse einhandeln – vor allem wenn auch noch die Bekleidung mangelhaft ist. ■ Fehlhaltungen: Eine Fehlhaltung des Skeletts, zum Beispiel im Becken, vermag die Zufuhr von arteriellem Blut in die Beine und damit deren Wärmeversorgung zu behindern. Dagegen schränkt eine Fehlstellung von Hals- oder Brustwirbelsäule den Bluttransport in die Arme ein. ■ Übergewicht: Starkes Übergewicht kann kalte Füsse und Hände verursachen, da aufgrund der reduzierten HerzLeistung von Übergewichtigen manche Körperregionen mangelhaft durchblutet werden. ■ Mangelnde «Lebenskraft»: Die chinesische Medizin geht davon aus, dass eine Schwäche des Chi (übersetzt in etwa mit «Lebenskraft») zu einer Mangelfunktion von Organen und zu typischen Schwächesymptomen führt, unter anderem zu kalten Händen und Füssen sowie übermässigem Frieren. Auch Erkrankungen und Unfälle können den Wärmehaushalt in mannigfaltiger Weise beeinträchtigen: ■ Herzschwäche: Ein schwaches Herz wirft zu wenig Blut in den Kreislauf, um eine gute Durchblutung und Durchwärmung der weit entfernten Hände und Füsse zu gewährleisten. ■ Arteriosklerose: Arteriosklerotische Ablagerungen verengen die Arterien und machen sie unelastisch. Das schränkt den Bluttransport und die Wärmeversorgung ein. ■ Autoimmunerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen des Immunsystems, zum Beispiel Morbus Raynaud oder Sklerodermie, gehen mit hartnäckigen Kälteempfindungen einher. ■ Diabetes: Die «Zuckerkrankheit» beeinträchtigt die Blutzirkulation, insbesondere der feinen Blutgefässe an Herz, Augen und Haut, was unter anderem Kältegefühle verursachen kann. ■ Schilddrüsenerkrankungen: Eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) drosselt den gesamten Stoffwechsel und kann neben zahlreichen anderen Symptomen ein chronisches Kältegefühl auslösen. ■ Bettlägerigkeit: Anhaltende Bettlägerigkeit, etwa in Folge einer Erkrankung, verstärkt das Frieren. ■ Medikamente: Bestimmte Medikamente, zum Beispiel Beta-RezeptorenBlocker (Betablocker), erzeugen als Nebenwirkung kalte Hände und Füsse. Wenden Sie sich an Ihren Arzt, wenn Sie einen diesbezüglichen Verdacht hegen. Medikamente sollten nie abgesetzt werden, ohne vorher den Arzt zu konsultieren. ■ Schockzustand: Bei einem Schock, etwa infolge eines Verkehrsunfalls, schaltet der Körper auf Notbetrieb und Minimalversorgung. Der Blutdruck sinkt und das Blut wird in erster Linie den überlebensnotwendigen Organen zugeführt, während die Temperatur an der Körperoberfläche sinkt. Naturheilkunde GESUNDHEIT Menschen, die häufig kalte Füsse haben, erhöhen das Risiko, dass Krankheitserreger über die Nase in den Körper eindringen und sich dort festsetzen. Letzteres hängt damit zusammen, dass die Durchblutung der Füsse mit derjenigen der Nasenschleimhaut eng gekoppelt ist: Sind die Füsse kalt, wird die Nasenschleimhaut weniger durchblutet. Eingeatmete Viren und Bakterien können sich dann leichter im Nasenraum ansiedeln. Wie findet man heraus, woher die chronisch kalten Hände und Füsse rühren? Anstatt zu jammern oder in Selbstmitleid zu versinken, sollte man alle möglichen Ursachen schriftlich auflisten und gründlich darüber nachdenken. Wichtig bei der Ursachensuche ist das Beobachten von begleitenden Symptomen: Wann, wie oft und unter welchen Bedingungen treten «Kälteschübe» auf? Häufen sich diese bei Ruhe oder Aktivität? Macht sich die Kälte nur an Händen und Füssen bemerkbar oder auch an anderen Körperstellen? Tritt das Kältegefühl nur auf einer Körperhälfte auf? Wird es von Gefühlen wie Ärger, Niedergeschlagenheit oder Nervosität begleitet? Handelt es sich um tatsächliche Kälte oder womöglich bloss um ein subjektives Kältegefühl bei normal warmen Extremitäten? Breitet sich die Kälte im Körper aus? Ist sie verbunden mit Schmerz, Kribbeln oder