Kinderfernsehen im Umbruch? In den Kinderzimmern tut sich was.

Transcrição

Kinderfernsehen im Umbruch? In den Kinderzimmern tut sich was.
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
TELEVIZION 10/1997/2
13
BenBachmair
Kinderfernsehen
In den Kinderzimmern
Die zunehmende Fragmentierung
(Spartenkanäle) des Fernsehens
mindert seinenEinfluß auf die Kinder. In den Kinderzimmern machen
sich andere Medien breit, mit deren
Hilfe Kinder ihre Lebenswelt deuten.
im Umbruch?
tut sich was
orts für Kinderauf demBildschirmer- sehnutzerals Indikatorenfür die weischeint. Was verändertsich mit wel- tere Entwicklung des Fernsehensund
cherDynamik? Im Sommer1997tra- der Massenkommunikationan. Zufen sich zu diesemProblemkreisan gleich ändertsich mit der Medienentder UniversitätKasselMedienwissen- wicklung der kulturelle Bezugsrahschaftler/innenund Programmverant- menvon und für Kindheit.
wortliche zu einem Gedankenaus- Wie kommt man argumentativan die
tauschüber die aktuelle Situationd~s Veränderungsdynamikheran? HansE
s ist offensichtlich, daß das Kinderfernsehens.2Es ging darum Dieter Erlinger hat im Rahmendes
Kinderfernsehenin Bewegung auszuloten,wie sich Programmange- Sonderforschungsbereichs Bildgeraten ist: Die Kinderkanäle bot, Rezeptionund IntegrationderAn- schirmmediendie GeschichtedesKinvon ARD/ZDF und Nickelodeon,dazu gebote in den Alltag der Kinder ver- derfernsehens
dokumentiertund dabei
»im Hintergrund« noch einmal zwei ändernund in welche generelleEnt- vorrangig das Programmangebotsydigitale Kinderkanälebei DF1, signa- wicklung Kinderfernseheneingebun- sternatischuntersuchtund geordnet.3
lisieren grundlegendeVeränderungen. denist.
Weil die Dynamik von Markt und
Wie ist all daseinzuschätzen?
Kinder- Dazu folgendes Argument: Die be- Kultur in die Mensch-Medienbezieangebote,sozusagen
rund um die Uhr, kannte Form des Fernsehensist im hung eingegriffenhat4,entwickeltsich
warenja von vielen gewünschtwor- Umbruch,was an der verändertenOr- auch Fernsehenvon seinen Nutzern
den!, nicht zuletzt, um die Kinder ganisation (Vollprogramme,Sparten- her.Wie weit ist also,ganzkonkretgeauch zu den von ihnen favorisierten programme), an neuen Genres, der fragt, Fernsehenschonin individuelle
Sehzeitenangemessen
und zuverlässig Einbindung des Fernsehensin Multi- Medien- und Ereignisarrangements
zu bedienen.
media-Arrangementsund an neuen integriert?KinderzimmeroderMusikDa bleiben aber auch offene Fragen, Nutzungsmustern der Rezipienten szenen und ihre Stile5 öffnen den
die mehr auf langfristige Veränderun- (z.B. Zapping) abzulesenist. Vermut- Blick für diese Entwicklung und
gen verweisen.Wie ist z.B. die »Ver- lich ändertsichdie Dynamik derMas- zeigen, wie die neue Form der
spartung«einzuschätzen?Ist es nicht senkommunikationinsgesamt. Maß- Massenkommunikationfunktionieren
eherso,daßdie Kinderkanäleals Vor- geblich ist dafür sowohl die tech- wird.
reiter der Verspartungdie Fragmentie- nologischewie die kulturelle Entwickrung des vertrautenFernsehensvoran- lung. So entstehtausderÜberlagerung
1. Kinderzimmer treiben?Wird nicht derbelagerteKin- von Computer, Telefon und Bildein typisches Beispiel
d~rse~tore.ine Me~ge neuer Genres schirmmedie~Multimedia. Zug~eich
für subjektive Medien- und
mIt SIchbnngen, die zwar dem Seh- werden MedIen und Konsumobjekte
Ereignisarrangements
verhalten der Kinder entgegenkom- zu Quellen alltagsästhetischerSymmen-schnelle Comic- und Clip-Ver- bolik, die für den sozialen Zusam- Besuchtman den neunjährigenJonas
schnitte ohne nachvollziehbare Er- menhaltbzw. für die Abgrenzungso- in seinemZimmer, dann fallen zwei
zähldramaturgie,banale Serien,Talk- zialer Milieus zunehmendwichtiger Poster,die über seinemBett hängen,
shows ohne Diskretion, Nachspiel- werden.
