Auslandssemester am BCIT in Vancouver, Kanada

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Auslandssemester am BCIT in Vancouver, Kanada
Auslandssemester am BCIT in Vancouver, Kanada
Erfahrungsbericht
Aufenthaltsort:
Vancouver, Kanada
Institution:
British Columbia Institute of Technology
Studiengang:
Maschinenbau
Aufenthaltszeitraum:
01. September 2015 – 18. Dezember 2015
1. Vorbereitung
Im September 2013 habe ich mein Maschinenbaustudium begonnen und hatte auch da schon
die Vorstellung, ein Auslandssemester im englischsprachigen Raum zu absolvieren. Ich war
davon überzeugt, nicht nur meine Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern vor allem auch
eine andere Kultur kennen zu lernen und eine andere Arbeitsweise, basierend auf dem
imperialen
System,
in
Erfahrung
bringen
zu
können.
Da
die
Organisation
des
Auslandssemesters durch die Wahl einer Partnerhochschule vereinfacht ist, hatte ich noch die
Wahl zwischen einer europäischen, einer australischen und einer nordamerikanischen
Hochschule, die auch Kurse für den Fachbereich Maschinenbau anboten. Zufälligerweise hat
genau diese nordamerikanische Hochschule, das BCIT aus Kanada, eine Infoveranstaltung im
Dezember 2013 an der FH Dortmund angeboten. Die Infoveranstaltung gab mir bereits
nützliche Infos über Dauer des Semesters, Wohnungsmöglichkeiten, Studienkosten und
selbstverständlich auch Freizeitmöglichkeiten in dieser atemberaubenden Region. Fortan
beschloss ich, mich intensiv vorzubereiten. Über das International Education Centre, kurz IEC,
fand die erste Kontaktaufnahme statt. Das IEC stellte den ersten Kontakt zum BCIT her und
schickte mir alle notwendigen Bewerbungsformulare zu. Zudem beschloss ich nebenbei einen
Abendkurs zu besuchen, um meine Englischkenntnisse aufzufrischen. Die Bewerbung am BCIT
war relativ simpel. Das BCIT hat vorgefertigte Bewerbungsformulare, die schnell und leicht
auszufüllen sind. Dazu stellt das BCIT eine Kursliste für das gewünschte Semester zur
Verfügung. Hier musste man sich 8 Kurse aussuchen und in eine Wunschliste eintragen. Aus
dieser Liste werden einem 4 Kurse vom BCIT zugewiesen. Zudem wird ein transcript of records,
ein Motivationsschreiben, ein Versicherungsnachweis und eine Reisepasskopie benötigt. Ich
habe eine speziell für Studenten angebotene Auslandskrankenversicherung bei MAWISTA
abgeschlossen, die etwa 34€/Monat kostet.
Zusätzlich habe ich mich um ein PROMOS-
Stipendium beworben. Dieses gab mir die Möglichkeit, nicht für alle anfallenden Kosten alleine
aufkommen zu müssen. Die Bewerbung dafür war ähnlich simpel. Diese erfolgte über die FH
Dortmund und somit hatte ich auch direkt eine Ansprechpartnerin um evtl. aufkommende
Fragen zu klären.
Die Bewerbungsunterlagen bestanden aus Motivationsschreiben,
Notenschnitt, Zusage des BCIT, Lebenslauf und Sprachnachweis. Der Sprachnachweis erfolgte
an meiner Hochschule, indem mich ein Professor prüfte und mir anschließend das DAADSprachzertifikat ausstellte. Die Bewerbungsfrist endete im April 2015, also etwa 5 Monate vor
dem gewünschten Studienbeginn. Die Flugbuchung erfolgte über das Internet. Dort gibt es
viele Portale um Preise zu vergleichen und den für sich passenden Flug zu finden. Meine
Flugkosten betrugen für Hin- und Rückreise in etwa 850€. Um ein Visum oder Impfungen
musste ich mich nicht kümmern. Denn nach mehrmaliger Recherche und Absicherung stand
für mich fest, dass Kanada weder ein Visum für Studenten die weniger als 6 Monate studieren,
noch Impfungen verlangt. Dies bedeutet, dass man nach Kanada einreisen darf und dort ein
Touristenvisum für 6 Monate ausgestellt bekommt. Für den Zeitraum des Auslandssemesters
habe ich mich nicht nur in Kanada immatrikulieren lassen, sondern auch regulär an der FH
Dortmund. Der Grund dafür war, dass ich nach meinem Aufenthalt in Kanada auch noch
Prüfungen in Deutschland absolvieren wollte.
