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• newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:12 Uhr Seite 1 Ausgabe 3 – Juni 2004 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Thema Schwerpunkt Filmkongress Schauspieler Setbericht Dreharbeiten Speer und Er 1 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:12 Uhr Seite 2 • newsletter_01-19 4c Die Feuerprobe 14.06.2004 15:12 Uhr Seite 3 Inhalt oder Benutzen Sie uns! 4 K napp zweihundert Jahre nach der Uraufführung in Wien erlebt Heinrich von Kleists großes historisches Ritterschauspiel erneut eine Premiere. Jürgen Flimms Filmbearbeitung des „Käthchens von Heilbronn“ – die zweite übrigens nach Eric Rohmers Adaption von 1992 – eröffnet am 19. Juni gleichzeitig den Filmkongress der Filmstiftung NRW sowie die Cologne Conference. Der Untertitel von Kleists Theaterstück lautet „Die Feuerprobe“. Eine „Feuerprobe“ erlebt mit dieser Ausgabe auch der neue Newsletter der Filmstiftung NRW, dessen Titel ein Bild von Teresa Weißbach und Tobias Moretti in den Hauptrollen von „Käthchens Traum“ ziert. Mit diesem Heft präsentiert sich der Informationsdienst der Filmstiftung nicht nur mit neuem Format und neuem Layout, sondern auch mit mehr Inhalten. Lesenswerten, wie wir glauben. Von nun an wird es in jedem Heft einen Themenschwerpunkt geben. Der erste ist zum Start von Andres Veiels Kinodoku „Die Spielwütigen“ unter dem Titel „Kostenfalle oder Sozialfall?“ den Schauspielern gewidmet und bietet u.a. Hintergründe zu Gagen und Produktionskosten, Tipps für junge Schauspieler von Veronica Ferres und Peter Lohmeyer, einen kleinen Pfadfinder durch die Ausbildungsmöglichkeiten in NRW sowie einen Text von Veiel selbst. Neu im Blatt sind außerdem ein Kinoporträt, Vorstellungen geförderter Produktionen, die kurz vor dem Kinostart stehen, ein exklusiver Setbericht von den Arbeiten zu Heinrich Breloers „Speer und Er“ und einiges mehr. Daneben wird der Newsletter auch weiterhin über Neuigkeiten aus dem Filmland berichten. Die Ergebnisse der Leserumfrage (für die rege Teilnahme noch einmal herzlichen Dank) haben gezeigt, wie wichtig Ihnen diese Infos sind – von den Branchen-, Festival- und FilmschulenNews bis zu der alle interessierenden Frage: Wer dreht was? Dazu brauchen wir Sie! Schicken Sie uns Ihre Informationen über Neuigkeiten aus Ihrer Firma oder von Ihren Projekten. Das Heft soll ein Magazin für die Branche aus der Branche sein – also nutzen Sie es und benutzen Sie uns. Die „Feuerprobe“ des neuen Newsletters fällt in eine Phase, in der der deutsche Film wieder Aufwind hat: Es gab Preise in Venedig, Locarno, San Sebastian und Berlin sowie eine „preis-werte“ Einladung in den Wettbewerb von Cannes. Das „gute Gefühl“ erinnert an die Aufbruchstim- 4 Meldungen: Branche, Aus- und Weiterbildung, Festivals, Preise, Kinos 10 Location-Seite: Motivwechsel 12 Sommerkino Open Air 14 MEDIA-Seite 15 Politik, Film und Balagan Bettina Brokemper über Israel 6 16 Porträt: Kai Künnemann Spezial Filmkongress 17 Käthchens Traum Der neue Film von Jürgen Flimm 12 18 Die Kraft der Bilder Interview mit Michael Schmid-Ospach 19 Kreativer Handelsüberschuss Der deutsche Film auf dem amerikanischen Markt mung 1997, als „Knockin´ on Heaven´s Door“ bewies, dass der deutsche Film Besucher ins Kino locken kann, auch wenn kein TV-Komiker dabei ist. Das Hoch währte keine zwei Jahre, in denen auch unauffällige deutsche Filme locker die Millionengrenze nahmen. Heute ist der Hype ein anderer: Die hochgelobten neuen Filme können zufrieden sein, wenn sie über 100.000 Besucher an der Kinokasse machen („Gegen die Wand“ 580.000 Besucher, „Schultze Gets the Blues“ 290.000, „Die Liebe in Gedanken“ 200.000, „Lautlos“ 49.000, „Kroko“ 39.000, „Schussangst“ 3200). Gegenbeispiele wie „Good Bye, Lenin!“ und „Das Wunder von Bern“ stehen einsam für das gegenteilige Extrem. Was fehlt ist die stabilisierende Mitte (Stanislaw Muchas wunderbare, gleichnamige Doku: 3600 Besucher). Den deutschen Marktanteil retten mal wieder die Komiker. Um dem frischen Hoch Konstanz zu verleihen, muss das Publikum mitgehen und das bedeutet reingehen. Auch wenn das bedeutet, dass man dafür im Kino gelegentlich seinen Kopf gebrauchen muss. Mit guten Kritiken allein lassen sich die Folgeprojekte der vielversprechenden jungen Regisseure nicht finanzieren. Einigen dieser Themen widmet sich auch der Internationale Filmkongress der Filmstiftung. Dessen Panels und Diskussionen wird der Newsletter in seiner Filmkongress-Ausgabe im Juli behandeln. In einem Spezial, das sich ausschließlich dem Kongress widmet, bieten wir dann alles noch einmal zum Nachlesen für alle, die dabei waren, und zum Neuentdecken, für die, die den Kongress verpasst haben. Viel Vergnügen mit dem neuen Newsletter wünscht R ÜDIGER B ERTRAM Chefredakteur Editorial – [email protected] 17 Schwerpunkt Schauspieler: Kostenfalle oder Sozialfall? 20 Nie verbiegen Interview mit Peter Lohmeyer 21 Anspruch und Wirklichkeit Interview mit Elisabeth Degen 20 22 Die fetten Jahre sind vorbei Produktionen, Gagen, Engagements 21 22 Veronica Ferres rät … 24 Spielen lernen Ausbildungswege in NRW 26 Im Focus der Verhandlungen Tarifgespräche für die Branche 27 Neue Helden Andres Veiel über seine „Spielwütigen“ 27 28 Stand der Dinge „Die Edelweißpiraten“ und „Die große Stille“ 28 28 Dreharbeiten 32 In Postproduktion 32 Setbericht Heinrich Breloers „Speer und Er“ 34 Making of Pepe Danquarts „Höllentour“ 28 35 Demnächst im Kino „Reconstruction“, „Fünf Uhr am Nachmittag“, „Muxmäuschenstill“ 35 35 Impressum 36 Kinoporträt Lichtburg Oberhausen 3 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:12 Uhr Seite 4 SoundVision Agentur Schwarz Iris Kiefer filmpool Iris Kiefer ist seit Anfang Juni die neue Leiterin des Geschäftsbereichs Fiktionale Unterhaltung bei der Kölner filmpool. Die ehemalige Geschäftsführerin von Maran Film war vor ihrem Engagement bei Maran Film Programmchefin des WWF und als Produzentin bei der Colonia Media tätig. Gisela Marx, filmpool-Geschäftsführerin, freut sich über die Verstärkung: „Wir sind überzeugt, dass fiktionale Unterhaltung auch zukünftig wesentlicher Programmbestandteil bei den großen Sendern sein wird. filmpool strebt mit Iris Kiefer kontinuierliches Wachstum in diesem Segment an.“ filmpool, Tel. (0221) 921599-0; [email protected] Seit Mitte Juni ist die Kölner Agentur Schwarz - Bürgler/Schwarz GbR in ihren neuen Räumen in der Bonner Straße 8 in 50677 Köln zu erreichen. Von dort aus wollen die Experten für Nachwuchs- (6-15 Jahre) und Jungdarsteller (16-25 Jahre) Maria Schwarz und Anita Bürgler sich mit ihrer Agentur neben der Vermittlung nun auch wieder verstärkt dem Casting für Kinder und Jugendliche widmen. „Da liegt unsere Kernkompetenz und so können wir in Zukunft noch mehr junge Talente für Produktionen entdecken“, so Maria Schwarz. Zu diesem Zweck haben Schwarz und Bürgler in den größeren Räumen ein eigenes Castingstudio einrichten lassen. Derzeit arbeitet die Agentur, die auf zehn Jahre Erfahrung im Kinder und Jugendbereich (u.a. „Aimée und Jaguar“, „Fickende Fische“, „Der zehnte Sommer“) verweisen kann, am Casting für die Kinderrollen in Dieter Wedels „Mama und Papa“ (AT). Zu den bisherigen „Entdeckungen“ der Agentur gehören u.a. Daniel Brühl, Katharina Schüttler und Robert Stadtlober. Weitere „Jung-Stars“ wie z.B. Marlon Kittel, Birthe Wolter, Sebastian Kröhnert oder Paula Kalenberg stehen schon in den Startlöchern. Infos: www.agenturschwarz.de. Agentur Schwarz, Tel. (0221) 7328032; [email protected] Voss tv-ateliers Auf Basis des neuen Avid DS Nitris bieten die Voss tv-ateliers in Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der ProCine Digital in Neuss Agenturen und Produktionen die Möglichkeit einer durchgehend digitalen Postproduction in HD – High Definition. Das Filmmaterial wird auf Spirit Data Cine abgetastet und nach einer Farbkorrektur mittels Pandora Pogle unkomprimiert auf einen HD-Recorder ausgespielt. Nach dem Einladen in den Avid DS Nitris steht die ganze Funktionalität eines auflösungsunabhängigen, in Echtzeit operierenden Schnitt- und Compositing-Tools zur Verfügung. Weitere Details unter www.voss-tv.de. Nadja Rudas, Tel. (0211) 97380; [email protected] Granada Die Kölner Dependance der Granada Produktion für Film und Fernsehen GmbH hat eine neue Adresse. Seit Mitte Mai ist das Team in der Kreuzgasse 2-4 in 50667 Köln zu finden. Geändert hat sich auch die Telefonnummer (s.u.). Zur Zeit bereitet Granada in Köln für RTL die zweite Staffel von „Ich bin ein Star - holt mich hier raus“ vor. Granada, Tel. (0221) 4920480; [email protected] 4 Media Luna „Der Markt in Cannes war sehr ergiebig für uns in diesem Jahr. Wir konnten eine ganze Reihe von Deals abschließen und sehr viele neue Geschäfte auf den Weg bringen.“ Zufrieden kehrte Ida Martins aus Cannes zurück. Mit ihrem Kölner Weltvertrieb Media Luna Entertainment konnte sie an der Croisette gute Abschlüsse verzeichnen, etwa für die Cameo-Doku „The Nomi Song“ von Andrew Horn, die nun auch in den USA und in England zu sehen sein wird. Für die russische Komödie „You I Love“ konnte Media Luna Interessenten in Frankreich, Deutschland, Taiwan, Nord-Amerika und Kanada sowie in Mexiko gewinnen. Media Luna, Tel. (0221) 1392222; [email protected] Die SoundVision Tonstudio GmbH in der Kölner Südstadt stellt ab sofort eine neu gebaute Bühne mit Aufnahmeregie für seine Geräuschemacher zur Verfügung. Die neue Bühne, so verspricht SoundVision, lässt für Foleyartists bei Kino- und Fernsehproduktionen keine Wünsche offen. Zuletzt hat Pablo Trapero seine Pandora Film Produktion „Familia Rodante“ in der Teutoburger Straße abgemischt. Direkt anschließend reiste der Autor und Regisseur zu seiner Jurymitarbeit nach Cannes weiter. Mehr Infos über aktuelle Projekte bei Soundvision unter der Rubrik „Post aus der Postproduktion“ auf Seite 32. SoundVision, Tel. (0221) 31 10 71; [email protected] Jondral KünstlerManagement Marc Niki Jondral hat das Profil seiner 1998 gegründete Firma Jondral KünstlerManagement geändert und konzentriert sich von nun an nur noch auf Künstler zwischen 16 und 30 Jahren. Außerdem wurde das Team in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und der IHK Köln um zwei Auszubildende im Bereich Kauffrau für AV-Medien & Veranstaltungskauffrau erweitert. Alle Infos (Fotos, Viten, On-Screen Termine & News) unter www.jondral.de. Jondral Künstler-Management, Tel. (02234) 9467613; [email protected] MAT im Einsatz: „Der Krieger und die Kaiserin“ MAT Peter Braun, Gründer und Inhaber der Mobile Advanced Technology GmbH (MAT), hat seinen Firmensitz von Hamburg nach Köln verlegt, wo MAT bereits mit einer Niederlassung präsent war. Für MAT ist das Prinzip der „bewegten Kamera“ Firmenphilosophie. Das 1976 in Hamburg gegründete Unternehmen entdeckte für sich eine Nische im Markt der Filmgeräteausstatter: Kamerakräne. Aus Hollywood brachte der Firmenchef Anfang der 80er Jahre innovatives Kamera-Support-Equipment mit. Inzwischen kommen Hollywood-Produzenten und -techniker zu MAT, um sich in einer Spezialgeräte-Abteilung nach den neuesten Trends zu erkundigen. Unter dem Oberbegriff Specialized Remote Camera Systems bietet MAT neue amerikanische und europäische Filmgerätetechnik und Eigenentwicklungen an. MAT, Tel. (0221) 17926; [email protected] Lunet Entertainment Nach dem Umzug des Kölner Büros der Lunet Entertainment nach Ossendorf beginnen dort die Vorbereitungen für das ProSieben-Movie „Das zweite Mal“ (Regie: Peter Gersina, Buch: Matthias Dinter). Gedreht wird in Köln und Münster. Produzenten sind Annette Reeker und Ludwig zu Salm. Zu erreichen ist Lunet in der RichardByrd-Str. 4-8 in 50829 Köln. Lunet Entertainment, Tel. (0221) 91509100; [email protected] [email protected] – Meldungen Endemol Sam Davis heißt der neue Fiction-Leiter bei Endemol-Deutschland. Der ZeitsprungProduzent wird damit Nachfolger von Susanne Wagner, die als Executive Producerin Unterhaltung Show und Daytime zu RTL wechselt. Davis, der früher bei dem Kölner Sender die Spielfilmredaktion geleitet hat, wird bei Endemol als eines der ersten Projekte das Sat.1 Movie „Einmal Liebe und zurück“ (AT) realisieren. Regie führt Oliver Dommenget. Endemol Deutschland, Tel. (0221) 650300; [email protected] • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 5 „Alarm für Cobra 11“, Foto: RTL action concept In der Kategorie „Best Action in a Foreign Film“ hat das „Cobra 11“-Team der Hürther action concept GmbH zum zweiten Mal einen Taurus World Stunt Award gewonnen, diesmal für die Folge „Cobra 11 - Countdown auf der Todesbrücke“. Den Award nahm Action-Regisseur Roland Busch in L.A entgegen. zero west Pictorion Pictures Seit Ende Mai ist die Kölner zero west Filmproduktion GmbH in Ehrenfeld zu erreichen. Die neue Adresse lautet Lichtstraße 38 in 50825 Köln. Email, Telefon- und Faxnummern bleiben dagegen unverändert. Derzeit dreht zero west in Dortmund, Köln und Mannheim Nicole Weegmanns Kinodrama „Rabenkinder“ (siehe Dreharbeiten). zero west, (0221) 91 290 25; [email protected] Martin Zimmermann, Producer des erfolgreichen Sat.1-TV-Events „Das Wunder von Lengede“ hat zu Pictorion Pictures gewechselt, wo er für Development & Aufbau der deutschen TV- und Kino-Produktionen verantwortlich ist. Pictorion Pictures ist die Produktionsfirma der Pictorion Gruppe, zu deren Verbund auch Pictorion – das werk mit Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf, Köln-Hürth, Frankfurt am Main und München sowie RuhrSoundStudios in Dortmund gehören. Pictorion Pictures, Tel. (0233) 79340; [email protected] Kanzlei W, B & E Rafaela Wilde, geschäftsführende Justitiarin des Film- und Fernsehproduzentenverbandes, hat sich nach vier Jahren als geschäftsführende Anwältin der Kanzlei Heusen (vormals pwcveltins Rechtsanwalts GmbH) zusammen mit fünf Kollegen wieder selbstständig gemacht. Die Kanzlei Wilde, Beuger & Ellner firmiert am Kaiser WilhelmRing 15, 50672 Köln Wilde, Beuger & Ellner, Tel. (0221) 9515630; [email protected] Pictorion das werk Die Pictorion das werk GmbH mit Sitz in Hürth hat von der Berliner av.f medienprojekte GmbH die Gesellschafteranteile von Das Werk Novalisstraße GmbH übernommen. Das Berliner PostproduktionsUnternehmen, in dem u.a. Wim Wenders „Land of Plenty“ und Hendrik Handloegtens „Liegen lernen“ den letzten Schliff bekamen, wird unverändert von den Geschäftsführern Wolf Bosse und Ulrich Sauerwein als selbstständige GmbH weitergeführt. Mit der Übernahme komplettierte die Pictorion Gruppe ihre bundesweite Präsenz als Dienstleistungsunternehmen für digitale Bild- und Tonbearbeitung. „Wir wollten in allen Medienzentren vertreten sein“, so Thorsten Hotop, kaufmännischer Leiter der Gruppe. Sibylle Laux, Tel. (0211) 307030; [email protected] Rechtefreie Kunst Seit Mai stellen Doris Maile und Anja Grabenhorst mit ihrem Kölner Atelier „Geschmackssachen“ Requisiten, Dekorationen und rechtefreie Kunst für Filmproduktionen her. Mehrjährige Erfahrungen können beide Frauen vorweisen: Maile als Ausstattungsassistentin und Künstlerin, Grabenhorst als Außenrequisiteurin und diplomierte Innenarchitektin. Anja Grabenhorst, Tel. (0177) 2121160; [email protected] Besuch beim Verband Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski, sein Stellvertreter Volker Szezinski als Leiter Programmplanung, und Dirk Eisfeld, Leiter Serien & Stories, haben in Köln für ihren Sender ihre Aufwartung beim film & fernseh produzentenverband nrw e.v.. gemacht. Schawinski betonte, dass Fiction auch zukünftig eine „innovative und wichtige Farbe des Senders“ sei und dass man das Genre TV-Movie „pflegen und weiterentwikkeln“ werde. Roger Schawinski, Foto: Sat.1 Coaching Der VFFVMedia hat Birgitt Morrien zu dem Medienforumpanel „Human Resources in den Medien“ eingeladen, auf dem auch Coaching ein Thema sein wird. „Rein kognitiv ausgerichtete Lösungswege werden der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht“, behauptet die Kölner Management-Beraterin und in USA ausgebildete Kommunikationswissenschaftlerin. Als Ergebnis ihrer Arbeit verspricht die Trainerin zielsichere Unterstützung vor allem in beruflichen Umbruchsituationen. Zielgruppen sind neben Medienschaffenden u.a. Existenzgründer, die sich das Coaching im ersten Jahr aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds fördern lassen können. Auf Morriens Referenzliste stehen aber auch Firmen wie RTL oder Grundy Light Entertainment. Birgit Morrien, Tel. (0221) 7393262; [email protected] typhoon „Abschnitt 40“, Foto: RTL Meldungen – [email protected] typhoon films zieht nach Köln. Mitte Juni verlegt die Produktionsfirma ihren Geschäftssitz von Hürth in den Stadtwaldgürtel 42 in 50931 Köln und ist dann unter der Telefonnummer (0221) 2827580 zu erreichen. Einzig die Comedy-Redaktion bleibt in den MMC Studios in Hürth, um die direkte Anbindung an das Studio nicht zu verlieren. Im August eröffnet typhoon außerdem ein Büro in München, das von Fritz Wildfeuer geleitet wird. „Mit den Niederlassungen in Köln, München und Berlin decken wir die Städte ab, wo die Mehrzahl unserer Autoren und Regisseure lebt“, so Marc Conrad. Aktuell hat typhoon in Berlin die Dreharbeiten für das Sat.1-Movie „Romantic Suite“ abgeschlossen. Außerdem in Produktion sind weitere Folgen von „Abschnitt 40“ (RTL), für die typhoon im Mai mit dem Bayerischen Produzentenpreis ausgezeichnet wurde. Im Kinobereich sind zwei neue Filme für den Sommer 2005 geplant: Eine Familienkomödie und ein Drama über junge Deutsche, die im Ausland in eine Krisensituation geraten. Schon in diesem Jahr wird typhoon in der Eifel die Koproduktion „Hochzeitsfeier“ realisieren (siehe Dreharbeiten S. 31 ). typhoon films, Tel. (0221) 2827580; [email protected] 5 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 6 Stephen Frears und seine Schüler, Foto: Claudia Ast Neues aus der Filmschule Stephen Frears an der ifs: Im Mai begeisterte der Regisseur in Köln als Dozent des Weiterbildungsseminars „International Producing“. Unter dem Thema „Practical Development“ vermittelte Frears jungen Produzenten, Producern und Produktionsleitern anhand von Fallbeispielen seine Arbeit an unterschiedlichen Filmprojekten. Neben der Auswahl der „Head of“-Departments (z.B. Kamera, Szenen- und Kostümbild) standen die Zusammenarbeit mit und seine Anforderungen an die Produktion im Mittelpunkt. Begleitet wurde Frears von der Produzentin Lynda Myles, Patin des Programms International Producing, mit der er bereits zwei Filme produziert hat („The Van“, „The Snapper“). Im Rahmen des Programms entwickeln die Teilnehmer in insgesamt neun Workshops über einen Zeitraum von einem Jahr ihr eigenes Projekt mit dem Ziel, es auf internationaler Ebene als abendfüllenden Spielfilm für TV oder Kino zu produzieren. Weiterbildungs-Teilnehmerin Francoise von Roy berichtet begeistert. „Stephen und Lynda gaben uns einen unvergleichlich inspirierenden Einblick in die Zusammenarbeit von Produzent und Regisseur!“ Im Rahmen des medienforum nrw lädt die ifs zu verschiedenen Veranstaltungen ein. In Kooperation mit der „Cologne Conference“ wird am Montag, den 21. Juni, ein Filmmusik-Workshop mit dem argentinischen Komponisten Lalo Schifrin , der in diesem Jahr den Internationalen Filmmusikpreis Bonn erhält stattfinden. Die Reihe „Spectrum Junger Film“ von Cologne Conference, Filmstiftung NRW, KHM und ifs zeigt abends im Filmhaus über 20 fiktionale und dokumentarische Filme von Nachwuchsregisseuren. Vom 21. bis 23. Juni präsentiert sich die ifs auf dem Qualifizierungsforum „Generation M“ mit einem Infostand in der Halle 5.1 auf dem Medienforum. Vom 2. bis 4. Juli leitet Hans-Christian Schmid einen Schauspiel-Workshop an der ifs. Aus diesem Anlass zeigt das Kölner Filmhaus-Kino am Freitag, den 1. Juli, um 19 Uhr in Anwesenheit des Re- Trickboxx gisseurs seinen Film „Lichter“. Ab dem 1. August trainiert Schauspiellehrer M.K. Lewis an der ifs wieder Schauspieler für das Spiel vor der Kamera. Jeder Workshop läuft über zwei Wochen: „Camtech for Actors - Part I“ und „Scene Study“ vom 1. bis zum 13. August (Bewerbungsschluss: 1. Juli), „Camtech for Actors - Part II“ und „Master Class“ vom 15. bis 27. August (Bewerbungsschluss: 15. Juli). Es bestehen Fördermöglichkeiten bei FFA, GVL und den Arbeitsämtern. Interessenten des Weiterbildungsprogramms Trickfilm/Animation können sich noch bis zum 2. Juli an der ifs bewerben. Noch bis zum 19. Juli läuft die Bewerbungsphase für den neuen Jahrgang Filmmontage. Infos und Bewerbungsunterlagen: www.filmschule.de ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] Kölner Filmhaus AIM Workshops in Sachen Regie, Filmgeschäftsführung und Videojournalismus veranstaltet im Juli das Kölner Filmhaus. Film- und TV-Regisseurin Bettina Woernle bietet eine Regie-Einführung an (Regie I; 28.06. - 02.07.), und „Tatort“-Regisseur Niki Stein befasst sich mit praktischer Regiearbeit (Regie II; 5.07. - 09.07). Im Workshop von Claudia Krappen, selbst langjährige Filmgeschäftsführerin, können sich Produktionsmitarbeiter vom 8. bis 11. Juli Grundlagen und weiterführenden Kenntnisse der Filmgeschäftsführung aneignen. Schließlich coacht Ulrich Schmissat, Regisseur und Schauspieler, im Seminar „Videojournalist II – Advanced“ die Teilnehmer für Interview, Aufsager und Dramaturgie (12. - 16.07.) Infos unter www.koelner-filmhaus.de. Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-31; [email protected] Nachdem es in der schwierigen Finanzsituation geglückt ist, die Arbeit von AIM KoordinationsCentrum für Ausbildung in Medienberufen fortzuführen, wird Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, auf der nächsten Mitgliederversammlung den Vorsitz des Vereins abgeben. Schmid-Ospach: „AIM leistet Wichtiges, und ich hoffe, dass mein jetziger Stellvertreter Wolfgang Fuchs, Leiter Stabsstelle Medien bei der Stadt Köln, den Vorsitz übernimmt.