Erfahrungsbericht Kansas University Medical School 04.01.2010

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Erfahrungsbericht Kansas University Medical School 04.01.2010
Erfahrungsbericht
Kansas University Medical School
04.01.2010-22.04.2010
Bewerbung, Organisatorisches, Unterkunft
Der Bewerbungsprozess nimmt einige Zeit in Anspruch. Als erstes reicht man alle
Unterlagen, die das Auslandsamt verlangt, ein, wird hoffentlich zum Vorstellungsgespräch
eingeladen und bekommt dann auch den Platz.
Zu beachten ist, dass der Tertialzeitraum abweicht von dem des regulären PJ-Tertials. Dies ist
mit dem LPA abgesprochen. Allerdings muss meine seine ganzen Urlaubstage dann zwischen
dem ersten und zweiten Tertial nehmen und das dritte Tertial ist dann verkürzt.
Anschließend erhält man Bewerbungsunterlagen aus Kansas. Dort muss man sich
entscheiden, ob man das Innere- oder Chirurgie-Tertial in Kansas absolvieren möchte. Eine
Rotation geht über einen Monat. In der Chirurgie habe ich in der Urologie, Surgical
Oncology, Emergency Surgery und Plastic Surgery für jeweils 4 Wochen rotiert.
Außerdem muss man ein Gesundheitszeugnis vorweisen. Alle Impfungen müssen auf dem
neusten Stand sein und man muss 2 negative TBC-Tests im Abstand von 5 Wochen, nicht
älter als ein halbes Jahr, vorweisen. Dies kann man beim Gesundheitsamt machen lassen.
Natürlich muss man sich auch ein sogenanntes F1-Visum von der US-amerikanischen
Botschaft in Berlin, Frankfurt oder München ausstellen lassen. Aus Kansas bekommt man
eine I-20 form zugesandt, mit der man sich dann in der Botschaft vorstellt. Einen Termin bei
der Botschaft in Berlin habe ich recht schnell bekommen. Die Mitteilung, ob das Visum
bewilligt wurde, erhält man sofort. Über den Postweg bekommt man dann das Visum mitsamt
Pass auch innerhalb einer Woche zugesandt.
Der Start in Kansas ist schon ein paar Tage vor offiziellem Tertialbeginn. Es gibt einen
Einführungstag, bei dem man u.a. einen Badge ausgestellt bekommt, der Türen und Tore
öffnet und mit dem Computersystem vertraut gemacht wird. Den Flug also nicht für einen zu
späten Zeitpunkt buchen!
Von der Heimatuni wird auch noch ein sog. Letter of Recommendation verlangt. Vorlagen
gibt es im Internet oder bei Frau Schliephake, die dann ein Arzt unterschreiben sollte.
Für die Unterkunft ist gesorgt. Gleich neben dem Unigelände befindet sich das International
House, wo wir alle untergebracht werden. Das soll jetzt im Moment sogar renoviert werden!
Es bietet sich auch an, dort zu wohnen, da der Weg zur Uni kurz ist und man wegen der vielen
Arbeit sowieso nur wenig Schlaf bekommt und um jede Minute froh ist. Leider stellt die Uni
in Kansas den internationalen Studierenden kein Auto zur Verfügung. Unsere Mitbewohner
haben versucht das zu verwirklichen, ohne Erfolg. Sarah Hiatt vom Students Office versucht
nun einen Deal mit einer Autovermietung zu machen, damit wir zu besonderen Konditionen
eines mieten können, denn in Kansas kann man ein Auto nicht am Sonntag zurückgeben. Ich
habe die Autoschlüssel einmal bei Sarah abgegeben, die Autovermietung hat diese dann am
Montag bei ihr abgeholt.
Leben in Kansas
Kansas liegt im mid-west. Die Leute dort sind bekannt dafür, sehr herzlich und offen zu sein.