2. Ankunft
Der Zeitpunkt der Ankunft ist von mehreren Punkten abhängig. Möchte man nach Kanada
reisen und direkt ins Studium einsteigen oder vorher noch ein Teil vom Land bereisen? Möchte
man sich vor Ort um eine Wohnung kümmern, muss die Einreise definitiv mindestens 2
Wochen vorher geschehen. Es gibt die Möglichkeit, sich für ein Zimmer auf dem Campus am
BCIT zu bewerben. Dies sind jedoch Wohnungen, wo man sich eine Küche und das
Badezimmer mit 6 Personen teilt. Ich bin etwa vier Wochen im Voraus angereist, um noch
einen dreiwöchigen Urlaub in den Rocky Mountains zu machen. Parallel dazu habe ich mich
jedoch schon nach Wohnungen umgeschaut, die für den 01.09.2013 frei wurden. Für die
Wohnungssuche ist es üblich, sich auf Portalen wie craigslist.ca oder kijiji.ca umzuschauen.
Jedoch würde ich empfehlen, sich in erster Linie auf ein Zimmer auf dem Campus zu bewerben.
Denn die Vermieter in Kanada vermieten ihre Wohnungen ungern an Studenten, die nur für 3
oder 4 Monate bleiben. Sie bevorzugen oftmals Jahresverträge. Ich hatte jedoch Glück und
konnte eine Woche vor dem Semesterbeginn in ein kleines Appartement einziehen, von wo ich
das BCIT fußläufig in 15 Minuten erreichen konnte. Mietpreise für Zimmer, sowohl im
Wohnheim von BCIT als auch in Wohngemeinschaften, liegen bei etwa $500 - $700 CAD im
Monat.
Um eine Kontoeröffnung in Kanada habe ich mich nicht kümmern müssen. Es ist zwar sehr
ungewöhnlich, in Kanada mit Bargeld zu bezahlen, aber so hatte ich einen besseren Überblick
über meine Finanzen. Um dennoch keine Gebühren für Geldtransfers etc. zahlen zu müssen,
habe ich mir im Vorfeld ein Konto bei der Deutschen Bank angelegt. Diese Bank bietet
Studenten einen kostenlosen Tarif an, durch den man mit seiner deutschen Bankkarte
gebührenfrei an allen Automaten der Scotiabank in Kanada Geld abheben kann.
Die Studiengebühren in Höhe von $7000 CAD mussten bis 7 Tage vor Studienbeginn in bar,
per Überweisung oder per Kreditkarte bezahlt worden sein.
Die Einführungsveranstaltung am BCIT fand dann schließlich in der ersten Septemberwoche
statt. Sie war eine speziell für alle etwa 300 internationalen Studenten organisierte
Veranstaltung, die dazu dienen sollte, den kompletten Campus der Hochschule kennen zu
lernen. Nachdem ein paar Willkommensreden gehalten wurden, bekamen wir ein kleines
Gastgeschenk und wurden anschließend von einheimischen Studenten in 10er Gruppen über
das Gelände des BCIT geführt. Dort wurden uns alle möglichen und nötigen Anlaufpunkte wie
Bücherei, Druckservice, etc. gezeigt. Den Studierendenausweis konnte man sich in der
Bücherei abholen.
3. Universitätsalltag
Man erhält zusammen mit der Zusage des BCIT auch gleich die Bestätigung der 4 Kurse, die
einem zugewiesen wurden. Jeder Professor geht mit der Präsentation seines Kurses anders
um. So wie in Deutschland, ist es für manche Kurse notwendig, sich Literatur zu beschaffen
und bei anderen Kursen wird ein Skript zur Verfügung gestellt. In meinem Fall war es so, dass
ich mir für einen Kurs ein Buch, ein Workbook, und ein Datenheft zulegen musste. In den
anderen Kursen wurde jeweils ein Skript zu Verfügung gestellt. Diese konnten an den
Computern heruntergeladen werden. Die Computer waren im sog. „ehPod“, der mithilfe von
dem Studierendenausweis sogar 24 Stunden zugänglich war. Die Lehrbücher kann man in dem
auf dem Campus ansässigen Bookstore erwerben. Jedoch sind sie sehr teuer und starten in
etwa bei $100 CAD. Dazu bietet dieser Bookstore einen Service am Ende des Semesters an,
bei dem man seine erworbenen Bücher wieder verkaufen kann. Hier werden einem allerdings
nur etwa 50% des Originalpreises zurückerstattet.
