PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
Nr. 4 Dezember 2007
DAS RECHT
DER
TIERE
bmt-E
bmt-EVENT
VENT 2008
2008
Europas Tiere
brauchen
unsere Hilfe jetzt!
Auch Straßenhunde
haben ein Recht
auf Leben!
26. JANUAR 2008
GEMEINSAM FÜR
EUROPAS
STRAßENHUNDE
TIERSCHUTZ
UND ERNÄHRUNG
DIE MACHT DES
EINZELNEN IST GROSS
INTERVIEW
EPILEPSIE BEI
HAUSTIEREN
OBDACHLOSE
UND IHRE TIERE
FRANZISKUSTIERHEIM HILFT
B UND
GEGEN
M ISSBRAUCH
DER
T IERE E .V.
INHALT
I N H A LT
Inhaltsverzeichnis / Impressum
2
EDITORIAL
3
bmt-EVENT 2008
4
Auch Straßenhunde haben ein Recht auf ein Leben
Europas Tiere brauchen unsere Hilfe jetzt!
TITELTHEMA
Seite 4
6
Tierschutz fängt bei der Ernährung an
Wie unser Einkaufsverhalten Tieren helfen kann
TIERSCHUTZPOLITIK
bmt-Veranstaltung 2008
Für Europas Straßenhunde
11
Bundesland Bremen führt Tierschutz -Verbandsklage ein
DER HUND
AUS DER
BADEWANNE
12
Rettung mit viel Diplomatie
EHRENAMTLICH
IM BMT
14
Familie Butzbach - vier starke Kräfte für den Tierschutz
TIERE
SUCHEN EIN
ZUHAUSE
16
Dem Glück ein Stück näher…
Vermittlungstiere aus den bmt-Tierheimen
Seite 6
Tierschutz und Ernährung
Einkaufsverhalten hilft den Tieren
GESCHÄFTSSTELLEN
TSZ Pfullingen
Gst. Vollenborn
TH Hage
TH Köln/Dellbrück
TH Elisabethenhof
Franziskus-TH
TH Wau-Mau-Insel
22 Laborkatzen gerettet
Ein Leben für den Tierschutz
Der Husky mit dem sanften Wesen
Epilepsie bei Haustieren
Gizmo in Schweden
Hilfe für Hunde von Obdachlosen
Ein Ziesel im Tierheim
21
22
25
26
28
30
32
ANSCHRIFTEN / Internetadressen der Geschäftsstellen
34
ZU
35
GUTER
LETZT
Seite 26
Diagnose Epilepsie?
Interview mit Tierärztin Dr. Schmatz
Tierheim Arche Noah - Happy End für Biene
bmt-EVENT 2008 - Einladung nach München!
36
Beitrittserklärung
36
Das Recht der Tiere 4/2007
Seite 30
2
Obdachlose und ihre Tiere
Franziskus-TH startet Hilfsprojekt
Impressum
DAS RECHT DER TIERE Nr. 4/2007
Mitgliederzeitschrift des „Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.“
Redaktion:
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm
Druck: Brendow PrintMedien, Moers;
Artgerchte Offenstallhaltung
Druck: Brendow PrintMedien, Moers;
Titelbild: Tobias Losch
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
Auflage: 42.000 Exemplare
EDITORIAL
AUF
EIN
WORT…
Liebe Mitglieder, liebe Tierfreunde!
HERZLICHEN DANK
FÜR IHRE
UNTERSTÜTZUNG
ich möchte das ausklingende Jahr zum Anlass nehmen, Ihnen in meiner
Funktion als Schatzmeister des bmt für Ihre finanzielle Unterstützung unserer
Tierschutzarbeit zu danken. Ohne Ihre Hilfe wäre es uns nicht möglich
gewesen, unseren vielfältigen Aufgaben und den damit verbundenen
Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
Hans Hoffsümmer, bmt-SSchatzmeister
Der größte Kostenfaktor im Haushalt des bmt ist der Betrieb unserer vereinseigenen Tierheime. Futterund Tierarztkosten, die Kosten für Personal, Energie und nicht zuletzt für die Instandhaltung beliefen sich
2006 auf rund 3 Mio. Euro. Demgegenüber stehen Zuschüsse der Städte und Gemeinden für die
Aufnahme von Fundtieren und die Einnahmen aus den Vermittlungsgebühren in Höhe von 820.000
Euro. Mehr als 2/3 der Kosten für die Tierheime muss der bmt selber aufbringen.
Nennen möchte ich auch die Gnadenbrottiere, die vom bmt aus schlechten Haltungen übernommen und
wegen ihrer Unvermittelbarkeit auf ausgesuchten Pflegestellen untergebracht wurden, damit sie dort
einen friedlichen Lebensabend verbringen dürfen. Derzeit werden von uns 230 Gnadenbrottiere mit
monatlichen Kosten in Höhe von 23.500 Euro betreut.
Zu Recht werden wir auch immer wieder nach den Verwaltungskosten gefragt. Allein die
Personalverwaltung von knapp 100 Angestellten erfordert eine ordnungsgemäße Personal- und
Finanzbuchhaltung. Dennoch sind wir bemüht, bei allen Auflagen und Anforderungen, die uns z. B. von
den Finanzämtern und den Sozialversicherungseinrichtungen auferlegt werden, diese Kosten so gering
wie möglich zu halten. Die Gehälter, die den höchsten Kostenfaktor bei den Verwaltungskosten
ausmachen, liegen bei 12 % der Gesamtkosten.
Seit Jahren ist der bmt Mitglied beim Deutschen Spendenrat. Mitglied werden darf nur, wer seine
gesamte Buchhaltung offen legt und diese durch einen Wirtschaftsprüfer testieren lässt. Als
Gegenleistung dürfen wir das Siegel des Deutschen Spendenrates tragen - ein Hinweis auf ordnungsund satzungsgemäße Mittelverwendung. Aufgrund unserer Gemeinnützigkeit dürfen wir Ihnen für Ihre
finanzielle Zuwendung eine Spendenbescheinigung ausstellen, die Sie bei Ihrer Steuererklärung
einreichen können. Sie mindern dadurch Ihr zu versteuerndes Einkommen und helfen gleichzeitig einer
guten Sache.
Dass wir unseren Aufgaben nachkommen können, ist Ihnen allen zu verdanken. Ohne Ihre
Unterstützung könnten wir keinem Tier helfen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei
Ihnen bedanken. Bitte bleiben Sie uns auch für die Zukunft treu.
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit
Ihr
Hans Hoffsümmer
Schatzmeister des bmt
Das Recht der Tiere 4/2007
Schon jetzt wünsche ich Ihnen für die bevorstehenden Festtage und für das neue Jahr alles Gute.
3
Auch Straßenhunde haben ein Recht auf Leben
EUROPAS TIERE BRAUCHEN
bmt - V ERANSTALTUNG
IM
M ERCURE -H OTEL
Merken Sie sich schon heute
den 26. Januar 2008 vor. An
diesem Tag findet das große
Event des bmt im Mercure-Hotel
in München (nahe Flughafen)
statt. Seien Sie unser Gast und
helfen Sie mit, unsere Forderungen an die EU durchzusetzen.
Wir möchten erreichen, dass die
EU Fördergelder für Kastrationsprojekte von Strassenhunden in europäischen
Ländern zur Verfügung stellt.
Diese Forderung können Sie mit Ihrer
Unterschrift unterstützen. Außerdem überreichen wir den Auslandstierschutzpreis "Hope" für besonderes Engagement.
Wenn Sie teilnehmen möchten, schicken Sie bitte den Antwortcoupon
auf der Rückseite des Magazins an uns zurück.
NEUE HOFFNUNG AUF LEBEN DANK
Pierre Brice unterstützt den bmt im Einsatz für die Straßenhunde Europas
Das Recht der Tiere 4/2007
Die kleine Lotte auf dem Arm von Pierre Brice ist gerettet. Sie hat die Chance auf ein
glückliches Hundeleben bekommen.
4
Eine Ausnahme. Hunderttausende Straßenhunde leben in Ost- und Südeuropa, krank,
verwundet, halbverhungert und stets auf der
Flucht. Zu schwach zum Davonlaufen werden sie irgendwann vom Hundefänger aufgegriffen und in Tötungsstationen gebracht.
Tötungsstationen für herrenlose Tiere gibt es
heute noch in vielen europäischen Ländern.
Die dort unter erbärmlichen Bedingungen
aufbewahrten Hunde werden nach einer
Frist von 7-14 Tagen erschlagen oder vergiftet.
Allein in den rumänischen Städten Bukarest und Brasov sterben
Tausende Hunde pro Woche.
Als der Schauspieler Pierre Brice das Elend
der Hunde in Brasov (Rumänien) mit eigenen Augen sah, sagte er erschüttert: "Damit
muss Schluss sein. Sofort. Straßenhunde haben doch auch ein Recht zu leben!"
Seit Jahrzehnten ist das Problem der EU bekannt - getan hat sie nichts. Dabei liegt die
humane und ethisch vertretbare Lösung auf
der Hand: die Kastration der Hunde.
Gemeinsam mit prominenten Unterstützern
fordert der bmt die EU auf, Fördergelder für
Kastrationsprojekte in Ost- und Südeuropa
zur Verfügung zu stellen, um endlich den
Kreislauf aus Geburt, Trächtigkeit und erneutem Nachwuchs zu
beenden.
TIERSCHUTZ-EVENT 2008
UNSERE HILFE JETZT
IN
M ÜNCHEN
PROGRAMM
FÜR DEN
26. JANUAR 2008
14.00 Uhr: Einlass
14.30 Uhr: Beginn
Q Begrüßung durch Dr. Jörg Styrie, Vorsitzender des bmt,
Q Die rumänische Sängerin Alexandra singt Chansons
und Dr. Claudia Ludwig, Fernsehjournalistin und Buchautorin
Q Kurzer Filmbeitrag zur Situation der Straßenhunde in Bra-
- Pause mit vegetarischem Buffet Q Opernsängerin Anna di Mauro singt aus "Cats" und
sov (Rumänien) von Dokumentarfilmer Peter Roggendorf
Q Stellungnahme von Dr. Madeleine Martin, hessische Tier-
schutzbeauftragte, derzeit in Brüssel
Q Situationsbericht zum Tierschutz
in Brasov von Cristina Lapis
(Vorsitzende der rumänischen Tierschutzorganisation "Asociatia
de Animalelor protectie")
"König der Löwen"
Q Gesprächsrunde u.a. mit Schauspieler Pierre Brice,
Cristina Lapis, Dr. Madeleine Martin (Hessische Tierschutzbeauftragte) , Livio Harbuz (Vorsitzender der
rumänischen Tierärztlichen Vereinigung), Peter
Sürth (Ingenieur für Wildtiermanagement)
Q Petra Zipp (Tierschutzkoordinatorin des
bmt) verleiht zum ersten Mal den Auslandstierschutzpreis "Hope"
IHRER HILFE
Unterstützen Sie unsere Forderung?
DAS BMT-EVENT
Dann seien Sie unser Gast am 26. Januar
2008 im Münchner Mercure-Hotel (siehe
Programm). Wir laden Sie ganz herzlich zu
dieser bislang einmaligen Veranstaltung ein.
Zum ersten Mal verleiht der bmt seinen Auslandstierschutzpreis "Hope" für herausragendes Engagement im Auslandstierschutz.
Bei dem Event wird der bmt eine Kampagne
starten, um seinen Forderungen bei der EU
Nachdruck zu verleihen. Tragen Sie mit Ihrer
Unterschrift dazu bei, das Tierelend zu beenden.
ZUGUNSTEN DER
Hotel München Airport
Dorfstraße 15 a
85445 Aufkirchen
(ca. 15 km vom Flughafen München)
Kämpfen wir gemeinsam für ein
Europa, das seine Hand schützend
über die Tiere hält!
Auslandstierschutzkoordinatorin Petra Zipp
Tierschutzzentrum Pfullingen
STRAßENHUNDE
Hope, aus der Tötungsstation gerettet, gab dem Preis den Namen
Ab 14.00 Uhr
Eintritt frei
Gäste: Roger Lapis, Petra Zipp,
Pierre Brice, Cristina Lapis
Ihre Ansprechpartnerin beim bmt:
Gönninger Straße 201
72793 Pfullingen
Tel: 07121/ 820 17 0
Das Spendenkonto Auslandstierschutz finden Sie auf Seite 34
Das Recht der Tiere 4/2007
EUROPAS
AM 26. JANUAR 2008
5
TITELTHEMA
Tierschutz im
Alltag umsetzen
Unser
Einkaufsverhalten
kann Tieren helfen
Ca. 500 Millionen Tiere werden
jedes Jahr geschlachtet. "Nutztiere" werden diese Tiere genannt, die nur eine Bestimmung im Leben hatten: Für die
Ernährung, Bekleidung und das
Wohlbefinden der Menschen zu
leiden und zu sterben.
Letzte Meldungen
sterben
+++
Geflügelgrippe
12 Wölfe oder ++
Geflügelgrippe
40 biGeflügelgrip
Geflügelgrippe200
Tiere liefern Fleisch, Milch, Eier,
Leder, Felle, Wolle, Honig, Seide
und Daunen; dafür werden sie
in der Regel unter katastrophalen Bedingungen aufgezogen,
gehalten, gemästet, gerupft
und getötet. Was tut die Gesellschaft Tieren an, die Lebewesen sind wie wir auch?
Artgerechte Tierhaltung ist eine Freude für Tiere und Menschen
DIE MACHT DES EIN
Das Recht der Tiere 4/2007
Können zumindest Tierfreunde daran
etwas ändern? Ja, wir alle, die wir Tiere lieben und achten, können viel tun.
Die Kraft des Einzelnen, die Macht der
Verbraucher ist groß. Niemand ist gezwungen, Eier aus Käfighaltung und
Fleisch aus Massentierhaltung zu kau-
6
fen - jeder kann auf Produkte aus ökologischer Erzeugung zurückgreifen.
Warum der Einkauf beim kleinen Naturkostladen Tieren und Natur mehr
hilft, als im großen Biosupermarkt, lesen Sie im Beitrag.
Die konventionelle
Massentierhaltung - eine
Katastrophe für Mensch,
Tier und Umwelt
Schweine, Rinder, Hennen, Enten,
Gänse, Puten Kaninchen und selbst Fische - sie alle leben unter den Bedingungen der industriellen Massentierhaltung ein kurzes, artwidriges Leben:
Kein Tageslicht, keine frische Luft, in
Auch gut für das Klima: EInkauf bei regionalen Anbietern
drangvoller Enge auf Betonböden, Gitterrosten und Wasserkäfigen (Fische)
zusammengepfercht
und
meist
schmerzvoll an die tierschutzwidrigen
Haltungssysteme angepasst. Damit die
Tiere unter diesen unnatürlichen Bedingungen nicht krank werden, bekommen sie prophylaktische Medikamentenzugaben ins - oft schon
gentechnisch veränderte - Futter.
Hühnern, Enten und Gänsen wird in
den ersten Lebenstagen der Schnabel
gekürzt, männlichen Puten die Zehenglieder abgeschnitten, Flugenten die
Flügel gestutzt und Ferkel bis zum siebten Lebenstag ohne Betäubung kastriert. Diese traurige Aufzählung ließe
sich beliebig fortsetzen und findet ihren
TITELTHEMA
lügelgrippe
+
ppeder +++
0 Chin + + + + + +
Die Herkunft des Fleisches
interessiert bisher leider
nur wenige Verbraucher
ZELNEN IST GROSS
getarisch oder vegan (ohne Milch,
Quark, Käse und Eier etc.) zu leben.
Mehr als sechs Millionen Bundesbürger
sollen sich nach Umfragen schon vegetarisch ernähren, Tendenz steigend.
Das Ernährungsverhalteneine Lebensauffassung
Und zahlreiche nationale und internationale Studien aus den USA belegen,
dass der Verzicht auf Fleisch und seine
Produkte der Gesundheit förderlich ist.
Vegetarische Lebensmittel sind reich an
Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen und
Mineralstoffen - dafür fettarm und frei
von Cholesterin. Fetthaltige und cholesterinreiche Kost gilt heute als eine
der Hauptursachen für die so genannten Zivilisationskrankheiten Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Übergewicht.
Gibt es einen Mittelweg zwischen beiden Ernährungsgewohnheiten, die für
viele Menschen mehr als das, nämlich
eine Lebensauffassung ist? Ja, die Alternative zur konventionellen Landwirtschaft mit ihrer Umweltverschmutzung
und Tierausbeutung heißt Ökolandbau, in dem die Bewirtschaftung im
Rahmen natürlicher Kreisläufe erfolgt
und die Tierhaltung artgemäß ist.
Für die Tiere bedeutet das: Artgerechte
Aufzucht, mehr Platz im Stall, Licht,
langsameres Wachstum und späterer
Das Recht der Tiere 4/2007
Höhepunkt auf der letzten Reise in den
Tod.
Über 360 Millionen Schlachttiere werden jährlich durch Europa und über die
Grenzen der EU hinaus transportiert.
Manchmal sind die Tiere wochenlang
auf den überfüllten LKW´s unterwegs,
geschwächt, halb verdurstet, hungrig
und schwer verletzt, um in den Schlachthäusern nicht selten bei vollem Bewusstsein getötet zu werden.
