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2 Montag,
14. Mai 2012
MEINUNG
LEITARTIKEL
KARIKATUR
Wiederauferstehung von Rot-Grün
ie „rote Hannelore“ Kraft hat gestern in
Nordrhein-Westfalen eine zuletzt nicht
mehr ganz sichere Wiederauferstehung
von Rot-Grün erreicht. Die sozialdemokratische
Landesmutter kann für fünf Jahre auf eine sichere Mehrheit mit den Grünen bauen. Auf der anderen Seite wurde die CDU mit ihrem irrlichternden Spitzenmann Norbert Röttgen in einen tiefen Abgrund gestoßen. Auch die Liberalen
schafften mit ihrem Spitzenmann Christian
Lindner ein Comeback. Die Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland mischt auch die Karten für Berlin neu.
Parallelen tun sich auf. So wie der Verlust der
Macht für die SPD in Düsseldorf 2005 seinerzeit
den Abgang von Gerhard Schröder beschleunigte, so muss Kanzlerin Angela Merkel nun noch
mehr um die Macht bangen, wenn 2013 im
Bund gewählt wird. Sie bekommt es nun nicht
D
Griechischer Fackelläufer.
Karikatur: Tomicek
KOMMENTAR
Grünen-Parteitag in Güstrow
Wahl in NRW mischt
auch in Berlin die
Karten der Politik neu.
Von Reinhard Zweigler
nur mit einem wiedererstarkten rot-grünen, linken Lager zu tun, sondern möglicherweise auch
mit einer aussichtsreichen SPD-Kanzlerkandidatin. Die Nah-bei-denLeuten-Hannelore könnte so ganz nebenbei die Lähmung der drei
SPD-Kandidaten-Machos Gabriel, Steinmeier
und Steinbrück auflösen. Kraft ist Fußballfan
wie Merkel auch. Sie ist sympathisch, genießt
Vertrauen, wie die Kanzlerin. Mit modernem
Angriffsfußball hat Dortmund die Bayern vom
Feld gefegt. Hannelore scheint über die Stärke
zu verfügen, es Jürgen Klopp gleichzutun. Sollte sich die SPD wirklich zu Hannelore Kraft als
Kanzlerkandidatin
durchringen
können,
scheint auch in Berlin vieles möglich. Noch ziert
sich Kraft, noch hält das Willy-Brandt-Haus dagegen. Das muss aber nicht so bleiben.
So dramatisch der Absturz von „Muttis Klügstem“ Röttgen mit der CDU war, so grandios hat
der FDP-Hoffnungsträger Christian Lindner die
Liberalen aus der Versenkung zurückgeholt.
Der „Jung-Liberale“ verfügt über das Charisma, den Intellekt und die Überzeugungskraft,
um seine Partei aus dem Tal der Tränen zu führen. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu
sein, bis die FDP das Intermezzo von Philipp Rösler an der Spitze beendet. Nahezu erwartet war
das Scheitern der Linken sowie der Durchmarsch der Piraten. Seiten 1 und 3
ANSICHTSSACHE
Zerreißprobe
Von Jörg Köpke
ie Grünen kommen in
die Jahre. Wird auf Parteitagen mehr Verständnis für „die Jugend“ angemahnt, nicken viele bejahend in ergraute Bärte hinein. Eines bleibt in der AntiAtom-Partei aber ewig jung:
die Fehde zwischen pragmatischen „Realos“ und weltfremden „Fundis“.
Im ländlich geprägten
Mecklenburg-Vorpommern
führten die eher im urbanen
Milieu heimischen Grünen
über 20 Jahre lang ein Schattendasein. Erst im Fahrwasser des Atom-GAUs von Fukushima gelang der Partei im
letzten Herbst erstmals der
D
Sprung in den Landtag. Damit beginnt das Dilemma: Der
in Kommunalpolitik gestählte
„Realo“-Flügel um Landtagsfraktionschef Jürgen Suhr hat
inhaltlich kaum noch etwas
zu tun mit der „Fundi“-Parteibasis, aus der sich die Parteispitze rekrutiert.