“ AIM, Tel. (0221) 6500850; [email protected] Neues aus der KHM Am 1. und 2. Juni feierten 27 Diplomanden der Kölner Kunsthochschule für Medien im Kino Cinenova ein filmreiches und stimmungsvolles Abschlussfest. Die zweitägige, so genannte „Schlussklappe“ ist die gemeinsame Premierenfeier der KHM-Absolventen, auf der sie der Öffentlichkeit ihre Werke präsentieren. Wer das verpasst hat, sollte sich vom 28. bis 31.Juli Zeit nehmen, um die „Altitude 04“ zu erleben, die Tage der offenen Tür an der KHM. In Ausstellungen, Aktionen und Filmvorführungen zeigt sich die Schule dann erneut von ihrer besten Seite . Außerdem zeigt die KHM noch bis zum 21. Juli im Kölner Off-Broadway die Reihe „Best of KHM-Dokus“. „In die Hand geschrieben“, der erste lange Spielfilm von Rouven Blankenfeld, wurde in die Reihe „Neue deutsche Kinofilme“ beim Filmfest München (26.06. - 03.07.) eingeladen. Kameramann und KHM-Student Frederik Walker benutzte für den Dreh erstmals das neue Videoformat mini-35. Die Filmstiftung NRW hat die Herstellung der für den Festivalauftritt nötigen 35 mm Kopie gefördert. Auf dem Festival in Karlovy Vary (02. - 10.07.) feiert der in Serbien gedrehte Abschlussfilm von Jovan Arsenic „Povratnik / Heimkehrer“ seine internationale Premiere. Der Film war bereits im Rahmen der Cologne Conference in der Reihe „spectrum junger film“ zu sehen. KHM, Tel. (0221) 201890; [email protected] 6 [email protected] – Meldungen Die Duisburger filmothek der jugend nrw e.V. verleiht kostenlos eine Trickboxx, die aus einem Tricktisch mit Leuchten und einer digitalen Kamera besteht. Mit der können Kinder den einfachen und spielenden Umgang mit dem Medium Trickfilm lernen. Ihre fertigen Filme können die stolzen „Produzenten“ (zwischen 6 und 12 Jahren) Ende September beim 1. Trickboxx-Festival NRW in Essen präsentieren. Zudem werden die Werke im Fernsehen vom Offenen Kanal Essen e.V. ausgestrahlt. Auch das KI.KA-Medienmagazin „Trickboxx“ mit Reporter Juri Tetzlaff präsentiert eine Auswahl der eingereichten Filme. www.trickboxx-festival.de filmothek, Tel. (0203) 410 58 25; [email protected] KunstFilmBiennale Erstmals wird der von der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst ausgelobte Förderpreis für experimentellen Film in diesem Jahr im Rahmen der KunstFilmBiennale in Köln verliehen. Um die ausgeschriebenen 25.000 Euro konkurrieren formal und inhaltlich innovative Filme oder Videos in Deutschland lebender Künstler. Voraussetzungen für eine Teilnahme bilden die Länge des Werkes (maximal 60 Minuten), Produktionsjahr (ab 2003) und Alter der Regisseure (bis 35). Der Einsendeschluss für Arbeiten ist der 30. Juni 2004. Vom 23. bis 25. Oktober schließlich gibt es die an der Endrunde teilnehmenden Filme im Kino des Museum Ludwig zu sehen. Bewerbungen sind ausschließlich über ein Formular auf der Website möglich. www.kunstfilmbiennale.de KunstFilmBiennale, Tel. (0221) 2265731; [email protected] • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 7 Teamfilm Award 50. Kurzfilmtage Oberhausen Das Produktionsteam der „Soko Köln“ (Network Movie) ist Sieger des TeamfilmAwards, der Anfang Juni erstmals im Kölner Filmhaus an die besten internen Drehdokus von Filmcrews verliehen wurde. „So muss ein Teamfilm sein: schräg, ironisch und sehr, sehr witzig“, lautet die Begründung der neunköpfigen Fachjury. Der zweite Preis ging an das Team des Tatorts „Sag nichts“ (Colonia Media) und das Team der Kinoproduktion „Was nützt die Liebe in Gedanken“ (X Filme). 31 Film- und Fernsehproduktionen hatten sich um die neue Auszeichnung beworben. Initiator Stephan Tarnow (PLANpunkt): „Die Idee zum Team Film Award ist so gut angekommen, dass der Preis auch im nächsten Jahr vergeben wird.“ www.teamfilmaward.com PLANpunkt, (0221) 91255710, [email protected] Die Preisträger: Internationaler Wettbewerb Großer Preis der Stadt Oberhausen ex aequo (je 3.750 EUR) an: Od – El camino, R: Martin Mejia, Kolumbien und La tresse de ma mère, R: Iris Sara Schiller, Frankreich. Hauptpreise (je 3.500 EUR) an: WASP, R: Andrea Arnold, GB und Fabulous Creatures, R: Eunjung Hwang, USA. Arte Preis (2.500 EUR) an: „1.35“, R: Milan Balog, Slowakische Republik. Preis der Jury des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW (10.000 EUR) an: WASP, R: Andrea Arnold, GB. FIPRESCI-Preis (1.500 EUR) an: Super Documentary: Zeneisenjutsu, R: Kanai Katsu, Japan. Preis der Ökumenischen Jury (1.500 EUR) an: „Britanya“, R: Marjoleine Boonstra, Niederlande. Preis der Kinojury an: „Two Cars, One Night“, Taika Waititi, Neuseeland. Preis der Internationalen Kurzfilmtage ex aequo (je 250 EUR) an: „The Epilogue“, R: William Owusu, Kenia und „Habana Holiday (Yo soy malo)“, R: Chris Maher, USA. Short Cuts Cologne Die siebte Ausgabe der Short Cuts Cologne findet vom 1. bis 5. Dezember statt. Über Anmeldungen in allen gängigen Videound Filmformaten freuen sich die Veranstalter noch bis zum 15. August. www.short-cuts-cologne.de. Short Cuts Cologne, Tel. (0221) 22271027; [email protected] Deutscher Wettbewerb: 1. Preis (5.000 EUR) an: „Living a Beautiful Life“, R: Corinna Schnitt 3sat-Förderpreis ex aequo (je 1.250 EUR) an: „Krankenhaus“, R: Micah Magee und „Barbershop Politics“, R: Hannes Gieseler, Anja Schütze, Kartick Singh. Kinder- und Jugendfilmwettbewerb: Preis der Kinderjury (1.000 EUR) an: „Seven’s Eleven“, R: Amy Iorio, USA. Preis der Jugendjury (1.000 EUR) an: „Oranges“, R: Kristian Pithie, Australien. MuVi-Preis: 1. Preis „Let’s Push Things Forward“ (The Streets), R: Martin Sulzer, Andi Triendl, Julia Weiger (2.500 EUR). 2. Preis: „mugen kyuukou how to believe in jesus“ (Tujiko Noriko), R: Graw Böckler (1.500 EUR). 3. Preis: „Die Zeit heilt alle Wunder“ (Wir sind Helden), R: Cornelia Cornelsen, Florian Giefer (1.000 EUR). Publikumspreis: „Dinge von denen“ (Die Ärzte), R: Norbert Heitker (500 EUR). Feminale Das 12. Kölner Frauenfilmfestival Feminale findet 2004 vom 6. bis 10. Oktober statt und präsentiert in seinem Sonderprogramm „Pionierinnen des ethnografischen Films“ mit Werken von Zora Neale Hurston, Margret Mead, Melissa Llewelyn-Davis , Jean Lydall und Judith MacDougall. Von den 20er Jahren bis in die jüngere Gegenwart hinein präsentiert das Programm einen Querschnitt durch weibliche Dokumentarfilmarbeit des 20. Jahrhunderts. Feminale e.V., Tel. (0221) 1300225; [email protected] Oberhausen-Preisträger: „Od – El Camino“ aus Kolumbien Kinofest Lünen Cannes: Doppelter Whisky Für das Kinofest Lünen, das in diesem Jahr vom 18. bis 21. November gefeiert wird, endet die Anmeldungsfrist für die Filme am 20. August. Anmeldungsunterlagen und weitere Infos unter www.kinofestluenen.de. Kinofest Lünen, Tel. (0221) 72 95 96; [email protected] Kleine Einladung, große Wirkung: Auch wenn die Presse noch darüber streitet, ob der Applaus nun zehn oder fünfzehn Minuten dauerte, die Aufführung von Hans Weingartners Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ im Wettbewerb des Festival de Cannes sorgte für gute Stimmung in der deutschen Gemeinde, die in diesem Jahr wenig Grund zum Klagen hatte. Auch die Filmstiftung NRW präsentierte sich in Cannes wieder gemeinsam mit Focus Germany und der Export-Union auf dem German Boulevard. In den Reihen des Festivals waren die Düsseldorfer Filmförderer mit zwei geförderten Filmen vertreten. Neben Jessica Hausners „Hotel“ lief in der Sektion Un Certain Regard auch die internationale Koproduktion „Whisky“. Das Werk des Regieduos Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll erhielt gleich zwei Auszeichnungen: den „Prix du regard original“ und den Kritikerpreis Fipresci. Die Koproduktion zwischen Uruguay, Argentinien und Deutschland entstand in Zusammenarbeit mit der Kölner Pandora Filmproduktion. Für Pandora-Produzent Karl Baumgartner gehen die Ehrungen auf dem 57. Filmfestival von Locarno (4. – 14.08.) gleich weiter: Dort erhält er den Rezzonico Preis für unabhängige Filmproduzenten. Herzlichen Glückwunsch „Baumi“. Duisburger Filmwoche Anmeldungen für das Dokumentarfilmfestival, das in diesem Jahr vom 8. bis 14. November stattfindet und unter dem Motto „Material“ steht, sind noch bis zum 25. August möglich. www.duisburg.de/filmwoche. Duisburger Filmwoche, Tel. (0203) 2834187; [email protected] Kurz & schön Der Internationale Nachwuchswettbewerb Kurz & schön von KHM und WDR bittet um die Einsendung von Beiträgen bis spätestens 25. Juli 2004. www.kurzundschoen.khm.de. Kunsthochschule für Medien, Tel. (0221) 9499682; [email protected] Das ist das Ruhrgebiet Hochöfen, Zechengelände und Trinkhallen in grauer Straßenkulisse: Dass diese Ikonographie des Ruhrgebiets schon lange nicht mehr den Tatsachen entspricht, wird von den Bilderproduzenten ungern wahrgenommen. Der Strukturwandel ist in vielen Bereichen längst vollzogen, nun müssten die Bilder langsam folgen. Dazu begibt sich das Symposium „Endlich so wie überall“ auf die Suche nach „neuen dokumentarischen Bildern des Ruhrgebiets“. Die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW veranstaltet das umfangreiche Seminar am 30. Juni und 1. Juli im Kino SABU der Essener Lichtburg. Doku-Soaps („Harry & Toto“ oder „Abnehmen in Essen“) werden ebenso wie aktuelle Kinodokumente („Die Champions“) auf die Frage hin untersucht, ob der Dokumentarfilm bereits in der Lage ist, dem neuen Ruhrgebiet adäquate Bilder abzugewinnen. Anmeldungen sind online unter www.dokumentarfilminitiative.de möglich. Dokumentarfilminitiative, Tel. (0208) 471934; [email protected] Preisträger in Cannes: „Whisky“, Foto: Bavaria „Heimkehrer“ von Jovan Arsenic, Foto: KHM Meldungen – [email protected] 7 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 8 World Wide Trade Show Warten auf die „Sommerblitze“ Sommerblitze Nicos Ligouris’ abendfüllender Dokumentarfilm „Sommerblitze“ gewann den ersten Preis auf dem Dokumentarfilmfestival in Thessaloniki. Die deutsch-griechische Koproduktion über den Betreiber einer kleinen, abgelegenen Pension im Süden Kretas entstand mit Unterstützung der Filmstiftung NRW (Produktion 2). Außerdem gewann der Film Anfang Juni auf dem Festival Ecocinema auf Rhodos den ersten Preis als bester Mittelmeerfilm. Nicos Ligouris, Tel. (030) 8812844; [email protected] Hörspielpreise Am 7. Juni erhielt Elfriede Jelinek im Plenarsaal des deutschen Bundesrates den Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für Radiokunst, den ihr die Jury unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Drews für ihr Hörspiel „Jackie“ zugesprochen hatte. „Hören ist Denken“, so Jelinek in ihrer Dankesrede. Bilder würden die Menschen zwingen, sich anzupassen, das Hören schaffe dagegen private Freiräume, fern von Konsum und gesellschaftlichen Normierungen. Weniger feierlich, aber nicht weniger bedeutend, ging die Verleihung des Deutschen Kinderhörspielpreises über die Bühne, die im Rahmen eines Kinderfestes im Wuppertaler Zoo stattfand. Der Preis, den die Filmstiftung NRW und die Stadt Wuppertal alle zwei Jahre vergeben, ging an Stefan Hardt und Gabriele Neumann. Die Schirmherrschaft hatte Dr. Gertrud Steinbrück übernommen. Die Kritikerjury hat aus über 50 eingereichten Kinderhörspielen einstimmig „Einfach Schnickschnack“ von Regisseur und Musiker Stefan Hardt, nach Texten von Daniil Charms, zum Sieger gekürt. Hardts Hörspiel, das aus einer Menge kleiner Geschichten besteht, wurde vom Hessischen Rundfunk (hr) und dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) realisiert. Die Kinderjury, die aus Wuppertaler Schülern im Alter von acht bis neun Jahren bestand, entschied sich für Gabriele Neumanns Hörspiel „Mascha und Mucks, die Mäuseprinzessin“, das Regisseur Karlheinz Liefers für das DeutschlandRadio Berlin (DLR) realisierte. Auch in diesem Jahr ist der Kölner Cinedom Location für Deutschlands größte Kinomesse. In der Herbst Trade Show 2004 (31. 08. - 02.09.) präsentieren Verleihunternehmen mit Unterstützung der Stadt Köln ihre kommenden Kinohits. Erwartet werden mehr als 1000 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten. Veranstalter sind die Verleiher Buena Vista, Columbia TriStar, Constantin Filmverleih, Concorde Film, Solo Filmverleih, Tobis Film, Twentieth Century Fox, UIP, Warner Bros. sowie der Central Film Vertrieb, der traditionsgemäß ein oder zwei Firmen und deren Filme vorstellt. Die Projektleitung liegt wieder beim Kölner Büro Schmitt & Teigler GbR (BST), das ab sofort Partner, Sponsoren oder Aussteller für die Herbst Trade Show akquiriert. BTS, Tel: (0221) 729596 Talking Heads bei VFFVmedia Die neuen Richtlinien zur Vergabe von Bankkrediten - kurz: „Basel II“ - sollen bis Ende 2006 eingeführt sein. Schon jetzt aber führen die Banken vor der Vergabe eines Kredits eine Bonitätsprüfung, ein sogenanntes Rating, des Kreditnehmers durch. Im Rahmen der Reihe TalkingHeads des VFFVmedia Verband der Fernseh-, Film-, Multimedia- und Videowirtschaft e. V. gibt Raimund Franken von der Wuppertaler rmc rinke medien consult praktische Hinweise zur Rating-Optimierung. Die Veranstaltung „Der Tod zu Basel“ findet am 5. Juli um 19 Uhr im Hilton Cologne statt. VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0; [email protected] Neues Heim für Filmkritiken-Archiv Als der Film-Dienst Ende 2003 in sein neues Domizil nach Bonn zog, durfte sein im Laufe von über 40 Jahren erstelltes Kritikenarchiv aus Platzgründen nicht mit. Jetzt hat der in zehn Karteischränken sortierte Schatz eine neue Heimstatt gefunden. Die Sammlung ist in das Schriftgutarchiv des Filmmuseums Düsseldorf eingegliedert worden. Bibliothek Filmmuseum, Tel. (0211) 8993777; bibliothek. [email protected] Regisseurinnen Guide Das Dortmunder Internationale Frauenfilmfestival Femme Totale hat den „Regisseurinnen Guide“ herausgegeben. Für eine Schutzgebühr von fünf Euro stellt das Buch auf 296 Seiten etwa 130 deutsche Regisseurinnen in Bio- und Filmografie vor. Zu beziehen ist das Werk unter www.femmetotale.de. Femme totale, Tel. (0231) 5025162; [email protected] Jo Baiers „Stauffenberg“, Foto: SWR Stauffenberg Mit Jo Baiers „Stauffenberg” eröffnet zum ersten Mal ein deutscher Beitrag das Fernsehfestival in Monte Carlo (28.06. – 03.07.04). Die von der Filmstiftung NRW geförderte SWR-Produktion über die Männer des 20. Juli kann auch online punkten: Die Website www.swr.de/stauffenberg wurde für den Grimme Online Award nominiert. Die Verleihung findet am 22. Juni auf Schloss Bensberg bei Köln statt. Dusty Dem Charme der liebenswerten Hausstaubmilbe „Dusty“ (Regie: Matthias Bruhn) konnte sich auch die Jury des Friedrich-Murnau-Preises nicht entziehen. Die von der Filmstiftung NRW geförderte und vom WDR koproduzierte Produktion des Kölner Trickstudios Lutterbeck gewann bei der 10. Ausgabe des Kurzfilmpreises die Auszeichnung in der Kategorie Animationsfilm/Kinderfilm. Trickstudio Lutterbeck, Tel. (0221) 216427; [email protected] Murnau-Preis für Dusty, Foto: Lutterbeck 8 ... heißt ein neues Dokumentarfilmprogramm, mit dem der WDR und die Filmstiftung NRW aufwendige Dokus unterstützen, die für den internationalen Markt produziert werden. Die erste Förderung, die in der langfristig angelegten Reihe von der Filmstiftung vergeben wird, beträgt 475.000 Euro und geht an „Windstärke acht”, eine Produktion der Münchner Caligari Film über Amerika-Auswanderer im 19. Jahrhundert. Im September wird dafür im Hamburger Hafen ein Segelschiff mit 20 Passagieren und 15 Mann Besatzung die Überfahrt nach New York wagen. Auf eine luxuriöse Kreuzfahrt können sich die Beteiligten an der 1,7 Millionen Euro teuren Produktion nicht freuen, denn an Bord erwarten sie die gleichen Bedingungen, mit denen auch die Auswanderer im Jahr 1850 zu Recht kommen mussten. Filmstiftung NRW, (0211) 930500; [email protected] [email protected] – Meldungen • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 9 Deutscher Medienrechtstag Am 21. Juni treffen sich in Köln Fachjuristen aus ganz Deutschland zum 7. Medienrechtstag. Unter dem Thema „Holt mich hier raus – aus dem Vertrag!“ geht es um die Inhalte, die in rechtlich zulässiger Weise in Mitwirkenden- und Künstlerverträgen vereinbart werden können. www.dmrt.de. Deutscher Medienrechtstag, Tel. (0221) 272980; [email protected] Richtlinien: Förderung und Umsatzsteuer Jean-Jacques Annaud, Foto: Uwe Völkner Medienpreis für Annaud Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud erhielt Anfang Mai im Aachener Rathaus für seine Verdienste um den europäischen Film den Europäischen Medienpreis. Die „Médaille Charlemagne pour des Médias Européens“ wird jährlich im Zusammenhang mit dem Karlspreis vergeben. Transparenz für Europa 120 direkte und indirekte Unternehmensbeteiligungen von ARD und ZDF listet der jüngste Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten KEF auf. Tatsächlich waren die Rundfunkanstalten vor Jahren von der Politik ausdrücklich zum Unternehmens-Outsourcing ermuntert worden, um durch Nebeneinnahmen die Rundfunkgebühren niedrig zu halten. Für das öffentlichrechtliche „Schattenreich“ (so der Medienrechtler Reinhard Ricker) interessierte sich nun auch die EU-Kommission in Brüssel. Sie wollte im April per Fragenkatalog u.a. herausfinden, ob es „Vorzugsbehandlungen der Produktionstochtergesellschaften“ wie Studio Hamburg (NDR) oder Bavaria Film (WDR, SWR, MDR) gebe. Eine der Vorhaltungen von EU-WettbewerbsKommissar Mario Monti: Es sei üblich, dass die ARD von unabhängigen mittelständischen Produzenten mit Zinsen versehene Bankbürgschaften zur Absicherung des Drehvorhabens verlange. Bei ihren Töchtern verzichte sie jedoch darauf. Der WDR, über die Westdeutsche Rundfunkwerbung GmbH zu 33,35 Prozent an der Bavaria beteiligt, nimmt Cinema-Retter: Christine Müh, Jens Schneiderheinze,Thomas Behm, Jochen Fengler v.l. Da in der Vergangenheit bei einigen Finanzverwaltungen Unklarheit bestand, ob die Fördergelder der Filmstiftung NRW der Umsatzsteuer unterliegen, hat die Düsseldorfer Filmförderung ihre Richtlinien geändert. Damit soll klar geregelt werden, dass die Fördergelder nicht umsatzsteuerpflichtig sind, da kein direkter Leistungs-Ausstausch besteht. In der Praxis bedeutet das, dass der Passus 3.1.6. ersatzlos gestrichen wurde. Details zu den Änderungen finden Sie auf der Website der Filmstiftung: www.filmstiftung.de. die Vorhaltungen gelassen: „Die Beschwerde ist unbegründet.“ Auf Nachfrage erklärte Gudrun Hindersin als stellvertretende WDR-Pressesprecherin, die Geschäftsbeziehungen zu den Töchtern entsprächen den marktüblichen Bedingungen. Hindersinn: „Eine Quersubventionierung findet nicht statt“. Überdies seien die Beziehungen des WDR zur Bavaria transparent und unterlägen einer vielfältigen Kontrolle „namentlich durch die Aufsichtsgremien des WDR - und zukünftig weiter verstärkt – durch den Landesrechnungshof“. Eine Trennung des WDR von seiner BavariaBeteiligung durch die WDR mediagroup GmbH komme also nicht infrage, „solange die mittelbare Beteiligung des WDR für diesen wirtschaftlich und unter Produktionsgesichtspunkten sinnvoll ist“. Im übrigen werde eine Veräußerung weder von der Kommission noch von den Beschwerdeführern verlangt. Den Monti-Vorstoß hatte der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) vor einem Jahr mit einer Beschwerde über die Höhe der deutschen Rundfunkgebühren initiiert. Im VPRT sind TV-Unternehmen wie RTL und ProSieben Sat.1 Media organisiert. Meldungen – [email protected] Rettung in Münster Das preisgekrönte Münsteraner Programmkino Cinema ist wohl gerettet. Dabei stand es noch vor kurzem vor dem Aus. „Wenn die Besucherzahlen so bleiben, müssen wir im Sommer schließen“, kündigte im April Geschäftsführer Jens Schneiderheinze an. Die endgültige Entscheidung schien am seidenen Faden zu hängen – an Michael Schorrs „Schulze get`s the Blues“. Der Film sollte das für den Erhalt des Cinemas nötige Geld in die leere Kasse spülen. Die münsterschen Cineasten reagierten mit einer Abstimmung an der Kinokasse. „Schultze gets the blues“ verzeichnete mehr Gäste als erwartet - und das bei sonnigem Wetter. Auch andere Filme zogen an. Seitdem Schneiderheinze und Co-Geschäftsführer Thomas Behm an die Presse gingen, hat sich viel getan. Von den Fans kamen Sachspenden, praktische Hilfe und Geldspenden, von der Stadt Münster und den Parteien hilfreiche Zusprüche. Bei einem Fest im Mai wurden rund 7.000 Euro eingenommen. Dieses Geld sowie die Spenden flossen auf das Konto eines Fördervereins, der das Cinema nun auch in Zukunft weiter begleiten wird. Vielleicht liegt der neue Aufschwung des Cinemas auch am Schwein von Rainer Bode. Das trat nämlich am 50.Geburtstag des Geschäftsführers des NRW-Verbandes Soziokultureller Zentren in sein Leben, wurde „Scarlett“ getauft und vom Geburtstagskind spontan als Glücksbringer dem Cinema gewidmet. Cinema, Tel. (0251) 30307; [email protected] Kino im Schloss Östlich von Köln waren bis vor ein paar Jahren noch belgische Truppen stationiert. Die Streitkräfte unterhielten Schulen, Kaufhäuser und Kinos. In Rösrath hinterließen sie beim Abzug auf dem Gelände von Schloss Venauen auch das Cinéma Athénée Royal, das zuletzt auch als Theater genutzt wurde. Allerdings haben die Soldaten alle Kinosessel abmontiert und mit nach Belgien genommen. Andreas Lüderitz, als Producer und Kulturmanager tätig, hat ein Konzept auf der Basis von public-private-partnership für ein multifunktionales Stadttheater mit Special Interest-Kino entwickelt, das im ehemaligen Athénée Royal Raum finden könnte. Das Bundesvermögenssamt, in dessen Besitz sich Schloss Venauen befindet, sowie ein Investor haben bereits Interesse signalisiert. Lüderitz hat Erfahrung mit der Umwidmung hochherrschaftlicher Gemäuer: In Rösrath entwickelte er bereits erfolgreich das Kulturzentrum Schloss Eulenbroich. Andreas Lüderitz, Tel.: 0172-420 92 54; [email protected] Kinofreie Stadt Aachen? Nach Pleiten und Mietstreitigkeiten erlebt Aachen zur Zeit einen erschreckenden Tiefstand in der Kinoversorgung: Anfang Mai gab es nur noch vier Säle und 500 Kinosessel für 250.000 Einwohner. Zwar wurde das historische Capitol wieder eröffnet, doch wochenlang stand der neue Ufa-Palast (neun Säle) leer. Bei Redaktionsschluss zeichnete sich eine Übernahme durch die Gebrüder Stürtz ab, die in Alsdorf bereits den Cinetower betreiben. Hundert Meter weiter kann das Eden mit fünf Sälen nicht bespielt werden. Die Aachener Altlantis Filmtheater GmbH hatte das Ufa-Kino übernommen, scheiterte aber an Umständen, die sich aus der Insolvenz der Ufa-Gruppe ergaben: Die knapp 20 alten Mitarbeiter hatten auf Weiterbeschäftigung geklagt und gewonnen. 