Jüdische Braugeschichten Jewish Brewery tales
Transcrição
Jüdische Braugeschichten Jewish Brewery tales
Bier ist der Wein dieses Landes Jüdische Braugeschichten Eine Ausstellung des Jüdischen Museums München Beer is the Wine of this Land Jewish Brewery tales An Exhibition by the Jewish Museum Munich Im Jahr 2016 dreht sich alles um Hopfen, Wasser, Hefe und Malz. Das Bayerische Reinheitsgebot feiert seinen 500. Geburtstag und das Jüdische Museum München feiert mit: „Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“ schildert erstmals eine jüdische Kulturgeschichte des Biers. Sie erzählt vom Bierbrauen im Alten Israel, von einem mittelalterlichen Zunftzeichen und seiner Beziehung zum Davidstern, von jüdischen Brauherren in München und seinem Umland. Sie berichtet von dem maßgeblich von Münchner Juden geprägten Bierkrugveredelungsgewerbe im 19. Jahrhundert, über deutsch-jüdische Brauer in den USA und die gegenwärtige Craft-Beer-Szene in Israel. Ein vom Jerusalemer Herzl Beer Workshop und der Münchner CREW Republic gebrautes Bier – der erste deutsch-israelische „Collaboration Brew“ überhaupt – ist während der Dauer der Ausstellung im Café des Jüdischen Museums München und in ausgewählten Münchner Lokalen erhältlich. In 2016 everything is revolving around hops, water, yeast, and malt. The “Bavarian Beer Purity Law” is celebrating its 500th anniversary and the Jewish Museum Munich is joining in the celebrations. “Beer is the Wine of this Land. Jewish Brewery Tales” is the first exhibition on the Jewish cultural history of beer. It tells of brewers in Ancient Israel, a medieval guild symbol and its relation to the Star of David, Jewish brewers in Munich and the surrounding area and the trade in decorating beer steins in the 19th century—primarily influenced by Jews in Munich, German-Jewish brewers in the USA, and the craft beer scene in Israel today. A beer brewed by Herzl Beer Workshop of Jerusalem and CREW Republic from Munich—the first German-Israeli “collaboration brew” ever—is available at the café in the Jewish Museum Munich and selected outlets in the city for the duration of the exhibition. Bier im Alten Israel Im Nahen Osten wird seit 6000 Jahren Bier gebraut. In Mesopotamien und Ägypten zählte es zu den Grundnahrungsmitteln. Vor 3000 Jahren lernten die Israeliten von den Ägyptern Bier zu brauen und zu schätzen, auch wenn Wein das bevorzugte Getränk blieb. In Mesopotamien nahm Bier sowohl im religiösen Ritus wie auch im Alltag eine wichtige Rolle ein. Seine Zubereitung war Aufgabe der Frauen, die aus Gerste oder Emmer geformte Brotfladen mit aromatisierenden Zusätzen in Bottichen vergären ließen. Über 20 verschiedene Biersorten waren den Mesopotamiern bereits bekannt. Getrunken wurde das Bier mangels ausreichender Filtermöglichkeiten mit Strohhalmen. In dem um 1800 v. u. Z. entstandenen Gilgamesch-Epos wird beschrieben, wie der wilde Mensch durch das Trinken von Bier zu einem zivilisierten Menschen wurde. Auch in Ägypten war Bier ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Durch Beigaben und Wandmalereien in Grabstätten sind viele Details der Bierherstellung und des Bierkonsums bekannt. Im Stadtzentrum von Tel Aviv entdeckten Archäologen 2015 Reste einer rund 5000 Jahre alten ägyptischen Brauerei. Sie fanden Scherben von keramischen Gärbottichen, in denen Brotfladen zu Bier vergoren wurden. Die Israeliten lernten Bier während ihrer Knechtschaft in Ägypten kennen und brachten es bei ihrem Einzug in das „Gelobte Land“ mit. Auch wenn Bier den Wein als bevorzugtes alkoholisches Getränk der Israeliten nie verdrängen konnte, war es ein weit verbreitetes Alltagsgetränk. Es wurde aus Gefäßen mit schnabelförmigen Ausgüssen getrunken, die bei archäologischen Grabungen in Israel häufig nachzuweisen sind. Beer in the Land of Israel Beer has been brewed in the Near East for 6000 years. In Mesopotamia and Egypt it was considered one of the basic foodstuffs. 3000 years ago the Israelites learned to brew beer from the Egyptians and to like it, even if wine remained the preferred drink. In Mesopotamia beer played an important role in both religious ritual and everyday life. Its production was the task of women. Loaves of bread made of barley or emmer wheat were fermented in vessels together with other ingredients for added flavor. More than 20 different types of beer were known to the Mesopotamians. Due to the lack of an effective filtering system, beer was drunk through straws. The “Epic of Gilgamesh,” which was written about 1800 BCE, describes how savages first became civilized humans through drinking beer. Beer was an important staple in Egypt too. Many details about the production of beer and its consumption are known through funerary objects and tomb wall paintings. In 2015, the remains of an Egyptian brewery some 5000 years old were found by archaeologists in the city center of Tel Aviv. Fragments of ceramic vessels were discovered in which loaves of bread had been left to ferment. The Israelites encountered beer while in slavery in Egypt and took it with them when they entered the “Promised Land.” Even though beer was never able to replace wine as the preferred alcoholic drink of the Israelites, it became a widely spread everyday beverage. It was drunk from vessels with beakshaped spouts which have frequently been found during archaeological excavations in Israel. Bier in Bibel und Talmud Bier war im Judentum immer wieder Gegenstand von Betrachtungen und Disputen, die ihren Niederschlag in der Bibel und im Talmud fanden. Drei Fragen waren dabei zentral: Hat Bier gesundheitlichen Nutzen? Ist Bier koscher? Darf Bier für rituelle Handlungen verwendet werden? Die Rabbiner der talmudischen Epoche verstanden sich auch als Heilkundige und debattierten darüber, bei welchen Krankheiten Bier als Heilmittel von Nutzen sei. So wird im Talmud Bier gegen Schlangengift, Gelbsucht und Lepra und als Abführmittel empfohlen. Diskutiert wurden aber auch mögliche schädliche Wirkungen des