Studie Rüsselsheim 2020

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Studie Rüsselsheim 2020
Rüsselsheim 2020
Zielsetzungen und Handlungsanleitungen
für eine strategische Stadtentwicklung
Rüsselsheims
- im Rahmen des Programms Stadtumbau West aus einer wirtschaftspolitischen Sicht
und auf der bisherigen Arbeitsbasis
HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH
Prof. Dr. Reinhard Hujer
Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup
Rüsselsheim 2020
Zielsetzungen und Handlungsanleitungen
für eine strategische Stadtentwicklung
Rüsselsheims
- im Rahmen des Programms Stadtumbau West aus einer wirtschaftspolitischen Sicht
und auf der bisherigen Arbeitsbasis
Wiesbaden, November 2006
Auftraggeber:
Stadt Rüsselsheim, Der Magistrat
Adam Opel GmbH
Bearbeitung/ Verfasser:
Arbeitsgemeinschaft
HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH/ Prof. Dr. Hujer/ Prof. Dr. Dr. h.c. Rürup
HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH
Xenia Diehl
Heiko Körner
Barbara Reuter
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Geschäftsführer:
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Prof. Dr. Reinhard Hujer
Johann Wolfgang Goethe – Universität Frankfurt am Main
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Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup
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Professur für Volkswirtschaftslehre, Fachgebiet Finanz- und Wirtschaftspolitik
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Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet.
Belegexemplar erbeten.
Rüsselsheim 2020
Inhalt
Seite
Einleitung
1
1
Aufbau der Studie
6
1.1 Bestandsanalyse und abgeleitete Empfehlungen
6
1.2 Oberziele für die Stadtentwicklung
7
1.3 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen
7
Entwicklungstrends, Chancen-Risiken-Analyse und
Handlungsempfehlungen
9
2.1 Ökonomische Entwicklungstrends
9
2
2.1.1
Ökonomische Rahmenbedingungen
10
2.1.2
Vergleichende empirische Analysen für Rüsselsheim
11
2.1.3
Branchenstruktur des Landkreises Groß-Gerau und
regionaler Vergleich
18
Innovationspotenzial im regionalen Vergleich
23
2.1.4
2.2 Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken
2.2.1
Stärken und Chancen
30
2.2.2
Schwächen und Risiken
33
2.2.3
Fazit
37
2.3 Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims
3
4
30
38
2.3.1
Empfehlungen zur ökonomischen Entwicklung
38
2.3.2
Weitere Empfehlungen zur gesamtstädtischen Entwicklung
40
Oberziele für die Stadtentwicklung
44
3.1 Diversifizierter, innovativer Wirtschaftsstandort
45
3.2 Aufgeschlossener Partner für Wirtschaft, Bürger und Region
46
3.3 Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung
47
Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen
50
4.1 Wirtschaft fördern
52
4.1.1
Bestandsentwicklung
55
4.1.2
Existenzgründungsförderung
59
4.1.3
Unternehmensansiedlungen
64
4.1.4
Stadtmarketing
67
4.1.5
Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen
71
4.1.6
Organisation der Wirtschaftsförderung
74
4.2 Innenstadt aufwerten
77
4.2.1
Opel Forum als Impulsgeber nutzen
81
4.2.2
Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln
87
4.2.3
Öffentlichen Raum qualifizieren
92
Rüsselsheim 2020
4.3 Wohnen attraktiver gestalten
97
4.3.1
Image als Wohnstandort verbessern
100
4.3.2
Attraktive moderne Wohnangebote schaffen
104
4.4 Infrastruktur anpassen
110
4.4.1
Infrastruktur quantitativ anpassen
112
4.4.2
Infrastruktur qualitativ anpassen
116
4.5 Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren
118
4.5.1
Zeitgemäße Angebote entwickeln
121
4.5.2
Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln
123
5
Fazit und Ausblick
127
6
Anhang
129
Tabellenverzeichnis
129
Abbildungsverzeichnis
130
Literaturverzeichnis
131
Entwicklung der Erwerbstätigen, Bruttowertschöpfung und
Arbeitsproduktivität in Deutschland und Hessen
136
Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder
142
Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen
143
Rüsselsheim 2020
Einleitung
Rüsselsheim strebt eine strategische Neuausrichtung an. Ressortübergreifend soll ein
Stadtentwicklungsprozess initiiert und durchgeführt werden, der wesentliche gesamtstädtische Belange berücksichtigt und zugleich die Position Rüsselsheims in der Region stärkt.
Die rund 60.000 Einwohner zählende Stadt Rüsselsheim ist ökonomisch in großen
Teilen monostrukturell durch die Adam Opel GmbH geprägt und befindet sich mitten in
einem tief greifenden Strukturwandel. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die
Stadt im Rhein-Main-Gebiet haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Die
Auswirkungen einer zunehmenden Globalisierung der Ökonomie und die voranschreitende Tertiärisierung – mit einer Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes hin
zum Dienstleistungssektor – sind hier in besonders ausgeprägter Weise zu beobachten. Rüsselsheim ist wie keine andere Stadt in Hessen seit Jahrzehnten durch einen
internationalen Automobilkonzern geprägt, sie war schlechthin die „Arbeiter- und Industriestadt“ in Hessen und gilt auch heute noch zum Teil als solche. Nachdem das
zum General Motors-Konzern (GM) gehörende Unternehmen in den 70er Jahren den
Höhepunkt seiner Entwicklung erreichte, musste Opel innerhalb der letzten 20 Jahre
verschiedene strukturelle Anpassungsmaßnahmen durchführen. Die Auswirkungen auf
die Stadt Rüsselsheim waren aufgrund des Arbeitsplatzabbaus und der fehlenden Gewerbesteuereinnahmen einschneidend. Folgen für die Stadt sind unter anderem ein
Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Verschlechterung der kommunalen Haushaltssituation.
Nachdem nun die letzte Krisensituation bewältigt scheint, beträgt die Beschäftigtenzahl
der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim rund 18.000, der Standort Rüsselsheim wurde
aber zudem durch das GM Entwicklungs- und Design-Zentrum, die Ansiedlung von
Saab und der europäischen Entwicklungszentrale von Hyundai/ Kia gestärkt. Rüsselsheim ist den Anforderungen eines Wandels hin zu einem modernen Dienstleistungsstandort jedoch bisher noch nicht ausreichend begegnet.
Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen in der Produktion geht die Neuorientierung von
GM am Standort Rüsselsheim mit einem erheblich reduzierten Flächenbedarf einher.
Circa 30 Prozent des Werksareals werden nicht mehr benötigt. Diese zur Disposition
stehenden Flächen bieten der Stadt langfristig große Chancen zur Modernisierung, zur
Neuordnung von Nutzungen und zur Ansiedlung weiterer Unternehmen. Insbesondere
die aktuelle Standortentwicklung im Bereich des ehemaligen Hauptgebäudes („Opel
Forum“) kann als neuer Magnet für die Innenstadt dienen, der es deutlich an Attraktivität mangelt und deren Handelseinrichtungen die lokale Kaufkraft nicht angemessen
binden.
Rüsselsheim muss jetzt handeln, um im verschärften regionalen und überregionalen
Standortwettbewerb um Unternehmen, Arbeitsplätze und Bürger zu bestehen. Weiterer
1
Rüsselsheim 2020
Stillstand führt nicht zum Halten des Status Quo, sondern zu einem Niedergang. Voraussetzung für einen grundlegenden, ressortübergreifenden und aktiv zu betreibenden
Reformprozess ist vor allem das Akzeptieren des massiven Strukturwandels.
Der Wille zur Neuorientierung kommunalen Handelns ist bei vielen Akteuren der Stadt
spürbar. Die Neuaufstellung der kommunalen Wirtschaftsförderung und die Gründung
der Stadtentwicklungsgesellschaft sind gute Ansätze. Auch durch die Bemühungen des
lokalen Key-Players GM mit der aktuell in Angriff genommenen Entwicklung des „Opel
Forums“ können sich entscheidende Impulse für die Aufwertung der Stadt ergeben.
Trotz der tief greifenden Veränderungen am Produktionsstandort Rüsselsheim sind die
Rahmenbedingungen für eine ökonomische Weiterentwicklung Rüsselsheims insgesamt besser, als es die häufig vorgetragene negative Grundeinstellung in der Stadt
vermuten lässt. Als Beispiele können die hervorragende Lagegunst mitten in der Zukunftsregion Rhein-Main, die schnelle Erreichbarkeit des internationalen Drehkreuzes
Flughafen Frankfurt am Main oder die hervorragenden wirtschaftlichen Potenziale und
Zukunftsaussichten, die in der Prognos-Studie für den Landkreis Groß-Gerau prognostiziert werden und von denen Rüsselsheim profitieren kann, genannt werden.
Eine strategische Herangehensweise, die ernsthafte Verfolgung formulierter Ziele und
die qualifizierte und zügige Umsetzung von Schlüsselprojekten und Maßnahmen in den
wichtigsten Aufgabenfeldern muss in Rüsselsheim das kommunale Handeln der Zukunft auszeichnen.
Grundlage für zukünftiges Handeln kann die vorliegende Studie sein, mit der die Arbeitsgemeinschaft Hessen Agentur Stadtentwicklungsgesellschaft mbH (HA SEG),
Prof. Dr. Hujer und Prof. Dr. Dr. h.c. Rürup vom Magistrat der Stadt Rüsselsheim in
Kooperation mit der Adam Opel GmbH beauftragt wurde. Mit der „Erarbeitung von Zielsetzungen und Handlungsanleitungen für eine strategische Stadtentwicklung Rüsselsheims aus wirtschaftspolitischer Sicht“ werden darüber hinaus zentrale Elemente eines
„Integrierten
Stadtentwicklungskonzepts“,
wie
im
Rahmen
des
Bund-Länder-
Programms „Stadtumbau West“ bzw. „Stadtumbau in Hessen“ vorgesehen, behandelt.
Die Konzeption umfasst im Einzelnen die Bausteine:
Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,
Identifizierung von wirtschaftlichen Entwicklungstrends,
Bewertung der Ausgangssituation anhand eines Stärken-SchwächenProfils auf der Grundlage von Expertengesprächen und der bereits
vorliegenden Studien,
Konzepterarbeitung auf Grundlage der vorhandenen Studien und Expertengespräche sowie der wirtschaftlichen Analyse,
Definition von Zielen, Handlungsschwerpunkten und Aufgabenfeldern
für die zukünftige Stadtentwicklung Rüsselsheims insbesondere unter
wirtschaftspolitischen Aspekten,
2
Rüsselsheim 2020
Definition und Erläuterung von Maßnahmen zur Umsetzung der Entwicklungsziele.
Vor dem Hintergrund der oben skizzierten Situation in Rüsselsheim stellt sich für die
Stadt die grundsätzliche Frage, in welcher Art und Weise sie ihre Entwicklung voran
treiben wird, wie sie sich weiterhin positionieren und strategisch ausrichten soll und wie
der „Umbau“ von einer monostrukturellen Industrie- und Arbeiterstadt zu einer nutzungsgemischten Industrie- und Dienstleistungsstadt weiter erfolgen kann.
Es zeichnet sich ab, dass auf längere Sicht sich jene Städte weiter entwickeln werden,
denen es gelingt, Innovationsfähigkeit zu organisieren, die Internationalität der Gesellschaft produktiv zu gestalten und neue wirtschaftliche Stabilität aus den vorhandenen
Ressourcen „Wissen“ und „Kultur“ zu schöpfen. Dazu gehört auch das Angebot einmaliger Standorte mit besonderer Atmosphäre (so genannter „Milieus“). Ein Profil aus
lokalen Stärken und einer gemeinsamen Identität wurde auch von Prof. Kunzmann als
grundlegend für eine positive Entwicklung in der zunehmend globalisierten Welt benannt.1
Im Zentrum steht die Frage, welche besonderen Angebote die Stadt Rüsselsheim ihren
Einwohnern, Unternehmen und Besuchern für ein Leben im 21. Jahrhundert bieten
muss, damit Attraktivität und Lebensqualität zu herausragenden Standortfaktoren werden.
Die Definition und Präzisierung der „Zukunftsthemen“ der Stadtentwicklung Rüsselsheims bedürfen eines Prozesses, bei dem alle maßgeblichen Akteure einzubeziehen
und Dialoge einzuleiten sind.
Exkurs: Stadtentwicklungskonzepte – eine Einführung
Ganz allgemein dient ein Stadtentwicklungskonzept der Selbstbindung einer Kommune und als Orientierungsrahmen. Es ist ein informelles Planungsinstrument, mit
dessen Hilfe Entwicklungsprozesse gesteuert werden: Es stellt die gesamtstädtischen und wichtige teilräumliche Perspektiven dar, es benennt und begründet mittelfristige Ziele und entwickelt die entsprechenden Umsetzungsstrategien. Ein durch
das Stadtparlament bestätigtes Stadtentwicklungskonzept beinhaltet die Selbstbindung der Stadt bei allen zukünftigen Entwicklungsmaßnahmen.
Im Vergleich zu Stadtentwicklungskonzepten in früheren Jahrzehnten geht es heute
generell vor allem um:
1
Gestaltung ohne Wachstum,
Umsetzungsorientierung,
Prof. Dr. Klaus Kunzman, Leiter des Fachgebiets für Europäische Raumplanung an der Universität
Dortmund bei der Auftaktveranstaltung zu „Rüsselsheim 2020“ am 01.03.06 im Rathaus der Stadt
Rüsselsheim.
3
Rüsselsheim 2020
ökonomisches, ökologisches und soziales Denken,
parallele Netzwerkarbeit,
Verständigungsprozess durch öffentliche Kommunikation,
vermarktbare Positionierung und
regionale Belange (vgl. www.stadtumbau-hessen.de)
Im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtumbau West/ Stadtumbau in Hessen“ werden „Integrierte Stadtentwicklungskonzepte“ als Voraussetzung für die
„Vermeidung größerer räumlicher, wirtschaftlicher und sozialer Friktionen“ (ebenda)
betrachtet. Gleichzeitig sollen sich „neue Chancen für Kooperationen der öffentlichen Hand mit den Akteuren des privaten Sektors ergeben und “[...] für stadtentwicklungspolitische Ziele nutzbar gemacht werden“ (ILS NRW 2005a).
„Rüsselsheim 2020“ als Baustein des Stadtentwicklungsprozesses
„Rüsselsheim 2020“ muss kontinuierlich fortgeschrieben werden, und zwar auf der
Basis eines Dialoges zwischen der Stadt, den Bürgern und der Wirtschaft. „Die Erarbeitung der städtebaulichen Entwicklungskonzepte erfordert ein hohes Maß an
Legitimation, Verlässlichkeit und Integrationskraft“ (ILS NRW 2005b). Hier sind vor
allem ein breiter politischer Konsens und die Verwaltungsspitze zur Steuerung des
Prozesses gefordert. Strategische Netzwerke zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, gesellschaftlichen Gruppen und Bürgern sind eine wichtige Bedingung für
die zukunftsfähige Entwicklung (Stichwort: Kommunikationsstrategie).
Voraussetzung für den Erfolg eines effizienten Stadtentwicklungsprozesses in Rüsselsheim ist die Bereitschaft zur weitgehend vorurteilsfreien Zusammenarbeit der
Akteure und ein gemeinsames Grundverständnis ihrer Stadt. Gewinne dieses Prozesses sind die
Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses für die Qualitäten
von Rüsselsheim,
Initiierung und Durchführung von richtungsweisenden Projekten,
Stiftung von Kooperationen und
die Übernahme verbindlicher Verantwortung bei allen Mitwirkenden.
Risiken liegen in der Aufrechterhaltung einer funktionierenden Steuerung des Prozesses über einen möglicherweise langen Zeithorizont, der Aufrechterhaltung des
Engagements der Beteiligten und in der tatsächlichen Umsetzung der Maßnahmen/
Projekte. Der angestrebte Entwicklungsprozess ist in Hinblick auf die Qualifizierung
des Standortes Rüsselsheim für eine zukunftsfähige wirtschaftliche Entwicklung von
zentraler Bedeutung.
4
Rüsselsheim 2020
Exkurs: „Stadtumbau in Hessen“
„Stadtumbau in Hessen“ ist ein neues Förderprogramm, das die Kommunen bei Stadtentwicklungsaufgaben im Zusammenhang mit den Folgen des demografischen Wandels unterstützen will. Unter dem Motto „Stadtentwicklung ohne Wachstum“ reagiert
das Förderprogramm auf die sich abzeichnenden Entwicklungen in den Kommunen.
Die Fördermittel des Stadtumbaus sind bestimmt für die Vorbereitung und Durchführung von Stadtumbaumaßnahmen in Stadt- und Ortsteilen, deren einheitliche und zügige Durchführung im öffentlichen Interesse liegen. Die Mittel sollen die Gemeinden in
die Lage versetzen, sich frühzeitig auf Strukturveränderungen, vor allem in Demografie
und Wirtschaft, und auf die damit verbundenen städtebaulichen Auswirkungen einzustellen.
Die Gemeinde legt das Gebiet, in dem Stadtumbaumaßnahmen durchgeführt werden
sollen, durch Beschluss als Stadtumbaugebiet fest. Grundlage für diesen Beschluss ist
ein städtebauliches Entwicklungskonzept.
Stadtumbau fördert Maßnahmen in Gebieten, die von erheblichen städtebaulichen
Funktionsverlusten betroffenen sind, um Anpassungen zur Herstellung nachhaltiger
städtebaulicher Strukturen vorzunehmen. Erhebliche städtebauliche Funktionsverluste
liegen insbesondere vor, wenn ein dauerhaftes Überangebot an baulichen Anlagen für
bestimmte Nutzungen besteht oder zu erwarten ist.
5
Rüsselsheim 2020
1
Aufbau der Studie
1.1 Bestandsanalyse und abgeleitete Empfehlungen
Die Bestandsanalyse basiert auf
1.
einer Analyse und Bewertung der ökonomischen und demografischen Entwicklungstrends,
2.
den von der HA SEG geführten Expertengesprächen und
3.
einer Auswertung der vorhandenen Studien und Gutachten.
Der erste Untersuchungsschritt, dargestellt in Kapitel 2.1, ist eine gesamtwirtschaftliche
und regionale empirische Analyse der aktuellen sowie der zukünftig zu erwartenden
ökonomischen Entwicklungstrends.
Die Bewertung der Ausgangssituation stützt sich des Weiteren auf die Einschätzung
der lokalen und regionalen Experten zur derzeitigen Situation und zu Chancen der
zukünftigen Stadtentwicklung. Zu diesem Zweck wurden von der HA SEG mit rund 40
Experten leitfadengestützte Gespräche geführt. Die Gesprächspartner rekrutieren sich
aus zahlreichen ansässigen Unternehmen, lokalen Kreditinstituten, dem Einzelhandel,
Kammern und lokalen, regionalen Verbänden, Bildungseinrichtungen, der regionalen
Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklungsgesellschaft, der Kommunalpolitik und der
Stadtverwaltung.
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Studien und Gutachten in den Bereichen Wohnen, Städtebau, Stadtgestalt, Freiraumentwicklung, Wirtschaft oder Einzelhandel erstellt. Die skizzierten Inhalte einer Vielzahl dieser Arbeiten sind auch für dieses strategische Entwicklungskonzept von Bedeutung. Die Kernaussagen der auf einzelne Themen bezogenen neueren Studien und Gutachten werden verwendet, sofern
hiermit ein weiterer Erkenntnisgewinn verbunden ist.
Aus den oben genannten Analysen werden Stärken und Chancen sowie Schwächen
und Risiken der Stadt Rüsselsheim abgeleitet, die in Kapitel 2.2 komprimiert dargestellt
sind. In Verbindung mit den ökonomischen und demografischen Entwicklungstrends
werden von der Arbeitsgemeinschaft in einem weiteren Arbeitsschritt in Kapitel 2.3
Empfehlungen für die zukünftige Entwicklung Rüsselsheims entwickelt.
Neben eigenen Analysen und Erkenntnissen stützt sich die vorliegende Ausarbeitung
somit einerseits auf zahlreiche vorhandene Studien und andererseits auf die umfangreichen Erfahrungen und Ansätze verschiedener Arbeitskreise und zahlreicher Akteure
in Rüsselsheim.
6
Rüsselsheim 2020
1.2 Oberziele für die Stadtentwicklung
Die zentralen wirtschaftsrelevanten Oberziele für die zukünftige Entwicklung Rüsselsheims werden in Kapitel 3 auf Basis der in der Analyse gewonnenen Erkenntnisse und
Empfehlungen entwickelt. Sie dienen der langfristigen Positionierung Rüsselsheims.
