Memorandum zum Thema „Familien stärken“
Transcrição
Memorandum zum Thema „Familien stärken“
Memorandum zum Thema „Familien stärken“ Promente: kinder jugend und familie und seine (inter)nationalen Kooperationspartner/innen ersuchen die österreichischen Politikerinnen und Politiker sich dem essentiellen Thema „Familien stärken durch die Implementierung entsprechender evidenzbasierter Programme“ anzunehmen, um somit die psychische Gesundheit von Kindern bzw. Jugendlichen sowie ihrer Eltern mittels nachgewiesener Weise höchst wirksamen Programmen zu stärken. Was bedeutet Evidenzbasierung? „Evidenzbasierte Ansätze sind solche, deren Effekte wissenschaftlich untersucht und für nutzbringend befunden wurden. (EbPH, 17)“. (Haas, Sabine, Breyer, Elisabeth, Knaller, Christine, Weigl, Marion (2013). Evidenzrecherche in der Gesundheitsförderung (Wissen 10 Teil 1 Handbuch), S. 100. Herausgegeben vom GÖG/FGÖ.) Warum ist die Implementierung von evidenzbasierten Programmen zur Stärkung von Familien gerade im Bereich „Förderung psychischer Gesundheit von Jugendlichen“ sinnvoll? 1. Meta-Analysen zeigen, dass Programme 9-Mal effektiver sind, wenn mit den Familien gearbeitet wird und nicht separat mit den Kindern/Jugendlichen und/ oder separat mit den Eltern1. Die Kompetenzen der Kinder bzw. Jugendlichen, ihrer Eltern und der Familie werden gleichzeitig gestärkt. 2. Die in diesen Programmen adressierten Themen sind bei allen Mental-Health Problematiken von Kindern bzw. Jugendlichen von hoher Relevanz. 3. Evidenzbasierte Familienprogramme sind nachgewiesenermaßen effektiv. Ihre Effektivität wurde in verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Zielgruppen bestätigt. 4. Systematische Anpassungen an die in einem Land vorherrschende Kultur/en sind möglich und erwünscht, denn sie erhöhen sogar die Effektivität. 5. Evidenzbasierte Familienprogramme sind auch kosten-effektiv (z.B. Aos et al., 2004 und 20112): Vergleicht man beispielsweise die Kosten, die in Summe pro Familie entstehen (d.h. 1 Tobler, N. & Kumpfer, K.L., (2000). Meta-analysis of effectiveness of family-focused substance abuse prevention programs. Report submitted to the Center for Substance Abuse Prevention, Rockville, MD. 2 Aos, S., Lee, S., Drake, E., Pennucci, A., Klima, T., Miller, M., Anderson, L., Mayfield, J., & Burley, M. (2011). Return on investment: Evidence-based options to improve statewide outcomes (Document No. 11-07-1201). Olympia: Washington State Institute for Public Policy. Aos, S., Lieb, R., Mayfield, J, Miller, M. & Pennucci, A. (2004). Benefits and costs of prevention and early intervention programs for youth. (Document No. 04-07-3901). Olympia: Washington State Institute for Public Policy. [The Appendix is available from the Institute’s website: http://www.wsipp.wa.gov/rptfiles/04-07-3901a.pdf] 1 sowohl für Beratungen/ Therapien der Kinder bzw. Jugendlichen, ihrer Eltern und/ oder ihrer Geschwister) mit den Ausgaben für evidenzbasierte Familienprogramme, so sind diese viel geringer. Zum Vergleich ist es auch sinnvoll, die Kosten für Pflegschaften und Gefängnisaufenthalte in Relation zu setzen: Denn mittels evidenzbasierter Familienprogramme werden Kompetenzen in der Familie aufgebaut, die neben der Reduktion von Delinquenz, Substanzmissbrauch und/ oder Schule schwänzen ebenso die Wahrscheinlichkeit einer Fremdunterbringung bzw. eines Gefängnisaufenthalts stark vermindern. Mit der Implementierung von evidenzbasierten Familienprogrammen ist somit ein „Return of Investment“ gegeben: Steuergelder werden sinnvoll für jene Programme eingesetzt, die einer Gesellschaft auch Folgekosten ersparen. 6. Es wird viel Steuergeld für Programme ausgegeben, die nicht evidenzbasiert sind und möglicherweise sogar schädlich sind. Dieses Geld kann klüger investiert werden und zwar in evidenzbasierte Programme, die bereits mehrfach belegt haben, dass sie in verschiedenen Ländern/ Kulturen bzw. bei verschiedenen Zielgruppen wirksam sind. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass das Programm auch in jenen Ländern effektiv ist, in denen es noch nicht erprobt wurde. Was sind der Anlass und der Hintergrund für dieses Memorandum? Die Förderung einer gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema. Hierzu gehört es auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken, denn es besteht Einigkeit darin: „Mental health is an integral part of health; indeed, there is no health without mental health.