Einstieg in CATIA V5

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Einstieg in CATIA V5
Einstieg in CATIA V5
Rudolf W. Rembold
Objektorientiert konstruieren in Übungen und Beispielen
ISBN 3-446-40974-2
Inhaltsverzeichnis
Weitere Informationen oder Bestellungen unter
http://www.hanser.de/3-446-40974-2 sowie im Buchhandel
Inhaltsverzeichnis
Werkzeuge
Welches Wissen vermittelt dieser Einstieg?
9
9
Wie sind die Kapitel aufgebaut?
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Wie funktionieren die Werkzeuge am Schirm?
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Übung Erste Schritte
Übung Umgebungen
Wie werden die Daten gespeichert?
Anpassungsfähige Körper
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32
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Was ist ein Einzelteil?
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Übung Rundscheibe
Übung Eckplatte
Übung Grafik
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Wie werden Teile objektorientiert konstruiert?
Übung Klötzchenturm
Übung Distanzscheibe
Übung Bolzen
Übung Kappe
Übung Schutzblech
Übung Radhalter
Übung Stange
Übung Lenker
Übung Rad
Übung Kipphebel
Übung Trittbrett
Übung Drehteller
Übung Mutter M8
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Inhaltsverzeichnis
Erweiterte Methoden für Körper
Wie werden Körper zusammengefügt?
Übung Schneide
Wozu werden Referenzelemente gebraucht?
Übung Gleitring
Übung Drehkreuz
Übung Eckknoten
Übung Zylinderschraube M8
Übung Zylinderfeder
Wie kann Symmetrie genutzt werden?
Übung Seilrolle
Was sind systematisch aufgebaute Teile?
Übung Klemme
Übung Winkelhebel
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121
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Was sind Formteile?
191
Übung Clipmuster
Übung Clip
Übung Stab
Übung Griff
193
199
201
203
Baugruppe
205
Was ist eine Baugruppe?
205
Wie werden fertige Teile zur Baugruppe zusammengesteckt?
210
Übung Gelenkkreuz
Übung Schnappschere
Übung Stangengruppe
Übung Lenkergruppe
Übung Trittbrettgruppe
Übung Roller
Wie werden autarke Teile in der Baugruppe konstruiert?
Übung Abzieher
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Inhaltsverzeichnis
Wie werden abhängige Teile in der Baugruppe konstruiert?
Übung Nietblech
Übung Nut-Feder-Verbindung
Übung Kunststoffgetriebe
Wie werden Baugruppen noch effektiver?
Varianten
Was sind parametrische Teile?
Übung Quader
Übung Rundblech
Übung Muttern
Übung Lasche
Was ist eine parametrische Baugruppe?
Übung Gesicherte Öse
Übung Kugellager
Anpassungsfähige Flächen
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323
Was sind Flächen?
323
Wie entstehen Körper mit abhängigen Flächen?
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Übung Tetraeder
Übung Rohrverbindung
Übung Maus
Übung Mausgehäuse
Wie entsteht ein anpassungsfähiges Flächenmodell?
Übung Radsattel
Übung Flaschenöffner
Übung Tretkurbel
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Inhaltsverzeichnis
Anhang
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Standardfunktionsgruppen
413
Arbeitsfunktionsgruppen
417
Stichwortverzeichnis
425
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Einstieg in CATIA V5
Rudolf W. Rembold
Objektorientiert konstruieren in Übungen und Beispielen
ISBN 3-446-40974-2
Leseprobe
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Anpassungsfähige Körper
Was ist ein Einzelteil?