Das Fleisch dieser drangsalierten Tiere
essen die Verbraucher, einige mit mehr
oder weniger schlechtem Gewissen,
andere stoisch. Wer den ethischen
Aspekt beim Fleischverzehr irgendwann nicht mehr verdrängen kann
(oder nie konnte), entscheidet sich, ve-
7
TITELTHEMA
Gänse in Freilandhaltung
Schlachttermin. Das Futter erzeugen
die Biobauern selbst, der Mist kommt
als Dünger auf das Ackerland, und die
Landwirte dürfen im Schnitt nur soviel
Tiere halten, wie nötig sind, um ihre
Äcker zu düngen. Gentechnisch veränderte Futtermittel und prophylaktische
Medikamentengabe sind tabu.
Der Weg zum Schlachthof muss kurz
sein: Vier Stunden, maximal 200 Kilometer Transport sind Bedingungen,
denen sich Bioverbände wie Demeter,
aber auch der 1988 gegründete Verein
Neuland (Verein für tiergerechte und
umweltschonende Nutztierhaltung e.V.)
verpflichten.
Durchblick in der SiegelVielfalt behalten
Für viele Verbraucher verwirrend, für
die Bioanbauverbände aber mehr als
eine Überzeugungstat: In Brüssel haben die Öko-Produzenten gerade
durchgesetzt, dass sie neben dem
staatlichen EU-Siegel ihre eigenen Siegel behalten dürfen. Bioland, Naturland und Demeter sind die großen, alten Pioniere des Ökolandbaus,
Ecoland, Biokreis, Biopark und Gäa regional verankerte Gemeinschaften und
Ecovin der Zusammenschluss für biologisch produzierende Winzer.
Das Zugeständnis der EU ist für die
Ökolandwirte deshalb so wichtig, weil
sie nach wesentlich strengeren Qualitätsstandards produzieren und sich mit
ihrer Premiumware von den unter BioSiegel laufenden Produkten abheben
wollen. Das Bio-Siegel, von der ehemaligen Verbraucherschutzministerin
2001 eingeführt, entspricht dem EUBiosiegel und steht lediglich für Mindeststandards. 95% der Zutaten müssen ökologischer Natur sein und es
dürfen keine chemisch-synthetischen
Pflanzenstoffe zum Einsatz kommen.
Waren mit Bio-Siegel stammen von Betrieben, die nur teilweise auf ökologische Erzeugung umgestellt haben müssen - das ist geltendes EU-Recht. Für
die Landwirte, die sich Demeter & Co
anschließen, ist die vollständige Umstellung Voraussetzung. Das EU-Recht
gestattet Bauern auch den Zukauf von
größeren Mengen an Futtermitteln; die
Bioanbauverbände müssen dagegen
ihr Futter selbst herstellen.
Seit Renate Künast "Bio" 2001 salonfähig gemacht hat, haben die Lebensmittelmultis auch diese Marktnische mit
Lohn- und Preisdumping im Gefolge
erobert. Vorbei die Zeiten, in denen die
Gurke krumm, der Apfel schrumpelig,
die Kartoffeln unterschiedlich groß sein
durften - in den Biosupermärkten prä-
sentiert sich Öko-Ware heute einheitlich und genormt. Der Durchmesser für
Obst und Gemüse ist vorgegeben; Produkte, die die Vorgaben nicht erfüllen,
wandern in den Müll.
Unter den Marken Naturkind, Füllhorn
und Wertkost etc. bieten Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Tengelmann, Plus und Norma ihre Biosparte an, die in den vergangenen Jahren immer breitere
Käuferschichten angezogen hat. 4,5
Milliarden Euro wurden 2006 für BioProdukte ausgegeben - Umfragen zufolge greifen ca. 47% der Bundesbürger mindestens einmal im Monat zu
ökologisch "korrekter" Ware.
Längst können die Konzerne die Nachfrage nicht mehr aus heimischen Gefilden decken. In weltweit 120 Ländern
auf mittlerweile 31 Millionen Hektar
Anbaufläche werden Bio-Produkte erzeugt, die in die EU exportiert werden.
Ob jemand eine Vermarktungsgenehmigung für eine bestimmte Charge er-
Das Recht der Tiere 4/2007
Achten Sie beim Einkauf
8
Fleisch
Fleisch:
Q
Für eine gesunde Ernährungshaltung ist Fleisch kein notwendiger Bestandteil. Deswegen: Reduzieren Sie
den Fleischanteil in Ihrem Speiseplan,
steigen Sie öfter um auf leckere und
ausgewogene vegetarische Gerichte.
Q
Wenn Sie nicht auf Fleisch verzichten mögen, kaufen Sie ausschließlich
Öko-Fleisch. Die Vorteile: tiergerechte
Haltung, natürliches Futter ohne Leistungsförderer und Gentechnik, kurze
Transporte, mehr Tierschutz.
"Delikatessen"
"Delikatessen"
Q
Kaufen Sie keine tierquälerischen
"Delikatessen". Weißes Kalbfleisch,
Gänse- und Entenleberpastete, Wach-
tel, Perlhühner, Hummer, Langusten
und Haifischflossensuppe sollten nicht
einmal in Ausnahmefällen (Weihnachten, Silvester) auf dem Tisch stehen.
Fisch
Fisch:
Q
Bei Fisch hat die intensive Massentierhaltung in engen Becken sehr zugenommen. Achten Sie darauf, woher die
Tiere stammen. Und beim Kauf aus extensiver Fischhaltung bitte berücksichtigen, ob die Fische nicht im Bestand bedroht sind. Derzeit gilt: 11 der 15
größten Meeresfischereigebiete sind in
dramatischem Rückgang begriffen.
USA, Japan und die EU kaufen die Fischereirechte für die Ozeane rund um
die armen Länder und hinterlassen ge-
plünderte Ökosysteme mit arbeitslos
gewordenen Einheimischen.
Q
Beim Thunfisch-Fang verenden
jährlich unzählige Delfine in Netzen.
Denken Sie daran: Auch Thunfisch auf
der Pizza stammt aus solchen Fängen.
Auch bei Fischen nimmt die Intensivhaltung zu
Die Fleischproduktion ...
Ausgerechnet Umweltsünder China will den
Bio-Weltmarkt erobern
Im Gegenteil: China nimmt den Spitzenplatz in der Welt ein, wenn es um
Raubbau an der Natur, Ausbeutung der
Ressourcen, Vernichtung der Artenvielfalt und den grausigen Umgang mit
Wild- und Haustieren geht. Kein Tierschutzgesetz schützt die Tiere, die für
ihre Organe, ihr Fell und ihr Fleisch unaussprechlichen Qualen durch Menschenhand ausgesetzt sind.
Doch Peking möchte seinen Anteil am
Bio-Weltmarkt bis 2010 verdreifachen
- und die EU macht es möglich, weil der
Ökosektor dank der Beteiligung der
Konzernmultis am Geschäft immer
stärker zur industriellen Produktion geworden ist. Dass Bio-Erdäpfel aus Afrika und Biofischstäbchen aus Israel über
Vietnam nach Bremerhaven verschifft
werden, kommt möglicherweise den
Verbrauchern entgegen, die auch in
Biosupermärkten die volle Produktpalette suchen - aber mit der ursprünglichen Idee der Ökopioniere hat das
kaum mehr zu tun.
"Kauft Obst und Gemüse
aus der heimischen Region!"
... war (und ist) das Credo der alten
Bioanbauverbände. Eine Produktion im
Einklang mit der Natur und nicht gegen
sie - mit dieser Philosophie wurden in
den 80iger Jahren die ersten Bio-Mohrrüben und Öko-Kartoffeln angeboten.
Rund um den Globus gereiste Erdbeeren und Ananas hätten die Kunden ver-
bitte auf folgende Punkte:
Käfig-E
Eier
Tierfreunde kaufen keine Eier mit
der 3 (Käfighaltung), sondern Eier aus
ökologischer Haltung (0), Freilandhaltung (1) oder Bodenhaltung (2).
Achtung: Käfigeier verstecken sich auch
in industriell gefertigten Nahrungsmitteln wie Eiernudeln, Mayonäse etc.
Fertigprodukte-Hersteller sind nicht verpflichtet, Angaben über die Eier-Haltungsform zu machen (Tierschutzverbände wie der bmt kämpfen dafür).
Q
Gemüse und Obst
Gemüse und Obst:
Q
Kaufen Sie Gemüse und Obst aus
ökologischem Anbau, denn hier werden keine chemischen Dünge- und
Pflanzenschutzmittel verwendet.
So tragen Sie nicht mit dazu bei, dass
unzählige Kleinstlebewesen vernichtet
und auch Vögel, Hasen, Igel und Rehe
geschädigt werden.
Kleidung
Tragen Sie niemals Pelz! Für Pelze
werden weltweit Millionen Nerze, Robben und Füchse gejagt. Auch die Zucht
und Haltung von Pelztieren widerspricht
dem Tierschutz, weil diese Wildtiere in
entsetzlich engen Käfigen Qualen leiden.
Q
Kaufen Sie keine Daunen! Daunen
sind gerupfte Federn von Gänsen. Der
Hintergrund: Sobald die Gänse ausgewachsen sind, werden sie nach Farben
getrennt. Die Graugänse werden in KäQ
geblich im überschaubaren, dem natürlichen Ablauf der Jahreszeiten entsprechenden Sortiment gesucht.
Negativbilanz für das Klima durch unnütz zurückgelegte Flugkilometer? Kein
Problem für die großen Konzerne, die
sich das Geschäft mit der Öko-Ware in
Zukunft so vorstellen, wie es sich in Berlin derzeit zur Schau stellt: "Mc Bio"
heißt der größte, kürzlich eröffnete BioSupermarkt Europas mit 1600 Quadratmeter Verkaufsfläche auf mehreren
Etagen. Über 18.000 ökologisch erzeugte Produkte aus aller Welt werden
angeboten.
In Deutschland gibt es ca. 17.000 Biobauern. Viele von ihnen werden den
Preiskampf, den die Global Player in
Gang gesetzt haben, nicht gewinnen.
An uns liegt es, ob die Ökolandwirte,
die mit so viel Hoffnung und Fairness
für Natur, Umwelt und Tiere begonnen
haben, weiter existieren können.
Text: Claudia Lotz
fige gesteckt und für Stopfleberpastete
zwangsgemästet. Die weißen Tiere
werden in schmerzvoller Prozedur immer wieder gerupft - bis zu 140
Gramm blutige Federn hält ein Rupfer
danach in der Hand. Dabei gibt es Alternativen: Synthetische Stoffe.
Q
Achten Sie auf die Herkunft des Leders. Billige Lederprodukte kommen
sehr wahrscheinlich aus asiatischen
Ländern, u.a. von Hunden und Katzen.
Neben China zählt die indische, wachsende Lederindustrie zu den grausamsten der Welt. Lederprodukte stammen
von Kühen, Pferden, Ziegen, Schafen,
Schweinen und Lämmern. Dabei gibt
es als tierfreundliche Alternative Lederimitate.
Fotos: Reinhard-TTierfoto
Das Recht der Tiere 4/2007
hält, entscheidet das Bonner Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung
(BLE). EU-akkreditierte Prüfer kontrollieren, ob die nicht aus der EU stammende Ware Biosiegelqualität hat.
Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen: Bestimmte Länder, deren Kontrollsysteme denen der EU entsprechen
sollen, werden nicht geprüft. Zu diesen
sieben Nationen zählen auch China,
Costa Rica und Australien - Länder, die
sich weder im Umweltschutz noch im
Tierschutz besonders hervortun.
... hat erheblichen Anteil am Klimawandel.
Landwirtschaftliche Nutztiere produzieren
große Mengen Methan, ein Gas, das wesentlich zum Treibhaus-Effekt beiträgt. Darüber hinaus ist die Massentierhaltung verantwortlich für die Brandrodung für Weideland und Futtermittel. Bis zu 18 % des
Gesamtaufkommens Klima schädigender Gase werden von der Landwirtschaft verursacht. Ein weiteres Problem der konventionellen Massentierhaltung sind die anfallenden Mengen an Mist und Gülle, die zu einer Nitratbelastung des Trinkwassers, der Böden, Flüsse und Seen führen.
9
KOLUMNE
Von Dr. Jörg Styrie
Der Blick in den Kühlschrank verrät mir, dass ein
Einkauf überfällig ist. Milch, Butter, Eier, Käse,
vielleicht auch mal wieder ein Stück Fleisch? Saft, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Der Blick ins Portemonnaie zeigt mir, dass der Weg in den Bioladen ausfallen muss, denn erfahrungsgemäß sind die
Grundnahrungsmittel im Bioladen empfindlich teurer als im Supermarkt.
Als Tierfreund und mündiger Verbraucher ist es mir wichtig,
meine Lebensmittel so zu kaufen, dass mein Gewissen sich
nicht verbiegen muss. Zu gegenwärtig sind mir die Bilder von
Legehennen in Käfigen, Puten und Broiler mit gegrätschten
Beinen, mehr tot als lebendig, Schweinen auf Spaltenböden,
Kühe mit riesigen Eutern - und an die Schlachthofszenen mag
ich schon gar nicht denken.
Das Recht der Tiere 4/2007
Ich nehme mir den Einkaufswagen und begebe mich auf Erkundungstour ins "Reich des Überflusses": Milch steht ganz
oben auf der Liste. Vor dem Kühlregal schweift mein Blick
über ein Sortiment verschiedenster Milchsorten. Buttermilch,
Magermilch mit 1,5 % Fett, Vollmilch mit 3,5 % Fett, sogar
Milch mit über 3,5 % Fett. Der teuerste Liter kostet 76 Cent.
Aber halt: Wie teuer war doch gleich der Liter Cola, an der
ich eben vorüber gekommen bin? 85 Cent ohne Pfand. Komisch, denke ich. Dass Wasser mit Zucker teurer ist als Milch.
Aber zurück zur Milch. Ich wollte ja welche von Kühen, die
möglichst Weidegang hatten, toll wäre es, wenn sie zusätzlich noch mit Futter aus ökologischem Anbau gefüttert worden wären. Nach den Bildern auf der Verpackung zu urteilen, trifft dies bei fast allen Milchsorten zu. Aber Hinweise zur
Haltungsform kann ich nicht finden - ich vertraue mal den
Produzenten und nehme die Packung mit den schönsten Bildern...
Butter steht als nächstes auf meiner Liste. Silber- und goldglänzend liegen die Päckchen bereit. Irische Markenbutter
neben deutscher Markenbutter, das deutsche Markenprodukt preiswerter als die irische Butter. Das leuchtet mir ein,
schließlich muss die Irische Butter ja auch erst mal über hunderte von Kilometern bis zu uns transportiert werden. Aus
welchem Haltungssystem die Butter stammt, ist zwar nicht erkenntlich, aber es ist ja ein Markenprodukt.
10
Jetzt geht es zum Eierregal; Eier aus Bodenhaltung und aus
Freilandhaltung. Keine Käfigeier, das finde ich toll. Aber eigentlich wollte ich ja Bio-Eier, die mit der 0. Na ja, nehme ich
halt Freilandeier mit der 1. Ich schaue mir noch mal den
Stempel an. Die 1 für Freilandhaltung, ok, aber warum steht
denn NL davor? Würde lieber Eier aus deutscher Produktion
kaufen, denn die hiesigen Bauern sind mir näher als die
Niederländer.
Zurück zum Kühlregal. Wurst und Käse stehen auf meinem
Einkaufszettel. Ca 10 Meter Kühlregal mit hunderten von Produkten. Alle in Folie eingeschweißt und mit den verschiedensten Etiketten versehen. Ich greife zum "Echten Knochen-
schinken" und bin erstaunt, was da alles so drin ist: Schweinefleisch (klar), Gewürze, Zucker, Dextrose, Antioxydationsmittel, Konservierungsstoffe. Einen Hinweis über das Haltungssystem suche ich vergeblich. Fehlanzeige auch bei
Wurst und Käse.
15 Minuten habe ich mich vor dem Regal aufgehalten und
bin nicht fündig geworden. Meine Schlussfolgerung: Alles
aus der Massentierhaltung - und schon kommen wieder die
Bilder hoch, die ich doch eigentlich nicht mehr sehen wollte.
Nun schiebe ich meinen doch noch recht leeren Wagen zum
Obst und Gemüsestand. Großes Sortiment, fein sauber und
leuchtend. Eine Freude für das Auge. Obst aus Israel, Gemüse aus Portugal und Spanien, einzig der Weißkohl wird zu
dieser Jahreszeit aus Deutschland sein. Aber ich wollte ja
meinen Grundsätzen treu bleiben und auch hier Bioprodukte kaufen. Nach einigen Minuten werde ich tatsächlich fündig. Auf Möhren und Kartoffeln erkenne ich das Bio-Siegel.
Die Grundnahrungsmittel schmecken jeden Tag; leider scheinen sie nicht ganz so frisch zu sein wie die anderen Produkte, aber ich bin froh, dass sich mein Wagen langsam füllt.
Mein Einkauf hat jetzt knapp 45 Minuten gedauert, und ich
habe längst nicht alles, was ich haben wollte. Ich zahle und
fahre nun doch noch zum
Bioladen.
Beim Öffnen der Tür erklingt die mir so wohl bekannte Glocke, und die Verkäuferin grüßt mich mit
Namen. Irgendwie macht
der Einkauf hier mehr Freude; ich weiß, wo alles steht,
wodurch die zeitaufwendige Sucherei entfällt. Ich
brauche auch keine 10 verschiedene Sorten Milch,
keine 20 unterschiedlichen
Jogurts und im Grunde
auch kein Fleisch.
