HEADDOWN-GEDANKEN Eine erste Einführung in
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HEADDOWN-GEDANKEN Eine erste Einführung in
HEADDOWN-GEDANKEN Eine erste Einführung in das Freeflying von Jürgen Mühling und Achmed Sharma © 1996, 1997 by Jürgen Mühling, Achmed Sharma. Jede Vervielfältigung oder Veröffentlichung, auch teilweise Auszüge, bedürfen der Zustimmung der Autoren. Anforderungen an den Springer: etwas Kondition und Fitness sollte vorhanden sein. Anfangs ist mit Muskelkater und schneller Ermüdung schon nach wenigen Sprüngen zu rechnen. Man trifft auf sehr viele Gleichgewichtszustände: Koordination, Beweglichkeit und viel Balance halten sollte leicht fallen. Der Springer sollte den Fall in horizontaler Lage sowie Drehungen und Salti beherrschen, sowie sich aus jeder Lage jederzeit stabilisieren können. Günstig wären Kenntnisse über das Fliegen im Stehen und Sitzen; ein gesundes Maß an Verständnis für Relativität, Sicherheit, Angemessenheit, Ruhe und Übersicht sind Voraussetzung; Höhenbewusstsein !!! Anforderungen an die Ausrüstung: Alle Gurtzeuge, die ein Verstauen und Covern von Haupt- und Reserveschirm für diese Extrembedingungen gewährleisten, scheinen geeignet. Die Verwendung eines BOC angebrachten Handdeploys ist unumgänglich; ein CYPRES ist zu 100% zu empfehlen. Die Mitnahme eines akustischen Höhenwarners ist unerlässlich; bei lockeren Beingurten die Überlängen verknoten; Brustgurt gut sichern; Brille stramm sitzend; bei Freeflykombi Reißverschluss sichern; Handhöhenmesser scheint geeigneter; Die Theorie des Headdown. Die Headdownposition unterscheidet sich zu 'normalen' Flugpositionen erheblich. Das fängt schon mit der optischen Verdrehung an. Verkehrte Welt - alles steht auf dem Kopf. Will Dein Lehrer, dass Du schneller fliegen sollst, wird er aus Deiner Sicht 'hoch' zeigen. HD ist sicher auch keine sonderlich stabile Lage, aber man kann den HD durch Training immer mehr stabilisieren und damit auch kontrollieren. Letztlich kann man HD relativ fliegen. Die HDPosition ist mit einem Federball, noch besser mit einem Skyball zu vergleichen: Der schwere Teil zieht nach unten und die Feder stabilisiert durch Luftwiderstand. - Der Oberkörper zieht nach unten und die gespreizten Beine bremsen. Lässt man den Skyball einfach nur fallen, wird er gerade zur Erde fallen. Gibt man aber dem Skyball im Fall einen kleinen seitlichen Push, erhält der SB hierdurch einen Impuls und wird mit horizontaler Drift abhauen. Genauso verhält es sich beim HD. Bisher waren wir es gewohnt, z.B. die Beine während der gesamten Vorwärtsfahrt lang zu machen und erst kurz vor dem Ziel wieder einzuziehen. Im HD gibt man sich einen Impuls (Beine kurz nach hinten in den Wind tauchen), nutzt den Impulse (vorwärts fahren) und stoppt durch einen Gegenimpuls (Beine kurz nach vorne in den Wind tauchen). Auf dem Weg zum Headdown bis hin zur neutralen Position Lerne konsequent von Anfang an - gerade weil es Dich da noch öfter wieder rauswirft schnell zu bleiben! Dies ist beim späteren RW HD zur Sicherheit aller teilnehmenden Springer unbedingt notwendig. Wann immer Du merkst, dass Du aus dem Headdown fällst, gehe zunächst in die Hocke und stabilisiere Dich in den HD oder jede andere schnelle Flugtechnik (Stand up, Chut Assis usw.). Wenn Du nach einem Funnel nur auf den Bauch fällst, gehst Du nach oben wie eine Rakete und Du gefährdest damit eventuell über Dir fallende Springer, die weder so schnell ausweichen noch so schnell