50 Jahre Glasschule - Saint

Transcrição

50 Jahre Glasschule - Saint
50 Jahre
Glasschule
Glasklare Chancen
für die Zukunft
Grußwort
50
Jahre Glasschule Stolberg – das bedeutet eine erfolgreiche sowie auch wechselvolle
Geschichte. Bildeten in den Anfangsjahren noch Weiterbildungen, Kurzumschulungen und Meisterausbildungen für interne Mitarbeiter den Schwerpunkt, so liegt heute der
Focus auf der Ausbildung von Azubis in verschiedenen Berufsbildern. Ausgebildet werden
Verfahrensmechaniker Glastechnik (m/w), Elektroniker für Automatisierungstechnik (m/w)
und Industriemechaniker (m/w).
Es können sich aber auch heute noch interessierte Mitarbeiter aus Bereichen in den Stolberger Seminarräumen weiterbilden: von der Robotik über MS Office bis zu SPS-Technik.
Ein Qualitätskriterium für die Ausbildung ist sicher die 2009 erstmals erworbene und 2012
erneuerte Zertifizierung nach AZAV, der Akkreditierung und Zulassungsverordnung der
Arbeitsförderung. Vorbild ist die Glasschule auch für WCM und 6 S: Nirgends sonst im Unternehmen werden diese Richtlinien so konsequent angewendet.
50 Jahre Glasschule heißt auch starkes Engagement vieler Beteiligter: Zweimal in den vergangenen 50 Jahren drohte ein Ende der
Glasschule – mal mangels einer ausreichenden Zahl von Auszubildenden und Umschülern, mal aus Kostengründen. Doch gab es
in der gesamten Zeit engagierte und vom Erfolg der Glasschule überzeugte Schulleiter und Personalchefs, die sich für den Erhalt
eingesetzt haben. Dazu gehört auch der damalige Personalleiter Wolfgang Schwarz, der erfolgreich Ende der 1980er-Jahre die
Glasschule wieder auf Kurs und ihr große Anerkennung brachte. In diese Zeit fällt auch die erste Restaurierung der wunderschönen Werkslokomotive durch die damaligen Auszubildenden. Eine entscheidende Änderung war sicherlich das Jahr 1998, als die
Glasschule zum „Cost Center“ wurde. Das bedeutet, dass sie ihre Kosten – Gehälter, Material, Räume usw. – durch interne und externe Einnahmen decken muss. Dies macht die Glasschule jetzt seit 15 Jahren sehr erfolgreich, auch dank des sehr umfassenden
Weiterbildungsangebots. Eine weitere Zäsur auf dem Weg zum Erfolg war der Umzug in die heutigen Räumlichkeiten in Stolberg,
vor allem der Um- und Ausbau der 660 m2 großen Halle durch die Auszubildenden und Referenten.
Der Erfolg der Glasschule basiert ganz entscheidend auf dem Engagement des Ausbilderteams. Deshalb möchte ich an dieser
Stelle auch dem heutigen Team, bestehend aus Stephan Neubert (als Teamsprecher), Gerald Fehm, Manfred Krugler und Achim
Valentin unter der Führung von Bodo Vodnik, sehr herzlich danken und damit stellvertretend auch ihren Vorgängern der letzten
50 Jahre.
Ich wünsche der Glasschule für die Zukunft weiterhin viel Erfolg bei ihrem Bestreben, jungen Menschen eine fundierte und interessante Ausbildung und am Lernen Interessierten eine spannende Weiterbildung zu ermöglichen.
Mit herzlichen Grüßen
Reinhard C. Runte
Geschäftsführer Personal SGGD
2 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Leiter und Referenten der Glasschule
Leiter/verantwortlich
Christoph Kliesch
Wolfgang Schwarz
Gottfried Mevissen
Bodo Vodnik
Zeitraum/Aufgaben
1963 bis 1980
1980 bis 1992
1992 bis 1998 verantwortlich als Leiter Zentrale Personalentwicklung SG
Aachen
1993 bis 2008: Leiter der Glasschule
1988 bis 2008: Ausbilder für Glastechnologie, Qualitätsmanagement, von
1998 bis 2001 verantwortlich als Leiter Zentrale Personalentwicklung SG
Aachen
2001 bis heute verantwortlich als Leiter ZOP
Teamsprecher
Zeitraum/Aufgaben
Stephan Neubert
1992 bis heute: Ausbilder Elektroniker für Automatisierungstechnik,
Seminare SPS Technik, CNC, PC-Schulungen; seit 2008 Teamsprecher
Referent
Herr Olfisch
Zeitraum/Aufgaben
1963 bis 1993: physikalische und allgemeine technische
Grundlagenkenntnisse
1975 bis 2000: Ausbilder für Elektro-Berufe, Seminare SPS-Technik
Ernst Fischer
Joachim Bellut
Fred Kogel
Herr Comuth
Burkhard Lohmeyer
Herbert Scheurer
Dieter Gatzke
Günter Kunert
Gerald Fehm
Manfred Krugler
Achim Valentin
verantwortlich für die Langumschulung zum IGF
1978 bis 1999: Ausbilder für IGF, Glasfachkunde, mathematischphysikalische Grundlagen
1974 bis 1996 Ausbilder für Metalltechnik, Pneumatik, Hydraulik,
Seminar in pneumatischer Steuerungstechnik
1989 bis 2000: Seminare Robotik, Siebdruck, Mitarbeiterschulungen vor
Ort, Förderung der Kundenbeziehungen zu den Werken
1990 bis 2008: Ausbilder der IGF, KU; Seminare Glastechnologie
2002 bis heute: Ausbilder für Metalltechnik
2000 bis heute: Ausbilder für Elektroberufe, Seminare Robotik,
Antriebstechnik
2001 bis heute: Ausbilder für VMG und KU, Fachgebiet Glastechnologie;
Seminare Steuerungstechnik Pneumatik
Christoph Kliesch
Gottfried Mevissen
Ernst Fischer
Joachim Bellut
Bodo Vodnik
Stephan Neubert
Fred Kogel
Burkhard
Lohmeyer
Herbert Scheurer
Dieter Gatzke
Günter Kunert
Gerald Fehm
Manfred Krugler
Achim Valentin
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 3
Motto 1963: Ausbildung wird großgeschrieben!
die 1960er-Jahre
Es ist eine turbulente Zeit, als die Glasschule am 1. April 1963 in Stolberg ihre Arbeit aufnimmt, eine Zeit der rasanten technischen Entwicklung. Die damalige VEGLA macht sich
tiefgreifende Gedanken, wie sie den schnellen technischen Fortschritt, der auch im Unternehmen umfassend Einzug hält, mit ihren Mitarbeitern bewältigen kann. Menschen der
hochindustrialisierten Länder „begegnen (…) im persönlichen Bereich und im Betrieb (…)
Geräten und Anlagen, an die vor zehn Jahren noch kein Mensch gedacht hatte,“ wie es in
den Saint-Gobain Nachrichten Nr. 12/1963 heißt. Porsche stellt auf der IAA in Frankfurt seinen legendären 911er vor – Technik pur. Der Kassettenrekorder und das Farbfernsehen werden erfunden, der US-Amerikaner Neil Armstrong landet als erster Mensch auf dem Mond.
Die Idee
Die Schwerpunkte der Glasschule enstprechen den technischen Hauptaufgaben der Zeit:
„Keinesfalls braucht jemand Angst zu haben, dass
er sich durch Lücken in seinem Wissen blamieren
könnte. Es gibt wahrscheinlich niemanden auf
der Welt, der von sich behaupten könnte, dass er
alles beherrscht, was Wissenschaft und Technik
bisher erarbeitet haben.“
Archiv Köln-Porz, Jahr 1963
Während eines Spaziergangs
von Christoph Kliesch und
Konrad Vorpeil entsteht die
Idee, ein Konzept für die Ausund Weiterbildung der VEGLAMitarbeiter an den Floatanlagen zu entwickeln.
1.4.1963
1962
Im Mittelpunkt des Konzeptes steht – dem Zeitgeist verhaftet – weniger das Wohlbefinden des Menschen, als die Sorge
um die Maschinen: „Wir wissen alle, dass ein Schaden, den die
Produktion erleidet, von der wir alle leben, letztlich auch zu unserem eigenen Nachteil werden würde. Schaden abwenden ist
aber nur möglich durch Wissen und Können, das bekannte: Gewusst wie und wo. Deshalb haben alle Unternehmen von Rang
in allen Erdteilen begonnen, ihren bewährten Mitarbeitern das
ständig neu hinzukommende Wissen in Form von Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen zu vermitteln.“ [Quelle: Archiv
Köln-Porz, Jahr 1963]
4 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
•
„Die Planung von Produktionseinrichtungen, ihre Lenkung und Weiterentwicklung. Hier liegt das Hauptaufgabengebiet der Ingenieure und Techniker.
•
Der sachgemäße Einsatz der Produktionsmittel, … der
sinnvolle Einsatz der verschiedenen Mitarbeiter mit ihren
speziellen Fähigkeiten. Hier liegt der Schwerpunkt der
Meistertätigkeit.
•
Die umsichtige und sorgfältige Handhabung der teilweise
sehr wertvollen Produktionsmittel und Produkte. Sie sind
den verantwortungsbewußten Mitarbeitern zu treuen
Händen zu geben.
Entsprechend den verschiedenen Aufgabengebieten muß die
Planung eines arteigenen Ausbildungswesens aufgebaut werden. … Das Hauptziel der Schulungsmaßnahmen muß auf die
Anpassung des Könnens und Wissens an den Stand der modernen Technik gerichtet sein. Nicht jeder hatte das Glück, eine
abgeschlossene Lehre durchlaufen zu können. Hier wird die
VEGLA Glasschule helfend eingreifen.“
Die ersten Unterrichtsinhalte
Los geht es am 1.4.1963 mit einem Kurzkurs „Automation“ für
Mitarbeiter des technischen Bereiches am Standort Herzogenrath. Ziel ist es, die Grundlagen der Mess- und Regeltechnik zu
wiederholen und an praktischen Beispielen aus den Hütten
die Elemente der modernen Technik und ihr Zusammenspiel
zum funktionsfähigen Ganzen zu erklären. An betriebsfähigen Modellen können die Teilnehmer ihr gelerntes Wissen anwenden. Und dies alles ganz praxisnah. Zielgruppe, wie wir es
heute nennen würden, sind die sogenannten Kleeblattberufe,
das heißt ausgebildete und angelernte Schlosser, Elektriker
Die Glasschule wird in Herzogenrath eröffnet mit einem Kurz-Kursus Automation für Mitarbeiter
des technischen Bereiches wie
Schlosser, Elektriker, Mess- und
Regeltechniker, Produktionsfacharbeiter (heute Verfahrensmechaniker)
ca. 1963/64
Die Idee zur Schulgründung entsteht wohl im Jahr 1962 bei
einem Spaziergang von Christoph Kliesch, dem späteren Schulleiter, mit Personaldirektor Konrad Vorpeil, bei dem sie über die
immer komplexer werdende Flachglasherstellung sprechen,
für die der VEGLA nur wenige gut ausgebildete Mitarbeiter zur
Verfügung stehen. Nach dem Spaziergang ist die Aufgabe klar
umrissen: Herr Kliesch, entwickeln Sie ein Konzept, wie unsere
angestellten Mitarbeiter geschult und neue Mitarbeiter unseren Bedürfnissen entsprechend ausgebildet werden können. In
die weiteren Planungen ist auch der Betriebsrat mit einbezogen.
