Keine Gratulanten zum 100er

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Keine Gratulanten zum 100er
4 Meinung
Nummer 319 | Donnerstag, 20. November 2014
Leitartikel
Keine Gratulanten zum 100er
Die Politik kann den Lufthunderter für Pkw nur schwer verkaufen, weil eine Transitbremse viel populärer wäre. Trotzdem
ist er nicht nur als Vorleistung für Lkw-Verbote, sondern auch als Maßnahme gegen die Schadstoffbelastung notwendig.
Von Peter Nindler
T
irol hat es wahrlich nicht immer
leicht mit der Europäischen Union.
Muss sich dann der gelernte Tiroler
noch mit den Brüsseler Widersprüchen
auseinandersetzen, kann er schon einen
dicken Hals bekommen. Einerseits werden
zu Recht strenge Luftgüterichtlinien zum
Schutz der Gesundheit und der Umwelt
verordnet, aber gleichzeitig bekämpft und
hebt die EU die wirkungsvollsten Schadstoffbremsen wie die Transitbeschränkung
auf. Weil der freie Warenverkehr in der
EU nach wie vor über die Gesundheit der
Bevölkerung drüberfährt.
Leider hat der Europäische Gerichtshof
argumentativ jedoch Recht, wenn er vor
Gastkommentar
Spitäler sind
gefordert
Wiedereinführung des Lkw-Fahrverbots
für bahntaugliche Güter zuerst gelindere
Maßnahmen wie den generellen Lufthunderter für Pkw fordert. Nicht einmal die
schadstoffabhängige Schaltung von Tempo 100 reicht den EU-Richtern aus. Aber
es sind eben die zehn Millionen Autos, die
hinsichtlich der Schadstoffbelastung im
Unterinntal das Kraut fett machen.
Wegen steigender Transitzahlen – plus
sechs Prozent im heurigen Jahr – hält sich
das Verständnis für die Tempobremse bei
den Autofahrern allerdings in Grenzen.
Und irgendwie kommt die politische Argumentation mit der notwendigen Vorleistung für das geplante Verbot von 200.000
Lkw-Fahrten (sektorales Fahrverbot) im
kommenden Jahr auch nicht gut an. Zu
oberlehrerhaft und gebieterisch hören
sich die EU-Verantwortlichen an.
Doch selbst im Lkw-fixierten und
transitgeplagten Tirol benötigt es die
Einsicht zur Umsicht – unabhängig von
den persönlichen Befindlichkeiten und der
Anzahl von PS unter der Motorhaube. Die
Vernunft kann nur heißen, runter vom Gas
und das generell. Experten rechnen jedenfalls vor, dass bei Tempo 130 Fahrzeuge pro
zurückgelegtem Kilometer zwei- bis zweieinhalbmal so viel Stickoxide wie bei 80
Stundenkilometern ausstoßen. Beim 100er
könnten die Schadstoffe letztlich bis zu 15
Prozent reduziert werden. Angesichts von
zehn Millionen Pkw-Fahrten im Jahr ist der
Hunderter dann schon ein Argument.
Die von den Pkw verursachte Luftver-
Karikatur
Artur Wechselberger ist Präsident
der Tiroler und österreichischen
Ärztekammer.
Frage des Tages (837 Teilnehmer)
Die Geschenkejagd für Weihnachten findet
immer öfter online statt. Wo shoppen Sie
heuer für Weihnachten?
30 % Ganz klassisch. Ich gehe durch die Geschäfte
und kaufe, was mich anspricht.
27 % – Ich kaufe gerne online ein, das ist praktisch
und erspart mir Stress.
Chris Hemsworth
(Schauspieler und „Sexiest Man Alive“)
Karikatur: Daniel Jokesch; Foto: imago stock&people
M
Analyse
Lehrer haben die Rolle als
Respektsperson verloren
Von Miriam Hotter
L
andesschulrat Fritz Enzenhofer
(OÖ) hat mit seiner Forderung –
mehr Interventionsmaßnahmen
für Lehrer – für Aufregung gesorgt. Es
müsse mehr Möglichkeiten geben,
Schüler zu bestrafen.
Bei den NEOS stößt der Vorschlag auf
Unverständnis. „Solche Ansichten sind
dunkelstes Mittelalter. Strafen an Schulen – egal welcher Art – sind Ausdruck
von Ideen- und Hilflosigkeit“, findet
OÖ-Landessprecherin Judith Raab.
Auch die SPÖ hält eine „Aufrüstung“
von Strafen für unnötig.
„Strafe“ ist ein hartes Wort. Sofort
geistert in vielen Köpfen das Bild vom
Schlagstock herum. Doch davon sind
wir glücklicherweise seit den 80er-Jahren weit entfernt. Auch Enzendorfer will
davon nichts wissen, vielmehr kann er
sich soziale Arbeit als Konsequenz von Fehlverhalten vorstellen.
43 % – Ich kaufe zu Weihnachten keine Geschenke.
Die Umfrage
finden Sie auf
www.tt.com
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Im Film-Olymp
ganz schön
eingeschlagen
A
[email protected]
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auf den Seiten 2, 3
Kopf des Tages
„Politik musikalisch umgesetzt“
Von Artur Wechselberger
b 1. Jänner 2015 werden in Österreich neue Arbeitszeitregelungen
für Spitalsärzte gelten. Ärzte in
Spitälern dürfen dann grundsätzlich im
Durchschnitt nur noch maximal 48 Wochenstunden arbeiten. Damit wird es in
den Krankenhäusern eng werden, um trotz
verkürzter Ärztearbeitszeit das gewohnte
Leistungsniveau aufrechtzuerhalten. Für
solche Engpässe sieht das neue Gesetz
unter bestimmten Bedingungen Ausnahmen und die befristete Ausdehnung der
Arbeitszeiten vor. Genau gesagt: 60 Stunden im Wochenschnitt bis Ende 2017 und
55 Stunden bis zum Auslaufen der Übergangsbestimmungen Mitte 2021. Voraussetzung sind allerdings eine entsprechende
Betriebsvereinbarung und die individuelle
Zustimmung der betroffenen Ärzte.
