Digitales Leuchtpult für die Programme der Creative Suite

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Digitales Leuchtpult für die Programme der Creative Suite
Fokus
Publisher 2 · 2008
Adobe Bridge CS3
Digitales Leuchtpult für die
Programme der Creative Suite
Ein mit Verwaltungsfunktionen versehenes Anzeigetool ist für das Arbeiten mit umfangreichen Bildbeständen unabkömmlich. Die Adobe Bridge kann mittlerweile mehr als nur
anzeigen und verwalten. Ein Überblick über die aktuellen Funktionen.
n GÜNTER SCHULER Der Begriff «digi-
tales Leuchtpult» bringt die wichtigste
Funktion eines Bilddatenbrowsers auf
den Punkt. Von der Definition her dient
eine solche Anwendung vor allem
dazu, Bildbestände übersichtlich und
nach visuellen Kriterien anzuzeigen. Da
jedoch die Ansprüche an diesen Applikationstyp mit der Fortentwicklung
der Digitalfotografie gewachsen sind,
«wuchs» auch der Bilddatenbrowser
der Creative Suite von Version zu Version. Aktueller Stand der Dinge: Adobe
Bridge CS3, noch vor zwei PhotoshopVersionen nichts weiter als eine etwas
überdimensionierte Programmpalette,
präsentiert sich in Sachen Bedienfreundlichkeit, Konfigurierbarkeit und
Verwaltungsfunktionen mittlerweile
als ausgereifte, eigenständige Anwendung mit einem ganz speziellen Profil.
Welche Funktionsbereiche es in Bridge
gibt und welche für welche Aufgaben geeignet sind, zeigt der folgende
Überblick.
Anzeige: jede Menge
Konfiguration
Ebenso wie in anderen CS-Programmen
lässt sich auch in Bridge die Oberfläche auf vielfältige Weise konfigurieren. Aufgerufen und erzeugt werden
können sowohl unterschiedliche
Darstellungsgrössen als auch Reiter­
anordnungen. Die werkseingestellte
Standardanordnung mit eher kleinen
Bildminiaturen und zwei Reitergruppen
rechts und links ist lediglich eine von
vielen Möglichkeiten. Die wohl wichtigste Reguliereinheit von Bridge ist der
Miniaturgrössenregler in der Fussleiste
des Bridge-Fensters auf der rechten
Seite. Über ihn können Sie die Darstellungsgrösse der Thumbnails im zentralen Fenster «Inhalt» nach Belieben
einstellen. Da die beiden Reitergruppen rechts und links den Bereich für
die Miniaturen zwangsläufig einengen,
können Sie diese temporär ein- und
ausblenden – über den DoppeldreieckButton links aussen in der Fussleiste.
Vergrössern und verkleinern lässt sich
darüber hinaus auch das Bridge-Fenster selbst. Klicken Sie in der Kopfleiste
oben rechts auf den Button «In Kompaktmodus wechseln», verkleinert sich
das Interface auf die Grösse eines grös­
seren Photoshop-Bedienfeldes. Klicken
Sie nochmals darauf, verschwindet das
Fenster bis auf die Kopfleiste. Ein weiteres Klicken wechselt wiederum in den
Vollmodus. Praktisch sind die beiden
Darstellungsmodi «Kompakt» und
«Superkompakt» nicht nur aus Platzersparnisgründen. Da sich Bridge auch
als Bild-Zulieferertool für das Platzieren
Die Standardansicht, die werkseingestellt über den Button 1 zu erreichen ist,
bringt viel unter.
von Bildern in InDesign nutzen lässt,
bleibt das Bridge-Fenster im Kompaktmodus stetig präsent – auch wenn Sie
aktuell in InDesign, also einem anderen Programm, arbeiten.
Über diese allgemeinen Darstellungsmodi hinaus ermöglicht Bridge das
Aufrufen unterschiedlicher Interfaceanordnungen. In der Terminologie der
Creative Suite 3 werden anwenderkonfigurierbare Arbeitslayouts mittlerweile
stringent als Arbeitsbereich bezeichnet. Sechs Arbeitsbereiche stellt Ihnen
Bridge werkseingestellt bereits zur
Verfügung. Aktiviert werden können
Sie über die drei Buttons 1, 2 und 3
in der Fensterfussleiste rechts aussen.
Der Clou: Zum einen ist jeder dieser
Buttons mit einem anderen Arbeitslayout belegbar. Durch Aufklappen
eines der drei Buttons erscheint die
Liste mit den aktuell zur Verfügung
stehenden Arbeitsbereichen: Standard,
Leuchttisch, Dateinavigation, Meta­
daten-Fokus, Horizontaler Filmstreifen
und Vertikaler Filmstreifen. Für das
schnelle Aufrufen hat Bridge für jeden
dieser Arbeitsbereiche einen griffigen
F-­Tasten-Shortcut in petto.
