Tätigkeitsbericht 2014 - Weiße Rose Stiftung eV

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Tätigkeitsbericht 2014 - Weiße Rose Stiftung eV
Tätigkeitsbericht 2014
Weiße Rose Stiftung e.V.
Inhaltsübersicht
1
Zur Einführung
5
2
Chronik und Ausstellungskalender
7
3
90. Geburtstag von Franz J. Müller
11
4
Bericht von Prof. Dr. Wolf­gang Huber,
2. Vorsitzender
12
5
Joachim Baez zu den
Gedenkveranstaltungen für Willi Graf
14
6
Einzelausstellung zu Hans Leipelt
15
7Wanderausstellungen
Die Weiße Rose in Deutschland
Die Weiße Rose in Frankreich
Die Weiße Rose in Italien
Die Weiße Rose in Ost- und Mitteleuropa
Die Weiße Rose in den USA
Die Weiße Rose in Brasilien
19
19
21
22
23
28
34
8
DenkStätte Weiße Rose München
36
9
DenkStätte Weiße Rose Ulm
39
10 Historisch-pädagogische Projekte
42
Vergessener Widerstand 42
Kooperation mit dem Theater Eukitea
45
Lehrerfortbildungstag47
11Veranstaltungen
50
Der Blinde Fleck – ein Film von Daniel
Harrich und Ulrich Chaussy
50
Weiße Rose Orgelkonzert zum
18. Februar 1943
51
Josef Gieles.
Studentenbriefe 1939-1942
52
Zeugnis eines Überlebenden von Oradour –
Robert Hébras
53
Die Weiße Rose – Defizite einer
Erinnerungskultur54
Hans Scholl: Sehnsucht nach dem Lichte 55
12Internetpräsenz
56
13 Kurznachrichten um die Weiße Rose
57
14Personalia
62
15Neuerscheinungen
64
16 Die Weiße Rose Stiftung e.V.,
ihre Organe und MitarbeiterInnen
65
Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt
herzlich allen öffentlichen und
privaten Förderern sowie allen
Spendern für ihre Zuwendungen.
Impressum
Weiße Rose Stiftung e.V.
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
Tel. 089 / 2180-5678 / -5359
Fax 089 / 2180-5346
E-Mail: [email protected]
Facebook: www.facebook.com/WeisseRoseStiftung
Redaktion:
Ursula Kaufmann M.A., Dr. Hildegard Kronawitter
V.i.S.d.P.: Dr. Hildegard Kronawitter
Bildnachweis: Joachim Baez, Denkstättenkurato­
rium NS-Dokumentation Oberschwaben, Deutsches
Generalkonsulat Bordeaux, Mathias Durchfeld,
­EUKITEA, Google Doodle Archiv, Hans-Leipelt-Schule
Donauwörth, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Landeshauptstadt München, Ludwig-Maximilians-Universität,
Heinrich Mayer, Staatsbibliothek Berlin, Südwest
Presse, Weiße Rose Stiftung e.V.
USA: Auskunft Angie Kretschmann,
Osteuropa: Auskunft Winfrid Vogel,
Brasilien: Auskunft Anna Schäfer, Yasmin Utida
Layout und Satz: AS-Texte, München
Druck und Herstellung:
OrtmannTe@m GmbH, Ainring
© 2015 Weiße Rose Stiftung e.V.
1 Zur Einführung
Mit DenkStätte und Verwaltungsbüro ist die Weiße
Rose Stiftung e. V. in München ansässig, doch ihre
Arbeit wurde überregional und über Landesgrenzen
hinweg ausgerichtet. Sie soll – so der Gründungsauftrag – den Widerstand der Weißen Rose im In- und
Ausland bekannt machen und dem Vermächtnis der
studentischen Widerstandsgruppe in der Gegenwart
Aufmerksamkeit verschaffen.
Diesem Auftrag sind wir im Berichtsjahr 2014 erneut
mit Wanderausstellungen, DenkStätte, historisch-pädagogischen Projekten und Veranstaltungen gerecht
geworden. Insbesondere unsere landessprachlichen
Versionen der Ausstellung „Die Weiße Rose. Der
Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“
vermittelten im Ausland die historischen Fakten
zur Weißen Rose und die mit diesem Widerstand
verknüpfte Botschaft von Freiheit, Zivilcourage und
persönlicher Verantwortung. So ist in den USA eine
Präsentationsserie mit 18 einzelnen Ausstellungsterminen in Universitätsbibliotheken, Colleges und
anderen publikumsträchtigen Institutionen gelungen.
Jede einzelne dieser Ausstellungen war mit einem
umfangreichen und interpretierenden Rahmenprogramm verbunden. Auch andernorts wie in Polen
oder Russland sind die Präsentationen durchgängig
ergänzt mit Vorträgen, Filmvorführungen, Diskussionen oder Schüler-Workshops. Dies setzt eine
besondere Affinität zur Widerstandsgruppe sowie
beträchtlichen organisatorischen und inhaltlichen
Einsatz der jeweiligen Ausstellungspartner voraus –
gleich ob in USA, Russland, Kasachstan, Frankreich,
Brasilien oder Italien. Für all diese Präsentationen
und für das damit verbundene große Engagement
dankt die Weiße Rose Stiftung e.V. herzlich. Es ist im
besten Sinne nach dem Diktum von Willi Graf „ein
Weitertragen“.
Nach den vielen Veranstaltungen im 70. Weiße-RoseGedenkjahr 2013 gelangen auch im Berichtsjahr
wichtige Ausstellungsstationen in Deutschland. Stellvertretend spreche ich jene in der Berliner Staatsbibliothek mit dem anspruchsvollen Symposion zum
Widerstand an sowie die Ausstellungsfolge an bayerischen Schulen, die über die Kooperation mit dem
freien Theater Eukitea möglich geworden ist.
Die Münchner DenkStätte Weiße Rose in der
Ludwig-Maximilians-Universität erfährt wachsendes
Interesse im In- und Ausland. Erstmals wies unsere
Statistik über 30.000 Besucher auf und damit 20 Prozent mehr als vor fünf Jahren. 560 Besuchergruppen,
davon nahezu zwei Drittel Schulklassen, informierten
sich über die Widerstandsgruppe. Bemerkenswerterweise kamen 130 Schulklassen aus dem Ausland
und ein Drittel aus den unterschiedlichsten Teilen
Deutschlands. Nicht zuletzt suchen ausländische
Einzelbesucher oder Gruppen den Erinnerungsort auf
Empfehlung internationaler Reiseführer auf. Englischsprachige Erläuterungen sind daher ein Muss bei der
vorgesehenen Erneuerung der Dauerausstellung in
der DenkStätte.
Die wöchentlichen Facebook-Nachrichten rund um
die Weiße Rose – gelegentlich in Englisch – informieren ebenfalls grenz- und generationenüberschreitend. Von den über 2000 „Freunden“ lebt ein Drittel
im Ausland (überwiegend in USA); in der Altersverteilung dominieren die Jahrgänge unter 45.
5
Unsere Erinnerungsarbeit bestätigt die „Städtegemeinschaft Weiße Rose“, also München, Hamburg,
Saarbrücken, Ulm, Freiburg, Berlin und Gräfelfing,
finanzielle Mittel dafür bereitzustellen. Wir danken
herzlich für die Unterstützung der Städtegemeinschaft. Die Mittel – in Höhe einer Vollzeitstelle – disponieren wir weitgehend für unsere deutschlandweite und internationale Arbeit. Freilich wäre die
Bandbreite unseres Wirkens ohne freigiebige Spender und den großen Kreis der Freunde und Förderer
ebenso wenig möglich wie ohne das bewundernswerte bürgerschaftliche Engagement vor Ort.
Unsere schulpädagogische Arbeit ist hingegen auf
Bayern ausgerichtet und wird inhaltlich und auch
finanziell maßgeblich von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ermöglicht. Die
Weiße Rose Stiftung e. V. kooperiert mit Schulen und
will Unterstützung für deren historisch-pädagogische
Arbeit geben. Beispielhaft nenne ich die diesjährige
Lehrerfortbildung. Zusammen mit der Landeszentrale stellten wir in Vorträgen und Diskussionen das
Leitthema „Sind wir, wie wir heißen – Schulnamen
und ihre Bedeutung für Schulprofil und Schulalltag“.
Die Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth zeigte auf
eindrucksvolle Weise – u. a. auch mit unserer neuen
Hans-Leipelt-Ausstellung – am 70. Jahrestag seiner
Verurteilung und der von Marie-Luise Jahn, wie der
Schulname zum pädagogischen Programm wird.
Wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Landeszentrale herzlich für fachlichen Rat, organisatorische Hilfestellung und finanzielle Unterstützung.
Erneut erfuhren wir von den Mitarbeitern der Ludwig-Maximilians-Universität vielfache Unterstützung.
Dafür und für die Überlassung der Büroräume danke
ich vielmals und stellvertretend Herrn Präsidenten
Prof. Dr. Bernd Huber.
Unsere vielfältige Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit wird von vielen Menschen mitgetragen – sei
es über den Kreis der Freunde und Förderer, sei es
in einer ehrenamtlichen Mitarbeit in der DenkStätte
oder im Ausstellungsverleih, sei es im Mitarbeiter­
Innen-Team als Angestellte oder über einen Werk­
auftrag. Sie alle leitet eine tiefe Empathie für die
jungen Widerständler und ihren Professor sowie die
Einsicht, dass historisches Wissen auch die Gegenwart menschlicher und ziviler zu machen vermag. Für
all dieses Mittun, Unterstützen und „Weitertragen“
sage ich zusammen mit meinen Vorstandskollegen
großen Dank.
Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende
6
2 Chronik und
Ausstellungskalender
Chronik der Veranstaltungen 2014
Überblick über die Wanderausstellungen im In- und Ausland
→ ab S. 9
16.1.2014
Filmvorführung „Der Blinde Fleck“ im
Kino Münchner Freiheit mit anschließender Diskussion mit Ulrich C
­ haussy,
dem Regisseur Daniel Harrich und
Anna Bräsel von der regionalen Bera­
tungsstelle des Bayerischen Jugendrings gegen Rechtsextremismus für
Oberbayern und Schwaben. Eine
Kooperation mit dem Bayerischen
Jugendring / Rechtsberatungsstelle,
dem KulturForum der SPD München
und der Weiße Rose Stiftung e.V.,
→ mehr S. 50
24.1.2014
Eröffnung des sechsten und letzten
Teils der Ausstellung „Vergessener
Widerstand“ in der großen Aula
des Franz-Marc-Gymnasiums Markt
Schwaben mit abschließender
­Gesamtschau der Ausstellungsserie,
die mit Unterstützung der Bayerischen
Landeszentrale für politische Bildungs­
arbeit und in Zusammenarbeit mit der
Weiße Rose Stiftung e.V. realisiert
wurde,
→ mehr S. 42
27.1.2014
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Im Sophiensaal sprach
Albert Knoll über die Geschichte der
Homosexuellen in München in der
NS-Zeit „Der Rose Winkel“.
29.1.2014
„Dem Rad in die Speichen fallen“ –
Widerstand gestern und heute – Oberkirchenrätin Susanne Breit-Keßler,
Regionalbischöfin für München und
Oberbayern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hält die Weiße
Rose Gedächtnisvorlesung im Audimax der LMU.
18.2.2014
Weiße-Rose-Gedenkkonzert im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität: Der Münchner Domorganist Hans
Leitner spielt an der Weiße Rose Or-
gel, Michael Stacheder vom Jungen
Schauspiel Ensemble München liest
aus Verhörprotokollen der Widerstandsgruppe. Eine Veranstaltung
mit Unterstützung der Weiße Rose
­Stiftung e.V.,
→ mehr S. 51
21.2.2014
Buchvorstellung in der DenkStätte
Weiße Rose von „Josef Gieles.
­Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der
­Weißen Rose“ durch den Herausgeber Prof. Dr. Heinrich Kanz mit
anschließender Lesung aus den Briefen durch Gerwita Hees, Ensemble­
mitglied des Münchner Gärtnerplatz­
theaters,
→ mehr S. 52
22.2.2014
Protestveranstaltung gegen die Todes­
strafe von Amnesty München am
71. Hinrichtungstag der Geschwister
Scholl und Christoph Probst
18.3.2014
„Zeugnis eines Überlebenden –
Robert Hébras“ von Michaël Fauge­
roux, 2011: Dokumentarfilm mit deutschen Untertiteln mit anschließendem
Zeitzeugengespräch mit Robert Hébras
in der LMU. Eine Veranstaltung der
Weiße Rose Stiftung e.V. in Kooperation mit dem Förderverein NS-Dokumentationszentrum München,
→ mehr S. 53
20.3.2014
Lesung des Jungen Schauspiel
Ensemble „Weiße Rose und Widerstand“ im Rahmen der zweitägigen
Non-Violent-Resistance Conferenz in
der Ludwig-Maximilians-Universität.
Dr. Hildegard Kronawitter schickt ein
Grußwort, das auf der Homepage der
Veranstalter zu lesen ist.
6.5.2014
Buchvorstellung „Die Weiße Rose
– Defizite einer Erinnerungskultur“
mit der Autorin Kristina Kargl in der
DenkStätte Weiße Rose,
→ mehr S. 54
9.5.2014
Google Doodle auf der Startseite von
Google Deutschland zu Ehren von
­Sophie Scholl
7
19.5.2014
„Sophie Scholl – eine Ikone des
Wider­stands“, Vortrag von Dr. Hildegard ­Kronawitter auf dem Kolloquium
„Widerstand im Dritten Reich“ in der
Staatsbibliothek Berlin. Eine Kooperation der Freunde der Staatsbibliothek
zu Berlin e.V. mit der Staatsbibliothek zu Berlin und der Weiße Rose
­Stiftung e.V.,
→ mehr S. 19
3.6.2014
„Ordre national du Mérite“ für Hildegard Kronawitter. Der Französische
Staat, vertreten durch Botschafter
Maurice Gourdault-Montagne, würdigte mit der Auszeichnung für die
Vorsitzende Dr. Hildegard Kronawitter
die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V.
in Frankreich,
→ mehr S. 57
13.7.2014
71. Todestag von Alexander Schmorell
und Prof. Kurt Huber. Erinnern und
das Vermächtnis schützen. Die Weiße
Rose Stiftung e. V. unterstützt die Gegendemonstration zur so genannten
„Mahnwache“ am Karlsplatz-Stachus
in München.
14.7.2014
„Wie wir werden, was wir sind“ –
Stadtgeschichtliches Kolloquium für
Angelika Baumann. Dr. Hildegard
­Kronawitter nimmt am Podiumsgespräch teil.
11.10.14
Konzert „The Soul of Migration“:
Geschichte einer Heimkehr in der
Fremde in der Großen Aula, LudwigMaximilians-Universität München:
Musik und Text blechimpuls – Brass­
ensemble aus Ulm. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Weiße
Rose Stiftung e.V. im Rahmen der
13. Internationalen Bindungskonferenz
„Bindung und Migration“ in der LMU
16.9.2014
Verleihung der Alexander-SchmorellStipendien im Rahmen der russischdeutschen Kulturwoche in Orenburg,
→ mehr S. 24
8
18.10.2014
Die DenkStätte Weiße Rose öffnet
in der Langen Nacht der Münchner
Museen, Führungen und Schauspiel
des Theaters Eukitea „Sophie Scholl –
Innere Bilder“,
→ mehr S. 37 und 45
15.10.2014
Lehrerfortbildungstag in der
DenkStätte Weiße Rose unter dem
Motto „Sind wir, wie wir heißen? –
Schulnamen und ihre Bedeutung für
Schulprofil und Schulalltag“ in Zusammenarbeit mit der Bayerischen
Landeszentrale für politische Bildungs­
arbeit,
→ mehr S. 47
13.10.2014
Eröffnung der neuen Einzelausstellung „Hans Leipelt und die Weiße
Rose“ in der Aula der Hans-LeipeltBerufsoberschule Donauwörth. Zur
Eröffnung sprach Prof. Dr. Wolfgang
Huber vom Vorstand der Weiße Rose
Stiftung e.V.,
→ mehr S. 15
25.11.2014
Vorstellung der Neuerscheinung zu
Hans Scholl mit dem Titel „Sehnsucht
nach dem Lichte – Zur religiösen Entwicklung von Hans Scholl. Unveröffentlichte Gedichte, Briefe und Texte“
mit dem Hamburger Pastor und Autor
Robert M. Zoske in der DenkStätte
Weiße Rose. Einführung von
Dr. Detlef Bald, Historiker,
→ mehr S. 55
1.12.14
Der Journalist Glenn Greenwald erhält
den Geschwister-Scholl-Preis für sein
Buch „Die globale Überwachung. Der
Fall Snowden, die amerikanischen
Geheimdienste und die Folgen“ in der
Großen Aula der LMU. Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt München
und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband
Bayern.
→ mehr S. 61
Ausstellungskalender
Deutschland
20.1. – 24.1.2014
FOS Ingolstadt
27.1. – 31.1.2014
Theodor-Heuss-Gymnasium
Nördlingen
10.2. – 14.2.2014
Ringeisen Gymnasium
Ursberg
17.2. – 21.2.2014
Carl-von-Linde Gymnasium
Kempten
24.2. – 28.2.2014
Christoph Probst Realschule
Neu-Ulm
17.3. – 21.3.2014
Gymnasium bei St. Anna
Augsburg
9.3. – 6.4.2014
Liebfrauenkirche Witzenhausen
24.3. – 28.3.2014
Mittelschule Hallbergmoos
28.4. – 02.5.2014
Marianum Buxheim Gymnasium
Buxheim
12.5. – 27.5.2014
Staatsbibliothek Berlin
Einzelausstellungen
25.11.2013 – 31.1.2014
Alexander Schmorell
Bayerische Staatsbibliothek
München
10.3. – 11.4.2014
Christoph Probst
Mittelschule Murnau
1.4. – 31.5.2014
Prof. Kurt Huber
Geschwister-Scholl-Schule
Ingersheim/Crailsheim
1.9. – 30.9.2014
Willi Graf
Volksbildungswerk Klarenthal e.V.
Wiesbaden
13.10. – 31.12.2014
Hans Leipelt
Hans-Leipelt-Schule Donauwörth
Ausstellungskalender
international
Brasilien
18.2. – 15.3.2014
Universidade Federal Fluminense –
Bundesuniversität Fluminense
14.7. – 18.7.2014
Maria-Ward-Realschule
München
17.3. – 11.4.2014
Universidade Federal do
Rio de Janeiro –
Bundesuniversität Rio de Janeiro
8.9. – 15.9.2014
Hohenstaufen Gymnasium und
Gartenschau Kaiserslautern
15.5.2014
Kulturelle Veranstaltung an der
„Tenda Cultural Ortega y Gasset“
6.10. – 7.10.2014
Gymnasium Wertingen
10.10. – 28.11.2014
Bibliothek Florestan Fernandes
Universität São Paulo
13.10. – 17.10.2014
Geschwister-Scholl-Mittelschule
Aichach
Frankreich
13.10. – 14.11.2014
Hans-Leipelt-Schule
Donauwörth
27.1. – 17.2.2014
Gymnasium Pape Clément
Pessac
10.11. – 14.11.2014
Mittelschule Fischach
20.3. – 13.4.2014
Musée de la Résistance
Limoges
17.11. – 21.11.2014
Maria-Ward-Gymansium
Augsburg
2.10. – 14.10.2014
Stadt Bordeaux
17.11. – 24.11.2014
Festival international du film d’histoire
Pessac
9
Italien
17.4. – 4.5.2014
Gallerie del Progetto, Palazzo Valvason
Morpurgo
Udine
28.4. – 23.5.2014
Liceo linguistico ‚Sophie Scholl‘
Trient
12.11. – 26.11.2014
Liceo Porporato
Pinerolo
Kasachstan
ab 28.4.2014
Gemeinderaum der St. Nikolaus
Kirche
Almaty
Lettland
ab 1.10.2014
Okkupationsmuseum
Liepaja
Polen
14.3. – 31.3.2014
Kulturhaus Strzyzow
ab 13.10.2014
Dom Edyty Stein
Wroclaw
Russland
ab 16.9.2014
Dt. Russische Kulturwoche
Orenburg
Usbekistan
20.11.2014 – 7.1.2015
Gelände der Uspensky-Kathedrale
Taschkent
USA
8.1. – 26.1.2014
Marathon County Public Library
Wausau, WI
31.1. – 21.2.2014
University of Wisconsin
Eau Claire, WI
31.1. – 6.3.2014
Washington State University
Pullman, WA
27.2. – 12.3.2014
Nicolet High School
Glendale, WI
10.3. – 2.4.2014
Pacific Lutheran University
Tacoma, WA
14.3. – 30.3.2014
Kessler‘s Old World Guesthouse
Cleveland, WI
2.4. – 30.4.2014
University of South Dakota
Vermillion, SD
29.4. – 23.5.2014
University of Iowa
Iowa City, IA
8.7. – 23.8.2014
German-American Heritage Museum
of the USA
Washington, DC
28.8. – 3.10.2014
Shippensburg University
Shippensburg, PA
7.10. – 10.10.2014
Duquesne University
Pittsburgh, PA
12.10. – 17.10.2014
Rodef Shalom Congregation
Pittsburgh, PA
20.10. – 24.10.2014
Winchester Thurston School
Pittsburgh, PA
26.10. – 31.10.2014
Shady Side Academy
Pittsburgh, PA
2.11. – 14.11.2014
Wheeling Jesuit University
Wheeling, WV
16.11. – 21.11.2014
Washington Jefferson College
Washington, PA
1.12. – 5.12.2014
Old Trail School
Bath, OH
15.12.2014 – 27.3.2015
University of Oregon
Eugene, OR
10
3 90. Geburtstag von Franz J. Müller
Am 8. September 2014 feierte Franz J. Müller
seinen 90. Geburtstag. Zu diesem Anlass würdigte die Weiße Rose Stiftung e.V. seine großen
Verdienste um die Erinnerung an die Weiße Rose
und ihre Vergegenwärtigung.
