Landkreis Leer - Eingliederungsbericht (2014)
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Landkreis Leer - Eingliederungsbericht (2014)
Eingliederungsbericht 2014 Gliederung Seite 1. Portrait des zugelassenen kommunalen Trägers Landkreis Leer 2 2. Organisationsstruktur des Zentrums für Arbeit des Landkreises Leer 4 3. Kernaussagen zur Eingliederungsstrategie 5 4. Eingliederungsbudget und Maßnahmen 5 5. Kommunale Leistungen 7 6. Ergebnisse / Wirkungen 7 7. Erfolgreiche Netzwerkarbeit / Projekte und Integrationsangebote 10 8. Impressum 20 Stand: 29.05.2015 Seite 1 von 20 1. Portrait des zugelassenen kommunalen Trägers Landkreis Leer Geographische Lage: Der Landkreis Leer liegt im Nordwesten Deutschlands, im Bundesland Niedersachsen, in der Region Ostfriesland. Rund 165.000 Menschen leben auf einer Fläche von ca. 1.086 Quadratkilometern. Das entspricht einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von 152 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Kreisgebiet gehören zwei Inseln, die unbewohnte Insel Lütje Hörn und die Hochseeinsel Borkum. Insgesamt gliedert sich der Landkreis Leer in zwölf Kommunen, davon drei Städte, sieben Gemeinden und zwei Samtgemeinden. Bevölkerungsstruktur im Landkreis Leer einschließlich Prognose (Quelle: http://www.nls.niedersachsen.de/Applet/Prognose/start.htm) Seite 2 von 20 Arbeitsmarkt: Der Arbeitsmarkt entwickelte sich 2014 weiterhin positiv. Im Landkreis Leer gab es im Juni 2014 43.488 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und damit 1732 oder 4,1 % mehr Beschäftigte als im Vorjahr. Der Frauenanteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg überproportional um 954 oder 5,1 %, wenngleich die Beschäftigungsquote der Frauen immer noch als niedrig zu bezeichnen ist. Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung 45.000 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 - 2008 2009 2010 2011 2012 Besch. 38.362 38.813 39.964 40.971 (Quelle:sv Bundesagentur für 37.308 Arbeit, Beschäftigung am Arbeitsort - Stände Juni) sv Besch. Frauen 16.076 16.817 16.954 17.583 18.183 2013 41.756 18.848 2014 43.488 19.802 Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes ist auch an der deutlichen Verringerung der Arbeitslosenquote seit 2005 ersichtlich: (Quelle: Arbeitsmarktreport für Kreise und kreisfreie Städte der Bundesagentur für Arbeit Stände Dezember) Seite 3 von 20 2. Organisationsstruktur des Zentrums für Arbeit (ZfA) des Landkreises Leer Der Landkreis Leer ist seit 2005 für die Beratung, Betreuung und Vermittlung in Arbeit von leistungsberechtigten Menschen im Rahmen des SGB II zuständig. Das ZfA als Teil der Gesamtorganisation des Landkreises Leer ist wie folgt organisiert: Das ZfA des Landkreises Leer ist eine der wenigen Optionskommunen, die den aktiven Leistungsbereich (Geschäftsbereich Arbeit) nach Qualitätsmanagementkriterien prozessorientiert entsprechend DIN-EN-ISO 9001:2010 strukturiert hat. Kernprozesse im Rahmen des Qualitätsmanagement sind • die Stellenakquise, • die Integration in Arbeit (Arbeitsvermittlung) und • das Fallmanagement. Seite 4 von 20 Diese Kernprozesse sind Grundlage für die Planung der Aufbau- und Ablauforganisation. In der direkten Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Teams im ZfA, den Sozialämtern in den Gemeinden (dort wird das Arbeitslosengeld II beantragt, bearbeitet und ausgezahlt) und den ergänzenden Dienstleistern, wird die Gesamtausrichtung des ZfA nach den gesetzlichen Erfordernissen des SGB II deutlich. 