Dennoch kommt mich der
Einkauf in diesem schönen,
kleinen Laden immer wieder teuer zu stehen. Aber
meine Seele hat ihren Frieden und das ist es mir wert.
TIERSCHUTZPOLITIK
DIE TIERE KÖNNEN NICHT KLAGEN!
B REMEN
FÜHRT DIE
Als erstes Bundesland hat Bremen die Einführung der tierschutzrechtlichen Verbandsklage auf Landesebene eingeführt.
Zudem will die Bremische Bürgerschaft eine Bundesratsinitiative für ein Tierschutz-Klagerecht auf Bundesebene starten.
Das Gesetz der rot-grünen Regierungskoalition in Bremen gestattet anerkannten Tierschutzorganisationen im
Rahmen einer Feststellungsklage behördliche Entscheidungen nachträglich
juristisch überprüfen zu lassen. Urteilt
das Gericht, dass gegen das geltende
Tierschutzrecht verstoßen wurde, muss
dies bei künftigen Entscheidungen zugunsten der Tiere beachtet werden.
Bereits getöteten Tieren hilft dies zwar
nicht mehr, aber für die Zukunft können
so zahlreiche andere Tiere vor Leiden
und Tod bewahrt werden. Um Entscheidungen anfechten zu können, bevor sie Rechtskraft erlangen, muss der
gesetzliche Rahmen auf Bundesebene
geschaffen werden, weil die Gesetzgebungskompetenz hierfür beim Bund
liegt. Die Chance für eine solche Anfechtungsklage bietet die geplante
T IERSCHUTZ -V ERBANDSKLAGE
EIN
Bundesratsinitiative
der
Bremer Landesregierung.
Anwälte für Tiere
Das deutsche Rechtssystem
sieht eine Klagebefugnis
gegen behördliche oder
gesetzliche Entscheidungen
nur für natürliche oder juristische Personen vor, die
hierdurch in ihren eigenen
Rechten eingeschränkt werden.
Rechte der Tiere in Bremen gestärkt
Tiere werden in unserer
Gesellschaft durch das Grundgesetz,
schutzrechtlichen Verbandsklage lässt
das Tierschutzgesetz und mehrere Versich diese "Waffenungleichheit" beheordnungen geschützt, doch sie haben
ben. Nur so können anerkannte Tierkeinen gesetzlichen Vertreter, der stellschutzorganisationen als "Anwalt der
vertretend für sie ihre Rechte einklagen
Tiere" vor Gericht für die Einhaltung dekann. Dies kann nur über eine Verren Rechte eintreten, in dem sie gegen
bandsklage ermöglicht werden, wie sie
Missstände und für die konsequente
bereits jetzt schon im Naturschutzrecht
Umsetzung der bestehenden Tiervorgesehen ist.
schutzvorschriften klagen.
Im Tierschutz besteht zurzeit ein Ungleichgewicht, weil Tiernutzer wie z. B.
Versuchsexperimentatoren oder Eigentümer landwirtschaftlicher Intensivtierhaltungen gegen behördliche Entscheidungen jederzeit Rechtsmittel einlegen
können. Durch die Einführung der tier-
Somit ist die Tierschutz-Verbandsklage
auch ein effektives Mittel für die Verwirklichung des Staatszieles Tierschutz.
Daher wird die Einführung der Verbandsklage auch ein klarer Maßstab
dafür sein, welchen Stellenwert der
Tierschutz für die Politik besitzt.
UNVERSTÄNDLICHE ENTSCHEIDUNG
Alle zwei Jahre gibt das
Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen Tierschutzbericht heraus.
Der Bericht, 1986 im
Tierschutzgesetz festgeschrieben, bietet Tierschutzorganisationen die Möglichkeit, die Regierung an ihren Zusagen hinsichtlich bestimmter Tierschutzprobleme zu
erinnern und zu messen. Nun soll der Tierschutzbericht nur
noch alle vier Jahre erscheinen. Der Agrarausschuss des
Deutschen Bundestages stimmte am 7. November 2007 dem
Gesetzentwurf der Regierung zu.
Der bmt lehnt diese Gesetzesänderung strikt ab und hat dies
in einer schriftlichen Stellungnahme an das Seehofer-Ministerium bekräftigt: "Politiker aller Parteien nehmen für sich in
Anspruch, dem Tierschutz besondere Aufmerksamkeit zu
schenken. Inwieweit die jeweiligen Regierungen dem Anspruch gerecht werden, lässt sich für uns nur anhand des
Tierschutzberichtes überprüfen. Die Veröffentlichung des
Tierschutzberichtes ist immer mit einer parlamentarischen
Auseinandersetzung verbunden, in der die Tierschutz-Aktivitäten zwischen Bundesregierung und Opposition kontrovers diskutiert werden können. Mit der Vierjahreszeitspanne
sehen wir die Gefahr, dass der Stellenwert des Tierschutzes
in der politischen Arbeit gehörig leiden wird."
Das Recht der Tiere 4/2007
Tierschutzbericht von der Bundesregierung jetzt nur noch alle vier Jahre
11
LV B A Y E R N
Rettung mit viel Diplomatie
Sascha
SASCHA - DER
AUS DER BADE
Wir berichten öfter über Missstandsmeldungen. Manche Tiere werden gleich beschlagnahmt, andere müssen über Umwege befreit werden. Hund Sascha ist so ein Fall, der nur Dank der Diplomatie der Landesverbandsleiterin heute einer glücklichen Zukunft entgegen sieht. Lesen Sie, wie Ewa Gara in diesem komplizierten Fall vorging.
Das Recht der Tiere 4/2007
"Der Hund ist Tag und Nacht in einem
kleinen Badezimmer eingesperrt und
kann dort nur in der Badewanne liegen. Er kommt fast nie raus, bitte helfen Sie ihm!", schreibt eine Frau per
Mail am 27. August ´07 an den bmt.
Wir bitten um die genaue Adresse und
erfahren, dass die Hundebesitzer, eine
türkische Großfamilie, im Osten von
München lebt. In dieser Gegend stehen
viele Sozialhäuser; Ewa Gara, die Leiterin des Landesverbandes Bayern,
hatte schon einmal hier zu tun, als sie
mit einigem Einfühlungsvermögen einem alkoholkranken Mann klar machen musste, dass er nicht mehr in der
Lage sein würde, sich um seinen verwahrlosten Pudel zu kümmern.
12
weiß aus ihrer jahrelangen Erfahrung
im Tierschutz, wie impulsiv gerade die
Männer ausländischer Familien reagieren können, wenn sie sich durch Kritik in Frage gestellt sehen. Doch die
überzeugte Tierschützerin bekämpft ihre leise Furcht; schließlich will sie dem
Hund helfen und verhindern, dass er
unter Umständen sein ganzes Leben
unter widrigsten Umständen verbringen muss.
Die Besitzer von Sascha sind nicht da;
die Frauen der Familie öffnen und holen bereitwillig den Schlüssel zum Bad,
in dem der Hund auch tagsüber hinter
verschlossener Tür ohne Ansprache,
Bewegung, Beschäftigung, Futter und
Wasser sitzt.
Schwerfällig
klettert der schon jetzt mit
ca. acht Monaten sehr großrahmige - Rüde
aus der Badewanne, als sich
der Schlüssel im
Schloss dreht.
Die herbeigelaufenen Kinder der
Familie hängen
sich an den Hals
Monatelang lebte der Rüde eingesperrt im Bad
von Sascha und
Ewa Gara ist ein wenig befangen, als
drücken ihn ungestüm; der Hund quitsie an der Wohnungstür klingelt; sie
tiert das gutmütig.
Noch auf der Treppe versucht die Landesverbandsleiterin Kontakt mit dem
Veterinäramt aufzunehmen. Vergeblich, die Leitungen sind aufgrund eines erneuten Fleischskandals belegt.
Sie ruft die Polizei an, schildert die
Sachlage und bittet den Hund umgehend zu beschlagnahmen. Die Zentrale schickt zwei Hundeführer.
Inzwischen ist die Hundebesitzerin, eine junge Türkin, nach Hause gekommen und zeigt bereitwillig den Rüden,
der wieder im Bad eingeschlossen ist.
Im engen Raum keine Wasserschüssel,
kein Futternapf; an den Haaren in der
Badewanne wird deutlich, dass der
Hund hier einsame Tage verbringt.
Doch in den Augen der Beamten besteht kein Grund, das Tier mitzunehmen. Der Hund sei gut genährt, sichtbar nicht verhaltensgestört, die Haltung
zwar nicht ganz optimal, aber auch
nicht schlecht, so die Argumente. Auch
sie habe schon einmal in der Badewanne schlafen müssen und es überlebt, ergänzt die Hundeführerin abschließend.
Am Tag der Rettung: Aufbruch ins TH Köln-Dellbrück
LV B A Y E R N
Der Fall, den wir Ihnen gerade geschildert haben, konnten nur verfolgt
werden, weil Menschen aufmerksam
beobachtet haben. Aber bitte bedenken Sie, dass die meisten Missstände
hinter geschlossenen Stalltoren und
Wohnungstüren stattfinden.
Helfen Sie hier:
Man braucht kein Tierarzt zu sein, um
sich vorzustellen, wie Wirbelsäule, Knochen und Gelenke eines sehr großen
Hundes leiden und sich krankhaft verändern, wenn ihm monate-, vielleicht
sogar jahrelanges Liegen in einer Badewanne zugemutet wird. Auch das
Fehlen von Futter, Wasser, Decke, der
offensichtliche Mangel an Ansprache,
Auslauf und Sozialkontakten bewegt
die Beamten nicht, ihre Entscheidung
zu revidieren.
Enttäuscht nimmt die Landesverbandsleiterin die unverständliche Weigerung
zur Kenntnis - und beschließt, einen anderen Weg zu gehen. Sie will den Kontakt zur Familie halten und der kinderreichen Familie ihre Unterstützung
anbieten.
Mehrmals in den nächsten Wochen besucht sie die Mutter von scheinbar fünf
Kindern, einen wenige Wochen alten
Säugling im Arm. Ewa Gara, selbst
Mutter und inzwischen schon Großmutter, versucht die junge Frau zu überzeugen, um wie viel "einfacher" das Familienleben ohne den Hund sein
könnte. Gleichzeitig weist sie auf die
Verpflichtung für alle Hundehalter hin,
Tieren ein artgerechtes Umfeld zu bieten. Sie eröffnet die Möglichkeit, für Sascha ein schönes Zuhause zu suchen,
doch die Besitzerin blockt ab.
Und dann plötzlich ein Umdenken:
Vielleicht sei die Abgabe des Hundes
keine schlechte Idee. Die Landesverbandsleiterin ist glücklich, arrangiert
die Übergabe. Sie scheitert, weil die
türkische Familie ihren Hund nicht in
ein Tierheim geben will. Wieder Stillstand - und wieder vorsichtige Annä-
fällt Ihnen auf, dass ein Hund in
Haus, Wohnung, Garten oft winselt,
bellt, jault?
Q
wird ein Hund ausschließlich an
der Kette oder im Zwinger gehalten?
Q
ist ein Hund vernarbt, voller Wunden oder offensichtlich ängstlich,
furchtsam, panisch?
Q
"NICHT WEGSCHAUEN STIMME ERHEBEN!"
beobachten Sie Nachbarn, die ihren Hund regelmäßig schlagen?
Q
stehen Pferde, Kühe, Rinder auf
kargen Weiden, ohne Wasser, ohne
Unterstand?
Q
kennen Sie Tierhalter, die ihre Tiere nicht artgerecht in düsteren Ställen,
auf engstem Raum etc. halten?
Q
Noch einmal möchten wir Ihnen diese Beobachtungen ans Herz legen. Es
geht nicht darum, Nachbarn oder
andere Tierhalter zu kompromittieren
oder in Schwierigkeiten zu bringen es geht ausschließlich um den Schutz,
um das Leben von Tieren, die sich
selbst nicht helfen können. Bitte
unterstützen Sie uns dabei!
FÜR DIE
SCHWÄCHEREN
DIE
Ewa Gara leitet seit (Datum am Montag!)
den Landesverband Bayern. Die 52jährige
stammt gebürtig aus Polen und lernte Bürokauffrau und Fotolaborantin. In ihrem Heimatland arbeitete sie in der Untergrundorganisation KOR mit, die sich im kommunistischen Polen der 70iger für Demokratie und Freiheit einsetzte.
1982 kam sie nach Deutschland. In einer
Landesverbandsleiterin
Baufirma als Bürokauffrau tätig, suchte sie
Ewa Gara mit Sascha
nach einer Arbeit mit einer stärker sozialen
Ausrichtung. Als sie 1998 auf die Stellenanzeige der Hauptgeschäftsstelle des bmt stieß, gab sie ihre Bewerbung persönlich ab, um ihr Engagement für den Tierschutz noch einmal im Gespräch
zu betonen. Im Landesverband Bayern gehen u.a. sehr viele Missstandsmeldungen ein, die Ewa Gara mit sehr viel Engagement verfolgt. Zu den meisten
Veterinärämtern hat sie einen guten Kontakt aufgebaut, so dass beanstandete
Tierhaltung schnell kontrolliert und den Tieren geholfen werden kann.
herung von Ewa Gara.
Endlich siegt die Einsicht nach Wochen
der Erklärungen, Diskussionen, Bitten
und Besuche. Die bmt-Mitarbeiterin
holt den Hund früh am Morgen, draußen ist es noch dunkel, und fährt ihn ins
Tierschutzzentrum Pfullingen. Von dort
wird Sascha, der die erste Autofahrt sei-
nes Lebens stehend verbracht hat, in eine Transportbox verladen und ins Tierheim Köln-Dellbrück gebracht.
Letzte Meldung: Sascha ist inzwischen an eine Familie vermittelt und
genießt sein Hundeleben!
Text: Claudia Lotz
Fotos: Ewa Gara
Das Recht der Tiere 4/2007
HUND
WANNE
Wie können Sie selbst bei
Missständen helfen?
13
EHRENAMTLICHE
M IT
DER GANZEN
"Den Hund kriegen Sie nicht wieder!" Elke Butzbach und Petra
Zipp sahen sich an, schätzen sich
ab und stellten wahrscheinlich
insgeheim fest: Aha, wir sind vom
selben Kaliber. Wir tun alles für
die uns anvertrauten Tiere!
24 Jahre ist die erste Begegnung
zwischen Ehepaar Butzbach und
Petra Zipp, damals noch Geschäftsstelle Bad Vilbel, heute
stellvertretende bmt-Vorsitzende,
inzwischen her. Damals wollten
die Frischvermählten einen Tag
nach ihrer Heirat ihren ersten
Tierschutzhund aufnehmen und
saßen hoffnungsvoll in dem kleinen Büro in Bad Vilbel.
Die Geschäftsstelle hatte zu diesem
Zeitpunkt noch kein Tierheim und stellte die zu vermittelnden Hunde auf
Schautafeln aus. Plötzlich ging die Tür
auf; ein Mann mit einem jungen Labrador kam herein und fragte, ob er den
Rüden abgegeben könne, seine Frau
erwarte in Kürze ein Kind. Elke Butzbach nahm den verschüchtert wirkenden Hund auf den Arm, während Petra
Zipp telefonisch nach einer geeigneten
Pflegestelle suchen wollte.
Das Recht der Tiere 4/2007
Als sie zurückkam, war die Entscheidung für Tobby gefallen: Voller Vertrauen schmiegte sich der Junghund in
die Arme von Elke Butzbach und lebte
zwölf Jahre lang ein glückliches Hundeleben in der mittlerweile vierköpfigen Familie. Tobbys Tod war für Elke,
Bernd und ihre beiden Kinder MarkAndre´ und Ann-Christin ein schmerz-
14
Vier starke Kräfte für
F AMILIE
IM
E INSATZ
FÜR DEN
bmt -
Elke Butzbach ist im Kriseninterventionsteam vom DRK
licher Verlust - sie vermissten ihren anhänglichen Freund sehr.
Weil im Schutzvertrag mit dem bmt festgehalten ist, den Verein nach dem Ableben des aufgenommenen Tieres zu
informieren, rief die Mutter der zwei
Kinder in der Geschäftsstelle an. Sie
brachte vor Tränen kaum ein Wort heraus, und Petra Zipp sagte nur, kommen
Sie her, wir reden über alles.
Die Trauerarbeit, um mit dem Tod des
geliebten Vierbeiners fertig zu werden,
ist ein wichtiger Schritt zur Bewältigung.
Petra Zipp nahm sich lange Zeit zur Anteilnahme, hörte zu und gab zum Trost
ihre eigenen Erfahrungen weiter. Und
wenig später war Familie Butzbach bereit für einen neuen Schützling: Benny,
unerwarteter Nachwuchs einer Hündin,
die zur Überraschung der älteren Besitzer plötzlich sechs Welpen unter ihrem Bett zur Welt brachte und sie mit
dieser neuen Situation völlig
überforderte.
Der in sehr reizarmer Umgebung gehaltene Welpe war
so unsicher, dass Elke Butzbach ihm ein "Schulungsprogramm" verordnete - und so
ging sie mit Benny auf den
Hundeübungsplatz Bönstadt,
der in der Nachbarschaft des Tierheims
liegt und mit dem Tierheim Elisabethenhof sehr eng zusammenarbeitet.
