Die Feier der Karwoche und der österlichen Tage

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Die Feier der Karwoche und der österlichen Tage
Begegnung mit dem
Gekreuzigten und dem
Auferstandenen
Die Feier der Karwoche und der österlichen Tage
Von Palmsonntag bis Ostermontag
Inhalt
Zur Einführung .......................................................................................... 3
Palmsonntag .............................................................................................. 4
Montag der Karwoche ............................................................................... 6
Dienstag der Karwoche ............................................................................. 8
Mittwoch der Karwoche .......................................................................... 10
Gründonnerstag ...................................................................................... 12
Karfreitag.................................................................................................. 14
Karsamstag .............................................................................................. 16
Ostersonntag ........................................................................................... 18
Ostermontag ........................................................................................... 20
Lieder ....................................................................................................... 22
Anhang ..................................................................................................... 25
Literatur ................................................................................................... 29
Zum Autor ............................................................................................... 30
Impressum
Herausgeber:
Bischöfliches Generalvikariat Münster, Hauptabteilung Seelsorge, 48135 Münster
Telefon: 0251 495-548, E-Mail: [email protected]
Bezug:
Bischöfliches Generalvikariat Münster, Materialdienst
E-Mail: [email protected]
Telefon: 0251 495-541
Texte: Jan-Christoph Horn
Koordination: Georg Garz
Technische Herstellung: dialogverlag Münster, 2008
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Zur Einführung
Krise, Spannung, Erlösung – das kennzeichnet die Stimmung in der
Liturgie der Karwoche und an den Osterfesttagen. Triumph, Gewissheit,
Schmach, Hoffnungslosigkeit, Verrat, Gemeinschaft, Hingabe – viele
Hochgefühle finden sich in diesen neun Tagen.
Viele sagen: Die Tage zwischen Palmsonntag und Ostermontag sind
die wichtigsten Tage im Kirchenjahr, ohne diese Tage ist Christ-Sein
nicht verständlich. Von diesen Tagen her entfaltet sich (Sonn)Tag für
(Sonn)Tag die Gegenwart Christi in unserem Leben, in Freud und Leid,
auf den Wegen und an den Haltepunkten.
Das Mitvollziehen der überlieferten Liturgie dieser Woche mit ihrer
Vielfalt an Formen (wie Eucharistiefeier, Stundenliturgie, Andacht) und
Riten (wie Fußwaschung, Kreuzverehrung, Tauferinnerung) kann ein
Schlüssel zu dieser Bedeutung sein – wenn man einen grundsätzlichen
Zugang zu ihr hat. Viele Menschen haben diesen jedoch heute nicht
mehr. Liturgie ist dann das Erleben von Konventionen, nicht das Feiern
von Geheimnissen. Vielen ist deshalb auch diese Woche fremd und unverständlich. Dabei: Man kann diese Woche verstehen!
Hier setzt das vorliegende Werkheft quasi subsidiär ein. Kurze tägliche
Impulse thematisieren auf spirituelle und hintergründige Weise die Botschaft dieser Tage, geben jedem Tag, über die Liturgie hinaus und doch
mit ihr, ein Gesicht. So kann die heilbringende Botschaft der Kar- und
Ostertage deutlicher aufscheinen, greifbarer werden, in Verbindung mit
der in der Gemeinde gefeierten Liturgie ihren Höhepunkt erreichen. Ein
Halterahmen für das Lesen des Tagesimpulses bildet sich dabei durch
die Betrachtung eines Bibeltextes, das Singen eines Liedes und einige
weiterführende Ideen für Aktionen und Gedanken.
Die Einheiten sind also parallel zur Liturgie der Woche gedacht, nicht
als deren Ersatz. Die Liturgie der gesamten Woche spricht für sich bereits
eine eindeutige Botschaft, die in sich die Fülle der Freuden dieser Woche
spürbar werden lassen. Und doch gibt es den Alltag neben der Liturgie,
das „Normale“ dieser Tage mit den „normalen“ Menschen in unserer
Umgebung in der „normalen“ Gesellschaft, was es erschweren kann, die
Impulse der Liturgie im Alltag erden und fruchten zu lassen. Hier können
die Anregungen hilfreich werden.
Die Karwoche und die Ostertage als Erlösungswoche zu begreifen,
dazu möchten die nachfolgenden Gedanken und Ideen anregen.
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Palmsonntag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die
Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt
er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. Gott, der Herr, hat mir
das Ohr geöffnet.“
(Jesaja 50,4-5a)
Impuls:
Für mich beginnt heute der Weg, für Jesus endet er. Jesus zieht in Jerusalem ein. Die Hoffnungen vieler Menschen liegen auf seinen Schultern:
Wird er das Land von der Besatzung der Römer und der Herrschaft der
Pharisäer befreien und endlich den Frieden bringen? Was sie bis jetzt mit
Jesus erlebt haben, macht den Menschen nämlich Hoffnungen: Lahme
gehen und Blinde sehen wieder, sogar Tote sind von Jesus zu neuem Leben erweckt worden. Der Einzug Jesu wird zur Triumphparade.
