Esche, Espe oder Erle?

Transcrição

Esche, Espe oder Erle?
Peter Steiger, geboren 1960, studierte an der
Technischen Universität Hannover Landschafts­
planung, Naturschutz und Gartenarchitektur.
Sein besonderes Interesse an Vegetationskunde,
Gehölzen und Wäldern führte 1994 zur
Herausgabe des Buches « Wälder der Schweiz –
von Lindengrün zu Lärchengold », einer
umfassenden Beschreibung der Waldgesell­
schaften der Schweiz, die im ott verlag
nun in der 4. Auflage vorliegt. Beruflich
beschäftigt er sich mit Naturschutzinventaren,
Umweltbau­begleitungen, Waldreservats­
konzepten und naturnaher Gartengestaltung.
Steiger
Esche,
Espe
oder Erle?
Der Hauptband wird ergänzt durch den dazugehörigen Bestimmungsschlüssel
im praktischen, feldtauglichen Format, der mit hervorragenden Bildern und
gut verständlichen Texten die Bestimmung der Gehölze Mitteleuropas ermöglicht.
Esche,
Espe
oder Erle?
Pflanzenporträts
aller wild wachsenden
Gehölze Mitteleuropas
In diesem Werk sind erstmals alle 227 einheimischen Bäume und Sträucher
Mitteleuropas mit ausführlichen Beschreibungen, jeweils acht Fotografien,
Gehölzsilhouetten und Verbreitungskarten vereint. Zusätzlich enthalten sind
32 Porträts häufig gepflanzter oder verwilderter nicht einheimischer Gehölze.
Zahlreiche Informationen zu sicheren Bestimmungsmerkmalen, Verbreitungs­
angaben, Heilwirkungen, Mythologie und Namensherkunft sowie Fotogalerien
machen dieses Werk zu einer Fundgrube für alle an Gehölzen interessierten
Leserinnen und Leser.
Pflanzenporträts
aller wild wachsenden
Gehölze Mitteleuropas
Peter Steiger
ISBN 978-3-7225-0140-6
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Vorwort
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Vorwort
von Professor Frank Klötzli
Dieses Buch kommt zu einer guten Zeit und ist für verschiedene aktuelle und offiz lle
Projekte besonders nötig. Dass es nicht schon früher geschrieben wurde, erhellt
sich aus verschiedenen Gründen, liegt aber vor allem an der Vielzahl von 227 einheimischen Gehölzarten, deren Verbreitungsgrenzen sich kreuz und quer durch Europa
ziehen. Oft wu de das jeweilige Verbreitungsareal durch den Menschen verändert, und
eine zunehmende Zahl exotischer Gehölze erobert sich ihren Platz unter den heimischen Arten.
Die heutigen, landschafts ezogenen Feldarbeiten wie Inventarisierungen, Vegetationskartierungen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Umweltbaubegleitungen
verlangen nach sehr guten Kenntnissen der Gehölze, ihrer Ansprache und Verbreitung.
Aber schon seit Jahrtausenden fühlt sich der Mensch von der Kraft u d Ausstrahlung
der Bäume angezogen und entwickelte Vorlieben für bestimmte Bäume und Sträucher.
Nach heutiger Auff ssung stammt der Mensch aus den Savannen Ostafrikas mit
einer grossen Artenvielfalt an Holzpflanzen. Die Struktur dieser Landschaft st ein
dynamisches, durch die Kulturtätigkeit des Menschen stets beeinflusstes Mosaik aus
Wald und Offenland. Mit seinem Auszug aus den tropischen Savannen und der Entwicklung der ersten Hochkulturen hat der Mensch dieses ihm vertraute Bild des Landschafts osaiks mit sich genommen, Wälder gerodet und in Feld-Wald-Komplexe
verwandelt, oft m t streifenförmigen Grenzlinien wie Hecken und Baumreihen. Die
Sehnsucht nach einer parkartig offenen Landschaft, die ei erseits den Blick in die
Ferne erlaubt und gleichzeitig Schutz und Geborgenheit im Schatten vertrauter Bäume
bietet, hat den Menschen in seiner Kulturgeschichte treu begleitet. So ist es nicht
erstaunlich, dass sich Waldinseln und Heckenlandschaften nicht nur aus praktischen,
sondern auch aus ästhetischen Gründen – und weil der Mensch immer nach Wurzeln
sucht, in ganz Europa erhalten haben – teils natürlichen Ursprungs im Übergang
vom Wald zur Steppe und Halbwüste oder, feuer- und weidebedingt, in offenen mediterranen Landschaften, in Mitteleuropa jedoch als anthropogene Kulturlandschaften.