“ (WHO, 20143). Wissenschaftliche Befunde belegen, dass Fördermaßnahmen immer dann besonders wirksam sind, wenn sie nicht nur bei den Kindern und Jugendlichen selbst ansetzen, sondern auch das nähere Umfeld (v.a. das familiäre Umfeld) einbeziehen. Denn insbesondere Kinder und Jugendliche, die bereits erste Problemlagen zeigen, stellen Eltern oftmals vor große Herausforderungen. Welche konkreten Maßnahmen getroffen werden können um Familien zu stärken, ist seit langem ein Thema für pro mente: kinder jugend familie. Gemeinsam mit internationalen Kooperationspartner/innen wurden daher in dieser Organisation in den letzten Jahren evidenzbasierte Interventionen umgesetzt, evaluiert und kulturell angepasst. Um einer Fachöffentlichkeit einen tieferen Einblick in den aktuellen Stand der Interventions- und Implementationforschung zum Thema „Familien stärken“ zu bieten, wurde Zwillingssymposien veranstaltet: Ein Symposium am 24. April 2014 an der Universität Klagenfurt, das andere am 25. April 2014 an der Universität Wien. Als Vortragende konnten einige unserer international renommierte Kooperationspartner/innen gewonnen werden: 3 Karol Kumpfer / Henry Whiteside (Salt Lake City, USA): Familienstärkungsprogramm (Strengthening Families Program) Matt Woolger (London, U.K.): Ein Programm zur Stärkung erzieherischer Kompetenz von Pflegeeltern (Fostering Changes Programme) Henk Rigter / Angela Pasma (Leiden, Niederlande): Multidimensionale Familien-Therapie (Multidimensional Family Therapie – MDFT) http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs220/en/ 2 Als Diskutanten/Diskutantinnen erklärten sich weiters Giovanna Campello (UNODC Prevention, Treatment & Rehabilitation Section), Anton Diestelberger (Obmann des gemeinnützigen Vereins Rainmans Home) sowie Bettina Terp (Gemeinde Wien: MA 11) bereit. Im Rahmen dieses Zwillingssymposiums entstanden die oben angeführten Statements zu „Familien stärken“. Wien, 24. Juni 2014 Georg Spiel (Obmann, Geschäftsführer & ärztlicher Leiter von promente kinder-jugend-familie ; Klagenfurt) Monika Finsterwald (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Daniela Hafner (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Barbara Wegenschimmel (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Karol Kumpfer (Salt Lake City, USA) Henry Whiteside (Salt Lake City, USA) Matt Woolger (London, U.K.) Angela Pasma (Leiden, Niederlande) Henk Rigter (Leiden, Niederlande) Giovanna Campello (UNODC Prevention, Treatment & Rehabilitation Section; Wien, Österreich) Anton Diestelberger (Obmann des gemeinnützigen Vereins Rainmans Home; Wien, Österreich) Bettina Terp (Gemeinde Wien: MA 11; Wien, Österreich) 3 Memorandum on "strengthening families" Promente: kinder jugend und familie4 and its (inter)national cooperation partners ask Austrian politicians to deal with the topic “strengthening families through the implementation of corresponding evidence based programs”. The mental health of children, adolescents and parents can be strengthened with these proven highly effective programs. What does evidence-based mean? “Evidence-based approaches are those whose effects have been scientifically studied and found to be beneficial. (EbPH, 17)“. (Haas, Sabine, Breyer, Elisabeth, Knaller, Christine, Weigl, Marion (2013). Evidenzrecherche in der Gesundheitsförderung (Wissen 10 Teil 1 Handbuch), p. 100. Editor: GÖG/FGÖ.) Why is the implementation of evidence-based programs focussing on strengthening families wise if the aim is fostering the mental health of children and adolescents? 1. Meta-analyses show that programs are 9-times more effective when working with families and not separately with the children/adolescents and/or separately with their parents5. The competencies of the young people, their parents and the whole family are strengthened simultaneously. 2. The topics addressed in these programs are relevant for all Mental-Health problems that children and adolescents show. 3. Evidence-based family programs are proven to be effective. Their effectiveness has been confirmed in different countries and with different target groups. 4. Systematic cultural adaptations are possible and desirable, because they even increase the effectiveness. 