Ole Krohn Praktikum im „Eckerd Community

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Ole Krohn Praktikum im „Eckerd Community
Amerika das Land der Unbegrenzten Möglichkeiten
Ein Urlaubssemester in den Vereinigten Staaten in der Zeit von August 2013 bis Februar 2014
Ole Krohn
Erfahrungsbericht: Urlaubs Semester in den USA:
Während meiner Schulzeit einen Auslandsaufenthalt oder ein Praktikum in einem fremden Land zu
absolvieren war immer ein Wunsch von mir, doch habe ich es nie geschafft mich dazu endgültig zu
motivieren. Während meines Studiums bekam ich dann des Öfteren durch Erzählungen von
Kommilitonen Einblicke, was so ein Auslandspraktikum alles bringen kann und wie jeder davon
profitieren kann. Über eine Veranstaltung vom International Office bekam ich einen Überblick über
internationale Kooperationen und Möglichkeiten für Auslandspraktika.
Meine Idee war es weiter als das europäische Ausland zu reisen. In einem persönlichen Gespräch mit
Frau Peltz aus dem International Office wurden mir meine Möglichkeiten erläutert und mir weitere
neue Ideen gegeben. Mein Ziel-Land sollte USA werden, dort wollte ich mein 10-wöchiges
Pflichtpraktikum, welches ich im Rahmen meines Bachelors Soziale Arbeit abzuleisten hatte. Und da
ich noch länger als die 10 Wochen in den Staaten bleiben wollte, entschied ich mich für ein
Urlaubssemester.
The American way of life
Pre-Vorbereitung:
Da leider kaum Studenten der Uni Vechta Aufenthalte in den
Staaten absolviert hatten, waren wenige Informationen über
mögliche Praktikumsstellen vorhanden. In diesem Fall nahm ich direkt Kontakt zu potenziellen
Praktikumsstellen in den Staaten auf, jedoch war die Rückmeldung der Einrichtungen selten bis gar
nicht. Die Einrichtung bei der ich letztendlich einen Praktikumsplatz (als Volunteer) gefunden habe
war „Eckerd Community Alternatives“, eine Einrichtung aus dem Kinder Wohlfahrts Sektor in Florida.
Vorab ist zu klären, über welches Visum man bei der Einrichtung beschäftigt werden kann. Offiziell ist
es verboten mit einem Touristen Visum (Esta-Antrag) zu arbeiten, auch Praktika, jedoch erlauben
viele Einrichtungen es. Mit nur 14$ ist das viel günstiger. Ich musste mit einem B1/B2 Visa einreisen,
da meine Institution das Touristen Visum nicht akzeptierte, dies kostete mich ca. 1000$. Hier war ein
Besuch im Konsulat in Berlin vorgeschrieben sowie jede Menge Papier kram.
Dies war fuer mich die Checklist bevor ich gestartet bin:
-Suche einer Praktikumsstelle (Hilfe dabei kann der DAAD geben und das international Office);
-Beantragung des Promos-Stipendium;
-Beantragung auf Reisekostenzuschuss;
-Beantragung einer Kreditkarte (Sehr nützlich in den Staaten! am besten Mastercard);
-Suche einer Unterkunft;
-Beantragung des Visums (Hilfe von Deutschamerikanischen Handelskammer möglich);
-Beantragung von Internationalem Führerschein;
-Beantragung eines Urlaubssemesters;
-Auslandskrankenversicherung (bringt nicht sonderlich viel in den Staaten)
Finanzierung und Kosten:
Die Kosten für solch einen Trip sind auf den ersten Blick gewaltig, da besonders bei einem Aufenthalt
in den Staaten viele zusätzliche Kosten anfallen, wie zum Beispiel das Visum. Die Finanzierung des
Visums musste ich tragen, da ich bei einer Non-Profit Organisation beschäftigt war, die Kosten
können jedoch in manchen Fällen von der Einrichtung übernommen werden. Finanzielle
Unterstützung bietet das International Office, ein Reisekostenzuschuss kann beantragt werden und
durch das Stipendium können weitere Kosten gedeckt werden. Durch den Reisekostenzuschuss war
die Hälfte meines Fluges gedeckt und des weiteren erhielt ich einmalig für das Stipendium 450 Euro.
Ein Kritikpunkt von mir ist jedoch, da ich von einer monatlichen Unterstützung von 450 Euro
ausgegangen bin, war dies im Nachhinein mit dem einmaligen Betrag unerwartet.
