Erfahrungsbericht

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Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
Name: Hermannsdorfer Veronika
Austauschjahr: 2011/2012
Gastunternehmen: London Bridge Language Centre
Stadt: London
Land: England
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Um mein englisches Sprachniveau anzuheben und meine Kompetenzen als zukünftige Lehrerin zu vertiefen, habe ich mich entschieden ins Ausland zu gehen. Um diesen Aufenthalt so
effektiv wie möglich zu gestalten, hielt ich 11 Monate für eine angemessene Dauer um meine
Ziele zu erreichen. Da mein Hauptaugenmerk auf der Sprachpraxis lag, wollte ich nicht an
eine Universität um dort an Vorlesungen teilzunehmen (zudem kann man sich meist nicht
alles anrechnen lassen), sondern ich hielt ein Praktikum für die bessere Alternative in meinem Fall.
Per Zufall ergab sich eine Möglichkeit an einer Sprachschule mitten in London zu arbeiten.
Diese Vorstellung gefiel mir besonders gut.
Der Kontakt zum Gastunternehmen wurde über eine Bekannte hergestellt. Nach mehreren
Telefonaten mit dem Manager des Gastunternehmens wurden die Bewerbungsunterlagen
eingereicht. Nach einem persönlichen Interview vor Ort und einem Sprachassessment erklärte sich der Manager D. Osbourne bereit mich als Praktikantin für 10 Monate einzustellen.
Der nächste Schritt war die Beschaffung einer Unterkunft. Alle Vorwarnungen, dass es sehr
schwierig sei in London eine Wohnung zu finden, waren zutreffend. Nachdem ein Termin mit
einem Makler vereinbart wurde, für den ich extra angereist war, wurde dieser zwei Stunden
vorher abgesagt, mit der Begründung die Wohnung sei schon vergeben. Nach stundenlanger
Durchforstung verschiedener Internetseiten auf der Suche nach einer passenden Wohnung,
von denen es nicht viele gab, stand ich mit leeren Händen da. Auf dem Rückweg zum Hotel
sah ich per Zufall ein Werbeplakat eines Studentenwohnheims. Das besondere hierbei war,
dass dieses Wohnheim auch Studenten aufnahm, die nicht aktuell in England studierten.
Das Wohnheim sowie die Station „Elephant and castle“ befanden sich nur wenige hundert
Meter vom Praktikumsplatz entfernt.
Das Viertel ist als „Multikultiviertel“ bekannt und war auch unter anderem während der Aufstände im August 2011 in die Schlagzeilen geraten. Ich konnte jedoch keine wirkliche Gefährdung meine Person feststellen, ausgenommen der üblichen Gefahren in einer Großstadt.
Meiner Erfahrung nach ist es als Nicht-Studierender am einfachsten bei solchen privaten
Wohnheimen anzufragen, bevor man sich auf die Suche nach privaten Wohnungen macht.
Dieses Wohnheim (Victoria Halls ehem. Dashwood studios) wurde gerade erst erbaut und ist
neu eingerichtet und mit CCTV Überwachung ausgestattet. Ein weiterer Vorteil, neben dem
untypisch hohen Standard der Wohnung, war der Kontakt zu anderen Studenten aus dem
englischsprachigen Raum. Es ergab sich nur ein kleines Problem, als ich bereits wieder in
Deutschland war. Ich sollte noch eine Monatsmiete wegen vorzeitigem Auszug sowie die
Kaution überwiesen bekommen. Da die Firmenleitung wechselte erreichte ich erst nach
mehrfachen Telefonaten und schriftlichen Aufforderungen, dass der Betrag zurücküberwiesen wurde.
Das Unternehmen London Bridge Language Centre (LBLC) befindet sich im südlichen Teil
Londons im Stadtteil Southwark, direkt bei der Haltestelle Elephant and Castle. Die Sprachschule hat sich auf die Kurse für `ESOL with Citizenship´ spezialisiert. Dort werden aber zusätzlich auch normale Sprachstunden für jedes Sprachniveau gegeben sowie ein „Teachertraining“ – Kurs.
