Kirchwege im Ammerland

Transcrição

Kirchwege im Ammerland
Kirchwege
im Ammerland
Inhaltsverzeichnis
Einführung
...................................................................
1
Apen ..................................................................... 3
Aper Kirchweg ...............................................................
4
Bad Zwischenahn ...................................................... 5
Der Kirchweg um das Zwischenahner Meer
Ohrweger Kirchweg ......................................................
Ekerner Kirchweg ......................................................
Kirchweg Ofen/Wehnen
.........................................
Kirchweg Elmendorf – Helle.........................................
5
7
7
8
9
Rastede ........................................................................... 10
Loyer Kirchweg
......................................................
Nethener Kirchweg ......................................................
11
12
Westerstede ................................................................ 13
Gießelhorster Kirchweg
......................................... 14
Torsholter Kirchweg ...................................................... 15
Westerloyer Kirchweg
......................................... 16
Wiefelstede ................................................................... 17
Mansholt-Neuenkruge-Wiefelstede
.............. 18
Borbeckerfeld-Gerkentor-Wiefelstede
............... 18
Ole Karkpadd ............................................................... 19
Öffnungszeiten der Kirchen ......................................... 21
Schlusswort ...................................................................
22
Übersichtskarte der Kirchwege im Ammerland ..... 23
Einführung
legen mussten, um zumindest hin und wieder einmal an einem Gottesdienst teilnehmen zu können, waren oft lang und beschwerlich.
Die erste Kirche im Ammerland war die St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede, die 1057 geweiht
wurde. Der dazugehörige Bezirk war sehr groß, er
umfasste den gesamten heutigen Landkreis Ammerland sowie die Gemeinde Wardenburg und die
Hausvogtei Oldenburg. Nach Stiftung der 1059 geweihten Rasteder St.-Ulrichs-Kirche trennte sich
das erste Kirchspiel ab. Mit zunehmender Besiedlung des Ammerlandes entstanden etwa 100 bis
200 Jahre später weitere Kirchen. Wahrscheinlich
um 1123 oder 1124 wurden die St.-Johannes-Kirche
in Bad Zwischenahn und die Petrikirche in Westerstede gebaut. Die St.-Nikolai-Kirche in Apen
wurde 1339 urkundlich das erste Mal erwähnt.
Das genaue Baudatum der Edewechter Nikolaikirche ist nicht mehr zu ermitteln. Das Bauwerk
entstammt aber ebenfalls dieser Zeit. Ein eigenes
kleines Kirchspiel wurde anscheinend auch der
1134 geweihten Bartholomäuskapelle in Elmendorf zugeordnet: Nachdem sie im 15. Jahrhundert
aufgegeben wurde, gingen die Einwohner von Elmendorf dann zur Zwischenahner Kirche1. Im 13.
Jahrhundert war der Bau der alten Ammerländer
Kirchen und damit auch die Kirchspielbildung im
Ammerland abgeschlossen.
Wilfried Harms schreibt dazu in seiner spannenden und detaillierten Chronik „950 Jahre Kirche in
Wiefelstede“:
„Besonders für die Menschen aus den weit entfernten Bauerschaften des damaligen Kirchspiels
muss es ein aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar schwieriges Unterfangen gewesen sein, den
Weg in den Kirchspielort zu bewältigen. Sie konnten dafür überwiegend nur die wenigen Heer- und
Handelswege benutzen, die seit dem frühen Mittelalter entstanden waren. Da diese sich bei ihrem
Verlauf zwangsläufig an den landschaftlichen
Gegebenheiten ausgerichtet hatten, ergaben sich
dadurch erhebliche Entfernungen, die meistens
nur „hoch zu Ross“ oder mit Pferdefuhrwerken
überwunden werden konnten. Naturgemäß waren Moore und sumpfige Gegenden beim Wegeverlauf gemieden worden. Um Bäken und Flüsse
zu passieren, mussten flache Stellen genutzt werden. Den meisten Kirchgängern in jener Zeit standen keine Pferde und Fahrzeuge zur Verfügung,
sodass ihnen ein Gottesdienstbesuch teilweise erhebliche Fußmärsche abverlangte. Dabei suchten
die Menschen immer wieder nach Möglichkeiten,
die Wegstrecken, auch unter Inkaufnahme von
zusätzlichen Schwierigkeiten und Gefahren, abzukürzen2.“
Die Wege zur Kirche, die die Gläubigen zurück-
1
Oldenburgische Kirchengeschichte, hrsg. von Rolf Schäfer in
Gemeinschaft mit Joachim Kuropa, Reinhard Rittner, Heinrich Schmidt,
2. durchgesehene und erweitere Auflage, Oldenburg 2005, S. 46
2
Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg
Seite 88, 2007
1
So führten die Wege über Feld und Flur und oftmals
auch über bestellte Äcker. Das wurde nicht immer
gern gesehen: So ist aus Hüllstede bekannt, dass
Einwohner auch nach Fertigstellung einer Straße an ihrem alten Gewohnheitsrecht festhielten
und trotz Strafandrohung weiterhin den Richtweg
über den Hüllsteder Esch benutzten.
im Wege bereiteten Lehm nicht weggeschafft sind,
über den Misthaufen gehen, was bey der im Winter zu erwartenden Erhöhung des Misthaufens
unausführbar wird. Die kleinen Brettstückchen
über die Rinnen bei Nagels und den benachbarten
Häusern statt eines starken, festliegenden Brettes, will ich nicht einmal weiter erwähnen, indem
dadurch nur der Weg im Dunkeln lästiger oder ge3
Carl Baasen beschreibt die alten Kirchwege als fährlich zu passieren wird. Inzwischen werden es
etwa acht bis zwölf Fuß breite Pfade, zu deren Ew. Hochwohlgeboren nicht unbillig finden, wenn
beiden Seiten etwa zwei Fuß breite Gräben aus- ich gehorsamst darum ersuche, dass Sie wenigsgehoben waren, damit der Weg auch bei nasser tens die baldige Besserung des Weges, soweit sie
Witterung einigermaßen begehbar blieb. Jedes für mich Bedürfnis ist, den Beykommenden anzuDorf war verpflichtet, seinen Kirchweg selbst in befehlen die Güte haben mögen“.
