Islamische Azad Universität zu Teheran ( Markaz) Fakultät für
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Islamische Azad Universität zu Teheran ( Markaz) Fakultät für Fremdsprachen Magisterarbeit zur Erlangung eines Magistergrades (M.A) Fachrichtung : Didaktik der deutschen Sprache Thema : Übersetzung von 35 Seiten und Interpretation des Romans " Der Grosse Fall " von Peter Handke Betreuerin: Dr.P. Khanbani Mitbetreuerin: Dr.E.Rahmani Vorgelegt von: Maryam Noori Frühling 2012 In Namen Gottes Danksagung Diese Magisterarbeit bildet den Abschluss meines Studiums in der Didaktik der deutschen Sprache an der Azad Universität Teheran. Bei der Entstehung der vorliegenden Arbeit möchte ich mich bei all jenen bedanken, die zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen haben. Für die ermutigenden Ratschläge möchte ich meiner geehrten Betreuerin, Frau Dr. Khanbani, die meine Arbeit durch Rat und Hilfe befördert hat, meinen besten Dank ausdrücken. Ein großes Dankeschön möchte ich auch meiner verehrten Mitbetreuerin, Frau Dr. Rahmani, aussprechen, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Zum Schluss geht mein persönlicher Dank an meine Eltern, die mir das Studium ermöglicht und mich während meiner ganzen Ausbilung unterstürzt haben. Maryam Nouri , Jun 2012 Peter Handke ist ein aus Griffen in Kärnten stammender Autor und zählt zu den bedeutenden österreichischen Schriftstellern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Er überrascht seine Leser immer wieder mit ungewöhnlichen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, deren Titel schon aufmerksam machen. In Handkes Werken steht Sprache zwischen seinen Helden und der Wirklichkeit und seine Figuren scheitern an der Sprache und an dar Wirklichkeit. In seinen Werken werden Eindrücke, Personen, Bilder, Situationen und Erinnerungen von seiner Kindheit und Jugend in literarische Motive umgewandelt und er wendet sich der Natur und der Kunst als Quellen der eigenen Sinnerfahrung zu. Man kann in seinen Werken Individualität ganz deutlich bemerken. " Der Große Fall " ist die letzte Erzählung vom Peter Handke, die im Jahr 2011 veröffentlicht wurde. Handke hat diese Erzählung in 270 Seiten mit seiner späzifischen Sprache geschrieben. Mit" Der Große Fall "ist ein unpolitisches Buch mit Ecken und Kanten erschienen, in dem er sich vor allem auf die Sprache konzentriert. Jedes Wort ist tempramentvoll und spannend. So ein Buch kann nur Handke schreiben. Handke lässt seine Leser einen Tag lang, wie immer seine männlichen Helden, den Schauspieler, vom früh Morgen bis Mitternacht zu begleiten, der vom Stadtrand bis ins Zentrum spaziert und den Figuren des neuen Welttheaters trifft. Sehnsucht nach Familie und der Wille zur Einsamkeit, die in unserem heutigen Leben auf einem besonderen Platz stehen, kommen überall hier zu Wort. Er erzählt sein neuestes Buch als eine Welt von Geräuschen, Bewegungen und Erinnerungen. Inhaltverzeichnis 1.Einleitung 6 2.Peter Handke 2.1. Leben 11 2.2. Die Werke 16 3.Freundschaft mit Wim Wenders 23 4.Informationen zur Gruppe 47 24 5.Der Einfluss Kafkas 25 6. „ Der Grosse Fall “ 6.1. Inhaltsangabe 27 6.2. Interpretation 31 7. Übersetzung von fünfunddreißig Seiten der Erzählung 68 8. Schlussfolgerung 86 Anhang 9. Zeittafel zu Leben und Werke 88 Literaturverzeichnis 92 1. Einleitung : Die Entwicklung der Literatur jedes Landes bleibt immer wegen des Kriegs nicht ohne Einwirkung. Jede deutschsprachiger