3. Kernaussagen zur Eingliederungsstrategie Das ZfA versteht sich als Dienstleister für Arbeitsvermittlung, Arbeitsförderung und Leistungsgewährung. Der Mensch steht im Mittelpunkt der gesamten Arbeit. Die grundlegenden Aussagen des SGB II, die sich in den Begriffen Fördern und Fordern wiederfinden, werden zielgerichtet umgesetzt. Je nach Kundendifferenzierung und den vermittlungsrelevanten Kompetenzen und Ressourcen der Kunden werden die passenden Vermittlungs- und Qualifizierungsstrategien erarbeitet und umgesetzt. Die Zielgruppenarbeit im ZfA wurde und wird durch die aktive Beteiligung an den Bundesprojekten 50plus, Gute Arbeit für Alleinerziehende und Bürgerarbeit sowie durch das vom Land Niedersachsen mit geförderte „Leeraner Gesundheitsförderungsprogamm“ verstärkt. Darüber hinaus wurden zur Integration von schwerbehinderten Menschen wie in den Vorjahren Finanzmittel aus dem 11. Sonderprogramm zum Abbau der Arbeitslosigkeit schwerbehinderte Menschen – 11. Sopro-SB genutzt. 4. Eingliederungsbudget und Maßnahmen 2014 stand dem ZfA ein Gesamtbudget in Höhe von 11.820.276,32 € zur Verfügung. Für das Eingliederungsbudget wurden insgesamt 2.543.852,32 € eingesetzt, die Auszahlungsquote lag bei 100 Prozent. Seite 5 von 20 Maßnahmeteilnahmen in 2014 (einschl. in dem Jahr laufende Maßnahmen aus Vorjahren) • Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung: 2.093 nach § 45 SGB III (einschließlich Vermittlungsgutscheine) • Berufliche Weiterbildung nach §§ 81 ff SGB III: • Ausbildungsbegleitende Hilfen: • Arbeitsgelegenheiten nach § 16d SGB II: 587 • Einstiegsgeld: 239 • Arbeitgeberleistungen: 130 • Förderungen über das 11. Sonderprogramm SB • Freie Förderung nach § 16f SGB II: 218 19 66 321 Verteilung Eingliederungsbudget 2014 Seite 6 von 20 5. Kommunale Leistungen Der Landkreis Leer hat insgesamt 286.850 € an kommunalen Leistungen im Sinne des § 16a SGB II für Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher nach dem SGB II und für Personen aus anderen Rechtskreisen zur Verfügung gestellt. 2014 wurden folgende Mittel * für kommunale Dienstleistungen wurden erbracht: • Kinderbetreuungsangebote: • Schuldnerberatung: • Suchtberatung: • Psychosoziale Beratung: • Leeraner Gesundheitsförderungsprogramm: 42.600 € 106.000 € 75.000 € 7.550 € 55.700 € * Der freie Zugang zu diesen Leistungen lässt keine genaue Abgrenzung nach Rechtskreisen zu. 6. Ergebnisse und Wirkungen Die folgenden Grafiken stellen die Ergebnisse und Wirkungen der Integrationsarbeit des ZfA dar: Arbeitslose Seite 7 von 20 (Quelle: Arbeitsmarktreport für Kreise und kreisfreie Städte der Bundesagentur für Arbeit) Bedarfsgemeinschaften (Quelle: Arbeitsmarktreport für Kreise und kreisfreie Städte der Bundesagentur für Arbeit) Integrationen 2014 (Quelle: eigene Auswertung aus comp.ASS) Seite 8 von 20 Nachhaltige Integrationen (nach einem Jahr) 2013 (Quelle: eigene Auswertung aus comp.ASS) Entwicklung des ALG II in 2014 (Quelle: Eigene Auswertung aus mps) Seite 9 von 20 Entwicklung der Ausgaben für KdU in 2014 (Quelle: Eigene Auswertung aus mps) 7. Erfolgreiche Netzwerkarbeit/Projekte und Integrationsangebote 7.1 Aktiv-Zentrum des Zentrums für Arbeit Das ZfA konnte seit 2005 die Langzeitarbeitslosigkeit kontinuierlich abbauen und um rund 50% reduzieren. Gleichzeitig wurden die Transferzahlungen (Arbeitslosengeld II und Kosten der Unterkunft) aufgrund des ebenfalls kontinuierlichen Abbaus von Bedarfsgemeinschaften erheblich reduziert. Nachdenklich stimmt dagegen die gleichbleibend hohe Zahl an Menschen, die dauerhaft Transferleistungen beziehen. Um diese Menschen trotz der sinkenden