Der Spielmacher

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Der Spielmacher
Der Spielmacher 01/09
Ausgabe 01/2009
Der Spielmacher
1. Januar 2009
1
Der Spielmacher 01/09
Inhalt
Das Motto der Ausgabe
2 Intro
„Ein gutes Tackling ist besser
als Sex.“
Paul Ince über seine Philosophie
ordnungsgemäßer Abwehrarbeit.
3 Premier League
3 Wie lange noch das Beautiful Game?
6 Wenn die Cash Machine einmal austrocknet
11 Die Besitzer und Präsidenten der PL
Liebe Spielmacher-Leser,
zum neuen Jahr wünschen wir
zunächst einmal Alles Gute und viel
Erfolg und hoffen, dass der Start in
ebenjenes erfolgreich verlaufen ist.
Damit auch in den nächsten
Monaten
für
eine
gute
Unterhaltung gesorgt ist, halten die
nächsten Seiten wieder ein
reichhaltiges
Angebot
bereit,
dessen
großer
Schwerpunkt
diesmal ganz besonders und fast
ausschließlich auf dem Mutterland
des Fußballs liegt. Aber auch
außerhalb Englands gibt es
thematisch wieder eine Kleinigkeit
zu entdecken.
Auch ist es nun schon exakt ein
Jahr her, dass die erste Ausgabe
des Spielmachers das Licht der
Welt erblickte. Deshalb wollen wir
in dieser Jubiläumsausgabe noch
einmal die Möglichkeit nutzen, uns
bei den treuen Lesern zu bedanken
und wünschen wieder einen
angenehmen Lesegenuss,
13 „Ich muss immer noch aufpassen, was ich
über bestimmte Personen sage.“ – Knut auf
dem Berge
17 „Fans und Vereine rücken noch enger
zusammen“ - Carsten Germann
23 Alles für den Fußball
28 Schon die halbe Miete für den Meisterschaftstraum der Reds?
31 Die Schlacht von Moskau
33 FC Metz - von der Tradition in den Fahrstuhl
36 Spiel des Quartals IV/2008
38 Impressum
Regelvorschlag
„Keine Nachspielzeit bei
Spielen in München.“
Antwort von Tobias Weis (TSG
Hoffenheim) auf die Frage, welche
Fußballregel er einführen würde.
Ihre Spielmacher-Redaktion
2
Der Spielmacher 01/09
Wie lange noch das „Beautiful Game“?
Von Felix Flemming
1,2 Milliarden Euro jährlich an
Fernseheinnahmen, drei Halbfinalisten in der UEFA-Champions League, die treuesten Fans,
die schönste Atmosphäre in
den Stadien. All das verkörpert
der englische Fußball, allen
voran das Zugpferd auf der
Insel, die Premier League. Aber
das ist eben nur die eine Seite
der Medaille. Vier Milliarden
Euro Schulden haben die Vereine, manche Klubs drücken
Verbindlichkeiten, die weitaus
höher liegen, viele Stadien
erleben einen schleichenden,
aber stetigen Zuschauerrückgang. Ticketpreise werden
weiter erhöht, Investoren und
geldgierige Scheichs aus Fernost kaufen sich Klubs in der
Premier League. Die Unzufriedenheit der Fans steigt. Keine
Liga bietet Woche für Woche
ein solches Spektakel aus den
besten Spielern der Welt, den
besten Trainern an der Seitenlinie, den besten Fans und dem
schnellsten Spiel auf dem Rasen wie die Premier League.
Aber auch keine Fußballliga
weltweit ist in den letzten
Monaten und Jahren so umstritten geworden wie Englands
höchste Fußballliga. Es gehe
alles nur noch ums Geld, der
Fußball stehe immer weniger
im Vordergrund. Es ist kein
Sport mehr für alle zu schauen,
sondern nur noch für die Reichen, immer weniger Spieler
aus dem eigenen Land, und zu
allem Überfluss hat man dann
auch noch einen Vereinspräsidenten aus Abu Dhabi.
Dabei hat – und das übersehen
die Kritiker gerne – die Premier
League eine ganz natürliche
Entwicklung genommen. Bereits im 20. Jahrhundert wurde
der Weltsport, vor allem der
Fußball, zu einem kommerzialisierten globalen Produkt. Mit
der Gründung der Premier
League 1992 haben es Vereine,
Spieler, Trainer, Funktionäre
und Fans beispiellos verstan-
den sich diesen Trend zur
Nutze zu machen und haben
ihre Liga dem globalen Markt
geöffnet. Das Angebot bestand
– und die Nachfrage war riesig.
So kamen innerhalb eines Jahrzehntes Milliarden in die englische Liga und fand ihren Höhepunkt mit den Namen Abramovitsch, Glazer sowie Hicks und
Gillett. Doch das die Cash Machine nicht immer völlig ohne
Probleme läuft, wird vielen in
der beginnenden Wirtschaftsund Finanzkrise klar. Es wird
schnell deutlich, dass sich der
ein oder andere mit dem ganzen Geld ein bisschen übernommen hat und fortan kleine
Brötchen, sprich günstigere
Spieler, geringere Gehälter,
backen muss.
Die Premier League steht vor
einer neuen Herausforderung.
Das „Beautiful Game“ von einst
erhalten, gleichzeitig aber die
traditionsbewussten Fans und
ihre Ansichten berücksichtigen,
sich weiter den globalen Geld-
A wie Abramovitsch
B wie Boxing Day
Das einzige, was der russische Milliardär noch
nicht hat, ist ein eigener Hubschrauberlandeplatz direkt am Mittelkreis an der
Stamford Bridge. Sonst hat er den FC Chelsea
innerhalb von drei Jahren zu einem Top-Klub in
Europa aufgezogen. Und jetzt scheitert alles
schon am Bezahlen des Mittagessens. Times
are changing.
Während sich die deutsche Bundesliga im
tiefsten Winterschlaf befindet, wird in allen
englischen Ligen traditionell am 2. Weihnachtsfeiertag, dem Boxing Day, Fußball gespielt. Der
Tag, an dem früher Schachteln (boxes) mit
Lebensmitteln an Arme verteilt wurden, gilt als
Höhepunkt einer jeden Fußballsaison und leitet
den prallgefüllten Terminkalender der Premier
League zwischen Weihnachten und Neujahr
ein.
3
Der Spielmacher 01/09
strömen zu öffnen und darüber
hinaus weiterhin Schauplatz zu
sein für den schnellsten, besten
und attraktivsten Fußball der
Welt. Wie das geschehen soll in
den nächsten Jahren, können
wir hier an dieser Stelle nicht
beantworten. Dennoch versuchen wir darauf ein paar Antworten zu geben und die Premier League an sich ein bisschen näher vorzustellen. Wir
blicken genauer auf die Investoren und privaten Besitzer der
Premier League Vereine, versetzen uns in die Lage der Fans
und zeigen in einer kleinen
Bilderreihe, dass der englische
Fußball trotz Geld, Kapital, und
Gier fast gar nichts von seinem
Charme verloren hat. Ganz
besonders freuen wir uns, dass
der Sportjournalist und Experte
für englischen Fußball, Carsten
Germann, für ein Interview zur
Verfügung stand.
Zum ersten Mal haben wir in
einer „Spielmacher“-Ausgabe
uns fast ausschließlich einem
Thema ganz besonders gewidmet. Die Premier League macht
den Anfang. Selten hatten wir
Redakteure so viel Spaß diese
Ausgabe zu konzipieren und zu
gestalten. Das mag auch daran
liegen, dass wir teilweise seit
Jahren die Premier League mit
Interesse verfolgen, trotzdem
nicht alles gut heißen, was dort
passiert. Und genau diesen
Weg zwischen Glanz, Magie
und Kontroverse wollen wir in
dieser Ausgabe etwas näher
aufzeigen. Viel Spaß bei der
Lektüre!
Empfehlenswerte Links zum Thema
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Offizielle Homepage der Premier League
Premier League bei bei BBC.co.uk
Guardian Sport Blog
News, Analysen, Liveblogs zur Premier League
Statistiken bei Transfermarkt.de
C wie Carling Cup
D wie Deutsche in der Premier League
Das durchaus sehr gut schmeckende Bier
Carling sponsert in England den Ligapokal, der
eigentlich für die großen Klubs Zeit für
Experimente ist. Arsenal spielt mit einer
besseren Schülermannschaft. Einzig und allein
unter Druck stehende Trainer können dem
Wettbewerb etwas abgewinnen, falls sie ihn
gewinnen sollten.
Mit deutschen Legionären hatten die
englischen Fußballfans noch nie ein großes
Problem. Ob Hamann, Volz, Ballack oder Ziege
– nicht wenige Deutsche avancierten zu
Publikumslieblingen der englischen Fans. So
auch Jürgen Klinsmann bei Tottenham Hotspur
Mitte der 1990er: „Jürgen was a German, but
now he is a Jew!“, sangen die Fans der Spurs
ihm zu Ehren.
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Der Spielmacher 01/09
Der Inbegriff britscher
Fußballkultur – Anfield Road,
Liverpool
South Stand des Matchroom Stadium;
Beim Lokalderby zwischen Leyton und
Millwall
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Der Spielmacher 01/09
Wenn die Cash Machine einmal austrocknet
Seit Gründung der Premier League im Jahre 1992 wurden Milliarden in die Liga gepumpt und Milliarden mit ihr weltweit verdient. Lokale finanzstarke Investoren haben die Vereine schon immer
unterstützt, seit Jahren versuchen ausländische Milliardäre ihr Glück. Der Fall Manchester City
könnte noch mal eine neue Dimension einläuten. Vielleicht kommt die Wirtschafts- und Finanzkrise für die traditionsbewussten Fans gerade zur richtigen Zeit.
Von Felix Flemming
Dass in der Premier League viel
Geld im Umlauf ist und mit ihr
das ganz große Geschäft gemacht werden kann, dürfte
keine neue Erkenntnis sein.
Schon zu Beginn der neu gegründeten höchsten englischen
Fußballliga im Jahre 1992 konnten sich die meisten Vereine
potenten Geldgebern im Hintergrund sicher sein. Meist
waren dies sogar ehemalige
Spieler, die nach ihrer Karriere
ein erfolgreiches Unternehmen
geschaffen haben oder reiche,
wohlhabende Leute, die ihren
Verein seit Kindheit lieben und
auch finanziell unterstützen
wollen. Mit Beginn des 21.
Jahrhunderts bekam dieses
Geschäftsmodell eine schleichende Veränderung. Ausländische Milliardäre erkannten den
rasanten Aufstieg der Premier
League in den 90er Jahren und
suchten sich Vereine, die sie
mit ihrem Geld unterstützen
wollten. Im Hinterkopf natürlich immer die Vorstellung,
dass globale Produkt Premier
League gewinnbringend einzusetzen. Es sollte stets eine WinWin-Situation werden. Der USMilliardär Malcolm Glazer
angelte sich Manchester United, Roman Abramovitsch
kaufte den FC Chelsea und im
Februar 2007 war dann auch
der FC Liverpool fällig und ging
in die Hände von George Gillett
und Tom Hicks. Beide verkündeten damals stolz auf einer
Pressekonferenz, dass mit dem
lieben Geld, das jetzt den Reds
zur Verfügung stehe, sofort mit
dem Stadionneubau am Stanley Park begonnen werden
sollte. Heute ist dafür noch
nicht einmal eine Grube gebaut
worden. Aber das nur am
Rande, weil es eben zeigt, dass
Wunsch, Ziel und letztliche
Umsetzung bei solchen Geschäften nie wirklich planbar
sind. Gerade den Fans des FC
Liverpool wurde viel versprochen. Und bei den Versprechen
blieb es auch. Wenn man so
will, gab es also zwei Schritte,
hin von lokalen Investoren und
finanzstarken Privatbesitzern
hin zu Milliardären aus dem
Ausland, meist waren es Einzelpersonen. Ende August 2008
könnte eine weitere Dimension
hinzugekommen sein. Diesmal
kommt das große Geld aus
dem Nahen und Mittleren
Osten, und zwar gleich von
einem ganzen Konsortium. Die
Abu Dhabi United Group for
Development and Investment
(ADUG) kaufte für fast 200
Millionen Euro Manchester City
auf. Der Vertreter für die
Öffentlichkeitsarbeit, Sulaiman
E wie Éric Cantona
F wie FA-Cup
Wer Leeds United als Sprungbrett für eine
große Karriere in der Premier League benutzt,
verdient ja an und für sich schon mal große
Anerkennung. Fünf Jahre, von 1992 bis 1997,
verwöhnte Cantona dann die Fans von
Manchester United. Da geraten kleinere
Eskapaden, wie der Kung-Fu Tritt eines Fans im
Spiel gegen Crystal Palace, eher in den
Hintergrund.
Er ist der älteste Fußball-Wettbewerb der Welt
und hat auch in Zeiten von Abramovitschs und
Al Fahims noch nicht ganz seinen Reiz verloren.
Als sich im letztjährigen Finale Portsmouth und
Cardiff City gegenüberstanden, wurde deutlich,
dass Geld nicht immer Tore schießt. Für das
kommende FA-Cup Finale in Wembley bieten
im Übrigen Online-Anbieter bereits Karten an –
die günstigen kosten rund 850 Pfund.
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Der Spielmacher 01/09
Al Fahim, kündigte darauf mit Spieler, Stadien, Trainer und
großen Tönen am Nachmittag die lukrativsten TV-Verträge
auf BBC Five Live an, dass man mag eine wunderbar wohlklinManchester City zum
größten und besten
Klub der Welt machen
wolle. Als Saisonziel
gab
er
ganz
bescheiden Platz Vier,
also die Qualifikation
für die Champions
League, aus. Und Geld
würde sowieso keine Beten für den Sieg - die Scheichs wollen Erfolge sehen
Rolle spielen. Man
gende Gleichung sein. Nur
habe es und könne ganz schnell
steht an ihrem Anfang immer
sich alles leisten, was vom
das Geld. Und wenn das einmal
Verein gewünscht werde. So
weniger wird, steht auch die
offensiv und so direkt hat noch
Premier League vor tief greikeiner der ausländischen Besitfenden Veränderungen. Jahrezer am ersten Tag des Kaufverlang ist man im Geldfluss mit
trages einen Angriff auf die
geschwommen, gerade die
Grundstrukturen der Premier
Finanzkrise könnte jetzt deutLeague gewagt.
lich machen, dass man über
Die Premier League hatte sich Strukturen und Charakteristika
durch seine Struktur und auch der Vereine nachdenken muss,
die Beschaffenheit der Vereine sprich, man muss unabhängiger
schnell für das ganz große Geld werden von den Einflüssen des
geöffnet ohne vielleicht auch globalen Kapitalmarktes. Und
zu wissen oder darüber nach- ja, vielleicht muss die gesamte
zudenken,
was
passieren Liga kleine Brötchen backen
könnte, wenn der Geldhahn und das ein oder andere Suirgendwann einmal zugedreht perlativ aus ihrem Wörterbuch
werden sollte. Die Rechnung streichen.
viel Geld gleich die besten
Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Premier League
kann noch niemand genau
abschätzen, fest steht
bisher nur, dass es sie
geben wird. Teilweise
sind sie ja auch schon
sichtbar. West Ham
United muss in der
Winterpause
möglicherweise Spieler verkaufen, Spurs-Manager
Harry Redknapp hat
schon einmal angekündigt, dass er auf dem Transfermarkt im Januar nicht mit den
großen Geldscheinen wedeln
werde. Ob die Turbulenzen auf
dem Wirtschafts- und Kapitalmärkten aber langfristig an der
Struktur der Premier League
etwas verändern werden, ist
nicht abzusehen. Es ist aber
durchaus möglich, dass der
gesamten Liga die Fehler aus
der Vergangenheit, sprich astronomische Transfersummen
und exorbitante Spielergehälter um die Ohren fliegen werden. Dabei ist es aber gar nicht
so entscheidend, ob das jetzt in
Middlesbrough, Bolton oder
Blackburn passiert. Wahrscheinlich sind gerade diese
H wie Hooligans
J wie James, David
Die großen Zeiten der „Firmen“ wie der „I.C.F.“
(West Ham United), „Bushwhackers“ (FC
Millwall), „Headhunter“ (FC Chelsea), „Yid
Army“ (Tottenham Hotspur) oder der „Service
Crew“ (Leeds United) sind längst vorbei,
vielleicht auch wegen der gestiegenen
Ticketpreise. Was geblieben ist, sind die
Erinnerungen von nicht immer unblutigen
dritten Halbzeiten.