Autor nach 1945 bezieht als Schriftsteller auf den Krieg . Peter Handke gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Er überrascht seine Leser immer wieder mit ungewöhnlichen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, deren Titel schon aufmerksam machen. Zu seinen zentralen Themen gehört eigentlich den Zustand der Welt, und er schafft es, diesen durch die Sprache zu erklären. So finden wir bei ihm immer neue Sprachrätsel, er befasst sich mit kleinen Dingen und einem „kleinen“ Menschen. Peter Handke ist ein aus Griffen in Kärnten stammender Autor. Er zählt zu den bedeutenden österreichischen Schriftstellern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Zu seinen umfangreichen und vielseitigen Werken gehören Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Übersetzungen. Mit Autoren wie Peter Handke erlebte die Literatur in Österreich in den 60er und 70er Jahren eine Blüte, die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert hatte. In Handkes Frühwerk nimmt die Sprache das zentrale Thema Ansätze zu einer klassischen Erzählweise ein. Handkes Hauptthemen, auf die er auch in seinen späteren Werken immer wieder zurückkommt, sind die Sprache und die Wirklichkeit . 6 Nach seinem Aufenthalt im Paris Ende der 1970er Jahre vermehren sich autobiographische Stoffe und Motive in Handkes Schreiben. Diese Verarbeitung soll eine literarische Selbstbewältigung darstellen. Die Geburt seiner beiden Töchter und der Suizid seiner Mutter werden oft als Anlass dieser Wende gesehen. Etwa 20 Jahre später greift Handke erstmals mit dem Roman „ Mein Jahr in der Niemandsbucht „ autobiographische Themen auf und beschäftigt sich darin mit der Schriftstellerexistenz. In seinen Werken werden Eindrücke, Personen, Bilder, Situationen und Erinnerungen von seiner Kindheit und Jugend in literarische Motive umgewandelt und er wendet sich der Natur und der Kunst als Quellen der eigenen Sinnerfahrung zu. Peter Handke ist wohl einer der unverständlichsten deutschen Autoren. Durch seine Werke hatte er einen besonderen Platz bei den Medien. Er gehört zu den Vertretern der Epoche der „ Neuen Subjektivität “ . Man soll nicht vergessen ,Was in seinen Erzählungen und Romanen erkennbar ist, dass er der neuen Entwicklung in der heutigen Literatur folgt. Er macht keine große Veränderung von der „Neuen Subjektivität“ zur „Postmoderne“ an seiner Literaturauffassung. Die postmodernistische Literatur gibt den Autoren diese Möglichkeit, in ihren Arbeiten immer wieder neue Formen und Stile zu verwenden. Man kann in seinen Werken Individualität ganz deutlich bemerken. Die Helden seiner Stücke bestehen immer auf Einsamkeit. 7 „Ich erwarte von einem literarischen Werk eine Neuigkeit für mich, etwas, das mich, wenn auch geringfügig ändert, etwas, das mir eine noch nicht gedachte, noch nicht bewußte Möglichkeit der Wirklichkeit bewußt macht, eine neue Möglichkeit zu sehen, zu sprechen, zu denken, zu existieren. Seitdem ich erkannt habe, daß ich selber mich durch die Literatur habe ändern können, daß mich die Literatur zu einem andern gemacht hat, erwarte ich immer wieder von der Literatur eine neue Möglichkeit, mich zu ändern, weil ich mich nicht für schon endgültig halte. Ich erwarte von der Literatur ein Zerbrechen aller endgültig scheinenden Weltbilder.