Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.rtf

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Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt,
Und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
Ziehn die Fischer mit ihren Booten aufs Meer hinaus,
Und sie legen in weitem Bogen die Netze aus.
Nur die Sterne sie zeigen ihnen am Firmament
Ihrem Weg mit den Bildern, die jeder Fischer kennt.
Und von Boot zu Boot das alte Lied erklingt,
Hör von fern wie es singt:
Bella, bella, bella Marie,
Bleib mir treu, ich komm zurück morgen Früh,
Bella, bella, bella Marie,
Vergiss mich nie.
Wie der Lichterschein draußen auf dem Meer
Ruhelos und klein, was kann das sein
Was irrt so spät nachts umher?
Weißt Du was da fährt?
Was die Flut durchquert?
Ungezählte Fischer, deren Lied von fern man hört:
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt,
Und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
Ziehn die Fischer mit ihren Booten aufs Meer hinaus,
Und sie legen in weitem Bogen die Netze aus.
Nur die Sterne sie zeigen ihnen am Firmament
Ihrem Weg mit den Bildern, die jeder Fischer kennt.
Und von Boot zu Boot das alte Lied erklingt,
Hör von fern wie es singt:
Bella, bella, bella Marie,
Bleib mir treu, ich komm zurück morgen Früh,
Bella, bella, bella Marie,
Vergiss mich nie.
Sommerpredigt zu „Wenn bei Capri die rote Sonne Capri Fischer C 10
Wie kaum ein Lied haben die Caprifischer die Italien- und Mittelmeersehnsucht der
Nachkriegszeit zum Ausdruck gebracht.
Ein ganzes Genre dieser Lieder ist entstanden bis hin zu Caterina Valente und Silvio
Francesco: Zwei kleine Italiener oder „Komm ein bisschen mit nach Italien“.
Das Berühmteste bleibt aber das Lied der Caprifischer, Rudi Schuricke interpretierte
es 1949. Das Lied hatte Gerhard Winkler schon 1943 geschrieben, aber es durfte nicht
gespielt werden, weil die US amerikanischen Truppen bereits 1943 auf Capri gelandet
waren.
Der geniale Text stammt aus der Feder von Ralph Maria Siegel, dem Vater von Ralph
Siegel, der bis in unsere Tage die Schlagerszene als Komponist, Texter und Produzent
beeinflusst.
Gerhard Winkler musste übrigens er noch zehn Jahre warten, bis er zum ersten Mal
überhaupt mal für zwei Tage nach Capri reisen konnte.
Sein Produzent sagte einmal auf die Anfrage nach einer Italienreise: Du schreibst
bessere italiensche Lieder, wenn du hier in Berlin bleibst.
Er wurde deshalb auch der Karl May der Schlagertexter genannt, weil er, wie dieser,
erst später in das Land seiner Fantasie fuhr.
Aber darin liegt das Geheimnis dieses Evergreens:
Das Lied weckt im Zuhörer viele Fantasien und Traumbilder, gleichzeitig hat es die
richtige Mischung von Folklore, Romantik, Spannung und Sehnsucht.
Und schließlich jene geheimnisvolle „Bella Marie“, die jeder kennt und doch völlig
unbekannt bleibt.
Dieses Lied: eine Kitschpostkarte in Noten. Eine ganze Traumschiffepisode in 3, 5
Minuten. Echtes Kopfkino.
In der Reihe der Sommerpredigten zu „Himmel, Sonne Mond und Sterne“, darf diese
Hymne nicht fehlen, denn hier verkörpern die Gestirne wirklich alle geheimnisvollen
Empfindungen des Menschen.
Die rote Sonne über dem Meeresspiel, die funkelnden Sterne, der bleiche Mond im
schwarzen Nachthimmel. Sonne und Mond, uralte Symbole von Mann und Frau, von
männlicher Schöpferkraft und weiblicher Fruchtbarkeit. Die Sternbilder als
geheimnisvoller Schlüssel zur Lösung aller Rätsel, als Wegweiser zu Glück und Liebe.
Und ein Männerbild, von dem nicht erst seit den vierziger Jahren träumt, aber
vielleicht damals nach soviel Gewalt und Tod eine besondere Sehnsucht hatte.
Männer, die kräftig, wagemutig aufs Meer hinausfahren, um ihre Familien zu ernähren.
Raue Kerle mit dem Herz voller Sehnsucht nach der Liebsten, bleib mir treu, ich komm
zurück morgen früh.