Biers, dem Rabbiner nachsagten, es könne Hauterkrankungen und Entzündungen auslösen. Auch zur Frage, ob Bier koscher, also rituell rein sei, finden sich im Talmud Diskussionen. Grundsätzlich entsprechen die üblichen BierZutaten den rituellen Speisevorschriften. Da Bier vergoren ist, darf es aber nicht während des Pessach-Festes, an dem alles Gesäuerte verboten ist, getrunken werden. Die Hauptsorge der Rabbiner war jedoch, dass unreine Insekten und Würmer beim Brauvorgang in das Bier gelangen könnten. Im Talmud finden sich daher praktische Ratschläge, wie dies verhindert werden kann. Heute gelten die meisten Biersorten generell als koscher, vor allem, wenn sie nach dem Reinheitsgebot gebraut sind. Für Biere mit ungewöhnlichen Zusätzen sind allerdings Koscher-Zertifikate notwendig. Solche Zusätze können nämlich rituell unrein sein, wie das etwa bei dem in England beliebten Austern Stout der Fall ist. Schließlich wird im Talmud auch die Frage debattiert, ob Bier ähnlich wie Wein für rituelle Handlungen wie den Kiddusch am SchabbatEingang oder die Hawdala am Ende des Ruhetages verwendet werden darf. Obwohl es hier keine einheitliche Meinung gibt, gestatten die meisten Rabbiner den Segen über Bier bei Kiddusch und Hawdala. Das gilt insbesondere dann, wenn statt Wein Bier das ortsübliche alkoholische Getränk und somit „der Wein dieses Landes ist“. Beer in the Bible and Talmud Time and again beer has been the object of scrutiny and debate in Judaism, as manifested in the Bible and the Talmud. Three central questions were addressed: Does beer have any remedial benefits? Is beer kosher? Can beer be used for ritual purposes? Rabbis in the Talmudic era professed a knowledge of medicine and debated on illnesses for which beer could be used as a remedy. In the Talmud, beer is recommended as an antidote for snakebites, jaundice, and leprosy, and as a laxative. Possibly harmful effects of beer were also the subject of discussion—and rabbis considered beer to cause skin disease and inflammation. The Talmud also discusses the question of whether beer is kosher. In principle, the standard ingredients for beer are in line with ritual dietary rules. As beer is fermented it may not be drunk during the Pesach festival when everything leavened is forbidden. The rabbis’ main concern, however, was that unclean insects and worms could get into the beer during the brewing process. As a result, the Talmud includes practical tips how to avoid this. Today, most kinds of beer are considered kosher, especially if they have been brewed according to the purity law. Kosher certificates are needed however for beers with unusual ingredients. Such additives could be ritually impure as is the case, for instance, with the popular “oyster stout” in England. The question as to whether beer, like wine, can be used for ritual acts, such as kiddush at the beginning of Shabbat or havdalah at the end of the day of rest, is also addressed in the Talmud. Although there is no uniform consensus on this issue, most rabbis permit the blessing to be said over beer on these occasions. This is especially true where beer is the local alcohol beverage and is, as such, “the wine of this land.” Brauerstern und Davidstern Auf vielen Bierkrügen, Gasthausschildern und Markenzeichen von Brauereien findet sich das Hexagramm, der sechszackige Brauerstern. Er verbreitete sich zur gleichen Zeit wie der Davidstern in Teilen Europas. Der Brauerstern als ein Symbol der Brauer wird seit dem Mittelalter vor allem in Süddeutschland als Zeichen für den Bierausschank verwendet. Der Brauch, mit einem Brauerstern am Haus, dem „Zoigl“ („Anzeiger“), anzuzeigen, dass dort frisch gebrautes Bier ausgeschenkt wird, hat sich bis heute in der Oberpfalz erhalten. Wesentlich bekannter jedoch ist die Verwendung des Hexagramms als Davidstern. Seine Herkunft und erstmalige Verwendung wird kontrovers diskutiert. Erstmals soll ihn die Jüdische Gemeinde A hexagram—the six-pointed brewer’s star—can be found in Prag im 14. Jahrhundert auf einer Fahne on many beer steins and pub signs as well as in brewery verwendet haben, die ihr von Kaiser Karl IV. trademarks and became widely used in parts of Europe at verliehen worden sein soll. Erst im 18. Jahrhundert the same time as the Star of David. setzte sich der Davidstern als eines der Symbole des Judentums durch. Zum zentralen jüdischen Since the Middle Ages the hexagram has been used by brewers as a symbol for where beer is sold, especially in Symbol wurde er aber erst mit der Entstehung southern Germany. The custom of displaying a brewer’s des Zionismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. star, the “Zoigl” (sign), on a building to indicate that freshly Die Nationalsozialisten missbrauchten ihn als brewed beer is being served, has been upheld in the Upper „Gelben Stern“, dem Zeichen völliger Rechtlosigkeit. Palatinate region of Bavaria to this day. What is much better known, however, is the use of the hexagram as the Star of Seit der Staatsgründung Israels 1948 ist der Davidstern das Symbol derisraelischen Staatsflagge. David. Its origin and initial purpose is the subject of contro- Brewer’s Star and Star of David Wie das Hexagramm zu einem der Symbole der Bierbrauer wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Die häufig vorgebrachte Erklärung, die Bierbrauer hätten das Symbol von den Alchimisten übernommen, ist wenig glaubwürdig. Überzeugender ist es, das Hexagramm als Schutzsymbol gegen Feuer, durch das Brauereien besonders gefährdet waren, zu interpretieren. Tatsächlich findet es sich auch als Zunftzeichen von Rauchfangkehrern. Brauerstern und Davidstern haben sich im Hochmittelalter gleichzeitig von Böhmen aus nach Westen in die Oberpfalz und nach Franken ausgebreitet. Während sich aber der Davidstern von hier aus weltweit verbreitete, blieb der Brauerstern ein weitgehend regionales süddeutsches Phänomen. In den zahlreichen Zoigl-Wirtschaften der Oberpfalz erlebt er in den letzten Jahren eine