Franz J. Müller gehörte als Schüler der Abiturientengruppe eines Ulmer Gymnasiums an, die das fünfte
Flugblatt der Weiße Rose von Sophie Scholl erhielt,
hinter der Orgel der Martin-Luther-Kirche in Ulm
­kuvertierte und mit der Post an Adressaten im Raum
Ulm versandte.
Im zweiten Prozess gegen die Weiße Rose vor dem
Volksgerichtshof, am 19. April 1943, erhielten Franz
J. ­Müller, Hans und Susanne Hirzel sowie Heiner
Guter unterschiedlich hohe Gefängnisstrafen. Franz
J. Müller wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und am
12. April 1945 von amerikanischen Truppen aus dem
Jugendgefängnis in Heilbronn befreit.
Franz J. Müller hat mit großem persönlichen Einsatz
dazu beigetragen, die Erinnerung an die Weiße Rose
wach zu halten. Zusammen mit Inge Aicher-Scholl,
Dr. h.c. Anneliese K
­ noop Graf, Dr. Marie-Luise
Schultze-Jahn und anderen gründete er 1987 die
Weiße Rose Stiftung e.V. Bis 2004 war er deren Vorsitzender, seither ist er Ehrenvorsitzender. Gemeinsam mit dem damaligen Rektor der Universität Prof.
Dr. Andreas Heldrich realisierte er die DenkStätte
Weiße Rose in der Ludwig-Maximilians-Universität
München, in der er unzählige Zeitzeugengespräche
mit Schülern führte.
11
4 Bericht von Prof. Dr. Wolf­gang Huber,
2. Vorsitzender
Am 12. Januar stellte Prof. Heinrich Kanz in der
DenkStätte Weiße Rose die Neuauflage seiner Ausgabe der Briefe von Josef Gieles vor: „Josef Gieles:
Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken
im Umfeld der Weißen Rose“. Ich leistete dazu einleitende Bemerkungen.
Vom 7. bis 12. April nahm ich an einem Symposium
zur Weißen Rose in Italien teil. Aus Anlass mehrerer
Buchveröffentlichungen veranstalten die Commune
di Brescia und die Cooperativa Cattolico-democratica
di Cultura in Brescia ein Symposium zu Fragen der
Weißen Rose: Ciclo di iniziative sulla Rosa Bianca
„Un spirito duro e un cuore tenero“. Am Symposium
nahmen teil: Alessandra Lombardi, Carmelo Rifici,
Marta Perrini, Lucia Mor, Lilian Groag, Carla Boroni,
Paolo Ghezzi, Rolando Anni. Die Weiße Rose Stiftung
e.V. war durch mich vertreten.
Am 7. April leitete ich an der Università Cattolica del
Sacro Cuore ein Seminar zum Thema „Die Weiße
Rose in einem totalitären Staat“. Dann sprach ich an
vier Tagen im Teatro Sociale und anderen Veranstaltungsorten zum Rahmenthema „Die Weiße Rose als
Herausforderung und Verantwortung“. Das Thema
bezog sich zum Teil auf den von Marta Perrini herausgegebenen Sammelband „Rosa Bianca – La sfida
della responsabilità“, zu dem Frau Dr. Kronawitter
ein Grußwort schrieb, „L’attività della Weiße Rose
Stiftung di Monaco“. Mein Beitrag hatte den Titel: „La
Rosa Bianca: la rivolta della coscienza cristiana contra la religione politica“. Die Vorträge waren u.a. auch
für Schüler mehrerer Gymnasien aus Brescia und
Umgebung gedacht. Wegen des großen Andrangs
mussten Rolando Anni, Marta Perrini und ich die Vorträge mehrmals halten.
Am 13. Juli, dem 71. Todestag von Alexander Schmorell und meinem Vater, fand eine Gegendemonstra­
tion zur so genannten rechtsextremen „Mahnwache“
am Münchner Karlsplatz Stachus statt. Um deutlich
zu machen, dass die fälschliche Verwendung des
­Namens „Weiße Rose“ ebenso inakzeptabel ist wie
die Instrumentalisierung des Gedenktages 13. Juli
zur Propagierung rechtsextremistischen Gedankenguts, stand ich für Fragen zur Verfügung.
Am 5. und 6. September machte eine Brescianer
Gruppe aus ca. 80 Radfahrern und Marathon-Läufern
eine Friedensfahrt von Brescia nach München. Am
5. September trafen sie in der Universität ein und
wurden von mir durch Universität und DenkStätte
Weiße Rose geführt. Am 6. September hielt ich morgens einen Vortrag über Ideen und Motive der Beteiligten an den Aktionen der Weißen Rose.
Aus Anlass des 70. Todestages von Hans Leipelt am
13. Oktober hielt ich in der Hans Leipelt Schule in
Donauwörth einen Vortrag mit dem Thema: „Hans
Leipelt und die Weiße Rose“.
Am 9. November beteiligte ich mich an der Verlesung
der Namen der durch die Pogromnacht und deren
Folgen ums Leben gekommenen Münchner Juden
am Gedenkstein der alten Synagoge.
Wolfgang Huber
12
Prof. Dr. Wolfgang Huber in Brescia
„Eine besondere Ehre wurde der
Hans-Leipelt-Schule dadurch zuteil,
dass Prof. Dr. Wolfgang Huber diese
neue Ausstellung eröffnete. Er ist
der Sohn Prof. Kurt Hubers, der der
Widerstandsgruppe Weiße Rose
angehörte und das letzte Flugblatt
„Kommilitoninnen! Kommilitonen!“
verfasst hatte. Prof. Kurt Huber (…)
wurde zusammen mit Alexander
Schmorell am 13. Juli 1943 durch
die Nationalsozialisten im Gefängnis
München-Stadelheim ermordet. In
seinem Vortrag betonte Prof. Dr. Wolfgang Huber, dass er und seine Familie
Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn bis
heute zu besonderem Dank verpflichtet sind, denn sie seien es gewesen,
die seine Familie, nach dem Tod des
Vaters mittellos geworden, finanziell
unterstützten.“
Auszug aus dem Bericht der Hans-Leipelt-Schule zur Ausstellungseröffnung
Ausstellungseröffnung in Donauwörth
13
5 Joachim Baez zu den
Gedenkveranstaltungen für Willi Graf
Joachim Baez, Neffe von Willi Graf und Mitglied
der Weiße Rose Stiftung e.V. und des Beirats,
wirkte als Vertreter der Familie Knoop-Graf an
zwei Gedenkveranstaltungen in Bonn und in
München mit, die in zeitlichem Zusammenhang
mit dem 71. Todestag von Willi Graf stattfanden.
Am 29. September wurde im Bonner Stadtteil ­Beuel
der „Willi-Graf-Ring“ mit der Enthüllung eines den
Namensgeber und seine Widerstandstätigkeit vorstellenden Straßenschildes durch den Oberbürgermeister der Stadt und den Bezirksbürgermeister
feierlich eingeweiht; hierbei konnte ich eine helfende
Hand reichen und gleichzeitig, im Hinblick auf das
Fehlen kompetenter Zeitzeugen auf die immer wichtiger werdende Arbeit beispielsweise der Weiße
Rose Stiftung e.V. hinweisen.
Willi Graf, 1940
Joachim Baez (re.) bei
der Enthüllung des
Straßenschildes
Die Namensgebung ging zurück auf einen Bürger­
antrag von Schülern und Lehrern des St. AdelheidGymnasiums Beuel aus dem Jahr 2004 – gestellt im
Anschluss an einen von der damaligen 2. Vorsitzenden der Stiftung, Frau Anneliese Knoop-Graf, gehaltenen Vortrag über ihren Bruder. Nach Abschluss der
Bauarbeiten konnte nunmehr das „Ergebnis“ in Anwesenheit einer Schulabordnung und der damaligen
Schulleiterin als Initiatorin der Öffentlichkeit – und
hier vornehmlich den in dem entstandenen Neubaugebiet wohnenden Anliegern – vorgestellt werden.
Am 15. und 16. November 2014 fand in München die
50-Jahr-Feier des „Willi-Graf-Studentenwohnheims“
statt. Nach dem geselligen Teil am Samstag stand
am Sonntag das besinnlichere Moment im Vordergrund. Nach einem Festgottesdienst, zelebriert von
Generalabt Th. Handgrätinger OPraem, zeichnete
ich ein Lebensbild des Namensgebers unter dem
tradierten Motto: „Du weißt, dass ich nicht leichtsinnig gehandelt habe!“ Die daran anschließende
Podiumsdiskussion, die von Annette Kugler vom BR
moderiert wurde, stellte aus „junger“ und „alter“
Sicht Elemente der Lebensführung und -gestaltung
heraus, die von der Begegnung mit der Person Willi
Grafs und dem von ihm verkörperten Gedanken des
Widerstandes der Weißen Rose beeinflusst sind.
Joachim Baez
14
6 Einzelausstellung zu Hans Leipelt
Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße
Rose“ ist eine biografische Einzelausstellung, die
von Ursula Kaufmann M.A. erarbeitet wurde. Wir
danken Angela Bottin, Dr. Anne-Barb Hertkorn
und Klaus Möller für Beratung und Dokumente.
Die Ausstellung wurde am 13. Oktober 2014,
dem 70. Jahrestag des Todesurteils gegen Hans
Leipelt, an der Hans-Leipelt-Fach- und Berufs­
oberschule Donauwörth mit einem eindrucksvollen Programm eröffnet. Herzlichen Dank an
die Schule, besonders an den Geschichtslehrer
Stefan Schupfner und an Schulleiter OStD Karl
Rieger, für die gute Zusammenarbeit.
Hans Leipelt, o.J.
Privatarchiv Angela
Bottin
Hans Konrad Leipelt, Student der Chemie in München, erhielt – so erinnerte sich seine Freundin
Marie-Luise Jahn – das sechste Flugblatt der Weißen
Rose am 18. Februar 1943. An diesem Tag wurden
Hans und Sophie Scholl im Lichthof der LudwigMaximilians-Universität München beim Verteilen dieses Flugblattes verhaftet. Als Leipelt Tage später von
den ersten Todesurteilen für die Geschwister Scholl
und Christoph Probst erfuhr, setzte er gemeinsam
mit Marie-Luise Jahn ihren Widerstand fort unter
dem Motto „…und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“.
Hans Leipelt wuchs in Hamburg auf und stammte
aus einer weltoffenen, wohlhabenden Familie, die
mütterlicherseits von rassistischer Verfolgung betroffen war. Er selbst galt als „Halbjude“ und wurde
deshalb im Sommer 1940 trotz seiner militärischen
Auszeichnungen aus der Wehrmacht entlassen. Ab
Herbst 1942 konnte Hans Leipelt am Chemischen
Institut München studieren; der dortige Institutsleiter
Prof. Heinrich Wieland setzte sich über die verordnete Diskriminierung „halbjüdischer“ Studenten mutig
hinweg.
Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn und weitere Freunde
wurden im Oktober 1943 verhaftet. Ein ein Jahr
später, am 13. Oktober 1944, verurteilte der Volks­
gerichtshof Hans Leipelt in Donauwörth zum Tode.
Am 29. Januar 1945 wurde er im Gefängnis München-Stadelheim mit der Guillotine hingerichtet. Er
war 23 Jahre alt.
Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“
behandelt den Widerstand von Hans Leipelt vor seinem persönlichen Hintergrund von Diskriminierung
und Verfolgung. Seine Schwester Maria Leipelt überlebte die NS-Diktatur als einziges Familienmitglied.
Zwei Personen, die ihm besonders nahe standen,
kommen in der Ausstellung ausführlich zu Wort:
Seine Freundin und Mitstreiterin Marie-Luise
Schultze-Jahn und einer seiner engsten Freunde aus
Hamburg, der Regimegegner Karl Ludwig Schneider.
Vom 8. Januar bis 5. Februar 2015 wird die Einzel­
ausstellung in Hamburg in Kooperation mit der
KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Initiative
Gedenken in Harburg in der Bücherhalle Harburg gezeigt. Dort wird sie von zahlreichen Veranstaltungen
wie Führungen, Filmvorführungen, Vorträgen und
Podiumsgesprächen begleitet.
15
Eröffnung in Donauwörth
Die Eröffnung der Ausstellung fand am 13. Oktober
2014 um 11 Uhr in der Aula der Hans-Leipelt-Fachund Berufsoberschule vor zahlreichen Schülern statt.
Nach der Begrüßung der Gäste durch Schulleiter
Karl Rieger führten zehn Schüler unter der Regie von
Brigitte Schupfner ein selbst verfasstes Theaterstück
zum Widerstand Hans Leipelts und seiner Freude
auf. Im Anschluss eröffnete Prof. Wolfgang Huber
mit einem beeindruckenden Vortrag die Ausstellung. Am gleichen Tag fand abends im Rahmen der
Donau­wörther Kulturtage vor großem Publikum mit
vielen Vertretern der Donauwörther Zivilgesellschaft
eine weitere Gedenkveranstaltung statt. Dr. Hildegard Kronawitter sprach ein Grußwort und betonte
die heutige Konsequenz aus Hans Leipelts Widerstand: Er sei ein fortwährender Aufruf, für Freiheit
und Recht einzustehen, persönlich Verantwortung
zu übernehmen und Toleranz zu zeigen. Couragiert
habe Leipelt als Teil der Weißen Rose friedliebend
aber zugleich entschieden gegen das Unrechts- und
Terrorregime der Nazis gekämpft. Stadtarchivar Dr.
Ottmar Seuffert sprach über die Verhaftungen am
Chemischen Institut und die Hintergründe der Gerichtsverhandlung in Donauwörth am 13. Oktober
1944. Schulleiter OStD Karl Rieger und Kulturreferentin Barbara Kandler unterstrichen ihren Wunsch,
„dass es kein Vergessen“ geben dürfe.
Die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“
wurde auch von umliegenden Schulen gut besucht.
Freundlicherweise führte der Geschichtslehrer
­Stefan Schupfner Gruppen durch die Ausstellung.
Gleichzeitig war auch unsere große Wanderausstellung in der Aula zu sehen.
Bemalte Säule in der HansLeipelt-Schule Donauwörth
16
Selin Schuster, Schülerin der Klasse
F12S3, berichtet für die Theatergruppe
über die szenische Darstellung:
„Die für Geschichte begeisterten
12.Klässler nahmen freiwillig und mit
viel Engagement an der Vorbereitung
und Durchführung dieses Stückes teil.
Nachmittag für Nachmittag wurde für
die biographische Vorstellung geübt.
Bevor sie jedoch zu schauspielern
begannen, wurde den Jugendlichen
durch die Lehrerin und Stückeschreiberin Brigitte Schupfner das ernste
Thema und die Bedeutung des Gedenktages näher gebracht. (…)
Als die Gruppe dann die kurzen Texte
lernte, sich die Reihenfolge und die
Aufgaben während des Vorspiels einzuprägen versuchte und der 13. Oktober immer näher rückte, waren alle
schon ziemlich aufgeregt. Drei Tage
vor dem Auftritt wurde erstmals das
Bühnenbild aufgestellt und eine erste
Stellprobe durchgeführt. Etwas unsicher und mit kurzen Unterbrechungen
spielten die acht Mädchen und zwei
Jungen das Stück ebenfalls das erste
Mal vor ihrer Lehrerin, die Regie
führte, komplett durch. Jeder wusste, dass es die letzte Vorbereitungs­
stunde sein würde und am Montag
alles gegeben werden müsste. (…)
Ich hätte niemals gedacht, dass Menschen von einer kleinen Darbietung so
berührt sein können. Es ist eben eine
wahre Geschichte und man konnte
sich vielleicht durch unsere Vorführung
zumindest vorstellen, was in den
Köpfen von solch furchtlosen, kämpferischen und geradlinigen Leuten wie
Hans Leipelt , Marie-Luise Jahn, Hans
und Sophie Scholl oder Christoph
Probst vorging. Man sollte ihnen
auch heute noch größte Anerkennung
schenken und kann nicht oft genug
ihrer gedenken. Wir sind froh, dass
wir das durften und würden bzw. werden es immer wieder tun. … Denn ihr
Geist lebt trotzdem weiter!“
Theateraufführung der Schüler
17
Gottesdienst zum
Schulbeginn
Die Schule erinnerte an ihren Namensgeber außerdem im Gottesdienst zum Schulbeginn und mit
einem besonderen Projekt, das wir hier gerne vorstellen:
Die Verhaftung von Hans Leipelt und seine einjährige Inhaftierung im Gefängnis München-Stadelheim
nahm die Sozialklasse der Jahrgangsstufe 12 zum
Anlass, sich mit der heutigen Situation politischer
Gefangener auseinanderzusetzen. Dabei sei klar geworden, dass politische Gefangene wie Hans Leipelt
oder Liu Xiaobo aus China nach unseren heutigen,
demokratischen Maßstäben keine Straftat begangen
haben. Allein der Gebrauch von Menschen- und
Bürgerrechten wie Meinungsfreiheit führte zu ihrer
Verhaftung. Um Regimekritiker mundtot zu machen,
würden sie in entlegene Gefängnisse gebracht, wo
sie unter schlechten Haftbedingungen leiden, wie es
die Klasse für politische Gefangene in China, Nordkorea und Russland untersucht hat. Hans Leipelt hat
sein politisches und menschliches Engagement mit
dem Leben bezahlen müssen. Die politischen Gefangenen von heute hoffen durch ihr Beispiel, die Opposition in den jeweiligen Ländern zu unterstützen und
möglicherweise einen Demokratisierungsprozess
mitzugestalten.
Collagen des Projekts
„Politische Gefangene“
18
7Wanderausstellungen
Die Weiße Rose in Deutschland
Die große Wanderausstellung „Die Weiße Rose.
Der Widerstand von Studenten gegen Hitler,
München 1942/43“ wurde 17 Mal gezeigt. Unsere
Zusammenarbeit mit dem freien Theater Eukitea
führte zu 13 Ausstellungsstationen an bayerischen Schulen (siehe dazu Bericht S. 45). Die biografischen Einzelausstellungen wurden fünf Mal
gezeigt. Wir bedanken uns bei allen Kooperationspartnern, die den Ausstellungsverleih vor Ort
ermöglicht und ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert haben. Stellvertretend berichten wir über ausgewählte Ausstellungstermine.
Auf Initiative von Pfarrer Gerhard Hahn der Ev. Kirchengemeinde Witzenhausen war unsere Ausstellung vom 9. März bis 6. April unter der Kuppel der
Liebfrauenkirche zu sehen. Begleitend wurde im dortigen Capitol Kino der Spielfilm „Sophie Scholl – Die
letzten Tage“ und der Dokumentarfilm „Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose“ gezeigt.
Ausstellungseröffnung in der
Liebfrauenkirche
Witzenhausen
Im Rahmen des zweitägigen Kolloquiums „Widerstand im Dritten Reich“ wurde unsere Ausstellung
vom 21. bis 24. Mai in der Staatsbibliothek Berlin
präsentiert. Das Kolloquium wurde von Prof. Dr. h.c.
mult. Klaus G. Saur, Beiratsmitglied und vielfältiger
Förderer der Weiße Rose Stiftung e.V., initiiert und
vom Verein „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin“
veranstaltet. In insgesamt neun wissenschaftlichen
Vorträgen wurden verschiedene Dimensionen des
Widerstandes sowie Fragen der Erinnerungskultur
thematisiert. Zur Eröffnung der Ausstellung am Ende
des ersten Kolloquiumtages sprach Prof. Dr. Hans
Maier, Politologe und ehem. Bayerischer Staatsminister, zum Thema „Christlicher Widerstand im Dritten
Reich – eine Spurensuche“. Von der Weiße Rose
Stiftung e.V. referierten Dr. Hildegard Kronawitter zu
„Sophie Scholl – eine Ikone des Widerstands“ und
Bischof Prof. Dr. Wolfgang
Huber spricht auf dem
Kolloquium in Berlin
19
Prof. Dr. h.c. Klaus G. Saur zum Thema „Die Emigration als Element des
Widerstandes“. Weiterhin sprachen
u.a. Bischof Prof. Dr. Dr. hc Wolfgang
Huber, ehem. Ratsvorsitzender der
Evangelischen Kirche in Deutschland,
zu „Dietrich Bonhoeffer – das theologische Profil seines politischen Widerstands“, Dr. Jürgen Zarusky, Institut
für Zeitgeschichte München – Berlin,
zu „Widerstand als „Hochverrat“: Politische Justiz, Gegnerspektrum und
Widerstandsbegriff“, Prof. Dr. Paul
Nolte, Friedrich-Meinecke-Institut der
FU Berlin, zu „Flugblätter. Gedanken
zur Widerstandskommunikation nicht
nur im 20. Jahrhundert“ sowie Dr. Andreas Heusler, Stadtarchiv München,
zu „Zukunft der Erinnerung. Wege
und Konzepte des Widerstandsgedenkens“.