Ordnung zu halten. Die Kirchwege „stehen unter
Aufsicht des Amtes, werden stets mit reinem Sand Der so beschriebene Kirchweg besteht heute in
in gutem Stande erhalten“. Manchmal allerdings seiner historischen Form nicht mehr. Er ist bei der
haperte es mit der Instandhaltung dieser Wege. Anlage von Straßen und anderen Veränderungen
So musste Pastor Ernst Christoph Greverus oft in der Landschaft aufgegangen, so wie alle hislange Stiefel anziehen, um die Kirche trockenen torischen Kirchwege in der Gemeinde Edewecht.
Fußes zu erreichen.
Stellten die Kirchwege allerdings einen Richtweg5
gegenüber der Straße dar, was sehr oft der Fall
4
war, blieben sie ganz oder zum Teil erhalten.
Er schrieb schließlich an das Amt Westerstede :
„Der Weg für mich zur Kirche, den ich so oft passieren muss, ist wieder in dem schlechtesten Stande. Wir möchten Ihnen die historischen Pfade im AmIn Böhlje und Duis Höften ist er hohl, so daß das merland auf den folgenden Seiten vorstellen und
Wasser nicht abziehen kann, und überdies noch Sie gleichzeitig einladen, diese alten Wege per pevon Schweinen durchwühlt. Vor Ahrend-Johanns des oder Fahrrad zu erkunden und schöne ErfahHaus (1815 abgebrannt) musste ich gar, weil noch rungen dabei zu sammeln.
die Reste von dem im letzten Sommer dort mitten
3
Carl Baasen: Das Oldenburger Ammerland, Oldenburg 1927,
Seite 58
4
Aus: „Werfet das Netz“ (Petri-Kirche zu Westerstede 11231973); Fritz Büsing und Friedrich Wilhelm Jaspers: Unsere Kirchwege,
S. 92
5
Richtweg: abkürzender Weg, meist unbefestigt, auch Sommerweg genannt
Bild: Am Bloher Kirchweg
2
Bild: St. Nikolai-Kirche in Apen
3
Apen
Aper Kirchweg
Die Kirche in Apen wurde erstmals um 1339 urkundlich erwähnt. Sie führt den Namen St. Nikolai-Kirche nach dem Schutzpatron der seefahrenden Kaufleute. Die Namensgebung dürfte darauf
zurückzuführen sein, dass Schiffbau und Schifffahrt für diese Gegend eine gewisse Rolle spielten. In dem vor der Kirche befindlichen Torturm
aus dem 15. Jahrhundert befinden sich zwei Glocken, wovon die eine aus dem 14. Jahrhundert und
die andere aus dem 17. Jahrhundert stammt. Der
in der Kirche befindliche Altar entstammt der Zeit
des dänischen Königs Friedrich IV. (1699 – 1730).
Zwischen zwei gedrehten Säulen, an denen die
Figuren der Apostel Petrus und Paulus lehnen, befindet sich das Altarbild mit der Darstellung des
heiligen Abendmahls. Die Entstehung der Kanzel wird auf die Zeit um 1625 geschätzt und dem
Künstler Ludwig Münstermann zugeschrieben,
wobei nicht feststeht, ob das Werk vom Meister
eigenhändig erschaffen worden ist. Seit 1706 besitzt die Kirche eine Orgel.
Länge: 2 km
Verlauf des Kirchweges:
von der Traubenstraße in Aperberg bis zur HeerenWehren-Brücke am Ortsrand von Apen
Diese rund zwei Kilometer lange Strecke „Am
Kirchweg“ ist ein Überbleibsel des ehemaligen
Fuß- und Kirchweges von Nordloh nach Apen. Im
Kirchspiel Apen gab es bis zum zweiten Weltkrieg
nur zwei größere Kirchenbauten: die Kirche zu
Apen, die als Hauptkirche galt, und die Kapelle zu
Vreschen-Bokel. In Nordloh gab es dagegen nur
ein kleines Bethaus auf dem Friedhof. Der südliche Gemeindeteil mit Nordloh und Tange war
also auf eine Verbindung durch das Moor über das
Aper Tief bzw. die Bäke nach Apen angewiesen.
Diese einzige Verbindung nach Apen verlief durch
das Moor über den „Mohrberg“, eine Anhöhe aus
Sand,
die die heutige
Ortschaft Aperberg bildet.
Bild: Zwischenahner
Meer
Hier beginnt auch das „Reststück“ des Kirchweges: Flaniert man an den schönen Resthöfen und
Einfamilienhäusern mit den gepflegten Vorgärten
vorbei, sieht man an der rechten Seite zwischen
den einzelnen Auffahrten der Grundstücke noch
die Reste des alten Fußweges. Nach etwa einem
Kilometer erreicht man über einen kleinen Abstecher, einen etwa 100 Meter langen Feldweg,
rechts vom Weg liegend den idyllischen „Teich am
Kirchweg“. Nach etwa 200 Metern biegt der alte
Kirchweg nach rechts zur schönen hölzernen Heeren-Wehren-Brücke ab. Hier gab es früher in der
Bäke eine Stelle mit niedriger Wasserhöhe, an der
man den Fluss überqueren konnte. Später wurde
ein flach gehobelter Baumstamm als einfache
Überwegung über die Bäke gelegt. Über die heutige Brücke führt der Kirchweg noch ca. 150 Meter
geradeaus und endet an der Aal- und Fischräucherei Prahm.
Von hier aus geht es über die Straße „An der Wiek“
durch das heutige Aper Gewerbegebiet bis zur
Hauptstraße in Apen. Biegt man dort rechts ab,
überquert man zunächst die Bahngleise und erreicht nach ca. 300 Metern die St.-Nikolai-Kirche.
4
Bad Zwischenahn
Kirchweg um das
Zwischenahner
Meer (Segelbootweg)
Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Bad
Zwischenahn ist mehr als 850 Jahre alt und damit eines der ältesten Gebäude des Oldenburger
Landes. Graf Egilmar, der erste Erbgraf zu Oldenburg, gründete die Kirche 1124 als Tochterkirche Länge: 12 km
von Wiefelstede. 1134 wurde sie von Siward, dem Verlauf des Kirchweges: Rad- und Wanderweg
Abt zu Rastede (1142–1157), "in honorem St. Johan- rund um das Zwischenahner Meer
nis Baptistae“ (zur Ehre St. Johannes des Täufers)
geweiht.
