Kultursoziologie + Kunstsoziologie

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Kultursoziologie + Kunstsoziologie
soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
2010|1
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Kultursoziologie + Kunstsoziologie
Band 2010/1
bearbeitet von
Maria Zens
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2010
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-442x
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Maria Zens
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2010 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .................................................................................................................................................7
Sachgebiete
1
Kultursoziologie
1.1
Allgemeine theoretische Ansätze...............................................................................................9
1.2
Kulturgeschichte......................................................................................................................34
1.3
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel...........................................................................48
1.4
Lebensstile, Werte, Normen.....................................................................................................62
1.5
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde........................................................................74
1.6
Kulturindustrie, Kulturpolitik..................................................................................................91
1.7
Alltag, Freizeit, Soziokultur...................................................................................................102
1.8
Kulturelle Identität.................................................................................................................115
1.9
Politische Kultur....................................................................................................................139
1.10
Organisationskultur/Unternehmenskultur..............................................................................157
1.11
Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien....................................................................161
2
Kunstsoziologie
2.1
Allgemeines...........................................................................................................................170
2.2
Literatur..................................................................................................................................180
2.3
Bildende Kunst, Musik..........................................................................................................184
2.4
Theater, Film, Fotografie.......................................................................................................193
Register
Hinweise zur Registerbenutzung.......................................................................................................205
Personenregister.................................................................................................................................207
Sachregister........................................................................................................................................213
Institutionenregister...........................................................................................................................231
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................239
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.........................................................................................239
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“
GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat
sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht
zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung
neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der sozialwissenschaftliche Fachinformationsdienst „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ spiegelt den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in beiden Gebieten wider.
Ausgehend von dem Ansatz, dass Kultur inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens ist, beschäftigt sich das Kapitel Kultursoziologie neben allgemeinen, theoretischen Ansätzen und kulturgeschichtlichen Fragen recht breit mit einzelnen kulturellen Inhalten. In den Gliederungspunkten
„Lebensstile, Werte, Normen“, „Kulturelle Identität“ und „Politische Kultur“ wird die wechselseitige Durchdringung von Kultur und aktuellster Gesellschaftsentwicklung am deutlichsten.
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
Vorwort
Bei der inhaltlichen Bearbeitung werden Nachweise aufgenommen, die eindeutig dem Themenkomplex zuzuordnen sind oder wichtige kultursoziologische Aspekte haben. Deshalb sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln anderer soFid-Dienste nicht zu vermeiden. Im Gliederungspunkt „Kommunikation/Massenmedien/neue Medien“ sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln des soFid „Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien - Sprache“ möglich. Gleiches gilt für den Dienst „Sozialpsychologie“, in dem ein Kapitel zu „Einstellung, Wahrnehmung und Verhalten“ existiert. Arbeiten und Projekte zu diesem Schwerpunkt weisen häufig
kultursoziologische Aspekte auf, die eine Aufnahme in einen Gliederungspunkt des Dienstes
„Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ rechtfertigen. Die soFid's „Osteuropaforschung“ und „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“ als Querschnittsdienste verfügen jeweils
über ein Kapitel zu „Kultur, Kunst, Medien“ mit speziellem geographischen Bezug zu den Länder
Osteuropas bzw. den neuen Bundesländern.
Das Kapitel Kunstsoziologie erfasst allgemeine Betrachtungen über Kunst sowie Nachweise zu
den einzelnen Kunstdisziplinen.
Der soFid „Kultur- und Kunstsoziologie“ kann keine vollständige Bibliographie der Fachdisziplin
sein. Bei der Vielzahl von Veröffentlichungen und Forschungsprojekten ist dies nicht im Rahmen
der soFid-Reihe realisierbar. Der vorliegende Dienst will ein vielfältiges und anregendes Nachschlageinstrument für die Profession sein.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
1
Kultursoziologie
1.1
Allgemeine theoretische Ansätze
9
[1-L] Abels, Heinz:
Wirklichkeit: über Wissen und andere Definitionen der Wirklichkeit, über uns und Andere,
Fremde und Vorurteile, (Hagener Studientexte zur Soziologie), Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 306 S., ISBN: 978-3-531-16773-2
INHALT: Berger und Luckmann vertreten die These, dass eine Gesellschaft vor allem durch gemeinsames Wissen zusammengehalten wird. In diesem Zusammenhang geht der Verfasser
der Frage nach, wie sich das gemeinsame Wissen aufbaut, wie es 'wirklich' wird und wie sich
subjektives Wissen herausbildet. Daraus folgt, dass Wirklichkeit als gesellschaftliche Konstruktion angesehen wird und die Dinge erst durch die Interaktion zwischen den Individuen
Bedeutung erlangen und somit eine symbolische Wirklichkeit schaffen. Nach einem Überblick über soziologische Ansätze über den Zusammenhang zwischen Wissen und Wirklichkeit sowie soziales Handeln erörtert der Verfasser Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt
sowie die Rolle der Institutionen als gesellschaftliche Regularien. Subjektive und symbolische Wirklichkeit werden durch die Beispiele Ethnozentrismus, Begegnung mit fremden Kulturen, Triebabfuhr und Vorurteil verdeutlicht. Die Entstehung von Vorurteilen zeigt der Verfasser anhand des Aufsatzes 'Die Hexenverfolgung von Salem Ende des 17. Jahrhunderts' von
Benita und Thomas Luckmann (1983) auf. (ICC)
[2-F] Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Bearbeitung); Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Leitung):
Katjekte
INHALT: Es handelt sich um ein Forschungsprojekt, das die andernorts ("Studien zur nächsten
Gesellschaft", 2007) aufgestellte These, die "Form" selber sei die Kulturform der nächsten,
der nicht mehr modernen Gesellschaft, ausarbeitet. Die Form, im Anschluss an George
Spencer-Brown verstanden als Zweiseitenform der Unterscheidung, ermöglicht die Verarbeitung des von mitkommunizierenden Rechnern produzierten Sinnüberschusses der Gesellschaft, indem die Errechnung des jeweils nächsten Schrittes (einer Kommunikation, eines
Handelns, eines Erlebens) in den implizierten und zugleich auf Abstand gehaltenen ("negierten") Kontext des somit eingeschlossenen Ausschlusses anderer Möglichkeiten gesetzt wird.
Ausgehend von einer Physik der Spannung zwischen Ich und Du, zwischen Selbstreferenz
und Fremdreferenz, wird der Grundgedanke einer Mehrseitenform der Unterscheidung logisch, mathematisch, kybernetisch, hermeneutisch, rhetorisch, semiotisch und poetisch entfaltet. Die Tradition eines Nachdenkens über Objekte und Subjekte ergänzend und unterlaufend,
geht es in diesem Projekt um Katjekte, das heißt um Kategorien, die autologisch von Netzwerken generiert werden, die auf sie zurückgreifen, um sich zu reproduzieren.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Baecker, Dirk: Network society. in: Overgaard Lehmann, Niels;
Qvortrup, Lars; Kampmann Walther, Bo (eds.): The concept of the network society: post-ontological reflections. Kopenhagen: Samsfundslitteratur Pr. 2007, pp. 95-112.+++Baecker,
Dirk: The network synthesis of social action I: towards a sociological theory of next society.
in: Cybernetics and Human Knowing (ISSN 0907-0877), vol. 14, 2007, no. 4, pp. 9-42.+++
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Baecker, Dirk: The network synthesis of social action II: understanding catjects. in: Cybernetics and Human Knowing (ISSN 0907-0877), vol. 15, 2008, no. 1, pp. 45-65.
ART: BEGINN: 2007-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse
(Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399,
e-mail: [email protected])
[3-L] Bratosin, Stefan:
La concertation dans le paradigme du mythe: de la pratique au sens, Bern: P. Lang 2007, 268
S., ISBN: 978-3-03911-459-7
INHALT: Der Autor widmet sich der in der französischen Kommunikationswissenschaft und Organisationstheorie bisher unerforschten Frage nach der Abstimmung als symbolischer Form
kollektiven Handelns. Im Rahmen einer Neuinterpretation von Ernst Cassirers Theorie der
symbolischen Formen entfaltet er seine epistemologische Annäherung an die Thematik auf
drei Ebenen: Die Abstimmung wird erstens als eine spezifische Methode des Denkens reflektiert, zweitens als bedeutendes Produkt der Interpretation untersucht und drittens - auf praktischer Ebene - als Objekt der Mediation und als Instrument für die Konstruktion der sozialen
Wirklichkeit aufgefasst. Der Autor analysiert eingehend die soziopolitischen, institutionellen
und kulturellen Voraussetzungen für die in demokratischen Gesellschaften unumgänglichen
Abstimmungen. Er zeichnet die Wege vom Konzept zur Methode und von der Methode zur
Anwendung nach. Im Mittelpunkt stehen die repräsentativen Formen des Wissens, die Erkenntnisweisen des Verstehens und der Beteiligung als einer Form der Interpretation, wie der
Autor insbesondere anhand der Hermeneutik bei Paul Ricoeur zeigt. Das Ziel ist ein tieferes
Verständnis der Methode der Abstimmung und ihrer Anwendung in der Praxis entlang der
Fragen nach der Technik ("das "Wie"?), dem Menschen (das "Wer?") und dem Vollzug (das
"Was?"). (ICI)
[4-L] Buschkühle, Carl-Peter; Duncker, Ludwig; Oswalt, Vadim (Hrsg.):
Bildung zwischen Standardisierung und Heterogenität: ein interdisziplinärer Diskurs,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 237 S., ISBN: 978-3-531-16800-5
INHALT: "Heterogenität und Standardisierung bilden in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion ein extremes Spannungsfeld: Auf der einen Seite ist gesellschaftlich eine - noch immer - wachsende Differenzierung und Pluralisierung zu verzeichnen, während gleichzeitig
Standardisierungen im Bildungswesen zur Lösung des identifizierten Kernproblems 'Leistungsheterogenität' entwickelt werden. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes konfrontieren in ihren Beiträgen das aktuelle Bildungsgeschehen mehrdimensional mit Widersprüchen und verschiedenen Interpretationszugängen und geben Antworten auf die Frage: Steht
das Bildungssystem vor einer neuen Zerreißprobe?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Vorwort der Herausgeber (7-9); Wolfgang Sander: Wie standardisierbar ist Bildung? Chancen und Probleme von Bildungsstandards in Deutschland (11-33); Rudolf Sträßer und Claudia
von Aufschnaiter: Vom Bildungskanon zu den Bildungsstandards. Assoziationen eines Mathematikdidaktikers mit Zwischenbemerkungen einer Physikdidaktikerin (35-51); Wolfgang
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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Hallet: Literature and Literacies: Literarische Bildung als Paradigma für Standardisierung,
Differenz und Heterogenität (53-80); Georg Friedrich: Bildungsstandards für den Sportunterricht. Ein Lagebericht im Hinblick auf einen heterogenen Bildungsbereich (81-95); Swantje
Ehlers: Heterogenität und Literalität (97-118); Carl-Peter Buschkühle: Künstlerische Bildung
in heterogener Kultur (119-144); Franz Josef Bäumer: Verschieden sein - verschieden werden. Aufgaben und Ziele religiösen Lehrens und Lernens in der Schule (145-165); Vadim Oswalt: Historisches Lernen zwischen Heterogenität und Standardisierung (167-192); Peter
Gansen: Chancenungleichheit von Anfang an. Heterogenität in der frühen Kindheit als bildungspolitische und pädagogische Herausforderung (193-214); Ludwig Duncker: Bildung
und Heterogenität. Zerreißproben für das Bildungssystem (215-236).
[5-L] Cappai, Gabriele:
Kultur und Methode: über die Relevanz rekonstruktiver Verfahren für die Erforschung
fremdkultureller Lagen, in: Sociologia Internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie,
Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 46/2008, H. 2, S. 131-159 (Standort: USB Köln(38)XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.atypon-link.com/DH/doi/abs/10.3790/sint.46.2.131)
INHALT: "Die westliche sozialwissenschaftliche Tradition konnte taugliche Instrumente für die
Erforschung fremder Kulturen in dem Maße entwickeln, in dem sie sich fähig zeigte, Differenz bzw. Fremdheit innerhalb der eigenen Gesellschaft zu erkennen, zu beschreiben und zu
erklären. Unter den bekannten sozialwissenschaftlichen Methoden sind insbesondere 'rekonstruktive Verfahren' dazu geeignet Fremdkulturalität zu erforschen, denn sie scheinen gegen
die Neigung gut gerüstet zu sein, Differenz vorschnell zu assimilieren. Rekonstruktive Verfahren vermögen besser als andere der Einsicht Rechnung zu tragen, dass man sich auf die
'Sprache des Falls' einlassen muss, wenn man sie beschreiben, typologisch erfassen oder erklären möchte. Die Eignung rekonstruktiver Verfahren für die Forschung in fremdkulturellen
Lagen ist allerdings eine Frage, die nicht pauschal beantwortet werden kann. Vieles hängt davon ab, ob und in welchem Ausmaß die unterschiedlichen Mitglieder der 'Familie' (im Sinne
Wittgensteins) Vorkehrungen getroffen haben, um sich gegen die Gefahr des Ethnozentrismus zu schützen." (Autorenreferat)
[6-L] Elvert, Jürgen; Nielsen-Sikora, Jürgen (Hrsg.):
Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus, (Historische Mitteilungen , Beiheft, Bd. 72),
Stuttgart: Steiner 2008, 921 S., ISBN: 978-3-515-09282-1
INHALT: "Die nationalsozialistische Politik forderte die Unterwerfung des wissenschaftlichen
Denkens und Handelns unter die NS-Ideologie, mithin die völlige Gleichschaltung der Wissenschaften und deren In-Dienst-Stellung in das System. Vor diesem Hintergrund beleuchtet
der Band die Rolle kulturwissenschaftlicher Fächer im Nationalsozialismus, insbesondere deren Beteiligung an der 'gesellschaftlichen Mobilisierung', so wie sie von der 'Aktion Ritterbusch' angestrebt wurde. Dabei wird vor allem der Frage nach dem jeweiligen wissenschaftlichen Selbstverständnis nachgegangen und geklärt, welchen Stellenwert die betreffende Disziplin im Spektrum der 'Kulturwissenschaften' zwischen 1933 und 1945 einnahm. Darüber hinaus untersuchen die Autoren, wie die Wissenschaftler selbst dem Nationalsozialismus begegneten und ob es hier erkennbare Unterschiede zwischen verschiedenen Wissenschaftsgruppen
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
gab. So zeigt sich auch, welche nationalsozialistischen Instanzen 'Wissenschaftspolitik' betrieben - und zu welchem Zweck." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Elvert: Einige
einführende Überlegungen zum Projekt "Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus" (718); Hans-Joachim Dahms: Philosophie (19-51); Horst Junginger: Religionswissenschaft (5286); Edgar Weiß: Erziehungswissenschaft (87-108); Uta Halle: Ur- und Frühgeschichte (109166); Stefan Altenkamp Klassische Archäologie (167-209); Josef Wiesenhöfer Alte Geschichte (210-222); Joachim Lerchenmüller: Neuere und Neueste Geschichte (223-245);
Horst Wallraff: Regional- und Landesgeschichte (246-288); Hans-Christian Petersen, Jan
Kusber: Osteuropäische Geschichte und Ostforschung (289-311); Helmut W. Schaller: Südosteuropaforschung (312-336); Wolfgang Jacobeit, Leonore Scholze-Irrlitz: "Volkskundliche
Kulturwissenschaft" (337-358); Hans Böhm: Geographie (359-389); Carsten Klingemann:
Soziologie (390-444); Wilhem Bleek: Politische Wissenschaft(en) (445-468); Johannes Renger: Altorientalistik (469-502); Ludmila Hanisch: Arabistik, Semitistik und Islamwissenschaft
(503-525); Hartmut Walravens: Sinologie (526-585); Jörg Riecke: Deutsche Philologie/
Sprachgermanistik (586-624); Birgitta Almgren: Germanistik (625-646); Zeno Ackermann:
Anglistik und Amerikanistik (647-668); Johannes Kramer: Romanistik (669-690); Julia Zernack: Nordische Philologie (691-713); Helmut W. Schaller: Slawische Philologie (714-741);
Helmut W. Schaller: Baltische Philologie (742-762); Joachim Lerchenmüller: Keltologie
(763-780); Jürgen Court: Sportwissenschaft (781-822); Mitchell G. Ash: Psychologie (823862); Andreas Englhart: Theaterwissenschaft (863-898).
[7-L] Erll, Astrid; Rigney, Ann (Hrsg.):
Mediation, remediation, and the dynamics of cultural memory, (Media and cultural memory /
Medien und kulturelle Erinnerungen, 10), (Symposium "Media and the Dynamics of Cultural
Memory", 2007), Berlin: de Gruyter 2009, 256 S., ISBN: 978-3-11-020444-5
INHALT: "This collection of essays brings together two major new developments in cultural memory studies: firstly, the shift away from static models of cultural memory, where the emphasis lies on cultural products, in the direction of more dynamic models where the emphasis lies
instead on the cultural and social processes involved in the ongoing production of shared
views of the past; and secondly, the growing interest in the role of the media, and their role
beyond that of mere storage, within these dynamics. The specific concern of this collection is
linking the use of media to the larger socio-cultural processes involved in collective memorymaking. The focus rests in particular on two aspects of media use: the basic dynamics of 'mediation' and 'remediation'. The key questions are: What role do media play in the production
and circulation of cultural memories? How do mediation, remediation and intermediality shape objects and acts of cultural remembrance? How can new, emergent media redefine or
transform what is collectively remembered? The essays of this collection focus on social, historical, religious, and artistic media-memories. The authors analyze the memory-making impact of news media, the mediation and remediation of lieux de mémoire, the medial representation of colonial and postcolonial, of Holocaust and Second World War memories, and finally the problematization of these very processes in artistic media forms, such as novels and
movies." (author's abstract). Contents: Astrid Erll and Ann Rigney: Introduction: Cultural
Memory and its Dynamics (1-11); I. Mediation: Simon Cooke: Cultural Memory on the Move
in Contemporary Travel Writing: W. G. Sebald's The Rings of Saturn (15-30); Verena-Susanna Nungesser: I forgot to remember (to forget): Personal Memories in Memento (2000) and
Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004) (31-47); Paulus Bijl: Old, Eternal, and Future
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
13
Light in the Dutch East Indies: Colonial Photographs and the History of the Globe (49-65);
Richard Crownshaw: The Limits of Transference: Theories of Memory and Photography in
W. G. Sebald's Austerlitz (67-90); Andrew Hoskins: Digital Network Memory (91-106); II.
Remediation: Astrid Erll: Remembering across Time, Space, and Cultures: Premediation, Remediation and the "Indian Mutiny" (109-138); Laura Basu: Towards a Memory Dispositif:
Truth, Myth, and the Ned Kelly lieu de mémoire, 1890-1930 (139-155); David Wertheim:
Remediation as a Moral Obligation: Authenticity, Memory, and Morality in Representations
of Anne Frank (157-170); III. The Public Arena: Meike Hölscher: Performances, Souvenirs,
and Music: The Diamond Jubilee of Queen Victoria 1897 (173-186); Maren Röger: News
Media and Historical Remembrance: Reporting on the Expulsion of Germans in Polish and
German Magazines (187-203); Nicole L. Immler: Restitution and the Dynamics of Memory:
A Neglected Trans-Generational Perspective (205-228); Jesseka Batteau: Literary Icons and
the Religious Past in the Netherlands: Jan Wolkers and Gerard Reve (229-244).|
[8-L] Feist, Thomas:
Kritik der sozialen Vernunft: kulturelle Orientierungsmuster in der postmodernen
Gesellschaft, (Friedensauer Schriftenreihe : Reihe C Musik-Kirche-Kultur, Bd. 12), Frankfurt am
Main: P. Lang 2009, 421 S., ISBN: 978-3-631-59292-2
INHALT: "Postmoderne ist nicht 'das Ende der großen Erzählungen'. Diese zeigen sich in ihr nur
anders, klingen anders und werden von anderen anders erzählt. Sie im Gegenwärtigen aufzudecken und für Geistes- und Sozialwissenschaft neu zu erschließen, ist das Ziel dieses Buches. Dazu entwirft der Verfasser eine Theorie der ästhetischen Grundlegung des Sozialen,
mit der postmoderne Gesellschaft neu gedeutet und verstanden werden kann. Besondere Berücksichtigung erfährt dabei die Orientierungsfunktion des Populären und des Fiktiven in der
Kultur für Kommunikationsprozesse und Handlungsmotivationen sozialer Akteure. Systemische und konstruktivistische Ansätze bilden die Basis sich daran anschließender hermeneutischer Analysen zu Kunst, Religion und Sozialraum, ergänzt durch zeitdiagnostische Überlegungen. Besondere Beachtung erhalten dabei die Kirchen, da sie gleichermaßen Sinn, Orientierungsmuster und Handlungsfelder bereitstellen." (Autorenreferat)
[9-L] Fried, Johannes; Stolleis, Michael (Hrsg.):
Wissenskulturen: über die Erzeugung und Weitergabe von Wissen, Frankfurt am Main:
Campus Verl. 2009, 218 S., ISBN: 978-3-593-39020-8
INHALT: "Wissen wird erzeugt, weitergereicht, vermehrt, aber auch wieder vergessen, unterdrückt oder vernichtet. Es ist ein heftig umworbenes Gut, das moderne Gesellschaften konstituiert und heute als wichtigster Rohstoff gilt. Als gesellschaftliches Produkt hat das Wissen
aber auch eine Geschichte. Jede Kultur schafft sich ihren Kosmos nützlichen Wissens, vermischt mit religiösen Überzeugungen, Alltagshypothesen und Vorurteilen. Die in diesem
Band versammelten Beiträge sind im Zusammenhang des Abschlusses des Sonderforschungsbereichs/Forschungskollegs 435 der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2008/2009 entstanden. Der Titel 'Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel' zielte auf eine theoretische und
empirisch-historische Erfassung jener soeben skizzierten Wechselwirkungen. Beteiligt waren
die Fächer der Geschichtswissenschaft einschließlich der Wirtschaftsgeschichte, Philosophie
und Philosophiegeschichte, Wirtschaftswissenschaften, Ethnologie sowie Rechtsgeschichte."
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Michael Stolleis: Einleitung (7-11); Johannes Fried: Wissen
als soziales System: Wissenskultur im Mittelalter (12-42); Matthias Lutz-Bachmann: Wissenskultur im Aufbruch: Zur Neuformierung der "Politischen Theorie" im Mittelalter (43-57);
Michael Stolleis: Der lernfähige und lernende Staat (58-78); Bertram Schefold: Wissen als
ökonomisches Gut (79-102); Werner Plumpe: Der Abschied von der Gesellschaft: Sozioökonomischer Strukturwandel und die Paradoxien des Wissens in den 1960er bis 1980er Jahren
(103-124); Moritz Epple: Kulturen der Forschung: Mathematik und Modernität am Beginn
des 20. Jahrhunderts (125-158); Karl-Heinz Kohl: Die Ethnologie und die Rekonstruktion traditioneller Ordnungen (159-180); Wolfgang Detel: Wissenskulturen und universelle Rationalität (181-214).
[10-L] Fröhlich, Gerhard; Rehbein, Boike (Hrsg.):
Bourdieu-Handbuch: Leben - Werk - Wirkung, Stuttgart: Metzler 2009, XI, 436 S.
INHALT: "Das Werk des Soziologen und Philosophen Pierre Bourdieu ist umfangreich, vielseitig
- und unübersichtlich. Als politisch involvierter Intellektueller und als Kultursoziologe war er
ebenso provokant wie einflussreich. Das Handbuch erschließt die Quellen und Bezugspunkte
von Bourdieus Werk und erläutert ausführlich die wesentlichen Begriffe, Schriften und Rezeptionszusammenhänge. Allseits gebrauchte, jedoch kaum definierte Begriffe wie 'Distinktion', 'Feld', 'Habitus' und 'symbolische Gewalt' werden ausführlich diskutiert, um den Einstieg
in das Verständnis und die Interpretation der Schriften Bourdieus zu erleichtern. Das Handbuch ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil werden Person und Werk historisch verortet.
Ziel der Handbuchartikel ist dabei weniger, die realen geschichtlichen Ereignisse zu erläutern.
Vielmehr soll ein Verständnis für die intellektuelle Situation geschaffen werden, in der sich
Bourdieu befand. Nach seiner Lebensgeschichte werden deshalb die wichtigsten intellektuellen Einflüsse dargestellt, die sich in seinem Werk nachweisen lassen. Sie werden in etwa
chronologisch angeführt. Der zweite Teil befasst sich mit den Grundbegriffen Bourdieus. Sie
werden in alphabetischer Reihenfolge erläutert. Bourdieus Kernbegriffe sind sehr eng miteinander verknüpft und teilweise nur im Zusammenhang verständlich. Aus diesem Grund wird
innerhalb aller Artikel des Handbuchs auf erklärte Begriffe verwiesen. Wichtige Begriffe, denen kein eigener Artikel gewidmet ist, erläutert das Glossar am Ende des Bandes. Im dritten
Teil werden die Hauptwerke Bourdieus skizziert. Einige Artikel sind jeweils einem bedeutenden Buch gewidmet, während andere Artikel mehrere wichtige Aufsätze oder weniger bedeutende Bücher zu einem Themengebiet zusammenfassen. Der letzte Teil des Buches beleuchtet
die Rezeption Bourdieus." (Textauszug). Inhalt: I. Einflüsse: Joseph Jurt: Leben und Zeit (19); Stephan Moebius, Lothar Peter: Die französische Epistemologie (10-15); Svetlana Sabeva,
Johannes Weiß: Phänomenologie (16-20); Stephan Moebius, Lothar Peter: Strukturalismus
(20-28); Erna Nairz-Wirth: Ernst Cassirer (29-32); Gernot Saalmann: Emile Durkheim (3236); Gerhard Fröhlich: Norbert Elias (36-43); Hilmar Schäfer: Michel Foucault (44-46); Raphael Beer, Uwe H. Bittlingmayer: Karl Marx (46-53); Stephan Moebius: Marcel Mauss (5357); Gregor Bongaerts: Max Weber (57-60); Jörg Volbers: Wittgenstein und die Sprachphilosophie (60-63); II. Begriffe: Manfred Russo: Autonomie (autonomie) (65-68); Manfred Russo: Differenzierung (différenciation) (69-72); Maja Suderland: Disposition (disposition) (7375); Boike Rehbein: Distinktion (distinction) (76-78); Andreas Koller: Doxa (doxa) (79-80);
Gerhard Fröhlich: Einverleibung (incorporation) (81-90); Alexander Lenger, Florian Schumacher: "Elite" (élite), herrschende Klasse (classe dominante), Staatsadel (noblesse d'Etat) (9094); Rolf-Dieter Hepp, Sabine Kergel: Epistemologische Wachsamkeit (94-99); Boike Reh-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
15
bein, Gernot Saalmann: Feld (champ) (99-103); Sophia Prinz: Geschmack (gout) (104-110);
Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Habitus (habitus) (110-118); Uwe H. Bittlingmayer, Ullrich Bauer: Herrschaft (domination) und Macht (pouvoir) (118-124); Patricia Holder: Hexis
(héxis) (124-127); Maja Suderland: Hysteresis (hystérésis) (127-129); Marietta Böning: Illusio (illusio) (129-131); Philipp Staab, Berthold Vogel: Kampf (lutte), Konflikt (conflit) (131133); Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Kapital (capital) (134-140); Boike Rehbein, Christian Schneickert, Anja Weiß: Klasse (classe) (140-147); Susanne Völker, Stephan Trinkaus:
Klassifikation (classement) (148-153); Rolf-Dieter Hepp, Alexander Sieg: Kritik (critique)
(154-157); Ullrich Bauer: Kultur (culture) (158-162); Philipp Staab, Berthold Vogel: Laufbahn (trajectoire) (163-165); Werner Georg: Lebensstil (style de vie) (165-168); Maja Suderland: Libido (libido) (169-170); Andreas Koller: Machtfeld (champ de pouvoir) (171-172);
Irene Dölling: Männliche Herrschaft (domination masculine) (172-178); Patricia Holder:
Markt (marché) (179-185); Frank Hillebrandt: Ökonomie (économie) (186-193); Robert
Schmidt: Praktischer Sinn (sens pratique) (193-196); Gernot Saalmann: Praxeologie (praxéologie) (196-199); Gernot Saalmann: Praxis (praxis) (199-203); Sabine Hark: Reflexivität (reflexivité) (203-205); Sandra Beaufays: Relation (relation) (206-209); Stephan Trinkaus, Susanne Völker: Reproduktion (réproduction) und Wandel (210-215); Sabine Hark: Scholé
(skholè) und scholastische Sicht (216-219); Maja Suderland: Sozialer Raum (espace social)
(219-225); Karsten Kumoll: Strategie (stratégie) (225-227); Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein: Symbol (symbole) (228-231); Robert Schmidt: Symbolische Gewalt (violence symbolique) (231-235); Rolf-Dieter Hepp, Alexander Sieg: Theorie (théorie) (235-240); Sandra Beaufays: Verstehen (comprendre) (240-244); III. Werke: III.1. Frühwerke: Boike Rehbein: Algerien (245-254); Christof Heim, Alexander Lenger, Florian Schumacher: Bildungssoziologie
(254-263); Alexander Sieg: Wissenschaftstheorie (264-271); III.2. Hauptwerke: Gernot Saalmann: "Entwurf einer Theorie der Praxis" (272-279); Alexander Lenger, Christian Schneickert: "Sozialer Sinn" (279-288); Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester, Michael Vester:
"Die feinen Unterschiede" (289-312); Friederike Bahl, Philipp Staab: "Der Staatsadel" (313318); Florian Stoll: Gegen den Neoliberalismus (319-326); III.3. Feldanalysen: Gerhard Fröhlich: Wissenschaft (327-337); Frank Hillebrandt: Wirtschaft (338-342); Frank Janning: Politik
(342-351); Joseph Jurt: Philosophiekritik (352-355); Boike Rehbein: Sprache (355-358); Boike Rehbein: Religion (359-360); Florian Schumacher, Ulf Wuggenig: Kunst (361-365); Christoph Behnke: Fotografie (366-368); Joseph Jurt: Literatur (369-371); IV. Rezeption: Gerhard
Fröhlich, Ingo Mörth (unter Mitarbeit von Marietta Böning): "Eine Art Großunternehmen" Bourdieus Werk und Produktionsweise im Spiegel von "HyperBourdieu" (373-375); Gerhard
Fröhlich: Die globale Diffusion Bourdieus (376-381); Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein: Die
Rezeption Bourdieus im deutschsprachigen Raum (381-386); Larissa Buchholz: Die Rezeption Bourdieus im angelsächsischen Raum (387-400); Gerhard Fröhlich, Boike Rehbein, Christian Schneickert: Kritik und blinde Flecken (401-407); Anhang: Glossar (mit Register) (409416); Liste der zitierten Werke Bourdieus (417-421); Wichtige zitierte Sekundärliteratur
(422-427).
[11-L] Gräf, Dennis; Schmöller, Verena (Hrsg.):
Grenzen: Konstruktionen und Bedeutungen, (Medien, Texte, Semiotik Passau, Bd. 2), Passau:
Stutz 2009, 306 S., ISBN: 978-3-88849-212-9
INHALT: "Seit römischen Zeiten ist Passau eine Grenzstadt, und auch heute befindet sich die
Stadt an den drei Flüssen am Rande Deutschlands. Vom Campus der Universität blickt man
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
direkt - über die Grenze - ins europäische Nachbarland. Was liegt an einem solchen Ort näher, als sich mit Grenzen und Grenzprozessen zu beschäftigen? Zudem haben an der Universität Passau interdisziplinäre Studiengänge Hochkonjunktur, also Studiengänge, in denen bewusst die Grenzen zwischen den Fächern überschritten werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen der Graduate School of International Cultural
Studies der Philosophischen Fakultät haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, Grenzen,
Grenzziehungen und Grenzauflösungen aus Sicht der jeweiligen Fachwissenschaft zu analysieren und im Kontext interdisziplinärer Forschung zusammenzubringen. Ihre Forschungsergebnisse präsentierten und diskutierten sie im Sommersemester 2008 im Rahmen der Ringvorlesung 'Grenzen. Konstruktionen und Bedeutungen'. Die aus der Vortragsreihe hervorgegangenen Ergebnisse sind nun im vorliegenden Band zusammengefasst. Sie zeigen beispielhaft, wie die einzelnen Fachwissenschaften mit dem Konstrukt Grenze umgehen beziehungsweise wie Grenze als Denkeinheit und Beschreibungskategorie in den jeweiligen Disziplinen
fruchtbar für die Analyse von Kultur und kulturellen Entwicklungen gemacht werden kann."
(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Benedikt Kuhnen: Emmas Dilemma auf dem Fußballplatz.
Eine kulturwissenschaftliche Analyse der Konstruktion und Auflösung von Geschlechtergrenzen im Fußball (21-43); Christoph Mager: Grenzen populärer Musik. Die geographische Produktion von Differenz im deutschen HipHop (45-65); Alev Inan: Das Ende der Interkulturellen Pädagogik? Von Grenzziehungen im neuen Wertediskurs (67-86); Eunike Piwoni: Zu den
Voraussetzungen kultureller Grenzüberschreitung. Die Briefe der Ermländerin Marta Hermanowska aus den Jahren 1945-1952 in der Perspektive von Alfred Schütz' Überlegungen zum
Fremden (87-110); Alexander Gropper: Grenzgänger im Namen des Heiligen Geistes.
Pfingstkirchen und ihre Beziehung zu afroamerikanischen Religionen (111-133); Christian
Dölle: "Mission accomplished?" - Soziokulturelle Grenzen zwischen den USA und dem Irak
und ihr Einfluss auf die amerikanischen Demokratisierungsbemühungen (135-159); Martina
Weis: Ausgrenzung, Abgrenzung, Grenzüberschreitungen im Cinema Beur. Eine kulturwissenschaftliche Analyse filmischer Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Grenzen
(163-184); Nora Pleßke: London Underground. Der Grenzraum einer Metropole (185-210);
Heinrich Kirschbaum: Die Staatsgrenzen der Romantik. Zur Funktion des "grenzenlosen"
Russland bei Adam Mickiewicz (211-233); Joanna Rostek, Gerold Sedlmayr: Berührung im
Überfluss. Grenzregionen und Körperzonen in Ian McEwans 'On Chesil Beach' (2007) (235258); Stefan Halft: Kultureller Wandel als Prozess der 'Entgrenzung' in Michel Houellebecqs
'La Possibilité d'une ile' und Elfriede Jelineks 'Lust' (259-283); Laila Nissen: Zur Entgrenzung
von Zeit und Raum in der postmodernen Stadtliteratur. Versuch einer raumzeitlichen Ästhetik
(285-302).
[12-L] Hahn, Alois:
Körper und Gedächtnis, (Wissen, Kommunikation und Gesellschaft), Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2010, 245 S., ISBN: 978-3-531-16924-8
INHALT: Das Gedächtnis wie auch die subtilsten geistigen Regungen haben eine organische Basis. Die Studien des vorliegenden Buchs gehen von einem Gedächtnis aus, das sozial fungiert.
Wir existieren als Strukturmomente von sozialen Beziehungen. Wir sind insofern doppelt entäußert: Einmal sind wir Elemente fremden Bewusstseins und der sie tragenden, oft unbewussten, habituellen Organisation. Zum anderen sind wir zumindest als Thema auch immer in
Kommunikation präsent. Beide Formen von Präsenz verschwinden nicht einfach mit unserer
körperlichen Abwesenheit, nicht einmal jener, die durch Tod verursacht wird. Dem Autor
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
17
geht es darum, Gedächtnis und Erinnerung nicht als bloßes Wissen misszuverstehen. Vor allem als soziale Tatsache bedarf Erinnerung stets wiederholter Beschwörungen, um nicht zu
verschwinden. In diesem Kontext wird zwischen Gedächtnis und Erinnerung unterschieden.
Gedächtnis meint dabei jenen Bestand an Ereignissen, die prinzipiell durch Erinnerungen
gleichsam "wiederbelebt" werden können. Vor allem in komplexen Gesellschaften übersteigt
der Umfang dessen, was "im Gedächtnis" als Schatz möglicher Erinnerungen verfügbar ist,
die Aktualisierungen bei weitem. Daher handelt sich um doppelte Konstruktionen: Konstruktionen des Gedächtnisses und Konstruktionen der Erinnerung. Diese Grundgedanken werden
in folgenden Kapiteln systematisch entfaltet: Inszenierung der Erinnerung; Kultische und säkulare Riten und Zeremonien in soziologischer Sicht; Aufmerksamkeit; Habitus und Gedächtnis; Handschrift und Tätowierung; Kann der Körper ehrlich sein?; Wohl dem der eine Narbe
hat: Identifikationen und ihre soziale Konstruktion; Zur Soziologie der Beichte und anderer
Formen institutionalisierter Bekenntnisse: Selbstthematisierung und Zivilisationsprozess; Ist
Kultur ein Medium?; Bürgerliche Kultur als menschliche Bildung. Soziologie des Sammlers.
(ICA2)
[13-L] Härtel, Insa:
Symbolische Ordnungen umschreiben: Autorität, Autorschaft und Handlungsmacht,
Bielefeld: transcript Verl. 2009, 322 S., ISBN: 978-3-8376-1042-0
INHALT: Die Habilitation geht von der These einer Transformation westlicher Autoritätsgefüge
aus und eruiert diese anhand von "Fallstudien" im Bereich kulturell-literarischer Produktion.
Untersucht wird, welche Dimensionen von Autorschaft oder Handlungsmacht potenziell zu
Tage treten, wenn die Bindungen an "väterliche" Autoritätsideale in der Postmoderne in Frage oder in ihrer Kontingenz zur Debatte stehen. Hierzu werden vier theoretische Entwürfe sowie zwei künstlerische Arbeiten diskutiert, die allesamt eine Differenz bzw. Alternative zu
traditionellen symbolisch-autoritativen Strukturen artikulieren. Gefragt wird: Wie wird dabei
das produzierende oder handelnde "Subjekt" (oder auch subjekt-entgrenzendes kulturelles
Handeln) gedacht? Welcherart Phantasmen, Gewalt- und Genussdimensionen - um deren
Neuverhandlung geht es - geraten in den Blick? Mit dieser, hier psychoanalytisch ausgerichteten kulturwissenschaftlichen Fragestellung greift die Autorin zunächst dezidiert in langjährige Debatten um das (post)strukturalistische Thema um "Autor" und "Autorschaft" ein. Hier
wurde diskutiert, wie sich das produzierende Subjekt in das wissenschaftliche oder künstlerische Produkt einschreibt oder ob der/die Autor/in (etwa in Sachen Intention oder Biographie)
bei dessen Interpretation eine notwendige Rolle spielt. Gezeigt wird, dass die Antworten in
Abhängigkeit von den jeweils zum Tragen kommenden traditionellen Mythen und Idealen unterschiedlich ausfallen. (ICA2)
[14-L] Heiter, Bernd; Kupke, Christian (Hrsg.):
Andersheit, Fremdheit, Exklusion, (Beiträge der Gesellschaft für Philosophie und
Wissenschaften der Psyche, Bd. 8), Berlin: Parodos Verl. 2009, 255 S., ISBN: 978-3-938880-20-3
INHALT: "Die Beiträge in diesem Band konzentrieren sich zum einen auf grundbegriffliche und
systematische Probleme. Sie fragen nach der Bedeutung des Begriffs des Anderen, vor allem
in der zeitgenössischen Philosophie und Psychoanalyse, und nach der möglichen Abgrenzung
dieses Begriffes von dem des Fremden. Zum anderen geht es in den Beiträgen aber auch um
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
aktuelle sozialtheoretische Fragen, die sich am Verhältnis von Inklusion und Exklusion entzünden: Ist der Bezug auf das Andere und das Fremde notwendiger Bestandteil gesellschaftlicher Inklusions- und Exklusionsprozesse? Und wie steht es mit der (menschen)rechtlichen
Legitimation solcher Prozesse? Dabei werden die Texte folgender Autoren einer Analyse und
Kritik unterzogen: Edmund Husserl, Hannah Arendt, Jacques Derrida, Gilles Deleuze, Julia
Kristeva, Antonio Negri, Ernesto Laclau und Giorgio Agamben. Zusätzlich werden auch literarische Zeugnisse von Robert Walser mit der Thematik konfrontiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort (7-9); Edda Kapsch: Von der Möglichkeit und der Unmöglichkeit,
den Anderen zu verstehen - Fremdverstehen im Anschluss an Husserl (11-33); Ralf Krause:
Vom Ausdruck des Anderen zum minoritären Sprechen (35-54); Christoph Braun: Vor der
Andersheit. Zur Subjektgenese bei Julia Kristeva (55-82); Christian Kupke: Andersheit und
Negativität. Zur Kritik der Philosophie (83-129); Sabine Rothemann: Ich und Er. Er und Ich.
Verfahren des gegenläufigen literarischen Sprechens in Robert Walsers Räuber-Roman (131152); Katja Diefenbach: Den wirklichen Ausnahmezustand herbeiführen. Macht der Ausnahme bei Agamben, Macht des Vermögens bei Negri (153-165); Stefanie Rosenmüller: "Rechte
als Zäune"? Hannah Arendt und das Problem des Urteilens (167-202); Lars Distelhorst: Exklusion und Politik (203-220); Bernd Heiter: Weltgesellschaft(en), Exklusion und soziale
Ausgrenzung (221-252).
[15-L] Heller, Hartmut (Hrsg.):
Kulturethologie zwischen Analyse und Prognose, (Matreier Gespräche zur Kulturethologie :
Schriftenreihe der Otto-Koenig-Gesellschaft Wien, 2007), Berlin: Lit Verl. 2008, 326 S., ISBN:
978-3-8258-1714-5
INHALT: "Viele beklagen, dass die Geisteswissenschaften in ihrer gesellschaftlichen und inneruniversitären Bedeutung inzwischen weit hinter die Natur- und Technikwissenschaften zurückgefallen sind. Als ein Grund gilt, dass den Geisteswissenschaften der Ruch bloßer Rückwärtsgewandtheit anhaftet. Aus Geschichte und Kultur abgeleitete Erklärungsmodelle seien
meist nur Selbstzweck, ohne sie auch prognostisch weiterzudenken. Die 'Matreier Gespräche'
2007 versuchen daher einen Brückenschlag: mit den in der biologischen Evolutionsforschung
erkannten Verlaufsgesetzlichkeiten auch Kulturprozesse zu interpretieren und nun zu prüfen,
ob sich daraus ebenso Zukunftsprognosen gewinnen lassen" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gustav Reingrabner: Die Matreier Gespräche - einige Erinnerungen und aktuelle
Fragen dazu (13-36); Eckart Voland: Kulturethologie zwischen zirkulärer Tautologie, Prognosefähigkeit und Erklärungskraft (37-47); Walther L. Fischer: Von der Analyse zur Prognose. Begriffskritische Anmerkungen eines Mathematikers (48-57); Klaus Nagel: Die
Schwierigkeiten der Prognose bei evolutionären Entwicklungen (58-62); Bernhart Ruso: Kulturethologische Verlaufsformen - Validität und Überlegungen zu ultimaten und proximaten
Kausalitäten (63-72); Friedemann Schmoll: Prognose oder Suggestion? Die Zukunft, die
Volkskunde und die Geisteswissenschaften (73-83); Alfred K. Treml und Annette Scheunpflug: Warum Prognosen unmöglich und unvermeidlich sind - Das Beispiel Pädagogik (8494); Max Liedtke: Prognose als der biologische Anpassungswert von Lernen und das Problem
der Verbesserung der Prognostik in der Wissenschaft - Beispielsfall: Schreibgeräte als ein
Gegenstand der Kulturethologie (95-128); Andreas Mehl: Von der Vergangenheit in die Zukunft: Historiker als Propheten? (129-159); Hartmut Heller: Heesters & Co. - immer schneller, weiter, höher, älter, mehr! Menschliches Bedürfnis nach Prognosen und Rekorden (160184); Alfred K. Treml: Kann man wissen, wie die Musik weitergeht? Eine Fallstudie aus der
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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Volksmusik: Hubert von Goisern (185-195); Roland Girtler: Mythos und Faszination der
Haarfarbe Blond - Kulturanthropologische und kulturethologische Betrachtungen (196-212);
Dagmar Schmauks: Kulturethologische Aspekte in Stanislaw Lems "Summa technologiae" Ein Brückenschlag zwischen Kulturethologie und Futurologie (213-230); Heinrich Stuckenschneider: Pictures of the Future - Ein Modell zur Zukunftsgestaltung. Technologiemanagement bei Siemens (231-243); Uwe Krebs: Kulturelle Tradierung als Denkhindernis beim
kreativen Problemlösen in der Technik - Hinweise aus der Kulturethologie und Schlussfolgerungen (244-262); Oliver Bender: Das Geographische Alpeninformationssystem GALPIS ein Internet-basiertes Instrument für Analysen und Prognosen in der Regionalforschung (263290); Oliver Bender, Sigrun Kanitscheider: Nachhaltige Entwicklung der Gemeinde Virgen/
Osttirol - Exkursion anlässlich der 33. Matreier Gespräche "Kulturethologie zwischen Analyse und Prognose" (291-320).
[16-F] Herbrik, Regine, M.A.; Röhl, Tobias, M.A. (Bearbeitung); Soeffner, Hans-Georg, Prof.Dr.
(Leitung):
Kommunikative Vermittlungsstrategien des Imaginären
INHALT: Das Projekt strebt die Untersuchung und Erschließung von Kommunikationssituationen an, innerhalb derer sich die beteiligten Akteure eine gemeinsam geteilte Vorstellungswelt
erarbeiten. Beobachtet, beschrieben und analysiert werden sollen dabei die Versuche der einzelnen Beteiligten, ihren Interaktionspartnern ihre eigenen inneren Bilder mitzuteilen sowie
der gemeinsame Versuch aller Beteiligten, ihre subjektiven, inneren Bilder zu einer Schnittmenge des gemeinsam geteilten Imaginären zu vermitteln, die stabil genug ist, um als Grundlage praktischen (Spiel-)Handelns zu dienen. Durch die Analyse der sich dabei ereignenden
Kommunikation - zunächst untersucht am Beispiel von Pen-and-Paper Rollenspiel-Sitzungen,
dann auch an entsprechenden Fällen aus dem Bereich der Online-Rollenspiele - sollen Aufschlüsse darüber gewonnen werden, wie die Vermittlung des Imaginären zwischen Akteuren
kommunikativ geleistet wird, wie die - jedem einzelnen Akteur bildhaft gegebenen - Entwürfe einer fiktiven Wirklichkeit in die interaktive Aushandlung eines gemeinsam geteilten Imaginären eingebracht, durch Korrekturprozesse erkennbar gemacht und situativ gerahmt werden. Untersuchungsgegenstand sind sowohl performative Akte der kommunikativen Vermittlung des Imaginären, also (gestische, mimische oder Sprech-)Handlungen, als auch objektivierte Formen, wie bspw. Skripte, Skizzen, Pläne, Symbole oder Gegenstände.
METHODE: Die theoretischen Vorarbeiten für die Konzeption des Projekts stützen sich hinsichtlich der protosoziologischen Grundannahmen im Wesentlichen auf Arbeiten von Schütz und
Luckmann (s. vor allem Schütz/ Luckmann 1979, 1984, 2003). Die Lebenswelt des Alltags
wird hier grundsätzlich als intersubjektiv verfasst gesehen. Von besonderer Bedeutung für
den Untersuchungsgegenstand ist die Annahme, dass Zeichensysteme, insbesondere die Sprache, die Basis dafür bilden, dass sich der Einzelne "von den Erfahrungsbeschränkungen (und
Beschränkungen selbsterworbenen Wissens) seines eigenen Lebenslaufs" (Schütz/ Luckmann
2003, 652) lösen kann. Sprache ermöglicht eine mehrfache Überschreitung, zunächst hinsichtlich der Zeit (als Merkzeichen), hinsichtlich des Gegenübers (als Anzeichen), dann aber
auch die Überschreitung der eigenen Erfahrung, hin auf Sachverhalte, die nicht der eigenen
Lebenswelt angehören. "Sprache ist das hauptsächliche Mittel des gesellschaftlichen Aufbaus
jeder menschlichen Wirklichkeit; sie ist aber auch das Hauptmedium der Vermittlung einer
bestimmten, also geschichtlichen, gesellschaftlich schon aufgebauten Wirklichkeit" (ebd.,
668) Hinsichtlich der anthropologischen Dimension, auf der die Verkörperung einer Figur
20
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
-und damit die Darstellung eines vorausgehenden Bildentwurfes - basiert, beziehen sich die
Forscher auf Helmuth Plessner. Zum Thema 'Spiel' - betrachtet in psychologischer, philosophischer, theoretischer, ästhetischer und pädagogischer Perspektive - existiert eine unüberschaubare Zahl von Veröffentlichungen. Hinsichtlich der Konzeption des Vorhabens sind insbesondere die Arbeiten von Mead, Buytendijk, Huizinga und Heidemann ausschlaggebend.
Zum empirischen Teil: Die Daten werden - je ihrer Struktur entsprechend - angeleitet durch
einen ethnographischen Zugang mithilfe eines strukturierten Sets von Methoden der qualitativen empirischen Sozialforschung erhoben, transkribiert und interpretiert. Zur Anwendung
kommt bei der Interpretation vor allem die im Bereich der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik verwendete Sequenzanalyse (Soeffner 1991), deren Prinzip darin besteht, den sinnhaften Aufbau eines 'Textes' durch eine schrittweise Zeichen-für-Zeichen-Interpretation zu rekonstruieren. Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll versucht werden, dieses Verfahren,
das in den Sozialwissenschaften in der Regel für die Interpretation von Gesprächsprotokollen
verwendet wird, auch auf die per Video aufgezeichneten Spielinteraktionssequenzen anzuwenden. Hierfür können sie auf die Erfahrungen aufbauen, die im Projekt Soeffner/ Raab
(2004) zur Medialisierung des Sehens erarbeitet wurden. Untersuchungsdesign: Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Auswahlverfahren: empiriegeleitet -minimale
und maximale Kontrastierung-). Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Sozialwissenschaftliche Hermeneutik; Sequenzanalyse; Videoanalyse. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Herbrik, R.: Heterogene Gebilde. Bild-Bild- und Bild-Text-Zusammenspiele am Beispiel von "World of Warcraft". in: DGS Kongress-Band, Jena 2008 (in
Druck).+++Herbrik, R.; Röhl, T.: Kommunikative Vermittlung des Imaginären. in: DGS
Kongress-Band, Jena 2008 (in Druck).
ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie (D 35, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Leiter (Tel. 07531-88-2165, e-mail: [email protected])
[17-F] Huffschmid, Anne, Dr. (Leitung):
Memoria in der Megacity: Erinnerung, Urbanität und Geschlecht in Lateinamerika (Mexiko-Stadt, Buenos Aires)
INHALT: Das Forschungsprojekt untersucht die Veränderungen der politischen und kulturellen
Topographie der lateinamerikanischen Megastädte durch aktuelle Erinnerungsprojekte und
-praktiken im städtischen Raum. Dabei wird öffentliches Erinnern von Gewalterfahrungen
verstanden als politische, kulturelle, diskursive Praxis und zugleich als umkämpftes, konfliktives Feld. Wie und wo wird "traumatische" Vergangenheit im Stadtraum der Metropole
sichtbar, verkörpert und zur Sprache gebracht, welche Stimmen, Erfahrungen und Interessen
artikulieren sich darin - insbesondere von Frauen, der nachfolgenden Generationen sowie ethnisch bzw. ethnisierten "Anderer" - und wie wirken Erinnerungspraxen auf urbane Räume,
Konflikte und Imaginarios zurück, etwa in Bezug auf Vorstellungen von "Politik", "Urbanität", "Öffentlichkeit/ Privatheit" und Geschlechterbilder? Am Beispiel der beiden lateinamerikanischen Megastädte Mexiko-Stadt und Buenos Aires, in denen Memoria jeweils ganz unterschiedlich konfiguriert ist, wird vergleichend untersucht, wie kommunikatives zu kulturellem Stadtgedächtnis wird, welche Erinnerungskonflikte dabei entstehen und wie konkrete
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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"Erinnerungsorte" zu gesellschaftlichen "Erinnerungsräumen" werden. In dem interdisziplinär
angelegten Forschungsprojekt werden Stränge der - vor allem in Mexiko hochentwickelten kulturwissenschaftlichen Stadtanthropologie mit denen der eher in Südamerika beheimateten
Erinnerungsforschung verknüpft; zentrale Ebenen einer solchen disziplinübergreifenden kulturwissenschaftlichen Konzeption sind die Dimensionen Diskursivität, Räumlichkeit und Visualität (Diskursanalyse, Ethnographie, Foto-Ethnographie u.a.). Dabei werden Megastädte
als sozial und kulturell produzierte Räume und kulturelle wie politische "Archive" verstanden, in denen sich Gewalterfahrungen einschreiben, die in Konflikten der Gegenwart aktiviert
werden. Untersucht wird somit die räumlich-kulturelle Verortung von "Erinnerung" und die
damit einhergehenden Metamorphosen des Politischen in der urbanen Gegenwart. GEOGRAPHISCHER RAUM: Mexiko-Stadt, Buenos Aires
ART: BEGINN: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Bereich Politikwissenschaft
(Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-53020, e-mail: [email protected])
[18-L] Jung, Thomas; Müller-Doohm, Stefan (Hrsg.):
Fliegende Fische: eine Soziologie des Intellektuellen in 20 Porträts, Frankfurt am Main:
Fischer Taschenbuch Verl. 2009, 455 S., ISBN: 978-3-596-18146-9
INHALT: "'Fliegende Fische' - so nannte Voltaire die Intellektuellen, noch bevor dieser Begriff
erfunden worden ist. Mit ihm werden Individuen bezeichnet, die als Einzelpersonen stellvertretend für alle Kritik äußern. Doch so verschieden die Individuen sind, so verschieden ist die
Weise, sich als Intellektueller in die Gesellschaft einzumischen. Dieser Band stellt sie vor: in
20 Porträts, die zusammen eine kleine Soziologie des Intellektuellen ergeben" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Jung, Stefan Müller-Doohm: Fliegende Fische - Zeitgenössische Intellektuelle zwischen Distanz und Engagement (9-18); Michael Sukale: Max Weber:
Ein Intellektueller im Deutschen Kaiserreich (21-42); Thomas Jung: Wächter zu sein in finsterer Nacht: Karl Mannheims denksoziologische Bestimmung des Intellektuellen (43-62);
Stefan Müller-Doohm, Christian Ziegler: Professionell Heimatloser - Theodor W. Adornos
intellektuelle Praxis zwischen Kontemplation und Engagement (63-84); Leiv Eirik Voigtländer: Der Funktionär als Emanzipationsagent - Organische und traditionelle Intellektuelle im
politischen Denken Antonio Gramscis (85-104); Thomas Macho: Sartres Freiheit - Versuch
über Ontophobie (107-123); Isabell Stamm, René Zimmermann: Der Intellektuelle und seine
Öffentlichkeit: Jürgen Habermas (124-145); Jan H. Free: Noam Chomsky: Empörung als öffentliche Aufgabe (146-170); Hartwig Germer, Reinhard Schulz: Richard Rorty: Intellektuelle als liberale Ironiker (171-184); Jörn Ahrens: Die Reflexion des Intellektuellen bei Hannah
Arendt (187-199); Bernd Weidmann: Karl Jaspers (200-229); Thomas Becker: Pierre Bourdieu: Selbstreflexion als Politik der Überschreitung - Für ein Bündnis intellektueller Interessen in einer globalisierten Welt (230-249); Thomas Blanke: Carl Schmitt - Ein intellektueller
Antiintellektueller (250-268); Leo Farwick: Foucault - oder: Was das subjektlose Denken
vom Intellektuellen übrig ließ (271-290); Bernd Ternes: "Menschenbilder, sowas Grausliches" - Luhmanns Sicht auf Intellektualität zwischen systemtheoretischer Verwerfung und ästhetischer Denkfunktionalität (291-314); Klaus Gloy: Spiel, Satz und Sieg: Jean-Francois
Lyotard (315-336); Ahlrich Meyer: Hans Blumenberg oder: Die Kunst, sich herauszuhalten
(337-362); Arnulf Deppermann, Klaus Neumann-Braun: Michael Moore oder: Selbstinszenie-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
rung und soziale Stilistik eines US-amerikanischen Antiintellektuellen (365-386); Carlos Becker, Magnus Krümpelbeck, Florian Vietze: Antirealistische Parteinahme: Möglichkeiten des
Subjektiven im Werk Alexander Kluges (387-407); Franziska Thiele: Christa Wolf: Vom
Ewigen zum Menschlichen (408-423); Harro Zimmermann: Militante Vernunft - Über den intellektuellen Günter Grass (424-448); Thomas Jung: Epilog: Der Name des Intellektuellen
(449-455).
[19-L] Jung, Thomas; Müller-Doohm, Stefan:
Fliegende Fische: zeitgenössische Intellektuelle zwischen Distanz und Engagement, in:
Thomas Jung (Hrsg.) ; Stefan Müller-Doohm (Hrsg.): Fliegende Fische : eine Soziologie des
Intellektuellen in 20 Porträts, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl., 2009, S. 9-17
INHALT: Als sozialtypologisches Konstrukt ist der Intellektuelle weniger ein Tugendträger als
vielmehr nur ein über den Personennamen ausgewiesener Sprecher, der mit bestimmten privilegierten Tätigkeiten, wie z. B. diskursiven Provokationen und kritischen Denkanstößen, im
öffentlichen Diskurs der Moderne notwendige Rollenfunktionen ausübt. Wenn man ihn zunächst so bestimmt, dann verschwindet der Intellektuelle als Pathetiker der universellen Moral - und würde ein bevorzugtes Objekt folgender soziologischer Nachfrage werden: Wie
kann ein Einzelner etwas Allgemeines repräsentieren? Es scheint das Wichtigste für die Frage
nach einer Bestimmbarkeit des Intellektuellen zu sein, dass man Intellektuelle nicht nach ihren Tugenden, nach ihrem praktischen Engagement beurteilen könne, noch weniger nach ihren weltgeschichtlichen Diagnosefähigkeiten, sondern allein dadurch, dass man die ihrem
Denken zugrunde liegenden Deutungsmuster erfasst. Ein solches Deutungsmuster ergibt sich
aber nur, wenn man ihn in einer konstellativen Beschreibungstrias von intellektueller Denkweise, biografisch-intellektuellen Entwicklungsspuren wie auch zeitgeschichtlichen Lebenssituierungen darstellt - dies alles im Bewusstsein, dass jeder Versuch einer approximativen Bestimmung des Sozialtypus Intellektueller eben nur eine versuchsweise Annäherung und keine
fertiggestellte Attribuierung sein kann. (ICF2)
[20-L] Juterzenka, Sünne; Machenthun, Gesa (Hrsg.):
The fuzzy logic of encounter: new perspectives on cultural contact, (Cultural encounters and
the discourses of sholarship, Vol. 1), Münster: Waxmann 2009, 232 S., ISBN: 978-3-8309-2124-0
INHALT: "How can we describe cultural contact adequately? The Fuzzy Logic of Encounter
presents a series of essays reflecting the growing dissatisfaction with dualistic concepts which
ignore the complex situations resulting from the European expansion and subsequent historical developments. This intellectual shift is exemplified by a new awareness, in various fields
of scholarship, for phenomena of 'impurity', such as the use of slightly disharmonious microtones in Indian music, the North American 'wampum' (shell beads) as an ambivalent cultural
signifier, or archaeological artefacts as embodiments of semantic complexity. The essays share a common critical concern with the consequences of spatial mobility, cultural amalgamation, and changing cultural affiliations. They seek to introduce a new, positive attitude toward
blurred or fuzzy cultural products and boundaries which enables us to take account of entanglement, ambiguity, and mutual impact. The volume includes a variety of disciplinary perspectives ranging from ethnography, historiography, and religious studies to literature, archaeology, and musicology." (author's abstract). Contents: Gesa Mackenthun, Sünne Juterc-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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zenka: Introduction (7-22); Johannes Fabian: You Meet and You Talk - Anthropological Reflections on Encounters and Discourses (23-34); Susanne Mühleisen: From Humboldt to Bickerton - Discourses on Language Contact and Hybridity (35-52); Dominik Collet: The Museum Predicament - Representing Cultural Encounter in Historical and Contemporary Collections (53-74); Susanne Lachenicht: Culture Clash and Hubris - The History and Historiography of the Huguenots in Germany and the Atlantic World (75-96); Benedikt Stuchtey: The
Europeanization of the World - Colonial Discourses in the French Third Republic (97-116);
Samuel Rubenson: The European Impact on Christian-Muslim Relations in the Middle East
During the Nineteenth Century - The Ethiopian Example (117-126); Stefan Altekamp: Restoring Mesopotamia to Iraq - Archaeological Monuments and the Nation-State (127-144); Andreas Nehring: "Mistaken Readings" - Gayatri Spivak's Deconstruction of Hegel and the Bhagavadgita (145-158); Lars-Christian Koch: The Concept of Microtonality and the Construction of Indian Music in Nineteenth and Twentieth-Century Europe (159-172); Frank SchulzeEngler: Strange Encounters or Succeeding Dialogues? Science, Culture and Modernity in
Amitav Ghosh's The Calcutta Chromosome and The Hungry Tide (173-184); Claudia Schnurmann: Wampum as a Cultural Broker in Northeastern America, 1620-60 (185-206); Bruce
Harvey: Melville, Deep Time, and the World in Ruins - Or, Digging toward Eternity (207228).|
[21-L] Kauppert, Michael:
Erfahrung und Erzählung: zur Topologie des Wissens, (Wissen, Kommunikation und
Gesellschaft), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2010, 320 S., ISBN: 978-3-531-16838-8
INHALT: Die Dissertation geht der Frage nach, welches die elementaren Strukturen der Weltvertrautheit eines Erfahrungssubjekts sind. Dazu wird der Versuch unternommen, diese Frage
über eine methodisch innovative Analyse von autobiografischen Erzählungen zu beantworten.
Der Autor bringt dazu zwei heterogene Quellen zusammen: die Lebensweltphänomenologie
in der Tradition von Husserl und Schütz einerseits, den Strukturalismus Levi-Strauss'scher
Provenienz andererseits. In der Folge dessen wird dafür plädiert, das Verhältnis von Erfahrung und Erzählung als eine "topologische Repräsentation von Wissen" anzusehen. Während
die Lebensweltphänomenologie die Strukturen der Lebenswelt (Schütz) stets theoretisch beschrieben hat, ist es Levi-Strauss gewesen, der auf anderem Gebiet, insbesondere in der Mythenanalyse, praktisch gezeigt hat, wie Strukturen am empirischen Material zu analysieren
sind. In der Arbeit werden beide Seiten miteinander verknüpft. "Weltvertrautheit" wird aus
dieser Sicht nicht länger mehr als Korrelat intentional verfassten Sinns verstanden werden,
wie es die phänomenologische Tradition sieht, sondern ist als ein Effekt der internen Organisation des "Wissensvorrates" eines Erfahrungssubjekts. Mit anderen Worten: "Weltvertrautheit" muss struktural analysiert werden. (ICA2)
[22-L] Khan-Svik, Gabriele:
Kultur und Ethnizität als Forschungsdimensionen: von der Kulturanthropologie zur
interkulturellen Pädagogik, Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 255 S., ISBN: 978-3-631-552049
INHALT: Die Darstellung beginnt in beiden Themen - Kultur und Ethnizität - mit definitorischen
Überlegungen, um sich dann der interkulturellen Pädagogik zuzuwenden. Die Verfasserin
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
setzt sich mit Forschungsergebnissen der Kulturanthropologie, Ethnologie und Soziologie
auseinander. Beide Grundbegriffe, Kultur und Ethnizität, werden dann im Kontext der interkulturellen Pädagogik dargestellt und unter Rückgriff auf empirische Studien diskutiert. Es
fällt auf, dass es ein Ungleichgewicht in der Berücksichtigung von Ethnizität und Kultur in
der interkulturellen empirischen Forschung gibt, und zwar zu Gunsten der Ethnizität. Interkulturelle Forschung muss drei Imperative umsetzen: methodische Triangulation, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Einbeziehung von Wissenschaftlern aus den zu erforschenden Minderheiten. (ICE2)
[23-L] Krusche, Jürgen (Hrsg.):
Der Raum der Stadt: Raumtheorien zwischen Architektur, Soziologie, Kunst und
Philosophie in Japan und im Westen, Marburg: Jonas 2008, 135 S., ISBN: 978-3-89445-398-5
INHALT: "Stadt ist ohne Raum nicht vorstellbar. Ausdehnung, Zeit und Bewegung gründen im
Raum: Städtischer Raum ist Lebensraum. Stadtforschung ist somit immer auch Erforschung
des Raums. Neben den Architekten und Urbanisten beschäftigen sich zunehmend Soziologen,
Kulturwissenschaftler und Philosophen mit dem Raum. Die Frage nach dem Raum der Stadt
kann nur im interdisziplinären Diskurs behandelt werden, und nicht nur das, auch der interkulturelle Aspekt wird, mit Blick auf die Globalisierung, immer wichtiger. Der Band vereint
deshalb Beiträge von Wissenschaftlern und Praktikern aus unterschiedlichen Disziplinen und
Kulturkreisen und hat dabei vor allem Übergänge zwischen Japan und dem Westen im Blick."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Krusche: Der Raum der Stadt - Einführung (918); Dieter Mersch: Transformation des Raumes. Philosophische Apercus zu mathematischen
Raumkonzepten (19-29); Martina Löw: Von der Substanz zur Relation. Soziologische Reflexionen zu Raum (30-44); Kobayashi Nobuyuki: Der "Ort" (basho) und seine räumliche Artikulation in der japanischen Kultur am Beispiel der Gartenkunst (45-54); Carl Fingerhuth:
Über den urbanen Raum zur Konvergenz von Osten und Westen (55-73); Evelyn Schulz: Die
"Renaissance der Stadt" (toshi saisei) und die Wiederentdeckung der Hintergassen (roji) Aspekte der Literatur und Kultur des Flanierens in Japan (74-88); Kojima Kazuhiro: Fluid Direction (89-97); Günther Vogt: Missing Link - Eine Intervention von Vogt Landschaftsarchitekten im öffentlichen Raum von Zürich und Tokyo (98-104); Jürgen Krusche: Inszenierungen des Privaten im öffentlichen Raum - Ein Fotokatalog (105-117); Angela Sanders: Contested Space - Ein Video-Essay über die temporäre Aneignung von öffentlichen Räumen (118132).
[24-F] Moebius, Stephan, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Kultur. Von den Klassikern der Kultursoziologie bis zu Kulturtheorien der Gegenwart
INHALT: "Kultur" ist fächerübergreifend einer der zentralen Schlüsselbegriffe gegenwärtiger
Forschungen. Haben kulturtheoretische Fragestellungen bereits um 1900 im Mittelpunkt der
Soziologie gestanden, so ist "Kultur" schließlich seit dem so genannten cultural turn im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zum allgemeinen Leitbegriff der Geistes- und Sozialwissenschaften avanciert, die sich zunehmend als "Kulturwissenschaften" verstehen.
ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche
Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0361-737-2803, Fax: 0361-737-2809,
e-mail: [email protected])
[25-L] Moebius, Stephan:
Woher kommt die soziale Bindungskraft der Gabe?: über Marcel Mauss' kultur- und
religionssoziologische Theorie des Ergriffen-Seins, in: Thomas Hase (Hrsg.) ; Johannes Graul
(Hrsg.) ; Katharina Neef (Hrsg.) ; Judith Zimmermann (Hrsg.) ; Heinz Mürmel (Adressat): Mauss,
Buddhismus, Devianz : Festschrift für Heinz Mürmel zum 65. Geburtstag, Marburg: DiagonalVerl., 2009, S. 55-71
INHALT: Das Gabe-Theorem beinhaltet - insbesondere in seiner Analyse des Symbolischen eine Theorie der Reziprozität, die Mauss durchaus in die Nähe des sozialwissenschaftlichen
Strukturalismus rücken lässt. Aber für den verpflichtenden und bindenden Charakter des Sozialen sind weder eine symmetrische oder asymmetrische Reziprozität noch die formale
Äquivalenz von Tauschpartnern alleine konstitutiv. Auf dieser Grundlage stellt sich keine soziale Bindungskraft ein. Es sind stattdessen vielmehr die zwei nicht-reziproken Erfahrungsweisen, die - bei einer Gleichzeitigkeit von Reziprozität und Nicht-Reziprozität - ebenfalls im
Gabe-Theorem angelegt sind und in der anti-utilitaristischen Mauss-Rezeption eine spezifische Ausprägung erhalten: die (Fremd-) Erfahrung des Ergriffen-Seins bzw. der Besessenheit
und die Erfahrung der Selbsttranszendenz. Für Mauss sind es genau diese Erfahrungsdimensionen, die über die Reziprozität der Beziehungen hinaus verpflichtenden Charakter haben, ja
Reziprozität überhaupt erst ermöglichen, da sie für die Entstehung von Werten und sozialen
Bindungen konstitutiv sind und somit den sozialintegrativen Charakter der Gabe ausmachen.
In einem ersten Schritt wird Mauss' Theorie der Besessenheit anhand einer Rekonstruktion
der Hauptargumente des Essai sur le don herausgearbeitet. Anschließend wird gezeigt, inwiefern Mauss' Gabe-Theorem auch als ein Ausdruck der Entfernung von der Durkheimschen
Soziologie gelesen werden muss, obgleich Mauss die grundlegende Fragestellung Durkheims
beibehält, die da lautet: Was hält die Gesellschaft zusammen? (ICF2)
[26-F] Müller, Michael, M.A.; Sonnenmoser, Anne (Bearbeitung); Soeffner, Hans-Georg,
Prof.Dr.phil. (Leitung):
Serielle Produktion von Individualität. Zur symbolischen Formierung personaler Selbstund Umweltbezüge in medialen Beobachtungs- und Anerkennungsordnungen (Teilprojekt
C3 - Bewilligungsphase III)
INHALT: Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird ein in den letzten Jahren deutlich an Kontur gewinnendes empirisches Phänomen fokussiert: die massenmediale, durch so genannte
Stil- und Imageexperten approbierte Vermittlung normierter Stilisierungsvorlagen und Körperbilder. In einer gesellschaftlichen Situation wie der gegenwärtigen, in der sich der Einzelne aufgrund sozialstrukturell bedingter Individualisierungsprozesse verstärkt Selbstformungsund Selbstdarstellungszwängen gegenübersieht, bietet die massenmediale Vermittlung vorgefertigter Stilprodukte, zertifizierter Körperbilder und curricular planbarer Selbsttechniken für
eine große Zahl moderner Zeitgenossen eine Alternative zur Stil- und Imagebildung in eigener Regie. Allerdings - und dies ist der systematische Ansatzpunkt des Projektes - bilden sich
mit der massenmedialen Stilproliferation neuartige, medial formierte gesellschaftliche Beobachtungs- und Anerkennungsanordnungen aus, in denen sich die Bedingungen der Selbst- und
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Umweltwahrnehmung der entsprechenden Medienkonsumenten grundlegend wandeln: An die
Stelle der interaktiven Genese und Bestätigung personaler Selbst- und Umweltbezüge in Konstellationen wechselseitiger sozialer Spiegelung tritt tendenziell eine medial 'verspiegelte'
Umwelt generalisierter Idealbilder. Als Garant der Ausformung von Individualität - so die
Hypothese - erscheint in den modernen massenmedialen Beobachtungs- und Anerkennungsanordnungen nicht mehr die Bestätigung der symbolischen Projektion eines Selbstbildes innerhalb alltäglicher Interaktionsordnungen, sondern die professionell verifizierte Rejektion
des eigenen Blicks auf den eigenen Körper und all dessen, was diese Quelle "ursprünglichster
Evidenz" (Husserl) berührt - Nahrung, Kleidung, Inneneinrichtung usf. Das Forschungsinteresse des Projekts gilt der Analyse der symbolischen Ausprägung von Individualität unter den
Bedingungen medialer Beobachtungs- und Anerkennungsordnungen. Es untersucht die mediale Überformung sozialer Spiegelungsverhältnisse sowie die hiermit in Zusammenhang stehende besondere Bedeutung, die Körperbilder und Experten als symbolische Bewährungsfelder bzw. normative Bestätigungsinstanzen personaler Selbstbehauptung diesseits (oder - je
nach Perspektive - jenseits) alltäglicher Interaktionszusammenhänge erlangen. In Kontinuität
der bisherigen Projektarbeit verdeutlicht das Projekt die historischen Transformationsprozesse moderner Individualitätsfigurationen. In sozialtheoretischer Neuorientierung zielt es auf
die Entwicklung eines empirisch fundierten theoretischen Modells, das insbesondere die medialen Bedingungen und Mechanismen der sozialen Figuration personaler Umwelt- und
Selbstbezüge konzeptionell erfasst.
METHODE: Das Projekt ist methodologisch an den Prämissen einer verstehenden, historisch-rekonstruktiven Soziologie ausgerichtet (Schütz 1971; Soeffner 2004). Diesen entsprechend
schreitet der Forschungsprozess über die Datenerhebung, die Auswahl von Einzelfällen, die
extensive Einzelfallanalyse, den Fallvergleich zur Bildung von Typen voran und endet in der
Formulierung einer in der Empirie fundierten Theorie. Zur materialbegründeten Auswahl und
Kontrastierung von Einzelfällen haben sich bereits in der bisherigen Forschungsarbeit die
Prinzipien und Verfahren der von Anselm Strauss entwickelten "Grounded Theory" (Glaser,
Strauss 1967; Strauss 1991) bewährt. Bei der einzelfallorientierten feinanalytischen Interpretation symbolischer, emblematischer und ritueller Arrangements bewegen sich die Forscher
im Methodenspektrum der historisch-rekonstruktiven Hermeneutik (vgl. Soeffner 1981; 2004;
Soeffner, Hitzler 1994). Für die Feinanalyse, sowohl von Textmaterialen als auch von audiovisuellen Daten, wählen sie das Verfahren der Sequenzanalyse (Oevermann 1979; Soeffner
2004; Soeffner, Hitzler 1994), wobei für die Analyse der Verknüpfung von Text(Ton)-BildSequenzen eine entsprechende Matrix entwickelt wurde (vgl. Bergmann, Soeffner u.a. 1993).
Für die Analyse stehender Bildermaterialien greifen sie auf die Ansätze der Ikonolgie (Panofsky 1992; 1980) und Ikonik (Imdahl 1996; vgl. auch Boehm 1994) zurück, die sich bereits
in den ersten Projektphasen zur Analyse ästhetischer, nicht sequenziell strukturierter Bedeutungsgehalte bewährt haben (vgl. Müller 2005). DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend (Auswahlverfahren: theoretical sampling). Qualitatives Interview. Grounded Theory. Bildhermeneutik. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Sonnenmoser, A.: Individuell oder uniform? Massenmedien und
Experten als Geburtshelfer individueller Selbstdarstellung. in: Mentges, Gabriele; Richard,
Birgit (Hrsg.): Uniformierung in Bewegung (im Druck).+++Soeffner, H.-G.: Die Kultur des
Alltags und der Alltag der Kultur. in: Jaeger, Friedrich; Rüsen, Jörn (Hrsg.): Handbuch der
Kulturwissenschaften, Bd. 3: Themen und Tendenzen. Stuttgart 2004, S. 399-412.+++Soeffner, H.-G.: Die Wirklichkeit der Theatralität. in: Fischer-Lichte, Erika; Horn, Christian u.a.
(Hrsg.): Theatralität als Modell in den Kulturwissenschaften. Tübingen 2004, S. 235-247.+++
Soeffner, H.-G.; Raab, J.: Lebensführung und Lebensstile - Individualisierung, Vergemein-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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schaftung und Vergesellschaftung im Prozess der Modernisierung. in: Jaeger, Friedrich; Rüsen, Jörn (Hrsg.): Handbuch der Kulturwissenschaften, Bd. 3: Themen und Tendenzen. Stuttgart 2004, S. 341-355.+++Müller, Michael R.: Homo phaenomenon. Eine soziologische Studie zu Stil und Individualität. Dissertation. Konstanz: Univ. Konstanz 2007.+++Müller, Michael R.: Individuum und Gemeinwohl. Zur kollektiven Symbolik von Good (Self-)Governance. in: Hildebrandt, Achim; Schaal, Gary (Hrsg.): Techniken rationaler Selbstbindung.
Wie funktioniert Good (Self-)Governance? (im Erscheinen).+++Müller, Michael R.; Zifonun,
Darius: Die Sozialwelt-Dingwelt-Grenze. in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft. Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
(im Erscheinen).
ART: ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und
politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie (D 35, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[27-F] Papilloud, Christian, Jun.-Prof.Dr. (Bearbeitung):
Cultural Technologies within a Technological Culture. On the Hybrid Construction of Social
Life
INHALT: In the cultural and social sciences, the contemporary discourses on identity largely take
place within the scope of the debates on the death of the Subject inaugurated by the critical
contemporary readings of the structuralist tradition after WW-II, particularly the related work
of the French philosopher and social scientist Michel Foucault. Today, this kind of interpretation is a commonplace within the sociology of identity, which is impossible to circumvent. It
is reinforced by its convergence and its complementarities with the critical theses against modern colonialism, arid the security stake in the industrialized countries underlines by the recent public policy research. In this concert of harmonised voices not only in the field of the
scientific disciplines, but also on an international level, one often misses to consider the other
facet of the coin, namely: the rebuilt of identity. The book which the researchers propose introduced this problematics considering the word "rebuilt" not as a metaphorical one, but as an
ensemble of operations related to the intervention of technology in the life of the individuals
and in society, with which one makes identity without pun, i.e. where the identity becomes a
field of experimentations, where one reparameters its resources, pre-defines and prefabricates
its limits. If social sciences will undoubtedly live still for a time in the probabilistic ideal of
individuals and societies considered as achievements of some few possibles among a world of
other ones, the reflexion conducted on the experimentation of identity pragmatises the prospect. The technological instrumentation seen as a new cultural layer within modern societies,
and their products distributed in the public as current human consumption goods become today the agents of a world of possibles which are embedded in our daily life. These possibles
are more or less technologically contextual\ zed, predefined, pre-directed, pre-registered.
Thus, their world is not more a metaphysical one, but the world of the conditions favouring
the rebuilt of identity, which becomes its experimental plan. The description and the analysis
of the conditioning of these possibles are the first stake of each contribution presented in this
28
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
book by various specialists coming from Germany, England, Canada, France and the United
States. Each contribution provides a thought on this topic from its particular point of view,
which can be differentiated according to three complementary levels of the analysis on identity that they support, namely the anthropological level, the psychosocial and the social-political one.|
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften
(Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 04131-677-1601, e-mail: [email protected])
[28-L] Petzke, Martin:
Hat Bourdieu wirklich so wenig "Klasse"?: Replik auf André Kieserlings Aufsatz "Felder
und Klassen: Pierre Bourdieus Theorie der modernen Gesellschaft", in: Zeitschrift für
Soziologie, Jg. 38/2009, H. 6, S. 514-520 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Replik stellt André Kieserlings These in Frage, nach der das Theoriegebäude Pierre Bourdieus eindeutig für einen gesellschaftlichen Primat der Felderdifferenzierung spricht
und die Relevanz von Klassen auf das Privatleben begrenzt. Entgegen Kieserlings Lesart einer feldinternen 'Neutralisierung' von Klassenlagen wird auf die Theoriestelle der 'strukturellen Homologien' zwischen Feldern und Klassen aufmerksam gemacht. Mit diesem Konzept
geht ein Autonomiebegriff einher, der gerade nicht auf Neutralisierung, sondern auf Übersetzung und Verklärung der Gegensätze des Sozialraums abstellt. Die Homologien zwischen
Feldern und Klassen, die sich in dieser relativen Autonomie erhalten, sorgen in der Theorie
Bourdieus für eine Logik der Überdeterminierung, die feldinternen Handlungen immer auch
eine Bedeutung für Auseinandersetzungen zwischen Klassen verleiht. Daneben wird argumentiert, dass sich auch die frühen Erziehungsstudien und das Konzept feldinterner Verallgemeinerungsprofite nicht ohne weiteres für einen Primat der Felderdifferenzierung in Beschlag
nehmen lassen." (Autorenreferat)
[29-L] Rauer, Valentin:
Magie der Performanz: theoretische Anschlüsse an das Charisma-Konzept, in: Pavlina
Rychterova (Hrsg.) ; Stefan Seit (Hrsg.) ; Raphaela Veit (Hrsg.): Das Charisma : Funktionen und
symbolische Repräsentationen, Berlin: Akademie Verl., 2008, S. 155-171
INHALT: "Charisma" im Weberschen Sinne des "Außerordentlichen" ist eine Zuschreibung von
Seiten der Beobachter. Diese Zuschreibung bezieht sich immer auch auf spezifische performative Akte. Performative Akte erzeugen Bedeutung, indem sie etwas "tun", nicht indem sie
etwas "bezeichnen". Sie entfalten ihre soziale Wirkmächtigkeit gerade deshalb, weil sie sich
nicht auf rational-begriffliche Geltungsansprüche beziehen. Performative Akte sind keine
Realitätsabbildung oder Wahrheitsbegründung, sondern ein sozialer Vollzug und damit eine
Realitätssetzung. Sie sind nicht "wahr oder falsch", sondern sie "gelingen oder misslingen".
Daher bedarf ein performativer Akt keiner rationalen Begründung. Nicht jeder performativer
Akt ist jedoch charismatisch. Charisma ist indes immer performativ vermittelt. Es ist an performative Akte gebunden, weil hier soziale Wirksamkeit jenseits von rationalen Begründungen entfaltet werden kann. Dieser im vorliegenden Beitrag kommunikationstheoretische Cha-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
29
risma-Begriff wird im Anschluss an diese Überlegungen mit einigen Beispielen "historisiert".
Die charismatische Persönlichkeit oder der charismatische Glaube der Beobachter kann nicht
als ein "transepochales Vergleichskriterium" ahistorisch vorausgesetzt werden. Vielmehr sind
die Gelingensbedingungen der Performanz empirisch herauszuarbeiten, um charismatische
Bedeutungen und Effekte angemessen erfassen zu können. (ICA2)
[30-L] Rehbein, Boike; Saalmann, Gernot (Hrsg.):
Verstehen, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-86764-178-4
INHALT: "Verstehen gehört zu den Grundbegriffen der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Nachdem er rund zwei Jahrhunderte im Zentrum der Methodendiskussion gestanden hatte,
verlor er in den letzten Jahrzehnten seine zentrale Bedeutung, ohne dass die Diskussion einen
Abschluss gefunden hätte. Dieser Band will die Diskussion um den Begriff des Verstehens
wieder aufnehmen. Zwei Themen verbinden sich zum roten Faden, der durch die Beiträge des
Bandes führt: Gegenstand und Methode des Verstehens." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Boike Rehbein, Gernot Saalmann: Einleitung (7-18); Unterscheidungen: Rüdiger Bittner:
Verstehbare Dinge (19-24); Wolfgang Köhler: Selbst- und Fremdverstehen (25-42); Boike
Rehbein: Verstehen in den Sozialwissenschaften (43-60); Traditionen: Heike Kämpf: Aspekte
und Perspektiven exzentrischen Verstehens (61-70); Ronald Kurt: Hermeneutik: Die Kunstlehre des (Nicht-) Verstehens (71-92); Andreas Vasilache: Das interkulturelle Verstehen im
Anschluss an Foucault (93-116); Methodologisches: Werner Kogge: Gibt es Techniken des
Verstehens? (117-132); Jan Kruse: Indexikalität und Fremdverstehen: Problemfelder kommunikativer Verstehensprozesse (133-150); Jens Loenhoff: Kommunikation und Verstehen im
interkulturellen Kontext (151-170); Anwendungen: Markus Bandur: Musik hören - Musik
verstehen. Konstruktivistische Perspektiven (171-184); Gernot Saalmann: Verstehen können
und verstehen wollen (185-192).
[31-L] Rössel, Jörg; Bromberger, Kathi:
Strukturiert kulturelles Kapital auch den Konsum von Populärkultur?, in: Zeitschrift für
Soziologie, Jg. 38/2009, H. 6, S. 494-512 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Pierre Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion von Klassenstrukturen ist heftig kritisiert worden. Einerseits wird ihr starker Fokus auf der Bedeutung der Hochkultur bemängelt, andererseits wird die Existenz starker Unterschiede in der klassenspezifischen Rezeption von Kunstwerken in Frage gestellt. Die im Zentrum dieser Diskussion stehende soziologische Theorie der Kunstrezeption wird in diesem Aufsatz im Kontext der Theorie der kulturellen Reproduktion von Klassenstrukturen skizziert und auf ihrer Grundlage werden präzise Hypothesen für den Einfluss kulturellen Kapitals auf den Filmgeschmack und die Rezeption von Filmen als Beispielen aus der Populärkultur abgeleitet. Anschließend werden auf der
Grundlage einer Kinobesucherumfrage die beiden genannten zentralen Kritikpunkte an Bourdieus Theorie empirisch auf ihre Bedeutung hin geprüft." (Autorenreferat)
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
[32-L] Rössel, Jörg; Otte, Gunnar:
Status quo and future challenges for the research infrastructure in the field of culture,
(Working Paper Series des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD), No. 120), Berlin
2009, 16 S. (Graue Literatur;
www.ratswd.de/download/RatSWD_WP_2009/RatSWD_WP_120.pdf)
INHALT: "The term 'culture' is notorious for the multitude of its meanings. This expertise strictly
focuses on culture in terms of the arts. We adopt a sociological as well as an economic perspective. Research questions are subdivided into three spheres of action: artistic production
and its organization; the distribution and valuation of culture; and the consumption and reception of culture. The data requirements and the availability of adequate data vary substantively,
depending on artistic branches (music, performing arts, etc.) and specific research questions.
In order to make the empirical investigation of culture a flourishing field, we recommend the
following improvements of the data infrastructure: firstly, comprehensive surveys of artists
on the one hand and cultural consumption on the other hand should be carried out with the
support of public funding; secondly, a national cultural statistic should be established, illuminating the size, impact and evolution of the cultural sector in comparative perspective; thirdly,
the public availability of organization-level data as well as communal surveys on cultural production and consumption issues should be improved; fourthly, the transparency of existing
data sources and their accessibility should be improved by archiving them centrally, e.g. at
the ZA." (author's abstract)|
[33-L] Schaffer, Johanna:
Ambivalenzen der Sichtbarkeit: über die visuellen Strukturen der Anerkennung, (Studien
zur visuellen Kultur, Bd. 7), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 196 S., ISBN: 978-3-89942-993-0
INHALT: "Mit dem Topos 'Sichtbarkeit' greift dieses Buch eine Denkfigur auf, die in den politischen Debatten um die Anerkennung marginalisierter Gruppen eine zentrale Rolle spielt. Wie
aber können minorisierte Positionen visuell dargestellt werden, ohne in der Form ihrer Darstellung Minorisierung zu wiederholen? An dieser Schnittstelle zwischen ästhetischen, antirassistischen und queerfeministischen Fragestellungen setzt das Buch mit Mitteln der VisualCulture-Forschung an. Dabei arbeitet es heraus, dass und wie sich Hegemonie grundlegend
über ästhetische Formen herstellt. Die Frage der Sichtbarkeit wird somit in das Feld der visuellen Ästhetik und der Bilder rückübersetzt, um deren politische Bedeutung zu unterstreichen.
Zudem werden analytische Begriffe und Figuren als Instrumentarien gegen Minorisierungen
im visuellen Feld bereitgestellt." (Autorenreferat)
[34-L] Schetsche, Michael T.; Gründer, René; Mayer, Gerhard; Schmied-Knittel, Ina:
Der maximal Fremde: Überlegungen zu einer transhumanen Handlungstheorie, in: Berliner
Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 469-491 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0102-3)
INHALT: "Der Beitrag erweitert den bisherigen Geltungsbereich der sozial- und kulturwissenschaftlichen Theorien der Fremdheit, indem er die theoretisch-analytische Grenzkategorie des
maximal Fremden postuliert. Diese Kategorie soll in verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen dazu dienen, Interaktionen zu bestimmen, zu rekonstruieren und zu verstehen, an de-
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1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
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nen neben Menschen auch nonhumane Akteure beteiligt sind, etwa Haus- oder Wildtiere, Roboter und Außerirdische, aber auch Geister, Engel und Dämonen. Nach einem kurzen Überblick über die bisherige sozialwissenschaftliche Theoriebildung zur Fremdheit wird die neue
Grenzkategorie theoretisch bestimmt. Anschließend demonstrieren drei praktische Beispiele
(Delfine im heilpädagogischen Kontext, Außerirdische in der SETI-Forschung und Dämonen
im katholischen Exorzismus) exemplarisch, in welchen wissenschaftlichen, religiösen, aber
auch lebensweltlichen Kontexten die neue Kategorie analytisch von Bedeutung sein könnte."
(Autorenreferat)
[35-F] Schmied-Knittel, Ina, Dr.phil. (Bearbeitung); Schetsche, Michael, Priv.-Doz.Dr. (Leitung):
Die Integration von Deutungsmuster- und Diskursanalyse bei der Untersuchung heterodoxen Wissens
INHALT: Das methodisch und methodologisch orientierte Projekt spürt in mehreren Einzelschritten der Möglichkeit nach, die beiden komplexen sozialwissenschaftlichen Methoden der a)
Deutungsmusteranalyse und b) Diskursanalyse unter wissenssoziologischer Perspektive zu integrieren. Referenzen sind dabei einerseits die von Plaß und Schetsche (2001) vorgelegte wissenssoziologische Deutungsmustertheorie und andererseits die von Rainer Keller in den letzten Jahren formulierte Methode der wissenssoziologischen Diskursanalyse. Im ersten Arbeitsschritt sollen die in der 2008 abgeschlossenen Studie "Satanismus und satanisch-ritueller
Missbrauch in Deutschland" probeweise angewendete Integrationsstrategien kritisch nachgezeichnet auf die Möglichkeiten einer Generalisierung hin abgeklopft werden. In einem zweiten Arbeitsschritt (ab Ende 2009) soll der Versuch unternommen werden, über eine Systematisierung der Analysewege zu einer ausformulierten Methodik der Integralen Diskurs- und
Deutungsmusteranalyse (IDDA) zu gelangen. In weiteren Arbeitsschritten soll diese Methode
schließlich auf verschiedenen exemplarischen Untersuchungsfeldern angewendet werden.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Plaß, Christine; Schetsche, Michael: Grundzüge einer wissenssoziologischen Theorie sozialer Deutungsmuster. in: Sozialer Sinn. Zeitschrift für hermeneutische Sozialforschung, 2001, H. 3, S. 511-536.
ART: BEGINN: 2009-06 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Forschungsschwerpunkt Stadt, Region und soziale Sicherheit (79098 Freiburg im Breisgau); Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (Wilhelmstr. 3a, 79098 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0761-20721-58, e-mail: [email protected]);
Leiter (Tel. 0761-20721-47, e-mail: [email protected])
[36-L] Segeberg, Harro (Hrsg.):
Referenzen: zur Theorie und Geschichte des Realen in den Medien, (Schriftenreihe der
Gesellschaft für Medienwissenschaft, 16), Marburg: Schüren 2009, 343 S., ISBN: 978-3-89472673-7
INHALT: "In den Zeichen des Films Anzeichen eines Realen zu entdecken, beschreibt die Faszination von Medien, die als Film und Fotografie die Einbildungskraft ihres Publikums mit der
Aura des Analogischen entzücken konnten. Mit dieser Faszination soll es vorbei sein, seitdem
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
Bilder des Wirklichen aus unanschaulichen Rechenvorgängen entstehen. Im Digitalen bliebe
so gesehen vom Realen nur die Agonie des Realen übrig. Dass sich die in solchen und anderen Begriffen angesprochenen Prozesse der Transformation doch etwas komplizierter darstellen, war Thema der hiermit dokumentierten Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft 2006 in Stuttgart. Die daraus entstandenen Beiträge beginnen mit Fragen nach der neuen Qualität synthetisch erzeugter Referenzialitäten in Computerbild und Wissenschaftsforschung, erkunden Referenzprobleme in klassischen Dokumentarfilmen und zeitgenössischen
Reality-Formaten und markieren Authentisierungsstragien des 'Wahr-Werdens' in dokumentarisch- fiktionalen Hybrid- Formaten und Netz-Blogs." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Harro Segeberg: Referenzen (8-23); Eröffnung: Perspektiven der Referenz: Rüdiger Maulko:
Referenz und Computerbild. Synthetischer Realismus in den Bildmedien (26-51); AG Medienwissenschaft und Wissenschaftsforschung: "Hot Stuff": Referentialität in der Wissenschaftsforschung (52-79); Sektion I: Referenz und Historiographie: Wolfgang Fuhrmann:
Ethnographie und Film in Deutschland. Anmerkungen zu einem vergessenen Teil deutscher
Mediengeschichte (82-96); Nina Gerlach: Der Tierfilm zwischen Repräsentation und Simulation. Aktuelle Tendenzen (97-110); Joan Kristin Bleicher: Das Private ist das Authentische.
Referenzbezüge aktueller Reality-Formate (111-119); Christian Hißnauer: living history - Die
Gegenwart lebt. Zum Wirklichkeitsbezug des Geschichtsformates (120-140); Ursula von
Keitz: Drama der Dokumente. Zur Referenzproblematik in Andres Veiels Film 'Der Kick'
(141-156); Sektion II: Hybride: Henning Wrage: Wahrheit im Fernsehen. Die dokumentarisch-fiktionalen Hybriden des Deutschen Fernsehfunks (158-176); Caroline Elias, Thomas
Weber: Defekt als Referenz. Von neuen Hybrid-Formaten zum Verfall der Doku-Kultur (177197); Andreas Wagenknecht: Filminterne Beglaubigungen und Kontextualisierungen von ReEnactments im dokumentarischen Fernsehen (198-210); Thomas Waitz: Geschehen/Geschichte. Das Dokudrama bei Hans-Christoph Blumenberg (211-222); Matthias Steinle: Im
Nebel postmodernen Dokumentarfilms - Errol Morris: 'The fog of war' (2003) (223-239);
Franziska Heller: Prozessuale Authentisierungsstrategien im Zeichen zeitlicher Paradoxien:
Deleuze und Dokumentarfilm. Überlegungen am Beispiel von RP Kahls 'Mädchen am Sonntag' (2005) (240-253; Sektion III: Kritischer Dokumentarfilm: Peter Zimmermann: Camcorder Revolution - Videoaktivisten und internationale Öffentlichkeit (256-261); Kay Hoffmann:
Von der Rückkehr des Politischen im Dokumentarfilm (262-270); Sektion IV: Vernetzte Referenzen: Martin Doll: "Dokumente", die ins Nichts verweisen? TV-Fälschungen als Indikatoren der Modi journalistischer Wahrheitsproduktion (272-298); Susanne Regener: Filmisches Selbstportrait. Max Kestners Dokumentarfilm 'Rejsen pa ophavet' als Reflexion auf den
aktuellen Authentizitätscode (299-313); Karin Bruns: Archive erzählen. Weblogs, V-Blogs
und Online-Tagebücher als dokumentar-fiktionale Formate (314-333).
[37-L] Srubar, Ilja:
Kultur und Semantik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 310 S., ISBN: 978-3-53116917-0
INHALT: Die im vorliegenden Band versammelten Aufsätze gehen von der Annahme aus, dass
der Prozess der Konstruktion sozialer Wirklichkeit ein Sinn verarbeitender Prozess ist. Eine
systematische Untersuchung von Kultur und ihrer unterschiedlichen semantischen Ausprägungen ist dem Autor zufolge nur möglich, wenn der sinngenerative Zusammenhang, der hinter dem sinnhaften Aufbau der sozialen Welt steht, auf seine konstitutiven Prozesse und Ebenen hin untersucht wird. Nur so lässt sich die selbstregulative und autogenetische Konstrukti-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.1 Allgemeine theoretische Ansätze
33
on sozialer Wirklichkeit erfassen. Ein wichtiger Prozess stellt dabei der Zusammenhang von
Handlungs-, Denk- und Sprachform (HDS) dar, welcher die Schnittstelle bezeichnet, an der
die subjektive und soziale Sinnkonstitution den menschlichen Weltzugang und somit auch die
Gestalt dessen, was wir Kultur nennen, prägen. Die Beantwortung der Frage nach der Möglichkeit des Fremdverstehens und der Intersubjektivität, aber auch nach der Selektivität von
Handlungs-, Sprach- und Denkschemata in Bezug auf die Variationsbreite der Sinnbildung,
hängt von einer näheren Untersuchung des HDS-Zusammenhangs ab. Der vorliegende Band
beleuchtet in Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen "Post"-Diskursen einerseits und der
neueren Systemtheorie andererseits die Rolle der Kultur- und Semantikanalyse für die Erforschung der Autogenese sozialer Wirklichkeit aus der Perspektive einer pragmatischen Lebenswelttheorie. (ICI2)
[38-L] Vogel, Ulrike:
Zur Doppelbödigkeit des sozialen Feldes nach Bourdieu, in: Gender : Zeitschrift für
Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1/2009, H. 1, S. 46-58
INHALT: "Der Beitrag reflektiert Ergebnisse einer Untersuchung zu Karrierechancen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der Hochschule, bei denen sich fachkulturell unterschiedliche Auffassungen über Beruf und Familie auswirken. Gefragt wird, inwieweit sich
diese Ergebnisse mit Konzepten Bourdieus, insbesondere der des sozialen Feldes, aber auch
mit der Konzeption der Territorien von Helga Krüger erfassen lassen. Dieser Vergleich trägt
dazu bei, bei Bourdieus Konzeption des sozialen Feldes außer dem beruflichen Vordergrund
den familialen Hintergrund und damit eine Doppelbödigkeit des sozialen Feldes zu erkennen." (Autorenreferat)
[39-L] Wehling, Peter:
Nichtwissen - Bestimmungen, Abgrenzungen, Bewertungen, in: Erwägen Wissen Ethik, Jg.
