Halterner Zeitung

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Halterner Zeitung
GUTEN MORGE N
Wandelnde Litfasssäule
A
m Sonntag berichtete ich über das
Oldtimertreffen auf dem PrickingsHof. Ich fuhr also zum Festgelände
und sprach mit diversen Oldtimer-Besitzern.
Beim Stichwort „Halterner Zeitung“ schien
bei den meisten dieser Menschen ein Schalter im Kopf umzuklappen. Der eine kramte
fix eine Visitenkarte des eigenen Brauhauses
heraus, der andere zückte die Broschüre eines Coesfelder Oldtimer-Treffs, von dem ich
bitteschön auch berichten solle. Gut eine Stunde später und
zehn Broschüren in der Hand ging ich. Ich hatte genug von
all diesen Werbe-Aufforderungen. Ach ja: Die Anzeigenabteilung sitzt übrigens eine Etage über uns. Daniele Giustolisi
Besuchermassen
strömten zum
Oldtimertreffen
Camping-Atmosphäre auf Prickings-Hof
SYTHEN. Es war mächtig was
los beim Oldtimertreffen auf
Prickings-Hof. Aus dem gesamten Bundesgebiet strömten am Wochenende Fans alter Fahrzeuge nach Sythen –
und das bekamen die vielen
Besucher bereits vor den Toren des Hofes zu spüren. Autolawinen und volle Parkplätze sorgten für viel Verkehr
auf den Straßen, während
sich auf dem Festgelände die
Massen tummelten.
Über 20 000 Besucher kamen am Sonntag zum Oldtimertreffen, gut 1 500 Aussteller hatten sich im Vorfeld aus
ganz Deutschland angemeldet.
„Die Stimmung ist sehr gut,
das gute Wetter hat seinen
Teil dazu beigetragen“, freute
sich Veranstalter und Prickings-Hof-Inhaber Thomas
Döpper über die überwältigende Resonanz beim diesjährigen Oldtimertreffen. Bereits am Freitag reisten viele
Aussteller an, am Samstagabend folgte dann der Aufgalopp mit einer großen Oldtimer-Party auf Prickings-Hof.
Motorensausen
Auf dem Festgelände war am
Sonntag unterdessen die Hölle los: Motorensausen und
Abgasgeruch mischte sich mit
Schlager-Klängen und Bratwurst-Aromen. „Das ist eine
eingeschweißte Gemeinschaft
hier, ein absoluter Pflichttermin für Oldtimer-Freunde“,
lobte Besucher Stefan Rulle
das Fest am Prickings-Hof.
„Wahnsinn, wie viele Fahrzeuge hier stehen.“
Nicht nur alte Trecker aus
den 1930er- oder 1940er-
Jahren, sondern auch Motorräder aller Couleur, ausrangierte Busse oder Feuerwehrautos und sogar Militärfahrzeuge kamen nach
Sythen, viele Oldtimerclubs nutzten das Treffen
zu gemütlichen CampingRunden vor den eigenen
Automobilen, wie etwa die
Oldtimerfreunde HLC aus
Coesfeld, die es sich in einem Zelt bequem machten.
Besonders viel Aufmerksamkeit lenkte der dunkelgrüne Jaguar-E-Typ des
Gladbeckers Bernd Wundes auf sich. „Den habe ich
vor sechs Jahren für 78 000
Euro gekauft und könnte
ihn jetzt für über 90 000
Euro verkaufen“, sagte
Wundes, während er interessierten Besuchern das
Innenleben seines Schätzchens zeigte.
Unterdessen lockte Werner Stewen von der AG
Nahverkehr Dortmund in
seinen
Oldie-Linienbus:
„Damit machen wir jetzt
nostalgische
Stadtrundfahrten oder Hochzeitsfahrten“, sagte Stewen,
dessen Bus-Fuhrpark kürzlich einer Vandalismus-Attacke zum Opfer fiel.