Der Vortrag „Sophie Scholl – eine Ikone des Widerstands“ ist in der zweiten Ausgabe 2014 von „Einsichten
und Perspektiven“, hrsg. von der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit nachzu­lesen: http://
www.blz.bayern.de/blz/eup/02_14/
Einsichten_Perspektiven_2-2014_
Web.pdf
Unsere Zusammenarbeit mit der
Stadtkommission Kaiserslautern
war im September ein großer Erfolg. Über 1000 SchülerInnen und
300 Erwachsene wurden mit drei
Ausstellungsstationen und fünf
Theatervorstellungen erreicht. Zahlreiche Besucher schauten sich in der
Veranstaltungshalle der Gartenschau
Kaiserslautern, am HohenstaufenGymnasium Kaiserslautern und an
der Gesamtschule Bettina von Arnim
in Ottersberg unsere Wanderausstellung an, viele Schulklassen sahen das
Theaterstück „Sophie Scholl – Widerstand des Gewissens“. Das Gospel
Art Studio gab drei Vormittags- und
eine Abendveranstaltung seiner
„fesselnden Inszenierung“, die auf
Aufzeichnungen, Archivunterlagen und
auf Schilderungen aus dem Familienund Freundeskreis der Weißen Rose
beruht. Am 21. September gestalteten
Jugendliche einen Gottesdienst in
der Stadtmission Kaiserslautern zum
Thema „Widerstand des Gewissens“.
Unter dem Motto „Widerstand gehört
Vitrine in der Staatsbibliothek Berlin
20
nicht in die Vergangenheit, sondern
in die Gegenwart – auch in Kaiserslautern“ gab die Stadtkommission
Kaiserslautern eine kleine Broschüre
heraus, in der Persönlichkeiten der
Stadt über ihre eigenen Vorbilder für
Zivilcourage schreiben.
Wir danken besonders Karl-Richard
Albus, Vorsitzender der Stadtkommission, für sein großes Engagement.
2015 wird das Schulforum der Mittelschule Murnau entscheiden, ob sich
die Schule in Zukunft nach Christoph
Probst, der 1919 in Murnau geboren
wurde, benennen wird. Im Rahmen
dieses Namensgebungsprozesses
zeigte die Schule vom 10. März bis
11. April die Einzelausstellung „Christoph Probst und die Weiße Rose“.
Alle Klassen besuchten die Ausstellung und waren laut Rückmeldung der
Lehrkräfte sehr interessiert. Im Anschluss veranstaltete die Schule eine
Projektwoche zu Christoph Probst.
Peter Hälterlein, komm. Schulleiter,
bedankte sich für die Unterstützung
beim Prozess der Namensgebung.
Eine „Christoph-Probst-Schule Murnau“ wäre die dritte Bildungseinrichtung in Deutschland, die nach ihm
benannt ist. Bislang gibt es die Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm
und das Christoph-Probst-Gymnasium
in Gilching.
Die Weiße Rose in Frankreich
Im Berichtsjahr wurde die Wanderausstellung „La Rose Blanche“ an
vier Orten in Frankreich gezeigt. Für
die Organisation der Ausstellung im
Musée de la Résistance de Limoges
danken wir der Montgelas-Gesellschaft München. Für die Präsentation am Gymnasium Pape Clèment
in Pessac, in Bordeaux anlässlich
der 50jährigen Städtepartnerschaft
München-Bordeaux und beim Festival International Du Film D´Histoire
danken wir dem Generalkonsulat
Bordeaux herzlich.
Am 27. Januar, dem Holocaust Gedenktag, wurde die Ausstellung am
Gymnasium Pape Clément in Pessac
in der dortigen Bibliothek mit einem
Grußwort des deutschen Generalkonsuls Hans-Werner Bussmann eröffnet.
Die Ausstellung wurde an dem Gymnasium, an dem auch das deutsche
Abitur abgelegt werden kann, bis zum
17. Februar gezeigt. Zum Rahmenprogramm gehörte der Film „Sophie
Scholl – Les derniers Jours“.
Ab 20. März 2014 wurde die französischsprachige Wanderausstellung „La
Rose Blanche“ im neuen Musée de la
Résistance in Limoges, der Hauptstadt
des Limousin, gezeigt. Das Kernthema
des Musée de la Résistance ist die
französische Widerstandsbewegung
während der deutschen Besatzung.
Über die Auseinandersetzung mit dem
Zweiten Weltkrieg sollen besonders
jungen Menschen die grundlegenden
Werte der französischen Republik
vermittelt werden. Die Ausstellung
erfolgte in Kooperation mit der Stadt
­Limoges und der Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V.
Nach Informationen des Generalkonsuls stieß die Ausstellung in Bordeaux
und Umgebung auf großes Interesse,
zumal in Frankreich die Existenz von
Widerstandsgruppen im Nazi-Deutsch-
SchülerInnen des Collège Cassignol in Bordeaux
land nur wenigen Kennern bekannt sei.
Zum 50jährigen Jubiläum der Städte­
partnerschaft Bordeaux-München
besuchte Anfang Oktober auch der
2. Bürgermeister Josef ­Schmid mit
seiner Delegation die Ausstellung
„La Rose Blanche“. Vor Vertretern der
jüdischen Gemeinde und anderer
Vereinigungen der Stadt sowie vor
Schülern des Montesquieu-Lyzeums,
der Partnerschule des Münchner WilliGraf-Gymnasiums, betonte er in seiner
Rede die enorme erinnerungskulturelle
Bedeutung dieser Widerstandsgruppe.
v.re.: Bürgermeister Josef Schmid,
Vertreterin der Stadt Bordeaux F. Forzy-Raffard,
Generalkonsul Hans-Werner Bussmann
Die jüdische Gemeinde in Bordeaux
und ein Vertreter der Stadt wollen
sich dafür einsetzen, dass die Ausstellung der Deutschen Schule Toulouse,
den AbiBac- und PASCH-Schulen
im Amtsbezirk des Generalkonsulats sowie vermehrt den Schulen
mit verstärktem Deutsch-Unterricht
angeboten wird. Die Anregung des
Generalkonsuls, das Begleitmaterial
zur Ausstellung gerade für den Geschichtsunterricht an französischen
Schulen zu erweitern, nehmen wir
gerne auf. „Vor allem für französische
Deutsch- und Geschichtslehrer sollten
Unterrichtshandreichungen erarbeitet
werden, die sie animieren, die Ausstellung in ihren Unterricht zu integrieren“. Weiterhin teilte uns Generalkonsul Bussmann mit, dass „mit dem
Deutsch-Französischen Jugendwerk
der Gedanke aufgenommen wird,
für Schülergruppen aus Bordeaux,
Oradour-sur-Glane, Beyssenac (Pont
Lasveyras) und Gurs Reisen nach
München, Dachau (…) Nürnberg und
Berlin zu organisieren, um ihnen eine
intensive Auseinandersetzung mit
dem III. Reich und dem deutschen Widerstand zu ermöglichen.“
21
Die Weiße Rose in Italien
Anlässlich der neuen Namensgebung der Liceo
Linguistico „Sophie Scholl“ wurde die deutschsprachige Wanderausstellung im Mai in Trient gezeigt. Über Mathias Durchfeld von der Institution
istoreco wurde die italienische Sprachversion in
Udine und in Torre Pellice gezeigt.
Im Mai 2014 wurde die neusprachliche Schule in
Trient mit dem neuen Namen Liceo Linguistico
„­Sophie Magdalena Scholl“ offiziell eingeweiht. Um
die Namensgeberin Sophie Scholl und ihre Geschichte besser kennenzulernen, zeigte die Schule unsere
Ausstellung vom 2. bis 20. Mai. Begleitend fanden
im Unterrichtsfach Deutsch unter der Leitung von
Gabriella Vettori intensive Projekttage statt, die die
Schüler zur Auseinandersetzung mit Sophie Scholl
und dem Widerstand der Weißen Rose anregten. Zur
Vorbereitung hatten im April Schüler des Liceo Linguistico in mehreren Gruppen die DenkStätte Weiße
Rose in München besucht.
Vom 17. April bis 4. Mai war die Ausstellung in der
Galllerie del Progetto im Palazzo Valvason Morpurgo
in Udine zu sehen. Am 25. Oktober wurde sie in
Torre Pellice in der Galleria „Filippo Scroppo“ von
Bürgermeister Marco Cogno eröffnet. Paolo Ghezzi,
Historiker und Verleger, hielt den Eröffnungsvortrag.
Anschließend sprach Lorenzo Tibaldo, Vorsitzender
des Vereins „Val Pellice per la difesa die valori della
Resistenza e della Costituzione repubblicana“ und
Autor der Neuerscheinung „La Rosa Bianca – Giovani
contro Hitler“, die er auch am 8. November in Pinerolo präsentierte. Am 26. Oktober wurde in Udine
der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von Marc
Rothemund gezeigt.
Ein weiteres Mal wurde die italienische Ausstellung
ab 12. November im Liceo Porporato in Pinerolo gezeigt. Bei der Eröffnung sprachen u.a. Riccardo Vercelli, Vorsitzender von Anpi (L'Associazione Nazionale
Partigiani d'Italia), Sezione di Pinerolo und Lorenzo
Tibaldo. Im Anschluss lasen die Schüler aus Texten
der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Die Ausstellung
wurde dort bis zum 26. November gezeigt.
Wir danken Mathias Durchfeld, der den Ausstellungsverleih in Italien von Reggio Emilia aus organisiert.
22
Die Weiße Rose in Ost- und Mitteleuropa
2014 wurde die russischsprachige Ausstellung in
den Hauptstädten von Kasachstan und Usbekistan sowie in Lettland und in Polen gezeigt. Das
russiche Fernsehen begleitete die alljährliche
Vergabe der Alexander Schmorell Stipendien in
Orenburg und bezog in seine Dokumentation
auch die DenkStätte Weiße Rose in München ein.
Das Berichtsjahr 2014 im Raum Mittel- und Osteuropa war im Gegensatz zu den problemfreien Vorjahren
überschattet durch eine wachsende Entfremdung
der Politik der Bundesrepublik und der Russischen
Föderation. Sie begann nicht erst mit der Annektierung der Krim und der Sezession der Ostukraine von
Kiew, sondern mit der Abwesenheit westeuropäischer Spitzenpolitiker bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sotschi.
Die Enttäuschung über dieses Verhalten des von den
Russen stets bewunderten Deutschland prägte die
Diskussionen und persönlichen Gespräche während
unseres Ausstellungsprogramms. Die Frage, ob angesichts dieses verschlechterten politischen Klimas
die jährliche Stipendienvergabe in Orenburg und das
Ausstellungsprogramm in Russland noch angebracht
seien, beantworten wir mit einem „Jetzt erst recht!“
Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Freiherr
von Fritsch, den wir über unsere Tätigkeit in Russland unterrichtet hatten, bestärkte uns in diesem
Entschluss in seinem sehr persönlich gehaltenen
Brief vom 1. September und entsandte den zuständigen Generalkonsul aus Jekaterinburg, sagte zu,
einmal nach Orenburg zu kommen und lud Dr. Igor
Chramow, Präsident von Eurasia Orenburg, zur Feier
des deutschen Nationalfeiertages in die deutsche
Botschaft nach Moskau ein. Hier kam es zu einem
persönlichen Gespräch mit Dr. Chramow.
Deutsch-Russische Kulturtage
16. – 20. September in Orenburg
Beherrschendes Thema aller Gespräche während
des Begleitprogramms mit Studenten, Dozenten
und Freunden waren Krimkrise und Bürgerkrieg in
der Ostukraine. Unterrichtet durch die russischen
Medien – nicht immer ganz objektiv – waren NATO
und EU-Aktivitäten Hauptgegenstand der Diskussionen – auch für Andreas Klaßen, Generalkonsul in
Jekaterinburg. Dieser besuchte den neu gewählten
Gouverneur Juri Berg und gratulierte zu dessen
Wiederwahl. Für die Zukunft wünschten sich unsere
Gesprächspartner die Wiederherstellung der guten
Beziehungen zwischen unseren Ländern.
v.li.: Winfrid Vogel,
Generalkonsul Andreas Klaßen,
Dr. Werner Rechmann
23
Die Bedeutung der Eröffnungsveranstaltung im
Großkino Kosmos mit rund 600 Studenten, Rektoren
und Dozenten beider Orenburger Universitäten, wurde durch die Anwesenheit von Autoritäten aus Stadtverwaltung und Oblast unterstrichen. Zusammen
mit Dr. Werner Rechmann, Schatzmeister der Weiße
Rose Stiftung e.V., und Winfrid Vogel überreichten sie
die Alexander-Schmorell-Stipendien.
Die Beauftragte für die Sprachausbildung Deutsch
des deutschen Generalkonsulats nutzte ihren Besuch der Eröffnungsveranstaltung, um Urkunden der
Deutschen Botschaft an ca. 20 Studenten, die ihre
Sprachprüfung bestanden hatten, zu verleihen.
Stipendienverleihung
in Orenburg
Ein Filmteam des Kulturkanals des russischen Fernsehens begann in Orenburg seine Dreharbeiten, die
in Begleitung von Dr. Chramow in München zum
Thema „Der Widerstand der Studenten der Weißen
Rose“ fortgesetzt wurden.
Kasachstan
Die ehemalige Republik der Sowjetunion, neuntgrößtes Flächenland der Erde, wirtschaftlich reich,
verlor im „Großen Vaterländischen Krieg“ 1941-1945
mehr als 600 000 Soldaten. Bei einer Bevölkerung
von heute knapp 16 Millionen ein hoher Prozentsatz.
1731 schloss das Steppenland einen Schutzvertrag
zur Abwehr der Turkvölker mit dem russischen Zarenreich. Nach der Revolution 1917 war zunächst
Orenburg seine Hauptstadt, bis es später Almaty
und 1998 Astana, zentraler gelegen, wurde. Die Verbindungen zur nur ca. 70 km entfernten Oblast Orenburg sind noch eng.
Die Kontakte, die während der Ausstellung im Sommer 2013 in Astana geknüpft wurden, führten zur
Einladung nach Almaty (früher Alma Ata). Die Durchführung der Ausstellung wurde unterstützt durch das
Deutsche und Russische Generalkonsulat, das Russische Kultur- und das Goethe Institut. Vor allem die
Orthodoxe Kirche, die in Almaty ein großes Kloster
und eine Kathedrale unterhält, machte die Ausstellung zu ihrer Sache: Plakatierung, Unterbringung im
Bereich von Kathedrale und Kloster, Besuch des Metropoliten sicherten einen hohen Bekanntheitsgrad in
der Millionenstadt.
Dr. Igor Chramow (li.) mit einem
Vertreter der Orthodoxen Kirche in Almaty
24
Ausstellung in Almaty
Die Verbindung zur mächtigen und geachteten orthodoxen Kirche, die Verehrung, die Alexander Schmorell als Märtyrer genießt, sowie die Anwesenheit
hoher diplomatischer und politscher Persönlichkeiten
(darunter der Generalkonsul der UNESCO) führten zu
einem großen Medieninteresse.
Die Studentenschaft interessierte sich besonders für
den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ und die
Frage, wie sich aus der Kulturnation Deutschland das
verbrecherische Nazideutschland entwickeln konnte.
Die Ausstellung wurde von 28. April bis 30. Juni im
Gemeindesaal der Kirche gezeigt.
Usbekistan
Im Steppenland Usbekistan mit 28 Millionen Einwohnern, ehemalige Sowjetrepublik, konnte unsere
Ausstellung in der Hauptstadt Taschkent gezeigt werden. Der Leiter des Instituts Rossotrundnitschestwo,
einem mit dem Goethe Institut vergleichbaren russischen Kulturinstitut, kannte die Wanderausstellung
aus Astana, organisierte und bezahlte den Transport
und die Unterbringung der Orenburger Delegation.
Eröffnung der Ausstellung
durch den Metropolit von
Taschkent und Usbekistan
mit dem deutschen und
russischen Botschafter
Besucher der Ausstellung
25
Direktor Viktor Schulika machte die
Ausstellung zu seiner Sache. Da
Taschkent nur ca. 260 km von Almaty
entfernt ist und die Finanzierung gesichert war, wurde die Ausstellung vom
20. November (Eröffnung) bis zum
7. Januar 2015 auf dem Gelände der
Uspenski-Kathedrale gezeigt.
Zur Eröffnung konnten 250 geladene
Gäste begrüßt werden. Es sprachen
die Botschafter der Bundesrepublik
Deutschland und der Russischen Föderation sowie der Vorsteher der Mittelasiatischen Metropolie der russischorthodoxen Kirche.
Die Eröffnung wurde nicht nur von
allen staatlichen Fernsehsendern Usbekistans übertragen, ein unerwartet
breites Echo fand sich auch in den
Meldungen der russischen PresseAgenturen wie Ria-Nowosti.
Lettland
Dr. Werner Rechmann, Leiter des Büros der Friedrich Ebert Stiftung in den
Baltischen Staaten, gelang es, die Unterstützung seiner Stiftung für weitere
Ausstellungen im Baltikum sicherzustellen. Schon bei der Ausstellung in
Riga 2013 meldeten Besucher aus
Liepaja (früher Liebau) ihr Interesse
an. Ihre Stadt war der letzte, von der
„Kurlandarmee“ 1945 hart umkämpfte
Hafen.
Die Eröffnung der Ausstellung fand
am 1. Oktober im Okkupationsmuseum der Stadt mit zahlreichen Gästen
auch des aktiven Deutsch-Baltischen
Vereins statt und fand ein großes
Echo in Medien und Bevölkerung.
Bemerkenswert sind die Themen
der Redner bei der Eröffnung: der
Stellvertretende Bürgermeister Vitkovsky betonte die Notwendigkeit,
sich jederzeit im Sinne des Satzes aus
einem Flugblatt der Weißen Rose für
Demokratie und Freiheit einzusetzen:
„Jeder ist verantwortlich für das, was
er geschehen lässt“. Die Leiterin der
Museen der Stadt, Frau Dace Korkla,
verwies auf die „Notwendigkeit der
alltäglichen Auseinandersetzung mit
Unrecht“. Dr. Werner Rechmann hob
in seinem Grußwort hervor, dass die
eigene Geschichte in jedem Land,
auch in Lettland, stärker im heutigen
Bewusstsein verankert sein sollte.
Bis zum Ende der Ausstellung am
30. Dezember 2014 fanden Führungen
mit Schulklassen statt.
Die Ausstellung „Weiße Rose“
in Liepaja, Lettland
26
Polen
Die Region Galizien im Südosten
Polens wurde nach der Aufteilung
des Königreichs eine Provinz des
Habsburgerreiches und war somit
im ersten Weltkrieg stark zerstörtes
Kriegsgebiet. Die Armee des Zarenreichs drang bis an den Stadtrand von
Krakau vor, bevor sie von deutschen
und österreichischen Truppen im Mai
1915 wieder zurückgedrängt wurde.
250 000 Tote zeugen in den gut gepflegten Kriegsgräbern von der Härte
dieser Kämpfe.
Im 2. Weltkrieg begann in Galizien die
massenhafte Ausrottung der jüdischen
Einwohner. Hitler ließ in der Nähe
des Städtchens Strzyzow schon 1940
große Bunker für seine Führungszüge
zur Vorbereitung des Überfalls auf die
Sowjetunion im Juni 1941 bauen.
Unser Ausstellungsort, das Kulturhaus
Strzyzow in der 20 000 Einwohner
zählenden Stadt, war ein idealer Ort,
denn er erlaubte die enge Anbindung
der Ausstellung an den großen Kinosaal.
Die Organisation lag wiederum in den
bewährten Händen von Dozentin Maria Szymanska, die schon im November 2013 die erfolgreiche Ausstellung
in Gorlice möglich gemacht hatte.
Zusammen mit der Direktorin des Kulturhauses, Jadwiga Skoron, und mit
Unterstützung des Bürgermeisters
und des deutschen Generalkonsuls
aus Krakau gelang es, mehr als 2000
Schüler in die Ausstellung zu führen.
Auch die Bevölkerung nutzte das Wochenende, um die Weiße Rose kennenzulernen.
Eröffnung und Gestaltung für alle verlief nach der „Methode Szymanska“,
das heißt, wohlvorbereitete Schüler
trugen die Geschichte der Weißen
Rose und Auszüge aus den Flugblättern vor. Im Beiprogramm wurde
der Film „Sophie Scholl – Die letzten
Tage“ (Untertitel Polnisch) gezeigt.
Die Ausstellung war vom 14. bis
30. März zu sehen.
Wrocław
Im April veranstaltete die Bildungsstätte Dom Edyty Stein, dauerhafter
Standort unserer Ausstellung in Polen,
ein mehrtägiges Seminar mit Studenten der Breslauer Universität und
Schülern zur Geschichte der Weißen
Rose. Dozenten der Universität referierten zum Thema.