Intendiert wird eine Neuorientierung der Stadt, sowohl vor dem Hintergrund des globalen als auch des interkommunalen Wettbewerbs im Rhein-Main-Gebiet.
Entsprechend der Aufgabenstellung wird kein übergreifendes Leitbild der Stadtentwicklung formuliert. Hierzu bedarf es öffentlicher Diskurse in der Bürgerschaft und der Bestätigung durch die Kommunalpolitik.
1.3 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen
Die aus den Oberzielen abgeleiteten Handlungsschwerpunkte dienen als „Richtschnur“
für die Stadtentwicklung. Da es sich um ein wirtschaftsorientiertes Konzept handelt,
werden dementsprechend ausgewählte Handlungsschwerpunkte dargestellt.
Die fünf ausgewählten Handlungsschwerpunkte werden durch Aufgabenfelder weiter
konkretisiert. Diese Aufgabenfelder beinhalten verschiedene Maßnahmen, hierbei handelt es sich um konkret umzusetzende Projekte. Als „zentrale Maßnahmen“ sind Projekte gekennzeichnet, die in besonderer Weise geeignet sind, die aufgestellten Ziele zu
erreichen.
7
Rüsselsheim 2020
Abbildung 1
Vorgehensweise
Ökonomische
Entwicklungstrends
Expertengespräche
Studien und
Gutachten
Empfehlungen
Oberziele
Ziel 1
Ziel 2
Ziel 3
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
Maßnahmen
Quelle: HA SEG
Die im Konzept empfohlenen Ziele sowie das zukünftige Handlungskonzept einschließlich der Maßnahmen wurden mit Vertretern des Auftraggebers im Rahmen eines eintägigen Workshops am 28. Juli 2006 diskutiert.
Auch den Experten, die in die Erarbeitung der Konzeption einbezogen worden waren,
wurden erste Ergebnisse im Rahmen einer Abendveranstaltung am 29. August 2006
präsentiert.
8
Rüsselsheim 2020
2
Entwicklungstrends, Chancen-Risiken-Analyse und
Handlungsempfehlungen
2.1 Ökonomische Entwicklungstrends
Notwendige Grundlage für den Entwurf eines strategischen Stadtentwicklungskonzepts
ist eine detaillierte gesamtwirtschaftliche und regionale empirische Analyse der aktuellen sowie der zukünftig zu erwartenden ökonomischen Entwicklungstrends und daraus
abgeleitet eine vergleichende Bewertung von Stärken und Schwächen bzw. Chancen
und Risiken. Im Hinblick auf die ökonomischen Entwicklungstrends werden zunächst
die wichtigsten globalen Rahmenbedingungen und die empirischen Befunde zur demografischen Entwicklung und zum sektoralen Strukturwandel in Deutschland und Hessen
diskutiert. Besondere Bedeutung kommt dabei der Analyse der langfristigen Trends in
der Automobilindustrie zu.
Eine vergleichende Betrachtung zwischen Rüsselsheim und dem Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main im Hinblick auf Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur, Wohnungsbestand, Erwerbstätigkeit, Pendlerstrukturen und Gemeindefinanzen dient der Analyse
der Stärken und Schwächen in der aktuellen Entwicklung Rüsselsheims. Diese Ergebnisse zum Status quo werden durch empirische Befunde für einzelne Indikatoren aus
den Politikfeldern „Bevölkerung, Demografie“, „Wohnen“, „Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt“ und „soziale Lage“ vergleichend für Rüsselsheim, den Landkreis Groß-Gerau
und Hessen ergänzt.
Zur Bewertung zukünftiger sektoraler Entwicklungschancen Rüsselsheims wird das
Konzept des Zukunftsatlas (2006) von Prognos verwendet. Prognos wurde im Rahmen
dieser Studie von der Arbeitsgemeinschaft beauftragt, eine vergleichende Datenanalyse der ökonomischen Entwicklungstendenzen in regionaler Differenzierung für den
Landkreis Groß-Gerau durchzuführen. Dabei wird die Positionierung des Landkreises
Groß-Gerau in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands analysiert und
insbesondere die Beschäftigungsentwicklung im Vergleich zu Hessen und Westdeutschland betrachtet.
Um die Zukunftschancen des Automobilstandorts Rüsselsheim zu bewerten, werden
empirische Vergleiche zu Ingolstadt und Wolfsburg gezogen und der Grad der Monostrukturierung bzw. Diversifizierung im Hinblick auf die Branchenstruktur analysiert. Die
Beurteilung basiert auf der Verwendung des Prognos-Cluster-Index, sowie der sektoralen Beschäftigtenentwicklung. Schließlich werden die empirischen Befunde des Innovationsmonitors Hessen (2006) herangezogen, um das regionalspezifische Innovationspotenzial des Standorts Rüsselsheim zu bewerten.
9
Rüsselsheim 2020
Ökonomische Rahmenbedingungen
2.1.1
Für die Entwicklung einer zukunftsgerichteten langfristigen Stadtentwicklungsplanung
ist die empirische Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends unabdingbar. Dabei
ist zunächst der weltweit zu beobachtende demografische Wandel zu analysieren. Für
Deutschland ist ein zunehmender Trend zur Alterung festzustellen, der gravierende
Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, die sozialen Sicherungssysteme, die Bildungssysteme sowie für Wohnangebote und die soziale Infrastruktur erwarten lässt. So wird
geschätzt, dass die 35- bis 49-Jährige Wohnbevölkerung in Deutschland zwischen
2005 und 2020 um 4,7 Mio. abnehmen wird, während die 50- bis 64-Jährige bzw. die
über 80-Jährige Wohnbevölkerung um 4,4 Mio. bzw. 2,1 Mio. zunehmen wird. Die Anteile der 35- bis 49-Jährigen sinken von 25% in 2005 auf 19% im Jahre 2020, die Anteile der 50- bis 64-Jährigen steigen von 18% im Jahre 2005 auf 24% im Jahre 2020 (Tabelle 1).
Tabelle 1
Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen
(Mio. Personen)
0 bis 19
20 bis 34
35 bis 49
50 bis 64
65 bis 79
80+
insgesamt
Bevölkerung zum 31.12.
Veränderung
2005
2020
2005-2020
16,6
14,4
-2,2
14,7
-0,1
14,8
20,3
15,6
-4,7
15,1
19,5
4,4
12,2
12,5
0,3
3,7
5,8
2,1
82,6
82,6
0
Anteile in %
0 bis 19
20 bis 34
35 bis 49
50 bis 64
65 bis 79
80+
2005
20
18
25
18
15
4
2020
17
18
19
24
15
7
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Im Hinblick auf den langfristigen sektoralen Strukturwandel ist ein Trend zur Dienstleistungsgesellschaft zu beobachten. So wird prognostiziert, dass im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) die Zahl der Erwerbstätigen von 8 Mio. in 2004 auf 7,1 Mio.
im Jahre 2020 zurückgeht, während in der Dienstleistungsbranche die Zahl der Erwerbstätigen von 27,7 Mio. in 2004 auf 29,9 Mio. in 2020 steigt. Das bedeutet einen
Rückgang des Produzierenden Gewerbes zwischen 2004 und 2010 von 0,4% p.a.,
zwischen 2010 und 2015 von 0,9% p.a. und zwischen 2015 und 2020 von 1,2% p.a.
Demgegenüber sind die entsprechenden Wachstumsraten für die Dienstleistungsbereiche 0,6 %, 0,6% und 0,2% p.a.
10
Rüsselsheim 2020
Für die Entwicklung der Bruttowertschöpfung als Indikator der ökonomischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft wird erwartet, dass die Bruttowertschöpfung sowohl
im Produzierenden Gewerbe als auch in den Dienstleistungsbereichen zwischen 2004
und 2020 wächst, jedoch für die Dienstleistungsbranchen mit etwas höheren Wachstumsraten, beispielsweise mit 1,9% gegenüber 1,5% für das Produzierende Gewerbe
(ohne Baugewerbe) für den Zeitraum zwischen 2010 und 2015 und mit 1,7% im Vergleich zu 1,2% für den Zeitraum 2015 bis 2020. Die detaillierten empirischen Befunde
und Prognosen bis 2020 für Deutschland und Hessen in Bezug auf die sektorale Entwicklung der Erwerbstätigen, der Bruttowertschöpfung und der Arbeitsproduktivitäten
sind in den Tabellen A1 bis A11 zu finden.
Eine besondere Bedeutung für Rüsselsheim kommt der langfristigen Entwicklung in der
Automobilindustrie zu. So wird erwartet, dass die reale Bruttowertschöpfung von 64,6
Mrd. € in 2004 auf 84,1 Mrd. € im Jahre 2020 zunimmt, jedoch die Zahl der Erwerbstätigen stagniert (2004: 880 Tsd., 2020: 891 Tsd.). Begründet wird dies dadurch, dass die
Arbeitsproduktivität von 73,5 Tsd. € in 2004 auf 94,4 Tsd. € in 2020 zunimmt. Dies
bedeutet ein jährliches Wachstum von rund 1,6%. Weiterhin wird eine Steigerung des
Exportanteils zwischen 2004 und 2020 von 56,3% auf 68,3% prognostiziert (Tabelle 2).
Tabelle 2
Entwicklung der Automobilindustrie in Deutschland
Jahr
Umsatz, nominal (Mrd €)
Bruttowertschöpfung, real (Mrd €)
Erwerbstätige (Tsd.)
Produktivität (Tsd €/Erwerbstätige)
Exportanteil (in %)
Veränderung in % p.a.
Umsatz, nominal (Mrd €)
Bruttowertschöpfung, real (Mrd €)
Erwerbstätige (Tsd.)
Produktivität (Tsd €/Erwerbstätiger)
2004
257,8
64,6
880
73,5
56,3
2010
345,7
74,2
914
81,2
65,9
2004-2010
5
2,3
0,6
1,7
2010-2020
4
1,3
-0,3
1,5
2020
513,9
84,1
891
94,4
68,3
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
2.1.2
Vergleichende empirische Analysen für Rüsselsheim
Vergleichende Analysen dienen dazu, die Stärken und Schwächen Rüsselsheims im
Hinblick auf verschiedene ökonomische und soziale Indikatoren aufzuzeigen. Rüsselsheim liegt im Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, für den der Planungsverband 2005
empirische Ergebnisse für ein regionales Monitoring mit Stand vom 31.12.2004 vorgelegt hat (Tabellen 3a und 3b).
11
Rüsselsheim 2020
Tabelle 3a
Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim
(Stand 31.12.2004)
Ballungsraum Ffm / Rhein-Main
Bevölkerung und Fläche
Einwohner
Veränderung seit 1987
Veränderung seit 1995
Ausländeranteil in %
Fläche in qkm
2.183.212
183.389
47736
16,20
2.458,5
Altersstruktur
unter 15 Jahre in %
15 bis unter 65 Jahre in %
65 Jahre und älter in %
14,40
68,10
17,50
Wohnungen
Wohnungsbestand
1.055.705
Veränderung seit 1987
Veränderung seit 1995
Wohnfläche pro Person
in qm
155.793
77.284
40,00
9,20%
2,20%
885 Einw./qkm
Rüsselsheim
59.576
1.194
-711
23,40
58,3
2,00%
-1,20%
1.024 Einw./qkm
15,60
65,90
18,50
2,1 Pers./
Wohnung
17,3%
7,90%
27.668
3.720
1.461
36,60
2,2 Pers./
Wohnung
15,50%
5,60%
Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring
Tabelle 3b
Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim
Ballungsraum Ffm / Rhein-Main
Rüsselsheim
Erwerbstätigkeit (Stand 30.06.2004, nur sozialvers.pfl. Beschäftigte, am Arbeitsort)
Beschäftigte
962.910 443 Beschäftigte
35.987 603 Beschäftigte
pro 1.000
pro 1.000
Einwohner
Einwohner
Veränderung seit 1987
57.300
6,30%
-6.250
-14,80%
Veränderung seit 1995
16.935
1,80%
-3.199
-8,20%
Dleistungsanteil in %
78
38
Pendler (Stand 30.06.2004, nur sozialvers.pfl. Beschäftigte)
31% der
Einpendler
301.741
Beschäftigten am
Arbeitsort
Auspendler
85.818
11% der
Beschäftigten am
Wohnort
Gemeindefinanzen (Stand 31.12.2004)
Steuereinnahmen in Mio €
2.688,3
Gewerbesteuerhebesatz in %
Schuldenstand in Mio €
280-490
3.111,3
1.231 Euro/
Einwohner
1.425 Euro/
Einwohner
26.684
74% der
Beschäftigten am
Arbeitsort
11.380
55% der
Beschäftigten am
Wohnort
45
340
101,6
756 Euro/
Einwohner
1.706 Euro/
Einwohner
Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring
12
Rüsselsheim 2020
Daraus ist zu entnehmen, dass in Rüsselsheim die Bevölkerung in der Zeit von 1987
bis 1995 um 2% gestiegen ist, jedoch seit 1995 um 1,2 Prozent abgenommen hat. Im
Vergleich dazu hat die Bevölkerung im Ballungsraum mit 9,2% seit 1987 und mit 2,2%
seit 1995 zugenommen (Abbildung 2).
Der Ausländeranteil für Rüsselsheim liegt im Jahre 2004 mit 23,4% deutlich höher als
im gesamten Ballungsraum mit 16,2%.
Bezüglich der Altersstruktur und der Entwicklung des Wohnungsbestands sind keine
wesentlichen Unterschiede zwischen Rüsselsheim und dem Ballungsraum Frankfurt/
Rhein-Main festzustellen.
Gravierend sind jedoch die Differenzen bei der Entwicklung der Erwerbstätigkeit (Stand
30.6.2004). Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 1995 um
8,2%, seit 1987 sogar um 14,8% gesunken. Die entsprechenden Vergleichswerte für
die Ballungsräume sind +1,8% bzw. +6,3%. Überdurchschnittlich ist dagegen die Arbeitsplatzausstattung Rüsselsheims mit 603 Beschäftigten pro 1.000 Einwohner (Abbildung 3). Weiterhin wird der Dienstleistungsanteil von Rüsselsheim für 2004 mit 38%
ermittelt und liegt damit deutlich unter dem entsprechenden Anteil für den Ballungsraum mit 78%.
Die Konsequenzen für eine strategische, zukünftige Stadtentwicklung Rüsselsheims
sind im Hinblick auf eine ausgewogene Branchenstruktur unter dem Aspekt des Trends
zur Dienstleistungsgesellschaft zu diskutieren.
Betrachtet man die Pendlerstrukturen, so ist im Jahre 2004 festzustellen, dass 74% der
Beschäftigten am Arbeitsort Rüsselsheim Einpendler sind, (Vergleichswert für den
Ballungsraum: 31%), während 55% der Beschäftigten am Wohnort Rüsselsheim Auspendler sind (Vergleichswert für den Ballungsraum: 11%). Dadurch entstehen sicherlich
Kaufkraftverluste. Dies zeigt sich auch anhand der Kaufkraftkennziffern für 2005 (Abbildung 4). Für Deutschland wird dabei von der GfK, Marktforschung für 2005 eine
Kaufkraft von 17.087 € pro Einwohner angegeben. Im Gebiet des Planungsverbandes
beträgt die Kaufkraft 20.166 € pro Einwohner, d.h. die entsprechende Kaufkraftkennziffer liegt bei 118, also 18% über dem Bundesdurchschnitt. Rüsselsheim liegt nach den
Angaben des Planungsverbandes in der Klasse zwischen 98 und 115 (Abbildung 4).
Schließlich ist der Schuldenstand für 2004 mit 1.706 € pro Einwohner etwas höher als
im Gebiet des Planungsverbands (1.425 € pro Einwohner).
13
Rüsselsheim 2020
Abbildung 2
Bevölkerungsentwicklung 1995-2004 in %
Rüsselsheim:
(-4,1 bis 0,0)
Quelle: Vgl. Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring
14
Rüsselsheim 2020
Abbildung 3
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pro 1.000 Einwohner 2004
Rüsselsheim:
(450 bis 650)
Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring
15
Rüsselsheim 2020
Abbildung 4
Kaufkraftkennziffer 2005 (Deutschland = 100)
Rüsselsheim:
(98,0 bis 115,0)
Quelle: Vgl. Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring
Im Demographiebericht der Bertelsmann-Stiftung (2006) wird eine vergleichende Analyse zwischen Rüsselsheim, dem Landkreis Groß-Gerau und Hessen vorgelegt (Tabellen 4 bis 7). Ein wichtiger empirischer Befund bezieht sich wiederum auf die Bevölkerungsentwicklung. Es wird erwartet, dass die Bevölkerung Rüsselsheims im Zeitraum
2003 bis 2020 um 2,6 Prozent abnimmt, während für den Landkreis Groß-Gerau lediglich -0,1% prognostiziert werden. Die Altersstruktur Rüsselsheims liegt im Durchschnitt
der beiden Vergleichsregionen.
Auch in dieser Studie wird auf die negative Arbeitsplatzentwicklung hingewiesen und
eine Abnahme von 7,9% im Zeitraum 1998-2003 ermittelt (Vergleichswerte für GroßGerau: +2,1%, Hessen: +2,8%). Ein interessantes Ergebnis ergibt sich für die Gruppe
der Hochqualifizierten: Der Anteil Hochqualifizierter am Arbeitsort beträgt in Rüssels-
16
Rüsselsheim 2020
heim 18,4% (Landkreis Groß-Gerau: 11,4%, Hessen: 10,8%) und der Anteil Hochqualifizierter am Wohnort 9,2% (LK Groß-Gerau: 9,2 %, Hessen: 10,5%). Dieser Befund ist
ein Beleg dafür, dass der Stadt Rüsselsheim Kaufkraft verloren geht und die Wohnattraktivität verbessert werden muss. In Bezug auf die Indikatoren zur sozialen Lage fällt
insbesondere auf, dass der Anteil der Haushalte mit einem Einkommen von unter 1.100
€ mit 21,6% etwas höher ist als in den beiden Vergleichsregionen, die verschiedenen
Arbeitslosenquoten jedoch kaum differieren. Der Anteil der Wohnungen in Ein-/ Zweifamilienhäusern ist mit 36,9% unterdurchschnittlich.