Der Torhüter mit jamaikanischer Abstammung
hat sich im Laufe seiner Karriere einen
berüchtigten Ruf erworben. Als „Calamity
James“ ist er über die Landesgrenzen hinaus
bekannt. Nichtsdestotrotz ist er hinter Gary
Speed der Spieler mit den meisten Einsätzen in
der Geschichte der Premier League. James
spielte über 500 Partien für Watford, Liverpool,
Aston Villa, West Ham, Manchester City und
Portsmouth.
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Der Spielmacher 01/09
Vereine am wenigsten von den
Schwierigkeiten betroffen, aber
was nützt es der Premier League, wenn ihre Zugpferde ins
Straucheln geraten und dann
den ganzen Karren mit in den
Dreck ziehen. Dann ist keinem
geholfen.
Aber soweit ist es noch nicht
und wird vielleicht auch gar
nicht dazu kommen. Und das
Beispiel des Kaufes von Manchester City zeigt ja, dass im
Ausland wohl weiter Interesse
und Bedarf besteht. Gerade
deshalb muss die Premier League aber endlich sensibler mit
solchen Vorgängen umgehen.
Es reicht eben nicht nur zu
sagen, dass jeder sich gerne
mit einem Premier League Klub
schmücken kann. Ein solcher
Kauf muss eben an Regeln und
Bedingungen geknüpft sein um
einerseits ein solides Wirtschaften zu ermöglichen und
andererseits für eventuelle
Krisensituationen gewappnet
zu sein. Um einmal eine Zahl zu
nennen: Im vergangenen Oktober verkündete der Vorsitzende der Football Association,
David Triesman, einen Schuldenstand der Vereine in der
Premier League von 3,85 Milliarden Euro., davon fallen ein
Drittel auf die Big Four Chelsea,
Arsenal, Manchester United
und der FC Liverpool. Zugleich
sagte er – und dieser Sachverhalt muss das Besorgniserregende für Trainer, Vereine
und Fans sein, dass "die Personen hinter den Schulden in
ernsthaften Problemen stecken. Damit liegt das Schicksal
nicht mehr in den Händen der
Vereine". Und genau an diesem
Punkt muss die Premier League
zukünftig ansetzen. Denkbar
wäre zum Beispiel eine Auflage
der FA, die eine Schuldenobergrenze vorsieht, die eine verstärkte Überprüfung der Finanzen der Vereine betrifft, sprich
klare Bedingungen an die Investoren und Besitzer knüpft.
Für die aktuellen Fallbeispiele,
immerhin neun der 20 Vereine
sind in ausländischer Hand,
kommt auch so eine Klausel
nicht zu spät, müssen diese
Auflagen eben im Nachhinein
erfüllt werden. Durch ein verstärktes Regelwerk hätte man
aber auch vergleichbare Ansätze und würde ein Stück
Chancengleichheit, auch im
sportlichen
schaffen.
Wettbewerb
Denn auch das könnte eine
Sorge der Fans nehmen, nämlich, dass sportlicher Erfolg
nicht gleich mit den finanziellen Mitteln im Hintergrund
verknüpft ist. Wobei ja ehe
umstritten ist, ob Geld Tore
schießt und für den großen
Erfolg steht. Denn dann dürfte
Manchester City sich nicht im
Abstiegskampf bewegen. Aber
durch Bedingungen für den
Investor und Käufer könnte
zum Beispiel ausgeschlossen
werden, dass der eine Vereine
sich bis zum Rand mit teuren
Spielern eindeckt und sich hoch
verschuldet, gleichzeitig der
andere Verein aus dem Mittelfeld aber solide wirtschaftet
und sich entsprechend seiner
finanziellen Möglichkeiten auf
dem Transfermarkt bewegt:
Kurzum: Die Vereine müssen
dazu gezwungen werden sich
nur das zu leisten, was sie erstmal auch bezahlen können.
Gerade eben, weil die Premier
League so attraktiv für das
große Geld ist, müssen alle
damit verantwortungsvoll umgehen und die Fehler aus der
K wie Ken Aston
L wie Leeds United
Diesem englischen Schiedsrichter haben wir die
zahlreichen Aufreger und Diskussionen
während und nach dem Spiel zu verdanken,
erfand Aston doch die gelbe und Rote Karte
sowie auch die gelbe Fahne des Linienrichters.
Mal sehen, wessen Name in 30 Jahren mit der
Einführung des Ball-Chips lebenslang in
Erinnerung bleibt.
Die Geschichte der Peacocks ist sicherlich eine
der traurigsten im englischen Fußball. Als der
Champions League Halbfinalist 2001 die
Qualifikation für die Königsklasse verpasste und
so seine aufgenommenen Schulden nicht
zurückzahlen konnte, begann das Dilemma.
Leeds rutschte finanziell als auch sportlich
immer weiter ab, bis in die dritte Liga.
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Der Spielmacher 01/09
Vergangenheit abstellen. Dafür
eignen sich Krisen immer
bestens.
Denn das die Premier League
wie keine andere
Fußballliga
der
Welt für viel Kapital geschaffen ist,
steht außer Frage,
nur muss man
damit verantwortungsvoll
umgehen. Denn
eine Kehrtwende
einzuleiten
und
jetzt zu sagen,
man öffne sich
nicht
mehr © Steve Kedie
finanzstarken
Investoren wäre der falsche
Weg. Dafür ist es ehe zu spät.
Also muss man Regeln
schaffen, die sicherstellen, dass
weiter viel Kapital mit der
Premier League umgesetzt
wird, es gleichzeitig aber auch
klug und weise ausgegeben
wird. Die Premier League ist
attraktiv für Investoren. Ob sie
nun aus einem Vorort von
Wigan, aus London oder Abu
Dhabi kommen, spielt erstmal
keine Rolle, wenn sie alle den
gleichen Regeln für ihr Handeln
ausgesetzt sind.
Denn dann sind wir wieder bei
der Gleichung vom Beginn des
geholfen damit, dass sie bei
anstehenden Wirtschaftskrisen
nicht völlig aus dem Gleichgewicht gerät.
Und damit wären
wir zum Schluss
noch bei einer
Diskussion,
mit
der sich vor allem
die Fans in der
Premier League
beschäftigen,
aber nicht nur die,
sondern auch die
Chefs der UEFA
und FIFA. Rein
wertrational ar-
Artikels. Viel Geld bringt gute
Spieler, tolle Stadien, die besten Trainer, weiterhin große
globale Aufmerksamkeit und
auch hoch dotierte TV-Verträge
innerhalb und außerhalb Englands. Und wenn man dann die
Gleichung noch durch das Wort
„verantwortungsbewusst“
ergänzt, wäre vielen geholfen.
Die Fans können sich sicher
sein, dass sie weiterhin den
besten Fußball sehen werden
und der Premier League wäre
gumentiert man,
dass es ja wohl
nicht angehen könne, dass
Klubs aus Manchester oder
Portsmouth in Händen von
Asiaten oder Amerikaner seien.
Und was habe es mit
englischem Fußball zu tun,
wenn an der Anfield Road
Spieler aus Afrika oder ein
Vereinpräsident aus Dallas
sitzt, fragen immer wieder
erbost Sepp Blatter und Michel
Platini und kritisieren ein ums
andere Mal die völlig indiskutablen Zustände in der Premier
M wie Martin Tyler
N wie Non League
Er ist „the Voice“ des englischen Fußballs.
Martin Tyler wurde zum
englischen
Fußballkommentator des Jahrzehnts gewählt,
und zwar vor allem auch von den Fußballfans.
Über solch eine große Unterstützung würde
sich der eine oder andere seiner Zunft
sicherlich auch freuen. Aber verdient ist es auf
alle Fälle. Martin Tyler kommentiert seit 1992
für Sky Sports die Premier League.
Alles unterhalb der vier Profiligen (Premier
League bis einschließlich League 2) bezeichnet
der Engländer als „Non League“. Der Fußball
hier ist zwar nicht besonders schön anzusehen,
doch dafür werden die Tribünen nicht nach
Erfrischungsgetränken benannt. Zuschauerzahlen von 3000 Leuten pro Spiel wie beim
2002 gegründeten AFC Wimbledon sind jedoch
eher Seltenheit.
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Der Spielmacher 01/09
die
UEFA
Champions League
um das ein oder
andere
Ereignis
ärmer.
Was man aber
kritisieren darf, ist,
dass ein Kauf eines
Premier
League
Klubs nahezu ohne
große
Auflagen
stattfindet.
Die
jetzige WirtschaftsKritisiert die Zustände in England: Sepp Blatter
League. Rein wertrational mag
man so vielleicht argumentieren, nur übersieht man dann,
dass Fußball schon seit Jahren
– auch unter kräftiger Unterstützung der UEFA und FIFA –
ein kommerzielles Produkt auf
dem globalen Markt ist. Und
rein rational hat es die Premier
League am besten und eindrucksvollsten geschafft ihr
Produkt, die Marke Premier
League, auf dem globalen
Sportmarkt zu platzieren und
hat damit zu einem rasanten
Aufstieg des englischen Fuß-
balls beigetragen, der Fans
wöchentlich mit den besten
Spielern und Trainern der Welt
verwöhnt. Natürlich kann man
so eine Entwicklung kritisch
beobachten, vielleicht sogar
hinterfragen, aber falsch ist sie
auf keinen Fall, hat sie sich
doch die Kommerzialisierung
des Weltsports zunutze gemacht. Und die Herren der FIFA
und UEFA können ja auch gerne wieder alle internationalen
Wettbewerbe abschaffen und
jede Liga spielt mit ihren
Landsleuten. Dann wäre auch
krise öffnet den
Blick, dass sich dies
zukünftig ändern muss – und
zwar zum Wohle der gesamten
Premier League. Denn wenn
man so weitermacht wie bisher
im Umgang mit den reichen
Privatbesitzern
und
den
finanzstarken Investoren aus
Übersee, könnte es wirklich
bald passieren, dass die Cash
Machine austrocknet. Und erst
dann beginnt der eigentliche
Überlebenskampf der Premier
League.
O wie One Touch Football
P wie Poll, Graham
Die vom FC Arsenal Anfang des 21.
Jahrhunderts eingeführte Spielweise des
schnellen, mit einem Kontakt nach vorne
spielenden Angriffsfußball. Seitdem immer
wieder von vielen versucht, aber in seiner
Schönheit nie wieder erreicht. Nachteil gerade
für Arsenal: Man darf den Torabschluss nicht
vergessen. Schön spielen schießt keine Tore.
Eigentlich hätte der 45-Jährige schon früher
feststellen müssen, dass im Fußball der
Schiedsrichter immer der Dumme ist. Nach
Auseinandersetzungen mit Mourinho und der
FA beendete Poll im Sommer 2007 beleidigt
seine Karriere als Unparteiischer. In Erinnerung
wird er uns trotzdem bleiben: Bei der WM 2006
stellte Poll den Kroaten Josip Simunic erst nach
der dritten Gelben Karte vom Platz.
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Der Spielmacher 01/09
Die Besitzer und Präsidenten der Premier League
In der aktuellen Debatte um die ausländischen Investoren und Besitzer in der Premier League fallen
immer schnell die Namen Roman Abramovitsch, Malcom Glazer oder auch Tom Hicks und George
Gillett. Dabei sind die hier genannten nur die Spitze des Eisberges. Ein Überblick zeigt, dass fast alle
Premier League Vereine auf finanzstarke Investoren setzen oder eine Struktur geschaffen haben, die
einen Einstieg möglich machen. Die meisten wollen nur das Beste für „ihren“ Verein. In keiner
anderen Liga sind so viele Vereine in Privatbesitz.
Von Felix Flemming
Verein
FC Arsenal London
Aston Villa
Blackburn Rovers
Bolton Wanderers
FC Chelsea
FC Everton
FC Fulham
Hull City
FC Liverpool
Das Geld im Hintergrund
Die Struktur des FC Arsenal unterscheidet sich ein bisschen von den anderen
Vereinen, aber auch hier ist viel Geld im Umlauf. Eine Dachgesellschaft, die
Arsenal Holdings, handelt nicht öffentlich mit über 60.000 Aktienpapieren. Die
Aktienmehrheit hält der Aufsichtsrat. Größter Einzelaktionär ist Danny Fiszman,
ein Diamantenhändler. So viel dazu.
Seit September 2006 hält der amerikanische Milliardär Randy Lerner, der zudem
auch Besitzer der Cleveland Browns ist, knapp 90% der Anteile von Aston Villa.
Lerner verbrachte ein Jahr seines Studiums in England und fand schon damals
Interesse an den englischen Fußballklubs. 2006 schlug er dann zu.
Geldgeber der Rovers sind immer noch die Jack Walter Trustees, die vor der
Saison Paul Ince bei seinen Transfervorstellungen finanziell unter die Arme
geholfen haben. Zurück geht diese Unterstützung auf den ehemaligen Besitzer
der Rovers, Jack Walter, der 2000 verstarb. Seitdem gab es immer wieder
Versuche den Verein zu verkaufen, bisher gab es viele Interessenten, aber kein
Ergebnis. So müssen die Trustees weiter den Geldbeutel öffnen.
Geldgeber bei den Wanderers ist der irische Unternehmer Phil Gartside, der seit
1999 der Besitzer des Vereins ist, war er doch bereits seit seiner Schulzeit Fan der
Wanderers. Bei den Fans genießt er hohes Ansehen, war seine erste
Amtshandlung die Verpflichtung von Sam Allardyce als Trainer und damit der
Beginn einer langen Erfolgsserie für Bolton.