“1 Handke ist ein Autor, der nicht auf den Inhalt, sondern auf die Form des Literarischen Werkes Wert legt und versucht auch in einigen seiner Werke es klar zu machen . Er betont, dass Literatur formal bestimmt ist, aber ist völlig dagegen, dass in der Literatur das gesellschaftliche Engangment der Inhalt des Werkes ist . In Handkes Werken steht Sprache zwischen seinen Helden und der Wirklichkeit und seine Figuren scheitern an der Sprache und an der Wirklichkeit. Hier fungiert die Sprache nicht als Kommunikationsmittel, sondern als Faktor der menschlichen Vereinsamung . Peter Handke nennt als Vorbilder Johann Wolfgang Goethe, Heinrich von Kleist, Gustave Flaubert, Fjodor Dostojewski, William Faulkner und Alain Robbe Grillet. Alle diese Autoren haben, wie er sagt, sein Bewusstsein von der Welt verändert. Peter Handke, der Dichter des Friedens, ist ein unpolitischer Mensch. Er spricht nicht von der Gesellschaft, sondern vom Volk. Er zeigt heute, dass er in seinen 1 Handke, Peter: Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Frankfurt am Main 1967. S. 19. 8 Werken über die postmodernistische Literatur verfügt und ist immer für die Veränderung der literarischen Muster und Problemdarstellungen da. " Der Große Fall " ist die letzte Erzählung vom Peter Handke, die im Jahr 2011 veröffentlicht wurde. Handke hat diese Erzählung in 270 Seiten mit seiner späzifischen Sprache geschrieben. Seine Leser wissen, es wird immer noch spannend, wenn ein neues Buch von Peter Handke auftaucht. Mit" Der Große Fall "ist ein unpolitisches Buch mit Ecken und Kanten erschienen, in dem er sich vor allem auf die Sprache konzentiert. Jedes Wort ist tempramentvoll und Spannend. So ein Buch kann nur Handke schreiben. Bei diesem Buch schauen wir einem Autor zu, der einem Erzähler, der einem Schauspieler zuschaut, er lässt ihnen quatschen und quatschen und wir sind als Leser mittendrin. Die vorliegende Arbeit versucht die Kleinigkeiten, Erinnerungen und Situationen, die Handke in seiner Erzählung darüber sehr sorgfältig spricht und mit denen wir auch immer und jeden Tag beschäftigt sind , zu untersuchen . Das wichtigste Ziel dieser Arbeit ist einen Kommentar und eine vollständige Interpretation zu der letzten Geschichte von Peter Handke, in der man einen Schauspieler an einen langen Tag vom Morgen bis tief in die Nacht begleitet und wird differenzierte und unterschiedliche Meinung und Kritik über diese Erzählung von anderen Schriftstellern dargestellt. 9 2. Peter Handke 10 2.1 Leben Peter Handke gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit, er ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer. Er wurde am 6.Dezember 1942, um 18Uhr45 im Haus seines Großvaters in Altenmarkt geboren. „Er verweigert von Anfang an die Muttermilch. Arm von Geburt, wird er durch seinen weltekel geadelt. Aus den dunklen Augen in seinem Engelsgesicht wird das Kind finstere Blicke auf die Menschen werfen.“2 Altenmarkt war ein Teil der Marktgemeinde Griffen in Österreich, die um die Mitte des zweiten Weltkriegs aus 4.107 Einwohnern bestand. Der Griffener See gehört noch heute zu den Lieblingsplätzen zum Spaziergehen Handkes. Leider aber zerstört die Autobahn diesen schönen Platz von Klagenfurt nach Graz, dagegen wollte Peter Handke mit einem Brief an den damaligen Verkehrminister den See seiner Kindheit retten, trotzdem blieben seine Mühen unbelohnt. Sein Großvater mütterlicherseits, der ein Bauer und Zimmermann war, ist die wichtigste Person im Bezug auf Peter Herkunft, er hieß Gregor Siutz. Er wurde am 11. März 1886 in Altenmark Nr. 25 geboren und starb am 1975, fast neunzig Jahre Alt . In seinem Leben sprach er von seiner slowenischen Abstammung mit Stolz. Sein Enkel, Peter, nannte ihn ,,Ote", was von dem slowenischen Wort Großvater, 2 Herwig Malte,Meister der Dämmerung,Deutsche verlags-Anstalt 2010 , S.15 11 stammt. Peter Handke fühlte sich auch an der slowenischen Herkunft immer zugehörig. Handke erzählt immer wieder von seiner Familie, den Kindheitsorten und dem Landschaftsgefüle in seinen Werken. Seine Mutter war Maria Handke, geboren in Sivec (1920), eine Kärntner Slowenin. Sie hatte 1942 Peters leiblichen Vater, den deutschen Bankangestellten Erich Schönemann, der ein Soldat in Kärnten war, kennengelernt und geheiratet . Kurz vor Peter Geburt heiratete seine Mutter für zweites Mal, den Berliner Straßenbahnschaffner Adolf Bruno Handke(starb 1988), seinen späteren Stiefvater. 1944, als Peter zwei Jahre alt war , wollte seine Mutter Maria Handke von Griffen fliehen. Sie fuhr mit Ihm zu den Eltern ihres Ehemannes, im Osten Berlin. Dort wurde am 7. August 1947 Peters Halbschwester Monika geboren. Da die Familienzustände im 1948 durch die mehrmaligen Berufswechsel und die äußeren Zustände unerträglich geworden war und als die ersten Bomben in deutschland fielen, wollte die Familie zurück nach Österreich, deshalb kehrte die Gesamtfamilie wieder nach Altenmarkt, nach Griffen zurück. Dort lebte die ganze Familie in Peters Geburtshaus in zwei kleinen Zimmern. Zu dieser Zeit war die politische Situation in Berlin sehr unheimlich.Viele Eindrücke von seiner Kindheit verarbeitete Handke später in seinen Büchern. Für Peter war auch dieser Umzug nicht leicht, denn er sprach berlinerisch. So hatte er anfangs Schwierigkeiten beim Spielen mit Freunden. Auch noch heute klingt es nur sehr selten, er spricht meistens ein dialektfreies Deutsch. 12 Er schaute immer mit Bedauern die ältere Nachbarskinder, die schon zur Schule gingen, und auf sein Beharren musste die Mutter ihm vor der Schule das Lesen beibringen. Peter hatte immer in seiner Kindheit Kriegsangst. Dazu kam dann noch eine sehr persönliche Angst hin: Angst, wenn die Eltern nicht zu Hause waren: „Da habe ich schon den Eindruck mitgekriegt von Großstadt - es war schon beängstigend damals, die Endkriegszeit und dann die Nachkriegszeit, das hat ziemlich bestimmend gewirkt auf mich."3 Am 13. September 1948 war er von seiner Mutter zur Volksschule begleitet. Er bekommt immer in allen Schulzeugnissen gute oder sehr gute Noten, nur die Ausnahme war im Fach Handarbeiten, die er befriedigend bestand. Da er noch kein Wort Latein konnte, sagte ein Professor zu ihm, nach einer Aufnahmeprüfung, die am 7.Juli 1954 stattfand, sofort in die dritte Klasse einzusteigen. Nach einem halben Jahr war Peter Handke besser geworden und bekam die Note ,,sehr gut“ auch in diesem Fach. Im Gymnasium Tanzenberg schloss er jede Klasse mit Erfolg ab. Er lernte die Fremdsprachen Latein, Griechisch, Englisch, Italienisch und Slowenisch. Im 1955 begann die schriftstellerische Karriere des jungen Handkes : Er schrieb einen 16-seiteigen autobiographischen Bericht, den er ,,Mein Leben. 2. Teil“ 3 Huber Alexander :Versuch einer Ankunft , Peter Handkes Ästhetik der Differen, Königshausen &Neumann Gmbh Verlag ,Würzburg 2005 ,Seite 228 13 nannte. Dieser Bericht handelt sich um seinen Umzug im 1948, die Schwierigkeiten mit der Sprache und mit den Nachbarskindern. Einmal im Schuljahr 1957-58 kam der junge Handke zu seinem Professor(Dr. Reinhard Musar) und legte ihm einige Texte vor und bat ihm, um seine Meinung dazu zu sagen. Reinhard Musar war die erste Person ,die Peters große literarische Begabung erkannte und ihn zum Schreiben ermutigte . 