Und doch setzt Jesus deutliche Zeichen: Der Friede, den Jesus bringt,
ist anders als erhofft. Er kommt auf einen alten Esel daher, er zieht ein an
seinen Sterbeort, den Ort seiner Verleumdung und des Spotts. Nichts ist
mit Inthronisation – zumindest nicht auf die erwartete Weise. Jesus zeigt
auf, im Rückblick der Geschehnisse betrachtet, wie vorschnell Menschen
urteilen, weil sie so sehr auf Größe, nicht auf Tiefe achten. Bis heute ist
darin ein Friede grundgelegt, der nicht mehr zu nehmen ist: Es ist der
Friede der Demut, der Hingabe, der Liebe. Beim Einzug in Jerusalem
weint Jesus und sagt: „Jerusalem, wenn du doch auch an diesem Tag
erkannt hättest, was dir Frieden bringt.“ (Lk 19,42). Jesus weint über die,
die ihm zujubeln und doch nicht verstanden haben, wer da kommt: Jesus
von Nazareth, der in sich den Christus trägt, der Friedensfürst, der König
ohne Armee, der Mächtige im zerrissenen Mantel. Am Palmsonntag tritt
Jesus wie ein Clown auf, der anderen einen Spiegel vor hält: Was erwartet
ihr? Wen sucht ihr? Hört ihr im Jubel das „Kreuzige ihn“ schon mit? Deswegen konfrontiert uns die Liturgie heute auch schon mit der gesamten
Passionserzählung.
Worauf kommt es also von diesem Einstieg in die Woche her an, wenn
man die nun beginnende Zeit wie ein Jünger, aufmunternd und erlösend
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Palmsonntag
erleben möchte? Einen Hinweis geben die Exegeten. Sie nennen die
Evangelien auch eine „Passionsgeschichte mit langer Einleitung.“ Denn
den ältesten überlieferten Passionserzählungen haben sie die Lebensgeschichte Jesu vorangestellt, um deutlich zu machen: die drei österlichen
Tage haben eine Vorgeschichte: Jesu Wirken in Galiläa, sein Leben mit
den Menschen dort, seine Schule der Jüngerschaft. Sehe ich diese nicht
mit, bleibt mir die Tiefe des Beginn der Karwoche verschlossen, nehme
ich am Palmsonntag letztlich an einem unerfüllten Event teil, nicht an
der Huldigung des gegenwärtigen Christus, dessen zentrale Botschaft
– Jesus Immanuel: Gott-ist-euch-nahe – bereits voll greifbar war und ist
und sich doch in den folgenden Tagen noch zuspitzen und erfüllen wird.
„Wer Ohren hat, der höre!“ (Mt 11,15)
Lied:
Christus Sieger, Christus König. Gotteslob 564.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich höre die Vertonung des Einzugs in Jerusalem in Andrew Lloyd Webers Rockoper „Jesus Christ Superstar“ (erhältlich im CD-Fachhandel
und im Internet. Auch die Verfilmung ist sehenswert). Ich suche mir
imaginär meinen Platz in der Menge, wo stehe ich?
• Ich lese einige Passagen aus Jesu Wirken in Galiläa, zum Beispiel
Matthäus, Kapitel 8; Markus, Kapitel 2; Lukas, Kapitel 9; Johannes,
Kapitel 11. Wer ist der Menschensohn dort für mich?
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Montag der Karwoche
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu
retten.“
(Johannes 12,47b)
Impuls:
Nach den gestrigen Feierlichkeiten beginnt heute unvermittelt die Kargheit der Karwoche. Geschichtlich passiert bis Donnerstag nichts Besonderes mehr. Alles Wesentliche ist erzählt. Auch im historischen Bericht
von den Tagen in Jerusalem vergehen zwischen Einzug in die Stadt und
Abendmahl keine vier Tage. Was sich in der zu späterer Zeit symbolisch ausgeweiteten Karwoche ergibt, ist also eine Zeit des Wartens, des
Mitgehens und Aushaltens. Es ist eine Zeit des Advent, der Erwartung,
der Exerzitien, der Rüstzeit. Ohne jedes Beiwerk eine Zeit für mich und
meinen Gott.
Was also ist unser Auftrag für diese Tage? Woran sollen wir uns noch
erinnern, was neu durchdenken? Die Antwortlosigkeit dieser Frage konfrontiert uns mit unserer Entschiedenheit, Jesus in den nächsten Tagen
zu begleiten, ihm nachzufolgen. Wie fest und treu stehen wir zu ihm?
Können wir der sich dahinziehenden Zeit standhalten? Wenn draußen
der Frühling feiert, die Sonne und Wärme lockt, Ferienzeit ist, die Süßwaren reizen? Spirituell gewendet bedeutet die sich hinziehende Woche,
uns den Gefahren, die uns auch in der Passionsgeschichte begegnen,
zu stellen: Halten wir treu zu Jesus oder verraten wir ihn? Bekennen wir
seine Bedeutung oder wird uns der, dem wir gestern noch zujubelten,
gleichgültig – so dass wir ihn, wie das Volk von Jerusalem, der Folter
ausliefern?