Facharbeiterschulung zur Erlangung der Facharbeiter/Gesellenbriefe für „Begabte und Tüchtige“,
d.h. Facharbeiter mit einer 3 bis
3,5jährigen Lehre mit Abschlussprüfung oder Umschüler mit
Berufserfahrung
(als Ausbildungsberufe) Mess- und Regelmechaniker und Produktionsmitarbeiter der maschinellen Glasherstellung – „kein
genehmigter Lehrberuf, ein Mangel, den zu beheben die Unternehmensleitung bemüht ist.“ Deshalb bildet das Unternehmen
zunächst nur intern aus. Der Produktionsfacharbeiter, der heutige Verfahrensmechaniker, ist zu dieser Zeit noch kein anerkannter Ausbildungsberuf. Die entsprechenden Genehmigungsanträge sind auf dem Weg durch die Behörden, wie in der Festrede zur
Eröffnung zu lesen ist. Sowohl „Neu“-Ausbildung als auch Umschulungen gehören zum Konzept.
In einem Bericht von Christoph Kliesch, Leiter der Glasschule, an
den VEGLA-Geschäftsführer Mostert über die Erfahrungen zum
Kurzkurs Automation ist zu lesen, dass „die delegierten Mitarbeiter aus den Hütten über sehr gute Kenntnisse aus ihrem Arbeitsgebiet verfügen und so für die nächsten Wochen eine breite Basis von Grundkenntnissen über Hydraulik, Pneumatik und
Elektrotechnik durchgesprochen werden kann; … sich ein gutes
Verhältnis zwischen Referenten und Teilnehmern entwickelt hat,
was sich in Fachfragen und Diskussionen, aber auch in gelegentlicher ganz offener vorgetragener Kritik zeigte.“
Die Werksvilla, das erste Gebäude der Glasschule im Werk Herzogenrath
Praktiker als Referenten
Zu dieser Kritik ist in den archivierten Berichten zu lesen, dass die
externen Referenten, die teilweise aus der Hochschule kommen,
den Lehrstoff zu „ingenieurmäßig“ vermitteln. Als Verbesserung
sollen verstärkt Praktiker aus den eigenen Unternehmen unterrichten sowie „ … die Leitung der Glasschule recht bald von umfangreicher Verwaltungsarbeit [entlastet werden] und dadurch
einen engeren persönlichen Kontakt mit den Betrieben ermöglichen. “ Kritik gibt es auch an den Räumlichkeiten. Der damalige Direktor der Hütte Herzogenrath Jochim schafft als Reaktion
darauf die Voraussetzungen für den Umzug der Glasschule in die
Werksvilla.
Das Unternehmen entwickelt in dieser Zeit bereits weitergehende Fortbildungsmöglichkeiten. So sollen zum Beispiel Meister
in Meisterkursen weitergebildet werden, damit diese fit für die
tägliche Arbeit sind, sie durch die Technikerausbildung aufsteigen oder ihren Meisterbrief erwerben können. Im Mittelpunkt
stehen auch die Ingenieure mit abgeschlossenem Studium.
Länger angestellte Ingenieure können komprimierte Lehrgänge
mit Referenten unterschiedlicher Fachgebiete absolvieren, neu
eingestellte werden in mehrmonatigen Seminaren mit den speziellen Anforderungen der „Welt der Glasherstellung und ihrer
speziellen Probleme“ vertraut gemacht.
Lernen lernen
Glaswerker beim Bischerouxverfahren
Ingenieurkurse und Ingenieurlehrgänge für dem Unternehmen
angehörende Ingenieure (2-2,5
Tage) und für neu eingestellte
Ingenieure, die mehrmonatige
Seminare besuchen.
Konferenz über die weitere Arbeit
der VEGLA-Glasschule
1964
Meisterkurse für Meister zur
Weiterqualifizierung
ca. 1963/64
ca. 1963/64
Aus den Erfahrungen des ersten Kurses wird der Unterrichtsplan
des zweiten Kurses entwickelt. Und das Interesse der Mitarbeiter
– alles Männer, die ersten weiblichen Auszubildenden kommen
erst 2008 in die Glasschule – an den Aus- und Weiterbildungen
ist hoch. Die Räumlichkeiten werden zu eng, so dass die Glasschule im November 1965 nach Aachen in die Oppenhoffallee 88
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 5
umzieht. Um weitere Interessenten anzusprechen, wird die
Ausbildung nun auch für auswärtige Unternehmen angeboten. Doch da erleidet die Glasschule einen Rückschlag:
Die Meisterprüfung wird von externen Unternehmen auf
den Status einer „internen Werksprüfung mit IHK-Stempel“ degradiert. Doch die Verantwortlichen lassen sich
nicht entmutigen und widersprechen mit stichhaltigen
Argumenten. Unter anderem weist Dr. Albert Bruder, Geschäftsführer der IHK Aachen, die Kritiker darauf hin, dass
dem Prüfungsausschuss keinerlei Mitglieder der VEGLA
angehören und die Kammer die Glasschule vorbehaltlos
unterstütze. Die IHK ist nicht nur überzeugt, sondern sieht
großes Potenzial und empfiehlt sogar anderen Unterneh-
men, ihre Lehrlinge zum IHK-Prüfungsvorbereitungskurs in
die Glasschule zu schicken. Der Leiter der Glasschule, Christoph Kliesch, regt an, „bei allen Diskussionen zu bedenken,
dass wir keinesfalls an Einzelheiten des Stoffes ‚kleben‘,
sondern erfolgreich versucht hätten, zunächst einmal die
Menschen zur Mitarbeit zu gewinnen. Unsere Lehrsäle seien überfüllt und die Mitarbeit intensiv.“
Schon früh erkennen die Verantwortlichen der Glasschule
die große Bedeutung von gut funktionierenden Teams und
entwickeln bereits 1966 Kurse für Teambildungsmaßnahmen. 1969 wird das Berufsbild „Glaswerker“ eingeführt.
Berufsbild „Glaswerker“
Arbeitsgebiet:
Herstellung von Glaserzeugnissen mit voll- oder teilautomatischen
maschinellen Einrichtungen;
Aufrechterhalten des Funktionsablaufes;
Erkennen von Störungen und Fehlerquellen;
Pflegen und Warten der Formen, Arbeitsgeräte, Maschinen und
Einrichtungen;
Lehrzeit
3 Jahre
Fertigkeiten und Kenntnisse, die
in der betrieblichen Ausbildung zu
vermitteln sind: *
Rohstoffe zur Glasherstellung und deren Einfluß auf das Glas; die
verschiedenen Glasarten und deren Eigenschaften;
Einfluss der Temperatur auf das Glas, Schmelze und Läuterung des Glases;
Zähigkeit, Entspannung, Kühlen, Vorspannen, Biegen;
Wirkungs- und Betriebsweise von Schmelz- und Nebenöfen;
Durchführung von einfachen Übungen mit dem Werkstoff Glas;
Verarbeitungsverfahren;
Glasnachbearbeitung;
Metallbearbeitung;
Zusammenbau, Umbau und Reparatur von Maschinenteilen und Verlegen
von Rohrleitungen;
Mechanische, pneumatische, hydraulische und elektrische Vorgänge an
Maschinen und Geräten;
Meß-, Steuer- und Regeltechnik;
Produktions- und Bearbeitungsmaschinen;
Glas- und Fertigungsfehler;
Die Referenten bieten erstmals
Schulungen zum Thema Teambildung an.
6 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Unter der Leitung von Christoph
Kliesch bauen die Auszubildenden ein Bicherouxmodell für das
Deutsche Museum in München.
1969
Umzug nach Aachen in die
Oppenhoffallee 88. Auch
auswärtige Unternehmen
können jetzt Teilnehmer zu
den Aus- und Weiterbildungen schicken.
1966
1965
Unfallverhütungs- und Arbeitsschutzvorschriften
Die Ausbildungsgebiete der Glasschule in den 60ern
Inhalte des 1. Kurzkurses
Automation
vom 1.4.1963 bis 6.7.1963
(Auszug)
ng vom 22. März 1965
Aachener Volkszeitu
riemeister der
Die ersten 16 Indust
der Bundesrepublik
Fachrichtung Glas in
in der Industrieerhielten am Samstag
von Präsident
und Handelskammer
re Meisterbriefe.
Hermann Heusch ih
in Betrieben
Die Meister, die alle
bestehenden
der seit 300 Jahren
e arbeiten, haben
Vereinigten Glaswerk
hrgang in der
einen halbjährigen Le
rath absolviert.
Glasschule Herzogen
ter der neuen
Das Durchschnittsal
38 Jahre alt. Der
Industriemeister ist
teste 56 Jahre.
jüngste ist 27, der äl
Aufstocken auf vier
Unterrichtsräume in
einem Gebäude in
Herzogenrath.
1969
1969
Das Berufsbild „Glaswerker“
wird entwickelt und eingeführt.
• Der Weg der Glasherste
llung von der großhandw
erklichen Fertigung zum Industriebetrieb
.
• Was sind elektronische
Rechenmaschinen und wo
zu dienen sie
schon heute in der Indust
rie?
• Grundlagen der Elektroni
k, Gleichstrom und Wechs
elstrom.
• Sachgemäßer Umgang
mit Transistoren (Übung).
• Erstellung von normgere
chten Schaltplänen.
• Aufbau elektrischer und
hydraulischer Systeme.
• Bauelemente der Pneum
atik.
• Vorsicht mit quecksilbe
rhaltigen Geräten (mit Ver
such).
• Systematik der Fehlersuch
e, Anlagen und Schaltplän
e.
• Menschliche Probleme
infolge der Automation
– Fahrt zu einer
modernen Glashütte.