Und dann diese wunderbare Übertreibung: Der Chor der Fischer beim Netze auswerfen,
die hatten bei der harten Arbeit noch Luft zum Singen. Alles Belcanto. Alles Tenöre.
Die ersten Fischer-Chöre der Welt.
Ich sehe Gotthilf Fischer förmlich vor mir, am Bug stehen, schwäbisch lächelnd Einsatz
gebend. Erschreckend!!
Man muss davon ausgehen, dass es mehrere Mädchen mit dem Namen Marie gegeben
hat, sonst würden ja alle Fischer dieselbe „Bella Marie“, besingen. Was die ganze
Szene absurd erscheinen ließ.
Es sei denn, und hier kratze ich jetzt homiletisch ganz scharf die Kurve, es sei denn,
dass sich hinter der Bella Marie in capresisch katholischen Männergehirnen junger
Fischer die Muttergottes verbirgt. Geliebte und Mutter zugleich. Wir dürfen sagen,
Gott sei Dank, diese Seite, die zarte, weibliche, gemütvollere auch in unserer
Spiritualität, darf einen Platz haben, neben allzu viel männlich geprägten Gottesbildern.
Übrigens, jene zarten Saiten, die in einer Männerseele meistens erklingen, wenn er
verliebt ist: Dann ist er aufmerksam, sensibel, wortgewandt, zärtlich, voller Träume,
bereit zu allem. Eben, der Mann von seiner besten Seite.
Seine Kumpels kommentieren: Er benimmt sich wie ein Volltrottel.
Aber wichtig fest zu halten: Gott hat uns so erschaffen, und wenn die Phase auch
schnell vorbei ist, wir erinnern uns auf alle Fälle immer gern daran.
Und Partnerinnen ebenso. Und sie bucht schnell noch eine Woche Mallorca, in der
stillen Hoffnung, dass auch dort die Sonne glutvoll untergehen möge. Derweil sucht sie
schon mal seine XXL Feinripp Unterhemden zusammen.
Warum ich Ihnen das alles erzähle: Weil Jesus mit den Caprifischern von
Karphanaum die Kirche gegründet hat.
Man kann sich doch fragen, warum Jesus nicht bei seinen Zimmermannskollegen
gefragt hat, sondern bei den Fischern am See Genezareth.
Ich stelle mir vor, dass Jesus, damals Ende zwanzig die jüngeren Männer begeistern
konnte.
Sie waren noch jung genug, um sich auf ein Abenteuer einzulassen,
hungrig genug, um mehr vom Leben zu wollen, als nur Fischereibetrieb.
Und ihre Herzen waren noch unverbraucht, um sich Gott und das Leben und Liebe
größer und weiter und mutiger vorzustellen, als mancher, der schon einige
Enttäuschungen erlebt hatte.
Er sucht bei den Fischern, weil sie harte Arbeit gewohnt sind, bereit, ihr Leben auf´s
Spiel setzen, weil sie auch schon mit leeren Netzen nach Hause gekommen sind. Sie
sind es gewohnt, ihr Leben in die Hand Gottes zu geben. Wie die andere von Jesus
geschätzte Berufsgruppe, die Hirten, auch sie müssen besonders bei Nacht Acht geben
und ihr Leben einsetzen.
Auch sie haben über ihre besondere Verbindung oder auch Abhängigkeit zur
Schöpfung und Naturgewalt, einen sehr unmittelbaren Zugang zum Gedanken der
Gnade Gottes und seinem Erbarmen.
Jesus packt diese jungen Menschen bei ihrer Sehnsucht und, ohne ihnen etwas zu
verbieten, zeigt er ihnen einen Lebensweg und Lebensstil, der Menschen mehr erfüllten
kann und sie in die Tiefe führt. Sie erleben bei ihm eine versöhnte Beziehung zu Gott,
zu ihren Mitmenschen und zu sich selbst. Irgendwann fasst es Petrus zusammen,
übrigens einer der Leidenschaftlichsten unter ihnen. Wohin sollten wir gehen, du Herr,
hast Worte voll Leben, ewigen Lebens. Verliebt in Gott.
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…
Liebe Schwestern und Brüder, Gott hat die Romantik, die Lust und unbändige
Lebensfreude in unser Herz gelegt, damit wir ihn nicht vergessen.
Den Gott des Lebens.
Immer dann, wenn unser Herz brennt, immer dann, wenn Menschen in Lust und
Zärtlichkeit miteinander abheben, wird zwar vielleicht eine körperliche Lust gestillt, die
Lust, der Hunger nach Gott, nach ewiger Erfüllung aber wach gehalten. Gott sei Dank,
kann man da nur sagen.

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