Renaissance. versial discussion. It was allegedly first used in the 14th century by the Jewish community in Prague on a banner supposedly conferred on it by Emperor Karl IV. Only in the 18th century, however, did the Star of David gain acceptance as one of the symbols of Judaism. It first became a central Jewish symbol with the emergence of Zionism at the end of the 19th century. The Nazis abused it as the “Yellow Star”—a sign indicating the complete loss of rights. Since the founding of the State of Israel in 1948, the Star of David has appeared on the national flag. How the hexagram became one of the symbols used by beer brewers has not been clarified definitively. The most frequent explanation, that brewers adopted the symbol from alchemists, is not very convincing. It is more probable that the hexagram was used as a protective symbol against fire—a danger to which breweries were especially exposed. It is in fact also a sign used by the guild of chimney sweeps. The brewer’s star and the Star of David spread simultaneously from Bohemia westwards to the Upper Palatinate and Franconia in the High Middle Ages. Whereas the Star of David became prevalent throughout the whole world, the brewer’s star largely remained a regional phenomenon in southern Germany. It has experienced a renaissance in the past few years in a number of “Zoigl” pubs and guesthouses in the Upper Palatinate. Jüdische Hopfenhändler in Bayern Der Hopfenanbau konzentriert sich auf einige wenige Gebiete wie die Hallertau nördlich von München, das Umland von Nürnberg oder das westböhmische Saaz. Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus waren vorwiegend Juden im Hopfenhandel tätig. Die Spezialisierung einzelner Bauern auf die Kultivierung von Hopfen ließ im späten 15. Jahrhundert eine eigene Handelssparte, den Hopfenhandel, entstehen. Zur gleichen Zeit entstanden nach den Vertreibungen der Juden aus den Städten in Franken, Schwaben und der Oberpfalz zahlreiche jüdische Landgemeinden. Dieses zeitliche Zusammentreffen war wesentliche Ursache für die führende Rolle jüdischer Händler im Hopfenhandel der folgenden Jahrhunderte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Hopfen nicht mehr nur regional, Hop growing is concentrated in just a few regions, such as sondern international gehandelt. Die bedeutendste the Hallertau area north of Munich, around Nuremberg, and Stellung im Hopfenhandel nahm die Stadt Nürnberg in Žatec (Saaz), West Bohemia. Since the end of the 15th ein, wo der Hopfenmarkt zum größten Welthandels- century and up until the Nazi era, the hop trade was largely in Jewish hands. platz für Hopfen wurde. Um 1890 waren in Nürnberg über 350 Hopfenhandlungen tätig. Rund 70 Prozent Specialization in the cultivation of hops by individual farmers resulted in the emergence of the hop trade, a business branch davon waren in jüdischem Besitz. Jewish Hops Merchants in Bavaria in its own right, in the late 15th century. At the same time, a Der Erste Weltkrieg und das 1919 in den USA ein- lot of Jewish rural communities were established after Jews geführte Alkoholverbot führten zum Verlust der had been expelled from cities in Franconia, Swabia, and the Bedeutung Nürnbergs als Weltzentrum des Hopfen- Upper Palatinate. These simultaneous occurrences were the main reason for the leading role played by Jewish merchants in handels. 1930 waren nur noch 170 Hopfenhandthe hop trade over the next few centuries. In the second half lungen in Nürnberg tätig, rund 120 davon in of the 19th century hops were no longer traded on a regional jüdischem Besitz. Diese Geschäfte wurden – basis but internationally as well. The city of Nuremberg became the most important hub in the hop business and its market the genauso wie die der jüdischen Hopfenhändler in largest trading center for hops in the world. Around 1890 there Bamberg, München und anderen bayerischen were more than 350 hop trading companies in Nuremberg. Orten – nach der Machtübergabe an die National- Around 70 percent of these were in Jewish ownership. sozialisten 1933 liquidiert oder „arisiert“. World War I and the prohibition on alcohol introduced in the USA in 1919 led to a decline in Nuremberg’s significance as the global Einige der hochspezialisierten Hopfenhändlercenter of the hop trade. In 1930 there were only 170 hop busiFamilien wie die Familien Fromm und Steiner nesses trading in Nuremberg, of which some 120 were Jewish. kehrten trotz ihrer Erfahrung der Ausgrenzung Hop trading companies were either liquidated or “Aryanized” afund Verfolgung nach 1945 zurück und setzten ter the seizure of power by the Nazis in 1933, as were those of Jewish hop merchants in Bamberg, Munich, and other places in innovative Schritte in der Hopfenveredelung und dem Hopfenhandel. Fromm, Mayer-Bass entwickelte Bavaria. in den 1960er-Jahren in Pasing und Wolnzach das Hopfenpulver als Grundlage der heute im Brauereiwesen überwiegend verwendeten Hopfen-Pellets. Die Simon H. Steiner, Hopfen GmbH, bis 1992 im württembergischen Laupheim und heute in Mainburg in der Hallertau in sechster Generation in Familienbesitz geführt, ist mit ihrer Marke „Hopsteiner“ einer der Weltmarktführer im Hopfenhandel. Several highly specialized hop trading families such as the Fromms and Steiners returned after 1945, despite having been ostracized and persecuted, and introduced innovative steps in hop processing and the hop trade. In the 1960s, the company Fromm, Mayer-Bass in Pasing and Wolnzach developed hops powder as a basis for hop pellets, which are still predominantly used in the brewing business today. Simon H. Steiner, Hopfen GmbH., based in Laupheim in Württemberg up until 1992, now in Mainburg in the Hallertau and run by the same family in the sixth generation, is one of the leading companies in the world in the hop trading business with its “Hopsteiner” brand. Familie von Hirsch und die Schlossbrauerei Planegg Jakob von Hirsch, der erste bayerische Freiherr jüdischer Herkunft, errichtete 1836 vor den Toren Münchens die Schlossbrauerei Planegg. Als modernste Brauerei ihrer Zeit trug sie ein wichtiges Kapitel zur Geschichte der bayerischen Brauindustrie bei. Jakob von Hirsch (1765–1849) war als fürstbischöflicher Schutzjude dem Hochstift Würzburg unterstellt, ehe er nach München zog und hier zum Hofbankier ernannt wurde. 