Ameisenlaufen? Sind Besonderheiten zu beobachten wie Gewebeschwellungen (Ödeme) oder Hautverfärbungen? Hat der KältePatient Fieber oder Schweissausbrüche? Kann das Kältegefühl in Zusammenhang mit der Einnahme eines Medikaments oder eines Nahrungsmittels stehen? Fazit: In den meisten Fällen verbirgt sich hinter kalten Händen und Füssen keine ernsthafte gesundheitliche Störung, sondern eine persönliche Eigenheit, die von mehreren Faktoren verursacht wird. Gelegentlich können Kältegefühle und Dauerfrieren jedoch auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen, was eine Abklärung durch eine medizinische Fachperson erforderlich macht. In allen andern Fällen lassen sich die Beschwerden mit Geduld, aufmerksamem Beobachten und naturheilkundlichen Anwendungen (siehe unten) lindern oder kurieren. Wie Sie sehen, ist das Ganze nicht einfach. Aber ohne die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper lässt sich das Kalte-Füsse-undHände-Problem kaum dauerhaft lösen. Foto: Prisma Herausfinden, worans liegt Der persönliche Weg zur Wärme Die meisten der nachfolgend aufgeführten Anwendungen müssen über längere Zeit hinweg regelmässig durchgeführt werden, um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Mit anderen Worten: Der Erfolg der Therapie hängt vom Überwinden der eigenen Bequemlichkeit ab! Dafür werden geduldig Praktizierende mit einem dauerhaften Erfolgserlebnis belohnt, das wenig kostet. ■ Wassertreten. Die Badewanne oder eine Plastikwanne bis eine Handbreit unter die Kniekehle mit leitungskaltem Wasser füllen. Nun stellt man sich in das Wasser und schreitet auf der Stelle, wobei das Bein wie beim Storchengang bei jedem Schritt völlig aus dem Wasser herausgezogen und dabei die Fussspitze etwas nach unten gebeugt wird. Die Dauer des Wassertretens ist zunächst auf 10 bis 20 Sekunden zu begrenzen, bis eventuell ein leichtes Schmerzgefühl eintritt (dieses wird später, wenn überhaupt, frühestens nach 30 bis 60 Sekunden eintreten). Danach das Wasser mit den Händen von den Beinen streifen, baumwollene Socken anziehen und durch Gehen oder Fussgymnastik ein angenehmes Wärmegefühl erzeugen. Wirkung: Der Kältereiz verengt die Gefässe; Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Die Bewegung der Beinmuskeln verstärkt den gefässtrainierenden Effekt, was sich positiv auf die zum Herzen hinführenden Gefässe (Venen) und die vom Herzen wegführenden Gefässe (Arterien) auswirkt. Wasseranwendungen Wasseranwendungen üben einen Reiz auf den Organismus aus, der den Körper zu einer sinnvollen Reaktion anregen soll. Die erstrebte Wirkung der Wasseranwendungen besteht darin, die körperlichen und geistig-seelischen Funktionen des gesamten Organismus anzuregen und harmonisch auszugleichen. Armgüsse anwenden und Wassertreten nach Kneipp können Sie zu Hause in der Badewanne oder in der Dusche. Die Arme und Beine sollten vor den Anwendungen bereits erwärmt sein – etwa durch Gymnastik, warmes Wasser oder Bewegung. Der Einsatz aller Massnahmen richtet sich nach dem allgemeinen und augenblicklichen Kräfte- und Reaktionszustand, d. h. nach dem persönlichen Körperbau (kräftig oder schwach), nach der Leistungsfähigkeit, nach der Hautbeschaffenheit (gut oder schlecht durchblutet), nach Alter, Gesundheitszustand u.a. Zu berücksichtigen sind insbesondere die HerzKreislauf-Verhältnisse, die nervliche Verfassung und die Körpertemperatur (Fieber oder Unterkühlung). Falls Sie sich unsicher fühlen, wenden Sie sich am besten an einen Kneipp-Verein in Ihrer Umgebung. ■ Armguss: Langsam beginnend, leiten Sie einen kalten Wasserstrahl an den Fingern Ihrer rechten Hand den Arm hoch bis zur Schulter. Dabei wählen Sie die Natürlich | 9-2003 49 Trockenbürsten fördert den Hautstoffwechsel Aussenseite Ihres rechten Arms für die aufsteigende Bewegung und die Innenseite für die absteigende Bewegung. Ebenso verfahren Sie auf der Gegenseite. Wirkung: Durch den Kaltreiz ziehen sich die Blutgefässe zusammen, Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Dieser Guss eignet sich besonders gut bei kalten Händen infolge von niedrigem Blutdruck. Je regelmässiger Sie die Güsse anwenden, um so schneller erlernt der Körper die erwünschte Reaktion, die den Blutdruck im Normalbereich von zirka 120 / 80 mm Hg stabilisiert. ■ Taulaufen. 