Tabelle 4
Indikatoren des Politikfeldes "Demographische Entwicklung /
Bevölkerungspotenzial" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen
Rüsselsheim LK Groß-Gerau
-0,9
1,9
-2,6
-0,1
49,1
49,5
23,8
17,5
41,3
41
43,8
44,9
18,7
18,6
17,1
15,9
21
19,5
19,7
21,4
3,7
3,5
7,1
6,8
Bevölkerungsentwicklung 1996-2003 (%)
Bevölkerungsprognose 2003-2020 (%)
Frauenanteil an den 20- bis 34-Jährigen (%)
Ausländeranteil 2003(%)
Durchschnittsalter 2003 (in Jahren)
Durchschnittsalter 2020 (in Jahren)
Anteil der unter 18-Jährigen 2003 (%)
Anteil der unter 18-Jährigen 2020 (%)
Anteil der 60- bis 79-Jährigen 2003 (%)
Anteil der 60- bis 79-Jährigen 2020 (%)
Anteil der ab 80-Jährigen 2003 (%)
Anteil der ab 80-Jährigen 2020 (%)
Hessen
1,0
-1,8
50
11,5
41,7
45,7
18,2
15,2
19,9
22,5
4,3
7,2
Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht
Tabelle 5
Indikatoren des Politikfeldes "Wohnen" für die Kommune Rüsselsheim,
LK Groß-Gerau, Hessen 2003
Wohnfläche pro Person (Quadratmeter)
Anteil Wohnungen in Ein−/Zweifamilienhäusern (%)
Rüsselsheim
36,3
36,9
LK Groß-Gerau
38,8
50,6
Hessen
41,6
50,8
Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht
Tabelle 6
Indikatoren im Politikfeld "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt" für Rüsselsheim,
Groß-Gerau, Hessen 2003
Arbeitsplatzentwicklung 1998−2003 (%)
Erwerbstätigenquote (%)
Frauenerwerbstätigenquote (%)
Erwerbstätigenanteil bei den 55 bis 64−Jährigen (%)
Anteil Hochqualifizierte am Arbeitsort (%)
Anteil Hochqualifizierte am Wohnort (%)
Anteil Schulabgänger ohne Abschluss (%)
Anteil Schulabgänger mit Hochschulreife (%)
Steuereinnahmen pro Einwohner (Euro)
Investitionen pro Einwohner (Euro)
Rüsselsheim
−7,9
56
47,5
29,5
18,4
9,2
4,2
27,6
891,2
266,7
LK Groß-Gerau
2,1
56,6
49,5
30,5
11,4
9,2
5,3
20,6
816,1
238,8
Hessen
2,8
51,8
47
28,5
10,8
10,5
5,2
26,9
958,3
246,4
Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht
17
Rüsselsheim 2020
Tabelle 7
Indikatoren im Politikfeld "Soziale Lage / Soziale Stabilität" für Rüsselsheim,
LK Groß-Gerau, Hessen 2003
Anteil Einpersonen−Haushalte (%)
Anteil Ausländer−Haushalte (%)
Anteil Haushalte mit Kindern (%)
Betreuungsquote der 0− bis 2−Jährigen (%)
Betreuungsquote der 3− bis 5−Jährigen (%)
Mittleres Haushaltsnettoeinkommen (Euro)
Anteil Haushalte mit Einkommen von
unter 1100 € (%)
Anteil Haushalte mit Einkommen von mindestens 4000 € (%)
Arbeitslosenquote (%)
Arbeitslosenquote Ausländer (%)
Jugendarbeitslosigkeit (%)
Quote der Langzeitarbeitslosen (%)
Quote der Langzeitarbeitslosen Ausländer (%)
Sozialhilfequote (%)
Rüsselsheim LK Groß-Gerau
34,3
30,3
16,2
12,7
33,5
38,5
2,4
2,1
106,3
110,7
39.328
42.042
Hessen
35,6
9,6
33
3,8
111
39.289
21,6
18,3
18,8
8,3
10,0
15,6
11,6
3,1
5,2
4,4
8
8,9
15,8
10,1
2,6
5,2
3,3
10,8
10,7
19,5
11,2
3,1
5,7
3,9
Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht
2.1.3
Branchenstruktur des Landkreises Groß-Gerau und
regionaler Vergleich
Um die ökonomischen Entwicklungschancen Rüsselsheims bewerten zu können, sollen
die Branchen identifiziert werden, die sich in Zukunft dynamisch entwickeln und zu
Wachstum und Innovation beitragen. Dazu werden Konzepte und empirische Befunde
aus dem Zukunftsatlas (2006) von Prognos verwendet. Die Informationen sind jedoch
nur für den Landkreis Groß-Gerau vorhanden, dennoch können die Analysen und Tendenzen weitgehend auch auf Rüsselsheim übertragen werden. Im Zukunftsatlas (2006)
wird zwischen Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland unterschieden. Dabei
sind Leitbranchen die Bereiche, auf die Deutschland stärker spezialisiert ist als der
Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Der Beschäftigtenanteil in den Leitbranchen liegt rund 43% über dem EU-25-Durchschnitt. Die höchste Spezialisierung erreicht Deutschland im Automobilbau (mit 2,1-mal mehr Beschäftigten als in der EU), in
der Elektrotechnik (1,6) und im Maschinenbau (1,6). Wachstumsbranchen sind Branchen mit überdurchschnittlicher Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung im Vergleich
zur EU-25. In diesen Branchen nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
im Zeitraum 2000 bis 2004 um 4,3% zu, während sie in den anderen Branchen um
6,3% abnahm. Die höchsten Beschäftigungsgewinne wurden in den Sektoren IT/ Datenbanken, Forschungs- und Entwicklungsdienstleister und unternehmensnahe Dienstleistungen erzielt. Die 14 Leit- und Wachstumsbranchen sind in Abbildung 5 dargestellt.
Der Automobilbau und Forschung und Entwicklung (FuE) sind sowohl Leit- als auch
Wachstumsbranchen.
18
Rüsselsheim 2020
Die Positionierung des Landkreises Groß-Gerau im Hinblick auf den Spezialisierungsgrad und Beschäftigungsentwicklung sowie die absolute Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (SVB) für 2004 ist in der Abbildung 6 wiedergegeben.
Abbildung 5
Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland
Leitbranchen
Leitbranchen
Automobilbau*
Wachstumsbranchen
Wachstumsbranchen
Automobilbau*
Elektrotechnik
Sonstiger Fahrzeugbau
Maschinenbau
IT/Software
MedTech, MSR, Optik
Metallindustrie
Chemische Industrie
Kunststoffindustrie
Logistik
Forschung & Entwicklung*
Unt.-Dienstleistungen
Recycling
Forschung & Entwicklung*
Papier-, Druck-, Verlagswesen
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
Mit 53.200 Arbeitsplätzen liegt der Landkreis Groß-Gerau mit 58% aller Beschäftigten
in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von
33,7%. Wichtigste Branchen sind der Automobilbau mit einem Beschäftigungsanteil für
2004 von 23,7% (21.700 Arbeitsplätze) und die Logistik-Branche mit einem Anteil von
12,4% (11.400 Arbeitsplätze für 2004). Weitere Leit- bzw. Wachstumsbranchen im
Landkreis Groß-Gerau sind Unternehmensdienstleistungen, IT/ Software, Chemische
Industrie und sonstiger Fahrzeugbau. In 3 der 14 Branchen erreicht der Landkreis
Groß-Gerau Top-Platzierungen, und zwar im Automobilbau, der Logistik und im Bereich IT/ Software/ Datenbanken.
19
Rüsselsheim 2020
Abbildung 6
Positionierung des LK Groß-Gerau in den 14 Leit- und
Wachstumsbranchen Deutschlands
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
Analysiert man die sektorale Beschäftigtenentwicklung zwischen 2000 und 2004, so ist
ein Arbeitsplatzabbau in den beiden Leit- bzw. Wachstumsbranchen Automobilbau mit
2.830 Beschäftigten und Logistik mit 1.100 Beschäftigten festzustellen. Dies kann
durch die Beschäftigungsgewinne in den Bereichen IT/ Software mit 1.800 Arbeitsplätzen und Unternehmensdienstleistungen mit 1.300 Arbeitsplätzen nicht kompensiert
werden (Abbildung 7).
Abbildung 7
Entwicklung der Beschäftigung im LK Groß-Gerau 2000-2004
2000
1800
1300
50
120
IT/Software
10
UnternehmensDienstleistungen
-20
Chemische Industrie
-60
Medizintechnik, MSR, Optik
Metallindustrie
-120
Recycling
-250
Forschung & Entwicklung
-310
Elektrotechnik
-330
Sonstiger Fahrzeugbau
-420
Druck-, Papier-,
Verlagswesen
-2000
-1100
Kunststoffindustrie
-1000
-2830
Maschinenbau
0
Logistik
1000
Automobilbau
Beschäftigungsentwicklung 2000 - 2004 absolut
3000
-3000
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
20
Rüsselsheim 2020
Auch bei einem Vergleich der Beschäftigtenentwicklung 2000-2004 zwischen Landkreis
Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland fällt auf, dass der Landkreis Groß-Gerau in
den Bereichen IT/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Medizintechnik, Messen/
Steuern/ Regeln (MSR), Optik und Chemische Industrie überdurchschnittliche Wachstumsraten für die Beschäftigten aufweist (Abbildung 8).
Abbildung 8
Beschäftigungsentwicklung in den Leit- und Wachstumsbranchen im LK
Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland
100
90,3
71,1
60
40
18,0
13,4
-87,0
-100
Groß-Gerau
-15,5
-3,5
-11,5
Hessen
-
-8,8
-7,5
IT/Software
-19,7
-
7,8
7,1
Unternehmens-DL
-16,6
0,4
Medizintechnik, MSR, Optik
-80
Maschinenbau
-60
KunststoffIndustrie
-44,5
-21,5
-12,5
-7,1
2,4
11,3
Recycling
-38,5
-40
-27,2
-13,9
-0,4
12,2
7,9
4,7
Chemische Industrie
-20
-5,0
1,5
0,0
Logistik
-6,1
-11,1
-6,7
5,4
Automobilbau
-4,6
Druck-, Papier-,
Verlagswesen
-4,5
2,3
Metallindustrie
5,8
Elektrotechnik
0
13,5
12,8
7,9
Sonstiger Fahrzeugbau
20
FuE
Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 in %
80
Westdeutschland
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
Um eine vergleichende Analyse für ähnlich strukturierte Regionen durchzuführen und
branchenspezifische Wachstumschancen und Entwicklungspotenziale zu identifizieren
und zu bewerten, wurden zusätzlich die Standorte Wolfsburg und Ingolstadt einbezogen. Zur empirischen Analyse und Beurteilung der Unterschiede wurden von Prognos
Cluster-Indizes errechnet, die eine regionalspezifische Ermittlung von Branchenkompetenzen und Clusterpotenzialen ermöglichen.
Der Prognos-Cluster-Index berücksichtigt folgende Dimensionen:
Stärke: Indikator ist die Anzahl der Beschäftigten in 2004
Dynamik: Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Zeitraum 2000 bis 2004.
Spezialisierung mit Hilfe von Lokalisationsquotienten: Sektorale Beschäftigung in der Region im Verhältnis zum EU-Durchschnitt.
Diese Indikatoren gehen als Teilindices zu gleichen Anteilen in den Cluster-Index ein.
Ein Vergleich zeigt, dass der Landkreis Groß-Gerau im Automobilbau unter insgesamt
439 Kreisen und kreisfreien Städten den Rang 13 einnimmt, während Wolfsburg auf
21
Rüsselsheim 2020
Rang 1 und Ingolstadt auf Rang 4 platziert ist. In der Logistik-Branche liegt der Landkreis Groß-Gerau auf Platz 12, Wolfsburg auf Platz 52 und Ingolstadt auf Platz 372.
Auch in der Branche „Informationstechnik/Datenbanken“ hat der Landkreis Groß-Gerau
mit Rang 8 im Gegensatz zu Wolfsburg und Ingolstadt eine Top-Platzierung (Tabelle
8).
Tabelle 8
Branchenspezifische Cluster-Indizes: Rangfolge
LK Groß-Gerau
Wolfsburg
Ingolstadt
AutomobilIndustrie
13
1
4
Logistik
12
52
372
Informationstechnik/
Datenbanken
8
265
301
Chemische
Industrie
44
324
319
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
Die empirische Analyse der Branchenstruktur zeigt, dass der Landkreis Groß-Gerau im
Vergleich zu Wolfsburg und Ingolstadt eine weitaus stärker diversifizierte Branchenstruktur aufweist und in 5 weiteren Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands (Chemische Industrie, Logistik, Sonstiger Fahrzeugbau, IT/ Software, Unternehmensdienstleistungen) überdurchschnittlich ist. Weiterhin ist festzustellen, dass die Abhängigkeit
des Landkreis Groß-Gerau von der Automobilindustrie leicht zurück geht (2000: 26,2%,
2004: 23,7%). In Wolfsburg ist die Abhängigkeit dagegen noch von 61,6% auf 61,7%,
in Ingolstadt von 42,1% auf 43,3% gestiegen (Abbildung 9). Vergleicht man schließlich
die Beschäftigungsentwicklung zwischen 2000 und 2004, so ist insbesondere die Zunahme der Beschäftigung in Wolfsburg um 5.750 Arbeitsplätze und in Ingolstadt um
2.360 Arbeitsplätze bemerkenswert, während im gleichen Zeitraum im Landkreis GroßGerau 2.820 Arbeitsplätze abgebaut wurden (Abbildung 10). Es ist allerdings unter
Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungstendenzen zu vermuten, dass ein Abbau
der Arbeitsplätze in Wolfsburg und Ingolstadt in den nächsten Jahren zu erwarten ist.
Abbildung 9
Branchenstruktur des LK Groß-Gerau im Vergleich zu Ingolstadt
und Wolfsburg 2004
Groß-Gerau
Ingolstadt
Druck-, Papier-,
KunststoffVerlagswesen
industrie
Chemie
1.200 SVB
530 SVB
2.700 SVB
UnternehmensMetallindustrie
Dienstleistungen
920 SVB
8.500 SVB
Maschinenbau
9,3 %
530 SVB
IT/Software
4.300 SVB
12,4 %
Druck-, Papier-,
Verlagswesen
Unternehmens- 520 SVB
Dienstleistungen
Maschinenbau
6.500 SVB
1.400 SVB
Logistik
1.800 SVB
Gesamtbeschäftigung: 91.700 SVB
8,5 %
8,9 %
3,1 %
61,7 %
44,3 %
Automobilbau
21.700 SVB
Sonstiger
Fahrzeugbau
640 SVB
UnternehmensDienstleistungen
8.100 SVB
Elektrotechnik
Logistik
800 SVB
3.000 SVB
2,5 %
23,7 %
Logistik
11.400 SVB
Wolfsburg
Automobilbau
32.300 SVB
Automobilbau
59.000 SVB
Gesamtbeschäftigung: 72.900 SVB
Gesamtbeschäftigung: 95.600 SVB
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
22
Rüsselsheim 2020
Abbildung 10 Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 des LK Groß-Gerau im Vergleich
6000
5750
5000
4000
3000
2360
1800
2000
1580
1300
1120
1000
-20
-1.100
FuE
10
-120
470
-40 80
UnternehmensDienstleistungen
-110
IT/Software
50
30 -10
Logistik
-420
Maschinenbau
Metallindustrie
-250
-30 0
Recycling
-60
-330
20 10
Sonstiger
Fahrzeugbau
-550 -140
Automobilbau
5
Medizintechnik,
MSR, Optik
-60 -100
120
Kunststoffindustrie
-3000
-1 20
320
-80
Chemische Industrie
-2000
Druck-, Papier-,
Verlagswesen
-300
-1000
330
-330 -10
Elektrotechnik
-10 50
0
-2820
-4000
Groß-Gerau
Ingolstadt
Wolfsburg
Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006)
2.1.4
Innovationspotenzial im regionalen Vergleich
Für die Beurteilung der Wachstums- und Entwicklungschancen einer Region ist eine
empirische Analyse des Innovationspotenzials von entscheidender Bedeutung. Im Innovationsmonitor Hessen (2006) werden vom Hessischen Statistischen Landesamt
Daten zum FuE-Personal, zu den FuE-Ausgaben und zu den Patentanmeldungen für
Hessen und den Regionen (Verwaltungsbezirken) in Hessen im nationalen und internationalen Vergleich veröffentlicht. Im Hinblick auf das FuE-Personal nimmt für 2003 der
Landkreis Groß-Gerau mit mehr als 8.100 FuE-Beschäftigten, d.h. 27% des gesamten
FuE-Personals in Hessen den Spitzenplatz ein. Auf dem 2. Rang liegt die Stadt Darmstadt mit 5.400 FuE-Beschäftigten und einem Anteil von 18%, auf Rang 3 Frankfurt/M.
mit 4.400 FuE-Beschäftigten und einem Anteil von 15% (Abbildung 11). Darüber hinaus
zeigt sich auch eine positive Entwicklungstendenz für den Landkreis Groß-Gerau, denn
zwischen 1997 und 2003 ist ein Wachstum des FuE-Personals von rund 50% festzustellen. Auch in Bezug auf FuE-Personalintensität nimmt der Landkreis Groß-Gerau im
Jahre 2003 in Hessen einen Spitzenplatz ein (Abbildung 12).
23
Rüsselsheim 2020
Abbildung 11 Innovationspotenzial: FuE-Personal in ausgewählten
Verwaltungsbezirken Hessens 2003 (Anteile in %)
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
24
Rüsselsheim 2020
Abbildung 12 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Personal je 1000 Erwerbstätige
für 2003
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
25
Rüsselsheim 2020
Eine Analyse der FuE-Ausgaben in Hessen für 2003 nach Betriebsgrößenklassen
zeigt, dass der Großteil der FuE-Ausgaben von Unternehmen ab 2000 Beschäftigten
getätigt wird und kleinere Unternehmen seit 1997 teilweise sogar negative Veränderungsraten aufweisen (Abbildung 13). Eine Analyse der FuE-Ausgaben nach Verwaltungsbezirken zeigt wiederum, dass der Landkreis Groß-Gerau im Jahre 2003 die Spitzenposition mit 1,8 Mrd. € und 28,3% der FuE-Ausgaben Hessens einnimmt. Frankfurt/M. hat einen Anteil von 24,2% (1,01 Mrd. €), sodass auf diese beiden Regionen
mehr als die Hälfte aller FuE-Ausgaben Hessens entfiel. Die Stadt Darmstadt folgt mit
13,8% (Abbildung 14). Dieser positive Befund für den Landkreis Groß-Gerau bestätigt
sich auch, wenn man die Ausgaben-Intensität (FuE-Ausgaben je Erwerbstätigen) analysiert. Sie liegt über 5.000 € pro Erwerbstätigen (Abbildung 15).
Abbildung 13 FuE-Ausgaben in Hessen 1997 und 2003 nach Betriebsgrößen
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
26
Rüsselsheim 2020
Abbildung 14 Innovationspotenzial: FuE-Ausgaben in ausgewählten
Verwaltungsbezirken Hessens 1997 und 2003 (Anteile in %)
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
27
Rüsselsheim 2020
Abbildung 15 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Ausgaben je Erwerbstätigen
für 2003
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
Schließlich kann der Anteil der Patentanmeldungen als Indikator zur Bewertung des
Innovationspotenzials einer Region herangezogen werden. Eine Analyse der Patentdichte gemessen als Patentanmeldungen im Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2000 je
100.000 Einwohner zeigt, dass in Hessen durchschnittlich 66 Patente je 1000 Einwohner angemeldet wurden. Überdurchschnittlich hoch lagen der Main-Taunus-Kreis mit
28
Rüsselsheim 2020
166 und die Stadt Darmstadt mit 134 Patentanmeldungen. Der LK Groß-Gerau weist
dagegen einen durchschnittlichen Wert auf (Abbildung 16).
Abbildung 16 Innovationspotenzial in Hessen: Patente je 100.000 Einwohner
für 1995 bis 2000
Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006)
29
Rüsselsheim 2020
2.2 Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken
Sowohl den Stärken und Chancen als auch den Schwächen und Risiken werden jeweils die Erkenntnisse der empirischen Analyse aus Kapitel 2.1 vorangestellt. Anschließend werden weiterführende Aspekte aufgeführt, die direkt oder indirekt Einfluss
auf die wirtschaftliche Standortentwicklung haben.
Somit liegt insgesamt ein aktuelles gesamtstädtisches Profil der Stärken und Chancen
sowie Schwächen und Risiken Rüsselsheims mit einer ökonomischen Schwerpunktsetzung vor.
Stärken und Chancen
2.2.1
Aus der empirischen Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends ergeben sich
folgende Stärken und Chancen für die weitere strategische Stadtentwicklung, insbesondere hinsichtlich künftiger Unternehmensansiedlungen:
Rüsselsheim besitzt durch seine zentrale Lage im Ballungsraum RheinMain, durch die Nähe zum Finanzplatz Frankfurt am Main, zur Wissenschaftsstadt Darmstadt und zur Landeshauptstadt Wiesbaden eine hohe
Standortattraktivität. Ein weiterer wichtiger Standortvorteil besteht in der
hervorragenden Verkehrsinfrastruktur innerhalb der Region Frankfurt/
Rhein-Main mit nationaler und internationaler Verkehrsanbindung über
Straße und Schiene sowie den Flughafen Frankfurt am Main als Deutschlands wichtigstem Flughafen und internationalem Drehkreuz. Diese
Standortvorteile Rüsselsheims wurden sowohl in den Expertengesprächen
als auch in unterschiedlichen Gutachten wiederholt hervorgehoben.
Zu den bedeutendsten Standortfaktoren zählt für Rüsselsheim das Innovationspotenzial. Der Landkreis Groß-Gerau nimmt hierbei – gemessen
an den Indikatoren FuE-Personal und FuE-Ausgaben – den Spitzenrang in
Hessen ein. Dabei ist die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen, beispielsweise zur TU Darmstadt mit den Studiengängen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen sowie
zur FH Frankfurt am Main mit dem Aufbaustudium Automotive Engineering
von hoher Relevanz. Lokal ansässig ist der Fachbereich Ingenieurwissenschaften der FH Wiesbaden. Auch dieser Standortvorteil wurde von verschiedenen Experten ausdrücklich vermerkt.
In der Entwicklung der Branchen in der Region zeigt sich, dass neben der
Schlüsselbranche Automobilbau zusätzlich bedeutende Kompetenzen in
Leit- und Wachstumsbranchen wie Sonstiger Fahrzeugbau, IT/ Soft-
ware, Logistik, Unternehmensdienstleistungen, Chemische Industrie
(Pharmazie), Medizintechnik/ Messen/Steuern/Regeln (MSR)/ Optik und
Forschung/ Entwicklung vorhanden sind. Besondere Bedeutung hat der
30
Rüsselsheim 2020
Automotive Cluster RheinMainNeckar und das Internationale Technische
Entwicklungszentrum (ITEZ)/ Designzentrum von GM. In der Branche IT/
Software hat der Landkreis Groß-Gerau nach dem Cluster-Index-Ranking
von Prognos unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten die Position 1
in Hessen und die Position 8 in Deutschland. Dies weist auf ein hohes
Wachstumspotenzial dieser Branche für Rüsselsheim hin. Hier wird auch
die Zugehörigkeit zu der starken IT-Region Darmstadt/ Starkenburg, beispielsweise mit den Unternehmen T-Online, Danet, SAP begründet. Ein
zusätzlicher Impuls geht von den ökonomischen Verflechtungen mit dem
Automobilbau und den Finanzdienstleistungen aus.