Es geht in dieser Woche nicht um den Rückzug, die Kasteiung, das
Verkriechen. In dieser Woche geht es nicht ums Verneinen. Es geht ums
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Montag der Karwoche
Bejahen.
Lied:
Ich will dich lieben. Gotteslob 558.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich lese den biblischen Bericht von der Versuchung Jesu (Mt 4,1-11
und/oder Lk 4,1-13) und betrachte liebevoll die Versuchungen, die mir
in dieser Woche begegnen können.
• Ich höre die „Lecons de Tenebres“ von Marc-Antoine Charpentier
(erhältlich im gut sortierten Fachhandel), musikalische Verklanglichungen der Kartage, die in ihrer barocken Pracht zum festlich bewegten
Durchleben der Tage einladen.
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Dienstag der Karwoche
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen
gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war
gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über
alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen
vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der
Herr – zur Ehre Gottes, des Vaters.“
(Philipper 2,6-11)
Impuls:
Am Mittelpunkt der Woche zwischen Palmsonntag und dem Einstieg in
die Tage des Triduum Paschale (auf Deutsch: den drei Tagen des Vorübergangs) am Gründonnerstag ist vielleicht auch der Tiefpunkt der Spannungskurve erreicht. Die Versuchung liegt nahe, sich dem Treiben der
Woche hinzugeben. Doch Jesus erbittet meine Solidarität. Er ruft mich
an seine Seite, in dieser Woche, in der scheinbar nichts passiert und sich
doch alles entscheidet: Wie verhält es sich mit diesem Messias Jesus?
Besonders dem Christentum Fernstehenden fällt auf: Gott stellt sich,
um eine Antwort auf die obige Frage zu geben, selber in Jesus dar, um
Zeugnis zu geben von der Wahrhaftigkeit seines Willens und seines Heiles. Vorbei die Zeit, als er dies an einem wie Ijob darstellen ließ. Gott wird
radikal! Und ich habe vier Tage Zeit, mich zu entscheiden, wie und warum ich ab Gründonnerstag in die dichteste und geprägteste Zeit des Kirchenjahres eintauche und mich mit diesem Gott auf den Weg mache: Als
Mitläufer, als Bekenner, als Suchender, als …? Um mich herum spricht
zwar alles von Ostern – dem Wetter an Ostern, den leckersten Ostermenüs, den Osterstaus auf den Autobahnen – aber statt Kreuz und leerem
Grab als entscheidenden Symbolen für die Ostertage hoppelt ständig
ein Osterhase durch das Bild (als Natursymbol für die Fruchtbarkeit des
Frühjahres). Will ich mich gegen diesen Strom stellen und Ostern nicht
nur auf Ostereiersuchen, freie Tage unter der Frühlingssonne und erstes
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Dienstag der Karwoche
Grillen beschränken? Was will ich an den Kar- und Ostertagen feiern, was
bedenken? Das entscheidet sich nicht erst an den Tagen selbst, sondern
bereits im Vorfeld.
Nutze ich deshalb den heutigen Tag, in allem Alltag, meine Kar- und
Ostertage zu planen und zu gestalten.
Lied:
Manchmal kennen wir Gottes Willen. Gotteslob 299.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich überlege mir, wann ich in den nächsten Tagen Zeiten für Gottesdienst und Meditation einrichten will und kann. Ich schreibe mir diese
Zeiten auf, trage sie mir in den Kalender ein – damit bleiben sie präsent und erhalten einen Wert.
• Ich werde das Glaubensbekenntnis meditieren und seine Grundaussagen bejahen. Als Texte stehen dafür beispielsweise das Apostolische
Glaubensbekenntnis (Gotteslob 2, Abschnitt 5), das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa-Konstantinopel (Gotteslob 356) oder die
Lieder zum Glaubensbekenntnis im Gotteslob bereit. Vielleicht geht
mir ein Gedanke aus den Bekenntnistexten in den kommenden Tagen
besonders nahe und nach.
• Ich lese die Schrifttexte aus dem Buch Jesaja, die in der Leseordnung
für diese Woche angegeben sind und steige so hinab in die Verheißungen über den Christus: Jes 42,1-7; 49, 1-6; 50,4-9.
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Mittwoch der Karwoche
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Jesus las in der Synagoge den Anwesenden aus dem Buch Jesaja: ‚Der
Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat
mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das
Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann begann er, ihnen darzulegen: Heute hat
sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“
(Lukas 4,16-21)
Impuls:
Was gerät in den Blick, wenn ich auf die kommenden Tage vorausschaue?
Dass ich noch die letzten Einkäufe erledigen muss, da am Freitag ja die
Läden geschlossen sein werden? Dass ich noch überlegen muss, was ich
Ostern Feines essen möchte? All das ist richtig und hat seinen Platz vor
den Feierlichkeiten der kommenden Tage. Ich brauche mich dessen nicht
zu grämen oder zu denken, ich hätte etwas falsch gemacht.