Da der damalige Hundetrainer gleichzeitig Staffelleiter der DRK-Rettungshundestaffel Friedberg war, kam Benny
zu seiner Berufung als Rettungshund
und Elke Butzbach zu ihrer ehrenamtlichen Aufgabe als Junghundeführerin
der Rettungshundestaffel Friedberg.
Bei der Rettungshundearbeit
mit Bennie und Max
Spätestens ab diesem Zeitpunkt begann das Ehepaar Butzbach festzustellen, dass der Tag viel zu kurz für all die
Aktivitäten war, die ihnen so sehr am
Herzen lagen. Da waren (und sind) erst
einmal die regulären Jobs; die Arbeit in
einer Gynäkologenpraxis von Elke und
Bernd, Ann-Christin, Elke und Mark-Andre Butzbach
EHRENAMTLICHE
die Tiere
B UTZBACHS
AUS
H ESSEN
Verkauf zugunsten des bmt
die von Bernd im Industriepark Höchst.
(Seit drei Jahren arbeitet die medizinische Fachangestellte zusätzlich in einer
zweiten Praxis und Ehemann Bernd ist
von seinen Kollegen zum Vertrauensmann und Betriebsrat gewählt worden).
Beide engagieren sich im Roten Kreuz
im Kriseninterventionsteam (Hilfe für
Helfer); er im technischen Dienst und
Sanitätsdienst, sie im Schulungsbereich
"Erste Hilfe". Elke Butzbach bildet Schulsanitäter in Schulen aus, hält Vorträge
über "Erste Hilfe" und "Erste Hilfe am
Hund" - und ist regelmäßige Referentin
für Mitarbeiter, Ehrenamtliche und
Gassigänger zu diesen Themenbereichen in mehreren bmt-Tierheimen.
Natürlich sagte die tierschutzbegeisterte Familie auch nicht nein, als sie vom
Elisabethenhof um die Aufnahme der
ersten Pflegehündin, einer jungen, bis
auf die Knochen abgemagerten und
kaum sozialisierten Schäferhündin, gebeten wurden. Auf Cora, die kurze Zeit
später ein geeignetes Zuhause fand
und mit Tränen verabschiedet wurde,
folgte Pflegehund Max, die ideale Ergänzung, wie alle fanden…und so
durfte er für immer bleiben.
Auch der Großvater von Ann-Christin
und Mark-Andre sieht das zum Glück
so, denn er ist derjenige, der mit den
Hunden tagsüber läuft, während der
Ann-Christin & ihr Friese Egbert
Rest der Familie seinen Berufen nachgeht - oder die Hunde ganz betreut,
wenn die vier Butzbachs für den bmt
unterwegs sind.
Die Vier? Mittlerweile sind es fünf, denn
für Ann-Christin (19) war es immer
selbstverständlich, dass ihr Freund
auch Tierfreund sein musste. Und so
sind die Tage der Offenen Tür im Elisabethenhof, im Tierschutzzentrum Pfullingen, im Tierheim Köln-Dellbrück
oder in der Arche Noah Brinkum feste
Termine im Kalender. Dann wird Tage
vorher das Wohnmobil startklar gemacht, denn die Butzbachs fahren nicht
zum Vergnügen zu den jährlichen Veranstaltungen, sondern unterstützen
den Verein aktiv mit ihren Verkaufsund Essensständen.
den bmt-Festen Pommes Frites und
weitere Leckereien zugunsten des Vereins zu verkaufen, hat er hierdurch eine zusätzliche "Erwerbsquelle" erschlossen. Selbstredend, dass er sich
um den Einkauf der frischen Kartoffeln
kümmert, gemeinsam mit Mark-Andre´ (23) den Stand aufbaut, Strom
verlegt sowie mit Ann-Christin und ihrem Freund Denis (24) dafür sorgt,
dass die Gäste schnell und freundlich
bedient werden.
Auch seine Frau hat sich um eine neue
Attraktion für die Tierheim-Besucher
bemüht. Sie kaufte kleine Teddys und
kleidete sie ein - selbstverständlich alle
unterschiedlich, geschmackvoll, von
Hand gestrickt und so perfekt verarbeitet, dass Kinder die Bärchen an- und
ausziehen können, ohne dass die Jacken, Mützen und Pullover aufribbeln.
Die "bmt-Bärchen", angeboten für fünf
Euro, sind die Renner auf den Tagen
der Offenen Tür - und Elke Butzbach
muss inzwischen mit Vorbestellungen
arbeiten und sich eine Frist von maximal vier Wochen ausbitten. Die Wolle
ist selbstredend gesponsert und die
kleinen Accessoires wie Knöpfe oder
Abzeichen, die jedes Stofftier zum Individualisten machen, auch. Herzlichen
Dank dafür - und Spenden für Material etc. sind weiter willkommen!
Die Artikel des Verkaufsstandes sind
Text: Claudia Lotz
zum großen Teil von Firmen gesponsert
Fotos: Familie Butzbach
worden, die Bernd Butzbach ab Januar
anschreibt. 700
Unternehmen bittet der 44jährige
zu Beginn eines
jeden Jahres um
Hilfe für den bmt,
hakt zwei Monate
später nach und
holt die Spenden
auf Wunsch selbst
ab. Seit er sich erboten hat, auf
Jeder bmt-Bär ist ein kleiner Individualist
Das Recht der Tiere 4/2007
DIE
15
TIERE
IN
NOT
Diese Tiere suchen ein schönes Zuhause
Vor wenigen Wochen wurden
Bogi und Oliver als Notfälle aus
unserem Partnertierheim Pecs
nach Köln-Dellbrück gebracht.
Tierheimleiter Bernd Schinzel
sah die beiden alten Freunde,
die fast ihr gesamtes Leben im
ungarischen Tierheim verbracht
hatten, und sagte: "Und wieder
sind zwei Hunde dem Glück ein
Stück näher!"
Wie schnell die Tiere ihr Glück
dann wirklich mit Pfötchen greifen können, hängt immer auch
von Ihnen ab. Sie sind diejenigen, auf die wir bauen; Sie kommen in unsere Tierheime - und
Sie entscheiden, einem Tier ein
neues Zuhause und einen Platz
in Ihrem Herzen zu schenken.
Das Recht der Tiere 4/2007
Toll, dass es Menschen wie Sie
gibt!
16
Bogi
Fahrkarte ins Glück
Bogi hat sehr viele Jahre im Tierheim Pecs durchhalten
müssen, bevor sie im Oktober ins Tierheim Köln-Dellbrück kam. Bogi liebt es, in Ruhe auf ihrer gemütlichen
Decke schlafen zu können und ist froh, keinen Stress
mehr zu haben. Die große Herdenschutz-Mischlingshündin braucht Menschen, die wissen, wie man einen
alten Hund umhegt und mit Liebe umgibt.
Bogi geht ruhige Runden spazieren, sie ist sehr gerne
mit anderen Hunden zusammen und würde sich bestens als Zweithund eignen. Wir schätzen die Hündin auf
ca. 11 Jahre; sie ist kastriert.
Tierheim Köln-Dellbrück, Tel: 0221/ 68 49 26
Die Staffordshire-Mix-Hündin wurde drei Tage vor Weihnachten 2006
ganz in der Nähe des Tierheims aufgefunden - freilaufend mit Maulkorb, bis auf die Knochen abgemagert. Bei ihrer Ankunft im Tierheim
verschlug es uns die Sprache, wie ein Hund so abmagern kann. Buffy selbst hat vor Hast und Gier schon in die blanke Schüssel gebissen,
mit vielen kleinen Portionen ist sie wieder an Nahrungsaufnahme gewöhnt worden. Ihre Erholungsphase hat Wochen gedauert.
Obwohl die Hündin zum
Buffy vorher ...
traurigsten Türchen unseres Online-Adventskalenders 2006 und von sehr vielen Menschen gesehen wurde, ist nie heraus gekommen, wo Buffy gelebt hat. Selbst der Aufruf des “Kölschen
Weihnachtsmann” für die Hündin vor der Presse hat nichts gebracht.
Mittlerweile hat sie sich zu einer sehr hübschen Hündin gemausert. Buffy
zählt zu unseren anhänglichsten Hündinnen; am liebsten hätte sie 24 Stunden Körperkontakt mit ihren Menschen. Wir schätzen Buffy auf 3 bis 4 Jahre. Sie ist kastriert und wohnt hier mit einem Rüden im Zwinger. Draußen
beim Spaziergang ist sie recht gelassen - was sie definitiv nicht mag sind
... und nachher
Katzen und Kleintiere. Mit Rüden ist sie prima verträglich. Kontakt Tierheim
Köln-Dellbrück, Tel: 0221/ 68 49 26
Alle Streicheleinheiten dieser Welt…
TIERE
IN
NOT
Die kleine Mischlingshündin (8) wurde von italienischen Eisdielenbesitzern abgegeben. Sie hatten keine Zeit mehr für den Hund und haben ihn noch nicht einmal selbst zu uns gebracht.
Stella wurde schon mehrfach von ihren Besitzern weitergegeben und
kam aus unerfindlichen Gründen immer wieder zu ihnen zurück. Eine
unserer ehrenamtlichen Hundeausführerinnen hörte von dem unglücklichen Schicksal der Hündin und brachte sie zu uns. Stella soll unsauber sein und hat ihr gesamtes Leben im Garten verbracht - unfassbar
bei so einem kleinen Hund. Die kleine Hündin hat einen ganz feinen,
besonderen Charme. Anfangs ist sie recht schüchtern; man muss erst
behutsam ihr Vertrauen gewinnen. Mit Hunden ist Stella sehr verträglich. Die kleine Maus sucht Menschen, die auf ihr sensibles Wesen eingehen und der Hündin Zeit lassen. Kontakt: Tierheim Köln-Dellbrück,
Tel: 0221/ 68 49 26
Stella
Wurde immer nur herumgereicht
Bonny
Bonny und ihre Nachkommen haben wir aus einem ZuvielKatzen-Haushalt übernommen. Den Menschen fehlte der
Überblick - irgendwann
mussten die Katzen weg.
Das Franziskus-Tierheim
hat acht Katzen aufgenommen; es dauerte, bis wir allen klargemacht haben,
dass wir es nur gut mit ihnen meinen. Bonny mit den
verschiedenfarbigen Augen
ist Katzenmama oder sogar
schon Oma. Nun warten
noch fünf schwarzweiße
sanfte Katzen auf ein liebevolles Zuhause. Kontakt:
Franziskus-Tierheim,
Tel: 040/ 55 49 28 37
Leider haben es Katzen, die nicht sofort auf jeden Menschen
zugehen, immer etwas schwerer, ein Zuhause zu finden. Die
Drei kommen aus einem gemeinsamen Zuhause, sind verspielt, aufgeweckt, kennen
die Katzenklappe und sind
Freigänger.
Sie warten auf Menschen,
die ihnen Zeit zum Eingewöhnen lassen, so wie wir
es im Tierheim auch getan
haben.
Kontakt:
Franziskus-Tierheim,
Simba
Tel: 040/ 55 49 28 37
Schwarzweiße Samtpfoten auf der Suche
Samba
Saba
Mohrchen
Don
Der Stille und sein Chef
Don haben wir aus unserem Pfullinger Tierheim übernommen.
Aus dem stillen ängstlichen Don ist inzwischen ein gesprächiger,
schmusiger Katerfreund geworden. Er wartet gemeinsam mit seinem "Chef" Mohrchen auf Menschen, die sich von der Diagnose
FIV-positiv nicht abschrecken lassen - zwei ganz tolle Kerle, die vier
Menschenhände zum Streicheln brauchen, weil Mohrchen sehr eifersüchtig ist. Kontakt:
Franziskus-Tierheim, Tel: 040/ 55 49 28 37
Das Recht der Tiere 4/2007
Drei flotte junge Katzendamen
17
TIERE
IN
NOT
Diese Tiere suchen ein schönes Zuhause
Rex
Rex (14) kann sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sein Besitzer auf ihn
verzichten möchte. Schon im letzten Jahr wurde Rex als Fundhund im Tierheim
abgegeben, von seinem "Herrchen" jedoch wieder zu sich genommen. In diesem
Jahr sollte sich die endgültige
Trennung vollziehen, und der
Rüde tauchte wieder als angeblicher Fundhund in der WauMau-Insel auf. Der liebe Pinschermix wurde an eine Dame
vermittelt, doch Rex hielt keine
einzige Nacht durch. Er suchte
nach seinem Besitzer, durfte
noch einige Wochen bleiben,
dann kam der Mann mit seinem
treuen Hund erneut ins Tierheim
und gab ihn nun endgültig ab.
Kontakt: TH Wau-Mau-Insel,
Churchill
Tel: 0561/ 8615292
Treuester Freund
Das Recht der Tiere 4/2007
Churchill (15) ist ein außergewöhnlich liebenswerter
Kater mit einem ganz feinem Charakter: Freundlich
und bescheiden zeigt er sich bei uns, menschenbezogen und verschmust. Anderen Katzen geht er aus dem
Weg. Leider hat er sein Zuhause nach 15 Jahren verloren, weil die Familie Nachwuchs bekommen hat
und der Kater unter einem chronischen Schnupfen leidet. Wir suchen für den charmanten Senior Menschen, die mit seiner Krankheit umgehen können, dafür aber mit einer treuen Katerseele belohnt werden.
Kontakt TH Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/ 8615292
Durch die Übernahme eines rumänischen Hundes aus unserem
Tierschutzzentrum
in Pfullingen sensibel für den Auslandstierschutz
geworden, hat ein Ehepaar
aus Bergisch Gladbach in Rumänien nun selbst einen
Hund gerettet. Der Schäferhund-Mix Ambassador hat
sein Leben an einer kurzen Kette im Dreck verbracht, und wenn man die Fotos seiner Herkunft sieht, kann man den Hund nur bewundern, so lieb geblieben zu sein.
Ambassador ist noch recht jung, nicht älter als 1,5 Jahre. Der sehr bescheiden
und verhalten wirkende Hund kann mit anderen Hunden noch nicht viel anfangen. Sind sie seinem Alter entsprechend fröhlich und ausgelassen, reagiert
der große Kerl eher reserviert und neigt zum Abschnappen. Über den Tag ist
er bei uns mit der alten Bogi zusammen; ihre gemütliche Gelassenheit in allen Lebenslagen wird sich positiv auf ihn auswirken.
Ambassador braucht Menschen mit Hundeerfahrung, die ihm zeigen, dass das
Leben mehr zu bieten hat als den Radius einer Kette.
Kontakt Tierheim Köln-Dellbrück, Tel: 0221/ 68 49 26
Ambassador vorher ...
18
Freigänger mit feinem Charakter
... und nachher
Weil das Leben mehr ist als eine kurze Kette…
TIERE
NOT
Die Retriever-Mixhündin gehört zu den Hunden, die in jeder großen Gruppe untergehen. Gemobbt von den Stärkeren verkroch
sich die verschüchterte Blanche in ihrer Ecke und wagte sich
kaum zu bewegen. Petra Zipp erkannte ihre Not bei einem Besuch im Tierheim Brasov schnell und veranlasste den Transport
ins Tierschutzzentrum Pfullingen. Hier taut die 10 Jahre alte
Hündin langsam auf, fasst wieder Vertrauen zu Artgenossen und
Menschen. Was ihr jetzt noch zu ihrem Glück fehlt ist ein liebevolles Zuhause mit Menschen, die ihr helfen, die Welt zu entdecken. Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,
Tel: 07121/ 820 17 0
Blanche
Großer Nachholbedarf
Fiffy
IN
Dass ein Spaziergang selbst mit drei Beinen Spaß machen kann, beweist der lebensfrohe Dackelmischling immer wieder. Fiffy liebt Tobereien, Spiele und Ausflüge in Wald und Feld. Kein Wunder, dass der
Rüde so gerne Seite an Seite mit
seinem Menschen auf Entdeckungsreisen geht: Er saß sechs Jahre in Rumänien an der Kette, wurde verletzt auf der Straße gefunden
und ins Tierheim Brasov gebracht.
Hier hätte der dreibeinige Hund
keine Vermittlungschance gehabt.
Fiffy ist 8 Jahre, hat den typischen
Dackeldickkopf und teilt sein Futter
nicht gerne mit anderen Kumpels.
Wer sich den liebenswerten Hund
anschauen möchte, ist herzlich
willkommen.
Kontakt: Tierschutzzentrum
Pfullingen, Tel: 07121/ 820 17 0
Auf der Straße kann nur überleben, wer Stärke
zeigt. Fred hat das in seinem entbehrungsreichen
Dasein in Rumänien gelernt. Als Notfall kam er ins
Tierschutzzentrum und wartet hier nun auf hundeerfahrene Menschen. Der fünf Jahre alte, sehr
verschmuste Rüde braucht eine liebevoll konsequente Erziehung. Fred neigt zum Schnappen,
wenn ihm etwas nicht passt - und aus diesem Grund
wird er nicht in ein Zuhause mit Kindern vermittelt.