20/2009, H. 1, S. 95-106
INHALT: "Gerade in vermeintlichen 'Wissensgesellschaften' spielt Nichtwissen eine wesentliche,
wenngleich zumeist weit unterschätzte Rolle. Moderne Gesellschaften haben Nichtwissen
bisher hauptsächlich als bloß temporäres 'Noch-Nicht-Wissen' sowie als selbstverschuldete
'Unwissenheit' aufgefasst. Seit einigen Jahren ist jedoch zu beobachten, dass die Wahrnehmungen und Bewertungen des Nicht-Gewussten erweitert, pluralisiert und politisiert werden,
ablesbar etwa an der Debatte um ein 'Recht auf Nichtwissen' in der Biomedizin. Gleichzeitig
wird erkennbar, dass die Wissenschaften nicht lediglich vorgefundene Unwissenheit durch
Wissen ersetzen, sondern selbst neues Nichtwissen erzeugen, das sie nicht immer rechtzeitig
und vollständig zu erfassen vermögen. Ein einfaches 'Patentrezept' für den Umgang mit der
vielschichtigen Problematik kann es nicht geben; doch in jedem Fall müssen moderne Gesellschaften lernen, auf mögliches Wissen auch zu verzichten." (Autorenreferat)
34
1.2
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.2 Kulturgeschichte
Kulturgeschichte
[40-F] Agai, Bekim, Dr. (Bearbeitung):
Araber und Osmanen in Europa - Europäer im Nahen Osten: Bilder des Selbst und Imaginationen des Anderen in Reiseberichten des 19. und 20. Jahrhunderts
INHALT: Reiseberichte sind literarische Zeugnisse und Quellen des Kulturkontakts gleichermaßen. Sie geben Auskunft über Stand und Wandel der Bilder vom Selbst und der Imaginationen des Anderen, positionieren die Menschen in Zeit und Raum, indem sie dem Selbst einen
Platz gegenüber dem Anderen zuweisen. Hierdurch geben sie Auskunft über den Beschreibenden, seine Ideenwelt und Stereotype, zu deren Verfestigung sie gleichzeitig beitragen. Sie
sind somit historische Zeugnisse, die bis in die Gegenwart wirken. Diesen Leitgedanken folgend beschäftigt sich das Forschungsprojekt mit dem Vergleich ausgesuchter osmanisch-türkischer, arabischer und europäischer Reiseberichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Der angestrebte synchrone und diachrone Vergleich der Reiseberichte soll Gemeinsamkeiten aufzeigen
und Einblick in die Dynamik innerhalb dieser Gattung geben sowie einen Beitrag zur Analyse
der Bilder vom Selbst und der Imaginationen des Anderen in Kontinuität und Wandel liefern.
In diesem Zeitraum entwickelten sich die entscheidenden Bilder von Europa und dem "orientalischen" Selbst, die bis heute nachwirken. Das "authentische Andere" wird geschaffen, ob
für den westlichen oder orientalischen Leser. Bestimmte Dichotomien zwischen Orient und
Okzident werden so verfestigt, dass wir sie - ähnlich dem Orientalismus in der westlichen Literatur - auch in der Literatur des Nahen Ostens bis in die Gegenwart nachverfolgen können.
Obwohl der Untersuchungszeitraum durch kulturelle und politische Verflechtungen und
durch eine Ausweitung der wechselseitigen Reisetätigkeit gekennzeichnet ist, sind bislang
weder die möglichen Wechselwirkungen zwischen osmanisch-türkischen und arabischen Reiseberichten noch Ähnlichkeiten und Unterschiede mit europäischen Reiseberichten untersucht
worden. Ein solcher Vergleich ermöglicht es jedoch, die orientalischen Reiseberichte in einen
allgemeinen literaturwissenschaftlichen Rahmen zu rücken und sie als spezifische Dokumente
eines transkulturellen Prozesses der Fremdheitserfahrung zu lesen. Er kann damit Ähnlichkeiten und Unterschiede aufzeigen, die sich in der formalen Darstellungsform bis hin zu den Betrachtungen des Zeitgeistes der Moderne finden lassen. Postulierte literarische und 'zivilisatorische' Trennungslinien zwischen 'Europa', der 'arabischen Welt' und dem 'osmanisch-türkischen Kulturkreis' stellt er damit ebenso in Frage wie die Bedeutung von geographischen,
kulturellen und literarischen Grenzen für Reiseberichte. Durch eine theoretisch fundierte Betrachtung sollen die literarisch-psychologischen und soziologischen Mechanismen der Selbstund Fremdkonstruktion so herausgearbeitet werden, dass sie sich auch auf andere Literaturgattungen und Epochen anwenden lassen. ZEITRAUM: 19./20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, Naher Osten
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft (Mühlweg 15, 06114 Halle)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-552-4086, e-mail: [email protected]
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1.2 Kulturgeschichte
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[41-L] Astashenko, Diana:
Selbstkontrolle unter den Bedingungen reflexiver Modernität: am Beispiel des
Übergewichts, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 102), Hamburg:
Kovac 2009, 341 S., ISBN: 978-3-8300-4144-3
INHALT: Je weniger Reglement an den Einzelnen herangetragen wird, umso größer ist die
Selbstbeherrschung, derer das Individuum bedarf, um die gesellschaftlichen Abläufe reibungslos aufrecht zu erhalten und verlässliche Interaktionsbedingungen zu garantieren. Hier
wird untersucht, ob dies auch für den Bereich des Körpergewichts Gültigkeit hat. Im ersten
Hauptteil wird das theoretische Fundament der Untersuchung erläutert. Im Mittelpunkt stehen
hier Norbert Elias' Überlegungen zur Selbstkontrolle und Anthony Giddens' Theorie der reflexiven Moderne. Der zweite Hauptteil behandelt das Thema der Körperkontrolle im Bereich
des Körpergewichts. Zunächst werden Genese und Bedeutung des gegenwärtigen Schlankheitsideals beschrieben. Dann wird am Beispiel des Übergewichts gezeigt, wie sich Körperkontrolle vom äußeren Zwang zur reflexiven Zivilisierung wandelt und welche Veränderungen auf Handlungs- und Strukturebene hier eine Rolle spielen. Abschließend wird auf ein beispielhaftes Anwendungsfeld eingegangen, das sich im Kontext eines extremen Schlankheitsideals und der fortschreitenden Stigmatisierung des Übergewichts herausgebildet hat: die
"eingebildeten Dicken". (ICE2)
[42-F] Bethke, Berit, M.A. (Bearbeitung):
Wissensbildung mittels Bildmedien. Eine historische Fallstudie zur "Visuellen Kommunikation" in der Weltgesellschaft
INHALT: Aus der Perspektive der neueren Wissenssoziologie ist Gesellschaft sui generis kommunikativ konstituiert. Davon ausgehend untersuche ich in einer historischen Fallstudie wie
Wissen durch visuelle Medien generiert und vermittelt wird. "Visuelle Kommunikation" bezeichnet hier ein Forschungsprogramm, das sich auf die aktuellen Debatten um den Eigenwert
bildlicher Darstellung im Zuge des "iconic turns" bezieht. In der Dissertation soll "Visuelle
Kommunikation" anhand eines konkreten Forschungsgegenstands als Phänomen der Weltgesellschaft untersucht werden. Empirisches Material der Studie bilden Bildtafeln, die vom
Deutschen Hygiene Museum Dresden (DHMD) zwischen 1950 und 1980 für je spezifische
Ausstellungen zur "Gesundheitserziehung" in afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern konzipiert und angefertigt wurden. Die Tafeln wurden vom DHMD, in Kooperation mit
lokalen Institutionen, als "Wissensbilder" entworfen und vermittelt. Sie präsentieren populärwissenschaftliche Ansichten vom menschlichen Körper sowie von Gesundheit und Krankheit.
Die meisten Tafeln sind als Bild-Text-Collage aufgebaut, wobei der Bildanteil dominiert.
Dieser umfasst u.a. Fotografien, Zeichnungen, Diagramme, mikroskopische Aufnahmen und
halbplastische Modelle. Eine maßgebliche Rolle in allen Ausstellungen spielt die wissenschaftliche Fundierung, demonstriert durch die Einbindung medizinischer und lebenswissenschaftlicher Visualisierungsstrategien und Zeichenformationen. Die zu veranschlagenden Formen und Strukturen der Bildtafeln werden als Aspekte von Kommunikation betrachtet. Die
zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wird in und durch die Bildtafeln global anschlussfähiges
Wissen generiert und vermittelt? In diesem Zusammenhang interessiert vor allem, wie die
Bildtafeln gestaltet sind, um unbestimmte, potentiell weltweite Adressaten zu erreichen? Auf
welches Vorwissen und auf welche Vorbilder rekurrieren sie? Und wie sind in den Ausstellungstafeln (kulturell) spezifische Darstellungsmodi integriert? Diese Fragen werden vor dem
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.2 Kulturgeschichte
Hintergrund der historischen Produktions- und Distributionsbedingungen des Forschungsmaterials analysiert.
METHODE: Im Hinblick auf die verschiedenen Transferebenen und Transferwege, die das Material aufgrund seiner medialen, funktionalen, ästhetischen und diskursiven Beschaffenheit
aufzeigt, sollen Praktiken der Produktion und Verbreitung von Bildern sowie Visualisierungsstrategien und Visualisierungsformen hinsichtlich ihres universellen Anspruchs in den Blick
genommen und kritisch hinterfragt werden. Die Arbeit siedelt sich zwischen den Studien der
Wissenssoziologie und Ansätzen der Visual Culture/ Visual Studies an. Methodisch werden
Ansätze der neueren Bildforschung erprobt und weiterentwickelt.
ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität"
(Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0521-106-4692, e-mail: [email protected])
[43-F] Fischer-Tiné, Harald, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Kulturelle Mediatoren zwischen Südasien und "dem Westen": indische Mitglieder der
Theosophical Society und der Austausch von Wissen (1879-1930)
INHALT: Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht eine besondere Spielart kultureller Austauschprozesse zwischen Südasien und Europa in der Phase des Hochimperialismus, die mit
einem massiven Globalisierungsschub einherging. Im Mittelpunkt steht dabei der Beitrag indischer Mitglieder der 1875 gegründeten Theosophical Society zur Konstruktion von global
wirksamen Bildern 'östlicher Spiritualität'. Als Angehörige der indigenen Eliten bewegten sie
sich in einem Spannungsfeld zwischen wachsendem Modernisierungsdruck einerseits und
dem Bedürfnis nach kultureller Affirmation und politischer Emanzipation andererseits. Der
Frage nach der Nutzung ihres kreativen Spielraumes in der Übersetzung und Mediation zwischen den Kulturen kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. ZEITRAUM: 1879-1930
GEOGRAPHISCHER RAUM: Südasien, Europa
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Jacobs University Bremen gGmbH, School of Humanities and Social Sciences,
Professorship of History (Postfach 750561, 28725 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[44-L] Haupt, Heinz-Gerhard; Torp, Claudius (Hrsg.):
Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890-1990: ein Handbuch, Frankfurt am Main:
Campus Verl. 2009, 504 S., ISBN: 978-3-593-38737-6
INHALT: "Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Konsum in Deutschland zum zentralen
gesellschaftlichen Phänomen. Er verwandelte die wirtschaftliche Infrastruktur - von der Ernährung bis zur Freizeit - und war ein Mittel sozialer Distinktion und Gegenstand politischer
Regulierung. Mit Recht lässt sich daher von einer deutschen Konsumgesellschaft sprechen.
Ihre Entstehung und Ausformung werden in diesem Handbuch entlang der Bereiche Wirtschaft, Politik, soziale Lagen und Identitäten sowie Kultur und Wissenschaft erstmals umfassend dargestellt " (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Claudius Torp, Heinz-Gerhard Haupt:
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1.2 Kulturgeschichte
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Einleitung: Die vielen Wege der deutschen Konsumgesellschaft (9-26); Roman Rossfeld: Ernährung im Wandel: Lebensmittelproduktion und -konsum zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur (27-45); Wolfgang König: Massenproduktion und Konsumgesellschaft: Ein
historischer und systematischer Abriss (46-61); Kaspar Maase: Massenmedien und Konsumgesellschaft (62-78); Peter Borscheid: Agenten des Konsums: Werbung und Marketing (7996); Ulrike Thoms: Körper, Kultur, Konsum: Die Konsumgeschichte der alltäglichen Hygiene (97-113); Hasso Spode: Der Aufstieg des Massentourismus im 20. Jahrhundert (114-130);
Gunilla Budde: Bürgertum und Konsum: Von der repräsentativen Bescheidenheit zu den "feinen Unterschieden" (131-144); Heinz-Gerhard Haupt: Der Konsum von Arbeitern und Angestellten (145-153); Erica Carter: Frauen und die Öffentlichkeit des Konsums (154-171); Maren Möhring: Ethnizität und Konsum (172-189); Rainer Gries: Generation und Konsumgesellschaft (190-204); Daniela Münkel: Konsum auf dem Land vom Kaiserreich bis in die
Bundesrepublik (205-220); Christoph Nonn: Die Entdeckung der Konsumenten im Kaiserreich (221-231); Belinda Davis: Konsumgesellschaft und Politik im Ersten Weltkrieg (232249); Claudius Torp: Das Janusgesicht der Weimarer Konsumpolitik (250-267); Hartmut
Berghoff: Träume und Alpträume: Konsumpolitik im nationalsozialistischen Deutschland
(268-288); Ina Merkel: Im Widerspruch zum Ideal: Konsumpolitik in der DDR (289-304);
Michael Wildt: "Wohlstand für alle": Das Spannungsfeld von Konsum und Politik in der
Bundesrepublik (305-318); Dominik Schrage: Der Konsum in der deutschen Soziologie (319334); Jakob Tanner: Konsumtheorien in der Wirtschaftswissenschaft (335-354); Alexander
Schug: Werbung und die Kultur des Kapitalismus (355-369); Pascal Eitler: Sexualität als
Ware und Wahrheit: Körpergeschichte als Konsumgeschichte (370-388); Adelheid von Saldern: Transatlantische Konsumleitbilder und ihre Übersetzung 1900-1945 (389-402); Michael
Prinz: "Mut zur Armut": Zur Historisierung konsumgesellschaftlicher Leitbilder für den westdeutschen Wiederaufbau (403-434); Axel Schildt: Amerikanische Einflüsse auf die westdeutsche Konsumentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg (435-447).
[45-L] Jäckel, Michael; Kofahl, Daniel:
"Man hat etwas anderes vermutet ...": zur Phänomenologie des kulinarischen Geschmacks,
in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 2, S.
117-134 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag belegt folgende These: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine fortlaufende
spezielle Kommunikation über Essen und Geschmack zu einer eigenen, selbstreferentiellen
sozialen Sphäre geworden, welche sich in der Kommunikation der Gesellschaft stabilisiert.
Dass es sich hierbei um eine an "Eigenwerten" orientierende Kommunikation handelt, die
ihre biologische Umwelt zwar in Anspruch und auf sie Bezug nimmt, aber gerade nicht ihre
sprachliche Abbildung, sondern eine emergente soziale Konstruktion ist, sieht man unter anderem daran, dass nicht jede Handlung, die im weitesten Sinne der Nahrungsaufnahme dient,
in diese Spezialkommunikation Eingang findet. Die für den Beitrag zentralen Fragen lautet,
wie sich das Schmecken als eigenständiges Phänomen etablieren konnte, und wie es durch
Beobachter, die miteinander in einem Kommunikationsverhältnis stehen, konstruiert und konditioniert wird. Im ersten und zweiten Abschnitt skizzieren die Autoren aus einer systemtheoretischen Perspektive den theoretischen Rahmen der Analyse und erörtern die historische
Ausdifferenzierung kulinarischer Kommunikation. Im dritten Abschnitt wird dann anhand
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1.2 Kulturgeschichte
ausgewählter Beiträge der Kolumnisten Jürgen Dollase und Wolfram Siebeck der zeitgenössische kulinarische Diskurs analysiert. (ICA2)
[46-L] Kamphausen, Gerrit:
Kultur als Kriminalität und Krankheit: zur Dekulturation der Lebensführung von
Opiatkonsumenten, Hamburg 2009, 328 S. (Graue Literatur;
nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:18-40896)
INHALT: "Die Arbeit befasst sich mit der Kultur- und Kriminalsoziologie des Opiumgebrauchs
und beinhaltet eine kritische Analyse von Drogendiskursen und -politik im 20. Jahrhundert.
Max Webers begriffliches Handwerkszeug, welches in Anlehnung an H.P. Thurn (1986) um
eine Definition von Dekulturation erweitert wird, bildet die Grundlage der vorliegenden Analyse des Umgangs mit Opiaten. Dabei steht die Wirkung von 'Unwertideen' auf Formen der
Drogenkultur und der Lebensführung der Konsumenten im Vordergrund. Grundlegend werden zunächst einige allgemeine Opiumthemen exemplarisch behandelt. Das sind die Klassiker
unter den Themen der Kulturgeschichte des Opiums: die Medizingeschichte der Opiate, der
Laudanumkonsum der englischen Romantiker, die Opiumkritik nach Karl Marx und Friedrich
Engels und letztlich der britisch-indisch-chinesische Opiumhandel samt diverser Kriege. Daran schließt die Untersuchung der dekulturativen Wirkung von Modernisierungs- bzw. Vergesellschaftungsprozessen und der Kriminalisierung der Opiate auf die Lebensführung von
Opiatkonsumenten an. Dazu wird das kultursoziologische Instrumentarium mit Grundlagen
der Kriminalsoziologie und der bisherigen Opiatforschung abgeglichen. Die Untersuchung
zeigt, dass sowohl der massenhafte Vertrieb von Drogen als modernen Konsumgütern wie
auch das Totalverbot des Genusskonsums nicht geeignet sind, zu einem kulturell integrierten
und damit möglichst schadfreien Drogengebrauch beizutragen. Um diese Analyse auf eine
breitere Grundlage zu stellen, werden in je einem Kapitel die kultursoziologischen Grundlagen der medizinischen und der legalistischen Sichtweise aufgezeigt und zur Kritik an den
gängigen Ansätzen zur Lösung des so genannten 'Drogenproblems' verwendet. Schließlich
werden alle Argumentationsstränge in der Betrachtung einer konkreten Sache zusammengeführt: das Rauchopium ist ein Kulturgut, dessen legaler, wohl aber stark kontrollierter Vertrieb und Konsum die Grundlage eines kulturell integrierten und damit für die Gesellschaft
und den Einzelnen möglichst schadfreien Opiatgebrauchs zu Genusszwecken darstellen könnte." (Autorenreferat)
[47-L] Kassung, Christian (Hrsg.):
Die Unordnung der Dinge: eine Wissens- und Mediengeschichte des Unfalls, Bielefeld:
transcript Verl. 2009, 473 S., ISBN: 978-3-89942-721-9
INHALT: "Wer auf das 20. Jahrhundert zurückschaut, der sieht sich konfrontiert mit einer erstaunlichen Regelmäßigkeit von Unfällen und Katastrophen. Mal mehr, mal weniger häufig,
mal lokal begrenzt und dann von globaler Prominenz: Unfälle gelten einerseits als das Paradigma des Unvorhersehbaren und Zerstörerischen. Andererseits lernen Kulturen offensichtlich so regelmäßig aus den Störungen ihres technischen Fortschritts, dass sich die Frage nach
einem Zusammenhang von Unfall und Wissensgeschichte geradezu aufdrängt. Ist unsere kulturelle Ordnung paradoxerweise deshalb stabil, weil es Unfälle gibt?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Paul Virilio: Der integrale Unfall (7-8); Burkhardt Wolf: Schiffbruch mit
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1.2 Kulturgeschichte
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Beobachter (19-48); Esther Fischer-Homberger: Der Eisenbahnunfall von 1842 auf der ParisVersailles-Linie (49-88); Matthias Bickenbach: Robert Musil und die neuen Gesetze des Autounfalls (89-116); Christoph Asendorf: "A lot of things can be masked" (117-134); Christian
Kassung: Der Untergang der Kursk und die Wissensgeschichte der seismischen Forensik
(135-152); Harry Collins, Trevor J. Pinch: Auf den Start reduziert: Das Challenger-Unglück
(153-184); Peter Glasner: Entgleisungen im deutschen Kaiserreich (185-220); Bernd Stiegler:
Katastrophen und ihre Bilder (221-248); Wolfgang Hagen: "M. G. Y. - What is the matter
with you?" (249-270); Albert Kümmel-Schnur: "Immer Erklärungen. Sprechen. Das muss
aufhören!" (271-302); Jörg Potthast: Papier, Bleistift & Bildschirm (303-328); Wolfgang
Coy: Unsichtbar wird der Fehler, wenn sich alle daran gewöhnt haben (329-360); Olaf Briese:
Die Aporie des Größten Anzunehmenden Unfalls (361-380); Nicolas Pethes: Accidental Experiments (381-398); Ulrike Brunotte: Unfall-Wissen (399-420); Benno Wagner: Kafkas Poetik des Unfalls (421-454); Thomas Macho: Unfall oder Selbstmord? (455-468).
[48-L] Ko, Jae-Baek:
Wissenschaftspopularisierung und Frauenberuf: Diskurs um Gesundheit, hygienische
Familie und Frauenrolle im Spiegel der Familienzeitschrift Die Gartenlaube in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Geschichte und ihre
Hilfswissenschaften, Bd. 1052), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 410 S., ISBN: 978-3-63157723-3 (Standort: UB Siegen(467)-21MKN4049)
INHALT: "Der Band behandelt den Diskurs um Gesundheit und Frauenrolle für die hygienische
Familie und Familienkultur im Spiegel des populären Wochenblattes Die Gartenlaube in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der pressegeschichtlichen Untersuchung zufolge war
dieses Blatt nicht nur eine bürgerliche Familienzeitschrift, sondern darüber hinaus auch eine
populärwissenschaftliche Vermittlerin. Die Untersuchung zielt darauf ab, ein Stück Wissens-,
Bürgertums-, Familien- und Frauengeschichte des 19. Jahrhunderts zu beleuchten. In diesem
interdisziplinären Zusammenhang werden zum einen die medizinischen und hygienischen
Diskussionen, zum anderen die bürgerlichen Werte der Lebensführung und ihren Eingang in
die Familienkultur, schließlich die Frauenrollen für die hygienische Familie im Zusammenhang des zunehmenden Wandels der Familienfunktion erforscht. Das Ergebnis zeigt die bürgerlichen Strategien zur Verstärkung der sozialen und geschlechtlichen Differenz." (Autorenreferat) (BR)
[49-F] Koch, Denise, Dipl.-Kult.Wiss. (Bearbeitung); Hattendorff, Claudia, Prof.Dr. (Betreuung):
"Großstadtbilder" in der Weimarer Republik. Zum wechselseitigen Verhältnis zwischen
stadtdarstellender Malerei und zeitgenössischen Urbanitätsdiskursen
INHALT: In den Jahren der Weimarer Republik entwickelte sich angesichts der gesteigerten Aufmerksamkeit für die Großstadt und ihre Öffentlichkeit ein "Großstadt- und Metropolendiskurs". Die Debatte um die Großstadt - als Summe einzelner Beiträge der Skandalisierung,
Kritik und Verfechtung großstädtischer Lebensformen - bildete sich durch den Prozess medialer Diskursivierung zu einem Medienereignis aus. Sie verdichtete sich in den Jahren der
Weimarer Republik in besonderem Maße im Hinblick auf transnationale Bedeutungszuweisungen. Gleichzeitig produzierte die mediale Präsenz der Metropolen zahlreiche und vielfältige Bilder von der Stadt. Die Großstadtdebatte fokussierte die Themen der städtischen Moder-
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1.2 Kulturgeschichte
nisierung, das Phänomen der urbanen Massenkultur und die mentalitätsprägenden Auswirkungen der Großstadt auf ihre Bewohner. Diese Bereiche lassen sich gleichzeitig als wesentliche gesellschaftliche Bezugspunkte der zeitgenössischen Großstadtmalerei ausmachen. So
bleibt zu fragen, in welcher Weise Künstler die Deutungsmuster des Diskurses in ihre Malerei
einbezogen haben; und welche Zusammenhänge dabei zwischen den künstlerischen Großstadtbildern und den massenmedialen Repräsentationen der Metropole bestanden. Durch interdisziplinäre Gegenstandserweiterung und eine bildwissenschaftliche Fragestellung verortet
sich das erläuterte Projekt an einer innovativen Schnittstelle kulturwissenschaftlicher Forschungskonzepte. ZEITRAUM: 1918-1932 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Deutschland
METHODE: Das Anliegen des Forschungsprojektes ist es, sprachliche und visuelle Repräsentationen der Metropole Berlin zu untersuchen und auf diese Weise die intermedialen Zusammenhänge der Großstadtdebatte als transnationales Medienereignis herauszuarbeiten. Die vergleichende Untersuchung unterschiedlicher Quellen, die ihren Anfang bei der Massenpresse
nimmt, um sich über avantgardistische Publizistik und repräsentative Medien künstlerischer
Agitation einzelnen Bildbeispielen der stadtdarstellenden Malerei zuzuwenden, bezweckt, die
vielfältigen Deutungsmuster kommunikativen Handelns gegenüber der Großstadt herauszustellen.
ART: BEGINN: 2009-11 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Gießen, Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von
der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" (Otto-Behaghel-Str. 10 C1, 35394 Gießen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0179-6704311, e-mail: [email protected])
[50-F] Kohlhaas, Elisabeth; Freimüller, Tobias, Dr.des.; Ziemer, Hansjakob, Dr.des. (Bearbeitung); Kenkmann, Alfons, Prof.Dr.; Frei, Norbert, Prof.Dr.; Gross, Raphael, Dr.; Diner, Dan,
Prof.Dr. (Leitung):
Kommunikationsräume des Europäischen. Jüdische Wissenskulturen jenseits des Nationalen
INHALT: Das Projekt befasst sich mit den transnationalen Kommunikationsformen jüdischer
Wissenskulturen im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend vom diasporischen Charakter jüdischer Lebenswelten untersuchen Historiker, Judaisten, Soziologen, Didaktiker und Museologen aus interdisziplinärer Perspektive die transterritorialen Netzwerke jüdischer Lebenswelten. Sie beschäftigen sich damit, wie jüdische Lebenswelten Wissen über Distanzen, Räume
und kulturelle Grenzen hinweg transportierten und auf welche Weise jüdischen Wissenskulturen das Europäische gleichsam eingeschrieben war. Das Europäische wird nicht als ein feststehender Ort, als eine homogene Einheit oder als ein abgrenzbares Territorium angesehen;
vielmehr soll die Perspektive jüdischer Wissenskulturen den Blick auf das Europäische schärfen: auf all jene Attribute, die die Überwindung von räumlicher, religiöser und kultureller
Enge betreffen. Das Ziel des Projekts ist es, durch das Besondere jüdischer Wissenskulturen
das Allgemeine des Europäischen zu verstehen. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert
METHODE: So wird die wissenschaftliche Forschung mit didaktischer Arbeit und Öffentlichkeitsarbeit verbunden. Es werden an den beteiligten Institutionen insgesamt sieben Einzelprojekte bearbeitet; dabei entstehen mehrere Monographien und Sammelbände, eine Ausstellung,
eine Website sowie Materialien für den Schulunterricht.
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ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Leipzig, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung -ZLS(Brüderstr. 14-24, 04103 Leipzig); Friedrich-Schiller-Universität Jena, Philosophische Fakultät, Historisches Institut Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts (Fürstengraben 13,
07743 Jena); Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig (Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig)
KONTAKT: Kenkmann, Alfons (Prof.Dr. Tel. 0341-9737-062 od. -060, Fax: 0341-9737-059,
e-mail: [email protected])
[51-L] Koller, Christian:
Streikkultur: Performanzen und Diskurse des Arbeitskampfes im schweizerischösterreichischen Vergleich (1860-1950), (Österreichische Kulturforschung, Bd. 9), Berlin: Lit
Verl. 2009, 639 S., ISBN: 978-3-643-50007-6
INHALT: Ausgehend von einer dichten Beschreibung der Handlungs- und Diskursebene ausgewählter Fallbeispiele wird der Streik als ein kulturelles Phänomen rekonstruiert, das einen
Schlüssel zur Analyse der politischen Kultur der jeweiligen Zeit darstellt. Die untersuchten
Streiks fallen in drei Zeitabschnitte: 1860-1918, 1918-1937 und 1937-1950. Die Untersuchung ist komparativ angelegt. So kann beurteilt werden, welche Phänomene als Bestandteile
einer internationalen Streikkultur angesehen werden können und wo Einflüsse der spezifischen politischen Kultur des jeweiligen Landes festzustellen sind. Dabei wird ein Staat, dessen politisches System in seinen Grundstrukturen während der gesamten Untersuchungsperiode unverändert blieb, die Schweiz, mit Österreich verglichen, einem durch mehrfache Systemwechsel und territoriale Umgruppierungen erschütterten Land. Dabei werden Bausteine
für eine kulturhistorische Erweiterung der Streikforschung sichtbar: gewaltlose und gewaltsame Performanzen, Geschlechter und Räume, Emotionen, Transnationalität und Diskurse.
(ICE2)
[52-F] Krauskopf, Kai, Dipl.-Ing.; Köth, Anke, Dipl.-Ing.; Schwarting, Andreas, Dipl.-Ing. (Bearbeitung); Lippert, Hans-Georg, Prof.Dr. (Leitung):
Architektur als Behauptung von Institutionalität und Geschichtlichkeit (Teilprojekt U)
INHALT: Thema des Teilprojekts ist die Untersuchung konstruierter historischer Kontinuitäten,
Verwurzelungen, Eigengeschichten und Entstehungsmythen, ausgedrückt in Architektur.
Hauptgegenstand der Betrachtung sind Beispiele einer absichtsvoll historisierenden und zitierenden Architektur in den Vereinigten Staaten von Amerika im späten 19. und im 20. Jh.
Geographisch und typologisch ist die Auswahl der Bauten durch zwei Faktoren begründet: 1.
Durch die besondere historische Entwicklung in den USA, die aus europäischer Sicht als
Neue Welt, als Kontinent ohne Eigengeschichte wahrgenommen wurden. Ihre Rolle als Einwanderungsland führte zu einem in der Neuzeit singulären Import vielfältigster, teilweise einander entgegengesetzter historischer bzw. religiöser Traditionen und zu einer quasi laborhaften Konkurrenz der Weltanschauungen und Weltbilder. Der damit einher gehende Zwang zur
Selbstbehauptung und zur Neudefinition der jeweils eigenen gesellschaftlichen Position, häufig genug untersetzt durch einen missionarischen Anspruch und bisweilen flankiert durch die
Notwendigkeit zur Kompensation einer gewissen parvenühaften Unsicherheit, führte im End-
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1.2 Kulturgeschichte
effekt zu einer robusten Indienstnahme der erinnerten historischen Bilderwelten und Symbolsprachen mit dem Ziel, geistige Heimat zu bewahren und die durch die Auswanderung verlorene Einbettung in einen Kosmos von Deutungsmächten und Deutungshoheiten zurück zu gewinnen. 2. Durch den Umstand, dass diese Haltung spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA noch stärker als zeitgleich in Europa mit dem Bedeutungsverlust traditioneller Legitimationsinstanzen (Glaubensgemeinschaften, aber auch staatliche Institutionen) konfrontiert wird, und in Gestalt der schon sehr früh als "Kathedralen des Kommerzes" verstandenen Geschäftsviertel, Banken und Bürotürme Zentren entstehen, in denen nicht nur finanzielles, sondern auch symbolisches Kapital erzeugt und neu vergeben wird, und wo architektonisch ein neuer Anspruch auf Deutungshoheit über Geschichte und Zukunft formuliert wird.
Überlagert und beschleunigt wird diese Tendenz ab den 1930er Jahren noch durch einen neuerlichen Kulturtransfer in Richtung Amerika, nämlich durch die aus Europa importierte Moderne, die den Befreiungsakt eines willentlichen Bruchs mit der Vergangenheit ins Werk zu
setzen vorgab und behauptete, eine qualitativ neuartige Kontinuität ex futuro schaffen zu können. Der Machtkampf um die diskursive Hegemonie bei der Herstellung intentionaler Geschichte gewann auf diese Weise in den USA eine besondere Qualität. Das Teilprojekt untersucht Architektur und ihre Historiographie als Objektivation institutioneller Prozesse am Beispiel US-amerikanischer Monumental- und Hochhausbauten sowie anhand der medialen Vermittlung im Film und durch die Architekturgeschichtsschreibung der Moderne. Im 20. Jh.
wird die Genese von Institutionalität und Geschichtlichkeit wesentlich mitbestimmt von der
Tendenz, die als ebenso befreiend wie bedrohlich empfundene Pluralität der Moderne (im allgemein ideengeschichtlichen Sinn), ihre Widersprüche und ihre Differenzierungen aufzuheben oder wenigstens zu lindern durch die Konstruktion neuer Formen eines übergeordneten
Narrativs im Sinne einer "Großen Erzählung", die alle Erscheinungen zusammenführt, verortet und als historisch notwendig erscheinen lässt. Wichtige Mittel zu dessen Erzeugung sind
zum einen die Erschaffung einer kanonischen Bilderwelt, die (massen)medial reproduzierbar
ist und dank ihrer ubiquitären Verbreitung eine unhinterfragbare Ikonizität gewinnt, zum anderen die Konzeption von Zeitkonstruktionen, die den Geschichtsprozess der Deutungshoheit
der Moderne unterwerfen und konkurrierende Entwicklungsmodelle marginalisieren. Diese
Vorgänge führen zu spannungsreichen Polaritäten, in denen sich Modelle von Vielfalt und
Einheit, von Verstetigung und Veränderung im Wettstreit gegenüberstehen und sich exemplarisch die Frage nach der Wandlungsfähigkeit bzw. der Dauerhaftigkeit institutioneller Grundmuster stellt. Das Teilprojekt wird in vier Themenschwerpunkte untergliedert, siehe unter:
rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/teilprojekte/u/pru.htm . ZEITRAUM: spätes 19. und 20.
Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Vereinigte Staaten von Amerika
VERÖFFENTLICHUNGEN: Siehe unter: rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/teilprojekte/u/vu.
htm . ARBEITSPAPIERE: Siehe unter: rcswww.urz.tu-dresden.de/~sfb537/other/SFB537Sym
posiumTP_U.pdf .
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit
(Helmholtzstr. 10, 01062 Dresden)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0351-463-35779, Fax: 0351-463-36259,
e-mail: [email protected])
[53-F] Laczó, Ferenc (Bearbeitung):
The metropolis in the light of "our national virtues" - Budapest and Berlin in the mirror of
discourses of the inter-war period
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1.2 Kulturgeschichte
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INHALT: The dissertation aims to explore and analyze the various presentations and major discursive contests over Budapest and Berlin in the inter-war period. It purports to compare the
variety of the discourses on these cities and understand how they relate to political ideologies,
while focusing on the crystallization of the most widespread ideas and politically dominant
conceptions and present them especially in terms of their relation to the respective nations
and nationalistic ideas. The research aims to link three areas of study in the first place, those
of political ideologies, nationalistic production of knowledge and the interrelated local/ national understandings of metropolis and local modern urban culture. Though the project owes
much to traditions of intellectual history writing and a significant amount of the primary research conducted will be in this vein, analyzing select prose writers, politicians and historians, it
also purports to understand the relations between political and cultural ideas and connect the
"realm of ideas" to social realities (namely by presenting the political, socioeconomic and cultural differences between these cities and "the rest" of the two countries) and cultural practices (i.e. some of the most important practices of symbolic conversion and several significant
uses of urban space that these discourses led to and manifested in will be covered as well).
Thereby, simultaneous reflection should become possible on textual evidences of the constructions of difference and other indicators we have of it. The most general horizon of the
project is the discussion of modernity and ultimately, the dissertation hopes to contextualize,
reflect on and analyze the modern urban phenomena in inter-war Hungary and Germany, as
they manifested in these societies and cultures.| ZEITRAUM: inter-war period GEOGRAPHISCHER RAUM: Budapest, Berlin
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" am Center for Metropolitan Studies (Ernst-Reuter-Platz 7, TEL 3-0, 10587 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[54-L] Niekrenz, Yvonne; Villányi, Dirk (Hrsg.):
LiebesErklärungen: Intimbeziehungen aus soziologischer Perspektive, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss. 2008, 248 S., ISBN: 978-3-531-15476-3
INHALT: "Was ist Liebe? Jeder liebt irgendwen oder irgendwas. Liebe ist eine primäre Kategorie menschlichen Lebens. Deshalb müssen soziologische Theorien dafür geeignet sein, diese
konkret in der Alltagswelt erfahrbare soziale Tatsache zu beschreiben und zu erklären. Ausgewählte soziologische Theorien werden in diesem Buch nach 'LiebesErklärungen' befragt.
So werden Funktionalität und Erklärungskraft theoretischer Konstrukte am Beispiel Liebe demonstriert. Eine Vielzahl an Perspektiven auf die Liebe zeigt nicht nur deren farbenfrohes
Spektrum, sondern auch die konkret fassbaren Möglichkeiten soziologischer Theorien." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Yvonne Niekrenz: LiebesErklärungen -Eine Einführung (1122); Niko Strobach: "Is this love?" Liebe und Ähnliches in der (griechischen) Antike (23-39);
Kornelia Hahn: Romantische Liebe als Phänomen der Moderne. Anmerkungen zur Soziologie
intimer Beziehungen (40-52); Caroline Sommerfeld-Lethen: Der Code der Liebe. Gesellschaftsstruktur und Liebessemantik im Wandel der Zeit (53-64); Thomas Coelen: Liebe in der
Disziplinar- und Geständnisgesellschaft. Das Dispositiv der Sexualität (65-80); Ulrike Marz:
Auch Automaten haben Gefühle. Kritische Theorie über Liebe und Pseudoliebe in der kapitalistischen Gesellschaft (81-93); Matthias Junge: Liebeloser Frauentausch. Elemente der strukturalistischen Analyse von Verwandtschaftsbeziehungen (94-102); Paul B. Hill und Johannes
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1.2 Kulturgeschichte
Kopp: Liebe als Tauschmedium. Intimbeziehungen aus der Sicht von Austauschtheorie und
Rational-Choice-Ansatz (103-114); Yvonne Niekrenz: Liebe als Verhandlungssache. Intimbeziehungen aus der Sicht des Symbolischen Interaktionismus (115-125); Hubert Knoblauch:
Die Liebe in der Lebenswelt. Zur Phänomenologie und sozialen Konstruktion der Liebe (126135); Matthias Junge: Mit Loriot zu Luhmanns systemtheoretischer Konzeption von Liebe
(136-146); Liebes-Podium - Protokolliert von Yvonne Niekrenz und Dirk Villányi: Simmel,
Fromm, Luhmann und Beck-Gernsheim in einem Gespräch, das nie stattfand (147-156);
Yvonne Schlitze: Die feinen Unterschiede der Liebe. Pierre Bourdieu -Liebe als Habitusverwandtschaft (157-165); Angelika Poferl: "Das ganz normale Chaos der Liebe". Ulrich Beck
und Elisabeth Beck-Gernsheim über die Liebe in der Zweiten Moderne (166-181); Heike
Kahlert: Demokratie der Gefühle. Strukturierungstheoretische Erkundung des Wandels der
Intimität in der Spätmoderne (182-196); Rainer Winter: Die Tyrannei der Intimität. Zur Aktualität der Analyse von Richard Sennett (197-210); Eva Illouz: Eine Religion ohne Glauben:
Liebe und die Ambivalenz der Moderne (211-220); Dietmar Larcher: Dritter Raum, Dreivierteltakt. Möglichkeitsorte für Liebe und Intimität in einer globalisierten Welt (221-234);
Yvonne Niekrenz und Dirk Villányi: Mehr Zeit zum L (i)eben. Liebe in einer alternden Gesellschaft (235-244).
[55-L] Pietro Rodriguez, Carlos:
Der Geschlechterstreit in der Geschichte der spanischen Moderne, in: Feministische Studien :
Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 27/2009, Nr. 2, S. 268(Standort: USB Köln(38)-M XG05803; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser geht den hegemonialen Konzepten gesellschaftlicher Ordnung einschließlich der Geschlechterordnung in der spanischen Moderne nach. Als zentral kennzeichnet er die allmähliche Durchsetzung der "Arbeitsgesellschaft" seit dem Ende des 19. bis zur
Mitte des 20. Jahrhunderts mit ihren spezifischen Ausschlussmechanismen gegenüber Frauen.
Den Autor interessiert vor allem die normative Dimension der Definitionen von Geschlechtern, d. h. jener Aspekt, der sich auf das "Seinsollen" richtet und der nicht nur in unverbindlichen Utopien, sondern auch in regulativen Gesetzestexten zu Tage tritt. In den Fokus seiner
Untersuchung rückt er das Gesetz von 1999 zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für "arbeitende Personen", das von einer ebenso unterschiedslosen wie ahistorischen Gleichheit zwischen Marinern und Frauen ausging, so, als ließen sich alle bestehenden sozialen Differenzen
mit einem Federstrich beseitigen. Statt den Streit um Gleichheit und Differenz zu beenden,
lieferte das Gesetz lediglich neue Anstöße im spanischen Geschlechterstreit. (ICF2)
[56-F] Schüler-Springorum, Stefanie, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Sport, Körper und Subjekt: Sportgeschichte als Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der
Moderne
INHALT: Das Gesamtprojekt wird Sportgeschichte als Kulturgeschichte konzipieren, um auf diese Weise die Entstehung und Funktionsweise moderner Gesellschaftsordnungen im Zeitraum
vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre zu analysieren. In Anlehnung an die internationale Kultur- und Sozialgeschichtsschreibung soll der Fokus des Projektes auf 'race' und
'gender' als individuell wie kollektiv wirkmächtigen und gleichzeitig relationalen Strukturkategorien liegen. Das Projekt wird vorführen, wie 'race' und 'gender' im Sport mobilisiert und
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reproduziert wurden und wie sie so für moderne Gesellschaftsformationen einerseits und moderne Subjekte, deren Denk- und Handlungsweisen andererseits konstitutiv waren und sind.
Sport wird demnach sowohl als ein Ensemble von Praktiken wie auch als ein 'Raum' verstanden, in dem Subjekte wie Kollektive sich zu jeweils historisch etablierten Entwürfen von
'race' und 'gender' verhielten und diese Entwürfe dabei zugleich mitprägten. Drei Teilprojekte
werden dieses Konzept in der afroamerikanischen, der europäisch-jüdischen wie der afrikanisch-kolonialen Geschichte umsetzen und durch ein zentrales viertes Teilprojekt ineinander
verschränkt, das vorwiegend methodisch-theoretischen Fragen nachgeht und so eine Scharnierfunktion erfüllt. Die geografisch breite Anlage des Gesamtprojektes bei zugleich analytisch engem Fokus wird es uns ermöglichen, nicht nur Sportgeschichte neu zu konzipieren,
sondern auch 'race' und 'gender' und deren Wirkungsweise als transnational wirkmächtige
Strukturkategorien präzise zu erfassen. Das Projekt wird also, erstens, herausarbeiten, wie
sich moderne Gesellschaften durch die Kategorisierung von Menschen eine Ordnung gegeben
haben, indem es, zweitens, eine Sportgeschichte als Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der
Moderne schreibt, und dabei, drittens, die Grenzen der Nationalgeschichtsschreibung durchbricht und eine transnationale Perspektive einnimmt.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Beim Schlump 83, 20144 Hamburg)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 040-42838-2617, Fax: 40-44808-66,
e-mail: [email protected])
[57-F] Vowinckel, Annette, Priv.-Doz. Dr. (Bearbeitung):
Eine Kulturgeschichte der Flugzeugentführung (1931-2001)
INHALT: Die Dekade von 1968 bis 1977 war nicht nur ein "rotes Jahrzehnt" (Gerd Koenen),
sondern auch das Jahrzehnt der Luftpiraterie. Zwischen 1968 und 1977 wurden weltweit 412
Flugzeugentführungen registriert - die Hälfte aller bis 1990 dokumentierten Fälle. Nur langsam griffen seit Ende der sechziger Jahre verschiedene Gegenmaßnahmen, vor allem die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften, die Installation von Metalldetektoren und das Inkrafttreten eines Abkommens zur Bekämpfung des Flugterrorismus im Jahr 1969. Zudem
schwenkten in den siebziger Jahren viele Regierungen vom Verhandlungskurs auf Strategien
militärischer Intervention um, wodurch sich die Erfolgsaussichten der Entführer deutlich verschlechterten. Zwar gab es seither deutlich weniger Fälle von Luftpiraterie, doch haben die
Anschläge vom 11. September 2001 gezeigt, dass man diese nicht vollständig verhindern
kann und dass der Fantasie und Brutalität der Täter kaum Grenzen gesetzt sind. Gegenstand
des Interesses ist jedoch nicht eine politische Geschichte der Flugzeugentführung, sondern
deren kulturelle und ästhetische Aufbereitung. Bereits seit den sechziger Jahren gibt es zahlreiche Romane, Filme und Kunstwerke, die sich mit dem Phänomen in unterschiedlicher
Weise auseinandersetzen und die größtenteils an die mediale Berichterstattung über die Ereignisse von Entebbe oder Mogadischu anknüpfen. Zwar ist bereits vielfach bemerkt worden,
dass Terrorismus ohne "Beihilfe" der Medien kaum erfolgreich sein kann, eine Analyse der
kulturellen Folgen und Überformungen des "medialen Terrors" steht jedoch noch aus. Diese
Lücke soll mit einer Monografie geschlossen werden, in der gleichwohl nicht nur terroristische Flugzeugentführungen, sondern auch solche von Kriminellen (z.B. Lösegelderpressern),
von Psychopathen und von Migranten in den Blick genommen werden. ZEITRAUM: 19312001
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1.2 Kulturgeschichte
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0331-74510-129, Fax: 0331-74510-143,
e-mail: [email protected])
[58-F] Zakharine, Dmitri, Priv.Doz. Dr.phil. (Bearbeitung); Giesen, Bernhard, Prof.Dr.rer.pol.;
Smirnov, Igor P., Prof.Dr. (Leitung):
Reinigungsrituale und körperliche Mechanismen der Anpassung an die Transformation sozialer Ordnung (Teilprojekt C2 - Bewilligungsphase III)
INHALT: Mit ihrem ersten Schwerpunkt bezieht sich die Studie auf die Bedeutung der westlichen Wertrationalität für die Transformation funktionaler Reinigungspraktiken und kathartischer Reinigungsrituale im ostchristlichen Kulturbereich. Der Hauptakzent wird dabei auf die
Analyse der russischen Kultur gelegt, deren Eigenart in der Kulturwissenschaft bisher kaum
gebührend reflektiert worden ist. Konkret stellt sich dabei die Frage nach der Reichweite der
westlichen Rationalisierungsdiskurse, die in der Frühen Neuzeit zur Trennung der Körperreinigung von der Idee einer sakralen Katharsis ganz wesentlich beigetragen haben. Aus der religiösen Praxis des reformierten Westchristentums wurden kennzeichnender Weise zunehmend
diejenigen Elemente des Kultus eliminiert, die direkt am Körper ausgerichtet waren. Unter
anderem konnte der Verzicht auf das Baden im Rahmen der innerweltlichen Askese als persönliche Leistung analog zum Fasten gewertet werden. Die enge Verbindung des rationalen
Sparsamkeitsdiskurses, der seit der Frühen Neuzeit verstärkt die hohen Heizkosten problematisierte, mit dem medizinischen Diskurs, der sich im 16. Jahrhundert mit der Leprabekämpfung auseinander setzte, ist symptomatisch für eine spezifisch westeuropäische Entwicklung,
bei der die Körperreinigung zunehmend aus der rationalen Perspektive der Optimierung eines
Kosten-Nutzen-Verhältnisses beobachtet und dementsprechend behandelt worden ist. Diese
und ähnliche Wandlungsphänomene, die in der westlichen Forschung im Zusammenhang mit
den allgemein verstandenen "Modernisierungsprozessen" thematisiert werden, sollen im Projekt als Art historische Folie zur Analyse der Entwicklung in Osteuropa herangezogen werden. Vor diesem Hintergrund ergibt sich sinngemäß die Frage danach, ob die parallel ablaufende Rationalisierung der Körperreinigung im ostchristlichen Bereich Europas ähnliche Folgen wie im Westen zeitigen konnte. In der geplanten historischen Studie wird als erstes aus
der diachronen Sicht festzustellen sein, ob traditionelle osteuropäische Praktiken der Körperreinigung wie das Schwitzbad bis in die Neuzeit hinein als Substitut der Taufe und anderer
kathartischer Rituale des Christentums fungieren konnten. Als zweites ist aus der synchronen
Sicht nachzuvollziehen, welche Funktionen dem Schwitzbad in den west- und osteuropäischen Kulturbereichen der Spätmoderne zuteil geworden sind. Anhand der Analyse von kathartischen Ritualen im russischen Kulturkontext fragt man dementsprechend danach, ob diese Rituale in eine Konkurrenzbeziehung mit rationalisierten Bewältigungsmechanismen des
Risikos treten konnten und können. Nach einer weiteren These des Teilprojekts ist die
Körperreinigung über rein biologische Funktionen hinausgehend in jeder Kultur mit symbolischen Funktionen behaftet. Damit die Beziehung zwischen Gesellschaftsnormen und Reinigungsritualen plausibel wird, müssen langfristige Wandlungsphänomene auf der Ebene
menschlicher Persönlichkeitsstrukturen und Wandlungsprozesse auf der Ebene gesellschaftlicher Makrostrukturen in der geplanten Studie parallel analysiert werden. Eine zentrale Hypothese ist dabei, dass sich Prozesse des kollektiven Lernens und Vergessens im Osten bis heute
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in viel größerem Ausmaß als im Westen in einer symbolischen Umsetzung auf kathartische
Reinigungsrituale vollziehen. In einem geringeren Ausmaß als in der "aktiven Gesellschaft"
des Westens werden diese Prozesse durch rationalistische Diskurse und Praktiken rationaler
Körperoptimierung gesteuert. Perspektiven fest und lose gekoppelter Systeme auf die Reinigung. Sehr schematisch formuliert, analysiert man anhand des vorgenommenen Ost-WestVergleichs die Fähigkeit fest und lose gekoppelter sozialer Systeme, Erschütterungen, Störungen oder erzwungene Änderungen ohne Destabilisierung zu verarbeiten. ZEITRAUM: 16. bis
20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Ost-, Mittel- und Westeuropa
METHODE: Der Projektantrag zielt darauf ab, theoretische Grundlagen der historischen Ritualforschung und der soziologischen Risikotheorien, die bisher weitgehend auf der Analyse von
westeuropäischen Sozialnormen beruhen, nun aus kulturvergleichender Perspektive zu revidieren. Diese Aufgabe impliziert eine systematische Auswertung von zahlreichen Text- und
Bildquellen, die hygienische Innovationen und deren Wahrnehmung im osteuropäischen Kulturkontext des 16.-20. Jahrhunderts belegen. Der Schwerpunkt der Forschung liegt weniger
auf der Frage danach, was "tatsächlich" geschieht, sondern vielmehr auf der Frage danach,
was in der Kultur gelagert, gespeichert und auf die eine oder andere Weise kodiert wird. Forscher, die eine komparative Analyse der frühneuzeitlichen Kommunikationsabläufe im Osten
und Westen Europas anstreben, müssen sich in der Regel schmerzlich mit der Tatsache abfinden, dass die russischen Quellen aus dem 16.-19. Jahrhundert rar, verstreut und vielfach fragmentarisch sind. In Anbetracht der schwierigen Quellenlage wird im Folgenden versucht,
Reinigungspraktiken im osteuropäischen Kulturbereich aufgrund von drei Gruppen von Quellen zu rekonstruieren. Es handelt sich zum einen um Chroniken, die das alltägliche Procedere
mit einem stark variierenden Genauigkeitsgrad fixieren, zum zweiten um Anweisungen, die
Normen ausformulieren und explizieren und zum dritten um fiktionale Quellen, so insbesondere um Filmchroniken und literarische Beschreibungen, in denen die subjektive Deutungsebene am stärksten zum Tragen kommt. Die drei genannten Gruppen von Quellen unterscheiden sich erstens in der Art und Weise, in der sie produziert werden, und zweitens im Hinblick
auf ihre pragmatische Funktion für eine soziale Umgebung. Keine von den genannten Quellengruppen würde eine wahrheitsgetreue Rekonstruktion von authentischen Reinigungsritualen ermöglichen. Das objektive Bild ergibt sich vielmehr aus dem Vergleich der Darstellungsmodi, welche die fehlenden authentischen Blickperspektiven (wenn auch nur teilweise) ersetzen können. Das Element subjektiver Wahrnehmung haftet jeder der genannten Quellengruppen an. Jedoch wird es innerhalb jeder Gruppe unterschiedlich akzentuiert und gewichtet. In
den fiktionalen Quellen entwickelt sich die subjektive Blickperspektive zum autonomen Darstellungsgegenstand. In den Anweisungen zum Saunieren wird die subjektive Blickperspektive viel stärker gedämpft und kaschiert. Pauschal kann man sagen, dass die Auswahl der Quellen für die vorliegende Forschung auf die Rekonstruktion der subjektiven, der multiplen und
der kollektiven Beobachtungsperspektiven abzielt. Zu berücksichtigen ist dabei zum einen die
Art der subjektiven Normdeutung, zum zweiten die Art der Kollisionen zwischen unterschiedlichen subjektiven Normdeutungen, und zum dritten die Art der kollektiven Normdeutung. Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die historische Realität und zeitgleiche
historische Abbildungen der Realität - wie Kupferstiche, Photographien und Kinochroniken nicht deckungsgleich sind, werden visuelle Quellen hier zur Rekonstruktion historischer Reinigungstechniken herangezogen. Der besondere Quellencharakter des Bildes bzw. des Films
wird insofern bedacht, als versucht wird, zeitabhängige Produktions- und Reproduktionstechniken im Zusammenhang mit den dargestellten Gegenständen zu analysieren. Es wird dabei
davon ausgegangen, dass kollektive Authentizitätsvorstellungen sich geschichtsübergreifend
nicht auf den Inhalt des Bildes allein, sondern auch auf die Darstellungstechnik und den Cha-
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1.2 Kulturgeschichte
rakter des ausgewählten Kommunikationsmediums beziehen. Die materielle Beschaffenheit
des jeweiligen Medienträgers ist mit anderen Worten ausschlaggebend für die Interpretation
des Inhalts von übermittelten Botschaften. Und umgekehrt erklärt sich das soziale Prestige
bestimmter Medienträger durch die Auswahl der Gegenstände, die darin repräsentiert sind.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Zakharine, Dmitri: Der homo clausus in Mitteleuropa. Schmutz
und Berührungstabus bei den Deutschen und ihren Nachbarn. in: Figurationen (ISSN 14394367), 2008, Nr. 2, S. 35-55.+++Zakharine, Dmitri: Spína a dotyková tabu mezi Cechy, Nemci, Ukrajinci a Rusy. in: Revolver Revue, vol. 71, 2008, pp. 206-222.+++Zakharine, Dmitri:
Über die Genese des Kapitalismus unter Anwesenden. Deutsch-russische Saunafreundschaften. Erw. Fassung. in: Leviathan (ISSN 1861-8588), Jg. 35, 2007, H. 2, S. 256-271.+++Zakharine, Dmitri: Kollektivnoe ociscenie. Antropologiceskie i socialno-istoriceskie aspekty. in:
Anthropological Forum, 2007, no. 6, S. 135-176 (Download under: anthropologie.kunstkame
ra.ru/files/pdf/006/06_02_zakharjin_k.pdf ).+++Zakharine, Dmitri: Schwitzkasten der Macht.
in: Süddeutsche Zeitung (ISSN 0174-4909), 2007, Nr. 63, S.12.+++Zakharine, Dmitri: Anthropologie und Genealogie der Intimität. in: Wiener Slawistischer Almanach (ISSN 02586835), 2005, Sonderbd. 62, S. 61-85.+++Zakharine, Dmitri: Symbolisierung von Verhaltensnormen. Über die Dynamik der Streitkulturen in Ost- und Westeuropa. in: Schlögl, Rudolf;
Giesen, Bernhard; Osterhammel, Jürgen (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Symbole (Historische
Kulturwissenschaft, Bd. 1). Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2004, S. 233-265. ISBN 3-89669693-9.+++Zakharine, Dmitri: Zur Entstehung des Sowjetstaates aus dem Ritual der Bestattung. in: Publikationsreihe des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs SFB 485 Norm
und Symbol, 2004, Nr. 47, S. 11-12.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und
politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie (Postfach 5560, 78464 Konstanz); Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche
Sektion, FB Literaturwissenschaft (78457 Konstanz)
KONTAKT: Giesen, Bernhard (Prof.Dr. e-mail: [email protected]);
Smirnov, Igor P. (Prof.Dr. e-mail: [email protected] od.
[email protected])
1.3
Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
[59-L]
"Die letzte Schlacht gewinnen wir!": 40 Jahre 1968 - Bilanz und Perspektiven, Hamburg:
VSA-Verl. 2008, 237 S., ISBN: 978-3-89965-315-1
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Gisela Notz: Die letzte Schlacht gewinnen wir! (12-20); Frank
Deppe: Sieger oder Verlierer? Anmerkungen zur Debatte um die "68er" (21-31); Katharina
Volk: Was bleibt - eine Betrachtung der Wirkungen von 1968 (31-35); Elmar Altvater:
Warum und wie eine Lektüre des "Kapital"? (38-41); Klaus Dörre: Klassenanalyse und Klassenpolitik heute (42-47); Christina Kaindl: Mit den 1968ern in den Neoliberalismus? (48-55);
Christine Buchholz: Rosa Luxemburg. Sozialreform UND Revolution (55-57); Tobias ten
Brink: Vietnamkrieg, Neokolonialismus und Ost-West-Konflikt. Zur Imperialismusanalyse
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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um und nach 1968 (60-69); Katja Kipping: Sag mir, wo die Davids sind. Potenziale und
Grenzen nationaler Befreiungsbewegungen (69-74); Stefanie Haenisch: Schafft zwei, drei,
viele Vietnam? Möglichkeiten und Grenzen nationaler Befreiungsbewegungen (74-79); Marwa Al-Radwany: Radikaler Anti-Imperialismus. Frantz Fanon und Die Verdammten dieser
Erde (80-81); Yadira Pirela: El Che und sein Einfluss auf die sozialen Bewegungen in Lateinamerika (82-86); Hans-Jürgen Urban: Notstand der Demokratie. Auf dem Weg in den postdemokratischen Kapitalismus (88-99); Ulla Jelpke: Kampf gegen die NPD 1968 und heute (99104); Sabine Kebir: Antonio Gramsci. Staat und Zivilgesellschaft (105-107); Steffi Geyer,
Anna Voigt: Plädoyer für einen herrschaftskritischen Feminismus - oder was uns die (alte)
Neue Frauenbewegung lehrt (110-117); Gisela Notz: Warum flogen Tomaten? (118-121);
Florence Hervd: Clara Zetkin und Simone de Beauvoir. Zwei Persönlichkeiten der europäischen feministischen und sozialistischen Bewegung (122-124); Bernd Nitzschke: Wilhelm
Reich. "Die Sexuelle Revolution" (124-128); Eberhard Schultz: Bericht vom Workshop: Die
Kinderläden. Teil einer unvollendeten kulturellen Revolution (128-130); Nele Hirsch: Denkschrift "Hochschule in der Demokratie". Inspiration für heutige hochschulpolitische Strategien? (132-140); Alex Demirovic: Die Autonomie der Wissenschaft, die Demokratisierung der
Hochschulen und die Linke (140-144); Konstantin Bender: Hochschulzugang, Studiengebühren und soziale Frage (144-149); Andreas Keller: Gute Bildung - gute Arbeit. Alternativen
zur Prekarisierung an Hochschulen (149-154); Rainer Rilling: Eine neue "left bank" der Intellektuellen? (154-163); Manfred Wekwerth: Politisches Theater und Philosophie der Praxis
oder Wie Brecht Theater machte. Ein Interview von David Salomon und Guido Speckmann
(163-173); Sascha Wagener: Gescheiterte Hoffnungen 1968. Proteste, Reformen in der
CSSR, der DDR und der VR Polen (176-185); Florian Wilde: Intervention ist gerechtfertigt!
Zur Organisationsfrage 2008 (186-190); Thomas Seibert: Die Organisationsfrage stellen. Zur
Rolle von Kommunist/innen in den aktuellen sozialen Kämpfen (190-194); Klaus Meschkat:
Kontinuität oder Bruch? Außerparlamentarische Opposition und Gewalt (194-202); Frieder
Otto Wolf: Der "Lange Marsch durch die Institutionen" und die Grünen (202-208); Horst
Haenisch: Klassenkampf und Reform. Die Lehrlingsbewegung (209-219); Bernd Rump: 1968
als kulturrevolutionärer Bruch einer ostdeutschen Generation? (219-224); Carsten Prien: Marginalien zum "Organisationsreferat" (224-228); Eberhard Dähne: Was bleibt von der Politik
des SDS in den 1960er Jahren für heute? (229-230); Jan Schalauske: 40 Jahre 1968 und der
Studierendenverband DIE LINKE.SDS heute (232-235).
[60-L]
Aufbruch aus dem Patriarchat: Wege in eine neue Zivilisation?, (Beiträge zur Dissidenz, Bd.
23), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 438 S., ISBN: 978-3-631-58289-3
INHALT: "Die Utopie der Neuzeit vom 'besseren' und 'höheren' Leben erweist sich heute als
Dystopie: statt des Himmels entsteht eine Hölle auf Erden. Dafür gibt es aber keine anerkannte Erklärung. Dem soll im Forschungsprojekt 'Zivilisationspolitik' abgeholfen werden. Dazu
dient ein neues Paradigma, das sich auf zwei zentrale und neu definierte Begriffe stützt: Zivilisation und Patriarchat. Demnach ist die ca. 5000-jährige Zivilisation des Patriarchats mit der
Moderne auf dem Höhepunkt ihrer Realisation angelangt: der nicht nur ideellen, sondern auch
materiellen 'Ersetzung' möglichst aller Verhältnisse der ursprünglich matriarchalen Zivilisationen der Welt sowie der Natur durch eine 'fortschrittliche' Gegenwelt und -natur in Gestalt
des Kapitals (Ware, Geld, Maschinerie). Dieser 'alchemistischen' Zerstörung der Welt, die als
'Schöpfung' fetischisiert wird, werden neue Interpretationsformen und praktische Auswege in
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
eine völlig neu zu bestimmende Zivilisation entgegengehalten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Claudia von Werlhof: Sieben Jahre im freien Fall (7-28); Renate Genth: Zivilisationskrise und Zivilisationspolitik (31-58); Claudia von Werlhof: Das Patriarchat: "Befreiung"
von Mutter (und) Natur? (59-104); Mathias Behmann: Idee und Programm einer Matriarchalen Natur- und Patriarchats-kritischen Geschichtsphilosophie. Zur Grundlegung der Kritischen Patriarchatstheorie angesichts der 'Krise der allgemeinsten Lebensbedingungen' (107178); Sibylle Auer: Von der (geborenen) Gabe zum (getöteten) Opfer? Das Anderl vom Judenstein: Ein fiktiver Ritualmord als patriarchale Gegenerinnerung an die Gabe? (179-222);
Franco Ruault: Der Hexenjäger als Staatstechniker. Heinrich Himmler und der "H-Sonderauftrag" (223-282); Claudia von Werlhof: Satanologie angesichts der Apokalypse. Wovon Rene
Girard (nicht) spricht und was daraus folgt (Gesamtfassung) (283-344); Simone König: Die
Kuh ist ein Geschöpf der Fülle. Auf dem Weg zu einer neuen Mensch-Tier-Beziehung (347376); Martin Haselwanter: "Make Capitalism History!" Die Proteste gegen den G8-Gipfel
(Heiligendamm 2007): Auf dem Weg in eine "andere Welt"? (377-436).
[61-L] Banse, Gerhard; Parodi, Oliver; Schaffer, Axel (Hrsg.):
Interdependenzen zwischen kulturellem Wandel und nachhaltiger Entwicklung,
(Wissenschaftliche Berichte FZKA / Forschungszentrum Karlsruhe, 7497), Karlsruhe 2009, 144
S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0005-074977)
INHALT: "Die kulturelle Perspektive findet nach und nach Eingang in die Debatten um eine
nachhaltige Entwicklung. Der vorliegende Band leistet hierfür einen wissenschaftlich fundierten Beitrag, indem er das Themenfeld der kulturellen Nachhaltigkeit in interdisziplinärer
Weise öffnet und dabei auf vorschnelle Ab- und Ausgrenzungen verzichtet. Diesem Grundsatz folgend wird die Diskussion inhaltlich im Spannungsfeld von kulturellem Erbe, Globalisierung und technologischem Wandel geführt. Gleichzeitig erfordert ein so junges Thema
auch eine eingehende methodische Diskussion, die letztlich darauf abzielt, das aufgespannte
Themenfeld angemessen einzugrenzen. Kulturwissenschaftliche Texte sind dabei ebenso unverzichtbar wie konzeptionelle Beiträge aus der Nachhaltigkeitsforschung. Gemeinsames Ziel
der Beiträge, die im Rahmen des 9. Weimarer Kolloquiums 2008 zur Diskussion standen, ist
es, die Bedeutung der Kultur bzw. des kulturellen Wandels für eine nachhaltige Entwicklung
zu identifizieren. Ein abschließendes Fazit hierüber ist zu diesem Zeitpunkt weder möglich
noch gewollt. Aus unterschiedlichen Perspektiven und Disziplinen nähern sich die Beiträge
dem Konzept der kulturellen Nachhaltigkeit, das sich vor allem der Frage widmet, wie es gelingen kann, einen Kulturwandel herbeizuführen, der unsere Gesellschaften auf den Pfad einer nachhaltigen Entwicklung einschwenken lässt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Susanne Hartard: Kultureller Wandel & Nachhaltigkeit. Bericht zum 9. Weimarer Kolloquium
(30.-31. Oktober 2009) (3-6); Robert Hauser, Gerhard Banse: Kultur und Kulturalität - Annäherungen an ein vielschichtiges Konzept (7-24); Jürgen Kopfmüller: Von der kulturellen Dimension nachhaltiger Entwicklung zur Kultur nachhaltiger Entwicklung (25-38); Carsten
Stahmer: Kulturelle Nachhaltigkeit - vom magischen Dreieck zum magischen Viereck (3954); Oliver Parodi: Drei Schritte in Richtung einer Kultur der Nachhaltigkeit (55-70); Caroline Y. Robertson-von Trotha: Kulturerbe: Dilemmata des Bewahrens im Wandel (71-84); Renate Hübner: Die Magie der Dinge - materielle Güter, Identität und Metaphysische Lücke
(85-108); Jan S. Kowalski, Axel J. Schaffer: Im Spannungsfeld von internationaler ökonomischer Verflechtung und sozio-kultureller Globalisierung (109-118); Dirk Fornahl: Innovati-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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onskultur - Entstehung und Wirkung von geteilten mentalen Modellen (119-126); Jürgen
Schramke: Kulturpatriotismus im klassischen Weimar (127-136).
[62-L] Barber, Benjamin R.:
Consumed!: wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Bürger
verschlingt, München: Beck 2007, 395 S., ISBN: 978-3-406-57159-6
INHALT: Der Politikwissenschaftler und ehemalige innenpolitische Berater der Clinton-Regierung Barber warnt vor einer 'Infantilisierung' der Bürger, die drohe, Demokratie, Verantwortung und bürgerliches Engagement zu untergraben. Der Autor sieht eine radikal konsumorientierte Gesellschaft, die von einer Ideologie der unaufhaltsamen Privatisierungen, der Vermarktung von Marken als zentrale identitätsstiftende Elemente und der Homogenisierung von
Kultur und Geschmack geprägt sei. Hierzu komme ein Ethos der Infantilisierung, denn, so der
Autor, Ungleichheit, die national wie global als Tatsache hingenommen werde, führe dazu,
dass diejenigen, die über ein hohes Einkommen verfügen, deren Kaufwünsche aber begrenzt
sind, zum weiteren Konsum verführt werden müssten. Dazu werden die Menschen - auch
über Bildungs- und staatliche Institutionen - gezielt kindlich und impulsiv gehalten, um bei
ihnen entsprechende neue Bedürfnisse zu schaffen. Freiheit sei auf diese Weise aber, so der
Autor, nur noch eine beschränkte, eine imaginierte - und der Gesellschaft werden zunehmend
ihre staatsbürgerlichen Inhalte genommen. Barber warnt vor den Folgen dieser Entwicklung
und fordert eine 'Wiederherstellung der Bürgerrolle' (290). Der Autor legt eine eindringliche
Streitschrift vor, die ein kritisches Selbstreflektieren über das eigene Konsumverhalten hervorruft. Das Buch ist intellektuell anspruchsvoll und lehrreich, gerade was theoretische Klassiker der Gesellschafts- und Kulturkritik angeht, jedoch wird es am Ende eher enttäuschend,
wenn der Autor wenig konkret nach Lösungswegen sucht. Barber ruft hier nach einer kritischen Konsumbewegung, einem verantwortungsvoll handelnden Markt und einer Unterstützung des Marktes, realen anstatt falschen Bedürfnissen zu dienen. Der Autor schließt mit dem
Wunsch nach einer 'Demokratisierung der Globalisierung' (326), die über transnationale Institutionen eine 'globale Bürgerschaft' herstellen soll (339) - und stellt selber fest: 'Ein Rezept
für ihre Verwirklichung habe ich nich' (340). (ZPol, NOMOS)
[63-L] Bochow, Astrid:
Valentinstag in Kumasi, Ghana: Sexualität und Generationenbeziehungen im Wandel, in:
Afrika Spectrum : Zeitschrift für gegenwartsbezogene Afrikaforschung, Jg. 42/2007, H. 2, S. 195218 (Standort: USB Köln(38)-XA347; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In den letzten fünf Jahren ist Valentinstag von den jungen Menschen in Ghana öffentlich gefeiert worden. Diese Tatsache hat den Anlass für eine öffentliche Diskussion gegeben,
die Einblicke in den Wandel der Kindheit und der Jugend im postkolonialen Ghana ermöglicht: Die Feierlichkeiten sind eng mit dem Zugang zu neuen Gütern und Kommunikationstechnologien verbunden, die von Seiten der jungen Menschen seit dem Anfang des neuen
Jahrhundert genutzt werden. Die Medien und die Pfingstkirchen schaffen ein sexualisiertes
Publikum, dessen Kern die Jugend ist. Die Schulen verlängern nicht nur die Kindheit infolge
dessen, dass sie eine Lücke zwischen dem Erreichen der sexuellen Reife der jungen Leute
und deren Eintritt in das reproduktive Leben schaffen. Sie entziehen zugleich den Bereich deren Sexualität der Kontrolle ihrer Eltern. Trotz diesen komplexen Entwicklungen pflegen so-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
wohl die Vertreter der jungen Generation als auch ihre Eltern traditionelle Formen der vorehelichen Beziehungen, bei denen die Kommunikation zwischen den Generationen durch
Schweigen und Geheimnisse bezüglich der Sexualität gekennzeichnet ist. (ICFÜbers)
[64-L] Casanova, José:
Europas Angst vor der Religion, Berlin: Berlin Univ. Press 2009, 133 S., ISBN: 978-3-94043247-6
INHALT: Die drei Essays des Buchs machen deutlichen, dass das Problem des Verhältnisses von
Religion und Demokratie kein intrinsisches Problem der Religion ist, sondern eher ein Problem der verbreiteten, säkularistischen Annahmen über Religion, Demokratie und ihre Beziehungen zueinander. Zumindest in Europa gibt es heute wenig Evidenz dafür, dass Religion als
solche ein Problem für europäische Demokratien ist, vielmehr ist es die selbstverständliche
Annahme, dass eine Demokratie säkular zu sein habe, die für den Autor problematisch ist und
die dazu tendiert, Religion zu einem Problem zu machen. Dieses Argument wird in drei
Schritten entwickelt. Erstens wird eine schematische Darstellung der Annahmen oder Vorurteile über das richtige Funktionieren der modernen, säkularen europäischen Demokratien geboten, die der Autor für problematisch hält. Zweitens werden diese vorwiegend normativen
Annahmen mit den vergangenen und aktuellen empirischen Realitäten europäischer Demokratien kontrastiert. Schließlich zeigt ein Blick auf die gegenwärtigen Debatten in Europa, in
denen Religion wieder zu einer umstrittenen Angelegenheit geworden ist, dass Religion nicht
so sehr aufgrund des undemokratischen Charakters bestimmter religiöser Praktiken und/ oder
Überzeugungen zum Problem oder zur vermeintlichen Bedrohung wird, sondern eher aufgrund säkularer Annahmen über den angemessenen Ort der Religion in modernen säkularen
demokratischen Gesellschaften. (ICA2)
[65-L] Claussen, Bernhard:
'1968' als Epochesignatur und ihre Bedeutung für die Bildung im demokratischen Staat: zu
einigen pädagogischen Aspekten systemkritischer Entwicklungsimpulse in Politik und
Gesellschaft, Kiel: Götzelmann 2008, 191 S., ISBN: 978-3-935582-04-9
INHALT: In der begründet Partei nehmenden Bewahrung und Verteidigung des progressiven Reformkerns kennzeichnet die vorliegende Studie der Versuch sowohl einer das weitere objektive Umfeld erschließenden oder heranziehenden Herleitung, Destillation und Einordnung der
pädagogischen Dimensionen von "1968" als auch der Berücksichtigung einer größeren Breite
der dabei zu veranschlagenden Umstände oder legitimatorischen, inhaltlichen und organisatorischen Gesichtspunkte. Markante Momente des Phänomenbündels "1968" im Prozess des sozialen Wandels werden herausgearbeitet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Bildungsfragen. Hier wird nach Konturen der kulturellen Wirksamkeit und systembedingten Grenzen einer politischen Aufbruchsleistung gefragt, nach der zukunftsfähigen Bewältigung existenzieller Herausforderungen und historischer Spezifikation der Anregungskerne von "1968". Die
Untersuchung schließt mit einer Würdigung von "1968" im Blickfeld verhältnisgenetischer
Medien- und Ideologiekritik didaktisch interessierter Forschung zur Kultur von Bildung und
Politik. (ICE2)
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[66-L] Doehlemann, Martin:
Glamour und Gloria - gratis: die Lockungen der neuen Demi-Monde, Münster: Waxmann
2009, 130 S., ISBN: 978-3-8309-2185-1
INHALT: Der Begriff der "Demi-Monde" geht auf das Theaterstück "Le demi-monde" von Alexandre Dumas zurück, in den dieser die gesellschaftlichen Verhältnisse in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts verdichtend darstellt. In der modernen "Demi-Monde" ist aber nicht
mehr der Salon die Bühne zur Präsentation von Geheimnissen und Offenbarungen, sondern
das Fernsehen und das Internet. Hier treten Laien vielerlei Art und beiderlei Geschlechts auf,
die Stars werden wollen. Die Anfänge der Popkultur haben der neuen Halbwelt den Weg bereitet. Dabei sind die Aufmachung äußerer und innerer Art und die Bereitstellung von emotionsbesetzten Thematiken von entscheidender Bedeutung. Kitsch und Klatsch bestimmen das
Kulturleben des spätmodernen Halbweltbürgertums. Bei näherer Betrachtung der modernen
Halbweltkultur drängen sich Stichworte auf wie Versimpelung der Geistesdinge, Verzicht auf
Qualitätsurteilsbildung, Emotionalisierung und Verkörperlichung des Kulturerlebens. In der
Halbweltkultur hat die Erfolgstüchtigkeit Vorrang vor der Leistungstüchtigkeit. Abschließend
erinnert der Verfasser an das Phänomen der Salons - kleine Inseln der Sozialutopie in den
Halbweltmeeren. (ICE2)
[67-L] Finke, Peter:
Die süße Täuschung der Oberflächlichkeit: über die Verdrängung unserer kulturellen Krise,
in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 55/2010, H. 1, S. 39-46 (Standort: UB
Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Bundesrepublik befindet sich im Bildungsnotstand. Der Autor verortet dessen
Wurzeln in einer viel zu lange verdrängten kulturellen Krise. Finke wendet sich gegen die
mangelnde ethische Fundierung der Hochschulbildung, den Tunnelblick der Fachidioten und
die Paradigmahörigkeit der Wissenschaft. Seine Schlussfolgerung: Nicht nur das Bildungssystem, sondern auch Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bedürfen dringend einer radikalen
Reform." (Autorenreferat)
[68-L] Götz, Irene; Lemberger, Barbara (Hrsg.):
Prekär arbeiten, prekär leben: Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ein
gesellschaftliches Phänomen, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 290 S., ISBN: 978-3-59338872-4
INHALT: "Prekäre Arbeitsverhältnisse machen es vielen Menschen unmöglich, von nur einem
Job zu leben oder gar langfristig zu planen. Die Autorinnen und Autoren untersuchen die unterschiedlichen Perspektiven in der öffentlichen Diskussion über diese Thematik und analysieren in Fallstudien, was unsichere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Betroffenen bedeuten und wie diese ihre Situation gestalten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Irene
Götz, Barbara Lemberger: Prekär arbeiten, prekär leben: Einige Überlegungen zur Einführung (7-28); I. Positionierungen im sozialen Raum: Die Bearbeitung von Prekarität und Prekarisierung in Wissenschaft, Politik und Medien: Manfred Seifert: Prekarisierung der Arbeitsund Lebenswelt - Kulturwissenschaftliche Reflexionen zu Karriere und Potenzial eines Interpretationsansatzes (31-53); Michael Vester: Klassengesellschaft in der Krise. Von der inte-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
grierten Mitte zu neuen sozialen und politischen Spaltungen (55-106); Katrin Lehnert: Wo ist
"drinnen", wo ist "draußen"? Die Wirkung sozialpolitischer Integrationsinstrumente, widerständige Erwerbslose und wie die Medien diese disqualifizieren (107-136); Gerlinde Malli:
Wegschließen, Ausschließen, Einschließen. Problematisierte Jugendliche und die Rolle des
Wohlfahrtssystems: Gouvernementale Perspektiven (137-162); Julia Obinger: Working Poor
in Japan: "Atypische" Beschäftigungsformen im aktuellen Diskurs (163-180); II. Akteursperspektiven: Kreative Haltungen in und anstatt prekärer Verhältnisse: Manuela Barth: "Wir
nennen es Kreativität": Inszenierungen von "alter" und "neuer" Arbeit in Werbebildern der
Informations- und Kommunikationstechnologie (183-204); Lutz Musner: Ein neuer Habitus
des Geistes- und Kulturwissenschaftlers: Über die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses (205-219); Andrea Buss Notter: Ausgliederung unternehmerischer Sozialverantwortung in einer Schweizer Großbank - Ethnographie widersprüchlicher Logiken von Stellenabbau und Krisenmanagement (221-243); Regina Bittner: Postsozialistisches Markttreiben Überlebensökonomien im transnationalen Raum (245-261); Andrea Hauser: Prekäre Subsistenz: Eine historische Rückschau auf dörfliche Bewältigungsstrategien im Umbruch zur Industrialisierung (263-285).
[69-L] Heath, Joseph; Potter, Andrew:
Konsumrebellen: der Mythos der Gegenkultur, Berlin: Ed. Freitag 2009, 431 S., ISBN: 978-3936252-20-0
INHALT: In diesem Buch wird gezeigt, dass Jahrzehnte der Gegenkulturrebellion nichts verändert haben, weil der Gegenkulturgedanke auf einer falschen Gesellschaftstheorie beruht. Gegenkulturelle Rebellion ist kontraproduktiv. Sie lenkt Energien und Anstrengungen von Initiativen ab, die das Leben der Menschen konkret verbessern wollen. "Einfach Spaß haben"
ist in der Gegenkulturtheorie der höchste Akt der Subversion, Hedonismus wird zur revolutionären Doktrin. Offenbar funktioniert der Kapitalismus bestens. Er stellt sich sogar auf die
Nachfrage nach konsumkritischen Produkten ein. Vom Standpunkt der sozialen Gerechtigkeit
aber resultierten die großen Verbesserungen, die im letzten halben Jahrhundert erreicht wurden, allesamt aus maßvollen Reformen innerhalb des Systems. (ICE2)
[70-L] Hettling, Manfred:
Bürgerlichkeit: nostalgisches Relikt oder dauerhaftes Kulturmuster?, in: WestEnd : neue
Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 116-125
INHALT: Im späten 19. Jahrhundert, als Kapitalismus und Industrielle Revolution das Leben in
der Moderne nachhaltig verändert hatten, so der Verfasser, begann in den bürgerlichen Kreisen der europäischen Gesellschaft unter dem Stichwort "Kulturkritik" eine intensive Diskussion über die Krise der eigenen Gesellschaft und die Art und Weise, wie das eigene Leben zu
gestalten sei. Im Unterschied zur sozialistischen Kritik wurde hier nicht die kapitalistische
Ordnung und die bürgerliche Gesellschaft grundsätzlich in Frage gestellt, sondern gefragt,
wie man innerhalb dieser bürgerlichen Gesellschaft sein Leben und die Spielregeln der Gesellschaft gestalten soll. Es wird argumentiert, dass die bürgerliche Kultur noch keineswegs
an ihrem historischen Ende ist, sondern erneut einen tief greifenden Formwandel erfahren hat.
Dies wird exemplarisch an einem Kernbegriff der aktuellen Debatte über die Zivilgesellschaft
verdeutlicht. Das viel beschworene "Bürgerengagement", das steuerlich gefördert werden
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soll, das in Surveys erhoben und gemessen, das als Sozialkapital beschrieben wird - es stellt
letztlich nichts anderes dar als den Versuch, den Einzelnen als Bürger zu einer Teilhabe am
Gemeinwesen zu führen. Angesichts einer radikal gewachsenen Vielfalt an Lebenslagen und
Lebensstilen bleiben für die Orientierung des Einzelnen in der Gesellschaft auch heute die alten Prinzipien tragfähig und konstitutiv - denn die neuen Probleme sind zugleich die alten.
Nach wie vor bedarf das einzelne Individuum der sozialen Selbstorganisation, der Ausbildung
seiner je eigenen Anlagen, der Bezugnahme auf innerweltlich unlösbare Sinnfragen, um sich
in und zwischen heterogenen Lebensordnungen, in denen es sich bewegt, zu orientieren.
(ICF2)
[71-L] Löffler, Christina:
Non-marital cohabitation in Italy, Rostock 2009, XI, 294 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/
urn:nbn:de:gbv:28-diss2009-0149-7)
INHALT: Im Mittelpunkt der Arbeit steht die bisher zögerliche Verbreitung nichtehelicher Lebensgemeinschaften in Italien. Die Kombination quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden eröffnet einerseits Einblicke in die Bedeutung individueller und familiärer Merkmale
für den Eintritt in eine nichteheliche Partnerschaft. Auf der anderen Seite werden subjektive
Beweggründe und Wahrnehmungen erfasst, die den Übergang in diese Partnerschaftsform
ebenfalls maßgeblich beeinflußen. (Autorenreferat)
[72-L] Matthiesen, Ulf; Mahnken, Gerhard (Hrsg.):
Das Wissen der Städte: neue stadtregionale Entwicklungsdynamiken im Kontext von
Wissen, Milieus und Governance, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 415 S., ISBN:
978-3-531-15777-1
INHALT: "Stadt des Wissens, Wissensstadt, Wissenschaftsstadt, Wissen schafft Stadt, Wissen als
Motor und Markenzeichen für Städte und Regionen, Stadt- und Metropolregion des Wissens die strategische Verschränkung von Wissen und Stadtentwicklungen ließe sich mühelos fortsetzen. Wissenschaft, Politik, Ökonomie und Planung waren gerade im ersten Jahrzehnt des
21. Jahrhunderts von einem regelrechten Hype wissensbasierter Raumentwicklungsansätze
gekennzeichnet. Andererseits hielt sich im Gegenlager der kritischen Stadtforschung hartnäckig die Skepsis gegenüber der neuen Rolle von Wissen an den Standorten der 'postfordistischen' Wissensproduktion. Der vorliegende Band vertieft die Diskussion um die Ressource
Wissen im stadtregionalen Raum, die in der Scientific Community sowie in Politik und Verwaltung inzwischen weite Kreise zieht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerhard Mahnken: Vorwort (11); Ulf Matthiesen und Gerhard Mahnken: Das Wissen der Städte - zur Einleitung (13-29); I Diskurse, Konzepte und Perspektiven: Eike W. Schamp: Wissen, Netzwerk
und Raum - offen für ein Konzept der "co-evolution"? (33-45); Harald Bathelt: Knowledge
generation, economic action and relational economic geography (47-58); Klaus R. Kunzmann: Die Explosion der Wissensindustrien in China: Herausforderung für Wissensstandorte
in Deutschland? (59-70); Ingrid Breckner: (Un-)Wissen im Handeln urbaner Milieus (71-81);
Gertraud Koch: Transkulturelle InteractionScapes. Innovation in urbanen Räumen (83-94);
Peter Franz: Knowledge City Berlin? Potenziale und Risiken einer Stadtentwicklungsstrategie
mit dem Fokus Wissenschaft (95-110); Hermann Voesgen: Zwischen Verwertung und Intervention: Kunst als lokale Wissensressource (111-122); II Empirische Studien: Ulf Matthie-
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sen: Empirische Forschungen zum "Wissen der Städte" am IRS in Erkner (KnowledgeScapesForschung) (125-130); II a) Studien aus dem IRS-Leitprojekt Wissensbasierte Stadtregionsentwicklungen: Kerstin Büttner: Stadtentwicklung durch Großkonzerne - zur Koevolution
von Raum und Wissen am Fallbeispiel Siemens und Erlangen (133-146); Corinna Hölzl:
Eindhoven und Philips: Wissenskulturen und Wissensmilieus (147-160); Gerd Held: Regionale Entwicklung und Exzellenzorientierung. Beobachtungen in den Wissenskulturen der
Luftfahrtindustrie in Toulouse und Hamburg (161-175); Petra Jähnke: Akteursdifferenzierte
Nähekonzepte und Raumbindungsmuster in der "Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien" Berlin-Adlershof (177-199); Heidi Fichter-Wolf: Hochschulmilieus in Grenzräumen Impulsgeber einer Koevolution von Raum und Wissen (201-217); Bastian Lange: Geographien von Wissens- und Lernnetzen in Frankfurt (Oder) (219-233); Gerhard Mahnken: Public
Branding und Wissen: Zum Entstehungsprozess einer metropolitanen Raummarke am Fallbeispiel Berlin-Brandenburg (235-254); II b) Weitere Studien zum Wissen der Städte: Till
Brühöfener McCourt: Technologieparks - Räume der Möglichkeiten. Wissensgenerierung
und Kommunikationsnetzwerke von Life Sciences Unternehmen im Wissenschafts- und
Technologiepark Adlershof (257-273); Jörn Krupa und Suntje Schmidt: Fachhochschulen als
Wissensknoten in metropolnahen Stadtregionen (275-289); Nicole Mahlkow: Interkulturelles
Wissen studentischer Milieus in der Hochschulzusammenarbeit - ein Standortfaktor in europäischen Grenzstädten? (291-303); Marta Anna Kowalczyk: Kann die deutsch-polnische
Grenzregion eine Innovationsregion werden? Zur Vernetzung zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft (305-321); Anna Growe: Wissensallianzen und regionale Wissenskonzepte als Bausteine zur Nutzung von Wissen in Metropolregionen (323-342); III Wissensbasierte Governance-Ansätze: Gerhard Mahnken: Einleitung: Zur Allianz von Wissen und
Governance als Perspektive der Raumpolitik (345-346); Hubert Heinelt: Governance und
Wissen (347-363); Helmut Willke: Smart Governance. Complexity and the Megacity (365378); Willem van Winden and Luis Miguel Carvalho: Exploration and Exploitation Networks
in Space: The Case of the Shipbuilding Cluster of Turku in Finland (379-392); Karsten Zimmermann: Von der Krise des Wissens zur Krise des lokalen Regierens? (393-409).
[73-L] Pietrow-Ennker, Bianka:
Bürgerlichkeit im späten Zarenreich: zur Problematik eines kulturellen Codes,
(Diskussionsbeiträge, N.F. / Konstanzer Kulturwissenschaftliches Kolloquium, 6), Konstanz 2009,
19 S. (Standort: UB Konstanz(352); Graue Literatur)
INHALT: Das Interesse, dass das Teilprojekt des SFB 485 "Unternehmer und Öffentlichkeit:
Kommunikation und Symbolwelt von Wirtschaftsbürgern in Städten des westlichen Zarenreichs (1860-1914)" verfolgte, bestand darin, in enger Vernetzung mit Historikern und Historikerinnen aus osteuropäischen Staaten zentrale Desiderate der Forschung aufzugreifen und
sie mit innovativen Fragestellungen und Methoden zu verbinden. Ausgewählt wurden spezifische geographische Räume des Zarenreichs (die russische besetzten Teilungsgebiete PolenLitauens, Südrussland bzw. die Ukraine sowie Zentralrussland als Kontrastfolie) und die nur
ungenügend untersuchte soziale Gruppe der modernen Unternehmerschaft, die sich im Wesentlichen erst im Untersuchungszeitraum konstituierte. Gefragt wurde nach den Möglichkeiten und Grenzen sozialer Integration von Unternehmern unter spezifischen regionalen, ökonomischen und politischen Bedingungen. Im Kern ging es um die Frage, in welchem Grad Wirtschaftsbürger die Entwicklung von Stadt und Öffentlichkeit in einer Phase beschleunigten
ökonomischen Wandels beeinflussten und auf welche Weise dies - aufgrund ihres Wertehori-
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1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
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zontes, ihrer Kommunikationsleistungen, ihrer Medien und ihrer sozialen Praktiken - gelang.
Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über den Forschungsstand, er beschreibt die
Rahmenbedingungen für die Entstehung von Bürgerlichkeit im späten Zarenreich und stellt
dessen Symbolwelten und Integrationsstrategien anhand von einigen Beispielen dar. (ICI2)
[74-L] Plischka, Hans Peter:
Der Kulturstaat: eine Verfassung für das 21. Jahrhundert, : Tectum Verl. 2009, 97 S., ISBN:
978-3-8288-9890-5
INHALT: Die Staatsverfassungen des vergangenen Jahrhunderts werden den Veränderungen im
Selbstverständnis der Einzelnen, aber auch den Chancen und den Gefahren der technischen
Zivilisation nicht mehr gerecht. Das politische Potenzial der zahllosen Einzelnen und vielfältigen Minderheiten ist unterdessen ein Machtfaktor geworden. Die alten Ideen der Demokratie und der Gerechtigkeit bleiben große Ziele. Aktueller aber sind die konkreten Forderungen
- gegen den Missbrauch etablierter Macht, gegen die Korruption der Ämter, gegen Parteienund Günstlingswirtschaft, die es weltweit gibt. Die Tatsachen kann jeder sehen. Öffentlich
anvertraute Ämter werden zu privatem Nutzen missbraucht. Mehrheitsherrschaft ist gewohnt,
über die berechtigten Interessen von Minderheiten hinwegzugehen. Instrumente der Herrschaft sind Marginalisierung und Nichtachtung, Totschweigen - sodass nur eine fabrizierte
manipulierte Öffentlichkeit übrig bleibt. In der auf Wissen und Ausbildung angewiesenen Gesellschaft sind Kapital und Industriearbeiterschaft nicht mehr vorrangige Produktivkräfte, wie
noch in der alten Industriegesellschaft. Die Produktivkräfte der Wissensgesellschaft gewinnen
an Gewicht. Sie ist zahlenmäßig schon zur Mehrheit geworden - politisch aber noch kaum organisiert. Zukünftig geht es um die Verantwortlichkeit der Wissenschaft, auch der einzelnen
Wissenschaftler, für ihre Tätigkeit - genauso aber um die Überwindung ihrer fortdauernden
Abhängigkeit von sachfremder, wirtschaftlicher wie politischer Einflussnahme. Ein Kulturstaat hat die Aufgabe, (1) für Wissenschaft und Technik paritätische gleiche Mitsprache im
Staat und den Unternehmen zu sichern - Mitentscheidung, über Autonomie hinaus, (2) die
Mitwirkung aller Einzelnen in der Millionen-Gesellschaft konkret zu machen, über die Ohnmacht als Zuschauer hinaus, durch Fortentwicklung elektronischer Netze und aktive Minderheitenbeteiligung (3) den Erhalt der Währung als Grundlage der arbeitsteiligen Wirtschaft zu
sichern und sie nicht den Privatinteressen der Inflationswirtschaft und den Geschäften der
Banken und Börsen zu überlassen. Soviel auch über neue Verfassungen geredet wird - national wie international, die Verhandlungen bleiben oft in Organisationsfragen der politischen
Apparate gefangen. Sie ignorieren die Fragen, die die Menschen persönlich und die Zukunft
der Gesellschaft angehen. Dabei geht es um nichts weniger als um die Legitimität der politischen Ordnung. (ICF2)
[75-L] Rauh, Cornelia:
Bürgertum als normative Instanz in der deutschen Geschichte nach 1945?, in: WestEnd :
neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 107-115
INHALT: Nicht nur kulturkonservative Organe wie Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung beschäftigen sich mit den Fragen der Bürgerlichkeit, sondern selbst politisch links angesiedelte Publikationsorgane wie Die Tageszeitung (taz) fragen, so die Verfasserin, ob sich
bürgerliche Lebensform mit linker Gesinnung vertrage. Auch ein wissenschaftliches Intellek-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
tuellen-Forum wie die von der Humanistischen Union herausgegebene "Zeitschrift für Bürgerrechte", Vorgänge, verkündete eine "Rückkehr der Bürgerlichkeit" und setzt sich kritisch
mit "antibürgerlichen Selbstverleugnungen" der 1968er auseinander. Diese Beobachtungen
nimmt die Autorin als Anlass, nach den möglichen Gründen der gegenwärtigen Konjunktur
des Themas zu fragen - zu fragen, wie es gegenwärtig um den normativen Gehalt von Bürgerlichkeit und Bürgertum steht, aber auch nach den Ursachen für die Schwierigkeiten, mit denen jeder Versuch behaftet ist, "Bürgertum" und "Bürgerlichkeit" als Analysekategorien der
Gegenwart zu verwenden. Ebenso wie der Ruf nach "Bürgerlichkeit", so die These, im Sinne
eines zivilgesellschaftlichen Engagements in der jüngsten Debatte um ein "neues Bürgertum"
vor allem als Reaktion auf den Rückzug des überforderten Staates aus vielen Feldern allgemeiner Daseinsvorsorge zu werten war, stellt die Sehnsucht nach einer Wiederbelebung bürgerlicher Werte im privaten Leben eine Reaktion auf jene neuen Risiken dar, die mit dem
Funktionswandel von Ehe und Familie einhergehen. Dass die Sehnsucht nach "Bürgerlichkeit" als Basis für die Konsolidierung eines "neuen Bürgertums" ausreichen könnte, scheint
angesichts der säkularen strukturellen Veränderungen, die jene Individualisierungstendenzen
hervorgebracht haben, unwahrscheinlich. (ICF2)
[76-L] Rehberg, Karl-Siegbert:
"Neue Bürgerlichkeit" zwischen Kanonsehnsucht und Unterschichtenabwehr, in: WestEnd :
neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S. 126-140
INHALT: Der Verfasser argumentiert, dass bürgerliche Existenzinseln in den Gesellschaften des
Massenkonsums und eines auf ihn gestützten Kapitalismus geblieben sind. Prekäre Flexibilisierungen dringen zunehmend in die Mittelschichten ein, während zugleich die Inszenierung
einer schützenden Bürgerlichkeit kompensatorisch wirken soll. Es sind die Einstellungsveränderungen von der frühbürgerlichen Konsumaskese zum Hedonismus in den etablierten Reichtumsgesellschaften seit langem beschrieben worden. In diesem ambivalenten Feld unterscheiden sich auch die Lebenslagen derer, die sich im Distinktionskampf der "feinen
Unterschiede" sisyphoshaft zu bewähren haben, und jener, denen die Selbstabhebung durch
Vermögen und vererbte Lebensstellung sozusagen angeboren ist. Gleichwohl gibt es Auflösungstendenzen der Exklusivität und jenen Doppelprozess von Ent- und Verbürgerlichung,
zuerst der neuen Angestellten der 1920er Jahre, dann der qualifizierten Arbeiterschaft und
großer Teile des Dienstleistungssystems. Das gilt ebenso für die einstmals aus der Abgrenzung gegen die feudale Nobilität geborenen Geselligkeits- und Vergemeinschaftungsformen
wie für den weitaus greifenden Aktivismus der Weltgestaltung und die ihn begleitende Ethik.
Viele der einstmals definierenden Eigenschaften des Bürgers sind in einer verallgemeinerten
bürgerlichen Gesellschaft aufgegangen, jedoch ist eine solche eben keine bürgerliche mehr.
Der entscheidende Unterschied zwischen den bürgerlichen Spitzengruppen und den heutigen
Repräsentanten klein-, mittel- und hochbürgerlichen Lebens ist das Fehlen der strengen ständisch-demonstrativen Distinktionsregeln. Das heißt nicht, dass keine "Eliten", zumindest
funktionalen Führungsgruppen mit Selbstabgrenzungstendenzen mehr existierten. Aber die
klare, alle Lebensäußerungen durchziehende Distinktionsleistung, die Abhebung im Zeitrhythmus, in der Geselligkeit, in der Arbeit, der Kleidung, dem Sprachstil. den Freizeitbeschäftigungen hat keine so deutlichen Konturen mehr. (ICF2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
59
[77-L] Schulte-Noelle, Henning; Thoss, Michael M. (Hrsg.):
Abendland unter?: Reden über Europa, München: Diederichs 2007, 264 S., ISBN: 978-37205-3016-3
INHALT: 'Wie kann Europa aus seiner Starre gelöst werden? Ist der alte Kontinent gerüstet für
globale Herausforderungen? Wie soll das nationalstaatliche Denken überwunden, wie ein
kosmopolitisches Europa geschaffen werden?' (5) Diese Fragen beantworteten namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Reden, Essays und Diskussionsimpulsen.
Eingeladen dazu hatte die Allianz Kulturstiftung, das Bayerische Staatsschauspiel und die
Süddeutsche Zeitung. Die Vorträge wurden als 'Reden über Europa' während der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft im Münchener Residenz Theater gehalten. So unterschiedlich die
Beiträge auch sind - Visionen von den nationalstaatlichen Außenministern als 'aussterbende
Spezies' (19) werden gefolgt von Gedanken über die 'Agonie' (42) der Europaidee. Einigkeit
finden die Autoren in der Bedeutung, die sie dem Projekt Europa beimessen und im Stellenwert, der dabei der Europaidee zukommt: 'Europa muss eine Vision haben und selbst eine solche Vision sein' (114), sonst bleibt das Projekt zwischen bürokratischer Versteinerung und
Bürgerapathie stecken. Inhaltsverzeichnis: Hans Werner Kilz: Europa - Union der nationalen
Besonderheiten (5-10); Michael M. Thoss: Europa als kulturelles Projekt (11-18); Frank-Walter Steinmeier: Außenminister eine aussterbende Spezies? (19-28); Dora Bakojannis: 50 Jahre
Römische Verträge: Ein Blick nach vom (29-36); Robert Ficht: Fragen an Europa (37-41);
Michel Rocard: Die Agonie einer Idee (42-47); Bronislaw Geremek: Europa braucht Hoffnung (48-56); Henning Schulte-Noelle: Europa im globalen Wettbewerb (57-65); Mario
Monti: Europas soziale Marktwirtschaft (66-71); Peter Sutherland: Ökonomische Integration
statt nationale Egoismen (72-79); Joseph E. Stiglitz: Europa in der Pflicht (80-89); Hans Joachim Schellnhuber: Europas Dritte Industrielle Revolution (90-98); Günter Verheugen: Europas Weg zur Weltspitze (99-110); Leoluca Orlando: Der sizilianische Karren (111-118); Otto
Schily: Der unterwanderte Kontinent (119-124); Werner Schiffauer: Migration und "glokale"
Unordnung (125-133); Maria Böhmer: Bildung als Schlüssel für Integration (134-144); Gesine Schwan: Europäische Erinnerungskulturen (145-149); Pierre Nora: Auf der Suche nach europäischen "Orten der Erinnerung" (150-156); Robert Traba: Polyphonie des Gedächtnisses
(157-166); Juri Andruchowytsch: Afrika zwischen Basel und Berlin (167-169); Ilma Rakusa:
Europas innere Grenzen (170-173); Lena Gorelik: Manchmal hilft eine Frage (174-179); Ilija
Trojanow: Wenn die Ränder nach innen wachsen (180-186); Ulrich Beck: Warum Europa?