Da es sich um eine kleinere Sprachschule handelt, war mein Aufgabenbereich sehr vielfältig.
Neben der telefonischen und persönlichen Betreuung und Beratung von Kunden, die ich
schon nach wenigen Tagen beginnen durfte, übernahm ich organisatorische Aufgaben wie
das Ordnen von Akten, das Anlegen von Aktensystemen, die Verarbeitung von Daten am
Computer und das Erstellen von Abrechnungen und neuen Formularen. Weiterhin habe ich
im Auftrag des Managers Recherchen für diverse Projekte betrieben, wie z. B. das Erstellen
von Unterrichtsstunden oder die Planung eines neuen Kurses.
Zum Teil nahm ich selbst als Testperson an neuen Kursen (ein Teachertraining in diesem
Fall) teil, was sich für mich als angehende Lehrerin sehr positiv ausgewirkt hat. Zudem durfte
ich auch hin und wieder einzelne – für die ESOL Prüfung nicht essentielle- Stunden halten.
Eine der größten Verantwortungen war das Durchführen und die Bewertung von Assessments von Neukunden.
Meinen Umfang der Eigenverantwortung würde ich als angemessen groß bezeichnen. Mir
wurden Aufgaben gestellt für die ich immer Hilfestellung bekommen habe, wenn ich sie wollte. Ansonsten wurde mir erlaubt schnell viel selbst zu machen, was anfangs zwar ungewohnt
war, mir aber zu einem sprunghaften Anstieg meiner sprachlichen Fähigkeiten verhalf.
Die Integration ins Unternehmen empfand ich als sehr gut, da ich sehr viel übernehmen durfte. Der Umgang mit dem Manager selbst war entspannt und angenehm. Bei Problemen
konnte man sich direkt an ihn wenden und es bestand täglich die Möglichkeit zu Gesprächen, egal ob problemorientiert oder einfach nur normaler Smalltalk. Die Atmosphäre in der
Sprachschule war entspannt, das Verhältnis zu den Kollegen gut. Es fanden auch mehrmals
Teambesprechungen statt.
Ich habe während des ganzen Aufenthaltes durchgehend Sprachunterricht auf Universitätsniveau erhalten, der so intensiv war, dass ich mich im April dazu entschied mich für das
Cambridge Proficency Exam (CPE) anzumelden und konnte mich dann im Juli über ein Zertifikat als krönenden Abschluss dieses Jahres freuen.
Der Sprachunterricht war sehr vielfältig. Am Anfang war ich in einem Kurs in dem sich noch
andere Studenten befanden, welche vom Niveau her meinem ähnlich waren. Laut meinem
Sprachtest befand ich mich zu diesem Zeitpunkt auf einem upper-intermediate Level.
Mit der Zeit beendeten die anderen Teilnehmer ihren Kurs und der Manager, der zugleich
der Lehrer war, passte das Niveau meinem persönlichen Lernfortschritt an. Ich bekam täglich
die Möglichkeit viel zu sprechen und wurde auf pädagogisch wertvolle Art und Weise korrigiert.
Zudem gab es zwischendurch ein weiteres Assessment zur Bewertung meines Lernfortschritts.
Der Unterricht beinhaltete sowohl Grammatik als auch Wortschatzerweiterungen, Schreibübungen, Referate und Gehörtraining. Im Rahmen des Unterrichts wurden außerdem verschiedene Themen behandelt wie Geographie, Religion, Politik, ethische Themen und kulturelle Aspekte. Regelmäßig schrieb ich Essays, auch außerhalb der Unterrichtszeit, die anschließend immer korrigiert und besprochen wurden. Ich durfte alle Unterlagen behalten und
besitze somit einen großen Fundus an Anregungen für den eigenen Unterricht.
