Pkw-Sicherheitstraining „sicher mobil”
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Pkw-Sicherheitstraining „sicher mobil”
Pkw-Sicherheitstraining „sicher mobil” Erfahrungsberichte von Trainern Trainer Michael Schmitt: Voller Erfolg im Landkreis Biberach Das erste Sicherheitstraining für den Landkreis Biberach, das durch die Ulmer Fahrschule Bayer unter der Leitung des Fahrsicherheitstrainers Michael Schmitt durchgeführt wurde, war ein voller Erfolg. Viereinhalb Stunden dauerte das speziell für diese Altersgruppe abgestimmte Training. Schwerpunkte waren die richtige Sitzposition, wie lenke und bremse ich richtig sowie verschiedene Rangierübungen und Abbiegevorgänge aus unterschiedlichen Geschwindigkeiten und verschiedenen Fahrbahnbreiten. Senioren und Seniorinnen begegnen im Straßenverkehr anderen Herausforderungen als Fahranfänger. Besonders das Reaktions- vermögen sowie das Abschätzen von Fahrbahnbreiten und Geschwindigkeiten wurden mit dem DVR- Programm „sicher mobil“ trainiert. Neuerungen im Straßenverkehr und die Benutzung von Fahrerassistenzsystemen waren weitere Themen. In der Theorie wie in der Praxis lernten die Beteiligten, alte Gewohnheiten zu verändern oder abzulegen. Das Rückwärtsfahren ohne Gasgeben mit schleifender Kupplung möglich ist, überraschte alle Teilnehmenden. Sie kamen zu der Erkenntnis, das Rückwärtsfahren so viel sicherer sei. Motivation für die Teilnahme an diesem Fahrtraining sind Spaß am Autofahren und Offenheit für Neues. Für die Teilnehmenden war gut zu wissen, dass der Fahrtrainer nicht zur Überprüfung auf dem Platz stand, sondern gemeinsam mit ihnen Handlungsmuster für die zu fahrenden Übungen erarbeitete. Rundum zufrieden zeigten sich nach dieser Veranstaltung der Landrat des Landkreises Biberach sowie die Seniorenbeauftragte, die allen Teilnehmern für so viel Engagement Lob aussprachen. Eine solch positive Erfahrung wichtiger Entscheidungsträger ist wichtig, um durch die Unterstützung „von oben“ weitere Teilnehmer zu gewinnen. ! Hinweis der Ausbildenden Lisa Falkenberg und Michael Plewka Senioren/Seniorinnen „verunfallen“ anders. Für ältere Menschen sind andere Situationen (z.B. Rangier- und Abbiegeunfälle) gefährlich als für jüngere Fahrer/Fahrerinnen. Ziele des Pkw-SHT „sicher mobil“: • • • • • • • • Die Bewältigung schwieriger Situationen fördern Zur Vermeidung kritischer Situationen motivieren Persönliche Ressourcen stärken Motivation zur Verwendung von technischen Hilfsmitteln Motivation, soziale Unterstützung anzunehmen Verantwortliches Handeln fördern Selbstkritische, aktive Auseinandersetzung mit eigenen Leistungsmöglichkeiten unterstützen Zur realistischen Einschätzung anregen Moderatoreninfo 19/2015 5 Pkw-Sicherheitstraining „sicher mobil” Erfahrungsberichte der Ausbilder Dr.-Ing. Hans Ulrich Franke: „sicher mobil”-Trainer in Sachsen-Anhalt Im Programmbaustein „SHT sicher mobil“ wurden seit 2012 Trainer/Trainerinnen und Moderatoren/Moderatorinnen eingewiesen. Lisa Falkenberg und Michael Plewka haben das Handbuch „Sicherheitstraining, sicher mobil – ein Training für ältere Fahrer“ entwickelt. Bisher wurden bundesweit von 2012 bis 2015 insgesamt 76 Trainer/innen für dieses Projekt ausgebildet. „sicher mobil – ein Training für ältere Fahrer“ bietet ein speziell für Seniorinnen und Senioren entwickeltes theoretisches und praktisches Training, das nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) entwickelt wurde und folgende praktische Elemente beinhaltet: • richtige Sitzposition am Steuer, toter Winkel, Nutzung von Ein- und Ausstiegshilfen, Panne, was ist zu tun? • richtige Nutzung der im Auto verbauten Fahrerassistenz-Systeme • Lenkparcours • Parkparcours • Konzentrationsparcours • Bremsparcours • blinken, bremsen und links- bzw. rechts abbiegen, guter Grip (100 %) Das Ziel des Programms ist, Seniorinnen und Senioren im täglichen Straßenverkehr sicherer zu machen und somit die Unfallhäufigkeit zu senken. Weiterhin soll erreicht werden, dass ältere Fahrerinnen und Fahrer, speziell im ländlichen Raum, aktiv und mobil bleiben, um ihre täglichen Bedürfnisse wie Einkauf, Arztbesuch, Besuch kultureller Veranstaltungen usw. zu erfüllen. Erfahrungen Teil I Nach der Weiterbildung im März 2015 stellte ich das Projekt „sicher mobil“ dem ACE-Vorstand des Kreisclubs Sachsen-Anhalt West vor. Da dieses Projekt für den ACE-Kreisclub nicht allein