Das Semester läuft im Vergleich zum Deutschen definitiv anders ab. In der Regel besteht die
endgültige Gesamtnote aus drei Teilnoten. Zunächst besuchte ich in den Kursen wöchentlich
Praktika, in denen das erlernte Wissen aus der Vorlesung direkt in der Praxis demonstriert und
veranschaulicht wurde. Hierfür mussten wöchentlich Berichte, sog. Assignements, angefertigt
werden. Jeder dieser Berichte hatte einen nicht zu verachtenden Aufwand von etwa 5 Stunden
und wurde jeweils mit max. 10 Punkten bewertet. Diese Reporte wurden letztendlich
zusammengetragen und gewichteten insgesamt 30% der Gesamtnote. Weitere 30% der
Gesamtnote setzten sich aus einer 50-minütigen Klausur zusammen, die in etwa der Mitte des
Semesters geschrieben wurde. Somit zählte die „finale Klausur“ am Ende des Semesters nur
zu 40% der Gesamtnote. Hierbei ist hinzuzufügen, dass alle Final-Exams direkt im Anschluss
an die Vorlesungen in der letzten Semesterwoche geschrieben werden.
Die Professoren werden hier am BCIT immer mit dem Vornamen angesprochen. Für Fragen
hatten die Professoren immer Zeit und waren sehr erfreut, wenn welche aufkamen. Die
Stimmung in den Vorlesungen war immer sehr locker und Fragen wurden versucht in
Zusammenarbeit mit der Klasse zu beantworten. Über die Sprache macht man sich nur anfangs
Gedanken, da man sozusagen gezwungen wird englisch zu sprechen. Somit fällt es einem nach
nur wenigen Tagen nicht mehr schwer, sich auf Englisch zu unterhalten. Da man als
internationaler Student in reguläre Kurse des BCIT integriert wurde, hatte man die Möglichkeit,
das Leben des kanadischen Studenten kennen zu lernen. Man war in Klassen von etwa 25
Leuten eingeteilt und die Praktika fanden mit maximal 6 Personen statt. Dennoch war der
Kontakt zu den einheimischen Studenten schwierig. Ich als internationaler Student hatte 4
Kurse und die kanadischen Studenten hatten 8 Module, die sie in dieser kurzen Zeit abschließen
mussten. Aufgrund von dieser Masse an Kursen, die besucht werden mussten und Berichte die
für jeden einzelnen angefertigt werden mussten, gab es so gut wie keine Freizeit für die
einheimischen Kommilitonen. Jedoch studieren am BCIT sehr viele ausländische Studenten,
mit denen man schnell Kontakt knüpft und Dinge unternimmt.
4. Alltagsleben
Das Alltagsleben in Kanada ist definitiv kein günstiges. Nahezu alle Lebensmittel sind auf
Familien ausgerichtet. Dies bedeutet, dass man Geld spart, wenn man große Portionen kauft.
Da das oftmals keinen Sinn macht, wenn man nur eine Person ist, muss man sich wohl oder
übel schnell an die hohen Preise gewöhnen. Die günstigste Variante sind große
Supermarktketten wie Walmart, Canadian Superstore oder noFrills. Obst & Gemüse empfiehlt
sich in asiatischen Supermärkten zu kaufen. Dort findet man ähnliche Preise wie in Deutschland
wieder. Die meisten Wohnungen und Zimmer, die angeboten werden, beinhalten bereits die
Nutzung
eines
Wlan-Netzwerkes.
Zudem
hat
man
auf
dem
Campus
des
BCIT
uneingeschränkten Zugang zum Internet. Mobilfunkverträge starten bei etwa $30 CAD und
sind relativ teuer, da sie in der Regel komplette Flats für das Anrufen und SMS-Schreiben
beinhalten. Jedoch kommt man bei der Nutzung von PrePaid-Karten letztendlich auf die gleiche
Summe.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Vancouver und Umgebung sind sehr gut. Die Busse und
Skytrains kommen in der Regel immer pünktlich und auch in regelmäßigen Abständen, sodass
man geringe Wartezeiten hat. Leider bekommen internationale Studenten, die nur für ein
Semester am BCIT studieren, keine CompassCard. Diese wird den Vollzeitstudenten monatlich
ausgehändigt und ermöglicht uneingeschränktes Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel im
Raum Vancouver. Regulär kostet diese Monatskarte $90 CAD und mehr. Dies hängt davon
ab, in welcher Zone man fährt. Sollte man jedoch nur Bus fahren, kann man sich überall in
Vancouver mit dem günstigsten Tarif fortbewegen.