Im Herbst erfolgte mit finanzieller
Unterstützung der Weiße Rose Stiftung e.V. und in Eigenbeteiligung eine
Renovierung der Ausstellungsräume
im Souterrain des Hauses Dom Edyty
Stein.
Winfrid Vogel,
Osteuropabeauftragter der
Weiße Rose Stiftung e.V.
v.li.: Jadwiga Skoron, Winfrid Vogel und Maria
Szymanska (ganz rechts) mit Schülern in der
Ausstellung in Strzyzow
27
Die Weiße Rose in den USA
2014 wurden unsere Wanderausstellungen „White Rose. The student
resistance against Hitler, Munich
1942/43“ 18-mal gezeigt. Ohne aktive Unterstützung der jeweiligen
Ausstellungspartner wären so viele
Präsentationen nicht umsetzbar gewesen. Persönlich und im Namen
der Weiße Rose Stiftung e.V. danke
ich allen herzlich, besonders Sigurd
Piwek, Grundschullehrer an der Milwaukee German Immersion School,
der vier Ausstellungen koordinierte,
sowie Isabel Ranner, Voluntärin
bei „Classrooms Without Borders“
in Pittsburgh, Pennsylvania, die
sieben Ausstellungen in mehreren
Staaten initiierte und tatkräftig betreute.
In der Marathon Public Library in
Wausau, Wisconsin, wurde die Ausstellung vom 8. bis 25. Januar gezeigt.
Initiiert wurde diese sowie weitere
drei Stationen im Staat Wisconsin von
Sigurd Piwek. In Zusammenarbeit mit
Bibliotheksleiter Chad Dally wurde
ein umfangreiches Rahmenprogramm
organisiert: Zur Ausstellungseröffnung sprach Jeff Leigh, Professor an
der Universität Wisconsin Marathon
County (UWMC). Es folgte eine Präsentation des Filmes „Wisconsin‘s
Nazi Resistance: The Mildred FishHarnack Story“ mit anschließender
Diskussionsrunde, geleitet von Holly
Hassel, Leiterin des Women‘s Studies
Program, sowie eine Vortragsreihe
zur Weißen Rose mit Prof. Jeff Leigh,
Eric Yonke, Direktor des International
Program an der UWSP, sowie dem
Historiker Jeffrey Kleinman von der
Universität Wisconsin Marshfield.
Unterstützt wurde die Ausstellung
von den Friends of MCPL, Wisconsin
Women Making History, einem Projekt des öffentlichen Fernsehsenders
Wisconsin, The Wisconsin Humanities
Council, sowie der Wisconsin Historical Society.
Zweiter Ausstellungsort im Staat Wisconsin war die Universität Wisconsin
Eau Claire, wo die Ausstellung vom
31. Januar bis 21. Februar gezeigt
wurde. Koordiniert wurde sie vom
Deutschprofessor Dr. Josh Brown in
Zusammenarbeit mit Sigurd Piwek.
Ausstellungsort war die McIntyre
Library der Universität. Zur Eröffnung
sprach der Leiter des Department of
Languages, Dr. Carter Smith, gefolgt
vom Vortrag „Resistance Movement.
Lessons from the Nazi Past“ der Historikerin Dr. Theresa Sanislo. „It is
extremely appropriate that this exhibit
will be displayed at the university,
as the White Rose was a group of
university students“, bemerkte Prof.
28
Josh Brown „Although separated by
decades, their legacy of social justice
will hopefully resonate with today‘s
students.“ Zusätzlich zu den Studenten besuchten mehrere hundert
High School Schüler die Ausstellung
an der Universitätsbibliothek.
Es folgten zwei weitere Stationen in
Wisconsin: Die Nicolet High School
sowie das Kessler‘s Old World Guest­
house in Cleveland. An der Nicolet
High organisierte Marc Wagner die
Ausstellung vom 27. Februar bis
3. März. Frank Kessler, Leiter des
Kessler‘s Old World Guesthouse,
einem Kulturzentrum in Cleveland,
übernahm die Ausstellungsorganisa­
tion in Cleveland. Beide Ausstellungen
wurden mit großem Interesse aufgenommen.
Bibliotheksleiter Chad Dally installiert die Tafeln
in der Marathon Public Library in Wausau
Im Anschluss reisten die Tafeln weiter
nach South Dakota, wo sie vom 2. bis
30. April an der Universität von South
Dakota Vermillion installiert wurden.
Hier übernahm die Ausstellungskoordination Prof. Carol Leibiger zusammen mit dem Dekan der Universitätsbibliotheken Dan Daily. „The University
Libraries are pleased to host this compelling exhibit from the White Rose
Foundation,” teilte Daily der Presse
mit, „as an institution committed to
lifelong learning, USD and the University Libraries host exhibits such as
‘The White Rose’ that encourage the
critical examination of the past and
its ramifications in the present day. I
encourage anyone in the area to view
this important exhibition.” Zusätzlich
zu themenbezogenen Filmabenden
mit anschließender Diskussion wurde
Schülern der 6. bis 12. Jahrgangsstufe
ein pädagogisches Programm zur Weißen Rose angeboten.
Ausstellungsplakat der Universität Iowa
Vom 1. bis 23. Mai war die Ausstellung an der Universität Iowa in Iowa
City zu sehen. Der dort dozierende
Biologe Dr. Daniel Lusche übernahm
Organisation und Abwicklung in den
Räumlichkeiten des Callaghan Auditoriums der Universität. Eine Gruppe
von Professoren verschiedener Fakultäten organisierte ein umfangreiches
Rahmenprogramm mit Vorträgen,
Filmvorführungen, Lesungen sowie
Führungen für High Schools. „This exhibit is a reminder that human rights
don’t come cheap: they require courageous people to defend them”, erinnerte die dort dozierende Historikerin
Elizabeth Heineman. Der Direktor des
International Writing Programs der
Universität Iowa, Christopher Merrill,
hielt in einem nahe gelegenen Buchladen einen Vortrag zur Weißen Rose.
Unterstützt wurde die Ausstellung
u.a. von jüdischen Organisationen,
Menschenrechtsorganisationen, dem
German American National Congress
sowie privaten Spendern.
Live Musik zur Ausstellungseröffnung
29
Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellungsserie 2014 war die Präsentation vom 8. Juli bis 23. August in der
amerikanischen Hauptstadt Washington DC, und zwar im bedeutenden
„German-American Heritage Museum
of the USA“ im historischen „Penn
Quarter“. Das Museum ist zugleich
Sitz der German-American Heritage
Foundation, die eine wichtige Rolle
im transatlantischen Austausch beider
Länder und Kulturen spielt. Die Geschäftsführerin des Museums, Petra
Schürmann, initiierte und koordinierte
die Ausstellung vor Ort. Sie hatte diese bereits 2012 in ihrer Funktion als
Herausgeberin der größten deutschamerikanischen Zeitschrift „German
World“ unterstützt. Nun konnten
wir, Dank Ihrer zusätzlichen Tätigkeit,
dieses neue Projekt gemeinsam umsetzen. Das Museum veranstaltete
während der Ausstellung eine Filmreihe und Vorträge zum Thema deutscher
Widerstand. Im Rahmen dieses Programms hielt u.a. Agostino von Hassel, Enkel des Widerstandskämpfers
Ulrich von Hassel, am 9. August einen
Vortrag.
Filmreihe zum Thema Widerstand
Im Anschluss reiste die Ausstellung
weiter nach Pennsylvania, wo sie vom
28. August bis 3. Oktober an der University of Pennsylvania Shippensburg
gezeigt wurde. Zur Eröffnung am
9. September hielt der Germanist Dr.
David Wildermuth, der die Koordination vor Ort übernahm, seinen Vortrag
„Dangerous Words and Noble Treason: The White Rose and German Student resistance to National Socialism“.
Die Ausstellung war sehr gut besucht.
Dr. David Wildermuth eröffnet die
Ausstellung in Pennsylvania
30
Petra Schürmann mit einem Besucher bei der
Ausstellungseröffnung
German-American Heritage Museum
Washington, DC
Studenten der University of Pennsylvania
hören den Vortrag von Dr. David Wildermuth
Isabel Ranner, Volontärin bei der jüdischen Organisation „Classrooms Without Borders“ (CWB), die sich für die
Weiterbildung von Lehrern und Schülern der Region Pittsburgh einsetzt,
gelang es, im Anschluss eine Reihe
von sieben Ausstellungen in drei Staaten umzusetzen. Die Ausstellungsreihe wurde von CWB unterstützt. Erste
Station in Pittsburgh, Pennsylvania,
war vom 6. bis 10. Oktober die Duquesne Universität.
Am 6. Oktober veranstaltete CWB in
Kooperation mit dem Western Chapter der AATG (American Association
of German Teachers) auf dem Campus
der Pittsburgher Carnegie Mellon
Universität einen Info Workshop für
Deutschlehrer zum Thema „Weiße
Rose“. Koordiniert und geleitet wurde
dieser von Dr. Gabriele Eichmanns,
dem CWB Gründer und Leiter Dr.
Zipora Gur, sowie Isabel Ranner, Leiterin des International Program der
CWB. Es nahmen Lehrer und Professoren der Hampton High School, der
Carnegie Mellon Universität sowie der
Obama Academy of International Studies teil. Es wurden Unterrichtsmethoden zum Thema diskutiert, die die
Ausstellung mit einbezogen, sowie
über mögliche zukünftige Kooperationen zwischen der AATG und CWB
nachgedacht.
Eintrag im Gästebuch der Organisation
„Classrooms Without Borders“
Es folgten drei weitere Ausstellungen
in Pittsburgh, vom 12. bis 17. Oktober
in den Räumlichkeiten der R
­ odef Shalom Congregation, vom 19. bis 24. Oktober in der Winchester Thurston
School und vom 26. bis 31. Oktober
an der Shady Side Academy.
Dort wurde u.a. am 20. Oktober ein
Schüler Workshop unter dem Motto
„The White Rose: A Day of Learning
on Resistance and Dissent“ veranstaltet. Mehrere örtliche High Schools
nahmen teil. Geleitet wurde das Programm von Anne Nelson, Professorin
an der Columbia University und Autorin des Buches „The Red Orchestra:
Rodef Shalom Congregation in Pittsburgh
31
The Story of the Berlin Underground
and the Circle of Friends Who Resisted Hitler”. Nach einer Führung durch
die Ausstellung entwarfen die Schüler
Briefe, die eine Brücke zur aktuellen
politischen Situation Syriens schlagen
sollten, sowie Comics, Collagen und
Plakate zum Thema Weiße Rose und
Widerstand. Prof. Nelson zeigte sich
in ihrer Rede in der Rodef Shalom
Congregation beeindruckt vom Engagement der Schüler „Having a whole
day”, sagte sie „gives it meaning. I’m
undoing some of the mythology. Evidence is overwhelmingly against the
idea that all Germans hated all Jews.
The dynamics of European Anti-Semitism have been oversimplified. It was
much more nuanced.” Zum Workshop
sagte sie: „I hope it arouses curiosity.
If the students read a book or see
a movie, I’ll consider it a success.”
Auch Leigh Ann Totty, Lehrerin an der
Bethel Park High School, die mit ihren Schülern teilnahm, betonte, dass
Ausstellung und Begleitprogramm
den Schülern wertvolle Informationen
übermitteln, die über den gewohnten
Lehrplan hinaus gehen.
Anschließend wurde die Ausstellung vom 2. bis 14. November an
der Wheeling Jesuit University in
Wheeling, West Virginia, gezeigt. Im
Anschluss ging es mit einer Zwischenstation am Washington Jefferson
College im Staat Pennsylvania vom
16. bis 21. November weiter nach
Ohio, wo die Tafeln vom 1. bis 5. Januar in der Old Trail School in Bath,
gezeigt wurden.
An der Westküste wurden mit unserem zweiten Ausstellungsset drei
weitere Ausstellungen realisiert.
Vom 1. Februar bis 6. März wurde
die Ausstellung an den „Holland and
Terrell Libraries“ der University of
Washington, Pullman, gezeigt. Gabriella Reznowski organisierte diese mit
tatkräftiger Unterstützung von Sean
Schmidt. Zur Eröffnung am 3. Februar
sprach Prof. David Clay Large, Autor
mehrerer Bücher zur deutschen Geschichte, u.a. „Where Ghosts Walked:
Munich’s Road to the Third Reich”. Es
folgte eine Filmreihe am 7., 11. und
25. Februar mit anschließenden Diskussionsrunden. Gabriella Reznowski
betonte, dass die Botschaft der Weißen Rose auch heute noch relevant
sei „It’s a great reminder to stand up
for what you believe in”, sagte sie. „It
gives us hope that there are people
who are willing to stand up and speak
for what is right. Human rights are
always worth fighting for, and the
human spirit can overcome in the
darkest of human times.” Zusätzlich
fand am 7. Februar eine Diskussion
zum Thema „Resisting Hate: The Le32
Isabell Ranner (CWB) präsentiert Schüler­
plakate in der Rodef Shalom Congregation
Schülerinnen der Shady Side Academy vor den
Tafeln zu Sophie Scholl
Ausstellungsplakat
Eröffnung der Ausstellung an der University of
Washington, Pullman
gacy of the White Rose“ statt. Teilnehmer der Runde waren u. a. C. Richard
King vom WSU Department of Critical
Culture, Gender and Race Studies, Ted
Nitz, Director of International Studies
und Associate Professor of History an der Gonzaga
University, Rachel Halverson, Associate Professor of
German, Marianna Merritt und Donald E. Matteson
Distinguished Professor und Associate Chair, WSU
Department of Foreign Languages and Cultures sowie Raymond Sun, Associate Professor of History
und Vorsitzender des WSU Department of History.
Prof. David Clay Large eröffnet die Ausstellung an der
University of Washington
Im Staat Washington folgte eine weitere Präsenta­
tion vom 10. März bis 4. April an der Pacific Lutheran
University in Tacoma. Holly Seann übernahm die
­Koordination vor Ort.
Am 15. Dezember wurde die Ausstellung im Westen
an der University of Oregon, Eugene, installiert und
am 13. Januar 2015 offiziell eröffnet. Den Eröffnungsreden folgte eine Podiumsdiskussion zu den Themen
„What do we know about the mentality of „ordinary“ people in the Third Reich?“, „Who knew what and
when about the Holocaust?“, „What do new documents about resistance against the Nazis reveal?“
und „Resistance to Dehumanization“. Es nahmen die
Historiker der UO John McCole und David Lübke,
der Germanist Jeffrey Librett sowie der Präsident
der OATG Matthias Vogel teil. Die Ausstellung wird
dort bis 27. März 2015 zu sehen sein.
Ich danke dem Deutschen Generalkonsulat San Francisco, das regelmäßig auf seiner Webseite Informationen über die Ausstellung veröffentlicht.
Angie Kretschmann
Ankündigung der Ausstellung
an der University of Oregon,
Eugene, auf der Website des
Deutschen Generalkonsulats
San Francisco
33
Die Weiße Rose in Brasilien
In Brasilien wurde die deutschsprachige Ausstellung mit portugiesischem Begleitheft mit Unterstützung des Goethe-Instituts Sao Paulo und Rio de Janeiro an vier Orten
gezeigt. Im Mai 2014 erschien die
zweite Auflage der portugiesischen
Übersetzung des Buches von Inge
Aicher-Scholl. Vier Teilnehmerinnen
des studentischen Übersetzerteams
der Universität Sao Paulo arbeiten
zu Aspekten des Widerstands der
Weißen Rose in ihren wissenschaftlichen Aufbaustudiengängen.
Am 13. März eröffnete die Germanistikstudentin Flora Bonatto die
zweisprachige Wanderausstellung
in Rio de Janeiro an der Universidade Federal Fluminense mit einem
Vortrag. Außerdem fand ein fächerübergreifender Weiterbildungskurs
in Germanistik statt, an dem sich
zahlreiche Studierende ausführlich mit
dem Widerstand der Weißen Rose beschäftigten. Dank des Engagements
von Dr. Monika Heitz, Lektorin des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes, und Herrn Oliver Niels Völkel, DAAD-Sprachassistent, wurde die
Ausstellung an der Bundesuniversität
Rio de Janeiro am 24. März eröffnet,
am 26. März wurde dort der Spielfilm
„Sophie Scholl – Die letzten Tage“
gezeigt. Anna Carolina Schäfer und
Yasmin Cobaiachi Utida, beide Mitglieder des Übersetzerteams, stellten die
von ihnen erarbeiteten interaktiven
Lernstationen zur Geschichte der
Weißen Rose bereit. Abschließend
fand am 31. März ein Übersetzungsworkshop statt, auf dem die Übersetzerinnen des Buches von Inge AicherScholl die Herausforderungen ihrer
Arbeit darlegten.
Im April lud die Universität São Paulo
das Übersetzerteam ein, um über den
Übersetzungsprozess des Buches „A
Rosa Branca“ von Inge Aicher-Scholl
und den historischen Hintergrund
der Weißen Rose zu sprechen. Im
Anschluss an die Diskussion wurde
der Film „Sophie Scholl – Die letzten
Tage“ von Marc Rothemund gezeigt.
Am 15. Mai fand an der Universität
São Paulo eine große Veranstaltung
zur Weißen Rose statt. Die Wanderausstellung wurde mit dem Theaterstück „Pétalas Vivas de Rosa Branca“
(Lebendige Blätter der Weißen Rose)
eröffnet, anschließend diskutierten
die Germanistinnen Prof. Juliana P.
Perez und Prof. Tinka Reichmann mit
der Historikerin Prof. Maria Luiza Tucci
Carneiro und dem Soziologen Prof.
Rainer Schmidt. Cide Piquet vom
Verlag Editora 3, der das Buch von
Inge Aicher-Scholl in Brasilien heraus34
gibt, moderierte das Gespräch. Zum
Abschluss wurde der Spielfilm „Die
weiße Rose“ von Michael Verhoeven
mit portugiesischen Untertiteln gezeigt. Über 150 Personen haben die
Veranstaltung besucht. Das Kulturprogramm „Capítulo à Parte“ brachte
einen halbstündigen Fernsehbeitrag
zur Weißen Rose in Brasilien.
Am 4. Juni stellte Prof. Jörn Albrecht,
Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg, „A
Rosa Branca“ auf einem Kolloquium
vor. Am 19. September präsentierte
Prof. Dr. Juliana P. Perez das Buch
in einer kleinen Buchhandlung im
nördlichen Teil von São Paulo und am
17. Oktober an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften – FEI in São Paulo.
Vom 10. Oktober bis 28. November
wurde die Ausstellung an der Universität Sao Paulo an der Bibliothek Florestan Fernandes gezeigt. Prof. Tinka
Reichmann und Yasmin Utida führten
durch die Ausstellung.
Yasmin Cobaiachi Utida und
Anna Carolina Schäfer
„Die Geschichte der Weißen Rose
(und des deutschen Widerstandes
im Allgemeinen) war vor der portugiesischen Übersetzung von Inge
Scholls Buch in Brasilien praktisch
unbekannt. Seit der Veröffentlichung
des Buches lässt sich feststellen,
dass immer mehr Leser – darunter
auch viele junge Menschen – stark
von der Geschichte und den Idealen
der Widerstandsgruppe von München
beeindruckt sind. Das zeigt, dass das
Potential der Weißen Rose, Menschen
zu berühren und zu inspirieren, keine
Grenzen kennt. Die Weiße Rose ist
ein Beispiel dafür, dass man nicht nur
mit großen Taten, sondern auch im
Kleinen sehr viel für das eigene Land
tun kann.“
Anna Carolina Schäfer und
Yasmin Cobaiachi Utida
Rio de Janeiro
Flora Bonatto (li.) und Prof. Dr. Susana
Kampff Lages, Dozentin an der UFF, bei
der Abschlussveranstaltung
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung der brasilianischen Übersetzung „Die Weiße Rose“ von Inge
Aicher-Scholl und der Ausstellungseröffnung im letzten Jahr in São Paulo
hat die Geschichte der Widerstandsgruppe Germanistikstudenten aus
Rio de Janeiro gleichfalls fasziniert.
Dank des Engagements von Frau Dr.
Monika Heitz (Lektorin des Deutschen
Akademischen Austauschdienstes –
DAAD an der Bundesuniversität Rio
de Janeiro – UFRJ) und Herrn Oliver
Niels Völkel (DAAD-Sprachassistent an
der UFRJ) wurde der 2. Interinstitutionelle Weiterbildungskurs im Bereich
Germanistik – CINTEG organisiert,
dessen Thema „Die Weiße Rose:
Studentischer Widerstand im Dritten
Reich“ war.
Die Veranstaltung vereinte Studierende der drei großen Universitäten von
Rio de Janeiro (Universidade Federal
do Rio de Janeiro – UFRJ, Universidade Federal Fluminense – UFF und Universidade Estadual do Rio de Janeiro
– UERJ) an drei Terminen. Geschätzt
haben ca. 30 Studierende an jedem
Treffen teilgenommen.
Vor dem CINTEG wurde bereits am
13. März die erste Station der Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der
Widerstand von Studenten gegen Hitler. 1942 / 43“ an der UFF mit einem
Vortrag von Flora Bonatto, einem
Workshop und einer Diskussionsrunde abgeschlossen.