9 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 Netzwerk Filmstädte Leverkusen und Kevelaer sind dem Netzwerk Filmstädte NRW beigetreten und haben damit die Zahl der Mitglieder auf 23 erhöht. Unterstützt von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen haben sich nordrhein-westfälische Städte und Kreise zusammengeschlossen, um vor Ort Film- und Fernsehproduktionen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und zu begleiten. Leverkusen (ca. 160.000 Einwohner) kann bereits auf Dreharbeiten im Stadtgebiet verweisen. Produziert wurden hier u.a. Szenen für „Alarm für Cobra 11“, die „Wochenschau“ oder „Ladykracher“. Außerdem drehte Regisseur Kaspar Heidelbach am Schloss Morsbroich die Fernsehkomödie „Die verhexte Hochzeit“. In Kevelaer wurde bislang noch nicht gedreht, dabei bietet das 27.000 Einwohner zählende Städtchen im Kreis Kleve mehr als nur die berühmte Wallfahrtskulisse. FiMeA Im März wurde in Aachen der Verein Film und Medien Aachen, kurz FiMeA gegründet. Ziel der 21 Gründungsmitglieder ist die Bündelung und Strukturierung aller im Film- und Medienbereich tätigen Unternehmen der Region sowie die Förderung der Branche und die Außendarstellung seiner Mitglieder auf einer gemeinsamen Plattform. Ulla Nickel, Tel. (02408) 989011, [email protected] Andreas Pelzner, Tel. (0241) 9551711, [email protected] 15:13 Uhr Seite 10 Die Städte und Kreise des Netzwerkes: Aachen Bielefeld Bochum Bonn Düsseldorf Duisburg Dortmund Erftkreis Essen Hamm Herne Hürth Kevelaer Köln Leverkusen Lünen Mönchengladbach Münster Münsterland Rhein-Kreis Neuss Kreis Siegen-Wittgenstein Viersen Wuppertal „Motivwechsel“ lautet der programmatische Titel einer Ausstellung, die LocationScouts aus NRW gemeinsam mit der Filmcommission NRW entwickelt haben. Mit der Auswahl der Bilder, die auch auf dem Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW zu sehen sind, wollen die Scouts ungewöhnliche Blicke jenseits der gewohnten Perspektiven auf das Filmland werfen. In dieser und Infos unter www.locationnrw.de der nächsten Ausgabe wird der Newsletter einige Locations der Ausstellung, die von Nicque Derenbach (scout & find) und Andrea Baaken (Filmmost wanted Tel. (0700) 75747372; [email protected] commission NRW) konzipiert wurde, präsentieren. LocationAusstellung Die Location-Ausstellung der Filmcommission NRW ist weiter auf Tour: Nach einer Kurzvisite in Brüssel sind die großformatigen Fotografien mit ausgewählten Motiven aus NRW anlässlich des 75. Stadtjubiläums vom 7. bis 21. Juli im Rathaus Barmen (Öffnungszeiten: Montags bis Freitags zwischen 7.30 und 20.00 Uhr) zu sehen. Die Stadt Wuppertal und die Wuppertaler Kinos Theater an der Gathe, CinemaxX und Cinetal veranstalten außerdem „Wuppertaler Kinowochen“ in denen u.a. in Wuppertal gedrehte Filme wie „Der Krieger und die Kaiserin“, „Der Poet“ und „Das Experiment“ gezeigt werden. www.wuppertal.de. Die Bilder sind auch auf der Motivdatenbank www.locationnrw.de zu finden. LocoMotiv Tel. (0221) 1207821; [email protected] 10 [email protected] – Location • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 11 iconworx Tel. (0234) 9117382; [email protected] Kontakt: ZeitRaum RechercheLocation Tel. (0221) 132527; [email protected] Motivwechsel Tobias Roelin Tel. (0172) 5324331; [email protected] Location – [email protected] 11 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 12 Die Kinobranche scheut das schöne Wetter, und damit es nicht so schlimm kommt, wenn es schön wird, geht sie open air. Landauf, landab laden die Kinos zum sommerlichen Out Door-Event. „Findet Nemo”, „Liegen lernen”, „L’Auberge Espanol” und „Lost Open air in NRW Stars unter Sternen in Translation” sind dabei nach einer nicht repräsentativen Umschau die Hits der kommenden Sommernächte. A uch die Filmstiftung NRW ist sommerlich aktiv und veranstaltet erneut die Tour der FilmSchauPlätze, die dieses Jahr wieder durch NordrheinWestfalen führt. Der Clou der Filmreihe: Nur für einen Tag wird die Open Air-Leinwand an einem atmosphärisch besonderen Ort aufgestellt, um dort einen zu diesem Ort passenden Film zu präsentieren. Fester Programmbestandteil ist ein Überraschungskurzfilm aus NRW, der das abendliche Filmprogramm eröffnet. Bei den einzelnen Veranstaltungsorten organisieren die lokalen Partner ein auf Ort und Film abgestimmtes Rahmenprogramm, das nicht nur kulinarische Genüsse beinhaltet. Bei allen Vorführungen ist der Eintritt frei. Filmschauplätze Wieder mit dabei sind z. B. Schloss Haag in Geldern („Harry Potter, Teil 1” am 24.07.) und das Schiffshebewerk Henrichenburg bei Waltrop („Montags in der Sonne”, 31.07.). Daneben gibt es neun neue Locations, darunter etwa der Förderturm in Bönen („Jede Menge Kohle”, 15.8.) und die Burg Adendorf in Wachtberg bei Bonn, wo NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück am 21. Juli die Veranstaltungsreihe mit „Das Wunder von Bern” als Schirmherr eröffnet. Wer mag, kann das Land an Rhein und Ruhr cineastisch entdecken. So ist der Niederrhein u.a. mit dem Stahlwerk in Willich („Brassed off”, 07.08.) und dem Abteiplatz in Kamp-Lintfort („Der Name der Rose”, 06.08.) präsent. In Westfalen werden u.a. der Golfplatz in Fröndenberg („ Tin Cup”, 22.08.) und das Bergkamener Sportbootzentrum Marina Rünthe („Master and Commander”, 24.08.) zu Film- 12 schauplätzen und im münsterländischen Havixbeck die Burg Hülshof („Herr der Ringe III”, 14.08.) Die FilmSchauPlätze sind in das europäische Projekt Cinésites eingebunden, das mittlerweile in mehreren europäischen Ländern stattfindet. Das gesamte Programm gibt es unter www.filmschauplaetze.de oder www.filmstiftung.de. Bei der Filmstiftung NRW ist auch das Programmheft erhältlich. Hafenlichtspiele Auf gutes Wetter hofft auch die Filmwerkstatt Düsseldorf, die während ihrer Hafenlichtspiele 2004 (30.07. – 06.08.) im Medienhafen in jeder Nacht eine besondere künstlerische Note setzt – gefördert von der Filmstiftung NRW. Die „Nacht der Künstler” (30.07.) ist eine „Homage an Günther Uecker” - so auch der Titel der Dokumentation von Michael Kluth, die dort Kino-Premiere hat. In der folgenden „Mu- Leverkusen, Schloß Morsbroich: „Frida“ sik-Nacht” (31.07.) sind u.a. die Dokumentationen „Rebel Music” über die mexikanische Zapatisten-Band Panteon Rococo und „Babylon’s Fever” über Manu Chao’s Europa-Tournee 2001 zu sehen. Am 1. August blendet in der „Eine Welt-Nacht” (01.08.) der Film „Amandla!” zurück auf 40 Jahre – auch musikalischen - Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika. Bei Einbruch der darauffolgenden „Nacht der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen” (02.08.) kommt es in unmittelbarer Bönen: „Jede Menge Kohle“ Nähe des Firmensitzes zur Aufführung von „Halbe Miete”. „A propos du film” heißt es in der „Nacht des Institut Français” (04.08.), in der eine Kurzfilm-Auswahl aus den Beständen der Cinémathèque de Toulouse zu sehen ist. Es folgen die „Nacht der filmsociety Düsseldorf” mit Helmut Käutners „Unter den Brücken” (04.08.), die „Media Art-Nacht” mit Highlights vom Media Art Festival Paris (05.08.) und zuletzt die „Nacht des Platzda! Sommerauftritts”, in der zunächst ein interaktives Rhythmus-Orchester mit 200 Instrumenten für Bewegung sorgt. Im Hauptprogramm beweist der junge texanische Filmemacher Wes Anderson mit der irrwitzigen Familien-Komödie „The Royal Tennenbaums”, dass er zu den großen Regie- und Autoren-Talenten Hollywoods zählt. Das vollständige Programm unter www.filmwerkstatt.de. [email protected] – Sommerkino • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 13 Arkadenhof der Universität, Foto: Bonner Sommerkino Wachtberg: „Das Wunder von Bern“ Stummfilmtage Bonn Jenseits des sommerlichen Main-Streams bewegen sich auch die Internationalen Stummfilmtage in Bonn (05. – 15.08.), die der Förderverein Filmkultur Bonn in Kooperation mit dem Filmmuseum München und der Bonner Kinemathek im Rahmen des „Bonner Sommers” veranstaltet. Das von der Filmstiftung NRW geförderte Jubiläum (20 Jahre) wird mit dem deutschen Klassiker „Die Liebe der Jeanne Ney” (1927) von G. W. Pabst eröffnet. Begleitet wird der Film von den Musikern Aljoscha und Sabrina Zimmermann mit einer eigenen Komposition. Unter freiem Himmel und bei LiveMusik kommen im Arkadenhof der Bonner Universität weitere Filmschätze aus der Frühgeschichte des Kinos zur Aufführung - vom japanischen Film „Das Schloss aus Wind und Wolken” (1928) von Toko Yamazaki über den mehrfarbig viraWaltrop: „Montags in der Sonne – Los Lunes Al Sol“ Sommerkino – [email protected] gierten isländischen Film „Berg Ejvind und seine Ehefrau” (1918) von Victor Sjöström bis hin zu „Shiraz, das Grabmal einer großen Liebe” (1928) von Franz Osten. Das Filmprogramm beinhalt auch Klassiker wie Luis Bunuels Meisterwerk „Ein andalusischer Hund”, Harry Piels actionreiches Zirkusdrama „Was ist los im Zirkus Beely?” und Stroheims Verführungsdrama „Törichte Frauen”. Den Abschluss des Festivals bildet eine Movieton-Soundtrack-Version des Films „All quiet on the Western Front” von Lewis Mileston aus dem Jahr 1930. Zu den Musikern gehören in diesem Jahr neben den Zimmermanns auch wieder der Komponist, Dozent und Dirigent Günter A. Buchwald, der zu über 600 kurzen und langen Stummfilmen den Kinoton geliefert hat. Auch Heiligenhaus: „Easy Rider“ der Londoner Komponist, Autor, Pianist und Schauspieler Neil Brand ist bereits seit längerem Gast der Stummfilmtage. Schließlich ist Joachim Bärenz, der 2003 den von der Filmstiftung NRW und dem Verband der deutschen Filmkritik ausgelobten Filmkritikerpreis erhielt, seit Beginn des Bonner Sommerkinos als Musiker dabei und wird auch in diesem Jahr mit seinen Improvisationen die Stummfilme begleiten. Neu zu Gast ist der Filmkomponist Marius Ruhland, der unter anderem die Filmmusik zu Tom Tykwers „Heaven” komponierte. Das ganze Programm unter www.bonnerkinemathek.de 13 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 Seminare für NachwuchsProduzenten Dass MEDIA jungen Produzenten wirksam Starthilfe gibt, hat Stephanie Bahr gleich zweimal erfahren. Erstklassige Nachhilfe in Sachen Finanzierung und Vertrieb erhielt die Bonner Produzentin im März am AKMI Management Seminar für Film-Produzenten, einem Weiterbildungsangebot von MEDIA im griechischen Thessaloniki. Das griechische Ausbildungsinstitut organisiert ein Trainingsprogramm für Produzenten, Juristen, Redakteure und Medienschaffende aus dem Film- und TV-Bereich. „Das gewonnene Wissen aus den Vorträgen konnte man sofort in Gruppenarbeit an Hand eines konkreten Beispiels durchspielen“, so Stephanie Bahr. Für ihre junge Produktionsfirma Montagnola Productions, die eine internationale Dokumentations-Serie über Kameramänner entwickelt, fand Bahr bei AKMI einen tieferen Einblick in Businessplanning, Finanzierung und Co-Produktionen. „Jeder, der einen Einstieg in die Gründung einer eigenen Produktionsfirma sowie einen Einblick in Finanzierungsstrukturen für die Entwicklung von eigenen Projekten sucht, sollte dieses Seminar in Griechenland besuchen. Er bekommt einen intensiven Überblick, Rat und viele neue Kontakte“, sagt Bahr. Mehr Infos: www.akmikek.gr/akmimedia/ Als ebenso bereichernd empfand Bahr ihre dreitägige Stippvisite im April in der Discovery Campus Masterschool in München. „Die angebotene Open Session ‚Secrets of TV - Commissioning Editors pitching their timeslots’ bot viele Anregungen und einen guten Überblick über Vertriebsstrategien. Es war eine wunderbare Einführung in die TV- und Doku-Welt. Und die Möglichkeit, von 15 Top-Redakteuren (u.a. BBC, arte, NDR, SWR, France5) Einblicke in ihre Programmgestaltung zu bekommen und zu erfahren, wie man sie am besten kontaktiert, ist wie das Öffnen einer Schatztruhe“, so Stephanie Bahr. www.discovery-campus.de MEDIA: New Talent Preis Die britische Autorin Duane Hopkins, 31, ist die erste Gewinnerin des New Talent Award. Die EU-Kommissarin für Bildung und Kultur Viviane Reding zeichnete Hopkins in Cannes für das Drehbuch „Better Things“ aus. Der Preis wird in Verbindung mit der neuen MEDIA-Entwicklungsförderung verliehen, in deren Rahmen die britische Produktionsfirma Third Films für das Projekt 50.000 Euro erhalten hat. Auch die Kölner Gebrüder Beetz Filmproduktion war in der New Talent Initiative erfolgreich. Mit ihrer Doku „Amerikas geheimer Krieg in Laos“ qualifizierte sie sich für 30.000 Euro Förderung. 14 15:13 Uhr Seite 14 Die Förderlinie MEDIA New Talent bietet Firmen, deren Mitarbeiter ein Projekt innerhalb einer Langzeit-MEDIATrainingsinitiative in 2002 oder 2003 entwickelt haben, Unterstützung im Bereich Development. Damit ermöglicht MEDIA New Talent zusätzliche Entwicklungs- Dieter Zeppenfeld über MEDIA und sein Projekt Eiszeiten förderung für Projekte, die bereits aus dem Bereich Training von MEDIA profitiert haben. Dieter Zeppenfeld, Geschäftsführer und Produzent der Aachener Zinnober Filmund Fernsehproduktion GmbH berichtet über sein Projekt „Eiszeiten“ und seine Erfahrungen mit der Förderinitiative Media New Talent & Step By Step, das von MEDIA unterstützte Stoffentwicklungsprogramm für Autoren und Produzententeams. Herr Zeppenfeld, worum geht es bei „Eiszeiten“? Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele norwegische Frauen, die Kinder von deutschen Soldaten bekommen hatten, in Norwegen interniert. Ein Teil dieser Kinder wurde nach Deutschland abgeschoben. Später, während des Kalten Kriegs, benutzte die DDR die Identitäten einiger dieser Kinder, um Spione nach Norwegen einzuschleusen. Der Film erzählt die Geschichte einer Spionin, die jetzt befürchten muss, dass ihre wahre Identität aufgedeckt wird und damit ihre Familie auseinander bricht. Regisseur wird Georg Maas sein, das Buch basiert auf einem Roman von Hannelore Hippe, von dem Maas begeistert war. So kam es zur Zusammenarbeit der beiden am Drehbuch. Bis Herbst 2005 soll die Finanzierung von „Eiszeiten“ stehen. Dann läuft die Vorbereitungszeit und 2006 soll gedreht werden. Warum haben Sie das Projekt „Eiszeiten“ ausgerechnet im Rahmen dieser Initiative eingereicht? Wir hatten über MEDIA New Talent in den News gelesen. Nach einigen Abwägungen und einer Beratung durch die MEDIA Antenne fanden wir die MEDIA New Talent Initiative geeigneter für uns als die traditionelle MEDIA Developement Förderung, weil es unser erster Antrag bei MEDIA ist und auch die Kreativen des Projektes noch nicht so große Spielfilmerfahrung haben. Wie war die Erfahrung mit Step by Step? Wir haben uns dann für Step by Step entschieden, weil es eine umfangreiche Beratung anbot und die Produzenten in den Prozess einbezog. Bei Step by Step trafen sich die Autoren mit Dramaturgen dreimal eine Woche über ein halbes Jahr verteilt in Gruppen mit zwei bis drei Projekten. In der letzten Woche gab es dann noch ein Seminar für alle Produzenten, in dem über die Vermarktung der Projekte gesprochen wurde. Beide Ebenen haben uns sehr weitergeholfen. Unser Projekt war dramaturgisch durch die vielen Zeitebenen nicht so leicht in den Griff zu bekommen und da hat die Beratung bei Step by Step geholfen. Auch die Produzentenberatung war an vielen Punkten hilfreich in der Bewertung der internationalen Möglichkeiten unseres Projekts. [email protected] – MEDIA Wie kam die Verbindung mit Norwegen zustande? Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck haben wir den dänischen Produzenten Per Holst angesprochen. Der war von „Eiszeiten“ angetan und hat einen Kontakt zu Axel Hegeland in Norwegen hergestellt. Auch Axel fand das Projekt interessant und bei einem Treffen während der Berlinale haben wir uns als Koproduzenten gefunden. Manchmal geht es ja auch ganz einfach. Wollen Sie das Projekt auch weiterhin international realisieren? Wir möchten „Eiszeiten“ auch mit Eurimages-Förderung finanzieren. Axel Helgeland kümmert sich zur Zeit um andere skandinavische Produktionen. Wir haben Kontakt zu einem holländischen und einem französischen Produzenten, mit denen wir schon bei dokumentarischen Formaten zusammengearbeitet haben. Wie nutzen Sie hierbei die MEDIA-Förderung? Im Moment braucht es als erstes ein Recherche-Tour der Autoren in Norwegen. Dazu und natürlich zum Aufbau des kompletten Koproduktionspaketes werden wir die MEDIA-Förderung einsetzen. • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 15 Erfahrung Israel Eine große Delegation begleitete Politik, Film und Balagan den NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück, als der im Mai VON BETTINA BROKEMPER eine politische Reise nach Israel und in die palästinensischen Autonomiegebiete unternahm. Mit dabei waren Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, sowie Bettina Brokemper, Produzentin und Geschäftsführerin der jungen Kölner Produktionsfirma Heimatfilm. Brokemper hatte bereits kurz zuvor mit Neue Impuls Film beim Dreh des Films „Die Syrische Braut“ intensive Erfahrungen mit dem Leben und Arbeiten in Israel gemacht. Für den Newsletter berichtet sie von ihren Erlebnissen auf der Reise und während der Dreharbeiten. I n letzter Zeit gab es zwei Brückenschläge zwischen NRW und Israel, an denen ich teilhaben durfte. Anfang Mai war Ministerpräsident Peer Steinbrück mit einer Delegation, der auch Filmschaffende und Produzenten angehörten, zu Besuch in Jerusalem. Kern des kulturellen Programms war die Teilnahme an der Eröffnung einer Konferenz deutschstämmiger Juden, „Jeckes“ genannt, deren Generation wesentlich am Aufbau und an der Gestaltung des jungen Israel mitgewirkt hat. Bereits zum Jahresende 2003 drehte die Neue Impuls Film die deutsch-israelisch- französische Koproduktion „Die Syrische Braut“ an Originalschauplätzen in Israel. Der Spielfilm „Die Syrische Braut“ handelt von Monas Hochzeitstag, wahrscheinlich der traurigste Tag ihres Lebens, da sie nach ihrer Heirat mit dem syrischen Fernsehstar Talal nie wieder in ihr Heimatdorf in den israelisch besetzten Golanhöhen zurückkehren darf. Der Film porträtiert Monas Familie und symbolisch den gesamten Konflikt des Nahen Ostens: Juden und Araber, Israelis, Syrer, dazwischen die religiös geführte Gemeinschaft der Drusen. Menschen, deren Leben bis heute von den Grenzziehungen nach dem ersten Weltkrieg und den Folgen der Kriege 1948 und 1967 geprägt wird. Regisseur Eran Riklis, der zusammen mit der arabischen Autorin Suha Arraf das Drehbuch geschrieben hat, begann schon im Exposé-Stadium die Kooperation mit mir und Michael Eckelt, Neue Impuls Film, als Produzenten. Früh konnte auch Antoine Clermont de Tonnere, MACHT Paris, als Koproduzent gewonnen werden. Die Dreharbeiten fanden von November 2003 bis Januar 2004 in der Nordhälfte Israels statt und führten das Team von Originalschauplätzen in den Golanhöhen über die Vororte Jerusalems und Haifas nach Tel Aviv in eine stillgelegte Grundschule, in der Innenaufnahmen einer Polizeikaserne gedreht wurden. Die im Film ausführlich gezeigte Grenze mit Israel – [email protected] Stacheldraht und UN-Zone musste an anderer Stelle nachgebaut werden. Augenfällig waren die großen Unterschiede im Klima des geographisch kleinen Landes: Einerseits der feucht-warme, dichtbesiedelte Küstenstreifen, andererseits das kühle Klima in den Bergen. Nach der ersten Woche in einem arabischen Dorf außerhalb Jerusalems war das gesamte Team erkältet. Der Drehort lag in 800 Metern Höhe und die steilen Hänge und die wenigen Stunden Sonnenlicht taten ein übriges, um sich wie im Kühlschrank zu fühlen. In den Golanhöhen lag dort, wo wir unseren Dreh im November begannen, gegen Jahresende Schnee. Silvester feierten wir zwischen zwei Drehtagen in einem drusischen Dorf, das heute ein Vorort der alten „Jeckestadt“ Haifa ist. Der Cast bestand größtenteils aus arabischen Schauspielern. Besonders bemerkenswert ist, dass ein Spielfilm in Israel zu großen Teilen auf arabisch gedreht wurde und sich dabei an das israelische Publikum wendet, das sich relativ selten mit arabischen Themen beschäftigt. Das Team setzte sich aus israelischen Juden und Arabern, Franzosen und Deutschen zusammen. Schnell ergab sich eine freundliche, sehr professionelle Atmosphäre, bei der man den Israelis die lange Erfahrung im Dreh nach US-System anmerkte: Bis zum Beginn der Intifadah wurden regelmäßig amerikanische Großproduktionen im Land gedreht. Lustig war der tägliche „Balagan“ (hebräisch für „Durcheinander“), der trotz aller Professionalität immer wieder durchscheint und dem sich die Israelis durchaus bewusst sind. Jeder hat eine eigene Meinung und die wird selbstbewusst vertreten, bis sich die in der Armee erlernte Disziplin durchsetzt. Dieses Hierarchiedenken gibt einen Eindruck vom Einfluss der Armee auf die jungen Israelis, die nach drei Jahren Wehrdienst vier Wochen Reservedienst im Jahr leisten, der Vorrang vor privater Entwicklung und beruflichen Wünschen hat. Wenn das Gespräch auf die innenpolitische Situation kam, war auffällig, dass sich alle eine friedliche Lösung wünschen, aber kaum jemand die Vision einer Lösung hat, und sich Pragmatismus und Fatalismus die Waage halten. Der Besuch mit Ministerpräsident Steinbrück vertiefte viele dieser Eindrücke auf politischer Ebene. Neben dem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem für die Opfer des Holocaust war die Konferenz „Die Jeckes“ ein wichtiges Erlebnis. Die eher liberalen mitteleuropäischen Juden, die als Pioniere ins Land kamen und den Staat Israel aufbauten, werden heute durch die veränderten Bevölkerungsmehrheiten marginalisiert. Neben dem eigenen schwindenden Einfluss hat dies Auswirkungen auf die politische Ausrichtung des Landes, da viele später in großer Zahl eingewanderte Nationalitäten andere politische Ansichten und einen anderen Umgang mit den arabischen Nachbarn vertreten. Oben: Bettina Brokemper Rechts: „Die Syrische Braut“ 15 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 Mit zero west Produzent Kai Künnemann, der bei dem Internationalen Filmkongress der Filmstif- 15:13 Uhr Seite 16 Porträt Kai Künnemann tung NRW in einer Case Study das Projekt „Creep“ vorstellt, eröffnet der Newsletter seine neue Reihe mit Porträts von Filmmenschen aus NRW, in denen ihr Weg in den Job vorgestellt wird. N ach Schulzeit und Abitur im Jahr 1987 im westfälischen Münster sollte es zunächst einmal möglichst weit weg gehen. München bot sich an, um dort Zivildienst zu leisten und gleichzeitig erste Eindrücke in der Filmbranche zu sammeln. Die erzielt Kai Künnemann aber so richtig aber erst danach in Catherine Laackmanns Kölner Metropolis Filmtheater, wo er eine kaufmännische Berufsausbildung machte. An seinem Arbeitsplatz saß ihm das „Kinopublikum quasi auf dem Schoß. Das Publikum zu verstehen und die Mechanismen, die einen Film sein Publikum finden lassen”, war für ihn im Metropolis eine der wichtigsten Erfahrungen während seiner Ausbildung. Sein Interesse für die Verleiharbeit und die Vermarktung von Filmen war geweckt. 1991 wechselte Künnemann vom Ebertplatz zu Kölns größter Baustelle: dem Mediapark. Mit Gummistiefeln ausgerüstet galt es dort, den Cinedom der Constantin-Warner in Gang zu bringen. „Aufbauarbeit ist immer das Spannendste” und die beinhaltete in seinem Ressort die Programmierung der Kinos und die Verleihverhandlungen. Der Wunsch, selber noch stärker beim Filmemachen mitzutun, führte ihn 1992 zum Studium an die Filmakademie Baden-Württemberg ins schwäbische Ludwigsburg („Alle Versuche mich dem dortigen Dialekt anzupassen sind kläglich gescheitert”). In Bastian Cléves Studiengang Produktion gehörte er zum zweiten Jahrgang. Vorlesungen von Wieland Schultz-Keil oder Laurens Straub waren prägend. „Die Filmakademie war in den ersten Jahren eine fantastische Spielwiese, in der sich noch vieles finden musste und mit wahnsinniger Energie und Kreativität Projekte auf die Beine gestellt wurden.” Von dem Netzwerk der damaligen Kommilitonen profitieren die Absolventen noch heute. „Ludwigsburger sind 16 überall”, mittlerweile allerdings vor allem in Berlin, wie Künnemann etwas bedauernd anmerkt. Das Thema Selbständigkeit kam für den frischen Diplomanden 1996 noch zu früh und so suchte er nach einem Arbeitgeber, der Filmproduktion und Verleih unter einem Dach vereinte. Bei der Berliner Senator Film fand er in Hanno Huth einen Mentor, der ihn als seinen Assistenten in das „Kaltwasserbecken des Geschäfts” eintauchen und dann auch schwimmen ließ. Mit Senator Film verbindet Künnemann eine „turbulente, spannende Kai Künnemann Leben ist, was passiert, während man damit beschäftigt ist Pläne zu machen. John Lennon Fazit von Kai Künnemann über seinen Weg in die Medienbranche zero west Projekte: Minh-Khai Phan-Thi’s „Mein Vietnam” Christopher Smith’s „Creep“ Zeit”, denn dort machte er „vielleicht die unkonventionellsten beruflichen Erfahrungen” seines bisherigen Arbeitslebens. Die Leidenschaft und Konsequenz mit der bei Senator an der Produktion und dem Herausbringen von deutschen Filmen, wie „Die Apothekerin”, „Comedian Harmonsits” oder „Aimée und Jaguar” gearbeitet wurde, hat Künnemann beeindruckt. „Verleih ist ein hartes Geschäft. Am Montag liegen die Zahlen auf dem Tisch und man weiß, was man falsch oder richtig gemacht hat. Nur, es gibt eben keinen zweiten Anlauf.” Ende 1998 war es dann soweit: Um das Experiment Selbständigkeit zu wagen, zog es ihn wieder nach Köln. Zurück in der Domstadt arbeitete er als freier Producer und produzierte mit den Filmemachern Markus Mischkowski und Kai-Maria Steinkühler den Low-Budget- [email protected] – Porträt Spielfilm „Westend”. Der schwarz-weiß Film war zwar „nicht unbedingt ein ökonomischer Hit aber ein Publikumsliebling auf über 20 internationalen Festivals von Süd Korea, Rio De Janeiro bis nach San Francisco”. Nach der Erkenntnis, dass er nicht zum Einzelkämpfer geboren ist, fand Künnemann 2002 in den Westfalen Martin Hagemann und Thomas Kufus von der Berliner zero film Partner, mit denen er die zero west Filmproduktion GmbH gründete. Dort ist er seit 2003 als geschäftsführender Gesellschafter tätig. Trotz Branchenkrise hat er mit der neuen zero west ein arbeitsreiches erstes Geschäftsjahr hinter sich. Als Koproduktion mit der englischen Dan Films entstand an Drehorten in NRW und London der Film „Creep” mit Franka Potente. Dazu kamen Dokumentarfilmprojekte wie Minh-Khai Phan-This „Mein Vietnam” und Sandhya Suris „Safar”. Am 23. Juni fällt die erste Klappe zu „Rabenkinder” von Regisseurin Nicole Weegmann, mit der Künnemann in Ludwigsburg zusammen studierte. Und wenn alles gut läuft, geht im Februar 2005 in Kanada Jan Schüttes Verfilmung von Kurzgeschichten von Isaac B. Singer „Old Love” in Produktion. Der zero west stehen also produktive Zeiten bevor, in denen Künnemann die junge Firma behutsam weiter ausbauen will und in denen er „schon fast paranoid” den Overhead im Blick hält. „Was zählt, sind die Menschen mit denen man zusammenarbeitet und dass man das Gefühl hat, dort hin zu gehören, wo man steht”, so Künnemann. „Und das wird dann irgendwann auch wirtschaftlich Sinn ergeben. Oder?” • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 17 Jürgen Flimm, langjähriger Intendant des Thalia Theaters Hamburg und demnächst Ruhr- Filmkongress-Premiere triennale-Leiter, inszenierte Fernsehfilm. Am 19. Juni bildet Käthchens Traum „Käthchens Traum“ den Auftakt VON MICHAEL DLUGOSCH Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“ als zum Internationalen Filmkongress und der Cologne Conference. Der Sendetermin in der ARD ist für das Frühjahr 2005 vorgesehen. M it „Käthchens Traum“ hat der WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker) mit finanzieller Unterstützung der Filmstiftung NRW eine moderne Version des 1810 uraufgeführten Theaterstücks „Das Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist (1777 - 1811) für den Bildschirm produziert. Regie führte der Theater- und TV-Regisseur Jürgen Flimm, der 1979 seine erste Intendanz am Kölner Schauspiel mit einer Inszenierung genau dieses Kleist-Stücks begonnen hatte. Das Drehbuch stammt von Fernsehautor („Tatort“) und Regisseur („Engrazia“, 1990) Stefan Dähnert. Gentechnik, Anti-Aging, feindliche Übernahmen von Industriekonzernen (in diesem Fall in der Pharmaindustrie) und Sucht – das sind die modernen Komponenten, die Regisseur und Autor in Kleists romantisches Ritterspiel hineintragen. Als durch und durch zeitlos erweist sich das zentrale Thema der wahren Liebe. Bei Flimm und Dähnert ist Kleists männliche Hauptfigur Friedrich Wetter Graf vom Strahl (Tobias Moretti) der Chef des Gentechnik-Unternehmens Stauffen. Er hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen, weil sein erfolgreich getestetes Präparat gegen die Alterung des Menschen kurz vor der Markteinführung steht und die Konkurrenz nicht schläft. Kunigunde von Thurneck (Julia Stemberger) wirft nicht nur für ihre eigene Firma ein Auge auf die Mixtur - sie selbst ist davon abhängig, weil sie ewig jung bleiben will. So integrieren die Filmemacher Kleists Idee der heimlichen Mensch-Maschine Kunigunde, der jede Art des Intrigierens recht ist, bis sie vom Strahl als Liebhaber gewinnen kann. Der Graf glaubt derweil an eine durch zwei Cherubim an ihn heran getragene Prophezeiung während eines Deliriums, dass er mit einer bestimmten Frau die wahre Liebe finden werde. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um die junge Katharina aus Heilbronn. Gespielt wird sie von Teresa Weißbach, bekannt aus Leander Haußmanns „Sonnenallee“. Käthchen trifft als zunächst begeistertes Mitglied der AntiGentechnik-Bewegung bei einer Protestaktion auf vom Strahl. In ihm erkennt sie den ihr versprochenen „Ritter“ aus ihrer eigenen Prophezeiung wieder und folgt ihm fortan zum Unverständnis aller wie ein Schatten. Die beiden aus dem Hintergrund agierenden Engel (Armin Rohde, August Zirner) haben ihre liebe Mühe, zu erreichen, dass ein Herz zum Herzen findet. Sonderausgabe Filmkongress Der nächste Newsletter erscheint Mitte Juli und wird sich ausschließlich dem Internationalen Filmkongress widmen. Die Ausgabe umfasst Berichte über die Panels, die gezeigten Filme und den Koproduktionsmarkt. Ausnahmslos Schauspieler mit Theatererfahrung vereinigt Jürgen Flimm auf dem Bildschirm – „um Kleist gerecht werden zu können“, wie er selbst sagt. „Sprachlich ist alles Kleist. Es wird zu 99 Prozent Kleist gesprochen - ein paar Typen aus der Werbebranche lassen mal ein paar englische Brocken fallen aber der Plot wird rein über Kleist erzählt“, so Flimm. Gleichzeitig nutzt er die Möglichkeiten des Mediums Film bis ins Detail, indem er als Drehorte die Industrieanlagen im Landschaftspark Duisburg Nord und der früheren Zeche Zollverein Essen ausgewählt hat. Flimm fand dort ein Ambiente vor, das er einerseits als modern bezeichnet, das „andererseits auch wieder dem Verfall preisgegeben sei“ und somit zwar „einen morbiden Charakter, aber auch immer etwas Schönes, Geheimnisvolles“ habe. Spezial Filmkongress – [email protected] Tobias Moretti als Friedrich Wetter Graf vom Strahl, Foto: WDR 17 • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 Newsletter: Preise für deutsche Filme in Locarno, Venedig, San Sebastian und Berlin. Doch daheim in den Kinos retten die Komiker den Marktanteil. Wie kann man den hochgelobten Filmen helfen, ihr Publikum zu finden? Michael Schmid-Ospach: Wir haben ja in letzter Zeit mit „Good Bye, Lenin!” und „Das Wunder von Bern” sogar bewiesen, dass auch ausgezeichnete Filme Blockbuster werden können. Da haben wir Glück gehabt. Ich glaube aber auch, dass bei den anderen Filmen noch freie Besuchermargen sind, die wir durch verbessertes Marketing und durch ein besseres Image des deutschen Films ausschöpfen können. 15:13 Uhr Seite 18 Zum Start des Internationalen Filmkongresses der Filmstiftung NRW verortet der Newsletter im Gespräch mit Filmstiftungs-Chef Michael Schmid-Ospach die Lage des deutschen Films. Interview mit Michael Schmid-Ospach Die Kraft der Bilder Wo liegen die Grenzen? Sich vorzustellen, dass wir an den Wochenenden zuschlagen, wie zum Beispiel „Troja”, halte ich für illusorisch. Aber das ist in anderen Gebieten der so genannten Bewusstseinsindustrie ähnlich: Richtig spannende neue Bücher kommen in der Auflage auch nicht an die „Jerry Cotton“ Hefte heran. terien zu befragen und befragen zu lassen. Da gibt es genug Fragezeichen an die hohen Priester der endabrechnenden Kritik. Das bedeutet: Hochkultur verkauft sich nicht? Verkauft sich sogar gut in der Gruppe, die für Hochkultur immer ansprechbar ist. Inwieweit sie auch andere anstecken kann, ist schwer vorherzusagen. Manchmal ist das ein echter Langstreckenlauf. Langstreckenläufer brauchen Ausdauer. Brauchen gerade kleine Filme nicht mehr Zeit im Kino, um entdeckt zu werden? Oder sollte man ihnen mit einem Neustart nicht eine zweite Chance geben? Die Situation in den Kinos ist ja nicht so, dass sie soviel Kraft und Luft hätten, sich auf schwierige Experimente besonders freudig einzulassen. Und wegen der zehn Prozent, die durch einen Neustart noch abzuschöpfen sind, erhebliche eigene Werbeanstrengungen zu machen, ist schon einiges verlangt. Ich hoffe aber, dass die intelligenteren Multiplexe und auch die geförderten kommunalen Kinos immer mal wieder Klassiker und Perlen rauskramen und in Reihen zusammen stellen. Ich könnte sofort zehn Filme sagen, die ich so gerne noch mal wieder sehen würde. Filme von denen ich denke, dass sie völlig zu Unrecht abgestürzt sind. Aber – und das gilt für Autorennen wie bei Kinos – der Zweitstart ist immer der schwierigere. Wohl auch, weil das Kino nicht mehr der einzige Ort ist, an dem man Filme sehen kann. Raubkopien werden ein Thema des Filmkongresses sein. Wie groß ist die Bedrohung? Es ist eine veritable Bedrohung. Wenn sie auf einer schlechten Kopie einen Film en miniature gesehen haben, dann gehen sie nicht noch mal ins Kino, selbst wenn er ihnen gefallen hat. Damit bringen sie sich um ein wichtiges Erlebnis und sie bringen die, die eine geistige und ma- 18 Michael SchmidOspach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW terielle Leistung erbracht haben, um den Ertrag ihrer Arbeit. Ich bin nicht für eine Kriminalisierung überhaupt, wohl aber strikt gegen die kommerziellen Piraten. Das ist kein Kavaliersdelikt. Gibt es bei der Jugend einen Wandel der Rezeption vom Kino zum Laptop? Das wäre absolut schrecklich, wenn das Kinoerlebnis so schrumpfen würde. Ein erheblicher Verlust, denn was man mit einer kleinen gebrannten Scheibe sehen kann, auch als Gruppenerlebnis übrigens, ist mit dem, was das Kino bieten kann, ja nicht zu vergleichen. Außerdem wird ja nicht unbedingt der neue Film von Oskar Roehler illegal gebrannt. Als aber die erste Raubkopie von „Good Bye, Lenin!” in China auftauchte, las sich das in der Presse fast als eine Erfolgsmeldung für die neue Stärke des deutschen Films. Das Problem der Raubkopien ist aber nicht das einzige Thema des Filmkongresses ... Wir werden die Filmkritik noch einmal beleuchten, denn unsere Großkritiker haben auch eine Verantwortung, sich und ihre Kri- Über was wird sonst noch diskutiert? Für die Branche lebenswichtig ist das Thema Verleih. Wir haben es „Lost in Distribution“ genannt. Das ist ein lebenswichtiges Prolbelm der drängenden Art. Die Finanzierungsfrage ist auf dem Kongress sozusagen ein Kontinuum. Allen Themen gemeinsam ist, dass wir in einer national sich begreifenden Produktionslandschaft nicht die Erfolge haben können, die wir insgesamt brauchen, um Rückschläge überwinden zu können und stark genug zu sein, um uns gegenüber anderen Kontinenten zu öffnen und uns auch auf anderen Kontinenten zeigen zu können. Dazu gehört auch die Arbeit der Export Union, deren Gesellschafter die Filmstiftung werden wird. Wie wird es dort weitergehen? Die Export Union traditioneller Art ist ja eine Selbsthilfeorganisation der Branche. Heute ist es ein größeres Unternehmen mit vielen Verbündeten. Dem trägt die angestrebte Neugliederung Rechnung. Wir haben es hier mit einem sehr schwierigen Geschäft zu tun, in dem man Filme in Frankreich ganz anders platzieren muss als in Los Angeles und auf dem subtilen Markt östlich von uns. Da reicht es nicht, irgendwo beim zweiten Frühstück in Cannes einen Film nach Lettland, in die Türkei oder was weiß ich wohin zu verkaufen und dann loszulassen. Wir müssen unsere Filme auch ein Stück als Botschaften Deutschlands rund um de Welt begreifen und entsprechend begleiten. Nur zu sehen, dass man die Kasse gefüllt hat, weil man einen Film in 14 Länder verkauft hat, ist zu wenig. Da gab es ja auch schon gute Anstrengungen, aber die muss man koordinieren und aktivieren. [email protected] – Spezial Filmkongress Nimmt das Ausland den deutschen Film als beachtenswertes Phänomen wahr? Natürlich wird der deutsche Film mit seinen Festivalerfolgen wahrgenommen. Da wird jetzt schon genau hingeguckt. Andererseits würde es mir schon reichen, wenn der deutsche Film endlich in der Normalität ankommt. Auf eine revolutionäre Erneuerung des Weltkinos aus Deutschland wartet niemand. Dabei passiert gerade im DokuBereich derzeit sehr viel. Mit „Die Spielwütigen” „Die Mitte” und „Höllentour” laufen im Juni gleich drei geförderte Dokus im Kino. Außerdem hat die Filmstiftung NRW mit ihrem Gerd-Ruge-Stipendium für den Nachwuchs gesorgt. Sind weitere Doku-Initiativen in Planung? Der Ruge-Preis hat wirklich noch an Profil gewonnen. „Worldwide“ heißt ein Projekt (Details siehe Seite 6), dass sich an den internationalen Markt richtet und das wir mit WDR-Intendant Fritz Pleitgen zusammen angestossen haben. Wie übrigens die Doku „Höllentour“ auch. Was werden die Highlights des Kinoherbstes? Ich werde mich nicht als Orakel versuchen. Die sind im Augenblick nicht allzu hoch im Kurs: In Petersens „Troja” zum Beispiel kam Kassandra überhaupt nicht vor. Trotzdem denke ich, dass Otto Waalkes „Die sieben Zwerge” ein guter Film ist, der intelligente Unterhaltung verspricht, und natürlich der neue Film von Oskar Roehler „Agnes und seine Brüder”. Und dann setze ich auf die kleinen und großen Wunder. Filme, wie „Bella Martha”, die plötzlich einen unerwarteten Erfolg haben, denn wenn ich etwas ganz sicher vorhersagen kann, dann dass auch in diesem Sommer und Herbst die Bilder ihre Kraft entfalten werden. • newsletter_01-19 4c 14.06.2004 15:13 Uhr Seite 19 „Schwierig, aber nicht hoffnungslos“ lautet der Titel des Eröffnungspanels des Internationalen Filmkongresses. Der Newsletter gibt eine Einführung zum Thema der deutsche Film auf dem amerikanischen Markt. Filmkongress Kreativer Exportüberschuss VON OLIVER BAUMGARTEN W er den deutschen Film im amerikanischen Markt sucht, der muss schon etwas genauer hinsehen. Während sich der finanzielle Rückfluss deutschen Engagements eher bescheiden ausnimmt, erweist sich Deutschland unter künstlerischem Aspekt gesehen als ein durchaus bedeutendes Exportland. Und das hat Tradition. Kreativexport Bereits in den 20er Jahren bewies Hollywood eine enorme Anziehungskraft auf deutsche Filmschaffende. Billy Wilder, Ernst Lubitsch oder F.W. Murnau gehörten einer ersten Welle an. Ihnen folgte eine Vielzahl politischer Emigranten ab den frühen 30er Jahren, deren künstlerischer Einfluss auf den US-Film unbestritten hoch war. Der gefeierte Film Noir etwa gehörte bis in die 50er hinein zu den Erfolgen der deutschen Regisseure Fritz Lang, Edgar G. Ulmer, Robert Siodmak, William Dieterle oder Curtis Bernhard. Bis heute gelang es deutschen Regisseuren immer wieder, auf dem amerikanischen Produktionsmarkt Fuß zu fassen, wie den beiden Blockbuster-Garanten Wolfgang Petersen und Roland Emmerich. Aber auch ein weniger bekannter Regisseur wie Uwe Boll, wegen künstlerischer und finanzieller Flops wie „Das erste Semester“ nach Kanada gegangen, feiert mit seinen durch eigene Fonds finanzierten Filmen beachtliche Erfolge. Seine Produktion „House of the Dead“ spielte jüngst über zehn Millionen Dollar ein. Seit dem expressionistischen Film hat auch der Export deutscher Kameraleute eine lange Tradition: von Karl Freund bis Jost Vacano oder Michael Ballhaus und Production Designer wie Ken Adam und Rolf Zehetgruber. Auch bei den Schauspielern begann es mit Emil Jannings, der für sein Stummfilmschaffen 1929 den aller ersten Oscar für die beste Hauptrolle erhielt, recht viel versprechend. Mit Einführung des Tonfilms zeigte sich bei ihm wie bei vielen anderen das Hauptproblem: der deutsche Akzent. Dennoch gelingt es deutschen Schauspielern bis heute, in Hollywood ihr Geld zu verdienen, wenn auch größtenteils in Rollen als Deutsche, zumindest Nicht-Amerikaner. Die Liste des Exports kreativer Schaffenskraft nach Amerika ist lang, doch bringt sie dem heimischen Filmmarkt, außer Freude über den persönlichen Erfolg und einen gewissen Imagegewinn, nur wenig. Die Gazetten sind voll, wenn Til Schweiger neben Sylvester Stallone in „Driven“ spielt. Doch wenn er zwei Monate später als Star im deutschen „Was tun, wenn’s brennt“ agiert, lässt sich mit 390.000 Zuschauern ein wirklich zündender Hollywood-Effekt nicht feststellen. Kapitalexport Finanziell prägten in den letzten Jahren vor allem Filmfonds die deutsch-amerikanischen Filmbeziehungen. Seit ihrer Einführung 1998 sollen deutsche Anleger bis 2002 über zehn Milliarden Euro in Filmfonds angelegt haben, die fast ausschließlich den Budgets von US-Pro- duktionen zu Gute kamen. Der Clou der Fonds bestand in einer bis zu 100-prozentigen Steuerabschreibung. „Reihenweise Oscars für Minister Eichel“, titelte deshalb am 30. März 2003 die Welt am Sonntag, als 13 Oscars an Filme wie „Chicago“, „Gangs of New York“ oder „Herr der Ringe“ gingen, die von deutschen Fonds mitfinanziert wurden und damit auch indirekt aus der Staatskasse. Im August 2003 hat das Bundesfinanzministerium mit einem Erlass das Schlupfloch gestopft, Fondseigner müssen fortan „unternehmerischen Einfluss auf Filmauswahl, Kostenkalkulation, Drehplan und Finanzierung“ nachweisen, um die Herstellereigenschaft zu erlangen und damit die Einlage steuerlich voll absetzbar zu machen. So oder so: Die Filmfonds werden der deutschen Filmwirtschaft nach wie vor kaum Nutzen bescheren. Zu wenig hat sie den lukrativen Verheißungen amerikanischer Blockbuster und damit dem Kapitalexport entgegen zu setzen. Filmexport Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika lag im letzten Jahr bei mageren 0,15 Prozent - in absoluten Zahlen ausgedrückt sind dies 2,2 Millionen Zuschauer. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Seit „Lola rennt“ in den USA so begeistert aufgenommen wurde, steigt das Interesse für den deutschen Film stetig. Von den deutschen Filmstarts der letzten zwei Jahre stechen „Nirgendwo in Afrika“ nach seinem Oscar-Gewinn mit 6,2 Millionen Dollar Einspie- Spezial Filmkongress – [email protected] lergebnis, „Bella Martha“ mit 4,2 und „Goodbye, Lenin!“ mit über drei Millionen heraus. Dabei ist der US-Markt für europäische Filme generell ein schwieriges Terrain. Es hat sich gezeigt: Nur wenn der deutsche Film seinen eigenen Formen und Möglichkeiten treu bleibt, können sich die Distributions- und PRBemühungen auf Dauer lohnen. Einen Film speziell auf den US-Markt hin zu produzieren, hat sich hingegen als riskant erwiesen und ist bislang ausschließlich europäischen Koproduktionen gelungen. Ein Film wie Bernd Eichingers Koproduktion „Resident Evil“ etwa, der mit 40 Millionen Dollar Einspiel in den USA durchaus erfolgreich war, hat seine Herkunft formal und inhaltlich geradezu verschleiert. Geben und Nehmen Und so ist es doch letztlich ein Geben und Nehmen: Hollywood braucht für seine Entwicklung seit fast hundert Jahren den kreativen Import – dreht einen Stoff mit US-Stars neu (siehe „Bella Martha“) oder ermöglicht manchem erfolgreichen Regisseur ein Hollywood-Debüt (siehe Tom Tykwer nach „Lola rennt“). Film-Deutschland auf der anderen Seite braucht die daraus erzielte internationale Aufmerksamkeit. Sich künstlerisch komplett nach dem Branchengiganten zu richten, würde dieses System empfindlich unterbrechen. Regie-Export Roland Emmerich: „The Day After Tomorrow“, Foto: Fox 19 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 20 Oliver Baumgarten sprach mit Peter Lohmeyer über Schauspieler, Gagen und Gelsenkirchener Barock Nie verbiegen Foto: Senator Newsletter: Wenn Du hörst, dass es in Deutschland bis zu 20.000 Schauspieler gibt, was geht Dir da durch den Kopf? Peter Lohmeyer: Ich sehe das Schauspiel immer noch als Handwerksberuf, den man an einer vernünftigen Schule erlernen sollte. Und wer von diesen 20.000 dürfte eine Ausbildung haben? Manche schaffen es auch ohne, wie Jürgen Vogel oder Daniel Brühl. Dass die dann gleich derart berühmt sind und nach oben durch schießen, ist schön für sie, doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Ohne Ausbildung in den Job zu kommen, halte ich keineswegs für zukunftsträchtig. Wer eine Ausbildung hat, dem bietet sich dann doch zumindest die Chance, noch irgendwo in der Provinz Theater zu spielen und nicht wirklich nur auf der Straße zu sitzen. Du hast Dir in der Branche den Status als Qualitätsmann erarbeitet. Wie bist Du dahin gekommen? Gleich nach meiner Schauspielschule bot mir Ivan Nagel, damals Intendant in Stuttgart, ein Engagement an und hatte mir die Hand darauf gegeben – das war quasi mein erster mündlicher Vertrag. Nur ein paar Tage später kamen Angebote von der Schaubühne, dem Schauspielhaus Bochum und einigen anderen. Würde man vom Fußball ausgehen, müsste man sagen, das waren die eindeutig besseren Vereine. Wie auch immer, ich habe den Vertrag mit Nagel nicht gebrochen und bin nach Stuttgart gegangen. Ich habe mich nicht verbogen, und diese Haltung habe ich bis heute durchgezogen. Und gehört nicht auch viel Glück dazu? Doch, keine Frage. Aber ich habe mich von Anfang an immer auch nach der Qualität des Buches und der Rolle gerichtet. Schließ- 20 lich trage ich als Schauspieler eine Verantwortung an der Geschichte und wie sie erzählt wird. Für mich macht es keinen Sinn, mich auf einen Stoff einzulassen, der vielleicht zwischendurch mal einen Durchblicker hat oder einen schönen Moment. Ein weiteres Kriterium war immer die Frage, mit wem mache ich etwas. Ich habe immer wieder Projekte abgelehnt, bei denen ich den Eindruck hatte, mit dem Regisseur werde ich mich nicht verstehen. Ich habe also jedes Angebot sehr genau unter der Fragestellung geprüft, warum ich das machen soll und das immer auch unter Berücksichtigung der Existenzfrage. Wenn man sich künstlerisch konsequent treu bleiben will, muss man eben manchmal lernen, auch hauszuhalten. Eine Zeit lang hing Dir das Prädikat „Lowbudgetmeyer” an. Hatte das auch mal zur Folge, dass Produzenten versuchten, Dir grundsätzlich die Gagen zu kürzen? Nein, das hat noch keiner versucht. Da können mir die Leute aber auch wenig vormachen, da ich ja selbst produziert habe. Da wo Geld da ist, da hole ich mir das dann auch ab. Ansonsten weiß ich gut, dass die Gagen – wobei das heute schon wieder etwas anders aussieht – einfach so dermaßen in die Höhe gestiegen sind, dass man sich wirklich Gedanken darüber machen sollte, lieber die Qualität des Films hoch zu halten. Vielleicht einen Drehtag dazu zu gewinnen, dadurch, dass der Anteil der Schauspielergagen am Produktionsbudget niedriger ausfällt. Als ich in Spanien und England gearbeitet habe und sah, was die dort verdienen, dann muss man sich mal klar machen, dass hier ein extrem hohes Level herrschte, und die wenigsten Schauspieler wirklich verdient haben, das zu verdienen. Oft wird ja mit Quoten argumentiert... Es kann mir keiner erzählen, dass bestimmte Gesichter im Kino oder Fernsehen derart ziehen, um diese Summen zu rechtfertigen. Es gibt genug Gegenbeispiele, dass ein Götz George oder Til Schweiger eben nicht automatisch für Erfolge garantieren. Ich fände es ja nicht schlecht, wenn es mit solchen Stars auch in Deutschland funktionieren würde, aber wenn der Film keine Qualität hat, dann kann auch ein Daniel Brühl nicht drüber hinweg helfen. Dominik Graf hat mal zu mir gesagt: „Sei doch stolz auf den Titel Independentschauspieler”. Was gibt’s besseres als unabhängig zu sein? Und wenn mal jemand eine gute Rolle wegen der Kohle abgelehnt hat, und ich habe sie angenommen, dann sage ich nur: „Danke, bist schön blöd!”, wenn es sich für die Geschichte gelohnt hat. Selbst Low Budget heißt ja, womöglich mehr zu verdienen als der Mensch, der morgens die Post bringt, und selbst der baut sich gerade sein Einfamilienhaus. So arm sind wir in Deutschland noch nicht. Du würdest also auf einen Teil Deiner Gage verzichten, wenn dieses Geld dann nachvollziehbar in die Qualität des Films investiert würde? Ja sicher. Wenn von vorn herein klar ist, dass der Schauspieleranteil zu hoch ist, und es gibt gleich am Beginn ein offenes Gespräch mit dem Produzenten, dann kann das Sinn machen. Ich bin generell lieber am Gewinn beteiligt, als dass ich vorher an der Qualität kratze, die womöglich nachher den Gewinn ausmacht. Es muss mir lediglich einleuchten, ich muss es im Vorfeld nachvollziehen können. Wie empfindest Du aus Deiner Position heraus die Politik, zunehmend auch Society-Promis zu besetzen? Ich habe das einmal bei einem Fernsehfilm erlebt. Da sollte ein Gesicht des Senders vermarktet werden. Ich habe mir von der Kollegin dann im Vorfeld etwas angeschaut und [email protected] – Schwerpunkt Schauspieler dachte mir, wenn der Sender will, dass sie das spielt, soll sie es tun. Aber ohne mich. Ich glaube wirklich daran, dass Qualität sich durchsetzt. Klar, es gibt im deutschen Fernsehen Gewohnheitsgesichter, die wird es noch in 20 Jahren geben, und neue Leute werden sich kontinuierlich in diese Gewohnheit hineinspielen. Das ist für den Gelsenkirchener Barock auch völlig in Ordnung. Ich habe das Glück, sagen zu können, dass ich meinen Beruf mit solchen Leuten nicht zusammen ausüben muss. In Filmen mit ordentlicher Qualität findet man auch heute immer noch eine wirklich gute Besetzung. Du gingst in Deiner Karriere also konsequent der Qualität nach