1824 erwarb er die Hofmark Planegg südwestlich von München. Früh erkannte er den Bedarf an einer Brauerei. Bis zu ihrer Realisation vergingen jedoch zwölf Jahre, da die Stadt München und ihre Brauer Jakob von Hirschs Vorhaben verhindern wollten. Die ideale Lage Planeggs direkt an der Würm und die Nähe zum Absatzgebiet München machten Jakob von Hirsch, the first Bavarian baron of Jewish exihn zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten. The von Hirsch family and the Schlossbrauerei Planegg Die Schlossbrauerei Planegg konnte schließlich 1836 ihren Betrieb aufnehmen. Ihre industriellen und technischen Standards wiesen sie als modernste Brauerei ihrer Zeit in Bayern aus. Sie wurde zum Vorbild für jene Münchner Brauereien, die in den Folgejahren ihre beengten Betriebe in der Altstadt aufgaben und neue Brauanlagen in den Vororten errichteten. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Joseph von Hirsch (1805–1885) die Schlossbrauerei und vergrößerte sie. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet das bis dahin florierende Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Auch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft konnte ihren Niedergang nicht aufhalten. 1928 kaufte die Pschorr-Bräu AG die in vierter Generation in Familienbesitz befindliche Brauerei. 1933 stellte sie den Braubetrieb in Planegg ein. Das Gut Planegg blieb bis zur „Arisierung“ durch die Nationalsozialisten im Besitz der Familie von Hirsch und wurde 1950 an sie restituiert. traction, established the Schlossbrauerei Planegg in 1836, just beyond the Munich city boundary. As the most modern brewery of its day, it represents an important chapter in the history of the brewing industry in Bavaria. Jakob von Hirsch (1765–1849) was a “protected Jew” attached to the prince-bishopric temporalities of Würzburg before he moved to Munich where he was appointed Court Banker. In 1824 he acquired the Planegg estate to the southwest of Munich. He soon recognized the need for a brewery. However, twelve years passed before its realization, as the City of Munich and its brewers sought to thwart Jakob von Hirsch’s plan. Planegg’s ideal location right on the River Würm and the market in the nearby Munich area made him a serious competitor. The Schlossbrauerei Planegg finally started production in 1836. Its industrial and technical standards made it the most modern brewery at that time in Bavaria. It served as an example for other breweries in Munich which, in the years that followed, abandoned their confined premises in the Old City and built new brewery plants in the suburbs. Following his father’s death, Joseph von Hirsch (1805–1885) took over the Schlossbrauerei and expanded it. After World War I the company, which had flourished up until that time, suffered financial difficulties. Even its transformation into a stock corporation could not prevent its decline. In 1928 Pschorr-Bräu AG bought the family-owned brewery which by then was in the fourth generation. In 1933 it closed the brewery in Planegg. The manor of Planegg remained in the ownership of the von Hirsch family until its “Aryanization” by the Nazis. It was restituted in 1950. Münchens jüdische Bierkrugveredler Die 1868 in Bayern erlassene Gewerbefreiheit ermöglichte die Entstehung neuer Gewerbe. Jüdische Zuwanderer nach München nutzten diese Möglichkeit und waren maßgeblich an der Entwicklung des Bierkrugveredelungs-Gewerbes beteiligt. Ursprünglich trugen Steinzeug-Bierkrüge keine Verzierungen. Erst in den 1870er-Jahren begannen Brauereien, ihre Namen in die Krüge einritzen oder eindrücken und farblich hervorheben zu lassen. Zur gleichen Zeit entwickelten Westerwälder Steingutmanufakturen, die Hauptlieferanten der rohen Krüge, neue Techniken. Sie brachten feineres Steinzeug hervor, das sich wegen seiner glatten Oberfläche besonders gut zur Bemalung eignete. Der Ausbau des Bahnnetzes ermöglichte einen kostengünstigen Transport der noch unveredelten Krüge nach München. Um 1880 entstand eine Reihe von Werkstätten, die drei verschiedene Tätigkeiten unter einem Dach vereinten. In der Porzellanmalerei wurden die Krüge bemalt, später auch bedruckt oder mit Abziehbildern geschmückt. Ihr schloss sich die Zinngießerei an, in der die Bierkrugdeckel gegossen wurden. In einem dritten Werkstattbereich wurden schließlich Krug und Deckel zum fertigen Bierkrug montiert. Zu den größten und prägendsten Bierkrugveredelungs-Betrieben zählten die von jüdischen Zuwanderern gegründeten Firmen Leopold und Nathan Bauernfreund, Josef M. Mayer, Martin Pauson, Josef Reinemann und Brüder Thannhauser. Daneben gab es in München auch nicht-jüdische Bierkrugveredler. Ihr Produktionsumfang reichte jedoch nicht an jenen der fünf anderen Firmen heran. Im Ersten Weltkrieg erlebte das Gewerbe einen tiefen Einschnitt. Viele Firmen stellten ihre Produktion ein. Andere schufen sich mit dem Porzellan-, Glas- und Haushaltswarenhandel ein neues Standbein, führten aber die Bierkrugveredelung in kleinerem Umfang bis in die 1930er-Jahre fort. Munich’s Jewish Beer Stein Decorators The decree on the freedom of trade issued in 1868 in Bavaria enabled new businesses to be established. Jews, who had moved to Munich, took advantage of this possibility and played a key role in the development of the beer stein decoration industry. Stoneware steins were originally not decorated. It was only in the 1870s that breweries started to engrave or stamp their names on mugs and highlight them in color. At the same time, the main suppliers of unfinished steins—stoneware manufacturers from the Westerwald region—evolved new techniques. They produced a higher quality