Agrarstrukturentwicklung in Bayern

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Agrarstrukturentwicklung in Bayern
Agrarstrukturentwicklung in Bayern
IBA-Agrarstrukturbericht 2014
LfL-Information
Impressum
Herausgeber:
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Vöttinger Straße 38, 85354 Freising-Weihenstephan
Internet: www.LfL.bayern.de
Redaktion:
Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Menzinger Straße 54, 80638 München
E-Mail: [email protected]
Telefon: 089 17800-111
Autor:
Dr. Xaver Zenger, Robert Friebe
2. Auflage:
April 2015
Druck:
Internetpublikation
Schutzgebühr:
0,00 Euro
© LfL
2
Agrarstrukturentwicklung
Die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Produktion wird maßgeblich von de n
strukturellen Gegebenheiten bestimmt. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe, deren
Flächen und Viehbestände, die Größenverhältnisse der landwirtschaftlich genutzten Flächen
sowie die Anzahl und das Alter der Arbeitskräfte sind die wesentlichen Merkmale der Agrarstruktur. Sie hat erheblichen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie auf
die Einkommensmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Damit ist die Agrarstruktur auch mitbestimmend für die Attraktivität der Branche Landwirtschaft und somit insbesondere auch
für die Berufswahl junger Menschen.
Faktoren wie die Attraktivität außerlandwirtschaftlicher Einkommensalternativen und Arbeitsbedingungen, technischer Fortschritt in der Landwirtschaft, Flurordnungsmaßnahmen,
Betriebszusammenschlüsse, Betriebsaufgaben und die Verwendung landwirtschaftlicher
Flächen für nichtlandwirtschaftliche Zwecke wirken stetig auf diese Strukturen ein. Die
Kenntnis der aktuellen Situation sowie der Entwicklungstendenzen sind wichtige Entscheidungshilfen für die Akteure im Bereich der Agrarwirtschaft, um auf die Zielsetzung
„gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen“ in allen Regionen hinzuwirken. Darüber hinaus sind nicht nur gleichwertige Arbeitsbedingungen, sondern auch akzeptable Einkommenschancen in allen Branchen anzustreben.
1. Wertschöpfung und Arbeitsproduktivität
Die Bruttowertschöpfung (BWS) wird im Rahmen der „Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ ermittelt und u mfasst alle im Inland erzeugten Güter und D ienstleistungen1. Sie ist
damit ein Maßstab zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften sowie deren Sektoren. Des Weiteren stellt sie einen wesentlichen Indikator zur Beschreibung der
wirtschaftlichen Entwicklung dar.
Die Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftssektoren in Bayern erhöhte sich von 229 M rd.
Euro im Jahr 1991 auf 437 Mrd. Euro im Jahr 2013 (Abbildung 1). Im Vergleich dazu blieb
die Bruttowertschöpfung des Sektors „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ nahezu konstant bei rund 3,6 M rd. Euro. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung verringerte sich
dadurch von 1,56 auf 0,82 Prozent. Die jährlichen Schwankungen bei der Bruttowertschöpfung der „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ sind einerseits verursacht von den natürlichen Bedingungen für die Pflanzenproduktion und andererseits von de n sehr volatilen Erzeugerpreisen für landwirtschaftliche Produkte.
Mit der Einführung der Betriebsprämie wurden ab 2005 sukzessive alle produktspezifischen
Förderungen abgeschafft und i n eine allgemeine flächengebundene Betriebsprämie überführt. Dies wirkte sich ebenfalls auf die Bemessung der Bruttowertschöpfung aus. Denn
entgegen den produktbezogenen Förderungen werden produktunspezifische staatliche Förderungen nicht bei der Berechnung der Bruttowertschöpfung berücksichtigt.
In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird die Arbeitsproduktivität als Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen ausgewiesen. Diese erhöhte sich in Bayern von 38.062 Euro im
Jahr 1991 a uf 62.326 E uro je Erwerbstätigen im Jahr 2013. D ies entspricht einer durchschnittlichen Zunahme um 2,9 % pro Jahr. Die Zunahme der Arbeitsproduktivität in der
1
Statistische Ämter der Länder. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder. Reihe 1, Länderergebnisse Band 1, Wiesbaden 2014.
„Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ lag mit durchschnittlich 4,2 % deutlich über dem
bayerischen Mittel. Im Vergleich zu den anderen Branchen lag sie aber 2013 mit 25.423 Euro lediglich bei 40 % des bayerischen Durchschnitts.
80.000
Euro je
Erwerbstätigen
70.000
Produzierendes Gewerbe
62.326
60.000
BWS/Erwerbstätigen insg.
Dienstleistungsbereiche
50.000
40.000
38.062
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
30.000
25.423
20.000
13.244
10.000
0
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
2011
2013
BWS ges. Mrd. €
229
249
268
279
297
317
328
343
373
367
414
437
BWS LuF Mrd. €
3,6
3,2
3,7
3,8
3,7
4,4
3,6
3,2
4,0
3,1
3,6
3,6
Erwbst. Ant.LuF % 4,47
4,15
3,68
3,27
3,23
2,91
2,69
2,66
2,50
2,48
2,31
2,01
1,56
1,30
1,39
1,35
1,24
1,39
1,10
0,95
1,07
0,85
0,87
0,82
BWS Ant.LuF %
Datenquelle: Statistische Ämter der Länder, Reihe 1, Länderergebnisse Band 1, 2014
LfL-IBA 1a, 3/2015
Abb. 1: Wertschöpfung und Arbeitsproduktivität in Bayern
In Branchen mit unterdurchschnittlicher Wertschöpfung und Arbeitsproduktivität ist auch
nur eine unterdurchschnittliche Faktorverwertung (Kapitalverzinsung, Arbeitsentlohnung)
erzielbar. Daraus erklärt sich, dass die Arbeitnehmerlöhne in der Branche „Land- und
Forstwirtschaft, Fischerei“ lediglich rund 50 % des durchschnittlichen Arbeitnehmerlohnniveaus in Bayern erreichen2. Ursache hierfür sind unter anderem die kleinstrukturierte Produktion in Verbindung mit einer entsprechenden Vermarktungsposition, eine geringe Auslastung von technischen Anlagen und i nsbesondere Spezialmaschinen sowie der hohe Arbeitszeitbedarf in der Tierhaltung sowie bei einer Vielzahl von pflanzlichen Produktionsverfahren (z.B. Gemüse, Obst, Hopfen, Wein).
2. Flächenentwicklung
Das Produktionsvolumen der Landwirtschaft wird maßgeblich vom Umfang der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche sowie dem Ertragsniveau der angebauten Kulturen bestimmt.
Die Flächenerhebung der amtlichen Statistik differenziert die Gesamtfläche einer Gebietseinheit in verschiedene Kategorien (z.B. Waldfläche, Gebäudefläche, Verkehrsfläche, Landwirtschaftsfläche). Eine weitere Differenzierung der Landwirtschaftsfläche nach Art der
landwirtschaftlichen Bodennutzung erfolgt dabei nicht. Da diese Flächenerhebung nach dem
Belegenheitsprinzip erfolgt (d.h. die Flächen werden der Gemeinde zugeordnet, in der sie
liegen und nicht der Gemeinde, in der der Betrieb seinen Sitz hat), liefert sie die Informati2
Statistischer Ämter der Länder. Arbeitnehmerentgelt, Bruttolöhne und Gehälter in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2013, Reihe 1, Länderergebnisse Band 2, Frankfurt 2014.
4
on, wie sich die einzelnen Nutzungskategorien in einer Region entwickelten. Für Bayern ist
diese Entwicklung von 1988 bis 2013 in Abbildung 2 dargestellt. Von den rund sieben Millionen Hektar Fläche in Bayern entfiel 2013 de r Großteil auf die L andwirtschaftsfläche
(48,6 %) und Waldfläche (35,1 %). Die Kategorien Gebäude-, Gewerbe-, Betriebs-, Verkehrs-, Erholungs- und Friedhofsflächen nahmen insgesamt 11,6 % der Fläche in Anspruch.