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,
Tel: 07121/ 820 17 0
Auf drei Beinen durchs Leben
Fred
Tima & Lori
Suchen zusammen ein neues Zuhause
Das Leben hatte es bis jetzt nicht sehr gut gemeint mit Tima, 4 ½
Jahre (schwarz) und Lori, 7 Jahre (blond). Die beiden mittelgroßen Hündinnen haben in der Not zusammengefunden und sind
zusammen stark. Im Tierheim kleben sie aneinander und würden
sicher auch gerne gemeinsam in ein neues Zuhause umziehen. Da
beide nach kurzer Eingewöhnungszeit ihre Bezugspersonen über
alles lieben, können sie auch ohne weiteres als Einzelhunde in ein
ruhigeres Zuhause vermittelt werden.
Kontakt: Tierschutzzentrum Pfullingen,
Tel: 07121/ 820 17 0
Das Recht der Tiere 4/2007
Starke Persönlichkeit
19
TIERE
IN
NOT
Diese Tiere suchen ein schönes Zuhause
Shiela
Jahrelang hat Shiela (9) im Tierheim
gesessen und auf den Augenblick gewartet, der ihr Leben auf den Kopf
stellen würde. Und endlich tauchte
diese Familie auf, die ihr Herz für die
wunderschöne American-Staffordshire-Hündin entdeckten und die Courage hatten, einen "Listenhund" zu
halten. Doch nach zwei Jahren veränderte sich die heimische Situation;
Sheila musste wieder Abschied nehmen. Sie wartet noch immer auf die
Chance, dass sich die Zwingertüren
öffnen, um sich dann für immer hinter ihr zu schließen…
Kontakt: Tierheim Elisabethenhof,
Tel: 06035/ 5916
Kurzes Glück
Das Recht der Tiere 4/2007
Pünktchen
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Barni und Fred
Eine Frau findet in einem weitläufigen Park zwei
Meerschweinchen im Pappkarton - und geht nach
Hause. Von dort ruft sie in der Wau-Mau-Insel an
und bittet, die Tiere abzuholen. Kein Gedanke daran, was den ausgesetzten Meerschweinchen hätte
passieren können, wenn Hunde oder Greifvögel sie
aufgestöbert hätten. Jetzt tummeln sich die beiden
(inzwischen kastrierten) Abenteurer erst einmal im
Kleintiergehege des Tierheims. Barni (AngoraMeerschweinchen) und Fred (Glatthaarmeerschweinchen) sollen jeweils zu Meerschweinchendamen vermittelt werden.
Kontakt: TH Wau-Mau-Insel, Tel: 0561/ 8615292
Nachdem der Besitzer von
Pünktchen (7) starb, wurde
die Katze am Haus zurückgelassen - durfte ihr früheres Heim aber nicht mehr
betreten. Das Tier reagierte verstört; zum Glück erfuhr eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims von dem
Vorfall und brachte Pünktchen in den Elisabethenhof. Hier fühlte sie sich sofort wohl,
genoss die Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Die Katze leidet unter einer Kehlkopfverengung; beim Atmen ist ein leichtes Röcheln zu hören. Diese Erkrankung verursacht jedoch keine Beschwerden.
Kontakt: Tierheim Elisabethenhof, Tel: 06035/ 5916
Durfte nicht mehr ins Haus
Der selbstbewusste Kater (7) hat seine Artgenossen erfolgreich in die Flucht geschlagen und sitzt seitdem alleine in einem Raum mit Außengehege. Timmi wurde
ursprünglich wegen einer Allergie abgegeben, bei einer
späteren Vermittlung aufgrund seiner oft recht dominanten Art zurück gebracht. Der Kater kann sehr verschmust und anhänglich sein, aber auch seine Krallen
zeigen, wenn ihm etwas nicht passt. Ursprünglich ein
Wohnungskater genießt Timmi im Tierheim seinen Freilauf im Außengehege sehr. Wer ihn aufnehmen möchte, sollte ihm zumindest Abwechslung durch einen katzensicheren Balkon bieten können.
Kontakt: Tierheim Elisabethenhof, Tel: 06035/ 5916
Timmi
Einzelgänger mit Charme
TIERSCHUTZZENTRUM PFULLINGEN
22 LABORKATZEN
AUS TIERVERSUCHEN
ÜBERNOMMEN
Trotz ihrer Vergangenheit sind die Katzen sehr zutraulich
Auf dem Weg in ein normales Katzenleben
Auf den ersten Blick sind Cäsar, Mira, Nona, Orka und ihre Artgenossen Katzen wie andere auch. Doch die 22 Tiere haben eine Vergangenheit hinter sich, die sie von anderen unterscheidet:
Sie sind ehemalige Laborkatzen, an denen Tierversuche durchgeführt wurden.
Orka
ske oder Gesichtsvisier. Kontakt zu den
Tieren darf nicht aufgebaut werden.
Wenn sich ein Käufer für die Katzen,
meist Pharmakonzerne, gefunden hat,
werden die Tiere in sterile Transportkisten gesetzt, Lüftungsschlitze und Tür
mit Silikon und Filtermatten verklebt.
Sie sitzen auf Drahtgitterböden, darunter saugfähige Einstreu und sind mit
Wasser und Futter für mindestens 24
Stunden versorgt. Solange dauert im
Schnitt die Reise bis in die Labors.
Ein bis zwei Tage Eingewöhnungszeit
wird den Katzen zugestanden, dann
folgen Eingangsuntersuchung und 14
Tage Quarantäne. Während dieser Zeit
wird Kontakt zu den Tieren aufgebaut,
die den Menschen ja nicht kennen. Danach werden die ersten Versuche angesetzt; bei Mira, Orka, Nona und den
anderen Katzen wurde geprüft, wie ihr
Organismus das Antibiotikum verstoffwechselte und wieder ausschied.
Gleichfalls wurden Mittel gegen Parasiten (Flöhe, Zecken, Würmer) getestet.
Nach Ablauf der Versuche sind die Tiere in der Regel für weitere Testreihen
"unbrauchbar"; die Wirksamkeit für
nachfolgende Medikamente könnte
durch Rückstände der vorherigen Mittel
verändert sein. Glücklicherweise gibt
es selten Interessenten unter den Instituten, weil die Katzenhaltung in der
Versuchstierforschung als unfallträchtig und aufwendig gilt.
Cäsar
Meistens werden sie von Tierschutzvereinen aufgenommen und bekommen
so die Chance, noch einmal ein schönes Katzenleben zu führen. Allerdings
nur mit bedingtem Freigang, denn Gefahren können die unter völlig unnatürlichen Bedingungen aufgewachsenen Katzen nicht einschätzen und
können so vor allem für Hunde und
Autos zur schnellen Beute werden.
Text und Fotos: Timo Franzen
Timo Franzen, Mitarbeiter im Tierschutzzentrum, hat vor fünf Jahren die
erste Katze aus einem Tierversuch aufgenommen und 2006 eine weitere. Er
hat festgestellt, dass die Tiere sehr genügsam und anpassungsfähig sind, sozial und äußerst menschenbezogen.
Siebzehn Katzen wurden bereits vermittelt, und die Rückmeldungen sind
ebenso positiv wie seine Einschätzung.
Die Katzen haben keine Scheu vor ihren
neuen Besitzern, sind anschmiegsam,
unkompliziert und verspielt.
Das Recht der Tiere 4/2007
Im September trat ein großer deutscher
Pharmakonzern an das Tierschutzzentrum mit der Bitte heran, 22 Katzen aus
Tierversuchen aufzunehmen. Einzige
Bedingung von seiten des Konzerns:
Stillschweigen über den genauen Namen und die Betriebseinheit der Versuchseinrichtung.
Woher stammen die Katzen, die der
deutsche Pharmariese für seine Tests
einsetzte? Aus einer so genannten SPFAnlage (frei von bestimmten Krankheitserregern; S=spezifiziert, P=Pathogen, F=Frei) aus den USA, geboren im
Januar 2005. Tierärzte und Pfleger
müssen strenge Auflagen erfüllen, um
keine Erreger in die Anlage einzuschleppen. Deswegen kennen die in
Kleingruppen gehaltenen Katzen Menschen nur in Ganzkörperschutzanzügen, Gummihandschuhen, Atemma-
21
TIERSCHUTZ AUS ÜBERZEUGUNG
Hannelore Thied:
Ein Leben
für die Tiere
Das Recht der Tiere 4/2007
Am 1. Januar 2008 wird das Katzenhaus in
Göttingen vom Kasseler Tierheim Wau-MauInsel mitbetreut. Damit geht auch die Geschäftsstelle Vollenborn, die von Hannelose
Thied geleitet wird, organisatorisch im Landesverband Hessen auf. Für die Mitglieder der Geschäftsstelle Vollenborn ändert sich durch diese - aus Altersgründen notwendig gewordene - Zusammenlegung nichts.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei Hannelore Thied, die seit 27 Jahren großartige Arbeit für den
bmt leistet, sehr herzlich bedanken und unsere Hoffnung aussprechen, dass sie dem Verein noch viele Jahre aktiv beiwohnt und mit ihrem großen Erfahrungsschatz bereichert.
22
"Ich ziehe nicht ans Ende der Welt", sagte Hannelore Thied zu ihrer erwachsenen Tochter Eva, als sie nach vielen
Kurven, alten Straßen, Alleen und halb
vergessenen Dörfchen den kleinen Ort
Vollenborn in Thüringen erreichten.
Leicht sprachlos standen Mutter und
Tochter im Jahr 2000 vor dem renovierungsbedürftigen Fachwerkensemble
aus dem 17. Jahrhundert. Mit Wald,
Teich, Wiesen und knorrigen Obstbäumen sicher ein Paradies für all die Hunde, Katzen und Vögel, die in den letzten Jahren immer zahlreicher bei
Familie Thied Einzug hielten, aber wie
würde der Zustand der 300 Jahre alten
Gebäude sein?
Elektrik und Heizungen sind erneuert,
versicherte die Besitzerin und bot das
ehemalige Klostergut zum Mietkauf an.
Und so zog die Geschäftsstelle ein halbes Jahr später von Göttingen ins 250Seelen-Dorf Vollenborn nach Thüringen. Ein nicht ganz einfacher Schritt für
Mutter, Tochter und ihren Lebensge-
fährten, doch das kleine Haus in Göttingen war für die wachsende Familie,
die Geschäftsstellenarbeit und die vielen Tiere zu beengt geworden.
Landesverband feiert 50 Jahre bmt
Keller sich nicht heizen ließ. Darin war
das Büro des Landesverbandes untergebracht, und Hannelore Thied erledigte zwei Winter in Handschuhen,
Schal und Mütze die Buchhaltung.
Dann arbeitete sie nach einem Bandscheibenvorfall von zu Hause aus und
übernahm bald auch die Leitung der
Geschäftsstelle.
Hannelore Thied, 1926 in Berlin geboren, gelernte Buchhändlerin, bei Kriegsende nach Schleswig-Holstein geflo-
Als Hannelore Thied im Oktober 1980
beim bmt als Bürokraft in Göttingen
anfing, hatte sie eine Katze. Das war einer der Gründe, weshalb die damalige
Landesverbandsleiterin aus Niedersachsen, Anneliese Rehm, ihr den Zuschlag unter den vielen Bewerbern für
die ausgeschriebene Stelle in Göttingen gab. Die Arbeitsbedingungen waren schwierig; der bmt hatte in Göttingen ein altes Haus geerbt, dessen
Gerettete Zirkusziege: Lebt heute auf einem Gnadenhof
GST VOLLENBORN
Ehemaliges Klostergut bietet Familie
Thied mit 60 Tieren ein Zuhause
Die Zugezogenen mit ihrem "Tierheim"
sind den alteingesessenen Thüringern
bis heute fremd geblieben. Diese Empfindung, die der Familie gerade in den
Anfangsjahren nicht verborgen blieb,
fand einen traurigen Höhepunkt im
Vergiftungsversuch einer ihrer Hunde.
Buchstäblich in letzter Minute erreichte
Eva Thied Göttingen und trug die sich
unter schwersten Vergiftungssymptomen quälende Hündin Teddy auf ihren
Armen in die Tierklinik.
Viel Hoffnung machten die Tierärzte
nicht; zu aggressiv hatte das Gift Organen, Nerven und Muskeln zugesetzt.
Die junge Frau Thied wich der mit dem
Tode ringenden Hündin nicht von der
Seite - und als die erschöpfte Teddy
nach Tagen den Kopf hob und wieder
aufmerksamer um sich schaute, erkannte die besorgte Familie, dass die
Hündin über den Berg war.
ges "Nein" von dem Pferdeliebhaber
gegeben, wenn es um die Rettung und
Aufnahme von schutzbedürftigen Pferden ging. Und immer wieder schafft
der ehemalige Dressurreiter das Wunderbare: Ihm gestatten scheue und verängstigte Pferde den Kontakt; seine
Hände dürfen liebkosen und beruhigen.
Teddy hat überlebt - wenn auch mit Einbußen. Ihren Kopf hält sie leicht schief,
und das Laufen gelingt ihr nicht mehr
so ganz flüssig. Allerdings ist sie da in
recht guter Gesellschaft, denn die meisten Thied-Schützlinge haben gesundheitliche Probleme, die ihre Vermittlung
vor Jahren erschwert oder unmöglich
gemacht hat. Chronisch krank, dreibeinig, durch Misshandlungen verstört
oder verletzt, ausgesetzt, von Menschen abgeschoben - dieses Schicksal
teilen die inzwischen 60 Tiere auf dem
herrlich gelegenen Gutshof.
Vergiftung überlebt: Teddy
Opa hieß das Kaltblut, das die Geschäftsstellenleiterin 1993 aus einem
polizeilich gestoppten Schlachtpferdetransport übernahm und auf den "Kastanienhof" von Hans-Hermann Lange
nach Lüchow-Dannenberg brachte.
Der Pferdekenner erinnert sich noch
heute an das geschwächte Tier, voller
Abschürfungen an den Beinen, die Au-
Das Recht der Tiere 4/2007
hen, hatte in Göttingen ihre neue Heimat gefunden. Aus Überzeugung, dass
Tiere ohne Schutz in unserer Gesellschaft verloren sind, trat sie vor 27 Jahren dem bmt bei und unterstützte mit
ihrer engagierten Geschäftsstellenarbeit die jeweiligen Vorstände.
Dass Tierschutz gerade in ländlichen
Regionen häufig ein Fremdwort ist, erlebte die heute 81jährige immer wieder. Kaum ein Landwirt sieht die Notwendigkeit von Katzen-Kastrationen
ein und trägt durch seine ablehnende
Haltung direkt zum Katzenelend bei,
dass in Niedersachsen besonders gravierend ist.
Mit Infoständen in Göttingen und Hannover, Aufrufen, Zeitungsartikeln und
gezielter Öffentlichkeitsarbeit versuchte Hannelore Thied ein Umdenken hinsichtlich der Akzeptanz von Katzen-Kastrationen und allgemeinem Tierschutzdenken zu erreichen. Doch im Gegenteil erlebte sie, dass das kleine Katzenhaus in Göttingen, dessen Betreuung
mit zu den Aufgaben ihres Landesverbandes gehört, von Jahr zu Jahr mehr
an seine räumlichen Grenzen stieß. Immer öfter mussten ausgesetzte trächtige Katzen, verwaiste Würfe, angefahrene, angeschossene, chronische
kranke, blinde, taube und alte Katzen
aufgenommen und mit Umsicht in ein
neues Zuhause bei liebevollen Menschen vermittelt werden.
35 Katzen konnte das ehemalige Forsthaus in seinen Anfangsjahren in den
70igern aufnehmen - heute sind es
dank geschickter Erweiterungsmaßnahmen, An- und Umbauten über hundert Tiere. Katzenwelpen, die von der
Katzenhaus-Leiterin Monica Bossmann
in ihren privaten vier Wänden mühsam
von Hand aufgepäppelt werden, nicht
mit gezählt.
Auf Geschäftsstellenleiterin Hannelore
Thied geht der Kontakt zu Hans-Hermann Lange zurück, der seit nun mehr
25 Jahren Gnadenbrotpferde für den
bmt betreut. In der langen Zusammenarbeit mit dem Verein hat es kein einzi-
23
GST VOLLENBORN
1993: Opas Rettung
Kaltblut Opa (l.) erlebte glückliche Jahre auf dem Gnadenbrothof
Das Recht der Tiere 4/2007
gen vereitert, die Seele verwundet.
Doch das Kaltblut erholte sich schnell
wie so viele Pferde nach ihm unter der
guten, fürsorglichen Betreuung und
durfte noch viele Winter mit seinen
Pferdefreunden ausgelassen über verschneite Wiesen galoppieren.
Als das stattliche Kaltblut 2005 mit 38
Jahren starb, war es für Hannelore Thied, als müsse sie Abschied nehmen von einer Zeit,
die sie beide geteilt hatten. "Ihren Opa" hatte sie geliebt wie
kaum ein anderes Tier - vielleicht, weil seine Lebensfreude
so unbändig, so ansteckend,
sein Charakter so bestechend
ehrlich war.
24
sie aus ihren elenden Haltungsbedingungen befreien konnte.
Zwei Jahre lang übernahm die engagierte Tierschützerin in den 90iger Jahren die kommissarische Verwaltung der
Geschäftsstelle Norden und fuhr mit ihrer Tochter regelmäßig nach Hage, um
weitgehend unbeschwertes Leben in
der Natur zu ermöglichen. Dass das
ehemalige Klostergut mit seinem ausgedehnten Gelände optimale Voraussetzungen zur Aufnahme weiterer
schutzbedürftiger Tiere bot, gab letztlich den Ausschlag, dem Mietkauf zuzustimmen.