Der Landkreis Groß-Gerau gehört zum Logistikschwerpunkt im Umfeld
des europäischen Luftfahrtdrehkreuzes Frankfurt am Main. In Deutschland
nimmt der Landkreis hierbei den Rang 12 ein. Dabei ist zwischen 2000
und 2004 ein überdurchschnittlicher Arbeitsplatzgewinn der Speditionen,
jedoch generell Arbeitsplatzverluste in der gesamten Logistik-Branche zu
beobachten. Das Arbeitsplatz-Wachstum der Speditionen ist mit der Nähe
zum Flughafen begründet. Der negative Trend in der Logistik-Branche
wird insbesondere von den Arbeitsplatzverlusten im Linienflugverkehr verursacht (Abnahme um 1740 Beschäftigte im Zeitraum 2000-2004).
In der Chemischen Industrie ist die Pharmabranche von besonderer Bedeutung. Rüsselsheim gehört zu einer der deutschen Kernregionen der
Pharmaindustrie mit guten Wachstumspotenzialen, einer ausgebauten
Forschungs- und Bildungsinfrastruktur mit international bedeutenden KeyPlayern wie Boehringer Ingelheim, Merck und Aventis. Weiterhin weist die
Entwicklung darauf hin, dass auch für die Branchen Medizintechnik/ MSR/
Optik – wenn auch in geringerem Maße – Wachstumschancen bestehen.
Schließlich zeigt sich anhand der Entwicklung des FuE-Personals und der
FuE-Ausgaben ein hohes Wachstumspotenzial, insbesondere für automobilnahe und informations- bzw. datentechnische Forschungseinrichtungen.
In Ergänzung zu den vorgenannten Aspekten haben die befragten Experten folgende
ökonomische Stärken und Chancen für die Stadtentwicklung hervorgehoben:
Rüsselsheim verfügt über gewerbliche Entwicklungsflächen, vor allem
im Gewerbepark „Blauer See“. Es gibt ein ausreichendes Flächenangebot
mit unterschiedlichen Angebotssegmenten und einem Mietniveau, das
dem etablierter Entlastungsstandorte in bzw. um Frankfurt am Main entspricht. Das Büroflächenangebot ist als marktgerecht einzustufen (vgl.
auch Atisreal Consult GmbH 2006). Durch die Flächenreduktion im Rahmen der Umstrukturierung der Adam Opel GmbH können in den nächsten
Jahren zudem neue Entwicklungsflächen für Wohnen und Gewerbe gewonnen werden.
31
Rüsselsheim 2020
In den letzten Jahren haben sich verschiedene internationale Unternehmen in Rüsselsheim angesiedelt, beispielsweise 2003 die Hyundai Motor
Europe GmbH mit den Bereichen FuE/ Design. Rüsselsheim verfügt in der
Automobilbranche über ein gutes Image als Forschungs- und Entwicklungsstandort.
General Motors hat sich im Bereich FuE/ Design mit dem Internationalen
Technischen Entwicklungszentrum bzw. dem Designzentrum erst vor kurzem explizit für den Standort Rüsselsheim entschieden. Seit 2004 ist Rüsselsheim zudem Sitz der Saab Deutschland GmbH.
Die Kaufkraft der am Ort Beschäftigten liegt aufgrund des überdurchschnittlichen Verdienstes weit über dem Bundesdurchschnitt.2
Regionale wirtschaftsbezogene Kooperationsstrukturen (wie die Frankfurt RheinMain GmbH zum gemeinsamen internationalen Standortmarketing der Region), an die verstärkt angeknüpft werden können, sind vorhanden.
In der Stadt wurden zur Förderung der ökonomischen Entwicklung im
Bereich Wirtschaftsförderung seit 2004 die personellen Kapazitäten verdoppelt. Die in 2005 gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) ist
ein grundlegender Bestandteil dieser Neuausrichtung. Zudem gibt es engagierte lokale Akteure wie den Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888
e.V., den Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V. und
den Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V.
Neben den ökonomischen Aspekten werden auf Basis der Expertengespräche weitere
Stärken Rüsselsheims identifiziert, aus denen sich Chancen für die zukünftige Stadtentwicklung ergeben können:
Rüsselsheim ist ein kompaktes Mittelzentrum mit oberzentralen Teilfunktionen. Eine räumliche Entwicklung ist durch Potenziale wie bei-
spielsweise dem „Mainblock“ oder Teilflächen des „Infrastrukturgürtels“3
möglich. Auch das „Opel Forum“ verfügt über eine integrierte Lage, so
dass sich eine Entwicklung positiv auf die Innenstadt auswirken kann.
Rüsselsheim verfügt insgesamt über ein breites Wohnungsangebot in
unterschiedlichen Angebotssegmenten. Es gibt Wohnquartiere mit einer
hohen Wohnqualität (z.B. Ein- und Zwei-Familienhäuser mit überdurchschnittlich großen Grundstücken). Auch ein breites Spektrum an Einheiten
im Geschosswohnungsbau ist vorhanden. Der Mietwohnungsmarkt ist insgesamt ausgeglichen.
Ein großzügiges Angebot an Grün- und Erholungsflächen mit gepflegten
Parkanlagen in der Kernstadt bzw. direkter Innenstadtnähe und ausge-
2
3
Die Kaufkraftbindung ist jedoch unterdurchschnittlich (siehe hierzu auch Kap. 2.2.2).
Als „Infrastrukturgürtel“ wird im Rahmen dieser Studie der räumlich abgegrenzte Bereich entlang
Rugby-Ring/ Am Brückweg bezeichnet, an dem sich eine Vielzahl der städtischen Infrastrukturbauten
und -einrichtungen konzentrieren.
32
Rüsselsheim 2020
dehnten Waldgebieten zur Naherholung an den Siedlungsrändern prägen
die Stadt.
Rüsselsheim verfügt über ein breites Bildungsangebot im schulischen
und außerschulischen Bereich. Alle Schulformen sind vorhanden, Rüsselsheim ist auch ein Standort der Fachhochschule Wiesbaden.
Rüsselsheim verfügt über ein überdurchschnittliches Sport-, Kultur- und
Freizeitangebot für eine Stadt dieser Größe. Das örtliche Vereinsangebot
ist sehr stark ausgeprägt. Das Theater, die Jazz-Fabrik, das Kunstzentrum
Opelvillen, das Festungsmuseum, der Kultursommer oder das Kulturzentrum „Das Rind“ sind beispielhaft zu nennen. Breit gefächert ist auch das
soziale Infrastrukturangebot, v.a. für Familien (z.B. Kindertagesstätten).
Die große Zahl von Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern bietet
Anknüpfungspunkte für ein multikulturelles Angebot, beispielsweise im
Einzelhandel, in der Gastronomie oder bei kulturellen Aktivitäten.
Es gibt ein hervorragendes, identitätsstiftendes Industriekulturpotenzial
in der Stadt.
Gute Ansätze zur gestalterischen Aufwertung wurden umgesetzt, wie
die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes oder die Entwicklung der Festungsanlage.
Schwächen und Risiken
2.2.2
Aus der empirischen Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends ergeben sich
folgende Schwächen und Risiken für die weitere strategische Stadtentwicklung:
•
Die Schwächen Rüsselsheims und somit die Risiken für eine strategische
Neuausrichtung der Stadtentwicklung liegen zunächst in dem starken
Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten seit 1998 und
dem Rückgang der Wohnbevölkerung. Weiterhin ist festzustellen, dass
der Anteil der Einpendler mit 74% außerordentlich hoch ist. Der Anteil der
Auspendler ist mit 55% ebenfalls sehr hoch. Insgesamt führt dies zu erheblichen Kaufkraftverlusten. Hinzu kommt, dass der Anteil der Hochqualifizierten am Arbeitsort Rüsselsheim 2003 18,4% betrug, während sich
der Anteil dieses Personenkreises am Wohnort lediglich auf 9,2% belief.
Diese Schwächen wurden von mehreren der befragten Experten bestätigt.
•
Schließlich ist für die Stadtentwicklung vor dem Hintergrund des aktuellen
Trends zur Dienstleistungsgesellschaft eine Analyse der Branchenstruktur
wichtig. Der Dienstleistungsanteil für Rüsselsheim wird für 2004 mit 38%
ermittelt und ist gegenüber dem Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main deutlich niedriger.
33
Rüsselsheim 2020
Die Stadtentwicklung Rüsselsheims ist entscheidend von der zukünftigen
Entwicklung in der Automobilbranche und vom Key-Player Opel und
dessen Unternehmensstrategie abhängig. Auch diese Schwäche wurde
immer wieder von einer Vielzahl der befragten Experten hervorgehoben.
Die Wachstumschancen der Pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik werden vor allem auch von den politischen Entscheidungen in der
Gesundheits- und Forschungspolitik beeinflusst.
Da das Wachstum der Logistikbranche in der Region weitgehend durch
die Speditionen bestimmt wird, kann dies zu einer Zunahme von – allerdings geringer qualifizierten – Arbeitsplätzen führen.
In Ergänzung zu den vorgenannten Aspekten haben die befragten Experten folgende
ökonomische Schwächen und Risiken für die Stadtentwicklung hervorgehoben:
In den letzten Jahren haben sowohl die Stadt Rüsselsheim als auch ansässige Unternehmen aufgrund der globalen Neuorientierung und Umstrukturierungen in der Automobilbranche ihren „starken Partner Adam
Opel AG verloren“. Der kontinuierliche Arbeitsplatzabbau und die latente
Gefährdung des Produktionsstandorts haben insgesamt zu einer gewissen
Resignation in der Stadt geführt. Die große Ungewissheit über die langfristige Entwicklung des wichtigsten ansässigen Betriebes hat auch Auswirkungen auf eine in die Zukunft gerichtete Stadtentwicklung.
Erschwerend kommt hinzu, dass GM-Entscheidungen über Investitionen
bzw. De-Investitionen am Standort Rüsselsheim in der Konzernzentrale
getroffen werden. Die Stadt hat durch diese „Detroitabhängigkeit“ nur geringe Einflussmöglichkeiten auf Unternehmensentscheidungen, die jedoch
massive Folgen für Rüsselsheim haben können.
Es ist ein hohes strukturelles Haushaltsdefizit in Rüsselsheim zu verzeichnen. Hierdurch ist das kommunale Handeln stark geprägt. Gleichzeitig weist die Bevölkerung z.T. eine hohe „Versorgungsmentalität“ auf, was
Sparanstrengungen und Prioritätenverschiebungen bei der Finanzierung
von freiwilligen kommunalen Leistungen erschwert. Dieser Umstand ist in
den umfangreichen Leistungen von Stadt und GM in der Vergangenheit
begründet, die heutzutage in dieser Form nicht mehr finanzierbar sind.
Die vorhandenen technischen und sozialen Infrastruktureinrichtungen
sind zum Teil überdimensioniert, da sie in der starken Wachstumsphase
Rüsselsheims ursprünglich für bis zu 100.000 Einwohner geplant wurden.
Die Einrichtungen haben entsprechend hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten. Wichtige kommunale Infrastruktureinrichtungen wie die
Stadtbücherei, die Volkshochschule oder das Theater sind zudem dezentral im „Infrastrukturgürtel“ angesiedelt und entfallen als Frequenzbringer
für die Innenstadt.
34
Rüsselsheim 2020
Die ausgewiesene Gegnerschaft zum Flughafenausbau hemmt nach
Ansicht mehrerer Experten ein positives Standortmarketing mit dem Flughafen als Standortfaktor. Investoren, vor allem diejenigen mit Flughafenbezug, können durch die Wahrnehmung einer allgemeinen Negativhaltung
in Rüsselsheim (z.B. plakative Schilder gegen den Flughafenausbau am
Stadteingang) von einer Ansiedlung abgehalten werden.
In Teilsegmenten ist nach Aussage einiger Experten kein ausreichend
marktfähiges Gewerbeflächenangebot vorhanden, gleichzeitig gibt es eine große Standortkonkurrenz in der Region. Nach Meinung mehrerer Experten fehlen Ansiedlungsmöglichkeiten für großflächigen Einzelhandel,
um Kaufkraft in der Stadt zu binden.
Das hohe Lohnniveau der GM-Unternehmen, insbesondere bei Fachkräften, wird von ansässigen und ansiedlungsinteressierten Unternehmen aus
anderen Branchen, beispielsweise dem Handwerk, als negativer Standortfaktor bewertet.
Kundenorientierung (v.a. bezogen auf ansässige kleinere und mittlere
Unternehmen) ist noch zu wenig im Fokus von Politik und Verwaltung. Die
Stadtverwaltung ist noch nicht ausreichend modernisiert.
Die Zusammenarbeit einiger wirtschaftlich handelnder Institutionen und
Initiativen in der Stadt, beispielsweise beim Stadtmarketing, ist verbesserungsfähig.
Auch die interkommunale Kooperation ist ausbaufähig, beispielsweise
mit umliegenden Kommunen, der Kreiswirtschaftsförderung oder der
Frankfurt RheinMain GmbH. Die in den letzten Jahren begonnene interkommunale Vernetzung und Zusammenarbeit wird zudem noch nicht ausreichend nach außen kommuniziert. Daher wird in der Region noch immer
eine historisch begründete Selbstbezogenheit Rüsselsheims wahrgenommen.
Neben den ökonomischen Aspekten werden auf Basis der Expertengespräche weitere
Schwächen Rüsselsheims identifiziert, aus denen sich gegebenenfalls Risiken für die
zukünftige Stadtentwicklung ergeben können:
Das Image der Stadt hat sich noch nicht an die geänderte Wirtschaftsstruktur der Stadt angepasst. Sowohl strukturell als auch mental besteht
vielfach noch immer das Verständnis einer „Arbeiter- und Industriestadt“,
für Außenstehende gilt die Stadt als farblos und hausbacken. Es wird noch
nicht ausreichend wahrgenommen, dass bei GM heutzutage der Beschäftigtenanteil in den Bereichen FuE und Verwaltung am Betriebsstandort
Rüsselsheim höher ist als der in der Produktion.
In Teilbereichen der Stadt beeinträchtigt der Fluglärm stark die Wohnund Lebensqualität der Bewohner. Der geplante Flughafenausbau wird
diese Problematik noch verschärfen. In Zukunft werden aufgrund des ge35
Rüsselsheim 2020
planten Siedlungsflächenbeschränkungsgebiets des Landesentwicklungsplans und durch den planerischen Rahmen des Regionalen Flächennutzungsplans wahrscheinlich auch keine neuen großflächigen zusammenhängenden Wohnbaugebiete mehr in Rüsselsheim (außer in Bauschheim) entstehen können.
Da viele hochqualifizierte Beschäftigte außerhalb Rüsselsheims leben
und nur zum Arbeiten in die Stadt einpendeln, wirkt sich das vorhandene
hohe Lohnniveau nur unterproportional in den Einkommenssteuereinkünften der Stadt aus. Vor allem aus der bürgerlichen Mittelschicht gibt es nur
eine vergleichsweise geringe Anzahl von Einwohnern, die in der Stadt arbeiten und auch leben.
Teile der Innenstadt gelten als Problemgebiet. Der Wohnort Innenstadt
weist zum Teil einen schlechten Wohnstandard, einen hohen Anteil einkommensschwacher Haushalte und einen überdurchschnittlichen Migrantenanteil auf. Durch den Wegzug einkommensstärkerer Schichten und junger Familien besteht die Gefahr einer weiteren sozialen Segregation, was
in Expertengesprächen vor allem auch mit Integrationsproblemen in der
Innenstadt und den innerstädtischen Schulen begründet wird.
Die Innenstadt hat Aufenthalts- und Gestaltdefizite sowie eine überdurchschnittliche Leerstandsquote im Hauptgeschäftsbereich. Wegen der
Angebotsdefizite im innerstädtischen Einzelhandel und zum Teil auch in
der Gastronomie ist die Kaufkraftbindung in der Innenstadt unterdurchschnittlich. Kaufkraft fließt aus der Innenstadt an dezentrale Verbrauchermärkte und an umliegende Kommunen ab.
Die Zugangssituation zur Innenstadt aus den südlichen Gebieten ist
durch die Trennwirkung der Bahnlinie problematisch. Die GMArbeitnehmer aus dem südlich gelegenen Internationalen Technischen
Entwicklungszentrum sind von der Innenstadt abgeschnitten und frequentieren diese nicht.
Der Rüsselsheimer Standort der Fachhochschule Wiesbaden wird von
der Rüsselsheimer Bevölkerung nicht ausreichend wahrgenommen. Ein
Großteil der Studenten sowie Professoren pendeln nach Rüsselsheim ein,
sie haben ihren Lebensmittelpunkt außerhalb der Stadt.
Eine Vielzahl von Studien und Konzepten zur Entwicklung der Stadt mit
guten Maßnahmenvorschlägen liegt vor. Deren Umsetzung durch die
Stadt verläuft jedoch teilweise schleppend oder erfolgt nicht.
Die interne und externe Kommunikation der Stadt ist uneinheitlich, beispielsweise in Bezug auf das Image der Stadt im Rahmen des Standortmarketings oder die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Hierdurch wird eine
einheitliche Außendarstellung der Stadt erschwert.
36
Rüsselsheim 2020
Fazit
2.2.3
Die Analyse der Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken veranschaulicht
einzelne bereits tragfähige positive Entwicklungen,
Standortnachteile und Entwicklungshemmnisse,
inhaltliche und organisatorische Anknüpfungspunkte für die künftige
Stadtentwicklung und
das Erfordernis sowohl kommunalen als auch privaten Handelns innerhalb
der zukünftigen Aufgabenfelder.
Rüsselsheim wird auch im Jahr 2020 – zumindest in den Bereichen FuE und Design –
ein Standort sein, der von der Automobilbranche geprägt ist. Aufgrund der inneren
Tertiärisierung dieser Branche ist bereits heutzutage der Begriff „Automobilstadt“ nicht
mehr gleichzusetzen mit den Begriffen Produktionsstandort bzw. „Arbeiterstadt“.
Die Stadt verfügt aufgrund der hervorragenden harten Standortfaktoren, vor allem der
Lage in einer wirtschaftlich starken Region mit einem hohen Innovationspotenzial, über
eine sehr gute Ausgangssituation, sich dem momentanen Strukturwandel anzupassen.
Der Standortfaktor „Lagegunst“ ist zugleich jedoch auch als Risiko für die Stadtentwicklung zu sehen. Denn Rüsselsheim steht in großer Konkurrenz mit Nachbarkommunen
um Einwohner, Kaufkraft und auch Unternehmen. Die Stadt kann sich keineswegs
einen Stillstand in der Entwicklung leisten.
Ein Teil der weichen Standortfaktoren – wie die Wohn- und Einkaufssituation in der
Innenstadt, das Image der Stadt oder die Kundenorientierung der Stadtverwaltung –
sind als verbesserungsfähig einzustufen. Als besonderes Hemmnis der Stadtentwicklung zeigt sich das Umsetzungsdefizit in Rüsselsheim, auch bei allgemein anerkannten
Konzepten und Maßnahmen. Dieser Umstand wurde immer wieder von den unterschiedlichsten Experten betont und deckt sich auch mit Aussagen in der Studie „Standort Zukunft“ aus dem Jahr 1998, nach der die Hauptdefizite Rüsselsheims schon zu
dieser Zeit vor allem in den „Soft-Issues“ (im Sinne der Nutzung vorhandener Potenziale) identifiziert wurden (vgl. Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und Standortmarketing
Rüsselsheim 1998).
37
Rüsselsheim 2020
2.3 Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims
Im folgenden Kapitel werden die als sinnvoll erachteten Empfehlungen zur weiteren
Stadtentwicklung Rüsselsheims mit einer wirtschaftlichen Schwerpunktsetzung dargestellt. Die Kernaussagen der wichtigsten Studien und Gutachten, die sich mit den aus
der empirischen Analyse abgeleiteten Empfehlungen und den Expertendarstellungen
decken, werden an entsprechender Stelle in den Grundzügen knapp erläutert.