Maschinenbauliches Konstruieren ist ein komplexer Prozess,
der von der Funktionsfindung bis zur geometrischen und
endgültig herstellbaren Auslegung in sinnvolle Schritte unterteilt wird. Mit zunehmender Konkretisierung der Aufgabe
wird die Konstruktionsidee von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt
immer klarer strukturiert und damit geometrisch genauer
beschreibbar. Der den Prozess begleitende Kern ist das räumliche Einzelteil mit seiner schrittweise konkreter werdenden
geometrischen Gestalt. Einerseits bestimmt seine Körperform
die Gestalt des Endprodukts, andererseits bestimmt die Struktur
der Gesamtkonstruktion, also das Zusammenspiel aller unabhängigen Einzelteile, die Verwendbarkeit des fertigen Produkts.
Das Einzelteil als kleinste maschinenbauliche Einheit ist, wie
eine Befestigungsmutter oder eine Spannfeder, genau das,
was aus einem Material am Stück hergestellt werden kann.
Die Befestigungseinheit, die aus den 3 Einzelteilen Kipphebel,
Schraube und Befestigungsbolzen besteht, stellt schon eine
einfache Baugruppe dar.
Das räumliche Einzelteil
ist die kleinste maschinenbauliche Einheit
Möglichst früh im Prozess soll begleitend das physikalische Geschehen analysiert
werden, beispielsweise die kinematische Beweglichkeit oder die Tragfähigkeit und
Festigkeit der Bauteile. Erst wenn alle physikalischen und fertigungstechnischen
Fragestellungen befriedigend beantwortet sind, kann die endgültige geometrische
Auslegung erfolgen. Es zeigt sich als effektiv, wenn einerseits die geometrische
Gestalt des Produkts räumlich beschrieben wird und möglichst lange variabel und
anpassungsfähig bleibt, andererseits möglichst früh deren Auswirkungen auf die
funktionalen und konstruktiven Eigenschaften erkannt werden können. Dazu bietet
modernes CAD ineinander greifende Mittel an:
• Das geplante Produkt kann klar in selbstständige Einheiten oder Baugruppen strukturiert werden. Baugruppen bestehen aus Einzelteilen und eventuell aus weiteren
eigenständigen Baugruppen.
• Die Form der Einzelteile kann mit geometrischen Regeln in sich variabel festgelegt
werden. Alle definierten Zusammenhänge und Abhängigkeiten werden bei jeder
geometrischen Änderung angepasst. Diese Eigenschaft wird assoziativ genannt.
Dadurch bleibt das Einzelteil während des Konstruktionsprozesses maßlich variabel.
Im Sinne des zugrunde liegenden Geometrieaufbaus ist das Teil auch bedingt in
seiner Gestalt veränderlich.
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Anpassungsfähige Körper
• Die Körpergeometrie kann schon in einem frühen Stadium der Gestaltfindung auf
ihre Funktion hin überprüft werden. Das Einzelteil kann beispielsweise auf seine Belastbarkeit getestet oder die Baugruppe in ihrer Beweglichkeit simuliert werden.
• Die Körpergeometrie dient auch als Basis für die sich anschließende Arbeitsvorbereitung, für die NC-Fertigung und kann in den betriebswirtschaftlichen Datenstrom
integriert werden.
Wie wird ein Einzelteil aufgebaut?
Teilekonstruktion
Das Einzelteil entsteht mit den Arbeitsfunktionen der Funktionsumgebung Teilekonstruktion und wird in einer Datei vom Typ CATPart abgelegt. Die Anweisung Start >
Mechanische Konstruktion > Part Design stellt beides bereit.
Die Datei für Einzelteile stellt automatisch einen Strukturbaum
mit dem Einzelteilnamen, das Achsensystem in Form der drei
Hauptebenen und eine „Datenschachtel“ Hauptkörper als Basis
zur Verfügung. In diesem Hauptkörper entsteht im Laufe des
Gestaltungsprozesses das Einzelteil mit seinen Grundkörpern und
den Aufbauvorschriften.