• Meß- und Regeltechnik
der Hütte.
Referenten waren Herr Klie
sch, Herr Ollfisch und Hü
ttendirektoren,
u.a. Herr Jochim, sowie Ref
erenten der Fachhochschu
le Aachen.
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 7
die 1970er-Jahre
Die 1970er-Jahre werden von manchen Historikern auch als die dritte industrielle Revolution bezeichnet, womit die atemberaubenden Entwicklungen in der Mikroelektronik und
der Computertechnik gemeint sind. In großen Teilen der Industrieproduktion setzen die Unternehmen computergesteuerte, vollautomatische Produktionsweisen ein und der Roboter
hält Einzug in die Automobilproduktion. Weltweit werden die wirtschaftlichen Beziehungen
internationaler, es herrscht eine ausgeprägte Arbeitsteilung, sprich Spezialisierung. Die Veränderungen sind auch in der Glasproduktion zu spüren: „Ob in Produktionsbetrieben von
digitaler Datenverarbeitung und von Planar-Halbleitertechnik wie selbstverständlich gesprochen wird oder Produktionsfehler durch Veränderung des Xp-Wertes eines PID-Reglers
behoben werden, man erkennt überall die Zeichen einer weitergegangenen Entwicklung,
deren Kennzeichen es doch letztlich ist, die Produktion aus den Händen vieler Menschen zu
nehmen und sie wenigen gescheiten Köpfen anzuvertrauen,“ formulieren es die Teilnehmer
der VEGLA-Direktorenkonferenz 1978.
Zehn Jahre Glasschule
1973 feiert die Glasschule ihren zehnjährigen Geburtstag. Mit
den Jahren ist ihr Ansehen sowohl innerhalb der VEGLA als
auch bei externen Unternehmen gestiegen. Geschulte und
besonders ausgebildete Lehrkräfte erhöhen die Qualität des
Unterrichts. Eine Herausforderung ist der relativ niedrige Wissensstand der Auszubildenden. Es zeigt sich, dass die schnell
voranschreitende Automatisierung schwer zu handhaben ist.
Auch bei der Ingenieurausbildung „hakt“ es: Ingenieure sind
im täglichen Arbeitsablauf unverzichtbar für das Unternehmen und können nur sehr schwer für die Weiterbildungen
freigestellt werden. Dies wird daher Ende der Siebzigerjahre
zur Kernaufgabe der Glasschule. Der Kostendruck für Freistellung und fehlende Mitarbeiter werden immer mehr zum „Gegenspieler“ der angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen.
So führt beispielsweise Fred Kogel zur Lösung der aktuellen
Probleme im Instandhaltungsbereich im Werk Herzogenrath
1975 erstmals einen Elektronikkurs durch. Dieser erfolgreich
abgeschlossene Kurs ist mit ca. 40.000 DM allerdings relativ
teuer, u.a. weil die Hütten nur wenige Mitarbeiter freistellen
können – wobei die Freistellungskosten auch mit DM 5.000 pro
Mitarbeiter berechnet werden. Deshalb werden neue Wege beschritten: Jetzt können auch VEGLA-fremde Teilnehmer an den
Kursen teilnehmen. Zudem wird die Industrie- und Handelskammer zu Aachen als Träger der Maßnahme gewonnen. Dadurch werden die Gesamtmaßnahmen nach
letzten Jahrzehnt derartige
„Die Technologie hat im
en, dass nicht nur ganze Be­
zog
Entwicklungssprünge voll
neuen Fertigungsverfahren
triebe verschrottet wurden, um
h die Weiterbildung der
auc
Raum zugeben, sondern
der Produktion durchgeführt
Mitarbeiter forciert außerhalb
die Aus- und Weiterbildung
werden musste, das heißt:
takt mit, aber nicht mehr in
Kon
im
vollzieht sich nur noch
der praktischen Tagesarbeit.“
3, 1, S. 21)
uar 197
(Nachrichten für Mitarbeiter, Febr
dem Arbeitsförderungsgesetz
AFG gefördert und somit ein Großteil der Kosten übernommen. Die VEGLA kann dadurch für je sechs Teilnehmer in zwei
Kursen rund 85.000 DM einsparen. Diese Form der Förderung
zieht sich bis heute durch – und war auch der Grund für die
Zertifizierung nach AZWV im Jahre 2008.
Mit der Erstellung der neuen Gemengeanlage im Textilglaswerk Herzogenrath im Jahr 1975 wird es erforderlich, das für
diesen Bereich vorgesehene Personal in der neuen Technik
(Schwerpunkt Elektronik) zu schulen. Fred Kogel führt eine
Schulung für fünf Teilnehmer mit 125 Unterrichts- bzw. 620
Teilnehmerstunden durch, die sich speziell mit der Beherrschung dieser neuen Technik beschäftigt.
Zehn Jahre Glasschule, das wurde natürlich auch in den „Nachrichten für Mitarbeiter“ in der Februarausgabe 1973 gewürdigt: „Nach manchem Wechsel verfügt die Glasschule heute in
8 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Die Glasschule zieht um in
die Beeckstraße 1.
1978
Erstmals findet eine Vollausbildung von Jugendlichen
zu Glaswerkern für Floatanlagen statt, 6 Jugendliche
werden zu Elektroanlageninstallateuren ausgebildet
mit einer Weiterbildung zum
Elektroanlagenelektroniker.
1975/76
1975
1973
Zehn Jahre Glasschule
werden in den VEGLANachrichten für Mitarbeiter Nr. 1 gewürdigt.
In einem umfassenden Papier hält die
Direktorenkonferenz ihre Gedanken zur
zweiten (heute genannt dritten) indus­
triellen Revolution fest und leitet daraus
Maßnahmen für die Aus- und Weiterbildung in der Glasschule ab.
Aachen, Oppenhoffallee 88, über zwei Unterrichtsräume für jeweils zwanzig Teilnehmer sowie einen Filmvorführungsraum.
In Herzogenrath ist ein Elektro- und Elektronik-Lehrzentrum
im Aufbau, für das alle Hütten betriebsnahe Maschinen und
Geräte zur Verfügung gestellt haben. Dort werden derzeit 35
erwachsene Mitarbeiter zu Elektrikern umgeschult. Im Juli
1974 wird für sie, sofern sie die intensive Ausbildung durchhalten, was wir ihnen allen wünschen, die Starkstromelektrikerprüfung vor der Industrie- und Handelskammer in Aachen
stattfinden. Kurze Kurse in Hütten, beispielsweise über Elek­
tronikfragen, bilden eine andere Art der Glasschule, um Wissen zu vermitteln und Verständnis zu wecken.“ (Nachrichten
für Mitarbeiter 1, Februar 1973, S. 22)
1975 bietet die Glasschule erstmalig eine Vollausbildung (Berufsausbildung) von Jugendlichen zu Glaswerkern an der Floatanlage, Maschinenglasmachern, Elektroanlageninstallateuren,
Energieanlagenelektronikern und Elektroanlagenelektronikern
an. Ein Thema, das die Direktorenkonferenz 1978 beschäftigt,
ist die unterschiedliche Qualifikation von Meistern und Ingenieuren. Sie sehen die Gefahr, dass nicht ausreichend fachlich
qualifizierte Meister „zu besseren Vorarbeitern herabgedrückt“
werden und damit ihre Führungsposition im Umgang mit den
Arbeitern und Angestellten leiden könnte. Es ist ein drängendes Problem, denn „mit rund 140 ernannten Meistern, d.h.
mehr als ¾ aller heute tätigen Personen in dieser Gruppe, werden wir auch in zehn Jahren noch rechnen müssen.“ Es gilt also
aufzuholen – andere Unternehmen scheinen die Zeichen der
Zeit eher erkannt zu haben, so ist zwischen den Zeilen zu lesen.
Die Ausbildungspolitik der VEGLA zielt künftig darauf ab, alle
ernannten Meister in kleinen Gruppen fachlich bestmöglich
weiterzubilden, Techniker so weit wie möglich mit breit angelegtem Wissen zu versorgen und diejenigen zu fördern, die
weitere Kenntnisse auf ihrem Spezialgebiet benötigen.
Generaldirektor und Hüttendirektor diskutieren mit Vertretern
der VEGLA-Glasschule die Ausbildung von Ingenieuren, die neu
zur Gesellschaft kommen, die Kurzumschulung von Schlossern
und Elektrikern zu Automationsfachleuten des Mess- und Regelwesens und der Glastechnologie und Weiterbildungskurse
zum Thema Sicherheitswesen. Die Direktoren werden gebeten,
Fachexperten für die Glasschule bei der Ingenieur- und Facharbeiterausbildung zur Verfügung zu stellen und einen StageIngenieur für 14 Monate bei der Glasschule zu belassen, um
ihn für den Einsatz in den Hütten vorzubereiten; dazu sind eine
zweite Kraft in die Glasschule fest einzustellen und verbesser-
Kurs
Pneumatik-Abschlussklasse von 1975 mit Herbert Scheurer (r.)
tes Unterrichts- und Anschauungsmaterial, technische VEGLAProben, Glasfehlermuster, Steinproben und „alte Messgeräte“
zur Verbesserung der Unterrichtssituation notwendig. Und
man wünscht sich den Ausbau der Werksvilla in Herzogenrath
zu einer Lehrwerkstatt sowie die obere Etage für Schulungs­
räume.
Zu den ersten Auszubildenden der Stufenausbildung als Glaswerker und Maschinenglasmacher gehörte von 1975 bis 1978 Hans
Ritterbex. Ausbilder waren zu dieser Zeit die Herren Kliesch, Lohmeyer
und Scheurer. Danach war er an diesem Standort an der Float mit
der Qualitätssicherung betraut und wurde anschließend als einer der
ersten Facharbeiter an den Biegeöfen eingesetzt. Da Hans Ritterbex
seine Ausbildung in der Glasschule und unterschiedliche Weiterbildungslehrgänge in der Glasschule absolviert hat und in vielfältigen
Arbeitsbereichen eingesetzt war, kannte er das Arbeitsleben sozusagen in- und auswendig: Naheliegend, dass er sich als Arbeitnehmervertreter engagierte. Seit 1998 bis heute ist Hans Ritterbex Betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von
Saint-Gobain Sekurit in Herzogenrath.