Das dürfte ja hinlänglich bekannt sein. Der russische Milliardär Roman
Abramovitsch hat 2003 den FC Chelsea gekauft, für gerade mal knapp 200
Millionen Euro. Seitdem hat er fast das Fünffache in die Blues investiert.
In Everton herrscht immer Theater, ist der Präsident des Vereins doch Bill
Kenwright, seines Zeichen Schauspieler und Theaterproduzent. 1999 kauft er den
Klub und macht sich 2004 zum Präsidenten. Auch Kenwright ist seit seiner Jugend
leidenschaftlicher Fan der Toffees.
Mal wieder ein schillernder Name: Mohamed Al-Fayed kaufte den FC Fulham im
Sommer 1997. Ursprünglich wollte der Ägypter die Cottagers „zum Manchester
United des Südens machen“. Doch er hat schnell erkannt, dass sich besser
kleinere Brötchen backen lassen.
Hull City gehört Paul Duffen, der jahrelang für die Catalyst Media Group
gearbeitet hat. Im Juni 2007 übernahm er in einem Konsortium Hull City. Hull City
war eigentlich nur dritte Lösung, wollte man sich doch Cardiff City und auch West
Ham angeln.
Gehasst bei den Fans, schwierige Beziehung zu Raphael Benitez: Liverpool in den
Fängen von Hicks und Gillett. Die beiden US-Amerikaner übernahmen im Februar
2007 die Reds. Es gab immer wieder Gerüchte, dass man das Team an ein
Konsortium aus Dubai verkaufen möchte. Doch noch fand man keine Einigung.
Und am liebsten wollen die Fans an der Anfiel Road wieder ihren Verein ganz für
sich alleine.
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Der Spielmacher 01/09
Manchester City
Manchester United
FC Middlesbrough
Newcastle United
FC Portsmouth
Stoke City
FC Sunderland
Tottenham Hotspur
West Bromwich Albion
West Ham United
Wigan Athletic
Die Citizens waren die Letzten, die für Aufsehen an der Investorenfront gesorgt
haben. Im Sommer 2007 übernimmt zunächst der ehemalige thailändische
Ministerpräsident, Thaksin Shinawatra, die Aktienmehrheit des Vereins. Am 01.
September einigte sich Shinawatra mit der Abu Dhabi United Group auf eine
Übernahme von Man City. Kostenpunkt: 200 Millionen Euro. Seitdem hat man
viel Kapital, aber wenig sportlichen Erfolg.
Er ist der „Unsichtbare“ im Hintergrund der Red Devils. Malcom Glazer hat von
2003 bis 2005 schrittweise die Übernahme des Vereins vorgenommen und hat
fast eine Milliarde Pfund bezahlt. Nebenbei besitzt er auch noch die Tampa Bay
Buccaneers. Auch wenn er sich nicht gerne zeigt, hat er trotzdem mit Manchester
United eine erfolgreiche Mannschaft installiert und stellt, wann immer nötig,
Geld zur Verfügung. Dabei wird gerne übersehen, dass der Verein hoch
verschuldet ist. Bis 2012 will man schuldenfrei werden, 700 Millionen Pfund sind
dafür noch mal nötig an Einsparungen oder frischem Kapital zur
Schuldensenkung.
Es ist vielleicht der populärste Präsident eines Premier League Klubs, der
englische Unternehmer Steve Gibson, der in der Region Middlesbrough für viele
Beschäftigte Arbeitgeber ist. Er hält 90% der Anteile des Klubs und ist seit 1994
Präsident. Gibson gilt als großer Unterstützer von Trainer Gareth Southgate, der
auch im Abstiegskampf die letzten Jahre kaum in Frage gestellt wurde.
Die Magpies leben ein bisschen in der Schwebe. 2007 übernimmt der
Unternehmer Mike Ashley etwa 40% der Anteile der St. James Holding Ltd. und
sichert sich damit weitgehenden Einfluss über die Vereinspolitik. Gehasst von
den Fans möchte er Newcastle verkaufen. Nur Interessenten findet er nicht.
In Frankreich geboren, mit russischem Familienhintergrund, und einen
israelischen Pass. Auf diese Vita kann Alexandre Gaydamak, der Präsident des FC
Portsmouth zurückblicken. Seit über zwei Jahren ist er alleiniger Präsident von
Pompey.
Auch der kleine Aufsteiger aus dem Nordwesten Englands kann sich bei Bedarf
des Geldes sicher sein. Oberster Mann der Potters ist Peter Coates, der unter den
25 reichsten Personen im britischen Fußball steht.
Die Liebe zu einem Verein, für ganz viele eine ewige Liebe, auch für Niall Quinn,
dem Präsidenten des FC Sunderland. Er spielte sechs Jahre bei den Black Cats
und schoss über 60 Tore in 200 Spielen, galt bei vielen Fans als großer
Publikumsliebling. Und Geld hat er doch auch, steht er doch dem finanzstarken
Drumaville Konsortium vor. Quinn kommt regelmäßig zu Spielen des FC
Sunderland, samt Frau und Kinder. Tja, man schafft es auch, beide großen Lieben
miteinander zu vereinen.
Und wenn man nicht aktiver Spieler war, dann eben halt sein ganzes Leben
leidenschaftlicher Fan. So auch Daniel Levy, der Präsident der Spurs. Seit 2001
hat er die Zügel an der White Hart Lane fest im Griff. Nach dem Missgriff mit
Juande Ramos scheint er mit Harry Redknapp jetzt mehr Glück zu haben.
Seit 2002 ist Jeremy Pearce Präsident der Baggies. Doch er möchte den Klub und
seine Aktienmehrheit verkaufen. Bis jetzt hat er aber noch keine Interessenten
gefunden.
Kalter nordischer Wind weht im Osten Londons. Der derzeitige Besitzer, der
Isländer Guomundsson, ist mit seiner isländischen Bank Pleite gegangen. Kein
Geld bis auf weiteres für West Ham.
Den lokalen Bezug gibt es auch in Wigan. Dave Whelan hat viele Jahre seiner
Kindheit in Wigan verbracht, ehe er Profifußballer bei den Blackburn Rovers
wurde. Nach Ende seiner sportlichen Laufbahn zog es Whelan wieder nach
Wigan, wo er Besitzer der JJB Sports war, die Sportwaren an Einzelhändler
verkauft. Ihm gehörte auch das JJB Stadium, Spielstätte von Wigan Athletic. 1995
kaufte er die Addicks.
12
Der Spielmacher 01/09
„Ich muss immer noch aufpassen, was ich
über bestimmte Personen sage.“
Sieben Jahre lang arbeitete Knut auf dem Berge im englischen Fußballgeschäft, ehe er 2006 mit
einer BBC-Reportage die alltägliche Korruption in Englands Profifußball aufdeckte. Nun ist auf dem
Berge in Berlin bei einem ganz besonderen Verein gelandet, dem FC Internationale.
Von Miro Born
Nein, nach Schmiergeld riecht
es an diesem Samstagmorgen
in Berlin-Schöneberg nicht. Es
schneit, der Platz ist rutschig
und in der C-Juniorenlandesliga, der immerhin zweithöchsten Spielklasse Berlins, bekommen die etwa dreißig
Zuschauer heute keinen hochklassigen Jugendfußball geboten. Letztlich gibt es einen 6:1Sieg der 13- bis 14-Jährigen des
FC Internationale gegen Wacker Lankwitz und obwohl die
Hausherren in dieser Saison
wohl nicht mehr in die Verbandsliga aufsteigen werden,
ist nach Abpfiff die Freude
groß.
An der Seitenlinie freut sich
auch Knut auf dem Berge über
den deutlichen Heimsieg, er ist
der Trainer der 1. C des FC
Internationale. Man merkt ihm
an, dass es heute nicht sein
erstes Fußballspiel war, so hat
sich der „freiberufliche Fußballschaffende"
(SZ
vom
21.09.2006) doch fast sein
komplettes Leben lang mit
Fußball beschäftigt. Der 44Jährige war immer zur Stelle,
„wo er seinen Traum verwirklichen konnte, mit seiner Leidenschaft Fußball den Lebensunterhalt zu verdienen“ (Spiegel Online am 02.10.2006), in
der Zeit von 1998 bis 2006
auch in England. Dort hatte er
eine Vielzahl an Tätigkeiten
ausgeübt, unter anderem arbeitete er für die Londoner
Stadtverwaltung, war an mehreren Fußball-Akademien tätig
und wirkte schließlich auch als
13
Der Spielmacher 01/09
Scout für den FC Chelsea. Sukzessive wuchs dabei auf dem
Berges Bekanntenkreis, so dass
er im Laufe der Zeit auch internationale Angebote wie das
des nigerianischen Verbandes,
für den er als Berater tätig war,
oder das des kleinen Karibikstaats Montserrat wahrnehmen konnte. Nachdem 1995
große Teile der Insel bei einem
Vulkanausbruch
verwüstet
wurden, war es dabei auf dem
Berges Aufgabe, Spieler mit
montserratischen Wurzeln in
Großbritannien zu finden und
mit diesen ein Team für die
WM-Qualifikation 2002 in Japan und Südkorea zu bilden.
Doch je professioneller die Jobs
von auf dem Berge wurden,
desto mehr geriet er auch in
Bereiche, die nur noch sehr
wenig mit Sport, umso mehr
aber mit Geld zu tun hatten.
Über einen Freund lernte auf
dem Berge 2005 den preisgekrönten BBC-Reporter Alex
Millar kennen, der gerade eine
Dokumentation über Korruption im englischen Profifußball
plante. Millars Problem war es,
dass er zwar Beziehungen in
jene düsteren Kreise des englischen Fußballs hatte, aber er
niemanden zu diesem Thema
vor laufende Kameras bekam.
Schnell kam den beiden die
Idee, Knut auf dem Berge mit
versteckter Kamera einzuschleusen. Man erfand die
Identität eines amerikanischen
Investors, mietete ein Büro im
feinen Londoner Stadtteil
Westminster und auf dem
Berge, nach sieben Jahren
Arbeit im englischen Fußball
längst kein Unbekannter mehr,
ließ seine Kontakte spielen.
„Die Idee des großen Trainers
ist erst einmal vorbei, nun will
ich endlich ein bisschen Kohle
machen“, erklärte auf dem
Berge von nun an - man
glaubte ihm. Der Deutsche
wurde nun von einem Agenten
zum
anderen
geschickt, war gar
in Frankreich und
Belgien
unterwegs und kam
rasend schnell in
Kreise, in denen
es um „unvor-
Unter Verdacht: Sam Allardyce soll für Transfers Schmiergelder
erhalten haben - Bildquelle: daylive.com
stellbar viel Geld“ ging. Auch
wenn er sich stets abseits vom
schönen britischen Fußball und
von stimmungsvollen Fanblöcken bewegte, war auf dem
Berge über sieben Monate
mittendrin im englischen Fußballgeschäft.
Im September 2006 schließlich
wurde die fertige Dokumentation unter dem Titel „Undercover: Football´s Dirty Secrets“
in der BBC ausgestrahlt und
schlug hohe Wellen. Rund
sechs Millionen Zuschauer
sahen, wie drei von auf dem
Berg befragte Spielerberater
erzählten, Sam Allardyce, dem
damaligen Trainer der Bolton
Wanderers, Schmiergelder für
Transfers gezahlt zu haben. Das
Programm, in dem noch weitere prominente Namen fielen,
Knut auf dem Berge - Bildquelle: BBC
14
Der Spielmacher 01/09
wurde insgesamt in mehr als
zwanzig Ländern gesendet.
Auch diverse deutsche Medien
berichteten über einen der
größten Korruptionsskandale
im englischen Fußball, in der
Welt (24.09.2006) avancierte
auf dem Berge gar zum „deutschen James Bond“.
Was folgte, war ein Untersuchungsausschuss der FA, der
von Lord Stevens, dem ehemaligen Chef von Scotland
Yard, geleitet wurde. Dieser
fand zwar eine ganze Reihe an
Transfers mit Ungereimtheiten,
konnte aber niemanden überführen, es fehlten die Beweise.
„Es gab mal Zeiten, wo Briefumschlage von A nach B gegeben wurden, doch die Zeiten
sind vorbei. Heutzutage ist alles
ein wenig komplexer.“, erklärt
auf dem Berge: „Nun läuft das
alles über Mittelsmänner und
irgendwelche Konten in Luxemburg ab, da ist es schwer, jemandem
etwas
nachzu-
weisen“. Statt Allardyce und Co
hatten in Folge dessen plötzlich
die BBC und auf dem Berge
Anklagen am Hals, manche
juristische
Auseinandersetzungen halten sogar bis
heute an und auf dem Berge
muss immer noch aufpassen,
was genau er über bestimmte
Personen
sagt.
Doch
nichtsdestotrotz wertet auf
dem Berge die Dokumentation
zwei Jahre nach der Ausstrahlung als Erfolg: „Wir haben
versucht, eine gewisse Natur zu
zeigen.
Wenn
irgendwo viel Geld
dabei ist und die
Strukturen
nicht
stimmen, zieht es
immer Leute an, die
versuchen,
damit
Geld zu verdienen.“
Es sei offensichtlich
geworden,
dass
insbesondere
in
England zu viel
Raum dafür da ist,
um Geld aus dem
Sport zu nehmen,
das nicht unbedingt
herausgenommen
werden sollte, „nur
weil irgendjemand jemanden
angestiftet hat, „ja“ zu irgendetwas zu sagen“.
Und so ist es kein Zufall, dass
Knut auf dem Berge nun in
Berlin beim FC Internationale
arbeitet. Dem Verein, der Anfang der 1980er vom damaligen FU-Dozenten KarlHeinz Hamburger als Antwort
auf die zunehmende Kommerzialisierung im Berliner Amateurfußball gegründet wurde.
Vor zwanzig Jahren hatte auf
Chefermittler Lord Stevens
15
Der Spielmacher 01/09
dem Berge selbst noch für
„Inter“ gespielt und als er sich
nach seinem Umzug nach Berlin im vergangenen Sommer
nach einer passenden sportlichen Aufgabe umschaute, war
schnell klar, dass er bei den
Schönebergern landen würde.
Selbst in der Berliner Fußballlandschaft, die mit exotischen
Mannschaften - angefangen
von Helgoland 1897 bis hin zu
TUS Makkabi Berlin - nicht
gerade geizt, ist der FC Internationale noch ein Unikum.
Politisch ist es zwar, verglichen
mit den 1980ern, wesentlich
ruhiger geworden, doch unterscheidet sich der Vereinen zu
den vielen verstaubten Berliner
Vereinen immer noch stark,
wenn die Schöneberger Woche
für Woche im blauschwarzen
Dress mit der Aufschrift „No
Racism“ auflaufen. Beim FC
Internationale hat die Integrationsarbeit durch den Sport wie
bei kaum einem anderen Verein funktioniert: Mit mehr als
800 Mitgliedern, die ihre Wurzeln in etwa 35 verschiedenen
Ländern haben, hat „Inter“
mittlerweile die größte Jugendabteilung im Berliner Bezirk
Tempelhof-Schöneberg; Preise
und Auszeichnungen wie neulich der „Stern des Sports“ sind
an der Tagesordnung. Auch
sportlich bewegt sich der Verein langsam aber sicher in
obere Regionen des Berliner
Fußballs; die 1. Herren kämpfen nach dem Abstieg um die
Rückkehr in die Landesliga, von
Bildquelle: FC Internationale
der B- bis zur F-Jugend stellt
„Inter“ jeweils eine Mannschaft
in den Berliner Landesligen.