Es hilft, sich dessen bewusst zu sein: Gründonnerstag, Karfreitag,
Ostern kommt auch ohne mein Zutun. Es wird auch wieder vergehen,
möge ich es noch so festhalten wollen. Ich muss, ich kann nichts Besonderes leisten, damit Ostern wird. Gottes Wille allein lässt den Zeitenlauf
werden und vergehen. Wenn ich das wirklich ernstnehme, dann heißt
das: Ich darf die folgenden Tage an mir geschehen lassen. Ich darf mich
hineingeben in das, was mir bereitet wird.
Freilich ist dies keine reine Passivität, keine Haltung des „Na-dannmach-mal“, sondern durchaus etwas Aktives: Sich dem Ruf der Gegenwart Gottes zu öffnen. Das heilsame Angebot der Kar- und Ostertage
wird mir von Gott ermöglicht. Die Erfüllung dessen, was ich an den Karund Ostertagen suche, ist aber abhängig von meiner Bereitschaft, mich
von der stetigen Präsenz Gottes in mir und den Dingen seiner Schöpfung
um mich ansprechen zu lassen. Wie gut, dass wir dafür mehrere Tage
Zeit haben!
Diese Öffnung kann auch auf verschiedene Weise geschehen. Sie
kann auch unterbrochen sein von den Dingen, die es halt noch zu tun
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Mittwoch der Karwoche
gibt. Die Wäsche, der Arztbesuch, die Bankgeschäfte. Dies alles sind ja
keine Gottlosen Zeiten! Ich übe so auch schon den österlichen Blick ein:
Gott, Jesus, zwischen den Zeilen zu suchen, nicht das Spektakel der Auferstehung zu erwarten, sondern die neue Art der Begegnung mit ihm.
Was bietet Gott mir im einzigartigen Gesamt dieser Woche an? Was
hält mein Leben in diesem konkreten Jahr angesichts der gleichbleibenden liturgischen und inhaltlichen Vollzüge bereit? Was ist mein Kar- und
Osterthema in diesem Jahr? Was will ich entsprechend besonders ins
Gebet nehmen, wo mich vertieft ansprechen lassen? Was möchte ich (in
diesem Jahr) besonders annehmen?
Lied:
Dich will ich rühmen. Gotteslob 274.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich nehme das Wort des Hl. Ignatius von Loyola „Gott suchen und
finden in allen Dingen“ heute auf meine Wege mit.
• Ich lade mir Menschen aus meinem Freundeskreis, der Nachbarschaft
und/oder Gemeinde zu einer Agape – einer liebevollen Feierstunde
– am Gründonnerstag oder zu einer Osterfeier am Ostersonntag ein.
Die folgenden Tage bieten viel Grund zu feiern. Ich halte dafür Brot,
Wein und Saft bereit. Das reicht schon! Ich verschenke nur Zeit, mehr
nicht, nicht weniger. So bin ich auch Zeuge der Hoffnung, die mich an
diesen Tagen erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15).
• Ich kaufe morgen eine weiße, schlichte Kerze in der Drogerie und
Wachsplatten in verschiedenen Farben.
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Gründonnerstag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.“
(Johannes 13,7)
Impuls:
Von zwei inhaltlichen Strängen ist die liturgische Feier des Gründonnerstags geprägt: Zum einen vom Abendmahl, der Eucharistie, der großen
Danksagung an Gott, dem Gedenken des Herrn, dass er uns ein bleibendes Zeichen seiner Gegenwart gestiftet hat, welches in der Geschichte
Israels mit seinem Gott grundgelegt ist: Im Brot – dem Grundnahrungsmittel – und im Wein – edelstes Naturerzeugnis aus Menschenhand – erkennen wir den Gott, der sich auf uns einlässt, sogar körperlich. Das Fest
Fronleichnam hebt das am ersten festfreien Donnerstag nach der Osterzeit, hervor – grundgelegt wird die Verehrung der Eucharistie aber heute.
Zum anderen ist es die Barmherzigkeit Gottes – er lässt sich wirklich zu
uns herab (wie Jesus zu den Füßen der Jünger), will in unserer nötigsten
Nähe sein. Als Lebensspeise und in der Barmherzigkeit liegen die beiden Weisen, wie sich Gott, der Gott-mit-uns, von uns verstanden wissen
möchte. Diese Grundaussagen stehen am Beginn des letzten Lebensweges Jesu. Sie sollen sich uns noch einmal tief einprägen, nicht vergessen
sein. Der Einschub „und das ist heute“ im Hochgebet verdeutlicht in
Gänsehautatmosphäre, dass diese Botschaft nicht nur eine historische,
sondern eine gegenwärtige Bedeutung hat.