Die Kanadier sind sehr aufgeschlossene, hilfsbereite und vor allem freundliche Menschen.
Ein Riesenplus für Vancouver ist die Umgebung. Man kann quasi jedes Wochenende für
Wandertouren oder Ausflügen in die Natur nutzen. Wenn es nur ein kurzes Unternehmen sein
soll, reicht eine Fahrt mit der Fähre und man ist in North Vancouver, wo schon einige
Wanderpfade vorhanden sind. Für den Wintersport ist das Dorf Whistler, Austragungsort der
Olympischen Spiele in 2010, nur etwa 2 Stunden entfernt. Von der Uni aus gibt es Angebote
für Skipässe und -ausrüstung, die deutlich günstiger sind, als alles vor Ort zu besorgen. Die
Skihänge öffnen meist ab Ende November. Im Sommer hat man die Möglichkeit, alle möglichen
Wassersportarten auszuprobieren. Auch hier gibt es von der Uni aus viele Angebote. Vancouver
liegt fast unmittelbar an der Grenze zu den USA und eignet sich hervorragend für einen Ausflug
nach Seattle oder Portland. Bevor man sich dahin aufmacht, sollte man sich über
Visumsangelegenheiten informieren. Aktuell muss man bei der Einreise über den Landweg kein
Visum im Vorfeld beantragen. Dieses wird einem an der Grenze für ca. $10 ausgestellt und
beinhaltet eine Reiseerlaubnis von 90 Tagen.
5. Persönliche Erfahrung und Bewertung des Aufenthalts
Wer seine fachlichen Kenntnisse erweitern möchte und gleichzeitig auch sicher mit der
englischen Sprache umgehen möchte, ist auf dem BCIT bestens aufgehoben. Durch die viele
Teamarbeit in den Praktika nimmt man kontinuierlich an dem Unterricht teil und wird von
Beginn an aktiv gefordert sein.
Meine Sprachkenntnisse haben sich nach dem Auslandssemester am BCIT um einiges
verbessert und Sprechblockaden wurden definitiv beseitigt. Jedoch sollte man darauf kein
Augenmerk legen, da diese Verbesserung automatisch mit der Zeit geschieht. Vielmehr sollte
man dafür sorgen, dass man eine schöne Zeit hat und vor allem Spaß daran hat, die Kurse zu
besuchen und alle aufkommenden Aufgaben zu meistern.
Wenn man seinen Besuch am BCIT überlegt und zeitig plant, kommen nicht viele Probleme
oder Schwierigkeiten auf einen zu. Auch wenn man zunächst alleine das Semester angeht,
sollte man sich keine Sorgen machen. Es gibt Hunderte von Studenten, die aus allen möglichen
Ländern kommen und am BCIT studieren. Man kommt schon vom ersten Tag an in Kontakt
mit den Studenten und hat viele Möglichkeiten Dinge während des Semesters zu unternehmen.
6. Nach der Rückkehr
Um meine Studienleistungen anerkennen zu lassen, habe ich bereits im Vorfeld Kontakt zum
Auslandsbeauftragten, Herrn Liebelt, aufgenommen. Da ich die Bestätigung meiner Kurse für
das BCIT mit den Inhalten schon während meines Sommersemesters an der FH Dortmund
bekommen hatte, konnte ich diese mit den Kursen in meiner Studienordnung vergleichen.
Hierbei ist zu beachten, dass der Kursinhalt dem Modul in etwa ähneln sollte. Er muss nicht
unbedingt die gleiche Anzahl an ECTS-Punkten haben, wie das deutsche Modul. Nachdem ich
die Kursinhalte des BCIT und die der FH Dortmund ausgedruckt hatte, habe ich diese Herrn
Liebelt in seiner Sprechstunde vorgestellt. Nach kurzem, gemeinsamen Durcharbeiten der
Inhalte, war Herr Liebelt mit der getroffenen Auswahl einverstanden und unterschrieb mir
zusätzlich noch die ausgedruckten Kursinhalte. Weiterhin wies er mich darauf hin, dass eine
offizielle Anerkennung erst geschehen kann, wenn ich das dafür zuständige Formular auf der
Homepage der FH Dortmund herunterlade und nach meinem Aufenthalt komplett ausgefüllt
und vollständig einreiche.
7. Kontakt
Für weitere Fragen stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung. Die dafür erforderliche
E-Mail-Adresse kann im International Office der Fachhochschule Dortmund erfragt werden.

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