Knut auf dem Berge fand beim
FC Internationale schnell zurück, übernahm bei den
Schönebergern die Funktion
des Sportlichen Leiters und
trainiert derzeit sowohl eine
Jugendals
auch
eine
Erwachsenenmannschaft.
Er
will keine Revolution, aber er
will zumindest die Strukturen
erneuern. „Der Verein ist derzeit im Jugendbereich kurz
davor, eine gewisse Höhe zu
erreichen“, erzählt auf dem
Berge. Mit besonderen, alternativen Angeboten will man
nun versuchen, die stärkeren
Spieler, die nicht selten von
„Inter“ zu den ganz großen
Berliner Vereinen wie Hertha
BSC, TeBe oder Hertha 03
wechseln, zu halten. Schon
jetzt kooperiert der Verein mit
Oberschulen im Bezirk, bietet
durch spezielle Mitarbeiter ein
individuelleres und vor allem
abwechslungsreicheres
Training an und will in Zukunft beispielsweise eine Hausaufgabenbetreuung einführen, so
dass Kinder nicht nur zum Fußballspielen zum FC Internationale kommen.
Dass er mit seiner 1. C nicht
mehr aufsteigen kann, stört
Knut auf dem Berge indes wenig. „In Deutschland geht es im
Jugendbereich zu sehr um
Aufsteigen und Absteigen, die
Ausbildung des Spielers wird
dabei vernachlässigt. In England ist das anders“, sagt auf
dem Berge und beginnt, zu
schwärmen. Er erzählt von
einer deutlich durchdachteren
Struktur im Nachwuchsbereich,
dem englischen Fußballspiel
mit viel Risiko, der grandiosen
Stimmung in den Stadien und
vom kampfbetonten OffensivFußball der Briten. Auch wenn
Knut auf dem Berge die andere
Seite der Medaille kennt - die
Begeisterung für den englischen Fußball wird er nicht
mehr verlieren.
16
Der Spielmacher 01/09
„Fans und Vereine rücken noch enger zusammen“
Der Sportjournalist Carsten Germann, der seit vielen Jahren die Premier League beobachtet und begleitet und im April 2007 ein Buch über den englischen Fußball veröffentlich hat, im „Spielmacher“Interview über das Gefühlsleben englischer Fußballfans, Gefahren und Auswirkungen der Finanzkrise,
die Überraschungen der bisherigen Premier League Saison und seinen ganz besonderen Wunsch für
das Tabellenbild am 38. Spieltag.
Herr Germann, Sie haben
Germanistik, Anglistik und
Medienwissenschaften
studiert und berichten seit
Jahren für diverse Zeitungen über die Premier League. Wie ist dieses Interesse für den englischen
Fußball entstanden?
Stadium und die Stimmung in
dem engen Stadion hat mich
Carsten Germann: Der englische Fußball hat mich seit
den frühen Achtzigerjahren
fasziniert. Die englischen
Klubs dominierten schon
damals die Europacupwettbewerbe. Vor allem der FC
Liverpool mit Stars wie Ian
Callaghan, Kevin Keegan
oder Ian Rush und mit der
Foto: Dominik Gigler
unvergleichlichen Atmosphäre in Anfield hatte es mir einfach mitgerissen. An
für
angetan. Mein erstes Live-Spiel Begeisterung
sah ich Anfang der Neunziger- englischen Fußball hat
zumindest bei
bis
heute
Der Besuch bei einem Live-Spiel geändert.
in der Premier League ist immer
noch etwas Besonderes.
jahre, an einem lausigen Septemberabend
in
London.
Crystal Palace fegte den
Außenseiter Southend United
mit 8:0 aus dem Selhurst Park
immer mehr an Überhand gewonnen?
CG: Eins vorweg: der
Besuch bei einem Live-Spiel
in der Premier League ist
immer
noch
etwas
Besonderes. Die Fans in den
belebten Pubs rund ums
Stadion, Polizisten hoch zu
Ross und Arenen, zu denen
der Weg vielerorts durch
enge,
schlecht
ausgeleuchtete Straßen führt –
das ist eine ganz eigene
Atmosphäre. Man kann nur
jedem Fußball-Fan empfehlen, diese einmal zu erleben.
dieser
den
sich –
mir –
nichts
In
Ihrem
Buch
schreiben Sie, dass
sich der englische
Fußball seit dem 21.
Jahrhundert
in
einem
Spannungsfeld aus Kult und
Kommerz bewegt. Hat der
Kommerz in den letzten Jahren
Andererseits vergällen immens hohe Eintrittspreise,
zu
viele
VIP-Bereiche,
kompliziertes Ticketing und
sonstiger Schnickschnack vielen
Fans den Spaß am „Beautiful
Game.“ Hinzu kommt, dass die
meisten
Spielerpersönlichkeiten in der
Liga längst keine „Local Heroes“ mehr sind. Frank Lampard oder Wayne Rooney –
und
natürlich
der
omnipräsente David Beckham –
waren zu Beginn ihrer Zeit in
der Premier League noch
„Jungen
aus
der
17
Der Spielmacher 01/09
Nachbarschaft“ und wandelten
sich zu Fußball-Popstars mit
globaler Fangemeinde. Subjektiv gesehen liegt in der Identifikation der Spieler mit den Fans
wohl der größte Unterschied zu
früheren Zeiten. Typen wie „Big
Tone“ Tony Adams, John
Aldridge oder Paul Gascoigne
waren deshalb so beliebt bei
den Fans, weil sie „Stars zum
Anfassen“ waren. Dass hier
aber noch nicht alles verloren
ist, zeigt ein aktuelles Zitat von
Aston Villas Gabriel Agbonlahor: „Jedes Team muss Spieler
haben, die als Jungs auf der
Tribüne gestanden haben und
den Verein unterstützt haben.“
Das lässt mich doch ruhiger schlafen...
Zuschauerrückgang. immer mehr ausländische
Besitzer,
milliardenschwere Investoren aus
Fernost. Verliert die Premier
League bei den Fans ihre Identität als Fußballliga?
CG: An einen totalen Identitätsverlust im Zusammenhang
mit ausländischen Investoren
glaube ich nicht. Die Fans versprechen sich vielerorts ja gerade durch den Einstieg der
internationalen Geldgeber die
ersehnten sportlichen Erfolge.
Für mich ist vielmehr die sportliche Dominanz der „Big Four“
mit Arsenal, Chelsea, Liverpool
und Manchester United ein
möglicher Spannungs- und
Stimmungskiller.
Im Umfeld des FC Liverpool
gibt es immer wieder Fan-Pro-
teste gegen die US-Besitzer
Hicks und Gillett. Können Vereine auf die Anliegen ihrer
Fans überhaupt noch Rücksicht nehmen, wenn sie an
Investoren verkauft wurden?
CG: Im Fall Liverpool haben sich
die Versprechungen der USamerikanischen
Eigentümer,
die Belange der Fans zu berücksichtigen, als Lippenbekenntnisse erwiesen. Seit Jahresbeginn 2008 versuchen die
Fans, das Mitspracherecht über
ihren Klub zurückzugewinnen.
Denken Sie beispielsweise an
das
Projekt
„ShareLiverpoolFC.com.“ Mit
An einen totalen Identitätsverlust glaube ich nicht.
Hilfe einer Online-Community
will
man
den
Klub
zurückkaufen oder zumindest
25 Prozent der Anteile
erwerben, um einen gewählten
„Fan-Vertreter“
in
die
Vorstandsebene zu bringen. Ein
interessantes Vorhaben, dem
führende Fanklubverbände in
England eine hohe Signalwirkung zuschreiben. Das könnte
ein möglicher Weg zurück sein.
Ganz anders die Fans von
Manchester City. Die Sehnsucht nach Erfolg, mehr Geld,
Superstars und Champions
League. Gibt es gerade bei
erfolgslosen Klubs eine größere Akzeptanz für den Einstieg von Investoren?
CG: Nun, welcher Klub möchte
keinen Erfolg haben? Es sind
letztlich die Stars und die Aussicht auf einen Titel, die die
Fans ins Stadion locken. Manchester City stand über Jahrzehnte im Schatten des großen
Rivalen United und war hoch
verschuldet. Dort sehnte man
den sportlichen Erfolg regelrecht herbei und war daher
besonders offen für internationale Geldgeber. Um in der
Premier League eine Rolle zu
spielen, nahmen die Fans vieles
in Kauf. Bis man sie an ihrem
empfindlichsten Punkt traf:
Ihrem Traditionsbewusstsein!
Als der ehemalige thailändische
Besitzer Thaksin Shinawatra ankündigte, das
Wappen abändern zu lassen und dabei den goldenen Adler von Manchester
City durch einen Elefanten
und einen mythischen Vogel
ersetzen zu lassen, ging man
auf die Barrikaden.
Wie viel Eigeninteresse verfolgen Investoren, wie die Abu
Dhabi United Group, beim
Kauf eines Premier League
Klubs?
CG: Das ist schwer einzuschätzen. Im internationalen Business ist es spätestens ab 2003
Mode geworden, sich einen
englischen Fußballverein zu
leisten. Welche Zwecke die
Eigentümer damit tatsächlich
verfolgen und wie weit die
Identifikation mit dem Klub in
Wirklichkeit geht, darüber lässt
sich nur spekulieren. Sicher ist
nur, dass der Besitz eines Pre-
18
Der Spielmacher 01/09
mier-League-Klubs jeden Eigentümer ständig im Gespräch hält
und jede Menge Eigen-PR garantiert.
Seit Wochen geistern in Manchester immer wieder absurde
Transfersummen, die weit
über 100 Millionen Euro für
Gianluigi Buffon oder Lionel
Messi liegen, durch die Presse.
Wird Manchester City im Januar auf große Einkaufstour
gehen?
CG: Die Leistungen der „Citizens“ in der Vorrunde waren –
abgesehen vom UEFA-Pokal –
nicht gerade berauschend. Die
neuen Eigentümer aus Abu
Dhabi werden personell mit
Sicherheit noch einmal nachlegen. Ob es dann tatsächlich die
ganz großen Namen sein werden, die fast täglich neu gehandelt werden, muss man
abwarten. Das ist irgendwo
auch spannend...
In der Premier League gibt es
schon jetzt teils astronomisch
hohe Transfersummen. Wird
sich durch Manchester City
diese Situation gerade für die
kleinen Vereine noch mal verschärfen?
CG: Auf die Situation der kleinen Vereine wie Blackburn,
Middlesbrough oder Stoke wird
sich eine erneute Transferoffensive von Manchester City
nur geringfügig auswirken.
Diese Vereine setzen traditionell auf ablösefreie Spieler
sowie auf Talente aus den eigenen
Jugend-Akademien.
Wenn es um die ganz großen
Stars geht, bieten sie so gut wie
nie mit, aber ihre genaue
Marktbeobachtung und ein
mitunter exzellentes Scouting
halten sie im Spiel.
leichte Situation. Im Januar
müssen Spieler wohl sogar
verkauft werden. Machen solche Entwicklungen die Beziehung
Verein-Fans
noch
schwieriger?
Die Finanz- und Wirtschaftskrise macht auch vor der Premier League nicht Halt. Der
Besitzer von West Ham ist mit
seiner isländischen Bank Pleite
gegangen, Roman Abramovitsch bezahlt beim FC Chelsea
das Mittagessen seiner Spieler
nicht mehr. Ist das erst der
Beginn einer langen Krise?
CG: Keineswegs. Gerade in
finanziell schwierigen Zeiten
rücken Fans und Verein enger
zusammen. Innerhalb der britischen Fußballkultur ist dies
nichts Neues. Als ab Mitte der
Siebzigerjahre die Stahl- und
Werftindustrie in die Krise
rutschte und zahlreiche Jobs
verloren gingen, suchten sich
die Fans ihre Fluchtpunkte, ihre
sozialen Ventile bei ihren Klubs.
Das ist die eine Seite.
CG: Auch hier muss man mittelfristig beobachten, was passiert. Fest steht: Die PremierLeague-Klubs hängen nicht
allein am Tropf der internationalen Geldgeber. Lukrative
Fernsehverträge – die Ligaspiele werden 2008/2009 in
203 Länder übertragen – garantieren ihnen Mehreinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Das weltweite Interesse
an der Premier League wird
auch trotz der Finanzkrise nicht
abebben. Dass Herr Abramovitsch seinen Stars das Mittagessen nicht mehr zahlt, ist ein
schönes Detail. Es wurde von
einigen Medien dankbar aufgenommen, aber ich bin sicher,
dass Michael Ballack und Frank
Lampard bei einem sechsstelligen Wochengehalt auch ohne
Abramowitschs Zutun in Zukunft zwei Mal täglich warm
essen gehen können...
Gerade für West Ham im Abstiegskampf ist das keine
Wenn Sie West Ham United
ansprechen: Diesen Verein
muss man als absoluten Sonderfall in der Premier League
sehen. Die „Hammers“ waren
finanziell immer klamm dran,
sie waren und sind der Inbegriff des „Feeder Club“, des kleinen Vereins, der die Großen
mit hoch talentierten Spielern
„beliefert“. Beispiele aus der
Vergangenheit gibt es genug:
Jermain Defoe, Rio Ferdinand,
Frank Lampard – sie alle kommen aus der weltberühmten
Akademie von West Ham United. In finanzieller Notlage
mussten Spieler dieses Formats
stets verkauft werden, um das
Überleben des Vereins zu sichern. Dass man es 2005 mit
einer Reihe von Eigengewächsen dann zurück in die Premier
League geschafft hat, brachte
den Klub und die Fans im East
End noch näher zusammen.
19
Der Spielmacher 01/09
Welche langfristigen Auswirkungen könnte die Wirtschafts- und Finanzkrise auf
die Premier League haben?
Kann es sogar das Aus für den
Einstieg von Investoren bedeuten?
Fan und für jeden Berichterstatter wunderbar.
Warum schaffen es andere
ambitionierte Vereine, wie
Newcastle, Tottenham oder
Man. City nicht ganz vorne
mitzuspielen? Alles eine Frage
der Qualität?
sive zwei hochkarätige Routiniers. Dazu kommen junge
Spieler wie Gabriel Agbonlahor
oder Ashley Young, die einfach
heiß auf Erfolg sind. Das könnte
am Ende ausschlaggebend sein.
Die
Hälfte
der
Saison
2008/2009 ist fast vorüber.
Was sind aus Ihrer Sicht die
bisher größten Überraschungen und Enttäuschungen?