7.500.000
insg. 7.055.000
Hektar
6.000.000
4.500.000
2.430.376
2.453.746
626.700
2.471.948
734.450
799.454
2.476.636
Gebäude-, Gewerbe-,
Beriebs-, Verkehrs-,
Erholungs- und
Friedhofsfläche 11,6%
Waldfläche
35,1 %
+ 46.000 ha
818.864
+ 192.000 ha
+ 16.000 ha
sonstige Flächen
*)
Wasserfläche
+ 2.000 ha
3.000.000
1.500.000
3.687.227
3.544.401
3.458.904
3.431.021
Landwirtschaftsfläche 48,6 %
0
1988
Landwirtschaftsfläche
Waldfläche
Flächenverbrauch**)
2000
-32,6
2010
Flächenänderung in ha/Tag
-23,4
Änderung
- 256.000 ha
2013
-25,5
5,3
5,0
4,3
24,6
17,8
17,7
*) sonstige Flächen: z.B. Abbauland, M oore, Heideflächen, Unland;
**) Flächenverbrauch: Nutzung als Gebäude-/Freifläche für Wohnen, Gewerbe, Industrie; Betriebsfläche, Verkehrsfläche, Grünanlage/Erholungsfläche, Friedhof;
Datenquelle: Bayerisches Landesant für Statistik (Genesis-Online)
LfL-IBA 1a, 3/2015
Abb. 2: Flächenentwicklung nach Art der tatsächlichen Nutzung in Bayern
Während sich die Landwirtschaftsfläche von 1988 bis 2013 um 256.000 Hektar verringerte,
erhöhten sich die Flächen der anderen Nutzungen. Die gilt vor allem für Gebäude-, Gewerbe-, Betriebs-, Verkehrs-, Erholungs- und Friedhofsflächen. Derartig umgenutzte Flächen
sind für immer der landwirtschaftlichen Erzeugung von Lebensmitteln entzogen. Deshalb
wird die Flächenzunahme für diese Nutzungen auch als Flächenverbrauch bezeichnet3.
Weitere Folgen dieses Flächenverbrauchs sind der Verlust an natürlichen Bodenfunktionen
durch Versiegelung, der Verlust naturnaher Flächen mit ihrer Biodiversität sowie die Zerschneidung von Flächen und Landschaften durch Verkehrswege. Deshalb soll nach der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Flächenverbrauch deutschlandweit auf maximal 30
Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020 reduziert werden. In Deutschland wurden in den letzten
Jahren durchschnittlich 74 Hektar pro Tag „verbraucht“. In Bayern betrug der tägliche Flächenverbrauch von 2010 bis 2013 durchschnittlich 17,7 Hektar.
3. Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe
Die Entwicklung der im INVEKOS-Bestand erfassten landwirtschaftlichen Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (ab 0 Hektar) ist von 1995 bis 2014 in Abbildung 3
dargestellt. Danach verringerte sich die Anzahl der Betriebe von 162.774 ( 78.526 Haupterwerbsbetriebe, 84.218 Nebenerwerbsbetriebe) im Jahre 1995 a uf 110.304 im Jahre 2014.
3
Statistisches Bundesamt. Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Indikatorenbericht, Wiesbaden 2014.
Davon wurden 45.026 im Haupterwerb (41%) und 65.278 im Nebenerwerb (59 %) bewirtschaftet. Von den landwirtschaftlichen Betrieben wurden im Jahr 2014 105.287 ( 95 %) als
Einzelunternehmen, rund 4.300 ( 4 %) in Form einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts
geführt.
60
180.000
Betriebe 162.774
165.000
∅ Betriebsgröße HEB: 52,0 ha
78.526
150.000
Betriebsgröße
ha
50
Einführung der
Betriebsprämie
135.000
40
120.000
45.026
110.304
105.000
90.000
Haupterwerbs betriebe
∅ Betriebsgröße insg.: 29,1 ha
65.278
84.218
75.000
30
60.000
45.000
∅ Betriebsgröße NEB: 13,2 ha
30.000
20
10
15.000
Nebenerwerbsbetriebe
0
0
1995
2000
2005
45,3
41,3
41,4
3.263.570
3.251.368
3.220.211
Betriebsaufgaben im Vgl. zum Vorjahr in %
HEB in % 48,3
LF ha
3.317.917
2010
-3,4
-3,1
-2,1
-1,6
-2,4
2014
-1,9
Datenquelle: BayStM inELF (INVEKOS)
-1,5
-1,2
-1,2
40,8
3.205.838
LfL-IBA 1a 3/2015
Abb. 3: Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe von 1995 bis 2014
Mit der Einführung der Betriebsprämie im Jahre 2005 wurde eine neue Fördergrenze eingeführt. Dadurch wurden zusätzliche Betriebe, vor allem Kleinstbetriebe, von INVEKOS erfasst, die bis dahin keine Flächenprämien beantragt hatten bzw. nicht beantragen konnten.
Im Vergleich zu 2004 stiegen deshalb die Betriebszahlen etwas an. Im Gegenzug sank die
durchschnittliche Betriebsgröße.
Seit 2005 v erringerten sich die Betriebe um durchschnittlich 2.495 j e Jahr (1,88 %). Der
jährliche Rückgang von 2005 bis 2014 ist bei den Haupterwerbsbetrieben mit jährlich 1.091
etwas geringer als bei den Nebenerwerbsbetrieben (1.404). Insgesamt reduzierten sich die
Betriebsaufgaben. Während von 2005 auf 2006 noch 3,4 % der Betriebe ihre Bewirtschaftung einstellten, taten dies in den beiden letzten Jahren nur noch 1,2 % der Betriebe.
Ursache hierfür ist die wieder verstärkte Weitergabe des Hofes an einen Nachfolger. Während bis 2011 die Betriebsübernahmen rückläufig waren, sind seit 2011 die Betriebsübernahmen von 1.315 auf 1.698 im Jahr 2014 stetig angestiegen. Davon wurden 504 Betriebe
im Haupterwerb und 1.194 B etriebe im Nebenerwerb weitergeführt. Das durchschnittliche
Betriebsabgabealter lag 2014 bei 63 Jahren, das Durchschnittsalter der Hofnachfolger bei 33
Jahren. Daraus ergibt sich ein Generationsintervall von 30 Jahren.
Mit dem Ausscheiden von Betrieben werden zusätzliche Flächen für die verbleibenden Betriebe verfügbar. Diese wurden nahezu ausschließlich von den Haupterwerbsbetrieben aufgenommen, wodurch sich deren durchschnittliche Betriebsfläche auf mittlerweile 52 Hektar
erhöhte. Die Durchschnittsfläche der aufgebenden Betriebe ist leicht ansteigend und lag zuletzt bei 11,4 Hektar. Durch die zuletzt rund 1.300 Betriebsaufgaben pro Jahr werden jähr-
6
lich etwa 15.000 Hektar Fläche für die betriebliche Entwicklung bei den Haupterwerbsbetrieben verfügbar. Je Haupterwerbsbetrieb entspricht dies derzeit 0,33 Hektar und Jahr.
4. Altersstruktur
Mit den Betriebsaufgaben ändert sich die Altersstruktur bei den Betriebsleitern. Da im
Rahmen von INVEKOS bei Betriebsgemeinschaften das Gründungsdatum erfasst wird, ist
die Analyse der Altersstruktur ausschließlich auf die Einzelunternehmer (95 % der Betriebe
in 2014) bezogen. Ein Vergleich der Jahre 1995 und 2014 zeigt, dass sich in diesen 19 Jahren die Altersstruktur deutlich verändert hat. Das Durchschnittsalter der Betriebsleiter erhöhte sich in dieser Zeit von 42,8 auf 50,3 Jahre (Abbildung 4).