1959 bis 1961 war er Schüler des humanistischen Bundesgymnasiums in Klagenfurt. Nach seinem Abitur nahm er in Graz das Jura-Studium auf. „Als Student trat er in Verbindung mit dem Literaturkreis „Grazer Gruppe“, deren Leiter Alfred Kolleritsch Texte von ihm in der „Zeitschrift für Literatur, Kunst, Kritik und manuskripte“ herausbrachte .“ 4 Als Peter Handke achtzehn war, eröffnete ihm seine Mutter, dass Bruno Handke nicht sein leiblicher Vater war, sondern sein leiblicher Vater ein Deutscher war, Ernst Schönemann . Danach hatte er immer den Wunsch seinen leiblichen Vater zu treffen und ihn persönlich kennenzulernen. Eine richtige Beziehung entstand endlich erst 1990 zwischen den beiden. Durch diese Zeit fing Peter an, seine Mutter Briefe zu schreiben und bekommt immer Antworten von ihr. Sie waren ihm Gründe ein Schriftsteller zu werden, aber für die Mutter war dieser Briefwechsel eine Angst, den Sohn zu verlieren und so versuchte sie mit aller Kraft, um die Liebe ihres Sohnes zu steigern. 4 Heinz Ludwig Arnold:Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwarts Literatur ,vierte Ordnen, vogel Gmbh verlag , München 1978 , seite 2 14 Für Peters Mutter waren Gedanken an ihn, alles was sie hatte, um die Vergangenheit zu vergessen. Sie halfen ihr, die Probleme mit ihrem Mann und die Sorgen mit ihren Kindern zu ertragen. Wahrscheinlich wünschte sie sich so wie Peter zu leben. Von den Briefen, die er seiner Mutter schrieb, bemerkt man seine Liebe, Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber seiner Familie und den Freunden. Wegen seines ersten Romans im Jahr 1966 brach Handke das Studium ab und arbeitete seitdem als freiberuflicher Schriftsteller. Im Jahr 1966 heiratete Peter Lipgart Schwarz, eine Schauspielerin , mit der er 1969 eine Tochter mit dem Namen Amina bekam. Im August 1966 zog das junge Paar nach Düsseldorf. 1972 ließ er sich von Lipgard, seiner ersten Frau, scheiden und erzog seine Tochter Amina alleine. Im November 1973 zog er mit seiner Tochter Amina nach Paris, im Südwesten von Paris, und blieb dort bis 1978 . Was damals für Handke wichtig war, war das Schreiben und seine Tochter Amina. Das war seine Realität. Er mußte nur in den Nächte oder in den Zeiten, in denen Amina bei ihrer Mutter in Berlin war, schreiben. Obwohl er ohne das Kind nicht aushalten konnte, war er stolz auf sein Alleinsein und schrieb es immer in seinem tagebuch . Im Sommer 1990 hatte Peter Handke die französische Schauspielerin Sophie Semin kennengelernt. Sie lebten zusammen und etwa ein Jahr später, am 24. August 1991, wurde ihre Tochter Leocadie geboren. Handke heiratete im Herbst 1995 Sophie Semin. 15 2.2 Werke Sein erster Roman „Die Hornissen“ wurde im Jahr 1966 in dem Verlagshaus Suhrkamp publiziert. Peter schreibt diesen Roman aus den Erinnerungen an einem anderen Roman und seinen eigenen Erfahrungen. Man soll wissen, wenn ein Autor schreibt, schreibt er nicht allein, sondern sein Bewußtsein mit Erinnerungen, Hoffnungen und Erfahrungen werden benutzt. Seine Phantasie entwirft die Möglichkeiten und seine Vergangenheit bleibt in seinem Gedächtnis. Alle diese Aspekte spielen große Rolle beim Schreibens des Autors. Dieser Roman hat keinen bestimmten Anfang und auch kein bestimmtes Ende . „Die Hornissen zeigt, dass ihr Autor Peter Handke einiges von den Möglichkeiten der jüngsten Literatur und den Zwängen, denen sie unterlieget, weiß und das umzusetzen versteht. Sein erstes Buch ist ein höchst respektables Buch, ein Anfang, über den sich sprechen läßt.