Empfehlungen zur ökonomischen Entwicklung
2.3.1
Eines der wichtigsten Ziele der Stadtentwicklungsplanung besteht in der gezielten Förderung von Unternehmensansiedlungen in Wachstumsbranchen einerseits und in
Dienstleistungsbranchen andererseits, um die Branchenstruktur diversifizierter zu gestalten und von konjunkturellen Einflüssen und unternehmensspezifischen Management-Entscheidungen unabhängiger zu machen. Die empirischen Analysen und die
Bewertung zukünftiger Trends haben gezeigt, dass insbesondere für folgende Branchen die ökonomischen Voraussetzungen gegeben sind und die zukünftigen Entwicklungschancen hoch eingeschätzt werden:
IT/ Datenbanken/ Software: In diesen Branchen wird hohes Innovations-
potenzial gefordert, und es werden insbesondere hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen, die ein hohes Maß an Anpassung an technologischen Neuerungen und damit permanente Weiterbildung erforderlich machen.
Unternehmensdienstleistungen: Diese Branche gewinnt innerhalb des
Dienstleistungssektors zunehmende Bedeutung, denn hierzu gehören Unternehmen mit den verschiedenen Service-Leistungen für Unternehmen,
z.B. Ingenieurbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Werbeagenturen und Vermittlungsbüros. Durch die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft und die damit verbundene höhere Komplexität des
rechtlichen Rahmens wird ein zunehmender Bedarf an diesen Beratungsdiensten induziert.
Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen: Sowohl in der Automobilindustrie als auch in den Branchen IT/
Software/ Datenbanken sind hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie hochqualifiziertes Personal für den Erhalt und den Ausbau
der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar. Die
Chancen für die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen für die beiden
Branchen werden durch Synergieeffekte mit der TU Darmstadt, den Fachhochschulen in Frankfurt und Wiesbaden und anderen Forschungseinrichtungen im Umland erhöht.
38
Rüsselsheim 2020
Medizintechnik, Messen/ Steuern/ Regeln (MSR), Optik: Eine verstärkte
Ansiedlung von Unternehmen aus diesem Bereich erscheint viel versprechend, da diese Unternehmen ebenfalls forschungsnah sind und neueste
technische Entwicklungen umsetzen müssen. Wiederum sind Synergieeffekte insbesondere mit den technisch-naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und der Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik
und Optik zu erwarten. Für die Förderung der Medizintechnik spricht, dass
Rüsselsheim zur größten deutschen Pharmaregion Frankfurt/ Darmstadt/
Mainz gehört, in der bedeutende Unternehmen (z.B. Merck, SanofiAventis, Fresenius, Boehringer Ingelheim), wichtige Forschungsinstitute
(Max-Planck-Institute) und Universitäten ihren Standort haben. Anknüpfungsansätze bildet auch der Studienschwerpunkt Physikalische Technik
der FH Wiesbaden in Rüsselsheim. Auch hier sind erhebliche Synergieeffekte nutzbar.
Ergänzend können aus den Expertengesprächen folgende Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Wirtschaftsstruktur Rüsselsheims identifiziert werden:
Die Stadt Rüsselsheim sollte auch nach Meinung der meisten Experten ihre wirtschaftliche Basis verbreitern und die Wirtschaftsstruktur diversifizieren, um weniger abhängig von der Automobilbranche zu sein. Hierbei
wird eine Stärkung des Dienstleistungssektors vorgeschlagen, was sich
mit den aus der empirischen Analyse abgeleiteten Empfehlungen deckt.
Eine Ansiedlung von Unternehmen, die die Lagegunst Flughafennähe nutzen, erscheint nach Aussage unterschiedlicher lokal und regional agierender Experten in diesem Zusammenhang als aussichtsreich.4
Rüsselsheim soll sich nach einhelliger Meinung der Experten zudem offensiv als moderner Automobilstandort positionieren und dies sowohl
nach innen als auch nach außen kommunizieren. Es muss einen grundlegenden Paradigmenwechsel im städtischen Handeln und Auftreten geben,
damit der Umbau Rüsselsheims von einem Produktionsstandort zu einem
modernen FuE-Standort von der Rüsselsheimer Bevölkerung positiv
wahrgenommen wird. Der „Automobilstandort“ sollte als ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal in der Region bei der Standortvermarktung weiter
genutzt werden.
Eine wichtige und immer wieder von lokalen Experten aus der Wirtschaft
ausgesprochene ergänzende ökonomische Empfehlung ist die Intensivierung der Bestandspflege durch die Wirtschaftsförderung, vor allem bezogen auf ansässige kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Gewünscht
werden ein geändertes Auftreten der Stadtverwaltung gegenüber Unter-
4
Die grundlegende Empfehlung einer wirtschaftlichen Diversifizierung wurde schon in der „Umstrukturierungsstudie“ aus dem Jahr 1992 vertreten (vgl. AS&P 1992) und auch in der Studie „Standort Zukunft“ aus dem Jahr 1998 empfohlen (vgl. Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und Standortmarketing
Rüsselsheim 1998). Die aus der „Umstrukturierungsstudie“ abgeleiteten Maßnahmen zur Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur sind heutzutage jedoch veraltet. Auch Grundannahmen dieser Studie
(z.B. hinsichtlich der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung) haben sich überholt.
39
Rüsselsheim 2020
nehmen wie auch konkrete und pragmatische Hilfestellungen, beispielsweise bei der Zusammenarbeit der ansässigen Unternehmen.5
Weitere Empfehlungen zur gesamtstädtischen
2.3.2
Entwicklung
Auf Basis der Expertengespräche können folgende weiterführenden Empfehlungen zur
Stadtentwicklung Rüsselsheims identifiziert werden:
Das historisch begründete Image einer „Industrie- und Arbeiterstadt“ ist an
die geänderten Rahmenbedingungen in Rüsselsheim anzupassen und
muss entsprechend modernisiert werden. Der Begriff „Automobilstadt“ ist,
wie schon beschrieben, in diesem Zusammenhang modern zu besetzen,
wobei die historischen Wurzeln in der Produktion sichtbar und erlebbar
bleiben sollen. Die positiven Standortentscheidungen von General Motors
im Bereich FuE/ Design und auch der Saab Deutschland GmbH sowie der
Hyundai Motor Europe GmbH können imagefördernd genutzt werden.
Weitere identitätsstiftende Merkmale Rüsselsheims wie die Lage am Fluss
oder der durch die Person „Adam Opel“ symbolisierte Gründergeist können nach Aussage mehrerer Experten ebenfalls in das modernisierte
Image einfließen.
Die Innenstadt soll nach Ansicht nahezu aller befragten lokalen Experten
wieder eine hohe Aufenthalts- und Einkaufsqualität erhalten, da dies entscheidend für die weitere Entwicklung der Stadt ist. Die vorhandenen Defizite beim Einkaufsangebot müssen beseitigt und Freizeit- sowie Kulturangebote in der City geschaffen werden, damit diese auch nach Ladenschluss frequentiert wird. Eine Vielzahl der Experten erwartet, dass die
Entwicklung des Opel Forums den notwendigen Impuls für die Innenstadt
bringt, da sich diese nach ihrer Ansicht aus eigener Kraft nicht aus der
bisherigen Abwärtsspirale lösen kann. Einige der befragen Experten befürchten durch die Entwicklung des Opel Forums jedoch auch nachteilige
Auswirkungen auf die ansässigen Einzelhändler in der Innenstadt.
Auch im „GMA-Entwicklungskonzept“ aus dem Jahr 2003 wird eine Verbesserung der vorhandenen Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote
sowie Optimierung der Einkaufsatmosphäre zur Erhöhung der Ausstrahlung des Mittelzentrums mit Teilfunktionen eines Oberzentrums empfohlen
(vgl. Sobotta, Angelina; Berger, Peter U. 2003a)6. Eine räumliche Konzentration der zentralen Versorgungsfunktionen Rüsselsheims sollte in der In-
5
6
Auch in der Studie „Standort Zukunft“ wird schon die Entwicklung des vorhandenen Unternehmensbestandes als eine allgemeine Zielsetzung empfohlen. Neuansiedlungen sollen laut „Standort Zukunft“ vorrangig aus Sektoren unternehmensbezogene Dienstleistungen, Service und Zulieferindustrie (Branchen hierbei v.a. Forschung und Entwicklung, Datenverarbeitung, Software-Entwicklung, Unternehmens-/ Rechts-/ Finanzberatung) sowie Information und Telekommunikation erfolgen. In diesem Zusammenhang wird jedoch auf die oben genannten aktuellen Empfehlungen zu Unternehmensansiedlungen im Rahmen dieser Studie verwiesen.
Zu beachten ist, dass neuere Entwicklungen in Rüsselsheim (Handelsstandort Alzeyer Straße, Entwicklung des Opel Forums) in diesem Gutachten noch keine Berücksichtigung finden.
40
Rüsselsheim 2020
nenstadt erfolgen7. Zusätzliche Einzelhandelsansiedlungen sollten laut
„GMA Entwicklungskonzept“ zur Arrondierung des Angebotes dienen.8
Im „Freiflächenkonzept Innenstadt“ aus dem Jahr 1999 wird vorgeschlagen, die Innenstadt gestalterisch aufzuwerten mit dem Ziel, diese unverwechselbar zu machen und die Orientierung zu verbessern (vgl. auch Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell 1999).
Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung wird von den Experten zudem
empfohlen, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Einwohnerzahl von Rüsselsheim zumindest gehalten werden kann. Die Innenstadt sollte als
Wohnstandort mit ausgewogener Bevölkerungsstruktur gestärkt werden.
Vor allem die bürgerliche Mittelschicht, Studenten und junge Familien sind
für die Innenstadt als Wohnstandort zu interessieren.
Auch im „Programm Wohnen 2015“ wird empfohlen, die Stadt Rüsselsheim als Wohnstandort im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets zu profilieren.
Die vorhandene Bevölkerung sollte gehalten und neue einkommensstarke
Bevölkerungsgruppen für Rüsselsheim gewonnen werden. Rüsselsheim
ist als Wohnstandort im Bewusstsein der Bürger der Region Rhein-Main
bekannter zu machen (vgl. Herwarth + Holz Planung und Architektur
2004).9
Nach Aussage einer Vielzahl der Experten stellt die Integration der
Migranten weiterhin einen maßgeblichen Schwerpunkt der lokalen Politik
dar. Der historisch bedingte hohe Anteil an Migranten in der Stadt führt zu
besonderen Herausforderungen, beispielsweise in der Innenstadt oder in
den Schulen. Die Migrationsthematik muss positiv entwickelt und besetzt
werden, da Migranten einen wesentlichen Teil der Kunden und Bewohner
in der Innenstadt bilden.
Im „Bündnis für Integration“ aus dem Jahr 2005 wird zu einer Neupositionierung der gegenwärtigen und künftigen Integrationspolitik Rüsselsheims
geraten. Die Integrationspolitik muss sich an Zielgruppen und nicht mehr
nur der Staatsangehörigkeit orientieren (vgl. Magistrat der Stadt Rüsselsheim, Servicebereich Integration und Internationale Beziehungen 2005a).
Ein Teil der lokalen Experten empfiehlt, die vorhandene soziale und technische Infrastruktur langfristig auf die tatsächliche Einwohnerzahl von
Rüsselsheim anzupassen. Dies wird unter anderem mit der notwendigen
Konsolidierung des Rüsselsheimer Haushalts begründet.
7
8
9
Dies wird auch in den „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ und dem „Programm Wohnen 2015“ empfohlen.
Auch im „Verträglichkeitsgutachten für den Handelsstandort Alzeyer Straße“ wird eine Stärkung der
oberzentralen Funktion Rüsselsheims und Attraktivitätssteigerung der Rüsselsheimer Kernstadt empfohlen (vgl. Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005).
Sowohl im „Programm Wohnen 2015“ als auch in den „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ aus dem Jahr 2004 wird Bezug auf die Innenstadt als Wohnstandort genommen.
Dieser Teilbereich der Stadt sollte in verträglicher Mischung mit anderen Nutzungen gestärkt und als
ein Ort mit hoher Gestaltqualität entwickelt werden.
Das Westend als innerstädtisches Quartier Rüsselsheims sollte nach Empfehlung des „Leitbilds
Stadtquartier Westend“ aus dem Jahr 2003 als Bindeglied zwischen Opel Forum und Main mit verbesserter Wohn- und Lebensqualität entwickelt werden (vgl. Herwarth + Holz/ Freischlad + Holz
2003).
41
Rüsselsheim 2020
Die vorhandenen „Kulturinitiativen“ für unterschiedlichste Zielgruppen
(z.B. Opelvillen, Jazz-Fabrik, alternative Szene „Das Rind“) laufen nach
Meinung vieler lokaler Experten bisher noch nebeneinander her und müssen besser gebündelt werden. Insbesondere die vorhandenen Potenziale,
die sich in Nähe des Mains konzentrieren, sollten miteinander vernetzt und
auch außerhalb Rüsselsheims vermarktet werden.
Die „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ empfehlen bei der Standortneubestimmung von kulturellen und öffentlichen Einrichtungen eine Priorität auf die Innenstadt zu legen.
Generell sollte der Fachhochschulstandort in Rüsselsheim weiter gestärkt werden. Auch die Attraktivität der Stadt Rüsselsheim als Wohnstandort für Studenten und Existenzgründer aus dem Umfeld der Fachhochschule ist durch entsprechende Wohn- und Freizeitangebote zu erhöhen.
Die vorhandenen Grünflächen sind effektiver zu nutzen und mit der Innenstadt zu verzahnen, beispielsweise durch eine visuelle Öffnung des
Stadtparks zur Innenstadt. Die Mainuferzone und der Fluss selbst müssen
stärker eingebunden werden, als gutes Beispiel wurde hier unter anderem
die „Strandbar“ genannt. So können die hervorragenden Qualitäten des öffentlichen Grünraums mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung von Rüsselsheim und auch der Region gerückt und verstärkt zum Standortmarketing genutzt werden.
Obwohl diese Thematik nicht explizit in den Gesprächsleitfäden angesprochen wurde, kam von einer Vielzahl der lokalen Experten – gerade auch
aus der Wirtschaft – die dringende Empfehlung, die Stadtverwaltung weiter zu modernisieren und ihre Dienstleistungsorientierung zu stärken. Die
Aufgeschlossenheit der Verwaltung gegenüber Investoren und Bürgern im
Sinne einer umfassenden Kundenorientierung sollte verbessert werden.
Es wurde auch immer wieder die Empfehlung ausgesprochen, dass in der
Stadt eine stärkere Umsetzungsorientierung erfolgen muss, statt immer
wieder neue Gutachten und Studien in Auftrag zu geben. Ein integrativer
Ansatz durch ein sinnvolles Ineinandergreifen der verschiedenen Projekte
ist dabei zu bevorzugen. Eine verstärkte Kooperation zwischen Verwaltung und privaten Akteuren (z.B. Public Private Partnerships) wird in diesem Zusammenhang als sinnvoll angesehen. Ein Großteil der Experten
befürwortet zudem ausdrücklich ein Impulsprojekt mit überörtlicher Ausstrahlung im Rahmen der Entwicklung des Opel Forums, um Aufbruchstimmung zu erzeugen und weitere Umsetzungen anzustoßen.
Verstärkt von der Stadt zu fördern ist das vorhandene bürgerschaftliche
Engagement. Dies kann vor allem durch die Identifikation und Einbindung
von privaten Promotoren in der Stadtentwicklung geschehen. Der zum Teil
vorhandenen Frustration bei der Mitwirkung von Privaten ist durch zeitna-
42
Rüsselsheim 2020
he Umsetzung der Ergebnisse aus gemeinsamen Arbeitsgruppen entgegen zu wirken. Durch eine direkte Ansprache der Betroffenen und der Akteure sowie eine frühzeitige Einbindung der Bevölkerung können Maßnahmen außerdem einen möglichst breiten Konsens erhalten.
Vor allem von Seiten der regional agierenden Experten kam die Anregung,
die vorhandenen Kooperationen in der Rhein-Main-Region weiter zu intensivieren. Dies bezieht sich auf unterschiedliche Handlungsfelder, beispielsweise der interkommunalen Zusammenarbeit bei der Vorhaltung von
Infrastrukturangeboten.10
10
Auch nach Aussage des Gutachtens „Standort Zukunft“ sollte sich Rüsselsheim als Teil der Metropolregion Rhein-Main positionieren.
43
Rüsselsheim 2020
3
Oberziele für die Stadtentwicklung
Aufbauend auf den Ergebnissen der Analyse und den Empfehlungen werden Ziele für
eine langfristige Positionierung der Stadt formuliert. Dem zu überwindenden IstZustand werden richtungsweisend folgende drei Oberziele für das zukünftige Profil
Rüsselsheims gegenüber gestellt:
1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem
diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt
Automobilbranche.
2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum
aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region.
3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit
zukunftsorientierter Ausstrahlung.
Diesen Zielen sollte sich die Stadt verpflichten; sie sollten der aktiven Gestaltung des
Transformationsprozesses vorangestellt werden.
Mit der Ausweisung von Zielen werden auch Eckpunkte für die Entwicklung eines tragfähigen Leitbildes geliefert. In Abstimmung mit den Auftraggebern wird in dieser Studie
kein Leitbild entwickelt, da ein auf nachhaltiges kommunales Handeln ausgerichtetes
Leitbild durch die Politik und im Diskurs mit der Bürgerschaft zu definieren ist. Im Rahmen des angestoßenen Prozesses „Rüsselsheim 2020“ wäre es daher nach Einschätzung der Experten wünschenswert, die Bewohner zur Leitbildfindung einzuladen. Ein
kurzlebiger Slogan wird der angestrebten Entwicklung Rüsselsheims dem gegenüber
nicht gerecht.
Rüsselsheim 2020 – Eine Vision
Im Jahr 2020 hat Rüsselsheim ein anderes Image! Die Stadt gilt dann als wirtschaftsfreundlich, modern und jung, mit einem typischen Stadtbild und Freiräumen mit hoher
Qualität (Mainufer, Stadtparks).
Sie hat ihre Lagegunst und vorhandene Qualifikationen im Bereich Wirtschaft,
Wissenschaft und Arbeitskräftepotenzial zur Diversifizierung und für ihre Außendarstellung genutzt.
Sie hat Neues geschaffen und dieses regional kommuniziert: Die Innenstadt
hat sich an der Achse Bahnhof/ Opel Forum/ Mainpforte zum attraktiven Kernbereich mit einem regional besonderen Angebot entwickelt.
Sie hat Potenziale wie das Mainufer und die einzigartige Industriearchitektur
des Opelwerks für das Stadtmarketing entdeckt.
Sie hat Erhaltenswertes bewahrt und vermarktet, z.B. ihre automobile Tradition und
ihre typische Siedlungsstruktur.
44
Rüsselsheim 2020
3.1 Diversifizierter, innovativer Wirtschaftsstandort
Seit 1899 werden in Rüsselsheim Automobile hergestellt, 1929 wurde das Unternehmen Opel an General Motors verkauft, expandierte insbesondere nach 1945 und erlebte nach dem Krieg mit den Modellen Kapitän, Admiral und Kadett wie auch Olympia
und Rekord ein rasantes Wachstum. Das Unternehmen erreichte Ende der 70er Jahre
mit ca. 42.000 Beschäftigten (die Mehrzahl im Bereich der Produktion) – ebenso wie
die Stadt Rüsselsheim selbst – den Höhepunkt seiner Entwicklung.
Derzeit beträgt die Beschäftigtenzahl der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim rund
18.000, wobei die Anzahl der Mitarbeiter aus dem Bereich Forschung und Entwicklung
(FuE)/ Design überwiegt. Aktuell wurde der Standort Rüsselsheim durch zahlreiche
FuE-Tätigkeiten des Autoherstellers und durch das neue GM-Designzentrum, in dem
rund 350 Beschäftigte die Modelle der europäischen GM-Marken Opel, Vauxhall und
Saab entwerfen, gestärkt.
Keine andere hessische Stadt wird derart von einem einzigen Großbetrieb geprägt wie
Rüsselsheim von der Adam Opel GmbH, die zugleich Hessens größter industrieller
Arbeitgeber ist. Rüsselsheim hat gegenüber vielen anderen vom Automobilbau geprägten Standorten in Deutschland den entscheidenden Vorteil, in eine wirtschaftlich starke
Region eingebettet zu sein, die zudem eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur und eine
geringere Abhängigkeit von der Automobilbranche aufweist. Darüber hinaus ist Rüsselsheim mit fünf Autobahnanschlüssen nahezu perfekt an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Davon profitieren Gewerbestandorte wie Wohnquartiere gleichermaßen. Wer hier arbeitet und im Rhein-Main-Gebiet wohnt, ist schnell am Arbeitsplatz und umgekehrt. Hinzu kommt die Nähe zum Flughafen Frankfurt am Main, der
dank der exzellenten Anbindung Rüsselsheims schnell erreichbar ist, ein enormer
Standortvorteil für alle Dienstleister!
