Spielerisch Deutsch lernen

Transcrição

Spielerisch Deutsch lernen
Spielerisch Deutsch lernen
Projekt des Rotary Club Bocholt: Oberstufenschüler besuchen Kindergartenkinder von Zuwanderern
Von Ludwig van der Linde
BOCHOLT. Bei der Integration kommt der Sprache eine
Schlüsselrolle zu. Davon ist
der Rotary Club Bocholt
überzeugt. Deshalb haben
die Mitglieder das Projekt
„Sprache verbindet“ ins Leben gerufen. „Wir wollen
Kindern von Ausländern
oder Aussiedlern helfen, die
deutsche Sprache zu erlernen“, sagt Pressesprecher
Wolfgang Matenaer.
Als Sprachförderer agieren
Oberstufenschüler des St.Josef-Gymnasiums, die sogenannten Sprachscouts. Sie
besuchen die zu betreuenden Kindergartenkinder dabei zu Hause. „Meine Sorge,
dass sich nicht genügend
melden würden, war unbegründet. Die Bereitschaft
war sofort da“, sagt Schulleiter Hans-Dieter Kohnen, der
wie Matenaer und Dr. Horst
Heiber zur Steuerungsgruppe des Projektes gehört.
Die neun Mädchen und
drei Jungen wurden zunächst auf ihre Aufgabe vorbereitet. In einem theoretisch-pädagogischen
Kurs
erfuhren die 15- bis 16-Jährigen vieles über Sprache, in
einem anderen, welche Materialien sie nutzen können,
um einem Kind eine ihm
fremde Sprache beizubringen. Da dies auf spielerische
Art und Weise erfolgen soll,
bringen die Schüler beim
Besuch Spiele oder Utensilien zum Basteln mit.
„Scout kommt als Freund“
„Der Scout kommt als
Freund, nicht als Lehrer. Er
gibt auch keinen Nachhilfeunterricht in anderen Fächern“, sagt Heiber. Begleitet
wird er beim ersten Mal von
einem Mitglied des Rotary
Clubs, dem sogenannten Paten. Der hat die Aufgabe,
den Kontakt zwischen den
Familien und dem Scout,
aber auch zum Projektbüro
im St.-Josef-Gymnasium sowie der Kita des Kindes zu
halten. Zurzeit arbeitet der
Memory als Lernmaterial: Lea-Sophie te Uhle spielt mit dem vierjährigen Ahmed Ali in seinem Elternhaus.
Rotary Club Bocholt mit fünf
Kindergärten zusammen. Sie
sind das Verbindungsglied
zu den Eltern, die ihre Kinder für das Projekt anmelden können. Zehn haben das
bisher getan. Sie kommen
aus der Türkei, Pakistan und
dem Kosovo.
„Unterschwellig
findet
durch den Besuch im familiären Umwelt auch eine Integration rückwärts statt“,
sagt Heiber. Scout und Paten
kämen in einen ganz anderen Kulturkreis und könnten
so selbst viel über die ausländischen Mitbürger und
Zuwanderer lernen.
Für die Schüler lohnt sich
das Engagement aber auch
aus anderen Gründen. Sie
erhalten mit
dem Zeugnis
eine Bescheinigung über
ihre Tätigkeit
als Scout. „Die
können
sie
bei späteren Bewerbungsschreiben hinzufügen und
damit ihr soziales Engagement unterstreichen“, sagt
Kohnen. Außerdem wird jede Stunde mit acht Euro
vergütet, wobei vier Euro
die Eltern zahlen, die andere
Hälfte übernimmt der Rotary Club.
Erfunden haben die Bo-
Foto: Horst Heiber
cholter das Projekt nicht. Als
sie aber vor gut einem Jahr
bei einem Erfahrungsaustausch befreundeter Rotarier
davon erfuhren, waren sie
schnell Feuer und Flamme.
Sie stellten es
unter anderem Kindergärten, dem
Jugendamt
und dem Integrationsrat
der Stadt vor. „Wir wollen
keinem das Wasser abgraben, sondern ein Angebot
bieten, das ergänzt und unterstützt“, sagt Kohnen. „Damit sind wir offene Türen
eingerannt“, fügt Matenaer
hinzu. Er sagt auch: „Es ist
ein nachhaltiges Projekt, eines, bei dem sich der Erfolg
erst langfristig zeigen wird.“