Mythologische Bezüge in Kate Chopins Roman `The

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Mythologische Bezüge in Kate Chopins Roman `The
Englisch
Mareike Kruse
Mythologische Bezüge in Kate Chopins
Roman 'The Awakening'
Examensarbeit
Mythologische Bezüge in Kate Chopins Roman
The Awakening
Schriftliche Hausarbeit zur ersten Staatsprüfung für das Lehramt
an Oberstufen Allgemeinbildender Schulen
vorgelegt von:
Mareike Lena Kruse
Fach:
Englisch
Abgabetermin:
28.06.2007
„Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli (ca. 1485)
(Quelle: Homeoffice.idv. 21. April 2007. http://www.homeoffice.idv.tw/archives/image/Birth_of_Venus.html)
3
I.
Gliederung
1
Einleitung
4
2
Das Gesellschaftsbild in den Südstaaten der USA des ausgehenden 19.
Jahrhunderts
7
2.1
2.2
2.3
3
Das Bild der true woman
Die Entwicklung zur new woman
Handlung und Rezeption des Romans
Zwischen passiver Prinzessin und autonomer Göttin – die Frauenfiguren in
The Awakening
3.1
3.2
Weibliche Attribute aus Grimms Märchen in Bezug auf The Awakening
3.1.1 Schlafende Schönheiten
3.1.2 Hexe und weise Frau
Ausgewählte Frauenfiguren aus der griechischen Mythologie und ihre
mögliche Bedeutung für den Roman
3.2.1 Analogien zu Göttinen
3.2.1.1 Aphrodite
3.2.1.2 Athene
3.2.1.3 Artemis
3.2.2 Die Furcht vor der Zauberin
3.2.2.1 Hekate
3.2.2.2 Medea
3.2.2.3 Circe
3.2.2.4 Medusa
3.2.3 Ungehorsame Frauen
3.2.3.1 Philomel
3.2.3.2 Psyche
3.2.4 Das Bild der guten und schlechten Ehefrau in der griechischen
Mythologie und in The Awakening
3.2.4.1 Edna und der Ehebruch in der griechischen Mythologie
3.2.4.2 Adèle, die brave Ehefrau
4 Eine Umkehr der Geschlechter in The Awakening – Vermännlichung und
Verweiblichung
4.1
4.2
5
6
Dornröschen
Ikarus
7
9
10
12
12
15
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23
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29
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37
40
42
43
45
49
49
51
Ein weiblicher Kosmos in The Awakening
56
5.1
5.2
5.3
5.4
56
57
60
61
Die Insel
Das Meer
Der Mond
Die Sonne
Schlussbetrachtung
II. Bibliographie
65
68
Einleitung
1
4
Einleitung
Der Roman The Awakening 1 von Kate Chopin handelt von der jungen Ehefrau und Mutter
Edna Pontellier, die sich gegen die Zwänge der viktorianischen Gesellschaft auflehnt und ihr
eigenes Glück und ihre Individualität in den Vordergrund stellt. Für die Leserschaft des
ausgehenden 19. Jahrhunderts war der Inhalt ein Skandal. Das Buch wurde von Kritikern
zerrissen und von der breiten Öffentlichkeit geschmäht. Die Protagonistin, offenkundig mehr
vom Leben erwartend, als die ihr zugedachte Rolle es erlaubte, wurde als dumm und einfältig
hingestellt, und Kate Chopin als ihre Schöpferin nicht minder Zielscheibe der Kritik. Mit der
Tollkühnheit ihrer Protagonistin hatte Kate Chopin eine Grenze überschritten, die viele ihrer
Zeitgenossen noch nicht zu überqueren bereit waren.
Die Brisanz des Werkes liegt meiner Meinung nach in der Tatsache, dass Kate Chopin neben
der offensichtlich damals gesellschaftlich nicht vereinbaren Handlung der Protagonistin des
Romans eine weitere, subtilere Kritik am bestehenden System übte, die nur bei genauerer
Betrachtung einzelner Aspekte zu Tage tritt: Sie verwendete sowohl Bilder aus Grimms
Märchen als auch aus der griechischen Mythologie, um die Aussage ihres Buches zu stützen.
Diese Aussage gilt es zu definieren. Von der damaligen Leserschaft konnte Chopin sicher
erwarten, dass sie die Anspielungen auf sowohl Märchen als auch Mythen verstehen würde,
denn eine klassische Ausbildung war in bürgerlichen Kreisen üblich. Die vorliegende Arbeit
stellt eine Untersuchung des Romans The Awakening auf mögliche Bezüge zu Grimms
Märchen und griechischer Mythologie dar.