(187-193); Navid Kermani: Europas Realisten (194-201); Daniel Cohn-Bendit: Europas neue
Rolle in der Welt (202-209); Hans-Ulrich Obrist: Die Polyphonie der Zentren (210-218); Peter Sloterdijk: Europa - ein psychopolitisches Experiment (219-225); Almut Sh. Bruckstein:
Die Unterwanderung des Krieges. Manifest für eine textile politische Kultur (226-233); Tariq
Ali: Das Europa der drei Kulturen (234-242); Nilüfer Göle: Kultur braucht Freiräume (243255). (ZPol, NOMOS)
[78-L] Treskow, Isabella von; Tschilschke, Christian von (Hrsg.):
1968/2008 : Revision einer kulturellen Formation, (edition lendemains, 11), Tübingen: Narr
2008, XXIII, 271 S., ISBN: 978-3-8233-6463-4
INHALT: "Eine allgemeingültige Wahrnehmung der Ereignisse von '68' gibt es nicht. Folgerichtig ist 2008 das Jahr des Rückblicks nicht nur auf politische und kulturelle Geschehnisse, sondern vor allem auf Etappen der Geschichtsbildung und Prozesse der Mythisierung. Die in
60
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
dem Band versammelten Aufsätze liefern zum ersten Mal eine Einschätzung der Begebenheiten aus romanistischer Perspektive und stellen zugleich deren Vermittlung in ein neues kritisches Licht. Das thematische Spektrum reicht von der Darstellung des 'Mai 68' in Literatur
und Film über seine gesellschaftlichen und theoriegeschichtlichen Auswirkungen bis hin zu
aktuellen erinnerungspolitischen Fragen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Silja Behre:
Une 'bataille de la mémoire'? - Zur Genese der Erinnerung an 68 in Deutschland und Frankreich (1-14); Joseph Jurt: Mai 68 in Frankreich: die Infragestellung der symbolischen Ordnung - Deutungen damals, Einschätzung heute (15-30); Gabriele Blaikner-Hohenwart: Ein
doppelter Blick auf Mai 1968: die sechzehnjährige Zeitzeugin und eine späte Bilanz (31-42);
Sybille Große: Sarkozy et l'héritage de 1968 - Mythisierung oder Entmythisierung? (43-60);
Esther Suzanne Pabst: "L'antichambre de mon aventure essentielle" - Mai 68 im weiblichen
Blick (61-84); Albrecht Buschmann: 1968 autofiktional: der Pariser Mai als narratives Konstrukt in Wort und Bild (85-104); Vincent Kaufmann: La théorie littéaire au service de la
révolution (105-114); Kai Nonnenmacher: Totalitäre Sprachen 1968: Jean Pierre Faye zwischen Stephane Mallarmé und Carl Schmitt (115-128); Konstanze Baron: Die Revolutionen
der Psyche und die Aktualität von 68: Julia Kristevas Theorie der Revolte (129-146); MarieLaure Basuyaux: "Nous étions sur la touche" - Jean Cayrol et Mai 1968 (147-158); Timo
Obergöker: Une journe à Nanterre -Le 22 mars dans Derriére la eitre de Robert Merle (159172), Beatrice Schuchardt: Reisen auf dem Hippie-Trail: Luc Vidals La route - mon Journal
de hippy (173-196); Klaus-Dieter Ertler: Axiologische Vektoren der 68er-Generation im frankokanadischen Erzählsystem - Zur Globalisierung eines Diskursdesigns (197-218); Jan Henschen: Die Frage der Gewalt steht im Raum - Über 68, Gewalt und Filme von Jean-Luc Godard, Bernardo Bertolucci und Margarethe von Trotta (219-230); Jan-Henrik Witthaus:
Stammheim und die Affäre Croissant - Wegmarken des Intellektuellen in Frankreich (231248); Silke Segler-Meßner: Obsessionen des Erotischen - Inszenierung von Sexualität in der
littérature scandale (Michel Houellebecq, Christine Angot) (249-264).
[79-L] Wetterer, Angelika:
Gleichstellungspolitik im Spannungsfeld unterschiedlicher Spielarten von
Geschlechterwissen: eine wissenssoziologische Rekonstruktion, in: Gender : Zeitschrift für
Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1/2009, H. 2, S. 45-60
INHALT: "Der Beitrag geht von der Beobachtung aus, dass gleichstellungspolitisch engagierte
Genderexpertinnen, feministische Theoretikerinnen und die Frauen und Männer auf der Straße heute sehr Unterschiedliches über die Geschlechter wissen, und fragt danach, worauf diese
Unterschiede im Geschlechterwissen zurückzuführen sind. Im Anschluss an wissenssoziologische Überlegungen wird eine 'Typologie des Geschlechterwissens' entwickelt, die den reflexiven Zusammenhang von Wissen und Handeln in den Mittelpunkt stellt und zeigt, dass den
drei Wissenstypen unterschiedliche Konstellationen sozialer Praxis korrespondieren: Jede
Spielart von Geschlechterwissen ermöglicht eine spezifische Form sozialen Handelns, weshalb sich die Akteurinnen nur ungern eines Besseren belehren lassen. Das stellt die Gleichstellungspolitik vor Herausforderungen, die bislang kaum bedacht worden sind." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
61
[80-F] Wiesener, Albrecht, M.A. (Bearbeitung):
Stadt und Staat. Städtebaulicher Wandel und politische Kultur in der Bundesrepublik und
der DDR
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht die Frage nach der Bedeutung von städtebaulichen Entwicklungen für das politische Selbstverständnis lokaler Akteure in der Bundesrepublik und der DDR. Auf der Grundlage von Fallstudien zu Bielefeld und Halle werden
einzelne Phasen der städtebaulichen Entwicklung in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften auf ihre jeweiligen politisch-kulturellen Bedeutungshorizonte hin untersucht. Aufbau
und Wiederaufbau, der Bau neuer Städte und die Modernisierung der vorhandenen Stadt waren in der Bundesrepublik wie in der DDR wichtige Handlungs- und Kommunikationsfelder
für Kommunalpolitiker, Architekten und Stadtbewohner. Die unterschiedlichen Phasen der
Stadtentwicklung und der Wandel städtebaulicher Leitbilder in Deutschland nach 1945 werden im Projekt im Hinblick auf die mit ihnen verbundenen Konsens- und Konfliktpotentiale
im lokalen Raum thematisiert. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Arenen städtischer
Öffentlichkeiten in beiden deutschen Gesellschaften nach 1945 von vielfältigen Bestrebungen
gekennzeichnet waren, einen Konsens zwischen dem Selbstverständnis der politischen und
sozialen Eliten und den Erwartungshaltungen der Stadtbewohner zumindest in symbolischer
Hinsicht zu verdeutlichen. So repräsentierte sich in der baulichen Gestaltung des Stadtraums
und den dadurch hervorgerufenen Veränderungen der städtischen Lebenswelten stets auch
das jeweilige "Bild von Gesellschaft". Dieses stand in seinen Ansprüchen, Verheißungen und
Zumutungen zur Disposition und ließ den veränderlichen Stadtraum zum Bedeutungsträger
politischer und sozialer Erwartungshaltungen werden. Begreift man die Stadt als Vorstellungsraum von unterschiedlichen Akteuren, der selbst produzierend auf die Gestaltung des
Stadtraumes wirkt, dann ergeben sich eine Reihe durchaus vergleichbarer Aspekte in der
Stadtentwicklung der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften. Denn für beide Gesellschaften und ihre städtischen Zusammenhänge gilt ohne Zweifel, dass die Planung und Realisierung der städtebaulichen Projekte die vorgefundene Stadt neu definieren musste und dies
vor allem durch die Eliten der kommunalen Verwaltung und lokalen Parteien geschah. Dabei
geht es nicht allein um die konkreten Inhalte der stadträumlichen Vorstellungswelten, sondern
vielmehr auch um die Art und Weise, wie auf lokaler Ebene in der städtebaulichen Planung
und in der Kommunikation über den veränderbaren bzw. veränderlichen Stadtraum sowohl
auf die vorgefundene als auch auf die herzustellende Stadt Bezug genommen wird. Auf diese
Weise geraten insbesondere die zeitlich bedingten und systemspezifischen Bezugnahmen auf
die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der jeweiligen Stadt in den Blick. Das Ziel der
Untersuchung besteht in der Beantwortung der Frage, inwieweit Städte ihrer Funktion als
Kommunikations- und Vermittlungsräumen politisch-institutioneller Ordnungen angesichts
der massiven Eingriffe in die städtischen Lebenswelten nach 1945 und der spezifischen politischen Rahmenbedingungen von Diktatur und Demokratie gerecht wurden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, DDR
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wiesener, Albrecht: Halle an der Saale - Chemiemetropole oder
'Diva in Grau'. Zur bildlichen Repräsentation einer Stadt im Sozialismus. in: Lüdtke, Alf;
Hartewig, Karin (Hrsg.): Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deutschen Staat. Göttingen: Wallenstein 2004, S. 51-68. ISBN 3-89244-790-X.+++Ders.: Als die
Zukunft noch nicht vergangen war - der Aufbau der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt
1958-1980. in: Freitag, Werner; Minner, Katrin; Ranft, Andreas (Hrsg.): Geschichte der Stadt
Halle. 2 Bände. Bd. 2: Halle im 19. und 20. Jahrhundert. Halle 2006, S. 442-456.+++Ders.:
Gestalten oder Verwalten? Überlegungen zum Herrschaftsanspruch und Selbstverständnis so-
62
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel
zialistischer Kommunalpolitik im letzten Jahrzehnt der DDR. in: Reif, Heinz; Bernhardt,
Christoph (Hrsg.): Sozialistische Städte zwischen Herrschaft und Selbstbehauptung. Kommunalpolitik, Stadtplanung und Alltag in der DDR. Stuttgart: Steiner 2009, S. 69-94. ISBN 9783-515-08763-6.
ART: BEGINN: 2001-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-58, Fax: 0331-28991-40,
e-mail: [email protected])
1.4
Lebensstile, Werte, Normen
[81-L] Bolz, Norbert:
Der antiheroische Affekt, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg.
63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 762-771 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die These des Essays lautet: Es gibt einen antiheroischen Affekt, und die moderne,
bürgerliche, demokratische Welt belässt es nicht bei einem Abbau des Heroischen. Sie will es
entlarven und entmythologisieren. Die charismatische Präsenz des Helden ist heute ein Ärgernis für die Massendemokratie - und trotzdem sucht man "Vorbildern". Der Autor versucht,
diesen komplexen Zusammenhang in einem "groben Schema" zu vergegenwärtigen. Am Anfang war der Bürgerkrieg, die Barbarei der ungezügelten Leidenschaften. Dann haben das
moderne Kunstwerk des Staates und der asketische Geist des Kapitalismus Ordnung ins Chaos gebracht. Doch bald wurde der Preis spürbar, den der "alte Adam" für diese Ordnungsleistung entrichten musste: Entzauberung, Enttäuschung, Unbehagen und Langeweile. Aus dieser
"großen Leere" befreiten dann Protest, Terror. Das Beispiel Obama zeigt, dass wir zwar keine
Helden mehr haben, wohl aber immer noch ein unartikuliertes Bedürfnis nach Heldenverehrung. Das ist offenbar eine Folge der modernen Massendemokratie, denn ihr Egalitarismus
duldet nicht die Exzellenz des Helden. Doch was verdrängt wird, kehrt bekanntlich wieder,
aber in entstellter oder doch manchmal peinlicher Gestalt - nämlich im Starkult und seinen
Fans. (ICA2)
[82-L] Frevert, Ute:
Vom heroischen Menschen zum "Helden des Alltags", in: Merkur : deutsche Zeitschrift für
europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 803-812 (Standort: USB Köln(38)AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Essay belegt und diskutiert folgende These: Die "Geschichte des Helden" ist ein
Paradebeispiel für "gelebten Konstruktivismus", zeigt sie doch, wie massiv sich die Wahrnehmung des Heldischen wandelt und welche Akteure daran mitarbeiten. Ein weiter Weg und
eine tiefe Kluft liegen zwischen den Nibelungen- und Kriegshelden des frühen 19. und 20.
Jahrhunderts und unseren "Helden des Alltags", die sich rührend um ihre bedürftigen Mitmenschen kümmern. Spornte vor hundert oder zweihundert Jahren die Idee der Nation und
nationalen Selbstbehauptung individuelles Heldentum an, stehen heute eher Werte wie Frei-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
63
heit, Solidarität, Empathie im Vordergrund. Damit verändert sich auch der Blick auf vergangene Helden: Nicht Bismarck und Moltke, sondern Robert Blum und die Gefallenen der
Märzrevolution gelten vielen heute als Helden. Mit den Wertideen wechseln auch die Helden.
Was bleibt, ist der Begriff. Aus diesem Begriff sind Gefahr, Risiko und Opfer nicht wegzudenken. All das aber ist in unserem "postheroischen" Zeitalter Mangelware. Die heroische
Tat, die das eigene Leben aufs Spiel setzt, um andere oder anderes zu retten, ist in den sicherheitsbewehrten Ländern des Westens die Ausnahme. (ICA2)
[83-L] Gründer, René; Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina (Hrsg.):
Der andere Glaube: europäische Alternativreligionen zwischen heidnischer Spiritualität und
christlicher Leitkultur, (Grenzüberschreitungen : Beiträge zur wissenschaftlichen Erforschung
aussergewöhnlicher Erfahrungen und Phänomene, Bd. 8), Würzburg: Ergon Verl. 2009, 196 S.,
ISBN: 978-3-89913-688-3
INHALT: "Die heute vielfach konstatierte Rückkehr der Religion zeigt sich nicht allein als Modernisierung traditioneller Glaubensformen, sondern auch in der wachsenden Popularität religiöser Alternativbewegungen. Wenn diese sich auf ein spirituelles europäisches Erbe berufen,
verschmelzen Mythen vorchristlicher Kulturen mit geistesgeschichtlichen Einflüssen der Romantik, mit der Lebensphilosophie und den Traditionen der westlichen Esoterik in markanten
religiösen Neubildungen. Der Sammelband vergleicht auf der Basis aktueller Fallstudien aus
Italien, Deutschland, Lettland, der Ukraine und den Niederlanden die Entstehungskontexte,
Weltbilder, religiösen Normen und sozialen Funktionen solcher eurogenen Alternativreligionen der Gegenwart (wie Wiccatum und Asatru, Göttinnenbewegung oder Satanismus). Als
grundlegende Bestimmungselemente für diesen anderen Glauben erweisen sich dabei nicht
nur erfahrungsreligiöse und weltanschauliche Aspekte, sondern auch eine Dialektik von
Selbst- und Fremdausgrenzung inmitten der christlichen Leitkultur. In diesem Kontext bildet
'der andere Glaube' auch einen Prüfstein für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Recht
auf freie Religionsausübung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andriy Nakorchevski:
Neue ethnische Religionen in der Ukraine (17-40); Gatis Ozolins: Die aktuelle lettische Dievturi-Bewegung (41-56); Hans Thomas Hakl: Das Neuheidentum der römisch-italischen Tradition: Von der Antike in die Gegenwart (57-76); René Gründer: Asatru in Deutschland - Strömungen einer alternativreligiösen Bewegung (77-100); Kathrin Fischer: Das Wiccatum in
Deutschland (101-120); Hanneke Minkjan: Die Göttinnenbewegung der 'Foundation Avalon
Mystic' (121-144); Dagmar Fügmann: Satanismus im deutschsprachigen Raum (145-166);
Renté Gründer, Michael Schetsche, Ina Schmied-Knittel: Der andere Glaube - soziologische
Dimensionen eurogener Alternativreligionen (167-194).
[84-F] Heilmann, Andreas, Dipl.-Ing. Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Nickel, Hildegard Maria,
Prof.Dr.sc.phil. (Betreuung):
Normalisierung homosexueller Männlichkeiten im printmedialen Diskurs über PolitikerOutings
INHALT: In Deutschland nehmen seit Mitte der 1990er Jahre insbesondere in der Politik Outings
homosexueller Männer in Führungspositionen sprunghaft zu. Könnte diese "Outing-Kaskade"
eine epochale Verschiebung in den symbolischen Machtachsen zwischen hetero- und homosexuellen Männern indizieren? Um Persistenzen und Dynamiken theoretisch und empirisch
64
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
erfassen zu können, werden die Leitkategorien der Männlichkeitssoziologie und das Normalismus-Paradigma unter einer wissenssoziologischen Perspektive aufeinander bezogen. Normalistisch modulierte soziale Deutungsmuster könnten das vermittelnde Glied zwischen den
Analyseebenen von Diskurs, sozialer Praxis und Struktur bilden. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Heilmann, A.: Work in Progress: "Mein Chef ist schwul ... was tun?" Normalisierung offen homosexueller Männlichkeit.
Konzeptionelle Vorüberlegungen für eine Medien- und Deutungsmusteranalyse der Outings
von homosexuellen Spitzenpolitikern. 18 S. Download unter: www.social-science.hu-berlin.de/lehrbereiche/sag/pdf/heilmann_diss .
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-2093-4326, e-mail: [email protected])
[85-L] Jammal, Elias (Hrsg.):
Vertrauen im interkulturellen Kontext, (VS research : perspectives of the other - studies on
intercultural communication), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 264 S., ISBN: 978-3531-15965-2
INHALT: "Die Interkulturalität des Phänomens Vertrauen fand bislang in den Kulturwissenschaften relativ wenig Beachtung. Eine Tagung des Orient Instituts für Interkulturelle Studien
(OIS) / Hochschule Heilbronn im Jahre 2006 diente als "Kick-off" zu dem von der Landesstiftung Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekt "Determinanten deutsch-arabischer Vertrauensbildung". Es wurden Empfehlungen für die Vorgehensweise des Forschungsprojekts erarbeitet und mögliche Konzepte interkulturellen Vertrauens diskutiert. In diesem
Band werden theoretische, methodische sowie kulturraumbezogene Ansätze und Studien vorgestellt. Der Kulturraumbezug umfasst arabische, chinesische, französische, polnische, russische und tschechische Kollektive. Abschließend präsentiert der Herausgeber die vorläufigen
Ergebnisse des Forschungsprojekts." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin K.W.
Schweer: Vertrauen und soziales Handeln - eine differentialpsychologische Perspektive (1326); Dominic Busch: Wie kann man Vertrauensbildungsprozesse in sprachlicher Interaktion
beobachten und beschreiben? (27-50); Torsten M. Kühlmann: Opportunismus, Vertrauen und
Kontrolle in internationalen Geschäftsbeziehungen (51-68); Jürgen Bolten: Reziprozität, Vertrauen, Interkultur. Kohäsionsorientierte Teamentwicklung in virtualisierten multikulturellen
Arbeitsumgebungen (69-94); Guido Möllering: Vertrauensaufbau in internationalen Geschäftsbeziehungen: Anregungen für ein akteursorientiertes Forschungsdesign (95-110); Julia
F. Späth, Paulina Jedrzejczyk: Operationalisierung von Vertrauen im interkulturellen Kontext
(111-132); Julia Bürger, Lucie Bouzková: "Gemeinsam den Kopf hinhalten, falls etwas mal
nicht gut gelaufen ist" - interpersonales Vertrauen in deutsch-tschechischen Unternehmen
(133-150); Robert Münscher: Relationship Management für Führungskräfte. Ein Modul für
das interkulturelle Training deutscher und französischer Manager (151-192); Jürgen Henze:
Die Rolle von Vertrauen in sozialen Beziehungen - das Beispiel chinesischsprachiger Kulturräume (193-212); Thomas Hüsken: Vertrauen und die Organisation von Heterogenität Beispiele aus der deutschen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit (213-234); Elias Jammal:
Vertrauen in deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen (235-256).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.4 Lebensstile, Werte, Normen
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[86-F] Kenning, Peter, Prof.Dr.rer.pol.; Eberhardt, Tim, Dipl.-Kfm. (Bearbeitung); Kenning, Peter, Prof.Dr.rer.pol.; Hellmann, Kai-Uwe, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Fandoms
INHALT: Eine Form, in der sich die Emotionalisierung zur Steigerung des Markenerfolges manifestiert, ist das noch weitgehend unerforschte Phänomen des Markenfans. Markenfans sind
Menschen, die sich öffentlich zu ihrer Lieblingsmarke bekennen und die ein gesteigertes Maß
an emotionaler Bindung auszeichnet. Welche Marken haben jedoch ein solches Fanpotenzial?
Können Markenfans kreiert werden? Welche Bedeutung hat dies für das Markenmanagement? Zur Klärung dieser Fragen wurde eine zweiteilige empirische Studie durchgeführt. Die
Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Markentradition, der Markenerfolg sowie der Ansatz des Brand Experiences Managements fanförderlich sind. Da der Typus "Markenfan" bis
dato aber kaum erforscht wurde, besteht weiterer Forschungsbedarf.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Hellmann, Kai Uwe; Eberhardt, Tim; Kenning, Peter: Creating
Markenfans, Absatzwirtschaft, 2009 (in Druck).
ART: BEGINN: 2008-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate management & economics, Lehrstuhl für Marketing (Am Seemooser Horn
20, 88045 Friedrichshafen); Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt,
Institut für Soziologie (Franklinstr. 28-29, FR 2-5, 10587 Berlin)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1200, Fax: 07541-6009-1299,
e-mail: [email protected])
[87-L] Kienitz, Sabine:
Beschädigte Helden: Kriegsinvalidität und Körperbilder 1914-1923, (Krieg in der Geschichte
-KRiG-, Bd. 41), Paderborn: Schöningh 2008, 380 S., ISBN: 978-3-506-76537-6
INHALT: "Joseph Roth sprach 1920 so scharf wie treffend von 'lebenden Kriegsdenkmälern', in
Gestalt von 2,7 Millionen Invaliden, die das Kriegsende 1918 überlebt hatten. Seine Formulierung war ein vieldeutiges Bild für das dauerhafte Sichtbarbleiben des Krieges. Sie verwies
zugleich auf Wirkung, Ausmaß und Brutalität des modernen 'Maschinenkrieges'. Im Bild des
'Denkmals' werden Potenziale für eine 'materiale' Erinnerungskultur nach dem Krieg deutlich,
ebenso wie für kontroverse Diskussionen über Opfer, Helden, Heimatdank und andere 'Pathosformeln'. Auch die Schwierigkeiten der Integration von Kriegsinvaliden in die Zivilgesellschaft zeichnen sich hier ab. Die Kulturwissenschaftlerin Sabine Kienitz untersucht in ihrer Arbeit die unterschiedlichen Dimensionen und Deutungen des kriegsbeschädigten männlichen Körpers zwischen 1914 und 1923. Dabei spielen medizinische und orthopädisch-technische Probleme ebenso eine Rolle wie Fragen der Wiedereingliederung der Invaliden in Arbeits- und Privatleben. Zeitgenössische 'Verhaltenslehren', die für beide Welten gelten sollten:
die der 'Kriegskrüppel' wie die der Unversehrten, sind ebenso Gegenstand wie religiöse und
politische Ausdeutungen der 'Kriegsopfer', die individuellen Erfahrungen einer Kriegsbeschädigung sowie die Instrumentalisierung des invaliden Körpers als 'symbolisches Kapital' in einer Nachkriegsgesellschaft, die den 'Dank des Vaterlandes' verweigerte." (Autorenreferat)
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
[88-L] Lehmann, Albrecht:
Vorbilder als Kulturthema: zur lebensgeschichtlichen und kulturellen Bedeutung von
Nachahmung, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für
Volkskunde, Jg. 105/2009, Hjb. 2, S. 169-183 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Vorbilder haben Konjunktur und sind im Medienangebot alltäglich und allgegenwärtig.
Als Mensch und als Institution vorbildlich zu sein, ist offenbar ein Leitmotiv unserer Gegenwart - ebenso der unterstellte Mangel an Vorbildern. Diese neuerliche Konjunktur eines traditionsreichen Begriffsbildes ist ein Indikator für einen wichtigen Aspekt des mentalen Zustandes unserer Zeit. Eine kritische Einschätzung dieses "Zeitgeistes", der zur außergewöhnlichen
Konjunktur des Wunsches nach Vorbildern führt, ist die Grundlage des vorliegenden Aufsatzes. Es wird zunächst das Begriffsfeld umrissen und darauf hingewiesen, dass die aktuellen
Kulturwissenschaften und auch die Biographieforschung den Begriff "Vorbild" und das diesen Begriff übergreifende Kulturthema "Nachahmung" ignorieren. Es schließen sich eine Diskussion über die Bedeutung von Nachahmung für Vermittlungsprozesse von Kultur sowie
Hinweise auf empirisch begründete Zugangsweisen zum Thema an. (ICI2)
[89-L] Mayer, Boris:
Adolescents' family models: a cross-cultural study, Konstanz 2009, XIII, 225 S. (Graue
Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-86612)
INHALT: "Die vorliegende kulturvergleichende Arbeit befasst sich mit den Familienmodellen
Jugendlicher in zehn Kulturen auf Basis eines typologischen Ansatzes und eines Mehrebenenansatzes. Sie leistet damit einen empirischen Beitrag zur Theorie der Familienmodelle im kulturellen Wandel nach Kagitcibasi (2007). Diese Theorie postuliert die Existenz dreier idealtypischer Familienmodelle: ein Familienmodell der Independenz, das in industrialisierten westlichen Gesellschaften vorherrscht, ein Familienmodell der (vollständigen) Interdependenz,
das in nicht-industrialisierten agrarischen Kulturen zu finden ist, und als Synthese aus den
beiden genannten ein Familienmodell der emotionalen Interdependenz. Letzteres entwickelt
sich der Theorie zufolge, wenn nicht-industrialisierte kollektivistische Kulturen Modernisierungsprozessen ausgesetzt sind. Traditionelle Kulturen mit einem Familienmodell der (vollständigen) Interdependenz sollen sich also im Zuge gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse nicht notwendigerweise hin zum Familienmodell der Independenz entwickeln, sondern
zu einem emotional-interdependenten Modell, das erlaubt, Autonomie mit enger interpersoneller Verbundenheit zu vereinen. Diese Annahme steht im Widerspruch zu klassischen modernisierungstheoretischen Annahmen und wurde in bisherigen Studien nur unzureichend geprüft. In einem typologischen Mehrebenen-Ansatz sollen Profile allgemeiner und familienbezogener Werthaltungen Jugendlicher identifiziert werden, die mit den drei idealtypischen Familienmodellen theoretisch verbunden werden können. In einem zweiten Schritt sollen diese
Wertemuster durch verhaltensnähere Familienmodellindikatoren validiert werden. Die Daten
für diese Arbeit stammen aus der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten
kulturvergleichenden und interdisziplinären 'Value of Children and Intergenerational Relations' Studie (Trommsdorff, 2001) und umfassen eine Stichprobe von 2566 Jugendlichen aus
der Volksrepublik China, Deutschland, Frankreich, Indien, Indonesien, Israel, Japan, Südafrika, der Schweiz und der Türkei. Zur Identifikation der angenommen Familienmodell-Werteprofile wurden Cluster-Analysen auf der Kultur- und auf der Individualebene durchgeführt.
Auf beiden Analyseebenen zeigten sich drei Werteprofile, die dem erwarteten Muster der drei
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
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idealtypischen Familienmodelle entsprachen. Das Familienmodell der emotionalen Interdependenz zeigte dabei bezüglich der Werthaltungen, die emotionale Interdependenzen in der
Familie widerspiegeln ähnlich hohe Werte wie das Familienmodell der (vollständigen) Interdependenz, dagegen zeigte es ähnliche Werte wie das Familienmodell der Independenz in Bezug auf Autonomie und materielle Interdependenz widerspiegelnde Werte. In Kulturen, die
auf der Kulturebene ein bestimmtes Familienmodell-Werteprofil aufwiesen befanden sich zudem überwiegend Jugendliche, die das jeweils korrespondierende Werteprofil auf der individuellen Analyseebene aufzeigten." (Autorenreferat)
[90-L] Moravek, Claudia:
"The grass is always greener on the other side of the hill": Motive und Hoffnungen von
auswanderungswilligen Deutschen, (COMCAD Working Papers, No. 40), Bielefeld 2008, IV,
81 S. (Graue Literatur;
www.uni-bielefeld.de/tdrc/ag_comcad/downloads/workingpaper_40_Moravek_Magisterarbeit_Au
swandern.pdf)
INHALT: In der vorliegenden Studie, die sich innerhalb der ethnologischen Migrationsforschung
verorten lässt, werden ausführlich die individuellen Motive und Hoffnungen von auswanderungswilligen Deutschen untersucht. Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass Auswanderung durch die allgemeine Vorstellung von einem besseren Leben in einem anderen Land
erfolgt. Dem Leitgedanken der englischen Redewendung "The Grass is Always Greener on
the Other Side of the Hill" entsprechend, wird weiter angenommen, dass es sich hierbei um
Projektionen und Vorstellungen vom Zielland handeln könne, die eher einem Wunschdenken
und einer Hoffnung als der dortigen Realität entspricht. Daraus ergeben sich die beiden zentralen Fragestellungen der vorliegenden Arbeit: (1) Um was für Hoffnungen handelt es sich
hierbei und (2) welches sind die zugrunde liegenden eigentlichen individuellen Motive, die
den Auswanderungswunsch in einem Wohlfahrtsstaat auslösen? Nach einer Einbettung des
Themas in den Forschungskontext und einer Begriffsklärung des Phänomens der Emigration
wird ein klassisches Modell der Ursachenforschung vorgestellt. Desweiteren wird ein kurzer
Überblick über die Ursachen der deutschen Emigration von der Zeit der großen Massenauswanderungen im 19. Jahrhundert bis zur aktuellen Emigration der Gegenwart gegeben. Es
wird ferner ein psychologisches Motivationsmodell vorgestellt, das wesentliche Impulse für
das Verständnis der Entstehung von Auswanderungsmotivation, der die individuellen Motive
zugrunde liegen, liefert. Anschließend wird die empirische Fallstudie dargestellt, in deren
Rahmen insgesamt 16 auswanderungswillige Deutsche im Alter von 27 bis 50 Jahren befragt
worden sind. (ICI2)
[91-L] Negt, Oskar:
Über die Kulturbedeutung der sogenannten Kulturtechniken, in: Dorit Bosse (Hrsg.) ; Peter
Posch (Hrsg.): Schule 2020 aus Expertensicht : zur Zukunft von Schule, Unterricht und
Lehrerbildung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 209-213
INHALT: Anhand von Hinweisen über die einzelnen Kulturtechniken in ihrer Stellung zur gesellschaftlichen Realität und zum Stand der gesellschaftlichen Produktivkräfte argumentiert der
Verfasser, dass die Abstraktion vom jeweiligen Realitäts- und Sinngehalt derartiger Kulturtechniken Bildungsprozesse blockiert. Dass sie erlernt werden müssen, steht gänzlich außer
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
Frage. Aber Organisationsform und Methode, in denen das geschieht, lassen die Vermittlungsinhalte nicht unberührt. Kulturtechniken, die Fantasie, Erfahrungen und Lernmotivationen des Kindes weiterführen, gemäß dem Entwicklungsstand der gesellschaftlichen Produktivkräfte, der Organisationsfähigkeit der Menschen, der verfügbaren Erkenntnismittel und
dem Vergesellschaftungsgrad, müssen die Produktionsweise der kindlichen Erfahrungen zum
organisierenden Zentrum haben. (ICF2)
[92-F] Niederbacher, Arne, Dr.phil. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr.; Pfadenhauer, Michaela, Prof.Dr. (Leitung):
Forschungsfeld 'Szenen'. Konzept einer explorativ-interpretativen (Jugend-)Kultur-Forschung
INHALT: 'Szene' ist einer jener sozialwissenschaftlichen Begriffe, die zwar häufig - vor allem in
der Jugendkulturforschung - benutzt, aber nur selten definiert und theoretisch begründet werden. Bis in die 80er Jahre hinein wurden (jugend-)kulturelle Kollektivierungsformen vornehmlich mit Begriffen wie "Subkultur", "Peer-group" oder "Milieu" beschrieben. Im Zuge
der Individualisierungsprozesse insb. der letzten dreißig Jahre hat sich die gesellschaftliche
Situation jedoch derart verändert, dass diese Konzepte nicht mehr angemessen greifen. Darauf reagieren die Mitarbeiter des Forschungsfeldes seit einigen Jahren mit der Entwicklung
eines diesem Gegenstand adäquaten, komplexen Forschungskonzepts. Das methodische Konzept: Prinzipiell geht es darum, weg zu kommen vom pseudo-objektivistischen Über-Blick
der konventionellen Sozialwissenschaften, der gleichsam über die Köpfe der Akteure hinweg
geht, und stattdessen hin zu kommen zu einem Durch-Blick, sozusagen durch die 'Augen' der
Akteure hindurch. Vorzugsweise gilt das Interesse also der Perspektive, aus der die Menschen, die jeweils Gegen-Stand der Untersuchung sind, die für sie relevanten Ausschnitte aus
der sozialen Welt wahrnehmen. Dazu werden eine Reihe von Verfahren aus dem methodischen Arsenal der empirischen Sozialforschung (von der Dokumentenanalyse über Interviews
einschl. standardisierter Befragungen bis zu systematischen Beobachtungen) verwendet. Das
für die Forscher sozusagen 'basale' Verfahren ist das der beobachtenden Teilnahme. Beobachtende Teilnahme bedeutet, dass die Forscher in das soziale 'Feld', das sie je gerade untersuchen, möglichst intensiv hineingehen und - bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten - versuchen, den Menschen, die die Forscher untersuchen, möglichst ähnlich zu werden. Das gelingt natürlich - aus vielerlei Gründen - nicht immer und schon gar nicht immer
gleich gut. In dem Maße aber, wie es gelingt, erlangen die Forscher eine Art und Qualität von
Daten, wie die Forscher sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich bekommen: Daten darüber nämlich, wie man und was man in solchen Welten tatsächlich erlebt. Die zweite
Besonderheit der Szenen-Ethnographie ist das von den Wissenschaftlern in einem weit strengeren Sinne als sonst üblich verwendete Experteninterview. Das Experteninterview unterscheidet sich nach Erachtens der Forscher nämlich nicht einfach dadurch von anderen Interviewarten, dass hier Personen befragt werden, die eben als 'Experten' gelten. Die Besonderheit des Experteninterviews besteht vielmehr darin, dass Forscher und Befragter idealerweise
ein Gespräch 'auf gleicher Augenhöhe' führen. Das Experteninterview, so wie die Forscher es
einsetzen, ist folglich ein sehr voraussetzungsvolles und damit auch ausgesprochen aufwändiges Instrument zur Datengenerierung, das sich durchaus nicht als Instrument zur 'schnellen',
die Zeitaufwendungsmühen der Teilnahme sozusagen kompensierenden Datenerhebung eignet, sondern die aus dieser Teilnahme resultierenden Kompetenzen eher voraussetzt. Vieles,
was die Wissenschaftler zu einem Untersuchungsthema wissen wollen, lässt sich jedoch nicht
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
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mit diesen beiden für sie 'zentralen' Verfahren erheben. Deshalb verwenden sie bei ihren
Feldstudien grundsätzlich eben das ganze Methoden-Instrumentarium empirischer Sozialforschung. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich so genannte nichtstandardisierte Verfahren für
ihre ethnographischen Erkenntnisinteressen in der Regel besonders gut eignen. Wichtiger
noch als die Frage nach den Verfahren der Datenerhebung ist ihnen aber, zugleich wissenschaftlichen Standards genügende und pragmatisch nützliche Methoden und Techniken der
Datenauswertung zu konzeptualisieren. Die Forscher arbeiten hier also immer auch sozusagen
an Grundlagenproblemen einer Optimierung von Aufwand und Ertrag beim Einsatz geeigneter Interpretationsmethoden. (S.a. www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm ). GEOGRAPHISCHER RAUM: deutschsprachiger Raum
METHODE: theoretischer Ansatz: Handlungstheorie; methodischer Ansatz: lebensweltanalytische Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend;
Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Umfangreiche Literaturliste unter: www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm abrufbar.
ART: BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund); Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für
Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schlossbezirk 12, 76131
Karlsruhe)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected])
[93-L] Noack, Thorsten:
Worte und ihr Eigensinn: Begriffshistorische Anmerkungen zu Benennungen, Bedeutungen
und Bewertungen im Sterbehilfe-Diskurs des 20. Jahrhunderts, in: Historical Social
Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the
application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 97-110 (Standort:
USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz untersucht die Geschichte der Begriffe Euthanasie und (aktive und passive) Sterbehilfe im populären und wissenschaftlichen Diskurs während zwei kurzer Umbruchperioden, vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und in den frühen 1970er Jahren, in denen die
für das Thema relevanten Begriffe geprägt und semantische Verschiebungen vollzogen wurden. Derartige Wandlungen lassen sich als Ausdruck veränderter Sichtweisen und Bedürfnisse verstehen wie umgekehrt neue Worte und Bedeutungen die Wahrnehmung und Interpretation des Bezeichneten modifizieren. Diesen Wechselwirkungen, mit ihren eigenen Dynamiken auf einem Gebiet, das wie kein anderes mit individueller Angst verbunden ist, wird im
Besonderen nachgegangen." (Autorenreferat)
[94-L] Portmann, Susanne Weinert:
Familie - ein Symbol der Kultur: Perspektiven sozialpädagogischer Arbeit mit Familien,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 193 S., ISBN: 978-3-531-16610-0
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1.4 Lebensstile, Werte, Normen
INHALT: Die Verfasserin untersucht, was es für das Verständnis von Familie und das Konzept
einer Familienhilfe bedeutet, wenn Familie im Kontext der Kulturtheorie als Symbol der Kultur verstanden wird. Für dieses Vorhaben greift sie auf Cassirers Theorie der symbolischen
Formen zurück und entwickelt im Horizont der hier gegebenen allgemeinen Bestimmungen
ein Konzept von Familie als symbolischer Form, aus dem sie Konsequenzen für eine kulturtheoretisch begründete Familienarbeit ableitet. Die Autorin betont die im symbolischen gegebene Spannung von Grundmustern und Vieldeutigkeit und deren Interpretationsbedürftigkeit
und Offenheit. Sie stellt die Grunddimensionen der symbolischen Welt in ihrer Repräsentanz
im Mythos, in der Sprache und in der Wissenschaft dar. Vor diesem Hintergrund entwirft sie
ein Konzept von Familie als symbolischer Form und analysiert Familie als Formproblem, in
ihrer Funktion und als Erfahrungswelt. Sie betont den ursprünglichen, ganzheitlichen Lebenszugang, in dem Dingwelt und Beziehungswelt, Gefühl und Wissen, Einsicht und Handlungsinteresse ineinander liegen und sich gegenseitig stützen und erhellen. Bestimmend in dieser
ganzheitlichen Welterfahrung ist die Unmittelbarkeit des Handlungsinteresses. Dieser mythische Weltzugang repräsentiert sich in Alltag und Alltäglichkeit der je anfallenden Bewältigungsaufgaben. Hier betont die Verfasserin - zum einen - das Interesse an strukturierender
Ordnung, an Routinen und Ritualen, das sie als Frage nach genereller Strukturierung und
Rhythmisierung des Lebens versteht. Sie analysiert - zum zweiten - den Widerspruch des Interesses an Struktur und Konstanz in der Struktur und den Herausforderungen durch die in allem Leben immer gegebenen Unvorhersehbarkeiten, Offenheiten und Krisen. Aus dem Konzept der Familie als Versorgungsgemeinschaft, in der Kultur sich repräsentiert und reproduziert, ergeben sich Konsequenzen für eine familienunterstützende Arbeit als Kulturarbeit. Die
Verfasserin entwickelt dieser Sicht entsprechend spezifische Zugangsweisen zu Familien im
Sinne der Unterstützung und Hilfe für überforderte Familien. Es geht um Begegnungen, es
geht um die Rolle des Gastes, es geht um Verständnis, Aufklärung und - im klärenden Gespräch ebenso wie in realen Hilfen - um Unterstützung der Familien in ihren Fähigkeiten, in
ihrem Alltag ihre Struktur zu finden. Die Autorin versteht ihr Konzept als eine Zugangsmöglichkeit. Sie will Orientierung zur Anregung geben und ausdrücklich keine entfaltete Handlungslehre, sie versteht die Konkretisierungen als exemplarische Verdeutlichungen, nicht als
Beweis. (ICF2)
[95-L] Reemtsma, Jan Philipp:
Der Held, das Ich und das Wir, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für
Sozialforschung, Jg. 18/2009, H. 4, S. 41-64 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Wenn man sich darüber verständigt, was ein Held ist - ob primär gewalttätig oder
nicht, ob jemand, der etwas "für die Anderen" tut oder nur für sich - muss man die Ansicht
teilen, dass es etwas Großartiges ist, was er tut. Und damit verständigt man sich über die Kultur oder darüber, in was für einer Kultur man leben will. In Europa nennt man Leute, die unter Einsatz ihres Lebens Geiseln befreien, Helden, die Geiselnehmer nennt man üble Mörder.
In vielen islamischen Ländern ist es umgekehrt. Für die einen sind es Terroristen, für die anderen sind es Freiheitskämpfer. Anders als man meint, führt diese Sentenz allerdings nicht
zum schieren Relativismus. "Relativismus" bedeutet ja nicht, die Kontingenz der eigenen Ansichten zu erkennen, sondern bei dieser Einsicht stehen zu bleiben. Es wird argumentiert, dass
der Held jemand ist, der seinen Narzissmus in einem Maße auslebt, das der Alltag normalerweise nicht zulässt. Dennoch erhält er Anerkennung, Bewunderung, Liebe, ja findet sich zum
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Übermenschen ("Heros") verklärt. Nicht trotz, sondern wegen seines Narzissmus, dessen
Ausleben man in unschuldiger Bewunderung ansieht. Man könnte von einem "schuldlosen
Narzissmus" sprechen, aber es ist wohl eher unsere Bewunderung, die insofern schuldlos vorkommt, weil man meint, die sozial produktiven Tugenden zu bewundern, wo man doch sein
wollen wie jemand, der sich über die Welt der anderen erhebt. Wäre das anders, man würde
die Resultate schätzen, nicht die Taten und den, der sie vollbracht hat, bewundern. Die Resultate repräsentieren das gemeinschaftliche Gute, Helden das über die Gemeinschaft sich Erhebende, die extrem gesteigerte, also seltene Form des Handelns für das Allgemeine - und folglich entsteht immer eine Kluft zwischen dem, was man schätzt, weil es dem Allgemeinen zugute kommt, und der Bewunderung für den Helden. Ohne unsere Sehnsucht, den eigenen
Narzissmus bewundern zu lassen (und diesen Wunsch in der Identifikation zu fantasieren),
gäbe es keine Helden. Man bedenke, wie die Charakteristik des Narzissmus - Selbstgenügsamkeit, Gleichgültigkeit - der klassischen Definition des "Erhabenen" entspricht. (ICF2)
[96-L] Schultz, Ulrike:
Autonomie oder Sicherheit: das Aushandeln von Familiennormen in sudanesischen
Familien, in: Afrika Spectrum : Zeitschrift für gegenwartsbezogene Afrikaforschung, Jg. 42/2007,
H. 2, S. 167-194 (Standort: USB Köln(38)-XA347; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Sudanesische Familien sind komplexe Gestalten mit porösen Grenzen. Sie sind nicht
nur durch die Prozesse der Modernisierung und Islamisierung herausgefordert, sondern stehen
auch im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion im Lande bezüglich der unterschiedlichen
Lesearten der 'Modernität'. Im Rahmen der Familien werden das westliche und das islamische
Modernisierungskonzepte selektiv wahrgenommen, neu interpretiert und gemischt: Das Ergebnis ist eine hybride 'Modernität'. Familienmitglieder nehmen Bezug auf die 'moderne' islamische Familie oder auf die traditionelle sudanesische Familie, um ihre Positionen in der Diskussion zu stärken. So ist dieser Kampf in die lokalen Traditionen, in das lokale Wissen und
in die moral-ökonomischen Institutionen eingebettet. Diese Instanzen haben alle Entwicklungen kritisch beurteilt, seitdem sich die sudanesische Gesellschaft zu modernisieren versucht.
(ICF2)
[97-L] Seibert, Christoph:
Inklusion von Religion im politischen Diskurs - eine irreführende Fragestellung?:
Überlegungen zur Verhältnisbestimmung von öffentlicher Vernunft und Religion bei John
Rawls und Jürgen Habermas, in: Ines-Jacqueline Werkner (Hrsg.) ; Antonius Liedhegener
(Hrsg.) ; Mathias Hildebrandt (Hrsg.): Religionen und Demokratie : Beiträge zu Genese, Geltung
und Wirkung eines aktuellen politischen Spannungsfeldes, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2009, S. 29-52
INHALT: Vor dem Hintergrund einer systematisch-historischen Problemexposition setzt sich der
Verfasser mit der Frage auseinander, ob die Alternative zwischen Inklusion und Exklusion
von Religion in der politischen Öffentlichkeit das Phänomen hinreichend erfassen kann. Eine
kritische Analyse der Inklusionsoptionen in den sozialethischen Entwürfen von Rawls und
Habermas schließt sich an. In der Debatte um Inklusion und Exklusion von Religion behandeln Rawls und Habermas aus der religionskritischen Distanz eines kantischen Vernunftethos
zentrale Verhältnisbestimmungen von Religion und demokratischem Bürgerideal. Der ge-
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meinsame Bezug auf Kant bei Rawls und Habermas aktualisiert sich freilich verschieden, so
dass die Reichweite der Inklusivität öffentlicher Vernunft eine jeweils andere Bestimmung erfährt. Ungeachtet dieser Verschiedenheit ist bei beiden ein ähnliches und nur unzureichend
gelöstes Grundproblem zu verzeichnen, das die Vermittlungsstrategien zwischen den auf Universalität und den auf Partikularität abzielenden Gesichtspunkten menschlicher Handlungspraxis betrifft. (ICE2)
[98-L] Steineck, Christian; Döring, Ole (Hrsg.):
Kultur und Bioethik: Eigentum am eigenen Körper, (Schriftenreihe Recht, Ethik und
Ökonomie der Biotechnologie, Bd. 21), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 169 S., ISBN:
978-3-8329-4479-7
INHALT: "In diesem Band werden Eigentums- und Verfügungsrechte mit Bezug auf die Ethik
des menschlichen Leibes in Europa, Amerika, dem Mittleren Osten und Ostasien diskutiert.
Wie steht es dabei um die Verfügungsrechte der Personen, zu denen der Körper als ihr Leib
gehört? Die aktuellen ethischen Diskussionen über Rechte mit Bezug auf den eigenen Leib
von Europa bis Ostasien und Amerika zeigen, dass je nach gesellschaftlicher Situation unterschiedliche Probleme im Vordergrund stehen. Im Allgemeinen herrscht Skepsis gegenüber
der Subsumtion des menschlichen Leibes unter das Eigentum. Vereinzelt wird dies jedoch
vorgeschlagen, um die Selbstbestimmung des Menschen gegen gesellschaftliche Ansprüche
zu stärken." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Steineck, Ole Döring: Kultur und
Bioethik: Eigentum am eigenen Körper? (17-25); Ingrid Schneider: Die soziale und rechtliche
Regulation des Transfers von Körpersubstanzen: Kategorien, Klassifikationen und Normbildungsprozesse (26-50); Nils HOppe: Normative Modelle zur Regelung der Kommodifikation
menschlichen Gewebes in Forschung und Therapie: Fragen der Zustimmung aus der Common Law Perspektive (51-63); Arnd Wasserloos: Individuum, Gemeinschaft und Genetik.
Anmerkungen zur Kollektivierung des Informierten Einverständnisses in der bioethischen Regulierung humangenetischer Forschung mit Populationen (64-85); Christian Steineck: Der
Leib als Eigentum: bioethische Debatte und aktuelle Rechtsentwicklung in Japan (86-99); Ole
Döring: Körper und Schuldigkeit in der chinesischen Bioethik: Zur philosophischen und praktischen Bedeutung von Xiao ("kindliche Pietät") in der aktuellen Debatte (100-117); Miki Olschina: Das Recht auf den eigenen Körper: Buddhistische Positionen zur Organtransplantation in Japan (118-129); Phillan Joung: Grenzen der Verfügbarkeit über den eigenen Körper
bei der Organ und Eizellspende in Südkorea (130-148); Thomas Eich: Verfügungsrechte am
eigenen Körper in der sharia am Beispiel von Schönheitsoperationen, Intersexualität und Hymen-Restauration (149-162).
[99-F] Tolino, Serena (Bearbeitung); Paul, Jürgen, Prof.Dr. (Betreuung):
Homosexualität im Islam
INHALT: Heute ist Homosexualität eine sexuelle Ausrichtung. Das Projekt ist eine Erforschung
des islamischen Standpunktes in Bezug auf dieses Thema. Homosexualität ist für den Islam
eine große Sünde und ein Umsturz der natürlichen Ordnung. Die bestehende Debatte über
dieses Thema in den verschiedenen juristischen Schulen hat diesen Punkt nie in Frage gestellt. Was ist der juristische Status der Homosexuellen? Was sind die Gemeinsamkeiten und
die Unterschiede zwischen Homosexualität und zina? Scheinbar ist für die islamische Recht-
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sprechung eine homosexuelle Orientierung kein Problem, bis es zu sexuellen Handlungen
kommt. Das moderne Konzept der sexuellen Orientierung ist nun eine Tatsache und eine Herausforderung für die islamische Welt: Die Studie analysiert die Situation unter Berücksichtigung der rechtlichen Gesichtspunkte und der sozialen Schwierigkeiten von Homosexuellen in
islamischen Ländern. GEOGRAPHISCHER RAUM: arabische Welt
ART: BEGINN: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft (Mühlweg 15, 06114 Halle)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[100-L] Traunmüller, Richard:
Religion und Sozialintegration: eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen
Kapitals, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 435-468 (Standort: USB
Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0100-5)
INHALT: "Dieser Beitrag widmet sich der systematischen empirischen Analyse des Einflusses
von Religion auf Sozialkapital in der Bundesrepublik Deutschland. Als abhängige Variablen
werden neben der Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements
und informelle Freundschafts- und Verwandtschaftsnetzwerke auch deren identitäts- und statusüberbrückende Potenziale berücksichtigt. Die auf der Datengrundlage des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) ermittelten Ergebnisse legen nahe, dass sowohl subjektive Religiosität
als auch öffentliche religiöse Praxis einen positiven Einfluss auf strukturelle Aspekte der Sozialintegration in Deutschland ausüben. Dabei lassen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den religiösen Traditionen - Katholizismus, Protestantismus, anderen christlichen Religionen und Islam - ausmachen. Während etwa regelmäßiger Gottesdienstbesuch
für alle Religionen mit einem größeren Freundschaftsnetzwerk einhergeht und zu häufigeren
Treffen mit Freunden und Nachbarn führt, wird die Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements vornehmlich in christlichen Konfessionen und hier insbesondere im Protestantismus gefördert. Allerdings zeichnet sich keine der betrachteten religiösen
Traditionen durch besondere identitäts- oder statusüberbrückende Wirkungen aus." (Autorenreferat)
[101-L] Vester, Michael:
Soziale Milieus im Überblick, in: Heike Solga (Hrsg.) ; Justin Powell (Hrsg.) ; Peter A. Berger
(Hrsg.): Soziale Ungleichheit : klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2009, S. 313-329
INHALT: Lebensstile sind, allgemein formuliert, ein Ensemble von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen und Geschmacksdifferenzen, das in relativ stabile Muster der alltäglichen
Lebensführung mündet. Sie kennzeichnen zugleich die soziokulturelle Vielfalt von Individuen. Soziale Milieus sind im Unterschied dazu eher Gruppen von Menschen, die ähnliche Lebensstile, -auffassungen und -ziele aufweisen und dadurch (subkulturelle) Einheiten innerhalb
der Gesellschaft bilden. Für den Autor lokalisieren sich soziale Milieus in einem Raum, der
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aufgespannt wird durch eine vertikale Schichtungsachse und eine horizontale Achse von
Werthaltungen und Grundorientierungen, die zugleich eine Achse der Modernisierung darstellt. In seinen Arbeiten verbindet der Autor zudem das Habituskonzept von Bourdieu mit
sozialen Milieus: "Soziale Milieus bezeichnen Gruppen mit ähnlichem Habitus, die durch
Verwandtschaft oder Nachbarschaft, Arbeit oder Lernen zusammenkommen und eine ähnliche Alltagskultur entwickeln". Während bei Bourdieu der Habitus den Zusammenhang zwischen objektiver Klassenlage und alltäglicher Lebenspraxis herstellt und so der Klassenreproduktion dient, ist der Habitus beim Autor statt Vermittlungsmedium selbst Definitionskriterium von Milieus, und die Alltagskultur ist statt Konsequenz die Ursache einer unterschiedlichen Ausbildung des Habitus. (ICA2)
1.5
Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[102-F] Afonso, Joao (Bearbeitung); Schnepel, Burckhard, Prof.Dr. (Betreuung):
Der Beitrag ethnischen Tourismus zur Stärkung der Gemeinschaft
INHALT: Dieses Projekt verfolgt das Vorhaben, die Dynamik der lokalen Verwaltung der mosambikanischen Gemeinschaft von Canhane im Rahmen von ethnischem Tourismus zu erforschen. Primäres Ziel ist es, die von einer bestimmten afrikanischen Gemeinschaft angewendeten Abläufe hinsichtlich des Führens eines Geschäftes zu untersuchen, das die eigene Kultur
hervorbringt. Während die Dynamik der Gemeinschaft den Kern der Untersuchung bildet,
werden darüber hinaus die Auswirkungen der Stärkung der Gemeinschaft auf die Einheimischen analysiert. Die Zunahme des Tourismus' stellt eine zentrale Dimension der Globalisierung dar und hat die Aufmerksamkeit auf deren soziale Auswirkungen und Leistungsvermögen gelenkt. Ungeachtet der weltweiten Ungleichheit wird dieser Vorgang nun auch als ein
mögliches Mittel zur Reduzierung von Armut dargestellt. Während der Tourismus zunahm,
wurden besondere Bereiche in der Industrie kategorisiert, darunter z.B. der ethnische Tourismus. Diese Art des Tourismus konzentriert sich auf die ethnische Einzigartigkeit, d.h. er fördert den Kontakt zwischen Menschen verschiedener Kulturen. In diesem Zusammenhang
wird die "abgeschiedene" Bevölkerung das Hauptobjekt des ethnischen Tourismus. Infolgedessen erscheint diesen Gemeinschaften ethnischer Tourismus als eine Form der Einbeziehung in das weltweite System sowie als viel versprechendes Mittel, nicht nur Armut auszurotten, sondern auch um einheimische zukunftssichere Entwicklung zu befördern. Nach Ansicht
von Sozialwissenschaftlern ist zukunftssichere Entwicklung nur durch aktive einheimische
Partizipation möglich, d.h. durch Stärkung der Gemeinschaft. Diese allgemein anerkannte
Vorstellung ruft einen Widerspruch hervor: Weil es sich bei dieser Entwicklung um einen
Vorgang handelt, der auf Wirtschaftlichkeit beruht, um aktiv zu bleiben, impliziert diese
Form des Tourismus allgemein Verwaltungsabläufe, die im Einklang mit globalem Kapitalismus-Fachwissen stehen. Folglich, und insbesondere im Rahmen des ethnischen Tourismus,
hat eben dieser Vorgang Situationen hervorgebracht (bzw. erhält diese aufrecht), in denen
Einheimische, die nicht über die notwendige Sachkenntnis verfügen, um ein weltweit wettbewerbsfähiges Geschäft zu führen, die Benachteiligten bleiben. In Mosambik wird nun die Zunahme des Tourismus als eine bestimmende Strategie für die Entwicklung des Landes betrachtet. Bis jetzt stellten die ausländischen privaten Investoren und westliche Nichtregierungsorganisationen die Hauptakteure dieses Prozesses dar. Die Mehrheit der ausgewählten
mosambikanischen Gemeinschaften wurde von den beteiligten Institutionen als unfähig be-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
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zeichnet, mit dem Tourismus assoziierte Geschäfte bewältigen zu können, weswegen sie von
diesem Prozess ferngehalten wurden. Dennoch führt die mosambikanische Gemeinschaft der
Canhane ihr eigenes Geschäft mit dem Tourismus, wobei die Nutzung ihrer Volkszugehörigkeit das Kerngeschäft darstellt. Darüber hinaus zeigt das Covane Gemeinschaftshäuschen, das
sie seit nunmehr 3 Jahren führen, gewinnbringende Ergebnisse. Welche Faktoren beeinflussen die gemeinschaftliche Verwaltung und wie bewältigt die Gemeinschaft diese Faktoren?
Wie gestalten die Errungenschaften der Gemeinschaft hinsichtlich der Selbstverwaltung
durch ethnischen Tourismus die einheimische Gesellschaft und das kulturelle System? Welches Potential übt der ethnische Tourismus auf die Stärkung der Gemeinschaft aus? GEOGRAPHISCHER RAUM: Mosambik
ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution; Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie
Seminar für Ethnologie (06099 Halle)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-552-4201, e-mail: [email protected])
[103-F] Alex, Gabriele, Dr. (Bearbeitung):
Folk medicine in South India: representations of diverse identities in medical encounters
INHALT: India, as a long standing plural society, has also operated for centuries with plural medical systems (Leslie 1976, Nichter 2002). The state recognises seven different medical systems (Ayurveda, Yoga, Unani, Siddha, Homeopathy, Naturopathy and Biomedicine), all of
which are incorporated into the national health care system. However, biomedicine constitutes the biggest sector in the institutionalised health care arena thereby taking a hegemonial
position. Once representative of the colonial power biomedicine is today synonymous of the
Western world (Arnold 1993), and in the context of anti-colonial and anti-western movements
traditional and indigenous medicinal systems have experienced a revival. The last decades
have seen a modernisation of the Indian traditional medical systems, which is characterised
by procedures of standardisation, institutionalisation, commodisation and the increasing production of branded medicines (Bode 2006). Medical systems operate within and in dialogue
with other ideological and religious systems, and besides their healing properties they are linked to for example ethnic or religious qualities, from which they gain their power and knowledge. Medical systems therefore mirror already existing diversities, but they also create a
platform where diverse ideologies are represented. How this happens and what it involves is
the object of this study, which is concerned with a specific branch of folk medicine in India, a
form of what is widely termed as "tribal" medicine. Furthermore, this project investigates
how the health system and regulations articulated by the modern Indian nation state and the
institutionalisation of medical practice shape and influence healing practices as well as ideas
about the efficiency of different medical systems. The current data suggest that the ideas and
(self-)images different groups hold about themselves and each other are articulated and influenced by the field of medical knowledge and practice. Ideas surrounding the traditional, natural, side effect free indigenous Indian folk medicine are contrasted with those surrounding
biomedicine, which is generally termed English medicine and considered to be effective but
harmful because of its side effects, as well as considered modern, but unnatural, and coming
from the outside. At the same time the Indian medical systems (e.g. Unani, Ayurveda, Siddha,
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
'Tribal' medicine) present a system of classification that is used to express and negotiate in
various ways the intrinsic qualities and specific relations between different social groups and
etiological categories. The diversity within the plural medical landscape interacts with the
ideas and representations of different levels of diversity within the society: class, age, caste,
religion etc. The folk healers use these ideas about the traditional and indigenous qualities of
their medicine in order to negotiate their identity and status within the wider society. At the
same time these representations shape the discourse within the Indian nation state, where the
labels of ethnicity and caste are strongly conditioned by affirmative action. The relationship
and interaction between the different field of encounters (community-state, healer-patient)
and the respective representations that are employed in these encounters are also so far not
studied and will form the major part of this ethnography.| GEOGRAPHISCHER RAUM:
South India
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-4956-114, Fax: 0551-4956-170,
e-mail: [email protected])
[104-L] Alvarado Leyton, Cristian:
Native Anthropology: kritische Ethnographie einer Debatte um den Zweck der Ethnologie,
(Interethnische Beziehungen und Kulturwandel, Bd. 66), Berlin: Lit Verl. 2009, II, 136 S., ISBN:
978-3-643-10046-7
INHALT: "Die vorliegende kritische Ethnographie der Rede über Native Anthropology untersucht ihren Sinn angesichts der hegemonialen Setzung ethnologischer Arbeit als Erforschung
'fremder' Menschen. Nach diesem vorherrschenden westlichen Verständnis kann einheimische Ethnologie nicht Ethnologie sein, ein Missverhältnis, das ihr emanzipatives Potential in
einer postkolonialen Welt entschärft. Die Frage nach dem Wozu von Ethnologie wird anhand
der zentralen drei Topoi dieser Debatte: die Qualität der Ethnologie des Eigenen, ihre Erkenntnistheorie und Machtkritik sowie zweier Fallbeispiele (José Maria Arguedas/Lila AbuLughod) als Fluchtpunkt der Rede über Native Anthropology herausgearbeitet in ihr wird die
gesellschaftliche Relevanz und der Zweck der Ethnologie verhandelt." (Autorenreferat)
[105-L] Binder, Beate:
Die Anderen der Stadt: Überlegungen zu Forschungsperspektiven im Grenzgebiet von
Europäischer Ethnologie und Geschlechterstudien, in: Zeitschrift für Volkskunde :
Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 105/2009, Hjb. 2, S. 233-254
(Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Die Autorin beschäftigt sich in ihrer Antrittsvorlesung mit der Frage, wie unter den Bedingungen von Mobilität und Flexibilität das Miteinander in Städten organisiert ist, wie Menschen sich in Beziehung setzen zu "ihrer" Stadt und eben auch zu den Anderen in der Stadt,
zu denjenigen also, die sie aus ihrer je eigenen Perspektive als fremd, unbekannt, vielleicht
auch befremdlich oder gar bedrohlich erleben. Die Autorin möchte auf diese Weise Überlappungen von Europäischer Ethnologie und Geschlechterstudien aufzeigen, wobei vor allem die
Nahtstellen und Reibungsflächen von ethnografischer Praxis und feministischen Problemati-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
77
sierungen im Vordergrund stehen. Es geht mit anderen Worten darum, das Zusammentreffen
einer verstehend rekonstruktiven Forschungshaltung und einer dekonstruktiv angelegten Wissens- und Wissenschaftskritik für eine Auseinandersetzung mit dem städtischen Leben produktiv zu machen. Die Autorin erzählt hierzu drei Alltagsgeschichten, die es erlauben, wechselnde Perspektiven einzunehmen. Es schließen sich einige Überlegungen an, wie die Europäische Ethnologie und die Geschlechterstudien jeweils den Blick auf das Andere richten,
und wie die Konstitution von Zugehörigkeit und die Produktion von Lokalität beschaffen
sind. (ICI2)
[106-L] Braun, Karl:
Vom "Volkskörper": deutschnationaler Denkstil und die Positionierung der Volkskunde, in:
Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg.
105/2009, Hjb. 1, S. 1-27 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Thema ist die Metapher vom Volk als einer einheitlichen, von anderen Völkern klar
abgegrenzten und abgrenzbaren körperlichen Entität, die sich in der deutschen Geschichte
verhängnisvoll ausgewirkt hat. Die Volkskunde hat sich in der Aufarbeitung ihrer Wissenschaftsgeschichte kaum um diese Metapher gekümmert. Es wird der Versuch unternommen,
die Volkskunde selbst als ein Kulturgebilde mit den ihr zukommenden Kulturgebärden zu
nehmen und sie als solche am Leitfaden kollektiver Körpermetaphern aus ihrer Entstehung
und aus ihrer Position im größeren Feld deutschnationalen Denkstils zu analysieren. Die Frage nach der Position der Volkskunde sowohl in der Wissenschaft als auch im Diskurs
deutschnationalen Denkens wird in einem historischen Rückblick, insbesondere mit Bezug
auf Johann Gottlieb Fichte, dargestellt, der 1806 in seinen Reden an die deutsche Nation die
Grundlagen für einen deutschen Nationalismus legte, indem er das Bild der Auferstehung der
deutschen Nation zu einer neuen Dimension beschrieb. Es hat sich gezeigt, dass die Volkskunde bis zur nationalsozialistischen Katastrophe nicht in der Lage war, sich aus dem
deutschnationalen Auftrag zu lösen, der ihr durch die Positionierung eingeschrieben war.
(ICH)
[107-F] Dahlmanns, Erika (Bearbeitung):
Image and performance in conflict transformation - a study on representations of unity and
difference in post-genocide Rwanda
INHALT: The PhD project aims at analysing how images and performances influence processes
of social change after the violent conflicts in Rwanda. It is explored in how far culture-specific images and cultural as well as political performances have an impact on the perception and
construction of individual and collective identity and questioned how images and performances can be implemented strategically in and after social conflicts. | GEOGRAPHISCHER
RAUM: Rwanda
METHODE: The research project combines perspectives from the field of cultural anthropology
and peace and conflict studies in developing an interdisciplinary approach to conflict transformation.
ART: BEGINN: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Gerda Henkel Stiftung
INSTITUTION: Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Studies -BIGSAS- (95440 Bayreuth)
78
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0921-555101, e-mail: [email protected])
[108-L] Gebert, Katrin:
Carina unvergessen: Erinnerungskultur im Internetzeitalter, Marburg: Tectum Verl. 2009,
385 S., ISBN: 978-3-8288-9877-6
INHALT: "Bereits seit einigen Jahren ist die Zahl deutschsprachiger Gedenkseiten im WWW
steigend. 'Carina unvergessen'... ist eine von vielen hundert Gedenkhomepages im Internet.
Zumeist sind es Eltern, die in Gedenken an ihre verstorbenen Kinder Webseiten anfertigen.
Aber welche gesellschaftlichen Ursachen gibt es für die Verlagerung der Trauerarbeit ins Internet? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser Digitalisierung und Veränderungen in
der zeitgenössischen Bestattungskultur? Katrin Gebert beleuchtet, wie Trauer- und Erinnerungskultur im Internet ihren Ausdruck finden. Die theoretische Basis ihrer Untersuchung bilden die Gedächtnistheorien von Maurice Halbwachs, Jan und Aleida Assmann und Astrid Erll
und ethnologische Ritualtheorien. Gebert nimmt die aktuell im deutschsprachigen Internet
existierenden 'Internetfriedhöfe', Erinnerungsportale und privaten Gedenkseiten unter die
Lupe. Aus ethnologischer Perspektive fragt die Autorin nach der soziokulturellen Bedeutung
dieser Gedenkseiten und zeigt den bestattungs- und trauerkulturellen Kontext auf." (Autorenreferat)
[109-L] Gerner, Cornelia (Redakteur); Knuth, Andreas (Redakteur):
Leben mit den Toten: Manifestationen gegenwärtiger Bestattungskultur ; Tagungsband zum
gleichnamigen Symposium vom 10.11. bis 11.11.2006 im Landesarchiv Berlin, (Symposium
zur Bestattungskultur "Leben mit den Toten - Manifestationen gegenwärtiger Bestattungskultur",
2006), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 171 S., ISBN: 978-3-631-59124-6
INHALT: "Der Tod ist die anthropologische Konstante schlechthin. So einförmig sich der Tod
aus biologischer Perspektive ausnehmen mag, so vielfältige Formen nimmt seine kulturelle
Bewältigung an. Verschiedene soziale Gruppen innerhalb der Gesellschaft gehen unterschiedlich mit diesem Thema um: Dies macht sich auf den Friedhöfen, aber auch im Bestattungsverhalten und der Erinnerungskultur deutlich. Die gesellschaftlichen und kulturellen Werte einer
Epoche finden ihren Niederschlag auch im Bestattungs- und Friedhofswesen. Die sich heute
verändernden Bedürfnisse sind geprägt von der Suche nach neuen Beisetzungs- und Friedhofsformen sowie alternativen Erinnerungsformen. Dieser Band fasst die Beiträge des gleichnamigen Symposiums zusammen, das 2006 im Landesarchiv Berlin stattfand." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Katrin Schultze-Berndt: Grußwort (7); Cornelia Gerner: Zum Projekt
(9); Gerd Appenzeller: Gedanken zum Thema Friedhof (11-15); Reiner Sörries: Die Entwicklung der Sterbe-, Bestattungs-, und Friedhofskultur unter dem Einfluss der Europäisierung
und Globalisierung (17-27); Norbert Fischer: Der Friedhof als Gedächtnislandschaft (29-40);
Kerstin Gernig: Verfall oder Wandel? Erinnerungskultur im Spiegel gesellschaftlicher Veränderung (41-47); Gerhard Schmied: Friedhofsgespräche - Der Friedhof als Ort der Kommunikation (49-55); Petra Hohn: Tod zur Unzeit - Verlust eines Kindes, Verlust von Geschwistern
(57-61); Helmut Krauß: Probleme der städtischen Friedhöfe Berlins - am Beispiel des Waldfriedhofes Heerstraße (63-67); Oliver Krüger: Gebettet für die Ewigkeit - Ökonomische
Aspekte amerikanischer Friedhofskultur (69-79); Stephan Hadraschek: Friedhofskultur als
Ausdruck der Volksgemeinschaft? Anspruch und Wirklichkeit im Nationalsozialismus (81-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
79
89); Christiane E. Müller: Über die Funktionen eines jüdischen Friedhofs am Beispiel der
Schönhauser Allee (91-100); Ulrike Wallot: Mögliche Problemstellungen mit der Friedhofsgestaltung (101-105); Maciej Lagiewski: Jüdischer Friedhof in Breslau (107-121); Eckhard
Rieke: Jugendprojekt auf dem jüdischen Friedhof in Breslau (123-128); Nathanja Hüttenmeister: "Leerer Raum"? Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes in der Großen Hamburger
Straße in Berlin (129-139); Ingolf Wernicke: Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
e. V. (gegründet 1919) (141-143); Hans-Dieter Heine: Arbeit für den Frieden - die Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (145-147); Volkmar Schneider:
Der nicht natürliche Tod in der bildenden Kunst (149-160); Wolf-Borwin Wendlandt: Historische Grabdenkmäler als Spiegel der Bildhauer- und Baukunst am Beispiel Berliner Friedhöfe
(161-170).
[110-L] Girtler, Roland:
Mythos und Faszination der Haarfarbe Blond: kulturanthropologische und
kulturethologische Betrachtungen, in: Hartmut Heller: Kulturethologie zwischen Analyse und
Prognose, Münster: Lit Verl., 2008, S. 196-210
INHALT: Für den Kulturanthropologen und Kulturethologen sind Kopf und Haare von großem
Interesse, denn mit ihnen werden im Gegensatz zu anderen Körperregionen eine besondere
Faszination und mitunter sogar Zauberkraft verbunden. "Blond sein" ist seit jeher auch immer
ein Symbol gewesen und wird mit verschiedenen Deutungen verbunden, wie "kühle" Schönheit oder "naive" Anmut. Die Haarfarbe Blond symbolisierte in der Kulturgeschichte Unschuld und Güte, Fruchtbarkeit, Stärke, Makellosigkeit und Wert. Die seit jeher begehrte
Haarfarbe Blond galt speziell bei den alten Griechen als "göttliche Haarfarbe". Die Attraktivität der Haarfarbe Blond hängt offenbar mit deren seltenem Vorkommen zusammen, denn der
Anteil der Blonden an der Weltbevölkerung beträgt nur ca. zwei Prozent. Die kulturanthropologischen Betrachtungen des Autors beziehen sich unter anderem auf die Verbreitung der
Haarfarbe Blond in früheren Jahrhunderten, auf die Rolle von Blondinen als Models und
Schauspielerinnen, auf blonde Mädchen in Märchen, auf den blonden Ganoven, auf das umschwärmte blonde Mädchen im Duell des Sozialisten Ferdinand Lassalle und auf den blonden
Burschen im Lied und in der Werbung. (ICI2)
[111-F] Glover, Evam (Bearbeitung):
Relationship between co-wives: gender, reproductive health and domestic processes in polygynous households in a city. A case study of Tamale metropolis (Northern Ghana)
INHALT: The study focuses on power issues at play in polygynous families in the Tamale Metropolis (the regional capital of the Northern region of Ghana). It explores the choices that both
men and women make in such families; how these choices differ between both women and
men, between different life stages and the implications for meeting both their practical and
the strategic needs for safeguarding their reproductive health and rights in this social context.
This study will demonstrate the divergence of interests and the agency of individual actors
within polygynous domestic groups. It seeks to demonstrate the need for innovative sexual/
reproductive health interventions that take cognizance of the cultural position of women and
men in polygynous unions.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Northern Ghana
80
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
METHODE: Triangulation of methods will be crucial in this study. Data will be gathered through
focus group discussions, participant observation, biographical narratives and a survey questionnaire using the interview approach.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Studies -BIGSAS- (95440 Bayreuth)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0921-55-5101)
[112-F] Göttsch-Elten, Silke, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Volkskunde als 'Heimatwissenschaft': Region und Ethnos am Beispiel Schleswig-Holsteins
1920-1980
INHALT: Das Projekt untersucht, wie in Schleswig-Holstein seit den 1920er Jahren bis 1980
volkskundliches Wissen als doppelt 'strategisches Wissen' verhandelt wurde: im Blick auf regional-nationale Identitätspolitiken wie auf die akademische Etablierung der Volkskunde. Dabei liegt der Fokus zum einen auf dem Spannungsfeld der daran beteiligten Milieus, die räumlich sowohl in der Großstadt Kiel als auch in ländlichen Regionen angesiedelt waren und wissenschaftliche Akteure wie nicht wissenschaftliche Expert/innen, Literat/innen und
Politiker/innen einbezogen. Daraus ergaben sich vielfältig miteinander verwobene Interessenlagen und Anwendungsbezüge, die sich im Zwischenbereich von akademischem und gesellschaftlichem Wissen konstituierten. Zum Zweiten erfolgte in der Zeit nach 1920 eine erneute
Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark. Zugleich setzten verstärkt Bemühungen
ein, die regionale Identität Schleswig-Holsteins als 'deutsche Provinz' zu festigen. Damit kam
es zur verstärkten Produktion von Wissen, das als volkskundlich deklariert, zwischen historischen, ur- und frühgeschichtlichen und germanistischen Wissensbeständen situiert und in verschiedenen Formaten wie dem enzyklopädischen Wörterbuch, Radiosendungen, populären
Heimatzeitschriften und Schulbüchern festgeschrieben, transformiert und transportiert wurde.
Zum Dritten wird in einer weiterführenden Perspektive gefragt, inwieweit aus der Zwischenkriegszeit gewonnene Wissensbestände zur Neupositionierung volkskundlichen Wissens nach
1945 beitrugen. Besonders der neu gegründete Schleswig-Holsteinische Heimatbund wirkte
aktiv an der Bildung einer regionalen Identität des neu entstandenen Bundeslandes Schleswig-Holstein mit. Die Auseinandersetzungen um die Volkskundliche Landesaufnahme am
Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum oder die Gründung des Seminars für Volkskunde
an der Universität Kiel 1966 verdeutlichen das Ringen um (wissenschaftliche) Deutungsansprüche. ZEITRAUM: 1920-1980 GEOGRAPHISCHER RAUM: Schleswig-Holstein
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Seminar für Europäische Ethnologie,
Volkskunde (Olshausenstr. 40, 24098 Kiel)
KONTAKT: Institution (Tel. 0431-880-3181, Fax: 0431-880-1705,
e-mail: [email protected])
[113-F] Hardtwig, Wolfgang, Univ.-Prof.Dr. (Bearbeitung):
Zwischen den Kulturen - Franz Boas und der transatlantische Wissenstransfer in der Anthropologie, 1885-1925
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
81
INHALT: Gegenstand des Projektes ist der Wissenstransfer in der Anthropologie zwischen
Deutschland und den USA von 1885 bis 1925. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaftsgeschichte und Kulturtransferforschung wird der Anthropologe Franz Boas (1858-1942), der
nach seiner Habilitation in Berlin 1885 in die USA auswanderte, als Mittlerpersönlichkeit untersucht. Anhand exemplarischer Fallstudien zu zentralen Debatten und Institutionen soll die
Entstehung der boasianischen Kulturanthropologie als Folge eines transatlantischen Wissenstransfers analysiert werden. Es wird gefragt, wie Franz Boas, gegen den Widerstand der
amerikanischen scientific community, als Grenzgänger zwischen deutscher und amerikanischer Wissenschaftskultur sowie zwischen Geistes- und Naturwissenschaft die Kulturanthropologie begründete und an den Universitäten der USA etablierte. Dabei soll insbesondere untersucht werden, welche wissenschaftlichen Theorien und Praktiken, welche Aspekte der
deutschen Wissenschaftskultur in die amerikanische Wissenschaftskultur integriert wurden
und welche besonders zum Erfolg der Kulturanthropologie beitrugen. Aus den Befunden ergeben sich Einblicke in die Anschlussfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems um 1900
in transnationaler Perspektive. Seine wissenschaftlichen Beziehungen zu Deutschland pflegte
Boas intensiv, er war ein in Deutschland stark rezipierter Kritiker der Rassenhygiene und engagierte sich als Präsident der Emergency Society for German & Austrian Science & Art gegen die Isolation deutscher Wissenschaftler nach dem Ersten Weltkrieg. Es soll daher auch
untersucht werden, wie Boas, an die liberale anthropologische Tradition anknüpfend, durch
die kritische Auseinandersetzung mit der Rassenanthropologie auf die deutsche Anthropologie zurückwirkte. Die Untersuchung geht also nicht einfach von einer Ausgangs- und einer
Zielkultur im Wissenstransfer aus, vielmehr will sie die Verflechtungen zwischen den Wissenschaftskulturen und die Folgen für die Herausbildung der Kulturanthropologie beispielhaft
herausarbeiten. ZEITRAUM: 1885-1925
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften Lehrstuhl für Neuere Geschichte, insb. 19. Jahrhundert (Unter den Linden 6,
10099 Berlin)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 030-2093-2177, Fax: 030-2093-2639,
e-mail: [email protected])
[114-L] Hesse, Lisbeth:
Mit anderen Augen - Fremdwahrnehmung und interkulturelles Verstehen von Reisenden im
Nahen Osten: eine kultur- und sozialanthropologische Studie, Frankfurt am Main: IKO-Verl.
f. Interkulturelle Kommunikation 2008, 151 S., ISBN: 978-3-88939-913-7
INHALT: Die Autorin untersucht die Orientbilder von österreichischen Touristen im Nahen Osten und fragt nach den Möglichkeiten interkulturellen Verstehens durch das Reisen. Im Mittelpunkt stehen folgende Forschungsfragen: Gewährt das Reisen den Touristen die Möglichkeit, einen realitätsnahen Einblick in die fremde Kultur zu bekommen, oder bilden ihre Beschreibungen lediglich einen weiteren Mosaikstein in der Geschichte des Konstruktionscharakters des Orients? Stimmt es, dass die Grundzüge des gegenwärtigen Orientbildes von Reisenden bereits in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts mit ihren teils romantisierenden, teils
dämonisierenden Vorstellungen basierend auf dem damaligen Orient-Diskurs gelegt wurden?
Beruhen die Bilder in den Erzählungen gegenwärtiger Reisender auf eigenen Beobachtungen
oder basieren sie auf historisch festgelegten Stereotypen und dem dämonisierenden Einfluss
der heutigen Medien? Die Autorin untersucht ferner, aus welchen Motiven sich die Reisenden
82
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
für den Orient interessieren und diesen bereisen, auf welche Bereiche der bereisten Kultur ihr
Augenmerk gelegt wird und welche wiederum keine oder kaum Beachtung finden. Dies betrifft auch die Frage, warum bestimmte Aspekte der fremden Kultur weniger bzw. mehr Aufmerksamkeit und Interesse der Touristen hervorrufen. Durch eine vergleichende Betrachtung
des heutigen Orientbildes von Touristen mit jenem von Orientreisenden des 19. Jahrhunderts
wird versucht, Antworten auf die gestellten Fragen zu finden. (ICI2)
[115-L] Hettling, Manfred:
Politischer Totenkult im internationalen Vergleich, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und
geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 3, S. 104-116 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76;
USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Indem nicht der Einzelne über Krieg und Frieden entscheidet, sondern das Gemeinwesen, wird der Tod des Soldaten zur politischen Angelegenheit. Die damit getroffene Verfügung über das Leben eines Einzelnen fordert deshalb politische Antworten: Welchen Sinn hat
dieser Tod für das Gemeinwesen? Dieser Frage kann kein politischer Verband ausweichen,
unabhängig davon, ob es sich um Demokratien oder Diktaturen, Republiken oder Monarchien, Weltmächte oder Kleinstaaten handelt. Der Gefallenen zu gedenken, den Sinn bzw. die
Sinnlosigkeit dieses Sterbens zu benennen, kann kein Gemeinwesen entgehen. Darin liegt
eine wesentliche Gemeinsamkeit des Totenkultes über nationale Grenzen hinweg:
"Totenkult" verstanden als begriffliche Klammer für Gedenk- und Erinnerungsformen an
Tote, derer als Funktionsträger politischer Handlungseinheiten öffentlich gedacht wird. Der
Autor fragt in seinem Beitrag nach möglichen strukturellen Gemeinsamkeiten ebenso wie
nach nationalen Besonderheiten und konzentriert sich dabei auf demokratische Gesellschaften
der Gegenwart. Er diskutiert abschließend die Frage, wie sich das in Berlin errichtete "Ehrenmal der Bundeswehr" zu den Herausforderungen verhält, denen sich alle demokratischen Gesellschaften in Bezug auf die Erinnerung ihrer gefallenen Soldaten zu stellen haben, und wie
es sich in die Denkmalssprache der westlichen Demokratien einordnet. (ICI2)
[116-L] Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H.P.; Warner, Uwe:
Die Abfrage von "Ethnizität" in der international vergleichenden Survey-Forschung,
Mannheim: Forschung Raum u. Gesellschaft e.V. 2009, 150 S., ISBN: 978-3-924725-15-0 (Graue
Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-59179)
INHALT: Die Autoren entwickeln ein Instrumentarium für die Abfrage von Ethnizität in der international vergleichenden empirischen Sozialforschung. Eingangs arbeiten sie Elemente von
'Ethnizität' heraus. Diese sind die Unterscheidung von Gruppen nach legalen Rechten und
nach kulturellem Hintergrund sowie nach der Teilhabe am Wirtschaftsleben, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, Migrationshintergrund und Integration von Migranten. Zusammen mit den Elementen der Abfragen, die sich in amtlichen Statistiken finden - Staatsangehörigkeit, ethnische Bevölkerungsgruppe, Geburtsland, Aufenthaltsdauer, Geburtsland beider Elternteile, dominierende Sprache - entwickeln die Verfasser ein Instrumentarium, das
'Ethnizität' als Hintergrundvariable enthält und eine größere Tiefe der Abfrage ermöglicht, um
den Forschungsgegenstand 'Migration' zu erfassen. Das Instrumentarium, so die Autoren, ist
reduzierbar, die Abfrage bleibt allerdings auf dem Niveau der Hintergrundvariablen. (ICC)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
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[117-F] Keller-Drescher, Lioba, Dr. (Bearbeitung); Tschofen, Bernhard, Prof.Dr. (Leitung):
Wissenschaft und Landeskultur: volkskundliches Wissen im staatlichen Reorganisationsprozess (Baden-Württemberg 1952-1977)
INHALT: Das Projekt untersucht Ort, Funktion und Dynamik volkskundlichen Wissens in der
(Nachkriegs-)Gesellschaft des deutschen Südwestens. Fokussierend auf Transferprozesse
zwischen Wissenschaft, Staat und Öffentlichkeit fragen die Studien des Forschungsvorhabens, wie nach der Gründung des neuen Staates Wissensbestände des zunächst wenig konturierten Faches abgerufen, modifiziert und neu generiert werden. Welche Milieus beteiligen
sich an der ethnographisch-volkskundlichen Formierung des neuen Raumes? Wie werden alte
Wissensformate den veränderten räumlich-politischen Erfordernissen angepasst und neue entwickelt, um soziale und kulturelle Differenzierungen fortzuschreiben und zugleich die (symbolische) Homogenisierung über das Narrativ "Landeskultur" voranzutreiben? Untersucht
wird damit das Verhältnis des Wissens der nationalen und regionalen Kulturkunden zu Staat
und Gesellschaft in komplexen sozialen Konstellationen des 20. Jahrhunderts. Im Vordergrund stehen die Wechselwirkungen zwischen staatlicher Integration und fachlicher Innovation in Baden-Württemberg in zwei sich ergänzenden Perspektiven: auf staatliche Landesbeschreibung und auf neue, weniger staatsnahe Milieus integrierende Initiativen, durch die eine
Begegnung von traditionellen Feldern und innovativen Paradigmen ermöglicht wurde. Das
Projekt entwickelt eine Langzeitperspektive auf volkskundliches Wissen und schließt damit
an das vorausgehende "Konstituierung von Region als Wissensraum. Der Beitrag von Volkskunde und Sprachforschung in Württemberg 1890-1930" an. Das Projekt findet weiterhin im
Rahmen des Forschungsverbundes "Volkskundliches Wissen" ( www.volkskundliches-wissen.de ) statt. ZEITRAUM: 1952-1977 GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg
METHODE: Historische Feldforschung im Bereich der Wissenschaftsforschung mit Schwerpunkt in der Wissenschaft: historische Wissenschaftsanthropologie. DATENGEWINNUNG:
Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen.
ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2010-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, LudwigUhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft (Burgsteige 11, 72070 Tübingen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 07071-2974048, e-mail: [email protected])
[118-F] Klingele, Florian (Bearbeitung); Kaufmann, Matthias, Prof.Dr. (Betreuung):
Der Gebrauch von Mariengnadenbildern im Brasilien des 16. bis 18. Jahrhunderts
INHALT: Anhand von Mariengnadenbildern sollen Interferenzen - also gegenseitige Beeinflussungen, Transfer- oder Translationsprozesse - zwischen den verschiedenen, in der portugiesischen Kolonie Brasilien zusammentreffenden Kulturen untersucht werden. Bilder sind als
Ausgangspunkt einer solchen Untersuchung besonders geeignet, da in ihnen die unmittelbare
Verständlichkeit des Bildmediums mit einer relativen Offenheit der Lesart von Bildinhalten
auftritt. Interpretationen des Bildes müssen daher zusätzlich vermittelt werden, sind damit
aber auch empfänglich für Veränderungen. Das kulturelle und im spezielleren religiöse Umfeld in Brasilien zur Zeit der portugiesischen Kolonie zu untersuchen, scheint besonders ergiebig, weil hier mit dem nachtridentischen Katholizismus der Portugiesen, den westafrikanischen Religionen der Sklaven und den Religionen der indigenen Bevölkerung, unterschiedlichste religiöse Traditionen mit deren jeweiligen spezifischen Traditionen des Bildgebrauchs
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im religiösen Kontext erstmals aufeinander treffen. Politisch wie sozial ist die Situation geprägt von der Enteignung der indigenen Bevölkerung und der Versklavung der verschleppten
Afrikaner durch die portugiesischen Kolonisatoren. Es stellt sich damit auch die Frage, ob und wenn ja, welche - Funktionen die von den Portugiesen verbreiteten Mariengnadenbilder
in dieser politischen Situation zu übernehmen hatten. ZEITRAUM: 16. bis 18. Jahrhundert
GEOGRAPHISCHER RAUM: Brasilien
ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie
Seminar für Philosophie (06099 Halle)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[119-L] Köllner, Karin:
Heilig oder zu heilen?: wie Körper vom Recht und der Medizin als einwilligungsfähige
Personen konstruiert werden, Oldenburg 2009, 234 S. (Graue Literatur;
nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:715-oops-9278)
INHALT: "Auf der Grundlage der Sozialtheorie von Helmuth Plessner und ihrer konstruktiven
methodischen Weiterentwicklung durch Gesa Lindemann wird der Blick für die Unterscheidung verschiedener Lebensformen geschärft, die auf einem komplexen Verhältnis von gegenständlichem Körper, subjektivem Leib und der Beziehung zur Umwelt beruht. Eine besondere
Stellung nehmen in der modernen Gesellschaft personale Lebensformen ein, denn nur sie
können als Träger von Rechten auftreten und sich selbst vertreten. Die Untersuchung zeigt in
detaillierter Weise auf, wie Personalität durch die gesellschaftlichen Teilbereiche Recht und
Medizin praktisch ausdifferenziert wird. Die Einwilligungsfähigkeit ist ein Beispiel für eine
personale Differenzierungsform, die eine Grenzziehung zur Folge hat: Nur einwilligungsfähige Personen sind dazu autorisiert, Handlungen in Bezug auf ihren eigenen Körper zu legitimieren. Soziales Handeln ist folglich immer auch als Handeln von Akteuren zu verstehen, die
einen Körper haben und Leib sind. Dieser Sachverhalt ist damit konstitutiv für soziologische
Theorien." (Autorenreferat)
[120-L] Lentz, Carola:
Der Kampf um die Kultur: zur Ent- und Re-Soziologisierung eines ethnologischen Konzepts,
in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 60/2009, H. 3,
S. 305-324 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Sowohl Ethnologie wie Soziologie werden durch die Globalisierung herausgefordert.
Die vermeintlich abgeschlossenen fremden 'Völker' verschwinden; 'Gesellschaft' nationalstaatlich zu konzipieren, wird immer unplausibler. Eine (Wieder)Annäherung der beiden im
neunzehnten Jahrhundert ausdifferenzierten Fächer tut Not. Taugt 'Kultur' dafür als Brückenbegriff? Soziologen wie Andreas Reckwitz werben für eine praxis- oder diskurstheoretische
Reformulierung des Kulturkonzepts, tragen dabei aber auch zu einer problematischen, weil zu
umfassenden 'Kulturalisierung' des Sozialen bei. Dagegen halten Ethnologen wie Adam Kuper oder Chris Hann den Kulturbegriff für so unrettbar reifiziert, diffus und machtblind, dass
sie ihn lieber abschaffen oder doch umfassend 'soziologisieren' und durch eine präzisere Be-
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nennung der jeweils gemeinten symbolischen Codes oder sozialen Praktiken ersetzen wollen.
Der vorliegende Artikel schließt sich eher den Skeptikern an und zeichnet aus dieser Perspektive die wichtigsten Stationen der 'Entsoziologisierung' des klassischen ethnologischen Kulturbegriffs und die neuere Kritik in der Ethnologie sowie Ansätze nach, Kultur als Arena von
machtförmigen Aushandlungsprozessen zu begreifen." (Autorenreferat)
[121-L] Meyer, Christian; Schareika, Nikolaus:
Participant audition: audio-recording as ethnographic method, (Arbeitspapiere / Universität
Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Nr. 101), Mainz 2009, 30 S. (Graue Literatur;
www.ifeas.uni-mainz.de/workingpapers/AP101.pdf)
INHALT: "Linguistically oriented anthropologists have over decades developed a unique approach to social reality that consists in the recording of verbal interaction in situations that are
not directed by the researcher. Although this approach is of general interest for any attempt at
understanding social life - just as observation and interview - it has not yet been released from
the subject field within which it has been developed. But just as observation is methodologically functional for matters beyond ethnology, and interviewing is expedient in studies
beyond psychology, audio-recordings and analyses of verbal exchange is useful for research
in thematic fields far beyond linguistic performance. In this article, we firstly propose to give
that third method of ethnographic inquiry the contrasting name of 'participant audition,' secondly try to demonstrate that this method has a number of epistemological and methodological implications that set it apart from participant observation and interviewing; and thirdly
suggest to place it as a general method alongside observation and interview in order to make
it a more visible option for ethnographers." (author's abstract)|
[122-L] Möller, Petra:
Todesanzeigen - eine Gattungsanalyse, Gießen 2009, 266 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/
urn:nbn:de:hebis:26-opus-69889)
INHALT: "Die Analyse nähert sich ihrem Objekt Todesanzeige aus der Perspektive des Gattungskonzeptes, das seit Beginn der 80er Jahre insbesondere im Konstanzer Umfeld um Thomas Luckmann entwickelt wurde. Dabei wurde der wissens- und kommunikationssoziologische Ansatz zur Analyse kommunikativer Gattungen aus dem Gegenstandsbereich der mündlichen Kommunikation auf ein schriftsprachlich-ikonographisches Objekt übertragen, um auf
diesem Wege neue Einsichten in ein kulturelles Relikt, die Todesanzeige, zu ermöglichen.
Zunächst wird dazu die 'Grammatikalität' der Todesanzeige rekonstruiert. Danach lenkt sich
der Fokus auf die Praktiken der Darstellung der beteiligten Akteure - des Verstorbenen wie
der Hinterbliebenen. Den Abschluss bilden Überlegungen zu der Frage, inwiefern sich im
Prozess der Modernisierung die Gattung Todesanzeige innerhalb der rituellen Verfassung der
Gesellschaft insgesamt ändert und insbesondere durch verstärkt auftretende Elemente der Individualisierung ihren Gattungscharakter einbüßt." (Autorenreferat)
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[123-F] Morigerowsky, Freya, M.A. (Bearbeitung); Sprenger, Guido, Jun.-Prof.Dr. (Leitung);
Sprenger, Guido, Jun.-Prof.Dr. (Betreuung):
Schamanismus als transkulturelle Wissensproduktion: ein Vergleich zwischen dem insularen und dem kontinentalen Südostasien
INHALT: Das Verständnis von Transkulturalität, dem Teilen von Wissen und Repräsentationen
über wahrgenommene kulturelle Grenzen hinweg, ist zentral für eine akademische und politische Weiterentwicklung des Verständnisses der Gegenwart. Dabei ist der systematische, theoriegesteuerte Vergleich bisher vernachlässigt worden. Dies soll exemplarisch an einem Vergleich zweier ritueller Heilsysteme Südostasiens vorgenommen werden, die beide mit dem
Begriff Schamanismus beschrieben werden können. Es handelt sich um rituelles Heilen bei
den Rmeet (Lamet) in Laos (Forscher: Sprenger) und den "Maloh" in Kalimantan, Indonesien
(Forscherin: Morigerowsky). Beide Gesellschaften sind Minderheiten ohne zentralisierte Sozialstruktur, deren rituelle Systeme externes Wissen aufnehmen - speziell von den jeweils dominanten Ethnien, den buddhistischen Lao bzw. den muslimischen Malaien. Zugleich werden
erkrankte Personen über rituelles Heilen als soziokosmische Ganzheiten rekonstituiert. Wie
also wird die Kohärenz kultureller Repräsentationen, die eine solche Ganzheit voraussetzt, in
Verbindung gebracht mit der Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg? Inwieweit ist
für die Rekonstitution von Personen - von Heilen - die Einbeziehung des kulturell Fremden
notwendig? GEOGRAPHISCHER RAUM: Südostasien
METHODE: Auf theoretischer Ebene sollen klassische strukturalistische Theorien, deren Stärke
in der Analyse der Kohärenz kultureller Vorstellungen liegt, verknüpft werden mit prozessorientierten und dynamischen Theorien, welche Wandel und transkulturelle Kommunikation
thematisieren. Der hohe Abstraktionsgrad dieser Theorieverknüpfung gewährleistet eine
Chance, dass die vergleichende Forschung verallgemeinerbare Ergebnisse hervorbringt. Methodisch wird die ethnologische Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung, Interviews
und systematischem Beobachten angewendet. Dabei wird auch die Möglichkeit einer multisited ethnography - um die Wanderungsbewegungen des Wissens zu verfolgen - berücksichtigt.
ART: BEGINN: 2010-08 ENDE: 2013-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Institut für Ethnologie
(Studtstr. 21, 48149 Münster)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-8327314, e-mail: [email protected])
[124-L] Mückler, Hermann:
Einführung in die Ethnologie Ozeaniens, (Kulturgeschichte Ozeaniens, Bd. 1), Wien: WUVUniv.-Verl. 2009, 320 S., ISBN: 978-3-7089-0392-7
INHALT: "Die Kulturregion Ozeanien - untergliedert in Melanesien, Polynesien und Mikronesien - ist aufgrund der ethnischen, kulturellen und sprachlichen Vielfalt ihrer Bewohner weltweit einzigartig und stellt wegen ihrer Ausmaße und geographischen Extreme eine Region
der Superlative dar. Die indigenen Bevölkerungen dieser Inselwelt mussten in Prozessen der
Akkulturation und Transkulturation in den vergangenen 200 Jahren ihren Bezug zu Status,
Tradition, Alltag und Berufsleben unaufhörlich neu definieren. Diesen Kulturwandel wie
auch die politischen Entwicklungen der einzelnen Staaten veranschaulicht der Autor exemplarisch anhand der Darstellung von lokalen sozialen Strukturen, Kulten und Ritualen, religi-
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ösen Vorstellungen, Aspekten der materiellen Kultur, Weltbild und Wertvorstellungen." (Autorenreferat)
[125-F] Nieswand, Boris, Dr.rer. (Bearbeitung):
Diversität zwischen Verwaltung und Alltag. Eine Ethnographie des Nexus von lokalen Formen von Staatlichkeit und migrantischen Lebenswelten
INHALT: Innerhalb dieses Projektes wird untersucht, wie soziale Vorstellungen von ethnischer
und religiöser Diversität in einem Zusammenspiel von Institutionen und Migranten erzeugt
und prozessiert werden. Grundsätzlich wird angenommen, dass in dem Spannungsfeld von
vorgefertigten Selbst- und Fremdklassifikationen (z.B. Nationalität, Religion aufenthaltsrechtlicher Status, Geschlecht) und alltagspraktischen Verhandlungen Zuschreibungen getätigt werden, die festlegen, als wer oder was eine Person in einer konkreten Situation gilt und
was dies für Konsequenzen hat. Diese Kategorisierungspraxis, auf die gerade öffentliche Verwaltungen aber auch Migranten in ihrem Handeln angewiesen sind, kann sehr unterschiedliche Konsequenzen haben, die von der Bewilligung einer Arbeitsgenehmigung über die Selektion von Heiratspartnern bis zur Abschiebung einer Person reichen können. Die innerhalb dieses Projektes untersuchten Institutionen und Personen sollen dabei beobachtet werden, wie sie
alltäglich mit den Komplexitäten sich überlagernder Formen von Unterschiedlichkeit (rechtlicher Status, Ethnitzität, Nationalität, Religion etc.) umgehen und welche Lösungen sie zur
Bewältigung praktischer Probleme finden. Dieses Erkenntnisinteresse legt eine multiperspektivische ethnographische Vorgehensweise nahe. Zunächst soll mittels einer teilnehmenden
Beobachtung der Alltagspraxis einer öffentlichen Verwaltung, voraussichtlich im Bereich der
Jugendpolitik, ein tieferes Verständnis der Binnenperspektive kommunalen Diversitätsmanagements entwickelt werden. Dabei soll es einerseits darum gehen, die Relevanz und Anwendung von ethnischen, religiösen und rechtlichen Klassifikationsschemata im Umgang mit den
Klienten der Verwaltung zu untersuchen. Andererseits soll verfolgt werden, wie teilweise abstrakte integrations- und migrationspolitische Modelle, Kategorien und Konzepte, auf die sich
diese Klassifikationen beziehen, in Praktiken übersetzt werden. Es wird vermutet, dass sich
gerade im Wechselspiel einer stärker an pragmatischen Kriterien orientierten Verwaltungspraxis und einem rechtlich und politisch definierten Rahmen von Verwaltungspraxis Diversität institutionell erzeugt und verarbeitet wird. In einer späteren Forschungsphase soll diese organisationssoziologische Sequenz der Forschung durch eine ethnologisch ausgerichtete teilnehmende Beobachtung unter Migranten und deren Nachkommen ergänzt werden. Innerhalb
dieses Abschnitts soll untersucht werden, in welchem Verhältnis die Verwaltungspraxis und
deren Klassifikationen zu den Wahrnehmungen, den Identifikationen und dem Alltagsleben
der Migranten steht. Dabei geht es vor allem darum, Kongruenzen und Inkongruenzen, Verständnis und Missverständnisse sowie Einflüsse und Brüche zwischen den Praktiken und Perspektiven der Verwaltungen und denen der Migranten herauszuarbeiten.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-4956-146, Fax: 0551-4956-170,
e-mail: [email protected])
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1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde
[126-L] Pöhl, Friedrich; Tilg, Bernhard (Hrsg.):
Franz Boas - Kultur, Sprache, Rasse: Wege einer antirassistischen Anthropologie,
(Ethnologie : Forschung und Wissenschaft, Bd. 19), Berlin: Lit Verl. 2009, XII, 149 S.
