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INHALT www.dsb.de und www.uzv.de MAI 2012 Weltcup der Sportschützen „London prepares“ war die Überschrift dieses Wettbewerbes Ein idealer Moment, um die Verhältnisse vor Ort kennenzulernen. Nur Kälte störte am Olympiastand von Harald Strier Das Gelände der Royal Artillery Barracks (v.li.): Der Finalwürfel, die 25-Meter-Pistolenhalle und die Zehn- und 50-Meter-Halle. Direkt hinter den drei Wurfscheibenanlagen fließt Wer am Fangzaun der Flintenanlage die Themse, die alten Dockanlagen sind zu sehen. vorbei lugt, wirft einen Blick auf die Londoner Innenstadt. DSZ-Porträt Erfolgreicher Unternehmer, Sportler und Funktionär Barbara Engleder wird in der Disziplin Sportgewehr eine der großen deutschen Medail- lenhoffnungen bei den Olympischen Spielen sein. Ein Mal war sie bei ihren vorherigen Olympiateilnahmen im von Stefan Grus Finale, zwei Mal scheiterte sie 2008 knapp. Was passiert in diesem Sommer in den Royal Artillery Barracks? Barbara Engleder – vor der „City of London“, dem Bankenviertel – fühlte sich auch bei Schmuddelwetter wohl und gewann mit dem Sportgewehr. er sich in London auf den Straßen oder unter den Fahrgästen der „Underground“ umsieht, lernt schnell, dass der Regenschirm hier zur Grundausrüstung gehört. Gleich am ersten Tag machten die Schützen auf dem Stand ihre Erfahrung. „Es hat geregnet, dass das Wasser nur so aufgespritzt ist“, berichtete etwa Wilhelm Metelmann, der Wurfscheiben-Bundestrainer. Trotzdem mussten seine Schützlinge ran – eine mögliche Verschiebung wegen des typisch britischen Schauers fiel aus, denn von der Jury war bei dem Wetter niemand auszumachen. Dafür froren die Luftdruckschützen in den Hallen, die ja eigentlich keine sind. Die großen Würfeln ähnelnden „Hallen“ mit den bunten und kreisförmigen Designelementen sind bes- W ser als gigantische Zelte zu klassifizieren, gestützt auf riesige Stahlgerüste, zusamengeschraubt für dieses Provisorium bis nach den Paralympics. Wer drinnen jedoch angenehmere Temperaturen als vor der Halle erwartete, sah sich schnell getäuscht. Die Luftdruckschützen mussten sich bei Temperaturen von maximal zehn Grad fühlen, als seien sie im Wintertraining – mit der Kleinkaliberwaffe. Die Südkoreaner lösten das Problem im Luftpistolen-Finale auf ihre Weise. Sie schossen in dicken Winter-Daunenjacken, nur den Schussarm ließen sie von dieser schweren Kleidung unbedeckt, der rechte Ärmel hing schlaff hinter dem Rücken, vorn hielten Reißverschluss und Knöpfe die Konstruktion zusammen. Eine neue Mode gegen die Kälte, die in diesen tagen Mode machte. Fotos: Strier Eine große Herausforderung Doch welchen Bundestrainer oder Schützen man auch ansprach, es herrschte allseits große Zufriedenheit mit den Bedingungen – in der Hoffnung, im Sommer wärmere Konditionen vorzufinden, wenn vom 27. Juli bis 12. August in der „zusammengewürfelten Zeltstadt“ um olympische Medaillen geschossen wird. Wilhelm Metelmann sprach von „hervorragenden Sichtverhältnisse“ für seine Wurfscheibenschützen, allerdings nur bei Sonne. „Wenn es bedeckt ist, haben alle ihre Probleme, das sieht man an den Ergebnissen.“ Anders ausgedrückt: „Es ist interessant hier“, wie es Christine Wenzel sagte und damit „herausfordernd“ meinte. Alle hoffen also auf Sonne und Wärme, vor allem auch in den Würfeln. 12 5/2012 DSZ er Papa wars. Ihm reichte es. Seine kleine Barbara, die eigentlich gar nicht mehr so klein war, lag zu gerne und zu lange auf dem Sofa und guckte Spielfilme. In Maßen fand der Papa das ja in Ordnung, nicht aber in Massen. Irgendwann schlug er mit der Faust auf den Tisch: „Barbara, du musst mal was anderes machen!