Am 24. März wurden Tafeln der Ausstellung präsentiert. Die Dozentinnen
der URFJ und zwei Mitglieder des
Übersetzungsteams des Buches von
Inge Scholl, Anna Carolina Schäfer und
Yasmin Cobaiachi Utida, haben eine
kreative Auseinandersetzung mit der
Geschichte der Weiße Rose mittels interaktiver Lernstationen ermöglicht.
Am 26. März wurde der Film „Sophie
Scholl – Die letzten Tage“, von Marc
Rothemund gezeigt und eine Debatte
über die Beziehung zwischen Medien
und Geschichte durchgeführt.
Studierende arbeiten an der
interaktiven Lernstation
Zum Schluss hat am 31. März ein
Übersetzungsworkshop stattgefunden. Mitglieder des Übersetzungsteams, Anna Carolina Schäfer, Janaína
Lopes Salgado und die Professorin
Juliana Pasquarelli Perez, erzählten
von ihrem Projekt und den Herausforderungen dieser Übersetzungsarbeit. Nach dem Vortrag hatten die
motivierten Studierenden aus Rio de
Janeiro die Gelegenheit, kurze Texte
mit der Unterstützung der Übersetzer
zu übersetzen.
35
8 DenkStätte Weiße Rose
München
Über 30.000 Personen besuchten
2014 die DenkStätte Weiße Rose am
Lichthof der Ludwig-MaximiliansUniversität – ein Zeichen, dass die
Bekanntheit der DenkStätte Weiße
Rose als Ort der Erinnerung und
des Nachdenkens über den Widerstand der Weiße Rose wächst. Zahlreiche Führungen und Beratungsgespräche wurden von Ursula Kaufmann und Uli Müller übernommen.
Gruppen aus USA, England, Italien
und Frankreich führten Stefania Zuber und Dr. Eva Hoegner.
Insgesamt zählten wir 560 Besuchergruppen, davon waren 63 %
Schulklassen von Gymnasien, Fachoberschulen sowie Mittel-, Berufs- und
Realschulen – 30 % von ihnen aus
Deutschland und 30 % aus München.
130 Schulklassen (36 %) kamen
aus dem Ausland, überwiegend aus
Italien, Frankreich und Großbritannien, entweder als Austauschschüler
Münchner Gymnasien, von deutschen
Auslandsschulen oder auf eigene Initiative. Aber auch Schüler aus Asien,
Afrika, Nord- und Südamerika und
dem Pazifik­inselstaat Neuseeland
besuchten die Ausstellung in der
DenkStätte Weiße Rose. Viele Studentengruppen kamen auf Vermittlung der
LMU, die meisten ausländischen Studierenden stammten aus den USA,
Italien, Russland und Japan.
Ein Besuch der DenkStätte Weiße
Rose ist fester Programmpunkt vieler
Einrichtungen und Institutionen: Dazu
gehören die Sanitätsakademie der
Bundeswehr, das Studentenwerk, der
Akademische Austauschdienst, die
Referate „Internationale Angelegenheiten“ und „Interne Weiterbildung“
der LMU, das Goethe-Institut sowie
diverse Sprachen- und Dolmetscherschulen, die AWO, die Münchner
Volkshochschule, Münchner Stadtrundfahrten und andere Reiseunternehmen. Auch dieses Jahr besuchten
uns wieder die Pfadfindergruppe
„Weiße Rose“ aus Dortmund, Schüler
der Japanischen Internationalen Schu-
le, die SchlauSchule, die Pfennigparade, das Förderzentrum München Nord
und Mitarbeiter des Tauschbuchladens
der Diakonie Hasenbergl. Wir danken
besonders der LMU für die gelungene Kooperation. An ihrem Projekt
„Unitag“, das sie zwei Mal im Jahr
für hochbegabte Schüler durchführt,
führten wir wieder durch die Ausstellung, ebenso an den Einführungstagen für neue Mitarbeiter der LMU.
Auf Studienreisen und mit entsprechend gezieltem Interesse besuchten
die DenkStätte u.a. Germanistikstudenten der Universität Rijeka, Teilnehmer des Programms „Crimes against
Humanity“ der Southern Utah University, David Limburg, Germanistikprofessor aus North Carolina mit seinen
Studenten sowie Teilnehmer einer
Friedensstudienreise aus Japan. Im
Dezember besuchten uns israelische
Lehramtsstudentinnen vom GordonCollege in Haifa, die an einem Seminar der Studiengesellschaft für Friedensforschung München teilnahmen.
Nach einem Vortrag zur Weißen Rose
diskutierten sie zwei Stunden mit Dr.
Hildegard Kronawitter zu Fragen der
Geschichte und Gegenwart.
Auf Einladung des Maximilian-KolbeWerkes waren 2014 in München erneut Holocaust-Überlebende zu Gast.
Seit 1973 unterstützt das Max-KolbeWerk ehemalige KZ- und Ghetto-Häftlinge und deren Angehörige in Polen,
Mittel- und Osteuropa, u.a. ermö­glicht
Holocaust-Überlebende aus
der Ukraine im Gespräch mit
Ursula Kaufmann
36
es ihnen Reisen nach Bayern. In
diesem Jahr besuchte am 23. September eine Gruppe aus der Ukraine
die DenkStätte Weiße Rose. Die
jüdischen Überlebenden zeigten sich
sehr beeindruckt von der Entschiedenheit und Kompromisslosigkeit, mit
der sich die jungen Studenten damals
gegen das NS-Regime stellten. Zum
ersten Mal erfuhren sie, dass die
Weiße Rose im II. Flugblatt im Sommer 1942 gegen die Ermordung der
Juden in Polen protestierte und als
„das fürchterlichste Verbrechen an der
Würde des Menschen“ verurteilte.
Die Überlebenden, heute zwischen
80 und 90 Jahre alt, waren in ihrer
Kindheit und Jugend in Ghettos oder
KZs inhaftiert. Einige überlebten im
Versteck. So wurde Vasil Novak in die
KZs Mauthausen, Buchenwald und
Dachau verschleppt, wo er mit 21 Jahren befreit wurde. Viele der osteuropäischen Überlebenden sind heute
noch ärmlichen Lebensbedingungen
ausgesetzt: Er habe nie so viel zu Essen gehabt, wie auf der jetzigen Reise
nach Deutschland, meinte Novak.
Auch der Präsident der Allukrainischen
Assoziation der Jüdischen KZ- und
Ghettoüberlebenden, Borys Zabarko
ist unter den ukrainischen Gästen. Als
Historiker hat er mehr als 200 Bücher
und Artikel verfasst, darunter das
Buch „Nur wir haben überlebt“, in dem
er – selbst Überlebender des Ghettos
Schargorod – Berichte aus Ghettos in
der Ukraine veröffentlicht.
In der am 19. Oktober wie immer gut
besuchten „Langen Nacht der Münchner Museen“ gab das Theater Eukitea
zwei eindrucksvolle Aufführungen von
„Sophie Scholl – Innere Bilder“ mit
Sandra Pagani als Hauptdarstellerin.
Auf Grund der großen Nachfrage
führte Ulrich Müller fünf große Gruppen durch die Ausstellung und erläuterte die Denkmäler im Lichthof.
Sophie Scholl-Darstellerin Sandra Pagani
Der deutsch- und englischsprachige
Audioguide, mit dem ein eigenständiger Rundgang durch die Ausstellung
möglich ist, liegt demnächst auch in
Italienisch vor. Um größere Gruppen
ohne akustische Schwierigkeiten
durch die Ausstellung zu führen, gibt
es nun einen Tourguide. Wir danken
der LMU, besonders dem Referat II.6
für Personalentwicklung, Interne Weiterbildung, das diese Anschaffung zu
einem erheblichen Teil mitfinanzierte.
Großer Dank geht auch an Michael
Strauch von der Hausverwaltung der
LMU und seine Mitarbeiter, ebenso
an die Hörsaaltechnik und an die
Hausmeisterei.
37
Dank an die Ehrenamtlichen
Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ermöglicht
Montag bis Samstag die Öffnung der
DenkStätte Weiße Rose. Regelmäßig
und sehr verlässlich übernehmen
die Damen und Herren wöchentlich
jeweils einen halben Tag Dienst. Flexibel decken sie auch Urlaubs- und
Krankheitstage ab. ­Barbara Keim und
Brigitte Schmid übernehmen zusätzlich Kassenführung bzw. Besucherstatistik.
Selbst im Wirrwarr von munteren
Schülergruppen behalten unsere
Ehrenamtlichen stets den Überblick
und einen kühlen Kopf. Sie geben
bereitwillig Auskunft, beaufsichtigen
diskret den Raum und kümmern sich
um die Präsenzbibliothek. Ihren Einsatz organisiert Christa Nickisch. Es
ist eine Freude wahrzunehmen, wie
sich unsere Ehrenamtlichen mit der
Erinnerungs- und Vermittlungsaufgabe
der Weiße Rose Stiftung e.V. identifizieren und wie sie selbst zu kundigen,
einsatzbereiten Mitstreitern geworden
sind, wie nachstehende Zitate belegen.
Im Namen meiner Vorstandskollegen
und unserer angestellten Mitarbeiterinnen, vor allem auch persönlich danke ich sehr herzlich dem freiwillig und
unentgeltlich arbeitenden DenkStätten-Team Alfons Balthesen, Susanne
Bergmann, Irene von Denffer, Gerda
Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren
Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll,
Christa Nickisch, C
­ arolin Pflüger, Horst
Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte
­Schmid und Dr. Gotthilf Walz.
Dr. Hildegard Kronawitter
Drei Ehrenamtliche, die seit mehr als
zehn Jahren Dienst leisten, zu ihrer
Motivation:
„Mehr als zehn Jahre bin ich nun
dabei und schätze noch immer die
Gespräche mit Besuchern, die sich
meistens sehr interessiert in der
DenkStätte einfinden. Für mich bedeuten diese Gespräche oft eine
Bereicherung und Anregung, dieses
Thema nicht in Vergessenheit geraten
zu lassen und auch und vor allem an
junge Menschen weiterzugeben.“
„Mit meiner ehrenamtlichen Arbeit
in der DenkStätte Weiße Rose möchte ich dazu beitragen, die wichtige
Bedeutung des Widerstands sowie
die Erinnerung daran zahlreichen
Besuchern aus aller Welt aktiv zu
vermitteln. Viele Begegnungen und
Gespräche mit internationalen Schülern und Studenten bereichern meine
Arbeit und mein persönliches Wissen
über Land und Leute.“
„Nach einem interessanten Berufsleben ist mir der Kontakt mit Menschen
und eine sinnvolle Aufgabe sehr wichtig. Beides fand ich im Ehrenamt wieder und bin manchmal erstaunt, wie
viel positive Energie hier zurückfließt.
Die Bandbreite der Besucher erstreckt
sich von ganz jung bis ins hohe Alter
und quer durch alle Berufsschichten.
Zudem kommen sehr viele ausländische Gäste, man kann fast sagen,
aus der ganzen Welt. Immer wieder
ergeben sich interessante Gespräche,
das gibt Freude und Ansporn auch
weiterhin ehrenamtlich tätig zu sein.“
38
9 DenkStätte Weiße Rose Ulm
„wir wollten das andere“ – Jugendliche in Ulm
1933 bis 1945 – so lautet die Ausstellung in der
DenkStätte Weiße Rose, die im EinsteinHaus der
Ulmer Volkshochschule am 19. April 2000 eröffnet wurde. Zu Wort kommen Jugendliche, die
sich während der NS-Zeit in Ulm dem Zugriff der
Nationalsozialisten entzogen oder Widerstand
leisteten wie Franz J. Müller und Hans Hirzel. Die
DenkStätte Weiße Rose Ulm wurde von der Weiße
Rose Stiftung e.V. in Kooperation mit der Ulmer
Volkshochschule und der Stadt Ulm eingerichtet.
2014 wurden 29 Führungen mit 843 Personen durchgeführt. Neben Gruppen aus Ulm/Neu-Ulm und der
Schwäbischen Alb kamen Gruppen aus Crailsheim,
Sigmaringen, Kempten, Mannheim, Salzburg, der
Schweiz, Frankreich, Großbritannien und Australien sowie eine Gruppe des Landesposaunentags.
Aufgrund von Projektarbeiten und Referaten als
Leistungsnachweise an Schulen, blieb die Anzahl an
Führungen, die Schüler selbst über die Weiße Rose
hielten, auf hohem Niveau konstant. Damit blieb
auch der Betreuungsaufwand für SchülerInnen an
der Ulmer DenkStätte Weiße Rose relativ hoch. Die
Anzahl der Einzelpersonen, die im Foyer der Ulmer
Volkshochschule unsere Ausstellung sahen, belief
sich auf ca. 15 Personen am Tag – bei 270 Tagen
dieses Jahr macht das über 4000 weitere BesucherInnen. Mit zahlreichen EinzelbesucherInnen entstanden Gespräche über Ulm während der Zeit des
Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit sowie
über die Opposition Jugendlicher in Ulm. Insgesamt
gehen wir von einer Gesamtbesucherzahl von ca.
6000 Personen aus. Viele SchülerInnen wurden bei
Haus- und Facharbeiten bzw. Schulreferaten unterstützt. Themen waren hier v. a. Ulmer Lokalgeschichte im Dritten Reich und die Weiße Rose.
Die Ulmer DenkStätte führte das, von der Landeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt
„Was kann ich heute tun“, mit Schülern und Flüchtlingen aus Langenau und Elchingen durch. Dabei ging
es darum, deutsche Schüler mit Flüchtlingen aus
Sammelunterkünften in der Region zusammenzubringen und gemeinsam Ideen für die Verbesserung
ihrer Situation zu erarbeiten. Am ersten Projekttag
gab es zunächst eine Einführung zum Thema „Politische Flüchtlinge“ von Lehrer Wilmar Jakober und
dem Projektbetreuer und Filmemacher Mark Klawikowski. Anschließend wurden im Unterricht Fragen
zum Thema diskutiert, das Programm der Projektwo-
DenkStätte in Ulm
39
che vorgestellt und vorbereitet. Mark Klawikowski erläuterte, wie er das Projekt mit der Kamera begleiten
wird, um die entstehende Filmdokumentation auch
anderen Schulklassen zur Verfügung zu stellen und
die Erfahrungen weitergeben zu können. Anschließend wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich
mit Themen wie „Jugendwiderstand und politische
Verfolgung im Nationalsozialismus“ oder „Menschenrechtsverletzungen in der Gegenwart – Wie
kann man sich in heutiger Zeit für Menschenrechte
engagieren?“ beschäftigten.
Beim Besuch der Ulmer DenkStätte Weiße Rose am
zweiten Projekttag bekamen die Schüler eine Führung von Dr. Andreas Lörcher mit dem Schwerpunkt
„Politischer Jugendwiderstand und politische Verfolgung im Nationalsozialismus“. Anschließend wurden
Fragen der Schüler diskutiert und erläutert, welche
Rolle die Verfolgung während des Nationalsozialismus bei der Ausgestaltung der aktuellen Asylgesetzgebung in Deutschland gespielt hat und wie sich die
historische Erfahrung aus dieser Zeit auf die Wahrnehmung von politischer Verfolgung heute auswirkt.
Die Museumspädagogin Anette Lein führte die Gruppe im Anschluss durch das Dokumentationszentrum
Oberer Kuhberg zum Thema „Politische Verfolgung
und Menschenrechtsverletzung im Nationalsozialismus“. Anschließend wurde darüber diskutiert, welche
Verantwortung für politische Flüchtlinge sich aus der
eigenen Geschichte ergibt.
Am dritten Projekttag wurde das Büro von Amnesty
International Ulm besucht. Dort erklärte der Leiter,
was Amnesty International allgemein und die Ulmer
Gruppe im Speziellen bezüglich politischer Flüchtlinge unternehmen. Es wurden Ideen und Anregungen in den Projektgruppen diskutiert und teilweise von den Schülern übernommen.
Beim Besuch des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm beschrieb Manfred Markowitzki seine Tätigkeit und erläuterte die Situation der Menschen, die
dort betreut werden. Anschließend wurde über Möglichkeiten gesprochen, Hilfe für Folteropfer zu leisten. Im Asylbewerberheim in Elchingen trafen sich
die Schüler am vierten Projekttag mit zwei syrischen
Flüchtlingsfamilien und einem Kind, das ohne seine
Familie aus Syrien geflohen war. Damit ein Gespräch
zustande kommen konnte, übersetzte der zweisprachige syrische Flüchtling Ramadan Ali. Er und die syrischen Flüchtlinge berichteten über ihre Flucht, ihre
derzeitige Situation und ihren Alltag. Gemeinsam
wurde überlegt, wie die Situation der Flüchtlinge zukünftig noch verbessert werden könnte.
Am letzten Projekttag trafen sich die Schüler mit
Familien aus Serbien, die im Asylbewerberheim
Langenau untergebracht sind. Auch hier berichteten
die Asylbewerber über ihre Flucht, ihre derzeitige
Situation und ihren Alltag. Anschließend wurde das
Asylbewerberheim besichtigt und über die Lebensumstände in der Sammelunterkunft gesprochen.
Der für das Asylbewerberheim zuständige Sozialpädagoge Walter Sippel sowie sein Vorgesetzter Erwin
Bolach vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises
begleiteten das Treffen und beschrieben Ihre Rolle
bezüglich der Unterbringung und Versorgung von
Flüchtlingen. Abschließend wurde die Ausgangsfragestellung: „Was kann ich heute tun?“ aufgegriffen
und über verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Als
wichtigstes Resümee des Projekts wurde festgehal40
ten, dass der persönliche Kontakt zu
den Flüchtlingen sowie gemeinsame
Freizeitaktivitäten am besten helfen,
den eintönigen Alltag der Flüchtlinge
zu durchbrechen. Dadurch könnten
auch Missverständnisse und Konflikte
abgebaut und aus einem „Nebeneinander“ ein „Miteinander“ werden.
Eine weitere Aktivität der Ulmer
DenkStätte war die Initiative für eine
Gedenktafel am Hinrichtungsort eines
französischen Zwangsarbeiters in
der Gemeinde Langenau bei Ulm.
Die Ulmer DenkStätte Weiße Rose
hatte schon im Januar 2011 mit einer
Gedenkveranstaltung für den im April
1945 von der SS ermordeten Francis
Bioret eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem unbequemen
Thema der Ortsgeschichte angeregt.
Daraufhin bildete sich in Langenau mit
Unterstützung u.a. der evangelischen
Kirchengemeinde Langenau eine Bürgerinitiative, die sich für die Gedenktafel am Hinrichtungsort einsetzte.
Nach der Zustimmung des Gemeinderats wurde die durch Spenden von
Langenauer Bürgern finanzierte Gedenkplatte im April 2013 im Rahmen
einer feierlichen Gedenkveranstaltung
aufgestellt. Dieses Engagement wurde im November 2014 mit dem Preis
»Aktiv für Demokratie und Toleranz«
des BfDT ausgezeichnet.
Dr. Andreas Lörcher
41
10 Historisch-pädagogische Projekte
Vergessener Widerstand
Am 24. Januar 2014 wurde der letzte Teil der
Ausstellungsserie „Vergessener Widerstand in
Markt Schwaben und Umgebung“ im Franz-MarcGymnasium Markt Schwaben eröffnet. Aus diesem Anlass zeigte die Schule eine abschließende
Gesamtschau der Ausstellungsserie, die mit Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit und mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Weiße Rose Stiftung
e.V. realisiert werden konnte.
Über ein Jahr haben die AbiturientInnen unter Anleitung ihres Geschichtslehrers OStR Heinrich Mayer in
Archiven recherchiert und nach Zeitzeugen gesucht.
Mit der Pensionierung ihres Lehrers fand dieses
Ausstellungsprojekt nun vorläufig seinen Abschluss.
Aus diesem Anlass wurden nochmals alle 40 Ausstellungstafeln, das Ergebnis einer über 10-jährigen
Arbeit mit Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums,
präsentiert. Die Ausstellungsserie wurde bis zum
Schuljahresende gezeigt.
Schüler am Abend der
Eröffnung vor ihren Tafeln
Zahlreiche Schüler und Kollegen erlebten die
eindrucksvolle Eröffnung des sechsten Teils des
Projekts „Vergessener Widerstand“ am Franz-MarcGymnasium. OStD Gerhard Dittmann begrüßte
die Gäste unter ihnen auch Kinder und Enkel jener
Menschen, deren tapfere Haltung gegenüber dem
NS-Staat im neuen Ausstellungsprojekt gewürdigt
wird. Der Schulleiter lobte die Schüler für ihre Arbeit
und betonte die Wichtigkeit dieses Langzeitprojekts
auch für die Profilbildung der Schule. Durch das Projekt hätten sich die Schüler Methodenkompetenz
erworben und die Möglichkeit, in der Begegnung mit
Zeitzeugen Geschichte hautnah zu erleben. Die Geschichte des Nationalsozialismus wäre so greifbarer,
widerständiges Handeln und Denken im Einzelfall
mit allen seinen Widersprüchen nachvollziehbarer
geworden. OStD Gerhard Dittmann dankte OStR
Heinrich Mayer für seine Leistung als „Spiritus Rector“. Seine Intitiative und sein Einsatz hätten diese
Projekte erst möglich gemacht. Auch Dr. Hildegard
Kronawitter bedankte sich bei Heinrich Mayer und
Gerhard Dittmann für die langjährige erfolgreiche
Zusammenarbeit und hob die beispielgebende Projektarbeit hervor.