und bist Unwägbarkeiten der Branche aus dem Wege gegangen? Nicht aus dem Wege gegangen, ich habe mich damit auseinander gesetzt und entsprechende Konsequenzen gezogen. Ich habe in diesem Job immer versucht, auch persönlich weiter zu kommen und habe nie das Gefühl, wirklich fertig zu sein. Worauf ich baue und woraus ich meine Selbstsicherheit ziehe, ist, dass ich ständig danach suche, meine Qualität zu steigern. Was sind Deine Wünsche für die Zukunft Deiner beruflichen Zunft? Ich würde mir wünschen, dass man sich mehr zuhört, und so eine aktivere Auseinandersetzung über gute, besonders aber auch über schlechte Filme hat. Es gibt viel zu wenig Diskussionen. Ich erhoffe mir beispielsweise von der Filmakademie, ein solches Forum zu werden. Den Schauspieler an sich wünsche ich mir vom Denken her sehr viel selbständiger. Und jeder sollte immer wieder einmal zwischendurch eine Reise ans Theater machen. An der Technik kann man immer noch weiter arbeiten, heißt es im Fußball. Wie viel Schauspieler hingegen glauben zu schnell: Das war’s jetzt. • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 21 und mit der Schauspielerin Elisabeth Degen („Aimée und Jaguar“) über den nicht selten ernüchternden Alltag des Schauspielerberufs. Anspruch und Wirklichkeit Sie sind an der Fritz-Kirchhoff-Schule Berlin zur Schauspielerin ausgebildet worden. War die Ausbildung auch dort, wie so häufig, eher theaterorientiert? Elisabeth Degen: Schon und das halte ich auch ehrlich für ein Manko und finde, es müsste in der Ausbildung deutlicher beides, Theater und Film, zusammen gebracht werden. Für beides zu arbeiten, entspricht ja auch der Berufsrealität. Auch die Vorbereitung auf Castings sollte im Unterricht regelmäßig thematisiert werden. Ein Casting ist auf seine Art eine eigene Welt, gerade auch im Vergleich zum Vorsprechen, weil es dort oft schlicht um Typfragen geht und man sich deshalb manchmal fast wie eine Ware behandelt fühlt. Wann haben Sie Ihre ersten Kameraarbeiten gemacht? Ich habe schon vor der Schule ein wenig für Film und Fernsehen gearbeitet, was man sich während des Unterrichts dann eher verbeten hat. Die Philosophie lautete: Geht erst ans Theater und sammelt dort Erfahrung. Und so habe ich mich zunächst drei Jahre lang aufs Theater gestürzt, was leider gleichbedeutend damit ist, für die Filmbranche erst einmal wieder außen vor zu sein. Auf der einen Seite, weil die Theater einen nicht allzu gerne für Jobs herauslassen, zum anderen weil auch Produktionen da sehr zurückhaltend sind und die vermeintlichen Probleme meiden, die Drehplanänderungen bei fest an Theatern Angestellten hervorrufen könnten. Andererseits gibt es auch Caster, die sich gerne Vorstellungen anschauen und sich da inspirieren lassen. Insgesamt hängt aber natürlich auch das mit dem Namen zusammen, denn prominentere Kollegen können sich das natürlich durchaus leisten. Wie gehen Sie vor, um sich einen gewissen Status im Beruf zu erarbeiten? Zumal die finanzielle Situation zunächst verlangen dürfte, zu nehmen, was einem geboten wird. Klar, wenn Not am Mann ist, muss man das tun. Und gerade jene, die vom Theater kommen, geraten zunächst oft in einen Konflikt mit ihren Ansprüchen – das ging uns allen so. Aber man lernt auch, sich die Projekte zu suchen, die diesen Ansprüchen gerecht werden, während man parallel Rollen spielt, die dem vielleicht nicht so genügen. Wobei ich wirklich sagen muss: Das ist beides ehrliche Arbeit. Ich habe vor einem Schauspieler, der tagtäglich für eine Soap arbeitet, genau so viel Respekt wie vor einem Filmschauspieler. Letztlich sind wir alles kreative Menschen, wir wollen arbeiten, wollen uns verwirklichen. Haben Sie bei Castings manchmal das Gefühl, dass es gar nicht zwingend darum geht, den Besten zu finden, sondern sehr schnell auch darum, den Prominentesten? Das ist leider so. Daran hängt der Glaube, Prominenz bedeute gleich auch Einschaltquote. Dabei stimmt das gar nicht. Es gibt sehr viele prominent besetzte Filme mit schlechter Quote und umgekehrt. Dieser Aberglaube herrscht leider trotzdem immer noch in breitem Maße. Ich habe ähnliches auf einem Casting auch selbst erlebt. Es kam eine Kollegin mit einem größeren Namen, und zack, ist sie es, wobei ich dachte, dass das mit Schauspielqualität nichts mehr zu tun hatte. Geht das selbst bis in die kleinsten Rollen hinein? Sicher, auch das kommt vor. Wir schauen uns ja einiges aus Amerika ab, leider nicht immer das Positive. Und dort ist es gerade relativ hip, für kleinste Rollen Promis zu nehmen, um mit ihnen ein Sahnestück aufs Ganze zu setzen. In erster Linie heißt das aber für mich, dass ich weniger zu arbeiten bekomme. Man gibt auf Castings sein Herzblut, und dann öffnet sich die Tür, jemand kommt herein und wird bevorzugt. Das hat schon etwas frustrierendes und bedeutet, dass man schwer an Rollen herankommt. Das ist bitter. Wie beurteilen Sie die Gagensituation in Deutschland? Eher problematisch, denn die Schere klafft ziemlich. Mittlerweile kommen Angebote von nur 800 Euro Tagesgage herein, inklusive Anreise und Unterkunft. Das ist ein massives Problem. Da hast du mal einen Drehtag ergattert und bekommst 800 Euro, wovon Steuern, Agentur und womöglich noch Anreise abgehen. Das ist schon verdammt wenig. Es gibt Anrufe bei meiner Agentur, man suche einen Schauspieler, der bitte, bitte vor Ort wohnt. Da wird dann also die Kartei durchgegangen nicht nach dem Kriterium, wer passt zur Rolle, sondern in erster Linie: Wer ist vor Ort! Soviel auch noch einmal zum Thema Qualität. Das ist schon absurd, aber nicht mehr ungewöhnlich. Jedem Büro-Angestellten wird völlig selbstverständlich eine Dienstreise bezahlt. Ich denke, wir verlangen da nichts Unverschämtes. Wie viele Tage im Jahr müssten Sie drehen, um gut versorgt zu sein? Es kommt natürlich darauf an, wie viel ich pro Drehtag bekomme. Aber sagen wir mal so: Wovon ich – rein technisch gesehen und bescheiden angesetzt – gut leben könnte, wären so drei Drehtage im Monat. Das ergibt etwa 12 Nebenrollen im Jahr. Das ist ziemlich viel. Das ist sehr viel und fast illusorisch. Viele von uns leben deshalb ja vom Arbeitslosengeld oder von Nebenjobs. Über Theaterprojekte und Lesungen kann ich über das Jahr verteilt natürlich auch einiges kompensieren. Aber um Arbeitslosengeld zu bekommen, müssen wir im Moment 365 Tage Beschäftigung in einem Zeitraum von drei Jahren nachweisen, was sich mit Hartz III demnächst sogar noch etwas verschärfen wird. Schwerpunkt Schauspieler – [email protected] Da muss sich die Kreativität des Berufs im persönlichen Lebensmanagement fortsetzen... Absolut. Da ist auch sehr wichtig und besonders hilfreich, wenn Du eine gute Agentur hast, die das zum Teil übernimmt. Da bin ich gut aufgehoben, aber mir ist es auch wichtig, einige Dinge selbst zu unternehmen in Richtung Theater und Lesungen, um auf diese Art weiter Kontakte zu knüpfen. Was ist Ihr beruflicher Zukunftswunsch? Was meine Arbeit anbelangt, wünschte ich mir, regelmäßiger spannende Sachen drehen zu können. Generell würde ich Castern, Besetzern und Produzenten mehr Zeit wünschen, um Fantasie bei der Besetzung von Rollen zu entwickeln. Dass selbst in Bildern von Schauspielern mehr der Mensch und weniger die Ware gesehen würde, dass man sich also mit den Schauspielern etwas mehr auseinandersetzt. Außerdem werden Soaps und Serien fast ausschließlich unter 35 besetzt, es herrscht also so ein seltsamer Jugendwahn, der auch nicht wirklich in die Tiefe geht. Und vor allem wünsche ich unserer gesamten Branche viel mehr Mut in jedweder Richtung. 21 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 Nach Jahren des stetigen Wachstums stagnieren 15:14 Uhr Seite 22 Schauspielergagen sich mit der neuen Situation Die fetten Jahre sind vorbei zu arrangieren. VON RÜDIGER SCHMITZ-NORMANN die Schauspielergagen – auf hohem Niveau. Produzenten und Darsteller versuchen, ie Neunziger waren eine goldene Zeit für Schauspieler. In den USA wurde Julia Roberts Friseur während des Drehs mit 60.000 Dollar entlohnt, Jim Carrey brauchte zwei Köche am Set – einen für sich und einen für seinen Leguan. Auch hier zu Lande wurden Darsteller nicht mehr als Schauspieler, sondern als Markenartikel gehandelt. Stars bringen Quote, so das Credo von RTL-Macher Helmut Thoma. Moderatoren und Schauspieler wurden von den aufkommenden Privatsendern abgeworben – mit viel Geld. Vorbei die Quasi-Monopolzeiten der Öffentlich-Rechtlichen, in denen Spitzendarsteller wie Hansjörg Felmy umgerechnet 15.000 Euro für einen kompletten Film bekamen. „Zwischen 1991 und 2001 stiegen die Schauspielergagen jedes Jahr durchschnittlich um mindestens zehn Prozent“, so Ludwig Krecker, Leiter der Zentralabteilung Fernsehen beim ZDF. Top-Namen wie Lauterbach oder Adorf wurden in den Medien mit umgerechnet 10.000 Euro pro Tag gehandelt – weder bestätigt noch dementiert. „Gerechtfertigt ist die Gage, die sich in den Verhandlungen erzielen lässt“, so der Agent Bernhard Hoestermann (Claudia Michelsen, Julia Jäger) 1998 zum Focus. Durch Filmfonds war auf einmal Geld vorhanden für internationale Ko-Produktionen. Darsteller wie Til Schweiger und Franka Potente spielten plötzlich neben Sylvester Stallone und Matt Damon. Von Schweiger wurde eine Kinofilmgage von 500.000 Euro kolportiert – auch diese Zahl wurde nie kommentiert. Doch die fetten Jahre sind vorbei. „Die Zahl der eigenproduzierten Fernsehfilme sank von 350 im Jahr 2001 auf 200 im Jahr 2004“, so Johannes Kreile, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fernsehproduzenten. Verständlich: Schließlich kostet eine Sendeminute Reality-Show etwa 2000 Euro – eine Minute TV-Movie dagegen 14.000 Euro. Dass Das sagt … D 22 ein Tatort im Schnitt sieben Mal gesendet wird und damit seine hohen Kosten relativiert, fällt kaum ins Gewicht. Das Geld muss heute da sein. Für einen 90-Minüter bekommen die Produzenten im Schnitt 1,3 Millionen Euro, vor zwei Jahren waren es noch 1,5. Die Gagen stagnieren dagegen auf hohem Niveau. Folge: Den Produzenten laufen die Kosten weg. Die Schauspieler: Reich wird selten einer Veronica Ferres in „Die Manns“, Foto: WDR Veronica Ferres über Lust und Leid, Schauspielerin in Deutschland zu sein. Um als Schauspieler in Deutschland erfolgreich zu sein, muss man vor allem ... „versuchen, an sich selbst zu glauben. Wenn Du es nicht tust, wir sollen es dann die anderen können? Man muss sich informieren, welche Filme und Theaterstücke in Vorbereitung sind und sich dort bewerben, wo man mit besonderem Herzblut dabei sein möchte.“ Wer drei Jahre nach Ausbildungsende noch nicht von seinem Beruf leben kann, der sollte... „die Hoffnung nicht aufgeben, sich aber ein zweites Standbein schaffen!“ Besser würde es dem deutschen Film gehen, wenn die Schauspielschulen... „mehr zur Selbständigkeit, zur eigenen Meinung und zur Einzigartigkeit eines jeden Künstlers ermutigen würden.“ [email protected] – Schwerpunkt Schauspieler „Die Spitzengagen verzerren das Bild“, sagt Schauspieleragent Roland Forster, der unter anderem Ottfried Fischer und Sissi Perlinger vertritt. Von den rund 15.000 Darstellern in Deutschland zählen nur etwa zwei Dutzend zur Spitzengruppe. Sie verdienen geschätzte 6000 bis 7500 Euro Tagesgage: Heiner Lauterbach, Heinz Hoenig, Mario Adorf, Heino Ferch, Ben Becker, Moritz Bleibtreu, Veronica Ferres, Hannelore Elsner, Senta Berger, Katja Riemann, Martina Gedeck und andere. Forsters Klient Ottfried Fischer soll für jede Folge des „Bullen“ von Tölz 280.000 Euro bekommen. „Dazu sage ich überhaupt nichts“, sagt Forster. Mit der Gage sind bei den Privaten und immer öfter auch bei den Öffentlich-Rechtlichen nach dem Buy-Out-Prinzip alle Rechte abgegolten: für Auslandsverkäufe, Wiederholungen, Gewinnbeteiligung. Reich wird da selten einer – und schon gar nicht der Normalschauspieler. „Viele arbeiten nur 20 Drehtage im Jahr“, rechnet Produzent Tom Spieß von Little Shark Entertainment vor („Das Wunder von Bern“): „Bei 2000 Euro Tagesgage macht das 40.000 Euro jährlich. Minus Steuer, minus Versicherungen.“ Bundesweit waren im April 3157 Schauspieler arbeitslos gemeldet. Mancher kommt in die Schlagzeilen, so wie im letzten Jahr Bernd Herzsprung, der monatlich 1300 Euro Arbeitslosengeld bezogen haben soll. • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 Die Sender: weniger Filme und Serien Nach einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalten wurden 2003 deutlich weniger Filme und Serien gesendet als vor fünf Jahren, vor allem bei den Privaten. Bei Pro7 sank der Anteil von 50,8 auf 24 Prozent, bei RTL von 37,6 auf 25, bei Sat.1 von 39,5 auf 32,1. Die Privaten produzieren weniger, die Gewichte verschieben sich. Sat.1 beispielsweise finanziert statt vieler Filme lieber ein bis zwei TVEreignisse im Jahr, mit entsprechender Werbung: Die Marketingbudgets liegen bei geschätzten ein bis anderthalb Millionen. Zwischen 2002 und 2004 sank die Zahl der Mitglieder des Deutschen Produzentenverbandes von 150 auf 110 – hauptsächlich wegen Insolvenz, Konkurs, Geschäftsaufgabe. Die Sender stellen weniger Geld zur Verfügung, und sie vergeben weniger Aufträge. Gleichzeitig steigt der Aufwand: „Ein Fernsehspiel, das früher mit 600 Schnitten ausgekommen ist, braucht heute 2000“, so der Kölner Produzent Gerhard Schmidt (Cologne Gemini). Dazu kommt, dass die Gagen bis zu einem Drittel der Produktionskosten auffressen. Problematisch dabei weniger die hohen Gagen der Stars, sondern der breite Anteil der Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe, 15:14 Uhr Seite 23 die auch ihren Anteil vom Kuchen haben wollen. Ludwig Krecker vom ZDF ergänzt: „2500 bis 4000 Euro Tagesgage sind im mittleren Bereich heute an der Tagesordnung.“ Die Produzenten: „Notfalls wird umbesetzt“ Um aus dem Kostenkarussell auszusteigen, gehen die Produzenten verschiedene Wege. Das fängt bei der Arbeit am Drehbuch an: weniger Drehorte, weniger Außenaufnahmen, weniger Nachtdrehs, weniger Nebenrollen. Größere Produktionsfirmen setzen auf eine Mischkalkulation vor allem mit gewinnträchtigen Serien. Gerhard Schmidt: „Wir produzieren Kinofilme, Fernsehspiele, Sitcoms, Doku-Soaps. Zur Zeit arbeiten wir an einer neuartigen Weekly Soap, die wir zum Minutenpreis von 1500 Euro statt der üblichen 5000 produzieren.“ Auch die Gehaltsverhandlungen werden wieder härter geführt. Das Gagengefüge ist transparenter geworden. Sender wie ZDF und RTL pflegen mittlerweile Datenbanken. Im ZDF -Personensuchsystem Perseus etwa sollen rund 25.000 Schauspieler katalogisiert sein, mit allen Rollen und Gagen. Sender und Produzenten tauschen sich untereinander aus. Wie viel ein Schauspieler zuletzt bekommen hat, ist für die meisten Produzenten eine Produktion der Maßstab. Notfalls wird umbesetzt. Die Erfahrung der Branche zeigt: Wenn einer zweimal abgesagt hat, sagt er beim Dritten Mal zu. Andere gehen noch einen Schritt weiter und drehen gleich ohne Stars. RTL postulierte Ende der 90er eine Abkehr vom Starsystem, setzte Obergrenzen für Honorare fest, dreht seitdem am liebsten mit Nachwuchsschauspielern. Und ist damit beim Publikum genau so erfolgreich. „Schauspieler werden als Quotengarant überschätzt“, sagt auch Tom Spieß. Blueprint, der letzte Franka Potente Film, lockte 100.000 Zuschauer ins Kino. Selbst Götz George floppt im Kino regelmäßig, zuletzt mit „Solo für Klarinette“ und „Viktor Vogel“. Alte neue Heimat Die Schauspieler machen das Beste aus der Situation. Wer es sich leisten kann, frischt sein Image in Nachwuchsprojekten auf, oft für einen Bruchteil der Gage. Schauspieleragent Roland Forster: „Die Bereitschaft etablierter Darsteller, für junge Regisseure oder ein prestigeträchtiges Objekt mit brisanten Themen billiger als sonst zu arbeiten, ist gestiegen.“ Ein Signal in der Branche war 1999 das Engagement von Götz George, der sonst auch schon mal 15.000 Euro Tagesgage verlangen soll: Als der Mengele-Film „Nichts als die Wahrheit“ auf der Kippe stand, finanzierte er das Projekt mit 1,5 Millionen Mark eigenem Geld. Viele finden ihre neue alte Heimat bei den Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF hält seit einem Jahrzehnt seine Quote von 80 bis 90 TV-Filmen und 220 bis 250 Serienfolgen pro Jahr, auch für 2005 sind 85 Einzelstücke geplant. Ähnliches gilt für die ARD-Anstalten. Gebhard Henke, Fernsehspielchef des WDR: „Jahrelang haben die Privaten die Gagen in die Höhe getrieben, jetzt kommen die Schauspieler wieder zu uns.“ Und das mit guten Chancen. Das Publikum mag die bekannten Gesichter, die Regisseure arbeiten lieber mit Darstellern, die sie kennen. Von den etwa 9000 Rollengesprächen, die das ZDF jedes Jahr führt, scheitert nur etwa ein Prozent an der Gagenfrage. Eine Prognose für die Zukunft wagt niemand. Werden die Privaten wieder mehr produzieren, wenn die Werbekrise vorbei ist? Werden sich Container- und Casting-Shows bald erschöpfen? Sicher scheint nur: Dass in den vergangenen Jahren mehr Filme gedreht wurden, hat zu einer breiten Qualitätssteigerung geführt, auch im internationalen Vergleich. Gebhard Henke, der für den WDR u.a. die Breloer-Dokudramen und die Produktionen der Berliner X-Filme betreute: „Wenn kleinere Firmen jetzt nicht mehr drei Filme im Jahr drehen, sondern nur einen alle zwei bis drei Jahre, besteht die Gefahr, dass die Qualität wieder sinkt.“ Stephanie Stremler in „Die Spielwütigen“, Foto: timebandits Schwerpunkt Schauspieler – [email protected] 23 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 24 Wer als junger Schauspieler überleben will, muss umfassende Medienkompe- Schauspielschulen in NRW Schauspielschulen Spielen lernen reagieren auf die neuen VON ANNA KOSKODA tenz vorweisen können. Anforderungen und stellen ihren Lehrplan um. er Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in dem anderen am Ende sich selbst zu entdecken“, befand einst Schauspieler und Regisseur Max Reinhardt. Dem hehren Wunsch nach Selbstentdeckung steht die Praxis heute häufig entgegen: Es gibt immer weniger feste Engagements an Theatern; die Schauspieler müssen sich zunehmend andere Einkunftsquellen erschließen. Solche bietet seit dem Siegeszug der Privatsender vor allem das Fernsehen; Kinoproduktionen stellen eher das Sahnehäubchen dar. Den Film-Markt bestimmen Zeitdruck und Terminnöte. Raum für ausgiebiges Rollenstudium bleibt meist nicht - häufig ist der Schauspieler auf sich selbst angewiesen, auf gute Vorbereitung zu Hause, auf technisches Verständnis, um in den durchstrukturierten Abläufen am Set „zu funktionieren“. D üblichen Basisfächern wie Stimmbildung und Sprecherziehung, Szenen- und Rollenstudium, Bewegungslehre und Körpertraining bieten sie eine spezifische Ausbildung für Film und Fernsehen an, die den Schauspielern den Einstieg ins Filmgeschäft erleichtern soll. „Produzenten und Regisseure nehmen oft die gleichen Schauspieler, weil sie sich am Set auf sie verlassen können. Dabei hätten sie gerne auch neue Gesichter“, weiß Bernd Capitain. Er ist einer der Geschäftsführer der seit Anfang des Jahres aus der Camera Acting School hervorgegangenen Film Acting School in Köln, die auf die Lücke im herkömmlichen Ausbildungssystem baut. Immer wieder bekommt die Schule Anfragen von Produzenten nach neuen Darstellern, die sich im Geschäft auskennen. Alle Abbildungen aus „Die Spielwütigen“, Fotos: timebandits Produzenten und Regisseure wollen sich auf Schauspieler verlassen können Um auf diese Anforderungen nach Medienkompetenz zu reagieren, haben einige Schauspielschulen verstärkt Camera Acting und andere filmspezifische Inhalte in ihren Lehrplan aufgenommen. Neben den 24 [email protected] – Schwerpunkt Schauspieler Emotionen vor der Kamera unterdrücken Denn das vermeintlich „einfache“ Agieren vor der Kamera hat so seine Tücken. „Man muss Emotionen vor der Kamera eher unterdrücken. Denn die Kamera ist wie ein Mikroskop, sie vergrößert alles“, erklärt Gereon Nussbaum, Betreiber der ArturoSchauspielschule in Köln. Während im Theater alles etwas größer gespielt werden muss, um eine Figur im weiten Raum zum Leben zu erwecken, feilt man vor der Kamera eher an Nuancen, arbeitet mit dem Ausdruck der Augen. Neben diesem Basishandwerk gilt es jedoch auch, die Schauspielschüler mit der Technik vertraut zu machen. „Der Markt ist sehr schnell geworden. Man muss bei einem Casting in einer Minute überzeugen können“, sagt Johannes Klaus, der Studiengangsbeauftragte an der Folkwang Hochschule, Abteilung Schauspiel Bochum (früher Westfälische Schauspielschule). Dort versucht man, in Abgrenzung zur Schauspielabteilung in Essen, sich mehr auf Filmarbeit zu konzentrieren. Neben den Basis-Ausbildungen haben sich mittlerweile auch einige Weiterbildungsangebote in NRW etabliert, die sich an Schauspieler mit Erfahrung richten. „Man muss lernen, die Kamera als Partner zu begreifen, sich ihr zu öffnen“, erläutert • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 25 Schauspielschulen in NRW Die Folkwang Hochschule mit den Schauspielausbildungen in Essen und Bochum ist die einzige öffentliche Schule in NRW. Wer sich stärker für Film und Fernsehen interessiert, sollte sich besser in Bochum bewerben. Dort fängt man mit dem Camera Acting bereits in den ersten zwei Semestern (von acht) an. Im zweiten Semester drehen die Studenten mit den Kameraleuten der Klasse von Adolf Winkelmann (FH Dortmund) bereits möglichst eigenständig einen Film. Gleichzeitig kooperiert man mit der Kölner ifs, arbeitet gemeinsam mit dortigen Regiestudenten. Neben den Kooperationen mit dem Bochumer und dem Wuppertaler Schauspielhaus besteht seit Jahren auch eine enge Zusammenarbeit mit dem WDR, um den Praxisbezug schon möglichst früh herzustellen. Folkwang Hochschule, Klemensborn 39, 45239 Essen, Tel. 0201/4903-0, www.folkwang-hochschule.de Holger Borggrefe von der ifs (internationale filmschule köln). Man müsse wissen: Wie wirke ich im Verhältnis zur Kamera, wie kommuniziere ich mit dem Kameramann, wie funktionieren die Kameralinsen, wie verhalte ich mich bei drei Kameras gleichzeitig? TV-Schauspieler haben meist nur wenig Zeit. Deshalb müssen sie lernen, sich schnell in emotionale Situationen zu versetzen, sie, wenn nötig, mehrmals zu wiederholen und immer die Anschlüsse einzelner Drehs parat zu haben. Fast jede große deutsche Stadt besitzt öffentliche und private Schauspielschulen, deren Ausbildung sich meist auf acht Semester erstreckt. In Berlin sind das etwa die Hochschule für Film und Fernsehen (HFF Konrad Wolf, Potsdam), die Universität der Künste und die Ernst-Busch-Schauspielschule, in München die Bayerische Theaterakademie August Everding oder die Otto-Falckenberg-Schule, um nur einige zu nennen. Im Folgenden stellen wir die Schauspielschulen in NRW vor. Die Ausbildung an der Arturo Schauspielschule in Köln, einer Modellschule des IDS – Berufsverband deutscher Schauspieler e.V. –, dauert ebenfalls vier Jahre. Während sich die ersten zwei Jahre auf die schauspielerischen Grundlagen konzentrieren, steht ab dem dritten Ausbildungsjahr Kamera-, aber auch Mikrofontraining verstärkt auf dem Ausbildungsplan. Die Studenten verlassen die Schule mit einem Vorsprech-Repertoire für die Bühnen, einem Ausbildungsband (Video) und einer Ausbildungs-CD (Audio), um sich bei Castern, Sendern und Produzenten vorstellen zu können. Die Ausbildung beginnt im Januar und im September und kostet 410 Euro im Monat. Arturo Schauspielschule, Widdersdorfer Str. 327, 50933 Köln, Tel. 0221/912 37 70, www.arturo-dsa.de Die Film Acting School in Köln ist eine reine Filmschauspielschule, die ihre Ausbildung auf das Spielen vor der Kamera konzentriert. 