Erst die jüngste Entwicklung einer intensivst genutzten Agrarlandschaft m t baum­
losem Horizont entwurzelt uns von den vertrauten Mosaiklandschaften, wie sie auch
gerne in Park­anlagen inszeniert werden.
Baum- und Strauchgestalten werden seit jeher geschätzt, wie ein Blick auf Poesie
und Belletristik deutlich zeigt, und führen uns den Jahreskreislauf von der winterkahlen Silhouette über Frühlingslaub, Blüte, Frucht und Herbstverfärbung deutlich und
in ihrer verlässlichen Wiederkehr auch Vertrauen stiftend vor Augen. Viele Baumarten
wie Eichen, Linden und Ölbäume haben so symbolische, ja heilige Bedeutung erlangt,
gerade im Bedürfnis, Naturgewalten und Übersinnlichem eine Heimat und Wohn­statt zu geben. Der Wuchs markanter Bäume an Orten besonderer Kraftausstrahlung
führte zur Verehrung von Einzelbäumen und zum Entstehen von Kultstätten in heiligen Hainen.
Ohne kitschig zu werden, darf ich dieser Haltung beipfli hten. Ich habe nicht
nur eine tief empfundene Freude an der Vielfalt schöner Baumgestalten, sondern auch
grosse Achtung vor der über Jahrhunderte aufstrebenden Vitalität alter Bäume.
Irgendwo in Wäldern, Parkanlagen oder in meinem Garten kann mir ein Baum durch
seine Schönheit, Kraft u d Ausstrahlung auff llen, und ich fühle mich angezogen
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Vorwort
und fasziniert von den Lebensspuren in alten Rinden. Sträucher beglücken durch
ihren ausgeprägten Habitus, duftende Blüten oder filigranes Laub und erfreuen mich
in meinem Garten auf Augenhöhe in Geborgenheit unter den schützenden Bäumen …
In der heutigen Zeit hat die Ahnung von Entwurzelung ohne Kontakt zu den
Bäumen unserer Seele aber auch zu verstärkter Achtung und zum Schutz von Bäumen
und Sträuchern geführt, deren Vielfalt einerseits in Gärten und Parks gehegt wird,
andererseits aber auch in der Landschaft, urch die Anlage neuer Hecken, Obsthochstammgärten und Alleen gewürdigt wird. Dieses wachsende Interesse führt auch dazu,
sich über die Vielfalt, Eigenart und Ansprüche der Gehölze kundig zu machen. In
diesem Sinne ist auch das vorliegende Buch aufgebaut. Es ermöglicht eine bequeme
Bestimmung der einheimischen Gehölze Mitteleuropas. Zusammen mit den hervorragenden Abbildungen und Silhouetten in Verbindung mit dem anschaulichen Text
macht es jede Bestimmung zum Genuss und die Handhabung des Buches zum
Vergnügen.
Frank Klötzli, Wallisellen, März 2013
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Dank
7
Dank
Ein solches Buch mit mehreren Tausend Fotos, aufgenommen zu allen Jahreszeiten
und in unterschiedlichsten Lebensräumen und botanischen Gärten, kommt nur durch
jahrelange akribische Arbeit und mit Hilfe zahlreicher wohlwollender Personen
zustande, denen ich hier meinen Dank aussprechen möchte.