stoneware which was particularly suitable for painting thanks to its smooth finish. The expansion of the railroad network made the transport of undecorated mugs to Munich economically viable. Around 1880, a number of workshops were founded which carried out three different processes under one roof. Mugs were decorated in the paintshop and, later, imprints or transfer images were added. This area was connected to a pewter foundry where lids for the steins were cast. Mugs and lids were assembled to create finished beer steins in a third workshop area. Among the largest and most influential beer stein decorators were the companies Leopold and Nathan Bauernfreund, Josef M. Mayer, Martin Pauson, Josef Reinemann, and Thannhauser Bros., all founded by Jewish immigrants. In Munich there were also several non-Jewish beer stein decorators. However, their range of products did not come anywhere near that of the five other companies. During World War I the industry experienced a decisive turning point. Many companies stopped production. Others created a new leg to stand on through the trade in porcelain, glass, and household goods, continuing with beer stein decoration on a smaller scale until into the 1930s. Löwenbräu und der Bierexport Der Ausbau des Eisenbahnnetzes ab der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte den Handel in Deutschland: Der Export mittels Güterzügen wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Löwenbräu nutzte die neuen Verkehrswege sehr früh und wurde zum größten Bierexporteur Münchens. Der Ausbau der Bahnnetze und die Gründung kapitalstarker Aktiengesellschaften belebten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den internationalen Exporthandel. 1872 wurde auch Löwenbräu in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Unter ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden Moritz Guggenheimer (1825–1902) entwickelte sich die Löwenbräu AG zur größten exportorientierten Brauerei Münchens. Löwenbräu and Beer Die Löwenbräu AG bediente den gesamten europäischen Markt, lieferte ihr Bier aber auch bis nach Nordamerika und Ägypten. Das 1864 erfundene Verfahren der Pasteurisierung verhinderte ein Nachgären des Biers und machte es für längere Transporte haltbar. Durch ihren weißen Schutzanstrich wurden die Bierwagons zu bekannten Werbeträgern der Brauerei. Die weiße Farbe diente einer besseren Kühlung und sorgte ebenfalls für eine längere Haltbarkeit des Biers. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts besaß die Löwenbräu AG über 100 brauereieigene Güterwagons, die das Bier in alle europäischen Metropolen und zu den großen Überseehäfen zur Verschiffung in die USA transportierten. Der internationale Export hing stark von der weltpolitischen Lage, von Schwankungen im Zoll und von den Frachtkosten ab. Während des Ersten Weltkriegs verlor Löwenbräu die im Krieg mit Deutschland stehenden Länder als Exportziele. Das 1919 in den USA eingeführte Alkoholverbot entzog der Brauerei auch diesen für sie wichtigen Markt. Da die Löwenbräu AG den lokalen Absatzmarkt zu Gunsten des Exports stark vernachlässigt hatte, war sie in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg mit enormen Absatzeinbrüchen konfrontiert. Export The expansion of the railroad network from the mid19th century onward changed commerce in Germany. The export of goods on freight trains became an important economic factor. Löwenbräu made use of these new transport routes very early on and became Munich’s largest exporting brewery. The expansion of the railroad network and the founding of financially strong stock corporations stimulated the international export trade in the second half of the 19th century. Löwenbräu itself became a stock corporation in 1872. Under its supervisory board chairman, Moritz Guggenheimer (1825– 1902), Löwenbräu AG evolved into Munich’s largest exportoriented brewery. Löwenbräu AG served the whole European market while also distributing its beer to North America and Egypt. The pasteurizing process, discovered in 1864, prevented beer from fermenting further and meant it would keep on longer journeys. The beer freight trains became a well-known advertising medium for the brewery thanks to their white paint. This served to improve refrigeration and made it possible for beer to be kept longer. Toward the end of the 19th century, Löwenbräu AG brewery had more than 100 freight trains of its own, transporting beer to all principal European cities and major international ports for shipping to the USA. The international export trade was very dependent on the global political situation, fluctuations in customs duty, and freight costs. During World War I, Löwenbräu lost the export market in those countries which were at war with Germany. The prohibition on alcohol introduced in the USA in 1919 meant that the brewery had to manage without this important outlet too. As Löwenbräu AG had greatly neglected the local market in favor of the export business, it was confronted with an enormous slump in sales after World War I. Familie Schülein und die Münchner Unionsbrauerei Ende des 19. Jahrhunderts gründete Josef Schülein die Unionsbrauerei Schülein & Companie. Als Familienunternehmen und später als Aktiengesellschaft entwickelte sich der Betrieb innerhalb von 25 Jahren zur zweitgrößten Brauerei in München. Der aus dem mittelfränkischen Thalmässing stammende Josef Schülein (1854–1938) übernahm 1895 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und seinem Schwager die in Konkurs gegangene Unionsbrauerei im Münchner Stadtteil Haidhausen. 