Als fest stand, dass ich das CPE versuchen wollte, stellte sich der Lehrer darauf ein und trainierte mich von da an mit den dazugehörigen Unterlagen speziell für das Cambridge Proficiency Exam. Besonderer Fokus lag dabei auf den fünf Bereichen writing, speaking, listening, use of grammar und reading.
Der Lehrer motivierte mich und gab jedoch immer eine realistische Einschätzung meiner
Kompetenzen hinsichtlich des Examens ab. Er sagte mir dass ich eine 50:50 Chance hätte
das Examen zu bestehen. Ihm machte das Unterrichten sichtlich Freude und er hat sich sehr
über mein bestandende Examen gefreut.
Um meinen persönlichen Lernfortschritt zu beschleunigen, nutze ich die örtliche Bibliothek
mit integriertem DVD Verleih, die online Zeitungen wie den Independent, das Radio und das
Fernsehen. Abendliche Treffen mit den Studenten aus dem Wohnheim waren jederzeit möglich und haben mir sehr viel gebracht.
Der kulturelle Aspekt eines Auslandsaufenthaltes ist nicht zu unterschätzen. Ich hatte das
Glück in einer der beliebtesten Metropolen der Welt eine Stelle zu finden. Das Freizeitangebot ist entsprechend groß. Neben dem üblichen Sightseeing war der freie Eintritt in Museen
und das vielfältige Angebot von Musicals, Theater, verschiedenen Shows und Events sehr
attraktiv. Zusätzlich konnte ich viele Ausflüge in die umliegenden Städte unternehmen. Nach
anfänglichen Unsicherheiten kehrte schnell der Alltag ein, der aber selbst durch banale Tätigkeiten wie das Einkaufen im lokalen Supermarkt immer wieder neue Erkenntnisse und
sprachliche Herausforderungen bot.
Persönlich in Erinnerung geblieben sind mir Events wie der Christmas Market im Hyde Park,
meine Ausflüge nach Oxford, Edinburgh, Loch Ness, Stratford-upon-Avon, Canterbury und
die Kew Gardens. Besonders gut hat mir das Museum of London gefallen, das British Museum, das Science Museum und das Natural History Museum. Auch war der Besuch von einzelnen Theaterstücken sowie Standup Comedy Shows ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Einen besonderen Höhepunkt stellte der Besuch der Vorstellung „Richard The
Third“ im Globe Theatre dar. Ein absolutes Muss als Sprachenstudent.
Genossen habe ich das vielfältige Angebot von Speisen aus aller Welt. Da das englische
Essen selbst keinen besonders guten Ruf hat (nicht immer zurecht), habe ich oft andere Sachen ausprobiert. Vor allem indische und chinesische Restaurants sind oft vertreten.
Das Wetter war nicht annähernd so schlecht wie man über England sagt. Im Gegenteil, bis
Februar befand sich England in einer Dürreperiode die so ausgeprägt war, dass auf das
Problem mit Plakaten in der Stadt hingewiesen wurde und im Frühjahr, als der Regen endlich einsetzte, der Süden von Überschwemmungen geplagt wurde. Der Winter war ansonsten recht mild, geschneit hat es nur an einem Tag.
Die Lebenshaltungskosten in London sind relativ hoch und auch selbst mit Erasmus und
DAAD Unterstützung alleine kaum zu stemmen. Sinnvoll wären daher ein Nebenjob sowie
die Unterstützung von den Eltern.
Das Praktikum in London war für mich die schnellste und beste Möglichkeit mein Englisch
auf ein unterrichtstaugliches Niveau zu heben und es so zu festigen, dass ich die Sprache
auch noch sehr gut beherrschen werde, wenn ich mit meinem Studium fertig bin. Ich war
sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe. Ich bin der Meinung, dass es Pflicht für jeden angehenden Lehrer einer Fremdsprache sein sollte, ins Ausland zu gehen. Ich habe hier
Dinge gelernt, sowohl sprachlich als auch kulturell, die man an keiner Schule oder Universität lernen kann.