Bruno Erny und Kok van Herk haben sich die Mühe genommen, das ganze Werk zu
lesen und mir viele Verbesserungsvorschläge zu machen. Kok hat mir zudem die notwendigen Literaturangaben und zahlreiche Verbreitungshinweise für die Niederlande und
Belgien geliefert. Frank Klötzli hat seine weltweite Erfahrung mit Bäumen und Wäldern
einflie sen lassen und mir sein Vorwort geschenkt. Stefan Eggenberg hat mir wertvolle
Anregungen gegeben, und Roland Wenger hat mich mit seiner ­grossen Erfahrung mit den
Wildrosen unterstützt. Im Wildrosengarten von Marina ­Eichenberger und Regina Schär
in Uffikon durfte ich mehrmals seltene Wildrosen­arten fotografie en. Patrice Prunier und
Pascal Vittoz haben die französischen Gehölznamen unter die Lupe genommen. Gabriele
Carraro hat mir viele Hinweise zu Gehölzen der Alpensüdseite gegeben. Harald Niklfeld
hat Hinweise zu Verbreitungsangaben und ­Roten Listen in Österreich beigesteuert. Dank
der Gastfreundschaft on Veronika Mandorfer konnte ich die Gehölze des Pannonischen
Beckens um Wien kennenlernen. Gerold Baring Liegnitz und das Team « Ahornblatt »
in Mainz haben mir Fotos seltener Wildrosen zur Verfügung gestellt, Kok die Blütenaufnahme der Alpen-Bärentraube. Nadine Kofmehl hat im Botanischen Garten Zürich zur
rechten Zeit die Frucht des ­Alpen-Seidelbastes fotografie t, Bernd Dittrich gelang dies
mit dem Flaumigen Seidelbast. Men Haupt vom ott verlag hat mich zu dieser Buchidee
angestossen, Geraldine Blatter hat die Umsetzung des Buches mit grosser Umsicht betreut,
Nicholas Mühlberg und Corina Stähli haben mit ihren Gestaltungs­ideen entscheidend
zur Qualität des Buches beigetragen.
Leiden und Freuden eines Buchschreibenden über Jahre mitzutragen, ist eine mitunter herausfordernde Leistung, die meine Partnerin Maya und meine Söhne Tibor und
Silvan mit Bravour gemeistert haben, wofür ich mich ganz besonders bedanken möchte.
Viele Freundinnen und Freunde haben mich auf Wanderungen begleitet und mit grossem Verständnis und mit viel Geduld meine gelegentlich abrupten Ab­stecher ertragen,
wenn ich wieder einmal ein Gehölz entdeckte, von dem mir noch ein Bild fehlte und das
mich unwiderstehlich vom Weg lockte. Besonders danken möchte ich Barbara, Beatrice,
Benno, Billy, Birgit, Christian, Christian, Dietmar, Elisabeth, Gonpo, Hilke, Horst, Ingrid,
Jeannette, Joachim, Judith, Karin, Kok, Lena, Michel, Nadine, Norbert, Roland, Rolf,
Silvia, Tanja, Thomas, Urs, Vesna und Waltraud.