INHALT: Inhaltsverzeichnis: 1. Friedrich Pöhl: Einleitung (1-25); 2. Roland Girtler: Franz Boas Burschenschafter und Schwiegersohn (27-37); 3. Ludger Müller-Wille: Franz Boas und seine
Forschungen bei den Inuit (39-54); 4. Friedrich Pöhl: Franz Boas: Feldforschung und Ethik
(55-76); 5. George Lang: Boas, Chinook Jargon, Q'ilti and the Chinookan Poetic Legacy (7795); 6. Bernhard Tilg: Gegen den Strom der Zeit (97-110); 7. Lee D. Baker: The Location of
Franz Boas within the African-American Struggle (111-129); 8. Jürgen Langenkämper: "Ich
fuerchte nur, wir verstehen einander nicht" (131-149).
[127-L] Probst-Effah, Gisela (Hrsg.):
Regionalität in der musikalischen Popularkultur: Tagungsbericht Hachenburg 2006 der
Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen in der Deutschen Gesellschaft
für Volkskunde e.V., (Berichte aus der Musikwissenschaft), Aachen: Shaker 2009, 334 S., ISBN:
978-3-8322-8033-8
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Guido Fackler: Region "Stadt" als Ganzes im Fokus: Musikalische
Alltagskulturen, Räume und Klänge am Beispiel Würzburgs (11-40); Ernst Kiehl: Quedlinburger Gassenhauer und Heimatlieder (41-55); Wilhelm Schepping: Konstanten und Varianten, Umbrüche und Innovationen in der Musikalischen Volkskultur. Ergebnisse und Perspektiven regionaler presse-empirischer Recherche (57-86); Astrid Reimers: Kölner Dialektlieder.
Politik, Empowerment und Selbstbeweihräucherung (87-97); Günther Noll: Zur Kontrafaktur
und Parodie im rheinischen Dialektlied - eine Auswahl aktueller Beispiele (99-164); Elvira
Werner: Rock mer weng zam" - Neue Mundartlieder im Erzgebirge (165-185); Wolf Dietrich:
Beobachtungen zum Publikum für Folk Musik in Rheinhessen (Region Alzey-Worms) (187194); Sabrina Hubert: Die schwarze Welle überrollt Abtsgmünd. Heavy Metal und regionale
Identität (195-209); Eva Maria Hois: "Dober veeer vam Bog daj" ("Einen guten Abend gebe
euch Gott"). Die steirisch-slowenische Grenzregion in ihren Liedern - Ergebnisse einer Feldforschung zur Jahrtausendwende (211-227); Nicola Benz: Die Bedeutung von Großfamilien
im regionalen Musikleben und die rollenspezifischen Bereiche am Beispiel der Familie Eder
in Annaberg (Lammertal) (229-244); Markus Schüssler: Eine moselfränkische Liedersammlung (245-254); Barbara Boock: Die Volksliedsammlung von Lotte Meyer im Prättigau 1913
(255-269); Christan Schmid: Das Volkslied im Kanton Zürich - Bemerkungen zu einem regionalen Liederbuch (271-279); Katalin Kovalcsik: Romani Ballmusik in einem transdanubischen Dorf in Ungarn (281-298); Elena Schirschkina: Zur Tradition der wolgadeutschen Balladen (299-320); Istvan Almasi: Regionale Merkmale der siebenbürgisch-ungarischen Volksmusik (321-329).
[128-L] Raesfeld, Lydia; Bertels, Ursula (Hrsg.):
Götter, Gaben und Geselligkeit: Einblicke in Rituale und Zeremonien weltweit,
(Gegenbilder, Bd. 6), Münster: Waxmann 2009, 212 S., ISBN: 978-3-8309-2111-0
INHALT: "Wie bekommen Kinder in Ghana eigentlich ihren Namen? Warum ist der fünfzehnte
Geburtstag für Mädchen in Mexiko so wichtig? Wie heiratet man in Pakistan? Welche Bezie-
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hungen bestehen zwischen Lebenden und Toten in Peru und Bolivien? Wie wird das Neujahr
auf Sansibar gefeiert? Was bedeutet der Karneval? Diese und viele andere Fragen werden in
dem vorliegenden Band behandelt und beantwortet. Alle diese Tätigkeiten haben gemeinsam,
dass sie mit bestimmten Ritualen und Zeremonien begangen werden. Rituale und Zeremonien
strukturieren und leiten unser Leben sowohl als Individuum als auch als Teil der Gesellschaft.
In anderen Kulturen wirken diese oft fremd und sogar befremdlich. Die Beiträge in diesem
Band verdeutlichen aber auch die Ähnlichkeiten mit den Ritualen und Zeremonien, die wir
selbst kennen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist daher ein wichtiger Beitrag
zum Interkulturellen Lernen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lydia Raesfeld und Ursula Bertels: Vorwort (9-11); Irmgard Hellmann: Einleitung (13-18); Teil 1: Kapitel 1: Rituale
und Zeremonien im individuellen Lebenszyklus: Lydia Raesfeld: Chiua at - Taufzeremonie
bei den Nahua-Indianern in Mexiko (21-30); Franz Kröger: Das Kind muss einen Namen haben. Namengebung in Ghana und bei uns (31-39); Kerstin Brünenberg: Woher bekommt das
Kind seinen Namen? Die Namengebungszeremonie bei den Tuareg (41-48); Birgitta Huse:
Schulabschlussfest im indigenen Mexiko - Ein Spiegel gesellschaftlichen Wandels (49-61);
Kristin Müller-Wenzel: Vom Kind zum Erwachsenen - Die Jugendweihe in Deutschland (6374); Annette Graf: Das Alter der Sehnsüchte: Ein Mädchenfest in Yucatán, Mexiko (75-81);
Sandra de Vries: Shadi Mubarak!! - Ein Hochzeitsfest in Baltistan, Nord-Pakistan (83-92);
Sabine Klocke-Daffa: Der Tod als Fest - Bestattungsrituale bei den Nama in Namibia (93103); Susanne Schmitz: Allerheiligen und "natitas" - Enger Kontakt zwischen Lebenden und
Toten im Hochland von Bolivien und Peru (105-113); Kapitel 2: Rituale und Zeremonien im
kollektiven Jahresablauf: Katja Turé: Mit Bananenstämmen in ein neues Jahr - Das Neujahrsfest Mwaka Kogwa auf Sansibar (Ostafrika) (117-124); Cathrin Ulrich: Spottkönig, Narr und
Karnevalsprinz: Eine Betrachtung des Kölner Straßenkarnevals als kollektives Übergangsritual (125-133); Sabine Eylert: Reis - mehr als ein Nahrungsmittel? Selamatan in Indonesien
( 135-143); Ursula Bertels: Ein Opfer für die Erdgottheit: Die Pfahlsetzungszeremonie beim
Fliegerspiel in Mexiko (145-151); Barbara Meier: Rituale als Mittel zur Konfliktbeilegung
und Friedensbewahrung. Drei Beispiele aus Afrika (153-161); Teil 2: Unterrichtsmaterialien:
Ursula Bertels und Lydia Raesfeld: Die Vermittlung Interkultureller Kompetenz in der Schule
- ein ethnologischer Ansatz (165-167); Lydia Raesfeld: Chiua at - Taufzeremonie bei den Nahua-Indianern in Mexiko (169-170); Franz Kröger: Das Kind muss einen Namen haben. Namengebung in Ghana und bei uns (171-176); Kristin Müller-Wenzel: Vom Kind zum Erwachsenen - Die Jugendweihe in Deutschland (177-184); Annette Graf: Das Alter der Sehnsüchte: Ein Mädchenfest in Yucatán, Mexiko (185-190); Katja Turé: Mit Bananenstämmen in
ein neues Jahr - Das Neujahrsfest Mwaka Kogwa auf Sansibar (Ostafrika) (191-197); Sabine
Eylert: Reis - mehr als ein Nahrungsmittel? Selamatan in Indonesien (199-206); Ursula Bertels: Ein Opfer für die Erdgottheit: Die Pfahlsetzungszeremonie beim Fliegerspiel in Mexiko
(207-208).
[129-L] Slama, Martin (Hrsg.):
Konflikte - Mächte - Identitäten: Beiträge zur Sozialanthropologie Südostasiens,
(Sitzungsberichte / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische
Klasse, Bd. 11), Wien: Verl. d. Österreich. Akad. d. Wiss. 2009, 324 S., ISBN: 978-3-7001-66092
INHALT: "Der vorliegende Band bietet mit seinen Analysen von rezenten Konflikten, Machtasymmetrien und (umstrittenen) Identitätskonstruktionen sozialanthropologische Einblicke in
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das postkoloniale, von globalen Strömen durchzogene Südostasien. Die speziellen Qualifikationen der Sozialanthropologie - wie detaillierte empirische Studien und eine lange Forschungstradition im Themenfeld Ethnizität/Identität - sind besonders in einer Zeit gefragt, in
der Teile Südostasiens, meist periphere Regionen und Grenzgebiete, von gewaltsamen Konflikten heimgesucht wurden. Ein zentrales gemeinsames Merkmal dieser Konflikte, die etwa
in Indonesien knapp vor und die Jahre nach dem Fall des Langzeitpräsidenten Suharto 1998
ihren Höhepunkt erreichten, ist die (Re-)Aktualisierung ethnischer und religiöser Identitäten.
Während ein Teil der Beiträge auf diese rezenten Konflikte fokussieren, beschäftigen sich andere mit südostasiatischen Konzeptionen von Macht. Sie konzentrieren sich hierbei nicht nur
auf die symbolische Konstruktion von Herrschaft, sondern auch darauf, wie Machtkonzeptionen im Alltag - besonders in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern - wirken bzw. von
AkteurInnen eingesetzt oder unterlaufen werden. Machtverhältnisse und -assymetrien sind
auch zentral für jene Beiträge, die die Konstruktion von Identitäten in Südostasien untersuchen. Sie stoßen dabei auf das Phänomen sich zunehmend verhärtender religiöser und ethnischer Identitäten, das mit dem Aufbau von starren sozialen Grenzen und dem Ausbrechen von
Konflikten zwischen den Bevölkerungsgruppen einhergeht, aber auch auf kosmopolitische,
den lokalen Gegebenheiten in Südostasien angepasste Gegenentwürfe." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Slama: Konflikte, Mächte und Identitäten in Südostasien. Eine Einleitung (7-31); Barbara Bohle: Die Macht des Schweigens und verborgene Gewalt(en) in Indonesien (33-63); Ursula Brandl-Straka: "Früher hatten wir so etwas - heute nicht mehr". Historische ethnographische Sammlungen im Kontext der aktuellen materiellen Kultur auf den
Tanimbar-Inseln (65-86); Birgit Bräuchler: Der Molukkenkonflikt im Internet. Globale Dimension eines lokalen Konflikts (87-115); Clemens M. Grünbühel: Sozialanthropologische
Beiträge zum Integrationsprozess der Greater Mekong Subregion (117-138); Sri KuhntSaptodewo und Marko Mahin: "Dayak sein" und "Dayak werden". Der Wandel der Selbstidentifikation der Ngaju in Zentralkalimantan im Zeichen ethnischer Konflikte (139-161); Michael Lidauer: Champa, Islam und long-distance Nationalismus. Identitätskonstruktionen von
Cham in Vietnam und in der Diaspora (163-192); Ilse Mirnig: Global Flows - Local Loves.
Javanische Heiratspraxis als Spiegel multipler Modernen (193-218); Tony Rudyansjah: Umstrittene Identitäten. Hierarchische Beziehungen und Machtdiskurse auf Buton, Südost-Sulawesi (219-237); Martin Slama: Islam und Säkularismus als kosmopolitische Optionen. Positionierungen der arabischen Diaspora in Indonesien (239-266); Christian Warta: Eine neue
Dimension im Papua-Konflikt? Zur Bedeutung von religiösen Identitäten in einer indonesischen Peripherie (267-294); Christian Wawrinec: Natur ohne Menschen? Staatlich-tribale Beziehungen in Indonesien illustriert am Fallbeispiel der Orang Rimba des Bukit Duabelas Nationalparks in der Provinz Jambi (295-320).
[130-L] Turner, Victor:
Vom Ritual zum Theater: der Ernst des menschlichen Spiels, Frankfurt am Main: Campus
Verl. 2009, XXIII, 198 S., ISBN: 978-3-593-38908-0
INHALT: "Victor Turner hat in diesem erstmals 1982 erschienenen Buch Maßstäbe für die Anwendung ethnologischer, an 'fremden Kulturen' gewonnener Erkenntnisse gesetzt. Er hat die
Rituale, Symbole und Interaktionsformen der Industriegesellschaft dem ethnologischen Blick
ausgesetzt und dabei ihre Theatralität und ihre Spielstrukturen erforscht: die Inszenierungen
und Rollenspiele des Alltags. Besonders interessierte Turner sich dabei für gesellschaftliche
Krisensituationen beziehungsweise 'soziale Dramen' und die Funktionen von Ritual und Spiel
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bei ihrer Bewältigung. Sein Forschungsansatz hat nachhaltige Wirkungen entfaltet, unter anderem in den Arbeiten von Erving Goffman. In ihrer für diese Ausgabe neu verfassten Einleitung verbindet Erika Fischer-Lichte die Perspektive von Turner mit aktuellen Theorien des
Performativen und der Aufführung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erika Fischer-Lichte: Einleitung: Zur Aktualität von Turners Studien zum Übergang vom Ritual zum Theater (IXXIII); Victor Turner: Das Liminale und das Liminoide in Spiel, "Fluß" und Ritual - Ein
Essay zur vergleichenden Symbologie (28-94); Soziale Dramen und Geschichten über sie
(95-139); Dramatisches Ritual - Rituelles Drama: Performative und reflexive Ethnologie
(140-160); Theaterspielen im Alltagsleben und Alltagsleben im Theater (161-195).
[131-L] Wächter, Sylvia:
Zur kulturellen Prägung deutscher und japanischer Rekrutierungsverfahren, in: Arbeit :
Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 18/2009, H. 3, S. 242247 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Prozess der Rekrutierung von Hochschulabsolventen und allen damit in Verbindung stehenden Kommunikate wie Stellenanzeigen, Bewerbungsschreiben oder Jobinterviews
unterliegen kultureller Prägung. Die Verfasserin zeigt, wie kulturelle Faktoren das Rekrutierungsverfahren in Japan sowie die Kommunikation während des Prozesses im Vergleich zu
Deutschland determinieren. Der Vergleich macht deutlich, dass (2) der gesamte Bewerbungsund Rekrutierungsprozess kulturell geprägt ist, dass (3) Kommunikate wie Lebenslauf und
Rirekisho mit den jeweils zugrunde liegenden kulturellen Erwartungen und Konzepten korrespondieren, dass (3) kulturelle Konzepte nicht nur der gesamten Einstellungs- und Bewerbungsprozess in seinen Erscheinungen und Formen prägen, sondern auch bestimmen, was als
wichtig erachtet wird. Zudem werden die durch Wertwandel und technische Neuerungen entstandenen neuen Möglichkeiten der Rekrutierung in Japan dargestellt. (ICE2)
1.6
Kulturindustrie, Kulturpolitik
[132-F] Betz, Gregor, B.A. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr.habil. (Leitung):
Management multipler Divergenzen (Begleitstudie zur Organisation und Koordination des
Mega-Event-Projekts 'Kulturhauptstadt Europas Ruhr 2010')
INHALT: Den bisherigen Vorzeichen, Anzeichen und Ankündigungen zufolge wird die 'Kulturhauptstadt Ruhr.2010' das kulturelle Mega-Event Europas im frühen 21. Jahrhundert werden.
Die hochkomplexe und entsprechend aufwändige Planung und Durchführung durch eine
Vielzahl von Akteuren erstreckt sich über nahezu zehn Jahre und wird seit Anfang 2007 wesentlich von der eigens dafür gegründeten 'Ruhr.2010 GmbH' geleistet. Im projektierten Forschungsvorhaben wird dieses Mega-Event als ein Trajekt begriffen, in dem die sinngebende
Hauptidee - 'Wandel durch Kultur' - zahlreiche Initiativen, Aktionen und Re-Aktionen vielfältiger (individueller und korporativer) Akteure evoziert und provoziert. Erkennbar ist bereits
(seit einiger Zeit), dass diese in der Regel zwar semantisch mit der Hauptidee des MegaEvents konvergieren, dass dabei bzw. damit jedoch gleichwohl von den verschiedenen Akteuren jeweils vor allem Partial- und Sonderinteressen verfolgt werden, die untereinander stark
divergieren. Die zentrale Fragestellung des Forschungsvorhabens richtet sich dementspre-
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
chend darauf, ob und wie diese zum Teil bereits virulenten, zum größeren Teil (noch) potentiellen Ziel- und/ oder Interessenkonflikte zwischen den in die 'Kulturhauptstadt Ruhr.2010' involvierten Akteuren 'gemanaged' werden (können). Untersucht werden soll, ob und wie die
multiplen Divergenzen in welchen Arten von Kompromissen 'aufgefangen' und in welchen
Formen sie ggf. integriert werden können. Im Rahmen unserer bislang aus Lehrstuhl-Mitteln
finanzierten Voruntersuchungen hat sich bereits gezeigt, dass dieses 'Management' im Wesentlichen von der 'Ruhr.2010 GmbH' geleistet werden muss, weswegen die Aktivitäten dieser Organisation im Zentrum der projektierten ethnographischen Untersuchungen sowie der
trajekt- und mikropolitiktheoretischen Analysen stehen. Wesentlich für die erfolgreiche Umsetzung des Forschungskonzeptes ist nun, mittels einer entsprechenden Zwischenfinanzierung
möglichst umgehend mit den Over-the-shoulder-Erhebungen zu den komplexen organisatorischen Aktivitäten beginnen zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet
ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected])
[133-L] Bielfeldt, Friedrich:
Die Konsequenzen des demographischen Wandels für den hochkulturellen Sektor am
Beispiel der Lübecker Museen, Berlin: WVB-Verl. 2009, 249 S., ISBN: 978-3-86573-429-7
INHALT: "Die vorliegende Dissertation befasst sich mit den Auswirkungen des demographischen Wandels in Deutschland und seinen Auswirkungen auf den hochkulturellen Sektor.
Während die Schrumpfung und Alterung der Gesellschaft eine Reduzierung der Kundschaft
für kulturelle Produkte nach sich ziehen, bedingt die soziokulturelle Veränderung der Gesellschaft eine zunehmende Zersplitterung derselben in sich stark voneinander abgrenzende Milieus. Infolge dieser Entwicklung werden es die hochkulturellen Institutionen langfristig
schwerer haben, ihre Kundschaft am Markt zu generieren. So werden sich erfolgreiche Kulturinstitutionen ebenso etablieren wie andere von Schließung bedroht sein werden, wenn öffentliche Subventionen heruntergefahren werden. Die Konsequenzen dieser Entwicklung werden auf der Makroebene an den beiden Clustern Lübeck und Hamburg, auf der Mikroebene
anhand der Lübecker Museen sowie der Elbphilharmonie in Hamburg diskutiert. Grundlage
dieser Diskussion ist eine Besucherbefragung, welche im Oktober 2006 in den Lübecker Museen durchgeführt wurde." (Autorenreferat)
[134-L] Dirksmeier, Peter:
"Don't believe the hype": kommunale Förderstrategien für die Creative Industries ; das
Beispiel der Freien Hansestadt Bremen, in: DISP : Dokumente und Informationen zur
Schweizerischen Orts-, Regional- und Landesplanung, Jg. 45/2009, H. 4 = H. 179, S. 37-45
INHALT: Creative Industries ist ein neuer Begriff, der im Jahr 1998 durch die UK Creative Industries Task Force popularisiert wurde und der den bis dato gebräuchlichen Begriff der Cultural Industries ablöste. Der Wandel in der Begrifflichkeit hat politische Gründe und sollte
dem Kunst- und Kulturbereich in einer Zeit des öffentlichen Drucks auf die Verteilung von
Subventionen in Großbritannien stärkeren Kredit verleihen. Auf theoretischer Ebene ist eine
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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heterogene Terminologie die Folge, wobei sich Creative Industries als Oberbegriff für Kulturund Kreativunternehmen zusehends durchsetzt und die Cultural Industries als ein wichtiger
Teilbereich der Kreativwirtschaft gelten. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, kommunale
Förderstrategien für den Kreativsektor anhand eines Fallbeispiels zu untersuchen, um so zu
Aussagen über potenzielle Fördermöglichkeiten und -probleme in diesem für die Regionalentwicklung als wichtig beobachteten Feld zu gelangen. Der Beitrag analysiert die zum Einsatz kommenden Förderstrategien der Freien Hansestadt Bremen im Feld der Creative Industries mit einer Schwerpunktsetzung auf den Bereich Design in vier Schritten. Der erste Abschnitt grenzt das Themenfeld der Creative Industries genauer ab und benennt endogene Förderhemmnisse. Kapitel zwei und drei stellt die Methoden der empirischen Studie vor. Anschließend analysiert Kapitel vier die bestehenden Förderstrategien Bremens, um die Creative
Industries im Allgemeinen und den Designbereich im Besonderen als Standortfaktor zu begünstigen. (ICA2)
[135-L] Elenschneider, Hannah-Kristin:
Definition und Verständnis des Kulturbegriffes: die auswärtige Kulturpolitik Deutschlands
und Frankreichs seit 1990 respektive 1992, München: Meidenbauer 2009, 136 S., ISBN: 978-389975-944-0
INHALT: "Die 'Kultur' spielt auf dem Gebieter Außenpolitik als sogenannte dritte Dimension neben den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen eine tragende Rolle. Im Rahmen von
internationalen Beziehungen wird sie den jeweiligen staatlichen Zielen entsprechend eingesetzt. Diesbezüglich liegt ein grundlegendes Verständnis von 'Kultur' als Mittel für außenpolitische Zwecke vor. Das vorliegende Buch analysiert, wie sich seit der Ausgangssituation um
1990 respektive 1992 die Definition und das Verständnis des Kulturbegriffes in der Auswärtigen Kulturpolitik der beiden EU-Mitgliedstaaten Deutschland und Frankreich entwickelt haben und worin Ähnlichkeiten bzw. Differenzen bestehen. Aufgezeigt werden dabei neben den
historischen und ideologischen Grundlagen sowie den formalen nationalen und internationalen Begriffsbestimmungen vor allem das konkrete Kulturverständnis in der Konzeption der
Auswärtigen Kulturpolitik Deutschlands und Frankreichs." (Autorenreferat)
[136-L] Förster, Michael A.:
Kulturpolitik im Dienst der Legitimation: Oper, Theater und Volkslied als Mittel der Politik
Kaiser Wilhelms II., (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte, Bd. 25), Frankfurt am Main: P.
Lang 2009, 299 S., ISBN: 978-3-631-59105-5
INHALT: "Die Kulturpolitik Kaiser Wilhelms II. wurde bisher hauptsächlich als dessen Privatangelegenheit betrachtet. Eine Untersuchung der Ziele und Motive seiner Kulturpolitik ist jedoch bisher weitestgehend unterblieben. Mit der Förderung der Kultur hat der letzte deutsche
Kaiser allerdings weit mehr beabsichtigt, als persönlichen Neigungen zu frönen. Dies belegt
beispielsweise die Analyse der in seinem Auftrag verfassten Oper Der Roland von Berlin eindrücklich. Die Lage der Monarchie und der Dynastie der Hohenzollern war durch verschiedene Entwicklungen im Reich in ihrer Existenz bedroht. Darum musste Kaiser Wilhelm II. handeln. Seine politischen Versuche eines sozialen Kaisertums scheiterten und seine Möglichkeiten waren durch die Verfassung beschränkt. Einzig auf dem Feld der Kultur konnte der Kaiser
freier wirken. Seit dem Jahr 1894 ist eine intensive kulturpolitische Betätigung sichtbar. Das
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
Streben Kaiser Wilhelms II. hatte zum Ziel, seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. zum Mittelpunkt eines Reichsmythos zu machen - mit einem daraus resultierenden Reichskult. Dieser
sollte mit Hilfe kultureller Maßnahmen wie Opern, Theaterstücken und Volksliedern emotional bei den Menschen verankert werden. Die Dynastie der Hohenzollern sollte in die, sich seit
1871 immer stärker ausprägende, nationale Identität der Deutschen integriert werden. Die Arbeit analysiert dazu verschiedene Opern, Theaterstücke, Festspiele und Volkslieder inhaltlich
und setzt ihre Inhalte mit den politischen Ereignissen im Reich in Verbindung." (Autorenreferat)
[137-L] Frank, Sybille:
Der Mauer um die Wette gedenken: die Formation einer Heritage-Industrie am Berliner
Checkpoint Charlie, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 367, ISBN: 978-3-593-39018-5
INHALT: Die im Jahr 2004 einsetzenden Diskussionen um den Berliner Checkpoint Charlie verdeutlichen, dass einer breiten Öffentlichkeit die Entstehung einer Heritage-Industrie in Berlin
erstmalig bewusst wurde. Aufgrund fehlender Studien und Vorerfahrungen standen jedoch
weder überlieferte Kategorien zur Beschreibung, noch Handhabungen zur Regulierung dieser
jungen Industrie zur Verfügung. Umso emotionaler wurde die Internationalisierung, Privatisierung und Erlebnisorientierung von Vergangenheitsvermittlungen am Berliner Checkpoint
Charlie diskutiert und kommentiert. Im zweiten, empirischen Teil der vorliegenden Studie
werden diese Diskussionen nachvollzogen und zum einen unter der Fragestellung analysiert,
wie sich die lokale Wahrnehmung des Ortes unter dem Einfluss der zahlreichen "Erinnerungsanbieter" sowie in Auseinandersetzung mit Touristen aus aller Welt verändert hat. Zum
anderen wird danach gefragt, wie sich die städtischen Akteure politische Handlungsbereiche,
von denen auch die Gründung einer Stiftung zeugt, zur Regulierung dieser Industrie erschlossen haben. Damit sollen die im ersten, theoretischen Teil dargestellten Heritage-Forschungsansätze nicht nur illustriert, sondern auch im Dialog mit den eigensinnigen Berliner Geschichtsvermittlungs-Traditionslinien und den spezifischen Konstellationen der Heritage-Industrie am Checkpoint Charlie empirisch geprüft und weiterentwickelt werden. (ICI2)
[138-F] Groth, Stefan, M.A. (Bearbeitung); Bendix, Regina, Prof.Dr. (Leitung):
Kommunikationsmuster und Entscheidungsfindung über cultural property im internationalen Gremium World Intellectual Property Organization
INHALT: Die World Intellectual Property Organization (WIPO) in Genf hat 2001 ein Komitee
installiert, das für den Umgang mit genetischen Ressourcen, traditionellem Wissen und Folklore international akzeptable Richtlinien innerhalb der intellektuellen Eigentumsrechtssprechung erarbeiten soll (das IGC für GRTKF). Das Komitee existiert nur durch die Kommunikation seiner Mitglieder, die weder Herkunft, Sprache noch materielle Kultur oder weltanschauliches Selbstverständnis teilen. Es nutzt face-to-face sowie virtuelle Kommunikation,
um sich zu einer Kommunikationsgemeinschaft zu entwickeln, die stellvertretend für die
"Welt" Richtlinien zu cultural property erarbeitet. Das Projekt dokumentiert und analysiert
diesen kommunikativen Prozess der Konstituierung von cultural property auf internationaler
Ebene. Im Zentrum der organisations- und kommunikationsethnographischen Analyse stehen
die halbjährlich stattfindenden Komitee-Sitzungen. Aufgedeckt werden die KommunikationsRegimes, welche von Akteuren aus dem WIPO Sekretariat, nationalen Delegationen, NGOs,
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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indigenen Gruppierungen sowie Interessensgruppierungen mit Beobachterstatus bei unterschiedlichsten Wissensbeständen und Motivationen entwickelt und genutzt werden. Dabei
wird auch die wechselnde Dynamik unterschiedlicher Kommunikationsformen in den interimistischen Phasen untersucht und die Gestaltungsrolle des WIPO Habitus einerseits und der
Akteure und Interessen auf nationaler bis lokaler Ebene andererseits nachvollzogen.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cultural Property: Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln (Baurat-Gerber-Str. 4-6, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-9268, Fax: 0551-39-10610, e-mail: [email protected])
[139-F] Hitzler, Ronald, Prof.Dr.habil. (Bearbeitung):
Die Transformation der Loveparade. Das Techno-Event, die Fitness-Studio-Kette und die
Vision der (Kultur-)Metropole Ruhr
INHALT: Die Loveparade befördert nachgerade beispielhaft die Vision einer 'Metropole Ruhr',
vor allem weil sie von ihrer ganzen Konzeption her global eine Metropolen-Veranstaltung
war und ist (Berlin, Mexico City, Santiago de Chile, Tokyo, Tel Aviv, Wien, Kapstadt, San
Francisco). Dass die Parade auf verschiedenen Strecken bzw. in verschiedenen (Teil-)Städten
durchs Ruhrgebiet zieht, bringt deshalb auch den Menschen, die mit dem Umzug selber nichts
zu tun haben (wollen), diese Metropolen-Vision durchaus näher. Und die Bedeutung dieses
Events als Werbeträger für die Kulturhauptstadt 2010 (und für die Region schlechthin) ist ohnehin kaum hoch genug einzuschätzen: Sowohl aufgrund der Menge der Teilnehmer als auch,
weil sie in mehreren Jahren weltweite Medien-Aufmerksamkeit auf das Ruhrgebiet lenkt,
zählt die Parade zu den in mannigfaltiger Hinsicht herausragendsten Ereignissen der multiplen Aktivitäten rund um die Kulturhauptstadt 2010. Diesen Aspekt der immensen ökonomischen und medialen Bedeutsamkeit haben die Veranstalter 'von Anfang an' sehr direkt kommuniziert, und diese Dimension ist den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft des
Ruhrgebiets auch klar gewesen, als sie dieses weit über die Belange einer zahlenstarken Jugendszene hinausweisende Event 'mit offenen Armen' aufgenommen haben. Gleichwohl verwandelt die Transformation der Loveparade auf ihrem Weg durchs Ruhrgebiet diese weit weniger von einem Szeneevent in ein Publikumsevent, als dies von Kritikern behauptet wird.
Die Loveparade war, von den ganz frühen Jahren (1989-1991) einmal abgesehen, 'schon immer' ein Publikumsereignis - allerdings mit einer klaren Ausrichtung an szenespezifischen
Wichtigkeiten. Gegenwärtig findet nun eine allmähliche 'Entfremdung' des Events von der
Techno-Szene (im engeren Sinne) und deren Wichtigkeiten statt. D.h., die Parade wird weg
entwickelt von der Herkunftsszene als dem Grundträger des Events, zu Gunsten von etwas
Anderem, von etwas, das in einer Mischung aus starkem Bezug an wirtschaftlich-politischen
Interessen der Kulturhauptstadt 2010 bzw. einer künftigen Ruhr-Kultur hie und geschäftlichen Interessen der hinter dem neuen Veranstalter stehenden Studio-Kette 'McFit' da entsteht.
Anders ausgedrückt: Die - mit dem Bochumer (Wort-)Bruch 2009 (zunächst einmal) halbierte
- in 2007 und 2008 realisierte und auf 2010 und 2011 projezierte 'Geschichte' der Loveparade
im Ruhrgebiet ist die Geschichte der allmählichen Herauslösung eines Kult-Ereignisses aus
immer mehr seiner ursprünglichen 'idealistischen' Implikationen und Konnotationen und seiner Überleitung und Wiederverortung in einem komplexen Rahmen 'materialistischer' unternehmerischer und stadtpolitischer Kalküle. Diese - entgegen allen bekannten Einreden und
Kritiken - bislang als alternativlos erscheinende Transformation wird in dem hier annoncier-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
ten Projekt in seinen konkreten Abläufen und seinen strukturellen Bedingungen registriert, rekonstruiert und analysiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Ruhrgebiet
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2817, e-mail: [email protected])
[140-L] Lange, Bastian; Ehrlich, Kornelia:
Geographien der Szenen: Begriffsklärungen und zwei Fallvergleiche im Feld der urbanen
Kultur- und Kreativwirtschaft von Berlin und Leipzig, in: Sociologia Internationalis :
Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 46/2008, H.
2, S. 237-261 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.atypon-link.com/DH/doi/abs/10.3790/sint.46.2.237)
INHALT: "Der Beitrag präzisiert eine vorherrschende begriffliche Unschärfe in der Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeographie. Die Autoren behaupten, dass der Begriff Szene in der
Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeographie noch defizitär konzeptionalisiert wird, obwohl er
in verschiedenen Bereichen des Alltags, der angewandten sowie der konzeptionellen Wissenschaft verstärkt breite Verwendung findet: Einerseits wird Szene umgangssprachlich zur Beschreibung und Verortung kreativer und flüchtiger Vergemeinschaftungen aber auch professioneller Netzwerke in der sogenannten Kreativ- und Wissensökonomie angewandt. Andererseits haben kultur- und sozialwissenschaftliche Disziplinen konzeptionelle Ansätze entwickelt, um mit Hilfe des Konzepts Szene eine Beschreibung der Funktionalität des Städtischen
und der damit einhergehenden Prozesse der sozialen Vergemeinschaftung zu entfalten. Die
Leitfrage des Beitrags lautet daher: Kann der Begriff Szene als ein kultur- und wirtschaftsgeographisches Konzept verstanden werden? Was leistet dann ein Konzept 'Szene'?" (Autorenreferat)
[141-F] Mißling, Sven; Socha, Philip (Bearbeitung); Stoll, Peter-Tobias, Prof.Dr. (Leitung):
Konstituierung von cultural property als Teil der Völkerrechtsordnung und ihrer Entwicklung
INHALT: Die Diskussionen und Verhandlungen über ein cultural property in dem IGC der WIPO
sind eng mit anderen Politikfeldern, Institutionen und Regelungsbereichen verknüpft. Dazu
zählen u.a. die langjährigen Bestrebungen zu einem menschenrechtlichen Schutz indigener
Völker, die internationale Kulturpolitik mit der UNESCO - Konvention zum Schutz der kulturellen Vielfalt, umweltvölkerrechtliche Entwicklungen und die Kontroversen in der Welthandelorganisation (WTO) über den Schutz geistigen Eigentums. Diese Wechselwirkungen
sind Gegenstand des völkerrechtlichen Teilprojekts. Dabei geht es um die vorausschauende
Analyse der inhaltlichen Vereinbarkeit und der verfahrensmäßigen Verknüpfung mit diesen
anderen Regelungsbereichen und die Entwicklung entsprechender Methoden. Die hier im
Einzelfall gewonnenen Erkenntnisse können für eine allgemeinere Betrachtung der Völkerrechtsordnung fruchtbar gemacht werden, die durch eine zunehmende Differenzierung und
die Notwendigkeit der Koordinierung der einzelnen Teilordnungen gekennzeichnet ist.
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1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Mißling, Sven: Die Konstituierung von cultural property und die Integration in die Völkerrechtsordnung. 2008, 8 S.
Siehe unter: www.uni-goettingen.de/de/document/download/5659baca1ca67fa29b799dce6f0b
02d1.pdf/Die%20Konstituierung%20von%20cultural%20property%20und%20die%20Integra
tion.pdf .
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cultural Property: Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln (Baurat-Gerber-Str. 4-6, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Socha, Philip (Tel. 0551-399862, Fax: 0551-39-10610,
e-mail: [email protected]);
Mißling, Sven (Tel. 0551-399862, e-mail: [email protected])
[142-L] Nieland, Jörg-Uwe:
Pop und Politik: politische Popkultur und Kulturpolitik in der Mediengesellschaft, Köln:
Halem 2009, 471 S., ISBN: 978-3-938258-46-0
INHALT: "Die Popkultur erlangt immer mehr Bedeutung in der Politik - doch wo genau liegt deren Verbindung? Die vorliegende Arbeit untersucht diese Frage zum einen anhand der Betrachtung der Ausprägungen der politischen Popkultur und zum anderen mithilfe einer Politikfeldanalyse zur Kulturpolitik auf Bundesebene. Nach der Vorstellung und Diskussion zentraler Begriffe und theoretischer Bezüge dienen Gespräche mit Wolfgang Niedecken, Konstantin Wecker und Christoph Schlingensief dazu, der These von der erneuten Politisierung
der Popkultur nachzugehen und Aussagen über den veränderten Zustand der politischen Kultur in der Berliner Republik zu treffen. Analysiert wird darüber hinaus die Kulturpolitik. In
diesem Politikfeld hat unter Rot-Grün ein Paradigmenwechsel stattgefunden und es lassen
sich erste Schritte in Richtung einer Bundes-Popkultur-Politik nachweisen." (Autorenreferat)
[143-L] Parzinger, Hermann:
Folgen des Zweiten Weltkriegs für Kunst- und Kulturgüter, in: Aus Politik und Zeitgeschichte
: Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 36/37, S. 39-46
(www.bpb.de/files/5A0A10.pdf)
INHALT: Der Autor diskutiert die Auswirkungen der nationalsozialistischen Raubkunststrategie
zwischen 1933 und 1945. Diese steht im Zusammenhang mit den Begriffen 'NS-Raubkunst',
'Entartete Kunst' und 'Beutekunst' (von deutschen Kriegsgegnern erbeutete Kunst). Im Folgenden unternimmt der Verfasser eine Begriffsklärung sowie eine Chronologie der Bemühungen um ein Regelwerk und eine Konfliktlösung zwischen alten und neuen Besitzern der
Kunstwerke. In diesem Zusammenhang zeigt der Autor auf, dass für eine Konfliktlösung heute weniger die Rechtslage als die Faktenlage ausschlaggebend ist. Dies gilt sowohl für 'Raub-'
und 'Beutekunst' als auch für offene Fragen der Auswirkungen der Aktion 'Entartete Kunst'.
Der Verfasser ist der Auffassung, dass erst dann über weiterreichende Lösungen nachgedacht
werden kann, wenn über die Aufenthaltsorte der Kunstwerke gesichertes Wissen vorliegt und
der Zugang zu den Werken möglich ist. (ICC2)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[144-L] Schneider, Claudia:
Die Gemeinschaft der europäischen Kulturinstitute in Berlin - EUNIC Berlin:
Auswirkungen der strukturierten kulturellen Kooperation auf eine Europäische Identität,
Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 112 S., ISBN: 978-3-8364-5546-6
INHALT: "Die Struktur, Arbeitsweise und Ziele der Kulturinstitute zu erläutern ist das Ziel dieser Arbeit. Die Aufgabe der nationalen Institute besteht vornehmlich darin, die eigene Kultur
den Bürgern anderer Länder zugänglich zu machen, aber auch durch einen effektiven Kulturdialog die eigenen Ideen in Frage zu stellen, mit unterschiedlichen Sichtweisen zu konfrontieren und somit auch die eigene Position neu zu überdenken. Aktuell ist die Tendenz zu beobachten, dass nationale Kulturinstitute und Organisationen, die im Bereich der Auswärtigen
Kulturpolitik tätig sind, sich zu Netzwerken, zu 'European Union National Institutes for Culture' (EUNIC), zusammenschließen. In dieser Arbeit soll EUNIC Berlin vorgestellt werden.
Die zunehmend engere Zusammenarbeit der Kulturinstitute in europäischen Großstädten lässt
auch Rückschlüsse auf eine verstärkte Europäisierung der kulturpolitischen Arbeit der Institute zu. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit lautet demnach: Kann eine europäische Identität durch die urbane Zusammenarbeit nationaler Kulturinstitute gefördert werden?" (Autorenreferat)
[145-L] Trappe, Florian:
Public private partnership im Kulturbereich am Beispiel des Musiktheaters, (Nomos
Universitätsschriften : Recht, Bd. 577), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 214 S., ISBN:
978-3-8329-3725-6
INHALT: "Die öffentlichen Haushalte, im Besonderen die auf kommunaler Ebene, befinden sich
in einer kritischen Finanzlage. Dies wirkt sich auch auf den Kulturbereich und dort besonders
auf das Musiktheater aus. Die Arbeit untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie
Gestaltungsgrenzen für öffentlich private Partnerschaften und setzt sie mit Chancen und Risiken von PPP in Verbindung. Zugespitzt auf das Musiktheater werden die Gefahren für die
Kunstfreiheit untersucht, die sich durch eine Zunahme von privater Beteiligung im Kulturbereich ergeben. Die Arbeit bietet einen kritischen Einblick in die verschiedenen Formen der
Kulturförderung und stellt PPP als rechtliches Steuerungsinstrument für den Kulturbereich
dar." (Autorenreferat)
[146-F] Voelzkow, Helmut, Prof.Dr. (Leitung):
Die Dienstleistungen der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften
für die Medienwirtschaft (Film- und Fernsehproduktion) im deutsch-britischen Vergleich
(Köln/ London)
INHALT: In dem Projekt wurde in einem internationalen Vergleich (Köln für Deutschland und
London für Großbritannien) untersucht, welche Dienstleistungen die Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften für Unternehmen der unabhängigen Film- und Fernsehproduktion bereitstellen, um zu klären, welche Bedeutung den Verbänden und Gewerkschaften bei der Entwicklung dieser Branche zukommt. Kontext/ Problemlage: Als wichtige
Teilbranche der Medienwirtschaft hat die Film- und Fernsehproduktion in den letzten 30 Jahren eine ungemein turbulente Entwicklung durchlaufen. Die staatlichen Monopole der Rund-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
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funk- und der Fernsehanstalten wurden aufgebrochen. Heute ist die Film- und Fernsehproduktion durch einige größere Unternehmen (insbesondere die Rundfunk- und Fernsehanstalten) und zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen der Film- und Fernsehproduktion geprägt, die an einigen wenigen Standorten, also hochgradig räumlich konzentriert, regionale
Wirtschaftscluster bilden. Die Film- und Fernsehproduktion unterscheidet sich wie die Medienwirtschaft insgesamt in vielerlei Hinsicht von klassischen (industriellen) Wirtschaftssektoren. Damit sind auch für die Verbände und die Gewerkschaften sowie für die staatlichen
Einrichtungen der (regionalen und lokalen) Wirtschaftsförderung zahlreiche neue Aufgaben
verbunden, die Gegenstand des Projekts sind. Fragestellung: Die empirischen Erhebungen des
Projekts konzentrierten sich auf drei Forschungsfragen: Wie sieht der überbetriebliche Koordinationsbedarf der unabhängigen Film- und Fernsehproduktion konkret aus? (Spezifizierung
des kollektiven Handlungsbedarfs). Was konkret leisten die Verbände und die Gewerkschaften zur Einlösung des kollektiven Handlungsbedarfs der unabhängigen Film- und Fernsehproduktion? Wie sieht die Ressourcenausstattung der Verbände, der Gewerkschaften und der
staatlichen Stellen zur Bewältigung des kollektiven Regelungsbedarfs der Film- und Fernsehwirtschaft aus? Darstellung der Ergebnisse: In Großbritannien sind die Verbände und Gewerkschaften der Branche vergleichsweise stark, weil sie in die staatliche Medienpolitik eingebunden sind, was ihnen Gestaltungsspielräume bei den Arbeitsbedingungen und der beruflichen Bildung eröffnet. Die britische Medienpolitik weist der Produzentenvereinigung PACT
die Aufgabe zu, mit den Sendeanstalten über "Terms of Trade" zu verhandeln. Dadurch kann
PACT an der Schnittstelle zwischen den Sendern und der Film- und Fernsehproduktion an
Einfluss gewinnen. Diese Position gegenüber den Sendern schafft auch die materielle Grundlage für Verhandlungen zwischen PACT und der Gewerkschaft BECTU. In Deutschland hingegen bleiben die Verbände und Gewerkschaften vergleichsweise schwach. Im Unterschied
zu dem britischen Verband PACT sind die Produzentenverbände in Deutschland nicht in der
Lage, die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen innerhalb der Film- und Fernsehproduktion zu ordnen, weil ihnen das Mandat der Medienpolitik fehlt. Deshalb ist die unabhängige
Film- und Fernsehproduktion der Marktmacht der Fernsehsender hilflos ausgeliefert. Die Gewerkschaften können deshalb keine handlungsfähigen Verhandlungspartner finden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland (Köln), Großbritannien (London)
METHODE: Das Projekt stützt sich auf Dokumenten- und Sekundäranalysen (Gesetzestexte,
Gutachten, Studien anderer Forschungseinrichtungen) sowie auf standardisierte Experteninterviews, die mit jeweils 20 Produktionsunternehmen (Inhaber oder Geschäftsführung) der
Film- und Fernsehproduktion in London und in Köln geführt wurden. Zudem wurden Interviews mit den einschlägigen Verbänden und Gewerkschaften sowie mit deren Verhandlungspartnern geführt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Elbing, Sabine; Voelzkow,
Helmut: Die Dienstleistungen der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften für die unabhängige Film- und Fernsehproduktion im deutsch-britischen Vergleich. Abschlussbericht 2007,
144 S. (geplant).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Hans-Böckler-Stiftung
INSTITUTION: Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet International
Vergleichende Gesellschaftsanalyse (Seminarstr. 33, 49069 Osnabrück)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
100
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
[147-F] Vollnhals, Clemens, Dr.; Widera, Thomas, Dr. (Bearbeitung):
Archäologie im politischen Diskurs. Ethnische Interpretationen prähistorischer Bodendenkmale in Sachsen, Böhmen und Schlesien zwischen 1918 und 1989
INHALT: Das Gemeinschaftsprojekt von Hannah-Arendt-Institut und Landesamt für Archäologie
Sachsen ( www.archaeologie.sachsen.de/Themenportal/1711.htm ) wendet sich ideologischen
Grundlagen der Herrschaftsausübung zu und untersucht die Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlicher Forschung und der Formulierung politischer Ziele. Erkenntnisleitend ist die
Frage nach den nationalen Stereotypen der Vergangenheit sowie nach den heute in der Bundesrepublik und bei unseren polnischen und tschechischen Nachbarn gültigen Vorgeschichtsbildern. Das Projekt analysiert somit die Wirkungsgeschichte historischer Narrative. Dies erfordert interdisziplinäre Fragestellungen und die eng verzahnte Kooperation von Zeitgeschichte und Ur- und Frühgeschichte. Archäologen gründeten auf Bodenfunden Voraussetzungen und Annahmen, die zu einer Beschreibung ethnisch definierter Bevölkerungsgruppen
auf der Basis archäologisch überlieferter Sachkultur zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Räumen führten. Das axiomatisch gebrauchte Paradigma der ethnischen Deutung spielte bei der Bewertung von Volks- und Kulturlandschaften seit Beginn des Denkens in nationalstaatlichen Kategorien - und nicht erst zur Zeit des Nationalsozialismus - eine entscheidende
Rolle. Ethnische Interpretationen der Ur- und Frühgeschichte waren eine Schnittstelle im
geisteswissenschaftlichen Diskurs, an denen sich auch Landesgeschichte, Volks- und Rassenkunde sowie Geographie beteiligten. Versuchten Archäologen wie die Vertreter anderer Wissenschaftsressorts, von revisionistischen Strömungen der Politik zu profitieren und der eigenen Disziplin insgesamt und besonders in den Grenzregionen wachsende Geltung zu verschaffen? Welchen Einfluss hatten deutsche Archäologen und Historiker? Und wo sind die
Unterschiede zwischen der Anbiederung an den revisionistischen Zeitgeist, der Beteiligung
an einer multidisziplinären und hoch politisierten "Volkstumsforschung" und den defensiven
Antworten auf die wissenschaftspolitischen Aktivitäten in den Nationalstaaten des östlichen
Mitteleuropas, die nach dem Ersten Weltkrieg neu entstanden waren? Die besondere Funktion
der historischen Länder Schlesien, Böhmen und Sachsen bei der Erforschung von "deutscher
Ostkolonisation" und "slawischer Siedlung" besteht in ihrer mitteleuropäischen Grenzlage.
Entlang der politischen Grenzen gewannen regionale Identitäten, ihre Schnittmengen, Überschichtungen und Abstoßungen schärfere Konturen als im binnenländischen Milieu. Das Projekt erforscht am Beispiel ausgewählter Segmente ur- und frühgeschichtswissenschaftlicher
Forschung die Zwecke und Ziele einer ideologischen Instrumentalisierung der Archäologie in
dieser mitteleuropäischen Grenzregion im Spannungsfeld von wissenschaftlichen Fachinteressen und politischen Absichten. ZEITRAUM: 1918-1989 GEOGRAPHISCHER RAUM:
Sachsen, Böhmen, Schlesien
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen
Universität Dresden (01062 Dresden)
KONTAKT: Vollnhals, Clemens (Dr. Tel. 0351-463-32802,
e-mail: [email protected]);
Widera, Thomas (Dr. Tel. 0351- 463-36045, e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik
101
[148-L] Würmann, Carsten; Warner, Ansgar (Hrsg.):
Im Pausenraum des 'Dritten Reiches': zur Populärkultur im nationalsozialistischen
Deutschland, (Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik : N.F., Bd. 17), Bern: P. Lang 2008,
271 S., ISBN: 978-3-03-911443-6
INHALT: "Erholungsangebote für den harten Alltag im Nationalsozialismus? Fluchtfahrzeuge für
Eskapisten? Oder doch erfolgreiche Instrumente der Integration und Propaganda? Produkte
einer modernen Populärkultur waren bis 1945 zentraler Bestandteil des Alltags im 'Dritten
Reich'. Auch wenn die Nationalsozialisten diese Kultur zumindest in Teilen von ideologischer Warte aus scharf kritisierten, forcierten sie den Ausbau einer auf Massenkonsum orientierten Kulturindustrie; zugleich versuchten sie freilich, deren Produkte zu beeinflussen und
zu bestimmen. Literatur- und Medienwissenschaftler sowie Historiker verorten in diesem
Band u. a. Tierfilme, Science-Fiction, Arztromane und populärwissenschaftliche Zeitschriften
im Kultur- und Propagandabetrieb des 'Dritten Reiches'. Sie analysieren die Versuche zur
Formierung der Unterhaltungsliteratur, beleuchten Phänomene wie die Inszenierung von
Volksgemeinschaft im Fußballfilm, Theatertourneen für die Arbeiter der Reichsautobahn sowie die Präsenz von Blondinen und anderen Populärmythen in Propagandaflugblättern. Biographische Fallstudien beschäftigen sich mit der Stellung von Autoren wie Hans Dominik,
Ernst Kreuder, Hans Fallada und Erich Kästner in der NS-Kulturindustrie. Die Beiträge zeigen, wie weit sich Nationalsozialismus und gute Unterhaltung miteinander kombinieren lassen. Sie zeigen aber auch, wo diese Verbindung an die Grenzen der Logik einer kapitalistisch
organisierten Kulturproduktion stößt bzw. mit den ideologischen Ansprüchen einer Diktatur
kollidiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: CarstenWürmann, Ansgar Warner: Im Pausenraum des 'Dritten Reiches' - zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutschland (719); Dorit Müller: Populärwissenschaftliche Zeitschriften im 'Dritten Reich' (23-44); Ramon
Reichert: Tierfilme im 'Dritten Reich' (45-60); Martin Maurach: "Der zerbrochne Krug" auf
der Autobahn. Die Reichsautobahnbühne 1936/37 zwischen Hochkultur und 'Volksgemeinschaft', Traditionalismus und Modernität (61-76); Ansgar Warner: "Elf Kameraden und ein
Gedanke: Glauben an den Sieg" - Unterhaltung und Kriegspropaganda im Fußballfilm des
'Dritten Reiches' ("Das große Spiel", 1942) (77-88); Christiane Caemmerer: "Gentlemen prefer Blondes"- Amerika-Stereotype in deutschen Feindflugblättern des Zweiten Weltkrieges
und eine ihrer Vorlagen (89-108); Ine van Linthout: "Dichter, schreibt Unterhaltungsromane!" Der Stellenwert der Unterhaltungsliteratur im 'Dritten Reich' (111-124): Dina
Brandt: "Und die Welt sah, was deutscher Geist geschaffen." Der deutsche Zukunftsroman im
'Dritten Reich' (125-137); Dorota Cygan: Braune Weißkittel. Autopsien populärer Arztromane im Nationalsozialismus (139-160); Walter Delabar: NS-Literatur ohne Nationalsozialismus? Thesen zu einem Ausstattungsphänomen in der Unterhaltungsliteratur des 'Dritten Reiches' (161-180); Christian Härtel: "Vom Schraubstock zum Schreibtisch" - Populärliteratur
für die Volksgemeinschaft am Beispiel Hans Dominiks (183-195); Anja Susan Hübner: "Erfolgsautor mit allem Drum und Dran". Der Fall Fallada oder Sollbruchstellen einer prekärenKünstlerbiographie im 'Dritten Reich' (197-213); Markus Wallenborn: Schreibtisch im Freigehege. Der Schriftsteller Erich Kästner im 'Dritten Reich' (215-228); Stephan Rauer: "BUTKU"- zu Ernst Kreuders Kurzgeschichten im Nationalsozialismus (229-245); Anne D. Peiter:
"Auto, Auto über alles!" oder "Die natürliche Ordnung des Unnormalen". Alltag und NS-Terror in Victor Klemperers Tagebüchern(247-258).
102
1.7
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Alltag, Freizeit, Soziokultur
[149-F] Abfalter, Dagmar (Leitung):
Messung, Bewertung und Förderung des Kulturtourismus im Alpenraum. KulturTourismus
- die Kluft zwischen Potenzial und effektiver Nutzung
INHALT: Mit diesem Projekt sollen Grundlagen für eine grenzüberschreitende Betrachtung der
Wechselwirkungen zwischen Kultur und Tourismus geschaffen werden. Die Kernfrage ist,
wie viel und welche Art von Kultur bzw. wie viel und welche Art von Tourismus notwendig
sind, um den differenzierten Kundenansprüchen gerecht zu werden. Auch kulturtouristische
Angebote altern. Der Kulturtourismus lebt von Innovationen, mit denen auf die Dynamik des
Kulturtourismusmarktes reagiert werden kann. Mittels hochwertiger Informationen und Motivation können kulturelle Schätze dem Kulturtouristen zugänglich gemacht und erhalten werden. Kooperationen zwischen Kultur und Tourismus ermöglichen eine kontinuierliche Qualitätssicherung des Kulturangebotes. Bestehende und zukünftige kulturelle Ressourcen und
Kulturgüter zu managen (messen, erweitern, verbessern, vermarkten usw.), bedeutet, betriebswirtschaftliche Funktionen wie Planung, Organisation, Controlling, Kulturmarketing und -finanzierung, Projekt- und Qualitätsmanagement effektiv und effizient zum Einsatz zu bringen.
Anhand der durch die grenzübergreifende Zusammenarbeit erreichten Ergebnisse sollen Initiativen, Strategien und Instrumente abgeleitet werden, die einerseits die touristische Entwicklung der Regionen und die damit verbundene Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
andererseits auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze garantieren. Das Projekt setzt vor allem
auf die Erforschung und den Vergleich verschiedener geographischer Regionen (Nord-, Ostund Südtirol) in Bezug auf den Kulturtourismus. Tourismus revitalisiert kulturelle Güter aller
Art, jedoch soll dies im Sinne einer Förderung und nicht einer Zerstörung der Kultur geschehen. Die Umsetzung einer historischen Struktur sollte sowohl ökonomischen, ökologischen
als auch tourismuspolitischen, soziologischen und kultur-historischen Ansprüchen genügen.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Alpenraum; Nord-, Ost- und Südtirol
ART: BEGINN: 2004-10 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Amt der Tiroler Landesregierung
INSTITUTION: Universität Innsbruck, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus (Universitätsstr. 15, 6020 Innsbruck, Österreich)
[150-L] Bähr, Christoph:
Ganz Deutschland im Schwarz-Rot-Gold-Rausch?: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aus
der Sicht von Deutsch-Türken in Bremen, Hamburg: Diplomica Verl. 2009, 103 S., ISBN: 9783-8366-7384-6
INHALT: Eine Fußball-Weltmeisterschaft wird als eine gemeinsame Begegnungsstätte, die dazu
geeignet ist, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln. Dieses Gemeinschaftsgefühl
kann dabei sogar eine identitätsstiftende Wirkung entfalten. In der Regel wird diese Wirkung
nur auf die klar definierten Mitglieder einer Nation bezogen. Darüber hinaus ist es jedoch
mindestens genauso interessant, wie sich das identitätsstiftende Großereignis Fußball-WM
auf Menschen auswirkt, die sich nicht eindeutig einer Nation zuordnen können. Der Verfasser
geht dieser Frage nach. Er beschäftigt sich in einer ethnographischen Studie damit, wie Bremer Deutsch-Türken die Fußball-WM 2006 rückblickend bewerten. Im Mittelpunkt stehen
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
103
dabei folgende Fragen: Welche Erlebnisse aus der Zeit der Weltmeisterschaft sind den
deutsch-türkischen Fußballfans besonders in Erinnerung geblieben? Was war für sie das Besondere an diesem Großereignis? Ließen sie sich nur von der allgegenwärtigen Partylaune anstecken oder konnten sie sich während der Weltmeisterschaft tatsächlich mit der deutschen
Nationalmannschaft identifizieren? Spüren sie auch lange nach dem Ende der WM noch Auswirkungen dieses Ereignisses? Empirische Grundlage der Studie sind Interviews sowie eine
Abschlussdiskussion in einem deutschtürkischen Kultur- und Sportverein in Bremen. Bevor
diese Gespräche näher beleuchtet werden, wird der theoretische Rahmen der Untersuchung
dargestellt. Um das nötige Hintergrundwissen über die Geschichte der Interviewpartner zu
geben, wird ein Abriss der Geschichte von türkischen Migranten in Deutschland eingefügt.
Zudem geht der Verfasser auf Forschungen über Deutsch-Türken und deren Integration ein.
(ICF2)
[151-L] Breede, Marit:
Interkulturelle Begegnung im alternativen Tourismus, (Communicatio, Bd. 8), Hamburg:
Kovac 2008, 361 S., ISBN: 978-3-8300-3954-9
INHALT: Einleitend wird der Frage nachgegangen, was während der Kommunikation zwischen
Menschen abläuft, welche Komponenten in welcher Weise wichtig sind und wo die Kommunikation anfällig für Störungen ist. Schrittweise wird das Feld auf die interkulturelle Kommunikation ausweitet und Konzepte wie Kulturdimensionen und Kulturstandards vorgestellt, die
dabei helfen sollen, die kulturelle Vielfalt der Welt zu systematisieren und Orientierung zu
geben. Vor diesem Hintergrund führt die Verfasserin in das Feld des Tourismus ein. Nach einer Skizze der Entwicklung des Tourismus geht es hier um verschiedene Reiseformen und
-trends und die wichtigsten Begriffe werden geklärt. Dabei wird der alternative Tourismus in
den größeren Kontext eingeordnet. Um das weite Feld weiter einzuschränken und somit besser erkundbar zu machen, konzentriert sich die Autorin auf deutsche Alternativreisende, die
sich im Rahmen von Gruppenreisen im Ausland aufhalten, obgleich ich zwischendurch auch
einen Seitenblick auf Individualreisende werfen werde. Anschließend wird der Status quo der
Begegnungen im alternativen Tourismus untersucht. Darin wird die Begegnungssituation einmal aus Sicht der Touristen und dann aus Sicht der Einheimischen beleuchtet. Untersucht
werden vier Reiseveranstalter, die mit ihrem Programm, exemplarisch festgemacht an sieben
ausgewählten Reisen und dazugehörigen Kundenberichten, vorgestellt werden. Behandelt
werden zudem die Rolle des Reiseleiters, der Vorinformationen und typische touristische Begegnungsorte und -situationen. Methodisch orientiert sich die Studie zum einen an eigenen
Fragebögen in zwei verschiedenen Fassungen, die an Reiseveranstalter und Reiseteilnehmer
verteilt worden sind. Es wird hervorgehoben, dass die Aussagekraft der Untersuchung beschränkt ist und nur Tendenzen innerhalb der Gruppe der Alternativreisenden aufzeigen kann.
Diese Tendenzen jedoch können auch ohne repräsentativen Anspruch Grundlage werden für
weiterführende Reflexionen und Vorschläge, die vielleicht Impulse zu neuen Reisekonzepten
geben können. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Studie zusammengefasst und Vorschläge formuliert, wie man die Rahmenbedingungen für interkulturelle Begegnungen im
Tourismus verbessern kann. (ICF2)
104
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
[152-L] Clausen, Bernd; Hemetek, Ursula; Saeteher, Eva (Hrsg.):
Music in motion: diversity and dialogue in Europe ; study in the frame of the "ExTra!
Exchange Traditions" project, Bielefeld: transcript Verl. 2009, 438 S., ISBN: 978-3-8376-10741
INHALT: "Diverse musical cultures of migrant and minority communities have existed in Europe
for centuries and shaped its countries significantly. As part of an EU-funded project this volume deals with the musical activities of minorities and their impact on musical traditions in
Europe. It also raises questions such as: How are musical traditions of minorities integrated in
education and the public music life? Can music facilitate transcultural dialogue? And to what
extent do musical practice and performance reassert the own cultural tradition in a foreign environment? Answers to those and similar questions as well as a review on what can be observed in the 21st century Europe are gathered in various thematic approaches. The book also
provides model projects with a practical insight into the life and work with music of migrant
and minority cultures across Europe." (author's abstract). Contents: Svanibor Pettan: Europe
and the Potentials of Music in Motion (55-68); Etienne Balibar: Is There Such a Thing as European Racism? (69-84); Philip V. Bohlman: The Music of Jewish Europe - The Paradoxical
Presence of a Non-minority Minority (85-102); Ursula Hemetek: Gelem, Gelem Lungone
Dromeja - I Have Walked a Long Way ; The International Anthem of the 'Travelling People':
Symbol of a Nation? (103-114); Martin Greve: Music in the European-Turkish Diaspora
(115-132); Wolfgang Bender: Music from African Immigrants in Europe (133-152); Dan
Lundberg: Translocal Communities - Music as an Identity Marker in the Assyrian Diaspora
(153-172); Adelaida Reyes: Urban Ethnomusicology: Past and Present (173-190); Laura
Leante: "Urban Myth": Bhangra and the Dhol Craze in the UK (191-208); Jan Sverre Knudsen: Dancing for Survival - Belonging, Authenticity, Space and Place in a Chilean Immigrant
Dance Group (209-232); Alenka Barber-Kersovan: How Balkan Rock Went West - Political
Implications of an Ethno-Wave (233-252); Patricia Adkins Chiti: Immigrant Musicians in an
Urban Context (253-270); Annunziata Dellisanti: The Taranta - Dance of the Sacred Spider
(271-286); Huib Schippers: Attitudes, Approaches, and Actions. Learning and Teaching the
Musics of Minorities in Europe (286-297); Dorit Klebe: Music in the Immigrant Communities from Turkey in Germany - Aspects of Formal and Informal Transmission (299-327);
Hande Saglam: Transmission of Music in the Immigrant Communities from Turkey in Vienna, Austria (327-346); Christina Foramitti: Intercultural Learning in Dialogue with Music:
Everybody is Special - Nigerian Music Project at an Austrian Kindergarten (347-358); Albinca Pesek: War on the Former Yugoslavian Territory - Integration of Refugee Children into
the School System and Musical Activities as an Important Factor for Overcoming War Trauma (359-370); Lance D'Souza: World Music Center - The World Music Initiative in Aarhus,
Denmark: Thoughts on Its Approach, Rationale and Operations (371-380), Eva Fock: Experiences from a High School Project in Copenhagen - Reflections on Cultural Diversity in Music
Education (381-394); Ninja Kors: World Music in Rotterdam (395-398); Henri Tournier: The
Teaching of Indian Music in an Institutional Framework in Europe (399-406); Alessandro Di
Liegro: Jamila and the Others (407-418); Gilles Delebarre: Teaching Traditional Music. The
Experience of the Cité de la musique in Paris (419-428).|
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
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[153-L] Dornbusch, Christian:
RechtsRock, in: Elke Moning (Hrsg.) ; Jendrik Petersen (Hrsg.) ; Bernd Rückwardt (Hrsg.):
Multiplikatoren gegen Rechtsextremismus, Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 107-120
INHALT: Der Autor gibt einen Überblick über den Entstehungskontext und die musikalische
Bandbreite des RechtsRock, der in den letzten zehn Jahren zum wichtigsten Ideologietransporteur und Rekrutierungsmittel der extremen Rechten geworden ist. Diese Musik verleiht
den bei Heranwachsenden und jungen Erwachsenen bestehenden Vorurteilen, Rassismen und
nationalistischen Einstellungen eine Ausdrucksform und verknüpft dies geschickt mit den
gängigen Schlagwörtern der extremen Rechten und deren Deutungsangeboten. Da die Texte
mit einem absoluten Wahrheitsanspruch operieren, sorgen sie auch für die politische Selbstvergewisserung der Hörer. Für die Heranwachsenden und jungen Erwachsenen kann die Musik dem Autor zufolge zu einem wichtigen Bestandteil ihrer alltäglichen Lebenswelt werden.
Während Jüngere eher dazu neigen, den RechtsRock in ihren eigentlichen Musikkonsum zu
integrieren, nimmt der Anteil alternativer Musik mit der Konzentration auf den RechtsRock
über einen längeren Zeitraum ab und verschwindet schließlich beinahe ganz. Spätestens in
diesem Stadium suchen die Hörer Anschluss an die Szene, die sich vor Ort als Clique darstellt
und eine moderne Form einer Gemeinschaft darstellt, in der die vermeintliche Kameradschaft
das verbindende Glied ist. Im Rahmen der Szene kommen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dann auch in Kontakt mit den politischen Strategen der extremen Rechten, welche
versuchen, sie für ihren "Kampf um Deutschland" zu gewinnen. (ICI2)
[154-F] Eisewicht, Paul, Dipl.-Soz.; Grenz, Tilo, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pfadenhauer, Michaela, Prof.Dr. (Leitung):
Gemeinschaft durch Technik
INHALT: Im akademischen Diskurs über Modernisierungschancen und Risiken ist lange Zeit
kaum registriert worden, dass Individualisierung als zentraler Modernisierungseffekt nicht
nur die Ablösung aus vorgängigen biographiedeterminierenden Verbindlichkeiten, sondern
auch Neu- bzw. Wieder-Einbindung - allerdings kein Reembedding in quasi-natürliche sozialmoralische Milieus, sondern Vergemeinschaftung einem posttraditionalen Modus entsprechend - impliziert. Im Fokus des geplanten Teilprojekts stehen jene posttraditionalen Gemeinschaften, die sich um Marken bzw. Markenprodukte herum ausbilden. Im Zentrum solcher
Markengemeinschaften stehen augenfällig häufig hoch entwickelte technische Artefakte, denen eine besondere Wertschätzung zuteil wird. Der empirisch gestützten These zufolge sind
es häufig Kompetenzgesichtspunkte, die eine Kontaktaufnahme mit anderen evozieren, wobei
aus dem Wissensaustausch und der dabei mitlaufenden gegenseitigen Verständigung über
Haltung und Gesinnung sukzessive eine Bindung unter den daran Partizipierenden erwächst,
die sich allmählich als "Gleichgesinnte" erkennen. In einer analytischen Annäherung sollen
die gemeinschaftskonstituierenden Prozesse konsequent mit der dabei permanent vollzogenen
"Kultivierung" des im Zentrum stehenden (apparate-)technischen Objekts verknüpft werden.
Im Anschluss daran lassen sich verallgemeinerbare Potentiale gegenwartsgesellschaftlicher
Technikzugänge sowohl am Einzelfall als auch übergreifend-vergleichend diagnostizieren.
Damit steht die Bedeutung der Markengemeinschaft als Seismograph technisch-sozialer
Transformations- und Innovationsleistung im Zentrum des Erkenntnisinteresses des Teilprojektes. Für die empirische Zuwendung bilden die Erkenntnisse aus dem Forschungsfeld Szenen die Folie zur Untersuchung der Konstitutionsbedingungen, Verbindlichkeits- und Ver-
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
pflichtungsgrade, von Selektivität und Exklusivität sowie der hier symptomatischen Bereitstellung von Erlebnis- und Selbststilisierungsräumen in Markengemeinschaften. In drei ethnographischen Fallstudien sollen zwei bestehende und eine im Entstehen begriffene Markengemeinschaft untersucht und für eine Generalisierung der Erkenntnisse miteinander verglichen werden. Dem Erkenntnisinteresse an der Binnenperspektive, d.h. der typischen Perspektive der beteiligten Akteure entsprechend, wird dabei die aufgrund ihrer mundartphänomenologischen Fundierung besonders geeignete Methode der lebensweltanalytischen Ethnographie
eingesetzt. Aufgrund der Strukturtypik des in Frage stehenden Phänomens muss dieses methodische Verfahren durch das der Multi-sited Ethnography und möglicherweise auch das der
Virtual Ethnography ersetzt werden, was eine methodologisch-methodische Weiterentwicklung der Ethnographie impliziert. Ergänzend hierzu wird das auf ethnographischen Feldzugängen basierende, als "Gespräch auf gleicher Augenhöhe" konzipierte Instrument des Experteninterviews zum Einsatz gebracht werden.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie
Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schlossbezirk 12, 76131 Karlsruhe)
KONTAKT: Eisewicht, Paul (e-mail: [email protected]);
Grenz, Tilo ([email protected])
[155-L] Häußer, Ulrike; Merkel, Marcus (Hrsg.):
Vergnügen in der DDR, Berlin: Panama Verl. 2009, 464 S., ISBN: 978-3-938714-04-1
INHALT: "Vergnügen in der DDR, das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Doch das
Thema eröffnet neue Perspektiven auf die unterschiedlichen Facetten des DDR-Alltags. Die
Beiträge geben Einblicke in Lebensbereiche, die von staatlicher Einflussnahme geprägt waren, in denen aber immer auch versucht wurden sich dieser zu entziehen: sei es in der Laubenkolonie oder am FKK-Strand, beim Frühschoppen in der Eckkneipe oder bei den Feiern zum
1. Mai, auf dem Pioniergeburtstag oder beim heimlichen Westfernsehen, in der Disko oder
beim sonntäglichen Trabi waschen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Zahlmann:
Vergnügen in der DDR. Oder: Unvereinbarkeit als Möglichkeit (9-13); Ulrike Häußer und
Markus Merkel: Wie in der DDR gefeiert, gelacht und gespielt wurde (14-19); Michael Hofmann: Jubeln - Trubeln - Heitersein. Zur ostdeutschen Volksfestivalisierung (21-31); Ute
Mohrmann: Lust auf Feste. Zur Festkultur in der DDR (32-51); Hans Schubert: Altes Vergnügen im neuen Gewand. Karnevalclubs zwischen Frohsinn und Zensur (52-67); Jeannette Madarasz: Vergnügen in der Kleinstadt. Premnitz privat und öffentlich (68- 85); Eckart Schörle:
Anmerkungen zum sozialistischen Gelächter (86-100); Moritz Ege: Die Diskothek als moralische Anstalt. Zur "Hebung des Kulturniveaus der Arbeiterjugend" (101-122); Markus Merkel:
Glücksspiel in der DDR (125-142); Frank Willmann: Spiele der Gewalt. BFC-Hooligans auf
Krawall gebürstet (143-160); Harald Hauswald: Fotoessay - Vergnügen in der DDR (161174); Katharina Gajdukowa und Dirk Moldt: Party totalitär. Punksein in der DDR (175-188);
Harald Hauswald: Sex und Saufen (189-196); Liza Candidi T.C.: Unterm Riesenrad. Der Kultur- und Vergnügungspark im Berliner Plänterwald (197-214); Dietmar Winkler: Vergnügen
zwischen Kunst und Propaganda. Zirkus in der DDR (215-228); Gerd Dietrich: Ablenkung
vom Klassenkampf oder Produktivkraft. Vergnügen Positionen zur Unterhaltung in der DDR
(231-252); Cornelia Kühn: Grenzen der Unterhaltung. Zur "Hebung des Kulturniveaus" in
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den 1950er Jahren (253-270); Michael Meyen: "Der Bonner Strauß darf in kein Haus! Alle
hören und sehen die Sender des Sozialismus!" Medienvergnügen in der DDR (271-286); Hanno Hochmuth: Politisiertes Vergnügen. Der Konflikt um das Westfernsehen an den Schulen
der DDR (287-303); Ulrike Häußer: Was sie schon immer über DDR-Stars wissen wollten.
Zur populären Fernsehtalkshow "Treff mit O.F." (304-319); Sylvia Klötzer: Hinter den Kulissen. Territorien des Kabaretts in der DDR (320-335); Thomas Irmer: Sozialistischer Boulevard. Zum fast vergessenen Theater Rudi Strahls (336- 343); Edward Larkey: Das schwere
Vergnügen mit der leichten Musik. Popmusik zwischen staatlicher Disziplinierungspolitik
und jugendlichem Identitäts- und Genussanspruch (344-358); Isolde Dietrich: Laubenpiepervergnügen (361-372); Gerlinde Irmscher: Vergnügen an der frischen Luft. Camping in der
DDR (373-384); Lutz Thormann: "Schont die Augen der Nation!" Die DDR-Freikörperkultur
in den Jahren 1949-1956 (385-404); Andreas Stirn: Urlaub im Grenzgebiet. Kreuzfahrten auf
DDR-Traumschiffen 1960bis 1989 (405-424); Heike Wolter: DDR-Bürger auf Reisen. Zwischen Privatsache und Staatsangelegenheit (425-443).
[156-L] Heinze, Carsten:
Populare Musikkulturen in medialen Konstruktionen und Inszenierungen, in:
Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg. 32/2009, H. 2, S. 259-277 (Standort: USB Köln(38)XG05452; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die explosionsartige Verbreitung musikkultureller Szenen aus verschiedenen historischen Epochen im Medium des Films lässt sich dem Autor zufolge als eine eigene Form der
Herstellung musikkultureller Erinnerungskulturen konzeptualisieren. So finden sich in populären Musikkulturen Bezüge und Grundüberzeugungen aus der jüngeren Kunsttheorie, ein
Phänomen, das die Intellektualisierung dieser Musikkulturen sowie das auf Entgrenzung angelegte Wechselspiel zwischen wissenschaftlichen und kulturellen Perspektiven deutlich werden lässt. An ihren Rändern entwickeln Musikkulturen nicht selten herausfordernde Überzeugungen und Praktiken, die von modernitätskritischen bis hin zu okkulten und rechtsesoterischen Ansätzen reichen und derart gesellschaftliche Überzeugungen nicht nur kulturell, sondern auch in ihren Grundfesten infrage stellen. Inwieweit diese musikkulturellen Signifikationsstrategien einem bloß ästhetischen Spiel der Zeichen oder aber der Verbreitung politischer
Ideologien folgen, bleibt zunächst eine offene Frage, die möglicherweise auf der Grundlage
der musikkulturellen Ausdrucksformen allein nicht geklärt werden kann. Der Autor diskutiert
vor diesem Hintergrund einige Forschungsfragen, die sich aus dem Zusammenhang von Musik, deren vielfältigen Medialisierungsformen und den ästhetischen wie kulturgeschichtlichen
Einflüssen auf die Musikkulturen von Jugendlichen ergeben. (ICI2)
[157-L] Hinz, Ralf:
Pop-Diskurse: zum Stellenwert von Cultural Studies, Pop-Theorie und Jugendforschung,
(Schriften zur Popkultur, Bd. 3), Bochum: Posth Verl. 2009, 145 S., ISBN: 978-3-9810814-4-2
INHALT: "Popmusik ist ein wichtiger Gegenstand in einer Vielzahl unterschiedlicher Diskurse.
In Internetforen, in Musikzeitschriften, im Feuilleton und an verschiedenen wissenschaftlichen Fakultäten widmet man sich popkulturellen Phänomenen. 'Pop-Diskurse' untersucht,
welchen institutionellen und politischen Stellenwert diese Einordnungen und Bewertungen
der Popmusik besitzen. Sowohl im etablierten Diskurs der Jugendforschung (etwa bei Dieter
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Baacke) als auch in den Cultural Studies (u. a. Dick Hebdige, Simon Frith) und der journalistischen Pop-Theorie (Greil Marcus, Diedrich Diederichsen) droht der hedonistische Impuls
populärer Kultur und die in ihr artikulierte Unzufriedenheit mit ökonomischen und politischen Verhältnissen zu kurz zu kommen. Kritisch analysiert wird, wie die Orientierung an
Standards der legitimen Kultur und ein avantgardistischer Gestus die anspruchsvolle Rede
über populäre Kultur in der Pop-Theorie bestimmen - und ob sich popkulturelle Vorlieben zu
mehr als zum Zwecke sozialer und kultureller Abgrenzung ausmünzen lassen." (Autorenreferat)
[158-L] Homberger, Robert:
Surfen, Poetry Slam und Graffity: Entstehung, Entwicklung und Kommerzialisierung von
Subkulturen in den Vereinigten Staaten von Amerika, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller
2008, XVII, 110 S., ISBN: 978-3-8364-9008-5
INHALT: In einem ersten, theoretischen Kapitel werden zunächst historische Forschungsarbeiten
zum Begriff Subkultur betrachtet und die Beziehung zwischen Subkulturen und der kommerziellen Massengesellschaft Amerikas wird erläutert. Des Weiteren wird die Bedeutung der Jugendlichen für die Medienindustrie eingehend untersucht, da Jugendliche die Mehrheit der
Mitglieder der diskutierten Subkulturen bilden. Im zweiten Kapitel wird die Entwicklung der
drei Subkulturen Surfen, Poetry Slam und Graffiti in der amerikanischen Gesellschaft behandelt. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Einfluss der kommerziellen Kräfte. Abschließend werden die drei Subkulturen im dritten Kapitel verglichen und in Beziehung zu
den eingangs erarbeiteten theoretischen Konzepten gesetzt. Die Untersuchung zeigt, dass die
untersuchten Subkulturen beabsichtigen, sich eine Nische in der amerikanischen Gesellschaft
zu schaffen, in der sie ihre subkulturelle Lebensweise ausüben können. Bei den drei untersuchten Subkulturen hat die Kommerzialisierung Einfluss auf deren Entwicklung genommen.
(ICE2)
[159-L] Hornuff, Daniel:
Transzendenz im Badezimmer: Bildwelten der Badkultur, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 26-32
(www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Bedeutungsoffenheit, Determinationslosigkeit und Sinnvielfältigkeit konnten als die
wesentlichen ästhetischen Inszenierungsmodi der visuell vermittelten Badkultur bestimmt
werden. Gleichsam kommt damit ein hohes - vielleicht zu optimistisches - Konsumentenverständnis zur Anwendung. Denn wer die Deutung nicht bereits in seine Bilder einschreibt, sondern sie als eine äußere Zutat versteht, glaubt an die erweiterten Fiktionskräfte des Bildbetrachters, an dessen Möglichkeiten, auf Grundlage spärlichster Hinweise großformatige Deutungsangebote in das Bild zu legen. Zwar beweisen zahlreiche amateurästhetische Inszenierungen auf den bildgestützten sozialen Netzwerken die Reflexionsfähigkeit vieler Konsumenten. Und dennoch raunen gerade zahlreiche Badinszenierungen in einer beinahe übersteigerten polysemantischen Darstellungsform, die mitunter nur noch wildes Spekulieren zulässt.
Damit büßen sie die erhofften Mehrwerte ein, verleiten zu Kaufentscheidungen, die sich doch
wieder "nur" den Gebrauchskategorien widmen und den bloßen Funktionen zuwenden. Folglich wird der gewünschte Exponierungsvorteil gegenüber der Konkurrenz hinfällig, sah man
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doch gerade im versprochenen Mehrwert den Vorsprung realisiert. So gilt für die Bildwelten
der Badkultur eine simple Formel: Wer die Transzendenz nicht hinreichend zu belegen weiß,
muss sich nicht wundern, wenn sie ihm auch nicht abgekauft wird. (ICF2)
[160-L] Jaques, Pierre-Emmanuel:
Werben, zeigen oder verbergen: zum Tourismusfilm in der Schweiz, in: montage/av :
Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 91107
INHALT: Der Autor geht in seinem Beitrag auf das Zusammenspiel gesellschaftlicher Ikonographien und politischer Institutionen ein. Anhand der Geschichte des Tourismusfilms vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre zeigt er unter anderem auf, dass zur Funktionalität
von Gebrauchsfilmen auch die Konstruktion und Zirkulation nationaler Stereotypen in einem
durchaus wirtschaftlichen Interesse gehören. Zunächst untersucht er Produktion und Vertrieb
von Tourismusfilmen durch Verbände wie die Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ), wobei er auf die von der SVZ selbst verfasste Analyse verschiedener Filmtypen zurückgreift, in
der eine Hierarchie nach Kriterien der Wirksamkeit und der Vertriebsmöglichkeiten im Inund Ausland aufgestellt wird. Des weiteren untersucht er, in welcher Form frühere Produktions- und Promotionspraktiken heute noch Bestand haben. Dabei werden sowohl die Rolle des
Staates als auch die Haltung der Filmbranche berücksichtigt. Abschließend stellt er die teils
divergierenden Auffassungen hinsichtlich des Tourismusfilms als auch des Films generell in
der Schweiz dar, sowie die Wirkungen, die die Auftraggeber mit dem Einsatz von Verkehrsfilmen - wie die Tourismusfilme auch genannt wurden - zu erzielen hofften. (RG)
[161-F] Kunz, Alexa Maria, M.A.; Eichholz, Daniela, Dr. (Bearbeitung); Gothe, Kerstin, Prof.Dipl.-Ing.; Pfadenhauer, Michaela, Prof.Dr. (Leitung):
My Campus Karlsruhe
INHALT: Die Studie versteht sich als Beitrag zu der im weiten Forschungs- und Anwendungsbereich der Stadtsoziologie unumgänglichen interdisziplinären Zusammenarbeit von Soziologie
und Stadtplanung. Die konzeptionelle Verortung in der Auseinandersetzung um den Begriff
der "Wissensgesellschaft" sowie eine theoretische Reflexion zu Raumwahrnehmung und
Raumkonstruktion werden dabei zum Anlass genommen, um über die Wahrnehmung eines
Campus durch die Kultur-"Brille" von Studierenden nachzudenken: Wie wird der Campus gelebt und erlebt? Mit welchen Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen treten Studierende an
diesen spezifischen "Lernort" heran? Was macht für sie einen Ort zu einem "guten" Ort bzw.
wie machen sie einen Ort zu einem "guten" Ort? Den konzeptionellen Rahmen der Studie bildet die Annahme, dass unter den Bedingungen einer "Wissensgesellschaft" veränderte Anforderungen an Lernorte entstehen, die auch - oder gerade - vor dem universitären Kontext nicht
Halt machen. Da Universität in der Wissensgesellschaft bislang wenig im Hinblick auf räumliche Aspekte thematisiert wird, wurde im Rahmen der Studie die raumzeitliche Nutzung des
Campus Karlsruhe Süd durch die Studierenden mit Hilfe des Diary-Verfahrens (Paper-Pencil)
exploriert. Dabei beruhen sämtliche Überlegungen auf einem Raumverständnis, das sich nicht
in der Betrachtung des geographisch-physischen Raumes erschöpft, sondern auch den sozial
konstruierten Raum und dessen vielfältige Interdependenzen mit dem physischen Raum einbezieht. Das Forschungsdesign fokussiert daher individuelle wie intersubjektiv geteilte Cam-
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
puswahrnehmungen und Raumkonstruktionen, um auf der Basis der ermittelten Potenziale
und Defizite der räumlichen Gegebenheiten Empfehlungen formulieren zu können. Vor dem
Hintergrund des projektierten Raumverständnisses konnten im Rahmen der explorativen Untersuchung differenzierte Ergebnisse zum einen zu divergenten Campusnutzer-Typen, zum
anderen zu typenübergreifenden studentischen Bedürfnissen in Bezug auf die räumliche Situation des Campus Karlsruhe Süd andererseits gewonnen werden. Dabei sind die Bedürfnisse und Empfehlungen der Studienteilnehmer auch als aufschlussreiche Anhaltspunkte für die
adäquate Gestaltung einer "Universität für die Wissensgesellschaft" zu verstehen, da diese
Studierenden bereits ganz selbstverständlich unter Rahmenbedingungen leben, die sich seit
den 1990er Jahren von einem vielfach propagierten Soll-Zustand immer mehr zu einem IstZustand "Wissensgesellschaft" entwickelt haben. Von diesen Studierenden werden schon lange eine lebenslange Lernbereitschaft und -befähigung sowie der Erwerb von Schlüsselqualifikationen erwartet, und es ist davon auszugehen, dass sie ein "Gespür" dafür entwickelt haben,
wie die Lern- und Arbeitsbedingungen idealerweise beschaffen sein sollten, damit ein zur Erfüllung wissensgesellschaftlicher Anforderungen hinreichendes Wissens- und Kompetenzrepertoire erlangt und erweitert werden kann. In diesem Sinne konnten auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse für den Campus Karlsruhe Süd planerische Handlungsempfehlungen
formuliert werden. Abgerundet wurden die Ergebnisse durch die Darstellung von Best-Practice-Beispielen aus der nationalen und internationalen Hochschulplanung, in denen Aspekte
und Themen bearbeitet wurden, die von den Studienteilnehmern für den Campus Karlsruhe
als Problem benannt wurden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Karlsruhe
ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution; House of Competence (HoC)
INSTITUTION: Universität Karlsruhe, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für
Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs (Schlossbezirk 12, 76131
Karlsruhe); Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Architektur, Institut für Orts-,
Regional- und Landesplanung Fachgebiet Regionalplanung und Bauen im ländlichen Raum
(Englerstr. 11, 76131 Karlsruhe); Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie der Geschlechterverhältnisse (Emil-Figge-Str. 50, 44227 Dortmund)
KONTAKT: Pfadenhauer, Michaela (Prof.Dr. Tel. 0721-608-5414,
e-mail: [email protected]);
Gothe, Kerstin (Prof. Tel. 0721-608-2169, e-mail: [email protected]);
Kunz, Alexa Maria (e-mail: [email protected]);
Eichholz, Daniela (Dr. e-mail: [email protected])
[162-L] Ladewig, Rebekka; Vowinckel, Annette (Hrsg.):
Am Ball der Zeit: Fußball als Ereignis und Faszinosum, (Kultur- und Medientheorie),
Bielefeld: transcript Verl. 2009, 185 S., ISBN: 978-3-8376-1280-6
INHALT: "Fußball fasziniert: Er zieht Massen ins Stadion und ganze Nationen vor die Bildschirme. Was aber macht ihn so besonders? Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen in
kulturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nach, warum gerade dieser Sport eine solche
Anziehungskraft ausübt. Sie fragen, welche Konzepte von Körper und Raum er transportiert,
welche Emotionen und Imaginationen er freisetzt, welche Medien er nutzt und bedient und ob
Fußball auch eine religiöse Dimension hat." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rebekka
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
111
Ladewig und Annette Vowinckel: Einleitung (7-18); Körper und Raum: K. Ludwig Pfeiffer:
Der seltsame Attraktor des Fußballs: Gruppe, Raum, Bewegung (23-33); Gabriele Klein: Fußball als Choreographie. Zum Verhältnis von spielerischer Interaktion und tänzerischer Improvisation (35-45); Holger Brohm: Himmel und Hölle. Kleine Phänomenologie des Fußballstadions (47-65); Intermezzo 1: Silke Baudendistel: Der Fußball und seine Fans. Interview mit
Yves Eigenrauch (69-71); Medialität und Emotionalität: Markus Stauff: Affektfernsehen.
Zum Status des Gesichts im Fernsehfußball (75-94); Ute Seiderer: Fußball, Fernsehen, Frohsinn. Mentalitätsverschiebungen - Die Weltmeisterschaften 1954, 2006 und 2022 als mediale
Muntermacher (95-114); Christian Bromberger: Fußball: Die Bedeutungen einer weltumspannenden Leidenschaft (115-125); Intermezzo 2: Rebekka Ladewig: Fußballgöttinnen. Ein Gespräch mit Nina Erfle und Frédérique Veith (129-133); Imagination und Glaube: Arnd Pollmann: Fußballgott, erbarme Dich! Fan-Sein als ekklesiogene Neurose (137-155); Hartmut
Böhme: Idole und Bälle. Fußballkultur und Fetischismus (157-168); Hans Hognestad: Für
den Verein, gegen die Nation? Rivalisierende Fußball-Identitäten (169-179).
[163-L] Langebach, Martin; Raabe, Jan:
Zwischen Freizeit, Politik und Partei: RechtsRock, in: Stephan Braun (Hrsg.) ; Alexander
Geisler (Hrsg.) ; Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten : Hintergründe Analysen - Antworten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 163-188
INHALT: Der RechtsRock und seine Szene hat sich in den letzten rund 25 Jahren ohne wesentliche Einflussnahme der organisierten extremen Rechten entwickelt und ist zum "Motor" einer
jugendkulturell fundierten Bewegung von rechts geworden. Damit haben die Protagonisten
dieser Szene die extreme Rechte modernisiert. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre versuchen in Deutschland Parteien die Musiker und Fans für sich zu gewinnen, stellen sie doch
einen wesentlichen Teil jenes außerparlamentarischen Spektrums dar, von dem in Wahlanalysen in den letzten Jahren häufiger die Rede ist. Die NPD erreicht dies vor allem mit der Produktion von Gratis-CDs und der Organisation von Freiluftveranstaltungen sowie durch die
Einbindung junger Aktivisten. Doch bereitet der Partei die Fortentwicklung des RechtsRock
samt seiner Differenzierung auch Schwierigkeiten, da es ihr nur teilweise gelingt, bestimmte
jugendkulturell bedingte Entwicklungen wie die Autonomen Nationalisten zu vereinnahmen.
Hinzu kommt, dass die Hörer und Hörerinnen der Musik oft Gefallen an der Eindeutigkeit der
Texte des RechtsRock finden, in denen teilweise unverblümt der Nationalsozialismus verherrlicht und zum "Rassenhass" aufgerufen wird; dem kann die Partei nur bedingt nachkommen,
will sie ihre moderateren Mitglieder und Wähler nicht verlieren. Letztlich ist und bleibt der
RechtsRock die Musik jener extrem rechten jugendkulturellen Szene, die die NPD umwerben,
aber nicht völlig vereinnahmen kann. (ICF2)
[164-L] Mattig, Ruprecht:
Rock und Pop als Ritual: über das Erwachsenwerden in der Mediengesellschaft, Bielefeld:
transcript Verl. 2009, 261 S., ISBN: 978-3-8376-1094-9
INHALT: "Dieses Buch untersucht die Faszination, die von der Rock-und Popmusik und ihren
Stars ausgeht. Der Autor interpretiert qualitative Interviews mit Fans vor dem Hintergrund
kulturanthropologischer Konzepte. Durch dieses Zusammenführen von Empirie und Theorie
kann ein neues Verständnis der von Erwachsenen oft belächelten und in der Pädagogik bis-
112
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
lang kritisierten Begeisterung jugendlicher Fans für Musik und Stars entwickelt werden. Die
Studie zeigt, dass die populäre Musik mit ihrer Kraft, Menschen zu verzaubern, einen wichtigen Beitrag für die Bewältigung des komplexen Übergangs vom Kind zum Erwachsenen leistet." (Autorenreferat)
[165-F] Nohr, Rolf F., Prof.Dr. (Bearbeitung):
Strategie Spielen: Steuerungstechniken und strategisches Handeln in Computerspielen (am
Beispiel von Wirtschafts-, Militär- und Aufbausimulationen)
INHALT: Computerstrategiespiele sind populäre handlungsbezogene und zumeist rundenbasierte
Simulationen, die in ein (kriegerisches, ökonomisches oder gestaltendes) narratives Setting
eingebunden sind. Kennzeichnend für diese ist, dass ihre Bewältigung vor allem strategisches, (aber auch taktisches) Geschick erfordert und ein kalkulierend-planerisches Vorgehen
verlangt. Der Diskurs des Strategischen, der sich in diesen Spielen materialisiert, ist offenbar
eng verknüpft mit außerspielischen Strategiediskursen, speziell im betriebswirtschaftlichen
und militärischen Bereich. Strategiespiele gehören zu den ältesten und erfolgreichsten Computerspielformen, sind aber bisher wissenschaftlich noch kaum erforscht. Das Projekt will
einen Beitrag zur medien- und kulturwissenschaftlichen Fundierung der Analyse von Strategiespielen leisten und in einer materialorientierten Studie tragfähige methodische Werkzeuge
und Modelle entwickeln, um die bedeutungstragenden Strukturen in Computerstrategiespielen
untersuchen zu können. An Ansätze der Diskursanalyse anknüpfend, sollen Computerstrategiespiele dabei als Interdiskurse konzeptionalisiert werden, deren Verschränkung mit spezialdiskursivem Wissen einen wesentlichen Bestandteil für die Konstitution ihrer Sinndimension
darstellt. Die konkrete Analyse einzelner Spiele wird die Funktion von Darstellungsweisen,
Handlungsformen und deren medialer Implementierung fokussieren und mit außerspielischen
Kontexten in Relation setzen. So soll es möglich werden, Strategiespiele in ihrer medienspezifischen Funktionsweise und spezifischen kontextuellen Bedeutungsproduktion zu verstehen.
Ziel des Projekts insgesamt ist es, nicht nur einen neuen Gegenstand - das Genre des Strategiespiels - für die Medienwissenschaft zu erschließen, sondern darüber hinaus einen Beitrag
zur Profilierung einer medien- und kulturwissenschaftlich orientierten Computerspielforschung zu leisten, die an die im angelsächsischen Raum sich zunehmend etablierende Computerspielforschung (Game Studies) anschlussfähig ist.
METHODE: Mit dem Fokus des Projekts auf Strategiespiele wird aus Sicht der Computerspielforschung ein noch weitgehend unbearbeiteter Forschungsbereich angegangen. Obwohl Strategiespiele in einigen vereinzelten Aufsätzen thematisiert werden, gibt es zur kultur- und medienwissenschaftlichen Einordnung, Beschreibung und Analyse dieses Spielgenres bisher
noch keine umfassenden Modelle, Methoden oder zusammenhängende Untersuchungen. Daher versteht sich das Projekt "Strategie Spielen" auch als ein Grundlagenforschungsprojekt.
Ziel des Projekts ist die Erschließung von Computerstrategiespielen für die medienwissenschaftliche Forschung. Forschungspolitisch soll damit ein Beitrag zur Qualifizierung der
Game Studies in Deutschland geleistet werden. Die zu erwartenden Ergebnisse des Projekts
sollen einen Beitrag zur methodischen Fundierung der Game Studies liefern. Darüber hinaus
werden Erkenntnisse über die konstitutive Verschränkung des Strategischen in Computerspielen mit außerspielischen Wissensformationen und Spezialdiskursen erwartet. Ziele im Einzelnen: 1. Aufbau eines Materialkorpus Strategiespiel; 2. Medienwissenschaftlich orientierte Erschließung des Gegenstands "Strategiespiel"; 3. Präzisierung des Begriffs Strategiespiel als
eines der zentralen Genres der Computerspiele; 4. Weiterführende methodische Fundierung
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
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der Game Studies; 5. Adaption diskursanalytischer Verfahren für die medienwissenschaftliche Computerspielforschung; 6. Modellentwicklung für die Verschränkung von Strategiespielen mit außerspielischen Spezialdiskursen unter dem Fokus der Analyse von diskursiven
(Selbst-) Steuerungstechniken; 7. Weiterentwicklung von Analysemethoden für die Detailanalyse von Computerspielen; 8. Typisierung, Beschreibung und Kontextualisierung zentraler
Charakteristika populärer Strategiespiele im Hinblick auf verwendete Topographien und Konflikträume, medienspezifische Transformationen des Strategischen und strategische Handlungsformen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Nohr, Rolf F.; Böhme, Stefan: "Die Auftritte des Krieges sinnlich
machen". Johann C. L. Hellwig und das Braunschweiger Kriegsspiel. Braunschweig: Appelhans 2009, 63 S. ISBN 978-3-941737-02-0.+++Nohr, Rolf F.: "Handlungsanweisungen für
Siegertypen". Diskurse des Strategischen. in: Kaminski, Winfried; Lorber, Martin (Hrsg.):
Spielen in digitalen Welten. München: kopaed 2008, S.149-166. ISBN 978-3-86736-053-1.+
++Nohr, Rolf F.: The stabilisation of knowledge. types of narratives, normalisation, and reentry in computergames. in: Sorg, Jürgen et al. (ed.): Narrative forms in video games (in
press).+++Nohr, Rolf F.: Free market economy and dino-crisis. The production and circulation of knowledge in strategy games. in: Fromme, Johannes (ed.): Computer games/ players/
game cultures: a handbook on the state and perspectives of digital game studies (in press).
ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2011-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung
-IMF- (Postfach 2538, 38015 Braunschweig)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0531-391-9027)
[166-F] Schlobinski, Peter, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Sprachmuster und Sprachsymbole in rechtsextremen Musikszenen
INHALT: Das Projekt hat sich das Ziel gesetzt, die sprachlichen Mittel in rechtsextremen Musikszenen auf der Basis von Texten einzelner Musikgruppen, Radiomitschnitten und Diskussionen in Foren/ Chats/ Gästebüchern auf Websites von Musikgruppen zu untersuchen, mit
denen Hass und Gewalt propagiert und in Jugendkulturen verbreitet werden. Im Hinblick auf
die linguistische Beschreibung stehen folgende Parameter im Zentrum: 1. Lexik: Wörter und
Wortfelder; Metaphern; 2. Diskurs: Argumentationsmuster, Stilanalyse. Die Analysen sind einerseits quantitativ fundiert (Frequenz- und Konkordanzanalysen), andererseits qualitativ
(Konnotationsanalyse; Stil- und Argumentationsanalyse). Die linguistische Beschreibung
wird im Sinne der 'Polyphonieanalyse' (Maas 1984, 1989) verbunden mit der Einbettung in
historisch-ideologische Zusammenhänge. Hiermit eröffnet sich eine sprach- und ideologiekritische Perspektive. Das Projekt erfüllt ein sprachwissenschaftliches Desiderat im Rahmen der
linguistischen Forschungen zur rechten Gewalt/ Ideologie, die vorwiegend an der NS-Zeit
orientiert sind, und der Forschungen zu Jugendkulturen, die rechtsextreme Jugendkulturen
bisher völlig außer acht gelassen haben. Darüberhinaus haben wir uns das Ziel gesetzt, die
Materialien und Analysen online zu stellen und für sprachdidaktische Zwecke zu nutzen, indem entsprechende Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I und II erstellt und im Anschluss in fachdidaktischen Lehrveranstaltungen im Unterrichtsversuch erprobt werden. Für
die Durchführung der Korpusanalysen: Frequenz- und Konkordanzanalysen, Wortfeldanalysen, Argumentationsanalysen nach Toulmin beantragen wir Mittel für zwei studentische
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
Hilfskraftstellen mit Abschluss (1. für das Liedtextkorpus, 2. für das Internetkorpus) von jeweils 46 Stunden pro Monat für den Zeitraum von 2 Jahren.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar (Königsworther Platz 1, 30167 Hannover)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0511-762-2984, Fax: 0511-762-4714,
e-mail: peter.schlobinski germanistik.uni-hannover.de)
[167-L] Schubert, Daniel:
Lästern: eine kommunikative Gattung des Alltags, (Sprache - Kommunikation - Kultur :
Soziolinguistische Beiträge, Bd. 6), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 314 S., ISBN: 978-3-63157954-1
INHALT: "Welchen sozialen Zweck erfüllt das Lästern? Wie läuft es gesprächsstrukturell ab?
Gibt es typische sprachliche Mittel beim Lästern? Lästern Männer anders als Frauen? Auf der
Grundlage eines gesprächsanalytisch aufgearbeiteten Korpus authentischer Gespräche nähert
sich der Autor einem alltagssprachlichen Phänomen unter gesprächstrukturellen, soziolinguistischen und funktionalen Gesichtspunkten. Dabei stellt sich heraus: das Lästern ist ein komplexes Ineinander verschiedener Gesprächs- und Erzählmuster, das wir als Sprecherinnen als
eine Art Skript im Alltag beherrschen und anwenden." (Autorenreferat)
[168-F] Sigmund, Monika (Bearbeitung):
Kaffee in beiden deutschen Nachkriegsstaaten: Konsum, Diskurs, Deutung und Beziehungen
INHALT: Kaffee ist ein Genussmittel mit hohem Symbolwert, das mit besonderen Erwartungen
verknüpft wurde und wird. In Ost- wie auch in Westdeutschland waren mit dem Genuss oder
der Erreichbarkeit der braunen Bohnen Vorstellungen verbunden, die dem Getränk eine ganz
besondere Bedeutung in der gesellschaftlichen Mentalität verliehen. Auch in der innerdeutschen Beziehungsgeschichte zeigt sich eine hohe Symbolkraft: Kaffee als zentraler Inhalt der
westdeutschen Geschenksendungen in den Osten vermittelt deutlich den Eindruck eines
asymmetrischen Beziehungsgeflechtes, in dem sich die Motive und Muster wechselseitiger
Wahrnehmungen manifestieren. Das Projekt will die sozialen, ökonomischen und kulturellen
Beziehungen untersuchen, die sich über den Konsum von Kaffee zwischen Ost- und Westdeutschland ergaben. Die Konzentration auf ein Genussmittel in einer vergleichenden Längsschnittuntersuchung eignet sich hervorragend als Indikator für Wertvorstellungen und Wertewandel in den jeweiligen Staaten und in deren Beziehungsgeschichte. Die Untersuchung soll
Aufschluss geben über die sich verändernden Konsumbedingungen, Konsumgewohnheiten
und Konsumwünsche sowie die damit verbundenen Deutungen, Eigen- und Fremdwahrnehmungen, die Möglichkeiten sozialer Distinktion und die sich verändernden Vorstellungen von
Normalität und Wohlstand. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland,
DDR
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg (Beim Schlump 83, 20144 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-431-397-24, e-mail: [email protected])
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1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur
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[169-L] Stoll, Alexander:
"Killerspiele" oder E-Sport: Funktionalität von Gewalt und die Rolle des Körpers in
Multiplayer-Ego-Shootern, Boizenburg: Hülsbusch 2009, 192 S., ISBN: 978-3-940317-42-1
INHALT: Das Buch vertritt und belegt folgende These: Die Simulation von Gewalt im Computerspiel ist nicht mit realer Gewalt gleichzusetzen. Sie verbleibt zum einen im Virtuellen und
ist zum anderen eindeutig als Spiel gerahmt. Im Spiel ist aller Sinn von Verhalten immer für
das Spiel symbolisch transformierter Sinn, auch zu verstehen im Sinne einer Mimesis. Dieser
Sinn besitzt ausschließlich für die Realität des Spiels Gültigkeit. Die "Quasi-Realität" des
Spiels existiert parallel zur Realität außerhalb des Spiels und die momentan als gültig anerkannte Realität unterscheidet zwischen Spieler und Nichtspieler. Alle Spiele lassen sich für
den Autor durch ein je unterschiedlich gelagertes Zusammenspiel der vier Grundelemente
Wettkampf (agon), Glücksspiel (alea), Schauspiel (mimicry) und Rausch (ilinx) beschreiben.
Bereits in Johann Huizinga's "Homo ludens" (1939) finden sich diese Elemente. Computerspiele sind anhand der klassischen und heute noch akzeptierten Definitionen von Huinzinga
und Caillois eindeutig als Spiele zu betrachten und werden anhand dieser vier Dimensionen
analysiert. In den in der Studie behandelten Multiplayer-Ego-Shootern ist das Element des
Wettkampfes besonders stark ausgeprägt, wesentlich stärker als alle anderen drei Grundelemente des Spiels. (ICA2)
[170-L] Willmann, Silke:
Kleidungspraktiken aus Sicht von Kindern im Vorschulalter: eine Studie zur kulturellen
Identität vor differentem kulturellem Hintergrund, (Europäische Hochschulschriften. Reihe
22, Soziologie, Bd. 426), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 219 S., ISBN: 978-3-631-57691-5
INHALT: "In Bildungsdiskussionen ist bei unterschiedlichsten Themen immer auch der Blick auf
die kulturelle Vielfalt und Identität von Kindern gerichtet. Mit diesem Buch wird der Versuch
unternommen, kulturrelevante Merkmale über die von Kindern selbst formulierten Wahrnehmungen und Erfahrungen zu Kleidungspraktiken aufzuspüren. Ansätze aus der sozialwissenschaftlichen Kleidungsforschung, welche die Kleidung als Kommunikationsform bzw. als vestimentäre Operation auffassen, schaffen einen Zugang zu den Äußerungsformen des Kindes
als Kleidungsnutzer. Aus entwicklungsbedingten Aspekten und sozialisationstheoretischen
Dimensionen lassen sich zentrale Kategorien - Gesellschaftsbild, Geschlechterbild, ethische
Identität, Eigenbild - bilden, die sich als Bezugsrahmen für vestimentäre Konzepte eignen."
(Autorenreferat)
1.8
Kulturelle Identität
[171-L] Amelina, Anna:
Transnationalisierung zwischen Akkulturation und Assimilation: ein Modell multipler
Inklusion, (COMCAD Working Papers, No. 41), Bielefeld 2008, 31 S. (Graue Literatur;
www.uni-bielefeld.de/tdrc/ag_comcad/downloads/workingpaper_41_amelina.pdf)
INHALT: Die vorliegende Studie orientiert sich an folgenden Leitfragen: Welche Rolle spielen
kulturelle Lernprozesse der Einwanderer für die Integration in die Einwanderungskontexte
116
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
unter den Bedingungen der Transnationalisierung? Ist die kulturelle Anpassung eine notwendige Voraussetzung für Integration? Wie lassen sich diese Fragen aus transnationaler Perspektive interpretieren und reformulieren? Die Autorin bezeichnet die transnationale Migration als grenzüberschreitende Mobilität von Individuen und Kollektiven, die pluri-lokal verortete, transnationale Kontexte erzeugt. Sie zeichnet zunächst die aktuelle Diskussion über Koexistenz und wechselseitige Abhängigkeit zwischen transnationaler Eingebundenheit und "ankunftsorientierten" Assimilationsprozessen der Einwanderer nach, um Probleme und Lücken
innerhalb dieser Debatte herauszuarbeiten. Sie nimmt anschließend eine kultursoziologische
Revision der Transnationalisierungsansätze vor, indem sie argumentiert, dass in transnationalen Kontexten der Erwerb kultureller Muster nicht notwendigerweise mit dem Verlust kultureller Sinnschemata einhergeht. Stattdessen partizipieren transnationale Akteure und Kollektive an den sich überlappenden kulturellen Wissensordnungen, die eine Grundlage für ihre
multiplen Inkorporationen bilden. (ICI2)
[172-L] Baberowski, Jörg; Feest, David; Lehmann, Maike (Hrsg.):
Dem Anderen begegnen: eigene und fremde Repräsentationen in sozialen Gemeinschaften,
(Eigene und fremde Welten : Repräsentationen sozialer Ordnung im Vergleich, Bd. 10), Frankfurt
am Main: Campus Verl. 2008, 293 S., ISBN: 978-3-593-38722-2
INHALT: "Soziale Gemeinschaften vergegenwärtigen, bestätigen und verändern durch Repräsentationen die Ordnung, in der sie leben. In der Begegnung mit anderen werden diese verteidigt
oder mit neuer Bedeutung versehen. An Beispielen aus Europa, Südamerika, Afrika und Asien wird in diesem Band untersucht, wie Repräsentationen als Praktiken der Weltauslegung
das Beharren, aber auch den Wandel sozialer Ordnungen beeinflussen und wie Einzelne und
Gruppen durch sie klären, wer sie selbst sind und was das Andere ist." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jörg Baberowski: Dem Anderen begegnen: Repräsentationen im Kontext (914); Repräsentationen von Institutionen: David Feest: Einleitung (17-19); David Feest: Den
Staat in die Gemeinden bringen: Friedensvermittler und die Institutionalisierung von Staatlichkeit auf dem russischen Dorf nach 1861 (21-36); Jens Hacke: Die Sichtbarkeit von Institutionen: Der Wandel staatlicher Repräsentation in der Bundesrepublik seit 1989 (37-52); Gewaltrepräsentationen: Maike Lehmann: Einleitung (55-58); Michael Pesek: Der koloniale
Körper in der Krise: Koloniale Repräsentationen, Ordnung und Gewalt während des Ersten
Weltkriegs in Ostafrika, 1914-19 (59-81); Maike Lehmann: In Wort und Tat: Gewaltordnungen in Berg Karabakh (83-105); Repräsentationen auf Reisen: Maike Lehmann: Einleitung
(109-111); Daniel Hedinger: Im Dienste der Nation: Hygiene, Biopolitik und Moderne im Japan der Meiji-Zeit (113-139); Barbara Schulte: Zum Schutz von Körper und Land: Repräsentationen von Hygiene auf der Reise durch chinesische Köpfe und Körper (141-163); Ines
Stolpe: Von der Kultur zur Zivilisation: Hygienekonzepte auf der Reise durch die Mongolei
(165-187); Repräsentationen von Inklusion und Exklusion: David Feest: Einleitung (191193); Carlos Martinez Valle, Verónica Oelsner & Eugenia Roldán Vera: Bildungsmissionen
als Begegnung: Modernisierung und Herrschaftskonstruktion im postrevolutionären Mexiko
und peronistischen Argentinien (195-219); Deborah Johnson: Grenzziehungen und soziale
Gemeinschaft im zeitgenössischen Malaysia (221-234); Sheila Fitzpatrick: Lüge und Wahrheit in der Sowjetunion (235-249); Priska Jones: Europa hat Angst: Deutsche Karikaturen als
virtueller Begegnungsraum in den 1920er Jahren (251-267); Susan Rößner: Europa und sein
östliches Anderes bei deutschen und englischen Historikern in den 1920er und 1950er Jahren:
Religion als Ausgrenzungsstrategie (269-285).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
117
[173-L] Beck, Ulrich; Grande, Edgar:
Cosmopolitan Europe, Cambridge: Polity Press 2007, XIII, 311 S., ISBN: 978-0-7456-3563-7
INHALT: "Europe is Europe's last remaining realistic political utopia. But Europe remains to be
understood and conceptualized. This historically unique form of international community
cannot be explained in terms of the traditional concepts of politics and the state, which remain
trapped in the straightjacket of methodological nationalism. Thus, if we are to understand cosmopolitan Europe, we must radically rethink the conventional categories of social and political analysis. Just as the Peace of Westphalia brought the religious civil wars of the seventeenth century to an end through the separation of church and state, so too the separation of
state and nation represents the appropriate response to the horrors of the twentieth century.
And just as the secular state makes the exercise of different religions possible, so too cosmopolitan Europe must guarantee the coexistence of different ethnic, religious and political
forms of life across national borders based on the principle of cosmopolitan tolerance. The
task the authors have set themselves in this book is nothing less than to rethink Europe as an
idea and a reality. It represents an attempt to understand the process of Europeanization in
light of the theory of reflexive modernization and thereby to redefine it at both the theoretical
and the political level. This book completes Ulrich Beck's trilogy on 'cosmopolitan realism',
the volumes of which complement each other and can be read independently. It is essential
reading for anyone interested in the key social and political developments of our time." (author's abstract)|
[174-F] Bohl, Dominik, M.A. (Bearbeitung); König, Matthias, Prof.Dr.; Heintz, Bettina, Univ.Prof.Dr. (Betreuung):
Menschenrechte sprachlicher Minderheiten - von der Nichtdiskriminierung zum Schutz kultureller Identität
INHALT: In der jüngeren Geschichte der Menschenrechtspolitik lässt sich eine Ergänzung der
klassischen Themen politischer Freiheit und sozialer Gleichheit um Fragen des Umgangs mit
kultureller Differenz beobachten. Dies wirft die Frage auf, wie es zum Aufstieg dieser Thematik gekommen ist. Einen Teilbereich der Menschenrechtspolitik, in dem sich diese Entwicklung deutlich zeigt, stellt die Diskussion um die Gewährung von Menschenrechten an
sprachliche Minderheiten in Nationalstaaten dar. Den Ausgangspunkt für die Untersuchung
dieser Problematik bildet die Annahme, dass es sich bei der geschilderten und im Detail noch
zu rekonstruierenden Entwicklung um einen Teil eines weltweiten Rationalisierungsprozesses
handelt, innerhalb dessen globale kulturelle Deutungsmuster von verschiedenen Akteuren
(re-)interpretiert und verbreitet werden. In diesem Prozess werden neue kollektive Identitäten
konstruiert bzw. als schützenswert definiert, so dass sie dann als menschenrechtlich relevant
erachtet werden. Diese neuen oder neu aufgewerteten Identitäten stehen häufig in einer konfliktreichen Beziehung zum historisch entwickelten Modell des kulturell homogenen Nationalstaats. Indem solche unterschiedlich und oft widersprüchlich verlaufenden Rationalisierungsprozesse auf globaler Ebene im Bereich sprachlicher Menschenrechte historisch rekonstruiert werden, soll einerseits die oben beschriebene Entwicklung hin zu einer "Kulturalisierung" des Menschenrechtsdiskurses erklärt und andererseits die Fruchtbarkeit der theoretischen Perspektive des soziologischen Neoinstitutionalismus für die Erklärung kulturellen
Wandels und divergierender Rationalisierungswege gezeigt werden. ZEITRAUM: ab 1945
118
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
METHODE: soziologischer Neoinstitutionalismus; qualitative Inhaltsanalyse DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des
Projekts.
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie
Lehrstuhl für Soziologie, insb. Religionssoziologie (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen); Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, WE I Theorie und Geschichte der Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie Prof.Dr. Heintz (Postfach
100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[175-L] Caysa, Volker; Kozera, Bartlomiej; Ulbricht, Justus H. (Hrsg.):
Kultur - Nation - Europa: nationalkulturelle Identitäten auf einem imaginären Kontinent,
(Daedalus : europäisches Denken in deutscher Philosophie, Bd. 18), Frankfurt am Main: P. Lang
2008, 217 S., ISBN: 978-3-631-56982-5
INHALT: Die kulturelle Offenheit Europas ist wesentlich begründet in der aufgeklärten Offenheit
der Erinnerung seiner vielfältigen geschichtlichen Wurzeln und in der Fähigkeit, sich auf dem
Grund dieser Erinnerungsmacht zur Zukunft zu entschließen. Zur Zukunft sich zu entschließen aber bedeutet, die erinnerten, nationalen und regionalen kulturellen Wurzeln als Erbe und
als Modernisierungspotenzial der Gegenwart zu nutzen. Europa brauchte und braucht das
Verständnis seiner ursprünglichen und sich wandelnden Identität, will es sich nicht seine eigenen Wurzeln abschneiden und um Zukunftsmöglichkeiten bringen. Die in diesem Band
versammelten philosophischen, soziologischen, politologischen und historischen Beiträge reflektieren die mit der Osterweiterung der Europäischen Union verbundenen unabgegoltenen
Ideen und Visionen, aber auch die sie begleitenden Desillusionierungen, Verwerfungen und
Gefahren unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-polnischen Verhältnisse.(ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Konzept (9-14); I. Europa-Imaginationen: Justus H. Ulbricht: Zwischen den Meeren. Über die Möglichkeit zur Zusammenarbeit europäischer Regionen (1731); Volker Caysa: Die Stiftung Europas durch Napoleon aus der Sicht Hegels und Nietzsches (32-43); Jan Krasicki: Der Tod Gottes und das neue Europa (44-54); Stanislaw Kijaczko: Europa - Hoffnung der Völker? (55-62); Albrecht Betz: Von Sully bis Delors Französische Visionen Europas (63-70); Zbigniew Ambrozewicz: Die Theorie der Zivilisation von Feliks Koneczny und der Verzicht auf das Absolute in der Geschichte (71-76); II. Individuelle
und regionale Identitäten: Pirmin Stekeler-Weithofer: Identität und Regionalität (79-86);
Grzegorz Francuz: Unsere moderne-postmoderne Wirklichkeit und die Identität des Individuums (87-99); Marcin Pietrzak: Der inhomogene Charakter der persönlichen Identität (100107); Marek S. Szczepanski: Private Heimaten und das Weltsystem (108-123); Anna Barska:
Über die Teilnahme an der Kultur in lokalen Gemeinschaften und das Problem der Identität
(124-133); Magorzata Swider: Das historische Erbe der deutsch-polnischen Beziehungen in
der Nachkriegszeit und seine Bedeutung für eine neue Nachbarschaftsetappe im erweiterten
Europa (134-142); Ewa Ganowicz, Aleksandra Trzcielinska-Polus: Deutsche Minderheiten in
Polen im Kontext der deutsch-polnischen Beziehungen - Erfahrungen aus den Jahren 1990
-2005 (143-155); Steffen Höhne: Öffentlicher Sprachgebrauch und die Idee der Nation. Paradigmatisch dargestellt am Beispiel der Böhmischen Länder (156-178); Stefanie SchülerSpringorum: Leben an der Grenze. Russische Juden in Königsberg 1850-1925 (179-194);
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
119
Monika Gibas: "Industrieller Pioniergeist" und "deutsche Wertarbeit". Die Stilisierung von
Industrie- und Wissenschaftsstandorten zu nationalen Wertezentren in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts - ein Forschungsprojekt der Friedrich-Schiller-Universität Jena (195-217).
[176-F] Coester, Helene, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Ziebertz, Hans-Georg, Prof.Dr.theol.Dr.rer.soc. (Betreuung):
Geschlechtsidentität in der multikulturellen Gesellschaft
INHALT: Vor dem Hintergrund kultureller bzw. religiöser Pluralität in Deutschland sollen doinggender Prozesse von Jugendlichen innerhalb interkultureller Interaktion untersucht werden.
Es wird davon ausgegangen, dass Geschlechtsidentität (Gender) vom Individuum immer wieder in einem Prozess von role-taking (aneignen) und role-making (ausgestalten) erworben
werden muss. Da die Person in unterschiedliche Referenzsysteme eingebunden ist und somit
mit unterschiedlichen Personen, Gruppen und Institutionen interagiert, die jeweils unterschiedliche Hintergründe bezüglich Wertesystem, Nation, Ethnie und Religion haben, ist dieser Prozess auf dem Hintergrund einer pluralen Gesellschaft sehr komplex. Die Pluralität wird
mit Blick auf Werte, Normen und Handlungsmaximen besonders deutlich, unterschiedliche
Gender-Konzepte liegen vor. Für das Individuum ergibt sich das Problem, dass es dennoch eigene Vorstellungen und Handlungsweisen entwickeln muss, ohne sich an einem geschlossenen Konzept der Wertevermittlung und Lebensentwürfe orientieren zu können. Diese Frage
wird besonders relevant für Jugendliche. Fragestellung: Wie funktionieren doing-gender Prozesse in der interkulturellen Interaktion im multikulturellen Kontext, wenn davon ausgegangen wird, dass Jugendliche, eingebettet in unterschiedliche Referenzsysteme, mit unterschiedlichen Genderkonzepten konfrontiert werden? Um diese Frage zu verfolgen, wird auf das
Konzept des "Dialogical Self" (H. Hermans, Nijmegen) zurückgegriffen. Hermans geht von
einem pluralen und dynamischen Selbst aus, das in der Interaktion mit unterschiedlichen Personen/ Referenzgruppen unterschiedliche Voices ausbildet, die miteinander dialogisch kommunizieren. Je nach Situation werden die Voices dominant. Die Entwicklung der eigenen
Identität ist hierbei ein dynamischer und andauernder Aushandlungsprozess, der nicht unabhängig von der sozial-kulturellen Umwelt vonstatten geht. Identität wird narrativ hergestellt.
Innerhalb des Forschungsprojektes wird untersucht, ob die Theorie des dialogischen Selbst
hilft, die intrapsychischen Verarbeitungen von konfligierenden Impulsen zu beschreiben
(theoretisch/ empirisch) und zu erklären.
METHODE: Als konkrete interkulturelle Kommunikationssituation wird die ca. fünfwöchige Unterrichtseinheit "Gender in christlich und muslimisch geprägten Kulturen" genutzt, die im
Rahmen des Forschungsprojektes entwickelt und in mehreren 9. Klassen (Realschule) mit
multikultureller Zusammensetzung durchgeführt wird. Die lnteraktionssituationen einzelner
Stunden werden per Video aufgezeichnet. Zusätzlich zu den Videoaufzeichnungen werden
qualitative Interviews durchgeführt. Die Videosequenzen werden mit Hilfe einer Interaktionsanalyse ausgewertet. Analysiert werden u.a. die Struktur des Kommunikationsablaufs und die
Aktivitäten der Interaktionspartnerinnen. Zusätzlich wird auf die Diskursanalyse zurückgegriffen, um die Bedeutungszuschreibungen zu analysieren und einzelne Diskursstränge und
deren Verschränkung zu verfolgen und die Bestandteile des sozialen / gesellschaftlichen Diskurses zu zuordnen. So kann evtl. aufgedeckt werden, von welchem Hintergrund her die Jugendlichen argumentieren, welche Sicht welcher Referenzgruppe sie übernehmen bzw. sich
von dieser absetzten. Qualitativ-empirisches Verfahren. Untersuchungsdesign: Querschnitt
120
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-07 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische
Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts (Paradeplatz 4, 97070 Würzburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0931-313131, e-mail: [email protected])
[177-F] Darieva, Tsypylma, Dr.; Pilz, Madlen (Bearbeitung); Kaschuba, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung):
Identitätspolitiken im Südkaukasus. Nationale Repräsentation, postsozialistische Gesellschaft und urbane Öffentlichkeit (Teilprojekt B4)
INHALT: Untersucht werden ethnische und nationale Identitätspolitiken in Armenien, Aserbaidschan und Georgien - also in einer aktuellen Konflikt- und Krisenregion. In den drei Gesellschaften überlagern sich die Wirkungen globaler und geopolitischer Orientierungsprobleme
mit Fragen postsozialistischer Gesellschafts- und nationaler Identitätspolitik auf unterschiedliche, jedoch immer wieder auf konflikthafte und dramatische Weise. Dabei werden Aushandlungsprozesse nationaler Identitätspolitiken und "genealogischer" Zugehörigkeit sowohl im
lokalen als auch im globalen Kontext konkurrierend verortet. Die drei Hauptstädte Yerevan,
Baku und Tbilissi sind Hauptstädte dieser Region und zugleich die "Bühnen", auf denen dieser Konflikt strategisch organisiert und inszeniert wird: über Geschichtspolitik und mediale
Diskurse, über Selbst- und Fremdbilder, über Popkultur, Symbole und Denkmäler. In ausgewählten städtischen Orten werden Prozesse der Rekonstruktion der Gedenkkultur, der Rekonfiguration des kulturellen Erbes und religiöser Identitäten bei lokalen Eliten, Stadteinwohnern
und neuen "Fremden" (Flüchtlinge, Expats, Diaspora) analysiert. Zentrale Fragen der ethnologischen Untersuchung sind: Wie wird im Zustand einer spatial disorder nationale und ethnische Einheit identitätspolitisch im öffentlichen Raum inszeniert und rezipiert? Wie definieren
und handeln verschiedene Akteure mittels dieser Repräsentationen soziale Ordnung neu aus?
Repräsentationen werden dabei als Symbole, Konfigurationen und Praxen betrachtet, in denen identitätspolitische Positionen alltäglich formuliert, kommuniziert und legitimiert werden. Deshalb spielen hier Orte, Inszenierungs- und Performanzpraktiken in unterschiedlichen
sozialen Kontexten eine wesentliche Rolle. Die Region wird in zwei Untersuchungseinheiten
Armenien/ Aserbaidschan und Georgien aufgeteilt. Sowohl in Jerewan als auch in Baku soll
insbesondere die Frage nach der sozialen Konfiguration und kulturellen Konstruktion nationaler Gedenk- und Trauerkulturen bearbeitet werden, die in den beiden Stadtlandschaften
neue symbolische Zuordnungen vollzieht. In Tbilissi wird vor allem der Rekonfiguration nationaler Repräsentationen des "Georgischseins" nachgegangen auch im Kontext ethnischer
und religiöser Diversität am Beispiel armenischer und aserbaidschanischer Minderheiten.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Armenien, Aserbaidschan, Georgien
METHODE: Als Quellengrundlagen dienen mehrmonatige Feldforschungen in städtischen Quartieren der drei Hauptsstädte Tbilissi, Baku und Yerevan. Methoden wie die Teilnehmende Beobachtung, Wahrnehmungsspaziergänge und Interviews werden durch Archivarbeiten, Architektur- und Denkmalstudien, Text- und Diskursanalysen ergänzt und in einer verdichteten
Ethnographie verbunden. Bilder und Plakate, urbane Feste und nationale Feiertage, Experteninterviews und Alltagsgespräche in privaten Räumen, Filme und Werbung bilden so die un-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
121
terschiedlichen Quellen der Untersuchung. Damit eröffnen ethnographischen "Nahaufnahmen" tiefere Einsichten in die Technik, Inszenierung und strategische Umsetzung der Identitätspolitiken wie auch in die postsozialistischen Dynamiken des Wandels von Alltagswelten.
Das Forschungsprojekt leistet damit einen Beitrag sowohl zu einer kritischen regionalwissenschaftlichen Forschung als auch zur Ethnologie postsozialistischer Städte.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Darieva, T.: From silenced to voiced. Changing politics of memory of loss in Armenia. in: Darieva, T.; Kaschuba, W. (Hrsg.): Representations on the margins
of Europe. Campus 2007, S. 65-88.+++Darieva, T.: Russlanddeutsche, Nationalstaat und Familie in transnationaler Zeit. in: Ipsen-Peitzmeier, S.; Kaiser, M. (Hrsg.): Zuhause fremd.
Russlanddeutsche zwischen Russland und Deutschland. Bielefeld: Transcript Verl. 2006.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische
Ethnologie (Mohrenstr. 41, 10117 Berlin); Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel (Unter den Linden 6,
10099 Berlin)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[178-L] Distelrath, Günther; Ölschleger, Hans-Dieter; Wessler, Heinz Werner (Hrsg.):
Zur Konstruktion kollektiver Identitäten in Asien, (Bonner Asienstudien, Bd. 5), Schenefeld:
EB-Verl. Brandt 2007, 203 S., ISBN: 978-3-936912-62-3
INHALT: "Die Frage nach der eigenen Identität scheint von schlechthin universaler Bedeutung
zu sein. Sie stellt sich in allen Gesellschaften, in den so genannten 'einfachen' oder den 'hochkomplexen', in traditionalen Gesellschaften ebenso wie in modernen, spät- oder nachmodernen Gesellschaften und Kulturen. Diese Tatsache trägt sicher dazu bei, dass das Konzept der
'kollektiven Identität' eine so ungeheure internationale Wissenschaftskarriere erlebt hat, die
sich in ihrer Entwicklung kaum mehr nachzeichnen lässt. Dabei geht es um mehr als eine um
objektive Distanz bemühte Beschreibungskategorie der Statik und Dynamik von Kultur und
Gesellschaft. Identitätsdiskurse entfalten sich vielfach in Krisenzeiten, dann wenn der einheitsstiftende Gehalt eines Identitätsversprechens nicht eingehalten wird oder als eine Zumutung begriffen wird. Vor diesem Hintergrund lohnt der Blick auf die Innensicht von Identitätsbildern, die sich in Praxen kollektiver Identitätsbildung in Asien verdichten, wobei sich
die Herausgeber und Autoren dieses Bandes bewusst sind, dass allein die Annahme eines
geographisch bestimmbaren Raumes 'Asien' auf einem Klassifikationsbedürfnis beruht, das
selbst nur aus Bedürfnissen der Konstruktion von Identität zu erklären ist. Aber die aktuelle
Suche nach 'asiatischen Werten' nicht zuletzt in modernen Gesellschaften Asiens zeigt, dass jenseits einer trivialen Völkerpsychologie - Zuschreibungen von 'Mentalitäten' im Sinne der
französischen Mentalitätsforschung der Annales-Schule oder eines 'Geistes' der asiatischen
Kulturen Weberscher Prägung, in vielfach neuer begrifflicher Verkleidung, fortbestehen. Diese Publikation möchte einen solchen interzivilisatorischen Diskurs gerade in dem Brennpunkt
von Selbst- und Fremddeutungen aufgreifen, nämlich in der Bestimmung von 'kollektiver
Identität'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Günther Distelrath, Werner Gephart, Hans
Dieter Ölschkger, Heinz Werner Wessler: Zur Konstruktion kollektiver Identitäten in Asien:
Theoretische und methodische Überlegungen (9-22); Manfred Hutter: Kollektive Hindu-Identität in Singapore vor dem Hintergrund staatlich geförderter Multikulturalität (23-42); Josef
Kreiner: "Ryukyuanism" versus "Japaneseness": Identitätssuche einer japanischen Region im
Spannungsfeld Ostasiens (43-62); Peter Schwieger: Chinas Tibet: Die Verfestigung einer
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
Wortverbindung und ihre Implikationen (63-94); Thomas Zimmer: China auf der Suche nach
kollektiver Identität: Zwischen Nationalismus und Kulturkritik (95-110); Hans-Bernd Zöllner: Lost in Translation? Birmas/Myanmars Versuche zur Entwicklung einer nationalen Identität im 20. Jahrhundert in der Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen internationalen
Gedankengut (111-136); Sven Trakulhun: Geschichtsschreibung und Nationalgedanke in
Thailand: Einüberblick (137-160); Heinz Werner Wessler: Die Chemie des Hinduismus: Kollektive hinduisüsche Identität zwischen Essentialisierung und Dekonstruktion (161-190).
[179-L] Ebert, Anne; Lidola, Maria; Bahrs, Karoline; Noack, Karoline (Hrsg.):
Differenz und Herrschaft in den Amerikas: Repräsentationen des Anderen in Geschichte
und Gegenwart, (Kultur- und Medientheorie), (Tagung "Ideen - Darstellungen - Wirklichkeiten:
Symbolische Repräsentationen in den Amerikas", 2008), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 313 S.,
ISBN: 978-3-8376-1063-5
INHALT: "Gegenwart und Geschichte der Amerikas sind durchzogen von Herrschaftsverhältnissen, in denen alte und neue Ideen, Darstellungen und Wirklichkeiten permanent verhandelt
werden. Innerhalb eines breiten historischen und räumlichen Kontexts fragt dieses Buch, wie
Ideen soziale und kulturelle Bedeutung erlangen. Über welche Darstellungsformen werden sie
kommuniziert? Wie werden über Ideen und Darstellungen Wirklichkeiten geschaffen? Die
Beiträge betrachten symbolische Repräsentationen des Anderen in sozialen Ordnungen in den
Amerikas: Sie gehen auf die vor-, koloniale und postkoloniale Zeit ein und beziehen sich vor
allem auf den lateinamerikanischen Raum. Im Vordergrund stehen die kulturell konnotierte
Vorstellung und symbolische Darstellung von Differenz im Kontext machtpolitischer Auseinandersetzungen und deren unterschiedlich erfahrene Wirklichkeiten." (Autorenreferat). Inhalt:
Vorwort: (9-10); Anne Ebert und Maria Lidola: Zur Einführung: Abgrenzungen, Eingrenzungen und Möglichkeiten (11-24); Jeanne Berrenberg: Symboltheorie aus ethnologischer Sicht:
Eine einführende Skizze (25-34); Kategorien, Identitäten und Positionierungen: Verena Stolcke: Wie Mestizen zu Mestizen wurden: Zur Geschichte einer sozialen Kategorie (37-68);
Anne Ebert: Idealisierte Darstellung oder Abbild: Hierarchien in den Casta-Gemälden NeuSpaniens des 18. Jahrhunderts (69-80); Nina Möllers: Black, White, or Faerie Folk? Louisianas Kreolen zwischen Erinnerung und Vergessen (81-92); Frédéric Döhl: Soziale Distinktion
in der US-amerikanischen Musikgeschichte: Die Entstehung der Barbershop Harmony (93102); Karoline Bahrs: Immaterielles Weltkulturerbe: Symbolische Repräsentationen (in) der
Dominikanischen Republik (103-114); Dania Schüürmann: Ästhetik eines Widerstandes: Szenarien des Candomblé im mythopoetischen Archiv des "schwarzen" Theaters in Brasilien
(115-126); Wissen, Räume und Herrschaftsverhältnisse: Elisio Macamo: Afrika durch gute
Absichten (129-144); Maria Lidola: Als "Brasilianerin" in Berlin: Eine Auseinandersetzung
mit symbolischen Verortungen (145-158); Gundo Rial y Costas: Mediale Neuverortungen
von nationalen Symbolen in den Amerikas (159-170); Menja Holtz: "Die wahren Helden unseres modernen Lebens" - Gesellschaftliche Position und Identität lateinamerikanischer Intellektueller (171-180); Ximena Tabares: Raum und Repräsentation: Die Siedlung Ciudadela
Sucre (181-187); Pablo F. Gomez: Körper der Begegnung: Gesundheit, Tod und Heilung im
frühneuzeitlichen Cartagena de Indias (189-198); Markus Wiencke: Performative Therapie in
einem Candomblé- und Umbanda-Tempel (199-204); Wirklichkeiten in Bildern und Texten:
Jürgen Golte: Konstruktion von Welt in den Kulturen der "Frühen Zwischenzeit" an der Küste Perus (207-227); Andrea Blumtritt: Der "Schlafende Gigant" ist erwacht: Aneignungen
kultureller Repräsentationen am Beispiel der Bennett-Stele (229-242); Ulrike Bock: Die sym-
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1.8 Kulturelle Identität
123
bolische Repräsentation von Ordnung: Inszenierungen und Vermittlungsleistung von Institutionen in Yucatán im Zeitalter der Revolutionen (243-252); Antonia Schneider: Übersetzung
in kolonialzeitlichen Katechesediskursen in Peru (253-264); Maret Keller: Der Einsatz diskursiver Traditionen in der "Primer Nueva Corónica y Buen Gobierno" (1615) (265-270);
Kora Baumbach: Kontroverse Geschichtsbilder: Mario Vargas Llosas Strategie fiktionaler Erinnerungspolitik (271-282); Miriam Oesterreich: Indigenistische Aspekte im Werk Raúl Anguianos: Die Reise nach Bonampak (283-294); Anna Bessler: Formen der Selbstinszenierung:
Nahui Olin, eine mexikanische Künstlerin der 1920er Jahre (295-304); Inga Scharf da Silva
im Gespräch mit Alexander Brust: Visuelle Umsetzung geistiger Welten (305-310).
[180-L] Etges, Andreas (Hrsg.):
Europa trifft Amerika: vergleichende und transnationale Perspektiven, (Studien zur
Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas, Bd. 27), Münster: Lit Verl. 2008, V, 138 S.,
ISBN: 978-3-8258-1144-0 (Standort: UB Siegen(467)-21LIBE1212)
INHALT: "'Amerika'ist in vielerlei Weise eine europäische 'Erfindung'. Und Europa blieb ein
wichtiger Bezugspunkt für die Nordamerikaner, mal in Abgrenzung, mal in Anlehnung an die
Alte Welt. Aus multidisziplinärer Perspektive untersuchen die Autoren Verflechtungen und
Unterschiede, transnationale Entwicklungen und nationale Besonderheiten in Medien und Gewerkschaften, in Literatur und Kultur, in Geschichte und Politik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Etges: Einleitung: Nordamerika und Europa - Historischer Irrtum oder
Betrug? Die Namensgebung der Neuen Welt und die europäische Erfindung Amerikas (1-11);
Winfried Fluck: Die deutsche Kultur als Prüfstein amerikanischer Demokratie: Ferdinand
Kürnbergers Roman Der Amerika-Müde (12-46); Susanne Rohr: Europa trifft Amerika - eine
ethnische Variante: jüdisch-amerikanische Literatur (47-60); Daniel T. Rodgers: Competing
Modernities: The United States, Germany, and the Networks of Transnational Progressive Politics (61-79); Douglas M Edwards: From the Crystal Palace to EXPO 2000: Europe, America, and the Exposition Impulse (80-94); Thomas Greven: The United Steelworkers of America vs. Continental: A Transatlantic Corporate Campaign (95-119); Fritz Pleitgen: The more
you get, the less you know - Medienkonzentration und Meinungsvielfalt in den USA (120136).
[181-L] Geisen, Thomas:
Migration und Ethnizität: zur Ambivalenz kultureller Grenzen, in: Karin Elinor Sauer (Hrsg.)
; Josef Held (Hrsg.): Wege der Integration in heterogenen Gesellschaften : vergleichende Studien,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 243-259
INHALT: Ziel des Beitrags ist es, einen kritischen Ethnizitätsbegriff zu entwickeln, der mit der
ambivalenten Bedeutung von ethnischer Zugehörigkeit die Entwicklung der einzelnen Aspekte thematisiert, die in der aktuellen Diskussion um Ethnie und Ethnizität bisher zu wenig Beachtung finden. Auf der Grundlage einer Rekonstruktion der Verwendung des Ethnizitätsbegriffs und der Überlegung, dass den Begriffen von Ethnie und Ethnizität für die empirische
Analyse von Migrationsgesellschaften eine aktuelle Bedeutung zukommt, deren Möglichkeiten durch die bislang vorherrschende Verwendung des Ethnizitätsbegriffs begrenzt werden,
beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit der theoretischen Analyse des Zusammenhangs
von Migration und Ethnizität. Ausgehend von der Rekonstruktion der Aktualität von Ethnizi-
124
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
tät im Migrationsdiskurs wird die subjektiv-konstitutionelle Bedeutung von Ethnizität in biografischen und sozialen Prozessen diskutiert. Abschließend wird auf die Bedeutung des Ethnizitätsbegriffs für die sozialwissenschaftliche Analyse im Migrationskontext eingegangen.
Der Beitrag vertritt die These, dass Begriff und Konzept von Ethnizität auf der Ambivalenz
kultureller Grenzen beruhen, dass Ethnizität gleichermaßen sowohl Zugehörigkeit und Partizipation als auch Ausgrenzung bedeuten kann. Ethnizität gilt es daher sowohl theoretisch als
auch jeweils empirisch konkret zu bestimmen, um die darin sich artikulierenden Prozesse von
Partizipation und Ausgrenzung in den von ihnen subjektiv zugeschriebenen Bedeutungen und
Zielsetzungen zu rekonstruieren. Der Begriff der Ethnizität eignet sich hierfür in besonderer
Weise, da er explizit als ein amorphes, durch Ambivalenz gekennzeichnetes Konzept verstanden werden muss, das seine Bedeutung aus der Möglichkeit der je individuellen und kollektiven Aneignung und Anpassung an die jeweiligen alltäglichen Bedingungen und sozialen Verhältnisse erlangt. (ICE2)
[182-F] Große, Gundel, M.A. (Bearbeitung); Dahmen, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Suche der rumänischen Literaten nach nationaler Identität im Zeitraum 1989-2009 (Arbeitstitel)
INHALT: Es soll erfasst werden, was rumänische Literaten zwischen 1989 und 2009 im Zuge
völlig veränderter gesellschaftlicher und damit auch kultureller Bedingungen auf der Suche
nach ihrer Position beschäftigte. Hauptfragestellungen: Wie verändert sich die Position der
rumänischen Literatur in Bezug auf Westeuropa? Gibt es Bezüge zur südost- bzw. osteuropäischen Literatur? Welchen Niederschlag finden der politische Umbruch in der Literatur? Wie
wird mit der eigenen literarischen Tradition umgegangen, finden Neubewertungen statt?
ZEITRAUM: 1989-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Rumänien
METHODE: Analyse von Literaturzeitschriften in Bezug auf die genannten Fragestellungen
ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13,
07743 Jena)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[183-F] Knecht, Michi, Dr.; Polat, Nurhak, M.A.; Schlebusch, Sebastian (Bearbeitung); Beck, Stefan, Prof.Dr. (Leitung):
Verwandtschaft als Repräsentation sozialer Ordnung und soziale Praxis: Wissen, verwandtschaftliche Performativität und rechtlich-ethische Regulation (Teilprojekt C4)
INHALT: Das Teilprojekt untersucht aus ethnographischer Perspektive Verwandtschaft als zentrales Repräsentationselement sozialer Ordnungen in der Entwicklung europäischer Gesellschaften. Während der ersten Forschungsphase (2004-2008) wurden qualitative Fallstudien in
Istanbul und Berlin sowie in transnationalen Räumen generiert, die die Herausbildung von Eltern-Kind-Beziehungen, Verwandtschaftsnetzwerken und Verwandtschaftlichkeit nach Inanspruchnahme assistierender Reproduktionstechnologien oder Adoption rekonstruieren. Verwandtschaft wurde dabei nicht primär als Klassifikationssystem oder verborgene Grammatik
in den Blick genommen, sondern in ihrem Potential zur sozialen Organisation und als "struk-
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1.8 Kulturelle Identität
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turierende Struktur". In der zweiten Forschungsphase (2008-2012) steht die Frage im Zentrum, wie natur- und sozialwissenschaftliches Wissen über technologisch assistierte Reproduktion und Adoption sowie rechtliche und ethische Formen ihrer Regulierung den Alltag gelebter "Verwandtschaftlichkeit" prägen. Die komparatistische Perspektive auf Deutschland,
die Türkei und den transnationalen Raum wird durch Fallstudien in Großbritannien ergänzt.
Großbritannien verfolgt einen explizit pragmatischen Regulierungskurs, der sich vom prinzipien-orientierten Regulationsgedanken in Deutschland und den durch Staatsraison fundierten
oder religiös motivierten Regulationsprinzipien in der Türkei unterscheidet. Auch Regulierungsinitiativen auf europäischer Ebene sind in ihren Auswirkungen auf differente, alltägliche
Verwandtschaftspraxen beobachtbar. Ausgehend von dem empirischen Befund, dass Patienten und Familien, Mediziner und Experten in hohem Maße wissenschaftliche und regulative
Entwicklungen in anderen Ländern verfolgen, werden die vergleichenden Praxen und Repräsentationen der Alltagsakteure in einer Verbindung von Vergleichs- und Transferansätzen als
paraethnographische Quelle (Holmes/ Marcus) genutzt und gleichzeitig als Transferphänomene interpretiert. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Türkei, Großbritannien
METHODE: Die empirische Arbeit konzentriert sich auf die Beobachtung verwandtschaftlicher
Performativität in familienbiographischer longue durée. Ein Teil (N=30) der bereits generierten Fallstudien (N=70) wird durch kontinuierlich-rekurrierende, narrative Interviews und seriell-situationszentrierte Formen teilnehmender Beobachtungen in einer ethnographischen
Langzeitstudie weitergeführt. Ergänzend wird mit Experteninterviews, Dokumenten- und Zeitungsanalysen sowie internetbezogenen Methoden gearbeitet.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Klotz, Maren; Knecht, Michi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck,
Stefan (Hrsg.): Verwandtschaft machen. Reproduktionsmedizin und Adoption in Deutschland
und der Türkei. Berliner Blätter - ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42. 2007.
+++Knecht, Michi; Beck, Stefan; Hess, Sabine: Verwandtschaft neu ordnen. Herausforderungen der Reproduktionsmedizin und der Transnationalisierung. in: Klotz, Maren; Knecht, Michi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck, Stefan (Hrsg.): Verwandtschaft machen. Berliner Blätter
- ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42, 2007, S. 12-31.+++Bock, Heike;
Feuchter, Jörg; Knecht, Michi (Hrsg.): Religion and its other. Secular and sacral concepts and
practices in interaction. Campus 2008.+++Beck, Stefan: Natur - Kultur. Überlegungen zu einer relationalen Anthropologie. in: Zeitschrift für Volkskunde, Jg. 104, 2008, 2. S. 161-199.+
++Beck, Stefan: Medicalizing culture(s) or culturalizing medicine(s)? in: Burri, Regula Valerie; Dumit, Joe (eds.): Medicine as culture. Instrumental practices, technoscientific knowledge, and new modes of life. Routledge Studies in Science, Technology and Society, Vol. 6.
London 2007, pp. 17-33.+++Beck, Stefan: Gedächtnisse des Körpers. Zum Konzept der Haut
als Transaktionszone zwischen Natur und Kultur. in: Ahrens, Jörn; Biermann, Mirjam; Töpfer, Georg (Hrsg.): Die Diffusion des Humanen. Grenzregime zwischen Leben und Kulturen.
Frankfurt am Main 2007, S. 31-51.+++Beck, Stefan: Enacting Genes - Anmerkungen zu Familienplanung und genetischen Screenings in Zypern. in: Graumann, Sigrid; Grüber, Katrin
(Hrsg.): Biomedizin im Kontext. Mensch, Ethik und Wissenschaft, Bd. 3. Münster 2006, S.
221-237.+++Beck, Stefan: Wissenschaft und die Transformation des Alltags - sozialanthropologische Anmerkungen zur Variation biopolitischer Regimes. in: Liebig, B.; Dupuis, M.;
Kriesi, I.; Peitz, M. (Hrsg.): Mikrokosmos Wissenschaft. Transformationen und Perspektiven.
Interdisziplinäre Vortragsreihe der Eidgenössischen TH und der Universität Zürich. Hochschulforum, Bd. 39. Zürich: Univ.-Verl. 2006, S. 205-226.+++Knecht, Michi: Spätmoderne
Genealogien. Praxen und Konzepte verwandtschaftlicher Bindung und Abstammung. in:
Klotz, Maren; Knecht, Michi; Cil, Nevim; Hess, Sabine; Beck, Stefan (Hrsg.): Verwandt-
126
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
schaft machen. Berliner Blätter - ethnographische und ethnologische Beiträge, Bd. 42, 2007,
S. 92-107.+++Knecht, Michi; Hess, Sabine: Reflexive Medikalisierung im Feld moderner Reproduktionsmedizin. Zum aktiven Einsatz von Wissensressourcen in gendertheoretischer Perspektive. in: Langreiter, Nikola; Timm, Elisabeth u.a. (Hrsg.): Wissen und Geschlecht. Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Ethnologie. Wien 2008.+++Beck, Stefan; Knecht,
Michi; Hess, Sabine: Verwandtschaft in Transformation. "Making Kin" in transnationalen
Räumen. in: Baberowski, Jörg; Kaelble, Hartmut; Schriewer, Jürgen (Hrsg.): Selbstbilder und
Fremdbilder. Campus 2008, S. 365-397.+++Knecht, Michi: Ethnographische Wissensproduktion und der Körper als ethnographisches Objekt im Feld moderner Reproduktionsmedizin.
in: Binder, Beate; Göttsch, Silke; Kaschuba, Wolfgang; Vanja, Konrad (Hrsg.): Ort. Arbeit.
Körper. Ethnographien europäischer Modernen. Münster u.a.: Waxmann 2005, S. 421-429.++
+ Beck, Stefan; Knecht, Michi: Der Körper als ethnographisches Objekt - Einführung. in:
Binder, Beate u.a. (Hrsg.): Ort. Arbeit. Körper. Ethnographien europäischer Modernen.
Münster u.a.: Waxmann 2005, S. 381-385.
ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische
Ethnologie (Mohrenstr. 41, 10117 Berlin); Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel (Unter den Linden 6,
10099 Berlin)
KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-3714, e-mail: [email protected])
[184-F] Koenen, Anne, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Postrevolutionäre Amerikanische Identitätsbildung in einem transnationalen Kontext
INHALT: Das Projekt thematisiert die Herausbildung einer nationalen Identität in der Literatur
der Dekaden nach der Amerikanischen Revolution aus einer transnationalen Perspektive.
Während bisherige Forschungen die transatlantischen Beziehungen zu Europa in den Mittelpunkt stellen, geht das Projekt über diesen Ansatz hinaus, indem es die USA in einem hemisphärischen und circumatlantischen transnationalen Beziehungsgeflecht verankert. Dabei
wird von der Hypothese ausgegangen, dass postrevolutionäre nationale Identitätsbildung sich
nicht nur bezogen auf Entwicklungen innerhalb der USA und in Abgrenzung von England
vollzog, sondern auch in Reaktion auf die Verknüpfungen der USA mit anderen Regionen,
speziell der Karibik, Lateinamerikas und des Orients. Anhand eines umfangreichen Textkorpus will das Projekt die verschütteten Diskurse über diese Regionen freilegen und deren kritisches Potential für die vielschichtigen Verhandlungen nationaler Identität nachweisen. Ziel
des Projektes ist es, erstens, bisherige Definitionen früher amerikanischer nationaler Identität
durch die Einbeziehung einer transnationalen Perspektive zu komplizieren. Zweitens will das
Projekt erkunden, inwieweit die Kontakte zwischen Amerikanern und der Karibik, dem Orient und Lateinamerika über die imagologische Reflexion des Eigenen im Fremden hinaus
eine interkulturelle Dimension enthalten, inwieweit sie also Diskurse hervorgebracht haben,
die ihrem Charakter nach selbst als transnational bezeichnet werden können. Mit der Erstellung einer transnationalen 'kulturellen Kartographie' will das Projekt eine Lücke im Verständnis der USA schließen helfen und zur Revision exzeptionalistischer Erklärungsmodelle nationaler Identität beitragen.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
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INSTITUTION: Universität Leipzig, Philologische Fakultät, Institut für Amerikanistik (Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: Institution (Tel. 0341-973-7330, Fax: 0341-973-7339,
e-mail: [email protected])
[185-L] Kugemann, Monika A.:
Between cultures: cultural and social integration of German immigrants in Pittsburgh,
1843-1873, Hamburg: DOBU, Wiss. Verl. Dokumentation und Buch 2009, 345 S., ISBN: 978-3934632-36-3
INHALT: "Bretzeln und Lager Bier, Oktoberfest und Männerchor - Ein Teil deutschen Brauchtums hält sich seit Ankunft der ersten deutschen Einwanderer bis heute in den USA. Dieses
Buch begleitet Pittsburghs Deutsch-Amerikaner des 19. Jahrhunderts in ihren Bemühungen,
die Aufrechterhaltung des eigenen kulturellen Erbes mit den Anforderungen des neuen Lebens zu vereinbaren. Während die Identität und Integration von Migranten bislang meist auf
ökonomische, demographische und religiöse Faktoren zurückgeführt wird, unterstreicht die
Autorin am historischen Fallbeispiel überzeugend die Bedeutung von Kultur für die Formierung einer kollektiven Einwanderer-Identität. Ihre Methodologie zur Erforschung der kulturellen Identität von Immigranten und deren Auswirkungen auf Assimilationsprozesse ergänzt
daher traditionelle Ansätze der Migrationsforschung." (Autorenreferat)
[186-L] Langner, Carsta:
Vereintes Europa: zur diskursiven Konstruktion einer europäischen Identität und ihrer
Reproduktion in Schulbüchern, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2009, 131 S., ISBN: 978-3-89821-992-1
INHALT: Die Fragestellung der Studie lautet: Wird eine europäische Identität im sozialwissenschaftlichen Diskurs konstruiert und wie gestaltet sie sich? Um diese beantworten zu können,
muss man zunächst klären, wie eine kollektive Identität entsteht? Es wird von einer konstruktivistischen Position ausgegangen, die Kollektive, beispielsweise in Form von Nationen, als
mentales Konstrukt bezeichnet. Das bedeutet, dass die Konstruktion von Identität vor allem
narrativ vonstatten geht. Identitätsbildung setzt somit Kommunikation voraus. Ohne kommunikative Akte kann aus der Wirklichkeit kein Sinn konstruiert werden. Auch kollektive Identitäten werden demnach sprachlich konstruiert. Nach der Klärung der relevanten Begriffe
schließt das nächste Kapitel mit der Darstellung der angewendeten Methoden und dem Aufwerfen der zu untersuchenden Hypothesen an. Anschließend werden die im sozialwissenschaftlichen Diskurs befindlichen Deutungsangebote für eine europäische Identität aufgezeigt. Die Frage, ob sich diese in Schulbüchern reproduzieren, ist Gegenstand des letzten Kapitels. Zusätzlich wird die Frage analysiert, ob gemeinsame Willensbildung in Form von europäischen Diskursen und Berichterstattung über Europa eine kollektive Identität voraussetzen. Dazu wird auf vorhandene Untersuchungen zurückgegriffen, die sich mit dem Schlagwort europäische(s) Öffentlichkeit(sdefizit) bereits auseinandergesetzt haben. Gibt es eine europäische Öffentlichkeit und wenn nicht, ist ihr Fehlen, in der vielleicht nicht vorhandenen
europäischen Identität zu suchen? (ICF2)
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
[187-L] Lauterbach, Burkhart; Lottermoser, Stephanie:
Fremdkörper Moschee?: zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen
Großstädten, (Kulturtransfer, Bd. 5), Würzburg: Königshausen u. Neumann 2009, 180 S., ISBN:
978-3-8260-3984-3
INHALT: Angesichts des in die nächsten Runden gehenden sogenannten "Münchner Moscheestreits" versammelt das vorliegende, in ein kulturwissenschaftliches Problemfeld einführende
Buch zwei Fallstudien zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen
Großstädten. Die erste Fallstudie befasst sich mit der touristischen Verwertung bereits bestehender britischer und französischer Moscheen aus historischer und gegenwartsbezogener Perspektive; die zweite Fallstudie setzt sich mit dem Münchner Moscheeprojekt auseinander und
geht der Frage nach, ob die Moscheen in München eine Kultur der Exklusion darstellen. Für
beide Fälle wird festgestellt, dass ein Kulturtransfer stattfindet, der entweder von freundlichem Empfang oder von aggressiver Abwehr begleitet wird, und dass eine je spezifische
Transferkultur entsteht. Die Fallstudien ergänzen sich dadurch, dass der München-Teil jene
Phase des Entstehungskontextes einer Moschee im Einzelnen ausleuchtet, welcher sich in den
beiden anderen Fällen nicht mehr oder nur unzureichend bestimmen lässt. Nicht zuletzt ergänzen sich beide Fallstudien dadurch, dass die Konfrontation mit den Londoner und Pariser
Entwicklungen dazu einlädt, das Münchner Geschehen zu extrapolieren und die Frage nach
den "letzten Tagen von Europa" aufzuwerfen. (ICI2)
[188-F] Lindenberg, Jolanda (Bearbeitung):
Identity discourses among Belgians
INHALT: Background of the study: Belgium has an intricate institutionalisation combining economic, linguistic and cultural factors in the statutory federalisation of 1993. The country has
three economic districts; Flanders, Brussels and Wallonia. The language dispute has divided
the country in four language areas; Flemish (also referred to as Neerlandophone), Francophone, the bilingual area Brussels and Germanophone, which to a certain degree overlap with the
cultural communities; German, French and Flemish. The two largest districts Flanders and
Wallonia play the most dominant role in federal politics. The complicated organisation of
Belgium has attracted scholars interested in the interaction of politics, groups and identity,
among whom a prominent anthropologist, Clifford Geertz. He refers to Belgium as a country
which is "(...) one of the most devolved in the world" and "a hollowed-out country" (Geertz
1998: 103). The Flemish and Walloon regions have their own school systems, political parties, newspapers and the communities have their own traditions and symbols to express their
distinct collective identification. Conflict between the regions is most obvious at the political
level were both Flemish as Walloon politicians try to mobilize support of the inhabitants of
their respective districts in electoral competition with communitarian interests, but whether
such contentious interaction (a term used by McAdam and Tarrow 2000) exists in everyday
life is rather unclear. The country that encloses these different districts, areas and communities seems to play a small part in the social and cultural identities of the inhabitants of the different regions. Being Belgian is often described as an artificial construct and of decreasing
importance. It remains rather unclear if, when and in what manner Belgium is still a reference
point. In addition, the growing influence of the European Union as an intergovernmental or
supranational body and the recent monetary unity has reduced the number of symbols of the
Belgium state. Opportunities for regional players have broadened at the European level, redu-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
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cing the relevance of the federal government for interest seeking of sub-national parties and
with this reducing the price for separation (Dewinter and Gomez-Reino Cachafeiro 2002;
Lindahl 2003). At the same time the European Union is presented by the federal government
as an umbrella project to maintain the importance of Belgium. This is complicated by the fact
that, since the treaties of Amsterdam and Maastricht, the European Union is striving for greater emphasis on European identification. Although many scholars argue that such identification is non-existent and difficult to attain due to a lack of faith, shared future and history and
other markers creating a sense of shared collective belonging, the rate of identification with
Europe as primary or as secondary identification next to regional attachments among Belgians is increasing (EC 2006; Hooghe and Marks 2005).|
METHODE: Project focus: This project focuses on identification processes, on the micro-level,
and investigates how these different identities are integrated, (situational) excluded or included, neglected or emphasized. This means that processes of inclusion and exclusion of different reference groups and how they are interrelated, configured and expressed are to be examined. The motivations, rhetoric, discourses surrounding these processes are part of this project. Points of interest are the relationships between the Walloon and Flemish identities, the
national identity and, if existent, a European identification. It will investigate how and when
people of different regional identities interact. Additionally this also asks for inquiries into the
salience of identification categories, under which circumstances do these become relevant and
why just then. Fieldwork will be done in two cities with a Francophone and Flemish population, in so called "facility municipalities" in the Brussels capital region. Facility municipalities
are part of one of the districts, in this case Flanders, that have a large percentage of inhabitants of the other region; therefore the municipalities have to provide facilities such as schooling and voting options for the parliament for the inhabitants originated from or identifying
with the other region. In these towns one is able to go to a French or Dutch language school
and interaction between Francophone and Neerlandophone inhabitants is part of everyday
life. Furthermore conflicts are usually centred in these regions (Hooghe 2004). A motivation
to choose the Brussels capital region as my main focus is the upcoming election in 2007 in
which the status of Brussels and enlarged competences for the districts will be central themes.
Another stimulus to choose this region is the celebration of the year of Europe in Brussels.
DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Stichprobe: mehr als 700). Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 365 Tage; Auswahlverfahren: Zufall/
Snowball). Qualitatives Interview (Stichprobe: 108; Zufall/ Snowball). Sekundäranalyse von
Aggregatdaten (Stichprobe: ca. 2.500; Umfragebögen; Auswahlverfahren: Quota).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Halle)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0345-2927-0, Fax: 0345-2927-502,
e-mail: [email protected])
[189-L] Lüdi, Georges; Seelmann, Kurt; Sitter-Liver, Beat (Hrsg.):
Sprachenvielfalt und Kulturfrieden: Sprachminderheit - Einsprachigkeit Mehrsprachigkeit: Probleme und Chancen sprachlicher Vielfalt, Fribourg: Acad. Press
Fribourg 2008, 355 S., ISBN: 978-3-7278-1618-5
INHALT: "Seit dem 19./20. Jahrhundert ist Europa weitgehend in Nationalstaaten gegliedert, für
die die Nationalsprache ein wichtiges Identifikationsmerkmal darstellt. Als Korrelat dazu ent-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
stand der Begriff 'Sprachminderheiten', der 'historische Sprachminderheiten' (z.B. Basken,
Sorben), territorial ungebundene Minderheitssprachen (z.B. Armenisch, Jiddisch, SintiRoma), aber auch sogenannte 'neue Minderheiten' umfasst (z.B. Türken in Deutschland, Maghrebiner in Holland, Tamilen in der Schweiz). In einem Europa, das von zwei gegenläufigen
Prinzipien - Globalisierung einerseits, Lokalisierung andererseits - geprägt wird, ergibt sich
daraus eine Fülle von Herausforderungen sprachpolitischer, ethischer, aber auch ökonomischer Art. Historiker, Juristen, Ökonomen, Philosophen, Sprachwissenschaftler u.a. artikulieren ihre jeweilige Zugangsweise zu diesen Themen und fragen, inwiefern Minderheitenschutz
und demokratische Werte in einem sprachlich-kulturell zunehmend durchmischten Europa
mit Einsprachigkeit und Monokulturalität kompatibel sind." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Georges Lüdi: Mehrsprachigkeit als Konfliktquelle und/oder als Chance? (1-14);
Hector Schmassmann: Koreferat zum ersten Abschnitt: Kulturfrieden als dynamischer Prozess (15-22); Alexandre Duchene: The definition of minorities as a terrain for political and
discursive struggles (23-46); Hoo Nam Seelmann: Sprach- und Kulturkonflikte koreanischer
Immigranten in den USA (47-72); Ueli Mäder: Das Individuum zwischen Subkultur und
Mehrheitsgesellschaft (73-86); Martino Mona: Koreferat zum zweiten Abschnitt: Kommentare eines wissbegierigen fachfremden Lesers (87-98); Michael Anderheiden: Sprachminderheiten im Rechtswesen: Zwischen Diskriminierung und Toleranz (99-114); Gerhard Stickel: Europäische Hochsprachen in der Klemme: Zwischen globalem Englisch, Dialekten, Minderheits- und Regionalsprachen (115-132); Hannes Kniffka: Kulturkontakt, Kulturkontrast, Kulturkonflikt (Sprache inbegriffen)(133-162); Francois Grin: Efficiency and fairness in the management of linguistic diversity: issues of identification and measurement (163-178); Gabriele M. Müller: Koreferat zum dritten Abschnitt: Rechte der Minderheitsgesellschaften auf
Pflege von Kultur und Sprache (179-188); Anne-Claude Berthoud: Mehrsprachigkeit als Kaleidoskop des Wissens (189-200); Josef Jurt: Globalisierung und sprachlich-kulturelle Vielfalt
(unter anderem aufgezeigt am Beispiel der Schweiz)(201-224); Jan Derk ten Thije: Language
politics at European border; The language analysis interview of asylum seekers in the Netherlands (225-252); Dagmar Richter: "Ansprüche" der Mehrheit auf Einsprachigkeit im Spannungsfeld des Minderheitenschutzes - Nationale und internationale Rechtslage (253-294);
Bernhard Altermatt: Koreferat zum vierten Abschnitt: Föderal-territoriale Sprachenpolitik in
der Schweiz: Ein Zielkonflikt zwischen Sprachfrieden und Minderheitenschutz? (295-324);
Gabrielle Hogan-Brun: Between Diversity and Community: The Politics of Tolerance from
the Centre to the Margins of the EU (325-338); Georg Kreis: Prinzipien und Praxis der Multikulturalität in der heutigen Schweiz (339-356).
[190-L] Marten, Heiko F.:
Languages and parliaments: the impact of decentralisation on minority languages,
(Languages of the world, 37), München: Lincom 2009, 357 S., ISBN: 978-3-89586-298-4
INHALT: Das Buch untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Parlamenten bei der Bewältigung der Konflikte um Sprachautonomie bei ethnischen und kulturellen Minderheiten. Folgende These wird anhand von empirischen Untersuchungen in Schottland und Norwegen belegt: Die Parlamente haben einen entscheidenden Einfluss auf die Akzeptanz und Integration
sprachlicher Minderheiten, die um ihre ethnische und kulturelle Autonomie kämpfen. Die
Fallstudie für Norwegen fokussiert die sämische Sprachgemeinschaft, die sogar ein eigenes
regionales Parlamente aufweist. Für Schottland steht die gälische Sprachminderheit im Zentrum der Untersuchung. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass eine Dezentralisierung na-
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1.8 Kulturelle Identität
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tionaler parlamentarischer Kompetenzen für ethnische, kulturelle und sprachliche Minderheiten die Akzeptanz der nationalstaatlichen Parlamente erhöht und nicht - wie häufig unterstellt
- die nationale Einheit unterhöhlt. (ICA)
[191-F] Mehler, Daniela, M.A. (Bearbeitung); Leiße, Olaf, Priv.Doz. Dr. (Betreuung):
Umkämpfte Vergangenheit, umkämpfte Identitäten? Der Diskurs über die Aufarbeitung der
Jugoslawienkriege, Geschichtspolitik und nationale Identität in Serbien 1993-2010/11 (Arbeitstitel)
INHALT: Wie hat sich der serbische Diskurs über die Aufarbeitung/ den Umgang mit den Jugoslawienkriegen im Zeitraum 1993 bis 2010/11 verändert? Welche Akteure vertreten warum
welche Positionen, welche Interessen und Motivationen haben sie, welche Strategien werden
verfolgt? Welche Deutungen der Jugoslawienkriege und der Beteiligung Serbiens werden
transportiert, welche Konzepte von nationaler Identität? Wie beeinflusst der Diskurs um die
Aufarbeitung der Vergangenheit die politische Kultur und die demokratische Konsolidierung
des Landes? ZEITRAUM: 1993-2010/11 GEOGRAPHISCHER RAUM: Serbien
METHODE: sozialkonstruktivistisch; Diskurstheorie
ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13,
07743 Jena)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0176-38084664, e-mail: [email protected])
[192-F] Metzger, Philippe, M.A. (Bearbeitung); Kailuweit, Rolf, Prof.Dr.; Jacob, Daniel, Prof.Dr.
(Betreuung):
"A lingua corsa". Der Diskurs über die korsische Sprache in den drei Zeitschriften 'A Tramuntana', 'A Muvra' und 'L'Annu Corsu' zwischen 1896 und 1939
INHALT: Aus einem medienwissenschaftlich geprägten Blickwinkel soll die Diskussion über die
Notwendigkeit einer korsischen Sprache in korsischen Zeitschriften um die Jahrhundertwende
19./20. Jahrhundert untersucht werden. Aus den um die Jahrhundertwende entstehenden Journalen werden exemplarisch drei herausgegriffen, die besonders stark in die Diskussion um
korsische Sprache involviert sind: A Tramuntana, A Muvra, L'annu corsu (später L'année corse). Zur Untersuchung stehen hier also drei unterschiedliche Journale in verschiedenen zeitlichen Kontexten mit teilweise stark differenzierten politischen Ausrichtungen. Ihre spezifische
mediale Aufbereitung und die Einordnung in die französischen und italienischen Strömungen
sollen unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Anwendung der Sprache analysiert werden.
ZEITRAUM: 1896-1939 GEOGRAPHISCHER RAUM: Korsika
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2011-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar (Platz der
Universität 3, 79098 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-2039066,
e-mail: [email protected])
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
[193-L] Müller, Thomas:
Imaginierter Westen: das Konzept des "deutschen Westraums" im völkischen Diskurs
zwischen Politischer Romantik und Nationalsozialismus, (Histoire), Bielefeld: transcript Verl.
2009, 429 S., ISBN: 978-3-8376-1112-0
INHALT: "Am Kreuzungspunkt der Diskurse um Nation und Raum entstanden Ende des 19.
Jahrhunderts Konzepte von Grenzen, die keine Linien mehr waren, sondern Räume. Dies war
die Grundlage eines Raumbildes, das Deutschland nicht nur über seine Staats-, sondern auch
über die deutsche Sprachgrenze hinaus vergrößerte. Der Band untersucht diese Transformation der Grenzen am Beispiel der deutschen Westgrenze. Anknüpfend an den antifranzösischen
Nationsentwurf der Politischen Romantik und die wissenschaftliche Bestimmung der westlichen Sprachgrenze werden die Konzepte 'Westmark', 'Westland' und 'Westraum' rekonstruiert. Von den alldeutschen, jungkonservativen und nationalsozialistischen Diskursgemeinschaften geprägt, bezeichneten diese einen deutschen Grenzraum, der von der Kanal- und
Nordseeküste bis zu den französischen Alpen und zur Rhône reichte, zugleich jedoch in hohem Maße symbolisch und ideologisch aufgeladen war. Als Gegenstück zum 'Ostland' wurde
dieses Raumkonstrukt zum Leitbild deutscher Kriegsziel- und Germanisierungspolitik und zu
einem Symbolraum des 'Neuen Europa' der SS." (Autorenreferat)
[194-L] N'Guessan, Konstanze:
"This is TZ power! Kenkey can't do this!": die performative Aushandlung nationaler
Kultur ; das National Festival of Arts and Culture in Ghana, (Arbeitspapiere / Universität
Mainz, Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Nr. 92), Mainz 2008, 24 S. (Graue Literatur;
www.ifeas.uni-mainz.de/workingpapers/AP92.pdf)
INHALT: "Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit der performativen Aushandlung nationaler Kultur auf dem National Festival of Arts and Culture, das 2006 in Wa, Nordwestghana,
stattfand. Die Autorin nahm an der Vorbereitung und Planung des Festivals in lokalen staatlichen Kulturinstitutionen teil, und beobachtete die Diskussionen um die Repräsentation einer
(imaginierten) spezifischen Kultur des Nordens in scharfer Abgrenzung zu der des als dominant und diskriminierend empfundenen Südens. In diesem Zusammenhang werden Fragen der
Authentizität und Authentifizierung, wie sie in der Planung und Rezeption diskutiert wurden,
aufgegriffen und mit der Konzeption des Festivals als gleichzeitig einheitsstiftendes Vehikel
für nationale Identität und als Austragungsort eines Wettbewerbs der Regionen um Anerkennung und Ressourcen in Verbindung gesetzt. Das Festival, so die Argumentation, ist eine cultural performance, die das Wesen einer 'Kultur' nicht nur abbildet, sondern auch die Möglichkeit des Wandels und der Subversion birgt. Performance meint hier also gleichzeitig die Aufführung und das Skript der Diskurse, die der Aufführung Bedeutung zuschreiben. Diesen
doppelten Ansatz verfolgt der Artikel durch die Verknüpfung von Festivalbeobachtungen und
Komiteesitzungsmitschriften im Rahmen der Vorbereitung." (Autorenreferat)
[195-F] Petzoldt, Silvia, M.A. (Bearbeitung); Schubert, Gabriella, Prof.Dr. (Betreuung):
Interethnische Beziehungen und imaginäre Bilder vom Anderen in Werken der deutschbzw. ungarischsprachigen Literatur in Rumänien im Vergleich
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1.8 Kulturelle Identität
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INHALT: Welche Bilder vom Anderen bzw. vom "Kulturraum" Siebenbürgen werden in der Literatur vermittelt? Wie lassen sich Gemeinsamkeiten/ Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Minderheitenliteraturen erklären? Hypothese: Gemeinsamkeiten sind vor allem
aufgrund des kontextuellen Umfeldes zu erwarten. Unterschiede lassen sich auf unterschiedliche literarische Traditionen zurückführen. ZEITRAUM: 1945-2009 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Rumänien, Siebenbürgen
METHODE: Bereich literarische Komparatistik/ Stereotypenforschung/ Fremdbilder/ Eigenbilder. Theoretischer Ansatz: Imagologie. Methode: Hermeneutik; Kultursemiotik DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 20 -geplant-; Autoren/ Angehörige des
Literaturbetriebes in Siebenbürgen, evtl. weitere Zeitzeugen).
ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13,
07743 Jena)
KONTAKT: Ludwig, Henry (Tel. 03641-9-44466)
[196-L] Puschner, Uwe; Großmann, G. Ulrich (Hrsg.):
Völkisch und national: zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert, Darmstadt:
Wissenschaftl. Buchges. 2009, 429 S., ISBN: 978-3-534-20040-5
INHALT: "Völkisches Denken wird fast ausschließlich als ein Vorläufer des Nationalsozialismus
gesehen oder in seinem zeitlichen Umfeld verortet. Wie stark völkische Denktraditionen in
unterschiedlichen Bereichen auch in unserer unmittelbaren Gegenwart eine Rolle spielen, zeigen die Beiträge dieses Bandes. Wenn die rechtsextreme 'Artgemeinschaft' ihren Kalender
'nach Stonehenge' datiert, so ist dies ein bewusster Rückgriff auf die völkische Bewegung der
20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wenn die Bestseller-Autorin Marion Zimmer Bradley
('Die Nebel von Avalon') sich als 'Neuheidin' bekannte, so stellt sie sich damit in eine Tradition der Vorkriegszeit. Aber auch Teile der Jugendmusikszene oder esoterischer und ökologischer Kreise pflegen Versatzstücke einer Weltanschauung, die Ihre Wurzeln in der Völkischen Bewegung der Weimarer Republik hat." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Bruckner: Denkmusterkritik: Volksmythos, Urzeitwahn, Kulturideologien (15-30); G.
Ulrich Volkmann: Völkisch und national - Der "Beitrag" der Hausforschung. Wiederaufleben
der Runenkunde des SS-Ahnenerbes (31-64); Ulrich Klein: Hausforschung und Archäologie
in der Zeitschrift "Germanen-Erbe" (65-82); Gottfried Korff: Kontinuität im Gegensinn. Vom
Verstehen und Vermeiden völkischer Symbole im kulturhistorischen Museum der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts (83-109); Konrad Köstlin: Lönssteine, Jahnhügel und Sonnenwende. Völkische Ortsbesetzungen in Österreich (110-127); Ingo Wiwjorra: Ethnische Anthropologie. Zwischen scientistischer Innovation und völkischer Tradition (128-144); Helmut
Zander: Rudolf Steiners Rassenlehre. Plädoyer, über die Regeln der Deutung von Steiners
Werk zu reden (145-155); Ulrich Linse: "Fundamentalistischer" Heimatschutz. Die "Naturphilosophie" Reinhard Falters (156-178); Johannes Zechner: 'Die grünen Wurzeln unseres
Volkes': Zur ideologischen Karriere des 'deutschen Waldes' (179-194); Uta Halle: "Treibereien wie in der NS-Zeit"- Kontinuitäten des Externsteine-Mythos nach 1945 (195-213); Luitgard Löw: Völkische Deutungen prähistorischer Sinnbilder. Herman Wirth und sein Umfeld
(214-232); Debora Dusse: Eddamythen, Neomythen, Weltanschauungscodes. Zur Transformation eddischer Überlieferung im Kontext völkischer Weltanschauung (233-244); Stefanie
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1.8 Kulturelle Identität
von Schnurbein: Kontinuität durch Dichtung - Moderne Fantasyromane als Mediatoren völkisch-religiöser Denkmuster (245-265); Felix Wiedemann: Germanische Weise Frau, Priesterin, Schamanin. Das Bild der Hexe im Neuheidentum (266-279); Horst Junginger: Paganismus und Indo-Germanentum als Identifikationselemente der Neuen Rechten (280-290); Ingo
Wiwjorra: Zwischen Spurensuche und Fiktion - Was wissen wir über die Religionen 'unserer
Ahnen'? (291-311); Ulrich Hunger: Wissenschaft und Ideologie: Die Runenkunde im Nationalsozialismus (312-328); Bernd Wedemeyer-Kolwe: Runengymnastik. Von völkischer Körperkultur zur alternativen Selbsterfahrungspraktik? (329-340); Bernd Sösemann: Audiovisuelle Assoziationen. Anmerkungen zur Deutung der völkisch-nationalsozialistischen Vorstellungen im Film "Schwarze Sonne" (341-353); Gregor Huffenreuter: Kontinuitätsmuster ohne
Kontinuität? Völkisches Liedgut vom Deutschen Liederbuch des Kaiserreichs zum Neofolk
der Gegenwart (354-365); Uwe Puschner: "Deutsche Schrift" und völkische Ideologie (366378); Anja Grebe: "Dürer als Führer". Zur Instrumentalisierung Albrecht Dürers in völkischen Kreisen (379-399); Caspar Ehlers: Mittelalterbilder - Aktuelle Diskurse in Wissenschaft und Öffentlichkeit (400-424).
[197-L] Schneiders, Thorsten Gerald (Hrsg.):
Islamfeindlichkeit: wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 483 S., ISBN: 978-3-531-16257-7
INHALT: "'Islamkritik' ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Doch dahinter verstecken sich oftmals nur pure Ressentiments. Zugleich lässt sich unter Muslimen eine dogmatische Verteidigungshaltung beobachten, bei der bisweilen jede Kritik von vornherein in den Wind geschlagen wird. Beide Extreme dominieren zu häufig die öffentlichen Diskussionen. Der vorliegende Band 'Islamfeindlichkeit' einerseits und der dazugehörige Band 'Islamverherrlichung' andererseits nehmen sie daher kritisch in den Blick: Band 1 spürt jene geistigen Strömungen auf,
die antiislamische Einstellungen in Deutschland fördern. Band 2 spricht theologische Herausforderungen und Missstände in der hiesigen muslimischen Gesellschaft an - allerdings ohne
Pauschalisierung, Populismus und Polemik. Das Gesamtwerk ist somit ein Appell an die Vernunft und hat überdies dokumentarischen Charakter. In diesem Buch nun beleuchten renommierte Autoren verschiedene Aspekte vom europäischen Islamhass vergangener Jahrhunderte
bis zur heutigen Hetze im Cyberspace. Ferner geht es um die Auseinandersetzung mit prominenten Protagonisten der 'Islamkritik' wie Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek,
Hans-Peter Raddatz und anderen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thorsten Gerald
Schneiders: Einleitung (9-15); Kapitel I: Ausgangspunkte islamfeindlichen Denkens in der
deutschen Gesellschaft: Thomas Naumann: Feindbild Islam - Historische und theologische
Gründe einer europäischen Angst (19-36); Claudio Lange: Die älteste Karikatur Muhammads
- Antiislamische Propaganda in Kirchen als frühes Fundament der Islamfeindlichkeit (37-59);
Almut Höfert: Die "Türkengefahr" in der Frühen Neuzeit: Apokalyptischer Feind und Objekt
des ethnographischen Blicks (61-70); Gerdien Jonker: Europäische Erzählmuster über den Islam - Wie alte Feindbilder in Geschichtsschulbüchern die Generationen überdauern (71-83);
Hamid Tafazoli: "Sie meinen, die Christen hätten einen falschen Glauben (...)." Zum Islambild in der deutschen Literatur am Beispiel einiger Persienberichte des 17. Jahrhunderts (8598); Kai Hafez: Mediengesellschaft - Wissensgesellschaft? Gesellschaftliche Entstehungsbedingungen des Islambildes deutscher Medien (99-117); Werner Ruf: Muslime in den internationalen Beziehungen - das neue Feindbild (119-126); Dieter Oberndörfer: Einwanderung wider Willen - Deutschland zwischen historischer Abwehrhaltung und unausweichlicher Öff-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
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nung gegenüber (muslimischen) Fremden (127-142); Kapitel II: Zur aktuellen Lage der Islamfeindlichkeit: Jürgen Leibold: Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie - Fakten zum gegenwärtigen Verhältnis genereller und spezifischer Vorurteile (145-154); Mario Peucker: Islamfeindlichkeit - die empirischen Grundlagen (155-165); Heiner Bielefeldt: Das Islambild in
Deutschland - Zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam (167-200); Navid Kermani: "Und tötet sie, wo immer ihr sie findet" - Zur Missachtung des textuellen und historischen Kontexts bei der Verwendung von Koranzitaten (201-207); Y. Michal Bodemann und
Gökce Yurdakul: Deutsche Türken, jüdische Narrative und Fremdenangst: Strategien der Anerkennung (209-237); Stefan Muckel: Zur christlich-abendländischen Tradition als Problem
für den Islam in deutschen Verfassungen und Gesetzen (239-257); Jochen Hippler: Gestörte
Kommunikation - Wie grundlegende Fehler im internationalen Dialog zwischen westlich und
muslimisch geprägten Gesellschaften gegenseitige Ressentiments schüren (259-268); Monika
Schröttle: Gewalt gegen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland - Diskurse zwischen Skandalisierung und Bagatellisierung (269-287); Yasemin Karakasoglu: Islam als Störfaktor in der Schule - Anmerkungen zum pädagogischen Umgang mit orthodoxen
Positionen und Alltagskonflikten (289-304); Siegfried Jäger: Pressefreiheit und Rassismus:
Der Karikaturenstreit in der deutschen Presse - Ergebnisse einer Diskursanalyse (305-322);
Franc Wagner: "Die passen sich nicht an" - Exkurs über sprachliche Mechanismen der Ausgrenzung von Muslimen (323-329); Markus Gerhold: Islam-bashing für jedermann - Leserbriefe und Onlinekommentare als Orte privater Stimmungsmache (331-338); Kapitel III: Institutionalisierte Islamfeindlichkeit: Sabine Schiffer: Grenzenloser Hass im Internet - Wie "islamkritische" Aktivisten in Weblogs argumentieren (341-362); Mohammed Shakush: Der Islam im Spiegel der Politik von CDU und CSU - Aspekte einer komplizierten Beziehung (363376); Wolf-Dieter Just: Der Islam und die Evangelische Kirche in Deutschland - "Klarheit
und gute Nachbarschaft"? (377-388); Jobst Paul: Die katholische Kirche auf dem Weg zur
'robusten Ökumene'? Vernunft und Glaube in Regensburg (389-400); Kapitel IV: Personelle
Islamfeindlichkeit: Thorsten Gerald Schneiders: Die Schattenseite der Islamkritik - Darlegung
und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla
Kelek, Alice Schwarzer und anderen (403-432); Birgit Rommelspacher: Islamkritik und antimuslimische Positionen - am Beispiel von Necla Kelek und Seyran Ates (433-455); Martin
Riexinger: Hans-Peter Raddatz: Islamkritiker und Geistesverwandter des Islamismus (457467); Micha Brumlik: Das halbierte Humanum - Wie Ralph Giordano zum Ausländerfeind
wurde (469-475).
[198-L] Steppat, Michael (Hrsg.):
Americanisms: discourses of exception, exclusion, exchange, (American Studies: A Monograph
Series, Vol. 173), Heidelberg: Winter 2009, IX, 403 S., ISBN: 978-3-8253-5487-9
INHALT: "The idea of a distinctive and even exceptional character of American society and culture has long enjoyed persuasive power. It has lastingly affected not only the self-images of
the United States, but also perceptions from without. Canada as well as further North American cultures and regions, too, sometimes embrace a topos resembling that of the exceptional.
This volume employs diverse methodical approaches from the humanities together with the
social and geographical sciences to explore the North American contents of the topos of
Americanism, which have become decisive for the project of the modern. Transdisciplinary
exchange opens an opportunity to re-assess the effects and dynamic metamorphoses of Americanism. The protean shapes of identification with or counter-identification against the Uni-
136
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
ted States, and at times Canada, are vital for the acceleration rate of cultural innovation." (author's abstract). Contents: Michael Steppat: The Protean Qualities of Americanism: An Exploration (1-28); T. Michael Maher: American Environmentalism on the Defensive: The Conservative Attack and Its Effects on Public Opinion (29-44); David T. Sumner: Location and
Landscape in Literary Americanisms: H. L. Davis and F. Scott Fitzgerald (45-56); Jay David
Bolter: The Scopic Regimes of Contemporary American Media: 24 (57-66); Martina Leeker:
Pragmatism versus Artificial Art: Computer Stories (67-84); Oliver Lepsius: Americanism in
Law (85-102); Hellmut Fröhlich: Urbanism and Americanism-Urban Development in the
USA Between Ideology, Dystopia, and Anomaly (103-122); Glenn W. Shuck and John M.
Stroup: Americanism as Religion or Varieties of Civil Religious Experience (123-152); Karsten Fitz: George Washington as Cincinnatus in Antebellum Visual Culture (153-170); Anno
Mungen: I Hate Music! Bernsteins Song Cycle Between European and American Music Culture (171-182); Waldemar Zacharasiewicz: Dixie Unlimited? American Identity and the SelfPerception of Southerners (183-200), Thomas Bargatzky: Americanisms, Hispanisms, Nationalisms: Becoming Aztlán in the Republica del Norte? (201-218); James A. Miller: The Diasporic Turn: Shifting Paradigms in African American Studies (219-226); Marc Murschhauser:
Africa in America: An Ethnological Perspective an Black Identity in the Americas (227-242);
Helen May Dennis, Michael Steppat: Seeking the Ecospace: Leslie Marmon Silko's Gardens
(243-258); Ute Fendler: Migrants in Quebec Between Americanism and "Américanité" (259270); Jürgen E. Müller: In Search of Otherness or Sameness: Traces of Americanism in Cinema Québecois (271-284); Gabriele Pisarz-Ramirez: African-Canadian Literature and the
Americas (285-300); Guy Thomson: Mexican Liberals and the Uses of the United States,
1829-1910 (301-316); Georg Kamphausen: Die Europäisierung des Amerikanismus: Amerikakritik im Spiegel des europäischen Selbstzweifels (317-328); Anke Matuschewski: Americanisms in German Urban Planning: Both Rejection and Selective Copying / The Adoption
of Public-Private Partnerships and Business Improvement Districts in Germany (329-342);
Marion Linhardt: Transatlantic Discourses: "American" Musical Theater and Entertainment
(343-360); Bernd Müller-Jacquier: Perfonning "Culture" in Initial Contact Situations' (361376); Susanne Mühleisen: American Adaptations: Language Ideology and the Language Divide in Cross-Atlantic Translations (377-394).|
[199-L] Theisen, Heinz:
Grenzen der Integration: für eine Koexistenz der Kulturen, in: Merkur : deutsche Zeitschrift
für europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 12 = H. 727, S. 1124-1132 (Standort: USB Köln(38)AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Anstrengungen zu Interkulturalität und Interreligiosität sind im Nahen Osten gescheitert und die Interkulturalisierungspolitik von NATO und EU in Bosnien-Herzegowina
und im Kosovo hat nur zu einem Waffenstillstand geführt. Die Versuche, die religiösen Kulturen des Irak und die Clankulturen Afghanistans auf demokratischem Wege zusammenzufügen, endeten im Desaster. Bei der Suche nach einer neuen Konzeption für den Umgang mit
den Konflikten in und zwischen den Kulturen sollte zunächst eine Anleihe beim Multikulturalismus in den USA genommen werden. Die strikte Gegenseitigkeit in der Integrationspolitik
der Vereinigten Staaten hat jedoch mit der Multikultiromantik vieler Europäer wenig gemeinsam. Der amerikanische Multikulturalismus ist kein "bunter Regenbogen", sondern eine Form
der Koexistenz zwischen den Kulturen und die Multikulturalität und Leitkulturalität sind in
den USA komplementär. Eine Integration der gegensätzlichen Werteordnungen würde die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
137
Auflösung einer der beiden Kulturen als Voraussetzung einer Assimilation fordern. Da keine
der großen Kulturen zu diesem Schritt bereit ist, sollten eine Koexistenz der Kulturen angestrebt werden. Diese bedeutet kein Aufgehen der Vielheit in eine Ganzheit, sondern belässt es
beim friedlichen Nebeneinander. Sie fordert statt Gemeinsamkeiten nur Gegenseitigkeiten
von Toleranz, Religions- und Meinungsfreiheit, von gesellschaftlichen Rechten und Pflichten.
Sie achtet bei der interkulturellen Erweiterung von Europäischer Union und NATO und bei
Interventionen auf die Bereitschaft und Fähigkeit zur Koexistenz. (ICI2)
[200-L] Tröger, Jochen (Hrsg.):
Streit der Kulturen, (Studium Generale an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg),
Heidelberg: Winter 2008, 240 S., ISBN: 978-3-8253-5499-2
INHALT: "Begriff und Phänomen des 'Fundamentalismus' - eines der dominierenden Themen der
öffentlichen Diskussion in unserer Zeit - werden trotz aller Klärungsversuche in Presse, Funk
und Fernsehen immer noch viel zu eng und einseitig auf den heutigen islamischen Fundamentalismus bezogen. Das Bedürfnis, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus ein neues
Feindbild zu konstruieren - es sei nur auf Huntingtons Bestseller 'Kampf der Kulturen' verwiesen -, verdeckt den Blick darauf, dass der Fundamentalismus im Kern auf der wechselseitigen Instrumentalisierung von Religion und Politik beruht. Derartige Strategien lassen sich
nun in vielerlei Varianten innerhalb und außerhalb des Islam, in der Vergangenheit wie in der
Gegenwart beobachten. Die Vortragsreihe des Studium generale der Universität Heidelberg
im Wintersemester 2006/2007 hatte zum Ziel, unter dem Rahmenthema 'Streit der Kulturen'
den Zuhörern ein solch differenziertes Verständnis des Fundamentalismus zu vermitteln."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Uta Gerhardt: Wozu Fundamentalismus? (9-40); Bernd
Thum:Kulturelle Identitäten im Zeitalter der Globalisierung (41-65); Shalini Randeria: Grenzziehungen und -verschiebungen: Hindu-Nationalismus und die Politisierung religiöser Identitäten im (post-)kolonialen Indien (67-101); Volker Lenhart:Ethnisch-kultureller Konflikt und
friedensbauende Bildungsmaßnahmen (103-123); Detlef Junker: Der Fundamentalismus in
den USA und die amerikanische Sendungsidee der Freiheit (125-147); Manfred Osten: China
- das Europa des Ostens? (149-158); Susanne Enderwitz: Islamischer Fundamentalismus
(159-176); Henryk M. Broder: Die letzten Tage Europas (177-197); Christoph Schwöbel: Ist
der Konflikt der Zivilisationen ein Religionskrieg? (199-238).
[201-F] Wergin, Carsten, Dr. (Bearbeitung):
Touring cultures: changing representations of self and other in the tourism context of Rodrigues Island
INHALT: Die Arbeit thematisiert die Implementierung von Regeln und Strukturen zur Tourismusentwicklung auf der Insel Rodrigues. Da die Landschaft ihrer "Mutterinsel" Mauritius bereits
stark von einem überentwickelten Tourismussektor gekennzeichnet ist, bleibt regionalen Investoren Rodrigues als eine der wenigen Möglichkeiten, vom globalen Interesse an Ökotourismus und Nachhaltigkeit zu profitieren. Dies führt dazu, dass die Insel mit einem besonderen Augenmerk auf Naturbelassenheit und ökologische Vielfalt vermarktet wird. Ausgehend
von einer Graswurzelperspektive knüpft dieses Projekt an laufende Debatten über den Wert
von Ökotourismus für Gastgebende und Gäste an. Eine zentrale Frage ist hierbei, inwieweit
die lokale Bevölkerung Einfluss auf die dem Tourismusmarkt angepassten Repräsentationen
138
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.8 Kulturelle Identität
ihrer Inselwelt, Tradition und Geschichte nimmt und selbst davon beeinflusst wird. GEOGRAPHISCHER RAUM: Rodrigues
ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie
Seminar für Ethnologie (06099 Halle)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[202-L] Wichard, Rudolf (Redakteur):
Europäische Identität: Nationen - Kulturen - Bildung ; Dokumentation eines internationalen
wissenschaftlichen Symposiums vom 26. bis 29. September 2007 in der PhilosophischTheologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main: Verl.
der action 365 2008, 257 S., ISBN: 978-3-925138-93-5
INHALT: "Europäische Identität ist ein Begriff, mit dem viele Menschen wenig anfangen können. Was ist das überhaupt und wozu fragen wir danach? Gibt es so etwas wie einen europäischen Menschen? Und wo endet Europa, wo sind seine Grenzen? Viele wichtige Fragen Antworten darauf geben: Historiker und Soziologen, Philosophen und Theologen, Politikwissenschaftler und Ökonomen, Ingenieure und Pädagogen aus Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik und aus Deutschland, die aus der Sicht ihrer Wissenschaft und von ihrem nationalen Standpunkt aus Grundfragen aus Geschichte und Gegenwart, Beispiele aus den nationalen Kulturen und pädagogische Konzepte vorstellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Grundlagen: Werner J. Patzelt: Was ist und zu welchem Zweck befasst man sich mit
"Europäischer Identität"? (9-32); Frantisek Mezihorak: Vom europäischen Menschen (33-38);
Rudolf Wichard: Europa ohne Grenzen? Die Europäische Union mit 27 Mitgliedsstaaten Zwischenbilanz und Zukunftsperspektiven (39-56); Zdenek Novotny: Anthropozentrismus in
der Europäischen Philosophie (57-64); David Hampl: Europäische Zivilisation (65-69); Jitka
Skopalova: Wie entsteht eine "Europäische ldentität"? (71-81); Miroslav Dopita: Transnationale Identität (83-90); 2. Nationen: Marek Wilczynski: Das europäische Bewusstsein der Polen - Konsequenz der Geschichte oder ihre Ironie? (91-98); Aleksandra Trzcielinska-Polus:
Die Identität der Schlesier (99-111); Mihaly Sari: Europäische Identität und die ungarische
Zeit- und Raumbetrachtung (113-120); Pavel Krakora: Die Wahrnehmung der europäischen
Identität in der tschechischen Geschichte (121-138); Friedrich Nather: Immigration und Kolonisation - ein Problem der tschechisch-deutschen Beziehungen (139-154); Gabriela Medved'ova: Die Identität der deutschen Minderheit im tschechischen Kulturraum 1918-1938. - Das
Bild des Lebens in der Literatur (155-166); 3. Kulturen: Werner Löser: Die Organisation der
Kirchen in Europa (167-175); Dusan Spiner: Dialog als ethischer Maßstab der europäischen
Identität (177-183); Zdenka Novakova: Der Schutz der Menschenrechte im Rahmen der Europäischen Union (185-190); Hans Tietmeyer: Wie der Euro in die Welt kam. Protokoll einer
schwierigen Geburt (191-211); 4. Bildung: Peter Varnagy: Wie kann ein Recht auf Erwachsenenbildung die europäische Identität voranbringen? (213-219); Marie Hrachovcova: Erziehung zum Europäertum im Rahmen der Reform des tschechischen Schulwesens (221-234);
Alena Nelesovska: Internationale Aktivitäten der Studenten der Primärpädagogik an der Universität Olomouc (235-246); Antonin Stanek: Die Identität von Absolventen tschechischer
Hauptschulen in der Region Olomouc (247-254).
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
1.9
139
Politische Kultur
[203-L] Besand, Anja:
Von guten und von schlechten Zeichen: zu den Herausforderungen von politischer
Kulturforschung und politischer Bildung an Europas Rändern, in: Österreichische Zeitschrift
für Politikwissenschaft, Jg. 38/2009, H. 3, S. 373-386 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im publizistischen Alltagsgeschäft wie auch im überwiegenden Teil der akademischen Europaforschung vermag die kleine zweite Welle der europäischen Osterweiterung, die
am 1.1.2007 Rumänien und Bulgarien zu EU-Mitgliedsländern werden ließ, inzwischen kaum
noch größere Wellen hervorzubringen. Schaut man sich die vorliegende Forschungsliteratur
an, so wird man zwar unter der Überschrift - Transformationsgesellschaften, Postsozialismus
u.Ä. einzelne Bemerkungen zu Rumänien und Bulgarien finden, doch ist die Forschungslage,
die sich rein auf diese beiden Länder konzentriert, recht überschaubar. Kein Wunder, dass
man sich im Bereich der Politischen Bildung ebenfalls über Südosteuropa noch kaum Gedanken gemacht hat. Dabei lassen sich am Beispiel dieser Region zwei ineinander verflochtene
Phänomene betrachten, die für die Politische Bildung im Europa des 21. Jahrhunderts eine der
zentralen Herausforderungen darstellen wird, nämlich demokratische Transformation und,
wie ich vergröbernd sagen möchte, Postkommunismus. Wer sich mit Politischer Bildung in
einer solchen Region beschäftigen will, muss vorsichtig vorgehen, denn nach der politischen
Transformation zu Beginn der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts befindet sich die Politische Bildung in Osteuropa in einer schwierigen Situation. Die frühere Allzuständigkeit des
Staates in politischen, sozialen und kulturellen Fragen konfrontiert die staatlichen Akteure
mit dem Problem, dass sie ihre Rolle bei der Vermittlung der Politischen Bildung nur schwer
wahrnehmen können, da in der Bevölkerung hierin häufig eine Wiederaufnahme früherer
Ideologisierung und Indoktrination vermutet wird. Es gehört zu den Paradoxien dieses Problems, dass Angebote zur Politischen Bildung in diesen Ländern gleichzeitig aber auch als
besondere Chance zur Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur hoch geschätzt
werden. Ziel des Beitrags ist es, vor dem Hintergrund erster qualitativer Ergebnisse verschiedener Studien zur Politischen Bildung und zur politischen Kultur die Lage der Politischen
Bildung in Ost- und Südosteuropa neu zu interpretieren." (Autorenreferat)
[204-L] Daldrup, Nils:
Personalisierung im SPD-Wahlkampf 2005: Kandidat vs. Inhalte?, Saarbrücken: VDM Verl.