1903 wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein Jahr später erwarb der florierende Betrieb die Münchner Kindl Brauerei AG, die sich wegen Fehlinvestitionen in finanziellen Schwierigkeiten befand. Durch die Übernahme konnte die Unionsbrauerei ihre Kapazitäten erweitern und ihren Bierabsatz erhöhen. The Schülein Family and the Unionsbrauerei Wegen seiner Wohltätigkeit und seines sozialen Engagements war Josef Schülein als „König von Haidhausen“ schon zu Lebzeiten eine Münchner Legende. Er sorgte für seine Angestellten und beschenkte jedes Jahr 50 Münchner Firmkinder mit Geld, Kleidungsstücken und Uhren. Auch Josef Schüleins Söhne waren im Braugewerbe tätig: Julius Schülein (1882–1959) beschäftigte sich als Chemiker mit der Verwertung von Bierhefe, die bis dahin als Abfallprodukt galt. Er produzierte daraus Suppenwürfel und Tierfutter. Hermann Schülein (1884–1970) promovierte in den Rechtswissenschaften und leitete anschließend gemeinsam mit seinem Vater die Unionsbrauerei. Auch er zeigte großes Interesse an den sozialen Arbeitsbedingungen seiner Zeit. Der jüngste Sohn Fritz Schülein (1885–1963) befasste sich in seiner Doktorarbeit mit den komplizierten Bierlieferungsverträgen. Ab 1916 unterstützte er seinen Vater in der Schlossbrauerei Kaltenberg, die sich ebenfalls in Familienbesitz befand. in Munich At the end of the 19th century Josef Schülein founded the Unionsbrauerei Schülein & Companie. As a familyrun business and later as an incorporated company it evolved into the city’s second-largest brewery within 25 years. In 1895, Josef Schülein (1854–1938) from Thalmässing in Middle Franconia took over the bankrupt Unionsbrauerei, located in the Haidhausen district of Munich, together with his two brothers and brother-in-law. In 1903 this was transformed into a stock corporation. One year later the flourishing business acquired the Münchner Kindl AG brewery which had run into financial difficulties due to bad investments. Through this takeover, the Unionsbrauerei was able to expand its capacity and increase its beer sales. As a result of his charitable nature and social commitment, Josef Schülein, the “King of Haidhausen,” became a Munich legend even during his own lifetime. He looked after his employees and gave money, clothes, and watches to 50 children every year at their confirmation. Josef Schülein’s sons were also involved in the brewing business. As a chemist, Julius Schülein (1882–1959) explored the reutilization of beer yeast, which had been considered a waste product up until that time, turning it into stock cubes and animal feed. Hermann Schülein (1884–1970) gained a doctorate in law and subsequently ran the Unionsbrauerei together with his father. He also showed great interest in the social working conditions of his time. The youngest son, Fritz Schülein (1885–1963), wrote his doctoral thesis on the complexity of contracts governing the distribution of beer. From 1916 onward he helped his father at Schlossbrauerei Kaltenberg which was also in the family’s ownership. Unionsbrauerei und Löwenbräu 1921 fusionierte die Unionsbrauerei Schülein & Companie mit der Löwenbräu AG. Unter ihrem Generaldirektor Hermann Schülein wurde sie zur erfolgreichsten Brauerei Bayerns. Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit wirkten sich dramatisch auf die Absatzzahlen aller Brauereien aus. Der Löwenbräu AG gingen durch den verlorenen Krieg zahlreiche ausländische Absatzgebiete verloren. Auch die Unionsbrauerei mit ihren vorwiegend lokalen Abnehmern hatte mit einer erschwerten finanziellen Situation zu kämpfen. Deshalb war es naheliegend, dass die beiden Brauereien kooperierten. Löwenbräu verfügte über die stärkere Finanzkraft, die Unionsbrauerei besaß hingegen ein gut ausgebautes Kundennetz und zahlreiche Immobilien. Die 1921 fusionierten Brauereien firmierten fortan unter dem international bekannteren Namen Löwenbräu AG. Josef Schülein (1854–1938) wurde Aufsichtsrat, sein Sohn Hermann Schülein (1884–1970) wurde Mitglied des Vorstands. Ab 1924 war er Generaldirektor der Löwenbräu AG. Gemeinsam mit seiner Familie besaß er die Aktienmehrheit der Brauerei. Nach der Fusion mit der Bürgerbräu AG und der Eingliederung einiger kleinerer Münchner Brauereien entwickelte sich die Löwenbräu AG zur größten Brauerei Bayerns. Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 veränderte sich die Lage für die Löwenbräu AG und ihre Mehrheitseigentümer dramatisch. Die jüdischen Mitglieder des Aufsichtsrats von Löwenbräu mussten zurücktreten. Darunter befand sich auch Josef Schülein, der sich gänzlich auf Schloss Kaltenberg zurückzog und dort 1938 starb. Einzig Hermann Schülein, der als unersetzbar galt, durfte vorerst dem Vorstand weiter angehören. Ende 1935 entschloss er sich, mit seiner Familie in die USA zu emigrieren, wo er seine erfolgreiche Laufbahn im Brauereigewerbe fortsetzte. Unionsbrauerei and Löwenbräu In 1921 Unionsbrauerei Schülein & Companie merged with Löwenbräu AG. It advanced to become Bavaria’s most successful brewery under the direction of Hermann Schülein. World War I and the post-war period had a dire effect on the sale figures at all breweries. Löwenbräu AG lost a number of markets abroad as a result of the outcome of the war. Unionsbrauerei, which served predominantly local customers, also had to struggle with an aggravated financial situation. A collaboration between the two breweries, therefore, stood to reason. Löwenbräu had greater financial resources whereas Unionsbrauerei had an extensive customer base and considerable real estate. The breweries merged in 1921 and traded from then on under the internationally better known name Löwenbräu AG. Josef Schülein (1854–1938) became a member of the supervisory board; his son, Hermann Schülein (1884–1970), a member of the executive board. From 1924 he was president of Löwenbräu AG and together with his family was majority shareholder of the brewery. After the merger with Bürgerbräu AG and the take-over of several smaller breweries in Munich, Löwenbräu AG developed into Bavaria’s biggest brewery. The situation for Löwenbräu AG and its majority shareholder changed radically following the seizure of power by the Nazis in 1933. Jewish members of the supervisory board at Löwenbräu had to resign. These included Josef Schülein, who withdrew completely to Kaltenberg Castle where he died in 1938. Only Hermann Schülein, who