sofort auf. Es sind einmal die Heroes
Peinlichkeiten-was nachdenklichen Am Kinderfernsehen
bzw. an denKin- des Jahres und ein Poster mit den
Erwachsenen jedoch eher Sorgen dem als Adressatendes Fernsehens »Power Rangers«.Natürlich gibt es
macht?SusanneMüller, die erfahrene läßt sich die Dynamik exemplarisch dazu noch eine Menge anderer SaLeiterin der Redaktion Kinder I des erkennen. Da sich Kinderfernsehen chen: Dinosaurier, eine Sammlung
ZDF und Koordinatorin des ZDF für aktuell mit Spartenkanälenverändert von Minispielzeug aus Überraden öffentlich-rechtlichen Kinderka- und sich gleichzeitig viel Aufmerk- schungseiernund kleine Spielfiguren
nal, ist ungeachtetdieserEntwicklung samkeit auf das Verhältnis von Kin- vonMcDonald's.Auf die Posterangeder Meinung, daß letztlich doch demund Fernsehenrichtet,bietensich sprochenbeginnter zu erzählen:
»nichts wirklich neu« sei, was aller- Kinderfernsehenund Kinder als Fern- Jonasverwendetdie beidenPoster,um~
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
14
TELEVIZION 10/1997/2
Interviewerin (I): Und was sind das aus.Ja. Und der ist halt neu dazuge- Jonas: Nee. Also die drei sind Sportda für Typenauf'm Poster?
kommen, weil die halt noch Hilfe ler und die drei auchund die nicht, die
Jonas: Da auf dem Poster das sind brauchten,da hat derja, ich weiß nicht dreh'n Filme, so Actionfilme.
Heroes96.
mehr wie der heißt, der Chef von de- I: Kennstdu da'n Film von denen,wo
I: Was ist das?
nenhatdannhalt dengeholtin dasRe- die da mitspielen?
Jonas: Also das sind, das sind, z.B. vier und hat den dann halt einen An- Jonas: Ähm, nee.Also ich hab schon
hier alles Helden und die zwei finde zug gegebenund Waffen.
mal 'n bißchen einen gesehen.Von
ich am dööfsten,das sind Undertaker. I: Hast du das im Fernsehengesehen? Arnold Schwarzenegger,aber den
I: Und was ist das?
Jonas: Ja,dasseheich oft im Fernse- durfte ich nur kurz mitsehen. Und
Jonas: Ach, die kämpfenso miteinan- hen.Also das kommtjetzt nicht mehr. sonsthabeich nur den hier, denkenne
der. Also die schmeißensich auf den Aber früher habe ich das oft im Fern- ich auchneu, aberden SylvesterStalBoden,bis einer k.o. ist. Dann sprin- sehengesehen.
lone denkennich schonlänger.
gendie da auf den Bauchund so.
I: Erzählmal nochmehrdavon.
I: Und was kennstdu, wo der SylveI: Aha. Und dasfindstedoof.
Jonas: Äh, äh, was kann man denn, sterStallonemitgespielthat?
Jonas: Ja. Das mag ich nicht so gern. also dann sind halt noch so zwei Jonas: Ähm, ich kennnur einen »TerUnd von demhier hab ich schonmal- Doofe,die stellensich immerauf doof minator«-Film und ich hab von dem
von Hulk Hogan hab ich schon mal und dannwar'n se einmalbei denBö- auch noch ähm, ich weiß nicht ähm,
'nen Film gesehen.Der war auch 'nen sen,dannharnse für die gekämpftund wannderGeburtstaghat, hab ich auch
bißchen brutal, aber nur 'n bißchen. dannsind se aberwieder,dannsind se noch so'n Poster,wo der drauf ist hab
Den hab ich auch bei der Oma wieder doof gewordenund dann sind ich auch noch und ja, und dann hab
geguckt.Ja. Und dann find ich alle se wieder gegangen.Ja. Und mehr ich noch so'n kleines Bild von ihm.
gut.
weiß ich eigentlichnicht davon.Öhm. Also auchnoch von anderen.Von den
I: Bei der Oma guckst du mehr fern I: Das gefällt dir abergut.
»PowerRangers«auchnoch.Und von
als zuhause,nicht?
Jonas: Ja. Ich guck noch andereSe- so'nemCatcherauchnochund...
Jonas: Naja.
rien, also so »CaptainPlanet«und... I: Also der SylvesterStallone,der geI: Und wer ist das da? »Power Ran- I: Und welcheSerie gefallt dir am be- fällt dir schongut?
gers«?
sten?
Jonas: Ja. Von demhab ich auchnoch
Jonas: Ja. Da wollt ich eigentlich in Jonas: Öh. Ähm. Mal überlegen. 'n Bild. Und von den Fußballernauch
den Kinofilm gehn,aberdannhat,das »Power Rangers«find ich eigentlich noch.Ja.
war ausverkauftund dannhab ich von am besten.Ja. Weil die anderndas I: Und warum gefällt dir der Sylvester
meinen Eltern 'nen Poster gekriegt. sind halt immer nur so Serienmit ge- Stallone?
Und das hab ich in der »Limit« (Zeit- malt, also sind alle nur gemalt.Das ist Jonas: Ja, weil also das kann man
schrift für 8- bis 12jährige, Ehapa halt in echt. Das sind echte Sachen, nichtrichtig beschreiben,weil ähmeiVeri., Anm. d. Red.) gekauft. Das ist echteFiguren.
gentlich dreht der gute Filme. Also
auch'nen PowerRanger.