25.000
Betriebe
Einzelunternehmer 2014
Einzelunternehmer 1995
20.000
insg. 105.287 (dav. 39% HEB)
Durchschnittsalter: 50,3 Jahre
insg. 152.325 (dav.47% HEB)
Durchschnittsalter: 42,8 Jahre
15.000
10.000
5.000
0
Altersklasse bis 20
Jahre
HEB in % (1995) 37
HEB in % (2014) 44
20-25
25-30
30-35
35-40
40-45
45-50
50-55
55-60
60-65
ab 65
27
28
31
33
36
39
41
44
51
24
43
43
44
42
48
50
53
57
54
31
Datenquelle: BayStM inELF (INVEKOS)
LfL-IBA 1a, 3/2015
Abb. 4: Altersstruktur der Betriebsleiter bei den Einzelunternehmen
Voraussetzung für die Erhaltung des landwirtschaftlichen Betriebes als Haupterwerbsbetrieb
ist neben einer soliden wirtschaftlichen Ausgangssituation die Befähigung zur Unternehmensführung. Da eine Ausweitung der Flächenproduktion wegen der geringen Flächenmobilität nur sehr begrenzt möglich ist, suchen immer mehr Unternehmer Entwicklungschancen im Anbau von S pezialkulturen, der Veredelung und D iversifizierung. Ergänzend zur
produktionstechnischen und be triebswirtschaftlichen Ausbildung erlangen deshalb Ausbildungsinhalte aus den Bereichen Personalführung, Arbeitsorganisation und Marketing eine
zunehmende Bedeutung.
Dies drückt sich in der Qualifizierung der Übernehmer von Haupterwerbsbetrieben aus. Die
Anzahl der Meisterprüfungen stieg in den letzten Jahren auf zuletzt 361 A bsolventen an4.
Darüber hinaus steigen zunehmend Absolventen der Technikerschule sowie etwa 50 % der
Absolventen der Hochschule mit Fachrichtung Landwirtschaft in die praktische Betriebsfüh4
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bayerischer Agrarbericht 2014.
rung ein. Damit bringen die Übernehmer von Haupterwerbsbetrieben (2014: 504) die notwendige Qualifizierung zur Unternehmensführung mit. Da von Ausbildungsende bis zur Betriebsübernahme (Mittel: 33 J ahre) oft viele Jahre vergehen und be i kleinen Einzelunternehmen wie in der Landwirtschaft nahezu kein Personalwechsel und auch keine Anstellung
von jungen Berufsabsolventen, stattfindet, kommt dem lebenslangen Lernen im Rahmen des
langen Generationsintervalls eine besondere Bedeutung zu. Nur dadurch wird es möglich,
technischen Fortschritt zeitnah umzusetzen sowie Entwicklungschancen zur nachhaltigen
Sicherung der wirtschaftlichen Existenz des Unternehmens zu erkennen und zu nutzen.
5. Betriebsgrößenklassen
Damit ein Unternehmen seinen Zweck als Haupterwerb erfüllen kann, muss es ü ber eine
entsprechende Einkommenskapazität verfügen. Als Maßstab für die Einkommenskapazität
dient die wirtschaftliche Betriebsgröße, die auf Basis des Standardoutput ermittelt wird5.
Der Standardoutput des landwirtschaftlichen Unternehmens wird anhand des Umfangs der
Produktionsverfahren berechnet und e ntspricht einer standardisierten M arktleistung. Die
Aufteilung der bayerischen Betriebe in Größenklassen nach Standardoutput und Erwerbstyp
im Jahr 2013 ist in Abbildung 5 dargestellt.
22.000
Betriebe
20.000
20.312
Nebenerwerbsbetriebe (NEB): 65.278 (59%)
18.526
Haupterwerbsbetriebe (HEB): 45.026 (41%)
18.000
landw. Betriebe insgesamt (2014): 110.304
16.000
15.131
14.000
11.840
12.000
11.107
10.762
10.000
8.724
8.000
7.767
6.000
5.126
4.000
2.000
1.009
0
Outputklasse
(Tsd. Euro)
bis 2
2-4
4-8
8-15
15-25
25-50
50-100
100-250
250-500
ø ha LF/Betrieb
2
4
6
10
15
21
32
58
102
176
970
2.967
5.878
11.279
19.584
36.396
72.838
155.767
332.194
823.495
ø Output/Betr. (€)
Datenquelle: BayStM inELF 2014; Statistisches Bundesamt, Fachserie 3 Reihe 2.1.4 2013
ab 500
LfL-IBA 1a, 3/2015
Abb. 5: Größenklassen landwirtschaftlicher Betriebe nach Standardoutput 2014
Nach der bayerischen Buchführungsstatistik beträgt der Anteil des Gewinns am Standardoutput durchschnittlich rund 30 Prozent6. Die Einkommensmöglichkeiten aus der landwirtschaftlichen Produktion sind deshalb, insbesondere unter Berücksichtigung des notwendigen
Arbeitsaufwandes und der umfangreichen Kapitalbindung sehr begrenzt.
5
Europäische Kommission: Verordnung (EG) Nr. 1242/2008 der Kommission zur Errichtung eines gemeinsamen Klassifizierungssystems für landwirtschaftliche Betriebe.
6
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Buchführungsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2013/2014.
8
Deshalb dominieren bis 50 Tausend Euro Standardoutput die Nebenerwerbsbetriebe und aus
Gründen der Arbeitswirtschaft ab 50 Tausend Euro Standardoutput die Haupterwerbsbetriebe. Zur Sicherung und Verbesserung des Einkommens besteht deshalb bei den unteren Betriebsgrößen regelmäßig Anpassungsbedarf hinsichtlich Ausweitung des Nebenerwerbs
bzw. der Diversifizierung. Bei den größeren Haupterwerbsbetrieben ist eine regelmäßige
Anpassung der Einkommenskapazität notwendig, damit das Unternehmen als nachhaltige
Existenzgrundlage erhalten werden kann. Da wegen der geringen Flächenmobilität eine
Ausweitung des Marktfruchtbaus sowie der flächengebundenen Viehhaltung oft nicht möglich ist, werden auch bei Haupterwerbsbetrieben zunehmend Entwicklungschancen in der
Diversifizierung genutzt7,8.
Die Entwicklung der Betriebe von 1995 bis 2014, differenziert nach dem Umfang ihrer Betriebsfläche, ist in Abbildung 6 dargestellt. Die größeren Betriebe haben etwas zugelegt, die
kleineren Betriebe z.T. deutlich abgenommen. Insgesamt haben sich die Anteile der einzelnen Größenklassen an den Betrieben nicht erheblich verändert.
175.000
Betriebe
162.774
7.242
150.000
7.499
14.719
8.890
125.000
8.033
27.551
100.000
13.603
3.274
3.620
9.698
116.886
7.748
4.125
4.158
11.979
9.872
4.700 (4,3% )
4.202 (3,8% )
7.289
9.910 (9,0% )
20.744
15.946
10.695
43.704
75.000
110.304 (100%)
6.924
Betriebsgrößenklasse
> 100 ha
75 - 100 ha
(6,3% )
9.796 (8,9% )
50 - 75 ha
11.618 (10,5% )
40 - 50 ha
13.096
37.200
31.620
27.280
50.000
30 - 40 ha
25.615 (23,2% )
20 - 30 ha
25.000
10 - 20 ha
58.514
48.776
48.871
40.371
37.539 (34,0% )
≤ 10 ha
0
1995
2000
2005
2010
2014
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 6: Entwicklung der Betriebe nach Betriebsgrößenklassen (ha LF)
Bis zum Jahr 2000 lag die Wachstumsschwelle, das ist die Betriebsgröße, ab der die Betriebszahlen innerhalb einer Größenklasse zunehmen, bei der Größenklasse 40-50 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). In der Zeit von 2000 bis 2009 erhöhte sich die Anzahl
der Betriebe erst ab der Größenklasse 50-75 ha. Seit 2010 verringern sich die Betriebszahlen
in den Größenklassen bis 50 Hektar, während die Anzahl der Betriebe mit 50 bis 100 Hektar
weitgehend konstant bleibt. Die Wachstumsschwelle liegt mittlerweile bei über 100 Hektar.
Neben der Verteilung der Betriebe nach Größenklassen, ist die Verteilung der landwirtschaftlich genutzten Fläche auf diese Größenklassen für die Beurteilung der Agrarstruktur
von Bedeutung (Abbildung 7). Im Jahr 2014 wurden von den bayerischen Betrieben insge7
8
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Der bäuerliche Familienbetrieb in Bayern. Freising 2012.