Der Einzug ins neue Domizil war ähnlich dramatisch, wie Hannelore Thieds
gesamtes Leben: Während Tochter Eva
am 30. Dezember 2000 in der Klinik
liegt und die kleine Emi notfallmäßig
per Kaiserschnitt geholt werden muss,
lässt der starke Frost in Vollenborn die
Heizungen platzen und 140.000 Liter
Wasser durch die Gebäude laufen. Der
Umzug verzögert sich um Monate, Boden und Wände sind
feucht, die Heizungen müssen
erneuert und alle Fenster instand gesetzt werden.
Inzwischen ist die 81jährige
Hannelore Thied zum vierten
Mal Oma geworden; Enkelsohn
Barny (3 Jahre) ist der jüngste
Nachwuchs auf dem Gutshof.
In ihren aktiven Jahren stand
Der jüngste menschliche NachHannelore Thied nicht nur mit
wuchs, denn einen vierbeinigen
Aufklärungsständen in den FußSchützling haben Mutter und
Glücklich in Vollenborn: Hannelore Thied,
gängerzonen der Städte, sie
Tochter gerade auf der Straße
Tochter Eva und die Enkel Emi und Barni
versuchte immer auch, prakaufgelesen. Auf der befahrenen
tisch einzugreifen. Sie prangerte die
im Tierheim nach dem Rechten zu seStraße lief vor wenigen Tagen ein
Bettelei mit Zirkustieren in der Weihhen. Auch dem stets überfüllten TierYorkshire-Terrier, fast blind, das sich
nachtszeit an und ersuchte die Städte,
heim Kassel statteten sie wöchentliche
über den Rippen spannende Fell verVerbote auszusprechen. Sobald ein ZirBesuche ab und erboten sich, alte und
schmutzt und verkrustet. Sie nennen
kus in Niedersachsen auftauchte, sah
kranke Tiere bei sich zu versorgen, um
das Findelkind "Findus" - und der kann
sie sich kritisch den Gesundheitszuihnen den stressigen Aufenthalt im Tiersein Glück kaum fassen. Erst noch ausstand der Tiere an. Noch heute leben
heim zu ersparen. Tochter Eva hat sogesetzt und (wahrscheinlich) misshander Ziegenbock und das Schwein, die
gar ihre Diplom-Arbeit in der Waudelt hat er plötzlich eine riesige nette
Mau-Insel geschrieben, Schwerpunkt
Familie um sich. Nun ist er der körperVerhaltensforschung mit Fragebogenlich Kleinste (und Älteste) unter den 11
Auswertung von Paten.
Hunden und zahlreichen Katzen.
Nicht zu vergessen die Wellensittiche,
Als ihr zuletzt pflegebedürftiger Mann
Nympfensittiche, Rosellas, Täubchen
im Jahr 2000 starb, war das für Hanund Japanischen Mövchen, die glücknelore Thied, ihre Tochter und den Lelich ihren weiten Freiflug in der miteinbensgefährten der Zeitpunkt zum Aufander verbundenen Innen- und Außenbruch. Die Familie wählte sich
voliere genießen dürfen.
Vollenborn als neuen Wohnsitz, um
Text: Claudia Lotz
den geplanten Kindern und Tieren ein
Hans-Hermann Lange
TIERHEIM HAGE
AUSGESETZTER BERND
Husky Bernd im neuen Zuhause.
HAT SEIN GANZ PERSÖNLICHES
PARADIES GEFUNDEN
Der Husky mit dem sanften Wesen
Woher er kam, weiß bis heute niemand: Ein Husky, abgemagert und
sehr geschwächt, wird im Mai im Tierheim Hage abgegeben. Der
auffallend sanfte und geduldige Rüde kann nicht fressen, die meisten Zähne sind vereitert und müssen in mehreren Behandlungen
gezogen werden. Je größer die Schmerzen, desto inniger sein
Wunsch nach Zuwendung.
Ende Juli meldet sich Holger Wirringa
in der Geschäftsstelle Norden. Seine
Familie, die auf Norderney lebt und
schon die Huskyhündin Elli hat, möchte Bernd aufnehmen. Nachdem der
Husky auf die Insel umgezogen ist, folgen die "Bernd-updaites" in regelmäßigen Abständen.
Die ersten Wochen ist "Hausherrin" Elli
sehr verstimmt über ihren neuen Partner; sie macht ihm klar, wer den Vortritt
und Zugang zu den begehrten
Ressourcen (Wasser-, Futternapf,
Schlafplatz im Obergeschoss) hat. Um
dem Hunden die Zusammenführung
zu erleichtern, verzichtet Holger Wirringa auf den Urlaub mit Frau und Kindern. Lange Spaziergänge am Strand,
souveränes Grenzensetzen, wenn Elli
dem neuen Familienmitglied die Zähne
zeigt … und langsam scheint das Eis zu
tauen.
Aus der Mail vom September: "Vor ein
paar Tagen hatten wir zwei schwer verliebte Schlittenhunde in der Küche. Elli
und Bernd sind umeinander rumscharwenzelt mit Herzchen in den Augen,
Kopf-auf-den-Rücken-des-anderen-legen, Genital-Schnüffeln - Bernd steht
also unmittelbar vor seiner vollständigen Akzeptanz."
Und zwischen Bernd und seinen neuen
Menschen? "Gestern", schreibt Holger
Wirringa im Oktober, "habe ich ihm einen Pullover an sein "Bett" gelegt, den
ich zwei Tage getragen hatte (alter Trick
aus der Zeit, als meine Kinder noch
sehr klein waren. Leg´ einen getrage-
Holger Wirringa beim Huskykuscheln
Freunde geworden: Elli und Bernd
nen Pulli in ihr Bettchen und sie schlafen durch). Heute Morgen lag der Pullover in Bernds "Bett"; der Hund hatte
sich so hingelegt, dass er den Pulli wie
ein Kuscheldecke im Arm hatte. Sobald
ich reinkomme, ist Bernd an meiner
Seite; gehe ich raus, kommt mein
Freund mit."
Seine ersten 1200 km auf der Insel hat
"Bernie" schon hinter sich; langsam bilden sich wieder Muskeln an Rücken
und Oberschenkeln. "Abends setze ich
mich immer auf den Boden, wenn wir
vom Gute-Nacht-Spaziergang zurückkommen. An jeder Seite hab ich dann
einen Schlittenhund, und es ist ein irres
Gefühl zu wissen, dass ich dann 40%
aller Norderneyer Huskies im Arm halte."
Text: Claudia Lotz
Fotos: Holger Wirringa
Das Recht der Tiere 4/2007
Ein Aufruf in der regionalen Zeitung
bringt kein Ergebnis: Bernd, wie der ca.
5-6 Jahre alte Fundhund genannt wird,
scheint ein Unbekannter in der Gegend
zu sein. Auch das Internet bringt keine
Klärung.
25
Interview mit Dr. Silke Schmatz
Mit den entsprechenden Medi
EPILEPSIE BEI
HAUSTIEREN
Das Recht der Tiere 4/2007
Im Tierheim fällt Schäferhündin Lola durch Panikattacken auf. In diesen Phasen gesteigerter Erregung ist sie kaum ansprechbar und hat nur eines im Sinn: Flucht. Die Panikattacken häufen
sich, bis eines Tages ein epileptischer Anfall auftritt. Dr. Silke Schmatz diagnostiziert Epilepsie.
Seit 1990 betreut die Bergisch Gladbacher Tierärztin die vierbeinigen Patienten im Tierheim Köln-Dellbrück. In diesen Jahren hat sie einige Fälle von
Epilepsie im Tierheim erlebt. Dr. Silke Schmatz über die seltene Erkrankung bei Haustieren.
26
RdT: Was ist Epilepsie?
Dr. Silke Schmatz: Epileptische Anfälle sind eine Funktionsstörung des
Gehirns. Während eines Anfalls laufen
abnorme, synchronisierte elektrische
Entladungen von Nervenzellverbänden
ab, die keiner Grundursache zuzuordnen sind.
RdT: Gibt es Hinweise im Verhalten
des Tieres auf einen bevorstehenden
Anfall?
Dr. Silke Schmatz: Ja, die gibt es.
Ähnlich wie beim Menschen unterscheidet man vier Phasen des Anfalls:
Zunächst die Prodomalphase, die Stunden bis Tage dauern kann. Hunde fallen in dieser ersten Phase durch bestimmte Verhaltensveränderungen auf:
Sie sind ruhelos, nervös, starren ins
Leere, schnüffeln oder bellen ohne ersichtlichen Grund.
Unmittelbar vor dem Anfall kommt es
zur selten beobachteten Aura, die
schon durch Ausfälle psychischer oder
motorischer Art gekennzeichnet ist.
Der eigentliche Anfall (über eine Dauer von Sekunden bis zu mehreren Minuten) wird als Iktus bezeichnet. Er
kann in unterschiedlicher Intensität und
Ausprägung ablaufen. Beim Iktus
kommt es zur Verspannung der Muskulatur; häufig begleitet von Bewusstseinsveränderungen und unkontrollier-
tem Kot- und Harnabsatz.
Die Erholungsphase kann einen ganzen Tag anhalten und den Hund noch
in seinem Verhalten beeinträchtigen.
Sie wird postiktale Phase genannt.
RdT: Kann ein krampfender Hund zur
Gefahr für seine Besitzer werden?
Dr. Silke Schmatz: Krampfanfälle
sind durch unwillkürliche, sehr heftige
Muskelaktivitäten gekennzeichnet, die
in vielen Fällen natürlich auch die Kaumuskulatur erfassen. Weil das Bewusstsein der Tiere meist ebenfalls stark beeinträchtigt oder sogar ausgeschaltet
ist, besteht die Gefahr von einem
krampfenden Hund gebissen zu werden, zum Beispiel bei dem Versuch, ihn
beruhigend zu streicheln.
Aber auch die mitunter heftigen Bewegungen der Gliedmaßen bergen ein
Verletzungsrisiko. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Tatsache, dass Hunde in den Phasen vor und nach einem
Anfall eine gesteigerte Aggressivität
zeigen können, die ihnen sonst nicht zu
eigen ist.
RdT: Wie sollte man mit Hunden umgehen, die gerade einen Anfall haben?
Dr. Silke Schmatz: Ein Krampfanfall
ist von außen nicht beeinflussbar und
endet üblicherweise noch wenigen Minuten von selbst. Daher sollte man das
Tier möglichst in Ruhe lassen und nur
beachten, dass es sich nicht an Einrichtungsgegenständen verletzen kann.
In den seltenen Fällen, in denen das
Krampfleiden voranschreitet, muss der
Hund unter Ausschluss von Verletzungsgefahr für den Menschen einer
medikamentösen Behandlung zugeführt werden.
RdT:Wie wird Epilepsie festgestellt und
behandelt?
Dr. Silke Schmatz: Im Grunde handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Der echten (idiopathischen) Epilepsie liegt keine strukturelle Veränderung
im Gehirn oder eine funktionelle Erkrankung zu Grunde - darum muss
man bei vorliegendem Krankheitsbild
nach solchen suchen.
So sollte bei erstmaligem Auftreten eine eingehende klinische und neurologische Untersuchung stattfinden. Wichtig: Auch eine Vergiftung als möglicher
Auslöser muss ausgeschlossen werden
können. Sind die Untersuchungen unauffällig, kann zunächst ein weiterer
Dr. Silke Schmatz
TH KÖLN-DELLBRÜCK
kamenten kein Problem:
Anfall abgewartet werden.
Wenn ein nächster Anfall tatsächlich
auftritt, sind weitergehende Untersuchungen erforderlich. Blut- und Urinuntersuchungen bis hin zum CT oder
MRT stehen dann zur weiteren Abklärung zur Verfügung. Erst wenn Stoffwechselerkrankungen, Herzinsuffizienz
und raumfordernde Prozesse im Gehirn sicher ausgeschlossen werden
können - die sonst gezielt behandelt
werden müssten - wird der Hund einer
antikonvulsiven (entkrampfenden) Therapie unterzogen.In der Tiermedizin
stehen dafür zwei Standardpräparate
zur Verfügung. Allein oder in Kombination erlauben sie in den meisten Fällen
ein gutes Monitoring (Überwachung)
der Erkrankung. Wichtig dabei ist, die
Tiere individuell einzustellen und in regelmäßigen Abständen die Medikation
zu überprüfen.
RdT: Hat ein epileptischer Hund eine
kürzere Lebenserwartung?
Dr. Silke Schmatz: Wenn der Hund
gut auf die Therapie anspricht, und es
gelingt, die Anfälle in Frequenz und Intensität auf ein Minimum bei möglichst
geringen Nebenwirkungen zu reduzieren, hat das Tier eine normale Lebens-
erwartung mit uneingeschränkter Lebensqualität.
RdT: Wie oft kommt die Erkrankung
vor; hat sie genetische Ursachen? In
welchem Alter tritt sie auf?
Dr. Silke Schmatz: Laut Literatur
sind in der gesamten Hundepopulation
1- 2% betroffen; 5 - 6% sollen zumindest einen Anfall während ihres Lebens
erleiden. Grundsätzlich kann die idiopathische Epilepsie bei jeder Rasse und
bei Mischlingen, meist zwischen dem
ersten und dritten Lebensjahr, auftreten. Wesentlich seltener ist sie bei jüngeren oder deutlich älteren Tieren zu
beobachten. Es gibt Rassen, die stärker
betroffen sind, und für welche bereits
ein Erbmodus entdeckt wurde. Es handelt sich in der Regel aber um eine multifaktorielle (mehrfach ursächliche) Erkrankung, bei der mehrere genetische
und zum Teil auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
Tritt ein Anfallsleiden in Folge einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel einer Herzinsuffizienz auf, sind die Tiere
meist älter und man spricht dann von
sekundärer Epilepsie.
RdT: Können epileptische Hund vermittelt werden? Wenn ja, welche Ver-
haltensmaßregeln müssen die künftigen Besitzer beachten?
Dr. Silke Schmatz: Wenn die Diagnose gestellt ist und die Tiere auf die
Therapie ansprechen, hat eine Vermittlung sogar große Vorteile für den
Hund. In privater Umgebung sind äußere Einflüsse wie zum Beispiel Stress,
Hektik, Lärm, die mit als Auslöser in
Frage kommen, in der Regel geringer.
Außerdem ist eine eingehendere Beobachtung durch die neuen Besitzer ist
möglich. In vielen Fällen wird sogar eine Dosisreduktion der Medikamente in
Frage kommen. Jedoch ist eine regelmäßige tierärztliche Betreuung immer
erforderlich, um den Hund individuell
einzustellen.
Wenn die Tiere lange Zeit anfallsfrei
bleiben, gehen manche Besitzer davon
aus, dass die Erkrankung überwunden
ist oder an Intensität verloren hat. Doch
das ist falsch und kann für die Hunde
und Katzen, die auf das Medikament
dringend angewiesen sind, lebensgefährlich werden.
Darum mein dringender Rat: Greifen
Sie nicht eigenständig in die Therapie
Ihres Tieres ein, sondern halten Rücksprache mit Ihrer Tierarztpraxis.
Als Lola in einem Waldstück in Portugal gefunden wurde,
war sie fast tot. Es bleibt unklar, was mit dem Welpen passiert ist. Die entsetzten Urlauber nehmen die wenige Wochen alte Schäferhündin mit nach Deutschland und behalten sie zwei Jahre. Dann kündigt sich Nachwuchs an,
und die Hündin wird abgegeben. Die neuen Besitzer behalten das sensible Tier einen ganzen Tag - und setzen sie
kaltblütig aus.
Die Feuerwehr bringt Lola ins Tierheim Köln-Dellbrück.
Hier zeigt sich, dass die Schäferhündin ein sehr sanftes Wesen hat und mit Artgenossen verträglich ist. Ein unproblematischer Hund - wäre da nicht ihre Unfähigkeit, die wahrscheinlich auf traumatische Ereignisse im Welpenalter
zurück zu führen sind, mit Stress umzugehen.
In bestimmten Situationen reagiert Lola mit Panikattacken,
ist nicht mehr ansprechbar und möchte fliehen. Schon die
Vorbesitzer, die scheinbar vom Aussetzen ihrer Hündin erfuhren, und sich einmal im Tierheim nach Lola erkundigen,
erwähnen das panische
Verhalten und die Notwendigkeit, sie prophylaktisch an der Leine zu führen.
Das Fehlen einer Bezugsperson und der naturgemäß laute und hektische
Schäferhündin Lola
Alltag im Tierheim haben
bei der Hündin wahrscheinlich dazu geführt, dass ihre panischen Reaktionen in epileptische Anfälle übergingen. Inzwischen ist Lola medikamentös eingestellt und anfallsfrei.
Die Hündin braucht jedoch dringend eine andere Umgebung bei liebevollen Menschen. Lola ist an ein Haus mit
Garten gewöhnt und würde sich in einem ruhigen Haushalt mit geregeltem Tagesablauf wohl fühlen. Wollen Sie
Lola kennen lernen? Dann besuchen Sie die Schäferhündin doch einfach mal im Tierheim.
Das Recht der Tiere 4/2007
Traumatische Erlebnisse im Welpenalter?
27
GLÜCKLICH
VERMITTELT
Gizmo - König von
W IE
EIN
K ATER
ZUM
H ERRSCHER
AUF EINEM
Eine glückliche Geschichte beginnt oft wenig spektakulär. So auch die von unserem grauen Kater Gizmo,
der als eines von drei Geschwistern im Reichelsheimer Tierheim in Hessen geboren wurde.