Eingliederungsmittel nachhaltig zu aktivieren und neue Lösungen für eine Arbeitsaufnahme zu finden, wurde neben den Prozessen der Akquise, der Arbeitsvermittlung und des Fallmanage- ments die erfolgreiche Implementierung des Aktiv-Zentrums zur Betreuung und Begleitung der Kunden fortgeführt. Dieses Aktiv-Zentrum wurde hierzu weiterentwickelt bzw. modifiziert und bietet derzeit folgende Angebote/Dienstleistungen: Kinderbetreuung Seite 10 von 20 Ärztliche Beratung Gesundheitskurse Übungen zu Vorstellungsgesprächen, Stylingtipps und Erstellen von Bewerbungsfotos und –unterlagen Vorstellungstermine bei Arbeitgebern im eigenen Haus Stellen- und Jobbörsen sowie Stellenaushänge Ausbildungsbörse Informationsräume zu individuellen Fragen Gruppenveranstaltungen für Neukunden Gruppenveranstaltungen für Bestandskunden Gruppenveranstaltungen für junge Menschen ABC-Analysen Seite 11 von 20 Ergebnisse des Aktivzentrums (Herbst 2011 bis Dezember 2014): (Quelle: eigene Auswertung aus comp.ASS) Seite 12 von 20 7.2 Leeraner Gesundheitsförderungsprogramm Im Rahmen dieses vom Land Niedersachsen und dem Landkreis Leer zu gleichen Teilen geförderten Projektes haben Arbeit suchende Menschen aus dem Rechtskreis des SGB II die Möglichkeit, freiwillig ein umfassendes ärztliches, psychotherapeutisches und gesundheitsförderndes Angebot wahrzunehmen. Die gesundheitsfördernden Angebote und das Coaching können auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ZfA genutzt werden. Ausgangspunkt für dieses Projekt war die Feststellung, dass rund 2.000 eLb und damit mehr als ein Drittel der Kunden des Jobcenters gesundheitliche Einschränkungen aufweisen. Monatlich werden ca. 1.000 Krankmeldungen vorgelegt und 50 ärztliche Gutachten in Auftrag gegeben. Das Thema Krankheit bzw. das Gefühl, nicht gesund zu sein, beeinträchtigen langzeitarbeitslose Menschen erheblich. Die Dauer der Arbeitslosigkeit und die Zunahme der Erkrankungshäufigkeit hängen dabei eng zusammen. Krankheiten führen letztendlich dazu, dass eine Rückkehr in das Berufsleben erschwert oder unmöglich wird. Damit verbunden ist ein Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, eine zunehmende Isolation und als Spätfolge die Altersarmut. Das Projekt startete im August 2013 und besteht aus 6 Bausteinen: 1. Gesundheitsschulung für Beschäftigte u. a. mit Supervision, Bewegungsangebote, Schulungen und Vorträge z. B. zu gesundheitlichen Themen oder speziellen Erkrankungen insbesondere psychischer Art. 2. Gesundheitsberatung für erwerbsfähige Leistungsbezieher in Form von ärztlichen Einzelberatungen, psychotherapeutischen Beratungsangeboten in Einzel- und Gruppengesprächen sowie Trauma Beratungen. 3. Angebote nach § 20 SGB V für erwerbsfähige Leistungsbezieher in Zusammenarbeit mit der AOK Leer, z. B. durch Bewegungsangebote, Ernährungskurse, Entspannungskurse. 4. Bochumer Gesundheitstraining für Beschäftigte und erwerbsfähige Leistungsberechtigte. 5. Steuerungsgruppe zum LGFP bestehend aus Führungskräften des ZfA, ärztliches und psychologisches Fachpersonal, Gesundheitsamt und betriebliches Gesundheitsmanagement des Landkreises Leer, Präventionsfachkraft der Seite 13 von 20 AOK Niedersachsen sowie die Hochschule Emden/Leer als wissenschaftliche Begleitung des Projekts. 