Dr. Müller 2009, 71 S., ISBN: 978-3-8364-6534-2
INHALT: In der Politikwissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob die Personalisierung der
Wahlen zugenommen hat, und auch, ob sie negative Einflüsse auf das Verhältnis Wähler-Politiker ausübt. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass in der politischen Kommunikation
eine Art Dreiecksverhältnis zwischen den Akteuren Wähler, politischer Elite und Medien besteht. Veränderungen bei einer Determinante haben Einfluss auf die jeweils anderen. Durch
die strukturellen Verschiebungen im Wählerverhalten, i. e. weniger Stammwähler und höhere
Mobilität, und die Veränderung der Medienlandschaft, d. h. Dualisierung, Kommerzialisierung, Ausdifferenzierung, ergibt sich also ein Anpassungsdruck auf die Parteien und ihre
Kommunikationsstrategien. Die Veränderungen lassen sich signifikant in den Hochphasen
140
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
der politischen Kommunikation, in den Wahlkämpfen beobachten. Die Entwicklung hin zu
einer mediengerechten, professionellen Kampagne wird in der publizistischen Öffentlichkeit
häufig unter dem Terminus "Amerikanisierung" subsumiert. Die zunehmende Personalisierung von Politik ist für den Autor Teilaspekt dieses Prozesses. Die Kampagne 2005 mit Gerhard Schröder als Spitzenkandidat ist Beispiel und Gegenstand für diese Personalisierungsstrategien. (ICA2)
[205-L] Degen, Hans Jürgen; Knoblauch, Jochen (Hrsg.):
Anarchismus 2.0: Bestandsaufnahmen ; Perspektiven, Stuttgart: Schmetterling Verl. 2009, 313
S., ISBN: 3-89657-052-8
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland nach 1945. Umbruch, Neuorientierung: Bruchstücke (9-30); Rolf Raasch: '68 und die Folgen: Anarchismus
oder Anarchie? (31-40); Hansi Oostinga: "Wir kriegen nur wofür wir kämpfen!" Anarchosyndikalismus heute (41-55); Wolfram Beyer: Freiheit ohne Gewalt für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft (56-71); Gerhard Senft: Wirtschaft gestalten am Rande und mittendrin. Zum Verhältnis von Anarchismus und Ökonomie (72-90); Friederike Pfaff: Anarchafeminismus (91-108); Anja Kraus: Exkurs: Über die Achtung der Frau und die sozialen Bewegungen der indigenen Völker am Beispiel der Aymara/Bolivien (109-121); Jens Kastner: Ist
der Zapatismus ein Anarchismus? (122-138); Jürgen Mümken: Postanarchismus. Anarchistische Theorie (in) der Postmoderne (139-157); Ralf G. Landmesser: Neue Soziale Bewegungen: Anarchismus ist soziale Bewegung (158-178); Ulrich Klemm: Anarchismus und Pädagogik (179-194); Elisabeth Voß: Gemeinsam wohnen und arbeiten - Kommunen und andere
selbstorganisierte Lebensgemeinschaften. (195-223); Jochen Knoblauch: Exkurs: Von bolo'bolo zu KraftWerk1 (224-234); Maurice Schuhmann: Anarchismus als Kulturbewegung Versuch einer Annäherung an eine anarchistische Kulturtheorie (235-246); Autorenkollektiv
um Frank Nord: Anarchismus und Internet (247-276); Anton Zils: Anarchismus. Überlegungen (277-293); Dokumentation: Kurt Zube: Anarchismus. Ein verfälschter Begriff - und die
Wirklichkeit, die dahintersteht (294-307).
[206-L] Dippelhofer, Sebastian:
Studierende und Demokratie: ein ambivalentes Verhältnis? ; theoretische und empirische
Analysen, Berlin: Logos-Verl. 2008, 195 S., ISBN: 978-3-8325-2041-0
INHALT: Die Abhandlung versteht sich als Beitrag zur theoretischen und empirischen Ergründung der demokratischen Haltungen von Studierenden. Der Fokus liegt dabei auf bundesdeutschen Befragten, die in einem querschnittlichen Zeitvergleich mit den Daten der Konstanzer
Studierendensurveys 1983 bis 2004 erfasst wurden. Über die Jahre skizziert ein regressiver
Trend in den Indikatoren demokratischer Orientierungen eine Abwendung von freiheitlichen
Tendenzen seitens der Studierendenschaft. Die nährt die Vermutung eines sich rationalisierenden Verständnisses, das Demokratie als eine reine Methode erachtet bzw. sich gleichgültig
bis ablehnend verhält. Mit der Distanzierung zeichnet sich aktuell auch ein differierendes Bild
der Akteure. Es konstituiert sich eine Studierendenschaft, die zwar mit einem politischen Interesse, nicht aber mit den oft skizzierten politischen Formen und menschenbildenden Implikationen zu korrespondieren scheint. Sie wendet sich eher von diesen ab und rational-ökonomischen Inhalten zu. (ICB2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
141
[207-L] Dux, Günter:
Von allem Anfang an: Macht, nicht Gerechtigkeit: Studien zur Genese und historischen
Entwicklung des Postulats der Gerechtigkeit, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2009, 240
S., ISBN: 978-3-938808-49-8
INHALT: Als Gesellschaft versteht der Verfasser die Vernetzung der Praxis formen der menschlichen Lebensführung, Handlungen und Kommunikationen. Wenn sich auch die Handlungen
und Kommunikationen nahezu von selbst vernetzen, so erweist sich doch die Feststellung,
dass dabei jeder die ihm eigenen Handlungs- und Machtpotenziale ins Spiel bringt, um ihnen
in der Gesellschaft Anerkennung zu verschaffen, für den Bildungsprozess der Gesellschaft als
bedeutsam, weil die anthropologisch begründete Form der Macht in den frühen Gesellschaften die Einbruchstelle für Machtpotenziale darstellt, durch die Formen der Unterwerfung des
einen Teils der Gesellschaft unter einen anderen entstehen. Es handelt sich um den Bildungsprozess der Gesellschaft über Macht. Der Bildungsprozess der Gesellschaft über Macht hat
von allem Anfang an zur Ausbildung ungleicher Machtpotenziale geführt. In einer ersten historischen Form vermochte sich das Postulat der Gerechtigkeit mit den archaischen, auf Herrschaft und Staat gegründeten Gesellschaften auszubilden. Es wird argumentiert, dass in der
griechischen Antike die Erfahrung der Machbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung ein erstes
Mal reflexiv geworden ist. Von grundlegender Bedeutung für den Erwerb des Bewusstseins
der Machbarkeit wurde die Entwicklung der Verfassung der Gesellschaft. Das evolutive Verständnis der Moderne hat die Grundlage geliefert, um die erkenntniskritischen Fragen anders
zu beantworten, als sie vordem beantwortet werden konnten. Seit der Aufklärung ist die Philosophie mit nichts so sehr befasst, wie für die Normativität der menschlichen Daseinsform
eine den Erkenntnisvorgaben der Neuzeit gerecht werdende Begründung zu finden. Der Autor
argumentiert, dass die universalgeschichtliche Lage, in der man sich befindet, im Schnitt
zweier Entwicklungsprozesse liegt: einer Entwicklung der gesellschaftlichen Strukturen über
große Räume der Geschichte hinweg, und einer Entwicklung der Strukturen der Kognition,
die an die gesellschaftliche Entwicklung gebunden ist. Die erstere hat den Menschen unter
den mit der Marktgesellschaft heraufgeführten historischen Grenzen eine Gestaltungshoheit
über die gesellschaftliche Verfassung verschafft. Die letztere hat ihnen ein Wissen von einer
säkular verstandenen Welt vermittelt, das auch die Lebensform des Menschen in sich einschließt. Der Widerstreit, der sich zwischen der Machterfassung der Gesellschaft und der Gerechtigkeit aufgetan hat, setzt sich in der Marktgesellschaft fort. Er führt in ihr zur Krise der
gesellschaftlichen Verfassung. Die Gesellschaft ist mit der Marktgesellschaft in eine neue
Phase der Entwicklung ihres ökonomischen Systems eingetreten. Durch das treibt die Gesellschaft in Oben und Unten auseinander. Wenn unter dieser Entwicklung für Millionen Menschen, tendenziell für die Mehrheit in der Gesellschaft, die Chance erhalten bleiben soll, ein
über ein bestimmtes Leben zu führen, das den von der Gesellschaft eröffneten als sinnvoll
geltenden Möglichkeitsdimensionen der Lebensführung gerecht zu werden vermag, muss Gerechtigkeit zur Leitvorstellung der Politik werden. (ICF2)
[208-F] Fenske, Michaela, Dr. (Bearbeitung); Lipp, Carola, Prof.Dr. (Leitung):
Niedersachsen von unten. Politische Alltagskultur (1946-1976)
INHALT: Im Zentrum steht die politische Kultur im Niedersachsen der Nachkriegszeit. Obwohl
sich die niedersächsischen Bürger/innen von Anfang an mit Petitionen an den Landtag und
Briefen an Landespolitiker aktiv an der Entwicklung ihres Landes beteiligten und die entspre-
142
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
chenden Zeugnisse zu einem Großteil überliefert sind, ist dieser Teil der niedersächsischen
Nachkriegsgeschichte bislang noch weitgehend unerforscht. Das hier beantragte Projekt untersucht diese Petitionen und Briefe niedersächsischer Bürger/innen als Zeugnisse einer politischen Alltagskulturgeschichte. Die lebensweltliche Perspektive - der Blick von "unten" wird mit der Makro-Perspektive der Landespolitik verbunden. Die qualitativ-hermeneutische
Methode ermöglicht eine Analyse der Motive, Ansichten, inszenatorischen Praktiken und
Strategien sowie der Ziele der betreffenden Akteure. Die Studie will nicht nur zum Verständnis der Nachkriegszeit in Niedersachsen beitragen, sondern den Beitrag der Bürger/innen im
Land Niedersachsen zu dieser wesentlichen Etappe der regionalen Geschichte herausarbeiten
und die Entwicklung der Zivilgesellschaft nach 1945 nachzeichnen. ZEITRAUM: 1946-1976
GEOGRAPHISCHER RAUM: Niedersachsen
METHODE: Demokratisierungsprozesse, Bürgerwahrnehmung und politische Kultur. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2009-08 ENDE: 2011-07 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Land Niedersachsen Ministerium für Wissenschaft und Kultur
INSTITUTION: Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie,
Europäische Ethnologie (Friedländer Weg 2, 37085 Göttingen)
KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[209-L] Fücks, Ralf:
Gerechtigkeit als Leitidee demokratischer Politik: für eine Politik der Teilhabe, in: Peter
Siller (Hrsg.) ; Gerhard Pitz (Hrsg.): Politik der Gerechtigkeit : zur praktischen Orientierungskraft
eines umkämpften Ideals, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2009, S. 47-50
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und warum eine demokratische Politik der Gerechtigkeit und
Teilhabe die alte Tugend der Solidarität nicht überflüssig macht. Dies meint Empathie und
Sympathie und etwas schwächer ein Sinn für Zusammengehörigkeit, und zwar im Kleinen
wie im Großen. Im Kleinen bei den persönlichen Lebensgemeinschaften, in den Nachbarschaften, im Quartier, und im Großen bezogen auf die gesamte Gesellschaft, die eben immer
noch im Nationalstaat politisch organisiert ist, mehr als irgendwo sonst. Gerade an einem Gefühl von Zusammengehörigkeit und gegenseitiger Verantwortung, also dem Gegenteil einer
Ellbogenmentalität, macht sich auch die Bereitschaft zur Umverteilung fest. Es gibt hier kein
objektives ökonomisches Maß für Umverteilung, das anzeigt, ab welchem Steuersatz und ab
welcher Staatsquote eine Politik der Umverteilung kontraproduktiv wird. Verteilungsgerechtigkeit ist eine Größe, die stark von der politischen und sozialen Kultur einer Gesellschaft abhängig ist, also dem Grad, zu dem Solidarität und Zusammengehörigkeit als Wert in einer
Gesellschaft ausgeprägt ist. Sie ist immer auch Konfliktpolitik, denn es geht hier um Machtfragen. Sie ist aber von einem gewissen Konsens, von gemeinsamen Wertvorstellungen abhängig, weil sich Gerechtigkeit nur sehr bedingt per Mehrheitsbeschluss erzwingen lässt,
ohne die Freiheit und die ökologische Leistungskraft einer Gesellschaft zu demolieren. Was
gerecht ist, stellt am Ende weder die Philosophie noch die Sozialwissenschaft fest, sondern ist
etwas, das gesellschaftlich ausgehandelt werden muss. (ICA2)
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1.9 Politische Kultur
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[210-L] Geißel, Brigitte:
Kritische Bürger: Gefahr oder Ressource für die Leistungsfähigkeit eines politischen
Systems?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F.,
Jg. 58/2009, H. 3, S. 387-396 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ist politische Kritik(-bereitschaft) eine politische Gefahroder eine Ressource? Und behindern oder fördern umfangreiche partizipative Mitsprachemöglichkeiten (kritischer) Bürger
effektives Regieren? Die empirische Analyse europäischer Staaten, basierend auf repräsentativen Umfragen und auf Datensätzen der Weltbank, zeigt, dass eher die Länder mit kritikbereiter Bevölkerung und mit umfassenden Mitbestimmungsoptionen effektiv regiert werden."
(Autorenreferat)
[211-L] Grittmann, Elke:
Das Bild von Politik: vom Verschwinden des entscheidenden Moments, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 33-38
(www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Politik fängt weder beim politischen System an noch hört sie dort auf - das gilt auch
für ihre visuelle Darstellung. Die Bedeutung der Interessenartikulation in Demokratien für die
Herstellung allgemeinverbindlicher Entscheidungen schlägt sich vor allem in den Bildmotiven von Demonstrationen und symbolischen Protestaktionen nieder. Doch erst wenn sich gesellschaftliche Interessen öffentlich formieren, werden sie zum Bildthema. Ebenso ist die
Herstellung von Ordnung, durch Polizei, Bundeswehr oder Feuerwehr, ein häufig wiederkehrender Bildtypus, der motivisch jedoch vom jeweiligen konkreten Ereignis abhängt (Katastrophen, Unfällen, Attentate). Der Darstellung der politischen Repräsentanten steht der Blick auf
die Folgen von Politik gegenüber, die vor allem im Kontext von Kriegen, Konflikten oder politisch motivierten Attentaten, aber auch im Alltag erscheinen. Diese Ikonografie teilen sämtliche Zeitungen, allein in der Gewichtung unterscheiden sich die Medien deutlich voneinander. Viele dieser Bildtypen haben eine lange ikonografische Tradition in der Presse. Doch die
Studien haben auch deutliche Hinweise auf Tendenzen gebracht, die auf einen grundlegenden
Wandel hinweisen, der sich durch Begriffe wie 'Emotionalisierung', 'Inszenierung', 'Eventisierung statt Recherche' und 'Digitalisierung' beschreiben lässt. (ICF2)
[212-L] Guzy, Lidia; Skoda, Uwe (Hrsg.):
Power plays: politics, rituals and performances in South Asia, (Indo-European studies in
politics and society, Bd. 5), Berlin: Weißensee Verl. 2008, VI, 220 S., ISBN: 978-3-89998-142-1
INHALT: "Featuring contributions from anthropologists, historians and political scientists working on South Asia the volume introduces 'power plays' in various local contexts - rural and
urban alike. Addressing the question of 'en-Act-ment' of power the authors look at ritual(ized) and often overtly performative acts - negotiations, elaborations, struggles - over resources and prestige, which are dramatized by using various cultural media and often, though
not necessarily, linked to a divine sphere. Special focus is given to entanglements between the
seriousness of 'power', the social as well as symbolic forces, on the one hand and the much
less grave, less solemn, rather joyful 'play' on the other hand. Frequently encountered and lo-
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cally rarely perceived as inherently contradictory, the 'power plays' introduced here hint at
specific local, indigenous understandings of politics, rituals and performances." (author's abstract). Contents: Uwe Skoda, Lidia Guzy: Power Plays - an Outline (1-18); Manish Kurrar
Thakur: Mofussil Netajis: Elections and Beyond (19-34); Shreeyash Palshikar: Laughter, Applause, and Tears: Performative Politics and the Samyukta Maharashtra Movement (35-56);
Sebastian Schwecke: The Limitations of `Mere' Performance: The BJP and the Failure of its
Yatras (57-78); Stefanie Lotter: By the Grace of the Goddess (79-98); Satu Ranta-Tyrkkö:
Natya Chetana's Play Boli - The Sacrifice (99-124); Alpa Shah: 'Keeping the State away': Democracy, Politics and the State in India's Jharkhand (125-150); Dick Kooiman: The Cuns of
Travancore or How much Powder May a Maharaja Blaze away? (151-178); Uwe Skoda: 'Coming Out' of the Palace: The Bamra Royal Family and the Performance of Power during the
Elections 2004 (179-204); Lidia Guzy: Performing the Powers of the Goddesses. A Case Study of Ganda Baja (205-218).|
[213-L] Habermas, Jürgen:
Politische Theorie, (Philosophische Texte, Bd. 4), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 435 S.
INHALT: "Die thematisch geordnete Auswahl von Aufsätzen soll Studenten den Zugang zum
Kern der philosophischen Auffassungen erleichtern. Statt 'Gesammelter Abhandlungen' liegt
eine systematische Auswahl von Texten vor, die jeweils an die Stelle ungeschriebener Monographien treten müssen. Habermas hat zu wichtigen Themen, auf die sich seine im engeren
Sinne philosophischen Interessen richten, keine Bücher verfasst - weder zu den sprachtheoretischen Grundlagen der Soziologie noch zur formalpragmatischen Konzeption von Sprache
und Rationalität, noch zu Diskursethik oder politischer Philosophie oder zum Status des nachmetaphysischen Denkens. Der Bezug zu normativen Fragen der Selbstverständigung hat die
philosophische Perspektive auch bei der Verarbeitung sozialwissenschaftlicher, linguistischer,
entwicklungspsychologischer und rechtstheoretischer Fachdiskussionen gewiss präsent gehalten. Aber die Lösungsbedürftigkeit hartnäckiger philosophischer Probleme hat sich oft erst im
Zusammenhang anderer, materialreicher Studien aufgedrängt. Das hat anschließend Explikationsversuche nötig gemacht, die nicht nur wie in einem Puzzle in den umfassenderen Kontext einer Gesellschaftstheorie passen sollen, sondern als Beiträge zu philosophischen Fachdiskussionen auf eigenen Füßen stehen müssen. Philosophische Argumente können im weitverzweigten Netz der wissenschaftlichen Diskurse nur an Ort und Stelle verteidigt werden.
Die Auswahl der Texte macht sowohl diesen Anspruch als auch die pluralistische Anlage einer Gesellschaftstheorie deutlich, die sich an vielen Fronten gleichzeitig der Kritik stellen
muss. Die Auswahl berührt weder die Monographien noch die früheren Publikationen bis
Ende der 1960er Jahre. Sie berücksichtigt ebenso wenig die soziologischen Arbeiten wie die
philosophischen Porträts und die Abhandlungen, die sich auf einzelne philosophische Ansätze
und Werke beziehen. Unberücksichtigt bleiben auch seine politischen Interventionen und
Zeitdiagnosen. Die kurzen Einleitungen zu den einzelnen Bänden enthalten Erläuterungen
'und Kommentare zum Entstehungskontext aus dem Rückblick eines Autors, der am systematischen Gehalt seiner Arbeiten interessiert ist" (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Habermas: Volkssouveränität als Verfahren (35-69); Drei normative Modelle der Demokratie
(70-86); Hat die Demokratie noch eine epistemische Dimension? Empirische Forschung und
normative Theorie (87-139); Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie (140-153); Der demokratische Rechtsstaat - eine paradoxe Verbindung widersprüchlicher Prinzipien? (154-175); Zum Verhältnis von Nation, Rechtsstaat und Demokratie (176-
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208); Kulturelle Gleichbehandlung - und die Grenzen des Postmodernen Liberalismus (209258); Religion in der Öffentlichkeit (259-297); Zur Legitimation durch Menschenrechte (298312); Hat die Konstitutionalisierung des Völkerrechts noch eine Chance? (313-401); Konstitutionalisierung des Völkerrechts und die Legitimationsprobleme einer verfassten Weltgesellschaft (402-424).
[214-L] Harles, Lothar (Redakteur):
Politische Bildung für die Demokratie, (AKSB-Jahrbuch, Bd. 2, 2009/2010), Schwalbach:
Wochenschau Verl. 2009, 213 S., ISBN: 978-3-89974-477-4
INHALT: "Das Jahrbuch 2009/2010 der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke
in der Bundesrepublik Deutschland (AKSB) hat als Schwerpunkthema 'Politische Bildung für
die Demokratie'. Die politische Bildung sieht ihre Aufgabe darin, Menschen zur Mitwirkung
in der Demokratie zu befähigen. In den Beiträgen werden Grundlagen und konzeptionelle Ansätze vorgestellt, die deutlich machen, wie Staat und Gesellschaft mitgestaltet werden können
und welche Rahmenbedingungen zu beachten sind. Das Jahrbuch bietet zudem Einschätzungen zur jüngsten deutschen Geschichte vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, zur
Vollendung der deutschen Einheit und zu den Folgen der Globalisierung für die Arbeitsgesellschaft. Mit dem Jahrbuch wird ein Einblick in die konkrete Bildungsarbeit der katholischen Fachorganisation für politische Bildung, der AKSB, und ihrer Mitgliedseinrichtungen
eröffnet. Im Überblick werden die Bildungsangebote der letzten Jahre dargestellt und erläutert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Im Blick: Norbert Lammert: Bedeutung und Auftrag der politischen Bildung in Deutschland (9-16); Ingo Juchler: Normative Zielperspektiven
der politischen Bildung (17-30); Klaus-Peter Hufer: Demokratie-Lernen in der außerschulischen politischen Bildung (31-43); Joachim Detjen: Bürger, Zuschauer, Engagierte. Leitbilder
der politischen Bildung (44-53); Helmut Klages: Bürgerliches Engagement - Normalfall oder
Ausnahme? (54-68); Siegfried Schiele: Bildung für die Demokratie - Anforderungen an Politik und politische Bildung (69-75); Bernhard Sutor: Herausforderungen der politischen Bildung zwischen "Ostalgie" und neuer Rechten (76-84); Im Gespräch: Klaus Schroeder: Teilung und Einheit, Spaltung und Versöhnung. Wie gehen die Deutschen mit der Wiedervereinigung um? (85-91); Hans Joachim Meyer: Demokratie nach der Wende: Wie entwickeln
sich Deutschland und Europa? (92-104); Rainer Eppelmann: Erfahrungen mit deutscher Teilung und Einheit (105-112); Dieter Althaus: Zivilgesellschaftliches Engagement in Ost und
West. Erfahrungen mit der Wende (113-120); Udo Apel: Wirklichkeiten - Biographische
Splitter (121-125); Matthias Möhring-Hesse: Entwicklungen der Arbeitsgesellschaft (126135); Unter der Lupe: Reinhard Griep: Europa endet (nicht) an der Una. Eindrücke einer Bosnienreise 2007 (136-145); Katrin Zimmermann: "Du hast doch was zu sagen!" Politisches Argumentieren für Jugendliche (146-151); Annette Lorke: Datenerhebung in Diktatur und Demokratie. Zur Verbindung von historischem und politischem Lernen (152-159); Martin
Knechtges: Umkämpfte Geschichte. Ein Berliner Symposium für Schülerinnen und Schüler
ostdeutscher Gymnasien (160-164); Marica Zelenika: Europa in der Einen Welt. Entwicklungspolitik der EU auf dem Prüfstand (165-171); Bernhard Eder: Das "Glück des Öffentlichen" erleben durch bürgerschaftliches Engagement (172-179); Peter Wirtz: Katholisch-sozial orientierte politische Bildung 2007 bis 2008 (180-196).
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[215-L] Kalaga, Wojciech H.; Mydla, Jacek; Ancuta, Katarzyna (Hrsg.):
Political correctness: mouth wide shut?, (Literary and Cultural Theory, Vol. 32), Frankfurt am
Main: P. Lang 2009, 223 S., ISBN: 978-3-631-59411-7
INHALT: "The book addresses and interrogates discursive and cultural practices that are (or can
be seen) related to t he well-established if elusive phenomenon known as Political Correctness or PC. The individual contributors look into PC-related cases within the humanities, literature, and the media. Accordingly, the publication is divided into three sections: Part I, 'Revisiting the Issue: History, Theory, Language', examines PC in the contexts of three types of
discourse: historical, theoretical and ideological, and linguistic. Part II, 'Literary Case
Studies', offers examination of chosen literary works and authors. Part III, 'The Media', looks
at manifestations of PC-related issues in film and the popular magazine. Altogether the publication shows a variety of approaches to the PC phenomenon. The assumption of the editors is
that while PC has indubitably penetrated contemporary culture, it continues to stir controversy. This scholarly debate is a response to what may be described as PC's universal reign." (author's abstract). Contents: Part I. Revisiting the Issue: History, Theory, Language: Bruno
Arich-Gerz and Isabel Wojtovicz: Challenging PC: World War II Victimhood, the Discrimination for and the Nazistically Challenged (13-21); Leszek Drong: The Trouble with Liberalism: Stanley Fish's Critique of Multiculturalism, Free Speech, Neutral Principles and Political Correctness (23-32); Djelal Kadir & Pawel Jedrzejko: Between Self and State: on Discourses of Political Correctness. A Dialog (33-42); Ewa Lukaszyk: Political/ Religious Correctness as a Cardinal Point of Reflection: a Hindrance and a Temptation (43-52); Tomasz
Kalaga: The Politics of Correctness: Henry A. Giroux and the Rhetoric of Ideology (53-62);
Slawomir Maslon: Sovereign Correctness (63-73); Maciej Nowak: "Those Poor Decrepit
Parts of Our Species"; or, the Double Edge of Political Correctness (75-92); Irina Perianova:
Is Big Really Beautiful? Political Correctness and the Language of Avoidance (93-103); Marta Zajac: Political Correctness as Homemaking. Between Ethics and Hysteria (105-112); Part
II. Literary Case Studies: Rafal Boryslawski: The Un-Mouth? Political Correctness and Pornography in the Fabliaux (115-128); Kevin Hannan: "Le(c)h Loves Stupid Ludmila": Ethnography, Slav Stereotypes and Political Correctness in Jerzy Kosinski's The Painted Bird (129145); Anna Popiel: "He conquered in earth's name"; or, on Ted Hughes and Archetypal Correctness (147-152); Erhard Reckwitz: Mouth Wide Open: Political Satire in Post-Apartheid
South Africa (153-166); David Schauffler: Moral Correctness and the Artwork: the Case of
Knut Hamsun (167-174); Andrzej Wicher: Some Thoughts on Political Correctness and on
the Possibility of a Civilised Version of "Political Incorrectness" Exemplified by Joseph Conrad's The Nigger of the Narcissus' (175-192); Part III. The Media: Katarzyna Ancuta: Mermaids in Manholes with Ebola Syndrome; or, Political (In)Correctness Oriental Style (195204); Jacek Mydla: Toying with Stories (205-213); Eric Starnes: Brothers in Arms: Maxim
Magazine, The Man Show and the Return of Knuckledragger Culture to American Society
(215-223).|
[216-L] Kleiner, Tuuli-Marja:
Das Vertrauen zu den politischen Entscheidungsinstitutionen junger Demokratien
Mitteleuropas: kulturalistische und institutionalistische Ansätze zur Erklärung politischen
Vertrauens im Vergleich, (Empirische und methodologische Beiträge zur Sozialwissenschaft,
Bd. 25), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, IX, 123 S.
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INHALT: "Stabilität und Leistungsfähigkeit mitteleuropäischer Demokratien wären ohne Unterstützung der Bürger problematisch. Gefragt wird daher nach dem politischen Vertrauen als
Teil dieser Unterstützung. Auf welche Weise bildet es sich im Postsozialismus heraus? Zwei
Ansätze, der Kulturalismus und der Institutionalismus, bieten unterschiedliche Erklärungen
und Schlussfolgerungen an. Diese werden vergleichend auf ihre Erklärungskraft geprüft. Es
folgt eine theoretische Verknüpfung hinsichtlich des Vertrauensphänomens und seiner Determinanten und die Prüfung dieses Gesamtmodells. Sowohl die Kultur als auch die Performanz
spielen eine bedeutende Rolle, beeinflussen sich jedoch auch gegenseitig. Die Etablierung der
jungen Strukturen rückt so durch eine effektive Politik in greifbare Nähe." (Autorenreferat)
[217-L] Liebold, Sebastian:
Das politische Bild vom "citoyen": Arnold Bergstraessers "Staat und Wirtschaft
Frankreichs" zwischen Kultursoziologie und Politikwissenschaft, in: Manfred Gangl (Hrsg.):
Das Politische : zur Entstehung der Politikwissenschaft während der Weimarer Republik,
Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 311-338
INHALT: Der Verfasser analysiert "Staat und Wirtschaft Frankreichs" von Arnold Bergsträsser
im Hinblick auf Inhalte und Methode. Die Analyse erfolgt vor dem Hintergrund von biografischen Einflüssen, akademischem Umfeld, der Prägekraft des Verständigungsgedankens und
des Wissenschaftsverständnisses der Weimarer Zeit. "Staat und Wirtschaft Frankreichs" verweist auf den "citoyen" als Träger der Macht im bürgerlichen Staat. Die Kernthese des Bandes lautet: "Eine bürgerliche Gesellschaft ist der Träger des modernen französischen Staates".
Bergsträsser sah die französische Wirtschaftsform, in der Handwerker und Kleinunternehmer
das Bild bestimmten, insgesamt als Gegenbild zum dynamischen deutschen Industriekapitalismus an. Ausschlaggebend für den politischen Alltag ist das überwiegen traditioneller Elemente in der demokratischen Willensbildung. Den "sicheren" Menschen verkörpert im Frankreichbuch der durch die säcuritä geschützte citoyen. Zusammenfassend kann man sagen, dass
Bergstraesser in "Staat und Wirtschaft Frankreichs" sowohl kultursoziologisch vorgeht als
auch politikwissenschaftliche Fragestellungen aufgreift. (ICE2)
[218-F] Maurer, Peter, M.A.; Mayerhöffer, Eva, Dipl.rer.com; Jarren, Otfried, Prof.Dr.; Donges,
Patrick, Prof.Dr.; Schwab, Stephanie, lic.phil.; Plasser, Fritz, Univ.-Prof.Dr.; Pallaver, Günther,
Univ.-Prof.Dr.; Lengauer, Günther; Esmark, Anders, Dr.; Blach-Orsten, Mark, Dr.; Moring, Tom,
Prof.Dr.; Vahamaa, Miika Samuli; Medrano, Juan Diez, Prof.Dr.; Krauter, Claudia; Hakansson,
Nicklas, Ph.D.; Weber, Lilli, B.A.; Splichal, Slavko, Prof.Dr.; Brlek-Slacek, Aleksander; Turnsek
Hancic, Maja (Bearbeitung); Pfetsch, Barbara, Prof.Dr. (Leitung):
Political communication cultures in Western Europe - a comparative perspective
INHALT: Vergleich der dem Medien-Politik-Verhältnis zugrunde liegenden Akteurseinstellungen, Werte und Normen; Bestimmung des Einflusses bestimmter Medien- und politischen
Systemfaktoren auf die jeweilige politische Kommunikationskultur eines Landes. ZEITRAUM: 2008/2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Westeuropa (Deutschland, Dänemark,
Finnland, Schweden, Spanien, Österreich, Schweiz, Slowenien)
METHODE: International vergleichende Einstellungsforschung; quantitative empirische Sozialforschung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch; Standardisierte Befragung, online
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(Stichprobe: 2.250; Politiker, politische Journalisten, politische Sprecher, Kommunikationsberater; Auswahlverfahren: Positionsansatz). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Pfetsch, B.: Political communication culture. in: Donsbach, W.
(ed.): The international encyclopedia of communication. Blackwell 2008. ARBEITSPAPIERE: Pfetsch, B.; Maurer, P.; Mayerhöffer, E.: A hedge between keeps friendship green - concurrence and conflict between politicians and journalists in western democracies. Paper to be
presented at the Annual Conference of the International Communication Association, 21-24
May 2009, Chicago, USA.+++Mayerhöffer, E.; Pfetsch B.: Democratic values as a determinant of the media-politics relationship: politicians' perceptions of the media's democratic role.
Paper presented at the 21st World Congress of Political Science, Santiago de Chile, July 1216, 2009.+++Mayerhöffer, E.; Maurer, P.; Pfetsch, B.: Political communication cultures in
Western Europe - does system matter for the professional orientations of journalists and political actors? Paper to be presented at the Annual Conference of the International Communications Association (ICA), Montreal, Canada, 21-26 May 2008.+++Mayerhöffer, E.: The perception of public opinion polls by journalists and politicians in eight European countries. Paper presented at the 5th ECPR General Conference, Potsdam, 10-12 Sept. 2009.
ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft; Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung; Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medienwirkungs- und Mediennutzungsforschung (Garystr. 55, 14195 Berlin); Universität Zürich,
Philosophische Fakultät, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung -IPMZ(Andreasstr. 15, 8050 Zürich, Schweiz); Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft
und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft (Universitätsstr. 15, 2. Stock West, 6020 Innsbruck, Österreich)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-57530, e-mail: [email protected])
[219-F] Maurer, Peter, M.A. (Bearbeitung); Pfetsch, Barbara, Prof.Dr. (Leitung):
Politische Kommunikationskultur in Frankreich
INHALT: Beschreibung der französischen Kommunikationskultur im Spannungsfeld zwischen
Politik und Medien. Gibt es die Komplexität zwischen Politikern und Medienvertretern nach
wie vor? Wo liegen Unterschiede zu anderen Europäischen Ländern? GEOGRAPHISCHER
RAUM: Frankreich
METHODE: Politische Kommunikationskultur; quantitatives Paradigma; Befragung (surveytype). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung,
telefonisch (Stichprobe: ca. 300; Eliten aus Politik und Medien; Auswahlverfahren: total).
Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: BEGINN: 2008-12 ENDE: 2010-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medienwirkungs- und Mediennutzungsforschung (Garystr. 55, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-838 57528, e-mail: [email protected])
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[220-L] Müller, Klaus:
'Europäisierung' - zur kulturellen Codierung der postkommunistischen Transformation, in:
Frank Bönker (Hrsg.) ; Jan Wielgohs (Hrsg.): Postsozialistische Transformation und europäische
(Des-)Integration: Bilanz und Perspektiven, Marburg: Metropolis-Verl., 2008, S. 121-142
INHALT: Der Verfasser greift zunächst die konzeptionelle Umorientierung der Transformationsforschung auf und setzt sich im Folgenden mit dem sozialwissenschaftlichen Verständnis von
Institutionen und Kultur auseinander. Es schließt sich eine Analyse der EU-Osterweiterung
aus soziologischer Perspektive an. Dabei wird die These vertreten, dass der Institutionentransfer in die neuen Mitgliedstaaten der EU deshalb erfolgreich war, weil er unter dem dominanten Wertmuster der Europäisierung ablief. So konnte zum einen ein Bruch mit der politischen
Kultur des "ancien regime" herbeigeführt und zum anderen eine Brücke zwischen den modernisierenden Elementen des Sozialismus und den westeuropäischen Varianten des Kapitalismus geschlagen werden. Zweifel an der Handlungsfähigkeit der erweiterten EU zeugen weniger von prinzipiellen Defekten der Osterweiterung - überholten Souveränitätsvorstellungen
der neuen Mitglieder, einem östlichen Nationalismus oder zivilisatorischer Inkompetenz. Sie
artikulieren vielmehr typische Wertkonflikte, von denen die alte EU nicht verschont ist.
(ICE2)
[221-L] Münkler, Herfried; Hacke, Jens:
Politische Mythisierungsprozesse in der Bundesrepublik: Entwicklungen und Tendenzen, in:
Herfried Münkler (Hrsg.) ; Jens Hacke (Hrsg.): Wege in die neue Bundesrepublik : politische
Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2009, S. 15-31
INHALT: Die Verfasser umreißen die analytische Tragfähigkeit des politischen Mythosbegriffs
für die Bundesrepublik. Mythisierungsprozesse geben dabei einen Hinweis auf gewandelte
gesellschaftliche Identifikationsprozesse. Die politische Kultur der Bundesrepublik war von
einer tiefen Aversion gegenüber politischen Mythen geprägt. Gleichwohl kann auch die Bundesrepublik politischen Mythen - insbesondere den Gründungsmythen - nicht ausweichen.
Politikwissenschaftlich sind alle Ebenen des Mythisierungsprozesses interessant: (1) der Prozess der Anverwandlung des Materials zum Mythos, d. h. die interpretierende Transformationsleistung, (2) der Ursprung des Bezeichneten und (3) die tatsächliche Wirkung des Mythos
bzw. seine von den Intentionen des Mythopoeten möglicherweise abweichende Rezeption.
Neben dem Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit hat die Bundesrepublik
neue mythische Bezüge entwickelt - so die retrospektive Charismatisierung ihres Führungspersonals. (ICE2)
[222-L] Münkler, Herfried:
Die Deutschen und ihre Mythen, Berlin: Rowohlt 2009, 606 S., ISBN: 978-3-87134-607-1
INHALT: Die Studie über die politischen Mythen der Deutschen ist in fünf Kapitel gegliedert.
Die Nationalmythen, mit denen sich das erste Kapitel beschäftigt, erzählen von der Herkunft
der Deutschen und vermitteln Zukunftsversprechen. Daneben stehen im zweiten Kapitel die
durch politische Mythen geprägten Vorstellungen des Eigenen und Fremden, die Wir-Sie-Stereotype, die unter der Überschrift "Ein Kampf gegen Rom" behandelt werden. Identität versuchte man in diesen Ausformungen politischer Mythen, von der Narration der Schlacht im
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Teutoburger Wald bis zu den gegen den Papst gerichteten Invektiven der Reformation, in erster Linie durch Abgrenzung zu erreichen. Die Beschäftigung mit dem Preußenmythos im dritten Kapitel ist eine Suche nach den narrativ-ikonischen Wurzeln des deutschen Sonderwegsbewusstseins. Der Preußenmythos und die preußischen Mythen erzählen, wie dieser "Sonderweg" zu beschreiten sei, und dabei standen Dienst und Pflicht, Disziplin und - zunächst zumindest - Bescheidenheit im Zentrum der Erzählungen. Die dem vierten Kapitel zugrunde liegende Suchbewegung orientiert sich an Orten und Räumen: die Burg als Symbol für Schutz
und Trutz, Sicherheit und Freiheit, Verheißung und Erlösung. Das fünfte und letzte Kapitel ist
durch das Modell der Gegenmythen geprägt. Da politische Mythen umso mehr Macht über
die Vorstellungswelt der Menschen gewinnen, je stärker sie in einen Zusammenhang von
Herausforderung und Reaktion eingebettet sind, wird der mythenpolitisch untermauerte Überlegenheitsanspruch der Gegenseite mit eigenen politischen Mythen beantwortet. (ICA2)
[223-L] Nover, Sabine Ursula:
Protest und Engagement: wohin steuert unsere Protestkultur?, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009, 302 S., ISBN: 978-3-531-16313-0
INHALT: Die Verfasserin setzt sich zunächst mit den Begriffen Protest, Engagement und Widerstand auseinander, grenzt Bürgerinitiativen von sozialen Bewegungen ab und kontrastiert
struktur- und handlungsorientierte Untersuchungsansätze. Sie behandelt dann Öffentlichkeit
als Rahmen, Projektionsfläche und Resonanzboden für Bürgerinitiativen. Eine detaillierte
Darstellung der Forschungsmethode (qualitative Narrationsanalyse) schließt sich an. Der empirische Teil beginnt mit einer Darstellung der Stadtgeschichte Hertens und einem Überblick
über den Ablauf der Ereignisse und die Geschichte der Bürgerinitiative gegen eine Forensik
im Herten. Sodann wird eine Analyse der "natürlichen Daten" (Materialien der Stadt und der
Bürgerinitiative, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel) und der "künstlich erzeugten Daten" (Interviews) vorgenommen. Die Analyse der Interviews (vier Fallstudien) enthält neben Sequenzanalyse und Typenbildung jeweils eine Rekonstruktion der Fallgeschichte und eine
Kontrastierung der erzählten mit der erlebten Geschichte. Zusammenfassend werden die
Kernthemen der Argumentation gegen den Bau, die Darstellung und Einschätzung der Rahmenbedingungen sowie die Auswirkungen der Proteste resümiert. Abschließend wird gefragt,
in welche Richtung die weitere Entwicklung auf gesellschaftlicher Ebene verlaufen wird - in
Richtung Bürgergesellschaft oder in Richtung auf eine Beliebigkeit von Protest. (ICE2)
[224-L] Paul, Gerhard:
Kriegsbilder - Bilderkriege, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2009, H. 31, S. 39-46 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Anders als dies die Medien suggerieren, entzieht sich das chaotische und komplexe Ereignis Krieg prinzipiell der visuellen Repräsentation. Es ist vielmehr das Nichtdarstellbare
schlechthin. Die medial vermittelten Bilder, die wir gleichwohl von ihm besitzen, sind weniger Repräsentationen des Krieges als vielmehr Abstraktionen, Projektionen, Fiktionen sowie
bewusste Inszenierungen und Manipulationen, hinter denen das wirkliche Gesicht des Krieges
verschwindet. Nicht das Ereignis selbst, sondern seine medialen Inszenierungen prägen
Wahrnehmung, Deutung und Bewertung. Dies wird am Beispiel zweier Bilder erläutert, zwischen denen knapp 150 Jahre liegen - jener Zeitraum vom Beginn der fotografischen Visuali-
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sierung des Krieges bis hin zu seiner elektronischen Visualisierung. Bei der ersten handelt es
sich um eine typische, der Genremalerei nachgebildete Fotografie aus dem Krim-Krieg von
1855 - der erste Krieg, der in nennenswertem Maße von der Fotografie festgehalten wurde.
Der Krieg erscheint als ein Berufsfeld wie jedes andere. Der Krieg wird als Unterbrechung
des bürgerlichen Alltags bzw. als gemütlicher Waffengang dargestellt. Die mehr als 150000
Toten dieses Krieges rücken nirgends in den Blick. Bei dem zweiten Bild handelt es sich um
zwei Standbilder aus einer tonlosen Videosequenz aus dem Kosovo- Krieg von 1999 - aufgenommen von einer von einem NATO- Flugzeug abgefeuerten Rakete mit eingebauter GunKamera. Es ist ein Bild moderner kriegerischer Gewalt im Augenblick ihres Vollzuges - ohne
menschliche Akteure und Opfer. Es zeugt von höchster technischer Perfektion. Es ist ein steriles Bild ohne Blut, ein schweigendes Bild ohne das Schreien der Opfer. Der Tod, an dem
wir für den Bruchteil einer Sekunde teilhaben, bleibt in höchstem Maße abstrakt. (ICF2)
[225-L] Pfau-Effinger, Birgit:
Wohlfahrtsstaatliche Politiken und ihre kulturellen Grundlagen, in: Österreichische
Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie,
Jg. 34/2009, H. 3, S. 3-21 (Standort: USB Köln(38)-XH2528; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11614-009-0030-7)
INHALT: "Die kulturellen Grundlagen wohlfahrtsstaatlicher Politik und deren Beitrag zur Erklärung der Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten geraten zunehmend in den Fokus der international vergleichenden Wohlfahrtsstaats-Forschung. In dem Beitrag werden Überlegungen dazu
vorgestellt, wie sich der Einfluss kultureller Faktoren auf die Entwicklung wohlfahrtsstaatlicher Politiken analysieren lässt. Es werden Schlüsselelemente der Wohlfahrtskultur vorgestellt. Diese wird als potentiell widersprüchlich, als Gegenstand von Konflikten und Aushandlungsprozessen und als veränderbar gefasst. Es wird vorgeschlagen, drei verschiedene Ebenen
des Verhältnisses von Wohlfahrtskultur und der wohlfahrtsstaatlichen Entwicklung zu unterscheiden. Diese umfassen die Ebene der kulturellen Werte und Leitbilder, die den Politiken
zugrunde liegen und zu deren Legitimation dienen; die Ebene der kulturellen Werte und Leitbilder in Bezug auf den Wohlfahrtsstaat in der Bevölkerung und die Ebene der Diskurse sozialer Akteure. Es werden verschiedene Arten von Prozessen unterschieden, auf deren Grundlage kultureller Wandel zum Wandel wohlfahrtsstaatlicher Politiken beitragen kann." (Autorenreferat)
[226-L] Reichel, Peter; Schmid, Harald; Steinbach, Peter (Hrsg.):
Der Nationalsozialismus - die zweite Geschichte: Überwindung - Deutung - Erinnerung,
München: Beck 2009, 496 S., ISBN: 978-3-406-58342-1
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Zur Einführung. Die "zweite Geschichte" der Hitler-Diktatur (721); Peter Reichel: Der Nationalsozialismus vor Gericht und die Rückkehr zum Rechtsstaat
(22-61); Constantin Goschler: Wiedergutmachungspolitik - Schulden, Schuld und Entschädigung (62-84); Angela Borgstedt: Die kompromittierte Gesellschaft. Entnazifizierung und Integration (85-104); Claudia Fröhlich: Rückkehr zur Demokratie - Wandel der politischen Kultur in der Bundesrepublik (105-126); Peter Steinbach: Die publizistischen Kontroversen - eine
Vergangenheit, die nicht vergeht (127-174); Harald Schmid: Deutungsmacht und kalendarisches Gedächtnis - die politischen Gedenktage (175-216); Christoph Cornelißen: Erforschung
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und Erinnerung - Historiker und die zweite Geschichte (217-242); Irmela von der Lühe: Verdrängung und Konfrontation - die Nachkriegsliteratur (243-260); Norbert Otto Eke: Widersprüchliche Annäherungen - das deutschsprachige Drama (261-282); Sven Kramer: Wiederkehr und Verwandlung der Vergangenheit im deutschen Film (283-299); Knut Hickethier:
Nur Histotainment? Das Dritte Reich im bundesdeutschen Fernsehen (300-317); Ulrich
Krempel: Moderne und Gegenmoderne. Der Nationalsozialismus und die bildende Kunst
(318-334); Cornelia Brink: Nach Bildern suchen - fotografische Erinnerung (335-349); Stefanie Endlich: Orte des Erinnerns - Mahnmale und Gedenkstätten (350-377); Winfried Nerdinger: Die Dauer der Steine und das Gedächtnis der Architekten (378-397), Nach dem Ende nationaler Nachkriegsmythen - eine europäische Erinnerungskultur? (398-415).
[227-F] Rüland, Jürgen, Prof.Dr.; Kessler, Christl, Dr.; Rother, Stefan, M.A. (Bearbeitung):
Demokratisierung durch Migration
INHALT: Das Projekt verknüpft Migrations- und die Demokratisierungsforschung. Neben der Integration dieser bislang im Wesentlichen unverbundenen Forschungsfelder erschließt der Ansatz in diesen beiden Bereichen Themen, die je für sich von der einschlägigen Forschung nur
am Rande oder gar nicht behandelt wurden. So gibt es in der Migrationsforschung bislang
kaum Studien, die sich mit den Rückwirkungen der Migration auf die politische Kultur der
Heimatgesellschaft befassen, während in der Demokratisierungsforschung den externen Ursachen politischer Transition wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Dabei ist davon auszugehen,
dass die Konfrontation der Migranten mit anderen politischen Systemen und Kulturen nicht
ohne Auswirkungen auf ihre politischen Einstellungen und ihr politisches Verhalten nach der
Rückkehr ins Heimatland bleibt. Das unmittelbare Erleben funktionierender staatlicher Institutionen sowie weitgehender bürgerlicher Partizipationsrechte im Zielland, so eine der zu untersuchenden Hypothesen dieses Forschungsprojektes, würde demnach Werte- und Einstellungsmuster hervorbringen oder vertiefen, die sich für die demokratische Konsolidierung im
Heimatland als förderlich erweisen. Ließe sich ein solchermaßen positiver Zusammenhang
von Migration und Demokratisierung empirisch nachweisen, so ergäben sich daraus auch
wichtige Schlussfolgerungen für eine offene und tolerante Migrations- und Ausländerpolitik
in den Zielländern. Der Zusammenhang von Migration und Demokratisierung wird durch
eine standardisierte Befragung in Zusammenarbeit mit einem philippinischen Meinungsforschungsinstitut (Social Weather Stations) und einer qualitativen Befragung in Zusammenarbeit mit der University of the Philippines ermittelt.
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Stiftung für Bevölkerung, Migration, Umwelt -BMUINSTITUTION: Arnold-Bergstraesser-Institut für Kulturwissenschaftliche Forschung e.V.
(Windausstr. 16, 79110 Freiburg im Breisgau); Universität Freiburg, Philosophische Fakultät,
Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Internationale Politik (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Rüland, Jürgen (Prof.Dr. Tel. 0761-203-3465,
e-mail: [email protected])
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
153
[228-L] Salzborn, Samuel (Hrsg.):
Politische Kultur: Forschungsstand und Forschungsperspektiven, (Politische
Kulturforschung, Bd. 1), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 232 S., ISBN: 978-3-631-58019-6
INHALT: "Dieser Band eröffnet die Schriftenreihe Politische Kulturforschung. Sein Anliegen ist
es, die theoretische, konzeptionelle und empirische Reichweite des Konzepts Politische Kultur darzustellen und die vielfältigen Facetten der politischen Kulturforschung vorzustellen.
Der Band liefert grundlegende und einführende Beiträge zu einzelnen Aspekten der politischen Kulturforschung und gibt einen systematischen Überblick über den Forschungsstand."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Samuel Salzborn: Einleitung (7-10); Sylvia Greiffenhagen: Theorie(n) der Politischen Kultur (11-29); Anton Pelinka: Überwindung oder Vertiefung
von Hegemonie? Politische Kultur "lernen" (31-44); Samuel Salzborn: Der Vergleich politischer Kulturen. Theorien, Konzepte und Methoden (45-60); Ursula Birsl: Staatsbürgerschaft
und Demokratie in politischen Kulturen der EU. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde (61-101); Steffen Hagemann: Politische Kultur und Internationale Beziehungen
(103-128); Christine Kulke: Geschlechterperspektiven und politische Kultur. Diskursive und
institutionelle Herausforderungen (129-146); Benjamin Drechsel: Trügerischer Augenschein?
Hinweise zur Verflechtung von politischer Kultur und visueller Politik (147-174); Hans-Joachim Busch: Politische Kultur und politische Psychologie (175-200); Wolfgang Bergem: Politische Kultur und Geschichte (201-227).
[229-L] Schlott, Wolfgang:
Und die Krähe trägt ein rotes Sternchen: die politische Karikatur im polnischen Untergrund
der Jahre 1981 bis 1989, (Arbeitspapiere und Materialien / Forschungsstelle Osteuropa an der
Universität Bremen, Nr. 96), Bremen 2008, 34 S. (Graue Literatur;
www.forschungsstelle.uni-bremen.de/images/stories/pdf/ap/fsoAP96.pdf)
INHALT: Wandbilder, Plakate, Zeichnungen, Karikaturen, Collagen, Briefmarken, Stempel,
Postkarten, Briefumschläge in sehr unterschiedlicher Qualität gedruckt und in verschiedenen
Medien veröffentlicht, gehörten nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen am 13. Dezember 1981 zum unabdingbaren Bestandteil des zweiten Publikationsumlaufs. Dieser war in
der Volksrepublik Polen Ende 1976 als Artikulationsform eines unabhängigen Kulturbetriebs
entstanden, der sich nicht mehr der staatlichen Zensur unterwarf. Schriftsteller, die in den
staatseigenen Verlagen nicht publizieren durften, Publizisten, die Schreibverbot hatten, und
Wissenschaftler, deren Bücher durch Zensureingriffe verunstaltet wurden, schufen ihre eigenständigen Redaktionskollegien, die Zeitschriften in geringen Auflagen herausgaben. Kleinstverlage mit illegalen Druckereien wurden gegründet, in denen sowohl Bücher aus Exilverlagen nachgedruckt als auch Texte von in Polen lebenden Autoren aufgelegt wurden. Diese Dokumente belegen die spezifische Form einer Zivilcourage, die zeitweilig Massencharakter annahm. Sie fand ihren Ausdruck in der Zustimmung zu Losungen und Bildsymbolen, die auf
der denotativen Zeichenebene scheinbar apolitische Aussagen implizierten, während sie auf
der konnotativen Ebene ein subversives Spiel mit den staatlichen Machtsymbolen und deren
Bildelementen inszenierten. Die im Zusammenspiel von Schrift, Bild, Rhythmik und Klang
entstandenen Installationen gehörten zu den effektivsten Formen des polnischen zivilen Widerstandes in den Jahren 1981 bis 1989, wie im vorliegenden Beitrag näher gezeigt wird.
(ICI2)
154
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
[230-L] Senghaas, Dieter; Senghaas, Eva:
Quod est pax?, in: Marcel M. Baumann (Hrsg.) ; Hanne-Margret Brickenbach (Hrsg.) ; Volkhard
Brandes (Hrsg.) ; Sandra Dieterich (Hrsg.) ; Ulrich Gundermann (Hrsg.) ; Ulrike Suhr (Hrsg.):
Friedensforschung und Friedenspraxis : Ermutigung zur Arbeit an der Utopie ; Reiner Steinweg
zum 70. Geburtstag, Frankfurt am Main: Brandes & Apsel, 2009, S. 125-139
INHALT: Die Frage "Was ist Frieden?" bezieht sich den Autoren zufolge auf die Frage, welche
einzelnen und kombinierten Schritte zum Frieden erforderlich sind, um angesichts unausweichlicher Konflikte eine konstruktive Konfliktbearbeitung nachhaltig zu ermöglichen. Es
stellt sich ferner die Frage, ob solche erfahrungswissenschaftlich begründbaren Schritte auch
in der ästhetischen Auseinandersetzung mit der Friedensproblematik zum Ausdruck kommen.
Es geht also nicht um Definitionen oder eine einzigartige Definition des Friedens, sondern um
ein friedenspolitisch plausibles Szenario der Ermöglichung von Frieden. Seit den 1960er Jahren hat sich in der Friedensforschung ein solches Szenario herausgebildet. In seiner einfachsten Ausprägung geht es von vier Schutzvorkehrungen aus. Auf der Grundlage von historischen und aktuellen Erfahrungen wird im Hinblick auf heutige Problemlagen die Ermöglichung von Frieden von vier grundlegenden Bedingungen abhängig gesehen: vom Schutz vor
Gewalt, vom Schutz der Freiheit, vom Schutz vor Not und vom Schutz kultureller Vielfalt.
Die Autoren betrachten zunächst diese vier Schutzdimensionen im einzelnen, bevor sie die
Annäherungen an eine Ästhetik des Friedens in der klassischen und zeitgenössischen Musik
beschreiben. (ICI2)
[231-L] Sutor, Bernhard:
Herausforderungen der politischen Bildung zwischen "Ostalgie" und neuer Rechten, in:
Lothar Harles (Red.): Politische Bildung für die Demokratie, Schwalbach: Wochenschau Verl.,
2009, S. 76-84
INHALT: Die Tugend der "Klugheit" wird in der Tradition der Ethik das "Situationsgewissen"
genannt, das heißt die Fähigkeit und Bereitschaft, in schwierigen Verhältnissen und Situationen menschlichen Lebens und zumal menschlichen Miteinanders ein zugleich den Prinzipien
und der Situation angemessenes Verhalten zu finden und durchzuhalten. Das kann und muss
gelernt werden, auch durch politische Bildung. Der vorliegende Beitrag demonstriert die
Fruchtbarkeit dieses ethischen Ansatzes an den Herausforderungen der politischen Bildung,
indem er zentrale, konstitutive Elemente dessen, was Klugheit kennzeichnet, auf das Beispiel
der Aufarbeitung von DDR-Vergangenheit bezieht. Dazu greift der Autor drei "Klugheitselemente" heraus. Zur Klugheit gehören erstens Fähigkeiten der Situationsanalyse, der Kenntnis
und Bewältigung des in der Regel komplexen Geflechts der Bedingungen unseres Handelns
und Verhaltens, der Handlungsmöglichkeiten, aber auch der Handlungsgrenzen. Zur Klugheit
gehört zweitens memoria, Erinnerung, geschichtlicher Sinn, kann man bezogen zumal auf Politik sagen; aber auch Lernbereitschaft, Offenheit für Informationen und neue Erkenntnisse,
gerade auch zur Prüfung und Korrektur von Erinnerung. Und zur Klugheit gehören drittens
Voraussicht und Verantwortungsbereitschaft für Folgen unseres Verhaltens, lateinisch als
providentia bezeichnet, was mit prudentia, Klugheit, sprachlich den gleichen Wortstamm hat.
Der Autor kommt mit diesem "Verfahren" zu folgendem Schluss: Letztlich geht bei der Aufarbeitung totalitärer Vergangenheit in politischer Bildung nicht um die Be- oder Verurteilung
von individuellen Menschen, sondern um Einsichten in strukturelle Gefährdungen jeder Gesellschaft; es geht darum, klüger zu werden für ein andermal, also um providentia, um Vor-
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1.9 Politische Kultur
155
aussicht und Verantwortung. Es darum, am Beispiel zu erkennen, dass wir uns bei allem, was
wir tun oder unterlassen, auch gerade im Politischen, die Frage nach möglichen Folgen und
nach deren Verantwortbarkeit stellen müssen. (ICA2)
[232-F] Technische Universität Wien:
Die Rolle von politischen Kulturen in der Öffentlichkeitsbeteiligung
INHALT: Öffentlichkeitsbeteiligung spielt sowohl in der politischen als auch in der wissenschaftlichen Debatte und Praxis eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, bestehende GovernanceFormen und demokratischen Systeme zu verbessern. Allerdings wurde bisher zuwenig berücksichtigt, wie sich politische Kulturen auf die Entwicklung und Durchführung von Beteiligungsprozessen auswirken. Politische Kulturen verweisen auf die "subjektiven" und kulturellen Dimensionen von politisch-administrativen Systemen. Politische Kulturen, welche etwa
Interaktionsformen, Meinungen, Mentalitäten und Einstellungen umfassen, sind in verschiedenen Phasen der Sozialisation und des Lebenslaufes erlernt und internalisiert wurden. Sie
stehen im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu sozialen Milieus, die sich wiederum
durch eine Ähnlichkeit in Bezug auf den sozialen Status und durch ihre Gebundenheit an
einen Ort auszeichnen ("Habitus des Ortes"). Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt des Projektes: a) Welche Formen von politischen Kulturen sind in bestimmten Beteiligungsprozessen
zu identifizieren? b) Welche Rolle spielt die "Bereitschaft zur Beteiligung" in diesen politischen Kulturen seitens der BürgerInnen? c) Welche Zusammenhänge bestehen zwischen politischen Kulturen und sozialen Milieus? d) Welche politischen Kulturen gibt es seitens der AkteurInnen aus den politisch-administrativen Systemen und welchen Einfluss haben diese wiederum auf die Entwicklung und Durchführung von Beteiligungsprozessen?
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, Österreich FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie (Paniglgasse 16, 1040 Wien, Österreich)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-58801-27312, e-mail: [email protected])
[233-F] Universität Hohenheim:
Studie zur Verständlichkeit deutscher Politiker und Parteien
INHALT: Die Verständlichkeit deutscher Spitzenpolitiker ist nicht erst seit der mittlerweile berühmt gewordenen "Flughafen-Rede" Edmund Stoibers Anlass für öffentliche und wissenschaftliche Kritik. Glaubt man dem Tenor der Medien, gibt es einen Zusammenhang zwischen dem wachsenden Vertrauensverlust der Bürger in die Politik und der Sprache der politischen Repräsentanten. Die Schwäche solch einer Argumentationskette offenbart sich erst bei
einem genaueren Blick auf die Forschungslage: Während die "Politikverdrossenheit" mittlerweile einen eigenständigen Zweig der politischen Einstellungsforschung darstellt, gibt es für
die These der Unverständlichkeit deutscher Spitzenpolitiker kaum wissenschaftliche Belege.
Politik-, Sprach- und Kommunikationswissenschaft haben das Thema bisher weitgehend
ignoriert. Mit der groß angelegten Verständlichkeitsstudie soll diese Forschungslücke nun geschlossen werden. Ziel ist u.a. die Entwicklung objektiver Messkriterien, die Vergleiche zwi-
156
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.9 Politische Kultur
schen verschiedenen Politikern, Parteien und Kommunikationssituationen ermöglichen und
das Phänomen Politikerverständlichkeit auf diese Weise zum ersten Mal greifbar machen
können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Kercher, Jan: Politikverständnis und Wahlalter: Ergebnisse einer Studie mit Schülern und Studienanfängern. Stuttgart
2008, 15 S. (Download unter: https://komm.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/komm
/PDFs/Komm/Verstaendlichkeit/Studie_Wahlalter.pdf).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationstheorie (70593 Stuttgart)
KONTAKT: Institution (Tel. 0711-459-24031, e-mail: [email protected])
[234-F] Wagschal, Uwe, Prof.Dr.; Lane, Jan-Erik, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Kultur und Konflikt
INHALT: In dem Forschungsvorhaben soll der Einfluss von kulturellen Faktoren auf die innerstaatliche Konflikthäufigkeit getestet werden. Die zentrale Forschungsfrage lautet: "Welchen
Einfluss haben kulturelle Faktoren auf innerstaatliche Konflikte". Ausgehend von einer Definition von Kultur, wird dieser Faktor auf Basis verschiedener Charakteristika von Kultur abgegrenzt: Religion, Sprache, Historizität (im Sinne von historischer Identität) sowie Ethnizität. Durch diese Trennung soll überprüft werden, dass es tatsächlich nur der Faktor Religion
(im Sinne von Huntingtons "Clash of Civilisations"), welcher kulturelle Konflikte antreibt,
sondern ob es nicht auch andere kulturelle Faktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit für Konflikte erhöhen können. Ziel ist es dabei den Wirkungszusammenhang empirisch zu überprüfen.
ART: BEGINN: 2009-04 ENDE: 2010-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche
Politik Lehrstuhl für Wissenschaftliche Politik, insb. Vergleichende Regierungslehre (Werthmannstr. 12, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Wagschal, Uwe (Prof.Dr. Tel. 0761-203-9365,
e-mail: [email protected]);
Lane, Jan-Erik (Prof.Dr. Tel. 0761-203-9372)
[235-L] Walter, Franz:
Charismatiker und Effizienzen: Porträts aus 60 Jahren Bundesrepublik, (Edition Suhrkamp,
2577), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009, 405 S., ISBN: 978-3-518-12577-9
INHALT: Charismatiker mit Sendungsbewusstsein und visionärer Perspektive sind dem Autor
zufolge in der Lage, wenigstens für einen historischen Abschnitt Leidenschaften zu entfesseln, Konventionalitäten zu verlassen und Versäulungen überkommener Interessen aufzulösen. Charismatiker sind Aktivierer und ihr Drang richtet sich nach "draußen". Ihnen genügt
nicht die Enge eines abgeschotteten Milieus, einer separierten Peer-Group, eines verschlossenen Ortsvereins, eines bürokratisch betreuten Sozialstaats. Sie sind nicht binnenzentriert, sondern immer auf der Suche nach neuen Anhängern, neuen Wählern, neuen Mehrheiten, neuen
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1.9 Politische Kultur
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Bewegungen für ein neues strategisches Ziel. Allein ideengetriebenen, überzeugungsgeleiteten Charismatikern gelingt es zeitweilig, die Politik mit Emotionen und Sinn zu füllen. Sie
vermitteln infolgedessen, wenn sie von der Bühne abtreten, lang anhaltende Prägungen. Der
Autor stellt in zahlreichen Kurzportraits aus 60 Jahren Bundesrepublik die großen Charismatiker der bundesdeutschen Geschichte ihren effizienten Mit- und Gegenspielern gegenüber.
Der Band ist chronologisch gegliedert in die Zeit der Patriarchen (1945-1963), die neuen Reformisten in den Jahren des Übergangs (1963-1974), die Schmidt-Kohl-Jahre (1974-1998)
und die Machtdeterministen in der Berliner Republik (1998-2009). (ICI2)
[236-F] Weller, Christoph, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Der Wandel gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen deutscher Friedenspolitik
INHALT: Mit der Analyse und dem Vergleich verschiedener gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen deutscher Friedenspolitik sollen zukunftsorientierte Einsichten über aktuelle Tendenzen und den Wandel politischer Kultur bezogen auf die deutsche Außenpolitik erarbeitet werden. Welche Gestaltungsräume bleiben bzw. eröffnen sich einer deutschen Friedenspolitik angesichts neuer Herausforderungen und Bedrohungen in ihrem internationalen Umfeld? Um
diese Fragestellung zu bearbeiten, werden die massenmediale Berichterstattung, Ergebnisse
von Meinungsumfragen, parlamentarischen Debatten, regierungsamtliche Darstellungen und
wissenschaftliche Beschreibungen zur deutschen Friedenspolitik im Zusammenhang zentraler
außenpolitischer Entscheidungen in den vergangenen zehn Jahren untersucht und zueinander
in Beziehung gesetzt. Inhaltlich liegt ein spezielles Augenmerk des Projekts auf der neuen
Akzentuierung deutscher Außenpolitik als Friedenspolitik nach dem Regierungswechsel 1998
sowie infolge des gewandelten sicherheitspolitischen Umfelds seit der veränderten US-amerikanischen Außenpolitik in Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung (86135 Augsburg)
KONTAKT: Institution, Sekretariat (Tel. 0821-598-5591,
e-mail: [email protected])
1.10
Organisationskultur/Unternehmenskultur
[237-L] Ammon, Ulrich; Darquennes, Jeroen; Wright, Sue (Hrsg.):
Sprachwahl in europäischen Unternehmen, , 23Tübingen: Niemeyer 2009, X, 287 S., ISBN:
978-3-484-60586-2
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Claude Truchot, Dominique Huck: Le traitement des langues dans
les entreprises (1-31); Georges Lüdi, Lukas A. Barth, Katharina Höchle, Patchareerat Yanaprasart: La gestion du plurilinguisme au travail entre la "philosophie" de l'entreprise et les
pratiques spontanées (32-52); Marek Nekula, Christoph Marx, Katerina Sichova: Sprachsituation in Unternehmen mit ausländischer Beteiligung in der Tschechischen Republik (53-85);
Sharon Millar, Astrid Jensen: Language Choice and Management in Danish Multinational
Companies: The Role of Common Sense (86-103); Arlette Bothorel-Witz, Thiresia Choremi:
Le plurilinguisme dans les entreprises à vocation internationale. Comment saisir ce phénomè-
158
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
ne pluridimensionnel à travers le discours des acteurs? (104-130); Laurence Mettewie, Luk
Van Mensel: Multilingualism at all Costs: Language Use and Language Needs in Business in
Brussels (131-149); Sigrid Schöpper-Grabe: Betrieblicher Fremdsprachenbedarf im deutschsprachigen Raum (150-162).
[238-L] Fendo, Alpar:
Vom Umgang mit Vorschriften im Büroalltag: eine ethnographische Studie, (Schriften zur
Kulturwissenschaft, Bd. 79), Hamburg: Kovac 2009, XIV, 233 S., ISBN: 978-3-8300-4325-6
INHALT: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Umgang mit Regelwerken innerhalb
einer Organisation, welche in der Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung tätig ist.
Unter Regelwerken werden alle Maßnahmen zur Steuerung der Arbeitsabläufe innerhalb der
Organisation verstanden, die über zwingend einzuhaltende Bestimmungen und detaillierte Arbeitsanweisungen bis hinunter zu eher unverbindlichen Handlungsrichtlinien reichen. Eingeschlossen sind hierin auch die Formen des internen und nach außen transportierten Selbstverständnisses der Organisation in Form von Firmenideologie und "Hauspolitik". Im Rahmen einer empirischen Untersuchung mit den Elementen der Mitarbeiterbefragung, der teilnehmenden Beobachtung und eines Feldtagebuches wird gezeigt, wie und in welcher Form die in einer Organisation beschäftigten Mitarbeiter Regeln annehmen, anwenden und/oder verletzen.
Neben einer Bestandsaufnahme der in einer Organisation geltenden Regelwerke geht die Studie insbesondere der Frage nach, wie die Mitarbeiter ihren Arbeitsalltag tatsächlich erleben
und wie groß dabei die Diskrepanzen zwischen dem "Soll" und dem "Ist" sind, d. h. welche
Unterscheidungen zwischen der von der Organisationsleitung angestrebten und der tatsächlich gelebten Unternehmenskultur, zwischen den Orientierungen des einzelnen Beschäftigten
und denen der Organisation und schließlich - auf begrifflicher Ebene - zwischen den unterschiedlichen Definitionen der Begriffe Firmenideologie, Kultur, Unternehmenskultur und Lebenswelt getroffen werden müssen. (ICI2)
[239-L] Jäger, Wieland:
Wissen, Wissensarbeit und Wissensmanagement in Organisationen, in: Martin Endreß (Hrsg.)
; Thomas Matys (Hrsg.): Die Ökonomie der Organisation - die Organisation der Ökonomie,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, S. 153-173
INHALT: Die Überlegungen des Autors beziehen sich auf das Wissen und die Wissensarbeit unter aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, auf die Organisation von Wissensarbeit
sowie auf das Verhältnis von Ganzheitlichem Wissensmanagement und Gesellschaftstheorie.
Wissen (und auch Nichtwissen) zu managen, stellt seines Erachtens zwar ein praktisch nach
wie vor ungelöstes Problem des erweiterten Aufgabenprofils betrieblichen Managements dar,
theoretisch eröffnet das einer strukturationstheoretischen Analyse und Weiterentwicklung unterzogene Konzept des Ganzheitlichen Wissensmanagements jedoch ein aussichtsreiches Potential, substantiell mehr aufzuweisen als eine modische Variante der Verortung des Wissens.
Empirisch bleibt über vorliegende Studien hinaus zu prüfen, inwieweit ein Ganzheitliches
Wissensmanagement zum gewinnbringenden Management des organisationalen Wandels führen kann. In diesem Zusammenhang verliert die Analyse bzw. Herstellung der Sicherung von
Konformität auf der Mikroebene der Interaktionssysteme an Gewicht, stattdessen steht die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
159
permanente Systemgenese und Systemreproduktion bzw. die Systementwicklung durch kollektive Handlungskoordination von Subjekten im Vordergrund. (ICI2)
[240-F] Kolaschinski, Birgit, Dipl.-Ökon.; Buß, Eugen, Prof.Dr. (Bearbeitung); Bunz, Andreas,
Dr.rer.soc. (Leitung):
Kulturbasierte Personalauswahl
INHALT: Das Ziel dieses Projekts besteht darin, Chancen und Potentiale kulturbasierter Personalauswahlverfahren aufzuzeigen und dabei insbesondere auf tiefer liegende Identitätsmerkmale von Bewerbern zu verweisen, die für die Befähigung zum General Management konstitutiv sind. Das Projekt ist als mehrstufiger Forschungsprozess aufgebaut und erfolgt neben
der universitären Analysearbeit in enger Kooperation mit der Siemens AG. Modul 1: Basierend auf dem soziologischen Werk Talcott Parsons werden Fragen der Führung sowohl auf
mikro- wie makrodimensionaler Ebene reflektiert und bestehende Ansätze und Modelle integriert, die bereits in der Praxis Anwendung finden. Hiefür wurde der Hohenheimer Kulturund Führungs-Quadrant entwickelt, der es erlaubt, ein Kultur- und Führungsprofil von Organisationen und Personen zu erstellen und in Abgleich zu bringen. Modul 2: Da die Praxis heute vermehrt Anforderungen an die Werteebene im Kompetenz- und Identitätsprofil zukünftiger Führungskräfte stellt, wurde zu diesem Zweck ein Pool an verschiedensten Instrumenten
entwickelt, um die Wertedimension durch Selbstpräsentationen, Gruppenarbeiten, Fallstudien
und Rollenspiele zu operationalisieren. Im Rahmen des Siemens Graduate Programs wurde
als Pilotprojekt ein Instrument aus der Toolbox ausgewählt und in das Assessment-Center
eingebaut.
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Siemens Graduate Program
INSTITUTION: Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung (70593 Stuttgart)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0711-459-23418, e-mail: [email protected])
[241-L] Kuper, Harm:
Organisationales Wissen, Wissensmanagement und lernende Organisation, in: Olga ZlatkinTroitschanskaia (Hrsg.) ; Klaus Beck (Hrsg.) ; Detlef Sembill (Hrsg.) ; Reinhold Nickolaus
(Hrsg.) ; Regina Mulder (Hrsg.): Lehrprofessionalität : Bedingungen, Genese, Wirkungen und ihre
Messung, Weinheim: Beltz, 2009, S. 555-565
INHALT: Die dominierende Verwendung des Wissensbegriffs setzt dessen Selbstverständlichkeit
voraus und verzichtet auf definitorische Einführungen oder auf systematische Abgrenzungen
von anderen Formen mentaler Konstruktion wie Überzeugung, Glauben und Meinung. Die in
einer philosophischen Tradition eng mit dem Wissensbegriff verbundenen Fragen der Wahrheit, Begründung und des kognitiven Geltungsanspruchs bleiben weitgehend ausgeblendet.
Nicht trotz, sondern wegen der Entlastung von diesen Konnotationen kann der Wissensbegriff
im Diskurs des organisationalen Lernens und des Wissensmanagements eine bemerkenswerte
Produktivität entfalten. Er verbindet soziologische Beschreibungen der Transformation postindustrieller Gesellschaften zur "Wissensgesellschaft" mit Annahmen über den strukturellen
Wandel und die Gestaltung organisierter Arbeit. In dem Beitrag werden vier Zugänge darge-
160
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
stellt, die für ein Wissensmanagement in der Arbeit von Professionellen von Bedeutung sind:
Betrachtungen zum Wissen als Ressource und eine Darstellung kategorialer Ordnungen des
Wissensmanagements. Beide bilden eine Grundlage für die Erörterungen zum professionellen
Wissen in Organisationen, schließlich ein Konzept der Wissenskonversion, mit dem Aufgaben des Wissensmanagements umrissen werden. (ICF2)
[242-F] Langer, Phil C., Dr.phil. (Leitung):
Ausprägung und Wirksamkeit interkultureller Kompetenz in der Bundeswehr
INHALT: Die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen, mit denen Soldatinnen und Soldaten
heutzutage im Bereich der Auslandseinsätze sowie innerhalb multinationaler Verbände konfrontiert sind, unterscheiden sich grundlegend von den 'klassischen' militärischen Aufgaben.
Diplomatisches Geschick und kulturadäquates Verhalten gelten mittlerweile als 'Schlüsselqualifikation' für die erfolgreiche Umsetzung eines Auftrags. So ist der kultursensible Umgang mit der einheimischen Bevölkerung in den Einsatzgebieten nicht nur eine grundlegende
Voraussetzung für den Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und damit Voraussetzung zur Friedensstabilisierung, sondern erhöht auch maßgeblich den Eigenschutz der stationierten Soldaten. Auch innerhalb der eigenen Truppe werden Soldatinnen und Soldaten mit
Angehörigen fremder ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit konfrontiert. Um kompetent
mit dieser Diversität umgehen zu können, ist interkulturelles Wissen ebenso notwendig wie
die Auseinandersetzung mit den eigenen, oft nicht hinterfragten Werte- und Denkmustern.
Das Projekt umfasst innerhalb von fünf Teilprojekten: 1. eine Erhebung und Analyse des 'IstZustands' bezüglich des Vorhandenseins interkultureller Kompetenz in der Bundeswehr; 2.
die Feststellung von Zielvorgaben interkultureller Trainingsmaßnahmen in der Bundeswehr,
um eine interkulturelle Sensibilität und Handlungsfähigkeit bei Soldatinnen und Soldaten zu
erreichen ('Soll-Zustand'); 3. die Ermittlung des Handlungsbedarfs durch den Abgleich von
'Ist'- und 'Soll'-Zustand ('Deltabereich'). Es konzentriert sich dabei auf drei wesentliche Anwendungsbereiche interkultureller Kompetenz: 1. Umgang mit ethnischen und religiösen
Minderheiten in der Bundeswehr ('Diversität'); 2. Umgang mit Soldaten anderer Nationalität
in multinational zusammengesetzten Verbänden; 3. Umgang mit anderer Nationalität und Religion im Rahmen von Auslandseinsätzen.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich
(Stichprobe: 2.000; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Qualitatives Interview
(Stichprobe: 50; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Gruppendiskussion (Stichprobe:
100; Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Beobachtung, teilnehmend (im Kontext des
Auslandseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des
Projekts.
ART: BEGINN: 2006-12 ENDE: 2011-08 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium der Verteidigung FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (Prötzeler Chaussee 20, 15344
Strausberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 03341-58-1817, e-mail: [email protected])
[243-F] Lehmann, Maren, Priv.Doz. Dr.phil. (Bearbeitung); Lehmann, Maren, Priv.Doz. Dr.phil.
(Leitung):
Das Gedächtnis der Organisation
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur
161
INHALT: Der Begriff der Organisation beschreibt sowohl eine Form der Kommunikation als
auch ein System der Gesellschaft. Das Projekt geht davon aus, dass das Gedächtnisproblem
der Organisation in der Differenz dieser beiden Möglichkeiten selbst liegt, und prüft diese
Annahme in zwei Hinsichten. Einerseits geht es um die Unterscheidung von Form- und Systemtheorie in Absicht einer Theorie der Organisation als rechnender Form. Das Gedächtnis
dieser Form läge (mit Gotthard Günther, George Spencer Brown und Niklas Luhmann) in der
Differenz von Positivsprache - Organisation als System, Bezugsprobleme: Identität, Verstehen, Entscheidung - und Negativsprache - Organisation als Form, Bezugsprobleme: Differenz, Information, Kommunikation. Andererseits geht es um die Erforschung der Kalküle der
Organisation selbst im Kontext dieser Differenz von Kommunikation und Gesellschaft. Dazu
sind vor allem historisch-vergleichende Studien zum Problem der organisationalen Registratur kommunikativer Möglichkeiten beabsichtigt. Das Gedächtnis der Organisation könnte
sich in variablen Versuchen zeigen, Diagrammatik und Kenogrammatik der Organisation
kommunikativ zu verknüpfen (zum Beispiel in Form von Stellen). Von dort aus wird die
Möglichkeit zu prüfen sein, Organisations- und Netzwerktheorie formtheoretisch so zu verknüpfen, dass eine Theorie der "nächsten Organisation" (Dirk Baecker) möglich wird, von der
wir nicht wissen und die auch von sich selbst nicht weiß, ob sie zwar noch Form, aber nicht
mehr System ist.
ART: BEGINN: 2009-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse
(Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399,
e-mail: [email protected])
1.11
Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[244-L] Bastion, Geraldine de:
Afrikas Blogosphäre: Bürgerjournalisten zwischen Kairo und Kapstadt, in: Blätter für
deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 10, S. 109-115 (Standort: UB Bonn(5)Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.blaetter.de/artikel.php?pr=3182)
INHALT: Ein Internetanschluss stellt die technische Voraussetzung dar, um an den elektronischen Informationsangeboten und Diskussionen teilnehmen zu können. Der Durchschnitt der
Internetanbindungen liegt - auch aufgrund der damit verbundenen Kosten - in Afrika mit elf
Prozent der Haushalte gegenwärtig immer noch weit unter dem globalen Mittel von 23 Prozent. Der afrikanische Kontinent erscheint damit auf der Karte des Web 2.0 zumeist als ein
weißer Fleck. Der Beitrag zeigt jedoch, dass auch zwischen Kairo und Kapstadt die Zahl der
politischen Blogs und damit deren Bedeutung für die öffentliche Sphäre und den gesellschaftlichen Diskurs wächst. Anhand verschiedener Beispiele aus Kenia, Nigeria und anderen Ländern illustriert die Autorin das Potenzial dieser Form der Internetkommunikation. Hier zeigt
ihre Prognose: Die politische Bedeutung der noch jungen afrikanischen Blogger-Community
wird in Zukunft noch weiter wachsen - gerade in Ländern mit fragilen partizipativen Strukturen. (ICA2)
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
[245-F] Grätz, Tilo, Dr. (Bearbeitung); Hengartner, Thomas, Prof.Dr. (Leitung):
Radio in Westafrika: Medienpraxen, soziokulturelle Aneignungsprozesse, neue Öffentlichkeiten
INHALT: Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt analysiert die Veränderung alltäglicher
Medienpraxen in Westafrika am Beispiel des Radios in Benin. Das Projekt widmet sich aus
kultur- und sozialanthropologischer Sicht jenen Prozessen, die mit der jüngsten Welle der
Gründung neuer, staatsunabhängiger Radiostationen in westafrikanischen Ländern verbunden
sind. Es soll ihren Einfluss auf individuelle und kollektive Mediennutzungspraxen sowie lokale und nationale Öffentlichkeiten untersuchen. Dabei wird am Beispiel ausgewählter Sender, ihrer Betreiber und Hörerschaften, von Radioprogrammen, ihrer Produktion und Wirkung
der Frage nachgegangen, welche Aneignungs- und Innovationsprozesse neue Radiostationen
und ihre Programme im Alltag der Radiohörer sowie im öffentlichen Raum auslösen können.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, in Verknüpfung von Nutzer-, Technik- und kulturpolitischer Perspektiven zur Erweiterung der Theorien von Öffentlichkeiten und Medienlandschaften in Afrika beizutragen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Westafrika
METHODE: ethnologische Feldforschung DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Experiment; Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend;
Gruppendiskussion; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2010-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Kulturgeschichte und Kulturkunde Institut für Volkskunde, Kulturanthropologie (Edmund-SiemersAllee 1, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 040-42838-2014, Fax: 040-42838-6340,
e-mail: [email protected]);
Bearbeiter (Tel. 040-42838-6515, e-mail: [email protected]
[246-L] Greschke, Heike Monika:
Daheim in www.cibervalle.com: Zusammenleben im medialen Alltag der Migration,
(Qualitative Soziologie, Bd. 10), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2009, X, 258 S., ISBN: 978-3-82820466-9
INHALT: "Wie ist globales Zusammenleben möglich? Wie verändert die Verfügbarkeit des Internets Alltag und Zusammenleben in der Migration? In diesem Buch wird ein 'fremdes Volk'
vorgestellt, das gemeinsam einen virtuellen Raum bewohnt, während seine Mitglieder, die zumeist paraguayischer Herkunft sind, über den Globus verstreut leben. Mit Hilfe von ethnographischen und kommunikationsanalytischen Verfahren, die am und für den Gegenstand entwickelt wurden, untersucht die Autorin den Zusammenhang von (transnationaler) Migration und
globalen Kommunikationstechnologien. Sie zeigt, wie sich die soziale Aneignung und technologische Weiterentwicklung des Internets wechselseitig beeinflussen, wie Medien als Substitutionsmechanismus für migratorisch bedingte Abwesenheiten fungieren und welche neuen, globalisierten Formen von Sozialität dabei entstehen." (Autorenreferat)
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[247-F] Hepp, Andreas, Prof.Dr.phil. (Bearbeitung):
Integrations- und Segregationspotenziale digitaler Medien am Beispiel der kommunikativen
Vernetzung von ethnischen Migrationsgemeinschaften
INHALT: Während (Massen)Medien traditioneller Weise als Instrumente der "Integration" von
Minderheiten in nationale Gesellschaften angesehen wurden, machen jüngere Untersuchungen greifbar, dass digitale Medien (Internet, Mobiltelefon, etc.) in erheblichem Maße auch
zur Stabilisierung bzw. Abgrenzung von Minderheitengemeinschaften in der"Fremde" beitragen können. In der internationalen Fachdiskussion wird dieser Sachverhalt mit dem Konzept
einer fortschreitenden "Diaspora"-Bildung gefasst. Erste empirische Untersuchungen weisen
darauf hin, dass gerade digitale Medien solche Prozesse weiter intensivieren können. Die aktuelle Forschung bewegt sich allerdings bisher auf der Ebene von Fallstudien, die zu keiner
übergreifenden Theoriebildung geführt haben. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag
hierzu: Durch die komparative, qualitative insbesondere netzwerkanalytische Untersuchung
der Aneignung digitaler Medien in der "türkischen", "russischen" und "marokkanischen"
Minderheit in Deutschland wird herausgearbeitet, welchen Status digitale Medien für die
kommunikative Vernetzung dieser "Diasporas" haben. Dies dient als Basis für eine grundlegende Theoriebildung zu Integrations- und Segregationspotenzialen von digitalen Medien für
ethnische Minderheitengemeinschaften.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Düvel, C.: Mobilkommunikation in Diasporagemeinschaften:
kommunikative Mobilität und Vernetzung junger russischer Migranten in Deutschland. in:
Ästhetik & Kommunikation, 2006, 135, S. 73-80.+++Hepp, A.: New media connectivity: a
new world of mobility? The internet, identity and deterritorialization in Europe. 2005, 24 p.
Download: www.shef.ac.uk/content/1/c6/04/88/28/Hepp.pdf .
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information -IMKI- (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0421-218-67601,
e-mail: [email protected])
[248-L] Neuland, Eva:
Jugendsprachen: mehrsprachig - kontrastiv - interkulturell, (Sprache - Kommunikation Kultur : Soziolinguistische Beiträge, Bd. 5), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 332 S., ISBN:
978-3-631-57003-6
INHALT: "Jugendsprache ist vielstimmig und vielgestaltig und scheint durch eine nahezu unbegrenzte Heterogenität gekennzeichnet. Der Sammelband präsentiert 19 Beiträge aus der internationalen linguistischen Jugendsprachforschung zu einzelnen Faktoren des Variationsspektrums von Jugendsprachen in verschiedenen europäischen Regionen. Artikulationsformen innerer und äußerer Mehrsprachigkeit wie Stilmischungen, Bricolagen, Varietätenwechsel, Entlehnungen und Sprachkreuzungen werden mit unterschiedlichen theoretischen und methodischen Zugängen analysiert, darunter kontrastive, textlinguistische und interaktionslinguistische Studien. Anwendungsfelder im Kontext von Medien und Unterricht werden an Beispielen von Wörterbüchern, Werbetexten, Lehrwerken, Literatur und Musik erörtert und veranschaulicht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Eva Neuland: Mehrsprachig - kontrastiv interkulturell: Zur Heterogenität und Typizität von Jugendsprachen (11-30); Fabiana Fusco:
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
La lingua dei giovani in Italia: tratti e movimenti (31-46); Johannes Volmert: Jugendsprachen
- Kaleidoskope von Sprachregistern und Verhaltensstilen (47-64); Klaus Zimmermann, Natascha Remmert: Herausforderungen und Perspektiven diatopisch-kontrastiver Studien der Jugendsprache innerhalb der Hispania (65-83); Fabiana Fusco: Il dialetto e la lingua dei giovani
in Italia (85-96); Claus Ehrhardt, Urbino: Phraseme in italienischen und deutschen Jugendsprachen: ein Beitrag zur kontrastiven Phraseologie (99-116); Eva Neuland, Daniel Schubert,
Hantle Steffin: Ciao, salut, hadi und bye. Internationalismen im Sprachgebrauch Jugendlicher? (117-134); Christine Bierbach, Gabriele Birken-Silverman: Ethnizität und Essen. Kulinarische Sozialsymbolik und Identitätskonstruktion in der Kommunikation italienischer Migrantenjugendlicher in Mannheim (135-151); Henri Boyer: Les médias et le "francais des jeunes": intégrer la dissidence? (153-163); Normann Jorgensen: Languaging on the Walls of Europe (165-178); Mirja Saari: Code-switching im Kontext von Zweisprachigkeit am Beispiel
von Jugendlichen in Helsinki (179-194); Laura Tidrile: Politischer und sprachlicher Wandel
am Beispiel von Entlehnungsprozessen in der lettischen Jugendsprache (195-210); Eva Neuland, Kwang-Sook Lie, Manabu Watanabe, Zhu Jianhua: Jugendsprachen zwischen Universalität und Kulturspezifik: Kontrastive Studien zu Japanisch, Koreanisch und Chinesisch (211232); Joachim Gerdes: Wörterbücher der deutschen Jugendsprache 1980-2005: Bestandsaufnahme und kritische Analysen (235-250); Claus Ehrhardt: Himmlisch hip - teuflisch hot. Jugendsprache in der deutschen und italienischen Werbekommunikation (251-266); Henriette
Klose: Beobachtungen zur Jugendsprache in DaF-Lehrwerken der Grundstufe (267-282);
Minna Maijala: Jugendsprache und Jugendkultur in finnischen und schwedischen DaF-Lehrwerken - "Voll die Liebe": "Boys" und "Girls" (283-298); Carsten Gansel, Christina Gansel:
Jugendsprache in der Literatur - Überlegungen zum Einsatz im DaF-Unterricht in narratologischer Perspektive (299-314); Federica Benacchio: Bye bye bombe dei Kosovni Odpadki: un
campione musicale del plurilinguismo dei giovani friulani (315-328).
[249-L] Pranz, Sebastian:
Theatralität digitaler Medien: eine wissenssoziologische Betrachtung medialisierten
Alltagshandelns, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 280 S., ISBN: 978-3-531-16243-0
INHALT: "Die digitalen Medien stellen einen zunehmend relevanten Raum für Alltagserfahrungen dar, der durch eigene und eigenartige Handlungspraxen, Beziehungsformen, Sinntypen
und Deutungsmuster gekennzeichnet ist. Der Band untersucht verschiedene Aspekte des medialisierten (Alltags-) Handelns vor dem Hintergrund der These, dass die Wirklichkeit digitaler Medien als eine 'prinzipiell theatrale Wirklichkeit' (Erika Fischer-Lichte) zu verstehen ist.
Dabei geht es um ein doppeltes Erkenntnisinteresse, das aus einer exemplarischen Untersuchung der Chatkommunikation und des Videospiels weiterführende theoretische Überlegungen für eine dramatologische Auseinandersetzung mit den digitalen Medien entwickelt." (Autorenreferat)
[250-L] Pundt, Christian:
Medien und Diskurs: zur Skandalisierung von Privatheit in der Geschichte des Fernsehens,
Bielefeld: transcript Verl. 2008, 404 S., ISBN: 978-3-89942-994-7
INHALT: Anliegen des Bandes ist die Erschließungdes Diskursbegriffes aus medienwissenschaftlicher Sicht, um die Rolle der Medien als konstitutives Element im sozialen Kommuni-
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kationsprozess zu betonen. Im ersten Abschnitt werden die Diskurskonzepte von Foucault,
Fairclough, Siegfried Jäger und Martin Wengeler vorgestellt und ein Ansatz für eine Überführung von Diskursanalyse in die wissenschaftliche Praxis. Dieses Diskursverständnis wird auf
die Massenmedien übertragen, indem institutionalisierte (Massen- und Printmedien), prozessualisierte (Intermedialität), sozialisierte (Öffentlichkeit) und spezifizierte (Fernsehkritik,
Skandal) Kommunikationsformen herausgearbeitet und als Konzept einer medienwissenschaftlichen Diskursanalyse auf einen konkreten Mediendiskurs angewendet werden: Die
Skandalisierung von Wahrheit in der Fernsehgeschichte von 1960 bis 2000. Diese Analyse
thematisiert u.a. die Fernsehsendungen 'Die Sendung der Lysistrata' (1960), 'Das Millionenspiel' (1969/70), 'Wünsch dir was' (1971), 'Donnerlippchen' (1986), 'Tutti Frutti' (1990), Daily
Talk der neunziger Jahre und 'Big Brother'(2000).(ICC)
[251-F] Reichertz, Jo, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Medienentwicklung: vom Vermittler zum Akteur
INHALT: Dem Forschungsvorhaben liegt die These zugrunde, dass (nicht nur) in Deutschland
die Medien sich in den letzten Jahren entscheidend geändert haben: Neu ist, dass sie sich (bedingt durch ökonomische Interessen) immer mehr zu einem eigenständigen gesellschaftlichen
Akteur entwickelt haben. Besonders gut sichtbar wird diese neue Rolle (und Macht) der Medien, wenn man deren Bedeutung im Diskurs über innere Sicherheit untersucht. Deshalb will
das Projekt aus kultursoziologischer Perspektive die Bedeutung der Medien bei dem aktuellen
öffentlichen Kampf um die 'richtige' Politik der inneren Sicherheit rekonstruieren. Mittels eines empirischen, qualitativ arbeitenden Projekts sollen zwei eng miteinander verwobene Fragenkomplexe untersucht werden: der erste Fragenkomplex nimmt das gesamte Diskursfeld in
den Blick, der zweite die Handlungsweise der Medien. Welche Akteurgruppen beteiligen sich
in den Medien (Print und TV) mit welchen Argumenten am Diskurs um die richtige Politik
des Polizierens, wie sind die Akteure miteinander vernetzt, orientieren sie sich aneinander, arbeiten sie miteinander oder gegeneinander (=Rekonstruktion der Diskursinhalte und Diskursakteure)? Wie äußern sich die Medien (Print und TV) in eigen produzierten Sendungen (on
air) über innere Sicherheit und was unternehmen sie als eigenständige Akteure (off air), um
sich im Diskurs durchzusetzen (Rekonstruktion der Bedeutung der Medien als eigenständige
Akteure)? GEOGRAPHISCHER RAUM: Rhein-Ruhr-Region, Städte Köln und Bochum
METHODE: Um die konkrete Ausgestaltung dieser Entwicklungen genauer beobachten zu können, soll sich die Untersuchung auf die Rhein-Ruhr-Region und die Städte Köln und Bochum
konzentrieren. Dabei werden folgende qualitative Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung mit dem Ziel der Daten- und Methodentriangulation kombiniert: Teilnehmende
Beobachtung, Experteninterviews, Wissenssoziologische Hermeneutik, Diskursanalyse, Inhaltsanalyse.
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Geisteswissenschaften, Institut
für Kommunikationswissenschaft (45117 Essen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0201-183-3199, e-mail: [email protected])
[252-F] Sauer, Martina, Dr. (Leitung):
Radionutzung türkeistämmiger Migranten
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
INHALT: Untersucht wird, welche Radiosender türkeistämmige Migranten hören und wann sie
welche Sender hören. Darüber hinaus wird die Fernsehnutzung untersucht. GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin
METHODE: Anhand der Reichweitenstudie soll die Frage der medialen Integration von Zuwanderern untersucht werden, wenn ein Angebot von Ethnomedien im engeren Sinn vorliegt. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 1.500; erwachsene türkeistämmige Zuwanderer in Berlin und in Mannheim/ Ludwigshafen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2010-02 AUFTRAGGEBER: Radio Metropol FM, Markgrafenstr. 11, 10969 Berlin FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen
(Altendorfer Str. 3, 45127 Essen)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0201-3198-103, e-mail: [email protected])
[253-L] Schlickau, Stephan:
Neue Medien in der Sprach- und Kulturvermittlung: Pragmatik - Didaktik - Interkulturelle
Kommunikation, (Hildesheimer Schriften zur Interkulturellen Kommunikation, Bd. 1), Frankfurt
am Main: P. Lang 2009, 440 S., ISBN: 978-3-631-58703-4
INHALT: "Die Arbeit rekonstruiert Potentiale Neuer Medien für die Sprach- und Kulturvermittlung. Hierzu werden lerntheoretische Aspekte und Vermittlungsziele genauso berücksichtigt
wie Möglichkeiten, aber auch technologisch bzw. linguistisch bedingte Grenzen spezifischer
Lernsoftware. Breiten Raum nimmt insbesondere die Diskussion der Informations- und Kommunikationsfunktionen Neuer Medien ein. Diskursanalytisch fundiert, sind Potentiale für den
Erwerb interkultureller kommunikativer Kompetenz rekonstruiert. Dies erfolgt z. B. einerseits
kontrastiv auf der Grundlage authentischer Geschäftsberichte sowie von Produktwerbung aus
der Automobilbranche. Andererseits sind am Beispiel deutsch-US-amerikanischer Studierendengruppen die Lernpotentiale videokonferenzbasierter interkultureller Kommunikation ausführlich thematisiert." (Autorenreferat)
[254-L] Schröter, Melani; Carius, Björn:
Vom politischen Gebrauch der Sprache: Wort, Text, Diskurs ; eine Einführung, (Leipziger
Skripten, Bd. 5), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 144 S., ISBN: 978-3-631-58600-6
INHALT: "Dieser Band bietet eine Einführung in die linguistische Beschäftigung mit politischem
Sprachgebrauch und orientiert sich dabei an den zentralen Untersuchungsgegenständen in
diesem Bereich Wort, Text und Diskurs. Sein Anliegen ist es, sowohl einen komprimierten
Überblick über wichtige Fragestellungen und Analyseverfahren zu geben als auch das Zusammenspiel dieser drei Ebenen vor Augen zu führen. Dieses Ziel wird umgesetzt, indem Wörter
und Texte im politischen Gebrauch der Sprache sowie die Diskursebene in jeweils einem
Teilkapitel anhand desselben Diskurses, des bundesdeutschen Migrationsdiskurses, diskutiert
werden. Zu allen drei Bereichen gibt es Beispielanalysen, die methodisches Vorgehen verdeutlichen und zur Entwicklung eigener Fragestellungen anregen sollen." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
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[255-L] Schweiger, Wolfgang; Weihermüller, Miriam:
Öffentliche Meinung als Online-Diskurs: ein neuer empirischer Zugang, in: Publizistik :
Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung, Jg. 53/2008, Nr. 4, S. 535-559 (Standort: UB
Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt eine neue empirische Methode zur Messung der öffentlichen Meinung im Internet vor: Mit einer Suchmaschine lassen sich im ersten Schritt alle Webseiten mit
inhaltlich und öffentlich relevanten Aussagen zu einem bestimmten Thema finden und im
zweiten Schritt inhaltlich analysieren. Um die Frage zu klären, welche Art von öffentlicher
Meinung man mit dieser Methode erfasst, werden zunächst die zwei wesentlichen Paradigmen öffentlicher Meinung gegenübergestellt, die bisher kaum verbunden nebeneinander stehen - diskursive und demoskopische öffentliche Meinung. Mit dem beschriebenen Verfahren
ist erstmals ein eingeschränkter empirischer Vergleich zwischen beiden Ansätzen möglich.