I: Mit richtigenSchauspielern?
bessereals ähmArnold SchwarzenegI: Und was machendie?
Jonas: Ja. Öh,ja mehr kann ich über ger, weil der macht immer so, da ist
Jonas: Ach, die kämpfen halt für's die »Power Rangers«nicht erzählen, gleich einer tot am Anfang und bei
Gute,kämpfenhalt gegenso Monster. eigentlich,weil ich nicht mehrdadrü- dem da dauertshalt noch 'n bißchen.
I: Aha.
berweiß.
Ich hab auchmal ich hab von meinen
Jonas: Und das sind so einäugige I: Magstdu auchBoxen,weil da oben Eltern mal mitgekriegt, daß der 'n
Maulwürfe und so.
ein Boxposterhängt?
Film gedrehthat, da ähm,da ist überI: Die seh'n aber komisch aus. Wo Jonas: Hm. Ja. Hmhm. Ich finde den haupt keiner gestorben.Das war so'n
wohnendie denn?
bloß ein bißchen gut, aber ich mag ruhigerFilm.
Jonas: Ach die wohnen irgendwo noch,denHenryMaskemag ich mehr. I: Aber gesehenhast du noch keinen
oben,also auf 'n Riesenberg.Aber da Ich hab noch 'n anderesPoster von Film von dem, oder hast du einengesind nur, da sind se nur mit den Mas- demhier, aberdas liegt da unten.
sehen?
ken überzogen.Also das ist nur der I: Und auf diesemHeldenbild?Das Jonas: Hmhm (verneinend).Sind alle
Anzug. Normal seh'n se viel besser sind abernicht alles nur Sportler,'ne? erst ab 12 oderso.Ja.
Interview und Recherchenwurdenvon Anke Piotrowski und Britta Albrecht durchgeführt
Filme und Serienzu ordnenund zu be- Hilfe des Postersalso nicht nur seine
werten. Verblüffend ist dazu seine primären Filmerlebnisse, sondern
Aussage am Ende diesesGesprächs- auch,und zwar im gleichenthematiabschnitteszu Stallone/Schwarzeneg- schenKontext (starke,wilde Männer),
ger,die für ihn zum gleichenMänner- die Sekundärerlebnisse
vom Hörensatyp verschmelzenund derenFilme er gen.Nur auf Nachfragemachter einen
gar nicht gesehenhat. Er ordnet mit UnterschiedzwischenPrimär-und Se-
kundärerlebnissen
(»Sind alle erst ab
12 oder so.«). Die beiden Posterliefern ihm die Metaebene,um sich mit
den für ihn vermutlich thematischrelevanten Medien zu beschäftigen.Er
kann über diese Medien reden,nachdem er sie bewertendgeordnethat. Er
TElEVIZION
~
~ ~-
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
10/1997/2
l5
beginnt mit einer Genrezuordnung, Die beiden Poster aufzuhängen, ist si~
Heroes und »Power Rangers«. Das cherlich auch aus der GenreperspekPoster der Heroes listet Figuren aus tive möglich. Persönliche Themen
dem Sportbereich. Daß die Wrestling(Kampf, Männer ...) plus GenreangeStars Undertaker und Hulk Hogan im bote lassen es sehr wohl geraten erSport problematisch sind, fonnuliert
scheinen, diese beiden Poster an die
er gleich einleitend (».. .und die zwei Wand zu hängen.
finde ich am dööfsten, das sind Under- Was tut Jonas, indem er Poster auftaker.« ».. .Hulk Hogan ...Der war hängt und sich dazu »seine Gedanken
auch 'nen bißchen brutal, aber nur 'n macht«? Es ist sicherlich qualitativ etbißchen.«) Zu dem brutalen Hulk Ho- was anderes als Medienrezeption. Jogan, der weit mehr dem Genre Sport nas arrangiert in seinem Zimmer Mezugehört als die ausgefallene Figur dien wie die Poster und noch vieles
des Undertaker, hat er sich auch einen andere, fügt als reflexive Leistung
gewährenden und doch sicheren Re- seine Medienerlebnissen hinzu und
zeptionsort gesucht, die Oma.
mischt sich auf diese Weise eine Art
Neben den Heroes des Jahres hängt »eigenen Text«, den er im Interview
ein Poster der »Power Rangers«, die mit Hilfe seiner Zimmerausstattung
er offensichtlich favorisiert hat. Er er- erläutert. Im weiteren Verlauf des Inklärt zwar nicht die Beziehung zwi- terviews berichtet er z.B. von seinem
schen Heroes und deren Sportkontext SuperNintendo und den Spielen, die er
und den »Power Rangers«. (Vennutdazu hat. So erzählt er, daß er mit grölich ist es der Kampf, vielleicht auch ßeren Jungen wetteifert, wer die meidas Verwandlungsmotiv bei »Power sten Spiele hat. Er leiht sich von ihnen
Rangers« und Wrestling.) Er äußert aber auch Spiele aus. Dann setzt er
sich jedoch differenziert über die sich auf seine Bettcouch und holt ein
»Power Rangers«: Kino- und Fern- Kuscheltier nach dem anderen, die auf
sehversion, der Kampf von Gut und seinem Bett herumliegen. Er hat, wie
Böse als Teil des Plots, Handlungsort, er sagt, zwanzig Stück davon, die er,
Figuren und ihre Ausstattung. Trotz bis auf einen Löwen, alle mit ihren
seiner Detailkenntnisse (z. B. der von ihm verliehenen Namen benennt.