Einzelteile sind geometrisch und topologisch
verbundene Grundkörper
Ein Einzelteil oder Bauteil ist grundsätzlich genau ein Körper,
der durchaus eine komplexe Gestalt haben kann. Die Gesamtform
dieses Einzelteilkörpers baut sich schrittweise aus nur wenigen kanonischen (einfach beschreibbaren) Körperformen auf. Es können
auch freie Oberflächenformen hinzukommen. Den Erfordernissen
der Gestalt des Einzelteils folgend, wird dieses, ähnlich einem Baukasten mit einfachen
Klötzchen, nach und nach aus passenden Grundkörpern (primitives) zusammengesetzt.
Diese Grundkörper werden einerseits geometrisch miteinander verbunden und andererseits topologisch durch so genannte Boolesche Operationen (vereinigen, abziehen,
auf das Gemeinsame begrenzen, ...) miteinander verknüpft. Auf diese Weise entsteht
ein sequenzieller Aufbau des endgültigen komplexen Einzelteils, der im Strukturbaum protokolliert wird. Die Auswahl und Zusammensetzung der Grundkörper für
die endgültige Gestalt des Einzelteils ist vielfältig möglich. Ein geschickter, also die
Gestaltungsidee anpassungsfähig beschreibender, und einfach strukturierter Aufbau
der Gesamtgestalt ist die Kunst des Konstrukteurs. Dafür stellt das Programm CATIAV5
ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung.
Weitere „Datenschachteln“ wie die des Hauptkörpers können für
zusätzliche eigenständige Körper oder als Sammelstelle für alle
nicht körperbildende Geometrie (Punkte, Linien und Flächen im
Raum) in den Strukturbaum aufgenommen werden. Mit dem
Menü Einfügen > Körper beispielsweise lassen sich solche neuen
Körper anlegen. Da ein Einzelteil grundsätzlich nur genau ein
Hauptkörper ist, werden Zusatzkörper nur eingefügt, wenn dies
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Was ist ein Einzelteil?
für den Konstruktionsaufbau temporär erforderlich ist. Sind mehrere Körper angelegt,
ist nur genau einer davon aktiv und durch einen Unterstrich gekennzeichnet. Neue
Geometrie wird immer nur in diesem am Ende angefügt.
Körpergeometrie wird in der Reihenfolge der Einträge im Strukturbaum streng sequenziell ausgewertet. Das jeweils neu erzeugte Objekt wird im Baum am Ende des Körpers
eingetragen und wirkt sich in seiner Einbaubedingung auf die schon vorhandene
Geometrie aus. Ist das neue Objekt eine Durchgangsbohrung, haben alle betroffenen
Grundkörper desselben Körpers ein Loch. Für diese Aufbauhierarchie wird auch die
Bezeichnung konstruktive Körpergeometrie (constructive solid geometry CSG) verwandt. Ist der Strukturbaum in mehrere „Datenschachteln“ Körper aufgeteilt, betrifft
das neu eingefügte Objekt nur den bearbeiteten Körper.
Wie entsteht ein Grundkörper?
Damit das Einzelteil gestaltet werden kann, muss seine komplexe
Endform in passende Grundkörper aufgeteilt und dadurch strukturiert werden. Erst dann beginnt die eigentliche Gestaltung des
Einzelteils durch den Aufbau der geplanten Grundkörper. Ein
Grundkörper besteht aus einem formbestimmenden geschlossenen
Profil oder Umriss und einer Vorschrift zum Verziehen in die dritte
Dimension. Das Profil ist in der Regel ein ebener Kurvenzug, für
einen Quader beispielsweise ein geschlossenes Rechteck oder für
einen Drehkörper ein mit der Achse geschlossenes Halbprofil. Die
Verziehrichtung ist beim Quader dessen Höhe und beim Rotationskörper ist es die Drehung. Verallgemeinert werden begrenzte
Flächen in eine Richtung zum Körper verzogen.