Ebenso anlegen können Sie auch
eigene Arbeitsbereiche. Die Reiter
in den beiden aussen angeordneten
Docks – sechs an der Zahl mit Namen
Reiteranordnungen und Miniaturgrös­
sen können problemlos als eigener
Arbeitsbereich abgespeichert werden.
Eigene Arbeitsbereiche werden in den
Aufklappfeldern hinter 1, 2 und 3 aufge­
listet; auch die Vergabe eines Shortcuts
ist möglich.
Favoriten, Ordner, Vorschau, Metadaten, Stichwörter und Filter – lassen
sich innerhalb der Docks frei anordnen, ein- und ausziehen, ineinander
verschachteln oder – über Deaktivierung des entsprechenden Reiters im
Menü Fenster – gänzlich ausblenden.
Über den Befehl Arbeitsbereich speichern in der Aufklappliste hinter 1, 2
oder 3 oder über den Befehl Fenster
> Arbeitsbereich > Arbeitsbereich spei-
Beispiel eigener Arbeitsbereich. Unterschied zur Standardeinstellung: grössere
­Miniaturen, andere Reiteranordnung und Reiter nur noch auf einer Dockseite.
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Indizierung mit Stichwörtern: Im ersten Schritt werden die benötigten Stichwörter
angelegt, im zweiten durch Anklicken der entsprechenden Box zugewiesen.
Der Reiter mit den Metadaten liefert
eine Fülle an umfassenden Informatio­
nen – bei Bildern im Raw-Format auch
Exif-Daten mit den konkreten ShootingEinstellungen. Welche Metadaten im
Reiter angezeigt werden, lässt sich unter
Einstellungen > Metadaten genauer
festlegen.
chern können Sie eigene Anordnungen
dauerhaft sichern und ihnen zusätzlich
noch freie Tastenkombinationen zuweisen. Nicht schlecht zu wissen ist, dass
sich selbst angelegte Arbeitsbereiche
in einem Punkt anders verhalten als
die werkseitig mitgelieferten. Während
sich die werkseitig mitgelieferten nämlich stets an der aktuellen Grösse des
Bridge-Fensters orientieren (welches
sich wie Dokumentfenster über den
Anfasser unten rechts in der Grösse
verändern lässt), übernehmen selbst
angelegte Arbeitsbereiche auch die
Fenstergrösse. Über den Punkt Bridge
> Einstellungen > Allgemein lässt sich
schliesslich auch das Grau der Anzeigefarbe den eigenen Bedürfnissen entsprechend einstellen. Darüber hinaus
enthalten die Voreinstellungen weitere
nützliche Festlegungsmöglichkeiten –
etwa über den Umfang der Informationen im Reiter Metadaten oder das
Programm, welches beim Öffnen eines
bestimmten Dateityps standardmässig
zum Zuge kommen soll.
Metadaten, Stichwörter, Filter:
jede Menge Information
Die Funktionen der einzelnen Reiter
in den beiden Docks sind zum grossen
Teil selbsterklärend. Über Ordner steuern Sie Ordner auf Ihrer Festplatte oder
auf anderen Medien an; Favoriten
ermöglicht zusätzlich das Anlegen von
Alias für die leichtere Ansteuerung oft
frequentierter oder aktuell genutzter
Bildverzeichnisse. Vorschau liefert eine
vergrösserte Ansicht aktuell markierter Bilder; zusätzlich beinhaltet dieser
Reiter eine Lupefunktion, mit deren
Hilfe sich Bilddetails betrachten lassen.
Informationszentrale von Bridge ist der
Reiter Metadaten. Nach Typen sortiert,
listet er sämtliche Metadaten auf,
welche in einem Bild eingebettet sind.
Stichwörter hingegen ermöglicht es
Ihnen, Bildverzeichnisse mit eigenen
Indizierungsbegriffen zu verschlagworten. Im ersten Schritt werden dabei
über den Befehl Neues Stichwort im
Reitermenü (ansteuerbar über das
kleine Dreieck rechts im Reiterkopf)
die benötigten Begriffe angelegt. Im
zweiten Rutsch können diese dann
zugewiesen werden – durch Markieren
der für einen bestimmten Begriff vorgesehenen Bilder und anschliessendes
Anklicken der Box links neben dem
jeweiligen Stichwort.
Das Verschlagworten von Bildbeständen war zwar schon vor der aktuellen
Version Bridge CS3 möglich. Was allerdings noch fehlte, war ein effektives
Tool für die Anzeige von Teilauswahlen
eines ausgewählten Bildbestandes.