Phantasiebereich mit dem Riesenberg/ Zum Schluß zeigt er einen Tyrannodie zwei Doofen aus dem Teil des saurus Rex, den er mit seinem Vater zu
Jugendalltagslebens,die zur Verwand- basteln begonnen hat. Dazu besitzt er
lung gehörende »Nonnalebene« des einen Baukasten. Er hat aber auch ein
Jugendalltags bei den »Power Ran- Quartett mit Dinosauriern. Nur den
gers«)6 hält er sich sehr bedeckt, als Film durfte er noch nicht sehen. Zu
die Interviewerin mehr hören will. Er Jonas' textuellem Arrangement aus
stellt dann richtig, daß auf dem Po- der Fülle der Spiel-, Medien- und Freister der Heroes nicht nur Sportler, son- zeitangebote gehören natürlich auch
2. »Bedeutungskonstitution«
als wesentliche Dynamik der
Massenkommunikation
Jonas' Zimmer wird zum persönlichen
Text, der sich aus den Symbolquellen
unserer Gesellschaft speist und der zugleich auch als Medium der Kommunikation fungiert. Generalisiert man
diese Aussage, kommt man zu Pierre
Bourdieus Einsicht in die symbolischen Fonnen9, die in einer Gesellschaft die soziale Organisation von
Klassen oder Schichten, heute neue
soziale Fonnen der Integration und
Abgrenzung, ennöglichen und strukturieren. In der Logik der symbolischen Fonnen beginnt sich unsere GeseIlschaft zu verändern, zunehmend
mehr als mit den bislang vertrauten
Mechanismen politischer und großindustrieller Maßnahmen. Damit kommt
Kultur eine entscheidende Funktion
zu, jedoch nicht mehr in den Kategorien von Bildung oder Hochkultur,
sondern in denen der Alltagsästhetik.
Alltagsästhetik ist sozusagen der
Oberbegriff oder die Metaebene, die
die symbolischen Quellen unserer GeseIlschaft funktional zusamrnenfaßt.
Gerhard Schulze hat diese kulturelle
Dynamik in der »Erlebnisgesellschaft« systematisch begründet und
empirisch erläutert. 10Funktional heißt
hier: als Lebensweltbausteine subjektiver Medien-, Waren- und Ereignisarrangements, die beispielsweise die
Fonn eines Kinderzimmers annehmen
können.
Wenn sich die Mensch-Medienbezie-
dem einer Mischung prominenter seine Anziehsachen,mit denen er hung ändert, dann braucht es auch
Sportler und Actionschauspielern zu
sehenist.
Dieser kurze Gesprächsausschnitt
kommt nur zustande, weil er sich Poster aufgehängt hat, die ihm helfen,
primäre und sekundäre Medienerfahrung thematisch zu verdichten und dabei auch Genres auf ihre Struktur und
Verbindungen abzuklopfen. Aus den
als Merchandisingprodukte geplanten
Postern macht er für sich ein Primärmedium 7 mit einer für ihn wichtigen
möglicherweise zeigt, wie wichtig ihm
Sport oder aber auch sein Musikstil
(Michael Jackson oder Rap) ist.
Was der Medienmarkt Kindern wie
ihm anzubieten hat, arrangiert er sich
also »zu« seinem eigenen Zimmer.
Das Zimmer ist seine AneignungsfonD und seine Organisationsfonn, sowohl für Gegenstände wie für Erlebnisse.8 Er weist ihnen seinen Platz zu
und kann dann, wie mit einem Text,
die Elemente seines Medienarrange-
neue Erklärungsmodelle! Ein Konzept
wie das der Bedeutungskonstitutionll
(s. Kap. 3 S. 16) reagiert auf die neuartigen Integrations- und Fragmentierungsweisen unserer Gesellschaft.
»Multimedia« und »Individualisierung« sind dazu die Schlüsselbegriffe
der aktuellen öffentlichen Diskussion.
So zeichnet sich im Moment ab, daß
Fernsehen seine Funktion als Leitmedium verlieren wird. Der Blick zurück
in die Kulturgeschichte zeigt relativie-
Integrations- und Reflexionsfunktion.
Die beiden Poster, die nicht mehr Gemeinsarnkeit als die des Merchandising haben, verbindet er in seiner subjektiven, thematischen Perspektive.
ments erläuternd hervorholen. In bezug auf Fernseherlebnissesind die Sekundärmedien der Poster schon in der
textuelien Fonn, in der sie lexikalisch
abrufbar und bewertbar sind.
rend, daß dem Fernsehen das geschieht, was das Radio sowie diverse
Druckmedien auch schon überstanden
haben. Wie läuft nun diese Entwicklung? In republikanisch verfaßten In-
.16
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
TELEVIZION 10/1997/2
tiert er sich an den Vorgaben der Medien- und Konsumangebote.