was considered indispensable, was initially allowed to remain on the board. At the end of 1935 he decided to emigrate to the USA with his family where he continued his successful career in the brewing business. Familie Schülein und die Schlossbrauerei Kaltenberg Die Schlossbrauerei Kaltenberg wurde 1917 von der Unionsbrauerei Schülein & Companie erworben und modernisiert. Nachdem sie zu einem Teil der Fusionsmasse zwischen Löwenbräu und der Unionsbrauerei geworden war, erwarb sie Josef Schülein für private Zwecke. Die Schlossbrauerei Kaltenberg westlich von München litt schwer unter dem Ersten Weltkrieg: Malz war zu dieser Zeit kontingentiert und die Bierproduktion auf ein Minimum beschränkt. Nachdem Josef Schülein (1854–1938) das Schloss samt Brauerei übernommen hatte, sorgte er für eine Modernisierung des Betriebs: Er ließ eine neue Mälzerei bauen, die Kellerräume sanieren und vergrößerte die Brauerei. Auch das Schlossgut selbst wurde durch Bodenund Viehwirtschaft ertragreich verwaltet. 1921 wurde die Schlossbrauerei zu einem Teil der Fusionsmasse zwischen Löwenbräu und Unionsbrauerei. Als Bestandteil der Vertragsbedingungen erwarb Josef Schülein Kaltenberg Schlossbrauerei Kaltenberg was acquired by Unionsals Alterssitz und betrieb die Brauerei brauerei Schülein & Companie in 1917 and modernized. gemeinsam mit seinem Sohn Fritz (1885–1963) When it became part of the merger package between bis zu seinem Tod im September 1938. The Schülein Family and Schlossbrauerei Zwei Monate später wurde Fritz Schülein in das KZ Dachau deportiert und im Februar 1939 von den Nationalsozialisten enteignet. Nach seiner Freilassung konnten er wie auch die anderen Mitglieder der Familie Schülein in die USA fliehen. Die Schlossbrauerei Kaltenberg wurde stillgelegt und nahm erst nach Kriegsende ihren Betrieb wieder auf. 1948 erhielt die Familie Schülein Schloss Kaltenberg zurück. Fritz Schülein, der die Brauerei in den Nachkriegsjahren leitete, konnte aber nicht an die Erfolge seines Vaters anknüpfen und verkaufte Schloss und Brauerei 1954 an das Haus Wittelsbach. Seit 1976 leitet Prinz Luitpold von Bayern die König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg. Kaltenberg Löwenbräu and Unionsbrauerei, Josef Schülein acquired it as a private venture. Schlossbrauerei Kaltenberg to the west of Munich suffered badly from World War I: malt was subject to a quota at that time and beer production restricted to a minimum. After Josef Schülein (1854–1938) took over the castle with its brewery, he oversaw the modernization of the business. He had a new malting plant built, renovated the cellars, and extended the brewery. The castle estate itself also operated profitably through successful land and livestock management. In 1921 the Schlossbrauerei became part of the merger package between Löwenbräu and Unionsbrauerei. Under the terms of the contract Josef Schülein acquired Kaltenberg for his retirement and ran the brewery together with his son, Fritz (1885–1963), until his death in September 1938. Two months later Fritz Schülein was deported to Dachau concentration camp and stripped of all his property by the Nazis in February 1939. After his release, he managed to flee to the USA along with other members of the Schülein family. Schlossbrauerei Kaltenberg was closed but resumed operation after the end of the war. Kaltenberg Castle was returned to the Schülein family in 1948. Fritz Schülein, who ran the brewery in the post-war period, did not manage to achieve the success that his father had enjoyed and sold the castle and brewery in 1954 to the House of Wittelsbach. Since 1976 Prince Luitpold of Bavaria has been CEO of König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg. Die Liebmanns, Hermann Schülein und Miss Rheingold Die aus Württemberg in die USA ausgewanderte Familie Liebmann gründete 1854 in Brooklyn eine Brauerei. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie unter dem emigrierten Generaldirektor der Löwenbräu AG, Hermann Schülein, zu einer der größten Brauereien der USA. Samuel Liebmann (1799–1872) kam als junger Mann in der Brauereigaststätte seines Schwagers in Aufhausen erstmals mit dem Bierbrauen in Berührung. Zwischen 1837 und 1854 betrieb er auf Schloss Schmiedelfeld bei Schwäbisch Hall und in Ludwigsburg Brauereien, entschloss sich aber 1854, mit seiner Familie in die USA auszuwandern. In Brooklyn gründete er die „S. Liebmann Brewery“, die sich vor allem unter seinen drei Söhnen als Geschäftsführer zu einer der größten Brauereien New Yorks entwickelte. Das zwischen 1919 und 1933 in den USA geltende Alkoholverbot führte zur Verkleinerung des Unternehmens, das auf seinen wenigen verbliebenen Betriebsanlagen bierähnliche, alkoholfreie Getränke produzierte. 1937 wurde der aus Deutschland geflohene ehemalige Generaldirektor der Löwenbräu AG, Hermann Schülein (1884–1970), Direktor der Brauerei. Er überarbeitete die Rezeptur des „Rheingold Pale Lager“ und kreierte das leichtere, ausgewogenere „Rheingold Extra Dry Lager“. Dessen Erfolg ließ die Liebmann Brewery zur größten und umsatzstärksten Brauerei an der amerikanischen Ostküste werden. Neue Werbemethoden wie die zwischen 1940 und 1964 veranstaltete Wahl der „Miss Rheingold“, Werbeanzeigen mit Stars aus Bühne, Kino und Fernsehen, eigene Fernsehserien wie das „Rheingold Theatre“ und das Sponsering der „New York Mets“ trugen wesentlich zum Erfolg der Brauerei bei. Fehlinvesitionen in den 1950er-Jahren leiteten jedoch den Niedergang der Brauerei ein. 1964 verkaufte die Eigentümer-Familie die Brauerei an den Pepsi-Konzern. Mit der Einstellung des Braubetriebs 1976 verschwand mit „Rheingold Extra Dry“ eine Marke, die vor allem in den 1940er- und 1950er-Jahren in New York und an der gesamten amerikanischen Ostküste nicht nur Kult- status hatte, sondern auch ein Stück Lebensgefühl verkörperte. The Liebmanns, Hermann Schülein, and Miss Rheingold The Liebmann family, which emigrated to the USA from Württemberg, founded a brewery