Bestattungskultur-H245
Transcrição
Bestattungskultur-H245
Was Bestatter Jörg Rumberg von den Briten lernte Herbeder wird bald der erste „Einbalsamierer“ im EN-Kreis „Die Bestattungskultur in England ist ganz anders, die Menschen da nehmen sich mehr Zeit für den Abschied“, weiß Bestattermeister Jörg Rumberg. Kürzlich ist er von einem mehrwöchigen Praktikum aus London zurückgekehrt, im November fährt er wieder hin. Die beiden Auslandspraktika gehören zu seiner Ausbildung zum Thanatopraktiker - hierzulande besser bekannt als Einbalsamierer. „Wenn ich fertig bin, dann bin ich der erste Thanatopraktiker im EN-Kreis“, sagt Rumberg. Das dürfte im Februar/ März nächsten Jahres der Fall sein. Bundesweit, nennt Jörg Rumberg (kl. Foto) Zahlen, gebe es derzeit 67 Einbalsamierer - unter immerhin gut 6000 Bestattern. In England hat die Thanatopraxie - wie auch in Amerika oder Frankreich - lange Tradition. 70 Prozent der Verstorbenen dort würden einbalsamiert, so Rumberg, in Deutschland seien es nur etwa drei Prozent: „Aber das wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich zunehmen.“ Dianas Bestatter über Verstorbene die Schulter geschaut auf der Insel würden erst zwei bis vier Wochen nach dem Tod bestattet - dank Einbalsamierung kann man so länger von den aufgebahrten Toten Abschied nehmen. In Deutschland liege die Grenze Blumenschmuck hat einen hohen Stellenwert bei Bestattungen in England. Mit den Gestecken werden die Dächer der Wagen bestückt, die die Trauergesellschaft zur Beisetzung bringt. Fotos: Rumberg bei acht Tagen. Sie verlängere sich bei Einbalsamierung, wenn Ordnungsund Gesundheitsamt zustimmten. In England hat Jörg Rumberg „dem größten Bestatter Londons“ über die Schulter geschaut: „Der hat auch Queen Mum und Diana bestattet.“ Zu dessen Fahrzeugpark gehört ein Bestattungswagen von 1942 (Foto unten) - von allen „Man geht da mit der Seiten einsehTrauer offener um“ bar und nicht, wie in Deutschland, mit abgedunkelten Scheiben oder ganz geschlossen. Ein Bild, das für fast alle Bestattungswagen in Großbritannien gilt. „Man geht da mit der Trauer offener um.“ Seine Zusatzqualifikation macht der Bestatter beim VDT (Verband Dienstleistender Thanatologen). Neben den Auslandspraktika gehören dazu fünf Ausbildungsmodule, wie die Seminare heißen, in Deutschland. Anatomie steht dabei ebenso auf dem Lehrplan wie genaue Kenntnis über Infektionskrankheiten. Letztere durch Einbalsamierung „haltbar“ zu machen, wäre natürlich gefährlich. Die ganze Ausbildung kostet vor allem Zeit. Zeit, die er privat nicht nur der Familie, sondern auch beruflich seiner Frau Beate fehlt, die die Verantwortung im Betrieb dann allein schultern muss. Deshalb wollte die gelernte Floristin in diesem Jahr auch ihre schon traditionelle Adventsausstellung ausfallen lassen. Zum Glück geht ihr neuerdings eine Floristin in Teilzeit zur Hand, so kann die Ausstellung am 23. und 24. November stattfinden. Davor gibt es aber noch eine andere „Baustelle“ im wahrsten Sinn des Wortes. Die Rumbergs bauen mal wieder um: „Das sind wir schon gewohnt“, scherzt Beate Rumberg. Letztes Jahr haben sie ihre Trauerräume erweitert - jetzt werden ein weiterer Versorgungs- und Kühlraum in dem vorhandenen Gebäude entstehen. 15