Dies ist eine Form der Reflexivitätl4,
um sich (sozusagen postmodern) der
gesellschaftlichen Vorgaben, Widersprüche und Optionen zu vergewissern, was denn -in eigenen, individuellen Erlebnisperspektiven -eigentlich »Sache«ist.
3. Auf demWegzu einem
Modell der neuenMassenkommunikation
Mit den Stichworten Bedeutungskonstitution/Erlebnisorientierung/ Alltagsästhetik schreibt sich eine Theoriegeschichte der Massenkommunikation
Jonasin seinemZimmer
dustriegeseIlschaften haben sich die
»Dinge« durchgesetzt, die individuelle
Verfügbarkeit versprachen und auch
realisieren halfen. Dies ist ein grundlegender Teil der Individualisierung, bei
der die Menschen über die Erfahrung
von Konsum, also des individuellen
Verfügens und Verbrauchens, ihr individuelles Leben gestalten. Das ist
mehr, als den persönlichen Lebenslauf
zu gestalten. Was die Menschen heute
»bringen« müssen, ist die Konstruktion einer individuell zu verantwortenden Lebenswelt.12 Diese Lebensweltkonstruktion geschieht in einer egozentrischen Erlebnisperspektivel3, die
ganz im Trend der ökonomischen Veränderungen, symbolische Bausteine
verwendet. Eine Jeans beispielsweise
definiert ihren Gebrauchswert nicht
nur als Kleidungsstück, sondern
ebenso als Marke, die Sparsamkeit
oder Sinn für Qualität oder Nähe zu
einem Musikstil verkündet. In diesem
Sinn nutzt Jonas den Raum, den ihm
die Familie zur Verfügung stellt, um
seine Welt zu gestalten. Dabei haben
nicht nur seine aktuellen Lebensthemen eine wesentliche Gestaltungsfunktion, er richtet sich auch auf Familienmitglieder (Actionfilme bei der
Oma, Dinos mit dem Vater) und auf
seine Freunde (Kino, vermutlich die
»Power Rangers«, und die Heroes).
Daß Elemente der verschiedenen Medien keinesfalls nur eine Bereicherungsfunktion haben, liegt im Trend,
nämlich die Verfügbarkeit in einer
komplex widersprüchlichen Welt zu
weiter, die sich doch recht schwer tat,
unter die schlichte Oberfläche zu
schauen. Es ist ganz vergnüglich, in
den theoretischen Erinnerungen von
James Halloran zur Prix JeunesseForschung zu blättern.15 So beschäftigte
sich die erste Untersuchung von 1965
mit den »Gesetzmäßigkeitendes Fernseherlebens bei Kindern und Jugendlichen«.16Es ging also um Erkenntnisse
zur Fernsehrezeption von Kindern:
Was passiert denn auf seiten der Rezipienten mit den Stimuli des Fernsehens, wie reagieren verschiedene Zuschauer auf Sendungen, die für sie
produziert wurden? (S. 13) Dies entsprach der Frage der Produzenten:
»Wie kriegen wir die Botschaft rüber?« (S. 14) Erst danach richtete sich
die Forschungsfrage auch auf die Programmacher und nahm deren »Absichten und Annahmen« »unter die
Lupe« (S. 13). Es wurde damit die Intentionalität einer medial organisierten
Massenkommunikation ins Blickfeld
gerückt. Danach öffnete sich die Forschung der Stiftung Prix Jeunesse für
die komplexe Einbindung des Fernsehens in die Gesellschaft, indem nach
der »Rolle des Fernsehens in der Sozialisation von Vorschulkindern« gefragt wurde (1978).17 »Das Fernsehverhalten der Kinder wurde nicht isoliert betrachtet, sondern im Verhältnis
zu anderen Individuen, Gruppen und
Abläufen. Vor allem innerhalb der Familie wurde Fernsehen als »einer von
mehreren zusammenhängenden Einflüssen auf die Entwicklung des Kin.ZurZeiteinesehrelj'olgreiche
BoyGroupBand. des angesehen«(S. 14). Danach ging
erreichen. Medien liefern, sozusagen
als kommerzielle Steinbrüche, das
symbolische Baumaterial individueller Lebensweltkonstruktion. Die wesentliche und individuelle Gestaltungsleistung der Menschen ist hierbei
die Bedeutungskonstitution, und zwar
indem sie die verschiedensten medialen Angebote individuell sinnvoll arrangieren. In Jonas' Schulklasse sitzt
möglicherweise ein Wrestling-Fan,
der oder die Hulk Hogan »Spitze«
oder »süß« findet. Die Kelly-Fans, die
am liebsten auf dem irischen Hausboot in die Freiheit der heilen Familienidylle segelten, zeigen den Caughtin-the-Act*-Spezialistinnen ihre Abgrenzung, z.B. mit den entsprechenden Aufdrucken auf ihren T-Shirts.
