Berechnung der Implied Probability of Default
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Berechnung der Implied Probability of Default
November 2008 – No. 52 BANK-FORUM Berechnung der Implied Probability of Default Beim Pricing von Kreditstrukturen hat sich in den letzten Jahren der Ansatz durchgesetzt, eine sogenannte implied Probability of Default (PD) aus den handelbaren Assets mit der Annahme einer entsprechenden Recovery Rate zu berechnen und dann mit dieser implied PD und der Annahme über die Recovery Rate der Struktur die Preisberechnung durchzuführen. VON PATRICK HAAS Die im Pricing verwendete implizierte PD ist nicht 1 zu 1 vergleichbar mit der im normalen Bankbetrieb und in Basel II verwendeten Definition der PD. Üblicherweise wird die PD als Ausfallswahrscheinlichkeit eines Kreditnehmers definiert. Als Basis dienen die Anzahl der Ausfälle in einer bestimmten Rating-Kategorie im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Kreditnehmer in dieser Kategorie. In der Kundenkalkulation wird dieser Wert dann sehr oft als durchschnittliche Ausfälle und damit als Standardrisikokosten in der Produktkalkulation verwendet. Bei Basel II wird das Ausfallrisiko des Kreditnehmers ausgehend von dieser PD als mögliche Abweichung von der berechneten PD quantifiziert. Bevor wir auf die genaue Berechnung dieser implizierten Ausfallswahrscheinlichkeit eingehen, möchten wir einerseits die notwendigen Vorschritte bzw. Annahmen besprechen und andererseits eine Daumenregel für eine Vorabschätzung des Ergebnisses präsentieren. In weiterer Folge gehen wir dann auf die genaue Berechnung ein. Als Basis für die Abschätzung der implizierten Ausfallswahrscheinlichkeit werden der aktuelle Credit Spread und die erwartete Recovery Rate benötigt. Bei der Festlegung des Credit Spreads wird allgemein die Differenz zwischen der aktuellen Rendite der Anleihe und dem aktuellen Zinsniveau (hier wird üblicherweise der entsprechende Zinsswap-Preis als Basis genommen) fixiert. Dieser Credit Spread ist damit in anderen Worten die Zusatzrendite dieses Assets und sollte genügen, um sowohl die erwarteten durchschnittlichen Ausfälle als auch die entsprechende Rendite auf das Risiko (bzw. auf das notwendige Eigenkapital) abzudecken. Weiters brauchen wir für diese erste Überlegung eine reine Darstellung des Blanko-Exposures, so dass etwaige Sicherheiten nicht im Exposure berücksichtigt sein sollten. Daumenregel für die Abschätzung der implizierten PD: CS PD = 1 – RR PD = implizierte Probability of Default CS = Credit Spread RR = Recovery Rate Beispiel: Anleihe Laufzeit: 5 Jahre Coupon: 6,00% Preis: 97,00% Recovery Value: 40% Rendite: 6,73% Zinsniveau (IRS): 5,00% Credit Spread: 1,73% 0,0173 PD = = 2,88% 1 – 0,40 Für die genaue Berechnung der implied PD wird üblicherweise folgende Überlegung angestellt: Beim Pricing von Kreditpositionen ist die implied PD nicht die reine Ausfallswahrscheinlichkeit, sondern die Ausfallwahrscheinlichkeit, bei der die mit dem risikolosen Zins diskontierten Cashflows dem Preis der Anleihe entsprechen. Die berechnete PD zeigt also, bei welcher Ausfallswahrscheinlichkeit der erwartete Ertrag einer Kreditposition genau dem Ertrag einer risikolosen Anlage entspricht. Damit kann diese implied PD auch als rechnerischer Break-Even der Kreditposition, bezogen auf die Ausfallswahrscheinlichkeit, interpretiert werden. BANK-FORUM November 2008 – No. 52 Formel: (∑ ) (∑ ) P N · CFj · – P PD = j =1 Beispiel: Anleihe Laufzeit: Coupon: Preis: Recovery Value N = Laufzeit in Jahren j =1 N RV = Recovery Value N j · CFj · dj – RV · ∑ · dj j =1 CF = Cashflow d = Diskontfaktor j = Zähler für Jahre 5 Jahre 6,00% 97,00% 40% (1) (2) (3) (4) Laufzeit (j) Zinsen dj CFj 1 2 3 4 5 Summe 5,10% 4,75% 4,80% 4,90% 5,00% 0,951475 0,911508 0,868871 0,825681 0,782975 0,060000 0,060000 0,060000 0,060000 1,060000 PD = = Preis (5) (4)*(3) CFj*dj (6) (1)*(4)*(3) j*CFj*dj (7) RV*(3) RV*dj 0,057088 0,054690 0,052132 0,049541 0,829953 1,043405 0,057088 0,109381 0,156397 0,198163 4,149765 4,670795 0,380590 0,364603 0,347548 0,330272 0,313190 1,736204 1,043405 – 0,97 = 2,50% 4,670795 – 1,736204 Das Ergebnis der Berechnung ist eine annualisierte implizierte Ausfallswahrscheinlichkeit. Da die Ausfallswahrscheinlichkeiten jedoch in der Praxis üblicherweise nicht gleich verteilt sind, empfiehlt sich – wie auch bei der Zero Kurve – die “Boot-Strapping” Methode, mit der schrittweise die implied PDs für die einzelnen Jahre berechnet werden. Dazu sollten jedoch die Preise für Anleihen mit den entsprechenden Restlaufzeiten zur Verfügung stehen. Da in der Praxis in der Regel nicht alle Laufzeiten zur Verfügung stehen, werden die PDs für die zur Verfügung stehenden Anleihen ermittelt und die PDs dann für die fehlenden Jahre interpoliert. Nachdem in der oben dargestellten Berechnung die “Break-Even PD” berechnet wird, ist dieses Ergebnis nicht gleich zu setzen mit der erwarteten PD. Sollte genau diese PD eintreffen, so ist das Ergebnis dieses Kreditinvestments genau gleich dem Ergebnis einer Investition in eine kreditrisikolose Anleihe und damit die Rendite auf das Risiko genau Null. Im Durchschnitt würde also damit ein Investor in kreditbehaftete Anleihen keine zusätzliche Rendite verdienen. Das Pricing von Kreditrisikopositionen über die Ermittlung einer implied PD hat den großen Vorteil, dass für einen Kreditnehmer (oder für eine Rating-Kategorie) nur einmal die entsprechende Implied PD Kurve zu entwickeln ist. Anschließend können die verschiedenen Produkte und Strukturen dieses Kreditnehmers alle mit dieser Kurve gepreist werden. Unterschiedliche Spreads kommen dann zu Stande, wenn für die einzelnen Produkte und/oder Strukturen mit einer anderen Recovery Rate gerechnet wird. Ist in weiterer Folge das KRM in der Lage, eine qualifizierte Aussage über die erwartete Recovery Rate zu machen und sind für den Emittenten bzw. die Asset-Klasse entsprechende Papiere am Markt, die eine Festlegung der Credit Spreads erlauben, können über die Berechnung der implied PD wesentliche Indikatoren für das Pricing und entsprechende Kauf/Verkauf-Indikationen für kapitalmarktnahe Produkte gewonnen werden.