6. Wissenschaftliche Begleitung durch die Hochschule Emden/Leer, Institut für Sozial- und Gesundheitswissenschaft, die u. a. die Vorbereitung der einzelnen Bausteine des LGFP, die Begleitung der hausinternen Kommunikation sowie die Erstellung der Auswertungsbögen, Befragungen und Interviews der Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfasst. Nach Beendigung des Projektes im August 2015 wird durch die Hochschule Emden/Leer ein umfassender Bericht erstellt, der durch den Landkreis Leer in Buchform veröffentlicht wird. Diese Ergebnisse sollen anderen Jobcentern helfen, die sehr positiven Erfahrungen des Projektes im Rahmen der Leistungsgrundsätze des SGB II zum Thema Gesundheit dauerhaft in die eigene Arbeit zu implementieren. Bei Erstellung dieses Berichtsbeitrages im April 2015 kann bereits festgestellt werden, dass insbesondere das ärztliche, psychotherapeutische und Trauma beratende Angebot von den erwerbsfähigen Leistungsbeziehern stark frequentiert wird und ihnen Hilfestellungen gibt, ihre gesundheitlichen Probleme zu erkennen, darüber zu sprechen und damit den Weg zu einer Gesundung anzutreten. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Coaching als gute Möglichkeit erkannt worden, mit ihren Erlebnissen aus der täglichen Arbeit mit den Leistungsbeziehern besser umzugehen. Die gesundheitsfördernden Angebote u. a. der AOK Leer werden insbesondere durch die Leistungsbezieher frequentiert und bieten ihnen die Möglichkeit, sportliche und ernährungsspezifische Themen kennen zu lernen. In Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund Leer wurde eine umfangreiche Broschüre aller Sportvereine und deren Angebote erstellt, die im Jobcenter an verschiedenen Stellen zum Mitnehmen ausgelegt sind. Dadurch besteht die Möglichkeit sich zu informieren, wo die begonnene sportliche Aktivität kostengünstig fortgesetzt werden kann. Seite 14 von 20 7.3 IQ- Netzwerk (Vernetzung in der Anerkennungsberatung) Das ZfA führt seit 2012 ein Teilprojekt im Rahmen des bundesweiten Projektes „IQ Integration durch Qualifizierung“ durch. Mittelgeber sind das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit. Der Schwerpunkt des Leeraner IQ-Teilprojektes liegt im komplexen Themenbereich der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Aufgrund von aufenthaltsrechtlichen oder sprachlichen Barrieren und nicht zuletzt durch die oftmals nicht anerkannten Berufsabschlüsse ist der Einstieg von Migranten ins Erwerbsleben oft erschwert. Das ZfA führt dieses Teilprojekt mit zwei Teilzeitstellen durch. Neben der Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund vor Ort, hat das ZfA ein regionales IQ- Seite 15 von 20 Netzwerk eingerichtet. Beteiligt sind die Landkreise Leer, Wittmund, Aurich, Friesland und die Stadt Emden. 7.4 Frauen auf dem Weg in die Arbeitswelt Seit 2013 bietet der Landkreis Leer mit seinem Jobcenter Angebote an, die insbesondere die Belange von Frauen auf dem 1. Arbeitsmarkt berücksichtigen. Frauen partizipieren aus den unterschiedlichsten Gründen nicht im gleichen Umfang wie Männer am Erwerbsprozess. Der Landkreis Leer ist mit einer niedrigen Beschäftigungsquote von 39,6 % aller Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren traditionell eine Kommune, in der Frauen im Erwerbsprozess nur gering vertreten sind. Dieses gesellschaftliche Bild manifestiert sich auch bei den Frauen, die Leistungen im Rahmen des SGB II beziehen. Über das Konzept „Frauen auf dem Weg in die Arbeitswelt“ wurden die Projekte „Chancen für Frauen (CfF)“ mit dem Ziel der möglichst unmittelbaren Arbeitsmarktintegration und „Frauen coachen Frauen (FcF)“ mit dem Ziel der Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit von Frauen im ZfA installiert. Diese Angebote richten sich in unterschiedlichen Veranstaltungen an Kundinnen aus dem Arbeitsvermittlungs- und Fallmanagementprozess ohne