Das Gute liegt so nah

Transcrição

Das Gute liegt so nah
G A S T R OIN
NO
HM
A LT
IE
GASTRONOMIE
Zwei Restaurants in der Nachbarschaft
Das Gute liegt so nah
— Spinola Corrado steht für den italienischen, seine Frau Patricia Cafaro für den französischen Akzent.
gehen. Wer erst einmal dort war, findet
das alles nur einleuchtend: Bei Freunden
taucht man ja auch nicht unangemeldet
zum Essen auf, und man fragt auch nicht
vorm Betreten der Wohnung: Was gibt’s
denn? So ähnlich ist das bei Spinola
Corrado und Patricia Cafaro: als käme
man in ihr privates Esszimmer, wohl wissend, dass die beiden immer Gutes bieten.
Als Kaymer und Kuhna freundlich begrüßt
werden, sind noch einige der etwa 20
Plätze im Lokal frei. Das ändert sich sehr
schnell. Aus den Begrüßungen und Abschieden ist zu schließen, dass K. & K. an
diesem Abend wohl die einzigen Neulinge
sind. Man kennt sich. Wobei die beiden
Gastgeber kein großes Buona-Sera-Signora-
Bussi-Bussi-Theater aufführen. Sie geben
sich herzlich ohne Grandezza. Unterdessen haben Kaymer und Kuhna ihre Blicke
auf die Wand überm Eingang zur Küche
geheftet: Dort und nur dort ist das Speisenangebot des Tages notiert. Doch Spinola Corrado vervollständigt das Bild vom
Besuch bei Freunden: Er schlägt den Besuchern ein Überraschungsmenü zum
Kennenlernen vor. K. & K. zögern einen
Moment, weil sie auf der Wandkarte
schon Favoriten entdeckt haben, dann
stimmen sie zu. Kaymer wünscht, dass irgendwas mit Pasta dabei ist, Kuhna würde
gern die italienisch-französische Kombination des Hauses erkennen können. Denn
Spinola Corrado stammt aus Sizilien;
— Auf ein gutes Weinangebot legt man im „Corrado“ großen Wert.
Das Angebot an abwechslungsreichen Themen-Kochkursen in Mintrops Kochschule
reicht von asiatischer Küche über beliebte
Klassiker, Beef Party, Sushi und Pasta selber
gemacht bis zu vegetarischen und veganen
Kochkursen.
Lernen Sie, fachgerecht zu schneiden und
zu filetieren, pikante Tricks unserer Küchenprofis, die Produkte küchenfertig zu
machen, und in Pfanne, Ofen oder Dämpfer
weiterzuverarbeiten.
Entdecken Sie die Unterschiede der verschiedenen Zubereitungsarten und schauen
Sie unseren Chef- und Gastköchen dabei
über die Schulter.
Es ist für jeden etwas dabei.
Unsere Kochkurse & Küchenpartys finden
Sie unter: www.mintrops-kochschule.de
— Im „Corrado“ kann man sich überraschen lassen – es komt immer etwas Gutes auf den Tisch. Zum Beispiel Thunfisch in Sashimi-Qualität.
Kennen Sie das? Restaurants, die man „immer schon mal“ besuchen wollte –
und dann aus welchem Grund auch immer doch nie besucht hat? Kaymer und
Kuhna haben das jetzt bei zwei Lokalen „um die Ecke“ endlich mal nachgeholt.
Und es zeigte sich, dass man mit der Methode „immer schon mal und doch
nicht“ Einiges verpassen kann.
62 |
Ruhr Revue
Am „Corrado“ in der Essener Kortumstraße ist Kuhna seit der Eröffnung vor fünf
Jahren hunderte Mal vorbeigelaufen. Eine
Karte hängt nicht draußen, doch man hat
appetitanregend Gutes darüber gehört
und gelesen. Aber wenn Kuhnas abends
vorbeikamen, war entweder offensichtlich
kein Platz mehr in dem kleinen Lokal –
oder der letzte freie Tisch war längst reserviert. Spontan, ohne Reservierung,
kann man im „Corrado“ kaum essen
Mintrops Stadt Hotel Margarethenhöhe
Steile Strasse 46, 45149 Essen
Tel.: 0201-4386-0
Mintrops Kochschule
Private Dining I Firmen-Events
Rent a cook I Kochschule mieten
Küchenpartys I Showkochen
Kochkurse I Gutscheine
Ruhr
Ruhr Revue
Revue
| 63
61
GASTRONOMIE
— Der kleine Raum ist fast wie ein privates Esszimmer der beiden Gastgeber.