Das Leben in den Staaten war verhältnismäßig teuer, daher sollte man genügend finanzielle Reserven
zur Verfügung haben. Da auch Besuche bei dem Arzt schnell mehr als 1000$ kosten können, sollte
immer für den Notfall eine kleine Reserve vorhanden sein. Die größten Kosten die auf mich zu kamen
waren, Unterkunft und der Kauf eines Autos + Zulassung/Versicherung.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht
angeschaut haben.
- Alexander von Humboldt -
Wohnen:
In den ersten Tagen in Florida wohnte ich in einem Hostel in der Stadt Tampa, wo ich letztendlich
über die ganze Zeit meines Praktikums wohnen blieb. Die Idee war, von dem Hostel aus einen
günstigeren Platz zum wohnen zu finden, da es sich sehr schwer erwies aus Deutschland ein
Apartment zu finden. Nach der ersten Woche der Wohnungssuche, entscheid ich mich in dem Hostel
für die komplette Zeit zu bleiben. Dieser Entschluss war nicht der kostengünstigste aber erwies sich
als die beste Entscheidung, da stets internationale Reisende vor Ort waren und es garantiert nie
langweilig wurde. Das Hostel war mit allem ausgestattet was ich brauchte, Küche, Rückzugs
möglichkeiten, der Möglichkeit Wäsche zu waschen und W-Lan. Um Geld zu sparen sind Wohnheime
von nahegelegenen Universitäten eine weitere Alternative, da jedoch diese überbelegt waren oder
eine Mitgliedschaft an der Universität Voraussetzung war, war dies in meinem Fall keine Alternative.
Clearwater Beach
Verkehrssystem in der Region:
Ich lebte in der Tampa Bay in Florida, zu ihr gehören mehrere Städte. Die Praktikumsstelle befand
sich nicht in derselben Stadt wie mein Hostel, dies setzte voraus ein Auto zu haben oder das
öffentliche Verkehrssystem zu nutzen. Nach einigen Erfahrungen mit dem Bus, der für den Weg zu
meinem Praktikum minimal 2 Stunden benötigte und der Bus das einzige öffentliche Transportmittel
in der Tampa Bay war, entschied ich mich ein Auto zu mieten. Ohne ein Auto ist man in der Tampa
Bay verloren. Ein Auto zu mieten erwies sich als sehr unkompliziert, es war aber mit hohen Kosten
verbunden. Dies entstand nur dadurch da ich unter 25 war, in diesem Fall fordern die
Autovermietungen einen Extra-Steuersatz pro Tag von 15-30$. Nach 12 Tagen mit einem Mietwagen
entschloss ich mich ein Auto zu kaufen, dies war definitiv die günstigere Variante als ein Auto
dauerhaft zu mieten. Jedoch lohnt sich dies nur wenn der Aufenthalt die 10 Wochen
Praktikumsdauer überschreitet. Die Zulassung und Abschluss einer Versicherung sind mit der Angabe
eines Wohnsitzes in den Staaten zulässig, ich gab die Adresse des Hostels an. Ohne Probleme konnte
ich innerhalb von einem Tag eine Versicherung abschließen und ein Nummernschild sowie die
Zulassung für das Auto beenden. Den Kaufpreis konnte ich fast komplett nach Beendigung meines
Praktikums mit dem Verkauf des Autos wieder ausgleichen. Ich fuhr morgens 30 Minuten zu meiner
Praktikumstelle. Zum Strand waren es auch nur rund 35 Minuten mit dem Auto.
Praktikum:
Nachdem die Suche nach einem Praktikumsplatz nicht sonderlich einfach war, entscheid ich mich für
eine Einrichtung in Florida. Die Institution „Eckerd Community Alternatives“ war eine Non-Profit
Organisation aus der Kinderwohlfahrt. Der Arbeitsschwerpunkt lag in der Arbeit mit Pflege- Familien
und Kindern, sowie die Arbeit mit deren Biologischen Eltern. Die Agency war in Florida einer der
größten Einrichtungen in dem „ForsterCare“ Sektor. Die staatliche Aufgabe der Institution war
ähnlich wie im Jugendamt in Deutschland, das bestmögliche für das Wohl des Kindes zu tun. Die
Arbeit bestand darin, die Kinder bei Bedarf in einer Pflegefamilie unter zu bringen oder
gegebenenfalls eine passende Adoptionsfamilie zu finden. Die Kinder wurden aus unterschiedlichsten
Gründen aus den Familien genommen, die Ursachen waren Fehlverhalten der Eltern sowie der
Kinder. Mit rund 40 Mitarbeitern wird in der Einrichtung an einer optimalen Unterbringung für jedes
Kind gearbeitet. Ich war hatte meinen Platz in einem Großraumbüro, mit einem eigenen Arbeitsplatz.