Das Medien-, Waren- und Dienstleistungsangebot wird für diese Kinder
also zum verknüpfbaren symbolischen
Baustein.
An dieser Stelle empfiehlt es sich, formal zu argumentieren und den Begriff
des Mediums eingeschränkt zu verwenden. Medien im Integrationstrend
zu Multimedia haben die Funktion
von textartigen Bausteinen, die die
Menschen dann zu ihren textuellen
Arrangements verknüpfen. Jonas benutzt sein Zimmer also nicht nur als
traditionellen Raum in einer bürgerlichen Wohnung, er macht daraus einen
Text, mit dem er sich in soziale Beziehungen einklinkt; gleichzeitig orien-
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
TElEVIZION 10/1997/2
17
es erneutum die Produzentenseite
des tenMedien. Natürlich stelltensichdie mit uns und von uns veranlaßtgemedienvermitteltenKommunikations- Menschen der Industriegesellschaft schieht.Die Kinder machenes uns siprozesses:Welche Vorstellungenha- auch schon in den Zeiten vor dem cherlichrechtnaturwüchsigvor.
bendie Programmachervon ihrenZu- Fernsehen
ihre Lebensweltals eigenen
schauern,ihrer Aufgabe,ihrenZielen? Alltag und als eigeneInterpretationsDie Fragmentierung
Wie könnensie ihre Vorstellungenin welt vielfältig her.
.
den Rundfunkanstalten realisieren? Das Vordringenvon Medien in immer
wird das Fernsehen aus
(S. 14f.).
mehr Lebensbereicheund die Verseiner Leitmedienfunktion
Die konzeptionelle Entwicklung lief knüpfung von Medien per Werbung
werfen
also zuerst über eine Art Modell von mit Waren und Dienstleistungen
der »Beeinflussung«der Zuschauer machtjedochz.B. Fernsehbilderin all Die öffentliche Debatte benutzt mit
(S. 24). Es ging um die Messungder ihren Varianten, vom Film bis zu Blick auf die technologischeInnovaentsprechenden Zuschauervariablen MTV, zumallseitsverwendbaren
sym- tion Multimedia als Modell, was
mit dem Ziel, den »Prozeßder Beein- bolischen Baumaterial der Alltags- harmlosaussieht-jedoch nur auf den
flussung« medial auch entsprechend welt. Dieses symbolische Material erstenBlick. Der zweite Blick enthüllt
anzulegen.Erst vergleichsweisespät eignen sich die Menschenindividuell grundsätzlichNeues-eine Verändewurde klar, daß damit die »Beziehung an,und zwar
rung von einschneidenderRelevanz.
Fernsehenund Zuschaueraus demso- a) in der Perspektivedes eigenenLe- Unter anderemwird die Fragmentiezialen Kontext herausgenommen benslaufsund der subjektivenThe- rung dasFernsehen
aus seinerLeitmewurde« (S. 25). Nun, spätestensmit
men;
dienfunktionwerfen. Aber bis das soModellen des Fernsehensals einer b) bezogenauf die vorhandeneoder weit ist, gibt es etliche ZwischenForm des sozialenHandelns18
war der
gesuchtesozialeUmgebung;
schritte,und zwar im kulturellen BetheoretischeWeg auch zu einer Mas- c) wobei die aufeinanderbezogenen zugsrahmendes Fernsehensbei den
senkommunikationoffen,die sich,daMedien den Relevanzrahmen
abge- Sendernund des »Fernsehens«
bei den
mals wie heute,von der medialenOrben;
Zuschauern.
ganisationder Massenkommunikation d) in der Perspektivedessen,was im
zu lösenbeginnt. Damals beganndie
jeweiligen Text angelegtist.
4. Vom Widerspruch
Rezeption,die Massenkommunikation Diese (a) sinnvoll perspektivische,(b)
zwischen Fernsehen und
anzu~eiten.Heut~ werdendie Medien konkret soziale ~nd.(c) i.ntertextuel~e
Subjektivität zu stilistisch
zu emer von vIelen Symbolquellen. Bedeutungskonsututl0n1st nur em
integrierenden Skripts
Die bisher wegen ihrer Eindeutigkeit Funktionszusammenhang
im eigenen
als unabdinglichgeltendenChartsund Alltagsgeschehen,
der in der »reflexi- Die kulturell bedingte FragmentieEinschaltquotenhabenmittlerweile an ven Risikogesellschaft«19
letztlich be- rung,von derIndividualisierungbis zu
Bedeutungals Meßwerteder Massen- deutet,die eigene Lebensweltaufzu- Multimedia, geht mit neuen Formen
kommunikation verloren, da sich die bauenund zu erhalten.
der Integrationeinher.SolcheIntegra»Gravitationspole«der Massenkom- Mit den KategorienBedeutungskon- tionsmechanismenzeichnen sich in
munikation -Medien/Rezipienten -stitution und Alltagsästhetikläßt sich der Kinderkulturab.Die Frageist nun,
verschobenhaben.Die Rezeptionsda- eine »neue« Massenkommunikation welche neuen Integrationsmechanisten sollen den Pol »Rezeption«durch- einer auf Individualisierungbasieren- men sich schon erkennenlassenund
schaubarmachen,weil von diesemdie den Gesellschaftdenken.Anhand von wie sie die Entwicklung des KinderDynamikausgeht.Um deutlichzuma- Kinderzimmernmagdaswie einewis- fernsehensprägenwerden.