Der Leitantrag zur Abschaffung des Verfassungsschutzes trug in Güstrow klar die
„Fundi“-Handschrift. Mit Mühe gelang es, die Mine zu entschärfen. Die Grünen müssen
aufpassen, dass ihr eindrucksvoller Einstand im Landtag
nicht aus eigenen Reihen sabotiert wird. Sonst droht die
Zerreißprobe. Seite 5
Yachthäfen in MV wachsen
Lust am Maritimen
Von Kerstin Schröder
eutschland ist keine
klassische Seefahrernation. Doch das Interesse am Meer ändert sich
spürbar. Die maritime Wirtschaft ist im Aufwind und entwickelt sich zum wichtigen
Arbeitgeber in MV – auch wegen der im Frühjahr 2011 von
der Bundesregierung beschlossenen Energiewende.
Die Lust am Maritimen
wird in den nächsten Jahren
sicher noch steigen: Der
Kreuzfahrttourismus boomt,
in den Yachthäfen machen
immer mehr Wassersportler
fest. Sie müssen sich die Ostsee teilen – denn dort tummeln sich noch viele andere
D
Nutzer: Schiffsverkehr, Offshore-Parks, Fischerei und
Naturschutz. Bisher haben
sich diese Sparten vorwiegend getrennt voneinander
entwickelt und eigene Strategien erarbeitet. Nun wird es
Zeit, sich in ein Boot zu setzen, um gemeinsam Synergien zu finden und zu nutzen.
Anstatt das Meer nur als
Rohstoffbasis oder Arbeitsmittel zu sehen, ist es besser,
alle Belange zu berücksichtigen und abzuwägen. Nur so
kann die Ressource Wasser
bestmöglich genutzt und –
was noch wichtiger ist – so
lange wie möglich erhalten
werden. Seite 1
ONLINE
e Meistgeklickt am Wochen-
ende: Sandstürme behindern
Verkehr | Maffay rockt Rügen |
Polizei ermittelt nach nächtli-
chem Brand in Rostocker Hostel
| Tausende Motorradfahrer beim
Bikergottesdienst | Schweriner
Hotel nach Brand evakuiert
Verfallen, überwuchert, aber nicht vergessen: Blick auf deutsche Gräber auf dem Pokrow-Friedhof von Riga.
Lettlands verlassene deutsche Friedhöfe
Noch immer sind die alten deutschen Friedhöfe in Lettland keine Höfe des Friedens. Viele
sind verfallen, verwüstet, geschändet – auch
weil die Geschichte in diesem Teil Europas ihre Pirouetten wilder als sonstwo gedreht hat.
Die ersten Deutschen kamen mit Schwert
und Bibel, um neue Siedlungsgebiete zu erobern und baltische Urvölker wie Letgallen,
Kuren oder Selonen zu missionieren. Während der Schwertbrüderorden auf den östlichen Schlachtfeldern des Mittelalters aufgerieben wurde, harrten die in seinem Tross mitziehenden Kaufleute und Bauern für mehr als
700 Jahre im heutigen Lettland aus. Sie grün-
deten Handelsstädte wie Riga (1201), wo der
eindrucksvolle Dom oder das imposante
Schwarzhäupterhaus von einstiger Macht der
Deutschbalten künden. Bis vor dem Ersten
Weltkrieg siedelten etwa 120 000 von ihnen
auf lettischem Boden. Erst der Hitler-Stalin-Pakt, der die Region zur Einflusssphäre
des russischen Diktators erklärte und die Deutschen zur Umsiedlung „heim ins Reich“
zwang, setzte einen Schlussstrich unter die
deutsch-baltische Tradition. Zurück blieben
die Gräber der Vorfahren. Die Gottesäcker
verfielen, Grabkreuze verrosteten, Familiengrüfte verrotteten. Doch noch immer gibt es in
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Foto: privat
Lettland 23 000 Ruhestätten von Deutschstämmigen, von denen aber nur fünf Prozent durch
Verwandte gepflegt werden.