in Brooklyn in 1854. Under the emigré Hermann Schülein, former president of Löwenbräu AG, it became one of the largest breweries in the USA in the mid-20th century. Samuel Liebmann (1799–1872) first came into contact with beer brewing as a young man in his brother-in-law’s brewery tavern in Aufhausen. Between 1837 and 1854 he ran breweries at Schmiedelfeld Castle near Schwäbisch Hall and in Ludwigsburg before deciding to emigrate with his family to the USA in 1854. He founded the “S. Liebmann Brewery” in Brooklyn which developed into one of New York’s major breweries, primarily under the management of his three sons. The prohibition on alcohol between 1919 and 1933 in the USA led to a reduction in the size of the company which then produced beer-like, alcohol-free beverages in the few plants that remained open. In 1937, the former president of Löwenbräu AG, Hermann Schülein (1884–1970), who had fled Germany, became the brewery’s director. He altered the recipe for “Rheingold Pale Lager” to create the lighter, more balanced “Rheingold Extra Dry Lager.” Its success made Liebmann the largest brewery with the highest sales on the American East Coast. New advertising methods such as the “Miss Rheingold” elections held between 1940 and 1964, advertisements with stars from the stage, cinema, and television, its own television series such as “Rheingold Theatre,” and sponsoring the “New York Mets,” were essential to the brewery’s success. Bad investments in the 1950s however led to the brewery’s decline. In 1964, the family owners of the brewery sold to the Pepsi concern. With the closure of the brewery in 1976 “Rheingold Extra Dry” disappeared—a brand that had achieved not only cult status in New York and on the American East Coast in the 1940s and 1950s in particular, but also epitomized a certain way of life. Craft Beer in Israel In Israel haben bis vor wenigen Jahren zwei nationale Biermarken und einige wenige Exportmarken den Biermarkt beherrscht. Heute bieten an die 30 Craft-Beer-Brauereien eine große Vielfalt an Bierstilen an. 1934 wurde in Rischon LeZion die Palestine Brewery gegründet, die Biere im Stil des deutschen Lager oder Pils herstellte. Seit vielen Jahren beherrschen die zum Heineken-Konzern gehörenden Marken „Maccabee“ und „Goldstar“ den israelischen Biermarkt. Seit der Jahrtausendwende behaupten sich auch bayerische Brauereien wie Paulaner oder Weihenstephan erfolgreich auf dem israelischen Markt. In den letzten Jahren hat sich in Israel – inspiriert von der seit zwei Jahrzehnten in den USA blühenden Craft-Beer-Szene – eine wahre Bierrevolution ereignet. An die 30 Mikrobrauereien bestehen heute. Ihre Anfänge sind meist die gleichen: Was anfangs noch Hobby in der eigenen Küche oder Garage war, hat sich zu einem professionellen Gewerbe entwickelt. Von der Wüste Negev bis nach Haifa, von Tel Aviv bis zum Golan experimentieren junge Brauer nicht nur mit Hopfen und Malz. Israel kennt kein Reinheitsgebot für Bier, daher können auch andere Zutaten wie Datteln, Chili-Schoten, Granatäpfel und sogar Olivenholzstücke und Tabakblätter kreativ mit verbraut werden. Auf Einladung des Jüdischen Museums München haben Itai Gutman und Maor Helfman vom Jerusalemer Herzl Beer Workshop zusammen mit Timm Schnigula und Mario Hanel von der Münchner CREW Republic für diese Ausstellung den ersten deutsch-israelischen „Collaboration Brew“ gemeinsam gebraut. Das Ergebnis, ein Steam Beer, können Sie jetzt, am Ende des Ausstellungsrundgangs angekommen, gerne im Café Exponat im Foyer des Museums verkosten. Prost! Le Chaim! Craft Beer in Israel Until a few years ago, two national brands of beer and a few export labels dominated the beer market in Israel. Today, some 30 craft breweries offer a wide variety of different types of beer. In 1934, the Palestine Brewery was founded in Rishon LeZion, producing beer along the lines of German lager or pilsner. For many years the Israeli beer market has been dominated by the Heineken concern’s brands “Maccabee” and “Goldstar.” Since the turn of the millennium Bavarian breweries such as Paulaner and Weihenstephan, however, have successfully held their own on the market in Israel. Over the past few years a true beer revolution has taken place in Israel, inspired by the blossoming craft beer scene in the USA of the last two decades. Some 30 micro-breweries now exist today. Their beginnings are generally similar: what started out as a hobby in the home kitchen or garage has turned into a professional business. From the Negev Desert to Haifa, from Tel Aviv to the Golan Heights, young brewers are not experimenting just with hops and malt. Israel does not have a beer purity law which means that other ingredients such as dates, chili peppers, pomegranates, and even olive wood and tobacco leaves can be added to make more creative brews as well. At the invitation of the Jewish Museum Munich, Itai Gutman and Maor Helfman of the Herzl Beer Workshop in Jerusalem, together with Timm Schnigula and Mario Hanel of CREW Republic in Munich, have jointly created the first ever GermanIsraeli collaboration brew especially for this exhibition. The result is a steam beer. After having completed your tour of the exhibition try it now at Café Exponat in the museum foyer. Cheers! L’chaim! Bier ist der Wein dieses Landes Jüdische Braugeschichten Beer is the Wine of this Land Jewish Brewery tales Eine Ausstellung des Jüdischen Museums München An Exhibition by the Jewish Museum Munich 13. April 2016 bis 8. Januar 2017 April 13, 2016 through January 8, 2017 KURATOR \ CURATOR Bernhard Purin In Zusammenarbeit mit \ In Cooperation wit h Lilian Harlander architektur \ Design Architekt Martin Kohlbauer GRAFIK \ GRAPHICS Haller & Haller Multimedia HORNCOLOR Multimedia GmbH Lektorat \ Copy Editing Michaela Feurstein-Prasser, xhibit.at Übersetzungen \ Tra nslations Christopher Wynne Registrarin \ Registrar Verena Immler produktion \ Production Sabine Menges Lorant Brendea Hasan Güneri Thomas Sensburg