Das alte Gotteshaus prägt seit Jahrhunderten den
südlichen Uferbereich des Zwischenahner Meeres.
Es bildet den Mittelpunkt der aus verschiedenen
Bauerschaften auf sie zuführenden alten Kirchwege und ist das älteste Wahrzeichen der Gemeinde
Bad Zwischenahn.
Bild: St.-Johannes Kirche Bad Zwischenahn,
Bad Zwischenahner Touristik GmbH
Der längste Kirchweg im Ammerland ist der Weg
um das Zwischenahner Meer, das zwischen dem
Kurort Bad Zwischenahn im Süden und der Ortschaft Dreibergen im Norden liegt. Dieser Kirchweg führt nicht von einem Dorf direkt zu einer
Kirche, sondern setzt sich aus vielen Teilstücken
zusammen, die die Gläubigen auf dem Weg in die
jeweiligen Kirchen genommen haben. Die Bewohner eines Dorfes verabredeten sich und gingen gemeinsam zur Kirche – wie auf allen Kirchwegen.
Unterwegs gab es viel zu erzählen; junge Leute
lernten sich näher kennen, „so dass nicht selten
die Bekanntschaft auf dem Kirchweg zum Lebensweg führte.6“
6
aus: „Werfet das Netz“ (Petri-Kirche zu Westerstede 11231973); Fritz Büsing und Friedrich Wilhelm Jaspers: Unsere Kirchwege,
S. 94
5
Der Kirchweg um das Zwischenahner Meer
(heute Segelbootweg)
Bild: Zwischenahner Meer
Die Entstehung des Zwischenahner Meeres, auch
„Perle des Ammerlandes“ genannt, ist gemäß einer norddeutschen Legende Düwelswark (Teufelswerk). Demnach versuchte der Teufel einen Kirchenbau in Oldenburg zu verhindern. Zu diesem
Zweck riss er in der Nähe von Zwischenahn ein
großes Stück Wald aus und flog damit in Richtung
Oldenburg, um damit die Kirche zu treffen und darunter zu begraben. Auf dem Weg dorthin wurde
der Düwel durch drei Hähne gestört. Sie krähten
so laut, dass der Teufel das Stück Wald irritiert zu
früh fallen ließ und mit eingezogenem Schwanz
davongaloppierte.
Carl Baasen erwähnt in „Das Oldenburger Ammerland“, dass für Bad Zwischenahn kein Verzeichnis
der alten Kirchwege vorliegt. Er zitiert aber aus
Notizen von 1785 folgende Bemerkungen zu den
alten Kirchwegen: „In dem Dorfe Zwischenahn
längs dem Esche war der Weg nur 15 bis 16 Fuß
breit und bei Winterszeit gemeiniglich mit Schnee
zugeweht. Ein kurzes Ende gestrichenen Weges
vor der Harenstrots Brücke ist im Winter wegen
des Eises schlimm zu passieren. Ein anderer Weg
in Zwischenahn geht zweihundertzwanzig Schritt
lang sehr schmal zwischen hohen Ufern durch,
weht im Winter voller Schnee, muss notwendig
bis zwanzig Fuß durch Niederebnung der hohen
Wegbänke auf den Weg verbreitert werden.“
Seither ward er nie wieder gesehen. An der Stelle, wo der Teufel einst in Wut den Wald herausSolche Unwägbarkeiten müssen Radfahrer und gerissen hatte, füllte sich das Loch mit Wasser. So
Spaziergänger, die den naturbelassenen Weg ums entstand das Zwischenahner Meer und silberne
Zwischenahner Meer nutzen, heute nicht mehr Möwen kreisen dort seither und schützen die Zwiin Kauf nehmen. Der Weg führt an idyllisch gele- schenahner und ihre Gäste vor allem Bösen.
genen Privatgrundstücken und durch bewaldete
Abschnitte entlang der Uferlinie. Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten verlocken unterwegs zum Verweilen.
6
Ohrweger Kirchweg Ekerner Kirchweg
Länge: 1,7 km
Verlauf des Kirchweges: von der Querensteder
Straße in Ohrwege nach Bad Zwischenahn Diekweg
Länge: 1,9km
Verlauf des Kirchweges: von der Burgfelder Straße in Ekern, Im Schlitter, Vorm Bütersten Door zur
Edewechter Straße in Bad Zwischenahn
Vom Ohrweger Kirchweg ist heute nur noch ein
Teilstück von ca. 1,7 Kilometer Länge erhalten, das
von der Querensteder Straße durch Wiesen und
Felder führt. Nach wenigen hundert Metern biegt
dieser Rad- und Fußweg an einer Gabelung nach
rechts ab und führt ab dort durch ein kleines Wäldchen. Die Wegeverbindung endet am Diekweg.
Auch bei dieser Wegeverbindung handelt es sich
nur noch um ein Reststück des Kirchweges. Beginnend an der „Burgfelder Straße“ in Ekern führt
dieser Radweg entlang der Straße „Im Schlitter“.
Vorbei an privaten Vorgärten und Baumschulflächen gelangt man über die Straße „Vorm Bütersten Door“ bis zur Edewechter Landstraße.
Über die Edewechter Straße, den Reihdamm, die
Mühlenstraße und die Lange Straße erreicht man
die St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn am
Marktplatz.
Von hier gelangt man über den Diekweg, die Mühlenstraße und die Lange Straße zum Marktplatz
bei der St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn.
Bild: Ohrweger Kirchweg
7
Kirchweg
Ofen-Wehnen
wesenheit der Königlichen Hoheiten Großherzog
Friedrich August und Herzogin Sophie Charlotte
statt.
Das Gotteshaus stand damals zusammen mit der
Pastorei auf freiem Feld und war auf der Westund Nordseite von dem 1864 gegründeten FriedLänge: 6,4 km insgesamt
Verlauf der Kirchwege: von Bloh aus über die Blo- hof umgeben. Man erreichte die Kirche auf einem
her Landstraße, den Bloher Pad zur Alten Dorfstra- Feldweg von der Zwischenahner Chaussee aus,
ße zur Kirche zu Ofen / von Oldenburg aus über deren Baumbestand erst später gepflanzt wurde
den Drögen-Hasen-Weg, den Karkpad zur Alten und der Kirchstraße nun den Anschein einer Allee
gibt.