Das Recht der Tiere 4/2007
Seine beiden Geschwister fanden
schnell ein Zuhause; Gizmo aber blieb
im Tierheim, bis Freunde von uns ihn
aufnahmen. Dort erwartete ihn eine
sechsköpfige Katzen-Großfamilie und
mit Freigang war es leider nichts, denn
die Bundesstraße war zu nah. Mit deutlichem Protest stellte Gizmo klar, dass
derartige Lebensumstände nicht seinen
Vorstellungen entsprachen.
Schließlich war er halbadelig und seine Kartäuser-Verwandschaft unübersehbar. Als gute Tierfreunde trennten
sich Gizmos erste Besitzer also schweren Herzens von ihm, um ihm ein Leben als Freigänger mit Damengesellschaft zu ermöglichen. Doch auch die
neue Familie gefiehl dem dominanten
Kater nicht, und so gelangte Gizmo
vierjährig schließlich auf Vermittlung
der ersten Besitzer zu uns.
28
Gizmo zog mit Spielzeug, Futterschalen, Kratzbaum und Plüschkissen bei
uns ein. Wir staunten nicht schlecht
über sein Gepäck, vor allem aber waren wir beeindruckt, wie selbstverständlich der riesige Graue nach zehn
Minuten auf unserem Sofa Platz nahm,
genüsslich schnurrte und meinen Mann
und mich in Besitz nahm. Dieser Kater
kannte keine Angst, keine Unsicherheit,
keine Eingewöhnungsprobleme und
keine Selbstzweifel.
Er war genau der richtige Partner für
unsere Zukunftspläne!
Bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest,
über kurz oder lang nach Schweden
auf unseren Bauernhof zu ziehen.
Als Gizmo dann etwa drei Monate vor
dem geplanten Umzugstermin in einer
flugtauglichen Reisetasche Probe
sitzen musste,
war seine Begeisterung nicht groß:
Die Tasche hing bedrohlich durch und er
bot darin einen erbärmlichen Anblick! Verstärkt
mit einem Boden aus Sperrholz
wurden Kater und Tasche dann auch
noch gewogen und das Ergebnis war
etwas peinlich: Deutlich mehr als neun
Kilo brachten Kater und Tasche auf die
Waage - die Lufthansa befördert Tiere
in der Kabine nur bis zu einem Gesamtgewicht von neun Kilo inklusive
Transportbehältnis.
Nachdem eine Diät angesetzt wurde,
Karim & der echte Schwede O´Boy
buchten wir optimistisch einen Flug für
den 13. April. Nun galt es, die Reisezeiten und Reisewege der restlichen Familie um Gizmos und meinen Flug herum zu organisieren. Mein Pferd verließ
den Hof im Taunus früh am betreffen-
den Tag mit einer
professionellen Pferdetransportfirma. Als die Möbel unterwegs waren
fuhr mein Mann mit Auto und Pferdehänger, in dem alles Platz fand, was
irgendwo vergessen wurde, auf dem
Landweg 1500 Kilometer zu unserem
neuen Domizil. Unser Esel, der als einziger ein echter Schwede ist, erwartete
uns bei Freunden in der Nähe unseres
Hofes. Innerhalb von vier Tagen gelang
es uns, die gesamte Familie und unser
Hab und Gut auf Stängslet, so heißt unser Hof, wieder unbeschadet zusammen zu führen.
Bis es aber soweit war, hatten Gizmo
und ich noch ein paar Abenteuer zu bestehen: Das Verladen meines Pferdes
hatte am Vormittag des Reisetages
außerordentlich lange gedauert. Als er
endlich wohlbehalten unterwegs war,
wurde die Zeit bis zum Abflug von Gizmo und mir knapp. Ein kleiner Koffer,
voll mit Katzenutensilien und einer Garnitur Wäsche für mich zum Wechseln
war zwar bereits gepackt, aber Gizmo
schmollte unter dem Schrank und weigerte sich, in seine Reisetasche einzu-
TH ELISABETHENHOF
Stängslet
B AUERNHOF
Gizmo und Ehemann Thomas sind
unzertrennlich
steigen. Schließlich wendeten wir etwas unsanft Gewalt an,
bugsierten den Kater zu dritt
in die Tasche, sicherten die Reißverschlüsse mit Vorhängeschlössern
und stellten die heftig tobende Tasche
erneut auf die Waage: 7,5 Kilo! Die
Reise zu 30 Hektar Wiesen und Wäldern sowie einem gemütlichen Bauernhaus mit Stallungen und Scheunen
konnte beginnen.
Der nächste Schock aber ließ nicht lange auf sich warten, denn beim Einchecken zeigte die Lufthansa-Waage
wieder bedrohliche 9,5 Kilo und die
Miene der Abfertigungsdame verfinsterte sich. "Der ist zu schwer für die Kabine," lautete ihr knapper Kommentar,
"da kommen jede Menge Kosten für
Übergepäck auf Sie zu." Letztlich war
das Flugticket des Katers teurer als
mein eigenes. Ich bin aber sicher, dass
mit der Waage am Flughafen etwas
nicht in Ordnung war.
Als wir gegen 20 Uhr auf Stängslet ankamen, war es bereits dunkel. Im Haus
brannte Licht und es war gemütlich
warm. Als erstes zeigte ich Gizmo seine neue Katzentoilette und seinen Futterplatz, aber er war daran nur mäßig
WURDE ….
interessiert. Wie ein
geölter Blitz schoß er
nach nur fünf Minuten
die Treppe in das obere Stockwerk hinauf,
dann ein kurzes Quieken und wenige Minuten später legte er
mir seine erste schwedische Maus vor die Füße. Sein
Gesichtsausdruck war ungefähr:
anständiges Essen scheint es ja
hier zu geben - ich bleibe!
Drei Tage konnte ich Gizmo im
Haus halten, dann war der Mäusevorrat darin aufgefressen und er
wollte hinaus in sein Reich. Mit keinem anderen Kater hätte ich dieses Experiment so früh gewagt,
aber Gizmo ist eben Gizmo und
so brachen wir auf zu unserem ersten gemeinsamen Ausflug über
Stängslet. Seine Klugheit und sein untrügliches Gespür für Sicherheit ließen
ihn nicht von meiner Seite weichen.
Nach anderthalb Stunden kannte er
die nähere Umgebung und kehrte zufrieden mit mir ins Haus zurück. Im
Laufe der ersten Woche hat er sich so
Stück für Stück den ganzen Hof zu eigen gemacht.
“Unser Umzug nach Schweden war
schon lange geplant ...”
Dass etwas "im Busch" war, bemerkte Gizmo
ungefähr ein halbes Jahr vor dem geplanten Umzugstermin im April 2007, als sich
die Tierarztbesuche häuften und er öfter, als
gewohnt, in dem verhassten Rattankorb
Platz nehmen musste. Neben den obligatorischen Impfungen gegen Katzenseuche,
Katzenschnupfen und Tollwut, die die EU für
Reisen von Haustieren vorschreibt, mussten
für den Import nach Schweden auch ein europäischer Heimtierausweis - quasi Gizmos
Reisepass - angeschafft werden, sowie
Nachweise, dass der Kater frei von Tollwut
und Bandwürmern ist. Außerdem benötigte
er zur eindeutigen Identifizierung einen
Chip auf der linken Halsseite, denn seine
Ohrtätowierungen waren nicht mehr klar zu
lesen.
denn leider ist es auch hier so, dass die
Bauern ihre Kater nicht kastrieren und
Katzen sich unkontrolliert vermehren,
wenn sie nicht Opfer des Luchses werden.
Gizmo hat das alles prima gelernt. Er
bleibt in der Nähe, besucht "seine" Jäger regelmäßig und ist allein durch seine beeindruckende Erscheinung bekannt wie ein bunter Hund, dem
niemand etwas antun würde. Für uns
ist er der perfekte Hofkater, der nachts
seine Jagdaufgaben ernst nimmt und
tagsüber der Kuschelkater, der einen
festen Platz in unserer Familie und unseren Herzen hat.
Dennoch musste er auch lernen, dass
in der schwedischen Wildniss ebenfalls
Gefahren lauern, die zwar nicht aus
rasenden Autos oder der Tollwut bestehen, aber ebenso ernst sind: Fuchs und
Luchs leben auf Stängslet und sind eine echte Bedrohung für Katzen. Auch
bei den Jägern, die in den angrenzenGizmo ist nun "der König von Stängsden Revieren jagen, musste Gisse, wie
let" und wir finden, er hat eine ordentihn die Schweden nun liebevoll nenliche Karriere gemacht, die ihren Annen, einen Antrittsbesuch abstatten. Sie
fang im Reichelsheimer Tierheim
schießen konsequent auf streunende
nahm.
Katzen, die nicht entweder ein Halsband tragen oder ihnen perText und Fotos:
sönlich bekannt sind,
Angela Denfeld-K
Keil
Das Recht der Tiere 4/2007
SCHWEDISCHEN
29
Auch Hunde ohne festen Wohnsitz ...
MOBILE HILFE
FÜR OBDACHLOSE
Sie gehören zum Stadtbild - ob in München, Berlin oder Hamburg, die Obdachlosen mit ihren Hunden sind
in allen Innenstädten zu finden. Dabei fällt immer wieder auf, wie eng die Partnerschaft zwischen Mensch
und Tier ist. Für die Menschen, die alles verloren haben, sind ihre Tiere oft die einzige dauerhafte Verbindung zur Normalität.
Das Recht der Tiere 4/2007
Alleine in Hamburg gibt es jüngsten
Schätzungen zufolge rund 1200 Menschen ohne festen Wohnsitz. Gerade
bei den obdachlosen Jugendlichen
sind Haustiere sehr beliebt, kaum einer
kommt ohne die Gesellschaft von meist
Hunden oder Ratten aus.
Die Fürsorge für die Tiere ist die einzige Verantwortung, die diese Menschen
(noch) eingehen. Oft sparen sie sich
den letzten Cent vom Mund ab, um ihn
mit ihren bierbeinigen Freunden zu teilen. Doch bei aller Liebe zu ihren Begleitern reicht es häufig nicht für das
Nötigste. Für den Besuch beim Tierarzt,
Impfungen oder Kastration der Tiere
fehlt das Geld.
"Mehrmals pro Woche", so Frank We-
30
ber zur Entstehung des Projekts, "fragen
Obdachlose in unserem Tierheim
nach, ob ihre Tiere bei uns kostenlos
geimpft oder kastriert werden können."
Aufgrund der Gebührenordnung der
Tierärzte und den eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten des Franziskus Tierheims war das bislang jedoch
nicht möglich.
"Diese Situation ist für uns unerträglich,
zumal der Bedarf an jeder Straßenecke in Hamburg deutlich wird. Als
Tierschützer ist es unsere Aufgabe, für
alle Tiere da zu sein und eine Lösung zu
finden", sagt der Tierheimleiter. "Optimal wäre es, in regelmäßigen Abständen einen Tierarzt vor Ort zu den Obdachlosen zu schicken. Doch dazu
hätten wir eine mobile Praxis, bzw. ein
geeignetes Fahrzeug und einen ehrenamtlichen Tierarzt gebraucht, der die
Versorgung kostenlos übernimmt", erklärt Frank Weber. "Diesen finanziellen
Kraftakt konnten wir unmöglich alleine
stemmen. Schon die Anschaffung eines
geeigneten Fahrzeuges hätte Tausende
Euro verschlungen!"
Die Not der Tiere ließ dem engagierten
Tierheimleiter keine Ruhe. Dabei lag
die Lösung auf der Hand: "Ich hatte ja
keine Ahnung, dass fast alles, was wir
brauchten, bereits vorhanden war. Bei
einem Interview für den Fernsehsender
Hamburg 1 habe ich die Idee geäußert
und unerwartet Schützenhilfe aus unse-
Frank Weber, Tierarzt Martin Buksch, Stefan Wulff
ren eigenen Reihen erhalten." Stefan
Wulff und seine Frau Carola sind seit
Jahren sehr engagierte ehrenamtliche
Helfer im Franziskus Tierheim.
Stefan Wulff ist seit Jahrzehnten auch
beim Roten Kreuzes in Hamburg aktiv.
Der Kreisverband Hamburg Wandsbek
besitzt einen Bus - das so genannte
Obdachlosenmobil - mit dem seit Jahren die Wohnsitzlosen mit Essen, Kaffee, Decken, etc. versorgt werden. Seit
rund einem Jahr begleitet den Bus ein
Arzt, der sich um die medizinische Versorgung der Menschen kümmert. Was
liegt da näher, als das Fahrzeug auch
für die Betreuung ihrer Hunde und anderen Tiere einzusetzen?
Der Vorstand des Roten Kreuzes mit
Kreisgeschäftsführer Roland Wartenberg war sofort begeistert von der Idee.
Nach einigen Sondierungsgesprächen
nimmt das Projekt konkrete Formen an.
Das DRK stellt den Wagen plus Fahrer
mit dem notwendigen Know How zur
Verfügung. Das Franziskus Tierheim
steuert mit Medikamenten und Tierfutter seinen Beitrag zum Gelingen des
Projektes bei. Weitere Unterstützung
lässt nicht lange auf sich warten. Suzanne Eichel, Herausgeberin des Hundemagazins "City Dog", erklärte sich
sofort zur Mitarbeit bereit. Und übernimmt als Pressesprecherin die Medienarbeit.
F R A N Z I S K U S -T H
... brauchen mal einen Tierarzt.
Jetzt fehlte nur noch die Zustimmung
bzw. Unterstützung der Tierärztekammer Hamburg. Der Vorstand und die
Hamburger Tierärzte nahmen die Idee
schnell an und sagten ihre Unterstützung zu. "Großartig, ich hätte nicht gedacht, dass alle Beteiligten so bereitwillig an einem Strang ziehen würden!",
freut sich Frank Weber. "
In dieser Form dürfte das Projekt einmalig in Deutschland sein! Der Schulterschluss einer karitativen Organisation mit dem Tierschutz ist ideal. So
kann den Menschen und ihren Tieren
geholfen werden!"
Die Tierärzte Martin Buksch und Jutta
Lortz sagen die Betreuung des Projektes zu. Unterstützung kommt auch vom
bmt selbst. Aus der Zuwendung einer
Stiftung konnte Dr. Jörg Styrie, Vorsitzender des Vereins, 1500 Euro als Startkapital zur Verfügung stellen. Ein Privatmann hat eine weitere Finanzspritze
von 1000 Euro zugesagt. Wir rechnen
mit einem regen
Interesse der Medien
und dem Eingang
weiterer projektbezogener Spenden. Die
eingehenden Gelder
werden auf ein gemeinsames Konto der
Projektträger eingezahlt. Aus diesem
Spendenfundus sollen Operationen und
Kastrationen finanziert werden.
Noch bevor das Projekt offiziell gestartet wurde, haben sich fünf Tierarztpraxen in Hamburg gemeldet, die uns
unterstützen, indem sie die Operationen zum untersten Gebührensatz ermöglichen werden.
Text: Frank Weber
Fotos 1, 2 u. 4: City Dog
NIVEA MUSS NOCH EINMAL OPERIERT WERDEN
Die Brandkatastrophe in Griechenland war das beherrschende Thema des Sommers. Mit der Bereitstellung von
Medikamenten und Verbandsmaterial versuchten wir im
Franziskus Tierheim unseren Teil zur Linderung der Not in
den betroffenen Gebieten beizutragen.
Als uns die Nachricht von einem aktuellen Notfall aus
Griechenland erreicht, sagen wir sofortige Hilfe zu. Es geht
um eine Beaglehündin, die entkräftet und mit scheinbar
gelähmten Hinterbeinen in Griechenland aufgefunden
wurde. Derart gehandicapt hätte das ohnehin geschwächte Tier keine Chance, zu überleben. Freundlicherweise stellen sich die Finder von Nivea, wie die Hündin genannt
wird, als Flugpaten zur Verfügung. Ich nehme sie am Hamburger Flughafen in Empfang, der Welpe, den wir ebenfalls aufgenommen hätten, ist leider nicht dabei, weil die
Behörden ihn zurück gehalten haben.
Anfänglich noch sehr ängstlich wird die Beaglehündin im
Franziskus-Tierheim schnell zutraulich. Nivea ist in einem
sehr schlechten Gesundheitszustand, so die ernüchternde
Diagnose des tierheimeigenen Tierarztes. Die bis auf die
Knochen abgemagerte Hündin bereitet dem Tierheimteam Sorgen - sobald sie sich etwas erholt hat, muss ihre
Hüfte operiert werden.
Wie schlimm es um sie steht, wird auf den Röntgenbildern
deutlich. Kein Zweifel: Auf Nivea ist geschossen worden!
Zahlreiche Schrotkugeln stecken noch in den Hinterläufen.
Die Operation wird zur Nervenprobe. Nivea reagiert kaum
auf die Narkosemittel und wird während der OP mehrfach
wach. Zudem lassen sich die Blutungen fast nicht stoppen.
Auch die Nachversorgung gestaltet sich schwierig; Nivea
leidet lautstark und ist kaum zu beruhigen. Sie bezieht vorläufig einen Platz in meinem Schlafzimmer.