Wie reagieren Menschen auf diese Selbstoffenbarung Gottes? Das
biblische Zeugnis beschreibt, wie die Jünger mit Unverständnis (wie
Thomas), mit Angst und Furcht (wie Simon Petrus), mit Wahnsinn (wie
Judas) reagieren. Auch für mich braucht sich die Tiefendimension der
Botschaft Jesu nicht mit einem Schlag zu erschließen. Deswegen tut
Stille und Besinnung im Anschluss an diesen Abend sicher gut. Sich alles
durch Kopf und Herz gehen lassen, dazu lädt dieser Abend ein.
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Gründonnerstag
Lied:
Gott tief verborgen. Gotteslob 546.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich backe ein Brot nach einem einfachen Grundteig. Mehl, Wasser,
Hefe und Salz – vielmehr braucht es gar nicht. Ich verteile das Brot an
Nachbarn, Freunde, Menschen auf der Straße. Wollte ich nicht auch zu
einer Agape einladen?
• Ich massiere meine Füße (oder lasse sie mir massieren).
• Ich gestalte mir fortan eine eigene Osterkerze für dieses Jahr: Jeden
Tag kommt ein Element hinzu. Heute die Jahreszahl. Als Erinnerung
daran, dass Christus auch in meiner Lebenszeit – für mich! – seine
Liebe für mich bereithält.
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Karfreitag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel
durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis
festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen
könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in
Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“
(Hebräer 4,14-15)
Impuls:
Heute ist ein Tag des Mitgefühls. Mitgefühl mit Jesus. Mitgefühl mit allen
Leidenden. Ein selbstloser Tag, so wie Jesus selbstlos war. Karfreitag,
das bedeutet aber nicht Co-Schmerzen oder Co-Tod zu durchleiden. Wir
dürfen auch heute nachösterlich leben. In der Ostkirche erklingt heute
bereits ein Halleluja – der Kreuzestod Jesu ist ja Teil der Heilsbotschaft
Gottes. So bin ich aufgerufen zur Compassion mit Jesus. Er geht diesen drastischen, konkreten Weg vom Verlust der Freundschaft über den
ungerechten Prozess (darin sind sich alle Evangelisten in ihrer Unterschiedlichkeit der Beschreibung einig) bis hin zum qualvollen Tod für
mich. Damit ich verstehe, wie weit dieser Gott, für den Jesus steht, bereit
ist zu gehen. Damit ich seine Hingabe zu uns Menschen akzeptieren und
daraus Konsequenzen leben kann. Ich gehe dabei soweit, wie ich es tun
kann, wie es für mich gut ist. Denn es ist schon schwer genug, den Stationen meines eigenen Kreuzwegs zu begegnen. Ja, selbst das nachösterliche Erleben des Karfreitags ist wirklich keine leichte Aufgabe, denn wie
oft leben wir auch an anderen Tagen nicht nachösterlich?
Und wenn dann nach 15 Uhr Jesus tot und selbst die kirchliche Liturgie ans Ende gekommen ist? Stolpere ich dann wie viele andere etwas
unbeholfen aus der Kirche, die nun nicht wissen, wie sie die Zeit bis zur
Osternacht füllen können und dürfen? Hier wiederholt sich das Schicksal
der Jünger, die nach dem Tod verstört fliehen. Nicht so Josef von Arimathäa und Nikodemus, diese „Jünger der zweiten Reihe“, die bis jetzt
hinter den breiten Rücken der Profi-Jünger kaum zum Vorschein kamen,
allenfalls nachts. Wie leicht überliest sich ihr Zeugnis nach der gewalti-
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Karfreitag
gen Passion: Sie sind es, die Jesus treu zur Seite stehen in dem Augenblick, da er nun wirklich auf andere angewiesen ist.
Vielleicht ist das ja auch ein gutes Bild für mich, Jünger(in) der zweiten
Reihe sein zu können. Um meine Aufgabe zu wissen und nicht alles, sondern nur bestimmtes von mir abzuverlangen an diesem Tag. Das aber
mit Herz und Verstand.
Lied:
Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen. Gotteslob 180.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich verzichte heute auf feste Nahrung. Eine Tasse Milch am Morgen,
viel Tee, Gemüsebrühe am Mittag, eine Scheibe Knäckebrot am Abend.
Der Verzicht auf manche Gewohnheit wühlt mich vielleicht auf – an
diesem aufwühlenden Tag. Und wird so zu einer Lesehilfe für den Weg
Jesu.
• Ich male ein Bild von der Szene der Kreuzigung Jesu. Ich male mich
mit hinein in das Bild.
• Ich füge meiner Osterkerze das Kreuz hinzu.
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Karsamstag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt, was für
einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was
du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat
noch nicht die Gestalt, die entstehen wird.“ (1 Kor 15,35f)
Impuls:
Der Karsamstag ist ein Tag voller Liebe. Denn das Kreuz strahlt Liebe
aus. Gott schenkt uns diesen liebevollen Tag. Er macht nicht „Ramtam“
und entschläft sofort von den Toten. Nein, er schenkt uns Zeit, zum
Nachdenken und Vorausgehen. Wir stehen mitten in der Dynamik dieser
Tage, stehen unter Hoch-Spannung. Obwohl der Tag sehr lang erscheint,
geht alles sehr schnell: Was ist geschehen? Was bahnt sich an?