Patricia Cafaro hat italienische Vorfahren,
kommt aber aus Marseille.
Was soll man sagen: So geschieht’s.
Den Auftakt macht eine Hummersuppe,
nicht üppig-sämig, sondern klar südfranzösisch, authentisch im Stil einer Bouillabaisse. Sehr schön. Es folgt der Ausgleich
mit einer sehr angenehmen Portion Bandnudeln, eindeutig italienisch, obwohl die
frischen Trüffeln diesmal aus Frankreich
sind. Dann gibt es ein binational mediterranes Fischduo: kleine Stücke Thunfisch,
in Sashimi-Qualität und nur leicht angebraten, auf Auberginen (sizilianisch), dazu
ein Stück Seeteufel, kross auf der Haut gebraten, mit Safransauce (französisch).
Finale: zweierlei Mousse, Schokolade und
Erdbeer. K. & K. sind höchst zufrieden,
und Kuhna hat seine schlechte Laune vom
frühen Abend ganz vergessen, ist jetzt
froh zu wissen, was er da für Nachbarn
hat – und wird wiederkommen.
Kaum sind Kaymer und Kuhna gegangen, kommt Johan Simons ins Restaurant,
neuer Chef der „Ruhrtriennale“. Das erzählt Spinola Corrado am nächsten Vormittag. Die Verbindung zur Künstlerszene
um die „Ruhrtriennale“ hält sich schon
seit einigen Jahren. Ebenso die Verbindung zu zwei Herren vom Landgericht gegenüber: Sie kommen nahezu tagtäglich
zum Mittagstisch ins „Corrado“. Beide
Gastgeber haben ihr Handwerk von der
Pike auf gelernt. Vor 28 Jahren haben sie
sich in Marseille kennengelernt, haben in
Italien, Frankreich und Deutschland an
verschiedenen Orten zusammen gearbeitet. Vor sieben Jahren kamen sie nach
Essen-Rüttenscheid. Als sie dann 2010 das
imbisskleine Lokal in der Kortumstraße
entdeckten, waren sie begeistert: Genau
so klein wollten sie es haben, und so klein
soll es bleiben. Küche (er) und Service
(sie) bestreiten sie allein; fürs Übrige gibt
es eine Hilfe.
„Mediterran“ ist das Küchenthema,
mit französisch-italienischen Akzenten.
Fisch und Krustentiere sind ein Schwerpunkt – Austern, Fischsuppe, Octopus
zum Beispiel –, frische Pasta ein zweiter.
Und jetzt ist die Zeit für frische Wildpilze.
Ein beliebter Klassiker ist Kalbskotelett
nach Art des Hauses. Die Karte ergibt sich
jeden Tag neu, je nach Saison und Marktlage; deshalb findet sich das kleine Angebot nur an der Wand über der Küche.
So funktioniert es seit fünf Jahren aufs
Beste. Mittags gibt es übrigens eine Auswahl an drei preiswerten Gerichten, darunter stets eine Pasta. Immer nur vorbeigehen war ein Fehler!
CORRADO
Kortumstraße 47
45130 Essen
Tel.: 0201/509 996 49
www.bistro-corrado-essen.de
Di.-Fr.: 12.00-14.30 Uhr
Di.-Fr.: 18.00-22.00 Uhr
Sa.: 18.00-22.30 Uhr
Vorspeisen um 13, Hauptspeisen 25 bis
30 Euro, Mittagsgerichte 10 Euro
— Das hatte Kaymer als Vorspeise – sieht nicht nur sehr gut aus.
Neuer Status: „bald wieder“
Kaymer, das wurde an dieser Stelle schon
mal erwähnt, wohnt ganz am Rande des
Ruhrgebiets, in Duisburg-Mündelheim.