Teilnehmer
Grundkurs Industriemeister Glas
seit 1963
242
Aufbaukurs Industriemeister Glas
seit 1964
196
Techniker Kurse
1968 bis
1971
24
Ingenieur-Sessionen
seit 1966
36
Kurz-Kurs Automation
seit 1963
97
Glaserwerker
seit 1970
28
MTM-Kurs
seit 1972
18
Elektriker / kaufmännischadministrativer Bereich
Einführung
für 1973
geplant
bisher 40
Anmeldungen
Von 1963-1973 belegten 713 Teilnehmer Kurse an der Glasschule
Aus: Nachrichten für Mitarbeiter, Februar 1973, 1, 2. 22
25-jähriges Jubiläum im Jahr 2000:
Die Ausbildungsgruppe von 1975-1978
Von links nach rechts: Jörg Raguse, Rolf Bings, Karl-Heinz Ruhnau,
Wolfgang Pelzer, Rolf Dagutat, Ralf Krüger, Christoph Kliesch (ehem.
Leiter der Glasschule), Bernhard Hübner, Gottfried Hellebrand,
Burkard Lohmeyer (Metallkunde), Hans Ritterbex, Günter Joachim,
Hans-Dieter Paffen, Herbert Scheurer (Pneumatik-Hydraulik), Egon
Lousberg, Erich Blees und Bruno Scharfeld
Foto: Heinz Tiemann
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 9
die 1980er-Jahre
„
„Spielen, lernen, Zeit gewinnen – Computer jetzt für Alle“, so heißt es in einem Werbespot
Anfang der 1980er-Jahre. Der Computer hält Einzug in die Arbeits- und Wohnwelt der Deutschen. Rechner wie der liebevoll „Brotkasten“ genannte Commodore C64, der Atari XL oder
der Sinclair Spectrum verlangen den Besitzern Geschick und vor allem Geduld ab. Allein 1983
werden mehr als 400.000 Mikro- oder Heimcomputer verkauft. Anfang der 1980er-Jahre entstehen auch die ersten Mailbox-Netze, basierend auf Datenfernübertragung über das Telefonnetz oder auf Netzen wie Datex-P, und damit die Grundlagen der Internets. Die Nutzung
der Computertechnik ist auch in der Glasschule selbstverständlich, in der Weiterbildung
„Steuerungstechnik“ gilt sie als Vorreiter. Und als erste „Abteilung“ überhaupt arbeitet die
Glasschule mit dem Mac SE30, auf dem alle Schulungsunterlagen erstellt werden – der Mac
war bis dahin ein „unbekanntes Wesen“.
Oliver Dickmeihs, Auszubildender vom
01.09.1986 bis Ende Juni 1989:
„Wir durchliefen zu zweit alle Abteilungen für ca. zwei
Wochen. Da mein Vater und mein Großvater schon im
Stolberger Werk beschäftigt waren, war die Aufnahme
in allen Abteilungen sehr einfach für mich. Schwierig
war es, beim Fachkundeunterricht wach zu bleiben-“
Neuer Ausbildungsberuf IGF
Über die Aktivitäten der Glasschüler in den 1980er-Jahren wissen wir aufgrund der heute dürftigen Dokumentenlage wenig.
1980 übernimmt Wolfgang Schwarz die Aufgaben von Christoph Kliesch, der sich in den Ruhestand verabschiedet. 1985
werden die Ausbildungsinhalte zum Maschinenglasmacher
und zum Glaswerker inhaltlich neu bestimmt, es gibt künftig
den dreijährigen Ausbildungsberuf des Industrieglasfertigers.
Damit ist auch die Erwachsenenumschulung der Glaswerker
und Maschinenglaswerker beendet, es beginnt die Erwachsenenumschulung zum Industrieglasfertiger. Lehrgangsleiter ist
Herr Comuth. Der erste Tag der offenen Tür für Eltern, Auszubildende und Interessenten aus den Werken findet reges Interesse. Die Auszubildenden führen alle Lehrinhalte vor, so dass
die Besucher ein anschauliches Bild der Ausbildungsberufe erhalten.
Die von Herbert Scheurer entwickelten und durchgeführten
Weiterbildungskurse „Pneumatik/Hydraulik für Schlosser“ und
Ein Exportschlager: die Pneumatik-Kurse bei Herbert Scheurer
10 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
„Pneumatik/Hydraulik für Techniker und Ingenieure“ werden
zu internen „Exportschlagern“: Sie werden auch in den Standorten Porz, Gelsenkirchen und Bergisch-Gladbach erfolgreich
durchgeführt. Die Azubis der mechanischen Ausbildung stellen erstmals Sonnenkollektoren her – und diese funktionieren!
Bis 1989 erhalten die Auszubildenden eine Grundausbildung
in Metallbearbeitung, zudem werden Elektroschweißkurse
angeboten. 1986 machen sich die angehenden Industrieglasfertiger unter der Obhut von Burkhard Lohmeyer und Herbert
Scheurer mit Eifer an die Restaurierung der werkseigenen
Dampflokomotive.
Unternehmensintern wird diskutiert, die Glasschule aus Kostengründen aufzulösen. Aber Personalleiter Wolfgang Schwarz
kämpft mit aller Kraft für den Erhalt und setzt mit dem Umzug
an den Standort Stolberg ein Signal zur Sicherung und zum
Weiterbestand der Ausbildung im Unternehmen. Im letzten
Jahr werden mehrere Umbauten vorgenommen, neue Geräte
angeschafft, viele Seminare abgehalten – deutliche Zeichen
für den Aufschwung und die Anerkennung, die die Glasschule
wieder erhält.
Vom Industrieglasfertiger zum Diplom-Ingenieur:
Günter Kotowski
Günter Kotowski war einer der ersten Industrieglasfertiger (IGF) und
hat 1985 bis 1988 die Ausbildung
an der Glasschule absolviert. „Während der Ausbildung waren ich und
meine Ausbildungsgruppe aktiv an
der ersten Restaurierung der Werkslokomotive beteiligt, mit Sandstrahlen, Streichen usw. – unter heutigen
Bedingungen des Arbeitsschutzes
und WCM wäre das nicht mehr möglich.“ Günter Kotowski
entwickelte mit Kollegen einen neuen Einstellungstests für
die IGF, erstellte für deren damalige Ausbildung eine Formelsammlung und, wen wundert es bei so viel Engagement,
schloss die Ausbildung als Bester seines Jahrgangs ab. Nach
der Ausbildung studierte er Glas/Keramik/Bindemittel und
arbeitet heute als Diplom-Ingenieur und Abteilungsleiter
beim Herzogenrath Research & Development Center (HRDC).
Das HRDC gehört zu den sechs führenden Forschungs- und
Entwicklungszentren der Saint-Gobain-Gruppe und ist in der
Hauptsparte der Innovativen Werkstoffe aktiv.
SPS Step 5
Alle Mitarbeiter der elektrischen Instandhaltung besuchten die
Weiterbildungskurs SPS (speicherprogrammierte Steuerungstechnik) Step 5 bei den Herren Kogel und Fischer. Das entsprach
dem technischen Fortschritt und der sich immer mehr verbreitenden Technik im Unternehmen. Die Auszubildenden erhalten
dieses Wissen während ihrer Ausbildung. Nur wer als Elektriker
die SPS-Technik beherrscht, ist für die zukünftigen Aufgaben
gerüstet. Was in den Achtzigerjahren noch keiner vorhersehen
konnte: Eine gute Qualifizierung sollte sich bei der Personalreduzierung in den Neunzigerjahren als Vorteil erweisen.
Schon Ende der 1980er-Jahre sind die Glasschulreferenten bemüht, den Ausbildungsberuf des Industrieglasfertigers in der
Öffentlichkeit in ein richtiges „Licht“ zu rücken, heißt aufzuwerten, weil es als nicht besonders attraktiv gilt, diesen Beruf,
der eng mit der VEGLA verknüpft ist, zu erlernen. Dabei bietet
gerade diese Ausbildung eine Vielfalt an technischem Wissen
und vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Hubert Fröschen erinnert sich an seine Ausbildungszeit vom 01.09.1986 bis Februar 1990 in Stolberg:
„Im VEGLA-Konzern wurden bereits in den 1980er-Jahren große
Einstellungstests durchgeführt, zu denen alle potenziellen Azubis im Rolandshaus zusammenkamen. Erst nach bestandener
Vorauswahl folgte das Bewerbungsgespräch (mit Elternteil). Als
ich mich 1986 für die Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker (ENAE) bewarb, gab es ca. 150-200 Bewerber auf 20-25
Stellen im gewerblichen Bereich. Im praktischen Teil des Einstellungstests mussten wir auch damals schon unter Zeitdruck verschiedene Formen aus Kupferdraht biegen – bei mir war es das
damalige VEGLA-Logo.
Meine Ausbildung zum ENAE absolvierte ich in Form einer Stufenausbildung: Nach zwei Jahren unterzog ich mich bei der IHK
der Prüfung zum Energieanlageninstallateur, nach weiteren
18 Monaten dann abschließend zum Energieanlagenelektroniker. Ich erinnere mich noch an die Herren Kogel und Fischer,
welche mich in Elektronik und SPS-Automatisierung, Burkhard
Lohmeyer in technischem Zeichnen und Metallgrundausbildung, sowie Herbert Scheurer in Pneumatik unterrichteten. Zu
den damaligen Unterrichtsräumen, die uns zur internen Vorbereitung zur Verfügung standen, gehörte auch die heutige Südhalle. Dort absolvierte ich mit meinen sechs ENAE-Kollegen die
praktische Ausbildung. ENAE wurden lange nicht ausgebildet,
da der Bedarf gering war. Die Glasschule war für uns neben der
betrieblichen Praxis und dem schulischen Teil eine zusätzliche
Ausbildungsmöglichkeit, die wie folgt aufgeteilt war: 1,5 Tage
Berufsschule, 1 Tag Glasschule, 2,5 Tage Elektrowerkstatt. Mein
erstes Ausbildungsgehalt lag damals bei 697 DM.“
„Die Zeit in der Glasschule gehört zu meinen schönsten
Zeiten des beruflichen Lebens. Es hat mir sehr viel
Freude bereitet, den jungen Menschen einen Beruf zu
lehren. Dabei war es als ein besonderer Erfolg anzusehen,
wenn ehemalige Azubis sich zu Führungskräften im
Unternehmen entwickelt haben, wie z.B. der ehemalige
Azubi und spätere Dipl.-Ing. Günther Kotowski, der heute
im HRDC tätig ist.