Dorfstraße zur Kirche zu Ofen
In Wehnen/Ofen verläuft ein Geh- und Radweg Heute erreicht man die Kirche zu Ofen über die
an der Bloher Landstraße zur Alten Dorfstraße im Alte Dorfstraße, die Hermann-Ehlers-Straße und
Ortsteil Ofen und eine weitere Wegeverbindung die Kirchstraße.
vom Drögen-Hasen-Weg ebenfalls zur Alten Dorfstraße. Dieser Weg, der so genannte Karkpad, war
für die Petersfehner Bürger die Verbindung zur
Kirche in Ofen.
Die Ofener Kirche, die von 1899 bis 1901 gebaut
wurde, wurde - wie auch andere evangelische Kirchen im Oldenburger Land zu dieser Zeit (z. B. die
Ohmsteder Kirche) - keinem Namenspatron geweiht. Ihre Einweihung fand am 17. Juni 1901 in AnBild: Ofener Kirche, Bad Zwischenahner Touristik GmbH
8
Kirchweg
Elmendorf-Helle
Länge: 1 km
Verlauf des Kirchweges: von Helle, Am Gesundbrunnen durch das „Herrenholz“ nach Dreibergen
Diese rund ein Kilometer lange Wegeverbindung
verbindet damals wie heute die Bauerschaft Helle,
was soviel wie „Höheres Land“ bedeutet, mit der
St.-Michael-Kirche in der Bauerschaft Dreibergen.
In Elmendorf bestand von 1134 bis ins 15. Jahrhundert die St.-Bartholomäus-Kapelle, die zu Füßen
der ehemaligen Burg der Herren von Elmendorf
lag und ebenfalls im Jahre 1134 eingeweiht wurde. Die Überreste der Burg der Ritter von Elmendorf sind noch heute in den drei künstlich aufgeschütteten Hügeln nahe dem Kirchweg und dem
Seeufer erkennbar. Der heutige Ortsname „Dreibergen“ nimmt Bezug auf diese drei Fundamentshügel. Nachdem die St.-Bartholomäus-Kapelle
aufgegeben wurde, mussten Gottesdienstbesucher aus Elmendorf den langen Kirchweg nach
Bad Zwischenahn zurücklegen.
Nach 1945 nahm in Zwischenahn und seinen Außenorten die Zahl der Einwohner beträchtlich zu.
Der Wunsch nach einem kirchlichen Zentrum in
Dreibergen konnte schließlich am Südrand des
Staatsforstes ,,Herrenholz" verwirklicht werden.
Nach den Plänen von Regierungsbaumeister Dietrich Schelling wurde 1960 das Gotteshaus aus roten Backsteinen errichtet und noch im selben Jahr
am 18. Dezember durch Bischof Gerhard Jacobi
eingeweiht. Es erhielt den Namen St.-MichaelKirche nach dem Erzengel und Kämpfer gegen die
Mächte des Bösen.
Der idyllisch gelegene Kirchweg zwischen den
Bauerschaften Helle und Dreibergen verläuft
durch das „Herrenholz“. Der Anschluss des Kirchweges an den Zwischenahner Kirchweg ist über
den Zwischenahner Segelbootweg zur St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn zu finden.
Bild: St.-Michael-Kirche in Dreibergen
9
Bild: St.-Ulrichs-Kirche Rastede, Residenzort Rastede GmbH
Rastede
Die zweitälteste Kirche im Ammerland, die Rasteder St.-Ulrichs-Kirche, wurde 1059 dem „Heiligen
Ulrich“ geweiht. Sie wurde nach dem streitbaren
Augsburger Bischof benannt, der im Jahre 955 Kaiser Otto auf dem Lechfeld die Ungarn besiegen
half. Graf Huno hat das Gotteshaus auf seinem
Land und aus eigenem Vermögen gestiftet. „Eine
Besonderheit im nordwestdeutschen Raum ist
die Krypta unter dem Chorraum, die ursprünglich
als Betkapelle genutzt wurde und im 18. Jahrhundert als Grablege diente.“7
7
Residenzort Rastede GmbH (Hrsg.): Rasteder Kirchwege,
Auch hierher führten von allen umliegenden Dörfern Kirchwege, die zum Teil mit Bäumen, Sträuchern und Wallhecken umgeben waren. Zwei
davon sind bis heute in Teilen erhalten: der Loyer
Kirchweg und der Nethener Kirchweg. Wegen ihrer landschaftlichen Reize bieten sie sich für Spaziergänge, Wanderungen und Fahrradtouren geradezu an.
Faltblatt der Rasteder Gästeführerinnen „950 Jahre Rastede“
10
Loyer Kirchweg
steht es in den „Oldenburger Spaziergängen und
Ausflügen“8 von 1914 zu lesen.
Der Wiesenweg führt direkt zwischen dem Gutshof Loy und einem alten Ammerländer Bauernhaus hindurch bis zum Hankhauser Weg. Gegenüber lag der ehemalige Gasthof „Zum Goldenen
Löwen“, der mit Konzession des Königs Friedrich
IV. von Dänemark 1712 als Hofkrug von Gut Loy geDer historische Loyer Kirchweg beginnt beim Gut gründet wurde und heute nicht mehr in Betrieb
Loy. Auf der denkmalgeschützten Hofstelle, die ist. Das bis heute erhaltene Wirtshausschild, das
zum Benediktinerkloster Rastede gehörte, be- einen goldenen Löwen mit einer Harfe zeigt, trägt
fand sich einst eine Gräftenburg. Der Kirchweg die Inschrift „Wohltun und fröhlich sein ist das
erfreute sich auch bei Sommerausflüglern aus Beste auf der Erde. Hier verkauft man Bier und
Oldenburg großer Beliebtheit: Sie fuhren mit der Wein und auch Futter für die Pferde.“ Rechts neGroßherzoglichen Oldenburgischen Eisenbahn ben diesem früheren Gasthof setzt sich der Weg
nach Loy oder Rastede, um dann nach einem Spa- durch Wiesen und Felder fort und stößt bei einer
ziergang durch den Schlosspark von dem jeweils etwa 450 Jahre alten Eiche (Umfang: 5,60 m!) auf
anderen Bahnhof nach Oldenburg zurückzurei- die Ringstraße in Barghorn.