Grundkörper entstehen
aus Profilen und einer
Verziehrichtung
Das geschlossene Profil eines Grundkörpers ist fast immer eine
ebene Skizze, und nur damit beschäftigt sich dieser Abschnitt. Eine
Skizze liegt als Einheit auf einer Stützebene, die im Raum beliebig
positioniert und verschoben werden kann. Besteht das Einzelteil
nur aus einem Grundkörper, ist dessen Lage bedeutungslos. Baut
sich die Form des Einzelteils aus mehreren Grundkörpern auf,
müssen diese geometrisch und topologisch zusammengehören.
Für das Profil bedeutet dies, dass ein anbauender Grundkörper
auch geometrisch am Einzelteil liegt. Dies gilt sowohl für die
Lage der Stützebene als auch für die Ausdehnung des Profils.
Der topologische Zusammenhang der Grundkörper wird durch
Boolesche Vereinigung der Körpermengen hergestellt. Besteht das
Einzelteil wieder nur aus einem Grundkörper, ist das unerheblich.
Bei mehreren Grundkörpern muss klar sein, ob der neue Grundkörper anbaut oder abzieht. Dies erledigt im einfachen Fall die
Körperfunktion selbst.
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Anpassungsfähige Körper
Block
Welle
Rippe
Volumenkörper mit
Mehrfachschnitten
Tasche
Nut
Rille
Entfernter Körper
mit Schnitten
Bohrung
Versteifung
Kombinierter
Volumenkörper
Grundkörper orientieren
sich geometrisch an
Nachbarn
Die Aufbaureihenfolge
definiert die Teileform
Die Körperfunktionen beschreiben die Vorschrift zum Verziehen. Gleichzeitig bauen
diese Funktionen den entstehenden Grundkörper in die Topologie des Einzelteils
ein. Die Funktion Block für Prismen verzieht das Profil entlang einer Geraden, die
Welle für Drehteile verzieht in Kreisform, die Rippe für allgemeine strangartige Körper verzieht entlang einer Kurve und Volumenkörper mit Mehrfachschnitten verbindet
mehrere Profile. Diese vier Funktionen erzeugen positive Körper, das heißt, sie werden
als Positivform erstellt. War der gerade aktive Körper leer, entsteht ein neuer Grundkörper, gab es schon Geometrie, wird der neue Grundkörper mit dem vorhandenen
Körper vereinigt, dieser wird also größer. Tasche für Löcher in Oberflächen, Nut für
Abzugringe an Zylinderflächen, Rille für Abzüge durch allgemeine Verziehkörper
eines und Entfernter Volumenkörper mit Mehrfachschnitten für mehrere Profile erzeugen
negative Körper und damit die entsprechenden Gegenstücke. Es entsteht ein Abzug
an einem schon bestehenden Körper. Die zusätzlich angebotene Funktion Bohrung ist
eine spezielle Kreistasche mit Attributen als negativer Körper. Die Versteifung entspricht
einer senkrechten Rippe als positiver Körper. Auch einen positiven Körper liefert die
Funktion Kombinierter Volumenkörper, die einen Körper als Schnittmenge zweier sich
kreuzender Prismen erzeugt.
Beim Aufbau des Körpers aus den Grundkörpern bauen die hinzukommenden Grundkörper am schon bestehenden Körper weiter.
Neue Geometrie orientiert sich geometrisch am schon bestehenden Objekt. Beispielsweise hat eine Tasche definierte Abstände
zu den Rändern des Blocks, beginnt auf dessen Oberfläche und
ist um ein bestimmtes Maß tief. Eine Bohrung erstreckt sich von
der Oberfläche bis zur Unterfläche eines Bleches. Auf diese Weise
müssen nur noch die unbedingt notwendigen Maße für den neuen
Konstruktionsschritt vorgegeben werden. Viele Abmessungen
ergeben sich aus dem schon konstruierten Körper und können
von diesem geometrisch übernommen werden. Dies entspricht
der geometrischen Abhängigkeit der Teile.