“ Vater Lechner wusste auch schon genau, wie dieses „Andere“ aussehen sollte. Als Mitglied der Bergschützen Voglarn nahm er sein ihm etwas zu träges Töchterchen mit, lieferte sie beim Training ab, und stachelte mit einer besonderen Vorgabe ihren Ehrgeiz an. „Wenn Du bald diese Ringzahl erreicht hast, bekommst Du ein eigenes Gewehr und eine eigene Schießjacke.“ Da war es um die damals 13-Jährige geschehen. Beides wurde Barbara Engleder bis zum heutigen Tag nicht wieder los, weder das Gewehr noch den Ehrgeiz. Die Couch war vergessen, sie arbeitete hart und erfolgreich. Noch im gleichen Jahr gewann sie ihre erste Urkunde, schnell kam sie unter die „Fittiche“ von Manfred Scherz, Trainer für Niederbayern. „Der hat mich ein halbes Jahr mit dem Kleinkalibergewehr geschult, obwohl Papa das gar nicht wusste. Er wollte immer, dass ich Armbrust schieße.“ Als sie ihre erste Rangliste schoss, rückte sie sofort, ohne Zwischenstopp im Bayernkader, in den Nationalkader auf. Ein Naturtalent, das beinahe auf der Couch gar nicht erkannt hätte, was sie kann, und der Papa war jetzt auch zufrieden. perfekt, schon als 21-Jährige gewann sie Weltcup-Bronze bei den Frauen. Den ersten internationalen Titel sicherte sie sich zwei Jahre später bei der EM 2005 in Tallinn ausgerechnet mit dem Luftgewehr, ihrer weniger geliebten Disziplin. Die Höhepunkte der Laufbahn bildeten die Weltcupsiege 2005 in München und 2008 in Rio. In München, wo sie mit Heimtrainer Mario Gonsierowski häufig arbeitet, gelang ihr dann der ganz große Durchbruch: Der Weltmeistertitel mit dem Sportgewehr, vor ihrer bayerischen Kollegin Sonja Pfeilschifter war ein Erfolg mit riesigem sportlichen Stellenwert, denn wie die Olympischen Spiele finden bei den Sportschützen auch die Weltmeisterschaften nur alle vier Jahre statt. 12 Zusätzlich legte sie Wert auf den Sieg in der Mannschaftswertung. „Das ist mir eine ganz wichtige Medaille“, betont sie, die häufig für gute Stimmung im internen Kreis sorgt. Sie ist durch und durch ein Teamplayer. „Ich kann auch alleine sein, aber besser fühle ich mich unter Menschen.“ Bestes Beispiel: Bei den Bundesligasiegen für den SV Post Plattling und „Der Bund“ München fühlte sie sich in der Gemeinschaft sichtbar pudelwohl. Weltcup der Sportschützen in London/England Das entspricht ihrem Stil. Geradlinig, wie sie ihre sportliche Laufbahn angegangen ist, kommt sie auch im Leben daher. Ohne Berührungsängste, mit markigen Sätzen, kernigen bayerischen Flüchen, wenn die Situation danach ist, mit ehrlichen Emotionen im Sieg wie in der Niederlage. Zugleich ist sie eine, die immer zu einem Spaß aufgelegt ist, die auch einen lockeren Spruch nicht krumm nimmt. Klarheit, Ehrlichkeit, Bekanntheit – sicher auch die Eigenschaften und der Status - In ihrem Element: Konzentrierte Schussabgabe mit dem Sportgewehr. 26 5/2012 DSZ 26 er plötzliche Rücktritt des Wiesbadener Zahnarztes Paul Wehner vom Amt des DSB-Präsidenten im Frühjahr 1956 hatte den im Aufbau befindlichen Verband in eine Krise gestürzt. Die Vakanz führte zu einer scharfen Nord-Süd-Rivalität, die der damalige Bundesgeschäftsführer Ernst Zimmermann mit Hilfe eines Kompromisses zu lösen gedachte: „Wir brauchen hier aus dem hessischen Raum einen neuen Präsidenten, weil die Bayern den Sitz des Deutschen Schützenbundes nach Nürnberg und die Norddeutschen ihn nach Hannover holen wollen.“ Es galt, eine möglichst einflussreiche, unabhängige Persönlichkeit zu finden, die als Seiteneinsteiger sowohl von den teilweise alt gedienten Landesverbandsfürsten als auch vom Mittelbau der Schützentagsdelegierten, die ihn schließlich wählen sollten, akzeptiert werden würde. Der Wiesbadener Sektfabrikant Otto Henkell winkte ebenso ab wie sein Hochheimer Berufskollege Diether Hummel. In dieser Situation erinnerten sich die Schützenfunktionäre an den früheren Vizepräsidenten des Deut- D Keine Angst vor neuer Aufgabe Höhepunkt WM-Titel in München Nur Kälte störte am Olympiastand Aber auch der 45-jährige