18 Monate lang werden die Schüler möglichst praxisnah an den Medienalltag herangeführt. Zu den Besonderheiten der Schule gehört eine enge Zusammenarbeit mit Kölner Produktionsfirmen sowie mit zwei amerikanischen Instituten (in New York und Nebraska), die die Schüler auf internationale Koproduktionen vorbereiten sollen. Die nächsten Ausbildungskurse beginnen im Januar und August 2005 und kosten 450 Euro im Monat. Der Abschlussfilm einer Klasse wird im Filmhaus Köln vor Produzenten und Castern gezeigt. Film Acting School Cologne, Hansaring 21, 50670 Köln, Tel. 0221/912 35 80 www.filmactingschool.de Das Theater der Keller in Köln bietet in der hauseigenen Schauspielschule ebenfalls eine Ausbildung an, die sich jedoch mehr auf die Theaterpraxis konzentriert. Während des Schwerpunkt Schauspieler – [email protected] Hauptstudiums im 3. und 4. Jahr steht allerdings ebenfalls Film- und Fernseharbeit und Castingtraining auf dem Lehrplan. Die Klassen für die dreieinhalbjährige Ausbildung beginnen im September und kosten 350 Euro im Monat. Theater der Keller, Kleingedankstr. 6, 50677 Köln, Tel. 0221/93 22 959 www.theater-der-keller.de Hartz und die Folgen der Sozialrechtsreform Für Film- und Fernsehschaffende hat die Sozialrechtsreform womöglich berufsgefährdende Folgen. Denn seit dem 1. Februar läuft für alle Arbeitnehmer der Countdown für die Anwartschaften auf das Arbeitslosengeld I. Für viele ist dies ein wichtiges Datum. Denn Arbeitslosengeld I bekommt in Zukunft nur, wer innerhalb von zwei Jahren (zuvor in drei Jahren) mindestens 360 Arbeitstage sozialversicherungsrechtlich vorweisen kann. Im Rahmen der bestehenden Regelungen und üblichen Produktionsabläufe wird dies in der Zukunft kaum noch möglich sein. Selbst wenn jemand in einer Woche deutlich mehr als 40 Stunden arbeitet, zählen nur die reinen Tage für die Anwartschaft. Der Gesetzgeber hat die Verantwortung für die Auswirkung seiner Politik in die Hand der Tarifparteien gegeben. Sonderregelungen für die Filmbranche wird der Gesetzgeber erklärtermaßen nicht einrichten. Die ifs (internationale filmschule köln) bietet Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt Filmschauspiel. Dabei gibt es zwei Arten von Workshops, zum einen vier Mal im Jahr dreitägige Lehrgänge mit internationalen Filmkünstlern, zuletzt mit Mike Figgis. Für Anfang Juli ist ein Workshop mit Hans-Christian Schmid geplant. Die zweite Art von Workshop ist umfassender. Der Schauspiellehrer M.K. Lewis aus Los Angeles bietet im August drei aufeinander aufbauende, jedoch auch getrennt zu besuchende Workshops an, die jeweils zwei Wochen dauern: Camtech for Actors Part I, Part II und die Master Class. Voraussetzung für diese Workshops ist der Abschluss einer Schauspielausbildung oder der Nachweis einer vergleichbaren praktischen zweijährigen Berufstätigkeit als Schauspieler sowie gute Englischkenntnisse. Die dreitägigen Workshops kosten 450 Euro, die zweiwöchigen mit M.K. Lewis 1000 Euro. ifs, Werderstr. 1, 50672 Köln, Tel. 0221/92 01 88-0, www.filmschule.de 25 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 26 Seit Ende März verhandeln der Bundesverband Deutscher Fernsehproduzenten (BDF), die AG Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten und der Verband deutscher Spielfilmproduzenten mit der Gewerkschaft Ver.di, die drei Flächentarifverträge für Film- und Fernsehschaffende gekündigt hatte. „Einsparungen von netto 1,6 Milliarden Euro“ an. Der Druck von oben wird nach unten weitergereicht. WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf gibt ihn an Fernsehspiel-Chef Gebhard Henke mit dem Hinweis weiter, bei den Budgets zu sparen und auch auf die Höhe der Schauspielergagen zu achten. Die Botschaft kommt auch bei den Produzenten an, die seit Jahren über zu hohe Gagen klagen. Für BDF-Justitiar Johannes Kreile etwa steht fest, „dass Schauspieler mehr als angemessen bezahlt werden“. Trend zur Pauschalierung Tarifgespräche Im Focus der Verhandlungen VON PETER HANEMANN s geht um Honorare, Urheberrechte und Arbeitsbedingungen – und um die Besonderheiten eines filmwirtschaftlichen Arbeitsmarktes, für den kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse typisch sind. Anders als bei anderen Tarifverhandlungen stehen die Verhandlungspartner unter besonderem politischen Druck. Der Druck wird durch die Reformen des Sozialversicherungssystems erzeugt – kurz: Hartz - und durch die andauernde Spardebatte über öffentliche Ausgaben. Davon ist auch das Finanzvolumen des öffentlich-rechtlichen Systems berührt. Vor gut einem Jahr gab NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück den Ton an: Zuerst in Berlin und dann auf dem Medienforum NRW in Köln verlangte er ein Moratorium bei den Rundfunkgebühren und problematisierte zugleich Struktur und Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Im Herbst schlossen sich ihm seine Kollegen Edmund Stoiber (Bayern) und Georg Milbradt (Sachsen) an. Die Anstalten begegneten dem öffentlichen Druck mit dem Hinweis, dass sie längst begonnen hätten zu sparen. So kündigte WDR-Intendant Fritz Pleitgen für die Gebührenperiode 2005 bis 2008 E Beim Film geht es immer auch um Kohle: Moritz Bleibtreu und eine Tasche voller Geld in „Lola rennt“, Foto: Prokino 26 Tatsächlich aber stehen die Gagen für Schauspieler nicht im Mittelpunkt der Tarifverhandlungen. Nichtsdestotrotz wollen und müssen beide Seiten definieren, welche Bezahlung für welche Leistung angemessen ist. Dazu bekommen sie Lagebeurteilungen gratis. „In den 90ern gab es eine Gagenbewegung nach oben, jetzt gibt es einen Trend nach unten“, sagt etwa Bernhard Hoestermann, Inhaber der gleichnamigen Berliner Agentur und Mitglied im Verband der Agenturen (VdA). Wer vom Abwärtstrend betroffen ist, ist unklar. Es gibt hochbezahlte Schauspieler mit benennbar hohen Preisen, die ab und an auch billig arbeiten (oder für Debüt-Reihen gar umsonst). Und es gibt weniger gut bezahlte, die nach oben kommen wollen und es deshalb für richtig halten, bei Forderungen zurückzustecken. Im Prinzip werden Schauspieler pauschal oder tageweise bezahlt. Hoestermann sieht eine Tendenz früher zu pauschalieren. Während man früher erst ab etwa zehn Tagen pauschalierte, verfahre man heute schon ab drei oder vier Drehtagen so. Hinzu komme, dass Schauspieler inzwischen bei Pauschalierungen zu prozentualen Nachlässen bereit sein müssten. Die gesamte Situation sei heute „mehr aufgefächert“, so Hoestermann. Insgesamt gebe es allseitig „Bereitschaft zu größeren Spielräumen“. Honorarrahmen nach unten offen Bislang gab es tarifvertragliche Regelungen von Schauspieler-Gagen allenfalls im Rahmen von Vergütungsregeln der Rundfunk-Anstalten. Für Kreile könnte das bei den Verhandlungen mit Ver.di „ein Anhaltspunkt“ sein. Beim WDR, beispielsweise, gibt es allerdings keine Mindestgagen, sondern nach Angaben von Ursula Lutkewitz, Fachbereichsleiterin der Honorar- und Lizenzabteilung, einen Honorarrahmen, der nach unten hin offen ist. Auch beim WDR heißt es, dass die Vergütungen vom Einzelfall abhängen. Im Kampfgetümmel der laufenden Tarifverhandlungen setzt Kreile als Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite auf „das totale Buy Out“. Die Fernsehproduzenten wollen festschreiben, was RTL seit Jahren praktiziert: Schauspieler einmal für alles bezahlen – für ihre abgeleistete Arbeit, für TV-Wiederholungen und anderweitige Nutzungen von Programmen. Weil es auch bei RTL kein Tarifsystem für Darsteller gibt, sei das Buy Out „stets eine angenemessene Praxis der Vergütung gewesen“, so Jörg Graf (Leiter Produktionsmanagement im Bereich Business Affairs [email protected] – Schwerpunkt Schauspieler Programm). Das Modell habe auch Vorteile für Schauspieler: Sie bekämen einen Vorschuss auf Leistungen, die womöglich gar nicht anfallen. US-Import: Escalator-Modelle Es sind aber auch andere Modelle denkbar. So präferieren Ver.di und Verbände wie der VdA das Modell Folgevergütung - zunächst als Grundgage für eine (definierte) Arbeitsleistung und zur Nutzung von Leistungsschutzrechten. Danach könnte festgelegt werden, was für eine Erstnutzung (im Rahmen der Kinoverwertung oder für die erste und zweite TV-Ausstrahlung) gezahlt werden muss. Geregelt wird dann auch eine Schwellenwertung etwa für die Nutzung schauspielerseitiger Leistungsschutzrechte für die Auswertung auf DVD. Aus Sicht von Ver.di könnte das über Verwertungsgesellschaften geregelt werden. Der VdA vertritt in Sachen Folgevergütung die Position, dass Schauspieler dann zur Reduktion von Gagen bereit seien, wenn auf Senderseite im Erfolgsfall ein Bonus gezahlt wird. Hier verfahren die Sender ganz unterschiedlich. Während das ZDF oft Folgevergütungen zahlt, zahlen die ARD-Anstalten teilweise und die Privaten überhaupt nicht. „Sie kalkulieren en bloc über zwei bis drei Verwertungsstufen und wollen die Künstler nicht am Erfolg beteiligen“, sagt Hoestermann. In dieser Frage wünscht er sich „eine beherzter agierende Produzentenschaft“. Auch für Kinofilm-Engagements wäre denkbar, dass Schauspieler bei steigendem Erfolg einen abgestuften Bonus bekommen – den ersten etwa nach einer zu fixierenden Zahl von Zuschauern. Vorbild für ein solches Treppenmodell sind die USA, wo so genannte Escalator-Verträge üblich sind. Man könnte dabei an mehreren Stellschrauben drehen, so etwa an der Höhe Bonuszahlen oder an der Schwelle ihres Beginns (z.B. nach 500.000 oder einer Million Zuschauern usw.). Zeitkonten eröffnen Die Diskussion über die Gagenhöhe verstellt den Blick auf einen komplexen Zusammenhang von bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie geregelter und ungeregelter Arbeitszeit, über den gerade verhandelt wird. Gemeinsames Ziel ist ein Gesamttarifvertrag, der das Gagengefüge inklusive Mindestgagen, das Urheberrecht und die Arbeitsbedingungen regelt. Für die Gewerkschaft hat die Darstellung der tatsächlichen Arbeitszeiten in sozialversicherungsrelevanten Beschäftigungszeiten (-tagen) oberste Priorität. Aus ihrer Sicht müssen Produktionsdauer und Beschäftigungstage entkoppelt werden. Ver.di fordert – nicht nur für die Berufsgruppe der Schauspieler, sondern für alle Filmschaffende, die befristet für eine Filmproduktion beschäftigt sind , die Einführung eines Zeitkontos für Mehrarbeit und Zuschläge. Im Anschluss an die Produktionszeit sollen dann entsprechend dem Zeitguthaben Ausgleichstage und, bezogen auf die gesamte Beschäftigungszeit, Urlaubstage angehängt werden. Dann hätten eben auch Schauspieler größere Chancen, im berufsbedingt häufigen Fall zeitweiliger Arbeitslosigkeit für den Bezug von Arbeitslosengeld I (siehe Kasten S. 25) genügend sozialversicherungspflichtige Beschäftigungstage vorweisen zu können. • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 27 Anfang Juni startete Andres Veiels SchauspielerDoku „Die Spielwütigen“. Für den Newsletter schreibt der Regisseur über seine Neue Helden VON ANDRES VEIEL Faszination für Schauspieler. tets habe ich eine gewisse Faszination für die Grenze von Fiktion und Dokument verspürt. Als ich über das Konzept einer Langzeitbeobachtung nachdachte, war für mich deshalb früh klar, Schauspieler in den Mittelpunkt zu stellen. Sie zu porträtieren bietet mir zwei Möglichkeiten: zum einen, die Biografie der jeweiligen Person darzustellen. Zum anderen aber vermag ein Schauspieler über die Rolle Dinge zu tun, die er sich sonst vielleicht nicht trauen würde. Auf der Bühne ist alles erlaubt, was im Leben verboten ist. Und so gelingt es mir, in Räume vorzudringen, die bei anderen Personen versperrt sind. Auf einer weiteren Ebene beschäftigt sich mein Film auch mit dem Prozess des Erwachsenwerdens. Ein guter Schauspieler muss sich in allen Tiefen erfahren haben, um mit diesen Schichten die Rolle zu füllen und zu bereichern. Das setzt eine Fähigkeit zur (Selbst)-Reflexion und Eigenverantwortung voraus. Gleichzeitig aber muss er sich andererseits immer auch ein Stück Kind bewahren. Kind sein heißt: staunen, sich überraschen lassen, verwundbar bleiben. Das Älterwerden führt in eine Welt von schmerzhaften Erfahrungen, die oftmals zwingen, sich zu schützen und so an bestimmten Stellen Mauern zu ziehen. Für einen Schauspieler ist genau das gefährlich: sich nicht offen zu halten und nicht mehr mit Neugierde auf sich und das Leben zu schauen. Um geeignete Protagonisten für meinen Dokumentarfilm zu finden, wendete ich mich an die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst-Busch“ in Berlin. Unter den 200 Bewerbern, die den ersten Test für die Aufnahme in den Jahrgang 1997 bestanden hatten, suchte ich zunächst nach klarem Talent. Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass jemand nach zwei Jahren aufhört, weil deutlich wird, ihm fehlt das Besondere und er hat letzt- S lich nichts zu sagen. Es war nicht schwierig, auf Anhieb 20 Talentierte zu finden. Schwierig war es hingegen, Bewerber zu entdecken, die von der Idee, Schauspieler zu werden, besessen waren. Sie sollten etwas in sich tragen, das heraus musste, den Wunsch etwa, über die Bühne ein anderer zu werden, sich selbst und seinem eigenen Korsett zu entkommen. Leute mit eigenem Profil, kompromisslos und im eigentlichen Sinne spiel-wütig, die suchte ich - und habe sie am Ende auch gefunden. Das ganze Projekt steht aus heutiger Sicht als klarer Gegenpol zu den CastingShows. Während dort vermittelt wird, man müsse nur gut aussehen und zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort sein und schon sei der Weg nach oben geebnet, machen „Die Spielwütigen“ deutlich, wie groß die Hindernisse sind und wie lang dieser Weg ist, auf dem zunächst sehr viel Staub gefressen werden muss. Aus der Not der meisten werdenden Schauspieler, sich ausdrücken zu wollen, wird eine Notwendigkeit mit ungemeinem Willen, sich aus einem bestimmten Umfeld zu befreien. In der Schule wird die Chance auf einen neuen Anfang gesehen, die Möglichkeit, sich vollkommen neu zu entdecken. Als Konsequenz schaut kaum jemand realistisch darauf, wie der Markt tatsächlich aussieht. Die Bewerbungen erfolgen aus einem weitgehend ungebrochenen Idealismus heraus. Die Realitäten, die dieser Markt mit sich bringt mit seinem Warencharakter, der viel über das Äußere definiert, wo erst einmal ganz andere Dinge als Qualität eine Rolle spielen – all das bricht erst am Ende der Ausbildung massiv ins Bewusstsein ein. Wer es auf die „Ernst Busch“ geschafft hat, ist in einer privilegierten Situation. 80 bis 90 Prozent der Studenten schaffen den Sprung in ein Engagement. Dennoch nimmt auch dort die Zahl derjenigen, die Andres Veiel, Foto: timebandits nicht vermittelt werden können, zu. Es hat mich überrascht, wie wenig pragmatisch analysiert und wahrgenommen wird, dass sich 20.000 von etwa 22.000 Schauspielern in Deutschland mit Mühe und Not durchwursteln und nur der Rest zu den Glücklichen zählt, die vom Beruf auch leben können. „Und trotzdem!“, lautet die wiederum sehr schöne Reaktion, bei der die Spielwut dann so groß ist, dass die Möglichkeit schlicht verdrängt wird, eventuell zu den 20.000 zu gehören. Wir haben mit den Aufnahmen begonnen, als sich der Boom der Privaten Sender auf dem Höhepunkt befand, als sehr viele Leute spontan Rollen beim Fernsehen bekommen haben und so auch sehr viel Geld verdienten. Ende 2001 dann kam der große Einbruch. Ich kenne einige Schauspieler, die davor gut durchgekommen sind und sich plötzlich nur noch mit Mühe über Wasser halten können. Andere haben sich gar neue Berufe suchen müssen. Dieses Elend der Frustration und Enttäuschung ist ein gewissermaßen unsichtbares, weil Schauspieler nun einmal diese Fähigkeiten be- Schwerpunkt Schauspieler – [email protected] sitzen, sich in andere Situationen sehr schnell einzufügen. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich Bewerbungen bekomme und sehe, womit die Leute über die Jahre ihr Geld verdient haben. Deshalb springt einen dieses Elend nicht so an. Aber wenn man die Messlatte mal anders anlegt und nach dem ursprünglichen Wunsch fragt, da zeigt sich dann ein heftiges und tiefes Leiden an dieser Differenz zwischen dem, was sie wollten, und dem, was sie tun. Doch die Leute kämpfen, und sie werden weiter kämpfen. Auch wenn die wirtschaftliche Lage dafür sorgen würde, dass sich das Angebot auf dem heutigen Level einpendelt, würde das nicht bedeuten, dass es in fünf Jahren weniger Schauspieler gibt. Das Reservoir an Menschen, die sich dieser Aussicht verschrieben haben, eines Tages mit der einen großen Rolle präsent zu sein, wird nicht geringer werden. Wer auch immer es am Ende wirklich zum Filmstar schafft, den erwartet dann allerdings unter Umständen ein Rezeptionsproblem, das ich für ein sehr großes halte: dieses merkwürdige Verhältnis, das in Deutschland zu Stars besteht, diese gebrochene Beziehung zu Helden, die uns aus der Erfahrung von vor 1945 weitergegeben wurde. Als wenn ein deutscher Selbsthass durchbricht: Helden haben für das Falsche eingestanden, eine Identifikation verbietet sich. Trotzdem ist eine Sehnsucht nach ihnen vorhanden, und so werden einzelne Schauspieler hoch geschrieben, um sie dann wieder genussvoll zu vernichten. Ich denke, dass wir da noch sehr viel Nachholbedarf haben, Stars langfristig aufzubauen, oben zu halten und ihnen dann auch mal einen schlechten Film zu verzeihen. Wir brauchen für eine Filmkultur gute Leute, wir brauchen gute Schauspieler, und wir müssen sie auch lieben! 27 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 28 Die Mitte der Welt In dieser neuen Rubrik wird der Newsletter in Zukunft Produktionen vorstellen, die vor längerer Zeit gefördert wurden und jetzt in eine neue Phase treten, wie z.B. Nico von Glasows „Edelweißpiraten“ und Philips Grönings „Die große Stille“. Der Stand der Dinge Eine junge Amerikanerin, die in einer Kleinstadt im Rothaargebirge ihre Zwillinge aufzieht und in „irvingscher“ Manier alle Rückschläge und Krisen meistert, steht im Mittelpunkt der Geschichte, die Vanessa Jopp ab Ende des Jahres in NRW verfilmen will. Das Familiendrama „Die Mitte der Welt“, für das Butz Buse und Wolfgang Böhm das Drehbuch geschrieben haben, entsteht als Koproduktion der Münchner K5 Film mit der Bavaria Film. Fest steht bereits, dass Schauspielerin Iben Hjeile in der 3,85 Millionen Euro teuren Kinoproduktion vor der Kamera von Judith Kaufmann stehen wird. Mit der Besetzung weiterer Rollen hat Produzent Oliver Simon die Münchner Tolkien Casting betraut. K5 Film, Tel. (089) 65308940; [email protected] Homies it 180 Stunden Material kam Nico von Glasow Ende 2001 nach 60 Drehtagen aus St. Petersburg zurück. Dort hatte er mit der Kamera von Jolanta Dylewska seinen Kinofilm „Edelweißpiraten“ gedreht. Unter diesem Namen hatten sich zum Ende des Krieges Kölner Arbeiterjugendliche gegen die Nazis gewehrt. „Die echten Edelweißpiraten, die wir getroffen haben, sind einfach Menschen mit dem Herz am rechten Fleck, deren Geschichte wir erzählen wollten“, erzählt von Glasow, der gemeinsam mit Niki von Glasow auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Hauptrollen in der Koproduktion seiner Kölner Palladio Film mit dem WDR und X Filme sind mit Kölner Schülern, Bela B. von den Ärzten und Anna Thalbach besetzt. Beim Dreh spielten die Schauspieler ihre Szenen durch und wurden dabei von zwei Kameras gleichzeitig gefilmt, so dass sie oft nicht wussten, ob sie gerade gefilmt werden oder nicht. Nico von Glasow: „Die Schauspieler konzentrieren sich so stärker auf die Filmrealität und übernehmen mehr Verantwortung für die Figuren, die sie darstellen.“ Über zwei Jahre dauerte die Postproduktion, die nun abgeschlossen wurde und an deren Ende eine 95-minütige Kinoversion steht. Diese soll auf einem der Herbstfestivals zu sehen sein. Fünf Monate (vier Monate im Frühling und Sommer 2002, drei Wochen im Winter 2003 und noch einmal drei Tage im Dezember 2003) zog sich Philip Gröning in die Einsamkeit des Kartäuser Klosters La Grande Chartreuse bei Grenoble zurück, um das Leben der Mönche zu dokumentieren, das vom strikten Gebot des Schweigens und weltlicher Abgeschiedenheit geprägt ist. Jetzt sitzt er für die nächsten sechs Wochen in der Einsamkeit des Schnitt- In Dinslaken plant die Münchner fieber.film im Herbst/Winter die Dreharbeiten für den ersten Langfilm von Adnan Köse, der an gleicher Stelle gerade die Arbeiten für seinen Kurzfilm „Der Klageruf des Saz“ abgeschlossen hat. Das Drehbuch zu der Hip-Hop-Komödie „Homies“ hat Köse gemeinsam mit Andrea Kriegl geschrieben. Die Kamera übernimmt James Jacobs, das Casting Uwe Bünker. Als Produzenten für die Komödie zeichnen Clarens Grollmann und Mario Stefan verantwortlich. fieber.film, Tel. (089) 64981210; [email protected] M 28 Durch Liebe erlöst Nico von Glasow am Set von „Edelweißpiraten“ und La Grande Chartreuse, Drehort für Philip Grönings „Die große Stille“, Fotos: Palladio Film und X-Verleih studios. Die Kinoauswertung seines Filmes „Die große Stille“ wird X-Verleih übernehmen. Ein Starttermin steht noch nicht fest. Geplant ist nicht nur eine Kino-, sondern auch eine TV-Version sowie ein Bildband und eine CD. Gedreht wurde das 700.000 Euro teure Projekt der Philip Grö- ning Filmproduktion auf HD, 35mm und Super Acht. Im Kino wird der Film als 35mm Kopie in Dolby SRD/ 5.1 zu sehen und zu hören sein. Neuigkeiten gibt es auch von Grönings ebenfalls gefördertem Film „L’amour“, der jetzt endlich auf DVD erhältlich ist und zusätzlich zum aus dem Kino bekannten Schluss ein 30-minütiges alternatives Filmende bietet. [email protected] – Stand der Dinge / Dreharbeiten Noch bis Mitte Juli dauern die Dreharbeiten für den historischen Zweiteiler „Durch Liebe erlöst / Das Geheimnis des Roten Hauses“, den die Kölner Network Movie in Koproduktion mit dem ZDF in Prag realisiert. Regisseur Jörg Grünler und Kameramann Daniel Koppelkamm setzen das Drehbuch von Silke Zertz in Szene. In den Hauptrollen der Verfilmung des Hedwig Courths-Mahler-Romans, der Anfang des letzten Jahrhunderts in idyllischen Schlössern, geheimnisvollen Landhäusern und in der Welt des Zirkus spielt, sind die 23-jährige Neuentdeckung Pauline Knof, Tim Bergmann und Natalia Wörner zu sehen. Produzent Reinhold Eischot erwartet „eine gekonnte Gratwanderung zwischen der traditionellen Courths-Mahler-Welt und moderner Erzählweise.