sen. „An Sonntagnachmittagen im Sommer wogt
Strackerjan, Ludwig; Bucholtz, Franz; Albrecht, Karl; Glass,
es zwischen Rastede und Loy hin- und herüber“, so 8
Länge: 4 km
Verlauf des Kirchweges: von Gut Loy oder der
Schutzhütte für Wanderer beim Gut Barghorn
über die Hülsbäke durch den Schlosspark bis nach
Rastede
Robert: Oldenburger Spaziergänge und Ausflüge. Oldenburg 1914
Bild: Loyer Kirchweg, Renate janssen
11
Von hier geht es links an der Ringstraße entlang
bis zum Parkplatz bei der Schutzhütte. Etwas abseits des Kirchweges liegt das Gut Barghorn, dessen Geschichte bis ins Jahr 1504 zurückverfolgt
werden kann. Es war seit 1580 im Besitz der Familie
Folte. Hier lebte auch Johannes Folte, der von 1577
bis 1625 in Rastede als Pastor tätig war und von
hier auf dem Loyer Kirchweg zur St.-Ulrichs-Kirche
ging. Die Verlängerung des Weges führt durch den
Wald, man erreicht die Brücke über die Hülsbäke,
wo einst Mönche eine Wassermühle betrieben
haben sollen. An der Wegekreuzung führt der Loyer Kirchweg geradeaus weiter. Rechts befindet
sich das ehemalige Forsthaus, das zu herzoglichen
Zeiten als Wohnung für den Parkaufseher diente.
Es befindet sich bis heute im Besitz des Herzogs
Anton Günther von Oldenburg und ist seit vielen
Jahren als Wohnhaus vermietet.
Wenn man die Parkstraße überquert, kommt man
in den Rasteder Schlosspark. Mehrere Generationen gartenbegeisterter Oldenburger Herzöge
und Großherzöge ließen diesen Park seit Ende
des 18. Jahrhunderts im Stile eines Englischen
Landschaftsgartens anlegen. Besonders reizvoll
am weiteren Weg ist die heute noch vorhandene
Kastanienallee, die durch einen Teil des um 1870
angelegten Parks führte, der den Park Hagen und
den Wildpark Hankhausen miteinander verband.
„Für diese Anlage wurden elf Anwesen, darunter
eine Schule und ein Wirtshaus, aufgekauft und
die Gebäude abgebrochen. Die Kastanienbäume
stammen teilweise noch aus der Zeit der Anlegung dieses Parks“, so die „Rasteder Kirchwege“.
Nethener Kirchweg
Länge: 6 km
Verlauf des Kirchweges:
von Nethen/Wiefelsteder Straße, Unterführung
Autobahn, über den Golfplatz, Wilhelmshavener
Straße bis nach Rastede
Der Nethener Kirchweg ist besonders gut als Fahrradweg nach Rastede geeignet. Er ist etwa sechs
Kilometer lang und beginnt an der Wiefelsteder
Straße in Nethen. Nethen ist eine sehr alte Bauerschaft, die bereits in der Stiftungsurkunde der
St.-Ulrichs-Kirche als zu deren Kirchspiel gehörend
genannt wird.
Nach der ersten Linkskurve eröffnet sich nach
rechts der Blick auf die Wirtschaftsgebäude von
Gut Nethen. Der befestigte Sandweg führt vorbei
an Gulfhäusern9, Äckern, Weiden und Wallhecken10.
Vor der Schutzhütte biegt man links ab und unterquert die Autobahn, dann geht es rechts herum
weiter durch den „Forst Silberkamp“, der seinen
Namen durch einen Silbermünzen-Fund Anfang
des 19. Jahrhunderts erhalten hat. In diesem Waldstück liegt heute ein Golfplatz, den der „Oldenburgische Golfclub“ im Jahre 1965 angelegt hat und
der 1985 auf eine 18-Loch-Anlage erweitert wurde.
Am Ende des Waldweges geht es links herum bis
an die Wilhelmshavener Straße heran. Die belebte
Straße von Oldenburg nach Wilhelmshaven (damals Heppens) wurde erst 1843 von Rastede bis
Varel mit Feldsteinen gepflastert; davor war sie als
Sobald man den Ellernteich erreicht hat, geht es Sand- und Heideweg oft unpassierbar11. Dort geht
an dessen Südufer entlang weiter. Links liegt der es rechts weiter auf dem Rad- und Fußweg in Richprivate Schlossgarten. Herzog Peter Friedrich Lud- tung Rastede. Entlang der Strecke hat man einen
wig baute hier, am Standort des ehemaligen Klos- schönen Blick in die Niedermoorlandschaft.
ters, das Rasteder Schloss als Sommerresidenz
und Wohnsitz der herzoglichen Familie. Schloss Um nach Rastede zu gelangen, muss man den
und Garten befinden sich heute in privatem Besitz Geesthöhenrücken Liethe, mit 20 Metern über dem
von Herzog Anton Günther von Oldenburg.
Meeresspiegel eine der höchsten Erhebungen in
Um 1900 herum wurde das Ammerländer Bauernhaus auf
Bei der Anlage des großen Turnierplatzes im Jah- 9
vielen Höfen durch das Gulfhaus ersetzt, das sich durch einen größeren
re 1949 wurde der Kirchweg um den neuen Platz Wirtschaftsteil mit tief herabgezogenem Dach und abgetrenntem kleiherumgeführt. Die alten Kastanien, die früher den nem Wohnteil auszeichnet (aus: Rasteder Kirchwege)
10
„Wallhecken sind typisch für die Ammerländer KulturlandKirchweg säumten, stehen heute noch auf dem schaft. Die mit Sträuchern und Bäumen bepflanzten Erdwälle dienten
Turnierplatz. Wenn man den Schlosspark durch ursprünglich als Feldbegrenzung, Windschutz und Brennholzlieferanten“
(aus: Rasteder Kirchwege)
das Tor verlässt, kommt man direkt über den Fried- 11
Residenzort Rastede GmbH (Hrsg.): Rasteder Kirchwege,
Faltblatt der Rasteder Gästeführerinnen zum Jubiläum „950 Jahre Rashofsweg zur St.-Ulrichs-Kirche.
tede“
12
Westerstede
der Gemeinde Rastede, und die Bahnschienen
überqueren. Die Eisenbahnstrecke von Oldenburg
über Rastede zum heutigen Wilhelmshaven wurde 1867 in Betrieb genommen. Der hohe Sandwall
auf der rechten Seite wurde wegen des moorigen
Untergrunds für die Eisenbahn aufgeschüttet.