durchführbar war, wurde mit der Verkehrswacht Jerichower Land e.V. Kontakt aufgenommen und das Projekt vorgestellt. Auch die VW JL war vom Projekt begeistert, vor allem, weil hier im ländlichen Raum viele Seniorinnen und Senioren am Straßenverkehr teilnehmen und auf das Auto angewiesen sind. Schritt 1 war die Kontaktaufnahme mit der Presse. In mehreren Pressebeiträgen wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Überraschenderweise kamen unverzüglich über 50 Anfragen von Personen im Alter von 65 bis 84 Jahren, wann das Projekt durchgeführt wird. Fotos: Kuske, Schütze, Franke • blinken, bremsen und abbiegen auf schneebedeckter Fahrbahn, Grip entspricht in etwa einer „festgefahrenen“ Schneedecke (20 %) Ziel des Projektes 6 Moderatoreninfo 19/2015 Schritt 2 war die Terminierung für die Trainings und die Platzreservierung bei der Bundeswehr. Drei Trainings wurden als Pilotprojekt geplant, da für Trainings mit älteren Menschen bei uns noch keine Erfahrungen vorlagen. Hinweise geben. Das bedeutete jedoch, dass wir mehr Zeit für jedes Modul einplanen mussten. Auch an den Punkten „Abbiegen“ kam es häufig zu Schwierigkeiten. Selbst bei geringer Geschwindigkeit wurden Pylonen umgefahren. Schritt 3: Wir luden zur Pressekonferenz ein. Am 25. 7. 2015 wurde Öffentlichkeit, Politik, Polizei und Presse das Projekt, das erstmalig in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurde, vorgestellt. Die Politiker und der Pressevertreter vor Ort waren nicht nur von der theoretischen Vorstellung des Projektes als PowerPoint-Präsentation im Seminarraum, sondern auch auf dem Übungsplatz der Bundeswehr vom Inhalt des Projektes überzeugt. Und wir wurden aufgefordert, dieses Projekt in 2016 fortzusetzen. Schritt 4: Da das praktische Training auf dem Verkehrsübungsplatz der Bundeswehr durchgeführt wurde, hatten wir in der Mitte eine sehr große Gleitfläche zur Verfügung. Diese nutzten wir und bauten das Modul „Bremsen und Abbiegen auf glattem Untergrund bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten“, 20% Grip, ein. Erfahrungen Teil II Schritt 1: Bei der Erarbeitung des theoretischen Teils stellten wir fest, dass das Modul „Richtige Sitzposition am Steuer und Toter Winkel“ um die Module „Nutzung von Ein- und Ausstiegshilfen“ und „Panne, was ist zu tun?“ erweitert werden könnte, da es sehr gut in die Einführungsrunde vor den praktischen Übungen passt. Schritt 2: Im Anschluss an das erste Modul sprachen wir über die in den Fahrzeugen der Teilnehmenden verbauten Fahrerassistenz-Systeme, nicht nur über ABS oder ESP, die bereits Standard sind, sondern wie die Systeme, die bei den Teilnehmenden wirklich im Fahrzeug sind, funktionieren und richtig eingestellt werden, z.B. Tempomat, ACC, Einparkhilfe u. a. Schritt 3: Bei den praktischen Übungen mussten wir feststellen, dass Erläuterungen und Erklärungen der einzelnen Übungselemente zu schnell abliefen. D.h., wir nahmen uns ausgiebig Zeit, die Elemente inhaltlich sachlich zu erklären und führten sogar eine Demo-Runde des Parcours ein. Mit Hilfe der von uns in die Fahrzeuge eingebauten Freisprechanlage konnten wir während des Ablaufs der Übung wichtige Moderatoreninfo 19/2015 Schritt 5: Die Pausen zwischen den einzelnen Übungselementen wurde von den Teilnehmenden gut zum Erfahrungsaustausch genutzt. Ergebnis: „Das war für uns ein erfahrungsreicher Tag. Es machte nicht nur Spaß, wir haben viel dazugelernt und wichtige Dinge gefestigt“. Anerkennung Das Projekt „sicher mobil – ein Training für ältere Fahrer“ fand großes Interesse. Nicht nur bei den teilnehmenden Seniorinnen und Senioren, auch in Öffentlichkeit, Presse und Politik. Der ACE Auto Club Europa wird dieses Projekt in 2016 weitgehend unterstützen. Dies ergab ein Gespräch am 10. 12. 2015 mit dem Bereich Auto+Verkehr und dem Vorsitzenden des ACE Kreisclub SachsenAnhalt West. Anfang September wurde das Projekt beim Demografie-Wettbewerb 2015 des Verkehrsministeriums Sachsen-Anhalts eingereicht. Es wurde als Projekt des Monats ausgelobt und vom Verkehrsministerium ins Internet gestellt. Diese Anerkennung freut und beflügelt uns, das Projekt „sicher mobil – ein Training für ältere Fahrer“ im Jahr 2016 den Seniorinnen und Senioren in Sachsen-Anhalt 10 Mal anzubieten. ! Dr.-Ing. Hans-Ulrich Franke ist 1. Vorsitzender des ACE Kreisclub Sachsen-Anhalt West und Vorstand der Verkehrswacht Jerichower Land e.V. 7