5. Evidence-based family programs are also cost-effective (e.g. Aos et al., 2004 and 20116): Comparing, for example, the costs incurred in total per family (ie, both for 4 Englisch Translation: Pro mente: children, youth, family Tobler, N. & Kumpfer, K.L., (2000). Meta-analysis of effectiveness of family-focused substance abuse prevention programs. Report submitted to the Center for Substance Abuse Prevention, Rockville, MD. 6 Aos, S., Lee, S., Drake, E., Pennucci, A., Klima, T., Miller, M., Anderson, L., Mayfield, J., & Burley, M. (2011). Return on investment: Evidence-based options to improve statewide outcomes (Document No. 11-07-1201). Olympia: Washington State Institute for Public Policy. Aos, S., Lieb, R., Mayfield, J, Miller, M. & Pennucci, A. (2004). Benefits and costs of prevention and early intervention programs for youth. (Document No. 04-07-3901). Olympia: Washington State Institute for Public 5 4 counseling/therapy of young people, their parents and/or their siblings) with the cost of evidence-based family programs, the last mentioned amount is much lower. For comparison, it is also useful to set the cost of foster care and stay in prison in context: By means of evidence-based family programs competencies are established in the family, which one the one hand greatly reduce delinquency, substance use and/ or truancy and on the other hand the likelihood of foster care or a stay in prison. Implementing evidence-based family programs is thus a "return of investment": tax dollars are spent wise for those programs that save consequential costs for society. 6. There is a lot of tax money spent for programs that are not evidence-based and possibly even harmful. This money can be invested wiser, namely in evidence-based programs: These programs have demonstrated repeatedly that they are effective: in different countries/ cultures or for different target groups. The probability is very high that these programs are effective even in those countries where it has not yet been tested. What are the motive and background for this memorandum? Promoting a healthy development of children and adolescents is a socially highly relevant topic. This also includes strengthening the mental health of children and adolescents because there is a consensus that: „Mental health is an integral part of health; indeed, there is no health without mental health.“ (WHO, 20147). Research showed that those interventions are particularly effective that do not only address the children and adolescents, but also include the immediate environment (especially the family environment). Children and adolescents who show first signs of Mental-Health problems are particularly challenging for their parents. What concrete steps can be taken to strengthen families is a topic for promente: kinder jugend familie since a long time. Together with international partners, evidence-based interventions were therefore implemented, evaluated and culturally adapted in this organization in recent years. A twin symposia was organized to provide a deeper insight for a professional public into the current state of intervention and implementation research addressing the topic "strengthening families": One Symposium took place on April, the 24th at the University of Klagenfurt, the other on April, the 25th at the University Vienna. Some of our internationally renowned cooperation partners could be obtained as lecturers: Karol Kumpfer / Henry Whiteside (Salt Lake City, USA): The Strengthening Families Program Matt Woolger (London, U.K.): Fostering Changes Programme Henk Rigter / Angela Pasma (Leiden, The Netherlands): Multidimensional Family Therapie – MDFT Giovanna Campello (UNODC Prevention, Treatment & Rehabilitation Section), Anton Diestelberger (chairman of the non-profit organization “Rainmans Home”) and Bettina Terp (City of Vienna; MA 11) agreed to be our discussants. Policy. [The Appendix is available from the Institute’s website: http://www.wsipp.wa.gov/rptfiles/04-073901a.pdf] 7 http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs220/en/ 5 As part of this twin symposium the above mentioned statements dealing with "strengthening families" were formulated. Vienna, 2014, 24th of June Georg Spiel (Obmann, Geschäftsführer & ärztlicher Leiter von promente kinder-jugend-familie ; Klagenfurt) Monika Finsterwald (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Daniela Hafner (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Barbara Wegenschimmel (promente kinder-jugend- familie; Klagenfurt, Österreich) Karol Kumpfer (Salt Lake City, USA) Henry Whiteside (Salt Lake City, USA) Matt Woolger (London, U.K.) Angela Pasma (Leiden, Niederlande) Henk Rigter (Leiden, Niederlande) Giovanna Campello (UNODC Prevention, Treatment & Rehabilitation Section; Wien, Österreich) Anton Diestelberger (Obmann des gemeinnützigen Vereins Rainmans Home; Wien, Österreich) Bettina Terp (Gemeinde Wien: MA 11; Wien, Österreich) 6