“ Wird der Film ein Erfolg, planen Network Movie und das ZDF weitere Filme. Network Movie, Tel. (0221) 948880; [email protected] • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 29 Der Schatz der weißen Falken Kurz bevor er mit seinen Eltern das Dorf verlassen wird, erlebt der elfjährige Jan mit seinen beiden Freunden Stevie und Bastie ein letztes großes gemeinsames Abenteuer. Sie finden eine Schatzkarte und machen sich auf den Weg, eine bislang unerforschte Höhle in der Fränkischen Schweiz zu suchen und ihr Geheimnis zu ergründen. Nach seinem eigenen Drehbuch erzählt Regisseur Christian Zübert in dem Jugenddrama „Der Schatz der weißen Falken“(AT) eine einfühlsame Geschichte über das Erwachsenwerden. Produziert wird der 3,8 Millionen Euro teure Kinofilm, an dem auch Sat.1 beteiligt ist und den die Falcom Media Group AG in die Filmtheater bringen will, von der Kölner Little Shark Entertainment. Gedreht werden soll im August und September in der fränkischen Schweiz und in Köln. Für das Casting zeichnet Filmcast Sabine Schwedhelm verantwortlich, für die gesamte Produktion Tom Spieß und Sönke Wortmann. Little Shark Ent., Tel. (0221) 336110; [email protected] Cologne Film Sturmflut Vom 22. September bis zum 20. Oktober dreht Regisseur Jorgo Papavassiliou mit Kamerafrau Yvonne Tratz in Köln und Umgebung den Event-Zweiteiler „Sturmflut“ (AT). Vor dem Hintergrund der Hamburger Flutkatastrophe erzählt Holger Karsten Schmidt in seinem Drehbuch die Geschichte einer junge Frau, die alles verliert – außer ihrem Leben und der Gewissheit, dass es immer ein Morgen gibt. teamWorx Television & Film produziert das Katastrophendrama gemeinsam mit EOS Produktion für den Kölner Sender RTL (Redaktion: Peter Studhalter). Mit der Besetzung haben die Produzenten Nico Hofmann und Sascha Schwingel die Casterin Nina Haun beauftragt. teamWorx, Tel. (0221) 2504810; [email protected] Lavinia Wilson raucht in „Allein“, Foto: Lichtblick Allein ... erzählt die Geschichte von Maria, deren Leben geprägt ist durch Sucht nach Nähe, Sex-Exzesse, Tabletten und Alkohol – bis sie Jan kennen lernt und mit ihm die aufrichtige Liebe. Nach seinem eigenen Drehbuch inszenierte KHM-Absolvent Thomas Durchschlag mit seinem Kameramann Michael Wiesweg seinen Debütfilm, der bis Mitte Juni in Essen und den Niederlanden gedreht wurde. Die Produktion der Kölner Lichtblick-Film entsteht im Rahmen der Six Pack Initiative, bei der sich der WDR (Redaktion: Michael André) und die Filmstiftung NRW die Produktionskosten eines Debütfilms teilen. Für die Hauptrollen in dem Fernsehdrama konnte Produzent Joachim Ortmanns die Schauspieler Lavinia Wilson, Maximilian Brückner, Richy Müller und Victoria Mayer begeistern. „Delphinkinder“ heißt die neue Doku Soup von Lichtblick. Regisseurin Claudia Richarz begleitet für den WDR und arte in einer Langzeitbeobachtung Familien mit schwerbehinderten Kindern, die durch den spielerischen Kontakt mit Delphinen überraschende Fortschritte machen. Lichtblick, Tel. (0221) 9257520; [email protected] Dreharbeiten – [email protected] Kann man aus einer gesanglichen Niete einen Popstar und Chartbreaker machen? Die Wette zweier Musikproduzenten und die 17-jährige Jenny, die es am Schluss allen beweisen will, liefern die Geschichte für eine TV-Komödie, die Oliver Schmitz im Auftrag von Cologne Film für Pro Sieben (Redaktion: Christian Balz) in Szene setzt. Gedreht wird das TV-Movie „Die Wette“, das nach einem Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn entsteht, mit der Kamera von Uwe Schäfer noch bis Mitte Juli in Köln. Für die Hauptrollen konnte Produzentin Micha Terjung die Schauspieler Zoe Weiland und Stefan Jürgens unter Vertrag nehmen. Von August bis Oktober stehen gleich zwei Münster-Krimis auf dem Drehplan der Kölner Cologne Film. Regie bei den Folgen „Wilsberg isst vietnamesisch“ (Drehbuch: Jürgen Kehrer) und „Wilsberg und das Objekt der Begierde“ (Drehbuch: Ulli Stephan) führt Buddy Giovinazzo. Die Hauptrollen in der ZDF-Produktion (Redaktion: Martin R. Neumann) spielen wie gewohnt Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek und Ina Paule Klink. Bei der Besetzung der weiteren Rollen verlässt sich Produzentin Micha Terjung auf Casterin Sabine Bresser. Drehorte sind Münster und Köln. Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; [email protected] Gruppe 5 Müller & Seelig Das Elefantenhaus des Kölner Zoos war eine von vielen Locations, an der die Kölner Gruppe 5 Filmproduktion ihre Doku über das Leben von Prof. Bernhard Grzimek für ZDF und arte drehte. Dort stellte die Gruppe 5 einen Scherz des Naturschützers, Zoo-Direktors und Oscar-Preisträgers nach. 1948 hatte Grzimek mit der Ankündigung in den Frankfurter Zoo gelockt, einen sagenumwobenen weißen Elefant aus Burma zu präsentieren. Wie damals half man auch jetzt mit Farbe nach. In Köln wurde die Elefantendame Savani für die Szene mit Kalkfarbe geweißt. Das sei für die dicke Haut völlig harmlos, versicherte Zoodirektor Gunther Nogge: „Sonst hätten wir uns auf so etwas gar nicht eingelassen.“ Das „Grzimek“-Porträt ist eine von vielen Dokumentationen, die Uwe Kersken mit seiner Gruppe 5 derzeit produziert. In Vorbereitung sind u.a. ein Zweiteiler über die 800jährige Geschichte der Mongolei (ZDF, arte, SBS, ORF), eine Doku über die Natur- und Kulturgeschichte der Eiche (ZDF, arte und ZDF-Enterprises), eine fünfteilige Serie sowie eine 90-minütige Kinofassung über die Geschichte des Judentums (arte, WDR, NDR, BR, SWR, RBB) und „Update 2055“ über die Welt in 50 Jahren für das ZDF, ZDF-Enterprises, Mediaset, France 2 und WNET Thirteen in Kooperation mit der Abteilung für Animation der Filmakademie Ludwigsburg. Für diese und weitere Projekte sucht die Gruppe 5 regelmäßig Mitarbeiter für die Unterstützung im Bereich Recherche, Entwicklung Produktion und Postproduktion. Gruppe 5, Tel. (0221) 946 7070; [email protected] Noch bis zum 7. Juli dauern die Dreharbeiten für den ersten Münster-„Tatort“, den die Kölner Müller & Seelig Filmproduktion für den WDR (Redaktion: Helge Poche) produziert. Mit dem Krimi „Eine Leiche zuviel“ verfilmt Regisseur Kaspar Heidelbach ein Drehbuch von Dorothee Schön und Georg Schott, in dem es um einen fast perfekten Mord geht. Neben dem bewährten „Tatort“-Duo Jan Josef Liefers und Axel Prahl stehen u.a. Friederike Kempter, Mechthild Großmann, ChrisTine Urspruch, Claus D. Clausnitzer, Jürgen Hentsch, Nele Mueller-Stöfen, Stefan Gebelhoff vor der Kamera von Clemens Messow. Als Produzenten zeichnen Jutta Müller und Matthias Seelig verantwortlich. Matthias Seelig hat auch das Drehbuch zu dem Zweiteiler „Paparazzo“ geschrieben, den Connie Walther voraussichtlich im September auch in NRW realisieren wird. David Rott und Sascha Göpel spielen darin zwei erfolgreiche Paparazzi, die sich auf die Jagd nach dem Foto einer Schauspielerin machen, die sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurück gezogen hat. Das Casting für die Koproduktion der Müller & Seelig Filmproduktion mit dem WDR (Redaktion: Alexander Wesemann) hat An Dorthe Braker übernommen, die Bildgestaltung Kameramann Peter Nix. Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; [email protected] Ohne Gnade Für den August plant die Potsdamer Top Story Filmproduction die Dreharbeiten für Birgit Steins Komödie „Ohne Gnade“. Gedreht werden soll die zwei Millionen Euro teure, deutsch-englische Koproduktion mit der Kamera von Wedigo von Schulzendorf in Köln und Berlin. Als Produzenten zeichnen Jutta Rabe, Birgit Stein und Terence S. Potter verantwortlich. Top Story, Tel. (03 31) 740 49 40; [email protected] 29 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 30 Heike Makatsch in „Lively up yourself“, Foto: Egoli Tossell Film Was wäre wenn Anfang Juni beendete Regisseur und Autor Dennis Satin in Köln und Umgebung die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Was wäre wenn ...“ (AT). Johannes Brandrup, Julia Stinshoff, Andreas Schmitz, Hildegard Schmahl und Max Urlacher spielen die Hauptrollen in der romantischen Komödie, die die Hamburger Relevant Film Produktionsgesellschaft für Sat.1 (Redaktion: Kerstin Wiedé) realisiert. Für die Bilder zeichnet Kameramann Sven Kirsten verantwortlich, für die gesamte Produktion Heike Wiehle-Timm. Relevant Film, Tel. (040) 4132710; [email protected] Lively up yourself Mama und Papa Nach den Dreharbeiten in Köln und Düsseldorf fiel Anfang Juni auf Jamaika die letzte Klappe für Ed Herzogs Kinofilm „Lively up yourself“. Heike Makatsch, Carl Bradshaw, Wotan Wilke Möhring, Nikki Anuka-Bird, Michael Gwisdek und Ivan Shvedoff spielen die Hauptrollen in dem Feel-Good-Movie über eine Country-Sängerin, deren Reise nach Nashville in der Reggae-Hochburg Jamaika endet. Realisiert wird die Komödie von der Egoli Tossell Film AG als Koproduktion mit dem Medienfonds German Film Produktions GmbH & Co KG sowie der Deutschen Columbia Pictures. Den Verleih übernimmt timebandits. Egoli Tossell Film, Tel. (030) 2465650; [email protected] Noch läuft das Casting und auch die LocationScouts sind noch unterwegs für Dieter Wedels neues Fernsehprojekt „Mama und Papa“ (AT), das er ab September in NordrheinWestfalen drehen will. In dem Zweiteiler, den die Berliner MedienKontor Movie GmbH für das ZDF (Redaktion: Caroline von Senden und Pit Rampelt) produziert, erzählt Wedel vom Ende einer Liebe und der Scheidung einer langwährenden Ehe. Mit dem Casting für das TV-Drama hat Produzent Jürgen Kriwitz die Agentur von Sabine Schroth beauftragt. Medienkontor, Tel. (030) 254320; [email protected] Unkenrufe Das zweite Mal Maria an Callas Krystyna Janda und Matthias Habich spielen die Hauptrollen in der Verfilmung von Günter Grass´ Roman „Unkenrufe“, den der polnische Regisseur Robert Glinski mit seinem Kameramann Jacek Petrycki ab Ende August in Nordrhein-Westfalen, Polen, Italien und Litauen drehen will. Nach einem Drehbuch von Klaus Richter erzählt der Kinofilm die heiter-melancholische Liebesgeschichte zwischen einem Deutschen und einer Polin, in der der Einzug des Kapitalismus mit satirischer Schärfe beleuchtet wird. Produziert wird die deutsch-polnische Koprodukton von Ziegler Film Köln, der Berliner Ziegler Film und der Warschauer Filmcontract gemeinsam mit der Degeto und TVP. Für den Verleih konnten die Produzentinnen Elke Ried und Regina Ziegler bereits Salzgeber begeistern. Die Besetzung übernimmt Casterin Sigrid Emmerich. Ziegler Film, Tel. (030) 3209050; [email protected] Bevor Valerie ihre erste Liebe heiratet, wollen ihr Freundinnen zu einem zweiten Mal verhelfen, damit sie, bevor sie sich nun ewig bindet, nicht nur mit einem Mann geschlafen hat. Eine freche und sympathische Komödie mit einem Ensemble im Stil von „Sex and the City“ verspricht Matthias Dinter mit seinem Drehbuch „Das zweite Mal“, das noch bis Mitte Juli von Regisseur Peter Gersina und Kameramann Markus Hausen in Köln und Münster in Szene gesetzt wird. Produziert wird die Romantic Comedy von der Kölner Lunet Entertainment für Pro Sieben (Redaktion: Christian Balz). Mit der Besetzung haben die Produzenten Annette Reeker und Ludwig zu Salm den Caster Emrah Ertem betraut. Lunet Entertainment, Tel. (0221) 91 50 91 00; [email protected] Für Mitte September plant Regisseurin Petra K. Wagner die Dreharbeiten für ihr Kinodrama „Maria an Callas“, für das sie selbst das Drehbuch geschrieben hat. Götz George, Claudia Michelsen, Vadim Glowna, Elisabeth Trissenaar und Inga Busch spielen die Hauptrollen in der Geschichte über einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau auf ihrem Computer eine E-MailFreundin von ihr entdeckt und die Korrespondenz unter ihrem Namen weiterführt. Die Bilder für die 2,5 Millionen Euro teure Koproduktion der Berliner Moonfilm mit der BB Film und dem NDR (Redaktion: Barbara Beauvais) liefert Kameramann Peter Polsak. Als Verleih konnten die Produzenten Erik Stappenbeck und Michael Braun bereits Nighthawks Pictures für ihren Film begeistern. Moonfilm, Tel. (030) 41107102; [email protected] Frauenflüsterer War es Mord oder ein Unfall? Ihre Ermittlungen nach dem Tod eines Münsteraner Gastwirts führen Kommissar Thiel und Dr. Boerne auf einen Reiterhof, wo sie es bald mit einem entführten und kastrierten Zuchthengst namens Rasputin und einer weiteren Leiche zu tun bekommen. In dem neuen Münster-„Tatort“ „Frauenflüsterer“, den die Colonia Media für den WDR (Redaktion: Helga Poche) realisiert, setzt Regisseur Kaspar Heidelbach ein Drehbuch von Stefan Cantz und Jan Hinter in Szene. Gedreht werden soll der Krimi, für den Kameramann Clemens Messow die Bilder liefert, vom 20. Juli bis zum 20. August in Münster und Köln. Bei der Besetzung kann sich Produzentin Sonja Goslicki wieder auf den Stammcast mit Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Friderike Kemper, ChrisTine Urspruch und Mechthild Großmann verlassen. Mit der Besetzung weiterer Rollen ist Anja Dihrberg betraut. Für die Kölner „Tatort“-Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) fiel Ende Mai die letzte Klappe für ihren neuen Fall „Schürfwunden“. Regie führte Niki Stein, der gemeinsam mit Frank Posiadly auch das Drehbuch für den WDR-Krimi geschrieben hat. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] 30 [email protected] – Dreharbeiten Barfuss 33 Tage in Köln und fünf Tage in Hamburg stehen auf dem Drehplan des neuen Regieprojekts von Til Schweiger, das er noch bis Ende Juli in Szene setzt. In der romantischen Komödie „Barfuss“ steht Schweiger nicht nur als Regisseur hinter der Kamera von Christof Wahl, sondern gemeinsam mit Johanna Wokalek, Steffen Wink, Alexandra Neldel, Michael Mendl und Nadja Tiller auch davor. Außerdem dabei: MarkusMaria Profitlich, Axel Stein, Jürgen Vogel, Armin Rohde und Michael Gwisdek. Das Drehbuch, das Schweiger gemeinsam mit Jann Preuss geschrieben hat, erzählt die Geschichte von Nick und Leila. Leila ist aus der Psychiatrie entflohen, hochgradig selbstmordgefährdet und steht eines Tages barfuß in Nicks Küche. Der Lebenskünstler tut alles, um sie los zu werden, bis ihm klar wird, dass auch er Verantwortung übernehmen muss. Produziert wird die Kinoproduktion von der Kölner Barefoot Films in Zusammenarbeit mit Mr. Brown Entertainment sowie Buena Vista Int. Barefoot Films, Tel. (0221) 5060870; [email protected] • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 Ein Freund von mir In Düsseldorf, Köln und Hamburg setzt Sebastian Schipper seinen neuen Film „Ein Freund von mir“ in Szene. Für die Hauptrollen in der Kinokomödie, die von November bis Dezember gedreht werden soll, sind bereits Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sabine Timoteo eingeplant. Nach seinem eigenen Drehbuch und mit der Kamera von Oliver Bokelberg erzählt Schipper von Karl, einem High Potential der in seinem Leben alles richtig gemacht zu haben scheint und keine Überraschungen mehr erwartet, bis er eines Tages Hans kennen lernt. Die Berliner X Filme Creative Pool produziert die drei Millionen Euro teure Kinokomödie, für die Sebastian Zühr mit Film 1 als ausführender Produzent verantwortlich zeichnet. Mit der Besetzung der Hauptrollen haben die Produzenten Maria Köpf und Tom Tykwer die Casterin Nessie Nesslauer sowie für weitere Rollen klein + schwarz beauftragt. X Verleih wird den Film in die Kinos bringen. X Filme, Tel. (030) 2308330; [email protected] 15:14 Uhr Rabenkinder Mitte Juni beginnen die Dreharbeiten von Nicole Weegmanns Kinofilm „Rabenkinder“, den sie mit der Kamera von Stephan Schuh in Dortmund, Köln und Mannheim in Szene setzt. Das Drehbuch, das die Regisseurin gemeinsam mit Jürgen Matthäi geschrieben hat, erzählt von der 13-jährigen Jasmin, die nicht nur erfährt, dass sie adoptiert wurde, sondern auch, dass sie eine 16 Jahre alte Schwester hat, die in einem Heim für schwererziehbare Jugendliche lebt. Gemeinsam machen sich die ungleichen Schwestern auf die Suche nach ihrer Mutter. Die Kölner zero west Filmproduktion realisiert den Stoff für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und den SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve). Die Hauprtrollen in dem Drama, das von Kai Künnemann produziert wird, spielen Fina Richardt, Ellen Kronwald, Horst Günter Marx, Harald Wahmbrunn und Geno Lechner. zero west, Tel. (0221) 9129025; [email protected] The Drop Til Schweiger, Thomas Kretschmann, Matthias Schweighöfer, Huub Stapel und Udo Kier spielen die Hauptrollen in „The Drop“. Das Action-Abenteuer voller Witz und Spannung spielt während des 2. Weltkrieges in Holland und erzählt von der Jagd nach einem spektakulären Kunst- und Juwelenschatz auf den gleich mehrere Gruppen scharf sind – auf deutscher wie auf alliierter Seite. Gedreht werden soll die elf Millionen Euro teure Koproduktion der Rhino GmbH mit Mr. Brown Entertainment ab Mitte August in Nordrhein-Westfalen. Regisseur Harry Hook setzt dabei ein Drehbuch von Roy Mitchell, Gary Young und Colin Teague in Szene. Als Verleih konnte Produzent Gregory Browne bereits Buena Vista für das Projekt überzeugen. Rhino GmbH, Tel. (030) 89733681; [email protected] Goldsucher Noch bis in den Juli dreht Rolf Schübel mit seinem Kameramann Holly Fink in der Türkei den TV-Zweiteiler „Goldsucher“, in dem Lale Yavas, Erhan Emre, Tim Seyfi und Hilmi Sözer die Hauptrollen spielen. Das Drama, das auch in Oberhausen und Köln gedreht wurde, umfasst einen Zeitraum von 20 Jahren und erzählt vom Aufbruch der ersten türkischen Gastarbeiter in ihre neue Heimat Deutschland. Realisiert wird die aufwendige Fernsehproduktion von Kadir Sözen und seiner Filmfabrik für den WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker). Filmfabrik, Tel. (0221) 9347670; [email protected] Seite 31 Emmas Glück Die Hochzeitsfeier Als Max erfährt, dass er todkrank ist, greift er in die Kasse, um seine letzten Tage in Mexiko zu genießen. Doch soweit kommt er nicht. Stattdessen landet er in den starken Armen der Schweinezüchterin Emma. Nach dem Roman von Claudia Schreiber, den sie selbst gemeinsam mit Ruth Toma für die Kinoleinwand adaptiert hat, erzählt Sven Taddikken in „Emmas Glück“ die melodramatische Geschichte einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung. Produziert wird der Kinofilm, zu dem Kamerafrau Daniela Knapp die Bilder liefert, von der Kölner Wüste Film West in Koproduktion mit der Hamburger Wüste Filmproduktion. Gedreht werden soll ab September in Nordrhein-Westfalen. Mit der Besetzung haben die Produzenten Ralph Schwingel, Stefan Schubert und Hejo Emons die Casterin Simone Bär beauftragt. Als Verleih für die 2,6 Millionen Euro teure Produktion steht timebandits bereit. Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; [email protected] In dem kleinen Eifelort Dreiborn sollen Mitte August die Dreharbeiten zu dem Kinodrama „Die Hochzeitsfeier“ starten. Der belgische Regisseur Dominique Deruddere erzählt darin von einer Hochzeit, die wegen der Sturköpfigkeit zweier alter Männer zu eskalieren droht. Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde, Julia Schmidt, Oliver Bröcker, Lisa Maria Potthoff, Christian Näthe und Marie Luise Schramm spielen die Hauptrollen in der 8,4 Millionen Euro teuren Koproduktion. Produziert wird das Kinodrama, an dem auch RTL beteiligt ist, in Zusammenarbeit von typhoon films, Fanes Film und MMG. Für die Besetzung haben die Produzenten Marc Conrad, Norbert Preuss, Erwin Provoost und Hilde de Laere die Casterin An Dorthe Braker verpflichtet. Den Verleih in Deutschland übernimmt Constantin. Fanes Film, Tel. (089) 2725611; [email protected] typhoon films, Tel. (0221) 2827580; [email protected] Schwerelos im Pool: „Der Traum vom Schweben“, Foto: Troika Tatfilm Für Mitte Oktober bis Ende November plant die Kölner Tatfilm die Dreharbeiten für das zeitgeschichtliche TV-Drama „Endspiel im Kosovo”, an dem neben dem kanadischen Fernsehen auch WDR und arte beteiligt sind. Erzählt wird die Geschichte von Louise Arbour, der es als Chefanklägerin des Kriegsgerichtshofes in Den Haag gegen massive Widerstände aus allen Lagern gelang, Slobodan Milosevic vor Gericht zu stellen. Regie bei der internationalen Koproduktion, an der auch die kanadische Galafilm Productions und die irische Little Bird beteiligt ist, soll der in Quebec lebende Regisseur Charles Binamé führen. Direkt im Anschluss steht das nächste Projekt der Tatfilm auf dem Terminplan: Dito Tsintsadze, der mit seiner Tatfilm-Produktion „Schussangst” den ersten Preis in San Sebastian gewann, dreht im November und Dezember in NRW-Studios und an Originalschauplätzen in Barcelona das Kinodrama „Adios”, in dem sich ein junges Mädchen auf die Suche nach seiner Mutter macht. Als Produzentin zeichnet bei beiden Produktionen Christine Ruppert verantwortlich. Tatfilm, Tel. (0221) 33000; [email protected] Der Frage, wie das Gesamtkunstwerk Liebe zwischen starken Künstlerpersönlichkeiten funktioniert, geht Regisseurin Ellen El Malki derzeit auch in Nordrhein-Westfalen nach. Hier dreht die Kölner Troika Entertainment zur Zeit den Dokumentarfilm „Das Kunststück Liebe“ in Koproduktion mit ZDF/arte. Darin spricht die Regisseurin u.a. mit der Performance-Künstlerin Marina Abramovic, Malerin und Immendorff-Gattin Oda Jaune, Männerphantasien-Autor Klaus Theweleit, Filmemacherin Agnès Varda, „Stereo Total“-Sängerin Francoise Cactus und der Experimentalfilmerin Birgit Hein über ihre Liebesbeziehungen. Soeben abgedreht hat Barbara Gräftner ihre Doku „Der Traum vom Schweben“, in der sie drei schwule Synchronschwimmer unter und über Wasser begleitet hat: Vom ersten Training mit Frauen, über den Besuch der legendären Wassershow des Cirque du Soleil in Las Vegas, bis zum Happy End eines umjubelten Auftritts im Innsbrucker Olympiastadion. Die Kinoversion der Troika-Koproduktion mit der österreichischen Bonus Film, der kanadischen BBR Production, dem ORF, W Network und dem ZDF in Zusammenarbeit mit arte soll im Herbst starten. Troika, Tel. (0221) 9320607; [email protected] Dreharbeiten – [email protected] 31 Troika Entertainment • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 32 Post aus der Postproduktion RuhrSoundStudios Dortmund „Lauras Stern“, Prod.: BB Film „Wake of Death“, Prod.: Lucky 7 (GB) „Dot. Kill“, Prod.: Lucky 7 (GB) „Ratten 2“, Prod. Rat Pack Filmproduktion RuhrSoundStudios Köln „Himmlische Verführer“, Prod. Rheinfilm „Minenspiel“, Prod. Colonia Media Kontakt: RuhrSoundStudios , Tel. (0231) 917600; [email protected] SoundVision „Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik, „Max Hansen“, Prod.: Icon Film, „Passion for the Opera“, Prod.: Barbarossa Film „Kippenberger-Der Film“, Prod.: Barbarossa Film, „La Revanche des Chômeurs“, Prod. Iris Productions (Lux) Kontakt: SoundVision, Tel. (0221) 31 10 71; [email protected] Edit Station „Goldsucher“, Prod.: Filmfabrik Kontakt: Edit Station, Tel. (0221) 5891070; [email protected] Post aus der Postproduktion bitte an [email protected] ANZEIGE newsletter Werbung für Firmen, Filme und Projekte inmitten der Branche. Der neue Newsletter bietet Ihnen die Möglichkeit, für Ihren Film, Ihre Firma oder Ihr Projekt mit Anzeigen zu werben. Nähere Informationen unter www.filmstiftung.de oder bei der Pressestelle der Filmstiftung NRW. 32 newsletter Erhöhen Sie Ihre Besucherzahlen! inem überdimensionalen Schuhkarton ähnlich, steht in der Halle ein rechteckiger Bau aus weißlackiertem Holz. Tritt man hinein, steht man im Berliner Büro von Albert Speer, dem Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers. Jedenfalls sieht es so aus. Drei miteinander verbundene Räume, ein Vorzimmer und zwei Arbeitszimmer, in einem stehen Zeichenbretter, überall liegen Konstruktionsskizzen von Waffensystemen herum, von U-Booten, Panzern, Flugzeugen. Auf den Schreibtischen stehen altmodische schwarze Telefone, in der Ecke der Volksempfänger. In keinem Zimmer fehlt das Hitlerbild an der Wand. E Im Mantel bei 35 Grad Während das größere der Arbeitszimmer an diesem Tag bespielt wird und mit Scheinwerfern beleuchtet ist, herrscht nebenan Dämmerstimmung. Und wie eine außerirdische Zeitmaschine, die in der vierziger Jahre Welt des 20. Jahrhunderts zwischengelandet ist, steht dort ein antennenbewehrter Rollwagen mit den Ausspiegelungsmonitoren der im Nachbarraum eingesetzten Steadycam. Dicht vor dem Monitor hockt Heinrich Breloer unter Kopfhörern und folgt gebannt der Szene nebenan. Szene 1046, SPEERS BÜRO. Es ist der 30. Januar 1945, vor den Fenstern tanzen weiße Flocken. Auch Speer und seine Sekretärin, gespielt von Sebastian Koch und Susanne Schäfer, müssen in Berlin realisieren, dass der Krieg verloren ist. „Gut, gut, gut, gut“, flüstert der Regisseur vor sich hin. Auf einmal mischt sich in die konzentrierte Ruhe des Dialogs ein unüberhörbares Rumpeln und Scheppern. Abbruch. Sebastian Koch darf den dicken Uniformwollmantel, um den ihn hier drinnen bei 35 Grad niemand beneidet, wieder ablegen und für einen Moment vor das bereitstehende Kaltgebläse flüchten, damit die Maske sich nicht in Schweißströmen davonmacht. Immerhin ist die Ursache des Lärms schnell gefunden: Der Schneecrew auf dem Dach ist das Streumaterial ausgegangen. Rasch werden die kleinen weißen Papierschnipselchen zum erneuten Einsatz wieder vom Boden aufgekehrt. Vergangenheit im Neudurchlauf. 