“5 Mit dem Geld, das er durch verkauf dieses Buchs bekommt, schickte er seine Mutter Geschenke, Geld zum Kaufen einer Waschmaschine. Natürlich wollte Peter immer wissen, wie seine Familie auf die Geschenke reagierte. Etwas, was Man bei den meisten Handkes Werken sehen kann, ist die verwendung des Namens Gregor, die oft in seinem Heimatland Kärnten gibt, sein Großvater, ein Bruder seiner Mutter und sein Halbbruder hießen auch Gregor . Er benutzt literarisch oft diesen Namen und nannte wichtige Personen in seinen Erzählungen, Romanen und Taxten nach diesem Namen. 5 Scharang Michael :Über Peter Handke , Verlag: Suhrkamp,Frankfurt am Main , 1972,Seite 26 16 So heißt der Erzähler seines ersten Romans „Die Hornissen“ (1966)“Gregor Benedikt“; „Gregor Kobal“ in der „Wiederholung“ (1986). Beide dieser Werke entstanden aus Geschichten von Handkes Kindheit. „Gregor Keuschnig“ ist auch der Held in der „Stunde der wahren Empfindungen“. Im dramatischen Gedicht „Über die Dörfer“(1981) heißt der Stellvertreter des Autors „Gregor“, im „Kurzen Brief zum langen Abschied“ (1972) heißt auch „Gregor“ der Bruder des Autors. Dieser Name ist für ihn sehr lieb . Seinen ersten großen Erfolg bekommt Handke im Jahr 1966 mit seinem Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“. Dieses Stück gehört zu den erregendsten Ereignissen des deutschen Nachkriegstheaters und von Anfang an treten Spiel und Wirklichkeit in Wiederstreit, bis am Ende, wo die Schauspieler und Zuschauer ihre Rollen vertauscht haben. In diesem Theaterstück zeigt Handke, was auf einem Theater und auf einer Bühne möglich ist . 1967 veröffentlichte er seinen Roman „Der Hausierer“ in zwölf Kapiteln, es ist ein Kriminalroman und nach seiner selben Meinung ist er ein Modell für die Darstellung von Furcht, Angst, Schrecken, Schmerzen und Folterung. Er nennt selber diesen Roman eine Mordgeschichte. Bei diesem Roman wird von Anfang an die Ordnung zerstört und beginnt eine Zeit von Unordnung und Durcheinander. „Kasper“ erschien noch im selben Jahr und wurde im Frankfurtrer Theater mit der Regie von Claus Peymann und auch in Oberhausen wieder gespielt . „Die Innenwelt der Außwelt der Innenwelt“ nannte Handke das Buch, dessen Gedichte er zwischen 1965 und 1968 sammelte und es wurde 1969 publiziert. 17 Im März 1970 erschien die Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Etwa 25000 Bücher von dieser Erzählung wurde sofort verkauft und ein halbes Jahr später hat sich die Auflage verdoppelt. 1971 erschien „Der Ritt über den Bodensee“ von ihm, es war ein realistisches Stück, es ist ein Stück über Gefühle, Liebe und Verhaltensweisen. Fünf Hauptpersonen bei diesem Buch spielen einen Tanz . Da am 19.November derselben Jahr seine Mutter nach jahrelangen Depressionen Selbstmord beging, fing Peter sieben Wochen später mit seiner Erzählung „Wunschloses Unglück“ und im Februar 1972 beendete er seine Arbeit an dem Buch. Bei diesem Buch schrieb er das Leben seiner Mutter mit allen Höhen und Tiefen und brachte viele autobiographische Aspekte . Er beginnt die Erzählung mit einer Todesmeldung in einen Zeitung. Hier will der Autor seinen Schmerz von der Seele schreiben und versucht dadurch, mit dem Tod der Mutter fertig zu werden. Er erzählt seine Gefühle nach dem Selbstmord und wie die Gedanken an seine Mutter in aller Situationen und Handlungen bei ihm bleibt. Im Oktober 1973 nahm Handke den Georg - Büchner – Preis, das Preisgeld gab er später der Deutschen Akademie zurück . Die siebziger Jahre kann man in Handkes Werk das Jahrzehnt der Prosa nennen. 