Winter 2013, Peter Steiger
Folgende Personen und Institutionen unterstützen die Gestaltung des Buches fi anziell:
SVS – Birdlife Schweiz
Schweizerische Dendrologische Gesellschaft, enf
Schweizerische Stiftung für Dendrologie, Aubonne
Peter Lüthi, Landschafts estaltung, Bern
Raymond Vogel, Landschaft architekten, Zürich
Thomas Uebelhart, Naturnahe Gartengestaltung, Oberägeri
Moeri und Partner, Landschaft architekten, Bern
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Inhalt
1Einleitung
2 Bemerkungen zu den Gehölzporträts
3Gehölzporträts
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10
12
15
Aceraceae Ahorngewächse
16
Anacardiaceae Sumachgewächse
30
Aquifoliaceae Stechpalmengewächse
32
Araliaceae Araliengewächse
34
Asparagaceae Spargelgewächse
36
Berberidaceae Berberitzengewächse
40
Betulaceae Birkengewächse 42
Buxaceae Buchsbaumgewächse 62
Caprifoliaceae Geissblattgewächse
64
Celastraceae Baumwürgergewächse
88
Cistaceae Zistrosengewächse
94
Cornaceae Hartriegelgewächse
96
Cupressaceae Zypressengewächse
100
Eleagnaceae Ölweidengewächse
104
Ephedraceae Meerträubchengewächse
106
Ericaceae Heidekrautgewächse
108
Fabaceae Hülsenfrüchtlergewächse
142
Fagaceae Buchengewächse
182
Grossulariaceae Johannisbeergewächse
196
Hippocastanaceae Rosskastaniengewächse
206
Hydrangeaceae Hortensiengewächse
208
Juglandaceae Walnussgewächse
210
Myricaceae Gagelstrauchgewächse
212
Oleaceae Ölbaumgewächse
214
Paulowniaceae Blauglockenbaumgewächse
224
Pinaceae Kieferngewächse
226
Platanaceae Platanengewächse
244
Ranunculaceae Hahnenfussgewächse
246
Rhamnaceae Kreuzdorngewächse
250
Rosaceae Rosengewächse
260
Salicaceae Weidengewächse
364
Santalaceae Sandelholzgewächse
440
Scrophulariaceae Braunwurzgewächse
442
Simaroubaceae Bitterholzgewächse
444
Solanaceae Nachtschattengewächse
446
Staphyleaceae Pimpernussgewächse
448
Tamaricaceae Tamariskengewächse
450
Taxaceae Eibengewächse
452
Thymelaeaceae Seidelbastgewächse
454
Tiliaceae Lindengewächse
464
Ulmaceae Ulmengewächse
468
Vitaceae Weinrebengewächse
476
4Bildgalerien
481
Blattknospen der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas
482
Blüten der Gehölze Mitteleuropas
501
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Inhalt
Früchte der Gehölze Mitteleuropas
518
Rinden der Gehölze Mitteleuropas
535
Zweige der Gehölze Mitteleuropas
545
Herbstlaub der sommergrünen Gehölze Mitteleuropas
555
Anhang
A1
Erklärung der botanischen Grundbegriffe für die Gehölzbestimmung
568
568
1.2 Blattstellung
570
1.3 Sommergrün oder immergrün
571
1.4 Bedornung 573
1.5Blattform
573
1.6
Anordnung der Nadeln am Zweig 578
1.7
Blattrand 579
1.8 Rinde
580
1.9 Zweig 581
1.10 Blattknospe 582
1.11 Blüte 583
1.12Frucht
2.1
Der binominale Artbegriff
2.2 Unterarten
A3
A4
567
1.1 Wuchsform
A2 Die Pflanzenfamilien der in Mitteleuropa wild vorkommenden Gehölze
584
586
586
587
2.3 Übergeordnete Ebenen der Pflanzensystematik
587
2.4 Die Pflanzenfamilien der Gehölze in Mitteleuropa
588
2.5 Anpassungen des Familiensystems aufgrund neuer genetischer Erkenntnisse
609
Das Pflanzenkleid Mitteleuropas mit den kennzeichnenden Bäumen und Sträuchern
611
3.1 Frische bis trockene Laubwälder
614
3.2
619
Feuchte bis nasse Laubwälder
3.3Nadelwälder
621
3.4
625
Gebüsche der Alpen
3.5
Moore und Heiden
628
3.6
Offene Felsen
630
3.7
Regionen mit besonderer Flora
631
Die Verbreitungskarten und der Häufigkeitsbegriff
4.1
Häufigkeitsbegriff
9
634
634
4.2Gefährdung
635
4.3Verbreitungskarten
635
A5 Mitteleuropa – oder die Verwendbarkeit dieses Buches ausserhalb der Grenzen von
Deutschland, Österreich, Liechtenstein, der Schweiz und der Beneluxstaaten 636
A6
Exotische Gehölze in Mitteleuropa
640
A7
Liste der einheimischen Gehölze von Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtensteins
und der Beneluxstaaten mit Wuchsformen 642
A8
Übersicht Blütezeiten/-farben und Fruchtzeiten/-farben
649
A9
Rote Listen und Übersicht über die Verbreitung der einheimischen Gehölze
655
A10 Liste der zusätzlichen Gehölze Europas nach Staaten (ohne Mittelmeerklima)
676
A11Literatur
691
A12 Aufnahmeorte der grossformatigen Gehölzfotografien696
A13 Alphabetische Namenslisten der Gehölze
701
A14Sachwortregister
723
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Einleitung
1Einleitung
Was dieses Buch(paar) möchte
Es gibt fast so viele Bestimmungsbücher für (einheimische) Gehölze wie Bäume im
Wald. Die Entscheidung, ein weiteres hinzuzufügen, hat mit der Erfahrung in meiner
langjährigen Lehrtätigkeit zu tun, dass gut verständliche und bebilderte Bestimmungshilfen weitgehend fehlen.