chen, worum es hier geht, ist ein Mo- senschaftlicheÜbertreibung simpler Spätestensseit Philippe Aries20 ist
delI der Bedeutungskonstitutionviel- Alltagsphänomeaussehen.Aber wie klar, daß »Kindheit«keine Konstante
leicht ganz hilfreich, das diesesneue bei »Alice in Wonderland«tut sich ist, sondernetwas,dasin der Dynamik
»Gravitationsfeld«erläutert.
hinter den sichtbarenPhänomeneine einer Gesellschaftund ihrer Kultur
Bedeutungskonstitutionverweist auf komplexe,neue,vielleicht auch -im
entsprechend
entsteht.Neil Postman21
die zentrale soziale Aktivität in einer Sinne von Huxley -eine schöneneue hat daraus seine theoretischen
von Medienund Konsumdominierten Welt auf. Hier führen die "Soziologen Schlüssegezogenund behauptet,eine
Kultur. So setzenindividualisierte so- die Debatte.Ulrich Becks oder Tony vom Fernsehendominierte Gesellziale und kulturelle Aktivitäten vor- Giddens' Beiträge, insbesondereder schaftschaffe sich auch ihr typisches
aus, daß die MenschenMedien und Gedankeder Reflexivität,sind da sehr Bild von der Kindheit. Seiner Meianderen Symbolquellen individuell ermutigend.In denWidersprüchenge- nung nach nimmt Fernsehenmit seiihre eigene Bedeutungenverleihen. sellschaftlicherStrukturen,der indivi- ner distanzlosenOffenheit oder GeDie Prozesseder sinnvollen Gestal- duell zu verantwortenden
Lebenswelt- schwätzigkeitden Kindern die für sie
tung der Alltagswelt durch die Rezi- konstruktionund forciertenFragmen- wichtige Schutzphaseder Behütung
pientenbasierenalso auf der individu- tierung gibt es auchneue Formender und setztsie schutzloseiner ErwachelIen Auswahlund Deutungallerbzw. emotionalen wie rationalen Durch- senenweltaus.
der jeweils verfügbarenoder gesuch- dringung dessen,was um uns herum, Die BeziehungzwischenKindern, ih-
--
FORSCHUNG IN DEUTSCHLAND
18
TELEVIZION 10/1997/2
rer Kultur und dem F-ernsehenist sicherlich komplexer und beruht auf anderen Mechanismen als denen verschwindender Barrieren. Der Bremer
Soziologe Heinz Hengst geht davon
aus, daß sowohl Kinder wie das Fernsehen in ihren Aktivitäten auf kulturelle Entwicklungslinien stoßen. So
gibt es in der Folge der Aufklärung ein
»bürgerliches Erziehungs- und Entwicklungsprojekt«, dem ein »Autonomieprojekt« entgegensteht, das sich
»gegen Ohnmacht und Abhängigkeit«
und auch gegen »die Zumutungen des
bürgerlichen
Erziehungsprojektes«
und gegen die »vom bürgerlichen
Kindheitsbild bestimmten Kindheitskonstruktionen« wendet. Das Bildungs- und Erziehungsprojekt ist zukunfts-, das Autonomieprojekt dagegen gegenwartsorientiert.22 Der Markt,
bzw. der Medienmarkt, kann sich mehr
dem einen oder dem anderen »Projekt« zuordnen, mehr der Erziehungsund Bildungsaufgabe oder mehr der
Unterstützung von Autonomie und
Eigenständigkeit von Kindheit. Wenn
Nickelodeon sein Namenslogo mit
»Gibt Kindern eine Stimme« verbindet, schlägt es sich klar auf die Seite
des Autonomieprojektes -ein
»Gedanke, der für die diversen Kinderstunden aus der Frühzeit des Fernsehens
undenkbar gewesen wäre«. 23 Auch
Mittel zur Definition des Konzepts
Kind«.25 Dazu gehört u.a., wie die
Sendungen in das Verhältnis von Mutter und Kind eingreifen. So war für die
BBC-Sendungen von 1956 klar, daß
die kleinen Kinder zuhause mit der
Mutter fernsehen. Kinderfernsehen
war 1956 in das Programm für Hausfrauen eingebettet. Kinder gehörten zu
einer Art weiblich-mütterlichem Zeitsegment der Familienorganisation. So
sendete die BBC 1956 und auch noch
1966 von 10.45 bis 11.00 Uhr vormittags» Watch with mother«. Danach
war Sendepause über mittags. Erwartungsgemäß gibt es solch einen Zeitplan wie 1956 nicht mehr. Analog ändem sich auch die Genres, die als kindergerecht angesehen und gesendet
werden.