bremsen können! Die Freifallgeschwindigkeiten liegen zwischen 200 und 350 km/h. Das heißt, es können Kollisionen von über 100 km/h Differenz entstehen!!! Übe das 'schnell bleiben' von Anfang an! Man kommt aus jeder Lage auf den Kopf, man muss nur nach unten wollen, mach‘ ein Wettrennen mit Dir selbst und such‘ Dir den umgedrehten Horizont. Schau‘ am Anfang nicht nach unten oder oben. Du fällst in einen Tunnel / Glocke, als ob es Dich nach unten saugt und Du bemerkst die Beschleunigung. Es wird schnell und Du spürst seitlichen Gegendruck in einer bequemen, senkrechten Kopflage. Bald bekommst Du ein stabiles Gefühl, so als könnte Dich nichts mehr umhauen. Alle Bewegungen sind dann möglich. Vieles geschieht aus dem Bauch heraus durch Balance im Luftstrom. Freefly ist, was man daraus macht, sei phantasievoll, originell, ideenreich, es gibt keine Grenzen. Spiele mit der Luft. Es darf Dich nicht kümmern dass Du fällst, egal ob Du Dich überschlägst, drehst oder wo oben und unten ist. Du fliegst frei - also benimm Dich auch so! Deine Höhe sagt Dir, wann Du ins normale Leben zurück sollst. Grundsätzlich gibt s zwar eine neutrale HD-Position, aber sie gewährleistet eben nicht, daß man wirklich auf den Punkt fällt. Ob Du mit gespreizten oder gekreuzten Beinen fliegst, ist egal. Man kann symmetrisch als "Pfeil" oder unsymmetrisch "überkreuzt" fliegen - je nach Wohlbefinden und Gefühl. Sorge dafür, daß Dein Oberkörper gerade ist und bleibt! Brust neutral und Arsch rein. Kein Hohlkreuz! Hilfreich ist, wenn man sich einen 'geistigen' Tausend–Mark-Schein in die Arschbacken klemmt. Die neutrale Position im HD hat obendrein zwei (!) luftrelevante Bereiche - Arme und Beine. Es ist sehr wichtig, darauf zu achten, daß sowohl der Beinbereich als auch der Armbereich für sich neutral fliegen. Hat man z.B. eine Rückwärtstendenz in den Beinen, ist man leicht geneigt, diese Tendenz automatisch über die Arme auszugleichen. Das Ergebnis: man kann seine Arme nicht zum Greifen oder für Faxen aller Art benutzen, weil es dann sofort zu schieben anfängt! Der Oberkörper bleibt immer im Headdown! Suche den Horizont, er ist Deine Referenz! Nur die Arme und Beine arbeiten im Wind. Gesteuert wird grundsätzlich dadurch, daß Du Deine Extremitäten entgegen der gewünschten Flugrichtung in den Wind bringst. Wenn Du z.B. vorwärts willst, bring‘ ein oder beide Beine nach hinten in den Wind, lege Dich aber nicht insgesamt schräg in den Wind - dann geht es nicht nur vorwärts sondern auch kräftig hoch. Der Oberkörper verbleibt in der senkrechten Position. Stell dir vor, auf Deinem Kopf steht ein Glas mit Wasser und Du darfst nix verschütten (gleichzeitig klemmt ja noch der 1000-Mark-Schein in Deinen Pobacken). Bringe also Deine Arme und Beine in alle möglichen Positionen, aber achte auf das Wasser und die Knete...... Die Macht geht von Deinem Oberkörper aus. Fliege mehr mit den Beinen! Normalerweise sind die Beine eines Menschen länger und umfangreicher als seine Arme, das heißt, sie werden in der Luft einen größeren Wirkungsgrad als die Arme erzielen. Deine Beine sind Deine Steuerruder, Deine Arme helfen nur Deinen Beinen! Um so mehr Du mit den Beinen fliegst, um so mehr kannst Du faxen mit den Händen machen. Lerne das Spiel Deiner Beine und Arme im Windpolster. Wenn Du erst mal stabil im HD fliegen kannst und nun das Steuern lernst, wirst Du feststellen, daß es gar nicht so einfach ist, mal eben die Beine zum Steuern in alle Richtungen zu bringen: Zu zaghaft