Im letzten Teil der Ausstellungsserie werden Einzelschicksale von Verfolgten erzählt, darunter einige
Kommunisten wie zum Beispiel Ludwig Büttner.
1907 bei Schweinfurt geboren, kommt er nach sei42
Angehörige von Ludwig
Büttner im Gespräch mit
einem Schüler
ner Schulzeit nach Niederding, Kreis
Erding. 1932 wird er Mitglied der KPD
und im Dezember 1933 inhaftiert. Der
Vorwurf: Diebstahl von einem Sack
Weizen. Das Urteil: Mehrere Monate
Dachau. 1939 wird er erneut wegen
angeblicher Beleidigung des „Führers“ in Schutzhaft genommen. Oder
die Geschichte von Josef Schön, er ist
schon früh Anhänger eines kommunistischen Jugendverbandes. Wegen
Abhörens feindlicher Sender bekommt er 1939 vier Jahre Zuchthaus.
Englische Truppen befreien ihn am 1.
Mai 1945 im KZ Bergen-Belsen.
derful, wonderful experience. I am
very greatful to share this experience
with todays youth of Germany and it
has been nothing but a healing process and I am only praying and hoping
that this feeling will never leave me
and it will be with me for my dying
days.“
Auf der Homepage des Franz-MarcGymnasiums können alle sieben Ausstellungen aufgerufen werden:
http://franz-marc-gymnasium.info/
homepage/projekte/ak-politik/
Die Einzelausstellungen wurden in
vielen Gemeinden und Schulen gezeigt und sind auch künftig über OStR
Heinrich Mayer, der das Projekt ehrenamtlich weiter betreut, ausleihbar.
Die vom Bayerischen Fernsehen
produzierten Dokumentarfilme „Der
Mühldorfer Todeszug“ und „Endstation Seeshaupt“ machten das umfangreiche Projekt „Vergessener Widerstand“ 2011 einer überregionalen
Öffentlichkeit bekannt. Die Schüler
recherchierten damals zum „Todeszug“, in dem in den letzten Tagen vor
Kriegsende im April 1945 über 3.600
KZ-Häftlinge aus KZ-Aussenkommandos evakuiert werden. Laszlo „Leslie“
Schwartz war damals 14 Jahre alt und
wohl der jüngste Gefangene auf diesem Todeszug. Jahrzehnte lang hat er
über die Geschehnisse dieser Odyssee durch Oberbayern geschwiegen.
Erst durch die Begegnung mit den
Schülern des Franz-Marc-Gymnasiums
in Markt Schwaben brach er sein
Schweigen. Der Film dokumentiert,
wie sechs Jugendliche des „Arbeitskreises Politik und Zeitgeschichte“
gemeinsam mit Leslie nochmals die
verschiedenen Stationen des „Todeszugs“ aufsuchen. Am Ende dieser
Zeitreise in die Vergangenheit steht
für Leslie Schwartz, der heute in den
USA und Deutschland lebt, das Verzeihen, das Vergeben: „Markt Schwaben
was really the beginning of my won-
„Eine besondere Ehrung erfuhr die
Schule diesmal durch den überraschenden Besuch von Frau Cantoni,
Tochter von Luc Cantoni, einem überlebenden KZ-Häftling aus Marseille.
Sie bedankte sich für die Einladung
und überbrachte die Grüße ihres
Vaters. In ihrer kurzen Rede verlieh
sie ihrer Freude Ausdruck, dass der
Lebens­retter ihres Vaters, Josef
Schön in der Ausstellung gewürdigt
werde. Sie lobte die Schülerarbeiten
und betonte die Bedeutung der Erinnerung an die Opfer von NS-Verbrechen. Den Schülern überreichte sie
die Erinnerungen ihres Vaters an die
KZ-Haft in Deutschland. Die folgende
eindrucksvolle szenische Lesung
43
Frau Cantoni im Gespräch
mit Thomas Benzinger
des P-Seminars, erarbeitet von StD Gerhard Böhm,
thematisierte Schicksale von Menschen, die wegen
ihrer kritischen Haltung oder ihrer Hilfe für Verfolgte
selbst Opfer von Verfolgung und Polizeiwillkür im NSStaat geworden waren.
Die Ausstellung „Der Todeszug Mühldorf-PoingSeeshaupt-Tutzing“ in der Mittelschule Erding stieß
in Verbindung mit einem von mir vorbereiteten Zeitzeugengespräch mit Leslie Schwartz auf starkes Interesse unter den Schülern. Großes Interesse an der
Ausstellung und an den Recherchen zum Todeszug
zeigte auch der amerikanische Historiker Jim Deem
aus Tucson, Arizona. Dabei konzentrierte er sich besonders auf den ehemaligen KZ-Häftling und Überlebenden des Todestransports Ernest Landau. Dem
Ausstellungsheft 3 entnahm er wertwolle Hinweise
für seine Recherchen entlang der Bahnstrecke Mühldorf-Poing-München-Bichl-Seeshaupt, bei denen ich
ihn begleitete.“
Heinrich Mayer
Für die Weiße Rose Stiftung e.V. hat Ursula Kaufmann M.A. das Projekt „Vergessener Widerstand“
inhaltlich und redaktionell betreut.
OStR Heinrich Mayer bedankt
sich bei seinen Schülern
44
Kooperation mit dem Theater Eukitea
Im Herbst 2013 startete unser Kooperationsprojekt mit dem freien Theater Eukitea mit der Aufführung von „Sophie Scholl – Innere Bilder“ im
Lichthof der LMU. Seitdem bietet Eukitea bayerischen Schulen die Aufführung des Theaterstücks
mit gleichzeitiger Präsentation unserer Wanderausstellung „Die Weiße Rose“ an und präsentiert
damit eine bemerkenswerte, künstlerische Bearbeitung eines historischen Stoffes. 2014 wurden
die Theateraufführungen vom Bayerischen Kulturfonds unterstützt und an 13 Schulen realisiert.
Die Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand
von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ ist
eine ideale Ergänzung zu „Sophie Scholl – Innere
Bilder“. Das Einpersonenstück ist eine berührende
Collage aus Tagebucheinträgen und Briefen von
Sophie Scholl. In starken Bildern und mitreißenden,
poetischen Texten zeigt die Inszenierung mit der
Schauspielerin Sandra Pagany das Leben dieser
„ganz normalen“ jungen Frau, die durch ihren Mut
und ihre Sehnsucht nach Freiheit und Sinn zur herausragenden Gestalt wurde. Die Aufführung wirft
Fragen nach den freundschaftlichen Verbindungen
innerhalb der Weißen Rose und ihren gemeinsamen
Widerstandsaktionen auf, die anhand der Ausstellung vertieft und beantwortet werden können.
Regisseur Stephan Eckl: „Es ist EUKITEA ein tiefes
Anliegen, diese charismatische Gestalt für junge
Menschen unserer Zeit sichtbar und nacherlebbar zu
machen. Um aus dieser Erinnerung neuen Schwung
und Motivation für die eigene Lebensgestaltung
zu erlangen. Sich einzusetzen für Offenheit und
menschliches Miteinander und die Augen zu öffnen für das Wunderbare dieser Welt.“ Das Theater
EUKITEA ist ein freies, professionelles Theater mit
Sitz und Theaterhaus in Diedorf bei Augsburg sowie
einem Projektbüro in Berlin.
Die Weiße Rose Stiftung e.V. schätzt die Zusammenarbeit mit dem Theaterhaue EUKITEA ganz besonders, lässt sich doch damit die Erinnerung an die
Widerstandsgruppe Weiße Rose an viele bayerische
Schulen herantragen.
Die Schauspielerin Sandra Pagany mit den Regisseuren
Claudio Raimondo (li.) und Stephan Eckl (re.)
45
Stimmen zur Aufführung:
„Die Reaktionen waren durchwegs
positiv – bei Lehrern, Eltern und Presse. Inhalt und Qualität der Darbietung
wurden über alle Maßen gelobt. Bei
den Schülern gab es überwiegend
­positive Reaktionen, allerdings mussten Hintergrundinformationen gegeben und nachgeliefert werden, um
die komplexeren Zusammenhänge
zu verstehen. Die Wanderausstellung
gab eine gute Möglichkeit, die Widerstandsbewegung, die damaligen Verhältnisse darzustellen und auch eine
Betroffenheit zu erzeugen.“
Geschwister-Scholl-Mittelschule
Aichach
„Es gab viel Lob für die herausragende schauspielerische Leistung.
Trotz dem Fakt, dass es ein Ein-Personen-Stück ist, ist es sehr bewegend
gestaltet und motiviert zu weiteren
Recherchen.“
Berufliche Oberschule Ingolstadt
„Durchweg waren die Zuschauer und
Lehrkräfte begeistert, auch vielen
Schülern war es möglich einen Zugang zu dem Stück und der Thematik
aufzubauen.“
Theodor-Heuss-Gymnasium
Nördlingen
Sophie Scholl-Darstellerin
Sandra Pagani
46
Lehrerfortbildungstag
Die diesjährige Lehrerfortbildung fand am 15. Oktober wiederum in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit statt. Besonders sei Herrn Werner Karg,
stellvertr. Leiter der Landeszentrale, gedankt, der
das Programm der Fortbildung zusammen mit Dr.
Hildegard Kronawitter entwickelte. Übergreifende
Fragestellung für Referate und Diskussionen war
„Sind wir, wie wir heißen? – Schulnamen und
ihre Bedeutung für Schulprofil und Schulalltag“.
Laura Treml, Studentin am Institut für Bayerische
Geschichte, gab einen historischen Abriss über
Schulbenennungen nach der Weißen Rose in Bayern.
Die Darlegung basierte auf ihrer Zulassungsarbeit
am Institut für Bayerische Geschichte: 2010 – wie
sie berichtete – hätten in Deutschland ca. 200 Schulen den Namen eines Mitglieds der Weißen Rose
getragen, mit 187 die meisten den der Geschwister
Scholl. Die Verteilung auf die einzelnen Bundesländer sei dabei sehr unterschiedlich, in Bayern sind
es bis heute 16 Schulen. Federführend wären bei
den frühen Namensgebungsprozessen Städte und
Gemeinden gewesen. Zu den Motiven der Namensgebungen würden häufig biographische Bezüge der
Namensgeber zum Schulort zählen. In einigen Fällen
sei wie z.B. in Nürnberg mit der Schulbenennung ein
bewusster Kontrapunkt zu einem Täterort gesetzt
worden. In den Begründungen stünde die Würdigung
des vorbildhaften Verhaltens der Mitglieder der Weißen Rose im Mittelpunkt. Seit den 1980er Jahren
sei die Motivation für die Namensgebung wesentlich
geprägt gewesen von dem Wunsch, mit dem Schulnamen ein Zeichen für eine akzentuierte Werteerziehung zu setzen.
In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass die Benennung der Schulen die politisch
und parteipolitisch geprägte Rezeption der Weißen
Rose in der Bundesrepublik widerspiegelt.
Als zweiter Referent berichtete Dr. Gregor Pelger,
bis zum Schuljahr 2013/2014 Lehrer am Kurt-HuberGymnasium in Gräfelfing (KHG) und jetzt Mitarbeiter
im Kultusministerium, gemeinsam mit Dr. Marianne
Ott-Meinberg über die „Formulierung neuer Leitziele
bezogen auf den Namensgeber der Schule“, die nach
einem Evaluierungsverfahren eine von drei getroffenen Zielvereinbarungen für die Schulentwicklung
am KHG ist. „Sind wir, wie wir heißen?“, diese Frage
stehe auch im aktuellen Schulentwicklungsprojekt
des KHG im Mittelpunkt. Viele Jahre von Zeitzeugen
mitgetragen, habe die Erinnerungsarbeit am KHG
in Zukunft andere Wege zu gehen. Angesichts des
Risikos, dass das Interesse der Schüler und Lehrer
am Namensgeber abnähme, rücke die Frage „was
hat das mit mir zu tun?“ in den Vordergrund. Es gelte
nun, aus der Erinnerung an den Namensgeber und
seiner Würdigung Leitziele für das aktuelle pädagogische Programm der Schule abzuleiten.
Über den seltenen Fall eines „Umbenennungsprozesses einer Schule am Beispiel des früheren Wernher-von-Braun-Gymnasiums in Friedberg“ berichtete
Dr. Robert Sigel von der Bayerischen Landeszentrale
für Politische Bildung. Die problematische Rolle des
Physikers und Raketenbauers im Nationalsozialismus sei zum Zeitpunkt der Namensgebung in den
1960er Jahren in der Bundesrepublik noch weitgehend verdrängt worden. Erst in den 1990er Jahren
47
sah sich die Schule mit zunehmender öffentlicher
Kritik konfrontiert. Daraufhin habe sie zunächst
versucht, konstruktiv mit diesen Vorwürfen umzugehen und die kritische Auseinandersetzung mit dem
Namensgeber als pädagogische Herausforderung
verstanden. Eine anhaltende Diskussion veranlasste
die Schulleitung jedoch, sich 2013 an die Bayerische
Landeszentrale für politische Bildung zu wenden.
Diese moderierte die Auseinandersetzung und regte
eine Leitzieldiskussion an. Am Ende eines als sehr
mühsam beschriebenen Weges stand schließlich die
Namensänderung der Schule in „Gymnasium Friedberg“. Abschließend stellte Herr Dr. Sigel einen Kriterienkatalog vor, der vergleichbaren Fällen bei einer
Namensänderung zugrunde gelegt werden kann.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten die
Lehrkräfte Andrea Maria Moser und Franco Stelzer
vom Liceo Linguistico Sophie Magdalena Scholl in
Trient über den eben erfolgten Namensgebungsprozess an ihrer Schule. Das Liceo Linguistico, ein
neu erfolgter Zusammenschluss eines naturwissenschaftlich-neusprachlichen mit einem sozialwissenschaftlichen Gymnasium, habe einen neuen,
identitätsstiftenden Namen gesucht. Der Namensgeber sollte für die Überbrückung kultureller Grenzen
stehen und Denkanstöße geben. Den Ausschlag für
Sophie Scholl habe letztendlich ihr Einstehen für ihre
Ideale und ihre Zivilcourage gegeben, was vor allem
in der Schülerschaft überwältigende Zustimmung gefunden habe. Die Namensgebung wurde am 16. Mai
diesen Jahres mit einem großen Fest begangen,
das von verschiedenen Schülerprojekten zur Weißen
Rose begleitet war.
Die identitätsstiftende Funktion der Namensgebung
stand auch im Mittelpunkt der sich anschließenden
Diskussion. Wir geben einige Wortmeldungen dazu
wieder:
So berichtete Herr Wildoer, Schulleiter der Sophieund-Hans-Scholl-Schule Wiesbaden, vom dortigen
Namensgebungsprozess in den Jahren 2001/2.
Schon seit ihrer Gründung trug die integrierte Gesamtschule den Namen „Geschwister-Scholl-Schule“
genauso wie die benachbarte Grundschule. Um die
verwaltungsrechtlichen Probleme dieser Namens-
48
gleichheit zu umgehen, habe man den
Doppelnamen gewählt. Die Umbenennung sei bei Schülern, Eltern und
Lehrern zwar unumstritten gewesen,
führte aber zu keiner intensiveren
Auseinandersetzung mit den Namensgebern.
Christian Schleicher von der SophieScholl-Schule Oberjoch (Allgäu)
schilderte die große Bedeutung des
Schulnamens für Identität und Zusammenhalt an seiner Schule. Der
Großteil der Schüler halte sich an der
Schule, die dem Alpenklinikum Santa
Maria, einer Reha-Klinik für Kinder und
Jugendliche, angegliedert ist, wegen
einer Erkrankung auf. Unter diesen
besonderen Umständen einer sehr
heterogenen und häufig wechselnden
Schülerschaft spiele die identitätsstiftende Wirkung der Namensträgerin
eine besondere Rolle. Sichtbar wäre
das auch am „Dokumentationsraum“,
einer kleinen zentralen Gedenkstätte
der Schule, wo u.a. das Faksimile
eines Briefes von Elisabeth Hartnagel
an Sophie Scholl ausgestellt sei.
Andrea Winter vom Christoph-ProbstGymnasium Gilching habe zu Beginn
ihrer Tätigkeit bereits eine lebendige
Erinnerungskultur vorgefunden. Alle
neuen Schüler bekämen am ersten
Schultag weiße Rosen überreicht. Am
Todestag von Christoph Probst fände
in jeder Klasse eine Gedenkstunde
statt, unabhängig vom jeweiligen
Fach. Im Mittelpunkt des Gedenkens
stünden die Motive des Widerstands,
die auch einen Bezug zu aktuellen
gesellschaftlichen Problemen wie
Rechtsradikalismus herstellen ließen.
Die städtische Berufsschule für Großhandels- und Automobilkaufleute in
München befände sich derzeit noch
im Prozess einer Namensgebung, so
Manfred Kerber, stellv. Schulleiter. Er
zeigte Sympathie für Walter Klingenbeck, der 1943 in München im Alter
von 19 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet worden war. Als Namensträger stünde Klingenbeck den
Schülern durch Alter und Ausbildung
besonders nahe. Da die Schule in
der Nähe des Königsplatzes liegt, der
historisch vorbelastet sei, könnte die
Benennung nach einem Widerstandskämpfer ein starkes Zeichen setzen.
Gertrud Sauer-Dietl, Schulleiterin des
städtischen Willi-Graf-Gymnasiums
in München, gab zu bedenken, dass
der Schulname im Alltag auch zum
Korsett werden könne, wenn sich zu
hohe oder falsche Erwartungen daran
knüpften. Dennoch hob sie auch für
ihre Schule eine positive Integrationskraft des Schulnamens hervor. Diese
zeige sich an einem jährlich vergebenen Schulpreis des Elternbeirats
oder im positiven Umgang der Schüler mit ihrem Namensträger („unser
­Willi“).
Kathrin Essick bedauerte, dass eine
engere Identifizierung mit Hans
­Leipelt an der Hans-Leipelt-Schule
­Donauwörth schwierig sei, da die dortige Ausbildung der Schüler nur drei
Jahre dauert. Auch im Geschichtsunterricht sei es trotz vielfältiger Bemühungen nicht einfach, den Widerstand
von Hans Leipelt und der Weißen
Rose eingehender zu behandeln, da
der Lehrplan für Geschichte erst nach
1945 beginne. Von Schülern sei für
Schüler ein Flyer erstellt worden, der
Leipelts Lebensgeschichte auf verständliche und für Jugendliche ansprechende Weise vorstellt. Hans Leipelts
Schicksal sei auf besondere Weise mit
Donauwörth verbunden, da hier der
Prozess gegen ihn stattfand.
Ursula von Busse von der ChristophProbst-Realschule in Neu-Ulm berichtete, dass die Namensgebung an
ihrer Schule von der Familie Probst
angestoßen worden sei und in der
Schulfamilie auf große Zustimmung
gestoßen wäre. Dem Namensträger
sei in der Schule eine kleine Ausstellung gewidmet, auch im Schulalltag
sei Christoph Probst immer wieder
durch verschiedene Projekte präsent.
So würden in Zusammenarbeit mit
der VHS Neu-Ulm Schüler zu Tutoren
ausgebildet werden, die jüngere Schüler an Gedenkorte der Stadt führen.
Als jüngstes Projekt sei eine Aufführung des Theaters EUKITEA an der
Schule zu sehen gewesen, mit dem
auch die Weiße Rose Stiftung e.V. zusammenarbeite.
Abschließend hob Dr. Hildegard
­Kronawitter das besondere Anliegen
der Weiße Rose Stiftung e.V. hervor,
in der historisch-pädagogischen Arbeit mit Schulen zu kooperieren. Sie
seien ein wichtiger Partner, wenn es
darum ginge, die Erinnerung an die
Weiße Rose wachzuhalten. Auch diese Fortbildung habe bewiesen, dass
die Weiße Rose Stiftung e.V. und die
Namens­trägerschulen einen gemeinsamen Auftrag hätten.
49
11Veranstaltungen
Der Blinde Fleck – ein Film von Daniel Harrich und
Ulrich Chaussy
Vor dem offiziellen Kinostart am 23. Januar 2014
zeigte das Kino Münchner Freiheit den Spielfilm
„Der blinde Fleck“ in einer Extravorstellung.
Im Anschluss diskutierten der Journalist Ulrich
­Chaussy, der Regisseur Daniel Harrich und Anna
Bräsel von der regionalen Beratungsstelle des
Bayerischen Jugendrings gegen Rechtsextremismus für Oberbayern und Schwaben mit dem
Publikum.
Die Veranstaltung erfolgte in Kooperation mit dem
Bayerischen Jugendring / Rechtsberatungsstelle und
dem KulturForum der SPD München. Der Film wird
vom „Bayerischen Bündnis für Toleranz, Demokratie
und Menschenrechte schützen“, bei dem die Weiße
Rose Stiftung e.V. Mitglied ist, empfohlen.