Begriffe wie « gegenständig », « doppelt gezähnt » oder « schiefer Blattgrund » sind
zwar notwendig zur Bestimmung von Gehölzen, aber sie müssen Leserinnen und
Lesern mit Bildern direkt beim Bestimmen verständlich gemacht werden, damit
die spannende « Rätselaufgabe » der Pflanzenbestimmung durch das Erfolgserlebnis
der richtigen Bestimmung gekrönt wird (Peter Steiger: Esche, Espe oder Erle?
­Bestimmungsschlüssel aller wild wachsenden Gehölze Mitteleuropas, ott verlag 2014,
ISBN 978-3-7225-0141-3).
Wenn ein Gehölz bestimmt ist, entsteht vielleicht der Wunsch, mehr darüber zu
erfahren: Wo überall gedeiht die Lärche, woher stammt ihr Name? Welche Bedeutung
spielt sie in der Mythologie und als Heilpflanze? Auf diese und viele weitere Fragen
gibt der Hauptband mit den Porträts der Gehölze umfassend Auskunft, e gänzt durch
umfangreiche Bildgalerien.
Zusätzlich sind im Anhang Erläuterungen zu den Porträts, Verbreitungskarten,
Erklärungen der verwendeten Fachbegriffe, eine Übersicht über die wichtigsten
Gehölz-lebensräume und die Pflanzenfamilien zu fi den.
Mit welchem Interesse Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auch immer dieses Buch(paar)
nützen mögen, ich wünsche mir, mit Ihnen damit die Freude und das Staunen
über die Vielfalt der Erscheinungsformen der Gehölze und zugleich der Natur und
Schöpfung teilen zu können.
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Einleitung
11
Spiegel unserer Seele
Bäume und Sträucher sind für uns Menschen weit mehr als nur Pflanzen mit unterschiedlichen Merkmalen. Das Wachsen der Bäume im Rhythmus der Jahreszeiten,
die Entwicklung arttypischer und doch so individueller Gestalten berührt unsere Seele
zutiefst. Nicht zufällig nehmen Bäume in den meisten Religionen und schamanischen
Traditionen einen wichtigen Platz ein und werden als Heiligtümer verehrt. Bäume
sind fest im Boden verwurzelt, so wie wir Menschen in unserer Herkunft, eschichte
und Lebensgestaltung verwurzelt sind. Wir können unsere Wurzeln anerkennen
und gleichzeitig neue Wurzeln bilden, Beziehungen knüpfen und uns mit unserer Umwelt innig verbinden. Das Ahnen und Wissen um meine Wurzeln und meinen Platz
in dieser Welt ist Voraussetzung für Glück und Geborgenheit. Meine Wurzeln verbinden mich mit meiner Vergangenheit, und gleichzeitig schaffen sie die Voraussetzung
für meine Entfaltung.