1977 wurde ein Journal „Das Gewicht der Welt“ von ihn publiziert . Handke sagte selbst dazu , daß er in diesem Werk eine unbekannte Möglichkeit nutzte, er versuchte auf alles sofort mit Sprache zu reagieren. 18 Zwei Aufzeichnungen von ihm, wie „Die Geschichte des Bleistifts“ und „Phantasien der Wiederholung“ wurden auch 1977 und 1983 erschienen. In „Die Geschichte des Bleistifts“ werden die Naturbeschreibungen neben Traumbildern stehen, in denen das Fremde fremd bleibt. Als 1978 Handke im 21. Stock eines Hotels in New York (Adams Hotel) war, begann er seine Erzählung „Langsame Heimkehr“ zu schreiben . Nach langem Aufenthalt in verschiedenen Städten kam Peter Handke wieder im August 1979 nach Österreich zurück in Salzburg und blieb dort bis November 1987. In dieser langen Zeit hatte er nur kurzen Reisen und kehrte immer wieder nach Salzburg zurück. Eine berümte Erzählung von Handke mit dem Namen „Die Lehre der Saint Victoire“erschien 1980 in einer engen Beziehung mit Handkes 1979 erschienen Erzählung „Langsame Heimkehr“. Es ist die Geschichte eines Mannes , der in Alaska arbeitet und langsam über Kalifornien und die Ostküste – nach Österreich heimkehrt und die Erzählung endet während des Flugs. Die Motive, Bilder und Begriffe werden in dieser Erzählung wieder benutzt und wird darüber gesprochen . Ein Jahr später 1981 erschien „Kindergeschichte“ von Handke, in dem er seine Probleme, in der Zeit, als er seine Töchter allein erzieht, beschreibt. Er erzählt hier von den ersten zehn Lebensjahren eines Mädchens. Diese Erzählung ist Kindergeschichte und sehr stark autobiographisch. Bei dieser Geschichte zeigt Handke, dass die Geburt das größte Wunder auf der Welt ist. 19 In diesem Jahr erschien auch „Über die Dörfer“ ein dramatisches Gedicht von ihm. Von Heimkehr handelt diese Familiengeschichte, von einer räumlichen und inneren Heimkehr. Peter Handke bekam in diesem Jahr den Franz-Kafka-Preis . „Phantasien der Wiederholung“ und die Mordgeschichte „Der Chinese des Schmerzes“ sind weitere Werke von Handke, die er im 1983 in Salzburg veröffentlicht . Die Letzten Bücher, die er in Salzburg schrieb, sind „Die Abwesenheit“ (publiziert im Jahr 1987) und „An die Dauer“(geschrieben im März 1987). Da Handke etwa zehn Jahre in Salzburg lebte, präsentierte er die Salzburger Stadt als Hauptaktur seiner zwei weiteren Bücher, der Erzählung „Nachmittag eines Schrieftstellers“ (1987) und seines Romans „In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus“(1997). Er fing an, im 1980 Werke von unbekannten fremdsprachigen Autoren ins Deutsch zu übersetzen. Lang ist die Liste der Autoren, denen werke Peter Handke übersetzt hat. Er übersetzt Bücher aus dem Englischen, Französischen, Slowenischen und dem Altgriechischen . Handke begann seine Weltreise am 19. November 1987 in Slowenien. Mit Autobus und Bahn fuhr er in das südliche Jugoslawien, von Mazedonien über Griechenland und nach Ägypten. Januar 1988 kehrte er wieder nach Europa zurück, fuhr er nach Paris, Berlin, Belgien, Japan und wieder nach Europa, dann nach Alaska, London, Lissabon, Spanien, Galizien, dann Südfrankreich und Ende Mai 1988 ging er 20