Die sequenzielle Reihenfolge der Grundkörper und ihre Verknüpfung bestimmen die Gesamtform des jeweiligen Körpers. Dies wird
im Strukturbaum protokolliert und entspricht der topologischen
Abhängigkeit der Teile. (Zuerst der Quader als Block.1, dann die
Säule als Block.2, und anschließend bohrt der Körper Bohrung.3
im Bild durch beide Blöcke.)
Diese Aufbaureihenfolge kann nachträglich verändert werden, hat
aber dann Auswirkungen auf die Gesamtform. Im Beispiel wird
die Bohrung jetzt nur am ersten Block ausgeführt, zuvor bohrte
sie als dritter Eintrag beide Blöcke. (Der dritte Körper Bohrung.3
liegt jetzt vor der Säule Block.2 und bohrt nur noch den Quader
Block.1 im Bild.) Dies muss allerdings mit der geometrischen
Abhängigkeit konform sein.
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19.10.06 0:49:59 Uhr
Was ist ein Einzelteil?
Wie wird ein Profil skizziert?
Nach Auswahl einer Ebene im Raum (Körperoberfläche an der weitergebaut werden
soll, Hauptebene, ...) wird mit der Arbeitsfunktion Skizzierer zur Funktionsumgebung
für Profilskizzen gewechselt.
Skizzierer
Die Umgebung Skizzierer stellt Funktionen für die Gestaltung von
Profilen oder Körperumrissen bereit (Punkt, Linie, Profil, Bedingungen, ...). Das Skizzenblatt liegt auf der ausgewählten Ebene als
Unterlage, so wie ein Blatt Papier, auf dem gezeichnet wird, auf
einem Tisch liegt. Zu dieser Skizze als Einheit gehören die gelben
Achsen H und V, der Nullpunkt und die ebene Profilgeometrie. Der
Ursprung dieser Achsen liegt meist senkrecht über dem aus dem
Raum durchscheinenden gedachten Nullpunkt der weißen (im Bild
schwarzen) Hauptebenen des Einzelteils. Das Skizzenblatt kann sich
aber gegenüber den Hauptebenen verschieben.
Nach erfolgreicher Umrissgestaltung muss aus dieser Funktionsumgebung mit Umgebung verlassen wieder zur Teilekonstruktion gewechselt werden. Im Raum ist die Skizze
eine Einheit. Sie wird vorzugsweise für die Erzeugung eines Körpers eingesetzt und
wird danach normalerweise automatisch verdeckt. Eine Skizze kann auch für mehrere
Grundkörper gleichen Umrisses verwendet werden.
Umgebung
verlassen
Sollte der Umriss auf einer falschen Ebene liegen, kann der gesamte Skizzeninhalt auf
eine andere Ebene übertragen werden mit der Funktion Bearbeiten > Objekt > Stützelement für Skizze ändern... Dabei wird keine Geometrie kopiert, sondern nur topologisch
anders zugeordnet. Auch die auf der Skizze aufgebauten Grundkörper passen sich
dabei an die neue Lage an.
Ziel der Umrissgestaltung ist, einen nach den Erfordernissen der geplanten Körperfunktion geschlossenen Umriss so aufzubauen, dass er in seiner Form eindeutig in sich
geometrisch bestimmt ist, und dies unabhängig vom Achsensystem. Die Arbeitsweise
im Skizzierer orientiert sich am Skizzieren mit freier Hand: zuerst die grobe Form etwa
in wahrer Größe und danach erst formlich und maßlich genau. Zur Größenorientierung
zeigt die Skizzierebene ein Raster (10 mm Maschenlänge ist Standard), auf dessen
Gitterknoten sich Umrisspunkte mit aktivem An Punkt anlegen beziehen können.
Werden Umrisse, die meist aus Geraden und Kreisen bestehen, gleich „in einem Zug“
mit der Funktion Profil in unmittelbarer Folge der Kurven skizziert, hängen die Umrisslinien an ihren Endpunkten automatisch unlöslich zusammen. Dieser Zusammenhang
ist eine implizite geometrische Regel (nicht angezeigte Regel). Derselbe Effekt kann
aufwändiger auch erreicht werden, wenn als Einzelstücke getrennt gezeichnete Kurven mit so genannten expliziten geometrischen Regeln (angezeigte Regeln) an ihren
Endpunkten kongruent (deckungsgleich) miteinander verbunden werden.