Für das politische Thema 'Rauchverbot in Gaststätten' wurde ein solcher Vergleich zwischen
Internet-Inhaltsanalyse und Befragung durchgeführt. Er zeigt teilweise erstaunliche Parallelen
zwischen diskursiver und demoskopischer öffentlicher Meinung, verdeutlicht aber auch die
Unterschiede. Einige Überlegungen zum theoretischen und empirischen Potenzial des neuen
Ansatzes beschließen den Beitrag." (Autorenreferat)
[256-F] Senokozlieva, Maria, Dipl.-Psych.; Fischer, Oliver, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Bente,
Gary, Prof.Dr.; Krämer, Nicole, Dr. (Leitung):
Nonverbale Kommunikationspolitiken in der Individual- und Massenkommunikation: ein
Kulturvergleich in Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA (Teilprojekt B3)
INHALT: Das Forschungsvorhaben konzentrierte sich auf nonverbale Verhaltensphänomene im
Spannungsfeld zwischen Individual- und Massenkommunikation und untersuchte die Bedeutung nichtsprachlicher Kommunikationspolitiken für die Inszenierung sozialer Macht und
Einflussnahme (Dominanzgesten, Territorialverhalten) im Rahmen eines kulturvergleichenden Paradigmas. In einem kontrastiven Ansatz (kollektivistisch vs. individualistisch) wurden
hierbei Deutschland, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA miteinander verglichen. Der Untersuchungsansatz sah dabei eine strikte Trennung von deskriptiven und evaluativen Vorgehensweisen vor, um die Sichtbarmachung nonverbaler Signale einerseits und ihre
Wirkung andererseits differenziert betrachten und aufeinander beziehen zu können. Allgemein wird durch die ersten Ergebnisse in Bezug auf die massenmediale Kommunikation deutlich, dass sich das untersuchte nonverbale Verhalten der politischen Machtträger in den ausgewählten Nachrichtensequenzen zwischen den Kulturen nicht signifikant unterscheidet. Die
Daten weisen jedoch darauf hin, dass durch die Medialisierung und die spezifische Variation
der medialen Aufbereitung das Verhalten anders wahrgenommen wird. Im Hinblick auf die
Individualkommunikation zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse. Denn im Gegensatz zur
Produktion von nonverbalem Verhalten im massenmedialen Kontext ergeben sich in der dyadischen Kommunikation kulturspezifische Muster, die sich auch in der Wahrnehmung widerspiegeln. Weitere Analysen werden zeigen, ob die Unterschiede in der Wahrnehmung tatsächlich auf die gefundenen Differenzen in der Produktion nonverbalen Verhaltens zurückzuführen sind. Die Ergebnisse haben über ihre grundlagenwissenschaftliche Bedeutung hinaus sowohl im Hinblick auf das Verstehen massenmedialer Ausdrucksformen in anderen Ländern
als auch im Hinblick auf die direkte Verständigung mittels neuer audio-visueller Kommuni-
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1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
kationsmedien besondere Anwendungsrelevanz. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland (GER), Vereinigte Arabische Emirate (UAE), Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
METHODE: Im deskriptiven Untersuchungsschritt wurden mit Hilfe spezieller Transkriptionsverfahren nonverbale Verhaltensstichproben von Angehörigen der drei Nationen transkribiert
und auf strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht. Als Materialbasis für
diese Analysen dienten Videoaufzeichnungen aus Face-to-Face-Interaktionen sowie von Politikerauftritten in den Nachrichtensendungen der untersuchten Länder. Neben dem kulturvergleichenden Aspekt nahm hierbei also auch der Vergleich von Individual- und Massenkommunikation eine zentrale Stellung ein. Im evaluativen Untersuchungsschritt wurden experimentelle Wirkungsanalysen durchgeführt, in deren Rahmen Versuchsteilnehmer aller drei
Länder ausgewählte Verhaltensstichproben beurteilten. Mit Hilfe speziell entwickelter Programme wurde dabei das transkribierte Kommunikationsverhalten auf virtuelle Computerfiguren übertragen und animiert, um das nonverbale Verhalten vom Erscheinungsbild der Person zu entkoppeln. Im Rahmen eines breitbandigen Wirkungsansatzes wurde der Analyse von
Dominanzgesten eine zentrale Stellung eingeräumt. Die Untersuchungen folgten dabei einem
komplexen Design, in dem Produktions- und Rezeptionsprozesse, Individual- und Massenkommunikation sowie individualistische und kollektivistische Kulturen systematisch aufeinander bezogen wurden. Besonderes Merkmal der vorliegenden Projektkonzeption war es, die
verschiedenen, im Ansatz heterogenen Verhaltensbeobachtungen erstmals einer integrierten
Wirkungsanalyse zuzuführen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment (Stichprobe: 570; Studenten - USA: 187, GER: 189, UAE: 194; Auswahlverfahren:
Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bente, G.; Krämer, N.C.: Effects of nonverbal signals. in: Kepplinger, M. (ed.): Media effects. The Blackwell International Encyclopedia of Communication.
Blackwell 2008.+++Bente, G.; Senokozlieva, M.; Pennig, S.; Al-Issa, A.; Fischer, O.: Deciphering the secret code. A new methodology for the cross-cultural analysis of nonverbal behaviour. in: Behavior Research Methods, 40, 2008, 1, pp. 269-277. ARBEITSPAPIERE: Bente, G.; Pennig, S.; Senokozlieva M.; Eschenburg, F.: Beyond cultural stereotypes. Comparing
impression effects of nonverbal behavior in Germany, USA and UAE. Paper presented at the
29th Annual International Congress of Psychology, Berlin, Germany, July 2008.+++Pennig,
S.; Senokozlieva, M.; Bente, G.; Krämer, N.: Is individualism and collectivism discernible by
nonverbal behavior? Paper presented at the 29th Annual International Congress of Psychology, Berlin Germany July 2008.+++Senokozlieva, M.; Pennig, S.; Bente, G.: Faces of power.
Face-ism and poltical leadership in the TV news of Germany, USA and UAE. Poster presented at the 29th Annual International Congress of Psychology, Berlin, Germany, July 2008.++
+Bente, G.; Pennig, S.; Senokozlieva, M.; Eschenburg, F.: Power moves. Cross-cultural perceptions of status related nonverbal behavior in Germany, USA and UAE. Paper submitted
for the 58th Annual International Communication Association Conference, Montreal, Canada,
May 2008.+++Bente, G.; Senokozlieva, M.; Pennig, S.: Explicating the implicit: a computerbased approach towards the cross-cultural analysis of nonverbal behavior. Paper presented at
the 57th Annual International Communication Association Conference, San Francisco, CA,
May 2007.+++Senokozlieva, M.: Who is on focus? A cross-cultural comparison of personalisation in the TV newscasts. Paper presented at the International summer school for PhD students and young psychologists, Sofia, Bulgaria, July 2006.+++Senokozlieva, M.; Fischer, O.;
Bente, G.; Krämer, N.: Culture differences in media production of public communication. Paper presented at the 4th Congress of the DGPs Section "Media Psychology", Erfurt, Germany.
September 2005.
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien
169
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Köln, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 427
"Medien und kulturelle Kommunikation" (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln); Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie Professur Sozialpsychologie II (Herbert-Lewin-Straße 2, 50931 Köln)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0221-470-2347, e-mail: [email protected])
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.1 Allgemeines
2
Kunstsoziologie
2.1
Allgemeines
[257-L] Abbt, Christine:
Der ästhetische Reiz des Ungewissen, in: Christine Abbt (Hrsg.) ; Oliver Diggelmann (Hrsg.):
Zweifelsfälle, Bern: Stämpfli, 2007, S. 47-63
INHALT: Was ist das Ungewisse und warum beschäftigt es das ästhetische Schaffen seit der Moderne stärker als irgendwelche Gewissheiten? Aus welchen Gründen äußert sich die Skepsis
gegenüber dem, was sich als sicher und definitiv ausgibt? Warum die Präferenz von Literatur
und Kunst für Zweifel, Ambivalenz und Vieldeutigkeit? Die Autorin zeigt in Beantwortung
dieser Fragen, dass sich der ästhetische Reiz des Ungewissen parallel zur philosophischen
Entdeckung der Grenze der Erkenntnis in Bezug auf die letzte Wahrheit herauskristallisiert.
Während sich die Philosophie zunehmend auf die Möglichkeiten der Vernunft und Erkenntnis
fokussiert, konzentriert sich das ästhetische Interesse auf das Ungewisse, das Verborgene und
das durch die Grenze Abgetrennte. Das Scheitern der Philosophie in Bezug auf letzte Aussagen wird somit zur Triebfeder eines künstlerischen Gestaltungswillens, der auf das Ungewisse verweist. Die Grenze lockt zum Grenzgang und macht diesen selbst zum eigentlichen Unterfangen der modernen Literatur und Kunst. Dabei kommen der kreativen Bewegung an der
Grenze zum Ungewissen und der ästhetischen Akzentuierung der Begrenzung eine grundlegende gesellschaftliche Bedeutung zu. (ICI2)
[258-L] Benkel, Thorsten:
Soziale Welt und Fiktionalität: Chiffren eines Spannungsverhältnisses, (Socialia :
Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 89), Hamburg: Kovac 2008, 160 S., ISBN:
978-3-8300-3112-3
INHALT: Aus der Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns, der die Kunst als Teilsystem
der Gesellschaft betrachtet, dient die Fiktionalität der Fundierung von Wirklichkeit. Diese
könne jedoch nur dadurch als wirklich begriffen werden, wenn sie einen Gegenpol aufweist,
von dem sie sich unterscheidet. Allerdings hat die Dichotomisierung von Realität und Fiktion
jedoch zur Folge, dass dabei beide Seiten gleichwertig "auf Augenhöhe" stehen, während in
der Realität die Kompetenzverteilung weitaus ungleicher ist und die Fließrichtung unidirektional verläuft. Die Fiktion, unabhängig davon, ob sie mehr oder minder realistisch erscheint,
kennt somit fiktionsfremde Vorbilder und ist selbst Teil der sozialen Realität. Diese Berührungspunkte zwischen Soziologie und Fiktionalität sind Gegenstand der vorliegenden Studie,
die in kompakter Form eine Anatomie des Verhältnisse zweier Felder entwirft, die auf je eigene Weise mit der Vielfalt der Gesellschaft umgehen. Es wird gezeigt, dass die Welt der
Kunst neben der Wissenschaft die vielleicht einzige Bühne ist, auf der über die Spannung des
Gegensatzpaares "real-irreal" systematisch reflektiert wird. Die bekannte Prämisse, dass sich
die Realität gerade durch ihre Ästhetisierbarkeit auszeichnet, legt die provokante These nahe,
dass, wer über Wirklichkeit redet, an artifiziellen Formen der Realitätsverarbeitung nicht vorbei kommt - insbesondere dann nicht, wenn es um die gesellschaftliche Wirklichkeit geht.
(ICI2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.1 Allgemeines
171
[259-L] Bohrer, Karl Heinz:
Was kann Kritik sein am Ende der Kulturkritik?, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für
europäisches Denken, Jg. 63/2009, H. 11 = H. 726, S. 1072-1077 (Standort: USB Köln(38)AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Begriff "rettende" Kritik ist von Jürgen Habermas als alternative Kategorie zum
Begriff "bewusstmachende" Kritik gewählt worden und zwar als negative Charakteristik des
emphatisch-konservativen Versuchs Walter Benjamins, die Erfahrung des auratischen
Scheins der Kunst mittels einer geschichtsphilosophisch-messianischen Denkfigur zu bewahren. Der Autor greift in seinem Essay diese Debatte aus dem Jahre 1972 auf, weil die theoretische Implikation dieser beiden Kritikbegriffe seines Erachtens bei der Frage weiterhelfen
kann, was es denn heute mit der Kritik der Kunst beziehungsweise der Gesellschaft auf sich
hat. Dabei handelt es sich nicht um das Faktum der aktuellen Krise der Kunst- und Literaturkritik sowie der literaturwissenschaftlichen Hermeneutik, sondern um die Gründe der Krise
des Kritikbegriffs überhaupt. Die Erkenntnis leitende Frage lautet in diesem Zusammenhang:
Ist Kunstkritik als Darstellung des ästhetischen Scheins im Sinne Walter Benjamins noch
möglich, auch wenn man dessen geschichtsphilosophische Voraussetzung nicht mehr teilen
kann? (ICI2)
[260-F] Buchenhorst, Ralph, Dr. (Bearbeitung):
Das Element des Weiterlebens. Zur Frage der Darstellbarkeit der Shoah in der gegenwärtigen Kulturtheorie und Kunst
INHALT: Der Genozid an den europäischen Juden wird in vielen Publikationen bis heute als
"Ende der Moderne" und als "undarstellbar" bezeichnet. Vor allem im kulturtheoretischen
Diskurs wird das Argument der Undarstellbarkeit von Auschwitz als Testfall für die Grundbedingungen wissenschaftlicher Erkenntnis und ästhetischen Ausdrucks eingesetzt und stellt
damit immer wieder die Voraussetzungen eben dieses Diskurses selbst in Frage.
METHODE: Das Projekt unternimmt es in einem ersten Schritt, die Funktion dieses Paradoxes
zu untersuchen und seine spezifische Produktivität im Diskurs der Moderne aufzuweisen, zugleich aber zu zeigen, dass es heute einen autonomen, interdisziplinären Diskurs zur Shoah
gibt, der extreme Positionen wie die des absoluten Bildverbots, der massenpopulären Repräsentation, der Ausgrenzung der Kunst oder der Infragestellung ihres Werkcharakters mühelos
einbinden kann. Selbstnegation und Infragestellung kognitiver Grundvoraussetzungen bilden
hier nur noch eine Strategie unter vielen. Deshalb ist dieser Diskurs nicht mehr über das Konzept der Darstellbarkeit angemessen zu beschreiben. Es wird durch das der Produktion von
Differenz ersetzt. In einem zweiten Schritt soll gezeigt werden, welche Konsequenzen die
zeitgenössische Kunst aus dieser Konstellation zieht. Viele heute intensiv diskutierte Denkmalentwürfe zur Shoah und zu anderen historischen Ereignissen, die Genozidcharakter haben,
zeigen, dass traditionelle ästhetische Kategorien (abgeschlossene Form, Werkcharakter, kontemplativer Betrachter, eindeutige historische Identifizierbarkeit) radikal aufgegeben und
durch die Idee einer temporalisierten Schrift oder einer permanent neu beschreibbaren Oberfläche ersetzt werden. In einem letzten Schritt soll der auf Westeuropa, Israel und die USA
konzentrierte Diskurs zur Shoah konfrontiert werden mit der in Argentinien sich aktuell formierenden Debatte um die kulturelle Repräsentation der so genannten desaparecidos (der
Verschwundenen der letzten argentinischen Militärdiktatur) in Museen, Mahnmalen und im
akademischen Diskurs. In der Frage der Darstellungsformen des politischen Terrors in Argen-
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tinien wird oft beispielhaft Bezug auf die Shoah genommen. Allerdings fehlt dem Vernichtungsapparat der Militärjunta, obwohl er mit den Instrumenten der Verschleppung, Anonymisierung der Opfer und einem Netz an Konzentrationslagern Systemcharakter aufweist und in
dieser Hinsicht Ähnlichkeiten mit den nationalsozialistischen Genozidpraktiken nachweislich
sind, das für den Auschwitz-Diskurs so zentrale Moment der Konstruktion einer black box:
eines Raums des Versagens jeglichen Vorstellungsvermögens, der durch den industriellen
Charakter des Genozids hervorgerufen wurde. Das Projekt will aber zeigen, dass der Erinnerungsdiskurs in Argentinien sehr produktive Fragestellungen in der Rezeption der Darstellungsproblematik der Shoah gewinnt, die Motive der theoretischen Analyse, der politischen
und ethischen Verantwortung gegenüber den Opfern oder der musealen Repräsentation einbeziehen. Die Shoah funktioniert in diesem Sinne als eine Projektionsfolie, vor der die Geschichte der desaparecidos transparenter gemacht, zugleich aber von der Einzigartigkeit der
Judenvernichtung abgehoben werden kann. Somit versucht man in Argentinien, wie auch in
Deutschland, sich in einem global formierenden Erinnerungsdiskurs zu positionieren.
ART: BEGINN: 2008-08 ENDE: 2011-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Stipendium
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
(Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie
Seminar für Ethnologie (06099 Halle)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[261-L] Bürger, Peter:
Begriff und Grenzen der Kritik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg.
63/2009, H. 11 = H. 726, S. 1023-1034 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor diskutiert den Begriff der Kritik, das "Elend der Kunstkritik" nach Friedrich
Schlegel, das Problem der Neo-Avantgarde sowie die Wege einer zukünftigen Kritik. Eine
produktive Kritik hat seines Erachtens eine doppelte Aufgabe: Sie sollte zum einen "die Anschauung und Anordnung des Ganzen, welches hervorgebracht und zu welchem gewirkt werden soll" (Schlegel) aufzeigen und zum anderen in der entstehenden Literatur die Werke zum
Gegenstand ihrer Betrachtung machen, in denen sie die klassischen Texte der zukünftigen Literatur erkennt. Sie sollte also einerseits die Entwicklungsrichtung, die die Literatur einnimmt, vorzeichnen und andererseits herausragende Werke nach eben den Kriterien auslegen,
die in ihnen angelegt sind. Die Fragmente der Jenaer Romantiker über die progressive Universalpoesie kann in diesem Sinne als Einlösung des ersten Postulats angesehen werden,
Schlegels Kritik des "Wilhelm Meister" als Verwirklichung des zweiten Postulats. Die Verknüpfung der beiden schlegelschen Modelle von immanenter und affirmativer Kritik, die zugleich eine Verschränkung von Theorie und Kritik bedeuten würde, könnte dabei der zukünftigen Kritik einen Weg weisen. (ICI2)
[262-F] Danko, Dagmar, M.A. (Bearbeitung); Eßbach, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Zwischen Überhöhung und Kritik - der kulturtheoretische Blick auf zeitgenössische Kunst.
Eine kultursoziologische Studie
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INHALT: Fragestellungen: 1. Wie interpretieren Kulturtheoretiker der vergangenen ca. dreißig
Jahre zeitgenössische Kunst? Wie bewerten sie diese? 2. Wie kann man/ könnte man in der
Soziologie über Kunst(-werke) sprechen? ZEITRAUM: 1970-2008 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Deutschland, Frankreich
METHODE: vergleichende Textanalyse, kunstsoziologisch-rezeptionssoziologisch, wissenssoziologisch
ART: BEGINN: 2005-04 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Landesgraduiertenförderung; Stipendien
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur
für Kultursoziologie (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[263-L] Delitz, Heike:
"Rundkino" und "Kristallpalast" in Dresdens Prager Strasse: Architektursoziologie zweier
extraterrestrischer Architekturen, in: Thomas M. Bohn (Hrsg.): Von der "europäischen Stadt"
zur "sozialistischen Stadt" und zurück? : urbane Transformationen im östlichen Europa des 20.
Jahrhunderts ; Vorträge der gemeinsamen Tagung des Collegium Carolinum und des JohannGottfried-Herder-Forschungsrats in Bad Wiessee vom 23. bis 26. November 2006, München:
Oldenbourg, 2009, S. 247-271
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Expressivität von Architektur und Städtebau hinsichtlich der Konstitution des "Gesellschaftlich-Geschichtlichen" für die jeweils spezifische
Phänomenologie des Gebauten. Aus architektursoziologischer Sicht handelt es sich um eine
aufschlussreiche Konstellation zweier Kinobauten an einem gemeinsamen Ort: das "Rundkino" und der "Kristallpalast" in der Prager Straße in Dresden. Es sind zwei Architekturen mit
gleicher Nutzung, jedoch mit einem differenten extraterrestrischen Einschlag in unmittelbarer
Nachbarschaft. Beim Umbau der "sozialistischen Stadt" entlang der imaginären "europäischen Stadt" handelt es sich nach Meinung der Autorin nicht nur um die Restauration der privatkapitalistisch, zivilgesellschaftlich und rechtsstaatlich verfassten bürgerlichen Gesellschaft
im möglich gewesenen Neuaufbau ihres Herkunftsortes. Vielmehr übt sich diese Gesellschaft
im Medium ihrer Architektur - wie auch im Medium des Denkmalschutzes für das sozialistische Ensemble - gleichsam in die eigene Kontingenz ein. Im Gestus einer Architektur, die in
ihrer spezifischen extraterrestrischen Gestalt jegliche totale Fortschrittsoptimismen dekonstruiert, hält sich diese Gesellschaft gegenüber den eigenen restaurativen und einseitig neoliberalen Tendenzen offen. (ICI2)
[264-L] Frohne, Ursula; Held, Jutta (Hrsg.):
Schwerpunkt: Politische Kunst heute, , 9 2008, 215 S., ISBN: 978-3-89971-389-3
INHALT: Unter dem Aspekt der politischen Dimensionen von Kunst bleibt nach wie vor durch
die Forschung noch viel zu erhellen. Insofern ist dieser Band ein wichtiger Beitrag, der sich
der Bilanzierung der Beziehung von Kunst und Politik aus gegenwärtiger Perspektive, insbesondere den internen Wandlungen und Unterschieden innerhalb dieser Sphäre seit den späten
60er-Jahren widmet. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine weitgehende terminologische
Klärung des zugrunde gelegten Politik- und Kunstbegriffs. Vor dieser Aufgabe schrecken die
Herausgeberinnen jedoch nicht zurück und erachten kontroverse Positionen als Indiz der Not-
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wendigkeit der Auseinandersetzung und der Relevanz, die gesellschaftspolitische Fragestellungen der Kunst bestätigt. In ihrer Untersuchung zu drei Debatten der Nachkriegszeit kann
Held exemplarisch die Politisierung und bis zu einem gewissen Grad auch die Entpolitisierung von Kunst aufzeigen. Am Beispiel des Historischen Museums in Frankfurt zeigt Held,
wie sozial- und bildungspolitische Inanspruchnahme von Kunst einsetzt. Die folgenden Beispiele der Primitivismus-Ausstellung in New York und der Debatten auf dem internationalen
Kunsthistorikerkongress in Berlin zeigen hingegen, wie einerseits ein potenziell politischer
Bereich ethnischer Fragestellungen depolitisiert und andererseits durch Verwendung eines bestimmten Interpretationsansatzes die Regeln künstlerischer Produktion aus ihrer politischen
Spezifik gelöst werden. Neben Aufsätzen zur Neo-Avantgarde oder einem Vergleich zwischen feministischer Kunst in den 60er-Jahren und heute zählen zu den in Einzelbeiträgen behandelten Künstlern Joseph Beuys, Bruno Latour und Peter Friedl. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Jutta Held: Einführung: Politische Kunst - Politik der Kunst (9-14); Ursula Frohne, Christian Katti: Einführung: Bruchlinien und Bündnisse zwischen Kunst und Politik (1526); Jutta Held: Polarisierungen von Kunst. Drei kunsthistorische Debatten in der Nachkriegszeit (27-42); Kirsten Claudia Voigt: Und der weiße Hase unterhält den Fluss der Revolution. Joseph Beuys' Vehicle Art als politisches Medium (43-60); Peter Weibel: Neo-Avantgarde und Politik. Re-Präsentation des Verdrängten (61-72); Christian Katti: Bruno Latours
"Ding" - Kunst und Politik in den Projekten Iconoclash and Making Things Public (73-86);
Barbara Paul: Gewaltstrukturen - Arbeitsverhältnisse. Feministische Kunst als feministische
Politik in den 1960er Jahren und heute (87-102); Ursula Frohne: Kunst ohne Werk: Künstlerische Praxis als kritisch-diskursives Projekt (103-126); Kristin Marek: Wa(h)re Objektivität.
Bildpolitik im Fernsehen - Bildwissen durch Kunst (127-138); Asko Lehmuskallio: Visuelle
Brücke? Anmerkungen zu kulturellem Widerstand mit werbeähnlichen Methoden (139-158);
Ellen Spickernagel: Von Qaliqiliyah nach Kassel. Peter Friedls Giraffe auf der Documenta
XII (159-161); Hildegard Frübis: Judaika-Sammlungen. Die Ethnographie der eigenen Kultur
(163-173); Fred Evans, Barbara McCloskey: Sixties Redux? A Report from the 2004/05 Carnegie International (175-181).
[265-L] Glauser, Andrea:
Kunst, Mobilität und der neue Geist des Kapitalismus, (Reihe Soziologie / Institut für Höhere
Studien, Abt. Soziologie, 93), Wien 2009, 25 S. (Graue Literatur;
www.ihs.ac.at/publications/soc/rs93.pdf)
INHALT: "In den vergangenen rund dreißig Jahren haben sich Ausstellungsräume und Kunstbiennalen weltweit stark verbreitet. Damit zusammenhängend sind Kunstschaffende zu hypermobilen Akteuren avanciert. In Bewegung gehalten werden Kunstschaffende jedoch nicht
allein durch die institutionellen und räumlichen Konturen der Ausstellungslandschaft, sondern gezielt auch durch Instrumente der Kulturförderung. Artist-in-Residence-Programme
und Reisestipendien sind heute in vielen Ländern zentrale Elemente der öffentlichen und privaten Förderungspraxis. Dieser Beitrag untersucht, wie sich diese Politiken in die Logik des
Kunstfeldes einfügen und an der Mobilitätsdynamik mitwirken. Von besonderem Interesse
sind hierbei Bildungsfragen. Es wird zu zeigen sein, dass die Entsendungspraktiken maßgeblich mit Verweis auf die Ideale der Weltgewandtheit und des Kosmopolitismus legitimiert
werden und das Instrumentarium seinerseits entscheidend an der Erzeugung mobiler Subjekte
mitwirkt. Im Zusammenspiel mit 'Biographiegeneratoren' (Alois Hahn) formt es chamäleonartige Profile. Ausgehend von diesen Sondierungen wird die Frage diskutiert, inwiefern die
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Eigentümlichkeiten der Mobilität im Bereich der Kunst aufschlussreich sein können für die
Untersuchung von Mobilitätsdynamiken in anderen Gebieten, vornehmlich in der kapitalistischen Wirtschafts- und Arbeitswelt. Diese Frage drängt sich insofern auf, als verschiedenen
Thesen zufolge - vor allem gemäß der umfassenden Studie von Luc Boltanski und Ève Chiapello zum neuen Geist des Kapitalismus (1999) - die Praxis der Kunst in der gegenwärtigen
kapitalistischen Arbeitsweise Modellcharakter hat." (Autorenreferat)
[266-L] Huber, Laila:
Kunst der Intervention: die Rolle Kunstschaffender im gesellschaftlichen Wandel, Marburg:
Tectum Verl. 2009, 213 S., ISBN: 978-3-8288-9983-4
INHALT: "Kunst, Kultur und 'kreative Köpfe' erobern den wirtschaftlich-politischen Diskursraum: Von Creative Cities und Creative Entrepreneurs bis zur Kulturwirtschaft und zum
Kunstsupermarkt bringen sie sich ein. Laila Huber bestimmt die Rolle von Künstlerinnen und
Kulturarbeiterinnen im gesellschaftlichen Wandel. Welche Möglichkeitsräume entstehen
durch Kunstinterventionen? Wo findet Kunst als Gesellschaftskritik statt? Hat Kunst mit Sozialarbeit zu tun? Und mit welchen feldspezifischen Paradoxien sind die Kunstschaffenden
konfrontiert? Beispielhaft stellt die Autorin sechs Akteurinnen und Projekte im österreichischen Kunst- und Kulturraum zwischen Linz, Graz und Wien vor. Die Fallstudien geben Aufschluss über spezifische Handlungsstrategien, -potenziale und -grenzen unter prekären Rahmenbedingungen. Kapitel 2 beginnt mit einer Schilderung des Feldzugangs und Notizen zur
Methode. Kapitel 3 befasst sich mit theoretischen Überlegungen, die für die wesentlichen
Aspekte meiner Fragestellung relevant sind: Kulturalisierung und Festivalisierung der Politik,
Ökonomisierung des Kunst- und Kulturfeldes, Arbeit und Prekarität im Kunst- und Kulturfeld, Politisierung im Kunst- und Kulturfeld. Im Kapitel 4 werden die theoretischen Werkzeuge, die der Analyse des empirischen Materials zugrundeliegen, erläutert. In diesem Zusammenhang wird von Pierre Bourdieus theoretischem Modell zum sozialen Raum sowie von
Gerald Raunigs Modell der Kunst-Intervention als Grenzraum ausgegangen. In Ergänzung
hierzu werden weiter die Parameter 'Autonomie' und 'Dritter Sektor' eingeführt, welche als
Begriffe der Zuordnung der Akteurinnen im sozialen Raum fungieren. Vor diesem Hintergrund werden die empirischen Fallbeispiele, im Kapitel 5, präsentiert und analysiert. Der empirische Teil umfasst sechs Fallbeispiele und gliedert sich in vier Abschnitte. Der erste Abschnitt widmet sich dem Equal-Projekt 'Artworks. Künstlerische Dienstleistungen im Dritten
Sektor', sowie der Innenperspektive einer Projektmitarbeiterin. Die Frage der Existenzsicherung Kunst- und Kulturschaffender sowie die Ausweitung des künstlerischen Handlungsspielraums ins Feld der Helfenden Berufe stehen hierbei im Zentrum. Abschnitt zwei und drei
widmen sich konkreten Strategien von Künstlerinnen in ihrer alltäglichen Kunstarbeit. Wobei
neben ihrer Selbstdefinition auch die Frage der Fremdzuschreibungen gestellt wird. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit zwei Projekten, die jeweils unter der Leitung von Künstlerinnen stehen. Wobei sich das Projekt Comm-U-Lab 2.0 im Feld der Sozialarbeit und das
Projekt BAODO im Kunstfeld verorten. In der Gegenüberstellung der zwei Projekte wird der
Frage nachgegangen, inwiefern Kunst Sozialarbeit macht. Der dritte Abschnitt stellt die
KünstlerInnenkollektive WochenKlausur und Social Impact gegenüber. In den Ähnlichkeiten
und Differenzen dieser Konzepte künstlerischer Praxis werden bestehende Potenziale und
Widersprüchlichkeiten beleuchtet. Der vierte Abschnitt widmet sich den Strategien politischer Kulturarbeit an Hand der Praxis- und Theorie-Erfahrungen dreier Kulturarbeiterinnen.
Hierbei wird das Augenmerk auf das Hinterfragen und den Widerstand der Akteurinnen ge-
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2.1 Allgemeines
gen die vorherrschenden Rahmenbedingungen gelegt. In den abschließenden Schlussfolgerungen (Kapitel 6) werden Fragestellung und Hypothese zusammenfassend mit den theoretischen Ansätzen und der empirischen Analyse zusammengeschaut und reflektiert." (Textauszug)
[267-L] Klein, Gabriele (Hrsg.):
Tango in Translation: Tanz zwischen Medien, Kulturen, Kunst und Politik, (TanzScripte, Bd.
19), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 303 S., ISBN: 978-3-8376-1204-2
INHALT: "Tango ist Translation. Die in diesem Buch versammelten Texte beschäftigen sich mit
unterschiedlichen Übertragungsbewegungen des Tangos. Sie untersuchen Tanzstile und Tanzerfahrungen, szenespezifische Rituale, diskursive Strategien und Geschlechterverhältnisse in
verschiedenen lokalen Tangokulturen sowie Parodien als grenzüberschreitende Übertragungen in Tanzkunst und populären Tango-Tänzen. Die Texte zeigen, dass Übertragungsbewegungen, ob zwischen den Kulturen, innerhalb einer Tanzszene oder auch zwischen einzelnen
ästhetischen Medien wie Tanz, Bild und Text, weder einen einheitlichen Ursprung haben
noch linear verlaufen oder als Kopien eines vermeintlichen Originals zu deuten sind. Vielmehr wird die These plausibilisiert, dass Übertragungsbewegungen immer brüchig und fragil
sind und transformieren, wenn sie in neue Kontexte gestellt und mit unterschiedlichen lebensweltlichen oder politischen Bedeutungen aufgeladen werden. Das Buch leistet einen Beitrag
zur internationalen Tangoforschung und zugleich zu einer kultur-, sozial- und politikwisenschaftlich ausgerichteten Tanzforschung, die Tango als Feld einer das Politische und Soziale
implizierenden transkulturellen körperlichen und subjektiven Erfahrung sichtbar macht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gabriele Klein: Tango übersetzen. Eine Einleitung (7-11);
Gabriele Klein: Bodies in Translation. Tango als kulturelle Übersetzung (15-38); Jochen Dreher, Silvana K. Figueroa-Dreher: Sonando todos el mismo sueno: Zur rituellen Überschreitung kultureller Grenzen im Tango (39-56); Elia Petridou: Experiencing Tango as it goes global: Passion, Ritual and Play (57-74); Remi Hess: Der Tango - ein Moment der Interität (7787); Melanie Haller: "Verschmelzung": Bürgerliches Paarideal im Tango Argentino (89-103);
Paula-Irene Villa: "Das fühlt sich so anders an..." - Zum produktiven 'Scheitern' des Transfers
zwischen ästhetischen Diskursen und tänzerischen Praxen im Tango (105-122); Gabriele
Klein, Melanie Haller: Körpererfahrung und Naturglaube. Subjektivierungsstrategien in der
Tangokultur (123-136); Jeffrey Tobin: Models of Machismo: The Troublesome Masculinity
of Argentine Male Tango-Dancers (139-169); Ramsay Burt: Humour and the Performance of
Masculinities. The Example of Two Choreographed Tangos (171-187); Dieter Reichardt:
Tango und Ideologie: Geschlechterbilder in Tangotexten und der zeitgenössischen argentinischen Belletristik (189-206); Franco Barrionuevo Anzaldi: Der peronistische Nationaldiskurs
in der Tangoschreibung der 1960er Jahre (209-241); Marta Elena Savigliano: Irreverent Tangos: Dancing 'Love' and the Politics of Parody (243-278); Erin Manning: Incipient Action The Dance of the Not-Yet (279-298).
[268-F] Lintig, Bettina von; Sultan, Olivier; Kiefer, Hannelore; Leray, Hélène (Bearbeitung);
Wendl, Tobias, Dr. (Leitung):
Black Paris - Kunst und Geschichte einer schwarzen Diaspora
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INHALT: Paris, die Kapitale des einstigen französischen Kolonialreichs, ist inzwischen selbst zur
größten afrikanischen Enklave Europas geworden. Etwa jeder fünfte Einwohner des an die 12
Millionen Menschen zählenden Pariser Großraums hat afrikanische, karibische oder afroamerikanische Wurzeln. Am Beispiel von Paris lassen sich wie unter einem Mikroskop - räumlich
und zeitlich verdichtet und zugleich vielstimmig kommentiert - all jene kulturellen und künstlerischen Prozesse der Interaktion und Métissage veranschaulichen, die für die Beziehungen
zwischen Nord und Süd, zwischen Europa, Afrika (aber auch Afroamerika und der Karibik)
konstitutiv sind. Das Projekt schlägt einen Bogen von der kolonialen Selbstinszenierung und
der Entdeckung der "art nègre" zu Beginn des 20 Jhds., über die Rekrutierung afrikanischer
Soldaten im Ersten Weltkrieg, den Surrealismus, den Jazz und die Négrophilie der Zwischenkriegszeit, über das von Aimé Césaire und Léopold S. Senghor initiierte und später nach Afrika hinausgetragene Projekt der Négritude, die Migrantenströme der 1960er und 1970er Jahre
und die von ihnen geprägten Stadtviertel, bis hin zu all jenen Diaspora-Initiativen, Geschäften, Verlagen und Agenturen, dank derer Paris zu Beginn des 21 Jahrhunderts zum unangefochtenen (Welt-)Zentrum der afrikanischen Mode, Musik, Kunst und Literatur avancierte.
Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt 'Black Paris' versucht diese Entwicklung in einer
doppelten, kunsthistorischen und zugleich dokumentarischen Perspektive zu erschließen und
darzustellen. Im Mittelpunkt stehen die Arbeiten von Künstlern, Schriftstellern, Kulturschaffenden, Politikern und Theoretikern sowie der zeit- und geistesgeschichtliche Hintergrund,
vor dem sie ihre Wirkung entfalten konnten. Die Gliederung ist chronologisch und umfasst
fünf thematische Sektionen: 1. Rückblende: Koloniale Ikonografien, art nègre und schwarze
Soldatenpräsenz. 2. Die Negrophilie der Zwischenkriegszeit (Surrealismus und Harlem Renaissance). 3. Négritude: Schriftsteller und Künstler entwickeln in Paris das Programm einer
afrikanischen Moderne. 4. Stadtbilder und Stadtviertel im Wandel: zur Topografie des
schwarzen Paris. 5. Migration und Métissage: die zeitgenössische Kunstszene zu Beginn des
21. Jahrhunderts. Ziel des Projekts ist es, das in Paris verortete und immer dichter sich knüpfende Netz kultureller und künstlerischer Beziehungen zwischen Afrika und Europa sowie die
aus ihm sich speisenden neuen Muster der Transkulturation und der Métissage in ihrer historischen Vielschichtigkeit zu erfassen, zu würdigen und im Rahmen einer Tourneeausstellung
einem breiten Publikum vorzustellen. Der Akzent liegt dabei auf der Kreativität und dem
Neuen, das aus den Prozessen der Vermischung entsteht. Kooperationspartner: Museum der
Weltkulturen, Frankfurt am Main. GEOGRAPHISCHER RAUM: Paris
ART: BEGINN: 2005-09 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Kulturstiftung des Bundes
INSTITUTION: Universität Bayreuth, IWALEWA-Haus - Afrikazentrum (95440 Bayreuth)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0921-55-4600, e-mail: [email protected])
[269-F] Pernau, Margrit, Dr.phil. (Bearbeitung):
Emotionen und ihr Ausdruck. Musik, Tanz, Malerei und Film in Indien
INHALT: Historische Emotionen können nicht direkt, sondern nur in ihrem kulturell und zeitlich
gebundenen Ausdruck erfasst werden. Dieser wirkt zugleich gestaltend auf die Emotionen zurück. Dieser doppelte Aspekt der Gestaltung von Wirklichkeit durch Ausdruck einerseits und
des Ausdrucks durch die Wirklichkeit andererseits aber trifft nicht nur auf die sprachliche
Prägung von Emotionen zu, sondern möglicherweise noch stärker auf die Art und Weise, wie
Musik, Gesang, Tanz, visuelle Kunst und Film Gefühle beeinflussen. Wie lässt sich dieses
Verhältnis in der transkulturellen Forschung umsetzen in der nicht nur sprachliche Differen-
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zen sondern auch andere Kodierungen im visuellen und akustischen Bereich existieren? Ist
eine Übersetzung möglich und wenn ja, wie könnte sie aussehen? Bedürfen auch Kunstwerke
einer Übersetzung oder handelt es sich hier um eine Sprache, die kulturübergreifend Gefühle
auszudrücken und hervorzurufen vermag? Zukünftige Projekte werden sich mit Film, Malerei, Tanz und Musik beschäftigen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Indien
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der
Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-82406-463, e-mail: [email protected])
[270-L] Pippin, Robert:
Ästhetik ohne Ästhetik, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 6/2009, H. 1, S.
34-57
INHALT: In der Studie wird dargelegt, dass Hegels Darstellung der Kunst auf zwei seiner interessantesten und herausforderndsten Behauptungen beruht: seinem Verständnis der Beziehung
zwischen Denken und Empfinden in der Erfahrung und seinem Verständnis der von ihm so
genannten "Innen-Außen-Beziehung" in seiner Theorie des Handelns. In beiden Fällen weist
Hegel eine strikte Dualität zurück, besonders in seiner Darstellung des Handelns, wo das Modell, nach welchem innere Zustände äußeres körperliches Handeln verursachen, abgelehnt
wird. Die Folgen dieser Behauptungen für seine Darstellung der Kunst könnten nach der Meinung des Autors zur Formulierung des Problems der Kunst nach Hegel beitragen. Hegels Philosophie der Kunst hängt vor allem von einer Theorie des Geistes ab, von einer Darstellung
der kollektiven, von Normen geleiteten menschlichen Geistigkeit und einer Darstellung der
Endlichkeit oder des Mangels, der die Produktion von Kunstwerken und die gesetzgebende
Funktion von Normen bei deren Produktion und Bewertung erklärt. Man muss schlicht wissen, wie soziale Normen funktionieren, um zu wissen, wie künstlerische Normen funktionieren. Die Theorie eines solchen Bedürfnisses und einer solchen Produktion ist wiederum in
zweifacher Weise abhängig. Sie ist zunächst abhängig von der "Logik" der Innen-Außen-Beziehung, auf die Hegel ständig verweist und die für ein angemessenes Verständnis des Geistes
und seiner Produkte zentral ist. Auf diese Art und Weise über Inneres und Äußeres zu sprechen - zu sagen, dass die Ideen des Künstlers nicht "vorher" existieren, sondern nur als im
Produzieren von Kunst "herausgearbeitet" zu bestimmten Ideen werden, und das Subjekt konkret zum Subjekt erst in der ästhetischen Bewertung "wird" - ist für die Diskussion essentiell.
Die Feststellungen treffen ins Herz des Problems, wie Hegel die Autonomie des Ästhetischen
bestreiten kann, ohne die Kunst dadurch zur bloßen Illustration oder zu sinnlichen Beispielen
der "Ideen", der wichtigsten Normen eines Gemeinwesens, zu machen. In allen Fällen muss
eine ästhetische Verkörperung auf Hegelsche Weise, wie sie hier entwickelt wurde, verstanden werden, als etwas, das viel mehr ist als bloß Sinnliches und tiefer als alles bloß Formale.
Hegels Philosophie der Kunst bietet, so die These, eine viel bessere Position als die nachkantischen formalistischen oder die nach-nietzscheanischen experimentellen Ansätze ästhetischer
Erfahrung, um uns mit dem zu konfrontieren, was moderne Fragen von uns verlangen: konkretes Denken, um mit einem Begriff Hegels zu sprechen. (ICF2)
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[271-L] Tacke, Alexandra; Weyand, Björn (Hrsg.):
Depressive Dandys: Spielformen der Dekadenz in der Pop-Moderne, (Literatur - Kultur Geschlecht : Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte. Kleine Reihe), Köln: Böhlau 2009, 247
S., ISBN: 978-3-412-20279-8
INHALT: "An der Schwelle zum 21. Jahrhundert erleben Dandytum und Dekadenz eine unverhoffte Renaissance: Autoren und Werke der Popliteratur bzw. Pop-Art verhelfen der Figur
des Dandys zu einem Comeback in der postmodernen Massen-, Marken- und Medienkultur.
Die Beiträge dieses Bandes fragen nach den Spielformen von Dekadenz und Dandytum in der
Pop-Moderne. Ihre Renaissance - so die These, die diesem Band zugrunde liegt - erschöpft
sich nicht in bloßen Wiederholungen der Posen eines George Bryan Brummell oder Oscar
Wilde, sondern schafft in der Wiederholung etwas Neues: eine Ästhetik der 'Neo-Dekadenz'
In welche Traditionslinien schreiben sich die popmodernen Dandys damit ein und wie erneuern sie diese? Welche Rolle spielen dabei Mode, populäre Medien, Kunst und Musik? Wie
steht es um die seit jeher prekäre Geschlechterverhältnisse des als verweiblicht geltenden
Dandys? Welche Strategien der Selbstvermarktung werden von den Autor/innen und Künstler/innen verfolgt? Und schließlich: Warum sind die popmodernen Dandy eigentlich so depressiv?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Alexandra Tacke, Björn Weyand: Einleitung:
Dandyismus, Dekadenz und die Poetik der Pop-Moderne (7-16); Günter Erbe: Der moderne
Dandy. Zur Herkunft einer dekadenten Figur (17-38); Isabelle Stauffer: Faszination und
Überdruss. Mode und Marken in der Popliteratur (39-59); Niels Werber: "Das graue Tuch der
Langeweile". Der Dandy als Motiv und Verfahren der Literatur 1900/2000 (60-79); Heinz
Drügh: Dandys im Zeitalter des Massenkonsums. Popliteratur als Neo-Décadence (80-100);
Sven Glawion, Immanuel Nover: Das leere Zentrum. Christian Krachts 'Literatur des Verschwindens' (101-120); Alexandra Pontzen: cool, elitär und politisch unkorrekt. Popdiskurs
und Dandyismus bei Rainald Goetz (121-141); Fernand Hörner: "Dandyism's not Dead". Aufund Abtauchen des Dandys am Beispiel Frederic Beigbeders (142-159); Svea Bräunert: Living Sculptures, Living Dandys: Gilbert & George (160-177); Jörg Döring: Paratext Tristesse
Royale (178-198); Moritz Baßler: Der Freund. Zur Poetik und Semiotik des Dandyismus am
Beginn des 21. Jahrhunderts (199-217); Till Huber: Ausweitung der Kunstzone. Ingo Niermanns und Christian Krachts 'Docu-Fiction' (218-233); Christian Luckscheiter: "An der Musik kann alles scheitern" oder How to be a Dandy listening only to pop music? (234-243).
[272-F] Wahrig, Bettina, Prof.Dr.; Klippel, Heike, Prof.Dr.; Mittag, Martina, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung):
Metamorphosen des Abjekten: Gift und Geheimnis zwischen Literatur, Film und Wissenschaft
INHALT: Das Projekt verfolgt das Ziel, eine Geschichte des Gifts als Grenzobjekt zwischen Wissenschaft, Literatur und Öffentlichkeit im Zeitraum 1750-1900 zu entwerfen und das Weiterwirken der Konzepte von "Gift" und "Vergiftung" in ihrer Medialisierung im Film des 20.
Jahrhunderts zu verfolgen. Am Beispiel des literarischen und wissenschaftlich filmischen
Umgangs mit Giften soll untersucht werden, wie sich die diskursiven Strukturen moderner
Gesellschaften entwickelt haben, wie biopolitische Beherrschbarkeit zu einem "technischen"
Problem erklärt und Widerstand tendenziell zum Bestandteil von Macht geworden ist. Spezielle Aufmerksamkeit gilt dabei der Rolle von Geheimnis, Öffentlichkeit, Macht und Intervention sowie des Abjekten als Artikulation von Ambivalenz und Widerstand. Anhand der Kom-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.1 Allgemeines
munikation über Gifte sollen Hinweise auf die Neuformierung des europäischen Kommunikationsraums im 19. Jahrhundert inclusive seiner kolonialen Diskurse (Beherrschung und Ausschluss des Fremden/ Anderen) gewonnen werden. Im interdisziplinären Austausch zwischen
Literaturwissenschaft, Filmwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte wurden Beziehungen
hergestellt zwischen dieser Neuformierung und der Herausbildung des modernen Organismusbegriffs, der eine entscheidende Rolle für die Entstehung der experimentellen Toxikologie gespielt hat. ZEITRAUM: 1750-2000
METHODE: feministische Filmgeschichte; feministische Psychoanalyse; Diskursanalyse (Foucault) DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Inhaltsanalyse, offen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wahrig, Bettina: Bodies, instruments, and the art of construction:
historical remarks on the scientific texture of living bodies. in: Sielke, Sabine; Schäfer-Wünsche, Elisabeth (eds.): The body as interface. Dialogues between the disciplines. American
studies, 150. Heidelberg: Winter 2007, S. 31-50. ISBN 978-3-8253-5391-9.+++Wahrig, Bettina: Erzählte Vergiftungen: Kriminalitätsdiskurs und Staatsarzneikunde 1750-1850. in: Süßmann, Johannes; Scholz, Susanne; Engel, Giesela (Hrsg.): Fallstudien: Theorie - Geschichte Methode. Frankfurter kulturwissenschaftliche Beiträge, 1. Berlin: Trafo-Verl. 2007, S. 97111. ISBN 978-3-89626-684-2.
ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Technische Universität Braunschweig, Fak. 02 Lebenswissenschaften, Abt. Geschichte der Naturwissenschaften, insb. Pharmaziegeschichte (Pockelsstr. 14, 38106 Braunschweig); Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung
-IMF- (Postfach 2538, 38015 Braunschweig); Universität Gießen, FB 05 Sprache, Literatur,
Kultur (Otto-Behaghel-Str. 10 G, 35394 Gießen)
KONTAKT: Wahrig, Bettina (Prof.Dr. Tel. 0531-391-5990, e-mail: [email protected])
2.2
Literatur
[273-L] Boltanski, Luc:
Eine Studie in Schwarz: Recht und soziale Ordnung im Kriminalroman, in: Rainer Forst
(Hrsg.) ; Martin Hartmann (Hrsg.) ; Rahel Jaeggi (Hrsg.) ; Martin Saar (Hrsg.) ; Axel Honneth
(Adressat): Sozialphilosophie und Kritik, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2009, S. 454-480
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit der Figur des Detektivs und ihrer Differenz zum Kommissar in den Kriminalerzählungen von Arthur Conan Doyle. Er zeigt, dass die zwischen
1887 und 1927 veröffentlichten 56 Kurzgeschichten und vier Romane, die die Abenteuer von
Sherlock Holmes erzählen, einer ganz eigenen Gruppierung zugeordnet werden können, die
sich aus sehr verschiedenen literarischen Werken zusammensetzt. Ihnen ist gemeinsam, ein
narratives Äquivalent zu kategoriellen Arrangements und zu Dispositiven geliefert und in Figuren verkörpert zu haben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte die Geburt
neuer gesellschaftlicher und politischer Formen begleitet haben. Gerade diese historische
Verortung hat solchen Werken die ihnen eigene hohe Bekanntheit und Dauerhaftigkeit verliehen. Die Werke Doyles befassen sich mit den in einer bestimmten sozialen Ordnung eingebetteten Widersprüchen, die im genannten Zeitraum besonders störend und augenfällig scheinen, da die noch uneindeutigen Ordnungen gerade erst im Entstehen begriffen sind. Der Umstand, dass sie auf die Arbeit des Widerspruchs gerichtet sind, die die unvereinbaren, aber
dennoch für die Realisierung einer bestimmten Ordnung notwendigen Arten von Kategorien
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.2 Literatur
181
betrifft, verleiht diesen Werken einen stärker metaphysischen als literarischen Charakter.
(ICI2)
[274-L] Cepl-Kaufmann, Gertrude:
"Revolutionskultur"?: die Revolution im Ruhrgebiet und die Erschaffung einer Literatur
des Ruhrgebiets, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR ; Sozialarbeit,
Sozialpädagogik, Sozialpolitik und Gesellschaftspolitik, Jg. 32/2009, H. 1 = H. 58, S. 87-98
(Standort: USB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die "rote" Ruhr mit ihren Revolutionsromanen ist das hervorstechendste Signum des
20. Jahrhunderts für die Frage nach der Kultur des Ruhrgebietes. Diese ist jedoch in eine historische Kulturentwicklung eingebettet und wirft die Frage auf, welche Parameter sich für das
politisch links zu verortende literarische Feld ergeben und wodurch die Schriftsteller der Moderne in ihrem Selbstverständnis geprägt wurden. Die Autorin entwirft dementsprechend ein
großformatiges Bild der Kulturentwicklung im Ruhrgebiet seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und vermittelt dies - in der grundlegenden Bedeutung für die Etablierung eines Intellektuellenmilieus - mit allgemeinen historischen und politischen Entwicklungslinien. In diesem
Rahmen werden nicht zuletzt faszinierende Vorstellungen von "Moderne" und "Ästhetik"
sichtbar. (ICI2)
[275-L] Ezli, Özkan; Kimmich, Dorothee; Werberger, Annette (Hrsg.):
Wider den Kulturenzwang: Migration, Kulturalisierung und Weltliteratur, Bielefeld:
transcript Verl. 2009, 407 S., ISBN: 978-3-89942-987-9
INHALT: "In Zeiten transkultureller Bewegungen erweist sich die Literatur, die sich aus verschiedenen Gründen nicht in nationale Grenzen einpassen lässt, als ein zentrales Untersuchungsfeld: Kulturelle Veränderungen, die durch Migration von Menschen, Ideen, Waren und
Sprachen entstehen, lassen sich hier auf eine umfassende Weise analysieren. In aktuellen
Fallstudien untersuchen die Beiträge dieses Bandes unter anderem kulturelle Grenzziehungen
in muslimischen bzw. türkischen Gemeinschaften und setzen sich dabei mit dem neuen
'Zwang zur Kultur' auseinander. Daran anschließend wird der Begriff 'Weltliteratur' auf seine
Brauchbarkeit in diesen Kontexten untersucht, insbesondere im Hinblick auf nicht-europäische, etwa afrikanische Repräsentationsmodelle von Literatur. Einzelanalysen von Filmen
und literarischen Texten zeigen, dass die so genannte Migrationsliteratur eine ästhetische Reflexion auf kulturelle Integration einerseits, aber auch auf verschiedene Formen von sozialer,
individueller und sprachlicher Desintegration andererseits ist. Der Band wird ergänzt durch
zwei Interviews mit Ilja Trojanow und Feridun Zaimoglu." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Özkan Ezli, Dorothee Kimmich und Annette Werberger: Vorwort (9-19); Kulturalisierung: Thomas Hauschild: Ehrenmord, Ethnologie und Recht (23-46); Levent Tezcan: Operative Kultur und die Subjektivierungsstrategien in der Integrationspolitik (47-80); Valentin Rauer: Kulturelle Grenzziehungen in integrationspolitischen Diskursen deutscher Printmedien
(81-94); Jörg Hüttermann: Zur Soziogenese einer kulturalisierten Einwanderungsgesellschaft
(95-133); Martin Zillinger: Rappen für Gott, König und Vaterland: Über Trance, Kulturalisierung und Macht in Marokko und der marokkanischen Migration (135-173); Schreibweisen
der Migration: Philipp Ostrowicz, Stefanie Ulrich: "Wer Augen hat, der sehe, und das Wissenswerte wird einem dann kundgetan." Interview mit Feridun Zaimoglu (177-185); Yasemin
182
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.2 Literatur
Yildiz: Kritisch "Kanak": Gesellschaftskritik, Sprache und Kultur bei Feridun Zaimoglu (187205); Özkan Ezli: Von der interkulturellen zur kulturellen Kompetenz. Fatih Akins globalisiertes Kino (207-230); Andreas Pflitsch: Fiktive Migration und migrierende Fiktion. Zu den
Lebensgeschichten von Emine, Leyla und Gül (231-249); Weltliteratur: Ilija Trojanow: "Die
Entrückung gebiert Ungeheuer." Interview mit Ilija Trojanow (253-255); Ottmar Ette: Europäische Literatur(en) im globalen Kontext. Literaturen für Europa (257-296); Dorothee Kimmich: Öde Landschaften und die Nomaden in der eigenen Sprache. Bemerkungen zu Franz
Kafka, Feridun Zaimoglu und der Weltliteratur als "Littérature mineure" (297-315); Nacim
Ghanbari: Eine exemplarische Analyse des weltliterarischen Anspruchs: Sadeq Hedayats Bufe kur (1936) (317-337); Erhard Schüttpelz: Weltliteratur in der Perspektive einer Longue
Durée I: Die fünf Zeitschichten der Globalisierung (339-360); Thomas Geider: Weltliteratur
in der Perspektive einer Longue Durée II: Die Ökumene des swahili-sprachigen Ostafrika
(361-401).
[276-F] Fürhapter, Ingrid, Mag.; Kofler, Martin, Dr.; Unterweger, Sandra, Mag. (Bearbeitung);
Wimmer, Erika, Dr. (Leitung):
Feldforschung und Literatur als Erinnerungsarbeit. Erschließung und Edition anhand des
Nachlasses von Johannes E. Trojer
INHALT: Im Fokus des Erkenntnisinteresses steht Trojer als Feldforscher und Literat. Die Konzeption des Forschungsvorhabens beruht auf dessen genuin interdisziplinärer Arbeitshaltung,
welche bereits vorhandene schriftliche Zeugnisse sowie neu erschlossene mündliche Quellen
nach allen Seiten hin ausschöpft: sprach- und volkskundlich, historisch und literarisch. Im
Rahmen des Projekts soll eine vierbändige Edition Trojers literarisch-journalistisches Schaffen (Band 1), seine zeithistorischen Arbeiten (Band 2) sowie eine repräsentative Auswahl von
Beiträgen aus der von ihm herausgegebenen Kulturzeitschrift "Thurntaler" (Band 3) zugänglich machen und seine methodisch innovative Denk- und Arbeitsweise dokumentieren (Band
4). Der interdisziplinär orientierte, editorisch abgesicherte Überblick über Trojers Werk und
die philologische Arbeit an ausgewählten Nachlassmaterialien wird mit Ergebnissen historischer und kulturwissenschaftlicher Gedächtnisforschung verknüpft. In diesem Zusammenhang wird insbesondere der Frage, inwiefern eine Wechselbeziehung zwischen Trojers Literatur und dem Themenkomplex Erinnerung und Identität besteht, nachgegangen. (S.a. www.uibk.ac.at/brenner-archiv/projekte/trojer/projekte.html ).
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fonds zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung
INSTITUTION: Universität Innsbruck, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut Brenner-Archiv (Josef-Hirn-Str. 5, 6020 Innsbruck, Österreich)
[277-L] Hladnik, Miran:
Strategien sozialen Verhaltens in der slowenischen historischen Erzählkunst, in:
Mitteilungsblatt des Instituts für Soziale Bewegungen, 2009, Nr. 41, S. 71-88
INHALT: "Die Studien des Autors zur slowenischen Literatur behandeln bislang unter anderem
das soziale Leben der Bevölkerung, an die sich diese Literatur richtete und die diese Literatur
gekauft und gelesen hat. Die Studien beruhen auf den Untersuchungen eines Korpus von Bauernerzählungen und historischen Romanen, zum Teil auf Untersuchungen proletarischer Pro-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.2 Literatur
183
sa. Was die Tiefenstruktur dieser Gattungen angeht, konzentrieren sie sich vor allem auf Fragen des Erbens, des Besitzes und der sozialen Ungerechtigkeit. Der Autor wird in wesentlichen Punkten den sozialen Ursprung und den Berufsstand, das Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern, die regionale Zugehörigkeit und die Identität von Autoren und literarischen Figuren darstellen. Dabei wird er umreißen, wie die sozialen Verhältnisse die literarischen Abschlüsse bestimmen und wie die Literatur unter dem Einfluss der nationalen Wirtschaft stand. Im zweiten Teil des Beitrags interessiert sich der Autor für kollektive Überlebensstrategien, die im Konkurrenzkampf mit Fremdem ausgearbeitet und im slowenischen
historischen Roman angeboten werden. Das slowenische Literatursystem hängt mit der Entstehung des nationalen Bürgertums zusammen, stand im Dienst von dessen sozialen Bestrebungen, reflektierte und modellierte dessen soziale Alternativen. Das Bild von Adel und Bauernschaft in der slowenischen Literatur seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist das des slowenischen Bürgertums und seiner spezifischen Interessen." (Textauszug)
[278-F] Kappeler, Florian (Bearbeitung):
Gender@Musil: Wissen und Geschlecht in Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften"
(Arbeitstitel)
INHALT: Das Dissertationsprojekt untersucht den Zusammenhang von Gender, Wissen und Darstellungsformen in Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" (MoE) und in
zahlreichen wissenschaftlichen Texten, mit denen er in Verbindung steht. Damit soll nicht nur
die Rolle von Darstellungsformen und -techniken für den Zusammenhang der Kategorien
Wissen und Geschlecht diskutiert, sondern zugleich ein Beitrag zur Erforschung von Elementen historischer Wissens- und Geschlechterordnungen im frühen 20. Jahrhundert geleistet
werden. Eine basale These ist, dass der MoE diese Ordnungen nicht nur speichert, sondern
auch kritisch reflektiert sowie selber ein genuines Wissen - nicht zuletzt über Geschlecht produziert.
METHODE: Im Einzelnen wird besonders sozioökonomisches, psychiatrisches und statistisches
Wissen in den Blick genommen. Vor allem die Dokumente, zu denen der MoE in markierten
intertextuellen Beziehungen steht, werden mittels wissenshistorischer, narratologischer und
gendertheoretischer Konzepte untersucht. Eine besondere Rolle spielt dabei die Annahme,
dass bestimmte Darstellungsformen an der Konstituierung von Objekten, Subjekten und Kategorien des Wissens einen wesentlichen Anteil haben. Daran schließt sich eine Analyse interdiskursiver Elemente von Wissen und Darstellungsformen an. Eine Arbeitshypothese ist hierbei, dass der MoE als Meta-Wissen gelesen werden kann, d.h. dass er die Bedingungen aufzeigt, unter denen sich bestimmte historische Wissens- und Geschlechterordnungen konstituieren.
ART: BEGINN: 2008-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" (Sophienstr. 22a, 10178 Berlin)
184
2.3
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
Bildende Kunst, Musik
[279-L] Brandt, Reinhard:
Dinge - Bilder - Denken, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2009, H. 31, S. 3-9 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Den Phänomenen, die als Bilder angeführt werden, ist folgende Eigentümlichkeit gemeinsam: Sie sind durch den äußeren Sehsinn oder imaginativ visuell (nicht akustisch, nicht
durch den Geruchssinn) zugänglich. Sie stellen für Menschen etwas sichtbar oder imaginativ
dar, ohne das Dargestellte selbst zu sein. Damit ist alles ein Bild, was man als eingehegte
Darstellung von etwas anderem ansieht, das Gesicht in den Wolken und die monochrome
Leinwand in der Ausstellung. Kunstbilder sind aus vielerlei Gründen attraktiv. Einer der
Gründe liegt in der Möglichkeit, das Motiv auf etwas Wesentliches zu reduzieren oder eben
dadurch zu bereichern, und den Blick des Betrachters zu formieren. Das Bild kann mit der
Absicht gemalt sein, das Dargestellte möglichst naturgetreu wiederzugeben. Es kann sich
auch idealisierend oder karikierend zu ihm verhalten und nicht die optische Erscheinung, sondern etwas Wesentliches präsentieren. Das Bild überformt die Wirklichkeit und gibt eine Anleitung, wie diese zu betrachten ist: der antike Herrscher, göttlich schön und stark, Gott als
Patriarch usw. Unsere Kulturbilder benutzen diese Eigentümlichkeiten in unendlichen Variationen des Scheines und der Zurücknahme des Scheins im Schein, um den Ursprung, das
Nicht-Bildliche, Vor-Bildliche der Wirklichkeit durch die fingierte Bildwirklichkeit zu offenbaren oder zu übertrumpfen. In der äußeren Welt lassen sich Dinge und Personen nicht beliebig zu erkennbaren, öffentlichen Bildern machen, in der inneren Welt ist das Denken der
Bildgebung entzogen. Zwischen diesen beiden Bastionen sind die Bilder als Zwischenwesen
und Medien angesiedelt, sowohl im Bereich des äußeren Sehsinnes wie auch der inneren Imagination. (ICF2)
[280-L] Burchart, Kati:
Deutsche Rapmusik der neunziger Jahre: Kulturtransfers im Mainstream, (Medien und
Theater, Bd. 11), Hildesheim: Olms 2009, 327 S., ISBN: 978-3-487-13945-6
INHALT: "Die deutsche Rapmusik geht auf populäre afroamerikanische Rapmusik in den USA
und deren Einbettung in die Jugendkultur des HipHop zurück. Dieses Genre wird von deutschen Rappern auf unterschiedliche Weise transferiert. Die Autorin analysiert deutschsprachige Rapgruppen und ihre populären Artefakte anhand von drei ausführlichen Fallbeispielen,
den Fantastischen Vier, Sabrina Setlur und Aziza A, auf ihre jeweilige ästhetische Beschaffenheit und die Bezüge zu anderen Musik- und Mediengenres hin. Die vorliegende Untersuchung beginnt mit der Erläuterung ihrer Methode, es folgen ein Abriss zur Geschichte und Eigenheit des amerikanischen Raps und seiner deutschen Rezeptionsgeschichte. Das Vorgehen,
das Ästhetisch-Besondere wie auch das Kulturell-Besondere in den Blick zu nehmen, machen
es möglich, ein Spektrum an kulturellen Transfers, Stilformen und Images von Rappern zu
beschreiben und damit ein gesamtkulturelles Potential des populären Phänomens deutschsprachiger Rapmusik zu skizzieren." (Autorenreferat)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
185
[281-F] Eghbal-Azar, Kira, M.A.; Hartmann, Felicitas, M.A.; Schweizer, Yvonne, M.A. (Bearbeitung); Thiemeyer, Thomas, Dr. (Leitung); Schwan, Stephan, Prof.Dr.; Heesen, Anke te, Prof.Dr.;
Lange, Barbara, Prof.Dr.; Gfrereis, Heike, Dr.; Lepper, Marcel, Dr.; Raulff, Ulrich, Prof.Dr.;
Tschofen, Bernhard, Prof.Dr. (Betreuung):
wissen&museum: Archiv - Exponat - Evidenz
INHALT: Das Verhältnis von Museum, Archiv und Wissenschaft, das sich derzeit neu konfiguriert, steht im Zentrum des Projekts 'wissen&museum'. Museen und Archive haben gegenwärtig einen hohen Bedarf an Reflexion, an konkreter sammlungsbezogener und ausstellungsbegleitender Forschung, die sich in die Ausstellungsentwicklung produktiv einspeisen lässt.
Deshalb sind neue Allianzen von Museen, Archiven und Hochschulen erforderlich, um die
Forschung im Museum und Archiv zu stärken und das Feld des kulturellen Lernens für den
Forschungsdialog sowie für eine duale theorie- und praxisorientierte Ausbildung des Museumsnachwuchses fruchtbar zu machen. Gerade im Bereich der Führungspositionen innerhalb
des Museumswesens besteht ein Mangel an wissenschaftlich und kuratorisch gleichermaßen
qualifiziertem Nachwuchs: Nicht die Trennung von wissenschaftlicher Qualifikation einerseits und Museumsvolontariat andererseits, sondern die Einbettung von Qualifikationsprojekten in die konkrete Museumsarbeit ist ein Zukunftsmodell, dem sich das Projekt 'wissen&museum' verpflichtet. Der Antrag des Projekts erfolgte im Rahmen der BMBF-Ausschreibung
"Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften". Es will in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Universität und Museum die Übersetzungskompetenz der Geisteswissenschaften nutzen, um theoretisches Wissen in praktisches Orientierungs- und Handlungswissen zu
überführen. Dabei verfolgt es drei Ziele: Erstens will es Methoden und Modelle museumswissenschaftlicher Forschung erarbeiten, die auf unterschiedliche Museumstypen übertragbar
sind. Zweitens erprobt es eine neuartige Form universitär-außeruniversitärer Zusammenarbeit, um den Transfer von Theorie und Praxis zu optimieren. Drittens will es qualifizierten
Nachwuchs für das boomende Ausstellungswesen theoretisch wie praktisch ausbilden. Das
Projekt gliedert sich in vier Forschungsprojekte: "Räume der Literatur"; "Materialien der Literatur"; "Bilder der Literatur"; "Präsentationspraxis und Evidenzzuschreibung". Die Forschungsprojekte widmen sich während der Planung und Durchführung einer Marbacher Ausstellung folgenden Fragen: 1. Wie gestaltet sich der Übersetzungsvorgang vom Archivobjekt
zum Ausstellungsobjekt? Wie entsteht kulturelles Wissen, wenn Objekte aus den Museumsdepots herausgeholt und in Ausstellungen exponiert werden? 2. Welche Rolle spielen Raum
und Materialität für die Praktiken des Sammelns und die Praktiken des Zeigens? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Objekthaftigkeit des Exponats und seiner Sinnträgerfunktion?
3. Wie erzeugen Bilder Evidenz in Ausstellungen? Welchen Beitrag für den Umgang mit Bildern im Museum können bildwissenschaftliche Erkenntnisse dabei leisten? 4. Was lernen Besucher in archivbezogenen Ausstellungen? Was nehmen sie wahr? Wie verhält sich die Navigation im Ausstellungsraum zum Vorgang der Auseinandersetzung? Wie wird kulturelle Bildung abgerufen, kritisch modifiziert und vertieft? (S.a. www.wissen-und-museum.uni-tuebingen.de/ ). ZEITRAUM: 1912 und jetzige Ausstellungen GEOGRAPHISCHER RAUM: Marbacher Museen und Archive
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, nicht teilnehmend. Inhaltsanalyse, standardisiert (Ausstellungsmacher, Museumstexte und Interviews).
Standardisierte Befragung, face to face (Kuratoren, Ausstellungsbesucher). Aktenanalyse, offen. Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2009-05 ENDE: 2012-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
186
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
INSTITUTION: Deutsches Literaturarchiv Marbach (Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach); Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Ludwig-Uhland-Institut für
Empirische Kulturwissenschaft (Burgsteige 11, 72070 Tübingen); Universität Tübingen, Fak.
für Kulturwissenschaften, Kunsthistorisches Institut (Bursagasse 1, 72070 Tübingen); IWM Institut für Wissensmedien (Konrad-Adenauer-Str. 40, 72072 Tübingen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 07144-848608, e-mail: [email protected])
[282-L] Essich, Jana:
Musikkonsum in Zeiten des Internets: eine Analyse von Veränderungsprozessen bei der
Nutzung von Musikmedien, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 98 S., ISBN: 978-38364-7771-0
INHALT: "Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Veränderungen im Nutzungs- und Kaufverhalten von Musikkonsumenten seit der Etablierung von digitalen Musikformaten, sowie den
Entwicklungen und Hintergründen, die hinter diesen Veränderungsprozessen stehen. Hierzu
werden zunächst wirtschaftliche, historische, technische und rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit Musikkonsum beleuchtet. Im Anschluss daran werden die Musikkonsumenten
in den Fokus gerückt, um zu beantworten, wie sich deren Nutzungs- und Kaufverhalten verändert hat. Dazu dienen die Analyse und der Vergleich von vorhandenen empirischen Studien
zum Musikkonsum. Des Weiteren werden die Strategien, die die Musikindustrie bis heute angewendet hat, um den Veränderungen des Musikkonsums zu begegnen, dargestellt und analysiert. Im letzten Abschnitt werden einige ausgewählte neue Ansätze und Ideen für alternative
Formen der Musiknutzung vorgestellt. Als Methode zur weiteren Erkenntnisgewinnung wurden Experteninterviews hinzugezogen, die in voller Länge im Anhang der vorliegenden Arbeit zu finden sind. Insgesamt soll die vorliegende Arbeit dazu dienen, dem Leser die Entwicklung und die Zusammenhänge der derzeitigen Prozesse und Strukturen verständlich zu
machen und darüber hinaus einige neu aufgekommene Ideen und Konzepte aufzuzeigen, die
sich den veränderten Bedürfnissen der Nutzer anpassen sollen. Die Arbeit richtet sich an Personen der Lehre und Forschung im Medienbereich, sowie Angehörige der Musikbranche."
(Autorenreferat)
[283-F] Grossert, Sarah; Henschel, Marika; Pönnighaus, Kirstin (Bearbeitung); Höink, Dominik,
M.A. (Leitung):
Politisch-nationale Stoffe und geistlich-religiöse Form - das Oratorium vom 18. bis zum 20.
Jahrhundert (Projekt B5 im Forschungsfeld B Inszenierung)
INHALT: Vor dem Hintergrund des kunstreligiösen Paradigmas entstehen im 19. Jahrhundert im
deutschsprachigen Raum zahlreiche Oratorien mit mythologischen und historischen Sujets
aus dem germanischen und nordischen Kulturraum. Begleitet wird diese Entwicklung von der
besonders im Zuge der Reichsgründung 1871 gehäuften Entstehung von Oratorienvereinen,
die die politische Bedeutung solcher 'weltlicher Oratorien' bis hin zu einem auf den Konnex
von 'Thron und Altar' ausgerichteten Kulturprotestantismus evident machen. Dieses im Ganzen noch nicht erschlossene Repertoire der deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts bildet
den zentralen Gegenstand des Projekts. Die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts und
ihre Auswirkungen auf bzw. Reflexion in oratorischen Werken markieren das Ende des Untersuchungszeitraums. Das Spektrum reicht dabei von der Instrumentalisierung der Gattung in
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
187
den totalitären Systemen des Nationalsozialismus und des Stalinismus - zu untersuchen sind
dabei die zahlreichen Umarbeitungen von Oratorien in der NS-Zeit (u.a. Hermann Stephanis
"Der Feldherr", 1939) sowie der sowjetische Sonderweg, als dessen Bezugspunkt Dimitrij
Schostakowitschs 1949 entstandenes "Lied von den Wäldern" gelten kann - bis hin zur Reflexion der Geschehnisse in der Nachkriegszeit, so in Krzysztof Pendereckis "Dies Irae. Oratorium zum Gedächtnis der Ermordeten in Auschwitz". Zu fragen ist zunächst, wie jenseits der
großen musikdramatischen Bühnenwerke die Verschränkung von Religion und Politik in der
Komposition selbst realisiert wird. Darüberhinaus bietet die Untersuchung der jeweiligen institutionengeschichtlichen Einbindung und des aufführungspraktischen Kontextes einen Ansatzpunkt für eine genauere politische Funktionsbestimmung von Inszenierungen. In einem
dritten Schritt ist längsschnittartig die Wirkungsgeschichte der jeweiligen Kompositionen zu
beleuchten. Wenngleich die deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts das Zentrum des Forschungsinteresses bilden, so soll dennoch der Rahmen zeitlich, vom 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein, und geographisch, unter Einbeziehung der Entwicklungen im gesamten europäischen Raum sowie v.a. auch des Kulturtransfers in die USA, geweitet werden. Im Zentrum
des Forschungsvorhabens steht eine monographische Studie zur Verschränkung von Religion
und Politik in den Oratorien des 18. bis 20. Jahrhunderts. Exemplarisch für das 18. Jahrhundert stehen die englischen Israel-Oratorien Georg Friedrich Händels: Zurückgreifend auf den
in England seit dem 16. Jahrhundert in politischen Schriften und Dichtungen aller Art verwendeten Topos der Identifikation der Briten mit dem biblischen Volk Israel, komponierte
Händel eine Reihe biblischer Oratorien als Reflex auf seine politische Gegenwart (vgl. Ruth
Smith 1995). ZEITRAUM: 18. bis 20. Jahrhundert
ART: BEGINN: 2008-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder
im Rahmen der Exzellenzinitiative
INSTITUTION: Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der
Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-83-23354, e-mail: [email protected])
[284-F] Grote, Florian (Bearbeitung); Baecker, Dirk, Prof.Dr.rer.soc. (Leitung):
Sozialräumliche Ordnungen in Musikkulturen der Computergesellschaft
INHALT: Die Kommunikation in kulturellen Netzwerken bedient sich überwiegend vernetzter
computerbasierter Kommunikationsmedien. In technikdeterministischen Sichtweisen wird die
Nutzung dieser Kommunikationsmedien oft als Überwindung von Raum und Zeit gedeutet,
doch zeigt sich in der empirischen Analyse kommunikativer Prozesse innerhalb eines musikkulturellen Netzwerks die Relevanz von Themen mit Bezug auf Räumlichkeit und Lokalität
für die Synthese sozialer Handlungs- und Ordnungskonstrukte. Die empirische Arbeit findet
innerhalb eines Netzwerks statt, dessen Identitäten sich vornehmlich über Themen musikkultureller Praxis miteinander verbinden. Das Netzwerk besteht organisational aus 15 Musiklabels mit assoziierten Künstlern und Künstlergruppen sowie Verbindungen zu lokalen Veranstaltern und zu internationalen Vertrieben. Ziel der Arbeit ist es nicht, eine in möglichst vielen Wissenschaftsdisziplinen anschlussfähige Raumdefinition zu liefern. Vielmehr soll aus einer mit der Systemreferenz Gesellschaft operierenden Beobachterperspektive heraus untersucht werden, wie Raumsemantiken überhaupt entstehen und welche Funktionen sie für die
sie erzeugenden sozialen Gebilde haben.
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2010-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
188
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse
(Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399,
e-mail: [email protected])
[285-F] Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK-:
Rhetorical excess and the cultural unconscious in Viennese music criticism
INHALT: Music was a distinctively meaningful cultural form in late nineteenth-century Viennese
culture and a lively tradition of music criticism, published in the popular press and characterized by vociferous declarations of critical approval and especially disapproval, grew up around
the city's flourishing concert life. The best, most successful music critics voiced their opinions
strongly, often in inflammatory and partisan tones. Many modern scholars feel that such rhetorical excess weakened the authority of this criticism by obviating reasonable discussion and
blunting fair judgment. The researchers approach, however, begins with the insight that far
from undermining the validity of music criticism, verbal extremity played an essential role in
enabling meaning by connecting criticism with unspoken, and perhaps unspeakable, cultural
assumptions and prejudices. Therefore, rather than concentrating on the aesthetic validity of
the opinions offered by different critics, the researchers purpose is to treat music criticism as
a window onto the meaning of concert music by rethinking the relationship between criticism's verbal texts, its cultural pretexts, and the sounding forms of the music it addressed. The
particular aim of the project is to explore how the act of listening, as reflected in the often extreme words of music criticism, engaged important cultural concerns, notably the competing
claims of reason and the non-rational, in order to reconstruct how these themes were made
manifest musically in the minds and ears of listeners.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Wien
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK- (Reichsratsstr.
17, 1010 Wien, Österreich)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-504-1126, Fax: 0043-1-504-1132,
e-mail: [email protected])
[286-L] Koonce, Richard:
The symbolic rape of representation: a critical analysis of black musical expression,
Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 167 S., ISBN: 978-3-8364-1902-4
INHALT: "This study supports the argument that the majority of hip-hop music, within the context of what is defined as popular music, reinforces stereotypes and the ideological concept of
'white supremacist capitalist patriarchy' referred to by bell hooks (1981). By interpreting the
rhetoric of lyrics through a lens shaped by black feminist and critical theories, this analysis
focuses upon a site, Billboard's Hot 100 Singles, where popular music produced and performed by recording artists of different races and represented by various genres can be analyzed
and compared. It becomes glaringly apparent through the use of rhetorical criticism that no
other popular music genre is comparatively similar in its oppressive representation of any
other group of people than hip-hop music is to Black people, especially women. Overwhel-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
189
mingly, declining morals and values of society are represented by popular black musical expression. As a communication study, this analysis has far-reaching implications for the various ways that the rhetoric of music helps define and shape beliefs, values and attitudes
about a particular group or race of people." (author's abstract)|
[287-L] Kurt, Ronald:
Indien und Europa: ein kultur- und musiksoziologischer Verstehensversuch, (Kultur- und
Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 215 S., ISBN: 978-3-8376-1075-8
INHALT: Die Musik als Medium des Kulturvergleichs verwendend, rekonstruiert der Verfasser
die kulturellen Grundlagen der sozialen Verhältnisse, in denen Inder und Europäer Klängen
Sinn geben. Die Begriffe 'indische Musikkultur' und 'europäische Musikkultur' verwendet er
mit einem gewissen methodologischen Unbehagen. Die indische Musikkultur gibt es genauso
wenig wie die europäische Musikkultur. Musikkultur ist kein Singular, sondern ein Plural,
dort wie hier wie überall. Darüber hinaus könnten die beiden Begriffe suggerieren, dass den
Musikkulturen Indiens und Europas ein Sein an sich zukäme, In diesem Kulturvergleich wird
aber nicht danach gefragt, was etwas an sich ist, sondern danach, wie etwas als etwas von jemandem verstanden wird. Die Begriffe 'indische Musikkultur' und 'europäische Musikkultur'
sind im Grunde nichts weiter als Krücken, auf die sich sein Denken stützt, als er sich auf die
Suche nach dem Sinn macht, den Menschen in zwei sehr verschiedenen Kulturregionen mit
Musik verbinden. Die Schwerpunkte dieser Sinnsuche bilden die nordindische und die europäische Kunstmusik, die typisch indische Beziehungsform 'Guru-Shishya Parampara' und das
interkulturelle Lehren und Lernen von klassischer europäischer bzw. klassischer indischer
Musik. Die Ergebnisse seiner Forschungen präsentiert der Autor in Form von Texten und Filmen. Dem Buch ist deshalb eine DVD mit drei Dokumentarfilmen beigefügt: Be a Medium.
Teaching and Learning Indian Classical Music, Indische Musik - Europäische Musik. Ein interkulturelles Lehr- und Lernprojekt und Raga Jog. In der Studie wird ein Verstehensprozess
präsentiert: Es wird nachvollziehbar gemacht, sowohl was verstanden sondern auch wie es
verstanden worden ist. (ICF2)
[288-L] Mathei, Dennis:
Musik 2.0: haben sich jetzt wieder alle lieb?, in: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Jg.
32/2009, H. 2, S. 278-291 (Standort: USB Köln(38)-XG05452; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Die Kreativ- und Kulturwirtschaft erlebt derzeit einen beispiellosen Umbruch durch
die sogenannte "digitale Revolution". Besonders deutlich treten diese Veränderungen in der
Musikindustrie zutage, die von allen Kulturindustrien am stärksten betroffen ist. Dieser Umbruch ist von globalem Ausmaß und berührt sämtliche Bereiche innerhalb der Musik(-industrie): von der Produktion über die Distribution bis hin zur Verwertung, zum Marketing und
der Rezeption von Musik. Noch nie waren musikalische Nischenprodukte in solchem Maß
verfügbar, ermöglicht durch den Handel im Internet. Jedoch wandeln sich durch die Digitalisierung nicht nur die Bedingungen für professionelle Akteure, sondern auch für Amateure.
Diese Zweiteilung in Profi- und Amateur-Aktivitäten durchzieht auch die Musik im Internet:
So nutzen Musiker oder musikbezogene Akteure das Internet auf unterschiedlichste Art und
Weise zur Verbreitung ihrer Musik, sei es in der Form von Digi- oder Netlabels, in Form ei-
190
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
nes "MySpace"-Profils oder durch das Hochladen eines Clips auf "YouTube". Dabei hat das
Web 2.0 Auswirkungen auf die Art und die Bedingungen, wie Kulturgüter erfahren und hergestellt werden. Der Autor kommentiert in seinem Beitrag das Verhältnis von Musik und Digitalität sowie die Herausbildung einer "Hybridökonomie", die sich sowohl aus einer kommerziellen Ökonomie als auch einer Geschenkökonomie zusammensetzt. (ICI2)
[289-L] Pandel, Hans-Jürgen:
Schrift und Bild: Bild und Wort, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 10-17 (www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf)
INHALT: Im Beitrag wird das Verhältnis von Sprache und Bild an zwei Problemkreisen untersucht. Erstens geht es darum, inwieweit Sprache und Bild strukturell äquivalent sind. Zweitens wird der Frage nachgegangen, wie Sprache und Bild aufeinander bezogen werden. Dieses Problem wird an einen kleinen Teil der Kompositmedien - Medien, die aus Bildern und
Text bestehen - dargestellt. Es geht nur um bestimmte Printmedien: Zeitungen, Illustrierte,
Sach- und Schulbücher. Bilder - gemeint sind stets Einzelbilder - sind nicht-narrative Medien.
Sie können weder erzählen noch Entwicklungen darstellen. Nur durch besondere Techniken
und sprachliche Einbindungen sind sie in der Lage, dem Betrachter einen narrativen Zusammenhang nahe zu legen. Erzählen muss dieser aber selbst. Aus der Sicht des Historikers sind
Bilder zeitlos. In ihnen ist die Zeit eingefroren: es herrscht Gleichzeitigkeit. In der Sprache
wird eine Geschichte nacheinander erzählt, im Bild erscheinen die Ereignisse gleichzeitig.
Ein Vorher und Nachher, das es erlaubte, zu erzählen, muss erst hergestellt werden. Im Bild
wird jeder Prozess zu einem Zustand und jede menschliche Handlung zu einer Pose. Wie die
analytische Sprachphilosophie gezeigt hat, besteht eine Erzählung aus sprachlichen Operationen. Dabei werden mindestens zwei zeitdifferente Ereignisse sinnbildend miteinander verbunden. Bilder stellen stets konkrete Sachverhalte dar und können keine Abstraktionen und
Begriffe bilden. Auf ihnen sind Ereignisse, Personen, Gegenstände, Landschaften und Orte zu
sehen. Armut und Reichtum sind nicht darstellbar, nur kostbar oder ärmlich gekleidete Menschen. Auch "Krise" und "Streik" lassen sich nicht darstellen, erst recht nicht formale Begriffe wie Identität oder Kausalität. Dass die konkreten Dinge, die das Bild darbietet, von uns in
Begriffen gedacht wird, ist eine Leistung unseres Verstandes und nicht des Bildes selbst.
(ICF2)
[290-L] Rössel, Jörg:
Kulturelles Kapital und Musikrezeption: eine empirische Überprüfung von Bourdieus
Theorie der Kunstwahrnehmung, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche
Forschung und Praxis, Jg. 60/2009, H. 3, S. 239-257 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Bourdieus soziokultureller Klassentheorie wird die Reproduktion von Klassenstrukturen vor allem über Prozesse der intergenerationalen Weitergabe von kulturellem Kapital und ihrer Manifestation in Lebensstilen erklärt. Dabei wurde gegen Bourdieu behauptet,
dass Lebensstile und insbesondere die Rezeption von Kunst, der von Bourdieu eine zentrale
Bedeutung zugesprochen wird, kaum von der Ausstattung einer Person mit kulturellem Kapital abhängig ist. In diesem Aufsatz wird die Relevanz von kulturellem Kapital für die Kunstrezeption am Beispiel der Wahrnehmung von Opernmusik geprüft. Im Gegensatz zu den
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
191
meisten vorhergehenden Studien wird daher nicht analysiert, welche Musikrichtungen Personen hören, sondern es wird untersucht, wie Musik rezipiert wird. Sowohl die Ausstattung der
Akteure mit kulturellem Kapital, wie auch ihre Musikrezeption konnten in einer Publikumsumfrage unter Opernbesuchern differenziert erhoben werden. In der empirischen Untersuchung wird deutlich, dass es deutlich mehr Formen der Musikrezeption gibt, als dies in Bourdieus Kunstsoziologie mit ihrem Fokus auf eine decodierende und analysierende Rezeption
behauptet wird. Die Stärke der analysierenden Rezeptionsweise kann allerdings durch die
Ausstattung der Akteure mit kulturellem Kapital relativ gut erklärt werden." (Autorenreferat)
[291-L] Sackmann, Reinhold; Kison, Silvio; Horn, André (Hrsg.):
Graffiti kontrovers: die Ergebnisse der ersten mitteldeutschen Graffitistudie, Halle: mdv,
Mitteldt. Verl. 2009, 239 S., ISBN: 978-3-89812-582-6
INHALT: "Graffiti ist immer eine Gratwanderung zwischen Kunst und Straftat. Es ist ein drängendes soziales Problem, um dessen Lösung sich Strafverfolgung, Sozialarbeit und Öffentlichkeit bemühen. In Einzelbeiträgen werden in diesem Band die Motive von Sprühern, die
strafrechtlichen Möglichkeiten, die Reaktionen von Bürgern, die Folgen von Graffiti für Städte sowie Interventionsmöglichkeiten erörtert und in empirischen Studien untersucht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Reinhold Sackmann, Silvio Kison, Andre Horn: Vorwort "Die Stadt gehört uns" oder Die Ästhetik des Hässlichen? (6-11); André Horn, Silvio Kison:
Graffiti im Fadenkreuz der Forschung (12-17); Oliver Schnoor: "Kleine Geschichte" der
Graffiti-Kultur - zwischen subkultureller Autonomie und gesellschaftlicher Bezogenheit (1829); Peter Harding, Conrad Kunze, Raimar Oestreich: Graffiti als Form von Massenkommunikation - Zum rationalen Handeln von Sprühern (30-37); Mathias Beck: Graffiti als Mittel
der politischen Kommunikation? (39-49); Matthias Krüger: Die gegenwärtige Strafrechtslage
zu Graffiti (50-64); Martin Firlus, Daniel Schindel: Über die Möglichkeit, das Anbringen von
illegalen Graffiti durch härtere Strafen zu reduzieren Sabine Beckmann: Kriminalitätsfurcht
und Polizeipräsenz (65-92); Tobias Goecke, Marcus Heise: Gutes Graffiti, schlechtes Graffiti
- Wahrnehmung und Akzeptanz von Graffiti als Kunst (93-100); Annelie Dorn: Beseitigung
von Graffiti - Reagieren reiche Viertel anders als arme? (101-121); Anna Felgner: Kriminelle
Jugendliche als Produkt sozialer Tatbestände - eine Untersuchung am Beispiel Graffiti (122148); Nadin Kastirke: Graffitiakzeptanz in der Bevölkerung - Ergebnis individueller Entscheidung oder gesellschaftlicher Bedingungen? (149-166); Sebastian Günther: Die Dimensionen des Phänomens - Mitteldeutsche Städte im Vergleich (167-182); Martin Firlus, Michael Wohlfeld: Die Auswirkungen von Graffitiaufkommen auf die Bindung zum Wohnumfeld
(183-193); Annelie Dorn, Christiane Gamrath, Sebastian Günther, Thomas Junge, Silvio Kison: Legale Flächen gegen illegales Sprühen? (194-202); Reinhold Sackmann, Nadin Kastirke: Hilft mehr Licht? Über den Zusammenhang von Nacht, Beleuchtung und Graffiti (203221); Daniela Pfennig: Wohnquartiersansätze (222-231); André Horn, Silvio Kison: Möglichkeiten der innerstädtischen Raumplanung (232-237).
192
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2.3 Bildende Kunst, Musik
[292-L] Schneider, Pablo:
Die Macht der Bilder: Distanzfrage, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2009, H. 31, S. 18-25
(www.bpb.de/files/O3L2RO.pdf;www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformatione
n/servicepublikationen/sofid/Fachbeitraege/Kultur_Kunst_09-02_FB.pdf)
INHALT: Die eindeutig anti-illustrative Ausrichtung der Bilder, die Absage an den bannenden
Versuch, der in der Vokabel der Abbildung eingefangen ist im Objekt wie in den an ihm vollzogenen Handlungen zu beobachten. Alle Arten von Bilderstürmen, von der Reformation bis
zum zweiten Irakkrieg, berichten eindrücklich von Macht und Beseelung der Bildobjekte.
Wären Darstellung und Gegenstand beschränkt auf die Aufgabe der visuellen Ergänzung,
wäre es nicht nötig gewesen, die Kopie von Pablo Picassos Guernica am Sitz der UNO in
New York am 4. Februar 2003 zu verhüllen. Das Ziel, Massenvernichtungswaffen aufzuspüren, um sie zu vernichten und so Leid zu verhindern, würde dem Thema von Guernica nicht
unbedingt widersprechen. Doch zeigt der Vorgang, dass dem Bild die Möglichkeit der Zeugenschaft, und eben nicht nur der Berichterstattung, zugesprochen wurde. Das Bild wird als
etwas verstanden das anwesend ist und zu sehen vermag, was in seinem Beisein geschieht.
Diese Kraft und diese Macht wird ihm aber durch den Betrachter zugesprochen und ist nicht
als Teil einer mythologischen Erzählung und Aufladung zu verstehen. So ließe sich gerade an
dieser Stelle ein aufklärerischer Impuls ansetzen, der die aktiven Handlungsfähigkeiten von
Motiven und Darstellungsarten anerkennt, ohne dass er diese zu unterdrücken versucht. Bilder vermögen das, was wir als Wahrheit und Realität zu deuten beabsichtigen, zu gestalten.
Hierin sind sie singulär und erfahren ihre Sinnstiftung. (ICF2)
[293-L] Steinat, Carolin:
Graffiti: auf Spurensuche im urbanen Zeichendschungel, Marburg: Tectum Verl. 2007, 96 S.,
ISBN: 978-3-8288-9485-3
INHALT: Im ersten Teil der Studie werden die historischen Wurzeln von Graffiti sowie die spezifischen Begrifflichkeiten und Besonderheiten des Phänomens erläutert. Im Hauptteil werden zunächst zentrale Aspekte zum Themenschwerpunkt Graffiti als jugendkulturelles Phänomen vorgestellt. Dabei wird auf die allgemeine Bedeutung von Jugendkulturen eingegangen
und die Funktionen der Gruppe, ihre Sprache und die Rolle von "Fame" und "Style" untersucht. Zudem wird gefragt, inwiefern Graffiti als "rites de passage" betrachtet werden können. Anschließend wird das Graffitiphänomen als Form des Protests unter folgenden Aspekten beleuchtet: Graffiti als Rückeroberung von öffentlichem Raum, Graffiti im Spannungsfeld
zwischen Vandalismus und kreativem Protest und Graffiti als Teilhabe an gesellschaftlicher
Kommunikation. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Frage, ob Graffiti eine zeitgenössische Kunstform ist und wie die Graffitikultur in den Rahmen der Volkskunst und den etablierten Kunstbetrieb eingebettet werden kann. Im abschließenden Resümee werden zentrale
Argumente und Ergebnisse zusammenfassend dargestellt und offene, noch zu klärende Fragen diskutiert. In den Anhängen werden zentrale Begrifflichkeiten der Graffitikultur in einer
tabellarischen Kurzübersicht dargestellt und als Anschauungsmaterial werden Fotos von verschiedenen Graffiti- und Streetartproduktionen dokumentiert. (ICI2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.3 Bildende Kunst, Musik
193
[294-L] Stock, Robert:
"Zusammenhalt und Einheit aller Kämpfer": die museale Repräsentation des
portugiesischen Kolonialkrieges (1961-1974) in der Gegenwart, in: Berliner Debatte Initial :
Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 20/2009, H. 3, S. 117-126 (Standort: UB
Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor geht in seinem Beitrag der Frage nach, inwiefern sich der Umgang mit der
kolonialen Vergangenheit in musealen Repräsentationen manifestiert. Ziel seiner Analyse ist
es aufzuzeigen, wie im Raum einer historischen Ausstellung Geschichte rekonstruiert und
welchen Themen in diesem Rahmen Bedeutung verliehen wird. Ausstellungen werden dabei
als ein hybrides Medium verstanden, in dem Objekte, Bilder und Texte zu einem komplexen
Bedeutungsgewebe verbunden werden. Anhand der vorgefundenen Exponate, der Ausstellungstexte und Schautafeln des "Museu do Combatente" analysiert der Autor ein fragmentarisches und lückenhaftes Narrativ, in dem der portugiesische Kolonialkrieg thematisiert wird.
Er greift dabei auf ein Instrumentarium zurück, das Methoden der Semiotik, Semantik und
Ethnografie miteinander verbindet. Er geht ferner auf die geschichtspolitischen Akteure ein,
die diese historische Erzählung hervorbringen. Die leitende Frage lautet, inwiefern die Ausstellung des "Museu do Combatente" als Ausdrucksform eines kulturellen Gedächtnisses zu
begreifen ist, das sich einer spezifischen Gedächtnis- und Erinnerungsgemeinschaft - jener
der Veteranen des Kolonialkrieges - zuordnen lässt. (ICI2)
2.4
Theater, Film, Fotografie
[295-L] Böttcher, Claudia; Kretzschmar, Judith; Schubert, Markus (Hrsg.):
Heimat und Fremde: Selbst-, Fremd- und Leitbilder in Film und Fernsehen, (MedienRausch
- Schriftenreihe des Zentrums für Wissenschaft und Forschung, 1), München: Meidenbauer 2009,
249 S., ISBN: 978-3-89975-155-0
INHALT: "Die Auseinandersetzung mit Heimat und Fremde wird im Prozess der zunehmenden
privaten und gesellschaftlichen Abgrenzung gegenüber dem oder den 'Anderen' immer bedeutsamer. Welche Leitbilder vermitteln Medien von Heimat und Fremde und von Fremden?
Welche Rolle spielen Medien generell bei Prozessen der Identitätsbildung von Menschen?
Solchen und ähnlichen Fragen soll in diesem Band nachgegangen werden, in dessen Fokus
der politisch-gesellschaftliche Diskurs über die komplexe Thematik 'Heimat und Fremde' in
Film und Fernsehen steht. Bewusst wird hier eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen und der Blick auf beide deutsche Staaten, auf Ost und West gelenkt. Neben fiktionalen Formaten (Spielfilme, Serien) werden gleichermaßen non-fiktionale Formate
(Reportagen, Dokumentationen und Shows) berücksichtigt, die sich 'Heimat' und 'Fremde' in
verschiedener Art und Weise nähern. Der Band ist das Ergebnis einer Tagung zur medialen
Darstellung von 'Heimat und Fremde', die vom Zentrum für Wissenschaft & Forschung/ Medien e. V. gemeinsam mit dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der
Universität Leipzig sowie der Medienstiftung Sparkasse im Januar 2008 in Leipzig veranstaltet wurde." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Steinmetz: Heimat und Fremde:
Einführende Überlegungen (7-12); Jörn Ahrens: Fassbinders Heimat (17-34); Christian Hißnauer: Fremdes Deutschland: Heimat und Fremde aus der Sicht von Migranten - Hans-Dieter
Grabes Dokumentarfilme der 1980er Jahre (35-46); Henning Wrage: Symmetrie und Opposi-
194
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
tion, Feld und Kanal - Figuren der Grenze in Literatur und Fernsehen für Kinder in der DDR
(47-68); Judith Kretzschmar: Heimatpost via Bildschirm - Die Reportagereihe Ansichtskarte
im DDR-Fernsehen der 1980er Jahre (69-88); Corinna Schier: Denken an Chile - Die mediale
Ankunft chilenischer Exilanten im Film und Fernsehen der DDR (89-110); Katja Kochanowski, Sascha Trültzsch: Der Kalte Krieg hautnah: Die propagandistische Einflussnahme auf
DDR-Unterhaltungsserien am Beispiel von Treffpunkt Flughafen (111-130); Svea Bräunert:
(Un-)Heimliche Orte - Architekturformen, Landschaftsbilder und Grenzpassagen in RAF-Filmen der Gegenwart (135-152); Christian Hoffstadt: Dystopische Inszenierungen von Fremde
und Heimatsuche im Endzeitfilm (153-164); Birgit Maria Leitner: Heimat nach 9/11 (165180); Thomas Waitz: Auswandern - Heimat, Fremde, Fernsehen (185-198); Jana Domaratius:
Cultural Diversity - Mainstreaming in Türkisch für Anfänger und Alle lieben Jimmy (199214); Caroline Roth-Ebner: Das "Wir-Gefühl" bei der Aneignung crossmedialer Inszenierungen (215-234); Peter F. N. Hörz, Marcus Richter: "Unsere Heimat, das sind nicht nur die
Städte und Dörfer." Der Beitrag cineastischer Ostalgie an der Herausbildung einer Heimat
Ost (235-244).
[296-L] Bruun Vaage, Margrethe:
Empathie - zur episodischen Struktur der Teilhabe am Spielfilm, in: montage/av : Zeitschrift
für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 101-120
INHALT: "Empathie ist das Nachempfinden von Erlebnissen eines Anderen in dem Bewusstsein,
dass es dessen Erfahrungen sind, in die man sich einfühlt." In ihrem Essay erörtert die Autorin, wie Empathie die Teilhabe an Spielfilmen prägt, wobei sie sich auf komplexere imaginative Formen der Empathie konzentriert, die eine Episode bewusst gefühlter Empathie hervorrufen: Die Zuschauer erfassen nicht nur, in welchem Zustand sich die Figur befindet, sondern
sind in der Lage über diese Gefühle zu reflektieren. Des weiteren zeigt sie, dass Empathie sowohl zu einer Beteiligung an der fiktionalen Welt als auch zur ästhetischen Erfahrung und
Wertung beitragen kann - und manchmal darüber hinaus zur Reflexion über das eigene Selbst
des Zuschauers. Sie geht davon aus, dass Empathie dafür sorgt, "dass die rezeptive Teilhabe
am Film episodisch und dynamisch wird". Abschließend geht sie der Frage nach Berührungspunkten zwischen kognitiver Theorie und Narrationstheorie nach und debattiert u.a. wie
Point-of-View-Strukturen und andere Formen der narrativen Subjektivierung die empathische
Rezeption stützen. (RG)
[297-F] Classen, Christoph, Dr. (Bearbeitung):
Politik als Fiktion. Ordnungsvorstellungen und politische Images in Film und Fernsehen im
deutsch-amerikanischen Vergleich 1950-2000
INHALT: Das Vorhaben untersucht die Darstellung von gesellschaftsbezogenen, politischen
Konflikten in fiktionalen Filmen und Fernsehbeiträgen der Bundesrepublik zwischen den
fünfziger und den neunziger Jahren. Das Interesse richtet sich dabei auf den Wandel kollektiver Ordnungsvorstellungen in der Geschichte der Bundesrepublik sowie auf die sich verändernden Erwartungen gegenüber der Politik und ihrer Leistungsfähigkeit. Fiktionale Darstellungen politischen Handelns bieten nicht nur tiefe Einblicke in politisch-kulturelle Vorstellungswelten, sie tragen umgekehrt auch maßgeblich zu deren Ausprägung bei. Eine systematische Untersuchung dieses Phänomens in historischer Perspektive steht bisher aus. Die je-
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2.4 Theater, Film, Fotografie
195
weiligen Repräsentationen des Politischen werden vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses von nationalen politisch-kulturellen Traditionen einerseits und Kulturtransfers sowie supranationalen Medialisierungsprozessen andererseits untersucht. Dabei wird der Hypothese nachgegangen, dass diese Faktoren auf dem Feld der Ordnungs- und Politikvorstellungen zu komplexen, sich zeitlich überlagernden Mischungsverhältnissen und Amalgamierungen führen, die mit populären Vorstellungen eines mehr oder minder linear ablaufenden Amerikanisierungsprozesses nur unzureichend beschrieben sind. Das Projekt situiert sich damit im
Kontext von Forschungen zu Demokratisierungsprozessen in Westdeutschland und sucht diese um eine kulturgeschichtliche Perspektive zu erweitern. ZEITRAUM: 1950-2000 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-17, Fax: 0331-28991-60, e-mail: [email protected])
[298-L] Flicker, Eva:
Wissenschaftlerinnen im Mainstream Spielfilm - von Müttern keine Spur: filmsoziologische
Analyse einer Ausblendung, in: Paula-Irene Villa (Hrsg.) ; Barbara Thiessen (Hrsg.): Mütter Väter: Diskurse, Medien, Praxen, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2009, S. 321-336
INHALT: Die Verfasserin analysiert die Spielfilme "The day after tomorrow", "The lost world:
Jurassic Park", "eXistenZ" und "Contact". Das Resultat: Im Mainstream-Kino findet sich in
der Darstellung von Wissenschaftlerinnen von Müttern keine Spur. Im Film sind Wissenschaftlerinnen keine Mütter. Die Verfasserin rekonstruiert die Inszenierung von Wissenschaft
als Berufung, die völlige Hingabe und Leidenschaft erfordert. Dagegen erscheint der Familienalltag vergleichsweise trivial und wird von den dargestellten Wissenschaftsvätern auch
durch deren spezifische Alltagsvergessenheit konsequent umgangen. Die in der Forschung
aufgehende Wissenschaftlerin wird auffallend anomisch inszeniert. Ihr werden allenfalls lose
sexuelle Beziehungen zugestanden. Die Verfasserin verweist auf die geringen Kinderzahlen
von Wissenschaftlerinnen - eine Verbindung von realem und fiktionalem Wissenschaftssystem. (ICE2)
[299-F] George, Jana (Bearbeitung); Puttkamer, Joachim von, Prof.Dr. (Betreuung):
Die jugoslawische Gesellschaft und der Film in den 1960/70er Jahren
INHALT: Im Rahmen dieser Arbeit soll am Beispiel des gesellschaftskritischen Films nach Möglichkeiten und Grenzen von Kritik innerhalb des jugoslawischen Sozialismus gefragt werden.
