Farbfotos ausfiltern
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Farbfotos ausfiltern
FARBFOTOS RICHTIG AUSFILTERN Diese Anleitung beschränkt sich auf das Wesentliche, um nicht zu verwirren. Sie richtet sich an die, die damit beginnen wollen ihre Farbfotos selbst zu entwickeln. Grundlegende Erfahrungen auf dem Gebiet der S/WVe r a r b e i t u n g sollten schon vorhanden sein. Farbfotos selbst entwickeln? Einfache Prozesse, ausgereifte Materialien und inzwischen preiswerte Geräte, machen die Angelegenheit einfacher denn je. von Horst Sanders (04.06.2007) Früher gab es eigentlich nur Maschinenprozesse die bei ca. 38 °C abliefen. Heute gibt es Chemie, die bei 20°C Farbfotos in der Schale verarbeitet. Dieser Prozess, „Diluprint4“ genannt, ist tatsächlich so einfach wie die Schwarz/Weiss-Verarbeitung. Ich schreibe hier also aus frischer eigener Erfahrung. Die Vorbereitung Wir brauchen einen neuen Farbnegativfilm (keine abgelaufene Ware aus Restbeständen sondern einen fehlerfreien Film). Auf diesem Film wird bei Tageslicht (im Schatten oder bei bedecktem Himmel) oder mit Blitzlicht 1 (indirekt oder seitlich) die Graukarte mit korrekter Belichtung möglichst formatfüllend aufgenommen. Dieser Film wird dann korrekt entwickelt! Das Ausgangsmaterial soll ja schließlich in bestmöglicher Qualität vorliegen.! Um den Film auszufiltern, müssen wir nun einen Abzug von der Graukarte herstellen, der in Helligkeit und Grauton möglichst genau der Originalkarte entspricht. Wenn der Film korrekt ausgefiltert ist, gelten die ermittelten Filterwerte für alle anderen Negative auf diesem Film. Daher ist es von Vorteil, immer mit der gleichen Film- bzw. Papiersorte zu arbeiten. Was brauche ich zusätzlich zur SW-Dunkelkammerausrüstung? (unsortiert) Chemie. (Diluprint4) Eine gute Farbdukaleuchte! (ich habe eine OsramDuka10 seit 28 Jahren. Arbeiten in völliger Dunkelheit führt nach kurzer Zeit in den Wahnsinn) Einen Laborprobenschieber. Ich weiß nicht ob es dergleichen im Handel gibt. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen Umschlag aus 1 mm starker Pappe/Fotokarton. In diesen schiebt man mit Hilfe einer Pappzunge das Fotopapier stufenweise ein. Durch ein Fenster im Umschlag, wird dann das Papier in Lichtoder Filterwerten stufenweise belichtet. (Bauzeichnung siehe unten) Vergrößerer mit Farbmischkopf und dichroitischen Filtern. (Wer mit Einlege-Filterblättern arbeiten will verlängert die Laborstunden auf Wochen) Colorfotopapier. (für meine Erfahrungen hier benutzte ich Kodak Supra Endura) Neonröhre an der Decke. Wenn möglich mit kontinuierlichem Spektrum (Tageslichtröhre, es geht aber auch mit normaler Neonröhre oder echtem Tageslicht - zum beurteilen der entwickelten Bilder) Der Arbeitsablauf Alle nun folgenden Daten sind weiterhin Empfehlungen, die ich aus meinen Erfahrungen abgeleitet habe. A - Ermitteln der Belichtung Negativ mit dem Bild der Graukarte in die Bildbühne einlegen, Ausschnitt auf mind. 13x18 vergrößern, Scharfstellen mit Offenblende. Belichtungsschaltuhr auf 5sek Blendenring am Objektiv des Vergrößerers auf Blende 8 Filterräder einstellen: Filterwerte von der Papierpackung übernehmen. Cyan auf Null (immer, da der Film gelborange maskiert ist), Yellow auf 55 , Magenta auf 65 - danach das Licht ausmachen und einen Moment warten bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Nun ein Blatt Colorfotopapier auf Vergrößerungsrahmen legen 2 (ich hab da nur eine Platte mit Eckenanschlag) Methode #1: Durchlichtgraukeil auf Fotopapier legen, belichten, entwickeln (1 min), Stoppen (15 