Stamm und Krone sind mein Herz, meine Gegenwart. Kann ich mich mit meiner
ganzen Kraft u d mit meinem ganzen Wesen frei entfalten? Baue ich in enger Verbindung zu meinen Wurzeln mit meinen Blättern an meiner Zukunft? ommergrüne
Laubbäume spiegeln unseren Rhythmus von Ruhen und Wachsen. Die Winterruhe der
Bäume ist genauso unabdingbar wie unser nächtliches Schlafen und Träumen, das
Erwachen am Morgen ein täglicher Frühling. Auf- und absteigende Rhythmen wirken
im Baum wie im Menschen. Gereifte Bäume wie reife Menschen tragen sichtbare
Lebensspuren und formen sich zu eindrücklichen Gestalten. Altersspuren und Totholz
zeugen von einem reichen Leben.
Begegnungen mit Sträuchern und Bäumen berühren unsere Seelen immer wieder
aufs Neue – bewusst oder unbewusst. Mögen die Bilder und Informationen dieses
Buches dazu beitragen, Freude und Staunen ob der Vielfalt der Gehölze zu verstärken
und unsere Ahnungen um das enge Beziehungsgefl cht zwischen Baum und Mensch
lebendig werden zu lassen.
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Bemerkungen zu den Gehölzporträts
12
2 Bemerkungen zu
den Gehölzporträts
Silhouettenbilder
Die vom Autor gezeichneten, idealtypischen Baumsilhouetten im Winterzustand entsprechen seiner subjektiven Sicht. Im Einzelfall kann das betreffende Gehölz auch eine
völlig andere Gestalt annehmen, insbesondere wenn strauchige Arten ausnahmsweise
zu Bäumen auswachsen oder umgekehrt Bäume in extremen Lagen oder nach Rückschnitt nur als Strauch gedeihen. Zu beachten ist auch der Einzelstand der gezeichneten Silhouetten, in Konkurrenz zum Nachbarbestand wachsen viele Waldbäume oft
viel schmalkroniger als gezeigt. Die Grössen der jeweiligen Silhouetten sind zueinander nicht massstäblich.
2
1
3
4
8
7
1
2
3
4
5
6
7
8
Ansicht
Blatt
Knospe
Zweig
Rinde
Herbstlaub
Frucht
Blüte
6
5
Fotos
Die Fotos der Porträts folgen üblicherweise der Aufreihung : Gehölzansicht – Blatt –
Knospe – Zweig – Rinde – Herbstlaub – Frucht – Blüte. Bei immergrünen Arten
fehlen die meist unauff lligen Blattknospen und die Herbstverfärbung. Bei Zwergsträuchern ohne nennenswerte Unterschiede zwischen Zweig und Rinde liegt nur
ein gemeinsames Bild vor. Bei einigen Weiden Salix spp. mit meist ähnlichen Blüten
und Früchten liegen nicht immer beide Bilder vor.
Namen
Die verwendeten deutschen wie die lateinischen Namen basieren weitgehend auf der
Nomenklatur in der jüngsten Auflage der « Flora Helvetica » 2012, für dort fehlende
Arten haben wir uns an der « Flora Alpina » 2004, am « Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands » 2007 oder an der « Exkursionsfl ra Österreich, Liechtenstein,
Südtirol » 2005 orientiert. Den deutschen Namen hinzugefügt wurden weitere dem
Autor bekannte deutsche und volkstümliche Namen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Kommen die ­Arten im französischen, italienischen, rätoromanischen und flämisch-holländischen Sprachraum natürlicherweise oder bei den exotischen Arten
gepflanzt vor, sind diese Namen ebenfalls angefügt. Die englischen Namen sind wegen
der hohen Beliebtheit der Gartenkultur in Grossbritannien bei allen Arten aufgeführt.
Die nicht deutschspra­chigen Namen sind mehrheitlich der « Flora Alpina » und der
« Flora Helvetica » entnommen, fallweise ergänzt durch das Romanische Wörterbuch
(www.pledarigrond.ch), und in Einzelfällen durch verschiedene Florenwerken gemäss
Literaturangaben auf Seite 691ff.