Statistisches Bundesamt. Einkommenskombinationen. Fachserie 3 Reihe 2.1.7, Wiesbaden 2011.
samt 3,21 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) bewirtschaftet. Die Entwicklung der Flächen in den einzelnen Betriebsgrößenklassen spiegelt die Entwicklung bei den
Betrieben wider. In den Größenklassen bis 50 ha ist die Fläche z.T. deutlich zurückgegangen. In den Gruppen 50-75 und 75-100 ha stieg die Fläche bis zum Jahr 2011 bzw. 2012,
seitdem ist sie weitgehend konstant. Flächenzunahmen waren in den letzten Jahren ausschließlich bei der Betriebsgruppe mit über 100 Hektar festzustellen. In dieser Größenklasse
befinden sich derzeit 4,3 % der bayerischen Betriebe.
732.312
22,8%
700.000
ha LF
602.479
18,8% d. LF
600.000
392.195
12,2%
500.000
290.609
9,1%
400.000
340.330
10,6%
361.211
11,3%
309.237
9,6%
300.000
177.465
5,5%
200.000
100.000
0
1995 - 2014
≤10
10 - 20
20 - 30
30 - 40
40 - 50
50 - 75
75 - 100
> 100
Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzen Fläche von ... ha
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 7: Entwicklung der Fläche in den Betriebsgrößenklassen von 1995 bis 2014
Die bewirtschaftete Fläche in dieser Gruppe (> 100 ha) erhöhte sich von 236.307 (7,12%) in
1995 auf mittlerweile 732.312 Hektar und umfasst damit fast ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern. Die durchschnittliche Betriebsgröße in dieser Gruppe liegt
konstant bei rund 155 H ektar. Die Betriebe der drei Größenklassen ab 50 H ektar bewirtschaften mittlerweile rund 53 % der Fläche. Auf diese drei Gruppen entfallen 18.812 bzw.
17 % der Betriebe in Bayern.
Die Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Unternehmens wird neben einer Reihe
weiterer Faktoren vor allem auch durch die Größe beeinflusst. Die Marktstellung beim Zukauf von Betriebsmitteln oder beim Verkauf von Produkten sowie die Auslastung von eigenen Maschinen und Geräten sind die wichtigsten Bereiche, die unmittelbar von der Unternehmensgröße abhängen. Daraus ergeben sich Kostenvorteile, die in erheblichem Umfang
die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens verbessern können.
6. Feldstückgrößen und Schlaggrößen
Aber nicht nur der absolute Umfang der Betriebsfläche, sondern auch die Aufteilung auf eine bestimmte Anzahl von Feldstücke hat wesentliche Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit
10
der Flächenbewirtschaftung. Denn je zersplitterter die Betriebsfläche, desto mehr Rüst- und
Wegezeiten müssen in Kauf genommen werden, um die Flächen zu bewirtschaften.
Der effektive Arbeitszeitaufwand je Hektar kann sich dadurch erheblich erhöhen. In der folgenden Abbildung 8 sind die Anteile der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nach
Feldstückgrößenklassen für das Jahr 2014 dargestellt. Zusätzlich ist die durchschnittliche
Feldstückgröße je Regierungsbezirk sowie für Bayern ausgewiesen.
100%
Anteil an
der90%
LF
30%
Feldstücksgröße
80%
> 5 ha
70%
9%
4 -- 5 ha
60%
12%
50%
3 - 4 ha
16%
40%
2 -3 ha
30%
20%
20%
10%
13%
1 -2 ha
≤ 1 ha
0%
Obb
Ndb
Opf
Ofr
Mfr
Ufr
Schw
Bay
2,00
1,88
1,76
1,36
1,63
1,34
2,00
1,74
Duchschnittliche Feldstücksgröße 2014 (ha LF)
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 8: Verteilung der landwirtschaftlich genutzten Fläche nach Feldstücksgrößenklassen
Der Anteil der Flächen an der LF mit einer Feldstückgröße von über fünf Hektar beträgt in
Bayern 30 %. Weitere 37 % der Fläche entfallen auf die Feldstücke mit einer Größe von
zwei bis fünf Hektar. Auf die Feldstücke mit unter zwei Hektar entfallen 33 % der Fläche.
Da sich in Bayern von den 1.846.556 Feldstücken 73 % in diesen beiden Gruppen von bis 2
ha befinden, ergibt sich eine durchschnittliche Feldstückgröße von 1,74 ha.
Von diesem bayerischen Mittelwert gibt es deutliche regionale Abweichungen. Etwas günstiger ist die Lage in den Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und S chwaben.
Während in diesen Bezirken eine durchschnittliche Feldstückgröße von r und zwei Hektar
erreicht wird, ist die Situation in den Bezirken Oberfranken und Unterfranken deutlich ungünstiger. In diesen beiden Regierungsbezirken machen die Feldstücke bis 1 ha und 1-2 ha
jeweils rund 20 % der LF aus.
Trotz der geringen Größe der Feldstücke werden diese bei der Bewirtschaftung gelegentlich
in Schläge, d.h. in Flächen mit einheitlicher Bewirtschaftung, unterteilt. Deshalb sind im
Folgenden die mittleren Schlaggrößen, unterschieden nach Acker und Dauergrünland, dargestellt. Da die Größe der Schläge erheblichen Einfluss auf die für ihre Bewirtschaftung erforderlichen Verfahrenskosten haben, wurden in der Auswertung nur Flächen berücksichtigt, die maschinell bewirtschaftet werden. Es blieben deshalb bei den Grünlandflächen sowohl die Almen als auch die Sommerweiden für Wanderschafe unberücksichtigt.
Wie bei der oben dargestellten Feldstückstruktur, existieren auch bei den durchschnittlichen
Schlaggrößen in Bayern erhebliche regionale Unterschiede (Abbildung 9). Darüber hinaus
sind die Ackerflächen mit 1,84 ha je Schlag im Mittel deutlich größer als die Grünlandflächen (1,22 ha je Schlag). Eine Ausnahme davon bildet der Regierungsbezirk Schwaben.
2,20
2,05
1,97
ha/Schlag
2,00
1,91
1,84
1,84
1,79
1,80
1,76
1,55
1,60
1,49
1,40
1,40
1,22
1,20
1,12
1,04
1,00
0,92
0,83
0,40
0,20
0,63
Grünlandflächen
0,60
Ackerflächen
0,80
0,00
Obb
Ndb
Opf
Ofr
Mfr
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
Ufr
Schw
Bay
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 9: Durchschnittliche Schlaggrößen in Bayern 2014
Bei den Ackerflächen liegen die Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben etwas
über dem bayerischen Mittel. Demgegenüber ist die Situation in Oberfranken und Unterfranken deutlich ungünstiger. Beim Grünland sind die regionalen Unterschiede noch deutlicher. Während hier die Schlaggrößen in Oberbayern und vor allem in Schwaben deutlich
über dem bayerischen Durchschnitt liegen, sind die Grünlandschläge in den drei fränkischen
Bezirken mit 0,63 bis 0,92 ha pro Schlag deutlich unter dem bayerischen Mittelwert.
Verbunden mit kleineren Bewirtschaftungseinheiten sind höhere Kosten und e in höherer
Arbeitszeitaufwand. Ursache hierfür ist ein größerer Anteil von Rüst- und Wendezeiten sowie Wegezeiten am Arbeitsaufwand insgesamt. Dies gilt insbesondere für moderne und
schlagkräftige Erntetechnik, soweit diese überhaupt auf Grund der geringen Schlaggrößen
einsetzbar ist. Darüber hinaus entstehen höhere Aufwendungen für das Betriebsmanagement. Beispiele hierfür sind die Fruchtfolgegestaltung, die Beantragung von flächenbezogenen Fördermaßnahmen und die Organisation der Bewirtschaftung mit Fremdmaschinen.
Die Mehrkosten für die Bewirtschaftung einer kleinparzellierten Betriebsfläche beeinträchtigen in erheblichem Umfang die Wirtschaftlichkeit und damit die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Marktfruchtbau und über die Grundfutterkosten auch die Viehhaltung.