125 Stunden Interviewmaterial Heinrich Breloer dreht den Dreiteiler „Speer und Er“. In seiner bewährten „offenen Form“, der Verflechtung von nachgestellten Spielszenen und Dokumentarmaterial, unternimmt Breloer eine weitere „Reise in die Tiefe der deutschen Geschichte“. Nach den Manns widmen er und sein Co-Autor Horst Königstein sich nun der Familie Speer, die, wie Breloer es nennt, „auf der dunklen Seite der Geschichte gelebt hat“. Es ist ein Großprojekt. Auf mehr als anderthalbjährige Recherche und das Sammeln von nahezu 125 Stunden Interviewmaterial – darunter auch Gespräche mit drei der sechs Kinder Albert Speers – Kontakt: Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] [email protected] – Postproduktion / Setbericht Es ist der 8. Juni 2004, der bis dahin heißeste Tag des Jahres. Und es fällt Schnee. Im Studio 2, einer großen Halle auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd, bemüht sich ein schwitzendes Filmteam um Winteratmosphäre. folgten 69 Drehtage in Berchtesgaden, Nürnberg, München, Berlin, Flensburg, Goslar, Köln/Bonn und Paris. 190 Sprechrollen. 1500 Komparseneinsätze. Am Gesamtbudget von 12 Millionen Euro ist die Filmstiftung NRW mit 1,5 Millionen Euro beteiligt, der FFF Bayern mit 1,2 Millionen, mit kleineren Summen die Degeto, Bavaria, die europäische Filmförderung sowie mehrere Sender. Den Löwenanteil mit einem Millionenbetrag sowie technischer Beistellung, etwa beim Schnitt, trägt der WDR. Gesendet wird Anfang 2005 in der ARD. „Erzählt wird neben der Geschichte von Speer und Hitler auch die Geschichte seiner Kinder, unserer Generation, der • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:14 Uhr Seite 33 Am Set von „Speer und Er“ Schnee im Juni VON CHRISTIAN SEEBAUM Nachkriegsgeneration“, sagt Heinrich Breloer. Kurz vor Speers Tod 1981 hat er ihn noch persönlich interviewt. Breloer nennt ihn einen „asketischen Karrieristen“, einen Intellektuellen am Zentrum der Macht. Einer, der wissen konnte, was er tat. Und sich dennoch einließ. Ein Mann, der eine zeitlang glaubte, jenseits aller Schranken von Moral und Gesittung leben zu dürfen, der Verführer und Verführter zugleich gewesen sei. Der Mensch Speer fasziniert Breloer, auch wenn er sich vor Fertigstellung des Films auf kein endgültiges Urteil festlegen möchte. Denn Filmemachen sei für ihn auch „immerwährende Such- und Erkenntnisarbeit“, das Nachstellen der Spielszenen auf der Basis von historischen Dokumenten auch ein Weg um auszutesten, ob das, was Speer als Szenen und Dialoge überliefert hat, damals „überhaupt so hat funktionieren können“. „Aber im Schneideraum muss ich alles noch mal zum Klingen und Schwingen bringen, so dass die Geschichte in der Verdichtung dann auch erhellend wirken kann.“ Dabei erlebt der Regisseur gerade die Unwägbarkeiten – Überraschungen am Set und wie gespielt wird – als produktiv: „Worauf wird der Scheinwerfer fallen, welche Geschichte will erzählt werden? Was drängt sich mir auch auf? Wie werden Spielszenen auch gebrochen durch die Dokumente?“ Im Zentrum des Films steht nicht zuletzt die Frage, wie es Speer nach dem Krieg gelingen konnte, von der Rolle des Täters in die eines ersten Zeugen zu wechseln, von des- sen Bestseller-Büchern sich die Deutschen den Führer erklären ließen. In „Speer und Er“ gehe es immer um die deutsche Vergangenheit und Gegenwart zugleich, um die Gegenwärtigkeit des Vergangenen, sagt Breloer: „Das Vergangene ist das Spiel, die Gegenwart ist die dokumentarische Aufnahme. In den Herzen rumoren die Gespenster dieser Jahre. Auf den Gesichtern der Kinder von Speer kann man sie noch deutlich sehen.“ Das sei der Kern der Geschichte, so Breloer. Götz Weidner: Der Filmarchitekt Der Mann im Hintergrund, der Breloers Bilderreise in die Vergangenheit überhaupt erst möglich macht, heißt Götz Weidner. Weidner ist Filmarchitekt. In Köln hat er noch weit spektakulärere Sets entstehen lassen als Speers Berliner Büro. So findet man sich in der selben Studiohalle, nur wenige Meter weiter, plötzlich auf der aus Dokumentarfaufnahmen hinlänglich bekannten Terrasse der Berghofs wieder, Hitlers Refugium auf dem Obersalzberg. Freilich besteht hier der Berghof selbst aus nicht mehr als einer Fensterfront, und das grandiose Alpenpanorama ist ersetzt durch aufgespannten grünen Stoff, auf den später der Naturrundblick tricktechnisch einkopiert wird. Nur die Fassade einer Sommerfrische, die das harmlose Spießergesicht eines grausamen Systems gewesen ist. Eine Halle weiter hat Götz Weidner, der auch schon bei „Die Manns“ zum Team gehörte, Hitlers monumentales Arbeitszimmer aus der von Speer in Berlin erbauten Neuen Reichskanzlei eindrucksvoll wiederauferstehen lassen. Fast zu eindrucksvoll für den Geschmack des Spezialisten: „Ich wollte ja nicht, dass Leute da reinkommen und sagen: ‚Wow, ist das toll!‘, sondern dass sie sagen: ‚Ist ja ekelhaft hier drinnen‘.“ Wofür allerdings, angesichts des überreichlich an Boden und Wänden verbauten roten Marmors (bzw. marmormäßig bedruckte Spanplatten) in dem um Setbericht – [email protected] nur 15 Prozent verkleinerten Replikat, ebenfalls guter Grund bestünde. Dass auf dem Edelset letztlich nur an drei Tagen gedreht wird, nimmt Weidner gelassen. Der Mann ist Profi. Seit seiner phänomenalen Arbeit bei „Das Boot“ gilt Götz Weidner als Wasserspezialist. Das hat ihm nicht nur ähnliche Projekte in den USA eingebracht, etwa Jonathan Mostows „U 571“, sondern kürzlich auch das Set Design bei „Das Wunder von Lengede“. Den dort von ihm für die Gesteinsformationen erstmals eingesetzten modernen Hartschaumstoff hat Weidner auch bei „Speer und Er“ benutzt, als in den Bavaria Studios der Gefängnishof von Berlin-Spandau entstand, wo Speer zwanzig Jahre einsaß. Die Veränderung des Hofes über die Jahre, die Simulation aller Jahreszeiten und Wetterlagen in nur einem Monat Drehzeit, bedeuteten die größte Herausforderung bei „Speer und Er“, resümiert Weidner. Und weil es bei historischen Stoffen das harte Los der Filmarchitekten ist, dass gerade ihre beste Arbeit vom Zuschauer unbemerkt bleibt, nennt Weidner „Die unendliche Geschichte“ als für ihn besonders befriedigendes Berufserlebnis, träumt er von weiteren Aufgaben für Fantasy und Science-Fiction. Kurz darauf jedoch ist Götz Weidner wieder ganz in der Gegenwart des Studio 2 in Bocklemünd gefragt. In Speers Berliner Büro sind im Film knapp zwei Monate vergangen, und Breloer und Kameramann Gernot Roll beratschlagen, wie weit die Zerstörung durch die alliierten Bombenangriffe nun sichtbar sein soll. Götz Weidner kommt hinzu und lässt es sich nicht nehmen, höchstpersönlich einige Fensterscheiben einzuschlagen. Es ist immer noch sehr warm. Gleich wird es wieder schneien. Der Schauspieler Sebastian Koch und Albert Speer auf einem Foto von 1936; Dreharbeiten auf dem nachgebauten Spandauer Gefängnishof. Fotos: WDR, Ullstein 33 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 ie Tour de France ist eines der größten Sportereignisse der Welt - für die einen vor, für andere direkt nach Olympia und Fußball-WM. Wenn jedoch Fußballer nach neunzig Minuten mit Wadenkrämpfen auf dem Rasen rumrollen, haben Radrennfahrer erst 60 von oft 200 Kilometern in den Beinen, dazu Sprintwertungen, vielleicht noch den einen oder anderen Alpenpass. Die Schwerstarbeiter der Landstraße vollbringen nahezu übermenschliche Leistungen. Erstaunlich, dass bislang kaum jemand diese geballte Ladung Drama und Leid mit der Kamera eingefangen hat. Oscar-Gewinner Pepe Danquart („Schwarzfahrer“) dokumentierte in „Höllentour“ mit Spielfilm-Aufwand den Thriller der Jubiläums-Tour des Jahres 2003. D Dorthin, wo man das Leiden spüren kann Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, und ARD-Chef Fritz Pleitgen traten 2001 mit der Idee einer Tour-Doku an Pepe Danquart heran, der sowohl mit Spiel- 15:15 Uhr Seite 34 ren. Auch die Förderung der Filmstiftung NRW war bald gesichert. Schwierige Verhandlungen um Bildrechte Als besonders schwierig im Vorfeld erwiesen sich die Verhandlungen mit der A.S.O. (Amaury Sport Organisation) die alle (Bild-)Rechte an der Tour de France besitzt. Hier zahlte sich der Einsatz von Radsport-Fan Fritz Pleitgen aus. Der mächtige Tour-Chef Jean-Marie Leblanc fand zwar die Idee klasse, doch der Vertrag mit seinen vielen knallharten Bedingungen wurde erst zwei Tage vor dem Start der JubiläumsTour 2003 unterschrieben. Da war das 20-köpfige Team aus Kinoleuten schon vor Ort, das in drei Gruppen über 21 Tage den gigantischen Tour-Tross aus 4500 Menschen in 2500 Autos verfolgen sollte. Danquart organisierte jeden Abend ein Treffen, bei dem ein Plan für den nächsten Tag ausgegeben wurde. Der Schweizer Filip Zumbrunn war auf dem Motorrad ganz nahe beim Rennen. Fingerkameras im Mannschaftswagen nahmen die Reaktionen vom Ex-Profi und Making of HöllenTour VON GÜNTER H. JEKUBZIK Pepe Danquart und Rolf Aldag Fotos: Quinte Film filmen als auch mit Dokumentationen Eindruck gemacht hatte. Gerade war „Heimspiel“ im Kino gelaufen - sein Porträt des Ostberliner Eishockey-Clubs Dynamo und dessen Fans. Danquart begann seine Recherche und begleitete bereits die Tour de France 2002. Als Protagonist der „Tour der Leiden“ bot sich das deutsche Team Telekom (seit 2004: Team TMobile) an, bei denen die ARD als Ko-Sponsor mit dabei ist. Der Kontakt zu den Fahrern und deren Vertrauen waren Danquart besonders wichtig. Er wollte dorthin, wo sie kaputt sind, wo man das Leiden spüren kann. Parallel holte Produzentin Mirjam Quinte, die mit Danquart seit vielen Jahren zusammen arbeitet, für Quinte Film in Freiburg weitere Koproduzenten mit ins Boot. Schnell war klar, dass die aufwendige Postproduktion mit einem Etat von 1,3 Millionen Euro in Deutschland allein nicht zu stemmen sein würde. So kamen zum WDR und zu arte die Hamburger Multimedia Film- und Fernsehproduktions GmbH sowie die Dschoint Ventschr Filmproduktion aus Zürich hinzu. Überall fanden sich Tour-Fans wie Ko-Regisseur Werner Schweizer (Dschoint Ventschr) oder Hans Robert Eisenhauer (arte), die vom Projekt begeistert wa- 34 Begleiter Mario Kummer auf. Die beiden anderen Teams fingen an der Strecke die Reaktionen von Fans, Polizisten oder Reportern ein und reagierten auf aktuelle Ereignisse. Derer gab es bei der Großen Schleife von 2003 so viele, als wollte die Tour all die Dramatik der letzten hundert Jahre noch einmal zusammenfassen. Es begann mit der Verletzung des Telekom-Fahrers Andreas Klöden gleich auf der ersten Etappe. Dann stürzte auch Sprintstar Erik Zabel im dicht gedrängten Finale der sechsten Etappe bei Tempo 60, kämpfte sich aber trotz schlimmer Verletzungen bis nach Paris. Die Emotionen fuhren Achterbahn in der Magenta-Truppe: Als Klöden aufgeben musste, gewann Alexandre Winokurow die Etappe. Schweiß, Druck, Schmerzen, Tortur – die Tour de France bietet jedes Jahr ein Maximum an Dramatik, das Pepe Danquart in „Höllentour“ eingefangen hat. Seine spannende, hautnahe Dokumentation läuft seit dem 10. Juni im Kino. Auf der Massagebank mit Zabel und Aldag Der leutselige und sympathische Unnaer Erik Zabel und sein Zimmergenosse Rolf Aldag bildeten das menschliche Herz der Höllentour. Pepe Danquart durfte nach den schweren [email protected] – Making of Etappen in ihr Zimmer, begleitete sie zur Massage und bekam Einblicke wie kaum jemand zuvor. Denn die zu kurzen Erholungsphasen zwischen Rennen, Siegerehrungen, Transfers zur nächsten Etappenstadt und üppigen Essen sind bei den extremen Anstrengungen der Tour überlebenswichtig. Auch der legendäre Betreuer und Masseur „Eule“ Dieter Ruthenberg kommt dabei zu Wort. Mit dieser intimen Innenansicht spielt der Seriensieger und damalige Ranglisten-Erste Zabel endlich einmal die Hauptrolle, während das hochdramatische Duell zwischen Jan Ullrich und dem späteren Toursieger Lance Armstrong im Hintergrund stattfindet. Während der drei Drehwochen waren nicht nur die Unwägbarkeiten eines solch einmaligen Ereignisses zu bewältigen, es drohte Danquarts Filmleuten auch immer der Ausschluss durch die strenge A.S.O., wenn gegen den Vertrag auch in nur einem Punkt verstoßen worden wäre. Neue Bilder, die man vom Fernsehen nicht kennt Insgesamt erjagte Danquarts Team unter diesen extremen Bedingungen 70 Stunden Filmmaterial, das in fünf Monaten von seiner Cutterin Mona Bräuer zu einem 120 Minuten packenden DokuThriller komprimiert wurde. Das ästhetische Konzept war schnell klar: Danquart wollte neue Bilder zeigen, die man vom TV nicht kennt. In der digitalen Postproduktion entstand ein Pastell-Look für viele Szenen, der die Buntheit des Sports dämpfen sollte und besser zur Thematik des Leidens passte. Mit 110 Spuren realisierte die Bochumer RuhrSound eine besonders aufwendige Mischung. Das Sounddesign entstand bei Cineplus in Köln. Nur bei den Tönen musste und konnte in Trainingslagern „nachgedreht“ werden, weil die Tour mit ihren Hubschraubern und Motorrädern einfach zu laut ist. Die Kopien wurden im Mai 2004 bei pro cine filmtechnik in Neuss gezogen. Seit dem Rohschnitt komponierte der bekannte deutsche Jazzmusiker Till Brönner an einem Soundtrack, dessen Trompete bewusst an Miles Davis Improvisationen zu Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott“ anklingt. Die CD zum Film wird am 14. Juni 2004 bei The-Berliner.com / SPV veröffentlicht. Am 10. Juni wird „Höllentour“ mit circa 20 Kopien im Verleih von NFP / Filmwelt in den Kinos starten. Die nächste „Tor-Tour“ de France startet am 3. Juli in Lüttich. Pepe Danquart wird wieder dabei sein und vielleicht auch seine „Höllentour“ vorführen. www.hoellentour-derfilm.de • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 15:15 Uhr Seite 35 Demnächst im Kino Fünf Uhr am Nachmittag Reconstruction Kinostart: 10. Juni 2004 Verleih: MFA+ FilmDistribution Ein junger Mann verbringt eine Liebesnacht mit einer verheirateten Frau, der er zufällig in einer Bar begegnet und die seiner Freundin zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Nacht bleibt nicht ohne Folgen. Als der Mann am nächsten Morgen in seine Wohnung zurückkehren will, ist diese verschwunden: Hinter der Tür verbirgt sich ein Speicher. Die Frau, mit der er zusammen lebte, will ihn noch nie gesehen haben, Freunde begegnen ihm wie einem Fremden. Orientierungslos irrt der junge Mann durch die Straßen Kopenhagens, weiteren unwirklichen Begegnungen entgegen. Das Spielfilm-Debüt des dänischen Regisseurs Christoffer Boe, geboren am 7. Mai 1974, wurde 2003 beim Filmfestival in Cannes mit der „Camera d’Or“ als Bester Nachwuchsfilm ausgezeichnet und war Dänemarks Oscar-Nominierung als Bester Ausländischer Film 2004. Die Liebesgeschichte ist ein Vexierspiel mit Identitäten und Handlungssträngen, eine Herausforderung der Fantasie des Zuschauers unter Verzicht auf eine lineare Erzählweise und eine schlüssige Handlung. Christoffer Boe: „Film ist Verführung. Ein Raum wird plötzlich erfüllt von der Liebe, die zwei Menschen füreinander empfinden. Obwohl sie bloß Schauspieler sind, die ihre Rolle spielen, glauben wir ihre Liebe - und fühlen den Schmerz, wenn sie sich nicht haben können.“ Reconstruction (Dänemark 2003) Regie: Christoffer Boe Drehbuch: Christoffer Boe, Mogens Rukov Darsteller: Maria Bonnevie, Nikolaj Lie Kaas, Krister Henriksson, Nicolas Bro Produktion: Nordisk Film Production in Kooperation mit TV 2 Kinostart: 1. Juli 2004 Verleih: Alamode Film Afghanistan nach dem Sturz des TalibanRegimes: Die junge Noqreh verheimlicht ihrem gottesfürchtigen Vater ihren großen Traum: Sie möchte einmal Präsidentin Afghanistans werden. Doch angesichts unverschleierter Frauen beschließt der Vater, Kabul zu verlassen und führt seine Familie damit geradewegs in eine Katastrophe. Die 25-jährige Samira Makhmalbaf, Tochter des iranischen Regisseurs Mohsen Makhmalbaf („Reise nach Kandahar“), ist durch ihren Film „Schwarze Tafeln“ und die erste der elf Episoden des Films „11’9’’01 - September 11“ bekannt geworden. Mit ihrem neuen Film „Fünf Uhr am Nachmittag“, der in Deutschland im Original mit Untertiteln in die Kinos kommt, will sie Frauen in ihrem Mut zur Veränderung unterstützen, und das nicht nur in ihrem Heimatland: „Wenn es Ärzte ohne Grenzen gibt, dann kann es auch Filmemacher ohne Grenzen geben. Kino kennt keine Grenzen.“ Beim Filmfestival in Cannes 2003 erhielt der Film den Spezialpreis der Jury und den Preis der ökumenischen Jury. Fünf Uhr am Nachmittag (Iran / Frankreich 2002) Regie: Samira Makhmalbaf Drehbuch: Samira Makhmalbaf, Mohsen Makhmalbaf Darsteller: Aghele Rezaie, Abdolgani Yousefrazi, Razi Mohebi, Marzieh Amiri Produktion: Makhmalbaf Film House, Wild Bunch und Bac Films Muxmäuschenstill Kinostart: 8. Juli 2004 Verleih: X-Verleih Ein Mann nimmt das Gesetz selbst in die Hand und verfolgt und bestraft nach eigenem Gutdünken Mitmenschen wegen ihrer Vergehen. Der selbsterklärte Weltverbesserer jagt die Tempolimit-Überschreiter, die Ladendiebe, die Vergewaltiger, die Kinderporno-Ausleiher wie die Über-Rot-Geher und die Schwarzfahrer, die Ausländerhasser wie die hehlenden Ausländer. Er selbst wird später einen Mord begehen. Aus rein privaten Gründen. Zur eigenen Bestrafung wird er nicht fähig sein. „Muxmäuschenstill“ ist ein Husarenstreich: 40.000 Euro hat der Film gekostet, Geld, das sich die beiden befreundeten Schauspieler Jan Henrik Stahlberg und Marcus Mittermeier bei Bekannten „zusammenschnorren“ mussten. Dafür sind die Macher der Satire schon vor ihrem Kinostart reichlich belohnt worden: Bei den Filmfestivals in Berlin und Schwerin wurde der Film zum Publikumshit, nachdem er im Januar beim Saarbrücker MaxOphüls-Festival 2004 inklusive des Hauptpreises alle vier möglichen Auszeichnungen verliehen bekam. Für den 54. Deutschen Filmpreis 2004 ist ihr Film in den Kategorien „Bester Film“ und „Bester Nebendarsteller“ (Fritz Roth) nominiert; Sarah Clara Weber erhielt die Auszeichnung für ihren Schnitt. Muxmäuschenstill (Deutschland 2002 / 2003) Regie: Marcus Mittermeier Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Fritz Roth, Wanda Perdelwitz, Joachim Kretzer Produktion: Schiwagofilm http://www.mux-braucht-dich.de Demnächst im Kino – [email protected] Impressum Herausgeber: Michael Schmid-Ospach; Filmstiftung NordrheinWestfalen GmbH Chefredakteur: Rüdiger Bertram CvD: Stefanie Hadding Redaktion: Oliver Baumgarten Katharina Blum Tanja Güß Peter Hanemann, A.R.T. Wolfgang Hippe, A.R.T. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Michael Dlugosch Günter Jekubzik Anna Koskoda Heike Meyer-Döring (MEDIA) Rüdiger Schmitz-Normann Christian Seebaum Redaktionsassistenz: Sonja Steinberg Gestaltung/Layout: inrhein, Düsseldorf Titelfoto: „Käthchens Traum“ Foto: WDR Redaktionsschluss: 07. Juni 2004 Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 01. Juli 2004 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW abonniert werden. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 D – 40221 Düsseldorf [email protected] 35 • newsletter_20-36 4c 14.06.2004 er in Oberhausen City den Friedensplatz überquert und in die Elsässer Straße einbiegt, der wird schon bald zu seiner Linken die lange, elegante Glasfront der Lichtburg ausmachen. Ebenerdig das Entrée, empfängt das großzügige Foyer den Gast mit einladendem und verbindlichem Schick. Die Plakatierung ist dezent und tritt vor der Würde und Geschichte des Gebäudes in den Hintergrund. Im Jahr 1931 hat Hubert Pesch die Lichtburg erbaut. „In den ersten Jahren wurde der Saal nicht nur als Kino, sondern auch als Varieté-Theater genutzt“, sagt sein Enkel und heutiger Kinobetreiber Jürgen Pesch. Trotz erheblicher Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg - nur die rechte und linke Wand der Lichtburg sind noch aus der Entstehungszeit übrig geblieben - wurde die Lichtburg zunächst in altem Umfang wieder aufgebaut. Große Stars wie Caterina Valente haben noch bis in die späten 50er-Jahre in der Lichtburg mit ihren damals 1000 Plätzen Shows mit aufwendiger Bühnenabwicklung aufgeführt. Erst 1988 verkürzten die Betreiber das Kino um den ehemaligen Bühnenbereich und schafften so einen weiteren Vorführsaal. W 15:15 Uhr Seite 36 Mit der Lichtburg Oberhausen besitzt der Ruhrpott ein echtes Kino-Kleinod. Hier treffen sich elegante Tradition und modernste Bild- und Tontechnik. Fotos: Lichtburg Grundlegend umgebaut und wiederbelebt „Es sind die Kinos, die die Menschen auch nach Geschäftsschluss noch in die City locken“, begründete Michael Vesper Ende September 2002 die Kinoinitiative NRW, eine Aktion in Zusammenarbeit von Filmstiftung NRW und dem NRW Städtebauministerium. Zwei Jahre zuvor wurde die Oberhausener Lichtburg zum Modellprojekt dieser Kinoinitiative erhoben und hat bis September 2002 gemeinsam mit seinem städtischen Umfeld einen grundlegenden Umbau erfahren. Unter zusätzlicher Hilfe von der Stadt Oberhausen, der Filmförderungsanstalt und vom Land NRW wurde die Lichtburg in bemerkenswertem Aufwand aufgerüstet und zum Kern der city-nahen Wiederbelebung erkoren. Zahlreiche Gastronome und Läden haben sich im Umfeld Elsässer Straße/Helmholtzstraße mittlerweile angesiedelt. „Der gesamte Umbau hat zu einer deutlichen Verbesserung des Umfeldes geführt“, bestätigt Pesch: „Der Plan ist aufgegangen.“ Alte Geschichte und neueste Technik VON OLIVER BAUMGARTEN ein breiteres Publikum besitzt und überdies auch die Innenstadt befruchten könnte“, erinnert sich Jürgen Pesch. Die Zahlen bestätigen das: Seit dem ersten Festival stieg die Zahl verkaufter Karten bis 2004 um 59 Prozent. Auch Petra Rockenfeller, seit 1996 Theaterleiterin und Disponentin der Lichtburg, ist schon aus Gründen der Logistik und der Abwicklung mit ihrem zu Festivalzeiten 20-köpfigen Team für den Umbau dankbar: „Im Vergleich zu dem riesigen Gedränge vor 2002, herrschte speziell in diesem Jahr geradezu Entspannung und Routine im Handling der tausenden Besucher.“ Die Partnerschaft mit dem renommierten Festival trägt überdies dazu bei, dass die Lichtburg in Bezug auf Vorführtechnik ausgesprochen gut ausgestattet ist und beispielsweise über fest installierte Sprecherkabinen verfügt. Als Disponentin trägt Petra Rockenfeller auch für die Programmierung der Lichtburg Sorge. Bei einem Kino mit 359 Sitzen komme man natürlich an „Harry Potter“ nicht vorbei, sagt sie, doch ermögliche die Fünf-Saal-Struktur auch das gezielte Bespielen mit Arthouse. So wird es zum Beispiel bis in den Herbst hinein Europäische Filmwochen in der Lichtburg geben, eine speziell zusammen gestellte Reihe mit Beispielen aktueller europäischer Filmkunst. Mehr Raum für die Kurzfilmtage Seit diesem umfassenden Umbau verfügt die Lichtburg nun über insgesamt 860 Plätze, aufgeteilt auf fünf Säle, jeweils ausgestattet mit neuester Bild- und Tontechnik, und einen Gastronomiebereich im Foyer. Durch die Rückführung zweier 1966 von der Lichtburg abgetrennter Ladenlokale und ihre Integration in das Foyer, hat sich die Situation gerade auch während der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen wesentlich entspannt. 1998 hat das Festival die filmfremde Luise-Albertz-Halle Richtung Lichtburg verlassen. Die Entscheidung darüber fällten damals die Stadt Oberhausen und der neue Festivalleiter Lars Henrik Gass unter anderem, „weil man erkannt hatte, dass das Festival durchaus Potenzial für 36 [email protected] – Kinoporträt