Frankfurter Industrielle wollte sich nicht so einfach überreden lassen. Erst bei einem Besuch Zimmermanns und des Präsidenten des Hessischen Schützenverbandes, Richard Karl Frey, in seiner Villa in Kronberg sagte er die Kandidatur zu. Er wolle sich, so Opel zu den Vertretern des DSB-Präsidiums, „in Zukunft nur noch dem sportlichen Scheibenschießen widmen. Und nachdem er durch die Jahren – wurde Georg von Opel geboren. Aus dem Mädchen ist eine höchst selbständige Frau geworden, die inzwischen ganz andere Ansprüche formuliert. „Bei Olympia will ich auf jeden Fall ins Finale mit dem Sportgewehr kommen – was dann passiert, muss man sehen.“ Dass die 29-Jährige mit einer Medialle liebäugelt, steht außer Frage. Sie hat diese hohen Ansprüche inzwischen durch Leistungen untermauert. Der Übergang vom Junioren- ins Erwachsenenalter klappte DSZ 5/2012 13 Einstimmiges Votum des Deutschen Schützenbundes. Am 18. Mai 1912 – vor 100 von Harald Strier Barbara Engleder: „Ich kann auch alleine sein, aber besser fühle ich mich unter Menschen.“ Am 22. April liefen während des Weltcups über 36.000 Teilnehmer des London-Marathons über das olympische Schießgelände. Er war zweifellos eine der schillerndsten Persönlichkeiten des deutschen Nachkriegssports. Und er war Präsident Von der Couch in die Weltspitze D Tradition Georg von Opel zum hundertsten Geburtstag Das DSZ-Porträt wird Ihnen von RWS präsentiert in den Royal Artillery Barracks. Organisatoren und Schützen bereiteten sich auf die Spiele in London vor. Fotos: Strier DSZ 5/2012 27 Von der Couch in die Weltspitze DSZ-Porträt Barbara Engleder schen Ruderverbands, Georg von Opel, der sie ein paar Jahre zuvor im Kampf um die Anerkennung des Schießens als Sportart gegen den Hessischen Landessportbund unterstützt hatte. Georg von Opel als Präsident des Deutschen Schützenbundes. Offizielles Porträtfoto aus dem Jahr 1961. Einengung der Gesetzgebung keine Freude mehr an der Jagd in Deutschland habe, könne er die erforderliche Zeit aufbringen, um sich voll und ganz für die Belange des Deutschen Schützenbundes einzusetzen“. Nachdem der Gesamtvorstand grünes Licht gegeben hatte, wählten die Delegierten Georg von Opel beim 6. Deutschen Schützentag in Dortmund am 2. Juni 1957 einstimmig zum Präsidenten. Genau 50 Jahre, nachdem Adam Opel in Rüsselsheim seine erste Nähmaschine gebaut hatte, wurde sein Enkel Georg als Sohn des Kommerzienrates Carl (seit 1918 „von“) Opel in Frankfurt am Main geboren. Er besuchte das Gymnasium, wuchs aber mehr oder weniger in den Rüsselsheimer Autowerken auf. Nachdem das Unternehmen 1929 nach Detroit an General Motors verkauft worden war, absolvierte er eine technisch-kaufmännische Lehre, sammelte Erfahrungen in der englischen und amerikanischen Automobilindustrie, lernte Henry Ford noch persönlich kennen und stieg Mitte der 1930er-Jahre ins Autohausgeschäft ein, das er – um zahlreiche Unternehmenszweige erweitert – bis zu seinem Tod sehr erfolgreich betrieb. Knappes Olympia-Scheitern Seit seiner Jugend war Georg von Opel ein außerordentlich vielseitiger Sportler. Wett- kampfmäßig betrieb er das Boxen, Tennis, Radrennfahren, Reiten und Skilaufen. Er schnorchelte in Spanien, beteiligte sich an MotorradSandbahnrennen und Fernfahrten und stellte unzählige Geschwindigkeitsrekorde auf. Zuletzt erreichte er kurz vor seinem Tod im Jahr 1971 mit einem Elektroauto Opel GT auf dem Hockenheimring 214 Stundenkilometer. Seine große Liebe gehörte allerdings dem Rudersport. Hier machte er sich als Leistungssportler auch international einen Namen. Zwischen 1928 und 1953 errang er weit über gatta auf der Themse. In die Laufbahn des Sportfunktionärs stieg der 24jährige Georg von Opel 1936 als Präsident des Rüsselsheimer Ruderklubs ein. Als es dann im Jahr 1950 um die Finanzierung der deutschen Olympiateilnahme