SÜDWEST PRESSE

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SÜDWEST PRESSE
SCHWÄBISCHE DONAU ZEITUNG
Mittwoch,
2016
Mittwoch,1.1.Juni
Juni
2016 1,70 Euro
SÜDWEST PRESSE
DIE GROSSE TAGESZEITUNG FÜR ULM, DEN ALB-DONAU-KREIS UND DEN KREIS NEU-ULM
www.swp.de
ULM
G IRO
E GN
I O N 23
1. Juni 2016
Mittwoch, 1. JuniMittwoch,
2016
Organisation ist alles
UKREIS
NEUULM
gegen
an
lerwurf
Rebecca Hollmann bringt Ausbildung und Kindererziehung unter einen Hut
Azubi Rebecca Hollmann
schafft es, die eigene Familie
mit ihrer Lehre bei Esta in Senden zu vereinbaren. Eine wichtige Rolle spielt die Kita.
BIANCA FRIESS
Senden. Wenn das Kind morgens
schon quengelt, auf der Arbeit viel
los ist und abends dann auch noch
Lernstoff wartet – dann kann es
schon mal stressig werden. „Ansonsten bin ich aber eigentlich recht entspannt“, sagt Rebecca Hollmann.
Ihr Sohn Leon ist vor kurzem zwei
Jahre alt geworden, sie selbst hat im
Februar eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Firma Esta Apparatebau in Senden begonnen.
Das Familienunternehmen stellt Absaugtechnik für Industrie und Gewerbe her.
Es ist nicht immer einfach, Familie und Ausbildung zu vereinbaren.
„Bis jetzt funktioniert das aber erstaunlicherweise sehr gut“, sagt die
25-Jährige und lacht. Tagsüber ist
Leon im Pipapo untergebracht, einer Kindertagesstätte in Neu-Ulm.
Damit ist Hollmann sehr zufrieden.
„Er geht da gerne hin – und wenn es
ihm gut geht, kann ich mich auf die
Arbeit konzentrieren“, erzählt sie.
Nach Feierabend, gegen 17.30 Uhr,
holt sie Leon wieder ab. Bei schönem Wetter geht es dann oft noch
auf den Spielplatz, ansonsten spielen die beiden zu Hause.
Eine Kooperation von IHK, Handwerkskammer,
Deutscher Bahn und SÜDWEST PRESSE
Rebecca Hollmann trägt die rötlichen Haare kurz frisiert, sie hat eine
hellblaue Bluse an. Wenn sie von ihrem Sohn spricht, lächelt sie. Früher hatte die junge Frau andere
Pläne: Sie hat Geografie an der Universität Augsburg studiert, nach ihrem Bachelor-Abschluss wollte sie
den Master machen. „Aber es
kommt immer anders, als man
denkt“, sagt sie. Im vierten Semester ist sie schwanger geworden. Ihr
Freund hatte zu dieser Zeit schon
eine feste Arbeitsstelle, darum ist
sie von Augsburg zu ihm nach NeuUlm gezogen. Anderthalb Jahre war
sie mit Leon zu Hause.
Für sie war währenddessen aber
klar, dass sie entweder weiter studiert oder eine Lehre macht. Sie hat
sich schließlich für die Ausbildung
entschieden. Ein großer Vorteil da-
bei: Sie hat danach gute Chancen
auf eine Stelle im Unternehmen.
Und auch die Kontakte zu ihren Kollegen sind ihr wichtig. „Das Arbeitsklima passt sehr gut“, sagt sie.
Dabei hatte Hollmann anfangs
Bedenken, wie sie sich im Unternehmen integrieren kann. Denn die anderen Azubis waren bereits seit September im Betrieb, sie stieß unter
dem Ausbildungsjahr im Februar
2016 dazu. Eigentlich hatte sie sich
für eine Stelle im kommenden September beworben, dann kam die Zusage aber bereits früher.
Ob ein Bewerber auch unter dem
Jahr einsteigen kann, wird bei Esta
ganz individuell entschieden, an bestimmte Voraussetzungen ist das
nicht geknüpft. Bedenken, eine Auszubildende mit Kind einzustellen,
gab es nicht. Es musste nur geklärt
werden, dass die Betreuung gewährleistet ist. Ansonsten ist man bei
Esta flexibel, falls Leon zum Beispiel krank wird. „Ich hatte nie das
Gefühl, dass das ein Problem ist“,
sagt Rebecca Hollmann.
Im Laufe ihrer Ausbildung durchläuft sie alle kaufmännischen Bereiche, dazu gehören zum Beispiel die
Buchhaltung, die Personal- und die
Marketingabteilung. Momentan arbeitet die 25-Jährige in der Zentrale
Esta informiert im „Starken Start“
Unternehmen Die Firma
Esta Apparatebau ist seit
40 Jahren im Bereich der
Absaugtechnik tätig und
produziert zum Beispiel Entstauber und Industriesauger. Das Unternehmen hat
seinen Firmensitz in Senden.
Ausbildung Esta bietet
Ausbildungen im kaufmännischen Bereich an, dazu
gehören die Lehre zum Industriekaufmann sowie
zum Kaufmann im Großund Einzelhandel. Auch
Ausbildungen im gewerblich-technischen Bereich
sind möglich, etwa die
Lehre zum Mechatroniker.
Außerdem bietet das Unternehmen duale Studiengänge an, zum Beispiel in
der Fachrichtung Maschinenbau/Verfahrenstechnik.
Zug Wer sich näher über
Ausbildungsmöglichkeiten
informieren möchte, kann
in den Ausbildungszug
„Der starke Start“ einsteigen. Die Aktion findet am
Samstag, 11. Juni, statt.
Los geht es jeweils um
10 Uhr an den Bahnhöfen
in Langenau und Ehingen.
Gegen 11 Uhr fahren die
Züge zunächst zum Ulmer
Hauptbahnhof.
am Empfang. Dort ist sie mit organisatorischer Arbeit beschäftigt: Sie
frankiert Post, bearbeitet Mails und
nimmt Anrufe an. „Das ist perfekt,
um alles kennenzulernen“, berichtet sie. Auf welche Abteilung sie sich
besonders freut? Da muss Hollmann kurz überlegen. „Die Personalabteilung, aber auch die Buchhaltung finde ich spannend“, sagt
sie. Das ist für sie das Beste an der
Ausbildung zur Industriekauffrau:
Es ist ein vielfältiger Beruf.
Pläne für die Zukunft macht Rebecca Hollmann schon lange nicht
mehr: „Ich hatte Pläne, bis zu dem
Zeitpunkt, als ich schwanger geworden bin“, erzählt sie und lacht. Am
wichtigsten ist ihr, dass sie an ihrem
zukünftigen Beruf Spaß hat. Aber
auch finanziell muss es passen: Sie
möchte es sich erlauben können,
mit ihrem Sohn in den Urlaub fahren zu können.
Ob Leon denn bald noch ein Geschwisterchen bekommt? „Vielleicht irgendwann“, sagt Rebecca
Hollmann: „Aus heutiger Sicht
reicht mir ein Kind aber.“
Eine Karte mit den Stationen des Ausbildungszuges
und ein Dossier gibt es unter
www.swp.de/ausbildung
Karl Spitzm
gestorben