Jesus – so bekennen wir im Glaubensbekenntnis – wendet sich heute
den Verstorbenen zu. „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ heißt es
da. Sie, die Verstorbenen, unsere Verstorbenen, diejenigen die nach jüdischem Glauben am weitesten von Gott entfernt sind, sind die ersten, denen Jesus neues Leben verheißt und schenkt. Auch dieser stille, scheinbar unnütze Tag hat also eine wichtige Heilsbotschaft. Und er ist der
bessere Tag für das Totengedenken als Allerseelen. Denn Christus wirkt
heute, uns noch verdeckt, seine Erlösungstat. In der Nacht erscheint sein
Licht dann auch uns, den noch Lebenden.
So darf ich heute auch voller Liebe sein. Liebevoll Ostern vorbereiten
und dabei noch einmal die Passion hören können. Ich darf mich unterscheiden von den Jüngern Jesu – die vor lauter Trauer und Gram die
eigentlich ‚Toten‘ nach der Kreuzigung Jesu sind – und von den Juden der
damaligen Zeit. Sie erkennen in der Feier der Erinnerung an den ‚Vorübergangs Gottes‘ (Pascha) an ihren Türen in Ägypten vor der Nacht der
Befreiung (vgl. Ex 12) das gegenwärtige Wirken Gottes nicht: Christus
ist Auferstanden, und er wirkt sein Heil bereits, im Übergang vom Tod
zum Leben. Ein Tag des (Vor)Übergangs – das darf der Karsamstag sein.
Die berührenden Ereignisse des ‚Vorübergangs Jesu‘ in Emmaus (Lk
24) ereignen sich, will man es historisch einordnen, heute. Die Auferstehungsliturgie der kommenden Nacht feiert bereits die Auferstehung,
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Karsamstag
sie beginnt nicht erst mit ihr. Darauf achte ich heute Abend / morgen
Früh besonders: Womit beginnt die Osternachtsfeier liturgisch? Jesus
ist schon mitten unter uns, sein Licht scheint in der Nacht. Wir dürfen
es erspüren. Und bereits österlich suchend statt kartagig trauernd der
Osternacht entgegen sehen.
Lied:
Den Menschen, die aus dieser Zeit im Glauben sind geschieden. Gotteslob 661.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich wage es zu schweigen. 5, 10, 15 Minuten. Vielleicht zweimal an
diesem Tag. Ein Wecker übernimmt dabei die Aufgabe des Zeitwächters.
• Ich besuche (meine) Verstorbene auf dem Friedhof. Ist kein Friedhof in der Nähe oder habe ich keinen Bezug zu ihm, halte ich stilles
Totengedenken mit einer Kerze, die ich entzünde. Dabei soll die Trauer
mit dem Vertrauen einhergehen: Sie, die Toten, erblicken bereits den
auferstandenen Christus.
• An meiner Osterkerze gestalte ich das „A“ und „O“ – denn die Botschaft von Hingabe und Tod und neuem Leben in der Auferstehung
umfasst alles: alle Erdteile, alle Generationen, auch die Verstorbenen.
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Ostersonntag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Wohin ist dein Geliebter gegangen? Wohin wandte sich dein Geliebter?
Wir wollen ihn suchen mit dir. In seinen Garten ging mein Geliebter, zu
den Balsambeeten.“ (Hohelied 6,1f.)
Impuls:
Nun bin ich am Ziel. Und stelle vielleicht fest, dass es ist wie auf Reisen:
Das Unterwegssein ist am Schönsten, das Ankommen komisch. „Jesus
Christus ist auferstanden!“ – wo landet dieser Zuruf? So wie Jesus nicht
mit einem Tusch auferstanden ist, so wird es wohl auch nicht mit einem
Tusch Ostern geworden sein. Ungläubig reibe ich mir an diesem Morgen
die Augen: Das soll es gewesen sein?
Der Zweifel ist der Bruder des Glaubens, sagt man. Ist Jesus von den
Toten auferstanden? Worauf stützt sich dieser Glaube? Selbst Petrus gibt
auf dem Tempelplatz und vor dem Hohen Rat (Apg 3+4) zu, dass nur
wenige den auferstandenen Jesus gesehen haben. Das Zeugnis von Spinnern, von Besessenen? Wie leicht wäre es gewesen, den Leichnam Jesu
aus dem Grab zu räumen und fortzuschaffen. Auferstanden? Ist uns da
ein Schauspiel vorgelegt worden?