Die (erste) Renovierung der Werkslokomotive im Jahre
1986/1987 war eine sehr schöne Aktion mit den Azubis,
die mir noch gut in Erinnerung ist.“
Ungeschmälert ist der Bedarf an Facharbeitern für die Glasindustrie. „Über Kontakte zur Presse, zum Arbeitsamt und
über Elterneinladungen“, so Wolfgang Schwarz in den VEGLANachrichten 1/89, „bemühen wir uns intensiv, neue Bewerber
für spezifische Berufsbilder wie den Industrieglasfertiger und
-elektroniker zu interessieren.“ Mit Erfolg – fast 90 Bewerber
hat die Glasschule im Jahr 1988 – „sicherlich ein Beweis für ihren guten Ruf.“
Neue Schulungskultur
Ende der 1980er-Jahre hält in der Glasschule eine „neue Weiterbildungs-Kultur“ Einzug. Mit der Einstellung des neuen
Referenten Ernst Fischer werden für die Ausbildung und die
Weiterbildungslehrgänge eigene Schulungsunterlagen erstellt. Die Referenten bereiten die Seminare liebevoll vor: Namensschilder und eigens angefertigte Namensschildhalter
– kombiniert mit Bleistiftablage – sowie besonders gestaltete
Folien erhöhen die Lernmotivation. Diese von den Referenten
geschriebenen kleinen Lehrbücher, heute Handouts genannt,
die in gebundener Form mit besonders gestaltetem Deckblatt jedem Teilnehmer übergeben werden, werden teilweise
noch heute zum Unterricht eingesetzt. Sie werden auf MacComputern geschrieben – Ernst
Fischer ist in dieser Zeit Mitglied im
Macintosh Club Aachen. Das Layout und die Gestaltung sind für
diese Zeit beispielgebend. Die
Glasschule entwickelt sich zu
einer Insel der Mac-Anwender –
das Unternehmen entscheidet
sich aber für windowsbasierte
Rechner. Noch heute sind die
Schulungsunterlagen, die jetzt
auf Windowsrechnern geschrieben werden, sehr gefragt. Die
Referenten brachten in den folgenden Jahren sehr viel Zeit auf,
um solche Schulungsunterlagen
für jede Aus- und Weiterbildungsmaßnahme selbst zu erstellen.
Fast 30 Jahre alt und noch immer
funktionsfähig: der Mac SE30
Einführung
des Ausbildungsberufs
Industrieglasfertiger
Grundausbildung Metallbearbeitung und Elektroschweißkurse,
Weiterbildungskurse für
Pneumatik und Hydraulik,
SPS Technik Step 5
1986/87
„Saint-Gobain und Sekurit waren damals noch ein Werk,
daraus ergaben sich gemeinsame Arbeitsgebiete. Heute
werden nur noch Schwerpunktabteilungen besucht.
Wir hatten damals die Möglichkeit, jede Abteilung zu
besuchen, die Prozesse genau zu analysieren und so
kennenzulernen. Das wird heute auch nicht mehr in
dieser Intensität gemacht.“
1985
Heinz Wagner, Auszubildender von 1.09.1986 bis Mai 1989,
heutiger Mitarbeiter von Internal Management System (IMS):
Burkhard Lohmeyer, 87 Jahre; Referent in der Glasschule von 1978
bis 1999, zuständig für die Ausbildung der Industrieglasfertiger
und Umschüler (theoretische Grundausbildung, praktisc
he
Unterweisung in Glas- und Messtechnik):
1985
„
„
Restaurierung
der Werkslok
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 11
die 1990er-Jahre
Die Neunzigerjahre sind ein Jahrzehnt der technischen Innovationen. Das Internet erobert
langsam die Wohn- und Arbeitszimmer der Deutschen, man telefoniert mit riesigen Handys. In der Automobilindustrie halten Park-Distance-Control, elektronische Fahrwerkshilfen
und CAN-Datenbusse Einzug. Farbmonitore finden sich in vielen deutschen Haushalten, und
ohne Kenntnisse in EDV und in moderner Bürotechnik sind die Chancen für einen Arbeitsvertrag in Verwaltungsberufen gering. Schon 1993 schult die Glasschule die neueste Version
von MS-DOS und die effiziente Nutzung von Netzwerken und E-Mails. Nicht nur in der Glasschule, sondern weltweit lösen CDs und später dann DVDs die Diskette als Speichermedium
ab. Wiedervereinigung, Fremdenhass, Rinderwahnsinn, Jahrhundertflut und Kosovokrieg
sind einige 1990er-typische Begriffe.
Ernst Fischer übernimmt ab 1992 die Leitung der Glasschule
und wird bis 2008 die Verantwortung dafür tragen. Das Organigramm der Glasschule ändert sich: Die Glasschule hat ihren
Standort im Werk Stolberg und wird der zentralen Personalentwicklung im Firmensitz Aachen zugeordnet. Der Leiter dieser
Abteilung ist verantwortlich für die Geschicke der Glasschule,
die Mitarbeiter werden durch den Leiter der Glasschule geführt. Schon der Name GlasSchule führt zu mancher Verwirrung: Sie ist keine Schule im öffentlichen Sinne, sondern eine
Ausbildungsstätte. Und dann ist sie noch dem Firmensitz angegliedert – da besteht viel Erklärungsbedarf – oder sollte man
sich durch ein eigenes neues Konzept besser profilieren!? Unter der Leitung von Gottfried Mevissen (von1992-1998 verantwortlich für die Glasschule), damals Leiter der zentralen Personalentwicklung, kommt neuer Schwung in die Glasschule.
Er schafft es, dass sie sich künftig als Servicepartner der Werke
versteht. Die Werke mit ihrem Weiterbildungsbedarf sind die
Kunden der Glasschule. Gottfried Mevissen fordert von jedem
Glasschulreferenten: „Wir müssen das aus- und weiterbilden,
was in den Werken benötigt wird. … Die Anforderung von Gegenwart und Zukunft an unsere internen und externen Kunden
sind unsere Aufgaben, die wir zuverlässig und in hoher Qualität erfüllen müssen“. Dieser Kerngedanke ist heute Bestandteil
des Leitbildes. Als Konsequenz daraus ergibt sich zum Beispiel,
dass sich alle Ausbildungsgänge an der Glasproduktion orientieren: Auch der Elektriker lernt jetzt Grundlagen der Glastechnologie und -fertigung kennen. Um die gestiegenen Ansprüche
zu bewältigen, kommen mit Dieter Gatzke, Günter Kunert und
Stephan Neubert drei neue Referenten an die Glasschule.
Die Glasschule führt
die Kurzumschulung
zum Industriegglasfertiger ein.
1994
1991
Ein Blick auf das Ausbildungsangebot zeigt, wie viel frischen
Wind die neuen Mitarbeiter mitbringen: Bereits 1991 führt
die Glasschule Seminare zum Qualitätsmanagement ein, ein
Begriff, der heute in aller Munde ist. Und bereits 1993 lernen
die Azubis und Mitarbeiter nicht nur MS-DOS, sondern auch
Computernetzwerke und E-Mails kennen – gerade einmal ein
Jahr, nachdem in Deutschland der erste kommerzielle Internet-
Ausbildung unmittelbar vor Ort
Der Glasschulreferent Dieter Gatzke führt neue Mitarbeiter vor
Ort in die Produktionsanlagen ein. Viele Mitarbeiter vom Werk
SGS Würselen und Stolberg werden durch ihn unmittelbar vor
Ort für ihre Produktionsaufgaben fit gemacht. Vermittlung der
Ziele der Werke, Besonderheiten der Produktion, arbeitssicherheitstechnische Unterweisung in die Anlagen und Zusammenarbeit im Team gehören zu den Ausbildungsaufgaben. Auch
die Bedienung und Auswertung der Prüfanlagen zur Kontrolle der Qualität der Autoverglasung (RMP Anlage) führt Dieter
Gatzke direkt am Arbeitsplatz durch. Das ist gelebte Kunden­
orientierung durch die Referenten der Glasschule.
Kurzumschulung zum IGF
Einen ebenso ambitionierten wie erfolgreichen Lehrgang führt
die Glasschule bereits 1991 ein: Die Kurzumschulung zum Industrieglasfertiger in nur einem statt zuvor zwei Jahren – als
eigenständige Ausbildung dauert sie drei Jahre. Zu dieser Zeit
sind im Unternehmen viele Mitarbeiter tätig, die angelernt
sind und über keine oder zumindest keine glastechnische Ausbildung verfügen. Die Anforderungen nach höherer Qualität
der Kunden aus der Autoindustrie (VW, Mercedes und Ford)
machen es aber erforderlich, sogenannte „ausbildungspflich-
Die VEGLA wird in die eigenständigen Gesellschaften
Saint-Gobain Sekurit GmbH
& CoKG und Saint-Gobain
Glass aufgeteilt.
Die Glasschule wird der SG
Sekurit zugeordnet.
.
12 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Provider überhaupt den Betrieb aufgenommen hat. Generell
bemüht man sich an der Glasschule, technisch immer am Puls
der Zeit zu sein. Zu den neuen Kursen zählen Robotik und Siebdruck. Ab 1994 werden Seminare in CNC angeboten (Computer
Numerical Control), gewünscht vom damaligen Produktionsleiter bei SGS Stolberg, Herrn Kerkhoff. Die Seminare richten
sich an alle Bediener von Schneid- und Schleifanlagen. Das Verständnis für diese Technik und die direkte Einflussnahme durch
die Bediener auf das CNC-Programm und Einstellvarianten der
CNC Anlagen erhöhen die Qualität und senken die Störungsund Ausfallzeiten. 1999 kommt die STEP 7-Steuerungstechnik
auf den Lehrplan, etliche Jahre, bevor die ersten Steuerungen
mit STEP 7 auch in der Produktion angewendet werden.
1996
Immer auf dem Stand der Technik
Auf einem Workshop in
Simonskall entwirft die
Glasschule ihre Vision für
2001.
tige“ Arbeitsplätze einzurichten. Günter Kunert entwickelt mit
dem Referententeam daher einen speziellen Ausbildungsplan,
der das vorhandene Wissen der Mitarbeiter berücksichtigt und
an die betrieblichen Anforderungen angepasst ist.
Für alle wird Mitte der 1990er-Jahre spürbar, dass das gesellschaftliche Klima rauer wird: Sozialleistungen werden gekürzt,
Arbeit und soziales Umfeld entwickeln sich zunehmend auseinander. Auf allen Ebenen findet ein Verjüngungsprozess statt,
durch den viele ältere Mitarbeiter mitsamt ihres Erfahrungsschatzes frühzeitig ausscheiden. Auf der anderen Seite spüren
die Referenten die nachlassende Motivation der sogenannten
„Null Bock-Generation“. Und über allem lastet natürlich der
Kostendruck, weniger Mitarbeiter müssen mehr leisten.