CG: Im Falle von Chelsea könnten die Finanzkrise und ein
eventueller Ausstieg von Ro- CG: Es ist keine Frage von Qualität, sondern vor allem eine
man Abramovitsch den Sturz
ins Nichts bedeuten. Den Klub Frage nach sportlichen und auf
drücken Verbindlichkeiten von Langfristigkeit angelegten Kon- CG: Überrascht hat mich neben
fast einer Milliarde Euro – alles zepten. In Newcastle bei- Aston Villa vor allem Aufsteiger
Kredite, die Abramovitsch dem spielsweise wird seit Jahren Hull City. Wie sich diese „BilligKlub gegeben hat und die er Misswirtschaft betrieben, die Truppe“, die mit dem 39-JähriTrainer kommen und gehen gen
Kult-Stürmer
Dean
jederzeit einfordern kann.
Kauf-Interessenten
werden und so kann keine Kontinuität Windass einen echten Veteran
angesichts der Finanzkrise si- entstehen. Auch in Tottenham mit in die Liga brachte, in der
cherlich zwei Mal darüber oder bei Manchester City lässt oberen Tabellenhälfte hält, ist
nachdenken, ob sie sich einen sich ein wirklich Erfolg verspre- schon beeindruckend. Die
englischen Verein „leisten“ chendes Konzept nur mit sehr größte Enttäuschung war für
mich bislang Manchester City.
wollen, aber mittelfristig wird viel Wohlwollen erkennen...
Trotz Robinho und Co. auf
die Anziehungskraft der
einem Abstiegsplatz – ganz
englischen Klubs auf
ausländische Geldgeber Für Chelsea könnte ein Ausstieg schwach!
bleiben.
Sie sprechen die Überra-
von Abramovitsch den Sturz ins
Nichts bedeuten.
Nähern wir uns mal der
sportlichen
Situation.
Seit Jahren kämpfen
immer wieder die Top Four um
die Meisterschaft. Finden Sie
die Premier League langweilig?
CG: Ich finde die Premier League keinesfalls langweilig. Zwar
ist die Dominanz der „Big Four“
gravierend, aber für mich ist es
faszinierend, wie sich die vermeintlich „Kleinen“ in dieser
Liga so schlagen. Wenn dann
am Ende so spannende Abstiegsentscheidungen
anstehen, wie zuletzt 2005 oder
2007, dann ist das für jeden
Diese Saison versucht sich Aston Villa. Wie schätzen Sie die
Chancen ein, dass die „Villans“
auch Ende Mai noch unter den
ersten Vier stehen?
CG: Aston Villa hat tatsächlich
die große Chance, die Phalanx
der großen Vier zu durchbrechen. Ich habe das Team in
dieser Saison mehrfach intensiv
beobachtet. Trainer Martin O`
Neill scheint die richtige Mischung gefunden zu haben. Mit
Torhüter Brad Friedel und Martin Laursen hat er in der Defen-
schungsmannschaft
von
Trainer Phil Brown an.
Worin
liegt
das
Erfolgskonzept der „Tigers“
und was machen sie anders
und besser als die Mitaufsteiger Stoke und West
Brom?
CG: Der Blick auf die Teamkader zeigt, dass es allen drei
Aufsteigern an großen Namen
fehlt. Hull City kam jedoch mit
einem ganz anderen Schwung
in die Premier League als Stoke
und West Bromwich. Die Aufstiegseuphorie, die der Erfolg
im Play-Off-Spiel gegen Bristol
20
Der Spielmacher 01/09
in Hull frei gesetzt hatte, war
enorm und sie trug das Team
fast durch die gesamte Vorrunde. Hinzu kam, dass die so
genannten „Großen“ Hull oftmals unterschätzt haben. Zuletzt mussten aber auch die
„Tigers“ – wie beim 1:5 bei
Manchester City an Weihnachten – derbe Prügel einstecken.
Mit großen Hoffnungen ist der
FC Arsenal in die neue Saison
gestartet. Jetzt hinkt man den
Titelchancen doch beträchtlich
hinterher. Ist es falsch von
Arsene Wenger, nur auf das
Konzept Jugend
zu setzen?
gewechselt, jetzt geht es bei
den "Spurs" eher bergauf. Wie
groß ist der Faktor Trainer für
den sportlichen Erfolg?
CG: Sehr groß! Harry Redknapp
genießt in der Premier League
als „Krisenmanager“ einen hervorragenden Ruf. In der Saison
2003/2004 rettete er den FC
Portsmouth vor dem sicheren
Abstieg. Seine ehemaligen
Spieler, wie beispielsweise
Portsmouths Glen Little sehen
ihn als „großartigen Trainer
und wunderbaren Menschen.“
Will sagen: Seine ruhige und
sachliche Art kommt auch in
CG: Nein. Arsene
Der Trainer ist immer das
Wenger gehört
schwächste Glied in der Kette.
zu den besten
Trainern
der
Premier League,
Tottenham gut an. Und das,
weil er es immer wieder obwohl er als Spieler und
versteht, „aus der Not eine Trainer für den „Spurs“Jugend“ zu machen. Sein Credo Erzrivalen West Ham aktiv
ist einfach „Wenn man nicht an war...
sich glaubt, hat man keine
Wenn es sportlich aber nicht
Chance.“ Er gibt Talenten wie
Nicklas Bendtner oder Gavin läuft, ist der Trainer die erste
Hoyte die Möglichkeit, sich bei Zielscheibe der Kritik. Viele
einem
großen
Klub
zu beklagen sich nicht mehr geentwickeln und er wird mit nug Einfluss auf die Transferseinem jugendlichen Kollektiv politik nehmen zu können.
auch
in
dieser
Saison Leiden die Trainer am meisten
erfolgreich sein. In der unter dem neuen StrukturmoChampions League sieht die dell mit Sportdirektor und InBilanz der „Gunners“ bislang vestoren?
viel besser aus als in der Premier League.
Traditionsvereine wie Newcastle und Tottenham spielen
weit unter ihren Möglichkeiten. Beide haben den Trainer
CG: Ja, denn der Trainer ist
immer das schwächste Glied in
der Kette. Erst recht, wenn
Investoren ihren Einfluss geltend machen wollen, die
Machtprobe suchen und das
rote Telefon in die Hand nehmen. In Liverpool hätte Rafael
Benítez, der bei den „Reds“
unbestritten einen sehr guten
Job macht, im Januar 2008 beinahe das Handtuch geworfen,
weil sich die US-amerikanischen Klubeigentümer in Sachen Neuverpflichtungen quer
gestellt haben. Das hat unnötige Unruhe in den Verein gebracht.
Alan Curbishley ist deshalb bei
West Ham, Keegan bei Newcastle zurückgetreten. Mark
Hughes bittet via Presse um
Einfluss bei den Transfers. Gibt
es eine Lösung, um dieses
Problem zu beheben?
CG: Schwierig! Die Kommunikation zwischen den Klubeigentümern, Sportdirektor und
Trainer muss stimmen. Genau
hier stößt das Investorenmodell an seine Grenzen.
Ein Trainer, der zurzeit komplett zufrieden sein dürfte, ist
Nationaltrainer Fabio Capello.
Ist mit England bei der WM
2010 wieder zu rechnen?
CG: England spielt eine überzeugende Qualifikationsrunde
und überzeugte zuletzt auch in
Schlüsselspielen wie beispielsweise gegen Kroatien. Capello
setzt auf eine Mischung aus
Routiniers und jungen Talenten
und er hält den Konkurrenzkampf im Team sehr hoch.
21
Der Spielmacher 01/09
Und was ist, wenn es zum Elfmeterschießen kommt?
CG (lacht): Dann kann es
schnell wieder peinlich werden... Spaß beiseite: Wenn es
dem Disziplinfanatiker Capello
gelingt, die „englische Krankheit“ zu kurieren, dann würden
sie ihm in London wahrscheinlich ein Denkmal setzen. Wie es
geht mit den Elfmetern, ist ja
vielerorts nachzulesen...
In England wird immer wieder
über die schlechten Nationaltorhüter diskutiert. Warum
bekommt Robert Green von
West Ham keine Chance im
Nationaltor?
CG: Fabio Capello hat seine
Meinung über Robert Green
zuletzt deutlich relativiert.
Dennoch steht Green in der
Hackordnung, der „Pecking
Order“ nach wie vor weit hinter Oldie David James und
Nachwuchsmann Joe Hart von
Manchester City. Ein Konkur-
renzkampf, der sich für die
Engländer gerade auf der stets
kritischen Torhüterposition nur
positiv auswirken kann.
Kann es sich Fabio Capello
leisten, entweder Gerrard
oder Lampard aus dem Mittelfeld auf die Bank zu setzen?
CG: Fabio Capello wird die für
sich und für England richtige
Entscheidung treffen. Ich bin
sicher, dass Gerrard und Lampard sowohl in den Qualifikationsspielen als auch bei der
WM 2010 gemeinsam im Mittelfeld wirbeln werden.
Gerrard und Lampard – Beide
kämpfen mit ihren Teams Liverpool und Chelsea um den
Titel. Wer wird englischer
Meister?
CG (lacht): Da bin ich befangen!
Ich hoffe natürlich, dass die
„Reds“ vom FC Liverpool es
nach 19 langen Jahren ohne
Meistertitel endlich wieder
einmal schaffen. Die Elf von
Rafael Benítez hat sich in der
Liga enorm gesteigert und zuletzt auch in den Duellen gegen
die direkten Konkurrenten gepunktet. Wenn es Liverpool
gelingt, auch die Spiele gegen
die so genannten „Kleinen“
souverän zu gestalten, ist der
LFC ein ganz heißer Titelkandidat. Chelsea mit Ballack und
Lampard wird bis zum letzten
Spieltag ärgster Verfolger sein.
Und wo landet Hull City?
CG: Für Hull City wäre ein einstelliger Tabellenplatz eine
feine Sache. Und der ist durchaus drin.
Herr Germann, ich danke Ihnen recht herzlich für das Gespräch.
Die Fragen
Flemming.
stellte
Carsten Germann berichtet seit 2002 als freier Journalist für verschiedene
Tageszeitungen, Fußballmagazine und Internetportale aus erster Hand
über den englischen Fußball. Im April 2007 erschien im Göttinger Verlag
DIE WERKSTATT sein Buch „Football’s home - Geschichten vom englischen
Fußball“.
Wer mehr über die Arbeit von Carsten Germann erfahren möchte, sei ein
Blick
auf
seine
private
Homepage
unter
der
Adresse:
http://www.footballshome.de/ empfohlen. Dort findet man auch eine
Leseprobe aus „Football’s Home“.
22
Felix
Der Spielmacher 01/09
Alles für den Fußball
Auf der Insel gibt es die leidenschaftlichsten Fußballfans
der Welt. Doch die werden
durch die Bosse der Premier
League auf eine harte Probe
gestellt. Wie viel Globalisierung kann man den Fans von
Manchester bis Portsmouth
noch zumuten?
Von Felix Flemming
Wie darf man sich den typischen englischen Fußballfan
vorstellen? Vielleicht in etwa
so: Morgens kurz nach dem
Aufstehen wird der ausführliche Sportteil, der an Samstagen gerne einmal 10 bis 15
Seiten umfasst, studiert, anschließend folgt die Fahrt auf
der Autobahn gen Norden um
den Lieblingsverein, dem man
seit seiner Kindheit die Treue
hält, beim Auswärtsspiel zu
unterstützen, und spät abends
fährt man dann wieder zurück
nach Hause, natürlich nicht
ohne bei 6-0-6 auf BBC 5 Live
anzurufen um über Taktik,
Trainer und Personal zu diskutieren.
Für die meisten ist das Wochenende ganz dem Fußball
gewidmet, man lebt, liebt und
leidet mit seinem Fußballverein. Tradition verknüpft mit
Moderne, Sehnsucht nach Erfolg, Hoffnung bei Misserfolg –
mehr Leidenschaft als englische Fußballfans zeigen gibt
es wohl in keiner anderen Liga
der Welt. Als im September
vergangenen Jahres Kevin
Keegan bei Newcastle United
seinen Rücktritt eingereicht
hat,
kommen
innerhalb
weniger Minuten tausende
Fußballfans um gegen die Vereinsführung um Sportdirektor
Dennis Wise zu protestieren.
Als die Fans des FC Liverpool
merkten, dass Trainer Benitez
bei den US-Besitzern Hicks und
R wie Rekordmeister
S wie Sir Alex Ferguson
Noch steht der FC Liverpool mit 18 Titeln an der
Spitze. Doch Manchester United (17 nationale
Meisterschaften) hat in den letzten Jahren
stetig aufgeholt. Die letzte Meisterschaft der
Reds liegt über 18 Jahre zurück. Kein Wunder
also, dass Liverpool-Kapitän Steven Gerrard die
große Sehnsucht nach dem Meisterschaftspokal hat.
In der Geschichte des englischen Fußballs hat
es viele herausragende Trainer gegeben, doch
Sir Alexander Chapman Ferguson sticht
sicherlich ganz besonders heraus. Seit dem 6.
November 1986 trainiert der Schotte nun schon
Manchester United - eine Zahl, die genauso
imponiert wie die klangvollen Namen der
Spieler, die in den letzten Jahrzehnten unter
Ferguson brillierten.
23
Der Spielmacher 01/09
Gillett nicht die wünschenswerte Unterstützung bekommt,
versammeln sich die Fans der
Reds um einen Protestzug gegen die beiden Investoren zu
starten. Und seit Jahren gibt es
immer wieder die leicht aufmüpfigen Fans von Manchester
United, die sich vom Einfluss
eines Malcolm Glazer befreien
wollen. Für viele Fans in England ist ihr Verein nicht eben
nur 11 Spieler, ein Trainer und
ein Stadion, sondern eine Herzensangelegenheit, ja vielleicht
schon fast eine Teil ihres Lebens, der gleich hinter Familie
und Beruf kommt. Und vielleicht genau deshalb sind die
Fans auf der Insel so
einzigartig.
Seien es die Derbys in Birmingham zwischen City, Aston Villa
und West Bromwich Albion, die
Gipfeltreffen im Nordwesten
zwischen Liverpool und Manchester United, das Tyne-WearDerby zwischen Newcastle und
Sunderland oder auch die zahlreichen Stadtderbys in Liverpool und London. Neben der
Leidenschaft und der Liebe für
den eigenen Verein kommt
dann eben noch der Faktor
Rivalität,
Konkurrenz
und
Wettbewerb hinzu. Ein richtig
perfekter Spieltag ist es eben
nur, wenn der eigene Verein
gewinnt und der Rivale aus der
Stadt oder gar dem Stadtteil
verliert. Es gibt wahrscheinlich
so viele Termine, die sich ein
Fan der Premier League schon
Monate voraus rot im Kalender
markiert.