Auf dem Teilemarkt waren Scheiben allerdings
nicht zu finden, dafür aber
Schrauben, Werkzeug, Tachometer und alles, was
der Fachmann sonst noch
zur Reparatur braucht. dg
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Bei uns im Internet:
Fotostrecken mit Impressionen vom Oldtimertag und der
Party am Samstagabend
www.HalternerZeitung.de
Ein wahrer Besuchermagnet: Bernd Wundes‘ (links im Bild)
Jaguar E-Typ.
RN-Foto Giustolisi
Olympische Herausforderung
Zwei Paralympics-Teilnehmerinnen testeten den Römer-Lippe-Radweg auf seine Behindertenfreundlichkeit
Haltern. Die Römer-LippeRoute ist eine der bedeutendsten Radwanderrouten in
NRW. Sie führt entlang der
Lippe auch durch Haltern.
Aber ist sie auch für Menschen
mit Behinderung geeignet?
Zwei Profisportler mit Behinderung haben die Strecke getestet – und auch in Haltern
Halt gemacht.
Fünf Tage lang waren Lily
Anggreny, Goldmedaillengewinnerin der Sommerparalypics 1992, und Para-Triathletin Nora Hansel auf der Römer-Lippe-Route unterwegs.
Anggreny ist ab der Hüfte abwärts gelähmt, Hansels rechte Körperhälfte ebenso.
In Haltern machte die
Sprockhövelerin
Anggreny
zusammen mit Nora Hansel
nach gut 230 Kilometer Fahrt
Halt. Das Ziel der beiden: die
Prüfung der Römer-LippeRoute, die vom Hermannsdenkmal in der Nähe von Detmold bis nach Xanten führt,
auf ihre Barrierefreiheit. Unterstützt wurden sie dabei
von Claudia Geist vom Behinderten-Sportverband NRW,
die mit einem Begleitfahrzeug die Strecke abfuhr sowie
dem Radsportverband NRW.
Auf ihrer 295 Kilometer langen Tour von Ostwestfalen
bis zum Niederrhein passierten die beiden mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von 13 km/h die Externsteine oder das Römerlager
Anreppen. Nach vier Tagen
kamen die Frauen am Samstagnachmittag im Hotel Seehof in Haltern an. Auch dieses
testen die zwei Sportlerinnen
auf seine Barrierefreiheit und
vergaben bis auf eine für Rollstuhlfahrer
unpassierbare
Türschwelle an der Balkontür
gute Noten.
Gute Erfahrungen
Und auch auf den Halterner
Radwegen machten die beiden überwiegend gute Erfahrungen: „Die Wege sind super, es gibt viele breite Straßen“, sagt Hansel. Lediglich
Routen durch die Wälder sollten, so Hansel, durch asphaltierte Alternativen ergänzt
Testeten die Römer-Lippe-Route auf Herz und Nieren: (v.l.) Nora Hansel, Begleiterin Claudia Geist und Lily Anggreny. RN-Foto Giustolisi
werden. Doch das Zweiergespann erlebte nicht nur Positives.
„Es gibt auf der Strecke
auch viele Baustellen und ei-
nige Umleitungen, die nicht
mehr zurück zum Radweg
führen“, stellt Hansel fest. In
Lünen etwa habe man sich
gut 20 Kilometer verfahren,
da die ohnehin sehr klein geratenen Hinweisschilder nicht
den richtigen Weg wiesen.
Mit einem Handbike, mit dem
Lili Anggreny die Strecke tes-
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Sportlerinnen trotzten Schicksalsschlägen
L Lily Anggreny wurde am
L Nora Hansel wurde am
15.9.1960 in Indonesien gebo30.8.1985 in der Oberlausitz
ren und kam im Alter von 19
geboren. Aufgrund der Folgen
Jahren aufgrund ihres Studieines Hirntumors ist Hansel
ums nach Bochum. Seit ihrer
halbseitig gelähmt, seit 2011
Kindheit ist sie hüftabwärts
macht die ehemalige Biathlegelähmt. Sie gewann eine
tin wieder Leistungssport. SeitGoldmedaille im Rennrollstuhl
dem ist Hansel auf dem Rennbei den Paralympics 1992.
rad unterwegs.