und es geht nicht voran, zu aggressiv und Du fällst aus dem HD. Sei vorbereitet auf den zu erwartenden Druck des Windpolsters. Stoß Dich regelrecht ab und laß die Macht im Oberkörper. ...und bei alledem - locker bleiben, sonst geht gar nichts! Der Einstieg in den HEADDOWN-RW : Um RW zu machen, ist 100%iges Höhenbewusstsein erforderlich, die Höhe sollte sicher auf dem Kopf stehend kontrolliert werden können. Im Headdown ist es nicht immer möglich, den Kopf frei zu bewegen; das bedeutet ein eingeschränktes Sichtfeld, welches kleiner ist als beim Bauch–RW. Bei zu großen, chaotischen Sprüngen verliert man schnell die Übersicht. Verhalte Dich passiv, bis Du Dir sicher bist und gefährde niemals einen Deiner Mitspringer. Sichtkontakt ist wichtig! Bei Verlust von Sichtkontakt unbedingt im Headdown bleiben und durch langsames Drehen Raum absuchen (Leuchtturm). Die Fallrate lässt sich durch die Körperhaltung regulieren. Auch geeignete Klamotten helfen dabei. Es sollte eine angenehme, bequeme Fallrate ermittelt bzw. erflogen werden. Schneller wird man durch Anlegen der Arme und schmalere gestrecktere Beine. Beim von oben Aufholen sehr früh bremsen, da man viel Schwung mitbringt. Große Leveldistanzen nach unten sind schwer aufzuholen, nach oben nur mit Sichtkontakt. Langsamer wird man durch Abwinkeln der Beine sowie weiteres Spreizen. Die Arme drücken gegen den Luftstrom. Man muß dabei mit unkontrolliertem Slippen rechnen. Die Ra-dikalnummer ist die Rückenlage (nur bei Sichtkontakt)! Seitlich Fliegen entsteht durch das Gefühl, sich zur gewollten Seite zu drücken, kann jedoch nur mit Referenz erflogen werden. Drehungen können mit den Armen, den Schultern und den Beinen geflogen werden. Das Achse halten geschieht oft unbewußt. Nie auf den Bauch oder Rücken fallen (gefährliche Geschwindigkeitsdifferenz)! Rette Dich durch eine dynamische Rolle (Emergency Rolle) und bleibe in der Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung nach unten. Gehe direkt daraus wieder auf den Kopf. Selbstkontrolle behalten! Zuviel Spaß führt zu Leichtsinn, überfordere Dich nicht! Auf große Sachen solltest du erst mal verzichten. Machst du's doch, mußt Du ruhig fliegen; am meisten Spaß machen 2er. Bei anfänglichen RW Sprüngen zuerst auf die Achse (Sichtkontakt) und das Level achten, dann auf die Entfernung. Vorsicht beim Aufeinanderzufliegen! Annäherung nur schrittweise vollziehen, immer wieder anhalten, um Restschwung zu kontrollieren und zu lernen, was passiert und was mache ich. Gegenseitiges aufeinander Zu fliegen äußert sich als Drehung umeinander (Orbiting). 2er Pärchen neigen dazu, sich zu jagen und Geschwindigkeit aufzubauen, sind also selten beim Fallen auf dem Punkt bzw. neutral. Dies fällt besonders auf, wenn weitere Springer z.B. eine zweier Basis anfliegen wollen. Die Lförmig geflogene Basis fällt neutral. Wenn Du die Beine locker durchschütteln kannst, fällst Du auf den Punkt. Bei großen Sprüngen vorher feste L-Basis ausmachen, um planloses Umherfliegen zu vermeiden. Disziplin ist ein schlimmes Wort, aber dafür treffend. Die weitere Ausbildung Sicher, man kann sich alles selbst beibringen - auch das Falsche. Natürlich kann man sich auch mit 101-Sprüngen fertig ausbilden lassen - wenn man Millionär ist. Ein schlauer Mix aus Solo- und 101-Sprünge scheint noch am ehesten sinnvoll! Schwerpunkte der Ausbildung: Je nach Ausbildungsstand kann ein unterschiedlicher Einstieg in die Ausbildung erfolgen. Grundsätzlich sollte der Weg