Welche Möglichkeiten einer Veränderung/ Formbarkeit des jugoslawischen Sozialismusbegriffs und dessen praktische Ausgestaltung seitens gesellschaftlicher und staatlicher Akteure
gab es? ZEITRAUM: 1960-1974 GEOGRAPHISCHER RAUM: Jugoslawien
METHODE: Methoden der historischen Quellenkritik (kulturwissenschaftlicher Ansatz)
ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
196
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13,
07743 Jena)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 01577-5165201, e-mail: [email protected])
[300-L] Gertiser, Anita:
Domestizierung des bewegten Bildes: vom dokumentarischen Film zum Lehrmedium, in:
montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006,
Nr. 1, S. 58-73
INHALT: Die Autorin legt in ihrem Beitrag dar, wie dramatisch der Konflikt filmischer Form
und institutioneller Rahmung sein kann. Sie beschreibt die eigentliche Disziplinierung des Kinos durch die Institutionen der Pädagogik in den 1920er und 1930er Jahre und rekonstruiert
an einer Reihe von Beispielen, wie Filme für die Verwendung in der Schule großzügig umgeschnitten und in ihre Bestandteile zerlegt wurden. Dabei geht sie auf die strukturelle Verwandschaft zwischen der Vermittlerposition des Lehrers und des Filmerklärers ein, wie er im
frühen Kino auftrat . Ferner legt sie dar, inwiefern die Strukturmuster des Lehrfilms, die in
den 1920er Jahren entwickelt wurden, über die Einführung des Filmtons hinaus nachwirkten.
So übernimmt in den 1930er Jahren ein dominanter Kommentar die Rolle des Filmerklärers,
der ebenso wie dieser unter anderem die Funktion erfüllt, die Bedeutung des Bildes für den
Rezipienten festzuschreiben. Abschließend geht die Autorin auf ein Beispiel ein, das zu dieser Funktionsbestimmung des Kommentars und der reduktiven Strukturen des Lehrfilms der
1920er Jahre in produktivem Kontrast steht. Geht das Filmdenken in Apparate-Analogien implizit davon aus, dass die technische Struktur des Mediums eine stabile Essenz darstellt, die in
vielfältigen Affinitäts- und Analogiebeziehungen zur Entfaltung kommt, dann schärft der
Text auch den Blick dafür, wie sehr die Struktur des Mediums mitunter durch die institutionellen Rahmungen bestimmt wird. (RG)
[301-L] Grigat, Nicoläa Maria:
Gender- und Race-Topographien im amerikanischen Disasterfilm zwischen 1970 und 2006,
Marburg: Tectum Verl. 2009, 272 S., ISBN: 978-3-8288-9930-8
INHALT: "Je spektakulärer die Katastrophendarstellung durch Special Effects, desto dürftiger die
Story - diese Regel gilt oft bei Filmkritik und Publikum. Im US-Disasterfilm wird allerdings
durch die Bedrohung, Vernichtung, Verteidigung und Rückeroberung von Landschaften,
Städten und Gebäuden der Raum selbst zum komplexen Bedeutungsträger. So findet sich im
Disasterfilm eine gender- und racespezifische Semantisierung von Raum, die mit tradierten
Bedeutungsmustern, Topoi und Symboliken der westlichen Kulturgeschichte operiert. Innerhalb dieser so genannten Gender- und Race-Topographien entpuppt sich die filmische Katastrophe - ein Erdbeben, ein Hochhausbrand, ein Vulkanausbruch, ein Komet, eine Eiszeit
oder ein Schiffsuntergang - als eine Projektionsfläche für sozial-politische Krisenthemen, die
in der oberflächlichen Narration ausgeblendet sind. Im historischen Kontext der untersuchten
US-Produktionen verwandeln Gender- und Race-Topographien den Katastrophenraum in
einen versteckten Austragungsort für gesellschaftliche Krisen aufgrund von Feminismus,
Rassenunruhen, wachsender Immigration der Latinos und der Terroranschläge des 9/11. Gender- und Race-Topographien erzählen von der Veränderung von Machtverhältnissen. Die
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
197
Überwindung der Katastrophe und die Beherrschung von Raum im Disasterfilm versinnbildlichen daher auch immer Herrschaftsstrukturen. Durch einen Perspektivwechsel auf den bisher
unterbewerteten Disasterfilm wird dies mittels der Analyse der Filme Earthquake (1974), The
Towering Inferno (1974), Volcano (1997), Deep Impact (1998), The Day After Tomorrow
(2004) und Poseidon (2006) von der Autorin dargelegt." (Autorenreferat)
[302-F] Hofmann, Kay Hendrik, Dipl.-Betriebsw.; Opitz, Christian, Prof.Dr.rer.pol.
(Bearbeitung); Opitz, Christian, Prof.Dr.rer.pol. (Leitung):
Ökonomische Erklärungsansätze für das Starphänomen bei Filmschauspielern
INHALT: Im Rahmen des Forschungsprojektes werden verschiedene theoretische Erklärungsmuster für das Starphänomen bei Filmschauspielern erarbeitet und auf ihre empirische Relevanz hin überprüft. Fokus der bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema sind
Talentunterschiede zwischen verschiedenen Darstellern, die sich über mediale Hebel und/
oder Transaktionskostenersparnisse in stark asymmetrisch verteilte Einkommen und unterschiedliche Bekanntheitsgrade übersetzen. Darüber hinaus könnten bekannte Schauspieler das
Matching von Filmen und Filmkonsumenten erleichtern, über eine gemeinsame Kommunikationsbasis den "Interaktionsnutzen" von Filmen erhöhen oder Filmkonsumenten Identifikationsmöglichkeiten bieten.
METHODE: Basis für die empirische Untersuchung sind umfangreiche Informationen zu mehr
als 2000 Filmen. Datenquelle ist die "Internet Movie Data Base" (IMDB).
ART: BEGINN: 2006-12 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate management & economics, Lehrstuhl für Unternehmensführung & Personalmanagement (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 07541-6009-1200, Fax: 07541-6009-1299,
e-mail: [email protected])
[303-F] Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK-:
Fotografie als Wunschmaschine. Fotografische Praktiken und Diskurse in Ostafrika
INHALT: Seit den 1990er-Jahren hat sich ein neues Forschungsfeld etablieren können, das die
fotografischen Praktiken und Diskurse von Afrikanern ins Zentrum stellt. Während afrikanische Frauen und Männer in der kolonialen Fotografie mehr oder weniger zum Objekt westlicher Blickanordnungen wurden, gelang es ihnen im Rahmen einer sich herausbildenden populären Studiofotografie, die Produktion, Konsumtion und Zirkulation von Selbstbildern
weitgehend zu kontrollieren und gerade in postkolonialer Zeit eigenwillige, hybride Ästhetiken und Ordnungen der Sichtbarkeit hervorzubringen. Zwar nutzte der koloniale und postkoloniale Staat die neue Technik der Reproduktion, um seine Untertanen effektiver zu kontrollieren, und schuf damit eine Praxis der Identifizierung von fotografischem Porträt und Subjekt
"im Wahren". Doch letztlich konnte sich in vielen Teilen Afrikas die Fotografie als Wunschmaschine, als ein idealisierendes Medium der Illusion durchsetzen. Im Rahmen des Projekts
soll zum einen die lokale Aneignung des Mediums, seine Einbettung in Rites de Passage,
Techniken der Erinnerung, Totenkult und Praktiken des Heilens und Schadens untersucht
werden, um beispielhaft zu zeigen, wie technische und kulturelle Dispositive interagieren und
neue mediale Konkretionen sowie neue kulturelle Hybridisierungen hervorbringen. Zum an-
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soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
deren soll der Frage nachgegangen werden, welche neuen Ordnungen der Sichtbarkeit die Fotografie in Afrika erzeugen konnte. Zu fragen ist aber, ob diese neuen Ordnungen einem
westlichen Wahrheitsbegriff, der Wahrheit mit Sichtbarkeit verbindet, Vorschub leisten.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Ostafrika
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFK- (Reichsratsstr.
17, 1010 Wien, Österreich)
KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0043-1-504-1126, Fax: 0043-1-504-1132,
e-mail: [email protected])
[304-F] Lutz, Markus, M.A. (Bearbeitung); Klein, Armin, Prof.Dr.; Günter, Bernd, Prof.Dr. (Betreuung):
Besucherbindung im Opernbetrieb. Eine empirische Untersuchung zu ihren Einflussfaktoren
INHALT: Die Bedeutung des Themas Kundenbindung hat seit den 1990er Jahren sowohl in der
Praxis von privatwirtschaftlichen Unternehmen als auch in der wirtschaftswissenschaftlichen
Forschung stark zugenommen. Die zunehmende Brisanz des Untersuchungsgegenstandes für
öffentliche Opernhäuser ergibt sich aus den tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungsprozessen der letzten Jahre, denen Opernbetriebe Rechnung tragen müssen, wollen sie nicht
unwiderrufbar ins Hintertreffen geraten. So wird es für viele öffentliche Bühnen zunehmend
schwerer, die Aufmerksamkeit der Nachfrager zu erringen und diese langfristig an ihr Haus
zu binden. Wollen Opernhäuser vor diesem Hintergrund Besucher nachhaltig an sich binden
bzw. immer wieder neu für ihre Arbeit gewinnen, müssen sie sich noch viel stärker als bisher
die Frage stellen, aus welchen Beweggründen Besucher eine Geschäftsbeziehung zu einem
Opernhaus langfristig aufrecht erhalten und was für dauerhaft erfolgreiche Besucherbeziehungen wesentlich ist. Besteht aus Perspektive der Opernhäuser das Ziel, die Besucherbindung
nachhaltig zu verbessern oder Maßnahmen effektiver zu gestalten, so ist es unerlässlich, die
Einflussfaktoren der Besucherbindung und ihre zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen zu
kennen. Das Dissertationsprojekt geht von der These aus, dass sich bestimmte Einflussfaktoren der Besucherbindung identifizieren lassen, die erklären, warum Besucher die Angebote
eines Opernhauses wiederholt nachfragen, und dass deren Kenntnis die Grundlage für ein 'erfolgreiches' Besucherbindungsmanagement darstellt. Im Zentrum der Dissertation steht die
Betrachtung von Geschäftsbeziehungen zwischen Opernhäusern und ihren Wiederbesuchern,
mit dem Ziel, für die Besucherbindung im Opernbetrieb relevante Einflussfaktoren zu bestimmen und darauf aufbauend praktische Handlungsempfehlungen für ein effektives Besucherbindungsmanagement abzuleiten.
METHODE: Die empirische Analyse der Einflussfaktoren setzt genau dort an, wo die Bindung
eines Besuchers an ein Opernhaus entsteht - beim Besucher. Diese wird durch qualitative und
quantitative Forschungsmethoden erarbeitet (Methodentriangulation).
ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Fak. II Kultur- und Naturwissenschaften, Institut für Kulturmanagement (Postfach 220, 71602 Ludwigsburg); Universität Düsseldorf, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für BWL, insb. Marketing (Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
199
[305-L] Mrozek, Bodo:
Im Geheimdienst Seiner Majestät, des Kapitalismus: Helden der Popkultur ; Spione und
Agenten im Kalten Krieg, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg.
63/2009, H. 9/10 = H. 724/725, S. 982-988 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Essay erörtert folgende These: Spione wie James Bond, die aus der Popkultur der
1960er Jahre kommen, haben als Helden neuen Typs nicht so sehr den Kommunismus bekämpft. Sie haben stattdessen den Kapitalismus definiert. Es waren nicht Minikameras, Abhörprotokolle, Überläufer oder Strategieinformationen aus dem Arsenal der geheimen Dienste, die den Kalten Krieg am Ende entschieden. Den Sozialismus besiegten vielmehr die "hedonistischen Verheißungen" des Kapitalismus: Wohlstand, Konsum und grenzenlose Reisefreiheit. So stellte der Wegfall des Systemkonfliktes auch kein wirkliches Problem für das
Genre dar. So hat inzwischen der britische Macho Bond einen weiblichen Chef erhalten. Und
seit der Wahl Barack Obamas zum Präsidenten wird in Großbritannien diskutiert, ob es nicht
an der Zeit für einen schwarzen Bond sei. Der eigentliche Kern der Identität Bonds bleibt bei
all diesen Modernisierungen aber unverändert: "Die Definition des Mannes als Summe der
von ihm konsumierten Produktimages". (ICA2)
[306-F] Schroer, Markus, Priv.Doz. Dr. (Bearbeitung):
Soziologie des Visuellen/ Soziologie des Films
INHALT: Es ist mittlerweile zum Allgemeinplatz geworden, unsere Gesellschaft als eine stark visuell orientierte Gesellschaft zu beschreiben. Die Soziologie scheint davon aber insgesamt
nur wenig Notiz genommen zu haben. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle untersucht
die Soziologie textliche Repräsentationen der Gesellschaft und nicht bildliche. Es sind aber
gerade die bildlichen Repräsentationen, die im zunehmenden Maße bestimmen, wie die Gesellschaft über sich selbst nachdenkt. Deshalb gilt es im Sinne einer visuellen Soziologie (wie
sie etwa von Norman K. Denzin, Uwe Flick, Hans-Georg Soeffner oder Jürgen Raab zu konstituieren versucht wird), sich stärker als bisher den optischen Repräsentationen zuzuwenden.
Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage: Wer fotografiert/ filmt wen? Konnte man bis in die
jüngste Vergangenheit von einem Machtgefälle ausgehen, das beispielsweise Eltern und Kolonialherren so selbstverständlich zu Fotografen machte wie es Kinder und Eingeborene zu
Fotografierten machte, so erleben wir heute ein Aufbrechen dieses Gefälles. Nicht zuletzt
durch die Zunahme von Digitalkameras und Fotohandys steigt nicht nur die Anzahl der Bildproduktion, vielmehr fällt auch die starre Einteilung in Fotografen und Fotografierte und damit die von Beobachtern und Beobachteten. Heute beobachtet, fotografiert und filmt gewissermaßen jeder jeden. Darüber hinaus ist ebenso die Frage zentral: Wer fotografiert was?
Schon in Bourdieus "Die feinen Unterschiede" und seinen Schriften zur "illegitimen Kunst"
der Fotografie wird deutlich, dass die gleichen Objekte sehr unterschiedlich fotografiert werden, je nachdem, ob es sich bei den Fotografen um Männer oder Frauen, junge oder alte Menschen usw. handelt. Zu den visuellen Formen und Artefakten, in denen eine Gesellschaft sich
darstellt, gehört auch der Film. Beim Film haben wir es mit einem Medium zu tun, das bisher
noch viel zu wenig in die empirische Sozialforschung einbezogen wird. Dabei handelt es sich
bei Filmen um eine bestimmte Deutung von Wirklichkeit. An Filmen lässt sich ablesen, wie
kulturelle Erfahrungen wie Krieg, Drogenmissbrauch, Liebe, Familie, Arbeit, Geburt, Kindheit und Tod reflektiert werden. Dabei werden Vergleiche zwischen unterschiedlichen Län-
200
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
dern möglich, denen sich womöglich die gleichen Themen stellen, ohne dass sie deshalb auch
in der gleichen Manier behandelt werden. Anbieten würde sich eine Verknüpfung mit dem
Thema Grenze, Grenzkonflikte, Wahrnehmung von Grenzen usw. hinsichtlich der Frage: Wie
werden Grenzen im Film thematisiert? Welche Bedeutungen werden ihnen zugeschrieben?
Die visuelle Soziologie ist zum einen gleichsam theoretisch als empirisches Verfahren zu entwickeln, zum anderen aber auch selbst hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Grenzen empirisch zu erproben.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Soziologie Prof.Dr. Löw (Residenzschloss, 64283 Darmstadt)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06151-163266, Fax: 06151-166035,
e-mail: [email protected])
[307-L] Schwaab, Herbert:
Act without performance: Cavells filmphilosophische Überlegungen zur Figur im
klassischen Hollywoodkino, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte
audiovisueller Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 167-181
INHALT: Der Autor geht filmphilosophischen Überlegungen von Stanley Cavell zur Figur im
klassischen Hollywoodkino nach. Im Mittelpunkt steht die Überlegung, wie filmische Figuren
zu Reflektoren für das Alltagsleben der Zuschauer werden. Insbesondere geht er der Frage
nach den Momenten besonderer Intensität nach, in denen Figuren etwas auf eine solche Weise erleben, dass es zugleich zu einer intensiven Erfahrung für die Zuschauer wird. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der Film Figuren zwar unzulänglich macht, dass diese aber
gerade durch den so erlangten Status als "human something" Grundaspekte des menschlichen
Seins sichtbar werden lassen. Er zeigt auf, dass sich dies für Cavell besonders im klassischen
Hollywoodfilm realisiert, der einen Modus des "Schauspielern ohne Darstellung" etabliert.
Über den Vergleich der Ansätze von Cavell und Richard Dryer arbeitet der Autor heraus, dass
gerade die Verzahnung von Star-Persona und Rolle zu einer authentischen Individualisierung
führt. "Das Nachdenken der Zuschauer über die Figur kann so zu einem Modus des Weltbezugs werden." (RG)
[308-L] Schweinitz, Jörg:
Multiple Logik filmischer Perspektivierung: Fokalisierung, narrative Instanz und
wahnsinnige Liebe, in: montage/av : Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller
Kommunikation, Jg. 16/2007, Nr. 1, S. 83-100
INHALT: Der Autor geht auf den Sinn der Differenzierung zwischen Erzählinstanz und Fokalisator in Hinsicht auf die filmische Narration ein. Er diskutiert zum einen die umstrittene Frage
nach der Erzählerposition im Film und zum anderen nach dem Verhältnis von narrativer Instanz und figuraler "Perspektivierung" und überträgt die gewonnene Begrifflichkeit analytisch
auf den französischen Film "A la folie... pas du tout" ("Wahnsinnig verliebt") aus dem Jahr
2002 von Laetitia Colombani. Er geht der Frage nach, was Begriffe der literaturbezogenen
Narrativik zur Analyse derart konstruierter Filme beizutragen vermögen und auf welche Weise sie in Hinsicht auf das Ausdruckssystem des Films zu präzisieren oder zu erweitern sind.
In diesem Film liegt die Attraktion im Raffinement des audiovisuellen (unzuverlässigen) Er-
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
201
zählens, das hier vor allem auf einem Spiel mit den unterschiedlichen Facetten der Perspektive beruht. "Die Analyse enthüllt immer neue Ebenen der vielschtigen Logik der Perspektivierung im Film, die in den Dienst einer einfallsreichen Narration gestellt werden." (RG)
[309-F] Viehoff, Reinhold, Prof.Dr.; Mangold, Roland, Prof.Dr. (Leitung):
Emotionale Gratifikationen während der Filmrezeption: worin besteht der Anreiz, emotionale Erlebnisangebote der Medien zu nutzen?
INHALT: Der Wunsch, Emotionen zu erleben, gilt als zentrales Nutzungsmotiv für unterhaltende
Medien. Was aber genau motiviert Rezipienten, die emotionalen Erlebnisangebote zu nutzen,
die in den Unterhaltungsmedien massenhaft offeriert werden? Es gibt bereits eine umfangreiche Forschungsliteratur, die Einzelaspekte emotionaler Mediennutzungsmotive beleuchtet ¿
insbesondere Aspekte des Erregungs- und Stimmungsmanagements. Andere Aspekte, wie
etwa das Austesten emotionaler Kompetenzen (Einfühlung, Selbstbeherrschung), oder selbstwertdienliche Gedanken über Emotionen wurden dagegen seltener erforscht. Was bisher völlig fehlt, ist eine Methode zur gleichzeitigen und differenzierten Erfassung unterschiedlicher
Gratifikationen, die mit dem Erleben von Emotionen verbunden sind. Im geplanten Projekt
soll eine solche Methode für den konkreten Beispielfall der Filmrezeption entwickelt werden.
Aufbauend auf einer qualitativen Pilotstudie wird ein Fragebogen zur differenzierten Erfassung emotionaler Gratifikationen während der Filmrezeption entwickelt und validiert. In zwei
Vergleichsstudien wird dann mit Hilfe des Fragebogens das emotionale Gratifikationserleben
verschiedener Rezipientengruppen (junge/ ältere Menschen, Männer/ Frauen, Deutschland/
USA) untersucht. Gleichzeitig wird ein Wirkungsmodell getestet, das Vorhersagen über den
Zusammenhang von Emotionen, emotionalen Gratifikationen und Beurteilung des Medienangebots erlaubt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, USA
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät II Philologien, Kommunikations- und Musikwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation & Sport, Department Medien- und Kommunikationswissenschaften (Mansfelder Str. 56, 06108 Halle); Hochschule der Medien Stuttgart (Nobelstr. 10, 70569 Stuttgart)
KONTAKT: Viehoff, Reinhold (Prof.Dr. Tel. 0345-552-3571,
e-mail: [email protected])
[310-L] Vignaux, Valerie:
Eine 'Encyclopedie' der Leinwand: der institutionelle Diskurs des Kinos im Frankreich der
Zwischenkriegszeit und die Filme von Jean Benoit-Levy (1922-1939), in: montage/av :
Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 2642
INHALT: Die Autorin wählt in ihrem Beitrag die Form der Werkbiographie, um die wissensgeschichtliche Dimension des Projektes einer "Encyclopedie" der Leinwand zu erschließen, wie
dieses in der Zwischenkriegszeit in Frankreich vom Filmpädagogen Jean Benoit-Levy verfolgt wurde. Sie vertritt die Ansicht, dass Benoit-Levy ein eigenständiges künstlerisches Projekt verfolgte und stellt sein Werk in seinem institutionellen Zusammenhang vor. Auch zeigt
sie auf, dass der Autorenbegriff in ähnlicher Weise zur methodischen Grundausstattung der
französischen Filmwissenschaft zählt wie die Apparate-Analogie zu derjenigen der (nord-)
202
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
amerikanischen. Die institutionellen Filme von Benoit- Levy wurden von den Kommissionen
der Ministerien zu Propagandazwecken in Auftrag gegeben. Sie griffen in den 1920er und
1930er Jahren auf das Kino und auf Vortragsredner zurück, um die von ihnen verfügten Reformen durchzusetzen, mit dem Ziel, die ländlichen Gebiete Frankreichs zu modernisieren, in
dem sie technischen Neuerungen zum Durchbruch verhalfen. Zu diesem Zwecke zogen sie in
den staatlichen Schulen eine Generation von Männern und Frauen heran, die als Vertreter einer technologischen Moderne aufraten. Die Ideologie, der die Filme von Benoit-Levy verpflichtet sind, "geht allerdings auf die Philosophie der Aufklärung zurück. Sie ist grundsätzlich republikanischer und demokratischer Natur." (RG)
[311-L] Werner, Janet:
Politik und Film in den USA: Hollywood, Washington und die US-Gesellschaft, Saarbrücken:
VDM Verl. Dr. Müller 2007, 99 S., ISBN: 978-3-8364-1260-5
INHALT: "Fakt ist, dass Zuschauerzahlen und Einschaltquoten das Leben in Hollywoodbestimmen. Aber welche Rolle spielt Washington in Hollywood? Gibt es in Hollywood Propagandafilme? Und wenn, wie groß ist der Einfluss auf das Publikum? Die Autorin Janet Werner hinterfragt das Abhängigkeitsverhältnis zwischenHollywood, Washington und der US-Gesellschaft von 1945 bis heute. Zunächst klärt sie grundlegende Begriffe wie Propaganda oder Populärkulturund legt mit den Cultural Studies die theoretische Grundlage derUntersuchung.
Darauf aufbauend analysiert sie inwieweit Hollywoodfilme in ihrer jeweiligen Zeit die politische Stimmung der amerikanischen Bevölkerung bzw. der Regierung reflektieren - angefangen bei der McCarthy Ära über Rambo und Rocky während der Präsidentschaft von Ronald
Reagan bis zudem erneut erwachten Patriotismus der Amerikaner aufgrund der Anschläge
vom 11. September." (Autorenreferat)
[312-L] Yang, Mundo:
Das Deliberative am Humor: kommunikative Rationalität in "Das Leben des Brian", in: Jan
Rohwerder (Hrsg.) ; Christian Volk (Hrsg.): Junge politikwissenschaftliche Perspektiven :
Dokumentation der Aachener Herbstgespräche, Hamburg: Kovac, 2009, S. 15-32
INHALT: Der Verfasser behandelt anhand einer Auseinandersetzung mit Habermas' Theorie des
kommunikativen Handelns den Stellenwert und die Bedeutung von Emotionen in der Diskursethik. Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil, Habermas' Überlegungen zur Rationalität
kommunikativen Handelns seinen mit Emotionen nicht zu vereinbaren, versucht er über eine
Interpretation von Monty Pythons "Das Leben des Brian", Phänomene der Emotion Humor
mit Hilfe von Habermas' Konzept der kommunikativen Rationalität zu erfassen. Er arbeitet
heraus, dass Humor erst auf der Grundlage der Regeln kommunikativer Rationalität zum Humor wird, und zeigt Wege auf, die in Habermas' Werk Geist und Herz zusammenbringen können. Über die Analyse des Humors deutet Habermas die Fähigkeit zur Versöhnung an. (ICE2)
soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2010/1
2.4 Theater, Film, Fotografie
203
[313-L] Zimmermann, Yvonne:
Vom Lichtbild zum Film: Anmerkungen zur Entstehung des Industriefilms, in: montage/av :
Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation, Jg. 15/2006, Nr. 1, S. 7490
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht das Verhältnis von Medientechnik und Gebrauchsform, insbesondere der Medienumbruch vom Lichtbild zum Industriefilm. Industriefilme, definiert als von der Industrie in Auftrag gegebene oder selbst produzierte, die Industrie thematisierende Filme, sind von der Wirtschaft seit jeher zu verschiedenen Zwecken verwendet
worden. Anhand der Frühgeschichte des Industrie- und Wirtschaftsfilms in der Schweiz zeigt
die Autorin auf, dass dessen Gestaltungsstrategien nicht zuletzt auf zuvor schon etablierte Gebrauchsformen technischer Bilder wie den Lichtbildvortrag zurückzuführen sind, wie anhand
der Wandervortragspraxis der Firma Maggi nachvollzogen wird. Die Untersuchung zeigt,
dass die technische Innovation des Films keineswegs unmittelbar auf die Gebrauchsformen
technischer Bilder durchschlägt. Vielmehr zeigt sich, dass Praktiken der Generierung und
Übertragung von Wissen in einem gewissen Maß technikresistent sind und die Medientechnik
nur eine ihrer Determinanten darstellt. (RG)
Register
205
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
207
Personenregister
A
Abbt, Christine 257
Abels, Heinz 1
Abfalter, Dagmar 149
Afonso, Joao 102
Agai, Bekim 40
Alex, Gabriele 103
Alvarado Leyton, Cristian
Amelina, Anna 171
Ammon, Ulrich 237
Ancuta, Katarzyna 215
Astashenko, Diana 41
Bruun Vaage, Margrethe 296
Buchenhorst, Ralph 260
Bunz, Andreas 240
Burchart, Kati 280
Bürger, Peter 261
Buschkühle, Carl-Peter 4
Buß, Eugen 240
104
B
Baberowski, Jörg 172
Baecker, Dirk 2, 284
Bähr, Christoph 150
Bahrs, Karoline 179
Banse, Gerhard 61
Barber, Benjamin R. 62
Bastion, Geraldine de 244
Beck, Stefan 183
Beck, Ulrich 173
Bendix, Regina 138
Benkel, Thorsten 258
Bente, Gary 256
Bertels, Ursula 128
Besand, Anja 203
Bethke, Berit 42
Betz, Gregor 132
Bielfeldt, Friedrich 133
Binder, Beate 105
Blach-Orsten, Mark 218
Bochow, Astrid 63
Bohl, Dominik 174
Bohrer, Karl Heinz 259
Boltanski, Luc 273
Bolz, Norbert 81
Böttcher, Claudia 295
Brandt, Reinhard 279
Bratosin, Stefan 3
Braun, Karl 106
Breede, Marit 151
Brlek-Slacek, Aleksander 218
Bromberger, Kathi 31
C
Cappai, Gabriele 5
Carius, Björn 254
Casanova, José 64
Caysa, Volker 175
Cepl-Kaufmann, Gertrude
Classen, Christoph 297
Clausen, Bernd 152
Claussen, Bernhard 65
Coester, Helene 176
274
D
Dahlmanns, Erika 107
Dahmen, Wolfgang 182
Daldrup, Nils 204
Danko, Dagmar 262
Darieva, Tsypylma 177
Darquennes, Jeroen 237
Degen, Hans Jürgen 205
Delitz, Heike 263
Diner, Dan 50
Dippelhofer, Sebastian 206
Dirksmeier, Peter 134
Distelrath, Günther 178
Doehlemann, Martin 66
Donges, Patrick 218
Döring, Ole 98
Dornbusch, Christian 153
Duncker, Ludwig 4
Dux, Günter 207
E
Eberhardt, Tim 86
Ebert, Anne 179
Eghbal-Azar, Kira 281
Ehrlich, Kornelia 140
Eichholz, Daniela 161
208
Eisewicht, Paul 154
Elenschneider, Hannah-Kristin 135
Elvert, Jürgen 6
Erll, Astrid 7
Esmark, Anders 218
Eßbach, Wolfgang 262
Essich, Jana 282
Etges, Andreas 180
Ezli, Özkan 275
F
Feest, David 172
Feist, Thomas 8
Fendo, Alpar 238
Fenske, Michaela 208
Finke, Peter 67
Fischer, Oliver 256
Fischer-Tiné, Harald 43
Flicker, Eva 298
Förster, Michael A. 136
Frank, Sybille 137
Frei, Norbert 50
Freimüller, Tobias 50
Frevert, Ute 82
Fried, Johannes 9
Fröhlich, Gerhard 10
Frohne, Ursula 264
Fücks, Ralf 209
Fürhapter, Ingrid 276
G
Gebert, Katrin 108
Geisen, Thomas 181
Geißel, Brigitte 210
George, Jana 299
Gerner, Cornelia 109
Gertiser, Anita 300
Gfrereis, Heike 281
Giesen, Bernhard 58
Girtler, Roland 110
Glauser, Andrea 265
Glover, Evam 111
Gothe, Kerstin 161
Göttsch-Elten, Silke 112
Götz, Irene 68
Gräf, Dennis 11
Grande, Edgar 173
Grätz, Tilo 245
Grenz, Tilo 154
Personenregister
Greschke, Heike Monika 246
Grigat, Nicoläa Maria 301
Grittmann, Elke 211
Gross, Raphael 50
Große, Gundel 182
Grossert, Sarah 283
Großmann, G. Ulrich 196
Grote, Florian 284
Groth, Stefan 138
Gründer, René 34, 83
Günter, Bernd 304
Guzy, Lidia 212
H
Habermas, Jürgen 213
Hacke, Jens 221
Hahn, Alois 12
Hakansson, Nicklas 218
Hardtwig, Wolfgang 113
Harles, Lothar 214
Härtel, Insa 13
Hartmann, Felicitas 281
Hattendorff, Claudia 49
Haupt, Heinz-Gerhard 44
Häußer, Ulrike 155
Heath, Joseph 69
Heesen, Anke te 281
Heilmann, Andreas 84
Heintz, Bettina 174
Heinze, Carsten 156
Heiter, Bernd 14
Held, Jutta 264
Heller, Hartmut 15
Hellmann, Kai-Uwe 86
Hemetek, Ursula 152
Hengartner, Thomas 245
Henschel, Marika 283
Hepp, Andreas 247
Herbrik, Regine 16
Hesse, Lisbeth 114
Hettling, Manfred 70, 115
Hinz, Ralf 157
Hitzler, Ronald 92, 132, 139
Hladnik, Miran 277
Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H.P. 116
Hofmann, Kay Hendrik 302
Höink, Dominik 283
Homberger, Robert 158
Horn, André 291
Personenregister
209
Hornuff, Daniel 159
Huber, Laila 266
Huffschmid, Anne 17
J
Jäckel, Michael 45
Jacob, Daniel 192
Jäger, Wieland 239
Jammal, Elias 85
Jaques, Pierre-Emmanuel
Jarren, Otfried 218
Jung, Thomas 18, 19
Juterzenka, Sünne 20
160
K
Kailuweit, Rolf 192
Kalaga, Wojciech H. 215
Kamphausen, Gerrit 46
Kappeler, Florian 278
Kaschuba, Wolfgang 177
Kassung, Christian 47
Kaufmann, Matthias 118
Kauppert, Michael 21
Keller-Drescher, Lioba 117
Kenkmann, Alfons 50
Kenning, Peter 86
Kessler, Christl 227
Khan-Svik, Gabriele 22
Kiefer, Hannelore 268
Kienitz, Sabine 87
Kimmich, Dorothee 275
Kison, Silvio 291
Klein, Armin 304
Klein, Gabriele 267
Kleiner, Tuuli-Marja 216
Klingele, Florian 118
Klippel, Heike 272
Knecht, Michi 183
Knoblauch, Jochen 205
Knuth, Andreas 109
Ko, Jae-Baek 48
Koch, Denise 49
Koenen, Anne 184
Kofahl, Daniel 45
Kofler, Martin 276
Kohlhaas, Elisabeth 50
Kolaschinski, Birgit 240
Koller, Christian 51
Köllner, Karin 119
König, Matthias 174
Koonce, Richard 286
Köth, Anke 52
Kozera, Bartlomiej 175
Krämer, Nicole 256
Krauskopf, Kai 52
Krauter, Claudia 218
Kretzschmar, Judith 295
Krusche, Jürgen 23
Kugemann, Monika A. 185
Kunz, Alexa Maria 161
Kuper, Harm 241
Kupke, Christian 14
Kurt, Ronald 287
L
Laczó, Ferenc 53
Ladewig, Rebekka 162
Lane, Jan-Erik 234
Lange, Barbara 281
Lange, Bastian 140
Langebach, Martin 163
Langer, Phil C. 242
Langner, Carsta 186
Lauterbach, Burkhart 187
Lehmann, Albrecht 88
Lehmann, Maike 172
Lehmann, Maren 243
Leiße, Olaf 191
Lemberger, Barbara 68
Lengauer, Günther 218
Lentz, Carola 120
Lepper, Marcel 281
Leray, Hélène 268
Lidola, Maria 179
Liebold, Sebastian 217
Lindenberg, Jolanda 188
Lintig, Bettina von 268
Lipp, Carola 208
Lippert, Hans-Georg 52
Löffler, Christina 71
Lottermoser, Stephanie 187
Lüdi, Georges 189
Lutz, Markus 304
M
Machenthun, Gesa 20
Mahnken, Gerhard 72
Mangold, Roland 309
210
Personenregister
Marten, Heiko F. 190
Mathei, Dennis 288
Matthiesen, Ulf 72
Mattig, Ruprecht 164
Maurer, Peter 218, 219
Mayer, Boris 89
Mayer, Gerhard 34
Mayerhöffer, Eva 218
Medrano, Juan Diez 218
Mehler, Daniela 191
Merkel, Marcus 155
Metzger, Philippe 192
Meyer, Christian 121
Mißling, Sven 141
Mittag, Martina 272
Moebius, Stephan 24, 25
Möller, Petra 122
Moravek, Claudia 90
Morigerowsky, Freya 123
Moring, Tom 218
Mrozek, Bodo 305
Mückler, Hermann 124
Müller, Klaus 220
Müller, Michael 26
Müller, Thomas 193
Müller-Doohm, Stefan 18, 19
Münkler, Herfried 221, 222
Mydla, Jacek 215
N
N'Guessan, Konstanze 194
Negt, Oskar 91
Neuland, Eva 248
Nickel, Hildegard Maria 84
Niederbacher, Arne 92
Niekrenz, Yvonne 54
Nieland, Jörg-Uwe 142
Nielsen-Sikora, Jürgen 6
Nieswand, Boris 125
Noack, Karoline 179
Noack, Thorsten 93
Nohr, Rolf F. 165
Nover, Sabine Ursula 223
O
Ölschleger, Hans-Dieter
Opitz, Christian 302
Oswalt, Vadim 4
Otte, Gunnar 32
178
P
Pallaver, Günther 218
Pandel, Hans-Jürgen 289
Papilloud, Christian 27
Parodi, Oliver 61
Parzinger, Hermann 143
Paul, Gerhard 224
Paul, Jürgen 99
Pernau, Margrit 269
Petzke, Martin 28
Petzoldt, Silvia 195
Pfadenhauer, Michaela 92, 154, 161
Pfau-Effinger, Birgit 225
Pfetsch, Barbara 218, 219
Pietro Rodriguez, Carlos 55
Pietrow-Ennker, Bianka 73
Pilz, Madlen 177
Pippin, Robert 270
Plasser, Fritz 218
Plischka, Hans Peter 74
Pöhl, Friedrich 126
Polat, Nurhak 183
Pönnighaus, Kirstin 283
Portmann, Susanne Weinert 94
Potter, Andrew 69
Pranz, Sebastian 249
Probst-Effah, Gisela 127
Pundt, Christian 250
Puschner, Uwe 196
Puttkamer, Joachim von 299
R
Raabe, Jan 163
Raesfeld, Lydia 128
Rauer, Valentin 29
Rauh, Cornelia 75
Raulff, Ulrich 281
Reemtsma, Jan Philipp 95
Rehbein, Boike 10, 30
Rehberg, Karl-Siegbert 76
Reichel, Peter 226
Reichertz, Jo 251
Rigney, Ann 7
Röhl, Tobias 16
Rössel, Jörg 31, 32, 290
Rother, Stefan 227
Rüland, Jürgen 227
Personenregister
S
Saalmann, Gernot 30
Sackmann, Reinhold 291
Saeteher, Eva 152
Salzborn, Samuel 228
Sauer, Martina 252
Schaffer, Axel 61
Schaffer, Johanna 33
Schareika, Nikolaus 121
Schetsche, Michael 35, 83
Schetsche, Michael T. 34
Schlebusch, Sebastian 183
Schlickau, Stephan 253
Schlobinski, Peter 166
Schlott, Wolfgang 229
Schmid, Harald 226
Schmied-Knittel, Ina 34, 35, 83
Schmöller, Verena 11
Schneider, Claudia 144
Schneider, Pablo 292
Schneiders, Thorsten Gerald 197
Schnepel, Burckhard 102
Schroer, Markus 306
Schröter, Melani 254
Schubert, Daniel 167
Schubert, Gabriella 195
Schubert, Markus 295
Schüler-Springorum, Stefanie 56
Schulte-Noelle, Henning 77
Schultz, Ulrike 96
Schwaab, Herbert 307
Schwab, Stephanie 218
Schwan, Stephan 281
Schwarting, Andreas 52
Schweiger, Wolfgang 255
Schweinitz, Jörg 308
Schweizer, Yvonne 281
Seelmann, Kurt 189
Segeberg, Harro 36
Seibert, Christoph 97
Senghaas, Dieter 230
Senghaas, Eva 230
Senokozlieva, Maria 256
Sigmund, Monika 168
Sitter-Liver, Beat 189
Skoda, Uwe 212
Slama, Martin 129
Smirnov, Igor P. 58
Socha, Philip 141
211
Soeffner, Hans-Georg 16, 26
Sonnenmoser, Anne 26
Splichal, Slavko 218
Sprenger, Guido 123
Srubar, Ilja 37
Steinat, Carolin 293
Steinbach, Peter 226
Steineck, Christian 98
Steppat, Michael 198
Stock, Robert 294
Stoll, Alexander 169
Stoll, Peter-Tobias 141
Stolleis, Michael 9
Sultan, Olivier 268
Sutor, Bernhard 231
T
Tacke, Alexandra 271
Theisen, Heinz 199
Thiemeyer, Thomas 281
Thoss, Michael M. 77
Tilg, Bernhard 126
Tolino, Serena 99
Torp, Claudius 44
Trappe, Florian 145
Traunmüller, Richard 100
Treskow, Isabella von 78
Tröger, Jochen 200
Tschilschke, Christian von 78
Tschofen, Bernhard 117, 281
Turner, Victor 130
Turnsek Hancic, Maja 218
U
Ulbricht, Justus H. 175
Unterweger, Sandra 276
V
Vahamaa, Miika Samuli 218
Vester, Michael 101
Viehoff, Reinhold 309
Vignaux, Valerie 310
Villányi, Dirk 54
Voelzkow, Helmut 146
Vogel, Ulrike 38
Vollnhals, Clemens 147
Vowinckel, Annette 57, 162
212
W
Wächter, Sylvia 131
Wagschal, Uwe 234
Wahrig, Bettina 272
Walter, Franz 235
Warner, Ansgar 148
Warner, Uwe 116
Weber, Lilli 218
Wehling, Peter 39
Weihermüller, Miriam 255
Weller, Christoph 236
Wendl, Tobias 268
Werberger, Annette 275
Wergin, Carsten 201
Werner, Janet 311
Wessler, Heinz Werner 178
Wetterer, Angelika 79
Weyand, Björn 271
Wichard, Rudolf 202
Widera, Thomas 147
Wiesener, Albrecht 80
Willmann, Silke 170
Wimmer, Erika 276
Wright, Sue 237
Würmann, Carsten 148
Y
Yang, Mundo 312
Z
Zakharine, Dmitri 58
Ziebertz, Hans-Georg 176
Ziemer, Hansjakob 50
Zimmermann, Yvonne 313
Personenregister
Sachregister
213
Sachregister
A
Abgeordneter 142
Absolvent 131
Abstraktion 224
Adel 277
Adoption 183
Adorno, T. 18
Affektfernsehen 162
Afrika 20, 63, 89, 96, 102, 107, 111, 128,
172, 179, 194, 201, 215, 244, 245,
275, 303
Afrikaner 152, 268, 303
Afrika südlich der Sahara 20, 63, 89, 96,
102, 107, 111, 128, 194, 201, 215,
244, 245, 303
Agrargesellschaft 89
Akademisierung 112
Akkulturation 124, 171
Akteur 16, 34, 38, 79, 92, 119, 132, 141,
186, 191, 211, 218, 232, 251, 270,
299
Aktualität 91, 270
Alkoholkonsum 155
Alltag 70, 79, 82, 94, 95, 105, 125, 130,
155, 167, 238, 246, 249, 270, 307
Alltagsbewusstsein 79
Alltagskultur 101, 148, 156, 161, 167, 208
Alltagswissen 1
Alpenraum 149
alte Bundesländer 59, 214
Ambivalenz 224, 257
Amerikanisierung 198, 204
Analyseverfahren 254
Anarchie 205
Anarchismus 205
Anarchosyndikalismus 205
Andenraum 295
Anglistik 6
anglophones Afrika 63, 111, 128, 194,
244
Anthropologie 15, 87, 104, 113, 119, 121,
126
Anthroposophie 196
Anthropozentrismus 202
antiautoritäre Erziehung 65
Antifaschismus 222
Antike 124, 207
Antirassismus 120, 126
Antisemitismus 143
Araber 40, 247
arabische Länder 11, 20, 85, 96, 99, 256,
275
Arbeit 55
Arbeiterbewegung 51
Arbeitgeberverband 146
Arbeitsbedingungen 68, 146
Arbeitsbeziehungen 180
Arbeitsgesellschaft 214
Arbeitsgruppe 138
Arbeitskampf 51
Arbeitsloser 68
Arbeitsmarkt 131, 134, 149, 237
Arbeitsorganisation 238
Arbeitswelt 265
Archäologie 147
Architektur 23, 52, 263
Arendt, H. 18
Argentinien 17
Argumentation 250
Aristoteles 9
Armenien 177
Arzt 93
Aserbaidschan 177
Asien 5, 11, 20, 23, 43, 72, 85, 89, 98,
103, 123, 128, 129, 131, 172, 178,
183, 186, 200, 212, 227, 244, 248,
252, 256, 269, 275, 287
Assessment-Center 240
Assimilation 171, 185
Assoziation 289, 292
Ästhetik 8, 33, 45, 156, 159, 179, 230,
257, 258, 259, 261, 270, 274, 290,
303
Äthiopien 20
Attentat 295
Aufklärungszeitalter 207
Aufmerksamkeit 12, 49
Ausländer 100, 275
Ausländerfeindlichkeit 197
Auslandsniederlassung 237
214
Außenpolitik 77, 135, 236
außerparlamentarische Opposition 65, 78
Ausstellung 42, 143, 265, 268, 281, 294
Auswanderung 90
Authentizität 211, 270, 292
Autonomie 28, 190, 291
Autor 13
Avantgarde 261
B
Baden-Württemberg 117, 161
Baltikum 83, 248
Bank 68
Bayern 127, 187
Beck, U. 76
Befragung 116, 121, 236
Begriffsbildung 279
Belgien 188, 190, 237
Belgier 188
Benin 245
Benjamin, W. 259
Berichterstattung 57, 93, 150, 157, 215,
236, 292
Berufsbild 224
Berufsbildung 146
Berufsfeld 266
Berufsnachwuchs 281
Besatzungszone 137
Beschäftigungsbedingungen 68
Beschäftigungspolitik 149
Bestattung 108, 109
Besucher 31, 290, 304
Beteiligung 3, 232
Betriebsvereinbarung 238
Betriebswirtschaft 165
Beurteilung 285
Bevölkerung 201, 203, 225, 242, 311
Bevölkerungsgruppe 129, 188
Bewerber 240
Bild 16, 33, 40, 42, 49, 118, 159, 211,
224, 264, 279, 289, 292, 294
bildende Kunst 143, 292
Bildmaterial 36, 292
Bildung 4, 9, 12, 65, 66, 67, 77, 100, 265,
290
Bildungsangebot 203
Bildungspolitik 4
Bildungssoziologie 10
Bildungsstandards 4
Sachregister
Bildungswesen 4
Bindung 25, 86, 154, 291
Bioethik 98
Biographie 19, 21, 88
biographische Methode 21
Biologie 15
Biomedizin 39, 103
Biopolitik 172, 272
Böhmen 147
Bosnien-Herzegowina 214
Bourdieu, P. 10, 13, 18, 25, 28, 31, 38, 54,
76, 101, 157, 290
Brasilien 118
Brauchtum 185
Bremen 134, 150
Brief 11
Bruttoinlandsprodukt 210
Buch 289
Buddhismus 98
Bulgarien 203
Bundeskanzler 235
Bundesland 117, 134
Bundestag 142
Bundeswehr 242
Bürger 73, 75, 210, 213, 217, 291
Bürgerbeteiligung 210, 214, 244
Bürgerinitiative 223
Bürgerkrieg 55, 191
bürgerliche Gesellschaft 12, 44, 75, 217
Bürgerrecht 217
bürgerschaftliches Engagement 62, 75,
100, 223
Bürgertum 48, 66, 277
Büro 238
Bürokratie 241
C
Cassirer, E. 3, 94
Charisma 29, 221, 235
Chat 166, 249
Chile 295
China 72, 85, 89, 98, 178, 200
Christ 100
Christentum 77, 118, 279
Computer 2
Computerspiel 165, 169, 249
computervermittelte Kommunikation 246
Cultural Studies Approach 157, 185, 311
Sachregister
D
Dänemark 152, 237
DDR 44, 76, 80, 128, 143, 155, 168, 226,
231, 295
Definition 145
Deliberation 312
demographische Alterung 133
demographische Faktoren 133
Demokratie 62, 64, 81, 97, 115, 180, 206,
209, 210, 213, 214, 216, 217
Demokratisierung 11, 191, 227, 244
Denkmal 115, 177
Denkmalschutz 263
Depression 271
Design 134
Deutscher 90, 100, 185
deutscher Sprachraum 237
Deutsches Kaiserreich 44, 48, 70, 87, 136,
193
deutsche Sprache 127, 185, 195, 248
Deutsches Reich 53, 106, 112
Deutschland 106, 197, 222
deutschsprachige Schweiz 127
Dialekt 127, 189
Dialog 144
Diskothek 155
Diskriminierung 45
Diskursanalyse 35
Diskussion 211
Distinktion 168, 271
Disziplin 271
Doing Gender 79, 176
Dokumentarfilm 36
Dorf 68
Drama 130
Dramaturgie 296, 307, 308
Drittes Reich 6, 75, 106, 143, 148, 193,
196, 226, 260
Droge 46
E
Effektivität 210
Ehepartner 111
Ehre 81
Eigentumsrecht 98
Einfluss 11, 26, 83, 163, 180, 201, 210,
218, 227, 234, 245, 311
Einwanderung 152, 171, 185, 197
Einwanderungsland 275
215
Einwanderungspolitik 185
Eisenbahn 47
elektronische Medien 247
Elias, N. 41
Elite 76
Eltern-Kind-Beziehung 71, 183
Emigration 295
Emotionalität 66, 86, 211, 269, 307, 309,
312
Empathie 209, 296
empirische Forschung 22, 88, 213, 228,
255
empirische Sozialforschung 92, 116
Engagement 18, 19, 62, 82, 214, 223
englische Sprache 237
Enkulturation 207
Entgrenzung 11, 257
Entlassung 68
Entnazifizierung 226
Entschädigung 226
Entscheidung 243
Entwicklungsland 11, 17, 20, 42, 43, 63,
72, 85, 89, 96, 98, 99, 102, 103, 107,
111, 118, 123, 124, 128, 129, 172,
177, 178, 179, 183, 186, 194, 200,
201, 212, 214, 215, 227, 244, 245,
246, 252, 256, 269, 275, 287, 295,
303
Entwicklungspolitik 214
Entwicklungsstand 91
Erfolg-Misserfolg 210
Erhebungsmethode 116
Erinnerungskultur 108, 156, 177
Erkenntnis 236, 257
Erkenntnisinteresse 92
Erkenntnistheorie 5, 104
Erklärung 30, 302
Erlebnisgesellschaft 70
Erosion 70
Erste Republik 51
Erster Weltkrieg 87, 193
Erzählung 5, 21, 215, 273, 289
Erziehungswissenschaft 6
Esoterik 196
Essverhalten 45
Ethik 67, 81, 126, 231, 312
ethnische Beziehungen 83, 151, 190, 195,
200, 275
ethnische Gruppe 102, 116, 123, 124, 125,
216
152, 190, 195, 247
ethnische Herkunft 116
ethnischer Konflikt 107, 129, 190
ethnische Struktur 198
Ethnizität 22, 44, 103, 116, 129, 147, 152,
177, 181, 234
Ethnographie 92, 117, 238, 246, 264
Ethnologie 9, 25, 104, 105, 120, 130, 179,
275
Ethnomedizin 103
Ethnozentrismus 1, 5
EU 116, 135, 144, 175, 199, 210, 237
Europa 40, 50, 58, 64, 77, 83, 98, 105,
172, 173, 175, 180, 182, 186, 187,
189, 193, 198, 202, 203, 214, 216,
218, 220, 237, 248, 272, 275, 287
Europäer 40
europäische Identität 144, 186, 188, 202
europäische Institution 144
europäische Integration 77, 175, 186, 202,
220
Europäisierung 20, 186, 202, 220
EU-Staat 202
Euthanasie 93
Event 132, 139, 211
Evolution 15
Exil 295
Exilpublizistik 295
Exklusion 14, 97, 172, 181, 187, 198
Experte 79, 92
F
Fachrichtung 38
Fachsprache 254
Fachwissen 102
Faktorenanalyse 290
Familie 38, 48, 71, 89, 94, 96, 111, 183
Familie-Beruf 38
Familienangehöriger 109
Familiengründung 71
Familienpolitik 96
Fan 81, 86, 162, 164
Fanatismus 200
Farbiger 286
Fehler 47
Feiertag 155
Feldforschung 126
Feminismus 79, 205, 264
Fernsehen 33, 36, 66, 155, 162, 250, 264,
Sachregister
280, 295
Fernsehkonsum 252
Fernsehproduktion 146
Fernsehsendung 250, 297
Fernsehserie 295
Fernsehspiel 250
Festival 155
Fichte, J. 95, 106
Fiktion 258
Film 11, 31, 33, 36, 57, 148, 160, 215,
269, 272, 295, 296, 297, 299, 300,
301, 302, 306, 307, 308, 309, 310,
311, 313
Filmproduktion 36, 146, 160
Filmwirtschaft 311
Finanzkrise 67
Finnland 72
Folklore 138, 277
Forschung 9, 15, 32, 88, 92, 98
Forschungsansatz 5, 32, 74, 105, 228, 292
Forschungsgegenstand 32
Forschungsstand 144, 228
Fotograf 306
Fotografie 303, 306
Foucault, M. 13, 18, 193, 250
Fragebogen 151
frankophones Afrika 107, 245, 275
Frankreich 78, 85, 89, 135, 152, 175, 187,
192, 193, 217, 219, 262, 268, 310
französische Sprache 237, 248
Frau 38, 48, 55, 79, 110, 111, 280, 298
Frauenberuf 48
Frauenbild 55, 205, 280
Frauenfeindlichkeit 286
Frauenpolitik 79
Freiheit 62, 75, 145, 209
Freizeit 140, 163
Freizeitangebot 163
Freizeitverhalten 140
Fremdbild 14, 25, 114, 151, 168, 179, 195,
201, 287, 295
Fremdeinschätzung 151
Fremdenverkehr 102, 149
Fremdgruppe 1, 14
Fremdheit 5, 11, 14, 30, 34, 104, 105, 151,
172, 275, 287
Fremdsprache 237, 253
Freud, S. 95
Frieden 230
Sachregister
Friedensbewegung 230
Friedensforschung 230
Friedenspolitik 64, 236
Friedenssicherung 230
Friedhof 109
Führer 81
Führung 241
Führungskraft 240
Führungsposition 84
Fundamentalismus 64, 200
Funktionalität 159
Fußball 150, 162
G
ganzheitlicher Ansatz 239
Gedächtnis 7, 12, 17, 77, 226, 243
Gedenkstätte 115, 137, 226
Gedenktag 226
Geheimdienst 305
Gehlen, A. 76
geisteswissenschaftlicher Beruf 68
geistiges Eigentum 138, 141
Gemeinsinn 70
Generation 63
Generationenverhältnis 63
generatives Verhalten 63
Genetik 98
Genre 160, 300, 310, 313
Genussmittel 168
Geographie 6
Geopolitik 193
Georgien 177
Gerechtigkeit 33, 205, 207, 209, 289
Germane 222
Geschäftsbericht 253
Geschäftsbeziehung 304
Geschäftsfähigkeit 119
Geschichtsbewusstsein 226
Geschichtsbild 52, 147, 177, 186, 226
Geschichtsphilosophie 78, 259
Geschichtspolitik 191
Geschichtsschreibung 178, 294
Geschichtswissenschaft 6, 44, 147
Geschlecht 11, 17, 38, 55, 64, 79, 100,
170, 176, 271, 278
Geschlechterforschung 79, 105, 176
Geschlechterverhältnis 55, 64, 87, 111,
267, 277, 301, 305
Geschlechtsrolle 176, 267, 305
217
geschlechtsspezifische Faktoren 38, 110,
282
Geselligkeit 128
Gesellschaft 2, 8, 27, 45, 82, 87, 101, 109,
117, 120, 198, 207, 239, 258, 263,
273, 306, 311
Gesellschaftsbild 170
Gesellschaftskritik 19, 261, 275, 299
Gesellschaftsordnung 55, 58, 80, 273
Gesellschaftspolitik 209, 264
Gesellschaftstheorie 28, 213, 239
Gesetzgebung 190
Gespräch 167
Gesprächsanalyse 167
Gesundheit 48
Gesundheitserziehung 42
Gesundheitsversorgung 103, 123
Gesundheitswesen 103
Gewalt 17, 95, 129, 155, 166, 169, 172,
193, 224, 264
Gewaltbereitschaft 169
Gewerkschaft 146, 180
Ghana 63, 111, 128, 194
Giddens, A. 23, 41, 54
Glaube 64, 83
Gleichstellung 79
Globalisierung 61, 64, 173, 200, 246, 267,
275
Glücksspiel 155
Gouvernementalität 68
Governance 72, 232
Graffiti 158, 291, 293
Gramsci, A. 18
Großbritannien 120, 145, 146, 183, 187,
190, 273
Großveranstaltung 139
Grundgesetz 145
H
Habermas, J. 18, 97, 213, 259, 312
Handlungsfähigkeit 13, 207, 242
Handlungsorientierung 14, 19, 79, 88, 284
Handlungsspielraum 13, 14, 241
Handlungstheorie 9, 29, 30, 34, 140
Hass 166
Hedonismus 69
Hegel, G. 20, 70, 270
Hegemonie 33, 104
Heilpädagogik 34
218
Heilung 123
Heimat 127, 295
Heirat 128
Heiratsordnung 111
Hermeneutik 3, 30
Heterogenität 248
Hexenverfolgung 1
Hierarchie 55, 179
Hilfeleistung 82
Hinduismus 178, 200
Hinterbliebener 122
Hochschulbildung 67
Hochschule 38, 72, 131, 161
Homosexualität 84, 99
Hören 252, 285
Hörer 245
Hörfunk 166, 245, 252
Humor 312
Husserl, E. 5, 14, 21
Hybridität 288
Hygiene 48
Hypertext 253
I
Idealismus 82
Ideengeschichte 19, 24
Identifikation 12, 55, 94, 95, 150, 179,
202, 221, 241
Identität 25, 27, 87, 129, 144, 150, 151,
162, 170, 175, 176, 185, 243, 276
Identitätsbildung 27, 55, 94, 107, 175,
178, 179, 184, 188, 202, 248, 295
Ideologie 53, 103, 166, 193, 196, 267, 287
Imitation 88
Indien 20, 43, 89, 103, 269, 287
indigene Völker 102, 124, 128, 179
Indischer Ozean 201
Individualisierung 30, 75, 76, 92, 122,
307
Individualität 26, 119
Individualkommunikation 256
Individuum 8, 27, 88, 98, 105, 119
Indonesien 89, 123, 128
Industrialisierung 68
Industrie 137, 288, 313
Industriegesellschaft 89
Inhaltsanalyse 255
Inklusion 14, 97, 171, 172, 187
innerdeutsche Beziehungen 168
Sachregister
Inserat 122
Institutionalisierung 96, 172, 211
Institutionalismus 220
institutionelle Faktoren 135
institutioneller Wandel 172, 220
Instrumentalisierung 87, 147, 163, 211,
224, 289
Inszenierung 12, 23, 156, 159, 211, 212,
224, 249, 256
Integrationsbereitschaft 150
Integrationskonzept 150
Integrationspolitik 199
Integrationsstrategie 150
Intellektueller 18, 19, 157, 179, 274
Intensivmedizin 119
Interaktion 1, 16, 29, 30, 34
interaktive Medien 169, 247
Interdisziplinarität 33, 281
Interessenpolitik 135
interkulturelle Erziehung 22, 152
interkulturelle Faktoren 11, 118, 151, 287
interkulturelle Kommunikation 30, 114,
144, 151, 176, 197, 200, 253, 267,
275, 287
interkulturelle Kompetenz 85, 128, 199,
242, 253
interkultureller Vergleich 248, 253, 256,
269, 287
Internalisierung 289
internationale Beziehungen 74, 85, 175,
193, 198, 199
internationale Kommunikation 138
internationale Organisation 138
internationale Wanderung 171
Internationalisierung 171
Internet 36, 66, 108, 197, 205, 211, 244,
246, 253, 255, 282, 288
interpersonelle Kommunikation 16, 246,
256
Intersubjektivität 16
Interview 121
Intimität 54
Invalidität 87
Irak 11, 20
Iran 244
Islam 64, 77, 96, 99, 187, 197, 199, 200,
275
islamische Gesellschaft 96
Islamismus 64, 200
Sachregister
Israel 89
ISSP 210
Italien 71, 83
J
Japan 23, 89, 98, 131, 172, 178
Jaspers, K. 18
Journalismus 157, 211, 244
Journalist 218
Jude 180, 260
Judentum 50, 152
Judenverfolgung 226, 260
Jugend 63, 92
Jugendarbeit 163
Jugendbewegung 75
Jugendforschung 157
Jugendgruppe 293
Jugendkultur 92, 157, 158, 163, 166, 248,
280, 291, 293
Jugendlicher 89, 153, 156, 158, 164, 167,
169, 176, 214, 248, 282, 288, 291,
293
Jugendweihe 128
Jugoslawien 191, 299
Junge 170
K
Kalter Krieg 295, 305
Kampagne 180
Kanada 198
Kant, I. 97, 270
Kapitalismus 54, 60, 69, 265, 305
Karikatur 172, 229
Karneval 128, 155
Katastrophe 47, 301
katholische Kirche 34, 222
katholische Soziallehre 214
Katholizismus 64
Kaufverhalten 282
Kaukasusregion 172
Kenia 244
Kind 48, 62, 170, 298
Kindergarten 170
Kindheit 63
Kino 31, 263
Kirche 8, 63, 93, 197, 283
Kitsch 66
Klassengesellschaft 68
Klassenlage 101
219
Kleidung 170
Kleinstadt 155
Kollektivbewusstsein 75
kollektive Identität 129, 144, 174, 178,
186, 188
kollektives Wissen 7
Kolonialismus 20, 118, 124, 179, 294
Kommerzialisierung 158, 288
Kommunalpolitik 134
Kommunikation 3, 16, 30, 42, 45, 73, 91,
94, 121, 131, 138, 151, 167, 172,
233, 247, 248, 249, 250, 279, 284,
312
Kommunikationsmedien 42, 284
Kommunikationsraum 50, 80, 121
Kommunikationstheorie 29
Kommunikationsverhalten 16, 167, 256
kommunikatives Handeln 16, 312
Kommunismus 305
Kompetenz 92, 94, 154, 207, 253
Komponist 230
Konflikt 95, 129, 177, 189, 207, 234
Konfliktbewältigung 107, 128
Konfliktpotential 63, 189
Konfliktregelung 230
Konformismus 69
Konsolidierung 216
Konstrukt 207
Konstruktivismus 37, 186
Konsum 31, 32, 44, 62, 69, 159, 168, 282
Konsumforschung 44
Konsumgesellschaft 44, 62, 159, 305
Konsumverhalten 62, 159
Kontakt 151
Kontextanalyse 159
Kontingenz 13, 47, 263
Konvergenz 23
Koordination 132
Körper 12, 26, 41, 45, 56, 58, 87, 98, 110,
119, 169, 170, 249, 267
Körperbehinderung 87
Körpergewicht 41
Kosmopolitismus 77, 173, 265
Kraftfahrzeugindustrie 253
Krankheit 46, 93
Kreativität 140, 257
Krieg 46, 81, 87, 95, 115, 191, 193, 224,
294
Kriegsführung 224
220
Kriegsopfer 87, 215, 224
Kriminalisierung 46
Kriminalroman 273
Krise 67
Kritik 8, 19, 49, 60, 69, 96, 120, 151, 215,
259, 261
Kritische Theorie 54, 213
Kulturangebot 32, 163, 265, 275, 288
Kulturanthropologie 22, 110, 113, 126,
164
kulturelle Beziehungen 20, 40, 43, 74,
144, 168, 182
kulturelle Einrichtung 74, 91, 135, 144,
145, 304
kulturelle Faktoren 61, 70, 76, 85, 91,
107, 117, 120, 131, 163, 170, 219,
225, 234, 240, 285, 303
kulturelle Identität 1, 50, 70, 135, 174,
175, 177, 190, 194, 200, 222, 275
kulturelle Integration 185
kulturelles Kapital 31, 194, 290
kulturelles System 194
kulturelles Verhalten 85, 122, 194
kulturelle Veranstaltung 132, 194, 304
kulturelle Vielfalt 125, 174, 187, 194
Kulturgeschichte 46, 56, 81
Kulturindustrie 134, 148, 158
Kulturkampf 199
Kulturkonflikt 234
Kulturkritik 178, 259, 262, 311
Kulturlandschaft 32, 229, 265
Kulturpolitik 133, 134, 135, 136, 141,
142, 144, 145
Kulturwandel 11, 61, 89, 124, 132, 182,
225, 245
Kulturwirtschaft 134, 266
Kulturwissenschaft 5, 6, 11, 32, 34, 68,
88, 134
Kunde 151
Kundenorientierung 304
Kunst 8, 13, 31, 140, 143, 145, 226, 257,
258, 259, 260, 261, 262, 264, 265,
266, 267, 268, 270, 271, 279, 289,
290
Kunsterziehung 270
Kunstgeschichte 264
Kunstkritik 262, 285
Künstler 264, 266, 268, 284
Künstlerin 266
Sachregister
künstliche Befruchtung 183
Kunstsoziologie 270
Kunstwerk 30, 31, 57, 143, 262, 269, 270
L
Lacan, J. 13
Laizismus 64
Landbevölkerung 277
Landespolitik 208
Landschaft 23, 201
Laos 123
Lateinamerika 17, 118, 128, 172, 179, 246,
295
Leben 82
Lebensalter 100, 290
Lebensbedingungen 68, 182
Lebensgemeinschaft 205
Lebenslauf 88, 217
Lebensplanung 90
Lebensraum 170
Lebenssinn 271
Lebensstil 26, 46, 70, 76, 101, 159, 163,
271, 293
Lebensweise 49, 90, 119, 124, 181
Lebenswelt 21, 34, 37, 50, 101, 208, 246,
258
Legalisierung 93
Leistungsfähigkeit 210
Leitbild 41, 54, 80, 82, 225, 267, 295
lernende Organisation 241
Lernfähigkeit 231, 287
Lernprozess 171, 180
Lesen 91
Lettland 83, 248
Levi-Strauss, C. 21, 25
Liberalismus 18, 97, 213, 215
Liebe 54, 267
Lied 127, 136, 153
Literatur 13, 20, 23, 40, 57, 93, 148, 180,
184, 195, 215, 248, 257, 261, 268,
271, 272, 273, 274, 275, 276, 277,
278
Logik 5, 308
lokale Faktoren 80
lokale Öffentlichkeit 245
Luftfahrzeug 47, 57
Luftverkehr 57
Luhmann, N. 12, 18
Luther, M. 222
Sachregister
M
Machtkampf 212
Machtpolitik 135
Mädchen 128, 170
Magie 29
Makroebene 239
Malaysia 172
Management 67, 85, 86, 132, 239, 240,
241
Manager 240
Managing Diversity 103, 125
Mann 84, 87, 136
Männlichkeit 84, 87, 267
Mannschaftssport 150
Marketing 44, 134, 139
Markt 282
Marktmacht 207
Marktwirtschaft 62
Marokko 275
Massengesellschaft 158
Massenkommunikation 256
Massenkultur 31, 70, 148, 271, 311
Massenmedien 26, 44, 47, 57, 158, 204,
236, 250, 251
Massenproduktion 44
Mathematik 9, 38
Mediation 7, 43
Mediatisierung 156, 256
Medien 7, 26, 36, 63, 88, 137, 150, 155,
156, 165, 197, 198, 215, 218, 219,
226, 229, 245, 249, 251, 267, 282,
309
Mediengeschichte 36, 47
Mediengesellschaft 142
Medienkompetenz 180
Medienkonzentration 180
Medienpolitik 146
Medientechnik 224, 300, 313
Medientheorie 36
Medienverhalten 156, 245, 252
Medienwirtschaft 134, 146
medizinische Versorgung 119
Mehrsprachigkeit 189, 237, 248
Melanesien 124
Menschenbild 18, 55
Menschenrechte 141, 174, 213
Metapher 166
Methodenforschung 121
221
Metropole 17, 49, 53, 72
Mexiko 17, 128, 172
Migrant 33, 125, 150, 152, 170, 185, 189,
227, 246, 247, 248, 252, 280, 295
Migration 77, 90, 116, 150, 171, 181, 227,
246, 254, 268, 275
Migrationsforschung 185, 246
Migrationspolitik 150
Mikroebene 239
Mikronesien 124
Militär 115, 165
Militarismus 222
Minderheit 33, 74, 123, 152, 174, 189,
190, 195, 247
Minderheitenpolitik 74, 189
Mitsprache 210
Mittelalter 9, 197, 222
Mittelamerika 17, 128, 172, 179
Mitteleuropa 58, 216, 220
Mobilisierung 163
Mobilität 265
Mode 170, 268, 271
Moderne 40, 41, 54, 55, 60, 96, 173, 180,
194, 198, 207, 260, 262, 274
Modernisierung 9, 49, 55, 81, 96, 101,
173, 310
Moral 25, 81, 96, 207, 215
moralisches Urteil 95, 289
Mosambik 102
Motiv 34
Motivation 90, 95, 191, 232
multikulturelle Gesellschaft 125, 171, 199,
200, 215, 275
Multimedia 134
multinationales Unternehmen 237
Museum 20, 133, 264, 281, 294
Musik 20, 30, 127, 145, 152, 155, 156,
157, 166, 185, 194, 230, 268, 269,
280, 282, 283, 284, 285, 287, 288,
290, 304
Musiker 152
Musikkanal 280
Musiksoziologie 290
Muslim 100, 187
Mutter 298
Mutterschaft 55, 298
Muttersprache 116
Myanmar 178
Mythologie 222, 292
222
Mythos
Sachregister
3, 52, 82, 94, 110, 221, 222
N
Nachfrage 304
nachhaltige Entwicklung 61
Nachhaltigkeit 201
Nachkriegsgesellschaft 107
Nachkriegszeit 76, 80, 87, 208, 222, 226,
264
Nahost 11, 20, 40, 89, 114, 177, 183, 186,
244, 252, 256, 275
Narration 21, 169, 296, 308
Narzissmus 95
Nationalbewusstsein 70
nationale Identität 114, 135, 136, 150,
175, 177, 182, 184, 186, 188, 190,
191, 194, 198, 222
nationale Integration 150
nationales Stereotyp 160
Nationalismus 53, 106, 178, 198, 200
Nationalität 147, 242
Nationalsozialismus 6, 44, 106, 143, 148,
193, 196, 221, 222, 226, 231
NATO 199
Natur 60
Netzgemeinschaft 288
neue Bundesländer 100, 128, 214, 290,
295
neue Medien 253, 288
Neuzeit 124, 197
nichteheliche Lebensgemeinschaft 71
Niederlande 152, 189, 196
Niedersachsen 208
Nietzsche, F. 207
Nigeria 244
Nomade 128
nonverbale Kommunikation 151, 256
Nordafrika 275
Nordamerika 1, 11, 20, 52, 62, 98, 113,
120, 145, 158, 179, 180, 184, 185,
186, 189, 198, 199, 200, 215, 253,
256, 280, 295, 297, 301, 307, 311
Nordrhein-Westfalen 127, 132, 167, 223
Normalisierung 84
Normalität 168
Norwegen 190
Notlage 67
NPD 163
O
Objekt 104
OECD-Staat 116
öffentliche Aufgaben 242
öffentliche Einrichtung 304
öffentliche Förderung 133
öffentliche Kommunikation 251
öffentliche Meinung 255
öffentliche Ordnung 273
öffentlicher Raum 17, 23, 105, 293
öffentliche Verwaltung 125
Öffentlichkeit 17, 19, 36, 49, 73, 177, 186,
213, 232, 244, 245, 272
öffentlich-rechtliche Einrichtung 145
Ökonomie 205, 288
ökonomische Entwicklung 205
ökonomische Faktoren 302
ökonomischer Wandel 73
ökonomischer Wert 9
ökonomisches Verhalten 67
Ökonomisierung 67
Online-Befragung 255
Ontologie 18
Oper 136, 290
Opfer 81, 82
Opportunismus 18
Opposition 244
Organisation 74, 132
Organisationen 141, 238, 239
Organisationsentwicklung 241
Organisationsstruktur 241
Organisationstheorie 3
organisatorischer Wandel 239
Organspende 98
Orientalistik 40
orthodoxe Kirche 58
Osmanisches Reich 40
Ostafrika 20, 96, 201, 244, 303
Ostasien 23, 72, 85, 89, 98, 131, 172, 178,
200, 248
Österreich 51, 114, 127, 149, 152, 196,
237
Österreich-Ungarn 51, 285
Osterweiterung 220
Osteuropa 58, 83, 182, 203, 220
Ozeanien 124
P
Pädagogik
11, 65
Sachregister
pädagogisches Konzept 300
Pakistan 128
Papst 222
Papua-Neuguinea 124
Paraguay 246
Parlamentsdebatte 236
Parsons, T. 12, 120
Partei 74, 75, 233
Parteianhänger 163
Parteiensystem 204
Partizipation 3, 154, 209
Patriarchat 60
Patriotismus 61, 82, 311
Pazifischer Raum 124
Persischer Golf 256
Persistenz 84
Personalbeurteilung 240
Personaleinstellung 240
Personalentwicklung 85
Personalisierung 204
Perspektive 228
Pflicht 25
Phänomenologie 5, 21, 45, 140, 162
Phantasie 13, 91
Philippinen 227
Philologie 6
Philosophie 6, 207, 257, 261
Plakat 33
Planung 132
Pluralismus 94, 163, 171, 189
Polen 85, 147, 175, 202, 229
Political Correctness 215
Politik 9, 14, 60, 64, 67, 79, 84, 97, 115,
147, 157, 163, 180, 186, 193, 204,
210, 211, 212, 218, 221, 254, 264,
267, 273, 283, 311
Politiker 84, 218, 219, 233, 235, 256
Politikverdrossenheit 204, 233
Politikwissenschaft 6, 203, 217
politische Bewegung 59
politische Bildung 203, 214, 231
politische Einstellung 173, 203, 206, 227,
297
politische Elite 204, 225, 235
politische Entscheidung 210, 236
politische Entwicklung 59, 124, 173
politische Faktoren 107
politische Folgen 59
politische Führung 221, 235
223
politische Funktion 211
politische Geschichte 59, 78, 173
politische Gruppe 59
politische Ideologie 153, 173, 222
politische Institution 216
politische Integration 117
politische Kommunikation 53, 142, 204,
211, 218, 219, 233, 254
politische Kultur 3, 51, 59, 62, 64, 65, 77,
80, 115, 137, 173, 180, 191, 198,
200, 203, 204, 206, 208, 209, 210,
212, 213, 214, 216, 218, 219, 220,
221, 223, 225, 226, 227, 228, 229,
231, 232, 235, 236, 244, 311
politische Linke 59, 214, 231, 274
politische Macht 33, 212
politische Ökonomie 59
politische Partizipation 232
politische Philosophie 9, 78, 173, 213
politischer Akteur 218, 299
politische Rechte 153, 214, 231
politische Reform 310
politischer Einfluss 147, 210, 218, 235,
251
politischer Konflikt 297
politischer Prozess 173, 210
politischer Wandel 65, 173
politisches Bewusstsein 206
politisches Handeln 223
politische Sozialisation 206
politische Soziologie 173
politisches System 210, 216, 227
politische Stabilität 216, 244
politisches Verhalten 227
politische Theorie 9, 173, 213, 228
politische Verhandlung 212
Politisierung 39, 142, 155, 207, 264
Polizei 291
Polynesien 124
Popkultur 66, 127, 142, 157, 271, 305, 311
Popmusik 11, 127, 142, 156, 157, 164,
271, 286
Popularisierung 48, 204
Popularität 156, 204
Populismus 204
Portugal 294
Postkolonialismus 303
postkommunistische Gesellschaft 203
Postmaterialismus 101
224
Postmoderne 8, 37, 108, 140, 205, 213,
258, 262, 271
postsozialistisches Land 53, 58, 73, 83,
85, 127, 147, 172, 175, 177, 195,
202, 203, 214, 216, 220, 229, 237,
248, 277
Poststrukturalismus 13
Praxis 9, 125
Presse 84, 93, 137, 211
Pressegeschichte 48
Prestige 70
Preußen 222
Privatisierung 62, 145
Privatsphäre 23, 250
Product Placement 305
Professionalisierung 75, 241
Proletariat 75
Propaganda 148, 224, 289, 310, 311
Protest 205, 223, 293
Protestant 100
Protestantismus 222
Protestbewegung 76, 223
Protestverhalten 223
Psychiatrie 278
psychische Faktoren 90, 309
Psychoanalyse 13
Psychologie 6
Public Private Partnership 145
Publikation 215, 260
Publikum 224, 311
Publizistik 229
Q
qualitative Methode 5
R
Radikalismus 200
Rahmenbedingung 135, 145, 224
Rasse 126, 196
Rassismus 152, 196, 286, 301
Rational-Choice-Theorie 54
Rationalität 9, 207, 285, 312
Rauchen 255
Raumfahrt 47
Raumplanung 72, 291
Rawls, J. 97
realer Sozialismus 155
Realität 1, 5, 36, 258, 279, 292
Reality-TV 36
Sachregister
Rechnen 91, 243
rechtliche Faktoren 98
Rechtsanspruch 119
Rechtsfähigkeit 119
Rechtsform 145
Rechtsgrundlage 291
Rechtsprechung 99, 138
Rechtsradikalismus 153, 166
Redaktion 224
reflexive Modernisierung 41
Reflexivität 18, 23, 33, 70, 270
Reform 67, 202
Regelung 238
Regierung 210, 236
regionale Entwicklung 129, 134
regionale Identität 112, 175, 188
Reichtum 75
Reise 114, 151, 172
Rekrutierung 131
Relevanz 264
Religion 8, 11, 12, 25, 34, 64, 83, 97, 100,
118, 124, 129, 175, 196, 200, 213,
222, 283
Religionsgemeinschaft 83
Religionsgeschichte 64
Religionskritik 197
Religionssoziologie 83
Religionswissenschaft 6
Religionszugehörigkeit 100, 170
religiöse Bewegung 43, 64
religiöse Faktoren 100, 103, 279, 292
religiöse Gruppe 43, 125, 197
religiöser Konflikt 197
Religiosität 100, 279
Reorganisation 117
Repräsentation 21, 26, 33, 36, 123, 172,
177, 201, 279, 286, 294
Reproduktionsmedizin 183
Republik Südafrika 89, 215
Rezeption 10, 31, 32, 153, 156, 157, 262,
280, 288, 290, 292, 296, 307, 309
Reziprozität 25
Rhetorik 285
Richtlinie 238
Ritual 12, 29, 58, 94, 108, 122, 124, 128,
130, 150, 164, 212, 267, 303
Roboter 34
Rockmusik 153, 157, 163, 164
Rolle 48, 176, 232, 307
Sachregister
Rolleneinnahme 176
Rollenspiel 16
Rollenverständnis 159
Roman 57, 277, 278
Romanistik 6, 277
Romantik 54, 270
Routine 94
Ruanda 107
Ruhrgebiet 132, 139, 274
Rumänien 182, 195, 203
Rundfunk 252
Rundfunkanstalt 245
Russe 247
Russland 58, 73, 85, 127, 172
S
Sachsen 140, 147, 263
Säkularisierung 64, 93
Sartre, J. 18
Satire 229
Schamanismus 123
Schauspiel 16
Schauspieler 302
Schifffahrt 47, 124
Schlesien 147
Schleswig-Holstein 112, 133
Schlüsselqualifikation 242
Schmitt, C. 18
Schrift 12, 249, 289
Schriftsteller 13, 148, 182, 229, 273, 274,
276
Schröder, G. 204
Schulbuch 186, 289
Schule 63, 91
Schulentwicklung 91
Schüler 167, 282
Schülerin 167
Schütz, A. 11, 21
Schwangerschaftsabbruch 93
Schweiz 51, 89, 127, 160, 189, 313
SDS 59
Segregation 247
Selbstbestimmung 74, 93
Selbstbestimmungsrecht 98
Selbstbild 25, 26, 87, 168, 170, 195, 200,
201, 287, 295, 303
Selbstdarstellung 26, 75, 179, 271, 293
Selbstkontrolle 41, 267
Selbstmord 47
225
Selbstorganisation 205
Selbstreferenz 45
Selbststeuerung 37
Selbstverständnis 12, 18, 19, 30
Semantik 37, 54, 254
Semiotik 271
Serbien 191
Sexualaufklärung 63
Sexualerziehung 63
Sexualität 44, 54, 63, 155
Sexualverhalten 63, 111
Show 155
Sicherheit 257
Siebenbürgen 127, 195
Simmel, G. 23, 76
Singapur 178
Situationsanalyse 30, 151
Skandal 250
Skandinavien 248
Slowenien 127, 277
Soldat 115, 242, 294
Sozialdarwinismus 196
soziale Anerkennung 25, 33, 81, 82
soziale Anpassung 58
soziale Anziehung 110
soziale Bewegung 59, 205
soziale Beziehungen 54, 100, 101, 168,
246, 267
soziale Differenzierung 45, 101
soziale Distanz 18, 19
soziale Einstellung 19
soziale Entwicklung 27
soziale Folgen 133
soziale Frage 55
soziale Gerechtigkeit 69
soziale Integration 73, 77, 100, 185, 190,
275
soziale Klasse 10, 28, 31, 290
soziale Konstruktion 12, 16, 19, 37, 76, 82
soziale Krise 301
soziale Marktwirtschaft 77
soziale Norm 41
soziale Partizipation 76, 181
soziale Position 19, 99
Sozialer Dialog 76
sozialer Konflikt 63, 76
sozialer Prozess 15, 154
sozialer Raum 8, 23, 38, 101, 159, 173,
179, 284
226
sozialer Status 45, 99
sozialer Wandel 48, 58, 61, 63, 65, 74, 82,
107, 173, 182, 245, 266
soziale Schichtung 44, 101, 124, 277
soziale Schließung 120
soziales Milieu 72, 101, 232
soziales Netzwerk 50, 72, 101, 105
soziales Problem 301
soziales System 45, 121, 239, 258
soziales Verhalten 82
soziale Umwelt 306
soziale Ungleichheit 45, 48, 70, 173, 290
soziale Wahrnehmung 105, 114
soziale Wirklichkeit 5, 37, 258, 306
Sozialforschung 5
Sozialgeschichte 44, 277
Sozialisation 1, 170, 241
Sozialismus 59, 76, 263, 299
sozialistische Bewegung 59
sozialistischer Staat 231
Sozialkapital 100, 101
Sozialkunde 186
Sozialpädagogik 94
Sozialpolitik 225
Sozialstaat 207
Sozialstruktur 19, 31, 54, 124, 277
Sozialwissenschaft 30
soziokulturelle Entwicklung 7, 61, 73,
109, 110, 261, 274
soziokulturelle Faktoren 11, 108, 170,
245, 280
Soziolinguistik 167
sozioökonomische Entwicklung 154
sozioökonomische Faktoren 278
sozioökonomische Struktur 9
Spanien 55
SPD 204
Spezialklinik 223
Spiel 16, 130, 155, 169, 267
Spielfilm 295, 298, 305
Spionage 305
Spiritualität 43, 83
Sport 56, 169
Sportwissenschaft 6
Sprache 13, 14, 20, 37, 45, 115, 124, 126,
135, 166, 167, 174, 189, 190, 192,
193, 215, 234, 248, 253, 254, 273,
275, 289, 293
Spracherwerb 189
Sachregister
Sprachförderung 189
Sprachgebrauch 19, 166, 167, 192, 233,
273
Sprachgruppe 188, 189, 190
Sprachkenntnisse 237
Sprachverhalten 19, 189, 248
Sprachwandel 248
Sprechakt 29
staatliche Einflussnahme 74
Staatsangehörigkeit 116
Staatsform 74
Staatsgrenze 11
Stabilität 25, 70
Stadt 23, 49, 72, 73, 80, 105, 212, 263,
291, 293
Städtebau 80, 263
Stadtentwicklung 23, 80, 139, 263, 291
Stadtregion 72
Stadtteil 291
Standardisierung 4
Standortpolitik 134
Star 66, 164, 302, 307
Statistik 278
Statusbewusstsein 76
Statussymbol 76
Steiermark 127
Stellenangebot 237
Sterben 93, 109, 122
Stereotyp 33, 215, 248, 286, 305
Streik 51
Student 161, 167, 206, 253
Studentenbewegung 59, 65
Studentenschaft 206
Studentin 167, 206
Subjekt 13, 14, 37, 56, 104, 207
Subjektivität 1, 13, 267
Subkultur 101, 140, 153, 158, 189, 291,
293
Sublimierung 45
Suchmaschine 255
Südamerika 17, 118, 128, 246, 295
Sudan 96
Südasien 20, 43, 89, 103, 128, 212, 269,
287
Südeuropa 248
Südkorea 98
südliches Afrika 89, 102, 215
Südostasien 89, 123, 128, 129, 172, 178,
227
Sachregister
Südosteuropa 182, 203
symbolische Politik 193
symbolischer Interaktionismus 54, 120
symbolisches Kapital 87
Symbolismus 13
Sympathie 209
Systemkritik 299
Systemtheorie 37, 45, 54, 243, 258
T
Tageszeitung 127
Tanz 162, 267, 269
Tausch 25
Technik 74, 91, 154, 303
Technikfolgen 47
Technikgeschichte 47
Techniksoziologie 47
technische Entwicklung 9, 282, 300, 313
technischer Fortschritt 15, 47
technischer Wandel 61
Technokultur 139
Technologie 27
Technologiepark 72
Terrorismus 57, 295
Thailand 178
Theater 130, 136, 145, 155, 185
Theaterwissenschaft 6
Theokratie 64
Theologie 8
Theorievergleich 213
Therapie 98
Tibet 178
Tier 34
Tirol 149
Tod 82, 108, 109, 115, 122, 128
Toleranz 200
Tourismus 44, 102, 114, 137, 151, 160
Tourist 114
Tradition 63, 70, 75, 95, 96, 124, 179,
194, 195, 231
traditionelle Gesellschaft 63, 96, 124
traditionelle Kultur 89, 96, 103, 138, 194
transatlantische Beziehungen 113, 184
Transfer 187, 280
Transformation 23, 87, 203, 220
Transkulturalität 123, 269
transnationale Beziehungen 50, 150, 180,
202
Transzendenz 16, 25
227
Trauer 108, 109
Traum 279
Trend 76
Trieb 1
Tschechische Republik 85, 202, 237
Tschechoslowakei 147
Tugend 81, 95
Türke 152, 247
Türkei 89, 183, 186, 252, 275
Typologie 21, 79, 89, 125, 151
U
UdSSR 305
UdSSR-Nachfolgestaat 58, 73, 83, 85,
127, 172, 177, 248
Ukraine 83
Umfrageforschung 255
UNESCO 135
Unfall 47
Ungarn 53, 127
Unterbewusstsein 12
Unterhaltung 148, 155
Unterhaltungsindustrie 142
Unternehmen 140, 237, 238, 239
Unternehmensberatung 238
Unternehmenskultur 238
Unternehmer 73
Unterricht 91, 300
Unterrichtsmedien 310
Unterschicht 68
Urbanität 17, 23, 72
Urlaub 151
Urteil 14
USA 1, 11, 52, 62, 98, 113, 120, 145, 158,
179, 180, 184, 185, 186, 189, 198,
199, 200, 215, 253, 256, 280, 295,
297, 301, 307, 311
V
Verantwortung 74, 231
Verbot 279
Verdinglichung 279
Verfahren 92, 131, 279
Vergangenheitsbewältigung 137, 214, 221,
226, 231
vergleichende Forschung 120
Verhaltensforschung 15
Verhaltensmuster 107
Verkehrssystem 47
228
Verkehrsunfall 47
Vermarktung 62
Vernetzung 144, 247
Vernunft 8, 97
Verständnis 125, 233
Verstehen 3, 14, 16, 30, 34, 114, 119,
243, 287
Vertrauen 216
Vertrieb 160
Verwandtschaft 94, 183
Verwissenschaftlichung 112
Video 23, 36, 249, 280
Videofilm 36
Videokonferenz 253
virtuelle Gemeinschaft 246
virtuelle Realität 36, 169
Visualisierung 33, 87, 224
visuelle Wahrnehmung 33, 42, 306, 308
Völkermord 260
Völkerrecht 141, 213
Volkskunde 106, 112, 117, 127
Volkskunst 277, 293
Volksmusik 136
Volkszählung 116
Vorschule 170
W
Wähler 204
Wahlkampf 204
Wahrnehmung 39, 92, 95, 161, 179, 279,
291, 292
Währungsreserve 222
Waldorfschule 196
Weber, M. 18, 29, 70, 287
Website 166
Weimarer Republik 9, 44, 49, 87, 196,
217
Weiterbildung 237
Welt 21, 199, 246
Weltanschauung 196
Weltbild 124, 297
Weltgesellschaft 14, 42, 200, 213, 244
Weltpolitik 64
Wende 214
Werbung 150, 160, 253, 289
Wert 11, 89, 124, 201, 240, 242
Wertorientierung 19, 75, 81, 82, 88, 89,
101, 109, 144, 168, 209, 218, 220,
227
Sachregister
Wertwandel 75, 81, 168, 225
Westafrika 63, 111, 128, 194, 244, 245
Westeuropa 58, 182, 187, 193, 218
westliche Welt 83, 115, 199
Widerstandsbewegung 229, 274
Wiedervereinigung 214
Wirkungsanalyse 159
Wirtschaftsbeziehungen 168
Wirtschaftskrise 67
Wirtschaftssoziologie 140
Wirtschaftsverband 146
Wissen 1, 3, 9, 12, 21, 35, 39, 47, 72, 79,
91, 92, 96, 112, 117, 123, 171, 183,
239, 241, 242, 278
Wissenschaft 13, 36, 39, 48, 67, 79, 104,
106, 113, 140, 196, 236, 272, 281
Wissenschaftler 38, 126, 147, 298
Wissenschaftsanwendung 241
Wissensgesellschaft 21, 47, 161, 239
Wissensmanagement 239
Wissenssoziologie 1, 5, 35, 79
Wissenstransfer 42, 50, 113, 123
Wochenzeitung 48
Wohlfahrtsstaat 225
Wohlstand 168
Wohnen 159, 291
Wohnform 159
Wohnung 159
Wörterbuch 248
Wortschatz 289
Z
Zeitgeist 40
Zeitgeschichte 7
Zeitschrift 48, 157, 192
Zeitung 157, 215, 289
Zensur 229
Zentralafrika 107
Zivilcourage 82, 229
Zivilgesellschaft 70, 208, 214, 244
Zivilisation 60, 74, 95, 175
Zufriedenheit 210
Zukunft 15, 32
Zweiter Weltkrieg 137, 143, 215
Zwischenkriegszeit 53, 310
16. Jahrhundert
17. Jahrhundert
58, 118
1, 58, 118
Sachregister
18. Jahrhundert 58, 118, 197, 272, 283
19. Jahrhundert 20, 40, 43, 48, 50, 52, 56,
58, 73, 114, 136, 185, 192, 193, 271,
272, 273, 277, 283, 285
20. Jahrhundert 20, 40, 43, 44, 50, 52, 55,
56, 58, 175, 192, 197, 226, 250, 268,
271, 272, 274, 278, 283
21. Jahrhundert 114, 196, 197, 271
229
Institutionenregister
231
Institutionenregister
Arnold-Bergstraesser-Institut für Kulturwissenschaftliche Forschung e.V.
Deutsches Literaturarchiv Marbach
227
281
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg 168
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Arbeitsstelle Kommunikationstheorie, Medienwirkungs- und Mediennutzungsforschung 218, 219
Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut Bereich Politikwissenschaft
17
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" 182, 191, 195, 299
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Philosophische Fakultät, Historisches Institut Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts 50
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden
147
Hochschule der Medien Stuttgart
309
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Institut für Medienforschung -IMF-
165, 272
Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie"
278
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische Ethnologie
177, 183
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften
Lehrstuhl für Neuere Geschichte, insb. 19. Jahrhundert 113
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, SFB 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel 177, 183
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse 84
Institut für die Geschichte der deutschen Juden 56
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften -IFKIWM - Institut für Wissensmedien
35
285, 303
281
Jacobs University Bremen gGmbH, School of Humanities and Social Sciences, Professorship of
History 43
Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Architektur, Institut für Orts-, Regional- und
Landesplanung Fachgebiet Regionalplanung und Bauen im ländlichen Raum 161
232
Institutionenregister
Karlsruher Institut für Technologie -KIT-, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für
Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs 92, 154
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
269
188
Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften
125
103,
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Fak. II Kultur- und Naturwissenschaften, Institut für
Kulturmanagement 304
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig
Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr
50
242
Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen
252
Technische Universität Berlin, Fak. VI Planen, Bauen, Umwelt, Institut für Soziologie 86
Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin - New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" am Center for Metropolitan Studies 53
Technische Universität Braunschweig, Fak. 02 Lebenswissenschaften, Abt. Geschichte der Naturwissenschaften, insb. Pharmaziegeschichte 272
Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut
für Soziologie Prof.Dr. Löw 306
Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie 92, 132, 139
Technische Universität Dortmund, Fak. 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für
Soziologie Lehrstuhl für Soziologie der Geschlechterverhältnisse 161
Technische Universität Dresden, SFB 537 Institutionalität und Geschichtlichkeit
52
Technische Universität Wien, Fak. für Architektur und Raumplanung, Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Fachbereich Soziologie 232
Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung 236
Universität Bayreuth, Bayreuth International Graduate School of African Studies -BIGSAS107, 111
Universität Bayreuth, IWALEWA-Haus - Afrikazentrum
268
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844
"Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" 42
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, WE I Theorie und Geschichte der Soziologie Professur
für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie Prof.Dr. Heintz 174
Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information -IMKI- 247
Institutionenregister
233
Universität Duisburg-Essen Campus Essen, FB Geisteswissenschaften, Institut für Kommunikationswissenschaft 251
Universität Düsseldorf, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für BWL, insb. Marketing 304
Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Romanisches Seminar
24
192
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Forschungsschwerpunkt
Stadt, Region und soziale Sicherheit 35
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Kultursoziologie 262
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für
Wissenschaftliche Politik, insb. Internationale Politik 227
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Seminar für Wissenschaftliche Politik Lehrstuhl für
Wissenschaftliche Politik, insb. Vergleichende Regierungslehre 234
Universität Gießen, FB 05 Sprache, Literatur, Kultur 272
Universität Gießen, Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit
bis zur Gegenwart" 49
Universität Göttingen, DFG-Forschergruppe 772 "Die Konstituierung von Cultural Property: Akteure, Diskurse, Kontexte, Regeln 138, 141
Universität Göttingen, Philosophische Fakultät, Institut für Kulturanthropologie, Europäische Ethnologie 208
Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Religionssoziologie 174
Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion"
118, 201, 260
40, 99, 102,
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät II Philologien, Kommunikations- und Musikwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation & Sport, Department Medien- und
Kommunikationswissenschaften 309
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische
Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Ethnologie
102, 201, 260
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische
Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Philosophie
118
Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische
Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft
40, 99
Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Kulturgeschichte und Kulturkunde Institut für Volkskunde, Kulturanthropologie 245
Universität Hannover, Philosophische Fakultät, Deutsches Seminar
166
234
Institutionenregister
Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Kommunikationstheorie 233
Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung 240
Universität Innsbruck, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus 149
Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft
218
Universität Innsbruck, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut BrennerArchiv 276
Universität Karlsruhe, Fak. für Geistes- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft -ISMK- Abt. 1 Soziologie Lehrstuhl für Soziologie unter besonderer Berücksichtigung des Kompetenzerwerbs 161
Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Seminar für Europäische Ethnologie, Volkskunde 112
Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie Professur Sozialpsychologie II 256
Universität Köln, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 427 "Medien und kulturelle
Kommunikation" 256
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Forschungsgruppe Wissenssoziologie 16, 26
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie 58
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Literaturwissenschaft
58
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" 26, 58
Universität Leipzig, Philologische Fakultät, Institut für Amerikanistik
184
Universität Leipzig, Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung -ZLSUniversität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften
50
27
Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und
der Moderne" 283
Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Institut für Ethnologie
123
Universität Osnabrück, FB 01 Sozialwissenschaften, Fachgebiet International Vergleichende Gesellschaftsanalyse 146
Universität Tübingen, Fak. für Kulturwissenschaften, Kunsthistorisches Institut
281
Universität Tübingen, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Ludwig-Uhland-Institut für
Empirische Kulturwissenschaft 117, 281
Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts 176
Institutionenregister
235
Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung -IPMZ- 218
Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V.
57, 80, 297
Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse 2, 243, 284
Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate
management & economics, Lehrstuhl für Marketing 86
Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department corporate
management & economics, Lehrstuhl für Unternehmensführung & Personalmanagement
302
ANHANG
Hinweise
239
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Dienstleistungsangebot der Abteilung
„Fachinformation für die Sozialwissenschaften“
Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und
Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche
Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar.
Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch:
● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen
● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen
chancengleichheitsrelevanten Themen
● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene
● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in
Kooperation mit der Wissenschaft
● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber
Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf
Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen
Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen
werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten
integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner
mit einbezieht.
Datenbanken
Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die
Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In
Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der
Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis
2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab
2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und
Methodik - WISDOM - übernommen.
Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht
unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen
sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift
für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale
für Recherchen zur Verfügung:
www.sowiport.de
SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken:
●
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen
erreichbar.
www.infoconnex.de
Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.
Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und
längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
● Allgemeine Soziologie
● Berufssoziologie
● Bevölkerungsforschung
● Bildungsforschung
● Familienforschung
● Frauen- und Geschlechterforschung
● Freizeit - Sport – Tourismus
● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
● Gesundheitsforschung
● Industrie- und Betriebssoziologie
● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung
● Jugendforschung
● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
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●
senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche
Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen
zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den
thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS
Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu
Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das
Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank
FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im
Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).
Internet-Service der GESIS
Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter
www.gesis.org
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
GESIS-Servicestelle Osteuropa
53113 Bonn
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Tel.:+49 (0)228-2281-0
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
E-mail:[email protected]
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