Für Mähdruschkulturen beträgt der Mehraufwand bei Schlaggrößen von einem Hektar gegenüber fünf Hektar rund 45 €/ha (ca. 18 % der variablen Maschinenkosten); für Hackfrüchte ergeben sich entsprechende Mehrkosten von 50-60 €/ha (ca. 15 % der variablen Maschi-
12
nenkosten) und bei Grünlandflächen entstehen zusätzliche variable Maschinenkosten von
fast 20 % bzw. rund 60 Euro je ha9.
Inwieweit sich die Schlaggrößen bei den Ackerflächen in den letzten Jahren durch Flurneuordnung, freiwilligen Nutzungstausch und S trukturwandel (Pacht) verändert haben, ist in
Abbildung 10 für ausgewählte Jahre ab 1996 dargestellt.
3,25
ha/Schlag
3,00
2,75
2,50
2,25
2,00
1,84
1,73
1,75
1,56
1,44
1,50
1,34
1,25
1,00
0,75
0,25
0,00
1996
2000
2005
2010
2014
0,50
≤ 10
10-20
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
20-30
30-40
40-50
50-75
Betriebsgößenklasse (ha)
75-100
> 100
Ø Bay
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 10: Entwicklung der Schlaggrößen bei den Ackerflächen
In diesen 18 Jahren (1996-2014) erhöhte sich in Bayern die durchschnittliche Schlaggröße
von 1,34 a uf 1,84 ha , was einer Steigerung von 37 % entspricht. In den einzelnen Betriebsgrößenklassen war aber die Entwicklung sehr unterschiedlich. Eine stetige und z. T.
deutliche Verbesserung vollzog sich bei den Betrieben bis 40 ha. Vor allem die erste Gruppe
(bis 10 ha ) fällt aber bei den Schlaggrößen nach wie vor deutlich gegenüber dem bayerischen Mittel ab. Daraus folgt, dass kleine Betriebe auch überwiegend kleine Einzelflächen
bewirtschaften.
Demgegenüber verlief die Entwicklung bei den Betriebsgrößen jenseits der 75 Hektar eher
ungünstig. Während die Schlaggrößen bei der Gruppe von 75-100 ha stagnierten, ist bei den
Wachstumsbetrieben mit über 100 ha eine Verschlechterung bis 2005 festzustellen. Erst in
den letzten Jahren verbesserte sich die Situation bei diesen Betriebsgrößen geringfügig. Ursache hierfür ist, dass wachsende Betriebe Flächen von aufgebenden kleineren Betrieben
aufnehmen, aber keine größeren zusammenhängenden Einheiten bilden können. Des Weiteren entwickeln sich zunehmend Betriebe von einer mittleren Größenklasse in eine der beiden oberen Größenklassen hinein, bringen aber eine ungünstigere Schlaggrößenstruktur mit.
Mit zunehmender Betriebsgröße sind Arbeitsverfahren mit entsprechender Schlagkraft notwendig, damit termingebundene Arbeiten fristgerecht erledigt werden können. Dies er9
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL): Leistungs-Kostenrechnung Pflanzenbau.
fordert den Einsatz von leistungsfähigen Maschinen und Geräten. Für den wirtschaftlichen
Einsatz dieser Techniken sind aber auch entsprechende Schlaggrößen notwendig, um unproduktive Fahrt-, Rüst- und Wendezeiten und die damit verbundenen Kosten gering zu halten. Eine Weiterentwicklung der Schlaggrößenstruktur sowie deren Erschließung durch ein
angemessenes Wegenetz sind deshalb, auch aus Gründen der Energieeffizienz, dringend geboten.
7. Struktur der Viehhaltung
Mit Viehhaltung und der damit verbundenen Erzeugung von Lebensmitteln erzielte die bayerische Landwirtschaft 2012 einen Produktionswert von 4,8 M rd. Euro10. Dies entspricht
rund 45 % des landwirtschaftlichen Produktionswertes in Bayern. Die Veredelung von
pflanzlichen Erzeugnissen, und hier vor allem des Grünlandaufwuchses, trägt ganz wesentlich zur Wertschöpfung der Branche Landwirtschaft bei. Für die Generierung von Wertschöpfung und Sicherung von Arbeitsplätzen kommt deshalb der Entwicklung der Tierproduktion eine besondere Bedeutung zu (Abbildung 11).
4.000.000
160.000
Betriebe
mit Vieh
Großvieheinheiten
3.500.000
138.833
66.996
140.000
3.698.016 GV
Großvieheinheiten insg.
120.000
3.000.000
Einführung der
Betriebsprämie
2.963.797 GV
2.923.416 GV
Großvieheinheiten HEB
100.000
2.500.000
2.436.447 GV
80.710
80.000
2.000.000
71.837
60.000
41.870
Haupterwerbs betriebe mit Viehhaltung
1.500.000
1.000.000
38.840
40.000
Großvieheinheiten NEB
734.219 GV
20.000
500.000
486.970 GV
Nebenerwerbsbetriebe mit Viehhaltung
0
0
1995
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2000
2005
2010
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 11: Entwicklung von Betrieben mit Viehhaltung (in Großvieheinheiten, GV)
In den vergangenen 19 Jahren ist der Viehbestand kontinuierlich gesunken. Der ursprüngliche Bestand von fast 3,7 Millionen Großvieheinheiten (GV) verringerte sich auf zuletzt 2,9
Millionen GV (-21 %). Im Jahr 2014 wies Bayern noch 80.710 B etriebe mit Viehhaltung
auf, davon 41.870 bzw. 52 % Haupterwerbsbetriebe. Diese hielten 2.436.447 Großvieheinheiten, was 83 % des bayerischen Viehbestandes entspricht.
Im Mittel hielt jeder Haupterwerbsbetrieb 58 GV und jeder Nebenerwerbsbetrieb rund 12
Großvieheinheiten. Die Anzahl der Tierhalter verringerte sich in den vergangenen 19 Jahren
um 42 Prozent. Damit war der Rückgang der Tierhalter wesentlich stärker ausgeprägt als
10
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bayerischer Agrarbericht 2014.
14
der Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe insgesamt. Seit 2005 ha ben 17 % der
Landwirte die Bewirtschaftung des Betriebes aufgegeben. Im Vergleich dazu reduzierten
sich die Viehhalter im gleichen Zeitraum um 21 Prozent. Ursache für den zunehmenden
Rückzug aus der Tierproduktion ist nicht eine sinkende Nachfrage nach Lebensmitteln tierischen Ursprungs11, sondern sind vorrangig die mit der Tierhaltung verbundenen arbeitswirtschaftlichen Bedingungen. Die Bereitschaft, alltäglich zweimal Stallarbeit zu verrichten
schwindet zunehmend, wenn attraktive außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze verfügbar
sind. Im Zuge der Hofnachfolge wird deshalb häufig auf eine viehlose Bewirtschaftung des
Betriebes umgestellt.
7.1
Haltung von Kühen
Die Milcherzeugung ist mit einem Anteil von 24 % am Produktionswert das bedeutendste
Produktionsverfahren der bayerischen Landwirtschaft. Des Weiteren hängt die Entwicklung
der Rindermast sehr stark von der Entwicklung der Kuhhaltung ab. Da bei der Erfassung der
Kühe nicht nach der Nutzungsrichtung unterschieden wird, sind die Entwicklung und die
Struktur der Kuhhaltung insgesamt dargestellt (Abbildung 12).
900.000
Kühe
800.000
700.000
Kühe in Haupterwerbsbetrieben
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
ab 150
100-150
50-100
25-50
bis 25
ab 150
100-150
50-100
25-50
bis 25
ab 150
100-150
50-100
25-50
bis 25
ab 150
50-100
25-50
Kühe/Betrieb
bis 25
0
100-150
Kühe in Nebenerwerbsbetrieben
100.000
Kühe insg.
1.659.686
1.500.650
1.283.141
1.248.129
Kühe (%)
51% 44% 5% 0,2% 0,1%
42% 46% 11% 0,4% 0,1%
29% 41% 26% 2,3% 0,7%
23% 35% 34% 5,7% 1,8%
Betriebe insg.