Jedoch durfte ich in den ersten Wochen zur Orientierung bei mehren Konferenzen und Charette
Events als stiller Beisitzer dabei sein, dies sollte mir einen groben Überblick geben, was die
Organisation tut und wie sie aufgebaut ist. Ich durchlief in den weiteren Wochen verschiedene
Bereiche, wie das Case Management oder nahm an Gerichtsverhandlungen teil. In erster Linie war
ich nur Zuschauer. Sprachlich war es zunächst nur schwierig, wenn Fachsprache verwendet wurde, da
ich mir diese Vokabeln noch aneignen musste. Das Team stand jeder Zeit für Erklärungen bereit und
ermöglichte mir diverse Einblicke. So ergab sich die Möglichkeit einem Investigator für
Kindeswohlgefährdung aus dem Sherif Department zu belgeiten. Diese kommen zum Einsatz, wenn
ein Fall von Kindeswohlgefährdung oder häuslicher Gewalt über die Notruf Zentrale eingeht, sie
besitzen keine Waffen wie die üblichen Polizisten sie sind Gutachter, die Situationen entschärfen
sollen und gegebenenfalls die Kinder aus der Familie entfernen dürfen. Die Arbeitszeiten waren je
nach den Projekten und Terminen variabel, im Schnitt waren es 8-9 Stunden am Tag.
Region Mentalität:
Florida war der Staaten in dem ich mich am längsten aufgehalten habe, daher hierzu auch einen
Überblick über die Region. Florida ist ein Staat mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen Klima, Florida
ist vom Wasser umgeben. An der Westseite ist
der Golf von Mexico und an der Ostküste ist der
Atlantik. Die Temperaturen sind auf Grund der
südlichen Lage subtropisch, mit rund 25-38
Grad hatte ich während meiner 4 Monate fast
durchgehend gutes Wetter.
Die Tampa Bay ist ein sehr gemischtes Gebiet.
Tampa hat den Charakter eines Arbeiterviertels,
das Einkommen ist in den meisten Teilen
durchschnittlich. Clearwater und St. Petersburg
spiegeln das typische Bild von Florida besser
wieder. Lange Sandstrände, große Villen und nach dem Klischee passend zu Florida, viele
pensionierte Amerikaner. Die Tampa Bay ist nach Jacksonville und Miami die die drittgrößte
Metropole in Florida. Der mexikanische und kubanische Einfluss ist in Tampa und auch in anderen
Teilen von Florida verstärkt zu spüren. Besonders in Teilen von Tampa oder Miami ist spanisch
sprechen zu können selbstverständlich bis notwendig.
The Florida Panhandle
Das Viertel in dem ich lebte, war ein Arbeiterviertel von
Tampa. Sehr nah gelegen war der Historische Teil von Tampa,
zu dem auch der Stadtteil Ybor gehört. Dieser Stadtteil ist für
seine alten Zigarrenfabriken bekannt, wo heute Bars, Clubs
und Restaurants angesiedelt sind. Der Stadtteil ist
hauptsächlich von Studenten und jungen Bürger besiedelt.
Neben der Skyline der Hochhäuser in Downtown Tampa sind
die Strände in der Tampa Bay sehr beliebt. Clearwater und St.
Petersburg sind die Hauptanlaufpunkte. Sie bieten lange,
weiße Sandstrände und wurden zu den schönsten Stränden in
der USA gewählt. Die Gegend ist bekannt für Wassersport,
jedoch eher für Motorsport, da der Wellengang im Golf von Mexico mäßig ist.
Tampa hat aber auch seine Schattenseiten, mit einer sehr hohen Kriminalität aufgrund einer hohen
Gangkultur sowie einer großen Waffenpopulation. Der Rat von Einheimischen in Tampa ist, nach 22
Uhr ist Laufen nicht die sicherste Art sich fortzubewegen. Um zu einer Bar oder zum Nachtleben in
der 7th Avenue, der Party Straße in Tampa zu gelangen, ist ein Taxi die einzige Alternative zum
Laufen, diese sind auch sehr günstig. Ich machte während meines Aufenthalts keine negativen
Erfahrungen mit Einheimischen.
Die Mentalität der Menschen in Amerika und besonders in Florida ist eine sehr offene und
hilfsbereite. Nach meiner Erfahrung waren die Menschen in Florida stets hilfsbereit, unabhängig von
ihrer Nationalität. Die Nationalität variierte häufig von Viertel zu Viertel, afroamerikanische
Bewohner, Mexikaner, Chinesen lebten unter sich in ihren jeweiligen Vierteln. An den Stränden und
die exklusiveren Wohngegenden wohnen hauptsächlich weiße Amerikaner.