Die St.-Petri-Kirche in Westerstede wurde 1123 von
dem Freiherrn von Fikensholt gestiftet und war
ursprünglich als Wehrkirche angelegt. Die Einweihung des Westteils mit Turm fand 1232 statt.
Dann kommt man zur Ortsmitte: „Der Marktplatz
in Rastede ist das noch erhaltene Kernstück der alten Bauerschaft Brink. Sie hat ihren Namen erhalten von dem ‚Brink’, dem mit Eichen bestandenen
Grasplatz der umliegenden Eschbauern. Später
siedelten sich hier kleine Bauern an, die oftmals
zusätzlich ein Handwerk betrieben. Auf dem 1878
angelegten Marktplatz wurde im Frühling und im
Herbst ein großer Vieh-, Holz, und Flachsmarkt abgehalten“, ist in den „Rasteder Kirchwegen“ zu lesen. Im 19. Jahrhundert wurden an der neuen Straße
durch Rastede, wie auch an anderen Straßen im Ort,
unter anderem so genannte „Oldenburger Hundehütten“ (Giebelhäuser) erbaut.
Auch zur St.-Petri-Kirche Westerstede führte von
fast jedem Dorf ein Kirchweg, den unsere Vorfahren benutzten. Dass Wald und Sumpf es den Menschen sehr schwer machten, die Gottesdienste zu
besuchen, wird treffend in einem alten Schwank
beschrieben: „Nur Jan, den alle seiner Klugheit
wegen bewunderten, war schon zweimal in der
Kirche gewesen, und die Howieker meinten, dass
Jan daher alle seine Weisheit habe.“12
Bei der Anlage von Straßen sind die meisten der
Westersteder Kirchwege verloren gegangen, die
besonders reizvollen von Gießelhorst und Torsholt
sind allerdings erhalten geblieben.
Auf Höhe des Marktplatzes geht es rechts in den
Uhlhornsgang, dann über die Raiffeisenstraße in
die Anton-Günther-Straße bis zur Oldenburger Straße. Der Kirchweg endet an der St.-Ulrichs-Kirche.
12
Wegener, Karl Heinz [Hrsg.]: Der Landkreis Ammerland:
Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, hrsg. in Zusammenarb. mit d. Kreisverwaltung. Gesamtred.: Karl Heinz Wegener, Oldenburg 1967, S. 18
Bild unten und nebenstehend: St.-Petri-Kirche Westerstede
13
Gießelhorster
Kirchweg
Länge: 1,2 km
Verlauf des Kirchweges: von Gießelhorst, Stellhorner Straße nach Westerstede
Der Weg beginnt in Gießelhorst an der Stellhorner
Straße über den sogenannten Klamperesch nach
Westerstede. Er mündet dort in den Heidkampsweg ein. Von dort gelangt man über die Süderstraße, die Oldenburger Straße, die Wilhelm-Geiler-Straße und die Peterstraße zum Marktplatz zur
über 800 Jahre alten St.-Petri-Kirche.
Am Anfang dieses Weges sieht man in Gießelhorst zunächst die neu entstandenen schmucken
Einfamilienhäuser. Man kommt dann auf einem
beschaulichen Weg vorbei an Baumschulen und
entlang an Weiden und Wällen zum Klamperesch,
wo vor der Einmündung in den Heidkampsweg
14
mächtige Rhododendronbüsche zum Verweilen
einladen. Dort wurde im Rahmen der Landesgartenschau 2002 das Landschaftsfenster „Turm
einer Rhodo-Königin“ errichtet. „Eine Kulisse im
blütentraumschönen Wald“, so hat der Westersteder Architekt Ulrich Recker dieses Bauwerk bezeichnet.
Torsholter Kirchweg
bengang, der zu jeder Jahreszeit eine besondere
Ausstrahlung hat.
Um 1840 gab es um diesen seit alters her bestehenden Teil des Kirchweges, der durch den Besitz
des Hausmannes Gerd Oltmanns führte, eine Auseinandersetzung:
„Der Bauernvogt Claus hatte an einer Seite des
Fußweges zur Abwässerung eine Grüppe graben lassen, da der Weg nur so in gutem Zustand
bleiben konnte. Dagegen aber protestierte Gerd
Oltmanns. Er befürchtete, daß Graben und Weg
Der Torsholter Kirchweg ist in seiner vollen Schön- künftig noch mehr erweitert werden könnten.
heit erhalten geblieben. Beginnt man den Weg in Als keine Einigung zu erreichen war, wandte sich
Torsholt beim Dorfgemeinschaftshaus - der ehe- der Gemeindevorsteher Strodthoff an das herzogmaligen Schule -, lässt man die Torsholter Mühle liche Amt und bat, den Streit zu schlichten, Gerd
hinter sich passiert ein Bauernhaus und gelangt Oltmanns hatte aber inzwischen wohl eingesedahinter durch die Wiesen über die Gießelhorster hen, daß der Kirchweg durch seinen Busch bei
Bäke zum „Südholt“.
schlechter Witterung kaum zu passieren war und
daher verbreitert und erhöht werden musste. Er
Man überschreitet eine kleine Brücke, die Fiken- verpflichtete sich, so viel von seinem Grund und
solter Furth, und befindet sich auf einem Pfad, der Boden herzugeben, dass der Weg eine Breite von
einem Dornröschenweg gleicht. Hier beginnt der sechs Fuß und die Grüppe eine solche von zwei
Weg durch die „Börns“, ein wunderschöner Lau- Fuß erhalte. Er stellte allerdings eine Bedingung,
Länge: 3,1 km
Verlauf des Kirchweges: von Torsholt, Torsholter
Hauptstraße/Dorfgemeinschaftshaus durch den
Staatsforst „Südholt“, Kreuzung mit der Bahnstrecke Westerstede-Ocholt und der Straße „Auf der
Hörn“ am Möhlenbült entlang zur Westersteder
Straße in Fikensolt
Bild: Torsholter Kirchweg
15
daß bei der Herstellung der Grüppe‚die etwa im
Wege stehenden Bäume möglichst geschont und
die Grüppe um dieselben herum geleitet würde.‘
– Noch heute verleiht der geschlängelte Verlauf
des Kirchweges dieser Strecke den besonderen
Reiz.13“
Nachdem man die ehemalige Eisenbahnlinie, die
heute als Draisinenstrecke dient, überquert hat,
gelangt man zum Möhlenbült - einem kleinen
Teich inmitten einer Waldfläche. Der Weg führt
geradeaus an Wiesen entlang und von alten Bäumen umsäumt, bis man in Fikensolt an die Landesstraße nach Westerstede gelangt. Hält man
sich rechts, erreicht man über verschiedene innerörtliche Straßen die St.-Petri-Kirche in Westerstede. Hält man sich dagegen für einige Meter links,
erreicht man einen schmalen Weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der über den Burgplatz Mansingen zum Westerloyer Kirchweg führt.