3 bis 5 Minuten durch taufeuchtes Gras gehen. Anschliessend trockene baumwollene Socken anziehen und durch zügiges Gehen eine Erwärmung herbeiführen. Wirkung: Tautreten wirkt kreislaufanregend, durchblutungsfördernd, venenkräftigend, infektvorbeugend und vegetativ stabilisierend. Es stärkt die Abwehrkräfte und hilft nicht nur bei chronisch kalten Füssen, sondern auch bei Kopfschmerzen, Krampfadern und Fussschweiss. ■ Trockenbürsten. Im Gegensatz zu den Wasseranwendungen wird beim Trockenbürsten ein mechanischer Reiz auf die Haut ausgeübt. Für die tägliche Massage eignen sich Massagehandschuhe, Körperbürsten und Sisalschwämme. Zur Abwechslung können auch Igelbälle oder Massageroller benutzt werden. Eine leichte Rötung ist erwünscht. Striemen oder Kratzer lassen dagegen auf eine zu grobe Behandlung oder auf eine falsche Bürste schliessen. Den ganzen Körper, auf der rechten Seite beginnend, von unten nach oben mit kreisenden Bewegungen abbürsten. Rosmarin (Rosmarinus officinalis). In der Naturheilkunde gilt Rosmarin als Allheilmittel. Eingenommen als Tinktur oder Tee fördert Rosmarin die Durchblutung. Äusserlich aufgetragenes Rosmarinöl wirkt nervenstärkend und durchblutungsfördernd. Rosmarintee: Für einen durchblutungsfördernden Rosmarintee übergiessen Sie 1 TL Blätter mit 1 Tasse kochendem Wasser. 5 Minuten ziehen lassen. 2-mal täglich 1 Tasse trinken. heizen den Körper von innen her auf und intensivieren die Durchblutung. Vorsicht: Beim Würzen nicht übertreiben! Zu viel Scharfes schadet der Gesundheit. So kann zum Beispiel der übermässige Genuss von Chili eine bestehende Couperose (erweiterte Äderchen) verschlimmern. Senf und Senfkörner wirken nicht nur immunstärkend, sondern bringen das Blut in Wallung und regen den Kreislauf an. Auch Ingwer und Zimt wirken wärmefördernd. Grundsätzlich sollten alle diese Gewürze mit den Mahlzeiten eingenommen werden. Zwar besteht auch die Möglichkeit, mit Senf und Ingwer wärmende Fussbäder zuzubereiten, doch die Dosierung ist heikel und kann unter Umständen zu Hautverbrennungen führen. Wärme erzeugende Heilpflanzen Pfefferminze (Mentha piperita, aquatica, arvensis usw.). Pfarrer Künzle empfiehlt in seinem Grossen Kräuterbuch, bei kalten Füssen frische Minzblätter in die Schuhe zu legen. Die moderne Wissenschaft bestätigt die krampflösende, entspannende Wirkung der Pfefferminze. Dies kann sich positiv auf den Wärmehaushalt auswirken. Nicht erschrecken, wenn sich die Pfefferminze beim ersten Versuch kühlend anfühlt. Der wärmende Effekt stellt sich in einer zweiten Phase ein. Bärlauch (Allium ursinum). Bärlauch wirkt auf die Blutgefässe ähnlich wie Knoblauch, aber etwas schwächer. Japanischer Tempelbaum (Ginkgo biloba). Der Ginkgo ist eine der bedeutendsten Heilpflanzen für periphere Durchblutungsstörungen. Seine Blätter wirken gefässerweiternd und durchblutungsfördernd. Im Handel ist Ginkgo als Urtinktur, als Extrakt und als Fertigpräparat erhältlich. Letzteres wird als Kur während 2 bis 3 Monaten eingenommen. 