Vor diesem Hintergrund wird die Doppelstrategie für die Entwicklung als Wirtschaftsstandort empfohlen:
1.
Rüsselsheim als Automotive-Standort weiter stärken und
2.
Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur durch Nutzung vorhandener
kommunaler und regionaler Potenziale.
Nach der Devise „Stärkung vorhandener Stärken“ sollte es ein wirtschaftspolitisches
Ziel sein, das vorhandene Automotive Cluster am Standort Rüsselsheim und in der
Region mit der Adam Opel GmbH als Leitunternehmen auszubauen und somit zur
weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt zu nutzen.
Gleichzeitig gilt es jedoch, die Abhängigkeit Rüsselsheims von der Automobilbranche
zu verringern. Daher ist die „Diversifikation von Risiken“, d.h. die Diversifikation der
Wirtschaftsstruktur, gezielt anzugehen. Kompetenzen in anderen Branchen müssen
aufgebaut werden. In Anlehnung an die vorhandenen endogenen wirtschaftlichen Potenziale auf kommunaler, aber auch regionaler Ebene ist so der laufende Strukturwan45
Rüsselsheim 2020
del von einem Produktionsstandort weiter hin zu einem Standort für zukunftsfähige
Branchen zu bewältigen.11
3.2 Aufgeschlossener Partner für Wirtschaft, Bürger und
Region
Diversifikation braucht Offenheit. Bis vor einigen Jahren hat die Stadt von ihrer Sonderstellung als Konzernstandort gezehrt, sie hat dadurch autark agiert und sich gegenüber
möglichen Partnern isoliert. Die Gestaltung heutiger kommunaler Herausforderungen
bedarf jedoch der Bildung von leistungsfähigen Partnerschaften und Bündnissen mit
Privaten, mit anderen Kommunen, mit Institutionen und Verbänden.
Die Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik und Verwaltung sind wichtige Faktoren bei
Investitionsentscheidungen von externen Unternehmen. Aber auch die ansässige Wirtschaft, die aufgrund einer hohen Standortzufriedenheit gerne am Ort bleiben möchte,
braucht einen aufgeschlossenen und flexiblen Partner. Vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU), aber auch für Existenzgründer, sind ein wirtschaftsfreundliches Klima und eine effiziente, transparente Arbeit der kommunalen Verwaltung notwendig.
Die Politik muss in Zusammenspiel mit der Verwaltung die Investoren in Rüsselsheim
willkommen heißen und nach Kräften unterstützen. Daher muss die Stadt stärker als
bisher eine wirtschaftsfreundliche, offene und ämterübergreifend arbeitende Verwaltung entwickeln, die Unternehmen und Bewohner der Stadt als ihre Kunden begreift.
Dies erfordert ein neues Selbstverständnis der Rüsselsheimer Verwaltung – als Dienstleister für Bürger und Unternehmen.
Aufgrund der Jahrzehnte andauernden wirtschaftlich guten Situation bestand wenig
Notwendigkeit, mit anderen Kommunen bzw. Regionen beispielsweise um potenzielle
Ansiedlungsinteressenten in den Wettbewerb zu treten bzw. die Kommunikation und
Kooperation mit regionalen Akteuren verstärkt zu pflegen. Angesichts der veränderten
Rahmenbedingungen muss sich die Stadt in starkem Maß als Standort mit eigenem,
innovativem Profil im Wirtschafts- und Kommunalgefüge im Rhein-Main-Gebiet entwickeln.
Als starker, leistungsfähiger Partner sollte Rüsselsheim interkommunale und regionale
Zusammenarbeit suchen. Das Ziel sollte eine verstärkte Kooperation sein, sowohl zwischen Kommunen als auch nicht kommunalen Institutionen. Eine Verbesserung der
Landkreisgrenzen überschreitenden Zusammenarbeit sollte gleichermaßen erfolgen.
Die Bildung kommunaler Verbünde mit gemeinsamen Entwicklungsstrategien und strategischen Partnerschaften im Landkreis Groß-Gerau und im Rhein-Main-Gebiet sind
hierfür wichtige Instrumente.
11
Siehe Empfehlungen zu Unternehmensansiedlungen in Kapitel 2.3.1.
46
Rüsselsheim 2020
Eigeninitiative der Bürgerschaft ist bisher hauptsächlich zu den traditionell Engagement
hervorrufenden Themen wie Kinder und Schule sowie im Fall des Flughafenausbaus
vorhanden. Für die kommunale Entwicklung ist jedoch ein darüber hinaus gehendes
vielfältiges, bürgerschaftliches Engagement von zentraler Bedeutung. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern
mit Gemeinsinn sollte aktiv gefördert werden.
Kooperation und Kundenorientierung sind „Schlüsselqualifikationen“, die in allen Handlungsfeldern für eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten und Maßnahmen von Bedeutung sind.
3.3 Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung
Imagewechsel spielt im Zuge der ökonomischen Entwicklung eine tragende Rolle. Das
bisherige Image wird mit der Fokussierung auf Opel als zu eindimensional empfunden.
Die Aussagen der befragten Experten hierzu sind eindeutig und nicht überraschend:
Die Innen- und Außenwahrnehmung der Stadt bezieht sich ausschließlich auf die Automobilproduktion bei Opel. Eine hohe Identifikation mit dem Automobilhersteller ist
überwiegend bei der ansässigen älteren Generation, deren Familien bei Opel tätig
waren oder sind, anzutreffen. Die Innenwahrnehmung leidet darunter, dass der vermeintlich einzige Imageträger in der jüngeren Vergangenheit häufig mit negativen Signalen hervorgetreten ist, so dass die Bürger der Stadt wenig selbstbewusst über ihre
Stadt berichten und damit wiederum die Außenwahrnehmung stark beeinflussen. In der
Außenwahrnehmung verbindet man mit Rüsselsheim aufgrund der Entwicklung bei
Opel in den letzten Jahren eher negative Einschätzungen wie „wirtschaftlichen Niedergang“, „Lähmung“ oder „zurückgehende Kaufkraft“.
Rüsselsheim ruft nur in geringem Umfang positive Assoziationen hervor, die Stadt wird
als hausbacken und farblos eingeschätzt und ist im Bewusstsein der Rhein-MainBevölkerung wenig präsent.
Rüsselsheim kann kein positives Prestige aus einer historisch gewachsenen alten Baustruktur mit charakteristischem Stadtbild im Stadtkern ziehen wie andere hessische
Städte gleicher Größe, beispielsweise Wetzlar oder Fulda. Auch weist Rüsselsheim
kaum öffentliche Einrichtungen von regionaler oder überregionaler Bedeutung auf, die
als Imageträger dienen könnten.
Aus vermeintlichen Schwächen muss eine Stärke gemacht werden. Die typische Stadtbaugeschichte Rüsselsheims muss kommuniziert, die „Perlen“ des 19. und 20. Jahrhunderts und die mit ihnen verbundene ganz eigene Qualität müssen in Rüsselsheim
und in der Region wahrgenommen werden. Noch tauchen weder die charakteristischen
Siedlungen mit Entstehungszeiten von 1850 bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts,
noch die der 50er bis 70er Jahre in regionalen Architekturführern auf. Sie wären jedoch
geeignet zur Profilierung der Stadt und zu einem Imagewechsel beizutragen.
47
Rüsselsheim 2020
Rüsselsheim ist nicht nur Produktionsstandort von Automobilen, sondern auch ein Musterbeispiel für eine autogerechte Stadt mit breiten, zum Teil vierspurigen Ring- und
Einfallstraßen sowie einer Stadtunterführung.
Die Stadt Rüsselsheim wird in vielen Bereichen (Wohnen, Einkaufen, Kulturangebot
etc.) schlechter bewertet als sie ist. Das vorherrschende Bild vernachlässigt bestehende Potenziale (grüne Stadt, Stadt am Fluss). Zahlreiche Experten sind sich jedoch
einig, dass die hervorragende Lage im Rhein-Main-Gebiet, die Kultur- und Bildungsangebote, die Industriekulturpotenziale etc. Ansatzpunkte für die Vermittlung eines facettenreicheren Bildes und für ein wandelbares Image der Stadt sind.
Die Qualitäten von Rüsselsheim müssen gestärkt werden. Darüber hinaus sind Symbole und besondere positive Ereignisse (z.B. die Eröffnung des neuen Bahnhofs, demnächst vielleicht die Eröffnung des erweiterten Opel Forums) als Unterstützung notwendig und müssen entsprechend kommuniziert werden.
Um das Ziel „Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit positiver und
moderner Ausstrahlung“ zu erreichen, ist in Rüsselsheim nicht nur eine Neuausrichtung
der Wirtschaftspolitik und der Stadtentwicklungspolitik, sondern auch eine konsequente
Profilierung und Vermarktung der wieder oder neu entdeckten Qualitäten und Alleinstellungsmerkmale über ein gut funktionierendes Stadtmarketing notwendig.
48
Rüsselsheim 2020
Exkurs: Städtisches Image
Städte in einer vergleichbaren Situation, die ebenfalls den Versuch eines Imagewandels unternehmen, haben sich im EU-Interreg Förderprojekt „CRII Cities regain identity
and image“ zusammengeschlossen. Teilnehmende Städte sind Hagen, Leverkusen,
Leeds, Kaiserslautern, Southampton, Brügge und Bristol. Ziel ist der Erfahrungsaustausch mittelgroßer Städte und die Gewinnung innovativer Ansätze zur Gestaltung des
Prozesses für einen Imagewandel. Im Rahmen der Veranstaltung „Lokale Identität und
Image“ des CRII am 01.06.06 hat Frau Prof. Hauser (UdK, Berlin) darauf hingewiesen,
dass ein Prozess zur nachhaltigen Veränderung eines Images bis zu drei Generationen
dauert, bis er wirksam ist. Er ist auch nicht vollständig steuerbar, da ein Image in erster
Linie als „kollektives Gedächtnis“ funktioniert, also zunächst innerhalb der Stadt und
ihrer Bürger wirksam sein muss. Wichtigstes Identitätsmerkmal sind laut Hauser „stark
emotional behaftete Ereignisse“, die Gesprächsthema für eine lange Zeit sind, sowohl
im positiven wie negativen Sinne. Als negative Beispiele in Rüsselsheim sind die Umstrukturierungsprozesse bei Opel zu nennen. Andere Gesprächsthemen waren nicht
gewichtig genug, um diese negativen Ereignisse auszugleichen.
In Stuttgart beispielsweise ist eine junge Generation herangewachsen, die das althergebrachte Bild der biederen, provinziellen und langweiligen Großstadt nicht mehr übernommen hat. „Stuttgart – der Motor Deutschlands“ lautet der neue Slogan, mit dem
sich die Stadt im globalen Städtewettbewerb profilieren will. Die Stadt setzt dabei auf
die „Leistungsfelder“ Wirtschaft, Technik, Forschung und Kultur. Das neue Kunstmuseum am Kleinen Schlossplatz verkörpert als Symbol das neue Selbstverständnis einer
weltoffenen, vitalen und kunstsinnigen Stadt.
Die Stadt Leverkusen, die ganz ähnliche Ausgangsbedingungen wie Rüsselsheim aufweist, hat sich unter dem Titel „Leverkusen 2015“ einem „Zielkonzept“ unterworfen, um
im Jahr 2015 ein „anderes Gesicht“ zu zeigen, vielfältiger als das derzeitige von „Bayer“
dominierte Image „Chemie und Fußball“. Gleichzeitig wird dieses endogene Potenzial
aufgegriffen, indem der Chemiepark Bayer auch künftig als Stütze der Wirtschaft in
Leverkusen benannt wird, ergänzt durch die Gesundheitsbranche, vor allem Sportmedizin, Vorsorge und Regeneration. Ein Ereignis mit positiven Effekten für den Imagewandel war z.B. 2006 die Ausrichtung der Landesgartenschau auf einer ehemaligen
Deponie direkt am Rhein.
49
Rüsselsheim 2020
4
Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und
Maßnahmen
Zur Realisierung der drei maßgeblichen Oberziele weist das Konzept insgesamt fünf
Handlungsschwerpunkte der künftigen Stadtentwicklung aus (Abbildung 17). Zentraler
Schwerpunkt für zukünftiges Verwaltungshandeln ist die Stärkung wirtschaftlicher Kräfte am Standort Rüsselsheim. Dem Handlungsschwerpunkt “Wirtschaft fördern“ werden
vier weitere ausgewählte Schwerpunkte zur Seite gestellt: Die querschnittsorientierten
Handlungsschwerpunkte „Innenstadt aufwerten“, „Wohnen attraktiver gestalten“, „Infrastruktur anpassen“ und „Freizeit/ Kultur/ Bildung qualifizieren“ erfordern jeweils ein
dynamisches, ressortübergreifendes Herangehen. Sofern räumlich identifizierbar, werden die Handlungsschwerpunkte auf Teilräume in der Stadt herunter gebrochen und
konkretisiert. Zu den Kernelementen im Transformationsprozess bzw. bei der Neubewertung von räumlichen Strukturen zählen vor allem das Opel-Werksareal, die Innenstadt und das Mainufer.
Abbildung 17 Rüsselsheim 2020 - Oberziele, Handlungsschwerpunkte
und Aufgabenfelder
Oberziele:
1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem
diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt
Automobilbranche.
2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum
aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region.
3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit
zukunftsorientierter Ausstrahlung.
Handlungsschwerpunkte:
Wirtschaft
fördern
Innenstadt
Innenstadt
aufwerten
aufwerten
Wohnen
Wohnen
attraktiver
attraktiver
gestalten
gestalten
Infrastruktur
Infrastruktur
anpassen
anpassen
Freizeit/
Freizeit/ Kultur/
Kultur/
Bildung
Bildung
qualifizieren
qualifizieren
Aufgabenfelder:
Bestandsentwicklung
Opel Forum als
Impulsgeber
nutzen
Image als
Wohnstandort
verbessern
Infrastruktur
qualitativ
anpassen
Zeitgemäße
Angebote
schaffen
Existenzgründungsförderung
Einkaufsmöglichkeiten und
Angebotsvielfalt
entwickeln
Attraktive
moderne
Wohnangebote
schaffen
Infrastruktur
quantitativ
anpassen
Angebote als
weiche
Standortfaktoren
weiterentwickeln
Unternehmensansiedlungen
Stadtmarketing
Öffentlichen
Raum
qualifizieren
Wirtschaftsfreundliches
Klima schaffen
Organisation der
Wirtschaftsförderung
Quelle: HA SEG
50
Rüsselsheim 2020
Jeder Handlungsschwerpunkt besteht aus mehreren inhaltlich unterschiedlichen Aufgabenfeldern, denen konkrete Einzelmaßnahmen bzw. Maßnahmenbündel zugeordnet
sind.
Diese Maßnahmen werden erläutert und die zugehörigen Hauptakteure bzw. Hauptzielgruppen benannt. Vorgeschlagene „zentrale Maßnahmen“, die als Schlüsselprojekte in besonderer Weise zur Zielerreichung beitragen können, werden vorangestellt und
sollten möglichst mit höchster Priorität umgesetzt werden.
Eine weitere Konkretisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen, beispielsweise in
Form eines konkreten Zeit- und Ablaufplans und der Definition eines erforderlichen
Ressourceneinsatzes einschließlich Budgetierung, muss durch die Stadt Rüsselsheim
im Rahmen der Umsetzung erfolgen und ist nicht Gegenstand dieses Konzepts.
Exkurs: Leuchtturmprojekte
Jede langfristig orientierte Stadtentwicklungsstrategie braucht Symbole, Meilensteine
und sichtbare Umsetzungserfolge. Konzepte alleine besitzen selten die Überzeugungskraft und vermögen nicht jene Begeisterung auszulösen, die notwendig ist, um breite
Mitwirkungsbereitschaft zu mobilisieren und langfristig eine Bindung an Ziele und Qualitätsansprüche der Stadtentwicklung zu bewirken.
In anderen Städten wirksame Stadtentwicklungsstrategien verdeutlichen, dass es
„Leuchtturmprojekte“ geben muss, die die Zukunftsthemen anschaulich machen, einen
prominenten Ort besetzen und eine besondere, publikumsnahe Ausstrahlung haben.
Höchste Sorgfalt bei Ideenfindung, Umsetzung und Präsentation ist hier geboten.
In diesem Sinne ist die erhoffte Entwicklung des Opel Forums für Rüsselsheim als spezifisches Projekt mit der vermutlich höchsten Ausstrahlung zu identifizieren. Wiederholt
erachteten die befragten Experten dieses Projekt als geeignet, sowohl andere Vorhaben
anzustoßen als auch einen Entwicklungsschub für Bestehendes (z.B. im Einzelhandel)
zu unterstützen.
51
Rüsselsheim 2020
4.1 Wirtschaft fördern
Oberziele
Handlungsschwerpunkt
Handlungsschwerpunkte
Einer der zentralen Handlungsschwerpunkte zur Bewältigung des massiven wirtschaftAufgabenfelder
lichen Strukturwandels in Rüsselsheim liegt in der Stabilisierung und Weiterentwicklung
der ökonomischen Basis der Stadt. Die positive wirtschaftliche und demografische
Entwicklung des Landkreises Groß-Gerau muss auch in Rüsselsheim verstärkt ihren
Niederschlag finden. In diesem Zusammenhang sind wirtschaftspolitische Handlungsstrategien gefragt, die weit über die Bereitstellung von Gewerbeflächen hinausgehen.
Die zielgerichtete Förderung der Wirtschaft ist daher das elementare Handlungsfeld zur
Erreichung eines diversifizierten Wirtschaftsstandorts. Auch die Ziele „Aufgeschlossenheit“ und „Image“ werden direkt durch Maßnahmen aus diesem Handlungsschwerpunkt
beeinflusst.
Aufgabenfelder
Die Aufgabenfelder dieses Handlungsschwerpunkts leiten sich zunächst aus den allgemeinen Kernaufgaben der kommunalen Wirtschaftsförderung ab. Weitere Aufgabenfelder ergänzen diese und setzen an den spezifischen Defiziten und Entwicklungspotenzialen an, die im Rahmen der Analyse aufgezeigt wurden.
Der zentrale Handlungsschwerpunkt „Wirtschaft fördern“ umfasst in Rüsselsheim folgende Aufgabenfelder:
Bestandsentwicklung
Existenzgründungsförderung
Unternehmensansiedlungen
Stadtmarketing
wirtschaftsfreundliches Klima schaffen
Organisation der Wirtschaftsförderung
Im Allgemeinen werden unter kommunaler Wirtschaftsförderung die Maßnahmen einer
Gemeinde zusammengefasst, die gegenüber ansässigen und ansiedlungsbereiten
Unternehmen ergriffen werden, um ihre Entwicklung am Standort zu fördern oder sie zu
bewegen, sich in der Gemeinde anzusiedeln (vgl. auch Boyken 2002). In früheren Jahren wurden Unternehmensansiedlungen (d.h. eine Ansiedlungswerbung zur Gewinnung externer Unternehmen) als klassische Kernaufgabe der kommunalen Wirtschaftsförderung in Deutschland angesehen.
Rüsselsheim steht bei der Standortvermarktung jedoch zunehmend mit anderen Kommunen in einem Wettbewerb um eine vergleichsweise geringe Anzahl von Unternehmen, die einen neuen Standort suchen. So ist heutzutage generell das Ansiedlungspotenzial von externen Unternehmen in Rüsselsheim als eher gering einzuschätzen, was
52
Rüsselsheim 2020
auch von den befragten Experten aus dem Bereich Wirtschaftsförderung bestätigt wird.
Auch vor diesem Hintergrund wird im Aufgabenfeld „Unternehmensansiedlungen“ eine
Konzentration auf die Zielgruppe der in Kapitel 2.3.1 empfohlenen Wachstums- und
Dienstleistungsbranchen12 als sinnvoll erachtet, da Rüsselsheim in diesen Branchen
über ein besonderes Ansiedlungspotenzial verfügt.
Zudem ist die Nutzung vorhandener endogener Potenziale durch eine Bestandspflege
ansässiger Unternehmen und eine offensive Existenzgründungsförderung aussichtsreicher als die schwerpunktmäßige Konzentration auf die Ansiedlung externer Unternehmen. Mehrere lokale Experten bestätigen die Notwendigkeit einer aktiven Bestandsentwicklung durch entsprechende Hilfestellungen der Stadt. Dieser Aspekt wurde insgesamt als bedeutender und nicht zu unterschätzender lokaler Standortfaktor für
die ansässigen Unternehmen bewertet. So kann die Wirtschaftsförderung mit der konsequenten Förderung des endogenen Wirtschaftspotenzials einen wesentlichen Beitrag
zur Strukturverbesserung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Rüsselsheim leisten.