90.546
Betriebe (%) 75% 24% 2% 0,0% 0,0%
1995
71.486
50.869
42.828
68% 28% 4% 0,1% 0,0%
60% 30% 10% 0,5% 0,1%
54% 29% 15% 1,4% 0,3%
2000
2010
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 12: Entwicklung der Haltung von Kühen
In den letzten 19 Jahren verringerte sich die Anzahl der Kühe um rund 25 % auf 1.248.129
Tiere. Der Anteil der Tiere in Nebenerwerbsbetrieben betrug 2014 r und 13 % und konzentriert sich auf die Bestandsklasse bis 25 Kühe. Die Anzahl der Kuhhalter nahm seit 1995
um 53 % auf 42.828 B etriebe ab. Dies entspricht einer Abnahmerate von 2,8 % pro Jahr.
Von 2010 bis 2014 verringerte sich die Anzahl der Kuhhalter sogar um durchschnittlich 4 %
pro Jahr. Die mittlere Anzahl an Kühen je Halter erhöhte sich seit 1995 von 18 auf zuletzt
29 Kühe.
11
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Statistisches Jahrbuch über Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten 2014.
Die Wachstumsschwelle für kuhhaltende Betriebe liegt momentan bei der Bestandsgröße ab
50 Kühe. In den drei Gruppen mit mehr als 50 Kühen befinden sich derzeit 42 % der Tiere.
Der Anteil der Betriebe in diesen drei Gruppen beträgt 17 %. Die Zuwachsraten bei den
oberen beiden Bestandsgrößenklassen sind dabei deutlich höher als bei der Größenklasse
50-100 Kühe. Während die Betriebe mit 50-100 Kühen von 2010 bis 2014 um 24% anstiegen, erhöhten sich die Betriebe in den beiden oberen Größenklassen in der gleichen Zeit um
134 bzw. 189 Prozent.
Der Anteil der Betriebe mit bis zu 25 Kühen ist mit 54 % nach wie vor beträchtlich hoch. In
dieser Größenklasse dominiert noch die Anbindehaltung. Die Umsetzung von höheren Haltungsanforderungen (z.B. Gruppenhaltung bei Kälbern) ist bei Kleinbetrieben schwieriger.
Des Weiteren verursachen Investitionen zur Sicherstellung von erhöhten Produktions- und
Qualitätsstandards in dieser Betriebsgrößenklasse wesentlich höhere Stückkosten, als dies
bei den Bestandsgrößenklassen mit mehr als 100 Kühen der Fall ist.
7.2
Haltung von männlichen Mastrindern
Viele Milchviehbetriebe betreiben parallel Rindermast, so dass Veränderungen der Milchviehbestände sich auch unmittelbar auf den Umfang der Mast von männlichen Rindern auswirken. Die Entwicklung der Struktur der Rindermast in den Jahren von 1995 bis 2014 ist in
Abbildung 13 dargestellt.
350.000
männliche Mastrinder in
Haupterwerbs betrieben
Tiere
300.000
250.000
200.000
150.000
100.000
50.000
ab 200
100-200
50-100
25-50
bis 25
ab 200
100-200
50-100
25-50
bis 25
ab 200
100-200
50-100
25-50
bis 25
ab 200
100-200
50-100
25-50
Tiere/Betrieb
männliche Mastrinder in Nebenerwerbsbetrieben
bis 25
0
Tiere insg.
682.976
614.797
443.060
405.557
Tiere (%)
49% 19% 20% 10% 1,7%
45% 19% 19% 13% 4,2%
39% 19% 19% 16% 6,2%
33% 19% 20% 18% 10%
Betriebe insg.
48.173
Betriebe (%) 87% 7,8% 4,0% 1,1% 0,1%
1995
41.035
30.674
25.486
86% 8,0% 4,1% 1,5% 0,1%
86% 8,1% 4,0% 1,7% 0,3%
84% 8,5% 4,6% 2,1% 0,6%
2000
2010
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 13: Entwicklung der Haltung von männlichen Mastrindern
In diesem Zeitraum ist der Bestand an männlichen Rindern in Bayern um rund 40 % auf
405.557 Tiere gesunken. Die Anzahl der Halter verringerte sich etwa um den gleichen Anteil auf 25.486 Betriebe. Der Durchschnittsbestand erhöhte sich von 14 auf 16 Tiere je Betrieb. Im Jahr 2014 wurden von 49 % der Kuhbetriebe auch noch männliche Mastrinder (ø
9,6 männliche Mastrinder/Betrieb) gehalten. In diesen Betrieben standen rund 50% der
männlichen Mastrinder.
16
Von den Rindermästern waren im Jahre 2014 nur 18 % spezialisierte Betriebe bzw. hielten
ausschließlich Mastrinder. Diese verfügten über einen Durchschnittsbestand von 45 Bullen.
Die Wachstumsschwelle bei den Rindermastbetrieben liegt bei der Größenklasse ab 200
Tiere. Im Jahr 2014 waren in dieser Größenklasse 144 Betriebe (+50% gegenüber 2010).
Rund 35 % der Rindermäster betreiben Landwirtschaft im Nebenerwerb. In diesen Betrieben werden 21 % der männlichen Mastrinder gehalten. Obwohl sich die Rindermast arbeitswirtschaftlich günstig mit dem Marktfruchtbau kombinieren lässt, ist ein kontinuierlicher Rückgang festzustellen. Neben arbeitswirtschaftlichen Gründen liegen die Ursachen
hierfür einerseits im Rückgang der Kuhhaltung und a ndererseits in der Verringerung des
Rindfleischkonsums bzw. der Stabilisierung auf niedrigem Niveau.
7.3
Haltung von Zuchtsauen
Neben der Rinderhaltung ist die Schweinehaltung der zweite wichtige Viehhaltungsbereich
der bayerischen Landwirtschaft. Mit 8,1 % ist ihr Anteil am Produktionswert fast so hoch
wie die 10,1 % aus dem Verkauf von Rindern und Kälbern12. Die Entwicklung der Struktur
der Ferkelerzeugung ist in Abbildung 14 dargestellt.
225.000
Tiere
200.000
Zuchtsauen in
Haupterwerbs betrieben
175.000
150.000
125.000
100.000
75.000
50.000
25.000
ab 300
200-300
100-200
50-100
bis 50
ab 300
200-300
100-200
50-100
bis 50
ab 300
200-300
100-200
50-100
bis 50
ab 300
200-300
50-100
bis 50
Tiere/Betrieb
100-200
Zuchtsauen in Nebenerwerbsbetrieben
0
Tiere insg.
408.030
384.375
292.174
225.307
Tiere (%)
53% 33% 12% 1,3% 1,0%
39% 33% 23% 3,2% 2,2%
21% 27% 34% 10% 8,5%
15% 24% 37% 16% 9,1%
Betriebe insg.
19.843
Betriebe (%) 88% 10% 1,9% 0,1% 0,0%
1995
13.713
6.323
4.288
82% 13% 4,8% 0,4% 0,1%
70% 17% 11% 1,9% 0,8%
65% 17% 14% 3,4% 1,2%
2000
2010
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 14: Entwicklung der Haltung von Zuchtsauen
Der Bestand an Zuchtsauen verringerte sich von 1995 bi s 2014 um rund 45 % auf 225.307
Tiere. Die Anzahl der Sauenhalter nahmen im gleichen Zeitraum um 78 % auf 4.288 Betriebe ab. Die durchschnittliche Betriebsgröße stieg von 20 auf 53 Sauen je Betrieb an. Knapp
11 % der Sauen stehen in Nebenerwerbsbetrieben. Von den 4.288 Sauenhaltern waren rund
1.588 spezialisierte Ferkelerzeuger (max. 5 Mastschweine). Die restlichen Betriebe machten
zusätzlich zur Ferkelerzeugung in sehr unterschiedlichem Umfang Schweinemast (kombinierte Betriebe). Die durchschnittliche Betriebsgröße in der Gruppe bis 50 Sauen liegt bei
12 Tieren. In dieser Gruppe stehen noch 15 % der Sauen.
12
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bayerischer Agrarbericht 2014.