Nun will der lettische Unternehmer Olavs
Igals Rogge mit seiner Stiftung diesen Missstand beheben und die verlassenen deutschen Friedhöfe und Gräber pflegen lassen
(www.fonrogge.lv). Und vielleicht gelingt ihm
sogar, was der italienische Dichter Lorenzo
Stecchetti einst so poetisch umschrieb: „Wenn
die Blätter fallen, wirst du zum Kirchhof kommen, mein Kreuz zu suchen. In einer kleinen
Ecke wirst du es finden. Und dort werden viele Blumen wachsen.“
jebu
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die NRW-Landtagswahl:
Hanni und Nanni können
weiterregieren
Hilfe für Theater Schwerin:
Beigeschmack bleibt
Wer NRW unterschätzt,
kann wie die Bayern enden
„Leipziger Volkszeitung“: Röttgens
grottenschlechter Landtagswahlkampf ist nicht steigerungsfähig.
Hier hat sich einer bis auf weiteres
von der Bühne der wichtigen Entscheider verabschiedet. Nun werden in Merkels Union ganz sicher
die Messer gewetzt und CSU-Boss
Seehofer wird seinen politischen
Hungerstreik „gegen die da in Berlin“ ausweiten. Die bürgerliche
Rumpel-Koalition – nicht nur Norbert Röttgen – wird zur Belastung
des Standortes Deutschland. Hanni und Nanni in Düsseldorf dürfen
ihren Ponyhof in der Staatskanzlei
weiter führen.
Zu „Zwei Millionen: Regierung rettet
Staatstheater Schwerin“ (OZ, 9. 5.):
Der Unmut des Theaters Vorpommern ist verständlich, wenn das
Schweriner Theater Sonderzulagen
bekommt. Vielleicht sollte sich jedes
Theater in MV einen Minister in den
Aufsichtsrat setzen, wie Frau Schwesig in Schwerin. Die stets lächelnde,
fürs Gute im Land zuständige Ministerin konnte wieder erreichen, dass
einige gleicher sind als andere, die
sich mit persönlichen Einschränkungen für die Existenz ihres Theaters
einsetzen. Entschieden haben das
zwar andere,aber ein Beigeschmack
bleibt. Christian Kruse, Greifswald
Merkel muss
angst und bange werden
Nun sind Zwangsarbeiter
also an der Reihe
„Heilbronner Stimme“: NRW gilt
vielen als kleine Bundestagswahl.
Wenn dem so ist, muss Angela
Merkel angst und bange werden.
Zu „Schuften hinter schwedischen Gardinen“ (OZ, 12./13.5.): Nun sind die
Zwangsarbeiter in DDR-Gefängnissen an der Reihe. Ich sage nicht,
„Nürnberger Zeitung“: Wer Nordrhein-Westfalen unterschätzt, dem
kann es ergehen wie Bayern München gegen Dortmund oder Norbert Röttgen an den Urnen. Röttgen hat nicht nur die Wahl an
Rhein und Ruhr verloren, er muss
den Landesvorsitz abgeben und
wird als zahnloser und geschwächter Umweltminister nach Berlin zurückkehren.
Kraft gibt SPD Rückenwind
für das Superwahljahr 2013
„Main-Post“ (Würzburg): Hannelore
Kraft hat gezeigt, dass auch im
bunter gewordenen Parteiensystem zweifarbige Mehrheiten noch
möglich sind. Damit gibt sie der eigenen Partei enormen Rückenwind fürs Superwahljahr 2013.
dass in diesem „Unrechtsstaat“ alles
zum Besten lief und die gesamte
DDR-Bevölkerung glücklich war. Ihre wiederkehrende Verunglimpfung
des Lebens in der DDR brüskiert unsere jahrzehntelange Arbeit für diesen Staat. Hans Socher, Rostock
Wie kann Ex-Bautzen-Vize
heute eine JVA leiten?
Zum selben Thema: Dunkle Kapitel
gibt es in der Geschichte des Unrechtsstaates DDR genug, da sind
Hoheneck, Bautzen, Schwedt u. a.
nur systemimmanent. Womit ist es
zu rechtfertigen, dass der ehemalige
„Vizechef“ von Bautzen I in der Bundesrepublik als Leiter einer JVA fungiert? Michael Heyn, Rostock
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