Und genau soll das am besten
bleiben. Gab es in den letzten
Jahren schon so tiefgreifende
Veränderungen in der höchsten
englischen Liga, mit dem zunehmenden Einfluss der Investoren
und
ausländischen
Besitzer, mit immer mehr Geld,
immer mehr globalem Anspruch, da freut sich der normale Fan, wenn es bis jetzt
genau dabei bleibt. So, bis
hierhin und nicht weiter. So
viel gestatte ich der Premier
League, weil ich ja auch die
besten Spieler der Welt sehen
will. Aber noch höhere Ticketpreise, noch mehr Globalisierung der heimischen Liga
werden nicht gewährt. So
könnte man die aktuelle Gemütslage der Premier League
Fans zusammenfassen. Ganz
die Tradition aufgeben für die
Moderne steht nicht auf dem
Wunschzettel. Die Treue und
Unterstützung für den Verein
wird vielleicht ein Leben halten, aber was nützt es der Liga,
die den Anspruch hat die beste
der Welt zu sein, wenn die Fans
nicht mehr jedes Wochenende
in die Stadien pilgern, sondern
sich ans Radio setzen, vielleicht
sich noch ein Pay-TV Abo leisten. Dann würden die Grundpfeiler der Premier League
einstürzen.
Aber genau auf diese harte
Probe könnten die Fans von
Manchester bis Portsmouth,
von Wigan bis London gestellt
werden, sollten weiterhin die
Pläne der FA aufrechterhalten
werden einen zusätzlichen
Ligaspieltag im Ausland abzuhalten. Jemand, der seinen
Verein auf jedes Spiel begleitet,
möchte
verständlicherweise
nicht nach Sydney, Shanghai
oder Los Angeles reisen. So viel
Moderne, so viel globaler Einfluss wird nicht akzeptiert.
Ausländische Spieler, ausländische
Besitzer,
eine
Vermarktung der Fernseh-
T wie Tyne-Wear-Derby
V wie Verschlüsselt
Vielleicht sind es die großen Namen, die fehlen,
um dieses Derby zu einem der bekanntesten
auf der Insel zu machen. Es ist aber eines, wenn
nicht das emotionalste Derby in der Premier
League, wenn Newcastle und Sunderland,
gerade mal 15 Kilometer voneinander entfernt,
aufeinander treffen. Der Ursprung der Rivalität
geht schon auf den englischen Bürgerkrieg im
17. Jahrhundert zurück.
Wer im Mutterland des Fußballs die Spiele
seiner Mannschaft außerhalb des Stadions
verfolgen will, hat es nicht leicht: Zum einen
gibt es mit Setanta und Sky zwei Anbieter, die
sich die Spiele untereinander aufgeteilt haben,
zum anderen ist Pay-TV in Großbritannien ein
teures Vergnügen (Sky Sports gibt es ab 36 £).
Für den ärmeren Fußballfan bleiben dann nur
noch die Zusammenfassungen der BBC am späten Abend – oder eben der Gang in die Kneipe.
24
Der Spielmacher 01/09
rechte nach Asien, Südamerika
und in den Nahen und
Mittleren Osten – all das war
mehr oder weniger ein
natürlicher, oft geduldeter
Prozess, eine Entwicklung, die
von vielen respektiert und
unterstützt wird um die
großartige Show, die es jede
Wochenende geben soll, zu
finanzieren
–
und
das
dauerhaft.
Aber
einen
geplanten Schritt, ein Spieltag
im
Ausland,
ist
ein
„unnatürlicher“ Vorschlag um
all dem ganzen die Krone
aufzusetzen. Schlicht nicht
nötig, so die Ansicht vieler
Fans. So weit soll die
Verwandlung von Tradition un
Moderne dann doch nicht
gehen. Das sieht der Premier
League Chairman Richard
Scoudamore, Initiator des
Vorschlags, natürlich ganz
anders. Im Februar 2008 gab er
das bemerkenswerte Statement, dass doch gerade die
Fans schuld seien an der
globalen Einflusssphäre der
Premier League. Sie wollten
doch die besten Spieler der
Welt, die schönsten Stadien,
die erfahrenen Trainer, den
möglichsten Erfolg auch in den
internationalen
Wettbewerben. Er habe kein Problem
alle Spiele samstags um Vier
anpfeifen zu lassen. Nur
müssten sich die Fans darüber
im Klaren sein, dass es dann
eben keine Gelder mehr aus
der TV-Vermarktung gibt. Das
hat gesessen und markiert
genau den Sachverhalt, über
den Vereine, Verantwortliche
Schritt weiter gehen. Die Frage
ist eben nur, ob Proteste der
Fans
gegen
globalen,
finanzstarken Einfluss wie in
Newcastle und Liverpool, eine
Chance haben gehört zu
werden oder nichts weiter als
ein
kleiner
Mosaikstein
bleiben. Oder auch die
Fanproteste im November
letzten Jahres gegen immer
höhere Ticketpreise. Saison-
und Fans in den nächsten
Monaten und Jahren entscheiden müssen. Wie viel globalen Anstrich wollen wir der
höchsten englischen Fußballliga noch geben? Die Sicht der
Fans ist klar: Bis hierhin und
nicht weiter, Vereine, manche
Trainer wie Sir Alex und die
Bosse in den Führungsriegen
der FA wollen noch einen
tickets sollten noch mal erhöht
werden. All diese kleinen Bausteine, sprich eine Beibehaltung des Status Quo mit
noch bezahlbaren Plätzen und
einer Begrenzung der globalen
Aktivitäten, die irgendwie zueinander
passen
müssen.
Schwierig, weil eben die Ansichten zu unterschiedlich sind.
W wie When Saturday Comes
Y wie You never walk alone
Wenn der englische Fan von „WSC“ spricht,
kann er nur das einmal im Monat erscheinende
Fußballmagazin meinen. Für 2,50 £ bekommt
der anspruchsvollere Leser nun schon seit mehr
als zwanzig Jahren interessante Hintergründe
und Randgeschichten aus der Fußballwelt
geboten. So verwundert es nicht, dass man im
11Freunde-Heft die eine oder andere Parallele
zur „WSC“ entdeckt.
Häufig kopiert, immer wieder anderes
interpretiert ist das Lied von Gary & The
Pacemakers die Fußballhymne in den Stadien.
Seinen Ursprung hat das Lied in den 60er
Jahren an der Anfield Road. Seitdem fragt sich
der geneigte Fernsehzuschauer, wo es
emotionaler gesungen wird. In Liverpool oder
Glasgow. Entscheidet selbst.
Zusammengetragen von Felix Flemming, Miro
Born und Max Schoob
25
Der Spielmacher 01/09
Vielleicht wird gerade die beginnende Finanz- und Wirtschaftskrise den Fans positiv zu
gute kommen. Zu viele Probleme türmen sich jetzt schon in
der Premier League auf. Investoren sind in Zahlungsschwierigkeiten, Vereine müssen Zuschauerrückgänge hinnehmen, Trainer wollen in der
Transferperiode im Januar sparen. Es wäre fatal, wenn man
vor all den jetzt sichtbaren
Schwierigkeiten auf der Insel
flüchtet und die Situation –
gerade auch für die Fans –
durch Partien wie Wigan gegen
Sunderland in Buenos Aires
noch schlimmer macht. Denn
bald heißt es dann nicht mehr
„Alles für den Fußball“. Die
Welle der Unterstützungsentziehung hat schon begonnen. Man muss sie nicht unnötig höher machen. Vielleicht
sieht das auch die FA bald ein.
Kleine Eingänge und Ticketkontrolle an der White Hart Lane
(Stadion von Tottenham Hotspur)
Aktuelle Zuschauerzahlen der Premier League 2008/2009 (Durchschnitt):
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Manchester United:
Arsenal FC
Newcastle United
Manchester City
Liverpool FC
Chelsea FC
Sunderland AFC
Aston Villa
Tottenham Hotspur
Everton FC
75.413
59.994
47.434
43.674
43.413
41.852
39.876
38.755
35.910
35.161
11. West Ham United
12. Middlesbrough FC
13. Stoke City
14. West Bromwich Albion
15. Hull City
16. Fulham FC
17. Blackburn Rovers
18. Bolton Wanderers
19. Portsmouth FC
20. Wigan Athletic
33.532
28.083
27.025
25.786
24.788
24.357
22.840
22.389
19.508
18.097
Quelle: Weltfussball.de
26
Der Spielmacher 01/09
Matchroom Stadium;
Blick von der Eckfahne auf
den North Stand und den
East Stand (rechts).
White Hart Lane (East Stand)
27
Der Spielmacher 01/09
Schon die halbe Miete für den Meisterschaftstraum der Reds?
So spannend, so ausgeglichen, so ereignisreich wie selten. Die ersten 20 Spieltage der Premier
League Saison 2008/2009 waren die pure Unterhaltung. Von Trainerrauswürfen und der Sehnsucht
des Steven Gerrard – ein kleiner Rückblick
Von Felix Flemming
„Das ist das beste Team, in
dem ich je gespielt habe. Wir
haben uns zum Jahresende
eine hervorragende Ausgangsposition geschaffen, um den
Titel zu gewinnen. Und wenn
ich bei uns in die Kabine
schaue, sehe ich vom Torwart
bis zum Angriff nur absolute
Weltklassespieler.“ Zitat von
Liverpool-Kapitän
Steven
Gerrard nach dem 5:1 bei
Newcastle United, in welchem
Gerrard persönlich zwei Treffer
erzielte und eine überragende
Leistung bot. Mit drei Punkten
Vorsprung geht der FC Liverpool in die letzten 17 Spieltage
der Premier League Saison
2008/2009. Am 10. Januar reist
man zu Stoke City, jenes Team,
welches man zuhause an der
Anfield Road nicht schlagen
konnte. Ebenso wie Fulham,
West Ham oder Hull City. Aber
dafür gab es Siege gegen Man
Utd, beim FC Chelsea und ein
Remis bei den Gunners. Der FC
Liverpool gewinnt auf einmal
die wichtigen Spiele. Wer hätte
das vor der Saison gedacht?
Überhaupt haben sich viele
Gedankenspiele,
Prognosen
und Einschätzungen, die die
Experten vor der Saison ge-
macht haben, ganz schnell in
Luft aufgelöst. Oder wer hat
vorausgesagt, dass Hull City als
Aufsteiger einen Großteil der
ersten Saisonhälfte unter den
ersten Fünf stehen würde, dass
Man City mit viel Geld und
Robinho im Dezember auf
einem Abstiegsplatz steht, dass
ambitionierte Vereine wie
Newcastle und Tottenham sich
eher an den Abstiegsrängen
orientieren müssen? Die Saison
hatte bisher die eine oder andere Überraschung.
Schaut man auf die Tabelle
nach 20 Spieltagen, darf festgestellt werden, dass die Meisterschaftsentscheidung wohl
auf einen Dreikampf hinauslaufen wird. Der FC Chelsea ist
Liverpool auf den Fersen und
auch Manchester United ist
nach dem 1:0-Sieg gegen den
FC Middlesbrough weiter auf
Tuchfühlung und hat ja noch
die zwei Nachholspiele gegen
Wigan und Fulham. Wohl eher
wenig mit der Meisterschaftsentscheidung hat diese Saison
der FC Arsenal zu tun, der sich
bedingt auch durch teaminterne Streitigkeiten eher mit
Aston Villa um den vierten
Platz streiten muss. Das Team
von Martin O’Neill ist eine der
Überraschungen diese Saison
und hat mehrmals ernsthaft
unter Beweis gestellt, dass es
von der Qualität der Spieler als
auch vom Teamgefüge her
unter die ersten Vier der Tabelle rücken kann. Dass man
den FC Everton auf Platz sechs
der Tabelle erwarten durfte, ist
jetzt keine Sensation, vielmehr
allerdings, dass man sich nach
sehr schwachem Saisonstart
gefangen hat und wieder in die
Spur fand. Und wenn man
Spiele wie bei Manchester City
mit 1:0 durch einen Siegtreffer
in der 93. Minute gewinnt,
kommt auch ganz schnell wieder das Selbstbewusstsein, das
die Toffees in den vergangenen
Spielzeiten ausgezeichnet hat.
Und dann folgen in der Tabelle
drei Mannschaften, die deutlich über ihren Erwartungen
zurzeit spielen. Der Aufsteiger
Hull City, Fulham und Wigan
Athletic haben zurzeit wenig
mit Abstiegssorgen zu tun. Vor
allem die Cottagers glänzen
durch eine ausgezeichnete
Defensive. Hull City hatte einen
exzellenten Saisonstart, schlug
unter anderem Arsenal und
Tottenham, musste danach
aber ein bisschen die Segel
streichen. Trotzdem ist das
Team von Trainer Phil Brown
28
Der Spielmacher 01/09
eine ganz positive Erscheinung
der bisherigen Premier League
Saison. Dazu muss auch Wigan
Athletic gerechnet werden,
weil Trainer Steve Bruce, Vereinsführung, Spieler und Fans
sich von einem miserablen
Saisonstart mit zudem großen
Verletzungssorgen nicht einschüchtern ließen und weiter
an ihre Stärken glaubten und
vor allem – viel wichtiger –
klaren Kopf behielten und nicht
gleich in puren Aktionismus
verfielen. Und nach und nach
kehrten die Verletzten zurück –
und damit auch der sportliche
Erfolg, auch wenn es zuletzt ein
eher schmeichelhaftes 1:0 bei
den Bolton Wanderers gab. Ein
neues Gesicht gab es diese
Saison auch im Osten Londons
im Upton Park. Die Hammers
verloren ihren Trainer Alan
Curbishley, weil er sich bei den
Transfers von der Vereinsführung übergangen fühlte.
Der Italiener und die ChelseaLegende Gianfranco Zola übernahm das Zepter, musste aber
lange auf sportliche Erfolge
warten, auch wenn die gezeigten Leistungen durchaus
ansprechend waren. Mit zuletzt zwei Siegen bei Portsmouth und gegen Stoke
konnte man sich ins Mittelfeld
der Tabelle absetzen. Fraglich
bleibt aber, ob West Ham aus
diesen Spielen so viel Selbstvertrauen nehmen kann, dass
man einmal eine Serie starten
kann. Außerdem stehen im
Januar aufgrund der finanziellen
Notlage
weitere
schlechte Nachrichten auf der
Agenda. Zwischen den Bolton
Wanderers auf Platz 11 und
Stoke City auf dem ersten Abstiegsplatz liegen gerade einmal drei Punkte, selten war das
Mittelfeld so ausgeglichen wie
diese Saison. Und in der unteren Tabellenhälfte sind prominente Namen vertreten,
unter anderem Newcastle,
Tottenham, Portsmouth, Manchester City oder der FC Sunderland. Insbesondere hier ist
auch in der zweiten Saisonhälfte für viel Spannung gesorgt. Interessant wird vor
allem zu sehen sein, wie solche
ambitionierten Vereine mit
einem möglichen Abstiegskampf
umgehen
werden.
Auch diese Saison standen
bisher die Trainer wieder voll
im Mittelpunkt. Sie bekommen
immer weniger Zeit, immer
schneller muss der Erfolg her.
Und sollte es dazu nicht kommen, darf sich der Manager um
einen neuen Job kümmern.
Alan Curbishley war aus den
genannten Gründen der erste
Trainer, der von Bord ging.