1996 machen sich die Verantwortlichen der Glasschule daher
daran, auf einem Workshop in Simonskall eine Zukunftsvision
zu erstellen: „Die Glasschule im Jahr 2001.“ Dazu gehört auch
ein neues Leitbild: Die Mitarbeiter der Glasschule nehmen
sich verstärkt vor, den jungen Menschen Vorbild zu sein, soziale Kompetenzen vorzuleben, Teamfähigkeit zu leben und den
Auszubildenden damit selbst den Teamgedanken beizubringen. Die Glasschule soll praxisnah und flexibel und durch ihre
Kompetenz für ihre Kunden unersetzbar sein. Konkret bedeutet dies, dass sich die Aus- und Weiterbildungsangebote noch
mehr am Kunden orientieren.
Vom Sprengmeister zum Ausbilder
Der heutige Referent der Glasschule, Achim Valentin, gehört selbst zu
den Absolventen der Kurzumschulung zum Indus­trieglasfertiger.
Achim Valentin war als ausgebildeter Sprengmeister im Bergbau
tätig. Nachdem immer mehr Gruben geschlossen wurden, wechselte er zu Saint-Gobain Glass in Herzogenrath, wo er als Linientechniker an der Float tätig
war. Seine dafür notwendige Ausbildung erwarb er in der
Kurzumschulung zum IGF. Er schloss die Ausbildung als
Bester im Beruf Industrieglasfertiger des Landes NRW ab
– jetzt bildet er selbst den Nachwuchs aus.
Ein Schlosser an der Steckdose?
1996 folgt daher eine weitere wegweisende Neuerung im
Kursprogramm: Was heute als „Mechatroniker“ allgemein bekannt ist, erfindet die Glasschule Mitte der Neunziger mit der
Ausbildung zur „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“.
Mit der Weiterbildung soll ein gängiges Problem behoben werden: Wie reduziert man die Ausfallzeit, wenn es zu technischen
Störungen in der Produktion kommt, der zuständige Betriebs­
elektriker aber gerade keine Zeit hat? Die Antwort: Ausgewählte Mitarbeiter der Produktion werden elektrotechnisch ausgebildet, so dass sie kleinere Störungen und Wartungsaufgaben
selbstständig durchführen können, und lernen darüber hinaus,
präventiv zu arbeiten, so dass Produktionsausfälle bereits im
Vorfeld vermieden werden.
Bei Mercedes Benz hatte man bereits vielversprechende Erfahrungen mit einer solchen Qualifizierung gemacht: Die Störzeiten konnten um 70 % gesenkt werden. Daran anknüpfend
entwickelt Glasschule-Referent Stephan Neubert in Zusammenarbeit mit der IHK Aachen und den Firmen Uniroyal, Aachen und Warner Music, Alsdorf (heute: Cinram) den Kurs zur
„Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ (EfK). Seitdem
werden jährlich ca. zehn Teilnehmer aus verschiedenen Betrieben der Region ausgebildet. Die Erfahrungen sind durchaus
positiv: Zertifizierte Mitarbeiter kommunizieren mit Elektrofachkräften in gleicher „Sprache“ und sind motivierter, weil ihr
Fachwissen von Vorgesetzten und Kollegen anerkannt wird.
Es gibt aber auch Skepsis: Viele angestellte Betriebselektriker
haben die Sorge, dass man mit der „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ eine Art Ersatzelektriker schaffen will, durch
den Stellen „echter“ Elektriker eingespart werden. Tatsächlich
aber kann der „neue Mitarbeiter“ als Partner der Betriebselektriker unterstützend und entlastend für den Service wirken und
die Reaktionsgeschwindigkeit bei Störungen verbessern helfen. Während sich die EfK um Bagatellvorfälle kümmert, kön-
Die Ausbildung zur „Elek­
trofachkraft für festgelegte
Tätigkeiten“ läuft an.
1.1.1997
Glasschule 2001 – ein Workshop
1996: Der erste Lehrgang zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten
1996
Die Kurzumschulung zum IGF oder heute VMG kann als voller
Erfolg betrachtet werden: In zwanzig Jahren werden mehr als
zweihundert Mitarbeiter ausgebildet, deren Facharbeiterergebnisse fast immer zu den besten gehörten. Waren in den ersten Jahren Ausbildungskurse mit zwanzig Mitarbeitern keine
Seltenheit, ist der Ausbildungsstand mittlerweile so hoch, dass
nur noch wenige diese Kurzumschulung absolvieren. Da das
Anforderungsniveau für die Ausbildung aber stetig gestiegen
ist, hat die Glasschule die Ausbildung mittlerweile nach den
bundeseinheitlichen Qualitätsstandards für Weiterbildung
2009 nach AZWV (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung
für berufliche Weiterbildung) bzw. 2012 nach AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung der Arbeitsförderung)
zertifizieren lassen.
Die Glasschule wird
dem SGG-Werk
Stolberg zugeordnet.
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 13
Industrieglasfertiger bei der Pneumatikausbildung mit Herbert Scheurer (r. bzw. m.)
nen sich die Betriebselektriker auf die komplexen Aufgaben der
Störungssuche und -behebung konzentrieren.
Die Glasschule zieht wieder einmal um
Die Forderung nach einer zukunftsweisenden Ausbildung und
gleichzeitiger Kundenorientierung erfordert auch eine entsprechende materielle und räumliche Ausstattung. Für acht
Arbeitsplätze wird ein moderner PC- und SPS-Schulungsraum
im ehemaligen „alten Casino“ in Stolberg (heute PDZ) eingerichtet. Viele neue methodisch und didaktisch aufbereitete
Unterrichtsmaterialien werden angeschafft: Oszilloskope,
Übungssystem für die elektrische Schaltungstechnik, Pneumatiksystem, Glas-, Schleif- und Bohrmaschinen sowie zwei kleine
Drehmaschinen für die IGF-Ausbildung. Bald reicht der Platz in
den bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr aus. Die Glasschulreferenten sind ständig auf der Suche nach passenden Ausbildungsräumen: So findet die Elektronikerausbildung erst in
den Räumen der Verladerampe West (Schwalbennest) statt,
danach im alten Casino. Die IGF-Ausbildung erfolgt erst in der
Südhalle, danach wird eine Ausbildungswerkstatt in der alten
Schreinerei eingerichtet. Am Ende der 1990er-Jahre findet die
Aus- und Weiterbildung an vier verschiedenen Standorten im
Werk Stolberg statt.
fragt, welche sind überflüssig? Und wie behauptet man sich
auf einmal gegen die Konkurrenz externer Anbieter, die es so
zuvor nicht gab?
Viele Befürchtungen stehen im Raum: Nimmt man so viele
Auszubildende an wie möglich? Und nimmt man dafür in Kauf,
auch weniger geeignete Lehrlinge zu betreuen? Kann man die
Menge an Auszubildenden überhaupt noch gut betreuen? Verprellt man vielleicht langjährige Kunden, indem man sie plötzlich für eine bislang kostenfreie Leistung zahlen lässt?
Der Wandel zum Cost Center bietet auch Vorteile: „Kurs-Ballast“, den man über Jahre angehäuft hat, kann über Bord geworfen werden. Außerdem verspricht sich die Glasschule mehr
Präsenzdisziplin von den Teilnehmern. Einen Kurs, für den man
direkt bezahlt, sagt man nicht so schnell ab. Und nicht zuletzt
schafft die Umstellung Transparenz: Im doppelten Sinne erbringt die Glasschule als Cost Center den Beweis, dass sie ihr
Geld „verdient“.
Am 2.1.1999 ist es dann soweit. Der neue Abrechnungsmodus
beginnt. 2013 feiert die Glasschule ihr 50-jähriges Jubiläum.
Man kann also davon ausgehen, dass die Umstellung geglückt
ist.
Auf eigenen FüSSen stehen – die Glasschule
als Cost Center
1998/99
Die wahrscheinlich bedeutsamste Veränderung an der Glasschule fällt in die Amtszeit von Joachim Bellut (1998-2001). Im
Verlauf der Neunziger hat der Kostendruck kontinuierlich zugenommen. 1998 wirkt sich das auch auf die Organisationsform
der Glasschule aus. Sie soll zum „Cost Center“ werden. Das
bedeutet, dass die Glasschule kostendeckend arbeiten muss,
ohne jedoch Profit erzielen zu müssen. Zuvor wurden die Kosten für die Glasschule anteilsmäßig von der VEGLA und Sekurit
getragen, jetzt sollen alle Betriebe, die an der Glasschule ausbilden lassen, nach Nutzung zahlen. Für die Verantwortlichen
bedeutet das, dass sie kaufmännisch denken müssen: Welche
Leistung ist wie viel Geld wert? Welche Ausbildungen sind ge-
Die Glasschule wird zum
Cost Center.
14 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Ausbildung der Industrieelektroniker mit Manfred Krugler (m.):
Die Auszubildenden erstellen eine Installationsschaltung.
Impressionen aus 50 Jahren Glasschule
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 15
Motto ab 2008: Ausbildung als Team!
die „Nullerjahre“ bis heute
Vor Anbruch des Jahres 2000 macht sich weltweit Panik breit: Der „Millenium-Bug“ droht
Computer auf der ganzen Welt verrücktspielen zu lassen. Katastrophen bleiben zum Glück
aus. Einen wahren Schock erlebt die Welt jedoch mit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001. Erst platzt die sogenannte „Dotcom-Blase“, dann die Immobilienblase und aus der Immobilienkrise wird eine jahrelang anhaltende Finanzkrise, die ganze
Staaten an den Rand des Ruins treibt. Der technische Fortschritt geht rasant weiter: Mobiltelefone sind erschwingliche Geräte für die breite Masse, Digitalkameras lösen analoge ab,
Smartphones mit Touch Screen und integrierter Kamera ersetzen die klassischen Handys.
Computer sind zur Selbstverständlichkeit geworden und TV-Flachbildschirme verdrängen
die großen Röhrenkisten. Wie auch in den Jahrzehnten zuvor hält die Glasschule nicht nur
Schritt mit der technischen Entwicklung, sondern bezieht sie aktiv mit in die Aus- und Weiterbildung ein.
Ein modernisierter Beruf:
Verfahrensmechaniker für Glastechnik
erungstechnik, Grundlagen der Elektrotechnik und die Qualitätssicherung.
Für die Glasschule beginnt das Ausbildungsjahr 2000/2001
mit einer großen Umstellung. Die Ausbildung zum „Industrie­
glasfertiger“ (IGF) wird bundesweit durch die Ausbildung zum
„Verfahrensmechaniker für Glastechnik“ (VMG) ersetzt. Zum
einen machen zahlreiche technische Entwicklungen in der
Glasindustrie, insbesondere bei der Herstellung von Flachglas,
diese Neuerung notwendig. Zum anderen ist der Industrie­
glasfertiger auf dem Arbeitsmarkt für andere Branchen kaum
vermittelbar. Ein geflügeltes Wort lautet: „Als Industrieglasfertiger bist du mit der VEGLA verheiratet.“
Macht Ausbildung in der Glasschule Sinn?