Dieser Ansatz ist auch Erfolg versprechender als eine Fokussierung auf die Anwerbung
einzelner Großansiedlungen, die zwar medienwirksam sind, aber immer auch einen
hohen Ressourceneinsatz und eine besondere Gefahr des Scheiterns beinhalten.
Zur erfolgreichen Bearbeitung der Aufgabenfelder „Bestandsentwicklung“, „Existenzgründungsförderung“ und „Unternehmensansiedlungen“ sind weitere Aufgabenfelder zu
berücksichtigen. Empfohlen wird, dass Rüsselsheim im Rahmen eines Stadtmarke-
tings eine Strategie zur Vermarktung als „Produkt“ mit einem attraktiven und vielfältigen Angebot erarbeitet. Besondere Bedeutung ist zudem der Entwicklung eines wirt-
schaftsfreundlichen Klimas beizumessen. Eine konsequente Orientierung der Stadt
an ihren „Kunden“, die von der Politik vorgelebt werden muss, ist eine wesentliche
Voraussetzung für die weitere ökonomische Entwicklung. Nicht zuletzt sollte die Orga-
nisation der Wirtschaftsförderung so effizient und schlagkräftig sein, dass sie die
von ihr übernommenen Aufgaben ohne Reibungsverluste erfolgreich bearbeiten kann.
Als wichtiger und auch von den Experten positiv bewerteter Schritt ist hierbei der bisher
erfolgte Ausbau des Bereichs Wirtschaftsförderung innerhalb der Stadtverwaltung und
die Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG hervorzuheben.
12
Wie schon in Kapitel 2.3.1 beschrieben insbesondere aus den Branchen IT/ Datenbanken/ Software,
Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik.
53
Rüsselsheim 2020
Tabelle 9
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Wirtschaft fördern“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Bestandsentwicklung
Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte
Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen
inkl. ethnischer Ökonomie
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden
Initiativen mitarbeiten (Automotive Cluster RheinMainNeckar)
Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke
Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und
kontinuierlich pflegen
Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen
intensivieren (pragmatische Hilfestellungen)
Existenzgründungsförderung
Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote
Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale
Existenzgründer in Rüsselsheim
Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum
(TIGZ) anpassen
Unternehmensansiedlungen
Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben,
Flächen marktgerecht anbieten
Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden
Initiativen mitarbeiten (FrankfurtRheinMain GmbH)
Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen
begründen
Stadtmarketing
Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln
Initiierung eines City-Managements und Vernetzung
vorhandener Initiativen
Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen
Imagekampagne entwickeln
Wirtschaftsfreundliches Klima
schaffen
„Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive
der Politik und Stadtverwaltung
Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und
Serviceorientierung)
Qualitätsmanagement in der Verwaltung implementieren
Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise
Organisation der
Wirtschaftsförderung
One-Stop Agency mit Lotsenfunktion
Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen
Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand
quantifizierbarer Faktoren
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
54
Rüsselsheim 2020
Oberziele
4.1.1
Bestandsentwicklung
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte Bestandsaufnahme
und Analyse der ansässigen Unternehmen inkl. ethnischer Ökonomie
Die zentrale Maßnahme des Aufgabenfelds „Bestandsentwicklung“ ist die Erarbeitung
und kontinuierliche Pflege von Grundlageninformationen durch die Wirtschaftsförderung Rüsselsheims, da nur mit einer soliden Basis eine systematische Bestandsentwicklung möglich ist. Diese erhobenen Daten können als Grundlage einer mittel- und
langfristigen Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der ansässigen Betriebe in
Rüsselsheim dienen. Im Idealfall kann die Wirtschaftsförderung durch ein kontinuierliches Monitoring der ansässigen Unternehmen in die Lage versetzt werden, sich abzeichnende Probleme wie z.B. Flächenengpässe oder Gemengelageprobleme von
Betrieben schon zu einem Zeitpunkt zu identifizieren, an dem sie noch vergleichsweise
leicht lösbar sind.
Die Grundlageninformationen sind nicht im Sinne eines „Branchenbuchs“ zu verstehen,
sondern umfassen eine detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen
Unternehmen inklusive der ethnischen Ökonomie in Rüsselsheim. Neben den Grundlageninformationen zu Unternehmen (z.B. Produkte/ Dienstleistungen, Zahl und Qualifikation der Mitarbeiter, Eigentümerstruktur) sollten die Netzwerkbeziehungen (räumliche
und quantitative Liefer- und Absatzverflechtungen) sowie die spezifischen Standortanforderungen (z.B. gesuchte Qualifikation, Produktionsbedingungen) der Unternehmen
in Rüsselsheim aufgenommen werden.
Die Wirtschaftsförderung Rüsselsheim kann bei der Umsetzung dieser Maßnahme auf
das vorhandene kommunale Wirtschaftsinformationssystem aufbauen, mit dessen Hilfe
ein Teil der benötigten Informationen über ansässige Unternehmen bereits heutzutage
erfasst und gepflegt wird.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim
von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Industrie- und
Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, weitere städtische
Ämter
Zielgruppe: Alle ansässigen Unternehmen
Umsetzungshorizont: In einer intensiven Startphase sollte eine Bestandsermittlung
erfolgen. Die weitere Pflege ist kontinuierlich zu leisten.
55
Rüsselsheim 2020
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten
(Automotive Cluster RheinMainNeckar)
Nicht nur in Rüsselsheim, sondern in der gesamten Region ist eine geografische Konzentration von Unternehmen der Automobilbranche und entsprechenden miteinander
verbundenen Forschungs- und Bildungseinrichtungen gegeben. Da Rüsselsheim nach
Einschätzung von Wirtschaftsexperten auch im Jahr 2020 ein Standort mit einem wirtschaftlichen Schwerpunkt in der Automobilbranche sein wird, sollte die Förderung der
Automobilunternehmen in Rüsselsheim auch in Zukunft eine hohe Priorität haben. Mit
dem im Jahr 2003 gegründeten „Automotive Cluster RheinMainNeckar“13 ist eine strategische Allianz im Automotive Sektor in der Region aktiv, um diesen Cluster weiter zu
stärken. Im Rahmen einer regionalen Kooperation sollte weiterhin aktiv im Automotive
Cluster mitgearbeitet und dieser engagiert mitgestaltet werden.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Automotive Cluster RheinMainNeckar, Wirtschaftsförderung Landkreis Groß-Gerau
Zielgruppe: Unternehmen der Automobilbranche
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke
Weitere Unternehmen in Rüsselsheim, die nicht in der Automotive Branche tätig sind,
können ebenfalls in Netzwerken bzw. Unternehmensclustern organisiert sein. Die Wirtschaftsförderung kann im Rahmen eines Netzwerkmanagements deren Bildung anregen, Netzwerke stetig fördern und begleiten. Es bieten sich beispielsweise pragmatische Hilfestellungen bei der Organisation von Einkaufs- und Marketingkooperationen
ansässiger Unternehmen an (z.B. Nutzung von Mengeneffekten im Einkauf, gemeinsame Marktforschung, gemeinsamer Kundenservice), um deren Wettbewerbsfähigkeit
zu stärken.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim
von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main
Zielgruppe: Alle ansässigen Unternehmen
Umsetzungshorizont: Verstärkt 2007 bis 2009, nachfolgend kontinuierlich fördern.
13
Für weiterführende Informationen siehe auch http://www.automotive-cluster.org.
56
Rüsselsheim 2020
Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und kontinuierlich pflegen
Der Aufbau und die kontinuierliche Pflege von persönlichen Kontakten zu Unternehmen
bzw. deren Geschäftsführern in Form von Betriebsbesuchen ist ein personalintensives,
aber sehr bedeutendes Instrument der kommunal betriebenen Bestandspflege. Hierdurch besteht die Chance, konkrete Belange und Nöte der Unternehmen in Gesprächen „aus erster Hand“ zu erfahren, um als Kommune gegebenenfalls rechtzeitig agieren zu können. Aufgrund des relativ hohen Personalaufwands bei Betriebsbesuchen
empfiehlt es sich, diese nicht flächendeckend, sondern nur bei ausgewählten Betrieben
durchzuführen. Hierbei sind möglichst auch die ansässigen kleineren und mittleren
Unternehmen einzubeziehen, denn diese Firmen verfügen im Gegensatz zu den Großunternehmen in der Regel nicht über einen „direkten Draht“ zur Stadtverwaltung bzw.
der Verwaltungsspitze.
Darüber hinaus sollten Vertreter der Wirtschaftsförderung möglichst bei Betriebsjubiläen, Betriebsübernahmen durch Juniorchefs, Tagen der offenen Tür etc. anwesend sein.
Auch ein informelles Treffen sollte für ansässige Unternehmen regelmäßig angeboten
werden (z.B. jeden ersten Freitag im Monat ein Stammtisch der Wirtschaftsförderung in
wechselnden Restaurants mit Präsenz des Oberbürgermeisters).
Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG
Zielgruppe: Alle ansässige Unternehmen, vor allem auch kleinere und mittlere Unternehmen
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen intensivieren
(pragmatische Hilfestellungen)
Einer Förderung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit von ansässigen kleinen und
mittleren Unternehmen ist eine hohe Bedeutung im Rahmen der Bestandspflege
beizumessen. Auch wenn es im Gegensatz zu den ansässigen Großunternehmen wie
General Motors, EDS oder Hyundai bei der Unterstützung der kleineren und mittleren
Unternehmen im einzelnen Fall nur um wenige Arbeitsplätze geht, können diese Unternehmen in der Summe erheblich zur wirtschaftlichen Diversifizierung Rüsselsheims
beitragen.
Kleinere und mittlere Unternehmen können aufgrund ihrer geringen Personalausstattung besonders von den Dienstleistungsangeboten der Wirtschaftsförderung profitieren.
Konkrete Maßnahmen sind hierbei vor allem pragmatische Hilfestellungen wie:
Beratungsdienstleistungen (z.B. Fördermöglichkeiten inkl. Begleitung bei
Verfahren, Behördenwegweiser/ Mittelstandslotse, Kooperationsmöglichkeiten, Unternehmensnachfolge),
57
Rüsselsheim 2020
Informations- und Technologietransfer (z.B. Begleitung bei Aufbau von
Netzwerken zwischen KMU und der Fachhochschule Wiesbaden, insbesondere Fachbereich Ingenieurwissenschaften),
Initiierung von Mittelstandssprechtagen oder auch
Veranstaltung von Weiterbildungsmaßnahmen.
Hierbei handelt es sich um ein umfangreiches Betätigungsfeld für die Rüsselsheimer
Wirtschaftsförderung mit einem entsprechend hohen Personalaufwand. Dies bedingt
ein effizientes Vorgehen durch eine konsequente Bündelung vorhandener Ressourcen,
d.h. eine systematische Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderung mit entsprechenden
Institutionen (z.B. Investitionsbank Hessen (IBH), Banken und Sparkassen, Verbandskammern). Auch bei lokalen Angeboten für kleinere und mittlere Unternehmen von
Behörden und Verbänden (z.B. Industrie- und Handelskammer Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer
Gewerbebund Rheinhessen e.V., Gewerbeaufsichtsamt) kann die Wirtschaftsförderung
koordinierend tätig werden.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim
von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., FH Wiesbaden
(FB Ingenieurswissenschaften), Banken/ Sparkassen, Verbandskammern, Wirtschaftsförderung des Landkreises Groß Gerau, HA Hessen Agentur GmbH/ Investitionsbank
Hessen (IBH)
Zielgruppe: Ansässige kleine und mittlere Unternehmen
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
58
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Existenzgründungsförderung
4.1.2
Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote
Aufgabenfelder
Selbstständigkeit und Unternehmertum sollten als gleichwertige Alternative zur abhängigen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gesehen werden. Ziel ist, die vorhandenen Gründer-Potenziale in Rüsselsheim zu 100% auszuschöpfen.
Als zentrale Maßnahme wird eine „Gründeroffensive Rüsselsheim“ vorgeschlagen, um
einen öffentlichkeitswirksamen Impuls nach außen zu geben und die Thematik ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Im Rahmen einer Gründeroffensive lassen sich
die unterschiedlichsten Maßnahmen bündeln, beispielsweise:
regelmäßige Gründerwettbewerbe (Prämierung von Geschäftsideen und
Unterstützung aussichtsreicher Unternehmensgründungen),
lokale Schulprojekte (z.B. Existenzgründer-Planspiele),
systematische Zusammenarbeit mit Verbänden und Institutionen wie der
Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, der Handwerkskammer
Rhein-Main, dem Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., dem
Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V. und dem RKW Hessen14,
•
Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Wiesbaden (Fachbereich Ingenieurwissenschaften) mit dem Ziel, „Spin Offs“ aus dem Fachbereich zu
fördern und in Rüsselsheim zu halten.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim
von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., FH Wiesbaden
(FB Ingenieurwissenschaften), Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, RKW Hessen, Schulen
Zielgruppen: Potenzielle lokale Existenzgründer (v.a. Gründer aus den Branchen IT/
Datenbanken/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik,
Absolventen der FH Wiesbaden/ FB Ingenieurwissenschaften, Migranten)
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
14
Durch RKW Hessen wird unter anderem eine geförderte Gründungsberatung im Auftrag des Landes
Hessen durchführt, für weiterführende Informationen siehe http://www.rkw-hessen.de.
59
Rüsselsheim 2020
Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale Existenzgründer
in Rüsselsheim
Existenzgründungen in Rüsselsheim können vor allem durch breit gefächerte Qualifizierungs- und Beratungsangebote nachhaltig unterstützt werden. Qualifikationsmängel
(v.a. bei kaufmännischen und unternehmerischen Kenntnissen, insbesondere in der
Migrantenökonomie) gehören zu den häufigsten Ursachen, wenn Existenzgründer
scheitern. Ein weiterer wesentlicher Grund sind Informationsdefizite in den unterschiedlichen Phasen der Existenzgründung, die sich mit einer entsprechenden Beratung jedoch in der Regel beheben lassen.
Daher besteht der Bedarf an einem institutionalisierten zentralen Ansprechpartner für
lokale Existenzgründer in Rüsselsheim. Dieses Angebot wird momentan durch das
Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ) wahrgenommen, wobei
das Angebot in dieser Form überprüft werden sollte.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt kann als zentraler Ansprechpartner tätig sein und
Existenzgründer an entsprechende Stellen, z.B. der IHK oder der Investitionsbank
Hessen (IBH), weitervermitteln. Wichtig ist, dass die Wirtschaftsförderung hierbei, wie
auch generell im Aufgabenfeld „Bestandspflege“, nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Initiativen und Institutionen auftritt, sondern initiierend und koordinierend tätig ist
bzw. als zentraler Ansprechpartner für das Netzwerk der Existenzgründungsinitiativen
fungiert. Eine systematische Kooperation ist zu suchen und vorhandene Angebote sind
zu bündeln bzw. bei Bedarf auch zu ergänzen (z.B. kann die Wirtschaftsförderung regelmäßig lokale Gründersprechtage in Kooperation mit der IHK oder der Bundesagentur für Arbeit organisieren).
Die Wirtschaftsförderung kann zudem bei der Unterstützung ansässiger bzw. ansiedlungswilliger Unternehmen und speziell für Gründer eine Lotsenfunktion in der Stadtverwaltung übernehmen und diese umfassend bei der Standortsuche in Rüsselsheim
unterstützen. Gerade Existenzgründer werden bei einer Unternehmensgründung mit
einer Vielzahl von für sie neuen Regelungen konfrontiert, beispielsweise hinsichtlich
Antragsverfahren oder Anforderungen an Gebäude und Räumlichkeiten, die für eine
erfolgreiche Gründung erfüllt sein sollten. Auch bei grundsätzlicheren Fragen hinsichtlich der Ansiedlungsstandorte innerhalb Rüsselsheims kann die Wirtschaftsförderung
ein kompetenter Ansprechpartner für Existenzgründer sein.
Ein weiteres Betätigungsfeld ist die konkrete Hilfestellung bei der Vermittlung von Kontakten zwischen Existenzgründern und Förderern oder potenziellen Geschäftspartnern.
Die Integration von Gründern in regionale Netzwerke und die Unterstützung beim
Technologietransfer, z.B. durch eine enge Kooperation mit der Fachhochschule Wiesbaden, sind weitere Aufgabenfelder. Die Hauptaufgabe der Wirtschaftsförderung wird in
der übergreifenden Koordination der vorhandenen Angebote gesehen.
60
Rüsselsheim 2020
Für Existenzgründer in Rüsselsheim sollten niederschwellige, weniger institutionalisierte Angebote vorgehalten werden, die bereits in der Anfangsphase der Existenzgründung eine möglichst breite Informationsbereitstellung für potenzielle Gründer ermöglichen. Hierbei bieten sich Sprechstunden an, in denen Gründer im Rahmen eines persönlichen Gesprächs eine kostenlose Erstberatung erhalten, um die grundsätzlichen
Erfolgsaussichten ihrer Geschäftsidee einschätzen zu lassen. Eine weitere Informationsquelle für potenzielle Existenzgründer ist natürlich auch das Internet, daher sollten
Informationsmaterialien für Gründer auch über die Homepage der Stadt Rüsselsheim
(bzw. der Wirtschaftsförderung Rüsselsheim) abrufbar sein. Diese Informationen, die
auch auf Datenträgern verteilt werden könnten, sollten spezifische lokale Informationen
und Besonderheiten wie beispielsweise Existenzgründungsberatungen für Migranten in
Rüsselsheim und lokale Ansprechpartner vermitteln.15
Informelle Kontakte zwischen Gründern lassen sich auch im Rahmen von lokalen
Gründertagen (bzw. eine Gründermesse) in Rüsselsheim knüpfen. Gründertage sind so
zu gestalten, dass auch Informationsveranstaltungen mit Referenten aus den unterschiedlichen Institutionen und Unternehmen, die Existenzgründungen mit Förder- und
Beratungsangeboten unterstützen, abgehalten werden. Inhalte der Informationsveranstaltungen sind beispielsweise betriebswirtschaftliche Grundlagen, Rahmenbedingungen und Chancen einer Existenzgründung, aber auch Erfahrungsberichte erfolgreicher
Gründer. Neben kompakten Grundlageninformationen zu den gründungsspezifischen
Themen besteht für Gründer bei solchen Veranstaltungen auch die Gelegenheit, erste
informelle Kontakte zu Fachleuten zu knüpfen.
Hinsichtlich der Organisationsform dieses zentralen Ansprechpartners bietet sich auch
eine „Existenzgründungs-Agentur“ an. Als gutes Beispiel kann die EXINA e.V. (Existenzgründungs- und Innovationsförderungs-Agentur Wiesbaden e.V.) genannt werden,
die eine Initiative der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Rheingau-Taunus-Kreis
ist.16
Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG
Zielgruppe: Potenzielle lokale Existenzgründer (siehe oben)
Umsetzungshorizont: In 2007 zentralen Ansprechpartner einsetzen, kontinuierliches
kommunales Angebot.
15
Bei allgemeinen Informationen bietet sich z.B. ein Verweis auf einschlägige Internetseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie wie http://www.existenzgruender.de oder
http://www.softwarepaket.de an.
16
Für weiterführende Informationen siehe auch http://www.exina.de.
61
Rüsselsheim 2020
Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ)
anpassen
Im Gegensatz zu spezialisierten Qualifizierungs- und Beratungsangeboten haben kommunale Standortleistungen wie das Bereitstellen günstiger Büroflächen oder die räumliche Konzentration in Gründerzentren heutzutage für eine Vielzahl von Existenzgründern (z.B. aus der Software-Branche) in der Regel eine geringere Bedeutung als noch
vor einigen Jahren. Viele Existenzgründer, vor allem aus der Dienstleistungsbranche,
richten sich vielmehr erst einmal zu Hause ein Arbeitszimmer ein, da sie auch hier über
die notwendige Büroinfrastruktur wie beispielsweise einen Internet-Breitbandanschluss
verfügen.
Daher wird empfohlen, das Raumangebot des vorhandenen Technologie-, Innovationsund Gründer/innen Zentrums (TIGZ) zu überprüfen und gegebenenfalls das Angebot
dem aktuellen Bedarf anzupassen.