Ebenfalls wegen Streitigkeiten
mit der Vereinsführung schmiss
Kevin Keegan bei Newcastle
United hin und löste damit bei
den emotionalen und nicht
gerade
erfolgsverwöhnten
Magpies-Fans Trauer und Solidarität aus. Nachfolger im St.
James Park wurde Joe Kienaar,
Benitez und Gerrard - Schlüsselfiguren des Erfolges
Blackburn und West Bromwich
Albion liegen am Tabellenende.
Aber das Team von Tony
Mawbray darf man nie abschreiben. Die sind am letzten
Spieltag einer Saison auch
schon mal dem Abstieg entkommen.
der auf seiner ersten Pressekonferenz sich gleich bei den
Lokaljournalisten
beliebt
machte. Zu einer Nacht- und
Nebelaktion kam es Ende Oktober bei den Tottenham
Hotspur. Aufgrund der sportlichen Talfahrt und der mise-
29
Der Spielmacher 01/09
rablen spielerischen Leistungen
sah man sich gezwungen
Juande Ramos vor die Tür zu
setzen. Als Nachfolger holte
man sich für das entsprechende
Kleingeld
Harry
Redknapp vom FC Portsmouth,
dessen Anwesenheit dann auch
gleich magisch wirkte, momentan aber immer mehr verblasst.
Auch an der White Hart Lane
wachsen die Bäume nicht in
den Himmel. Zwei weitere
Trainerpersönlichkeiten scheiterten ebenfalls an zu hohen
Erwartungen. Der Unterschied
ist nur der, dass Roy Keane
beim FC Sunderland für sich
eingesehen hat, dass er die
Black Cats nicht aus dem Abstiegskampf führen könne,
währenddessen Paul Ince bei
den Blackburn Rovers in seiner
ersten Saison als Trainer in der
Premier League mit der Situation
einfach
überfordert
wirkte. Viele Experten und
Trainerkollegen forderten mehr
Zeit für den ersten schwarzen
Trainer in der Premier League,
doch gerade bei den Fans hatte
Ince angesichts der spielerischen Leistungen mit der fast
exakt gleichen Mannschaft wie
in der Vorsaison nur noch wenig Kredit. Es dürfte klar sein,
dass es nicht die letzte Trainerentlassung der Saison gewesen
sein dürfte. Mal sehen, wie viel
wert die Jobgarantie für Mark
Hughes bei Manchester City ist.
Ganz wenig im medialen Fokus
stand bisher Liverpool-Manager Raphael Benitez. Keine
Streitigkeiten mit den US-Besitzern, keine Vorwürfe an
seiner Taktik oder Auswechselungen. Der Spanier hat sogar
während des Spieles Zeit Fotos
von sich und den Fans auf der
Tribüne zu machen. Selten war
Benitez in seiner Zeit beim FC
Liverpool so unumstritten wie
dieser Tage. Und vielleicht ist
auch das eines der Geheimnisse der Stärke des FC Liverpools. Und träumen wird Raphael Benitez vorerst sowieso
nicht. Eher noch härter und
akribischer arbeiten.
Das Restprogramm der Meisterschaftsanwärter 2009
ST
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FC Liverpool
Stoke City
FC Everton
Wigan Athletic
FC Chelsea
FC Portsmouth
Manchester City
FC Middlesbrough
AFC Sunderland
Manchester United
Aston Villa
FC Fulham
Blackburn Rovers
FC Arsenal
Hull City
Newcastle United
West Ham United
West Bromwich Albion
Tottenham Hotspur
FC Chelsea
Manchester United
Stoke City
FC Middlesbrough
FC Liverpool
Hull City
Aston Villa
Wigan Athletic
FC Portsmouth
Manchester City
Tottenham Hotspur
Newcastle United
Bolton Wanderers
FC Everton
West Ham United
FC Fulham
FC Arsenal
Blacbkurn Rovers
AFC Sunderland
Manchester United
FC Chelsea
Bolton Wanderers
West Bromwich Albion
FC Everton
West Ham United
Blackburn Rovers
FC Portsmouth
Newcastle United
FC Liverpool
FC Fulham
Aston Villa
AFC Sunderland
Wigan Athletic
Tottenham Hotspur
FC Middlesbrough
Manchester City
FC Arsenal
Hull City
30
Der Spielmacher 01/09
Die Schlacht von Moskau
Die Teams aus der Premier League sind in aller Munde. Für jeden Fußballer ist es ein Traum, in der
englischen Liga zu spielen, den Spirit des Spiels zu erleben. Nicht zuletzt die famosen Auftritte der
„Big Four“ in der Champions League tragen dazu bei, dass die Premier League in Kontinentaleuropa
die Mär vom perfekten Fußball verbreitet. Im Mai 2008 trafen in der wichtigsten Partie des Jahres,
dem Finale der Königsklasse, zwei englische Vereine aufeinander: Das ewig junge Duell zwischen
Manchester United und dem FC Chelsea. Erinnerungen an einen denkwürdigen Abend.
Von Max Schoob
Regen. Einfach nur Regen.
„Englisches Wetter“ tönt es
durch die Lautsprecher, gefundenes Fressen für die Medienvertreter. Seit dem 30. April,
dem Tag, an dem das rein-englische Finale der Champions
League feststeht fiebert die
Fußball-Welt auf diesen Abend
hin. Es wird erinnert an das
tragische Flugzeugunglück von
1958, als die legendäre Mannschaft der 1950er-Jahre ihren
Tod in den Trümmern fand.
Martialisch fordern einige
Journalisten einen Erfolg der
„Red Devils“ der Gegenwart,
um den Helden von damals mit
Stil zu gedenken.
Endlich Einundzwanzigster Mai.
Endlich Abend. Endlich Fußball.
Endlich Finale. In Moskau regnet es immer noch. Ein unaufhörlicher Regenguss sorgt für
erschwerte
Bedingungen.
Kunstrasen zwar, aber das hat
im Vorfeld eher für Aufregung
denn Entspannung gesorgt,
gerade nach negativen Erfahrungen, welche die englische
Nationalmannschaft im Jahr
zuvor im selben Stadion gemacht hat. Schon beim Aufwärmen deutet sich an, mit
welcher Aggressivität und
Entschlossenheit beide Kontra-
henten des Abends in diese
Partie gehen werden. Nicht
zuletzt die zahllosen Duelle in
der Premier League haben in
den letzten Jahren die Rivalität
zwischen der traditionsreichen
Mannschaft aus Manchester
und den Neureichen aus London angekurbelt.
Die ersten Minuten der Partie
gestalten sich ausgeglichen,
man kennt sich. Nicht nur in
der Liga, auch in diversen heimischen Pokalwettbewerben
duellierten sich Chelsea und
United. Keine Überraschungseffekte. Dennoch ist das Spiel
geprägt von hohem Tempo, die
sportliche Klasse beider Teams
blitzt mehrmals auf, aber die
Abwehrreihen halten dicht.
Richtig beginnt das Match in
der 26. Minute, als Cristiano
Ronaldo per Kopf den Meister
in Führung bringt. Es folgen
weitere exzellente Torchancen,
Möglichkeiten die Führung
auszubauen. Allein – sie werden vergeben. Das Spiel bleibt
offen. Die Quittung bekommt
der Sieger von 1999 kurz vor
der Halbzeitpause, ein wenig
gefährlicher Schuß wird dramatisch, als Torwart van der Saar
wegrutscht und der Ball unge-
hindert in das Tor kullert. 1:1
zur Halbzeit.
Der Regen wird stärker. Der
Platz, die Spieler, die Trikots –
völlig durchweicht. Gewarnt
vom späten Ausgleichstreffer
lässt es Manchester United
nach dem Seitenwechsel vorsichtiger angehen. Chelsea ist
Chelsea – was sie einst unter
Mourinho stark machte, war
ihre Fähigkeit Tore genau dann
zu erzielen, wenn keiner daran
glaubt. Beide Mannschaften
gingen ein hohes Tempo, aber
die Bedingungen ließen in
Anbetracht des hohen Einsatzes beider Mannschaften
nicht mehr zu. Aber wirklich
jeder Spieler auf dem Platz
rannte um sein Leben, keiner
hält sich zurück, alle reißen sich
den Arsch auf. So muss das
sein.
Verlängerung. Der Regen lässt
nicht nach. Es folgen bemerkenswerte
dreißig
Minuten. Fast im Minutentakt
fallen Spieler vor Entkräftung
um. Ausgebuffte Profis, austrainiert bis auf den letzten
Muskel kapitulieren vor den
Bedingungen in Moskau. Das
Wetter lässt endgültig keinen
31
Der Spielmacher 01/09
Spielfluss mehr zu. Mittlerweile
macht sich auch panische Angst
vor dem entscheidenden Gegentor breit. Aber sie rennen,
rennen, rennen. Bis der nächste liegt. Nervenkitzel. Der
erste, dem der Geduldsfaden
reißt, ist Didier Drogba. In einer
sehenswerten Rauferei handelt
er sich die rote Karte ein. Torchancen gibt es keine mehr –
Elfmeterschießen.
Wenn Engländer vom Punkt
zum Schuss antreten, ist das
immer eine besondere Sache.
Gerade mit der dramatischen
Vorgeschichte dieser mit so viel
Leidenschaft
und
Einsatz
geführten Partie war es
schwer, jetzt einen Favoriten
auszumachen.
Die
durchnässten
Protagonisten
machten
es
besonders
spannend.
Ausgerechnet
Cristiano Ronaldo ist der erste
Spieler, der verschießt. Kurz
darauf hat
John Terry
die Chance
zur
Entscheidung
–
trifft nur
den
Pfosten.
Verlängerung im Elfmeterschießen. Mit dem nächsten
Fehlschuss von Nicolas Anelka
endet das Spiel. Manchester
United gewinnt fünfzig Jahre
nach den verunglückten Helden
die Champions League.
Die folgenden Szenen werden
ebenso wie das Spiel in
Erinnerung bleiben. Ein in Tränen aufgelöster Michael Ballack, dem wieder einmal in
seiner Karriere nur der zweite
Platz bleibt. Und Avram Grant,
der mit starrer Miene durch
den Regen von Moskau stapfte.
Ein besonderer Mann. Der
„New Special One“.
Die “Schlacht von Moskau“ war
eine Demonstration für den
englischen Fußball. Der Regen
und die Umstände, dass es sich
um ein Europapokalfinale mit
englischer Beteiligung handelt,
ließen keinen offensiven Spielverlauf zu. Aber wenn nichts
mehr geht, überzeugen die
Engländer immer noch mit
ihrer größten Stärke: Leidenschaft. Der Abend in Moskau
wird ein großer Maßstab für
die nächsten Endspiele sein.
32
Der Spielmacher 01/09
FC Metz - von der Tradition in den Fahrstuhl
Lange Zeit war der lothringische FC Metz ein stetiger Bestandteil der damals noch Division 1 genannten ersten französischen Liga. Mal mehr und des Öfteren auch mal weniger erfolgreich pendelte man im grauen Tabellenmittelfeld und in guten Jahren etwas darüber umher.
Von Moritz Pfefferkorn
So auch Anfang der Neunziger
Jahre, in einer Zeit, in der eine
breite Spitze, das Bild der Ligue
1 prägte und von einer Dominanz im heutigen Ausmaß
nichts zu erkennen war und die
Erfolge des vorherigen Jahrzehnts zu verblassen drohten.
In diese Zeit fiel auch das De-
Prozess konnte man erkennen,
dass sich bemerkenswertes tat,
denn die Tabellenpositionen
wurden einstellig und mit dem
Gewinn im Ligapokal gewann
sie weiter an Erfahrung und
Renommee.
Doch erst im Jahr 1998 sollte
jener letzter und bedeutendster Ausschlag nach oben erfolgen, mit dem
Moritz Pfefferkorn kennt die Premier
sich die MannLeague nur von Erzählungen. Deshalb
schaft in die Herenthält er sich jeder Stimme zum Thema
zen der Anhänger
und schreibt lieber über seinen
spielte. Von BeLieblingsverein, den FC Metz. Der spielt
ginn an spielte die
zwar in Frankreich, seine ruhmreiche
Mannschaft oben
Historie passt aber auch gut zu unserem
mit und zu SaisonTitelthema.
ende war man
but eines jungen Spielers, der sich nach einem heiß ersehndem Verein neuen Schwung ten Heimsieg gegen Marseille
verleihen sollte. Angestoßen sicher den Meisterpokal zum
von der Entwicklung von Ro- ersten Mal überhaupt nach
bert Pires, setzte der FC Metz Lothringen zu holen. Vielleicht
zu einem Höhenflug in der zu sicher, denn vier Spieltage
Tabelle an.
vor Ende wagte Lens in der
Höhle des Graoully den in dieUm das Rohjuwel wurde Stück
sem Spiel verdienten Aufstand
für Stück eine Mannschaft
und zog kurz vor Saisonende
geschmiedet, die den Aufvorbei an die Tabellenspitze. Im
schwung stützte und in dem
letzten Spiel der Saison
Ausmaß auch erst ermöglichte.
entstand auf den Rängen eine
Gestützt auf eine starke AbSituation zwischen Hoffen und
wehr unter anderem mit
Bangen, ob die Goldroten sich
Anthony Baffoe und Rigobert
einen letzten Ausrutscher leisSong vor Lionel Letizi im Tor
ten würden. Doch ausgeliefert
fügte sich ein Teil in das andere
an das Schicksal sollte nichts
und konnte zunächst zusamdergleichen passieren und die
menwachsen. Schon in diesem
Fans und Spieler zwischen
Jubeltaumel und Tränen mussten zuschauen wie der Verein
nur auf Grund einer Differenz
von fünf Toren die Meisterschaft verpasste.
Damals schien die Zukunft
offen für die junge ambitionierte Mannschaft. Doch wie zu
dem Zeitpunkt niemand wissen
konnte, erholte sich der Verein
nicht mehr von dieser knappest
möglich verlorenen Meisterschaft. Im Jahr der Weltmeisterschaft im eigenen Land
wurde der FC Metz quasi ein
Opfer seines Erfolgs, so dass all
die vielversprechenden Spieler
dem Ruf des Abenteuers folgten und verstreuten sich trotz
des Versuchs die Mannschaft
zusammenzuhalten über die
Republik und Europa. Statt für
spielerischen Ersatz zu sorgen
wurden die Erlöse durch zum
Teil auch nötige Investitionen
in die Infrastruktur ausgegeben, wofür Langzeitpräsident
Carlo Mulinari öffentlich in der
Kritik stand.
So nimmt die darauffolgende
Saison auch einen demonstrativen Verlauf. Gleich zu
Beginn müssen sich die Anhänger das erste Mal die Augen
reiben, als die Qualität in der
Qualifikation zur Königsklasse,
die später Manchester mit
ihrem Erfolg über Bayern Mün-
33
Der Spielmacher 01/09
chen unvergesslich machte,
nicht reicht, um gegen HJK
Helsinki zu bestehen, die daraufhin als erste und bisher
einzige finnische Mannschaft
Gruppenphase der Champions
League unter anderem mit
Kaiserslautern in einer Gruppe
spielten. Ohne Auswärtssieg
begann der schleichende Abstieg gleich mit einem Paukenschlag in der Folgesaison, als
man nur noch den zehnten
Platz belegen konnte. Auch das
erneute Erreichen des Ligapokalfinales konnte nicht darüber
hinwegtäuschen. Man unterlag
übrigens erneut gegen den RC
Lens.