Der neue Reiter Filter erfüllt genau
diese Aufgabe; er ermöglicht es, die
Bildanzeige aktuell ausgewählter
Bildverzeichnisse anhand bestimmter
Kriterien zu filtern. Neben den Kriterien «Ausrichtung» (hoch oder quer),
Neuer Reiter Filter: Über die einzelnen
Filterpunkte lässt sich die Anzeige eines
Bildordners auf die Bilder beschränken,
auf die die jeweiligen Kriterien zutreffen.
Der unter Ausrichtung liegende Listen­
punkt Hochformat etwa sorgt dafür,
dass nur hochformatige Bilder angezeigt
werden.
Erstellungs- und Änderungsdatum,
ISO-Wert und Sternchenwertung offeriert Filter auch das Aktivieren eingebetteter Stichwörter. Die Prozedur:
Klicken Sie eine Rubrik an, wird das
entsprechende Kriterium aktiviert und
die Anzeige des aktuell ausgewählten
Bildbestands entsprechend gefiltert.
Zusätzliche Kriterien für das Sortieren
von Bildbeständen finden Sie im Menü
Ansicht > Sortieren. Beschriftung, das
Menü direkt daneben, enthält zwei
ganz praktische Befehlsgruppen, um
Bilder mit Sternchen von eins bis fünf
zu bewerten oder mit einer Etikettenfarbe zu versehen. Damit das Bewerten
und Etikettieren flott von der Hand
geht, listet das Menü gleich auch ein
Dutzend griffiger Shortcuts auf.
Werkzeuge: jede Menge
Stapelverarbeitungsroutinen
Über die einzelnen Punkte im Menü Beschriften können Bilder mit Sternchenwertungen und Etikettenfarben markiert werden.
Ein paar grundlegende Arbeitsroutinen für das Bearbeiten von Bildern
präsentiert Bridge zwar direkt in der
Fensterkopfleiste. In etwas erweiterter
Form sind sie zusätzlich im Menü Bearbeiten untergebracht. Was die Kapazitäten von Bridge angeht, sind Drehen,
Löschen und Neuen Ordner anlegen
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Schnittstelle zu den restlichen Creative-Suite-Programmen: das Menü Werkzeuge. Für
Photoshop liefert es vor allem einen schnellen Zugang zu den Automatisierungsbe­
fehlen.
jedoch fast Fingerübungen. Das Menü
Werkzeuge offeriert, getrennt nach den
einzelnen Programmen der Creative
Suite, zusätzliche Routinen für die Stapelabarbeitung von Bildbeständen. Für
Illustrator und InDesign fällt das Angebot derzeit noch etwas mager aus. In
der Befehlsgruppe unter Werkzeuge >
Photoshop stehen dafür jedoch sämtliche Automatisierungsbefehle des Bildbearbeitungsklassikers zur Verfügung.
Enthalten ist darin auch Stapelverarbeitung – das Photoshop-Feature, mit
dem sich Photoshop-Aktionen vollautomatisch auf komplette Bildordner
anwenden lassen.
Tunen lässt sich das Werkzeugemenü
auch mit Scripts von Drittanbietern.
Unter Photoshop-Cracks sehr beliebt
ist die Script-Sammlung Dr. Brown‘s
Services. Ihr Plus: weitere Automatikbefehle für das Konvertieren von
Dateiformaten, für die Erzeugung
von Schwarz-Weiss-Bildern sowie weitere Specials. Darüber hinaus enthält
Werkzeuge einen wichtigen Befehl für
die Batch-Umbenennung markierter
Dateien. Ideal ist die Stapelumbenennung zum einen für Fotografen,
die ihre Bilder mit verständlicheren
Dateibenennungen versehen möch-
ten. Zudem ist diese Funktion auch für
Layouter und Produktioner nützlich:
Hier ermöglicht die Stapelumbenennung das Anbringen übersichtlicherer,
projektgeeigneter Dateikennungen in
einem Zug.
Layout: mehr als nur Bilder
Von Bildbearbeitern wird Bridge zwar
vorwiegend als Verwaltungstool für
digitale Bilddaten wahrgenommen.
Bridge CS3 kann jedoch weitaus mehr
anzeigen als lediglich Bilder. Zwar
bleibt die Thumbnail-Grösse bei EPSDaten weiterhin limitiert. Dafür zeigt
Bridge jedoch auch InDesign-Layouts,
InDesign-Snippets sowie PDF-Dateien
an. Die vorteilhaftesten Arbeitsbereiche für die aufgeführten Dateitypen
dürften die beiden Modi Horizontaler
Filmstreifen und Vertikaler Filmstreifen
sein. Wählen Sie per Shortcut oder
Fussleisten-Button einen dieser beiden
Arbeitsbereiche an, erscheint die übliche Bildanzeige im Hauptfenster als
Streifen unten beziehungsweise an
der Seite. Der Hauptbereich hingegen
ist reserviert für eine Grossversion des
aktuell markierten Bildes. Um nicht
nur Bilder, sondern auch mehrseitige
PDF-Dokumente anzuzeigen, präsen-
Der Befehl Stapelumbenennung ermöglicht stringente Dateibenennungen. Neben
fortlaufenden Nummerierungen lassen sich zusätzliche Kennelemente in die Datei­
namen einbetten.
tieren die beiden Arbeitslayouts bei
markierten PDF-Dateien eine kleine
Button-Leiste, mit der Sie mehrseitige PDF-Dokumente durchblättern
können.