Altersbeschränkungen. Folgende Methoden finden dabei Anwendung: - Motivationsangebote (um eigenes Einkommen aus Erwerbstätigkeit zu erwirtschaften) - Gruppenangebote (Coaching) - Einzelgespräche - Dialoge mit verantwortlichen Arbeitsvermittlern - Sport- und Ernährungsangebote - Anwendung (soweit sozialintegrativ erforderlich) einer tiergestützten Therapie zur Steigerung des Selbstwertgefühls. Über Einzel- und Gruppenaktivitäten werden u. a. Teilthemen wie: • Unterstützung bei der Arbeitsmarktrecherche • Bewerbungsberatung und Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen Seite 16 von 20 • Training von Vorstellungsgesprächen • Selbstmarketing • Gesundheitsmanagement • Umgang mit Misserfolgen • Zeit- und Selbstmanagement • Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Landkreis Leer • Bildung und Teilhabe • berufliche Orientierung und Erarbeitung beruflicher Alternativen • Sozialgesetzbuch II und Zuverdienst mit den Teilnehmerinnen bearbeitet. Das Gruppencoaching als Methode setzt dabei nicht vordergründig an bestehende Vermittlungshemmnisse an, sondern knüpft an einem Rollenverständnis von Frauen an, das in dieser ländlichen Region in der Gesellschaft anerkannt ist. Deshalb sind es nicht vordergründig betrachtet Vermittlungshemmnisse, die den durch dieses Angebot anzusprechende Frauen verwehren Arbeit aufzunehmen, sondern eher der gesellschaftliche Blickwinkel dieser Region. In 2014 nahmen insgesamt 506 Kundinnen an dem Projekt „Frau auf dem Weg in die Arbeitswelt“ teil. Davon mündeten 301 Kundinnen in das arbeitsintegrative Teilprojekt „Chancen für Frauen“. Die Ergebnisse sind herausragend, denn 185 Kundinnen (62%), haben eine Beschäftigung aufgenommen; der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen beträgt 44%. An dem sozialintegrativen Teilprojekt „Frauen coachen Frauen“ nahmen 205 Kundinnen teil. Bei 71 oder 35% aus dem Fallmanagementprozess stammende Kundinnen ist es gelungen, diese bei einer Beschäftigungsaufnahme zu unterstützen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beträgt hierbei 23%. Seite 17 von 20 7.5 Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte in den Regionen Seit 2009 beteiligt sich der Landkreis Leer mit seinem Jobcenter an dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) initiierten und geförderten Projekt „Perspektive 50plus“. Im Rahmen des kreisübergreifenden, regionalen Paktes „Zukunft braucht Erfahrung“ mit den Landkreisen Emsland, Osnabrück, Steinfurt, Osterholz, Heidekreis, Grafschaft Bentheim und dem Jobcenter der Stadt Osnabrück erfolgen regelmäßig Austausch und Weiterentwicklung guter Praxis und bewährter Unterstützungsmöglichkeiten. Ziel ist es, Menschen im Alter von über 50 Jahren wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, zumindest aber ihre Chancen auf Wiedereingliederung zu verbessern. Jährlich wird eine Zielvereinbarung über angestrebte Aktivierungen und Integrationen mit dem BMAS abgeschlossen um der Langzeitarbeitslosigkeit von Menschen im Alter von über 50 Jahren entgegenzuwirken. Im Jahr 2014 war das Ziel 360 Aktivierungen und 85 Integrationen. Tatsächlich erreicht wurden 387 Aktivierungen und 115 Integrationen, der Frauenanteil beträgt 42%. Für die Aktivierungs- und Integrationsbemühungen hat das BMAS dem Landkreis Leer im Jahr 2014 Finanzmittel i. H. von 405.000 Euro zur Verfügung gestellt. 