an den Spielen von 1952 in Helsinki ging und der Schatzmeister des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume, bei der Bundesregierung in Bonn an staatlicher Beteiligung nicht viel mehr als gute Wünsche aushandeln konnte, ging man an den Aufbau einer olym- Opel 1933 in Toronto als Gewinner der Offenen Kanadischen Meisterschaft im Einerrudern. tet, „nächtelang in seinem kalten Frankfurter Büro gesessen und 12.000 Bettelbriefe an alles, was Rang und Namen hatte, eigenhändig unterschrieben“ haben. Mehr als Repräsentieren Gründung der Deutschen Olympischen Gesellschaft 1951 in Frankfurt (v.li.): Carl Diem, Georg von Opel, NOK-Präsident Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin und Karl Ritter von Halt. 100 Siege, vor allem als Skuller. In verschiedenen Bootsklassen wurde er Deutscher Meister oder Vizemeister, zuletzt 1952 mit dem „Flörsheimer Achter“. Schon 1932 hatte er in der engeren Wahl für die Olympiamannschaft gestanden. 1936 verlor er das letzte Qualifikationsrennen knapp gegen den späteren Olympiasieger Gustav Schäfer. 1932 und noch einmal 1953, als Einundvierzigjähriger, stand er mit seinem „Opel-Achter“ im Finale der berühmten Henley Royal Re- Ebenfalls 1951 wurde Georg von Opel Mitglied im NOK, pischen Fördergesellschaft. Unter dem Namen „Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG)“ wurde sie am 5. Januar 1951 in Frankfurt ins Leben gerufen. Gründungspräsident der „Sammelbüchse des NOK“, wie die DOG in Sportlerkreisen hieß, war Georg von Opel, damals unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Continental Gummi-Werke in Hannover. Bei der ersten großen Spendenaktion, die 1,1 Millionen DMark erbrachte, soll Opel, wie einer seiner Biografen berich- Amtsübergabe beim Deutschen Schützentag in Dortmund 1957 durch DSB-Vizepräsident Hans Jungnickl. 32 5/2012 DSZ 32 DSZ 5/2012 33 Unternehmer, Sportler und Funktionär Georg von Opel zum hundertsten Geburtstag SPORT INTERNATIONAL SERVICE SPORT JUGEND 30 Reitz legt die Messlatte hoch 22 Waffenrecht 47 Dolmetscher/in für Französisch gesucht Olympische Schnellfeuerwoche in Wiesbaden 38 Heitmeyer überzeugt zwei Mal Weltcup behinderter Sportschützen in Stettin/Polen Verwaltungsvorschrift – Teil III: Überprüfung des Bedürfnisses Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen: Das ADAC-Original und die DSB-Meinung SPORT KOMPAKT SPORT NATIONAL 36 Zwei Top-Finalausrichter – Probleme in der Vorrunde Tagung Bundesligavereine 25 Carlo Schmitz mit Kadetten-Weltrekord 60-Meter-Runde mit dem olympischen Recurvebogen in Tacherting 25 Jana Beckmann startet stark in die Saison Weltcup der Flintenschützen in Tucson/USA „SCHÜTZENHILFE“ 2012 11 Integratives Lichtgewehr-Turnier: „Miteinander” trifft ins Schwarze Kontaktgruppe behinderter und nichtbehinderter Menschen in Maxhütte-Haidhof 25 Paul Titscher sammelt Punkt für World-Games-Teilnahme Weltcup in Shanghai/China mit dem nichtolympischen Compoundbogen 46 Die Vereinskrise lieben lernen Notsituationen im Verein nicht als Untergang sehen 4 5/2012 DSZ 7. bis 13. Juli in Frankfurt/Oder 47 Lebach und Gochsheim gewinnen Schulvergleich Bogen Finale im nordhessischen Korbach STANDARDS 6 Magazin Neues aus der Wirtschaft 8 Stiller Star des Monats Dieter Nehring 8 Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle Wiesbaden 9 Präsidentenseite Josef Ambacher 42 Ziel im Visier Trimmy begleitet die DSB-Kampagne 45 Personalien Wissenswertes 45 Termine Wann findet was statt? SPORT VEREINE 1959 initiierte und verkündete er mit der DOG den „Goldenen Plan für Gesundheit, Spiel und Erholung“, der zur allgemein anerkannten Richtlinie zur Entwicklung der Sportstätteninfrastruktur wurde. 1963 gründete er die „Stiftung Spazierengehen“, 1966 nahm ihn das 48 Regionales Landesverbände im Ticker 50 Vorschau · Impressum