An Punkt anlegen
Profil
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Anpassungsfähige Körper
Im Dialogfenster
def. Bedingungen
Für diese und alle anderen geometrischen Verknüpfungen
des Profils werden geometrische Regeln, oder Im Dialogfenster definierte Bedingungen angeboten, die optisch durch
Symbole in grüner Farbe gekennzeichnet sind. Diese Bedingungen sind Bestandteil der Skizze und erscheinen im
Strukturbaum und als Symbole oder Objekte der Zeichnung, die auch wieder gelöscht werden können. Diese
Regeln steuern die Form des Umrisses. Es kann damit
wirklich geometrisch konstruiert werden.
Beispiele für explizite geometrische Regeln sind, dass zwei
Linien an ihren Endpunkten zusammenhängen oder die
Endpunkte kongruent oder deckungsgleich sind (Kongruenz
wird als Kreis dargestellt), zwei Geraden parallel zueinander
sind (Parallelität wird als Maß mit Doppelstrich dargestellt),
Kreis und Gerade tangieren (Tangentenstetigkeit wird als
Doppelstrich dargestellt) oder ein Punkt äquidistant oder
mit gleichem Abstand zu zwei parallelen Geraden liegt
(Äquidistanter Punkt wird als spitzer Winkel dargestellt).
Geometrische
Bedingungen
Geometrische
Bedingungen
Bedingung
Bemaßungsbedingungen
Bemaßungsbedingungen
Die Regeln sind sichtbar, wenn die Funktion Geometrische Bedingungen in der Funktionsgruppe Darstellung aktiv ist (orange). Damit diese Regeln auch erhalten bleiben,
muss die Funktion Geometrische Bedingungen in den Skizziertools aktiv sein (orange).
Ist die Form des Umrisses geregelt, werden Maße mit der
Funktion Bedingung festgelegt. Die Bemaßungsregeln sollten funktionsgerecht definiert werden. Ein guter Ansatz
sind dabei die Fragen: „Was sind originäre, was abhängige
Maße?“ und „Wie wird das Teil gefertigt?“. Am Stufenprofil
des bis zur Drehachse halben Rotationskörpers Welle beispielsweise soll im Bild das
mittlere Wellenteil bemaßt werden. Die obere Gerade selbst kann bemaßt werden, die
beiden Endpunkte der Geraden relativ zueinander oder aber die normal zur Geraden
weiterführenden parallelen senkrechten Kanten. Vorgeschlagen wird, die weiterführenden Kanten zu nutzen, da nur diese die Welle tatsächlich als Flächen begrenzen.
Wird zum Beispiel später an den Ecken ausgerundet, würden die Eckpunkte wegfallen
und der gerade Teil der oberen Kante selbst würde kürzer. (In beiden Bedingungsfunktionen können jeweils beide Bedingungsarten beschrieben werden, auch in deren
Kontextmenü. Die vorgeschlagene Handhabung wird empfohlen.)
Die Maße sind sichtbar, wenn die Funktion Bemaßungsbedingungen in der Funktionsgruppe Darstellung aktiv ist (orange). Damit die Maße auch erhalten bleiben, muss die
Funktion Bemaßungsbedingungen in den Skizziertools aktiv sein.
Im Raum, also außerhalb der Skizze, stehen ebenfalls geometrische Bedingungen zur
Verfügung. Ein Grundkörper lässt sich damit als starres Ganzes relativ zu anderen
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19.10.06 0:50:00 Uhr
Was ist ein Einzelteil?