7.6 Grenzübergreifendes Projekt „Auf dem Weg von Anne Frank“ Seit 2010 arbeitet das Zentrum für Arbeit, Jobcenter des Landkreises Leer mit dem Erinnerungszentrum Kamp Westerbork in den Niederlanden grenzübergreifend zusammen. Junge langzeitarbeitslose Menschen aus dem Landkreis Leer haben im Rahmen von arbeitsmarktlichen Projekten Restaurierungsarbeiten der historischen Baracke im Erinnerungszentrum Kamp Westerbork übernommen, in der u. a. auch Anne Frank interniert war. Zusammen mit dem Bildungsträger „Arbeitskreis Schule Rhauderfehn“ wurden diese Arbeiten erfolgreich durchgeführt. Das Projekt „Auf dem Weg von Anne Frank“ ist die Seite 18 von 20 konsequente Weiterführung dieser Zusammenarbeit des Landkreises Leer mit dem „Arbeitskreis Schule Rhauderfehn“ sowie der niederländischen Gemeinde Oldambt und dem Erinnerungszentrum Kamp Westerbork. Gemeinsam haben sich die niederländischen und deutschen Projektpartner das Ziel gesetzt, die Geschichte um die Deportation der Juden während des Zweiten Weltkrieges aktiv aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit nachhaltig zur Verfügung zu stellen. Insgesamt besteht das Projekt aus vier Teilen, die innerhalb der fast dreijährigen Laufzeit bis zum 30.04.2015 realisiert werden: 1. Restaurierung der 102.000 Steine 2. Zeitzeugenbefragung 3. Interaktive Ausstellungen 4. Installation von Bahnmarkierungen Das Gesamtprojekt wurde finanziert mit Mitteln aus dem Programm INTERREG IV a und aus Zuschüssen der Provinz Drenthe, des Landes Niedersachsens und der Gemeinde Oldambt sowie des Landkreises Leer. Von deutscher Seite aus wurden die im Projekt über den „Arbeitskreis Schule Rhauderfehn“ eingesetzten ehemals langzeitarbeitslosen Menschen zusätzlich über das Projekt Bürgerarbeit unterstützt und erhielten somit für die Dauer ihrer Tätigkeit im Rahmen des Projektes „Auf dem Weg von Anne Frank“ ein sozialversicherungspflichtiges Entgelt. Insofern stellt besonders dieser Teil des Gesamtprojektes „Auf dem Weg von Anne Frank“ eine besondere Verbindung zwischen arbeitsmarktlichen Integrationsprozessen, der Aufarbeitung der Geschichte um die Deportation von Juden während des Zweiten Weltkrieges und die Verknüpfung von einer intensiven internationalen Zusammenarbeit dar und verdient besondere Beachtung. 7.7 Integration schwerbehinderter Menschen über das 11. Sopro-SB Seit Einführung des Förderprogramms im Jahr 2011 beteiligt sich das Zentrum für Arbeit an der Vermittlung befristeter Beschäftigungsverhältnisse für schwerbehinderte Seite 19 von 20 Menschen über das Förderprogramm. Im Zuge dessen wurden für das Jahr 2014 490.000 € aus den bereit gestellten Mitteln für 66 Integrationen eingesetzt. Die nach dem Förderprogramm vorgeschriebenen Zeitverträge wurden in vielen Fällen nach Beendigung der Förderung in Dauerarbeitsverhältnisse umgewandelt. Ziel des Förderprogramms ist es, bestehende Vorbehalte gegen die Einstellung und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen abzubauen und diesen über die befristete Förderung hinaus eine langfristige Beschäftigungsperspektive zu eröffnen. Die Fördermittel werden vom Land Niedersachsen aus Mitteln der Ausgleichsabgabe des Integrationsamtes in Hildesheim bereitgestellt. Eine Fortführung des Förderprogramms in 2015 ist mangels verfügbarer Mitteln leider nicht mehr zu erwarten. 8. Impressum Landkreis Leer Zentrum für Arbeit-Jobcenter Bavinkstraße 23 26789 Leer Eike Albrecht – Leiter des Zentrums für Arbeit Mariechen Weber – Leiterin Geschäftsbereich Arbeit des Zentrums für Arbeit Robert Leemhuis – Leiter Geschäftsbereich Leistung des Zentrums für Arbeit Jens Schönfelder – Leiter Controlling/Finanzen/Qualitätsmanagement Telefon: 0491-9994-0 Telefax: 0491-9994-2345 E-Mail: [email protected] Homepage: www.zfa-leer.de Seite 20 von 20