Bodo Vodnik
übernimmt
die Leitung
der Glasschule.
16 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
2002
Die Ausbildung zum
„Verfahrensmechaniker für Glastechnik“
ersetzt den „Industrieglasfertiger“.
2001
2000
Die Glasschule Stolberg hat maßgeblichen Anteil an der Erarbeitung des neuen Berufsbilds: Joachim Bellut, Leiter der Personalentwicklung im Firmensitz Aachen, und Günter Kunert,
Ausbilder für die Industrieglasfertiger, gehören zu den fachkundigen Mitarbeitern beim Erarbeiten der Ausbildungsordnung. Gemeinsam mit einem Gremium des Bundesinstitutes
für Berufsbildung (BIBB) erstellen sie die neue Ausbildungsordnung zur Ausbildung als Verfahrensmechaniker für Glastechnik. Günter Kunert wird dafür mit einer Urkunde geehrt. Die
Grundlagenausbildung ist vergleichbar mit der Ausbildung
jedes anderen Berufes der Verfahrenstechnik. Zu den neuen
Schwerpunkten der Ausbildung zählen automatisierte Steu-
Die Glasschule zieht
an ihren
jetzigen
Standort.
Azubis bei der Programmierung einer S7 SPS
Die Glasschule
muss ihre Wirtschaftlichkeit auf
GF-Ebene erweisen.
2007
„Sich ständig verändernde
Arbeitsorganisationsstrukturen sowie neue
Techniken in den Unternehmen der Glasindustrie
erfordern auch andere Lernformen und
Arbeitsweisen in der Berufsausbildung.“
2003
Zitat aus Verfahrensmechaniker Glastechnik BIBB …7600.
2001 übernimmt Bodo Vodnik die Verantwortung der Glasschule als Leiter ZOP. 2003 kommt die Frage auf, ob die Ausbildung im eigenen Unternehmen für Saint-Gobain Glass
sinnvoll ist oder ob man bereits ausgebildete Gesellen vom
freien Markt holen soll. Doch einiges spricht für die Investition
in eigene Ausbildungsplätze: Die Jugendlichen können direkt
nach der Ausbildung eingesetzt werden, da sie in den betrieblichen Strukturen groß geworden sind, die firmenspezifischen
Produktionsprozesse kennen und mit der Technologie vertraut
sind. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Die jungen Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrem Unternehmen – und das
Die ersten weiblichen Azubis nehmen ihre Lehre
an der Glasschule
auf.
Vom VMG-Azubi bis ins Research Center
Einer, der die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Glastechnik erfolgreich absolviert hat, ist Sebastian Janzyk. Und da er seine
Ausbildung 2002 aufnahm, kann man hier fast von einem Pionier sprechen. Die Bewerbung bei Saint-Gobain auf eine Ausbildungsstelle
zum VMG war für Janzyk nur logisch – dass er eines Tages mit Glas arbeiten wird, stand für ihn schon nach einem Schülerpraktikum fest.
Janzyks Enthusiasmus zahlt sich aus: 2005 schließt er die Ausbildung als Jahresbester im IHK Kammerbezirk ab. Danach arbeitet er als Schichtarbeiter in der Elektrochromfertigung bei SGS Herzogenrath, wo er von 2006 an vier Jahre lang zusätzlich die Abendschule für
die Technikerausbildung besucht. 2010 schließt er auch diese Ausbildung erfolgreich als Maschinenbautechniker ab. Seit 2012 ist Janzyk
Techniker bei der Saint-Gobain-Forschungsabteilung, dem „Herzogenrath Research & Development Center“. Hier arbeitet er nicht nur an
den Gläsern, sondern auch an den Fachkräften von morgen: Mittlerweile betreut Janzyk seine eigenen Azubis.
Ansehen der Unternehmensgruppe steigt auch. Wie man sieht,
haben die Argumente überzeugt.
Endlich angekommen!
Ein besondere Herausforderung kommt auf die Glasschule bei
ihrem vorerst letzten Umzug im Jahre 2002 zu: Für eine verbesserte praktische Ausbildung der VMGs entsprechend der
neuen Ausbildungsverordnung muss neuer Platz gefunden
werden. Ständig müssen Ausbildungsräume gewechselt und
notdürftige Lösungen gefunden werden. Dies soll nun anders
werden: Das SGGD-Werk Stolberg stellt einen Teil des alten
Lagers zur Verfügung, in dem früher kleine Mengen Glas von
Hand geschnitten wurden. Alles ist ziemlich unaufgeräumt,
dunkel und fast ein wenig heruntergekommen. Kurz: Kein Platz
zum Wohlfühlen und schon gar kein Platz zum Arbeiten. In
Eigeninitiative machen sich die Referenten Valentin, Neubert,
Kunert, Krugler und Fehm mit ihren Auszubildenden an die
Arbeit: Von der Bodensanierung bis hin zur Beleuchtung wird
alles rundum erneuert. Dabei können sie sich der Unterstützung von Bodo Vodnik und Leo Wenn sicher sein. Das Ergebnis
ist eine 660 m2 große, helle Arbeitshalle, die in vollem Umfang
den Vorgaben von 6S und WCM entspricht. Ein Vorzeigeobjekt
und Vorbild für viele andere Abteilungen, auf das man bei der
Glasschule besonders stolz ist.
fit zu verpassen. Es wird konstruiert, geschliffen, gesägt und
geschweißt. Die zukünftigen Verfahrensmechaniker, Fachrichtung Glas, und Elektroniker für Automatisierungstechnik
rücken aber nicht nur dem Rost zu Leibe, sie gehen auch ins
Detail, denn neben den Zersetzungsschäden warten auch
Bauteile auf Instandsetzung. Unter anderem drehen die Azu-
Die neue Ausbildungshalle: ein Beispiel für gute Umsetzung von 6S
Eine Lokomotive für die Glasschule
Während die halbe Welt zumindest in der Fantasie mit Harry
Potters Hogwarts-Express verreist, tüftelt die Glasschule Stolberg in den 2000ern unter Leitung von Gerald Fehm an ihrer
eigenen Lokomotive. Drei Jahre lang widmen sich die Auszubildenden der Restauration der alten Dampflok, die 59 Jahre in
Diensten des Stolberger Werks stand. Das 35 Tonnen schwere
Ungetüm war seit 1913 auf dem Werksgelände unterwegs. Sie
beförderte die mit Glasscheiben beladenen Waggons von der
innerbetrieblichen Verladestelle zum Abfertigungsgleis der
Bahn. Nach ihrem Dienstschluss im Jahr 1972 wurde die Lok
das erste Mal 1986/87 restauriert. Zwanzig Jahre später hat
der Rost wieder die Oberhand gewonnen: Also machen sich
im August 2004 die Azubis der Glasschule mit großem Engagement ans Werk.
Ein QualitätsmanagementSystem wird eingeführt und
die Glasschule nach AZAV
zertifiziert.
Die restaurierte Werkslok
Neuer InternetAuftritt:
www.azubisgesucht.de
2012
2009
2008
Neues Konzept:
Ausbildung als
Team!
2010
Sie investieren viel Zeit, Engagement und Können, um der
einst so repräsentativen Lok wieder ein angemessenes Out-
Die Glasschule
erstellt Skulpturen für den Kreisverkehr Velau.
Festschrift 50 Jahre Glasschule • 17
bis neue Griffe aus Bronze für den Fahrerstand und reparieren
die historischen Scheinwerfer. Insgesamt dauert die Sanierung
drei Jahre, die vierzig Azubis und Schüler verbringen dabei ca.
vierhundert Arbeitsstunden an der Lok.
Neue Devise ab 2008: Ausbildung als Team!
2008 muss die Glasschule einen Personalabbau hinnehmen:
Statt bisher sechs arbeiten nur noch vier Referenten an der
Schule. Die Mitarbeiter reagieren darauf flexibel. Die neue
Devise lautet: „Ausbildung als Team!“ Und das Team um Bodo
Vodnik, bestehend aus Gerald Fehm, Manfred Krugler, Stephan
Neubert und Achim Valentin, funktioniert hervorragend – das
wirkt sich auch positiv auf die Außendarstellung aus. 2009 erreichen die Glasschulen-Mitarbeiter dann gemeinsam den ersten Meilenstein: Ein Qualitätsmanagement wird eingeführt,
alle Prozesse der Aus- und Weiterbildung kommen auf den
Prüfstand. Dies trägt sehr schnell Früchte. Im Oktober 2009 –
gleich im ersten Anlauf – wird die Glasschule gemäß der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung für berufliche Weiterbildung (AZWV) zertifiziert. Das bedeutet, dass die Glasschule
als anerkannter Bildungsträger zugelassen ist und ihre Weiterentwicklungsangebote auf dem regionalen und überregionalen Arbeitsmarkt anbieten darf. Die Zertifizierungsstelle zeigt
sich insbesondere vom eingespielten Team der Glasschule, der
hohen Kundenzufriedenheit und der deutlich sichtbaren Kultur
zur Arbeitssicherheit beeindruckt. 2012 wird die Zertifizierung
gemäß dem Folgestandard AZAV, der sogenannten Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung der Arbeitsförderung,
erneuert, was die hohe Ausbildungsqualität der Glasschule
bestätigt.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Ausbildungssituation
in Deutschland stark verändert. 2003 steckt der Arbeitsmarkt
in der Krise. Das wirkt sich auch auf das Ausbildungssystem
aus. Viele Betriebe wollen keine Azubis mehr einstellen, auch
Saint-Gobain Glass Deutschland nicht. Die Lage ist so dramatisch, dass tatsächlich erwogen wird, den Beruf des Verfahrensmechanikers für Glastechnik abzuschaffen. Heute stellt
sich die Situation vollkommen anders dar: Die Glasschule
sucht überall nach Auszubildenden wie z.B. auf der ZAB, einer Ausbildungsmessen in der Region, und seit 2010 unter
www.azubisgesucht.de auch im Internet. Aber sie findet kaum
welche – zumindest kaum geeignete. Das zeigt sich besonders an den Einstellungstest: Jedes Jahr stellen sich ca. 300
Bewerber den Aufgaben, 25 davon kommen durch. Der hohe
Anspruch zahlt sich allerdings auch aus. Die, die es packen,
schließen meist mit hervorragenden Ergebnissen ab.
ertifizierung:
Reinhard C. Runte zur AZAV-Z
cht und
„Vielen Dank für die gute Nachri
ganze Team für
das
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herzlichen Glü
e Leistung.
diese objektiv herausragend gut
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Dass dies im Zusammenhang steh
Glassschule
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Bravo!“
18 • Festschrift 50 Jahre Glasschule
Mit Angela Merkel bekommt Deutschland 2005 seine erste weibliche
Regierungschefin, mit Anna Christin Gillich (l.) und Sabrina Jahn
(r.) die Glasschule 2008 ihre ersten weiblichen Azubis. Sabrina
Jahn wird Verfahrensmechanikern für Glastechnik, Anna Christin
Gillich Elektronikerin für Automatisierungstechnik. Für die beiden
Azubis mussten einige Umbauten – z.B. eigene Umkleideräume –
vorgenommen werden. Eine nachhaltige Investition, denn seit 2008
sind in jedem Ausbildungsjahr weibliche Auszubildende dabei.