Die Gegend ist eher ländlich. Dennoch hat Kansas City so einiges zu bieten. Unweit unserer
Unterkunft befindet sich der Plaza, eine Shopping Area, mit vielen kleinen Geschäften und
Restaurants. Ganz in der Nähe, ca. 20 min Fußmarsch, ist auch der Grocerystore. Leider gibt
es keinen, der näher wäre. Die Alternative ist der Applemarket, der genauso weit weg in die
andere Richtung ist. Gleich an KUMed angrenzend ist die 39th Street mit vielen guten
Restaurants und Burgerläden. Kansas ist bekannt für sein leckeres BBQ, sollte man unbedingt
probieren. Ein Tipp ist Oaklahoma Joe, eine umgebaute Tankstelle.
Wer abends tanzen gehen möchte, sollte zum Power and Light District downtown fahren. Mit
dem Bus ganz gut erreichbar, zurück sind wir immer mit dem Taxi gefahren.
Ansonsten ist Kansas 4 Autostunden von St Louis weg, lohnt sich dort mal hinzufahren. Der
Flughafen in Kansas hat gute Anbindung an die größeren nationalen Städte, wie Denver oder
Atlanta und Michigan usw. Wer früh bucht, kann ein echtes Schnäppchen machen!
KUMed
Über den Arbeitsalltag in Kansas wurde schon sehr viel geschrieben, sodass ich diesen Teil
etwas kürzer halten, und mich auf das Wesentliche beschränken werde.
Der Alltag in der Chirurgie ist sehr anstrengend und kräftezehrend, allerdings auch mit viel
Spaß und Lernen verbunden. Die Arbeitszeiten sind sehr von Service abhängig. In der
Urologie ging es meistens so gegen 5 Uhr los, in den anderen Rotationen ca. eine halbe
Stunde später. Einen festen Feierabend gibt es nicht. Wir gehen, wenn der OP-Tag zu Ende
ist. Der Arbeitstag hat aber mind. 12 Stunden, oft mehr.
Als Student bekommt man sehr viel Gelegenheit im OP zu stehen und auch mehr zu tun, als
nur Haken zu halten. Dinge, wie Aufnahme, Blutabnahme, Anmeldung zu Untersuchungen
übernimmt dort das Pflegepersonal. Es empfiehlt sich vor Beginn der OP etwas über den
Patienten und die anstehende OP gelesen zu haben. Die meisten Operateure machen gerne die
Lehre am OP-Tisch und erwarten im Gegenzug ein gewisses Basiswissen seitens der
Studenten, auf dem sie aufbauen können.
Viel Arbeit und hohes Engagement werden auch belohnt, am Ende der Rotation kann man um
einen Letter of Recommendation (LoR) bitten, um diese dann der Bewerbung in dem
Krankenhaus seiner Wahl anzuheften. Man erhält auch kleine Privilegien während der
Rotation bei guter Arbeit. Zusätzlich wird man unabhängig vom LoR in der Chirurgie auch
noch elektronisch von jedem Arzt evaluiert, sodass man auch ein Feedback zu seiner Arbeit
bekommt.
Als Student besucht man die Sprechstunde der Attendants, wo man entweder alleine oder mit
dem Attendant, die Anamnese erhebt. Dort gibt es einen Dresscode. In dem offiziellen Blatt
des International Office heißt es, Röcke müssen calf-lenght sein, was Knöchellänge bedeutet.
Erfahrungsgemäß ist Knielänge vollkommen ausreichend. Als Oberteil kann man eine Bluse
tragen.
Ich hatte eine sehr gute Zeit in der Chirurgie verbracht, habe viele interessante Leute kennen
gelernt und habe nicht nur im Bereich der Medizin viel dazu gelernt. Eine Erfahrung, die ich
auf keinen Fall missen möchte.
Allerdings denke ich, dass diese Rotationen auf Studenten zu geschnitten sind, die ein
Interesse an der Chirurgie haben.
Als Fazit kann ich nur sagen: It's been real!
Während den Vorbereitungen verliert man schnell den Überblick und riskiert, etwas
Wichtiges zu vergessen. Mir persönlich hat ein enger Kontakt zum Auslandsamt in
Magdeburg sehr geholfen. Frau Schliephake ist sehr hilfsbereit und tut, was sie kann, um uns
durch diesen Dschungel zu navigieren!