Evelyn LORD, The Knights Templar in Britain, Harlow u. a. 2002
Transcrição
Evelyn LORD, The Knights Templar in Britain, Harlow u. a. 2002
Evelyn LORD, The Knights Templar in Britain, Harlow u. a. 2002, Longman, XVI u. 267 S., Abb., Karten, ISBN 0-582-47287-3, GBP 33,95. - Die Autorin legt ein profund recherchiertes Basiswerk über die Geschichte und die sozialökonomischen Aspekte des Templerordens auf den britischen Inseln vor. Neben einer ausgiebigen Interpretation des Quellenmaterials setzt sie sich auch mit führenden Forschungsmeinungen der Sekundärliteratur auseinander. Die Darstellung gliedert sich in drei große Teile: nach einem einführenden Kapitel in die Gründungsgeschichte der Templer und die Situation im Heiligen Land wird in Kapiteln 2-7 die Geschichte des Ordens in England, Irland und Schottland verfolgt. Gegliedert nach den Verwaltungseinheiten des Königreiches werden die einzelnen Ordenshäuser vorgestellt, ihr Besitzstand anhand zeitgenössischer Urkunden rekonstruiert und die alltäglichen Beziehungen ihrer Insassen mit ihrer Umwelt beleuchtet. Nicht nur die Ordensangehörigen selbst rücken hierbei in den Blickpunkt des Interesses, sondern gerade auch die von den Templern abhängigen Bauern und Landpächter, die mit ihrer Arbeit oder ihren Zahlungen die Grundlage für das effiziente Wirtschaftssystem des Ordens bildeten. Anhand der Namensentwicklung der Bewohner in den Templerbesitzungen untersucht die Autorin ihre soziale Mobilität und die Emanzipation der lokalen Bevölkerung. Das Bild der Templer, das dabei zu Tage tritt, ist wenig spektakulär und stellt als solches einen Gegensatz zu jenem der Literatur dar, welches in den letzten Kapiteln zur Sprache kommt. Kapitel 8 untersucht die Beziehungen des Ordens zu den englischen Königen und stellt besonders seine wichtige Rolle als Berater dar. Der Orden war durchaus als stabilisierendes Element innerhalb der Administration zu betrachten, was sich besonders in der Regierungszeit Johanns I. und seiner Nachfolger zeigt (S. 163). Die ebenfalls detailgetreu nachvollzogene Aktivität der Templer im Finanzwesen beweist, daß der Orden bis zu seinem Ende als vertrauenswürdig galt (S. 181). Der Prozeß gegen die Templer wird in Kapitel 10 nur überblickshaft behandelt. Eine nähere Auseinandersetzung mit der Genese der Vorwürfe oder den Aus sagen erfolgt nicht, doch ist dies auch nicht Ziel des Buches. Kapitel 11 beschließt die Darstellung in einer nüchternen Auseinandersetzung mit den postumen modernen Spekulationen über den Orden. - Ihrer Zielsetzung, eine komparative Studie der Templer in England als Ritter, Mönche, Bauern, Finanziers und königliche Berater zu verfassen, wird die Autorin in vollem Umfang gerecht. Besonders positiv sind die zahlreichen, die Lektüre unter stützenden und zu weiteren Forschungen anregenden Beigaben zu werten: ein Glossar, eine vergleichende Zeittafel zu den Ereignissen im Heiligen Land, detaillierte Karten der einzelnen Ordensbesitzungen, Photos und Ausgrabungs pläne noch erhaltener Architekturen einschließlich Routenhinweise, verglei chende Tabellen der Entwicklung der Namensformen. Die Quellenangaben sind detailliert und übersichtlich. Anke Napp Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Bd. 59,1 (2003)