Gegenüber auf der anderen Rheinseite
liegt das für Schnaps, Weinbrand und
Schienenbusse bekannte Uerdingen.
Krefeld-Uerdingen. Dort findet sich
Kaymers „Lieblingsitaliener“, das „Riva“,
wir haben es eben deshalb schon vorgestellt. Nur ein paar Meter entfernt, an der
Rheinpromenade, liegt Kaymers Fall
von „immer schon mal und doch nie“:
„Chopelin – der frische Franzose“.
Um mit der älteren Geschichte zu beginnen: Das repräsentative Gebäude – weiß,
klassizistisch – hat 1833 die Uerdinger
„Casino-Gesellschaft“ bauen lassen, eine
Vereinigung sehr betuchter Uerdinger
Bürger zur Pflege sehr gehobener Geselligkeit – eine Art Herrenclub. Die andere
Geschichte beginnt 1949, da wird in
einem Ort zwischen Chartres und Le
Mans Yves Chopelin geboren. Er beginnt
schon mit 14 Jahren eine Lehre als Koch.
— Yves Chopelin, eingerahmt von Bastien Chopelin (rechts) und Küchenchef David Freitag
64 |
Ruhr Revue
Ruhr Revue
| 65
Ruhr Revue
GASTRONOMIE
Vinothek
Kurzer Name
– großer Wein!
RED
Viel Wein für kleines Geld von einem
der bekanntesten und erfolgreichsten
Winzer am Neusiedlersee. Kaum ein
anderer vermag es, so spielerisch mit
Rotwein umzugehen wie Gernot
Heinrich. Im RED vereint er die typisch
österreichischen Rebsorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent zu einer
wunderbaren Cuvée. Fruchtbetont und
minimalistisch, nicht zu
knapp Kirsche und ein
Hauch Pfeffer. Druckvoll,
saftig und mit einer
weichen Textur.
Geht vor dem Kamin,
aber auch wenn der
Herbst warm und
golden wird.
2013 RED
Weingut Gernot &
Heike Heinrich
Normaler
Preis: 8,60 €
Unser Angebot für
die Leser der
Ruhr Revue:
6,90 €
ab einer Bestellung
von 6 Flaschen
Die Preise verstehen sich brutto
ab Weinhandel, Änderungen
vorbehalten, nur solange Vorrat
reicht.
Erhältlich bei
Hohenzollernstr. 40 · D-45128 Essen
Telefon 0201-720036 · [email protected]
www.derweinhandel.de
Klassisch-gediegen die Einrichtung des Restaurants, etwas schlichter im Bistro (Bild unten)
Nach Deutschland kommt er zuerst mit
dem Militär: als Koch in der Kaserne von
Tübingen. Dort lernt er seine heutige Ehefrau Anita kennen, damals Studentin.
1976 gehen die beiden nach Düsseldorf,
wo Yves Chopelin als Nachfolger JeanClaude Bourgeuils in den „Walliser Stuben“ Zwei-Sterne-Küche betrieb. 1980 bis
1983 gab es ein „Chopelin“ in Mönchengladbach (ein Stern), danach betrieben die
Chopelins zwei Restaurants in Krefeld,
ehe sie 2001 Pächter im Uerdinger Casino
wurden: „Chopelin im Casino“.
Der heutige Name „Chopelin – der frische Franzose“ steht für den Einfluss des
Juniors Bastien Chopelin. Er hat schon
früh im elterlichen Betrieb geholfen und
sich dann – bei ersten Adressen – zum
Restaurantfachmann ausbilden lassen; seit
2008 ist er Restaurantleiter und animiert
den Vater dezent und erfolgreich zu Modernisierungen. Der großzügige Raum im
Erdgeschoss des Casino-Gebäudes ist nun
zweigeteilt: Im Vorderbereich ist jetzt ein
Bistro, mit schlichterer Dekoration und
einfachen Gerichten. Die Trennung ist
nicht nur optisch durchlässig: Man kann
auch im Bistro von der großen Karte ordern. Dass man sich umgekehrt nicht im
Restaurant mit einem Flammkuchen und
einem Glas Wein über den Abend retten
kann, ist den Betreibern nachzusehen.