Grundkörpern positionieren. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Skizze solche
Regeln zulässt. Im Grunde entspricht dies einem ähnlichen Regelsatz für den Raum,
wie er gerade für die Skizzen beschrieben wurde. Allerdings können diese räumlichen Bedingungen die Skizzenform nicht ändern und sind ohne Einfluss auf die
Skizzenlage. Für objektorientiertes, anpassungsfähiges Arbeiten werden die Form und
die Anbindung an das Gesamtteil effektiver vollständig in und mit der Profilskizze
definiert. Die räumlichen Bedingungen sind in der Anwendbarkeit beschränkt und
werden daher nicht empfohlen.
Welches Profil ist verwendbar?
Profile sind immer Umrisse aus Geraden, Kreisen und Kurven als „geschlossener“
Linienzug von Standardelementen (Standardelemente werden normalerweise weiß
und durchgezogen dargestellt). Die Standardlinien dürfen sich nicht verzweigen oder
überschneiden. Was „geschlossen“ ist, hängt auch von der verwendeten Grundkörperfunktion ab. Für den prismatischen Block, der senkrecht zum Umriss verzieht, muss
der Umriss umlaufend geschlossen sein. Den Drehkörper Welle schließt eine Drehachse
am Halbprofil oder ein geschlossenes Profil hat eine außen liegende Drehachse. Für
die entlang einer Kurve zu verziehende Rippe, ähnlich der aus der Tubenöffnung
quellenden Zahnpasta, muss der Umriss umlaufend geschlossen sein, wozu auch der
angrenzende Körper mitbenutzt werden kann.
Geschlossenes Profil für den Block
oder die Tasche
Geschlossenes Außen- und Innenprofil für Block
Falsches überschneidendes Profil
Mit der Drehachse geschlossenes
Profil für Welle
Geschlossenes Profil und Drehachse für Welle
Falsches offenes Profil
Mit dem Körperrand „geschlossenes“ Profil für Tasche
Mit dem Körperrand „geschlossenes“ Profil für Nut
Profile müssen
umlaufend und
„geschlossen“ sein
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19.10.06 0:50:04 Uhr
Anpassungsfähige Körper
Geschlossenes Profil und Verziehkurve für Rippe
Durch Körperrand „geschlossenes“
Profil und Verziehkurve für Rille
Falsches doppeltes
Profil
Mit dem Körperrand „geschlossenes“ Profil für Versteifung
Die Regel, nur geschlossene Profile für Körper zu verwenden, wird erweitert. Profile können auch eben zusammenhängende Raumkurven sein oder auch räumlich
geschwungene berandete Flächen. Zusätzlich wird diese Regel erweitert, indem ein
offener ebener Kurvenzug Ausgang einer Schale mit konstanter Dicke wird, also der
geschlossene Profilzug als konstante Wandstärke automatisch ergänzt wird. Dies gilt
für die Funktionen Block, Welle, Rippe, Tasche, Nut und Rille. Auch die Verziehrichtung,
normalerweise normal zum Profil, lässt sich vorgeben.
Geschlossenes Profil als Flächenumriss und Verziehrichtung für Block
Durch Aufdicken „geschlossenes“
ebenes Kurvenprofil und Verziehrichtung für Block
Falsches räumliches
Aufdickprofil für Block
Viele Umrisse bestehen im Maschinenbau aus einer Folge von Geraden und Kreisen,
seltener kommen freie Kurvenformen vor. Hauptsächlich finden sich folgende grundsätzliche Arbeitsmethoden:
Profil
Skizziertools
• Der gesamte Umriss wird als ebenes Profil in einem Zug durch
Wechsel von Geraden und Kreisen skizziert. Was als nächstes
gezeichnet wird, entscheiden die Symbole in der Funktionsgruppe Skizziertools. Diese werden beim Start der Funktion Profil
temporär ergänzt. Dabei werden keine Koordinatenrichtungen
verwendet. Das Profil wird mit Regeln geschlossen und in Form
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19.10.06 0:50:08 Uhr

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