Die verdiente aber alternde
Defensive blieb ihnen zwar
erhalten in den Jahren des
Abstiegs, aber auf Grund
klammer Kassen konnte man
nicht die nötige Qualität für die
Offensive verpflichten und
versuchte dann einerseits zunächst auf das eigene Ausbildungszentrum zurückzugreifen,
als auch den ein oder anderen
zu alten Star für die Mannschaft zu gewinnen. Doch die
größten Talente waren bereits
am Aufschwung beteiligt gewesen und die nachfolgenden
wurden zum Teil wie die Altstars immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Das
ganze Dilemma äußerte sich in
den 17 Unentschieden mit
denen sie trotz der besten
Abwehr gerade noch mit zwei
Punkten Vorsprung auf einen
Abstiegsplatz den elften Rang
belegten.
Im folgenden Jahr setzte sich
das Absehbare und aus vielen
Beispielen Bekanntem fort.
Zwar rettete ein gewisser Faryd
Mondragon, der die Nachfolge
von Letizi antrat, als größter
Neueinkauf die noch einmal
verjüngte Mannschaft vor dem
Abstieg, konnte aber auch nicht
mehr die Entlassung des verdienten und seit schon elf
Jahren tätigen Trainer Joel
Muller noch in der Vorrunde
verhindern. Nach der erneut
glimpflich verlaufenen Saison
wurde auch Mondragon des
Landes verwiesen, da er seinen
griechischen Pass auf unlauteren Wegen erworben hatte,
womit die Mannschaft ihren
letzten Rückhalt verlor und
trotz in Folge der Vergrößerung
auf 20 Erstligavereine nur
zweier Absteiger sang und
klanglos den Weg ins Unterhaus antreten muss, auch da
der neue Trainer mit der Abwehr das letzte verbliebene
Prunkstück zu Gunsten einer
offensiveren
Spielweise
lockerte.
Somit begann nach 35-jähriger
lückenloser
Erstligazugehörigkeit erstmalig wieder der
Einstieg in den Fahrstuhl, der
nun zwingend tiefgreifende
Veränderung nach sich zog, da
der Etat hoffnungslos zu groß
war für eine Zukunft in der
Zweitklassigkeit, die wie viele
glaubten kein gutes Ende nehmen konnte. Doch gleichzeitig
barg der Abstieg erneut die
Chance den Nachwuchs stärker
in die Verantwortung zu neh-
men. Und so schaffen sie unter
Führung des Duos Adebayor
und Niang, heute bei Marseille
Leistungsträger, das Pflichtziel,
den sofortigen Wiederaufstieg.
Doch wie schon immer in den
Jahren davor, konnte es nicht
anders kommen, als das finanzielle Zwänge erneut die Kaderzusammenstellung
bestimmten. Das viel versprechende Sturmduo musste den
Verein verlassen. Zwar durfte
man mit Frank Ribery eines der
vielversprechendsten Talente
in Frankreich in den Farben der
Grenats begrüßen, der auch
sofort die Liga begeisterte und
das wieder vor allem mit Jugendspielern verstärkte Team
mit seinem Esprit antrieb. Doch
der Wandervogel wurde damals bereits nach einem halben Jahr in der Winterpause
03/04 wieder in die Türkei
entlassen. In dieser Saison war
der Klassenerhalt dann trotz
seines Abgangs noch geschafft
aber in die folgende Saison ging
die Mannschaft quasi unverändert und musste zusehen,
wie sie als letzte erneut den
Gang in die Unterklassigkeit
antreten musste.
Da mag es wie ein Wunder
anmuten, dass der Verein dieses Mal von Beginn an kaum
Zweifel ließ, den sofortigen
Aufstieg ein zweites Mal zu
schaffen. Bejubelt als das OL
der zweiten Liga, legten sie
eine traumhafte Leistung hin,
die die Lothringer als Meister
wieder in die Ligue 1 schickten.
Doch die Probleme, die den
34
Der Spielmacher 01/09
Verein schon in den vergangenen Jahren plagten. Ohne
nennenswerte
Neuzugänge
nahm das vergangene Jahr
einen katastrophalen Verlauf,
der den sofortigen Wiederabstieg zu Folge hatte, den fünften Ligawechsel innerhalb der
letzten acht Jahren.
In den vergangenen Jahren
waren die Ansätze auf eine
bessere Zeit somit zwar in
Ansätzen gegeben, unterlagen
aber stets äußeren deterministischen Zwängen, die einen
vernünftigen Aufbau einer
Mannschaft einfach nicht zuließen und die Talente die eine
bessere Zukunft versprachen
vor der Zeit abgegeben werden
mussten. Außerdem wurden in
der Transferpolitik immer wieder Fehler begangen, die es
dem Verein unnötig schwer
machten, wieder auf einem
vernünftigen Fundament zu
stehen. Vielmehr wurde dies
auch durch die ständig wechselnde
Klassenzugehörigkeit
verwehrt. Und so warten die
Messins, die es sich einst leisteten einen Michel Platini abzuweisen, weiter auf jenen Messias, der sie erneut wach küsst,
zu neuen Ehren führt und vor
allem auch gehalten werden
kann, denn wie so oft bedeutet
vergangene Größe nicht viel.
35
Der Spielmacher 01/09
Spiel des Quartals IV/2008
Bundesliga: Werder Bremen – Borussia Dortmund 3:3
18. Oktober 2008, 15.30 Uhr, Weser-Stadion
Wenn ein Spiel die Hinrunde des SV Werder
Bremen nahezu perfekt abbildet, dann ist es die
Partie gegen das Team von Jürgen Klopp Mitte
Oktober im Weserstadion. Nein, es waren nicht
die paar Kantersiege, die in Erinnerung blieben,
oder die vereinzelt wirklich schwachen Partien,
die den leidenschaftlichen Werder-Fan zur
Verzweiflung brachten, sondern es waren solche
Spiele wie gegen Dortmund, die Werders
Hinrunde markierten. Es wäre viel mehr möglich
gewesen, wenn man gewollt hätte und stets
hochkonzentriert auf dem Feld agiert hat. So
auch an diesem Samstag. Werder dominierte die
komplette erste Hälfte ohne aber gefährlich vor
das BVB-Tor zu kommen. Dann gibt es zwei
Unkonzentriertheiten, und der BVB führt mit 2:1,
nachdem Baumann zwischenzeitlich ausgeglichen hätte. Doch Werder 2008/2009 ist nicht
Werder 2008/2009, wenn man nicht noch was
im Köcher hätte. Innerhalb von 90 Sekunden
macht Claudio Pizarro aus einem 1:2 ein 3:2. Das
Stadion tobt, doch Werder wieder mit den
Gedanken nicht auf dem Spielfeld und kassiert
prompt wieder das 3:3. Werders Hinrunde war
ein Extrem, manchmal positiv wie negativ. Und
hätte man etwas mehr Konzentration gezeigt,
wäre man öfter für teilweise recht gute
Leistungen belohnt worden. Aber so war es
meistens wie immer: Wenn man die Chance
hatte sich zu belohnen, hat man es verpasst.
Hatte man gar nicht erst die Gelegenheit, dann
hat man sich seinem Schicksal ergeben.
Ansonsten gab es noch ein 5:2 gegen Bayern und
ein 5:4 gegen Hoffenheim.
Von Felix Flemming
Champions League: Olympique Lyon – Bayern München 2:3
10. Dezember 2008, 20.45 Uhr, Stade Gerland
Es war der letzte Spieltag der Vorrunde in der
Champions League. Der sonst so spannende
und von mir hoch angesehene Wettbewerb
hatte sich in diesem Herbst eine kleine Pause
gegönnt, dergestalt, dass fast alle Gruppen
schon vor den letzten Begegnungen
entschieden waren und sich die Favoriten klar,
aber ohne großen Glanz durchgesetzt haben.
So blieben auch in der Gruppe des FC Bayern
nur die Entscheidung um den Gruppensieg
offen, und ausgerechnet zu OL mussten die
Münchener reisen, der Mannschaft, die vor
fast acht Jahren ein mittelschweren
Herzkasper bei Franz Beckenbauer ausgelöst
hatte. Doch lange versprüht Olympique nicht
mehr den Esprit der letzten Jahre. Dennoch
gab es ein unterhaltsames Spiel, mit zwei
völlig verschiedenen Halbzeiten: Der erste
Durchgang war dominiert von den Gästen aus
der Bundesliga, nach 37 Minuten führten sie
mit 3:0. Anscheinend sah man damit sein Soll
erfüllt und beschränkte sich fortan auf die
verbesserungswürdige Abwehrarbeit. Mit dem
Resultat, dass Lyon noch zwei Treffer erzielte
und mit etwas mehr Glück fast sogar den
Gruppensieg erreicht hätte. Es bleibt ein
torreicher, unterhaltsamer Fußballabend in
Erinnerung.
Von Max Schoob
36
Der Spielmacher 01/09
Bundesliga : Hertha BSC – Hamburger SV 2:1
15.November 2008, 15.30 Uhr, Olympiastadion
Wieder einmal hat mich ein Spiel, bei dem ich
live vor Ort dabei war, so beeindruckt, dass ich
es zu meinem Spiel des Quartals erhoben
habe. Zu Saisonbeginn hätte ich nur im Traum
gedacht, dass es ein wenig der Aura eines
Spitzenspiels haben sollte, doch genau ein
solches war es nun geworden. Die Vorzeichen
waren klar denn mit einem Sieg konnten die
Berliner mit den Gästen in der Tabelle die
Plätze tauschen. Doch nach der ersten frühen
Enttäuschung für Hertha gab der HSV nicht
nach und spielte weiter gefällig nach vorne,
traf aber zum Glück nicht mehr. Mit nur einem
glücklichen Gegentor zur Pause war die Hertha
gut bedient. Im großen, kalten Rund des wie
meist nur mäßig gefüllten Olympiastadions
schockten die Hausherren nach dem
Seitenwechsel mit einem Doppelschlag die
Hamburger und sorgten, soweit es im kalten
November ging, für eine wohlige Wärme.
Auch da bis zum Schluss der Ausgleich in der
Luft lag, war es ein gelungener Auftritt, der
von unglaublicher Effektivität und der
gewissen Portion Glück geprägt war, die die
Mannschaft von Favre in dieser Saison
auszeichnet.
Von Moritz Pfefferkorn
Bundesliga : Bayer Leverkusen – Hertha BSC 0:1
4. Oktober 2008, 15.30 Uhr, BayArena
Wenn meine Lieblingsmannschaft gegen die
Mannschaft aus der Stadt, in der ich geboren
bin und lebe, spielt, ist es für mich immer ein
ganz besonderes Spiel. Bereits in der
Grundschule war vom Ausgang dieser
Begegnungen abhängig, ob ich in den
kommenden
Wochen
wegen
meiner
Lieblingsmannschaft gehänselt werden sollte
oder ob ich derjenige war, der die anderen
Kinder ärgern durfte. Als in dieser Spielzeit
Bayer
Leverkusen
und
Hertha
BSC
aufeinandertrafen, war es kein besonders
gutes Fußballspiel. Die Werkself dominierte
über weite Strecken die Partie, weil Hertha
BSC einzig darauf bedacht war, das zu
verhindern, was Hannover (4:0) und
Hoffenheim (5:2) in den Spielen zuvor in der
BayArena widerfahren war. Es gelang der
Hertha und alles lief eigentlich auf ein torloses
Remis hinaus. Doch Fußball ist ein gemeiner
Sport, in dem zu oft das schlechtere Team
gewinnt, und so passierte tatsächlich das, was
ich während der neunzig Minuten befürchtet
hatte: Voronin, der ehemalige Leverkusener,
erzielte in der 89. Minute das 1:0 für die
Berliner. Drei Punkte waren weg und es
dauerte nicht lange, bis ich eine hämische SMS
bekam.
Von Miro Born
37
Der Spielmacher 01/09
Rückspiel:
Termine
11.01.
27./28.01.
PL: 21. Spieltag
DFB-Pokal: 3. Runde
30.01.
01.02.
14.02.
20.-22.02.
BL: Rückrundenauftakt
PL: 24. Spieltag
SPL: 25. Spieltag
BL: 21. Spieltag
18./26.02.
24./25.02.
UEFA-Pokal: 3. Runde
CL: Achtelfinale (Hin)
27.02-01.03.
10./11.03.
BL: 22. Spieltag
CL: Achtelfinale (Rück)
12./19.03.
14.03.
28.03
UEFA-Pokal: Achtelfinale
PL: 29. Spieltag
WM-Qualifikation
Man Utd – Chelsea
Stuttgart – Bayern
Dortmund – Bremen
HSV – Bayern
Liverpool – Chelsea
Celtic – Rangers
Bayer 04 – HSV
Im Oktober lieferten wir
einen Bericht über die Partie
Basel-Luzern. Seitdem kann
der FC Basel sein hohes
Niveau vom Saisonbeginn
nicht mehr halten, liegt auf
Platz Zwei zur Hälfte der
Meisterschaft und verlor
kurz vor Weihnachten das
Rückspiel in Luzern mit 1:5.
Bremen – Milan
Inter – Man Utd
Real – Liverpool
Bremen – Bayern
Juventus – Chelsea
Bayern – Sporting
Unser Titelheld der letzten
Ausgabe, David Beckham,
wechselt für eine kurze
Ausleihe ab Januar bis zum
Beginn der neuen MLSSaison zum AC Mailand. Für
denselben Zeitraum sicherte
sich der FC Bayern die
Dienste
von
Landon
Donovan.
Man Utd – Liverpool
Dtld. – Liechtenstein
Die nächste Ausgabe des Spielmachers wird am 1. April 2009 erscheinen.
Bildnachweis:
Moritz Pfefferkorn [Seite 2/38]; teamtalk.com [Seite5]; Telegraph.co.uk [Seiten 7/10]; Steve Kedie [Seite 9];
BBC [Seiten 14/15]; SC Hassbergen [Seite 13]; guardian.co.uk [Seite 15]; Miro Born [Seiten 5/23/25/26/27];
dailymail.co.uk [Seite29]; abendblatt.de [Seite 32]; kicker.de [Seite 32]
Impressum
Herausgeber: Kooperation von drei Blogs, die sich unter anderem mit der Welt des Sports befassen
Chefredakteur: Moritz Pfefferkorn
Redakteure: Felix Flemming, Miro Born, Max Schoob
Layout: Moritz Pfefferkorn, Max Schoob
Titelseite: Miro Born
Dieses Blogmagazin stellt keine Zeitung im Sinne des deutschen Presserechts dar, sondern ein Magazin, das in regelmäßigem Abstand
Texte von uns veröffentlicht, in denen wir uns mit Themen des Sports beschäftigen, die wir für interessant halten. Die Texte geben
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Redaktionsschluss war der 28. Dezember 2008
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