Erscheinung
Die Beschreibung der Erscheinung nennt die maximale Gehölzhöhe und das maximale bekannte Alter, das weit über das üblicherweise anzutreffende Höchstalter hinausreichen kann. Ansonsten entsprechen die Beschreibungen der Erscheinung bewusst
einem subjektiven Eindruck des Autors, der von den Bildern und Erfahrungen der
Leserin und des Lesers durchaus abweichen kann.
Rinde
Mit der Bezeichnung Rinde ist botanisch korrekt die Borke gemeint, also die schützende äussere, abgestorbene Schicht des Rindengewebes.
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Bemerkungen zu den Gehölzporträts
13
Eindeutige Bestimmungsmerkmale
Die für die Bestimmung einer Art entscheidenden Merkmale sind farbig hervor­gehoben. Die Unterschiede zu Arten mit sehr ähnlichen Merkmalen ( Verwechslungsmöglichkeiten ) sind dahinter in Klammern aufgeführt.
Heilpflanze
Angesichts der mannigfaltigen Verwendung der Pflanzen erhebt der Autor
keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das heisst: Nicht bei jeder Pflanze sind alle
Anwendungs­bereiche und -möglichkeiten aufgeführt. Im Literaturverzeichnis
ab Seite 691 unter dem Titel «Mythologie und Heilkunde » ist ersichtlich, welche
Quellen für die vorliegenden Angaben benutzt wurden.
Reihenfolge der Gehölzporträts
Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, 259 Gehölzporträts in eine Reihenfolge
zu bringen. Der Autor hat die Zuordnung zu Pflanzenfamilien gewählt, weil dadurch
die Ähnlichkeiten wie Unterschiede der nächstverwandten und damit meist auch
ähnlichsten Arten betont werden. Diese Pflanzenfamilien könnte man wiederum in
einen – für die meisten Leserinnen und Leser aber wohl wenig einsichtigen – verwandtschaftlichen Kontext bringen. Der Autor hat sich ganz pragmatisch für eine
alphabetische Reihenfolge der wissenschaftlichen Pflanzenfamilien von Aceraceae bis
Vitaceae entschieden.Innerhalb der Pflanzenfamilien wird wiederum die alphabetische
Reihenfolge der lateinischen Gattungs- und Artnamen eingehalten.
Verbreitungskarte
■ Natürliches Verbreitungsgebiet häufi er Arten
■ Natürliches Verbreitungsgebiet seltener Arten
■ Nur gepflanzt und/oder verwildert
Bei allen 32 im Buch beschriebenen exotischen Arten fehlt die Verbreitungskarte
infolge der oft rossen Arealdynamik durch Pflanzung/Verwilderung.
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3 Gehölzporträts
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16
Ahorngewächse
Neu Seifenbaumgewächse
Aceraceae Sapindaceae
Feld-Ahorn
Acer campestre
Massholder, Spindelbaum
Érable champêtre, Acero oppio, Ischi champester,
Spaanse aak, Field Maple
Erscheinung Aufrecht wachsender Laubbaum, bis 10, selten auch bis
20 m hoch, oder vielstämmiger Strauch mit meist runder Krone.
Rinde längs- und netzrissig. Als frei stehender Baum ist der
Feld-Ahorn einer der schönsten kleinkronigen Bäume Mitteleuropas und zeichnet sich durch seine, im Vergleich zum rasch­
wüchsigen Berg- und zum Spitz-Ahorn, zierlich kleinen Blätter
mit leuchtend gelber Herbstfärbung aus. Als Heckenstrauch
ist er sehr schnittverträglich. Alter bis 200 Jahre.
Blatt Gegenständig, stets weniger als 10 cm lang, lang gestielt, dreibis fünflappig ; Lappen schwach wellig gerandet, meist mit
einem stumpfen Zahn oder ganzrandig ; Blatt oberseits dunkelgrün, unterseits heller, zuerst fein behaart, später kahl.
Herbstfärbung Leuchtendes Gelb, selten rötlich.
