Stützverband - Engelhardt Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Transcrição

Stützverband - Engelhardt Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie
PDF 01947
Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie
Stützverband
drucken
PDF
Synonyme
Kompressionsverband; Stützstrumpf; Tape-Verband
Englischer Begriff
Supporting brace
Definition
Verbände aus Geweben unterschiedlicher Elastizität und Festigkeit, die Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln
stabilisieren, ohne sie vollständig zu immobilisieren.
Indikation
Funktionelle Behandlung von stabilen Frakturen oder Fissuren (z. B. Fibulaschaftfrakturen), Distorsionen,
Kontusionen oder Muskelfaserrissen. Rehabilitationsphase nach konservativer Frakturbehandlung (Gips) oder
nach Osteosynthese. Entzündliche Erkrankungen oder Überlastungsreaktionen des Bewegungsapparats wie
Paratendinitis oder Insertionstendopathien. Thrombophlebitis, florides Ulcus cruris, postthrombotisches
Syndrom.
Kontraindikation
Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (peripherer arterieller Verschlussdruck < 70 mm Hg),
Sensibilitätsstörungen (Druckstellen werden nicht bemerkt), instabile Frakturen.
Durchführung
Der Stützverband entfaltet erst in Verbindung mit aktiver Bewegung seine volle Wirksamkeit; daher ist die
Mobilisierung der Patienten die wichtigste Voraussetzung. Je nach Indikation wird die Funktion nur gering oder
weitgehend eingeschränkt. Der Vorteil einer auch nur teilweise erhaltenen Funktion besteht darin,
Immobilitätsschäden zu vermeiden und die Heilung direkt zu fördern. Als Material stehen elastische Binden,
elastische und feste Pflasterbinden sowie Zinkleimbinden zur Verfügung. In der Regel werden die Gelenke in
Funktionsstellung stabilisiert. Der Patient sollte das Gelenk aktiv in der vorgesehenen Stellung halten. Eine
Polsterung ist nur an knöchernen Vorsprüngen mit geringer Weichteildeckung erforderlich. Pflasterbinden
werden direkt auf die Haut aufgelegt. Der Andruck sollte von distal nach proximal nachlassen. Strangulierende
Schnürfurchen sind zu vermeiden. Unelastische Streifen dürfen niemals fortlaufend zirkulär gewickelt werden
(Gefahr der Strangulation). Nach einer Tour müssen die Streifen durchtrennt und neu angesetzt werden
(Zinkleimverband, unelastische Pflasterbinden). Die Wechselintervalle sind abhängig von der Belastbarkeit der
Haut (Schweißneigung, Hautatrophien) und vom korrekten Sitz des Verbands. Beispiel für einen Verband mit
elastischer Binde: Schanz-Krawatte (Wechsel von Wattetouren und elastischer Binde; vom Kinn bis zur Schulter
reichend zur Stabilisierung der Halswirbelsäule). Durch die Kombination von festen und elastischen
Pflasterbinden lassen sich funktionelle Verbände einfach und individuell herstellen mit vielseitiger Funktion:
gezielter Schutz gefährdeter Strukturen, Kompression und Verbesserung der Propriozeption bei erhaltener
Beweglichkeit. Die festen Binden werden als Zügelstreifen verwendet und verlaufen parallel zu der zu
schützenden Struktur. Sie verhindern Extrembewegungen und neutralisieren unerwünschte Krafteinwirkungen.
Fixiert werden die Zügel mit zirkulären Touren elastischer Pflasterbinden. Häufige Anwendungen:
Handgelenkverband, Knieverband, Sprunggelenkverband.
Steht die Abschwellung im Vordergrund, sind Zinkleimverbände am besten geeignet. Sie ergeben in angelegtem
Zustand halbstarre Verbände mit einem hohen Arbeitsdruck (Widerstand gegen aktive Muskulatur) und einem
geringen Ruhedruck (keine Beeinträchtigung der Mikrozirkulation der Haut). Damit wirken sie rasch entstauend
und sind deshalb vor allem in der akuten Phase zur raschen Ödemausschwemmung indiziert. Es stehen aber
auch Kurzzugbinden zur Verfügung, die nach gleichem Prinzip wirken.
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to038460.html[12.10.2010 08:06:15]
PDF 01947
Nachbehandlung
Kontrolle auf Druckstellen, Schnürfurchen, Passform, Hautläsionen.
Autor
Rolf Haaker, Michael Kamp
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to038460.html[12.10.2010 08:06:15]