Essen und Kosten:
Die Ess-Kultur in Florida ist ähnlich wie die Mentalität sehr spanisch und kubanisch geprägt. In den
Supermärkten sind die Lebensmittel verhältnismäßig teuer, dies aber nur wenn für ein SingleHaushalt eingekauft wird, sobald größere Mengen gekauft werden, gelten diverse Discounts und die
Lebensmittel werden unverhältnismäßig günstiger. Abgesehen davon, sind die Preise in den
Restaurants häufig ähnlich wie das zubereiten von im Supermarkt gekauften Lebensmitteln. Davon
abgesehen, ist es selbstverständlich öfter die Woche in einem Restaurant zu essen. In der Region der
Tampa Bay waren Meerestiere eine Spezialität, beispielsweise frischer Hummer
Reisen:
Neben dem Praktikum hatte ich in dem halben Jahr noch genug Zeit durch den amerikanischen
Kontinent zu reisen. Das Praktikum war in der Mitte meines Aufenthalts, ich startete mit 3 Wochen
an der West Küste. Gemeinsam mit einem Freund mieteten wir ein kleines Wohnmobil für einen
Road Trip durch Kalifornien, Nevada und Arizona. Die beeindrucktesten Spots waren San Francisco
und Las Vegas aber landschaftlich waren die National Parks deutlich spannender. Wir legten in den
drei Wochen ca. 2.800 Meilen zurück, sind um die 4.500km. Erst das Vergnügen und dann der Ernst.
Von San Francisco flog ich nach Florida, fliegen ist in den Staaten relativ günstig. Nach meiner
Ankunft musste ich, um den Backgroundscan meiner Praktikumseinrichtung zu vervollständigen
meine Fingerabdrücke abgeben. Diesen Backgroundscan müssen alle neuen Mitarbeiter und auch
Praktikanten durchlaufen. Für diesen simple klingenden Scan brauchte die Organisation einen
weiteren Monat, Ziel war es mich als gute Person zu verifizieren. Ich nutzte den Monat um durch
Florida zu reisen. Ich reiste in Florida immer mit anderen Reisenden aus aller Welt die ich im Hostel
kennen gelernt hatte. Während des 10-wöchigen Praktikums unternahm ich nur gelegentlich
Wochenend-Ausflüge zu nahegelegenen Städten. Insgesamt verbrachte ich vier Monate in Florida,
danach war immer noch genug Zeit zum Reisen.
Nachdem ich im Dezember mein Praktikum beendete und mein Visum noch Gültigkeit hatte,
entschied ich mich an der Ostküste Richtung Norden zu reisen. Durch Freundschaften, die im Hostel
entstanden sind, hatte ich einige Anlaufpunkte in den Staaten. Die Reise ging von Tampa bis nach
New York, von wo ich dann nach 6 Monaten Gesamtaufenthalt wieder ausreiste.
Grand Canyon, Arizona
Fazit:
Der Aufenthalt in den USA war die perfekte Mischung aus einem Abenteuer und der Verknüpfung
meiner Studieninhalte. Ich lernte eine Menge über mich selbst, da ich in einem fremden Land auf
mich gestellt war. Trotz der nicht perfekten Englischkenntnisse konnte ich mich schnell einleben und
mir wurde stets Hilfe von diversen Seiten Angeboten. Ich lernte die amerikanische Hilfsbereitschaft
kennen. Diese vermisse ich seitdem ich wieder in Deutschland bin bei uns Deutschen.
Das Land ist so vielfältig, mit der unterschiedlichsten Landschaft aber auch den verschiedenen
Einflüssen der unterschiedlichen Nationalitäten.
Nicht nur sprachlich lernte ich viel, die Erfahrung auf sich
gestellt zu sein und selbst sich Vorort den Alltag zu
organisieren war eine spannende Erfahrung, von der ich
in Zukunft profitieren kann. Nach den dort herrschenden
Straßenverhältnissen, lernte ich die gute Infrastruktur in
Deutschland zu schätzen. Ich habe viel von Menschen aus
verschiedenen Nationen kennen gelernt und viel von
deren Lebensgeschichten erfahren. Die unterschiedlichen
Lebenseinstellungen haben mich zum Nachdenken angeregt und ich konnte so viele Vorurteile
auflösen. Der Besitzer des Hostels aus Florida, wo ich während meines Praktikum wohnte sagt zu mir,
ich werde wenn ich nach Deutschland zurück komme eine ganz andere Einstellung haben und ganz
anders weitere Entscheidungen treffen. Die Erfahrung in die USA zu gehen war die beste
Entscheidung in meinem Studium und trotz der großen finanziellen Investition würde ich es immer
wieder machen.

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