Ausbildungsstand von Saint-Gobain Glass und Sekurit auf der ZAB in
Aachen.
Mit Angela Merkel bekommt Deutschland 2005 seine erste weibliche Regierungschefin, mit Sabrina Jahn und Anna Christin Gillich die
Glasschule 2007 ihre ersten weiblichen Azubis. Sabrina Jahn wird
Den Stolberger Kreisverkehr auf der Eschweiler Straße ziert seit
Verfahrensmechanikern für Glastechnik, Ann Christin Gillich Elekt2012 ein gläsernes Kunstwerk. In wochenlanger Arbeit haben die
ronikerin für Automatisierungstechnik.
Für die
beiden
Azubis mussAuszubildenden
der Glasschule aus insgesamt
1.200
einzelnen
Scheiben
eine
Kugel, einen
eine Pyramide
gefertigt, mit
ten einige
Umbauten
– z.B.Zylinder
eigene und
Umkleideräume
– vorgenommen
einem
Gesamtgewicht
von 3,5
Tonnen. denn
Seit der
werden.
Eine nachhaltige
Investition,
seitInstallation
2007 sind erfreut
in jedem
die Stolberger das Kunstwerk dank innenliegender LEDs auch nachts.
Ausbildungsjahr weibliche Auszubildende dabei.
Eine Anwohnerin schreibt der Glasschule begeistert: „Wunderbar! Ein
Aushängeschild der Stadt!“
Grußworte
GruSSwort des Bürgermeisters
GruSSwort der IHK Aachen
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Glasschule in Stolberg existiert seit 1963 und ist damit
6 Jahre älter als das Berufsbildungsgesetz. Seit so langer Zeit
begleitet sie also nun, im Jahre ihres 50-jährigen Bestehens,
die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die Region,
insbesondere natürlich für die Werke von SAINT-GOBAIN, und
hält diese auf einem bekannt hohen Niveau.
auf 50 Jahre des Bestehens zurückblicken zu können, ist ein
ganz besonderes Ereignis. Die Glasschule in Stolberg, die
technische Aus- und Weiterbildungsstätte von Saint-Gobain in
der Region Aachen, feiert in diesem Jahr dieses stolze Jubiläum,
zu dem ich im Namen von Rat und Verwaltung und auch
persönlich recht herzlich gratuliere.
Die Glasschule wurde 1963, zunächst am Standort in
Herzogenrath, vorwiegend als Weiterbildungsstätte für
Führungskräfte und Ausbildung von Meistern gegründet. Ende
der 60er Jahre wurde mit der Erstausbildung begonnen.
Im Jubiläumsjahr erhalten 83 Auszubildende
in den
Berufsfeldern
Verfahrensmechaniker
für
Glastechnik,
Elektroniker für Automatisierungstechnik und Industrie­
mechaniker eine technische Grundausbildung, Werks­
unterricht und spezielle Ausbildungslehrgänge.
Die Ausbildung wird eng mit der Bearbeitung von Projekten
verbunden. Ein eindrucksvolles Beispiel für die hervorragende
Arbeit sind die attraktiven Glasskulpturen am Kreisverkehr
auf der Eschweilerstraße. Die gläsernen Kunstobjekte wurden
von Verfahrens- und Industriemechanikern in der Ausbildung
hergestellt. Die Öffentlichkeit erhält so einen Einblick in die
Arbeit der Glasschule. Viele positive Rückmeldungen aus der
Bevölkerung zeigen, dass die künstlerische Gestaltung des
Kreisverkehrs sehr gut ankommt.
In den vergangenen Jahren wurden viele Absolventen der
Glasschule als Jahrgangsbeste der IHK oder als Landesbeste
des Landes NRW ausgezeichnet. Auch das ist ein Zeichen dafür,
dass dem Berufsnachwuchs wichtige Arbeitsprinzipien mit
auf den Weg gegeben werden und dafür gesorgt wird, dass
sie nach der Ausbildung Verantwortung für die Produktion im
Unternehmen tragen können.
Die Glasschule leistet einen wichtigen Beitrag in der Ausbildung
des Facharbeiternachwuchses in der Region Aachen. Ich wünsche ihr, dass sie
auch in Zukunft engagierte Ausbilder in ihren Reihen hat und
die erfolgreiche Arbeit weiter fortsetzen kann.
Ferdi Garzweiler - Bürgermeister
Im Laufe dieser Jahre hat es immer wieder Phasen des Auf- und
des Abschwunges gegeben. Der Qualität der Schule hat dies
nie geschadet.
Vor ihrer größten Herausforderung steht die Glasschule
allerdings in den nächsten ca. 20 Jahren, der Zeit des großen
demografischen Wandels. In Zeiten eines stark abnehmenden
Angebotes an Ausbildungsplatzbewerbern benötigt die
Wirtschaft und damit auch das Unternehmen SAINT-GOBAIN
gerade gut ausgebildete TOP-Kräfte. Dieser Spagat zwischen
„weniger Masse“ und „noch mehr Klasse“ wird sicherlich nicht
einfach.
Die IHK Aachen wünscht der Glasschule in Stolberg hierfür
viel Glück und weiterhin viel Erfolg, um gemeinsam auch das
75-jährige Bestehen mit Genugtuung und Stolz feiern zu
dürfen.
Gisbert Kurlfinke - Mitglied der Geschäftsführung der IHK
Aachen, Berufsbildung
GruSSwort des Staatlichen Berufskollegs
Glas • Keramik • Gestaltung, NRW
Der gemeinsame Motor läuft: Seit 50 Jahren ist die Glasschule
Stolberg ein verlässlicher Partner für eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung. Zu diesem besonderen Jubiläum:
Herzlichen Glückwunsch!
Das Staatliche Berufskolleg Glas · Keramik · Gestaltung des Landes NRW in Rheinbach verbindet eine langjährige, fruchtbare
Zusammenarbeit mit der Glasschule in Stolberg. Die beiden Einrichtungen kooperieren in vielfältigen Bereichen – etwa beim
fachlichen Austausch zwischen Lehrern, Ausbildern und Prüfern, bei der Fortbildung von Lehrern oder bei der Neuordnung
diverser industrieller Glasberufe. So waren beide Schulen maßgeblich an der Weiterentwicklung der Glasberufe vom früheren
Glaswerker bis zum heutigen Verfahrensmechaniker beteiligt.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen ist geprägt
von hohem fachlichem Niveau sowie gegenseitiger persönlicher Wertschätzung. Ein Beispiel dafür ist der intensive Informationsaustausch über den beruflichen Entwicklungsstand
der Schüler oder das gemeinsame Gespräch am Ende der Probezeit.
Getreu den Motto „Mit fünfzig ist noch lange nicht Schluss“
wünschen wir Ihnen und uns, dass der Motor der Zusammenarbeit noch lange läuft. Auf eine weiterhin gute und erfolg­
reiche Zusammenarbeit
Ihr Walter Dernbach - Schulleiter des Staatlichen Berufskollegs
Glas · Keramik · Gestaltung des Landes NRW, Rheinbach
Jubiläumschrift 50 Jahre Glasschule • 19
Die Saint-Gobain Glasschule 2013
Die Glasschule Stolberg ist die praktische Aus- und Weiterbildungsstätte von Saint-Gobain Glass Deutschland, Saint-Gobain Deutsche Glas
und Saint-Gobain Sekurit in der Region Aachen. Ihr Ziel ist die Förderung des Berufsnachwuchses in der Erstausbildung und Umschulung für
zu Saint-Gobain gehörende Betriebe. Sie ist verantwortlich für die gewerblich-technische Ausbildung in Berufen wie Verfahrensmechaniker
für Glastechnik, Elektroniker für Automatisierungstechnik und Industriemechaniker. Ziele sind „die Herausbildung hoher Flexibilität durch
Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten aller Mitarbeiter/innen, die Herausbildung von Fach- und Methodenkompetenz für die Bewältigung der Arbeitsaufgaben, die Herausbildung engagierter Mitarbeiter/innen, welche über die Fähigkeiten von Teamarbeit und Eigenverantwortlichkeit in der Arbeit verfügen“, wie es im Leitbild heißt. Die Auszubildenden lernen in Form von praktischen Übungen bis hin zur Bearbeitung von Projekten die Schritte, die zur selbstständigen Bearbeitung von Kundenaufträgen notwendig sind.
Die Glasschule sucht die Zusammenarbeit mit allen Bildungsverantwortlichen in den unternehmenseigenen Personalabteilungen, der IHK, mit
Prüfungsausschüssen, Berufsschulen und dem Arbeitsamt und bietet ihr Aus- und Weiterbildung für Ausbildungskooperationen an.
V.i.S.d.P.:
Redaktion und Gestaltung:
Haftungsausschluss
Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH
barke + partner, büro für kommunikation
Aufgrund der dürftigen Quellenlage waren manche Fakten aus der
Glasschule
Rufus Barke, Dennis von Wittgenstein
Geschichte der Glasschule nur schwer zu recherchieren bzw. verifi-
Stephan Neubert
Alex Kurzke, Karsten Geisler
zieren. Die Autoren und die Referenten der Glasschule übernehmen
Nikolausstraße 1
Maria-Hilf-Straße 17
daher keine Gewähr für die Richtigkeit der in dieser Festschrift
52222 Stolberg
50677 Köln
niedergeschriebenen Angaben. Zudem bitten alle an dieser Fest-
Telefon: 02402 / 121-696
Telefon: 0221 / 9320031
schrift Beteiligten um Entschuldigung, wenn sie mangels Wissen
Fax: 02402 / 121-670
Fax: 0221 / 9320032
Personen oder Fakten vergessen haben zu erwähnen.
E-Mail: [email protected]
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