L Neben der Römer-LippeRoute wurde auch der Ruhrtal-Radweg auf seine Barrierefreiheit untersucht. Dazu
machte sich Silbermedaillengewinner der Paralympics von
2012, Hans-Peter Durst, zusammen mit seiner Frau auf
die Reise durchs Ruhrtal.
Verkehrsminister fährt auf Haltern ab
tet, wiegen unnötige Umwege
doppelt schwer. Anggreny
steuert ihr Gefährt mit bloßer
Armkraft, Steigungen, enge
Kurven oder unebenes Gelände fallen damit besonders
auf.
Für die Zukunft
Nach Ankunft in Xanten sollen die Erfahrungen der beiden Sportlerinnen nun für die
Zukunft genutzt werden.
Hansel: „Wir werden unseren
Bericht in einer externen Broschüre für den Ruhr-Tourismus zur Verfügung stellen“.
Daniele Giustolisi
KURZ BERI CHTET
Groschek lobte beim Besuch in der Seestadt die schöne City und besichtigte den Bahnhof
HALTERN. SPD-Bürgermeisterkandidatin Beate Pliete hat
aus beruflichen Gründen einen guten Draht zu Michael
Groschek hat. So ließ sich der
Landesminister für Bauen,
Wohnen, Stadtentwicklung
und Verkehr des Landes
Nordrhein-Westfalen
nicht
zweimal von
ihr bitten, den
SPD-Wahlkampf in Haltern am Samstag mit seinem Besuch
zu eröffnen.
Im
Mittelpunkt der Gespräche stand
der Bahnhof Haltern.
Die Ministervisite registrierten die Halterner am Samstag
laut Auskunft von Beate Pliete sehr genau. Viele von ihnen sprachen Groschek schon
im oder vor dem Parteibüro
der SPD in der Rekumer Straße darauf an, wann sich denn
endlich etwas tun würde.
ten 3,5 Millionen Euro für eine barrierefreie Unter- beziehungsweise
Überführung
nicht ausreichen“, weiß Pliete
aus Gesprächen mit Groschek.
Tauglichkeitsprüfung
SPD-Landesminister Michael Groschek, Wolfgang Kaiser, SPD
Haltern, der hiesige SPD-Landtagsabgeordnete Dieter Müller
und SPD-Bürgermeisterkandidatin Beate Pliete beim BahnRN-Foto Thieme-Dietel
hofsbesuch (v.l.).
„Die Barrierefreiheit liegt allen Menschen am Herzen“,
sagt Beate Pliete. Die fehlt
dem Bahnhof nämlich. Wer
gehandicapt ist, hat am Halterner Bahnhof das Nachsehen und muss sich mühevoll
den Zugang zum Bahnsteig
erkämpfen.
Bei 5000 Einstiegen täglich
– Haltern ist eine Pendlerstadt – konnte der Minister
leicht nachvollziehen, wie
dringend der Umbau der Verkehrs-Drehscheibe notwendig
ist. Allerdings: „Das Eisenbahnbundesamt als Eigentümerin des Geländes hat schon
jetzt signalisiert, dass die vom
Land zur Verfügung gestell-
Zurzeit werde laut Auskunft
des Ministers im Eisenbahnbundesamt die Tauglichkeit
einer Überführung geprüft
und ob sie im vorgegebenen
Kostenrahmen bleibt. Die
Halterner, das machten sie
dem Landesminister klar, hätten aber lieber eine Unterführung am Bahnhof. Groschek,
der laut Auskunft von Beate
Pliete seinen 90-minütigen
Aufenthalt in Haltern genoss
und „die schöne Innenstadt“
beim Gang zum Bahnhof lobte, nahm auf seinem Weg zurück in die Landeshauptstadt
mit, dass mit hohem Tempo
an einer Lösung für das Bahnhofs-Dilemma gearbeitet werden müsse. eng
HALTERN. Die
Polizei lässt
nicht locker in
ihren Bemühungen, das
Tempo der
Autofahrer zu
drosseln. Heute wird es an folgenden
Standorten mobile Geschwindigkeitsmessungen geben:
› Holtwicker Straße
›

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