sek), Bleichfixieren (1 min), Wässern (nur ein paar Sekunden im Wasser schwenken) Raumlicht (Neonröhre) anmachen. Methode #2: Wenn kein Durchlichtgraukeil vorhanden, Blatt in Laborprobenschieber einlegen, 5 sek einstellen mit Blende 8-8.1/2-11-11.1/2 -16 belichten und darauf achten, dass der bildwichtige Teil auch auf das Fenster des Laborschiebers gerichtet ist. Blatt wie bei Methode 1 weiter verarbeiten. Den Probebogen aus dem Wasser nehmen, abstreifen, trocken föhnen und mit der Original Graukarte vergleichen. Nun sollte man in der Lage sein, sich für die entsprechende Belichtung aus 5 sek und der Blendenreihe zu entscheiden, evtl. Zwischenwert nehmen. B - Ermitteln der Filterung Die optimale Belichtung ist jetzt ermittelt, die Probe hat aber noch einen Farbstich. Wir fertigen also eine zweite Probe an: Licht aus , neues Blatt aus der Packung nehmen, auf der Rückseite Belichtungszeit und Blende notieren sowie M 65 (=Magenta 65) und Y 60,65,70,75,80. Das wird die neue Filterabstufung. Mit dem Laborschieber werden nun 5 Belichtungen aufgebracht, wobei nach jeder Belichtung die Zunge des Laborschiebers eine Stufe weiter reingeschoben und das ganze aufs Gesicht gelegt wird. damit man bei Vergrößererlicht das Filterrad weiterdrehen kann. Verarbeitung und Trockenföhnen wie bei der Probe 1. Es zeigt sich eine Abstufung des Grautones mit einer Überlagerung von bräunlich bis leicht rötlich. Der Umschlagpunkt von Yellow lag bei mir bei Filterwert 80, diesen Wert notieren und eine Magenta-Abstufung vornehmen um den Rotstich zu korrigieren. Es folgt Probe 3: Licht aus! Blatt mit 5sek +Blende 8 beschriften sowie mit Y 80 und M 67, 70, 72, 75,77. Das Blatt in den Probenschieber legen und Magen- ta-Abstufung aufbelichten, entwickeln, bleichfixen wässern, Fönen. Es zeigte sich bei meinem Versuch, dass M 70 der richtige Wert war, nämlich der Umschlagpunkt von leicht rötlichgrau nach blaugrünlich-grau (Am Umschlagpunkt entspricht der Grauton der originalen Graukarte). Eine vierte Probe habe ich noch zur Feinfilterung gemacht ohne Stufung. Mit M 72 und Y 78. Nun war der Film korrekt ausgefiltert und der Abzug deckte sich genau in Helligkeit und Grauton mit der Vorlage. Ein Portrait auf diesem Film ergab nun ein Foto mit völlig natürlichen Farben. Die ermittelten Daten schreibt man am besten auf die Pergaminhülle des Films. Nach dieser Methode habe ich einige 100 Filme ausgefiltert und verkaufsfähige Portraits davon abgezogen. Am Anfang wird man wohl auch mal 6 oder 7 Proben brauchen, aber man lernt in der Regel schnell. Bei Filmen, auf denen keine Graukarte aufgenommen ist kann man auch nach Motiven ausfiltern, die annähernd graue Flächen enthalten wie Wolken, Beton, graue Haare, Katzen bei Nacht, und so weiter. Wenn man von den drei Grundfarben Rot, Blau Grün eine ausblendet, erscheint eine zweifarbig (= dichroitisch zusammengesetzte ) Komplementärfarbe. Na logisch! Es sind ja schließlich nur noch zwei Grundfarben da. Fall 1) Rot weg : ergibt Blaugrünmischung = CYAN Fall 2) Blau weg: ergibt Rotgrünmischung = YELLOW Fall 3) Grün weg: ergibt Rotblaumischung = MAGENTA Korrektur Farbstich Blau (Grundfarbe) Yellow verringern Grün (Grundfarbe) Magenta verringern Rot (Grundfarbe) Yellow und Magenta gemeinsam erhöhen (Cyan = Null, kann daher nicht verringert werden) Summe:weiß Yellow (dichroitische Filterfarbe) Yellow erhöhen Magenta (dichroitische Filterfarbe) Magenta erhöhen Cyan (dichroitische Filterfarbe) Magenta und Yellow zusammen verringern. (Cyan könnte man jetzt ehöhen, führt aber dann zu weniger Licht) Summe:grau