Neben den grundlegenden Vorstellungen von der Subjektivität der Kinder
im »Erziehungs-« bzw. im »Autonomieprojekt«, die Kindheit strukturiert,
gibt es, so Heinz Hengst, einen gleichfalls strukturierenden Vermittlungszusammenhang. So greifen Medien- und
Konsumunternehmen Trends des Alltags auf und verknüpfen sie mit ihren
ökonomischen Vorhaben. Dazu verdichten und generalisieren sie Alltagsereignisse zu »Skripts«, die die Rezipienten zusammen mit Sendungen,
Merchandisingobjekten,
stilistisch
Werbung.26 So entstand das Skript
»Streetball» (das ist bzw. war Basketball ohne Verein und kodifizierte Regeln) in dichten Großstadträumen als
Spiel der schnellen Bewegung und des
immerwährenden Aushandelns. In
Deutschland griff beispielsweise Adidas das Skript auf und vermarktete es
zusammen mit regionalen Sportgeschäften und ARD-Hörfunksendern.
Zehntausende kamen zu »StreetballCompetitions«, mittlerweile gehört es
eher zu den Auslaufmodellen von
Sport-Skripts.
Die Skripts werden vermutlich nicht
nur über den Erfolg von Fernsehsendem bei Kindern entscheiden, sie
funktionieren auch als ein wichtiges
Integrationsmittel des Programmangebots. So dürfen sich die beiden Kinderkanäle »Nickelodeon« und »Der
Kinderkanal« von ARD und ZDF
kaum in ihrer Orientierung am »Autonomieprojekt« unterscheiden. Ob
»Pippi Langstrumpf« oder »Pete &
Pete«, sie schlagen sich immer auf die
Seite der Kinder. Vermutlich liefert
diese grundsätzliche Gemeinsamkeit
der beiden Kanäle auch die Motivation, ihre Logos kreativ veränderlich
zu gestalten. Die Logos sind nur auf
den ersten Blick sehr unterschiedlich;
mit der gemeinsamenOrientierung am
Subjektmodell des »Autonomiepro-
PostrnansArgumente basieren letztlich
auf diesem Erziehungsprojekt.
Das aktuell laufende britische Forschungsprojekt »Children's Media
Culture« von Buckingham, Kress und
Jones24 untersucht die Definitionsmacht des Fernsehens für die jeweilige Idee von Kindheit. Die Mittel, wie
»Fernsehen«bzw. Eltern, Journalisten
usw. dies tun, sind die uns vertrauten
Kategorien wie Sendezeit, Sehdauer
usw., die jedoch auf ihren kulturellen
Gehalt hin erneut befragt werden. Die
Ergebnisse versprechen interessant zu
werden, geht es doch darum, das kulturelle Grundmuster, in das das Kinderfernsehen von den fünfziger Jahren
bis heute eingebettet ist, anhand von
Sendeschemata, Zeitvorgaben usw.
aufzudecken. Was in der Anfangszeit
des Fernsehens relativ einfach begann,
soll in seiner kulturellen Logik durchschaubar werden. So ist die Zeit eines
der Mittel »sozialer Regulierung und
passenden Anziehsachen oder Handlungsorten, beispielsweise für Sportinstrumente, dann auch übernehmen.
Natürlich ist auch Kinderfernsehen in
diese vermittelnde Wechselwirkung
»ökonomischer Strategien und alltäglicher Praktiken« eingebunden. Kennzeichnend ist dafür folgendes: »Die
Medien- und Konsumindustrien verarbeiten subkulturelle Skripts zu >Stilpaketen< für ein globales Publikum. Dabei setzen sie alters- und generationsspezifische Akzente, die von Kindern
auf lokaler Ebene im Kreis Gleichaltriger konkretisiert und modifiziert
werden« (Hengst 1997, S.4). Die
»Versportung
der
Kinderkultur«
(Hengst 1997, S. 3) ist hierfür bezeichnend. »Streetball« zum Beispiel
präsentiert sich als ein Gefüge stilistisch integrierter Körperbewegung,
von Mode, Spielorten, Fanartikeln und
natürlich auch Medien, von der Fachzeitschrift bis zum Kinofilm oder der
jektes« greifen sie die Kreativität ihrer
kindlichen Zuschauer nicht nur auf,
sondern stellen sich konsequent auf
die Seite der Kinder als kreative Fernsehzuschauer.Auf der Basis der Definition von Kindheit konkurrieren die
Kanäle also keinesfalls.
In der Logik des Vermittlungsmodells
ist aber auch klar, daß Marketing-Argumente diese Kreativität und Subjektorientierung zu Zuschauerbindung
generalisieren. Rezeptionsorientierung
des Marketing plus die Parteinahme
für Eigenständigkeit und Eigenheit der
Kinder führt nicht nur zu einem klar
erkennbaren Etikett, das auch jede
Modewerbung braucht, sondern es
entsteht mit den Senderlogos zudem
ein neues und amüsantes Mini-Genre.
Es gibt jedoch auch stilistisch erkennbare Unterschiede, die verschiedene
Schwerpunkte bei der Einbindung der
Kinderkanäle in Skripts markieren.
Das hat etwas damit zu tun, ob auch

Documentos relacionados