In früheren Zeiten vereinigte sich der Torsholter
13
Wächter, Hans: „Torsholt – Chronik unserer alten Bauerschaft“ 1. Auflage 2000, S. 243
Kirchweg mit dem Howiek-Ocholt-MansingerKirchweg: Dieser führte über den Streek, traf etwa
beim Hornsweg in Fikensolt mit dem Kirchweg
der Adeligen von Schloss Fikensolt zusammen,
um dann hinter der kleinen Parkanlage Karlslust
auf einer Fußgänger-Holzbrücke die Süderbäke zu
überqueren, verlief dann weiter durch die sogenannten „Wösten“ geradewegs durch die heutige
Blumenstraße in Richtung St.-Petri-Kirche in Westerstede.
Westerloyer
Kirchweg
Länge: 3,9 km
Verlauf des Kirchweges: von Westerloy, Westerstede-Seggeriedenweg, Hochkamp, Pastorenpadd
(Verbindungsweg zwischen Grüne Straße und
Woltersdamm um den Garten der Pastorei herum)
zur Gartenstraße
Bild: Am Pastorenpadd in Westerstede
16
Dieser Kirchweg, von dem eingangs bereits im
Brief des Pastors Ernst Christian Greverus die Rede
war, verlief von Westerloy über Seggern nach Westerstede. Er ist in Gänze in seiner historischen Form
nicht mehr erhalten. Dennoch kann man diesen
Weg auf den gut ausgebauten Gemeindestraßen
„In der Loge“, „An der Biese“ und „Seggeriedenweg“ verfolgen.
In Westerstede gelangt man über den Hochkamp/
Große Mühlenstraße und die Kuhlenstraße in die
Grüne Straße. Dann geht man ein kleines Stück
auf dem historischen Weg: Von der Grünen Straße zweigt der Pastorenpadd nach links ab - eine
Verbindung zwischen der Grünen Straße und dem
Woltersdamm -, überquert den Woltersdamm
und geht den Weg weiter entlang des Gartens an
der Alten Pastorei, dann durch die Innenstadt bis
zur St.-Petri-Kirche.
Bild: St.-Johannes-Kirche Wiefelstede, Tobias Trapp
Wiefelstede
ge Gemeindegebiet in nördlicher Richtung nach
Im Jahre 1057 weihte Erzbischof Adalbert von Bre- Friesland führte.14“
men in Wiefelstede die älteste vermutlich von
vornherein aus Steinen errichtete Kirche des Am- Der Anblick des zu der Zeit noch stumpfen Turms
merlandes. „Warum Erzbischof Adalbert und sei- der Kirche wurde von den damaligen Kirchgänne Berater sich ausgerechnet für das kleine Dorf gern nach ihrem langen und strapaziösen Fußim Ammerland entschieden haben, bleibt im Dun- marsch mit großer Ungeduld erwartet. „Harr’n wi
kel der Geschichte verborgen. Vermutet werden man eerst den Stuwen“ ist ein bis heute überliekann aber, dass vor allem praktische Erwägungen ferter Ausspruch.
zu dieser Wahl geführt haben. Wiefelstede lag am Die im Folgenden beschriebenen Kirchwege nach
Rande des alten Friesischen Heer- und Handels- Wiefelstede sind noch immer gut erhalten.
weges, der von Hamburg und Bremen kommend Länge: 7 km
Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg
nördlich vom heutigen Oldenburg die Hunte über- 14
2007, S. 16
querte und auf dem Geestrücken durch das jetzi-
17
Mansholt-Neuenkruge-Wiefelstede
Borbeckerfeld-Gerkentor-Wiefelstede
Verlauf des Kirchweges:
von Neuenkruge-Mansholter Straße durch das
Mansholter Holz, Dingsfelde, Kirchweg, Hauptstraße zur St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede
Verlauf des Kirchweges:
von Borbeckerfeld-Alter Kirchweg, Gerkentorsweg, Nutteler Weg, Rasteder Straße, Hauptstraße
nach Wiefelstede
Dieser Kirchweg beginnt in Neuenkruge (Alter
Postweg/Bremer Straße) und verläuft über die
Mansholter Straße. An der Mansholter Straße
biegt man links ab in den Wald „Mansholter Holz“
und gelangt über einen Waldweg, von dem man
auf halber Strecke rechts abbiegt, nach Dingsfelde. Von dort aus verläuft der Kirchweg bis zur St.Johannes-Kirche in Wiefelstede.
Länge: 5,6 km
Bei diesem Kirchweg handelte es sich um eine
Verbindung von Hatten nach Wiefelstede. Die Einwohner von Hatten bauten sich damals einen Bohlenweg durch das Wüstenland bis zur Hunte. Die
ersten schriftlichen Aussagen dazu finden sich in
der Rasteder Chronik: „Zu dieser Wievelstedischen
Kirche gehörten fast alle bey Halten gelegene
Dörffer, und sie überzubringen, ist seits der Stedinger Wüste ein Morastiger Weg gemachet worden
biß an den Hügel der Heyden, eigentlich HeydenWall, auff Erlenen Balcken über Möhrt Land, daß
sie Bethens wegen bey begehenden Feyern häuffig kommen möchten zu der Pfarrkirche“15.
Der Heidenwall befand sich zwischen dem Drielaker Moor und dem der damaligen Bauerschaft
Donnerschwee gegenüberliegenden Ufer der
Hunte. Eine kleine Geestspitze, die bis an den Fluss
heranreicht, könnte den Kirchgängern hier eine
Furt geboten haben. Über Donnerschwee, Ohmstede und Metjendorf gelangten die Kirchgänger
dann auf dem alten Heerweg zunächst nach Borbeck und von dort aus weiter durch das Borbecker
Feld über den noch heute so genannten „Alten
Kirchweg“ nach Bokel.