über das Rückenfliegen sein. Chute Assis ist schon relativ schnell. In Verbindung mit der nachfolgend beschriebenen Sicherheitshocke sollte der Instruktor jederzeit in der Nähe seines Schülers bleiben können. Die Sicherheitshocke - Protection-Roll. Bringe Deine Hände schützend vor Dein Gesicht und ziehe die Knie bis zu Deinem Kopf an nicht den Kopf zu den Knien bringen. Zum einen schützt Du Dich vor Kollisionsfolgen und zum anderen bleibst Du als Kugel zusammengerollt schnell. Die Gefahr von Freifallkollisionen aufgrund erheblicher Geschwindigkeitsunterschiede - beim z.B. aus dem HD heraus auf den Bauch Fallen - kann nur minimiert werden, wenn der angehende HD'ler von Anfang an lernt, seine Geschwindigkeit durch die Sicherheitshocke beizubehalten. Bleibst Du schnell, kann Dir auch mal 'n Patzer passieren, ohne daß der 'gemeinsame' Sprung mit den anderen nach dem Patzer vorbei wäre. Der stabile Headdown. Es wird einige Zeit / Sprünge dauern, bis man stabil über Kopf fallen kann. Anfangs liegt man meistens schief in der Luft. Das heißt, man liegt entweder mit dem Rücken oder dem Bauch lediglich nach unten geneigt auf dem Luftpolster und schiebt furchtbar horizontal durch das All. Achte während dieser Zeit besonders auf die Bodenachse. Wenn irgend möglich, suche Dir eine 90° Grad zur Absetzrichtung versetzte Bodenachse. Hierdurch vermeidest Du, dass du eventuell durch Deine Drift über oder unter andere Springergruppen fährst. Du merkst letztlich selbst, wann Du wirklich senkrecht über Kopf fällst. Erstens merkst Du den Speed er nimmt wirklich rasant zu. Und zweitens stabilisiert sich Dein Körper durch den Speed - das heißt, Du kannst Dich 'freier' bewegen und beobachten. Kontrolliere Dich selbst. Wenn Du Deine Füße nicht sehen kannst und mehr Himmel als Erde im Horizont vor Dir hast, liegst Du wahrscheinlich auf dem Rücken. Siehst du mehr Erde und kannst Deine Beine leicht sehen, liegst Du mehr auf dem Bauch. Kannst Du mit den Beinen in alle Richtungen strampeln? Und Dich um 360° drehen? Übungen: Höhenkontrolle- Hände und Arme bewegen (Tütenspiel) - Pfeil- oder Kreuzhaltung Bewegungsgrenzen ausprobieren - was bleibt stabil - Beine strampeln - Kopfbewegungen Leuchtturmspiel Der lockere Headdown. In der Anfangsphase auf dem Kopf ist man leicht verkrampft und wird dann steif in seiner gesamten Körperhaltung. Das ist geradezu Gift für den HD. Gehe die Sache locker an. Wenn Du erst mal auf dem Kopf stehst, wirst Du auch zunehmend stabiler. Also kein Grund für Verkrampftheit! Denke an die Macht des Oberkörpers und glaube an Deine Fähigkeiten. Die Luft ist nicht Dein Feind, sondern Dein Verbündeter - also lerne sie kennen und spiele mit ihr! Bereite Dich auf Deine Sprünge sorgfältig vor: Ein lockerer, gestreckter Körper und innere Ausgeglichenheit helfen ungemein! SPRUNGENDE / SEPARATION : HD-Sprünge sollten wegen der hohen Geschwindigkeit frühzeitig, je nach Art des Sprunges zwischen 1500 bis 1300 m, beendet werden. Beim Separieren niemals abrupt auf den Bauch fallen, sondern mit möglichst viel Umsicht zu anderen Springern nochmals Speed aufnehmen, damit den toten Winkel im Rücken untertauchen und vom Zentrum weg in einer weichen Kurve nach hinten vom HD in den Track übergehen. Kein Headdown unter 1200 m mehr. Der Höhere hat die Übersicht und gibt dem Tieferen die Vorfahrt. Einige Sekunden in Bauchlage die Geschwindigkeit abbauen und nicht über 1000 m ziehen. ....so, lets get out, lets get crazy..... Mahle und Achmed