Was mehrseitige InDesign-Layouts
anbelangt, müssen sich Bridge-User
gegenwärtig noch mit der Ansicht der
ersten Seite – oder der ersten Doppelseite – begnügen. Möglich, dass
sich dies in einer der kommenden Versionen ändern wird. Dafür profiliert
sich Bridge als Arbeitserleichterer beim
Platzieren von Bildern in InDesign.
Wesentliche Neuigkeiten: Anders nämlich als in den Vorversionen können
Sie in InDesign CS3 nicht nur ein Bild
auf einmal platzieren, sondern beliebig
viele. Ob Sie diese Bilder über den
konventionellen Platzieren-Dialog platzieren oder durch einfaches Markieren
der Bilder in Bridge und Herüberziehen
in das InDesign-Layout, bleibt Ihnen
überlassen. Für Drag&Drop aus Bridge
sprechen zwei Gründe: der visuelle
Überblick sowie die einfachere Weise.
Haben Sie mehrere Bilder markiert
und in Ihr InDesign-Layout gezogen,
erscheint in der Folge ein Platzierungscursor und Sie können die «geladenen»
Bilder Klick für Klick oder, mit gehaltener Umschalt- und Befehlstaste,
auf einen Rutsch platzieren. Mit den
Pfeil-nach-rechts- und Pfeil-nach-linksTasten können Sie zusätzlich auch
innerhalb der geladenen Bildauswahl
navigieren.
Fazit
Die wirklich interessanten Workflowpraktiken ergeben sich meist erst mit
der entsprechenden Erfahrung – dann,
wenn man bereits eine Weile mit Bridge
gearbeitet hat. So ermöglicht das Programm beispielsweise, nicht nur ein
Interface-Fenster geöffnet zu halten,
sondern mehrere. Praktisch ist diese
Option dann, wenn man Bildbestände
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auf der Festplatte umorganisieren
möchte. Eine weitere Zusatzfunktion
ist der Online-Dienst Adobe Stock
Photos – ein von Adobe aufgestelltes
Online-Bildportal, über das sich die
Bildangebote kommerzieller StockPhotography-Anbieter durchsuchen
lassen – inklusive der Möglichkeit, ausgewählte Bilder direkt zu lizensieren.
Auch für die Anzeigequalität gibt es
mittlerweile Optionseinstellungen. So
haben Sie die Wahl, Bildminiaturen
lediglich in normaler Qualität anzeigen
zu lassen oder in den Voreinstellungen unter Miniaturen eine qualitativ
bessere Bildvorschau einzustellen.
Letzteres kostet zwar entsprechende
Berechnungszeit. Da Bridge jedoch
jedes Verzeichnis nur einmal einliest
und sich die Informationen anschlies­
send «merkt», wirkt sich diese Option
lediglich peripher – konkret: einmal
pro Ordner – auf die Arbeitsgeschwindigkeit aus.
Allgemein hingewiesen werden soll
an dieser Stelle schliesslich noch auf
zwei Punkte: zum einen auf die Workflowmöglichkeiten, die sich durch die
enge Anbindung an das Rohdatenimportmodul Camera Raw ergeben,
zum anderen auf die Möglichkeit, die
Farbmanagement-Einstellungen für
alle Programme der Creative Suite einheitlich zu definieren. Mit den umfangreichen Farbeinstellungsmöglichkeiten
von Photoshop, InDesign und Illustrator können die Einstellungen unter
Bearbeiten > Creative-Suite-Farbeinstellungen zwar noch nicht mithalten.
Nichtsdestoweniger ermöglichen sie
allerdings das Einrichten einheitlicher
Vorgaben für alle Programme der Creative Suite. Fazit: Wie in jeder ausgereiften Anwendung führen auch in Bridge
mittlerweile viele Wege zum Ziel. Wie
weit die Brücke der Creative Suite in
Zukunft noch gebaut wird, bleibt eine
spannende Frage.
n
Anzeige PDF-Dokument im Layoutmodus «Horizontaler Filmstreifen»: Über die But­
tons unter der Dokumentvorschau können Sie sich durch die Dokumentseiten klicken.
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