Im Vorhinein wäre zu bemerken, dass die Überschrift „Mythologische Bezüge“ für diese
Arbeit als Sammelbegriff für sowohl Grimms Märchen als auch die griechische Mythologie
zu verstehen ist. Auf eine Genre-Zuordnung und die Besonderheiten der beiden Richtungen
Märchen und Mythen soll hier nicht weiter eingegangen werden. Auch kann diese Arbeit sich
nur einem Teilaspekt des Themas Märchen und Mythen widmen, da bei der Auswahl der
Quellen eine Fülle von Märchen und Mythen auftrat, die sämtlich einzubeziehen den Rahmen
der Arbeit sprengen würde.
1
Ersterscheinung: Kate Chopin: The Awakening. Chicago and New York: Herbert S. Stone & Co., 1899.
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf folgende Neuauflage des Romans: Kate Chopin: The Awakening. New
York: Avon Books, 1972. Beschriebene und zitierte Passagen aus The Awakening sind der Ausgabe von 1972
entnommen und werden mit der entsprechenden in Klammern gesetzten Seitenzahl gekennzeichnet.
Einleitung
5
Sicherlich sind Märchen nicht gleichzusetzen mit der griechischen Mythologie, weder in der
Entstehungsgeschichte noch in ihrer Bedeutung. Der Grund, warum die folgenden Kapitel
sowohl das eine als auch das andere zu Rate ziehen und den Roman auf seinen Märchen- bzw.
Mythengehalt überprüfen sollen, ist folgender: Erstens klingen sowohl Bezüge zu Märchen
als auch zur griechischen Mythologie im Roman an, so dass es sich anbietet eben diese beiden
Stränge zu verfolgen und auf ähnlichen Gehalt für Chopins Gesellschaftskritik zu
überprüfen 2 . Des Weiteren sind beides fiktive Welten, die menschliche Handlungen
widerspiegeln. So haben die griechischen Götter etwa menschliche Charakterzüge wie
Eifersucht, Liebe oder Rachsucht. Gleichzeitig weisen beide Welten eine patriarchalische
Struktur auf, auf die sich ihre Moral gründet. Damit lassen sie sich mit dem viktorianischen
Gesellschaftsbild in The Awakening vergleichen.
Hinweise auf die Verwendung mythologischer Bilder finden sich an vielerlei Stellen,
namentlich erwähnt werden allerdings nur Philomel (187) und Aphrodite ((186), hier mit
ihrem römischen Namen „Venus“). Also liegt es nahe, sich auf die Suche nach weiteren
Figuren aus der griechischen Sagenwelt zu machen. Von Kate Chopins Kindheitsfreundin
Kitty Garesché weiß man um die Affinität Chopins zu Grimms Märchen, sie nennt sie an
erster Stelle der Liste ihrer beider Lieblingsbücher.3 Auch die Einflechtung von
Märchenbildern in The Awakening ist daher plausibel.
Beim Herangehen an diese Arbeit habe ich überlegt, ob ich im Aufbau der Arbeit die zu
untersuchenden Romanfiguren in den Vordergrund stellen soll, oder ob es für die Erarbeitung
des Themas besser ist, die mythologischen Figuren voranzustellen, und anhand ihrer
Eigenschaften und Charaktere Rückschlüsse auf die Romanfiguren zu ziehen. Ich habe mich
für Letzteres entschieden, da ich meine, dass dies der Darstellung der Bezüge zwischen dem
Roman und der Mythologie zuträglicher ist und der Vermischung der Bezüge der einzelnen
Figuren eher gerecht wird. Meine Herangehensweise an das Thema mag daher etwas
2
Es liegt nahe, auch nach Bezügen zu irischer Mythologie zu suchen, da Kate Chopin einen irischen Vater hatte,
der sie dahin gehend unterrichtet haben könnte. Dies erschien aber nach einiger Recherche als zu weit hergeholt,
besonders da der Text selbst keinen Hinweis darauf gibt. Vergleichbar etwa mit Athene wäre die keltische Göttin
Rhiannon, die David Leeming und Jake Page in ihrem Buch beschreiben. Sie weist aber keine Attribute auf, die
sich nicht auch in der griechischen Mythologie finden ließen und fand daher keinen Eingang in diese Arbeit.
Vgl. Leeming, David and Jake Page: Goddess. Myths of the Female Divine. New York and Oxford: Oxford
University Press, 1994, S. 142.
3
Das jedenfalls erzählte sie Daniel Rankin, der sich in den 1930er Jahren auf die Suche nach Spuren Kate
Chopins begab. Vgl. Emily Toth: Kate Chopin. London, Sydney, Auckland, Johannesburg: Century, 1991, S. 51.

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