50 Natürlich | 9-2003 Küchenkräuter, Gewürze. Die meisten einheimischen Küchenkräuter und Gewürze verfeinern nicht nur das Aroma von Speisen, sie wirken auch durchblutungsfördernd. Insbesondere exotische Gewürze stimulieren die Durchblutung besonders stark: Tabasco, rote Pfeffersorten, Chili und Paprika regen den Blutfluss und den Stoffwechsel an. Praktisch alle rot gefärbten Schoten Knoblauch (Allium sativum). Das stark riechende ätherische Öl des Knoblauchs und weitere Bestandteile haben einen guten Einfluss auf die Zusammensetzung des Blutes und die Funktionen der Blutgefässe. Die allgemein tonisierende Wirkung auf die Durchblutung erreicht man am besten, wenn man während mindestens 3 Monaten täglich eine kleine Knoblauchzehe einnimmt. Beachten Sie die Knoblauchausdünstung! Effiziente Hilfe gegen kalte Füsse: Bewegung! Naturheilkunde GESUNDHEIT Wirkung: Trockenbürsten fördert die Durchblutung, reguliert den Blutdruck und regt den Hautstoffwechsel an. Da das Trockenbürsten sehr anregend wirkt, nicht vor dem Schlafengehen anwenden. ■ Sport treiben. Bewegung stärkt das Herz und den Blutkreislauf und wirkt somit auch kalten Füssen und Händen entgegen. Je nach Konstitution empfehlen sich Schwimmen, Radfahren, Wandern, zügiges Gehen oder Gymnastik. ■ Mit Händen und Füssen turnen. Gymnastische Fuss- und Handübungen können beinahe unbegrenzt ausgeführt werden, zum Beispiel beim Zeitungslesen und Fernsehen, beim Warten auf den Bus, in der Schule oder im Büro. Die Hand- und Fussgelenke müssen miteinbezogen werden, am besten durch Kreisbewegungen. Die einfachste Fingerübung ist das «Klavierspielen»: Dabei werden die Finger abwechslungsweise während 2 bis 5 Minuten einzeln bewegt. Etwas schwieriger ist es, die Zehen einzeln zu bewegen: Die Zehen spreizen, strecken und beugen, bei längerem Stehen auf den Zehenballen wippen. Eine wirkungsvolle Übung für zu Hause besteht darin, jeweils einen Finger in die Zehenzwischenräume zu legen und in den Zwischenräumen zu bewegen. Das fördert die Durchblutung von Füssen und Fingern. das Blutvolumen und erhöht den Blutdruck in den Gefässen. ■ Entspannung üben. Ist Stress die Ursache kalter Hände und Füsse, kann eine Entspannungsmethode helfen, zum Beispiel Autogenes Training, Yoga, Meditation oder Atemtherapie. ■ Urin für Mutige. Der Gedanke, Urin an die eigene Haut zu lassen, schockiert viele Menschen. Tatsächlich ist die Urintherapie aber eine alte naturheilkundliche Umstimmungstherapie. Harnstoff hat einen positiven Einfluss auf den Hautstoffwechsel. Mutige lassen ihren Urin in ein Glas ab, baden Hände und Füsse darin und lassen diese an der Luft trocknen. ■ ■ Hände und Füsse massieren. Massage fördert die Durchblutung und damit den Transport von Wärme. Viele Menschen finden es besonders angenehm, vom Partner oder der Partnerin massiert zu werden. Der Druck sollte eher zu sanft als zu stark sein, die Schmerzgrenze sollte nie überschritten werden. Ein durchblutungsförderndes Öl (z. B. Rosmarin) verstärkt die Wirkung. ■ Mehr Wasser trinken. Wer aufgrund eines niederen Blutdrucks unter Kältegefühlen leidet, sollte viel Wasser trinken. Die Flüssigkeitszufuhr vergrössert Zur Autorin Heidi Schönenberger, 46, ist kantonal approbierte Heilpraktikerin. Sie praktiziert in einer eigenen Praxis in Trogen (AR) und unterrichtet an der NVS-Schule (NaturärzteVereinigung der Schweiz). Buchtipps – Tschebeli, Erika, und Krammer, Hans: «Mit Kneipp vorbeugen, lindern, heilen», Kneipp-Verlag 2001. 96 Seiten, zahlreiche Illustrationen, ISBN 3-901794-45-X. – Schleinkofer, German: «Guss-Fibel für Schule und Praxis», Kneipp Verlag 2003, 48 S., reich illustriert, ISBN 3-902191-38-4. Anzeigen Kurszentrum infoRAma 9248 Bichwil Auszug aus unserem Kursprogramm: ★ Pendelkurse ★ Was sind Tachyonen? ★ Wasseradern, Erdstrahlen, Elektrosmog ★ Die Mysterien des Lebens ★ Tachyonen und Pferde ★ Feuerlaufen ★ Kommunikation: Sag’s durch die Blume ★ Jeden letzten Donnerstag im Monat: Vortrag (Eintritt frei) Verlangen Sie noch heute unsere Broschüre: 16271-09 14608-09 14291-09 Natürlich | 9-2003 51