Die Wachstumsschwelle in der Ferkelerzeugung lag 2014 bei der Größenklasse 200-300
Sauen. In den beiden Gruppen mit mehr als 200 Zuchtsauen sind 25 % der Tiere. Insgesamt
befinden sich 4,5 % der Betriebe in diesen beiden Größenklassen. Rund 50 Betriebe hielten
sowohl 2010 als auch 2014 über 300 Sauen. Der Durchschnittsbestand in dieser Gruppe reduzierte sich in dieser Zeit von 49 0 auf 400 S auen je Betrieb. Demgegenüber blieb der
Durchschnittsbestand in den anderen Größenklassen weitgehend gleich.
Wie bei der Milchviehhaltung ist auch bei kleinen Zuchtsauenbetrieben die Erfüllung von
höheren Haltungsanforderungen (z. B. Gruppenhaltung) schwieriger umzusetzen als bei
größeren Beständen. Darüber hinaus beeinträchtigen die damit verbundenen Investitionen
die Wirtschaftlichkeit. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen bieten große Sauenbestände
die Möglichkeit, Schweinemastbetriebe bedarfsgerecht mit Ferkelpartien von einheitlicher
Genetik und mit einheitlichem Gesundheitsstatus zu versorgen. Dies trägt zur Verbesserung
der Vermarktungschancen bei, da damit sowohl der Arbeitszeitaufwand als auch das Erkrankungsrisiko der Schweine in den Mastbetrieben reduziert werden kann.
7.4
Haltung von Mastschweinen
Im Vergleich zur Ferkelerzeugung und vor allem zur Rinderhaltung hat sich die Schweinemast wesentlich stärker in Richtung größerer Einheiten entwickelt (Abbildung 15). Entgegen dem Trend bei Rindern und Zuchtsauen die Tierzahlen der Mastschweine zumindest bis
2010 konstant geblieben bzw. sogar leicht gestiegen, seitdem jedoch leicht rückläufig.
1.000.000
Tiere
900.000
Mastschweine in Haupterwerbsbetrieben
800.000
700.000
600.000
500.000
400.000
300.000
200.000
100.000
ab 1500
1000-1500
500-1000
100-500
bis 100
ab 1500
1000-1500
500-1000
100-500
bis 100
ab 1500
1000-1500
500-1000
100-500
bis 100
ab 1500
1000-1500
500-1000
bis 100
Tiere/Betrieb
100-500
Mastschweine in Nebenerwerbsbetrieben
0
Tiere insg.
2.162.991
2.163.635
2.181.656
2.109.696
Tiere (%)
32% 42% 23% 2,1% 0,6%
22% 39% 29% 7,6% 2,2%
12% 30% 33% 16% 9,1%
9,2% 25% 33% 22% 11%
Betriebe insg.
43.994
Betriebe (%) 89% 8,9% 1,7% 0,1% 0,0%
1995
32.140
19.790
14.922
86% 11% 2,8% 0,4% 0,1%
80% 13% 5,0% 1,4% 0,5%
76% 14% 6,5% 2,5% 0,8%
2000
2010
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 15: Entwicklung der Haltung von Mastschweinen
Wie bei den anderen Tierhaltungsverfahren sank aber auch hier die Anzahl der Halter deutlich ab. Gegenüber 1995 ve rringerte sich die Anzahl der Schweinemäster um 66 % auf
14.922 Betriebe. Der Durchschnittsbestand erhöhte sich dadurch von 49 a uf 141 Mastschweine je Betrieb. Der Anteil der Mastschweine in Nebenerwerbsbetrieben beträgt 13 %.
Rund 50 % der Betriebe mit Mastschweinen wurde 2014 im Nebenerwerb bewirtschaftet.
18
Die Gruppe mit 500-1.000 Mastschweinen erreichte 2010 mit über 994 Betrieben ihren
Höchststand. Die Wachstumsschwelle lag 2014 bei den Größenklassen ab 1.000 Mastschweinen. In den beiden Gruppen mit mehr als 1.000 Tieren befinden sich 33 % der Mastschweine, die von 3,3 % der Betriebe gehalten werden. Der Durchschnittsbestand in der
Gruppe ab 1.500 Tiere liegt bei rund 1.800 Mastschweinen. Demgegenüber halten die Betriebe in der Gruppe bis 100 Tiere im Mittel 17 Mastschweine.
Wie bei keinem anderen Tierproduktionszweig haben in der Schweinemast die großen Bestände in den letzten 19 Jahren zugenommen. Ursache hierfür ist neben der nachhaltigen
Wirtschaftlichkeit vor allem die Mechanisierung und Automatisierung von Routinearbeiten.
Darüber hinaus lässt sich die Schweinemast mit dem Marktfruchtbau günstig kombinieren,
da keine so umfangreichen und vor allem so festen Stallarbeitszeiten wie bei der Milchviehhaltung oder der Ferkelerzeugung gegeben sind.
7.5
Haltung von Mutterschafen
Während bei der Rinder- und der Schweinehaltung in den letzten 19 Jahren die großen Bestandseinheiten kontinuierlich zunahmen, war dies bei der Mutterschafhaltung in den letzten
Jahren nicht mehr der Fall (Abbildung 16).
80.000
Tiere
Mutterschafe in Haupterwerbsbetrieben
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
10.000
ab 700
400-700
100-400
25-100
bis 25
ab 700
400-700
100-400
25-100
bis 25
ab 700
400-700
100-400
25-100
bis 25
ab 700
400-700
100-400
25-100
Tiere/Betrieb
Mutterschafe in Nebenerwerbsbetrieben
bis 25
0
Tiere insg.
267.236
281.485
243.782
219.119
Tiere (%)
20% 18% 28% 24% 9,4%
21% 20% 27% 23% 10%
20% 19% 24% 21% 15%
20% 19% 25% 20% 17%
Betriebe insg.
8.095
Betriebe (%) 81% 13% 4,2% 1,5% 0,3%
1995
8.023
7.235
6.723
79% 15% 4,2% 1,5% 0,4%
80% 14% 4,0% 1,4% 0,5%
81% 13% 3,8% 1,2% 0,6%
2000
2010
Datenquelle: BayStMinELF (INVEKOS)
2014
LfL, IBA 1a 3/2015
Abb. 16: Entwicklung der Haltung von Mutterschafen
Der Bestand an Mutterschafen reduzierte sich seit 1995 kontinuierlich um 18 % auf 219.119
Tiere. Die Anzahl der Mutterschafhalter ging um 17 % auf 6.723 Betriebe zurück. Der
Durchschnittsbestand erhöhte sich dadurch auf rund 33 M utterschafe je Halter. Der Rückgang der Schafhaltung ist im Vergleich zu den anderen Tierproduktionsverfahren gering. Es
ist aber ein Rückgang bei allen Bestandsgrößenklassen zu beobachten. Lediglich bei Betrieben mit mehr als 700 Muttertieren ist zuletzt eine Stabilisierung bei rund 40 Betrieben festzustellen. Der Durchschnittsbestand in dieser Betriebsgruppe beträgt rund 920 Mutterschafe.
Rund 77 % der Mutterschafhalter wirtschafteten 2014 im Nebenerwerb. Diese Betriebe halten rund 44 % der Mutterschafe. Bei den meisten Haupterwerbsbetrieben mit kleinem Mutterschafbestand ist die Schafhaltung ein ergänzender Betriebszweig zur Bewirtschaftung
von sonst nicht verwertbaren Grünlandflächen (i.d.R. Koppelschafhaltung). Demgegenüber
betreiben Betriebe mit mehr als 400 Muttertieren in den meisten Fällen Hüteschafhaltung
und sind somit auch spezialisierte Mutterschafhalter.