Mittlerweile geht es Nivea recht gut. Eine Ehrenamtliche
geht mit ihr regelmäßig zur Physiotherapie, die sie für die
Hündin aus eigener Tasche bezahlt. Mit etwas Glück wird
sie die immer zutraulichere Beaglehündin übernehmen.
Doch vor dem Einzug in dieses oder ein anderes neues Zuhause wird eine weitere Operation notwendig sein. Wenn
Sie sich daran finanziell beteiligen möchten, freuen wir uns
sehr.
Herzlichen Dank für
Ihre Großzügigkeit.
Spendenkonto
Haspa
Kto. 1049220799
BLZ 200 505 50
Stichwort
“OP Nivea”
Nivea
Das Recht der Tiere 4/2007
Kleine Beaglehündin noch nicht über den Berg
31
WAU-MAU-INSEL
Tiere im Internet - Als
WO
Am 10. August wird ein Ziesel im Tierheim abgegeben.
Das Tier gehört zur Gattung
der Erdhörnchen und ist in
Eurasien und Nordamerika
zuhause. Die Tiere leben in
großen Kolonien und bewohnen offene Habitate wie
Steppen, Halbwüsten, Bergketten, Tundren und Felsenland. Ein Tier “wie geschaffen” also für einen kleinen
Käfig, ausgestattet mit Plastikspielzeug, verdammt zur
Einsamkeit, Bewegungslosigkeit und Langweile.
Wie jämmerlich muss das Leben in Gefangenschaft für Ziesel sein, die derart
hohe Ansprüche an ihren Lebensraum
stellen?! Aber ein Blick ins Internet
zeigt, dass nicht nur Erdhörnchen der
falschen verstandenen Tierliebe der
Menschen zum Opfer fallen - im World
Wide Web findet buchstäblich der Ausverkauf der Tierarten statt.
Das Recht der Tiere 4/2007
Wickelbären, Nilflughunde, Kurzkopfgleitbeutler, Steppenlemmlinge, kolumbianische Ziesel, Nasenbären, Silberfüchse, Marderhunde, Lamas, Yaks,
Europäische Wisente, Skinny-Träger,
Mungos, Faultiere - in unzähligen Foren tauschen "Tierfreunde" ihre immer
exotischere Ware, preisen Handaufzuchten und "zahm gemachte" Wildtiere wie Autozubehör. Der Handel mit
diesen hochsensiblen Tieren ist nicht
verboten!
32
Viele Beiträge beginnen mit Bekenntnissen, die in erschütternder Weise belegen, wie wenig die Halter über ihren
"Exoten" wissen und wie ignorant sie
seinen arttypischen Bedürfnissen
gegenüberstehen. "Warum nagt mein
Präriehund dauernd an den Käfigstäben? Kann ich ihm das abgewöhnen?"
DER
A USVERKAUF
DER
A RTEN
STATT
Der bmt fordert ein Verbot der privaten Wildtierhaltung
fragen "Tierfreunde" und "was muss
mein Ziesel eigentlich so alles fressen?"
Nach dem Reptilien-Boom der letzten
Jahre sehen Fachleute nun einen neuen traurigen Höhepunkt im Geschäft
mit Exoten: Beuteltiere und Säugetiere
wie zum Beispiel Kängurus, Stachelschweine, seltene Affen, Großohr-Igel
aus Afrika und eben auch Präriehunde
und Ziesel sind nun der "Renner". Die
meisten künftigen Tierbesitzer wissen
kaum etwas über die Lebensgewohnheiten der in Deutschland nicht heimischen Tiere, geschweige denn über Ernährung, Sozialverhalten, Vermehrung
und Krankheitssymptome. Da leiden
Warane in unterkühlten Wohnungen,
Papageien in engsten Käfigen und ge-
hen Schildkröten leise und unbemerkt
zu Grunde.
Und der Austausch oft hilfloser Tierhalter in den Foren macht ein weiteres
deutlich: Die Zoofachgeschäfte bedienen nicht nur die ausgefallenen Ansprüche ihrer Kunden ihnen fehlt selbst häufig das
erforderliche Wissen über die
verkauften Tiere. So geht das
Ziesel oft irrtümlich als Präriehund über den Ladentisch
oder wird sogar fälschlicherweise als "Minipräriehund"
oder "Zwergpräriehund" bezeichnet.
Die Unterscheidung ist für Laien fast unmöglich: Beide gehören der Gattung der Erdhörnchen an
und unterscheiden sich äußerlich in
Farbe, Größe und Sozialverhalten
kaum. Präriehunde sind allerdings im
Südwesten der USA heimisch und leben
in bis zu 1000 Tieren umfassenden Kolonien, die sich in Familienverbände
aufteilen. Ein kleines Unterscheidungsmerkmal gibt es jedoch: Präriehunde
häufen ihr Futter im Nest an, während
es die artverwandten Ziesel in ihren
Backentaschen sammeln.
In Europa, auch in Deutschland, ka-
Woody zu uns kam
TH WAU-MAU-INSEL
FINDET
“Was ist denn ein Ziesel? “
Ziesel Woody aus Kassel, als Fundtier
abgegeben, ahnt nicht, wie es um seine Gattung steht. Die Tierheimmitarbeiter haben sich sehr viel Mühe mit
dem braunen Erdhörnchen gegeben,
das Internet nach Hintergrundinformationen durchforstet, um es dem Fremdling so angenehm wie möglich zu machen. Inzwischen ist Woody Anfang
Oktober umgezogen und lebt jetzt mit
anderen Erdhörnchen (www.praeriehunde-in-not.de) zusammen.
DER BMT FORDERT
die Bundesregierung auf,
das Heimtierschutzgesetz (1998
niedergeschrieben) zu verabschieden.
Das
Gesetz regelt die
Haltung von Tieren in Privathaushalten
Q
ein Verbot für
die private Haltung von Wildtieren
... dachten wir, als Woody bei uns abgegeben wurde. Wie viel Bewegungsdrang haben die Tiere, und wie
kann ich sie artgerecht unterbringen?
Muss ich sie beschäftigen oder beschäftigen sie sich selbst? Wie hoch
ist die Lebenserwartung eines Ziesels?
Kurzum, wir wüssten nicht, was ein
Ziesel benötigt, um in menschlicher
Obhut glücklich zu leben. Glücklich
ist in diesem Fall sehr relativ, denn die
niedlichen Nager leben eigentlich in
freier Wildbahn. Und Experten sagen, dass man sie nur bedingt zähmen kann und sie ihre natürliche
Scheu immer beibehalten werden.
Man geht übrigens davon aus, dass
sie ca. 5 - 7 Jahre alt werden können, aber es gibt keine wissenschaftlichen Erfahrungswerte, da diese
Tierart bisher nicht ausreichend erforscht ist. Es gibt kein einziges Buch
über Ziesel und im Internet findet
man eine einzige - allerdings recht informative - Homepage.
Die in den Zoogeschäften erhältlichen Nachzuchten der ursprünglichen Wildtiere werden oftmals als
Präriehunde an Laien ohne die erforderliche Sachkenntnis verkauft. Im
Durchschnitt kostet ein Ziesel ca. 80,Euro, allerdings ohne Zubehör wie
Käfig bzw. Voliere samt Einrichtung.
Q
die Abschaffung der gewerblichen Ein- und
Ausfuhr,
Zucht
und
Vermarktung von exotischen Tieren.
Q
Warum Menschen sich ein exotisches
Tier anschaffen ist aus unserer Sicht
nicht nachvollziehbar. Oft werden
exotische Tiere angeschafft, um die
eigene Persönlichkeit aufzuwerten,
frei nach dem Motto, wenn ich schon
nicht außergewöhnlich bin, dann wenigstens mein Haustier. Leider geht
dies immer zu Lasten der Tiere.
Der richtige Umgang mit und die
richtige Unterbringung von Exoten ist
dazu kostspielig und aufwändig.
Auch die Ernährung eines Exoten ist
alles andere als einfach. Manchmal
sind selbst die Lebensgewohnheiten
der Tiere in freier Wildbahn nur unzureichend bekannt. Wie kann man
also dafür garantieren, dass das Tier
alles hat, was es braucht? Aus tierschützerischer Sicht ist eine Tierhaltung dieser Exoten aus diesen Gründen abzulehnen.
Das Schicksal von unserem Ziesel
Woody ist somit leider nur ein Schik-
Woody auf Entdeckungstour
ksal von vielen. Unsere Erfahrungen
zeigen, dass das Personal in vielen
Zoogeschäften häufig nicht ausreichend geschult ist, um Tiere in sachkundige Hände zu verkaufen.
Darüber hinaus sind auch die Haltungsbedingungen in Zoofachgeschäften nicht selten mangelhaft.
Häufigster Kritikpunkt: Die Gehege,
Käfige und Behältnisse sind sehr
klein, unstrukturiert und zu dicht besetzt. Manchmal sitzen bis zu 25 Ratten in kleinen Käfigen, dagegen junge, erst sechs Wochen alte Kätzchen
alleine ohne Mutter und Wurfgeschwister.
Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, was mit Tieren geschieht,
die die Zoohandlungen nicht verkauft
haben?!
Text und Fotos: Claudia Bioly
Das Recht der Tiere 4/2007
men einst das Europäische Ziesel und
das Perlziesel vor. Sie gelten inzwischen
- neben dem Franklin-Ziesel, dem Mogave- und Washington-Ziesel - als ausgestorben (Gefährdungskategorie 0 =
ausgestorben oder verschollen). Sie
dürfen nicht verkauft werden.
33
BUND
MIT
GEGEN
MISSBRAUCH
11 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)
VORSTAND
1. Bundesvorsitzender:
Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65
2. Bundesvorsitzende:
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen
Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18
Bundesschatzmeister:
Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51
51469 Bergisch Gladbach
Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415
Bundesschriftführerin:
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)
Tierschutzzentrum Pfullingen
Leiter: Dr. Uwe Wagner
Leiterin (TH): Petra Zipp
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)
Hundeauffangstation Ikervar/Ungarn
Petöfi u. 23, H-9756 Ikervar
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)
Leiterin: Ewa Gara
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)
Leiter: Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)
Das Recht der Tiere 4/2007
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32
„Franziskus-T
Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37
Leiter (TH): Frank Weber
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)
34
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“
(www.tierheim-elisabethenhof.de)
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)
2. Tierheim „Wau-M
Mau-IInsel“ (www.wau-mau-insel.de)
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein
Leiter (TH): Karsten Plücker
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)
UND EINEM
DER
TIERE
TIERSCHUTZZENTRUM
AUSLANDSTIERSCHUTZ
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen
Sonderkonto Ausland:
Rumänien und Ungarn
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)
LV Niedersachsen
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“
(www.tierheim-arche-noah.de)
Leiterin (Gst): Gaby Redeker; Tel. (0421) 834 223
Leiterin (TH): Verena Krüpe,
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)
2. Geschäftsstelle Vollenborn (Thüringen)
Leiterin: Hannelore Thied, Hauptstraße 7a, 37355 Vollenborn
Tel. (036076) 40 555, Fax (036076) 40 556
„Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)
Luttertal 79, 37075 Göttingen
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)
3. Geschäftsstelle Norden
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)
LV NRW
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel
Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)
Leiterin: Dagmar Weist
Drosselweg 15, 47661 Issum
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99
Sparkasse am Niederrhein
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)
WEITERE ANSCHRIFTEN
VON
MITARBEITERN:
Mike Ruckelshaus
([email protected])
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18
Claudia Lotz (Redakteurin)
([email protected])
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39
Stephan Everling (Tierschutzlehrer)
Benfleetstr. 27, 50858 Köln
Tel. und Fax (02234) 73 73 7
www.bmt-tierschutz.de
ZU
GUTER
LETZT
Notfall aus NordenPep sucht ein Zuhause!
“Ich bin immer noch
auf der Suche nach
netten Menschen,
nachdem ich Ende
des letzten Jahres
ausgesetzt wurde.
Keine schöne Erfahrung; das wünsche
ich
niemandem.
Zuerst habe ich gedacht, die kommen
gleich wieder, bestimmt, doch dann
wurden aus Minuten Stunden - lange Stunden, in denen ich ziemlich
große Angst hatte und immer aufgeregter wurde. Im Tierheim finde ich
es ganz nett, aber es geht nichts über eine Familie, die sich um einen
kümmert. Ich bin verspielt und gehe gerne spazieren.”
GERETTET !
"Kleine Powermaus-Biene" nennen ihre
neuen Besitzer sie zärtlich. Was für eine
Karriere: Im Februar 2007 wurde Biene in
einer Box vor dem Tierheim abgestellt
und der in ihrem Gefängnis wild randalierenden Hündin der Rücken zugekehrt.
Gleichgültig ob der Angst, die das eingesperrte Tier empfinden musste.
Als Tierheimleiterin Verena Krüpe Biene aus
der Transportbox ließ, stob die Hündin panisch
davon - drei Mitarbeiter waren nötig, um die
verstörte, um sich beißende Biene wieder einzufangen. Mit viel Geduld und homöopathischen Mitteln gelang es Verena Krüpe nach
Bmt-Tierschutzmehreren Tagen, sich der Hündin zu nähern,
kalender 2008
ohne dass sie gestresst reagierte. Und eines
Tages entschied Biene, noch einen weiteren
Sie können ab sofort unseren
Schritt auf die Tierheimleiterin zuzumachen:
neuen Tierschutzkalender beSie ließ sich nicht nur anleinen, sondern sogar
stellen. Bitte ordern Sie ihn
streicheln und suchte immer öfter ihre Nähe.
über Ihre Geschäftsstelle, bei
Zwar gab es eine Reihe von Interessenten für
der Sie Mitglied sind, über
die temperamentvolle Hündin, aber die meidie Haupt- geschäftsstelle
sten stieß ihr lautstarkes Begrüßungs-Gebell
oder im Internet:
ab. Nicht so Familie Steinke aus Hannover.
www.bmt-tierschutz.de
Das Ehepaar schätzte die anfängliche ErreDer Kalender kostet 5,-- Euro
gung der ausgesetzten Hündin als notwendizuzüglich 2,-- Euro Versand.
ge Folge der erschreckenden Erlebnisse ein
und war voller Hoffnung, das Verhalten in den
Griff zu bekommen.
Anfang Oktober fuhr Verena Krüpe Hündin
Biene in ihr neues Zuhause nach Hannover. Das Ehepaar machte sofort einen langen Spaziergang, um der
Hündin den Trennungsschmerz zur lieb gewordenen Tierheimleiterin zu erleichtern.
"Natürlich war sie noch ein wenig aufgeregt", schrieb Inge Steinke an das
Arche-Noah-Team, "aber als wir sie zwischen uns beim Fernsehen auf dem
großen Sofa hatten, hat sie sich angekuschelt und geschlafen. Und die Nacht
hat sie mit mir (an meinen Beinen) auf diesem Sofa verbracht (…). Nun kuschelt sie mit meinem Mann, und ich bin ganz sicher, dass auch diese Nacht
und alle weiteren Tage so positiv verlaufen. Wir sind hin und weg wegen ihrer Zutraulichkeit und ganz ganz glücklich. DANKE!"
Wir haben zu danken, dass es großherzige Menschen wie das Ehepaar
Steinke gibt. Ohne sie hätten die Tiere keine Chance.
Das Recht der Tiere 4/2007
Wenn Sie sich für Pep interessieren, melden Sie sich bitte Tierheim Hage, Kontakt: Tel. 04938 - 425.
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„ D a s R e c h t d e r T i e r e “ – Po s t v e r t r i e b s s t ü c k B 1 3 7 6 9 – E n t g e l t b e z a h l t
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15
Tel. (089) 38 39 52 0 Fax (089) 38 39 52 23
EINLADUNG
ZUM
bmt-Event 2008
IN
MÜNCHEN!
GROSSE bmt-VERANSTALTUNG
ZUGUNSTEN
DER STRAßENHUNDE EUROPAS
26. J ANUAR 2008
im Mercure Hotel München Airport
Dorfstraße 15 a
85445 Aufkirchen
(ca. 15 km vom Flughafen München)
Ab 14.00 Uhr
Eintritt frei
Adresse für Ihre Rückantwort
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Tierschutzzentrum Pfullingen
Petra Zipp
Gönninger Straße 201
72793 Pfullingen
RÜCKANTWORT
Ja,
auch mich bewegt das Schicksal der Straßenhunde
Europas.
Ich möchte an der Veranstaltung mit .…. Personen teilnehmen
Ich bitte um die Zusendung von Infomaterial zu Ihrer Arbeit
Ich will den bmt-Auslandstierschutz mit einer Patenschaft/Spende unterstützen
Name, Vorname
Straße
Telefon (für evtl. Rückfragen)
PLZ, Wohnort
E-Mail-Adresse
Telefon (für evtl. Rückfragen)
ÜBERREICHT
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die oben angegebene Rückantwort-Adresse senden.
VON:
Tierheim Köln-Dellbrück
Iddelsfelder Hardt · 51069 Köln
Telefon (02 21) 68 49 26
Telefax (02 21) 68 18 48
Öffnungszeiten:
Mo.; Mi.; Do.; Fr. 15.00 - 17.00 Uhr.
Sa. 14.00 - 17.00 Uhr.
Di.; So. und an Feiertagen geschlossen
Homepage: www.tierheim-koeln-dellbrueck.de
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Stadtsparkasse Köln
Kto.-Nr. 11 402 161 (BLZ 370 501 98)
Postbank Köln
Kto.-Nr. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)
E-Mail: [email protected]