Danach kamen sie auf den Gerkentorsweg, dessen
Name auf den uralten Gerken-Hof zurückzuführen ist. Bis heute ist der Ausspruch „Wi sünd noch
nich bi Gerkens Door voröver“ überliefert, mit dem
vorsichtige Gläubige ihre Weggenossen auf dem
langen Weg nach Bokel mahnten, wenn zu früh
Freude über das Näherkommen des Zieles aufkam.
15
Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg
2007, S. 89
18
Hatten die Gläubigen den Gerken-Hof hinter sich
gelassen, wandten sie sich dem etwas höher gelegenen Gelände Nuttel zu. Westlich dieser alten
Bauerschaft befand sich seinerzeit eine kleine Anhöhe, von der aus sie dann – endlich! - den Kirchturm der Wiefelsteder St.-Johannes-Kirche sehen
konnten. Ihr Ziel vor Augen knieten sie auf diesem
„Hilligenbarg“ nieder und beteten. Von dort ging
es weiter nach Wiefelstede16.
16
Wilfried Harms: 950 Jahre Kirche in Wiefelstede, Oldenburg
2007, S. 90
Ole Karkpadd
Länge: ca. 2,3 km
Verlauf des Kirchweges:
Metjendorf, Am Ostkamp, ehemaliger Fliegerhorst
August-Hinrichs-Straße und Kirchstraße, Ofen
Bog man in Metjendorf in die Straße Am Ostkamp
ein, stand man nach ca. 500 Metern vor einem
Zaun, der Weg führte in eine Sackgasse. Ebenso
erging es jedem, der in Ofen die August-HinrichsStraße hochfuhr: 60 Jahre war die direkte Verbindung von Metjendorf nach Ofen und umgekehrt
abgeschnitten. Im Zuge der Erweiterung des Fliegerhorstes wurden 1952 die Klinkersteine der damaligen Chausseestraße aufgenommen, der Weg
verschwand unter der Grünfläche, das Gelände
wurde umzäunt. Die Menschen aus Metjendorf,
Heidkamp und Ofenerfeld mussten einen langen
Umweg über Wehnerfeld und Wehnen nehmen,
um zur Kirche zu Ofen zu gelangen.
Mit Schließung und Entwidmung des Fliegerhorstes 1992 wurde vielfach der Wunsch laut, diese alte
Wegeverbindung wiederherzustellen. Es sollten
aber noch 20 Jahre vergehen, bis dieser Wunsch
Wirklichkeit wurde: Seit dem 15. April 2012 ist die
direkte Fuß- und Radwegverbindung von Metjendorf nach Ofen nun wieder intakt. Um an diese
historische Bedeutung zu erinnern, haben sich die
19
örtlichen Vereine in Metjendorf, Heidkamp, Ofenerfeld und Ofen auf den Namen „Ole Karkpadd“
geeinigt.
In Metjendorf biegt man beim Hotel Köhncke in
die Straße Am Ostkamp ein und fährt geradeaus
weiter. Nach 1,7 Kilometern gelangt man dann in
Ofen in die August-Hinrichs-Straße, biegt in die
Kirchstraße ein und gelangt so zur Kirche zu Ofen.
Bild: St.-Ulrichs-Kirche in Rastede
20
Öffnungszeiten der Kirchen
Apen
Rastede
St. Nikolai Kirche in Apen
täglich von Ostern bis Erntedank
8:00-18:00 Uhr
sonst nach Absprache
St.-Ulrichs-Kirche in Rastede
außerhalb der Gottesdienste 10:00-16:00 Uhr
Bad Zwischenahn
St.-Petri-Kirche in Westerstede
01.04.-30.09: Mo.-Fr. 10:00-12:00 Uhr
und 15:30-17:30 Uhr, Sa. 10:30-12:30 Uhr
01.10.-31.03: nur Sa. 10:30-12:30 Uhr
Westerstede
St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn
15.03.-31.10: täglich von 11:00-17:00 Uhr
01.11.-14.03: täglich von 11:00-16:00 Uhr
St.-Michael-Kirche in Dreibergen
täglich 24 Stunden geöffnet
Wiefelstede
St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede
täglich von 8:30-16:30 Uhr
Kirche zu Ofen
01.05.-30.09: Mo.-Fr. 8:00-16:00 Uhr,
Sa.-So. 10:00-18:00 Uhr
21
Schlusswort
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht", schreibt Franz Kafka
und scheint sich auf den Erlebniswert unserer Kirchwege zu beziehen.
Die Kirchwege, auf denen Menschen seit Jahrhunderten ihre
Gedanken einstimmen auf einen besonderen Ort, der den Alltag
unterbricht und tiefe Begegnungen zulässt, lassen uns auch heute
noch unseren Kirchen näherkommen. Auf den Kirchwegen gibt es
viele Stationen zum Ausruhen und Innehalten: Am Ende des Weges
liegt stets eine Kirche, die in Bildern und Kunstwerken von der Geschichte des Lebens und des Glaubens im Ammerland erzählt. Ziel des Weges ist vor allem aber die Begegnung mit Gott und dem
eigenen Glauben.
Dass diese häufig abseits vom Straßenverkehr liegenden alten „Karkpadden“, diese verborgenen
Schätze, in unser aller Bewusstsein bleiben, liegt uns am Herzen.
Ich möchte allen danken, die mit Texten, Büchern, Karten, Fotos und Hinweisen an der Entstehung
dieser Zusammenstellung mitgewirkt haben. Den Leserinnen und Lesern dieser Broschüre wünsche
ich beim Gang auf den stillen Pfaden viel Freude und viele besinnliche und erbauliche Stunden.
Westerstede, im April 2014
Jörg Bensberg
Landrat
Bild: Heeren-Wehren Brücke in Apen (Teil des Aper Kirchweges)
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Alle Kartenausschnitte sind mit freundlicher
Unterstützung vom KVPlan Tacken bereitgestellt worden
Landkreis Ammerland
Ammerlandallee 12
26655 Westerstede
Tel.: 0 44 88 - 56 28 90
Fax: 0 44 88 - 56 28 19
www.ammerland.de
4. Auflage

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