Am 26. September 1980 starben bei einem Attentat
auf das Münchner Oktoberfest dreizehn Menschen,
über 200 wurden verletzt. Der Journalist Ulrich
Chaussy setzte sich dafür ein, die rechtsextremen
Hintergründe des Attentats aufzuklären. 1983 verfasste er einen Radiobericht, in dem er auf die Zweifel eines Opferanwalts hinweist. Bei dem Anwalt
hätten sich Zeugen gemeldet, die der Polizei erzählten: der Täter sei nicht alleine in München gewesen
und wahrscheinlich auch kein Einzeltäter gewesen.
In den geheimen Ermittlungsakten, die Chaussy von
Informanten nach seinem Radiobericht zugespielt
wurden, bestätigte sich diese These. Chaussy berichtete darüber, im Radio und in einem Buch, das 1985
erschien und in einer überarbeiteten Neuauflage im
Januar 2014. Es ist die Grundlage für das Politdrama
„Der blinde Fleck: Das Oktoberfestattentat“, in dem
Benno Fürmann als Ulrich Chaussy nach der Wahrheit sucht und dort genau hinsieht, wo die Ermittler
damals wegschauten.
Durch die NSU-Prozesse haben die Hintergründe
des Oktoberfestattentats eine neue Aktualität bekommen. Weitere Zeugen sind aufgetaucht, deren
Aussagen die Einzeltäterthese widerlegen. Die Ermittlungen werden wieder aufgenommen.
Ulrich Chaussy ist Mitglied der Weiße
Rose Stiftung e.V. Seit vielen Jahren
recherchiert und veröffentlicht er
auch über die Widerstandsgruppe
Weiße Rose. Zuletzt erschien im
Fischer Verlag zusammen mit Gerd
R. Ueberschär „Es lebe die Freiheit!
Die Geschichte der Weißen Rose und
ihrer Mitglieder in Dokumenten und
Berichten“.
50
Weiße Rose Orgelkonzert zum
18. Februar 1943
Am 18. Februar 2014 erklang die
Weiße Rose ­Orgel im Lichthof
der LMU in Erinnerung an den
Widerstand der Weißen Rose. Der
Münchner Dom­organist Hans Leitner weihte das Instrument ein, das
Jahrzehnte nicht gespielt und 2013
restauriert werden konnte. Michael
Stacheder, Theaterregisseur des
Jungen Schauspiel Ensemble München, las dazu aus Dokumenten der
Widerstandsgruppe. Eine Veranstaltung des Liegenschaftsdezernats der LMU und der Weiße Rose
Stiftung e.V. mit Unterstützung des
Uni Sommerfest e.V., des Zentrums
Seniorenstudium und des Departements Kunstwissenschaften.
Als klingendes Denkmal für die Widerstandskämpfer der Weißen Rose wurde im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität 1960 eine Orgel eingebaut. Das erste Gedenkkonzert für
die Weiße Rose fand am 23. Februar
1961 statt. Rektor Joseph Pascher,
der Initiator der Orgel, erläuterte in
seiner Rede damals die Idee des
Instruments: „Am 18. Februar 1943
war dieser festliche Hof Schauplatz
eines unvergesslichen Zeugnisses
und eines unüberhörbaren Aufrufs zur
Freiheit. Es war die Stimme der „Weißen Rose“, als die Geschwister Hans
und Sophie ihre Flugblätter warfen,
und es war die Stimme der Freiheit
überhaupt. Um diese Stimme ging
es, als der Plan entstand, dieser Halle
eine Orgel zu geben, die Königin der
Instrumente.“
Auf dem gut besuchten Gedenkkonzert spielte Hans Leitner Werke von
Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel, Wolfgang Amadeus Mozart,
Joseph Rheinberger, Jean Langlais
und Joseph Ahrens. Michael Stacheder las Auszüge aus den Verhörprotokollen von Hans Scholl, Sophie Scholl,
Alexander Schmorell und Willi Graf,
aus dem Entwurf des 7. Flugblatts von
Christoph Probst und aus der Verteidigungsrede von Kurt Huber vor dem
Volksgerichtshof.
Zum Gedenktag gab das Universitätsarchiv den 14. Band von LMUniversum mit dem Titel „Die Weisse-RoseOrgel der Ludwig-Maximilians-Universität. Dokumentation über Geschichte
und Gestalt“ heraus. Der Band ist in
der DenkStätte Weiße Rose erhältlich.
51
Josef Gieles.
Studentenbriefe 1939-1942
Am 21. Februar 2014 stellten wir
in der DenkStätte Weiße Rose am
Lichthof der LMU die Neuerscheinung mit dem Titel „Josef Gieles:
Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der
Weißen Rose“ vor, die Prof. Dr.
Heinrich Kanz, Schwager von Josef
Gieles, kommentiert herausgab.
Anschließend las Gerwita Hees,
Ensemblemitglied des Gärtnerplatztheaters, aus einer Auswahl der veröffentlichten Briefe. Prof. Wolfgang
Huber gab eine Einführung.
Bisher liegen von der Widerstandsgruppe Weiße Rose die Briefe der Geschwister Scholl, die Tagebucheinträge
und Briefe Willi Grafs, der Briefwechsel Sophie Scholls mit ihrem Freund
Fritz Hartnagel und die im Jahre 2011
veröffentlichten gesammelten Briefe
Alexander Schmorells und Christoph
Probsts vor. Erstmals wird nun eine
umfangreiche Briefsammlung eines
Angehörigen des weiteren Freundeskreises der Weißen Rose vorgelegt,
der selbst nicht an den Widerstandsaktionen beteiligt war. Nach einer
Einführung von Prof. Wolfgang Huber
zur Person Josef Gieles und der Bedeutung seiner Briefe stellte der Herausgeber Prof. Dr. Heinrich Kanz sein
Buch vor.
Der 1918 geborene Josef Gieles
stammte aus einer deutschnationalen, katholischen und dem
NS-Regime gegenüber ablehnend
eingestellten Familie aus dem hessischen Kleinauheim. Er studierte ab
Herbst 1939 in München Medizin. Als
leidenschaftlicher Musiker wurde er
schnell Mitglied des Münchner Bachchores, dem auch sein Offenbacher
Schulfreund Otmar Hammerstein und
später auch Hubert Furtwängler angehörten, die ebenfalls zum weiteren
Freundeskreis der Weißen Rose gehören. Ab Mai 1941 war Gieles Angehöriger der Studentenkompanie, wo er
Hans Scholl, Alexander Schmorell und
Willi Graf kennenlernte. Ende 1942
legte er sein Staatsexamen ab, im
Januar 1943 wurde er als Arzt an die
russische Front versetzt. Nach der Verhaftung der Geschwister Scholl fand
die Gestapo bei ihnen seine Adresse.
So wurden auch er und seine Post
durchsucht. Aber man konnte ihm
nichts nachweisen. Er schickte seinen
Eltern eine Warnung, die mit Hilfe
seiner Schwester die Briefe Josefs
in Blechdosen im Garten vergruben.
Josef Gieles fiel am 27. Januar 1945
im Alter von 26 Jahren als Oberarzt in
Guben an der Neiße.
52
Gerade im Zusammenhang mit der
Geschichte der Weißen Rose kommt
den insgesamt 191 Briefen aus seinen Münchner Studentenjahren eine
wichtige Bedeutung zu: Sie geben
einen authentischen Einblick in die
Lebensumstände und Gedankenwelt
der Medizinstudenten der Weißen
Rose. Gieles thematisiert nicht nur
die Verhältnisse und Stimmungen in
ihrer gemeinsamen Studentenkompanie, sondern auch das katholische
Milieu um den Hochlandkreis des
Publizisten Carl Muth, der besonders
auf Hans Scholl einen großen Einfluss
ausübte. Nicht zuletzt spricht Gieles
eine ganze Reihe von Kritikpunkten
am Nationalsozialismus an, die auch
Hans Scholl und Alexander Schmorell
teilten. Seine äußerst offene, radikale
Kritik erreicht einen Höhepunkt, als
er die nationalsozialistischen Krankenmorde verurteilt: „Diese Bestien
bringen doch nur Unglück ins Land
und ins Volk und es ist, wenn es so
weitergeht, eigentlich bald eine Frage
der Notwehr!“
Der Weg von Josef Gieles führt jedoch nicht in den politischen Widerstand sondern zu dem Entschluss, der
Allgemeinheit als Arzt an der Front zu
dienen. Es ist dabei berührend, mit
welcher Gewissenhaftigkeit Josef
Gieles in seinen Familienbriefen um
die richtige geistige Position ringt und
darüber Rechenschaft ablegt.
Zeugnis eines Überlebenden von Oradour –
Robert Hébras
In einem vollbesetzten großen Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität wurde am 18. März
2014 der Dokumentarfilm mit deutschen Untertiteln „Zeugnis eines Überlebenden – Robert
­Hébras“ von Michaël Faugeroux gezeigt. Nach
dem Film diskutierte der französische Zeitzeuge
Robert Hébras mit dem Filmemacher, der Historikerin Bernadette Malinvaud aus Oradour und
dem Publikum. Die Veranstaltung wurde von der
Weiße Rose Stiftung e.V., und dem Förderverein
NS-Dokumentationszentrum München durchgeführt, unterstützt von den Bezirksausschüssen
Maxvorstadt und Schwabing West, dem Institut
Francais und Francais du monde sowie von Gegen Vergessen – für Demokratie e.V. Wir danken
unserem Kooperationspartner und allen Unterstützern.
Oradour steht für eines der schlimmsten Massaker
der Waffen-SS in Westeuropa. Am 10. Juni 1944
wurden dort 642 Menschen von der SS-Division
„Das Reich“ an einem Tag ermordet. Robert Hébras,
damals 19 Jahre alt, sollte einer der sechs Dorfbewohner sein, die das Massaker überlebten. Heute ist
Robert Hébras 89 Jahre alt. Er wolle nicht anklagen,
sondern aufklären und versöhnen, indem er die Erinnerung an die Opfer von Oradour lebendig halte.
2011 hat ihn Michaël Faugeroux, Lehrer am französischen Gymnasium in München, interviewt und das
Gespräch in einem Film festgehalten. „Recht auf
Erinnerung“ heißt die Dokumentation, die zu Beginn
der Veranstaltung gezeigt wurde. Hébras erinnert sich
darin an den Samstag 1944, an dem er das Massaker
an seinen Nachbarn und Bekannten überlebt hatte.
Über 600 Personen, darunter viele Schüler und Studenten, kamen zur Veranstaltung. Unter der Moderation von Michael Faugeroux entstand eine lebhafte
und bewegende Diskussion zu den historischen
Ereignissen und der juristischen Aufarbeitung, zu
denen Bernadette Malinvaud die wichtigsten Fakten
vermittelte. In der Bundesrepublik sei niemand zur
Verantwortung gezogen, die Beschuldigten seien
nicht nach Frankreich überstellt worden. Wie er seine
Rachegefühle überwinden konnte, fragte ein junger
Mann Robert Hébras. Für ihn sei die internationale
Konferenz zum 40. Jahrestag der Nürnberger Prozesse ein Wendepunkt gewesen, antwortete er. Viel
sei damals auch über Oradour gesprochen worden,
da habe er auch angefangen, zu erzählen, ein Buch
zu schreiben und Besucher durch die Ruinen des zerstörten Oradour zu führen. Er wünsche sich Offenheit, dass die Wahrheit gesagt wird, mehr nicht. Der
überfüllte Hörsaal dankte ihm mit großem Applaus.
Robert Hébras (li.)
53
Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur
Am 6. Mai 2014 stellte Dr. Kristina Kargl in der
DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU ihre
Dissertation „Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur. Einfluss und Wirkung des Exils auf
die Publizität der Münchner Widerstandsgruppe“
vor, die in der Wissenschaftsreihe bavaria des Allitera Verlag München veröffentlicht wurde.
Nach den Einführungen von Prof. Dr. h.c. mult. Klaus
G. Saur, Prof. Dr. Oliver Jahraus, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Medien
und von Prof. Dr. Waldemar Fromm, Herausgeber
der Reihe „bavaria“, präsentierte Dr. Kristina Kargl
wesentliche Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit zur
frühen Phase der Erinnerung an die Weiße Rose von
1943 bis 1948/49.
Erstmalig in der historischen Forschung untersucht
Kristina Kargl die entscheidende Rolle, die dabei
deutsche Emigranten – insbesondere in Großbritannien und den USA – und deren Verbindungen zu
Widerstandsgruppen in Deutschland spielten. In den
Mittelpunkt stellt sie den Bericht von James Graf von
Moltke vom Kreisauer Kreis, den sie in seinem prägenden Einfluss auf die frühe Erinnerung an die Widerstandsgruppe genauer untersucht. Das deutsche
Exil nahm diesen und nachfolgende Nachrichten über
die Weiße Rose mit Begeisterung auf und widmete
der deutschen Widerstandsgruppe zahlreiche – in
der Forschung teilweise unbekannte – Artikel, Aufsätze, Veranstaltungen, Rundfunkreden und Bücher.
Ein wichtiges im amerikanischen Exil entstandenes
Werk war z.B. der fiktionale Roman des deutschjüdischen Schriftstellers Alfred Neumann „Es waren
ihrer sechs“. 1945 ins Englische übersetzt, dann in
den USA veröffentlicht, erschien er 1947 und 1949
auch in Deutschland. Dort stark rezipiert, wurde er
zugleich insbesondere von Angehörigen der hingerichteten Weiße Rose Mitglieder wegen mangelnder
Historizität als „Schundroman“ abgelehnt. Inge
Scholl sah sich schließlich veranlasst, in ihrem Buch
„Die Weiße Rose“ die Geschichte ihrer Geschwister
aus ihrer Sicht als Zeitzeugin dagegen zu setzen.
Sie legte so den Grundstein für eine neue und bis
heute prägende, aber defizitäre Erinnerungskultur,
in der die wichtigen Einflüsse des Exils fehlen. Zur
Untersuchung der Wirkungsgeschichte des Romans
„Es waren ihrer sechs“ wertete Kristina Kargl den
Nachlass von Alfred Neumann im Münchner Literaturarchiv Monacensia aus.
54
Hans Scholl: Sehnsucht nach dem Lichte
Am 25. November stellte Dr. Robert M. Zoske in
der DenkStätte Weiße Rose seine Dissertation
„Sehnsucht nach dem Lichte – Unveröffentlichte
Gedichte, Briefe und Texte“ vor, die 2014 im Herbert Utz Verlag erschien. Mit einer Einführung von
Dr. Detlef Bald, Historiker mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Weißen Rose.
Der Hamburger Pastor Robert M. Zoske zeigt in seiner Studie „Sehnsucht nach dem Lichte“, dass der
Widerstand des führenden Kopfes der Weißen Rose
als Akt wagemutiger Freiheit auch ein zutiefst religiöses Phänomen war. Der Autor interpretiert bisher
unveröffentlichte Gedichte, Prosatexte und Briefe
von Scholl aus dem Institut für Zeitgeschichte, die
in der Forschung bislang nicht beachtet wurden. Mit
seiner philologisch-theologischen Auswertung des
Quellenmaterials zeigt er, dass die christliche Gedankenwelt für Hans Scholl Zuflucht, Fundament und
Motivation zum Widerstand war. Auch die Ereignisse
im Jahr 1937, die Verhaftung Hans Scholls im Dezember für drei Wochen wegen „bündischer Umtriebe“,
deutet er weit weniger vordergründig, als bisher in
der Literatur geschehen. Denn diese Außenseitererfahrung, die er durch die Anklage wegen Homosexualität erlebte, sei – so der Autor – entscheidend
für seine beginnende politische Distanzierung vom
NS-System gewesen. Dazu Dr. Detlef Bald in seiner
Einführung:
„Die Lebenskrise nach 1937 hat Hans Scholl gewandelt. Persönlich auf schlimmste sozial geächtet, hat
Scholl seinen Platz gesucht, indem er sich seiner
Werte vergewisserte. Er fand wieder Boden unter
den Füßen, seine Sehnsucht wurde gesellschaftlich gestillt, zunächst im Beruf, sogar im Militär. Ich
denke, diese „Sehnsucht“ aber war weit gespannt,
ging über den persönlichen Horizont der Suche nach
sich selbst hinaus und erfasste die ganze Lebenswelt. Oder: wenn der Lebenssinn Klarheit erfährt,
erschließt sich ebenso der gesellschaftlich-politische
Horizont. In seinen Worten in den Flugblättern: das
Böse, die Fratze des Nationalsozialismus wurde angeklagt. Diese Vergewisserung seiner Werte, nach
der Krise 1937 gab Hans Scholl die Bereitschaft und
Fähigkeit, in Freiheit Widerstand zu leisten.“
Hans Scholl sei sich der lebensgefährlichen Konsequenzen seines Handelns gegen den Staat bewusst
gewesen, er habe „entweder ganz leben oder gar
nicht“ leben wollen, so der Autor Robert Zoske.
Religion sei für Scholl „keine kulturelle Arabeske“
gewesen, „sondern (…) existentielle Betroffenheit,
Ergriffensein von dem, was ihn am weitesten und
tiefsten Sinne unbedingt anging. Die märtyrergleiche Absolutheit seines Handelns ist ein Verdikt über
die christusfernen, weitgehend nichts- und darum
versagenden institutionellen Kirchen und zugleich
Hoffnungszeichen und Vorbild für Glauben und Gesellschaft heute. Hans Scholls Leben und Sterben
bleiben Anklage und Auftrag.“
55
12Internetpräsenz
Die Geschichte des Widerstands der
Weißen Rose ist von Historikern
genau rekonstruiert und in vielen
Publikationen veröffentlicht. Doch
wie finden historische Fakten den
Weg zu einem breiten Publikum
und wie entsteht aus Faktenwissen
Empathie?
Hier setzt unsere Kommunikation
via Homepage und Facebook an. Mit
Informationen zu verschiedenen Fragestellungen und Ereignissen rund
um die Weiße Rose, zu Jahrestagen,
Ausstellungseröffnungen im In- und
Ausland oder Neuerscheinungen auf
dem Buchmarkt wollen wir Interesse
für die Widerstandsgruppe wecken
und dazu anregen, sich intensiver mit
ihr zu beschäftigen. Wir hoffen, die
Botschaft der Weißen Rose besonders
jungen Menschen nahe zu bringen,
um sie für demokratische Werte zu
sensibilisieren.
Unsere Homepage www.weisserose-stiftung.de wird monatlich an die
3000 Mal aufgerufen. Für alle, die sich
näher mit der Weißen Rose beschäftigen oder eine unserer vielen Ausstellungen ausleihen wollen, ist hier eine
Fülle von Informationsmaterial zu finden. Ausstellungs- und Vortragstexte
oder Arbeitsblätter für den Unterricht
stehen zum Download zur Verfügung.
Ergänzend ist das in die Homepage
integrierte „Netzwerk Weiße Rose“
eine Plattform für Schulen, um hier
eigene Projekte zur Weißen Rose
einzustellen oder sich Anregungen für
die eigene Arbeit zu holen.
Die Facebook-Seite www.facebook.
com/WeisseRoseStiftung hat inzwischen über 2000 Freunde. Zwei Drittel
unserer Freunde sind jünger als 44
Jahre. Diese Zahl bestätigt unser Anliegen, gerade die jüngere Generation
für die Weiße Rose zu interessieren.
70 Jahre nach Kriegsende liegt der
Zweite Weltkrieg für junge Menschen
in weiter Ferne: „Was geht mich
das heute noch an?“, ist eine zentrale Frage, die deshalb immer wieder
aufs Neue beantwortet werden
muss. Wenngleich zwei Drittel der
Facebook-Freunde in Deutschland leben, ist es bemerkenswert und für ein
weltweites Interesse an der Weißen
Rose signifikant, dass ein Drittel der
Freunde aus 45 Ländern stammt und
36 unterschiedliche Sprachen spricht.
In unserem Newsletter informieren
wir ausführlich alle drei Monate mittlerweile über 1000 Leser. Wir freuen
uns, wenn sich Leser dafür bedanken
und nehmen ihre Anregungen gerne
auf.
56
13 Kurznachrichten um die Weiße Rose
„Ordre national du Mérite“
für Hildegard Kronawitter
Der Französische Staat, vertreten durch ­Botschafter
Maurice Gourdault-Montagne, würdigte mit der
Auszeichnung für die Vorsitzende Dr. Hildegard
­Kronawitter deren langjährige ehrenamtliche Arbeit
und damit auch ihr Engagement für die Weiße Rose
Stiftung e.V. Bei der Ordensverleihung am 3. Juni
2014 betonte Botschafter Gourdault-Montagne die
bleibenden Werte, für die die Weiße Rose stehe,
als gemeinsame Basis unserer Demokratien. Die
Ehrung fand in der Residenz des Generalkonsuls
­Emmanuel Cohet in München statt.
Der nationale Verdienstorden Frankreichs wurde am
3. Dezember 1963 durch den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle gestiftet und wird für
besondere Verdienste im öffentlichen, zivilen, militärischen oder im privaten Bereich verliehen.
v.li.: Botschafter Maurice
Gourdault-Montagne,
Dr. Hildegard Kronawitter
und Generalkonsul
Emmanuel Cohet
Auszeichnung für „Alexander Schmorell.