Blüte Mai ; hell gelbgrüne Blüten nach dem Laubaustrieb in wenig­
blütigen, abstehenden Rispen, insektenbestäubt ; Kronblätter
sternförmig, 4 mm lang, oval, Staubblätter so lang wie die Kronblätter.
Frucht Zwei Flügelfrüchte, jung grün, reif hellbraun, Flügel in flachem
Winkel, fast waagrecht ; September–Oktober.
Zweig und Knospe Zweig jung gelbbraun bis braun mit zahlreichen Lentizellen, später matt graubraun, rund oder auff llig korkleistig ;
Blattknospe kugelig-eiförmig, hellbraun, mit vier bis sechs Schuppen.
Rinde In der Jugend hell graubraun und glatt, später längs- oder netzrissig, ohne eckige Platten, mit rosa Flecken.
Holz Einheitlich gelblichweiss, hart und sehr gut bearbeitbar ; wertvolles Bau- und Möbelholz, auch für Drechslerarbeiten gesucht,
wegen des meist geringen Stammdurchmessers seltener verwendet
als Berg- und Spitz-Ahorn.
Eindeutige Bestimmungsmerkmale Als Baum kleine, runde Krone, besonders in Hecken oft ur strauchig ( Berg- und Spitz-Ahorn viel
grösser, nie strauchig ). Hell graubraune Rinde, auch bei älteren
Bäumen bleibend längs- und netzrissig ( Berg-Ahorn unregelmässig plattig ablösend mit rosa Flecken ) ; Blatt ahorntypisch dreibis fünflappig, stets nur wellig stumpf gezähnt oder ganzrandig
( Berg- und Spitz-Ahorn doppelt so gross und vielfach gezähnt ) ;
Blüte hell gelbgrün nach dem Laubaustrieb, in abstehenden,
wenigblütigen Rispen ( Spitz-Ahorn vielblütig vor Laubaustrieb,
Berg-Ahorn mit dem Laubaustrieb in hängenden Rispen ) ;
Frucht zweiflügelig, Flügel in flachem Winkel abstehend, fast
waagrecht ( Spitz-Ahorn ähnlich, aber nicht waagrecht, BergAhorn fast rechtwinklig ).
Standort Frische, nie feuchte, meist kalkhaltige, sandige oder lehmige
Böden ; Laubwälder, besonders Waldränder und Hecken, dort
oft ur strauchförmig. Sehr häufi , auch oft epflanzt, 0–800 m
( in den Alpen selten bis 1400 m ).
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Verbreitung Europäisch-westasiatisch ; nordwärts bis Irland, Nord­
england, Südschweden und Südpolen, ostwärts bis zur Wolga
und zum Kaspischen Meer, südwärts bis Nordtürkei, Peloponnes,
Sizilien, Algerien und Sierra Nevada.
D, A, CH, FL und Benelux weit verbreitet, in der Norddeutschen
Tiefebene und den Niederlanden selten oder fehlend, durch
Pflanzungen aber heute überall sehr häufi .
Mythologie Symbol für Licht, Heiterkeit, Vereinigung von Gegen­sätzen und Unbeschwertheit, erfüllt Träume und vertreibt Hexen.
Heilpflanze Aufguss oder Auflagen des Blattes wirken kühlend bei
Fieber und Entzündungen. Der alte Name Massholder, vom
altgermanischen « mat » für Speise abgeleitet, weist auf die frühere
Bedeutung der Blätter als Nahrung für Mensch ( als sauerkraut­
artiges Mus gekocht ) und Vieh hin. Der Ahornsirup stammt vom
nordamerikanischen Zucker-Ahorn Acer saccharum.
Name Feld-Ahorn : Ahorn vom indogermanischen « ak » für spitz
( Blattform ) ; der Zusatz wegen des häufi en Vorkommens in Feldhecken.
Acer campestre : lateinisch acer für scharf, spitz ; campestre von
lateinisch campus für Feld, auf dem Felde wachsend.
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Neu Seifenbaumgewächse
Sapindaceae
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Ahorngewächse
Aceraceae
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