Niemand kann die Auferstehung Jesu selbst bezeugen. Niemand
allerdings auch widerlegen. Dass Ostern Sinn hat, Auferstehung die
Botschaft des Tages ist, macht sich deswegen überraschenderweise nicht
an Jesus selbst, sondern an seinen Freundinnen und Freunden fest. Im
unmittelbaren Umfeld: Wie verändert sich zum Beispiel ein Petrus, wie
erst recht ein Paulus durch die Botschaft von der Auferstehung. Die
biblischen Lesungen in den Gottesdiensten dieser Tage und der nächsten
Wochen berichten immer wieder davon. Wie schnell entstehen auch Gemeinden, geben Menschen ihr Leben für ihren Glauben an den Menschgewordenen und Auferstandenen Christus. Bis heute. Alles Spinner? Die
Zahl der Intellektuellen, der Menschen aus allen Schichten und Kulturen
in der Nachfolge Jesu mag zumindest verunsichern: Dass irgendwas
passiert ist (und passiert) kann nicht von der Hand gewiesen werden.
Da mögen sich alle einfach nur „Frohe Ostern“ wünschen, Lammbraten
und Schokoeier essen und jeder, der im heiteren Frühlingstaumel an die
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Ostersonntag
Auferstehung von den Toten erinnert, schief, peinlich und fehl am Platze
angeschaut werden. Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist aber eine
Realität in zu vielen Lebensläufen. Das muss mir in meinem Alltag nicht
gelegen kommen, ich kann es leugnen und wegsehen, aber es ist gegenwärtige Geschichte.
Auch für die Jünger wurde damals nicht schlagartig Ostern. Manche
brauchten ein Wegstück (Emmaus-Jünger), andere mussten erst nachdenken (Paulus), andere brauchten noch andere Zeugen (Petrus), andere
brauchten deutliche Zeichen (Thomas). Ich darf auch meinen Weg
gehen. Denn Ostern „ist“ nicht, Ostern „wird“ es: Wir erinnern uns heute
an die Auferstehung Jesu und feiern diese. Das Ostern aber, das mich unmittelbar betrifft, werde ich erst in meinem Tod erleben. Jedes Osterfest
vorher führt mich näher dorthin, lässt mich hoffentlich auch heute mehr
Verstehen, was ich einst selbst Erkennen werde (vgl. 1 Kor 13,12). Ich
darf Auferstehung einübend feiern. Denn Ostern hat ja weniger eine geschichtliche, sondern vor allem eine eschatologische Qualität. Das mag
vielen meiner feiertagsgestimmten Zeitgenossen zu groß sein. Dabei ist
es einfach nur Großartig.
Lied:
Wer sich will freun von Herzen. Gotteslob 929 (Bistumsanhang Münster).
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Ich lese einige der alttestamentlichen Lesungen aus der Osternacht
(Gen 1, Gen 22, Ex 14, Ez 16) und vergegenwärtige mich in der Heilsgeschichte, der lebensvollen Beziehungsgeschichte Gottes mit uns
Menschen, an deren vorläufigem Endpunkt ich stehe.
• Ich füge meiner Osterkerze (die ich heute entzünde!) eine Darstellung
des Auferstandenen Christus hinzu. In ihr zeigt sich meine Vorstellung
vom auferstandenen Jesus in Gestik und Symbolik.
• Ich stelle mich (quer): Ich grüße Familie und Freunde nicht mit „Frohe
Ostern“, sondern mit „Jesus Christus ist Auferstanden“. Ich gebe dem
Osterfest seinen Grund zurück.
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Ostermontag
Beginn:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ich stelle
mich in die liebende Gegenwart Gottes.
Betrachtung:
„Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet
habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut
festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?“
(1 Korinther 15,1-2)
Impuls:
Nicht ohne Grund nimmt die Tauffeier in der Osternachtsliturgie einen
so breiten Raum ein, auch ohne konkrete Erwachsenentaufe. Ich soll
meinen Glauben vor mir und anderen bekennen, werde neu an den Bund
Gottes mit mir (!) erinnert und darin erfrischt und gestärkt.
Und dann ist es Zeit, von Schülern zu Aposteln zu werden. So wie es
die Jünger (nicht zuletzt die Emmaus-Jünger) in den Evangelien werden. Die Zeit der Lehre ist vorbei. Alles hat Jesus hinterlassen, zuletzt
den Geist als Stärkung und Beistand für unser Leben. Nun gilt es, seine
Botschaft in meiner Fassung zu verkünden. Was bedeutet das für mich?
Wie verkünde ich? Die Apostel taten es auch sehr unterschiedlich: Paulus
schuf eine Theologie, suchte die Begegnung mit Menschen und schrieb
Briefe, Petrus war Oberhaupt einer Gemeinde, von Ehepaaren ist in der
Apostelgeschichte die Rede, von Jakobus wissen wir aus der Überlieferung, dass er sich auf weite Reisen machte. Und ich? Es wäre doch letztlich unglaubwürdig, wenn die Begeisterung und Dynamik von Ostern, die
Erinnerung an die Heilstaten Gottes und die bleibende Verheißung nur
bei mir und nur für mich Bedeutung hat. Welche Verhöhnung des hingebenden Todes Jesu wäre das?