Ursache für den Rückgang bei nahezu allen Bestandsgrößenklassen ist nicht nur die arbeitswirtschaftlich schwierige Situation und die geringe Nachfrage nach Produkten aus der
Schafhaltung. Die Abschaffung der gekoppelten Prämien (z.B. Mutterschafprämie) verringerte die Wirtschaftlichkeit dieses Produktionsverfahrens und damit den Umfang der Schafhaltung. Als Folge davon werden zunehmend Grünlandflächen sehr extensiv beweidet, so
dass derartige Flächen verstärkt der Sukzession unterliegen.
8. Zusammenfassung
In Bayern bewirtschafteten 2014 rund 110.000 Unternehmer einen landwirtschaftlichen Betrieb. Für die 45.000 U nternehmer, die Landwirtschaft im Haupterwerb betreiben, ist der
landwirtschaftliche Betrieb zugleich wesentliche Einkommensquelle und Arbeitsplatz. Die
Erhaltung der natürlichen Produktionsbedingungen, im Branchenvergleich gleichwertige
Arbeitsbedingungen und e ine angemessene Faktorverwertung sind Voraussetzung für die
nachhaltige Sicherung des Betriebes als Existenzgrundlage für diese Unternehmer.
Während die Größe des Unternehmens keine Auswirkung auf die natürlichen Produktionsbedingungen hat, kann sie auf die Arbeitsbedingungen und die Faktorverwertung auf Grund
von Degressionseffekten erhebliche Auswirkungen haben. Die strukturellen Rahmenbedingungen beeinflussen damit ganz wesentlich die Existenz- und Entwicklungsfähigkeit von
landwirtschaftlichen Unternehmen.
Die Bruttowertschöpfung (BWS) ist ein Indikator für die Leistungsfähigkeit und di e Entwicklung von Volkswirtschaften sowie Branchen. Während die BWS des Sektors „Landund Forstwirtschaft, Fischerei“ bei 3,6 Mrd. Euro stagnierte, stieg die BWS der bayerischen
Wirtschaft von 1991 bi s 2013 um 91 % auf zuletzt 437 M rd. Euro. In dieser Zeit erhöhte
sich die Arbeitsproduktivität (BWS je Erwerbstätigen) in Bayern um 63 %, die des Agrarsektors sogar um 92 P rozent. Trotzdem wurde 2013 im Agrarbereich mit 25.423 E uro je
Erwerbstätigen lediglich 40 % d es bayerischen Durchschnitts erreicht. Als Folge daraus
können im Sektor „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ auch nur unterdurchschnittliche
Faktorverwertungen (z.B. Arbeitslöhne) erzielt werden.
Mit der landwirtschaftlichen Produktion entstehen auch Koppelprodukte, die nicht vermarktet werden können, aber dem Gemeinwohl dienen (z.B. Pflege der Kulturlandschaft, Artenvielfalt). Diese von L andwirten nicht vermarktungsfähigen Leistungen sind deshalb auch
nicht in der Bruttowertschöpfung berücksichtigt. Der gesellschaftliche Wert der landwirtschaftlichen Produktion wird deshalb systematisch unterschätzt.
Neben den erzielbaren Marktpreisen beeinflusst die Produktionsmenge die Bruttowertschöpfung. Sinkende Viehbestände und der „Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen“ wirken tendenziell senkend auf die Bruttowertschöpfung. In der Zeit von 1988 bis 2013 verringerte sich die Landwirtschaftsfläche in Bayern um 256.000 Hektar. Die Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen in z.B. Gebäude- oder Verkehrsflächen ist zwar rückläufig, beträgt
aber in den letzten Jahren immer noch 17,7 Hektar je Tag.
20
Ein wichtiges Merkmal zur Beschreibung der Agrarstruktur sind die Anzahl und die Größen
der landwirtschaftlichen Betriebe. Die landwirtschaftlichen Betriebe verringerten sich von
162.774 (1995) auf 110.304 Betriebe im Jahr 2014. Davon waren 41 % Haupterwerbsbetriebe und 59 % Nebenerwerbsbetriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt mittlerweile 29,1 Hektar (Haupterwerbsbetriebe: 52,0 ha; Nebenerwerbsbetriebe: 13,2 ha). Die
Betriebsaufgaben verringerten sich in den letzten Jahren auf 1,2 % pro Jahr. Das durchschnittliche Betriebsabgabealter liegt bei 63 Jahren, das Durchschnittsalter der Hofübernehmer bei 33 Jahren. Daraus ergibt sich ein Generationsintervall von 30 Jahren. Die Verringerung der landwirtschaftlichen Betriebe trifft nicht für alle Betriebsgrößenklassen zu.
Die Betriebe mit 50 – 100 Hektar blieben in den letzten Jahren zahlenmäßig konstant. Die
Betriebe mit einer Fläche von über 100 Hektar nahmen zahlenmäßig zu (Wachstumsschwelle). Mit 4.700 Betrieben befinden sich 4,3% der bayerischen Betriebe in dieser Größenklasse, die aber 23 % der Fläche bewirtschaften.
Neben dem Umfang der Betriebsfläche erlangt die ökonomische Betriebsgröße eine zunehmende Bedeutung, da sie Rückschlüsse auf das Einkommenspotenzial zulässt. Rund ¼ der
Betriebe liegt in den Größenklassen ab 100.000 Euro Standardoutput. Der Gewinnanteil am
Standardoutput beträgt über alle Betriebsgrößen und Produktionsrichtungen durchschnittlich
30 Prozent. Da einer nachhaltigen Existenzsicherung durch Ausweitung der Betriebsfläche
wegen der geringen Flächenmobilität enge Grenzen gesetzt sind, erhalten die Veredelung
landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie die Diversifizierung zunehmend Bedeutung.
Unterschiedliche Schlaggrößen beeinflussen über die notwendigen Wege-, Rüst- und Wendezeiten die produktive Arbeitszeit und s omit die Arbeitserledigungskosten je Hektar. Die
Schlaggrößen steigen zwar in Folge Flurordnung, freiwilligen Nutzungstausch und Pacht
tendenziell an, betragen derzeit aber durchschnittlich 1,22 H ektar bei Dauergrünland bzw.
1,84 Hektar bei Ackerflächen. Im Vergleich zu einer fünf Hektar großen Parzelle erhöhen
sich die variablen Maschinenkosten für eine ein Hektar große Fläche um 45 bis 60 Euro je
Hektar. Darüber hinaus setzt ein Einsatz moderner Technik, der ganz wesentlich zum Ressourcenschutz beitragen kann, größere bzw. zusammenhängende Bewirtschaftungseinheiten
mit angemessener Erschließung voraus.
Mit der Viehhaltung und der damit verbundenen Lebensmittelproduktion erwirtschaftet die
bayerische Landwirtschaft rund 45 % ihres Produktionswertes. Die Verwertung von Grünland und vieler Koppelprodukte des Pflanzenbaus ist ausschließlich über die Rinderhaltung
möglich. Mit dem Abbau der Viehbestände seit 1995 im Umfang von über 20 % ging deshalb erheblich Wertschöpfungspotenzial verloren. Parallel zum Rückgang der Bestände erfolgt eine Verlagerung der Viehhaltung in Richtung größerer Haupterwerbsbetriebe.
Die Wachstumsschwelle für Kuhhalter liegt bei Bestandsgrößen ab 50 Kühen. In diesen
Größenklassen sind 17 % der Betriebe mit 42 % der Kühe angesiedelt. In der Rindermast
liegt die Wachstumsschwelle bei 200 Mastrindern. Derartige Bestände weisen 0,6 % der
Rindermäster mit rund 10 % der Mastrinder. In der Ferkelerzeugung befinden sich 4,5 %
der Betriebe mit 25 % des Sauenbestandes in den Größenklassen ab 200 Sauen (Wachstumsschwelle). Die Wachstumsschwelle in der Schweinemast liegt bei Beständen ab 1.000
Tiere. Über derartige Bestände verfügen 3,3 % der Schweinemäster, die allerdings 33 % der
Mastschweine halten. Bei den Haltern von Mutterschafen sind selbst bei den großen Beständen keine Zunahmen festzustellen. Die Anzahl der Betriebe mit mehr als 700 Mutterschafen ist konstant. Von diesen 0,6 % der Schafhalter werden 17 % der Mutterschafe gehalten.

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