Es liegt also an den Krankenhäusern,
der Ärzteschaft den Abschluss dieser
Betriebsvereinbarung anzubieten. Ebenso
entscheidet das Angebot der Krankenhäuser, ob sie damit Ärztinnen und Ärzte zur
Abgabe einer individuellen Zustimmung
zur Ausdehnung der Arbeitszeit gewinnen.
Somit haben sie es auch in der Hand, eine
mögliche Konfliktkonstellation in eine
„Win-win-Situation“ zu kehren. Schließlich will keiner verlieren. Die Ärzteschaft
erwartet sich von Bereitschaftsdiensten
und Überstunden unabhängige, wettbewerbsfähige, attraktive Gehälter und
die Krankenhausbetreiber wie auch die
Patientinnen und Patienten Versorgungssicherheit auf gewohnt hohem
Niveau.
schmutzung lässt sich trotz des Tiroler
Feindbilds Schwerverkehr nicht verlagern.
Eines muss die Politik wissen: Eigentlich
sollte nur eine Million Lkw durch Tirol
rollen, mittlerweile sind es bereits zwei.
Nach der Tempobremse benötigt es noch
vor Fertigstellung des Brennerbasistunnels
im Jahr 2026 die Transitwende. Denn zwei
Millionen Lkw sind das
Grammelschmalz auf
den Schadstoffbelastungen.
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auf Seite 28
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Das Problem an Strafen ist oft ein
anderes. Denn auf die Schülerrüge
folgt allzu oft die Lehrerschelte: Häufig
kommen Eltern ins Klassenzimmer und
beschweren sich. Die Strafe sei ungerechtfertigt und ein Problem für das
seelische Gleichgewicht des Kindes.
Es mag sicherlich Verweise geben,
die vorschnell ausgestellt werden. Hier
findet die Beschwerde auch ihre Berechtigung. Doch viele Kinder verlassen
das Schulgebäude mit einem Grinsen,
nachdem sie etwas angestellt haben.
Sie wissen, dass sie zuhause keine
Konsequenz erwartet. Die Gesellschaft erwartet von den Lehrern, dass
sie Schüler mit Respekt behandeln.
Doch der Lehrer hat seine Rolle als
Respektsperson schon lange verloren.
Eine Generation zuvor saß man noch
mit gesenktem Kopf in der Schulbank,
wenn der Lehrer schimpfte. Heute stößt
er bloß auf taube Ohren oder ist Anfeindungen ausgesetzt. Dem Lehrer bleibt
nur übrig, überzeugende Argumente
vorzubringen. Doch in der Lehrerausbildung wird immer noch zu wenig Wert
auf dieses Problem gelegt. Künftige
Lehrpersonen müssen für solche Situationen besser geschult werden, um sich
Respekt zurückzuholen.
it perfekt gestähltem Körper
spielte sich Chris Hemsworth
(31) vor drei Jahren mit der
Comic-Verfilmung „Thor“ in die Herzen
der Kinofans. Die Rolle des Donnergottes
mit neun Kilo antrainierter Muskelmasse
brachte dem Australier letztlich wohl auch
den Titel „Sexiest Man Alive“ 2014.
Für ihn selbst ist die Auszeichnung des
People-Magazins „lustig“. Der Titel werde
ihm Spott bringen, sagt Hemsworth, vor
allem von seinen Brüdern Luke (33) und
Liam (24), ebenfalls Schauspieler. Ein
schöner Oscar wäre dem 31-jährigen
wohl lieber. Der lässt aber (noch) auf sich
warten. Nachdem er Halbgott und Rennfahrer („Rush – Alles für den Sieg“) mimte,
versucht es Hemsworth jetzt als Hacker im
Cyber-Thriller „Blackhat“ (ab Mitte Jänner
in den Kinos).
Bei all den Filmen vergisst die AussieAugenweide aber nicht auf die größte
Rolle: die des dreifachen Familienvaters,
Tochter India Rose ist zweieinhalb Jahre,
die Zwillingssöhne Sasha und Tristan acht
Monate alt. Jetzt will sich Hemsworth
zuhause jedoch erst einmal auf die faule
Haut legen. Schauspielkollegin und Ehefrau Elsa Pataky (38) muss sich charmante
Ausreden anhören. „Ich kann in den nächsten Jahren einfach zu meiner Frau sagen:
,Erinnere dich daran, das ist, was die Leute
von mir denken – deswegen muss ich den
Abwasch nicht mehr machen und keine
Windeln mehr wechseln“, witzelt der Beau
im People-Interview über den Titel.
Er verbringe seine Zeit am liebsten mit
seiner Frau und den Kindern in Australien.
„Ein Tag am Strand mit meinen Kindern,
schwimmen und Ball spielen. Das haben wir schon lange nicht gemacht, und
genau darum geht es.“ Vom schillernden
Film-Olymp zieht es ihn lieber nach Down
Under. Dort wartet
seine Frau, die ist
für ihn sowieso
unschlagbar und „die
Sexyeste der
Welt“. (deda)
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