In der Entscheidung, sich hinzustellen und zu verkündigen liegt freilich
immer ein Wagnis: Was soll ich tun, wenn mich alle auslachen, nicht für
Ernst nehmen? Paulus hat diese Erfahrung auch gemacht, in Athen. Nur
wenige wollten mehr wissen über Jesus Christus, einige nahmen Anstoß
an ihm, den Meisten war es schlichtweg egal. Das kommt uns heute
bekannt vor, oder? Schauen wir auf Jesus, denn es reichte ihm scheinbar,
dass die 5000 bei der Speisung eine „gute Zeit“ hatten und er war nicht
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Ostermontag
weiter nachtragend, dass nur einer der zehn Geheilten zurückkam. Das
definiert den Begriff „Erfolg“ neu.
Die Tage der Kar- und Osterwoche dann mit einem Fragezeichen zu
beenden, mag überraschen, ist aber realistisch. Kein schlauer Impulstext
kann mir nun die Entscheidung abnehmen, die ich zu fällen habe: Werde
ich 40 Tage lang Ostern feiern, mit allem und allen?
Lied:
Mein ganzes Herz erhebt dich. Gotteslob 264.
Abschluss:
Kreuzzeichen, Segen
Ideen für den Tag:
• Heute, warum aber auch nicht in der gesamten Osterzeit, werde ich
beständig „Halleluja“ sagen. Nach jedem Gebet, in einem schönen
Augenblick.
• Meine Osterkerze, die bereits erste Gebrauchsspuren aufweist, gestalte ich abschließend für meinen Weg mit Symbolen und Gestaltelementen, die mir die vergangene Woche noch einmal vor Augen führen
können.
• Ich lese aus der Apostelgeschichte, vor allem den ersten Kapiteln
(beispielsweise 2,43-47; 4,32-37; 8,1-4; Kapitel 11). Dort erfahre ich,
wie es der Urgemeinde in der Nachfolge des auferstandenen Christus
gegangen ist. Grundsätzlich nicht anders als mir, werde ich feststellen.
Und auch sie lebten aus der Liebe Gottes zu ihnen, geben mir Ideen
für meine Oster-Zeit mit.
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Lieder
Vier Lieder für das Triduum Paschale
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Lieder
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Anhang
Karsamstag
„Fürchte dich nicht“
(Originaltext und Musik von Christa Peikert-Flaspöhler und Reinhard
Horn, Kontakte-Musikverlag, Lippstadt. Noten greifbar zum Beispiel im
Schwerter Liederbuch „Singt dem Herrn“, Nr. 264)
Du kannst der erste Ton in aller Trauer sein
der nichts vergessen, doch lebendig macht
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
auch wenn der Ton ein Hauch ist, fürchte dich nicht
Du kannst der erste Tag der Auferstehung sein
der einschließt dass der Tod gewaltig ist
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
auch wenn der Tag noch jung ist, fürchte dich nicht
Du kannst der erste Funken in neuem Leben sein
denn aus dem Tod fließt Kraft ganz leis hervor
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
auch wenn das Licht noch nicht wärmt, fürchte dich nicht
Du kannst der erste Schritt, ein Stück Weg trotz allem sein
der nicht aufgibt, was war, was ist, was wird
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
auch wenn dein Schritt noch strauchelt, fürchte dich nicht
Du kannst das erste Wort in neuer Beziehung sein
das lacht, das lockt, das einlädt, das beginnt
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
auch wenn dein Mund noch zögert, fürchte dich nicht
Du kannst die erste Hand in einer Tanzbewegung sein
die mal das Leben richtig feiern wird
Fürchte dich nicht, sagt er, fürchte dich nicht
er wird die Hand ergreifen, fürchte dich nicht
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Anhang
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Anhang
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Anhang
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Literatur
• Hanns Urs von Balthasar: Theologie der drei Tage. Johannes-Verlag,
Einsiedeln, 21,50 Euro
• Gisbert Greshake: und das ist heute. Betrachtungen zu den Kar- und
Ostertagen. Herder, Freiburg, 9,90 Euro
• Benedikt XVI.: Liebe, die den Tod besiegt. Ein geistlicher Begleiter von
Palmsonntag bis Ostern. Verlag Pustet, Regensburg, 6,90 Euro
• Max Huber: Ostern - Erinnerung an unsere Zukunft. Gründonnerstag
- Karfreitag - Ostern. Verlag Pustet, Regensburg, 12,90 Euro
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Autor
Jan-Christoph Horn, Jahrgang 1976, geboren in Mülheim an der Ruhr.
Pastoralreferent im Bistum Münster. Eingesetzt in der Gemeinde Hl.
Edith Stein in Münster und als Geistlicher Leiter der KSJ – Katholischen
Studierenden Jugend, Diözesanverband Münster.
www.janchrhorn.de.
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Bischöfliches Generalvikariat Münster
Hauptabteilung Seelsorge
Rosenstraße 16
48143 Münster
Telefon 0251 495-541
Telefax 0251 495-6375
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