Gestapo-Verhörprotokolle, Februar-März 1943“,
hrsg. von Dr. Igor Chramow
Ende Mai zeichnete der Verlegerverband Russlands
das Buch „Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle, Februar-März 1943“, hrsg.v. Igor Chramow,
mit dem 1. Preis für den Bereich „Memoiren und
historische Dokumentationen“ aus. Weiterhin erhielt
es einen Preis des Journalistenverbandes Russlands.
Urkunde des
Verlegerverbandes
57
Der Herausgeber und Übersetzer Dr.
Igor Chramow nahm die Preise auf
einer feierlichen Veranstaltung in Moskau entgegen. Die Weiße Rose Stiftung e.V. gratuliert Dr. Chramow herzlich für beide Auszeichnungen. Igor
Chramow ist Mitglied der Weiße Rose
Stiftung e.V. und Ansprechpartner für
den Ausstellungsverleih in Russland.
Die deutsch-russische Edition von
„Alexander Schmorell. GestapoVerhörprotokolle Februar-März 1943“
ist 2013 in zweiter Auflage mit einem
Vorwort von Prof. Dr. Wolfram Wette
erschienen und in der DenkStätte Weiße Rose erhältlich.
Non-Violent-Resistance Conference
an der Ludwig-Maximilians-Universität
Die Non-Violent-Resistance Conference über „gewaltfreien Widerstand
und neue Autorität“ bezog in ihrem
Programm am 20. und 21. März den
Widerstand der Weißen Rose als
historisches Beispiel mit ein. „Diesen gegenwartsbezogenen Fokus
(…) weiß die Weiße Rose Stiftung
e.V. sehr zu schätzen, ist sie doch
satzungsgemäß verpflichtet, die Erinnerung an die Weiße Rose wach
zu halten und zugleich aus dieser
Erinnerung heraus Impulse für unsere Zivilgesellschaft zu setzen“, sagte
Dr. Hildegard Kronawitter in ihrem
Grußwort. Michael Stacheder, Junges
Schauspiel Ensemble München, bot
eine gut besuchte Lesung zur Weißen
Rose an. Wir danken Tobias von der
Recke, der die Konferenz ausrichtete
und seit vielen Jahren dem Kreis der
Freunde und Förderer der Weiße Rose
Stiftung e.V. angehört.
Neues Studierendenwohnheim des
„Studentenwerks Weiße Rose“ im
„Campus Weiße Rose“ in Weingarten – Gedenkstein für Sophie
Scholl in Krauchenwies
Nach langen Verhandlungen konnte
das Studentenwerk Weiße Rose am
8. Mai 2014 mit den Bau­arbeiten am
neuen Studentenwohnheim starten.
In Gebäuden, die nach Studenten der
Weißen Rose benannt werden, mit
jeweils vier Wohngeschossen, werden
172 Plätze mit modernstem Energiestandard geschaffen. Die Fertigstellung des Baus ist für den Beginn des
Wintersemesters 2015/16 geplant.
Der „Campus Weiße Rose“ wie auch
die „Oberschwäbischen Erinnerungswege“ wurden vom Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben initiiert. Mittlerweile gibt
es 75 Denkorte in mehreren Landkreisen, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. So enthüllte Prof.
Wolfgang Marcus, Vorsitzender des
Kuratoriums, im Mai 2014 im Schlosspark Krauchenwies einen Gedenkstein für Sophie Scholl. Ab April 1942
leistete sie dort sechs Monate Reichsarbeitsdienst. Schüler der SophieScholl-Schule trugen Auszüge aus den
Flugblättern der Weißen Rose vor.
Die Weiße Rose Stiftung e.V. ist Mitglied des ­DENKStättenkuratoriums zur
NS-Dokumentation Oberschwaben.
http://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de
58
Enthüllung des Straßenschilds des
Willi-Graf-Rings in Bonn-Beuel
Am 29. September 2014 enthüllten Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Bezirksbürgermeister
Guido Déus das Straßenschild des Willi-Graf-Rings in
Bonn. Joachim Baez, Beauftragter der Familie KnoopGraf, sprach ein Grußwort. Die Benennung der Straße geht u.a. auf den Bürgerantrag einer Klasse des
Sankt- Adelheid-Gymnasiums in Pützchen zurück.
Nach Abschluss der Ausbaumaßnahmen des WilliGraf-Rings konnte das Straßenschild nun offiziell
enthüllt werden.
Weiße Rose i-Punkt Forchtenberg
Zum 93. Geburtstag von Sophie Scholl luden die
Gedenkstätte Weiße Rose i-Punkt und die Stadt
Forchtenberg am 4. Mai zur Ausstellungseröffnung
„Die Scholls in Forchtenberg“ ein. Der Jurist Klaus
Beer hielt einen Vortrag zu „Fritz Hartnagel – Sophie
Scholls Freund und Streiter für ihr Vermächtnis“. Am
11. Mai feierte die GedenkStätte Weiße Rose i-Punkt
ihr 10jähriges Bestehen mit einem Konzert in der
Michaelskirche „Musikalische Gedenkrosen“ mit
­anschließender „Sophies Kaffeetafel“.
Postkarte von Sophie
Scholl in der Ausstellung
„Die Scholls in
Forchtenberg“
Am 3. August 2014 wurde im Herrenhaus Buchen­
bach die Wanderausstellung von Renate S. Deck
„Die Scholls in Forchtenberg und Denkarbeit
­Hohenlohe“ vom Regierungspräsidenten Johannes
Schmalzl eröffnet. Bernhard Woll sprach über den
Mentor der Weiße Rose, Theodor Haecker, und
Renate Deck stellte ihr neues Buch „Spuren einer
Freundschaft, ein Lesespaziergang in Langenburg“
vor. Am 23. August veranstaltete Renate Deck in
Hohenlohe die Abendwanderung „Wanderer in der
Nacht“ mit Texten von Theodor Haecker und anschließender Lesung „Spurensuche: Hans und Sophie
Scholl in Hohenlohe“.
59
Till M. Mendler, Musicalwerkstatt
Münster e.V.: Musical „Sophie
Scholl“ auf CD
Das Musical „Sophie Scholl – Briefe
über Grenzen“ stellt die Beziehung
von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel
und ihren jahrelangen Briefwechsel in
den Mittelpunkt. Das Musical wurde
vom Deutschen Rock- und Poppreis
2013 als bestes Musicalalbum mit
einem 1. Platz ausgezeichnet.
Die CD ist für 15 €, zuzüglich Versand,
unter der Email-Adresse
[email protected] zu bestellen.
Amnesty International protestiert
gegen die Todesstrafe
Am 22. Februar, dem 71. Todestag von
Hans und Sophie Scholl und Christoph
Probst protestierte Amnesty International München gegen die Todesstrafe.
Wie jedes Jahr wurden in Erinnerung
an die Widerstandsgruppe weiße
Rosen an die Passanten verteilt und
gleichzeitig dazu aufgerufen, sich dem
aktuellen Protestaufruf anzuschließen.
„Ein Blick in unsere jüngste Geschichte verpflichtet“, so Amnesty. Nach wie
vor halten 58 Staaten an der Todesstrafe fest, dazu gehören arabische
und afrikanische Staaten, aber auch
China, Indien, Japan und die USA. Aktuelle Fälle, wie die grausame Hinrichtung von Denis McGuire in den USA
am 16. Januar 2014, zeigen, dass kein
„humaner“ Weg existiert einen Menschen zu töten und die Todesstrafe an
sich gegen zentrale Menschenrechte
verstößt.
60
Blatt für Blatt – 9 Frauen.
Ein Leben. Sophie Scholl
9 Studentinnen des Vienna Konservatoriums und der Neuen Schauspielschule interpretieren in ihrem Theaterstück Leben und Widerstand von
Sophie Scholl. Die Aufführung ist eine
Mischung aus dokumentarischem
Material, persönlicher Deutung und
Selbstreflexion. Nach drei gut besuchten Aufführungen spielten sie erneut am 28. und 29. November im
Off-Theater in Wien.
Jeder Mensch hat einen Namen
An der alljährlichen Namenslesung am
Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge am 9. November nahmen
für die Weiße Rose Stiftung e.V. Prof.
Wolfgang Huber und Dr. Hildegard
Kronawitter teil. Die Namenslesung in
Gedenken an die Opfer der „Reichskristallnacht“ erinnerte in diesem Jahr
– 100 Jahre nach Beginn des Ersten
Weltkrieges – an jüdische Münchnerinnen und Münchner, die als überzeugte Patrioten an diesem Krieg im
Militär- Kranken- oder Rettungsdienst
teilgenommen hatten. Nach 1933
wurden sie verfolgt, vertrieben und
ermordet. Dr. Hildegard Kronawitter
bereitete in der Arbeitsgruppe „9. November“ die Lesung mit vor.
Geschwister-Scholl-Preis für Glenn Greenwald
Der Journalist Glenn Greenwald wurde am 1. Dezember 2014 in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München für sein Buch „Die
globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ mit dem
Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.
Als engagierter Jurist und leidenschaftlicher Journalist warnt Glenn Greenwald vor einem mächtigen
Überwachungsapparat, der unsere Privatsphäre zu
zerstören und die Grundlagen der Demokratie zu
untergraben droht. Er verkörpert damit das überzeugende zeitgenössische Beispiel eines couragierten
Bürgers, der sich gemeinsam mit anderen und ohne
Rücksicht auf persönliche Nachteile für das Recht
auf ungehinderte Berichterstattung, freie Meinungsäußerung, individuelle Freiheit und die notwendige
Kontrolle staatlicher Macht einsetzt. Glenn Greenwald hat mit seinen Artikeln und nun auch mit seinem Buch „Die globale Überwachung“ exemplarisch
demonstriert, was eine freie, unabhängige Publizistik
leisten kann und was sie leisten sollte.
v.li.: Glenn Greenwald (mi.)
übernimmt die Urkunde
von Oberbürgermeister
Dieter Reiter (re.) und dem
Vorsitzenden des Börsenvereins des Deutschen
Buchhandels
Michael Lemling (li.)
61
14Personalia
100. Geburtstag von Herta Probst
Herta Probst, die Witwe von Christoph Probst, wurde am 21. Juli 100 Jahre alt.
Christoph Probst konnte sich von seiner Familie nicht
mehr verabschieden. Erst durch Traute Lafrenz und
Werner Scholl erfuhr Herta Probst, dass ihr Mann
zum Tode verurteilt wurde. Vergeblich reichte sie ein
Gnadengesuch ein. Als ihr Mann Christoph Probst
am 22. Februar 1943 hingerichtet wurde, blieb sie
mit drei kleinen Kindern, zwei Söhnen und einer
eben geborenen Tochter, allein zurück. Einen weiteren Schicksalsschlag erlebte sie, als ihr Vater Harald
Dohrn in Zusammenhang mit der Freiheitsaktion
­Bayern Ende April hingerichtet wurde.
Erinnerungen von Herta Probst sind in der
DenkStätte Weiße Rose in der LMU in der Seh­
station und in einigen Hörstationen dokumentiert.
Auch der Dokumentarfilm die „Widerständigen“ hält
ihre Erinnerungen lebendig.
70. Geburtstag von Gert Heidenreich
Aus Anlass seines 70. Geburtstages am 30. März
erfuhr der Schriftsteller und Sprecher Gert Heidenreich für sein vielfältiges kulturelles Schaffen hohe
Anerkennung. Die Weiße Rose Stiftung e.V. reiht sich
in den Kreis seiner Bewunderer ein, gratuliert und
dankt ihrem Fördermitglied.
Sein Engagement in unserer Sache formulierte
Gert Heidenreich zu unserem 25jährigen Bestehen
in einem „Gruß an die Aufrechten“: „… Dass ich
(…) nach meinen Möglichkeiten die Stiftung Weiße
Rose unterstütze, ist kein Akt der Zivilcourage. Es
ist für mich auch kein Akt des Gedenkens, es ist der
Versuch, in Gemeinschaft mit anderen kritische Aufmerksamkeit für den Zustand unserer Gesellschaft
zu erhalten und zu fördern; eine Aufmerksamkeit,
die den Mitgliedern der Weißen Rose unter verheerenden Bedingungen so viel Wert war, dass sie dafür
ihr Leben riskierten. Uns kostet es klaren Blick und
unvoreingenommene Betrachtung, offenes Wort.“
Gert Heidenreich bei der Konzertlesung „Weiße Rose und Widerstand“ am 12. Oktober 2013 in der großen Aula der LMU
62
Ohel-Jakob-Medaille für Hans-Jochen Vogel
Der frühere Münchner Oberbürgermeister und
SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel ist mit der OhelJakob-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung
der Israelitischen Kultusgemeinde München und
Oberbayern, geehrt worden. Damit wurde Vogels Engagement für die Versöhnung und das Miteinander
der Religionen in Deutschland gewürdigt. Die Weiße
Rose Stiftung e.V. gratuliert ihrem hochgeschätzten
Beiratsmitglied.
v.li.: Prof. Dr. Fritz Stern,
Dr. Hans-Jochen Vogel und
Dr. h.c. Charlotte Knobloch
Anneliese Munzinger ist verstorben
Anneliese Munzinger studierte in München zur selben Zeit wie Hans Scholl und Alexander Schmorell
Medizin. Sie kannte sie nicht persönlich, wusste aber
von ihrem Widerstand. Vor zwei Jahren trat sie in
Kontakt mit der Weiße Rose Stiftung e.V. und schrieb
ihre Erinnerungen auf. Eindrucksvoll schildert sie
darin auch ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit
der Rede des Gauleiters Paul Giesler am 13. Januar
1943 vor Studierenden im Deutschen Museum. In
schamloser Weise hatte Giesler die Studentinnen
aufgefordert, ihr Studium abzubrechen und besser
„dem Führer ein Kind zu schenken“. Ende Mai ist sie
im Alter von 91 Jahren verstorben.
Wir danken Anneliese Munzinger für ihre Erinnerungen und die Zeichnung eines Freundes, auf der
er den Abschied junger Soldaten der Studentenkompanie am Münchner Ostbahnhof skizzierte. Auszüge
aus ihren Erinnerungen finden Sie in unserem Tätigkeitsbericht 2012, abrufbar unter
http://www.weisse-rose-stiftung.de/images/pdf/
Taetigkeitsbericht-2012.pdf (S. 18)
Der katholische Religionsphilosoph Eugen Biser
ist verstorben
Mehr als ein Jahrzehnt war Eugen Biser Inhaber des
Guardini-Lehrstuhls an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wusste sich der Weißen Rose
sehr verbunden. In seinem Geleitwort „Widerstand
im Geist der Freiheit“ zu der Veröffentlichung „Wider
die Kriegsmaschinerie“ von Detlef Bald schrieb Biser
über die Weiße Rose: „Den Kern ihrer Motivation
artikulierte schließlich Hans Scholl, als er mit dem
Ruf ‚Es lebe die Freiheit!‘ in den Tod ging. Für diese
Freiheit gingen die Angehörigen der Weißen Rose in
den Tod.“
Am 25. März 2014 ist Eugen Biser mit 96 Jahren
­gestorben.
63
15Neuerscheinungen
Marion Döbert
Sophie Scholl – Die letzten Tage. Ein Buch in einfacher Sprache in Anlehnung an das Drehbuch von
Fred Breinersdorfer
Spaß am Lesen, Münster 2014
Konrad Hilpert (Hrsg.)
Glaube und Widerstand. 70 Jahre Weiße Rose
LMUniversum, Band 15, 2014
Jakobus Kaffanke OSB (Hrsg.)
Alexander Schmorell – der Märtyrer. Zur Würdigung
seines christlichen Widerstandes durch die Russische Orthodoxe Kirche
Beitrag von Detlef Bald in: Jäger P., Beroner Forum,
Edition 6, 2014
Kristina Kargl
Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur.
Einfluss und Wirkung des Exils auf die Publizität der
Münchner Widerstandsgruppe
Allitera Verlag 2014
Hans Mommsen
Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa
Wallstein Verlag, Januar 2014,
überarbeitete zweite Auflage
Harald Roth (Hrsg.)
Was hat der Holocaust mit mir zu tun?
37 Antworten
Pantheon Verlag 2014
u.a. mit einem Aufsatz von Michael Verhoeven:
„Eine neue Weiße Rose – was soll das?“
Claudius Stein (Hrsg.)
Die Weiße-Rose-Orgel der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dokumentation über Geschichte
und Gestalt
LMUniversum, Band 14, 2014
Lorenzo Tibaldo
La Rosa Bianca. Giovani contro Hitler
claudiana, Turin 2014
Mathias Tietke
Yoga in der DDR – Geächtet, Geduldet, Gefördert
Steve-Holger Ludwig Verlag, September 2014
(mit Hinweisen zu Heinz Kucharski, der als Mitglied
der „Hamburger Weißen Rose“ im April 1945 zum
Tode verurteilt wurde, floh und später in der Yoga­
szene in Leipzig als IM arbeitete)
64
16 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und
MitarbeiterInnen
Der Vorstand
Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende (ehrenamtliche
Geschäftsführung)
Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender
Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender (Schatzmeister)
Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender
Die Mitglieder
Joachim Baez, Heinz Beumer, Dr. Igor Chramow, Karin Friedrich, Thomas Guckenbiehl, Heiner Guter, Dr. Klaus Hahnzog,
Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Dr.
Thomas Kiepe, Dr. Hildegard Kronawitter, Dr. Traute LafrenzPage, Dr. Silvester Lechner, Prof. Dr. Hans Mommsen, Franz
J. Müller, Dr. David Müller, Jula Müller, Britta MüllerBaltschun, Johannes Nebmaier, Christa Nickisch, Christian
Petry, Dr. Werner Rechmann, Dr. Rachel Salamander, Prof.
Dr. h.c. Klaus Saur, Heino Seeger, Frank Trümper, Winfrid
Vogel, Christian Vorländer, Prof. Dr. Michael Wyschogrod
Der Beirat
Joachim Baez, Karin Friedrich, Dr. Klaus Hahnzog (Vorsitzender), Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Prof. Dr. Hans
Mommsen, Prof. Dr. Heribert Prantl, Dr. Rachel Salamander
(stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. h.c. Klaus Saur (stellv. Vorsitzender), Dr. Christof Schmid, Markus Schmorell, Dr. Ludwig
Spaenle, Alexander Stuwe, Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze,
Erwin Teufel, Christian Ude, Dr. Michael Verhoeven, Dr. HansJochen Vogel, Winfrid Vogel, Dr. Beatrice von Weizsäcker
MitarbeiterInnen (in Teilzeit)
Christine Fiala-Köfer: Finanzen und Verwaltung
Ursula Kaufmann: Einzelausstellungen, pädagogische
Projekte, Besucherbetreuung, Kommunikation
Sandra Knösel: Ausstellungsverleih, Netzwerk Weiße Rose,
Lehrerfortbildung
Aurora Bergmaier (bis September 2014): Mitarbeit im Büro
Dr. Eva Hoegner (ab September 2014): Mitarbeit im Büro
und Führungen
Ulrich Müller: Archiv, Führungen
Markus Kirchner und Ferdinand Kramer: student. Aushilfe
Lisa Reiter, Anna Schäfer: Praktikum
Angie Kretschmann, Annette Scholz, Stefania Zuber:
freiberufliche Mitarbeit
Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte Weiße
Rose: Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von
Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann,
Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin
Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte Schmid und
Dr. Gotthilf Walz
Vereinsregister Amtsgericht München VR 12214
Finanzamt München Steuer-Nr. 143/224/40546
Die Weiße Rose Stiftung e. V. ist zur Entgegennahme von
Spenden und Bußgeldern gemäß Körperschaftssteuerbescheid vom 30.1.2014 berechtigt.
Spenden werden für die satzungsgemäßen Aufgaben verwendet.
Spendenkonto und Bankverbindung:
Stadtsparkasse München
IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85
BIC: SSKMDEMM
65
Beitrittserklärung
Weiße Rose Stiftung
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
D-80539 München
Telefon 0 89 / 2180-5359, 2180-5678
Telefax 0 89 / 2180--5346
E-Mail [email protected]
www.weisse-rose-stiftung.de
www.facebook.com/WeisseRoseStiftung
Stadtsparkasse München
IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85
BIC: SSKMDEMM
Ich möchte die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. über den Kreis
der Freunde und Förderer unterstützen.
Mein Jahresbeitrag
(€ 65,– oder mehr)
€
(€ 35,– Studierende)
Meine Spende
€
(jährlich)
Meine Spende
€
(einmalig)
Die Beiträge sollen
per Lastschrift
eingezogen werden.
Spendenquittung wird zugesandt.
Bank
IBAN
BIC
Name
Vorname
Beruf
Telefon
E-Mail
Straße
Institution
Datum
Unterschrift
Bitte hier abtrennen
PLZ, Ort
Weiße Rose Stiftung e.V.
Ludwig-Maximilians-Universität
Geschwister-Scholl-Platz 1
D-80539 München
Telefon: +49 (0)89 / 2180-5359, 2180-5678
Telefax: +49 (0)89 / 2180-5346
[email protected]
www.weisse-rose-stiftung.de
www.facebook.com/WeisseRoseStiftung

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