Neben der Bistro-Karte hat der Junior Aktionen eingeführt wie das mittwochabendliche Amuse-Bouche-Menu: drei kleine
Vorspeisen, drei kleine Hauptgerichte und
drei kleine Desserts zu 19,50 Euro. Stirnrunzeln hatte der Senior zunächst für die
Idee mit den Burgern. Dann machten sich
alle zusammen mit einem benachbarten
Bäcker ans Tüfteln – und nun gibt es
Chopelin-Burger, jeden Dienstag im Büro.
Im Übrigen gibt Yves Chopelin nach wie
vor den kulinarischen Grundton an. Zusammen mit dem jungen Küchenchef
David Freitag bietet er eine Frischeküche
auf eindeutig französischer Basis, ist aber
offen für Einflüsse und Experimente: So
kommt schon mal rheinische Blutwurst
auf den Teller, asiatisch oder orientalisch
Inspiriertes.
Nun aber schreiten K. & K. endlich zur
Tat und greifen zu. Kaymer wählt von der
Karte als Vorspeise die Kombination Flußkrebs-Zitronengras-Törtchen / Mango-Ingwer-Chutney / Hummer-Wantan. Beim
Hauptgericht kommt wieder seine Fleischeslust durch: Rumpsteak mit LaugenKruste, Lyoner-Kartoffeln und RotweinSchalotten-Sauce. Kuhna nimmt vom zu-
sätzlichen Tagesangebot als Hauptgericht
ein kontrastreiches Duo von zwei sehr unterschiedlichen Fischen (Seeteufel und
Adlerfisch) mit gehaltvollem Kokos-CurryRisotto und Blattspinat. Kuhnas Vorspeise
nennen wir zum Schluss, weil sie sofort
Kaymer zum neidischen Schielen brachte
und weil beide davon besonders begeistert
waren: Hausgemachte Tafelspitz-Ravioli
mit gebratenen Jakobsmuscheln und Tandoori-Schaumsauce. Von vier sehr guten
Gerichten das beste. Die Kombination aus
zartem Fleisch mit kräftigem Aroma und
eher kleinen Muscheln mit angenehmer
Textur ist so stimmig, dass K & K bald mit
einigem Bedauern auf den leeren Teller
gucken und Kuhna sich heimlich dafür
schilt, ausnahmsweise mal etwas geteilt
zu haben.
Alles in allem hat das „Chopelin“ bei
Kaymer nun seinen Status geändert, wie
man unter Facebookern sagt: von „immer
schon mal und doch nie“ zu „sicher bald
wieder“. Auch von Kuhna wird das Haus
entschieden geliked; er hat noch mal
geprüft, dass man vom „Chopelin“ mit
Bahn und Bus binnen einer Stunde zurück
nach Essen-Rüttenscheid kommt. l -na
Chopelin
Casinogasse 1
47829 Krefeld Uerdingen
Tel: 02151 - 311 789
www.chopelin.de
Di. - Fr. 12.00 - 13.45 Uhr
(späteste Bestellung für Küche)
& 18.00 - 21.30 Uhr
Sa. ab 18.00 Uhr
Vorsp. 11- 19, Hauptger. 19 - 29 Euro
Bistro (Di. - Fr.) 8 -19 Euro
K.u.K. Restauranttipps
Andreas Kaymer (li.) und Martin Kuhna,
beide dem guten Essen innig zugetan,
suchen Restaurants aus, die wir Ihnen
empfehlen können. Und wenn es geht,
nehmen sie gemeinsam, K.u.K., Kostproben von der Karte; die Geschmäcker
sind verschieden, und zwei schmecken
mehr als einer. Sogar, wenn Kaymer
diäthaltend dem maßlosen Kollegen
Kuhna ein schlechtes Gewissen macht.
Lesertipps, welche Restaurants noch
vorgestellt werden sollten – nur zu.
K.u.K freuen sich.
Ruhr Revue
| 67

Documentos relacionados