Hauptakteure: Gesellschafter/ Trägerverein des TIGZ
Zielgruppe: Lokale Existenzgründer
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
62
Rüsselsheim 2020
Fachhochschule Wiesbaden, Standort Rüsselsheim
Seit September 2006 sind die Studienbereiche der FH Wiesbaden am Standort Rüsselsheim zum Fachbereich Ingenieurwissenschaften zusammengeführt. Im Rahmen dieser
Neuordnung wird durch das Einsetzen einer Studiengangsleiterin für die gesamte Organisationseinheit zukünftig die Kontaktaufnahme und Pflege zwischen der FH (mit zentraler
Ansprechpartnerin) und der Kommune am Standort Rüsselsheim erleichtert. Mit der Realisierung des ehrgeizigen Bauvorhabens für den Bereich Fernsehtechnik (derzeit in Ausführungsplanung) und dem Vorhaben Sanierung und Grundinstandsetzung der Gebäudekomplexe A und B am Standort Brückweg (Baubeginn 2008) wird der fachliche Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften in Rüsselsheim von der Fachhochschule gefestigt.
Die strategische Partnerschaft zwischen der FH Wiesbaden und der FH Frankfurt a. M.
wird durch die Vorbereitungen und Prüfungen ihrer Zusammenführung zu einer Hochschule neuen Typs im Rhein-Main-Gebiet signalisiert. Die Stadt sollte hierbei prozessbegleitend alle Anstrengungen verstärken, den Fachhochschulstandort Rüsselsheim weiterhin
zu sichern.
Die FH Wiesbaden plant des Weiteren die Gründung eines Karrierezentrums, um die Einmündung der Absolventen in den Arbeitsmarkt zusätzlich zu erleichtern. Hieraus ergeben
sich weitere Vernetzungsmöglichkeiten mit einer lokalen Existenzgründungsförderung in
Rüsselsheim.
Die FH Wiesbaden verstärkt momentan auch die Curricularisierung des Gründergedankens und das Coaching für Interessierte und Existenzgründer aus der Hochschule und
beteiligt sich führend an dem Gründernetz Route A 66. Diese Initiative ist durch die FH
Wiesbaden mit dem Inkubator START-BLOCK in Rüsselsheim präsent (vgl. auch
http://www.routea66.de). Seit der Eröffnung des neuen Inkubators im September 2005
stehen konkreten Gründungsprojekten am Standort Rüsselsheim drei Büros zur Verfügung, da diese spezielle Gruppe der Existenzgründer auch auf spezialisierte technische
Gerätschaften angewiesen ist. Hier können die Studierenden und Absolventen, vor allem
aus den in Rüsselsheim ansässigen technischen Fachbereichen, ihre Geschäftsideen bis
zur Marktreife entwickeln und professionalisieren. Die FH wird diesen Ansatz weiter verfolgen, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung sollten Optionen für eine jeweilige Unternehmensansiedlung vor Ort geschaffen werden. Vor dem Hintergrund der Überprüfung und Anpassung des TIGZ in Rüsselsheim wird vorgeschlagen, gegebenenfalls
den Inkubator START-BLOCK mittelfristig in räumlicher Nähe zur Fachhochschule zu
etablieren und in Verbindung mit baulichen Maßnahmen am FH-Standort Bruchweg
Räumlichkeiten vorzusehen.
Ein Ausbau der Kontaktpflege zwischen der Wirtschaftsförderung und dem am Fachbereich seit 2005 bestehenden Centrum für berufsintegriertes Studieren (CeBIS) sowie zwischen den ansässigen Unternehmen und der FH Wiesbaden wird empfohlen.
63
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.1.3
Unternehmensansiedlungen
Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben,
Flächen marktgerecht anbieten
Die Akquisition von externen Unternehmen ist ein weiteres Aufgabenfeld zur Weiterentwicklung der Wirtschaftsstruktur Rüsselsheims. Zunächst gilt es in diesem Zusammenhang, die Ansiedlungsvoraussetzungen für Unternehmen in Rüsselsheim zu
verbessern. Hierbei ist die zentrale Maßnahme, die Nutzungsbeschränkungen der Gewerbeflächen (Gewerbegebiet „Blauer See“) so zu modifizieren, dass die Flächen
marktgerecht angeboten werden können. Eine flexible und bedarfsgerechte Parzellierung ist notwendig, um bei konkreten Anfragen auch Kleinunternehmen geeignete Flächen anbieten zu können.
Die aktuelle Initiative innerhalb der Stadt zur Änderung der planungsrechtlichen Ausweisung ist daher zu unterstützen. Die planungsrechtliche Öffnung kann sich auf die
unterschiedlichsten Formen der Unternehmensansiedlung beziehen. So sollte die Stadt
Rüsselsheim auch den Einzelhandel entsprechend ihrer mittelzentralen Funktion stärken. Neben der schwerpunktmäßigen Fokussierung auf die Innenstadt ist beispielsweise auch eine markt- und standortgerechte Entwicklung durch die Ansiedlung eines
qualitativ hochwertigen Baumarktes (bei einer Beschränkung des zentrenrelevanten
Bedarfs gemäß des hessischen Einzelhandelserlasses) zu überprüfen. Hierdurch kann
ein positives Signal für weitere Ansiedlungen im Gewerbegebiet „Blauer See“ gegeben
werden, denn nach außen wird für Investoren erkennbar, dass „sich etwas in der Stadt
bewegt“ und die vorhandenen Flächen vermarktet werden.
Um im regionalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, sollten die im städtischen
Besitz befindlichen Gewerbeflächen flankierend nicht nur hinsichtlich der Nutzungsbeschränkungen und Gestaltungsanforderungen marktfähig angeboten werden. Rüsselsheim sollte sich an vergleichbaren Grundstückspreisen innerhalb der Region orientieren. Nach Aussage mehrerer lokaler Experten ist noch immer ein Mangel an kostengünstigen Gewerbeflächen kleineren Zuschnitts vorhanden.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, städtische Ämter
Zielgruppe: Ansiedlungsinteressierte Unternehmen, ansässige verlagerungsinteressierte Unternehmen (insbesondere der Branchen IT/ Datenbanken/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik)
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007).
64
Rüsselsheim 2020
Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen
Im Rahmen des Standortmarketings ist es notwendig, Rüsselsheim mit seinen spezifischen Qualitäten (z.B. Lage, insbesondere Flughafennähe, technische und verkehrstechnische Infrastruktur) bei überörtlichen Multiplikatoren der Wirtschaftsförderung und
Immobilienwirtschaft noch stärker bekannt zu machen – besonders den Unternehmen
der in Kapitel 2.31 empfohlenen Wachstums- und Dienstleistungsbranchen sowie luftfahrtaffinen Unternehmen. Hierfür bieten sich folgende Maßnahmen an:
Präsentationen bei Immobilienmessen und sonstigen Fachmessen (v.a.
auch Standortpräsentation in regionaler Kooperation)
Testimonials von Unternehmen (d.h. die in Rüsselsheim ansässigen Unternehmer treten beispielsweise in Broschüren als Fürsprecher und „Botschafter“ für den Standort Rüsselsheim auf)
Direkte Ansprache von Multiplikatoren der Immobilienwirtschaft (z.B. international tätigen Projektentwicklern und Immobilienmaklern), von Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung/ Design aus der Automobilbranche sowie forschungsnahen Industrien und zugehörigen unternehmensbezogenen Dienstleistungsunternehmen durch MailingAktionen, persönliche Gespräche, auf Messen etc.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Wirtschaftsförderung Landkreis Groß-Gerau, ansässige Unternehmen
Zielgruppe: Multiplikatoren der Wirtschaftsförderung und Immobilienwirtschaft, Projektentwickler, Investoren/ Unternehmen
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten
(FrankfurtRheinMain GmbH)
Da Standortmarketing mit einem hohen Zeit- und Personalaufwand verbunden ist, bietet sich hier eine regionale Kooperation durch eine maßgebliche Mitarbeit in den regionalen Initiativen, vor allem beim internationalen Standortmarketing durch die FrankfurtRheinMain GmbH, an. Eine derartige Kooperation ist insbesondere vor dem Hintergrund eines verstärkten Wettbewerbs zwischen den Regionen sinnvoll. Im Rahmen
einer globalen Standortsuche wird von der Zielgruppe der internationalen Unternehmen
in der Regel zunächst nicht eine einzelne Kommune wie Rüsselsheim, sondern vielmehr erst einmal „nur“ die Region Frankfurt/ Rhein-Main wahrgenommen und mit anderen Wirtschaftsräumen verglichen. Daher ist es notwendig, dass auch die Rüsselsheimer Standorte im Portfolio der regionalen Wirtschaftsförderung präsentiert werden.
65
Rüsselsheim 2020
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung Rüsselsheim, Institutionen der
regionalen Wirtschaftsförderung
Hauptzielgruppe: Internationale Unternehmen, Fokus Asien berücksichtigen
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen
begründen
Rüsselsheim ist eine „internationale Stadt“, daher sollten Städtepartnerschaften und
internationale Beziehungen besonders gepflegt werden. Rüsselsheim sollte neue strategische Partnerschaften eingehen, beispielsweise mit Automobilstädten im asiatischen
Raum oder in den USA. Die bestehenden Partnerschaften können auch unter dem
Gesichtspunkt Wirtschaft neu belebt werden. Neue Muster der Zusammenarbeit sind
auch in Kultur, Bildung und Tourismus denkbar und könnten beispielsweise mit einer
Stadt in der Türkei initiiert werden.
Zugleich sollten sonstige wirtschaftsbezogene internationale Beziehungen weiterhin
intensiviert werden, beispielsweise durch eine Teilnahme bei ausgesuchten internationalen Delegationsreisen der Region Rhein-Main und des Landes Hessen.
Hauptakteur: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung/ STEG, Volkshochschule
Zielgruppen: Partnerstädte, internationale Unternehmen
Umsetzungshorizont: Ab 2007 Suche nach weiteren Partnerstädten. Stetige Pflege der
Verbindungen zu internationalen Akteuren der Wirtschaft und Wirtschaftsförderung.
66
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.1.4
Stadtmarketing
Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln
Aufgabenfelder
Eine weitere zentrale Maßnahme ist die Erarbeitung eines strategischen Stadtmarketingkonzepts für Rüsselsheim durch externe Berater in Kooperation mit einem städtischen Arbeitskreis. Stadtmarketing ist als eine umfassende Marketingstrategie zu begreifen, verbunden mit dem Ziel einer Steigerung der Attraktivität Rüsselsheims für die
Bürger, Besucher und Unternehmen. Es ist weit mehr als nur ein statisches Konzept
zur Werbung für die Gesamtstadt, sondern sollte vielmehr als kooperativer Prozess mit
und zwischen den städtischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren in Rüsselsheim gestaltet werden.
Ein dynamischer Stadtmarketingprozess kann auch als Forum für die beteiligten Akteure dienen, Probleme zu diskutieren und Lösungsansätze zu finden. Das Forum kann
somit als Vernetzungsplattform fungieren und zu einer Versachlichung von Diskussionen innerhalb der Stadt führen. Der Stadtmarketingprozess kann zur Schaffung eines
„Wir-Gefühls“ der Akteure in Rüsselsheim beitragen und eine gemeinsame Zielrichtung
sowie Umsetzungsstrategie für die Entwicklung der Rüsselsheimer Stadtmarketingaktivitäten forcieren.
Einer der Erfolgsfaktoren im Prozess des Stadtmarketings ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit und gemeinsame Unterstützung von Aktivitäten durch Private,
Verwaltung und Kommunalpolitik. In diesem Zusammenhang ist auch die Absicht der
Stadt zu unterstützen, die organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um
diesen Entwicklungsprozess strategisch zu steuern.
Das aktuelle Profil der Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken Rüsselsheims (siehe Kapitel 2) kann als Grundlage für die Erstellung des Konzepts dienen.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, ansässige private und gesellschaftliche Akteure in
Rüsselsheim, externe Berater
Zielgruppen: Rüsselsheimer Besucher, Bevölkerung der Stadt und Region, Unternehmen/ Investoren/ Projektentwickler (Zielmärkte im Rhein-Main-Gebiet/ in Deutschland/
international, bestehende Unternehmen als Anknüpfungspunkt nutzen)
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
67
Rüsselsheim 2020
Initiierung eines City-Managements und Vernetzung vorhandener Initiativen
Die Innenstadt kann durch die Implementierung eines City-Managements und die Vernetzung von Initiativen gestärkt werden. City-Management ist, im Gegensatz zum breiter gefassten Stadtmarketing, eher wirtschaftlich ausgerichtet und räumlich vor allem
auf die Innenstadt bezogen. Ein professionelles City-Management bietet den in der
Rüsselsheimer Innenstadt agierenden Akteuren (Einzelhändlern, Unternehmen, Banken, Bauherren, Sanierungsträger u. a.) eine Plattform, ihre Projekte und Aktivitäten
besser zu koordinieren und somit ihre Ressourcen zu bündeln. Neben der Initiierung
und Koordinierung von Projekten kann ein City-Manager auch weitere Maßnahmen wie
Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die Innenstadt oder Händlerschulungen durchführen und somit insgesamt den Prozess der Innenstadtentwicklung weiter professionalisieren.
Von Seiten der Rüsselsheimer Stadtentwicklungsgesellschaft wurden schon erste
Maßnahmen im Bereich City-Management (z.B. Initiierung des „Forums Handel“) eingeleitet, die ausgebaut und von der Stadt weiter unterstützt werden sollten. Hierbei ist
vor allem von Bedeutung, die Kommunikation zwischen den ansässigen Einzelhändlern
und dem zukünftigen Opel Forum zu fördern.
Bisher sind die Akteure nach Aussage mehrerer Experten häufig unabgestimmt tätig.
Es ist daher in einem weiteren Schritt ebenso zu überprüfen, inwiefern die vorhandenen Initiativen noch stärker vernetzt werden können. Eine intensivere Kooperation von
Initiativen und Organisationen wie dem Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., dem Forum Handel, der Stadtentwicklungsgesellschaft, dem Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V. und dem Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V. ist dringend notwendig, um die privaten und öffentlichen Ressourcen möglichst effektiv maßnahmenbezogen einzusetzen. Die engere Kooperation kann mittelfristig die Effektivität der eingesetzten Mittel zum Wohle der Innenstadt erhöhen. Das
Forum Handel kann hierbei als Dachorganisation für ein Innenstadtmarketing dienen.
Ebenso ist es denkbar, das City-Management in Rüsselsheim im Rahmen des Stadtmarketing-Prozesses in ein gesamtstädtisches Marketing zu integrieren und unter Federführung der Stadtentwicklungsgesellschaft professionell zu steuern.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Forum Handel, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V.,
Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., ansässige Unternehmen in
der Innenstadt, Sanierungsträger, städtische Ämter
Zielgruppe: Kunden und Besucher aus Rüsselsheim und der Region
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
68
Rüsselsheim 2020
Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen
Um die „Corporate Identity“ (das einheitliche Selbstverständnis von Verwaltung und
Politik) zu befördern, stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Zunächst sollte
das „Corporate Design“ (das einheitliches Erscheinungsbild, z.B. bezogen auf das städtische Logo) Rüsselsheims von allen städtischen Akteuren verwendet werden.
Zu denken ist auch an die einheitliche Verwendung von Begriffen und die Steigerung
der Transparenz hinsichtlich vorhandener Organisationsstrukturen im Stadt- und Citymarketing. Derzeit sind beispielsweise die gemeinsamen Zielrichtungen und das Zusammenspiel vom Treffpunkt Innenstadt e.V. und dem neu initiierten „Forum Handel“
für die Bürger nicht klar erkennbar.
Organisationen und Initiativen sollten darstellen, welche Zielgruppen sie ansprechen
wollen, um nach außen eine Transparenz für Bürger und Unternehmen zu erzeugen.
Aufgrund der heterogenen Interessenslagen der Akteure sind Maßnahmen zur Erreichung einer „Corporate Identity“ häufig mit vielen Widerständen verbunden. Daher wird
vorgeschlagen, die Umsetzung der „Corporate Identity“ Rüsselsheims mittels einer
einheitlichen Kommunikationsstrategie durch die Wirtschaftsförderung oder den Bereich Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim (insbes. Bereich Öffentlichkeitsarbeit), Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG
Zielgruppen: Bevölkerung und Besucher Rüsselsheims, Unternehmen/ Investoren/
Projektentwickler
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
Imagekampagne entwickeln
Eine professionelle Imagekampagne ist dringend erforderlich, um die Wahrnehmung
der tatsächlichen Situation und Entwicklung Rüsselsheims „weg von der Arbeiterstadt“
hin zu einer postindustriellen Stadt sowie den sich kontinuierlich vollziehenden wirtschaftlichen Strukturwandel nach innen (bei den Bürgern/ Unternehmen Rüsselsheims)
und nach außen ins Bewusstsein zu bringen. Tradition als Automobilstandort, Industriekulturpotenzial und die Lage der Stadt am Fluss sollten Bestandteil dieser Imagekampagne werden.
Die Verwendung der Marke Opel zur Imagebildung wird von den Experten als ambivalent eingeschätzt (Abhängigkeit des Stadtimages von der Unternehmensentwicklung
der Adam Opel GmbH). Verschiedene Akteure beurteilen „die Autostadt als einzig wirksamen Image-Faktor“, der gegebenenfalls mit Bezug auf den Gründer „Adam Opel“
und den Begriff „Mobilität“ als Grundlage genommen werden kann.
69
Rüsselsheim 2020
Da die Entwicklung des Opel Forums aufgrund der Projektgröße und Verbindung mit
der Marke Opel auch über die Stadtgrenzen Rüsselsheims hinaus wahrgenommen
wird, besteht die Möglichkeit, dieses ambitionierte Großprojekt überörtlich als „Aushängeschild“ und Zeichen für den Wandel zu nutzen.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, externe Fachleute/ Agentur
Zielgruppen: Bevölkerung und Besucher Rüsselsheims, Unternehmen / Investoren/
Projektentwickler
Umsetzungshorizont: Mittelfristig (2010 bis 2015).
70
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.1.5
Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen
„Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive der Politik und Stadtverwaltung
Als zentrale Maßnahme ist eine Kundenfreundlichkeits-Offensive in Politik und Stadtverwaltung „Wir sind für Sie da!“ notwendig, die auch nach außen getragen wird. Es
muss deutlich werden, dass Bürger und Unternehmen als Kunden wahrgenommen
werden und im Mittelpunkt des kommunalen Handelns stehen. Eine wirtschaftsfreundliche Politik und das kompetente, schnelle Handeln der Stadtverwaltung spielen im
Standortwettbewerb um Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. In vielen Expertengesprächen wurde eine Verbesserung der Kundenorientierung in Rüsselsheim gewünscht, vor allem in Bezug auf kleinere und mittlere Unternehmen.
Hauptakteure: Kommunalpolitiker, Stadtverwaltung
Hauptzielgruppe: Ansässige und ansiedlungswillige Großunternehmen sowie kleine
und mittlere Unternehmen aller Branchen, Investoren/ Projektentwickler, Bevölkerung
Rüsselsheims
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und Serviceorientierung)
Während der Implementierungsphase dieser Kundenfreundlichkeits-Offensive wird
begleitend ein professionelles Coaching der städtischen Mitarbeiter empfohlen. Da der
Kunde in den Mittelpunkt gestellt wird, muss sich die Kundenorientierung auf die gesamte Stadtverwaltung beziehen, nicht nur auf einzelne Ämter und Einrichtungen. Politiker und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollten sich bewusst sein, dass sie das Aushängeschild der Stadt sind und dass die Art und Weise des Umgangs mit den Bürgern
und Unternehmern zum Markenzeichen einer kundenfreundlichen Stadtverwaltung
wird.
Hauptakteure: Kommunalpolitiker, Stadtverwaltung
Hauptzielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen
(siehe oben)
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
71
Rüsselsheim 2020
Qualitätsmanagement in der Stadtverwaltung implementieren
Als Weiterführung bzw. Ergänzung der oben genannten Maßnahmen im Sinne einer
Kundenorientierung sollte mittelfristig ein Qualitätsmanagement in der Stadtverwaltung
implementiert werden. Dies beinhaltet eine Zertifizierung von unabhängiger Stelle, um
das Qualitätsmanagement regelmäßig zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Durch
ein systematisches Qualitätsmanagement, das neben allgemeinen Zielen wie der Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Mitarbeiterorientierung vor allem die Kundenorientierung
ins Zentrum rückt, kann die Stadtverwaltung den Bürgern und Unternehmen in Rüsselsheim signalisieren, wie sie sich engagiert.17 Die Implementierung eines Qualitätsmanagements ist von der Verwaltungsspitze als eine übergreifende Führungsaufgabe
zu verstehen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass das Qualitätsmanagement
zusammen mit den Mitarbeitern entwickelt und von ihnen getragen wird.
Im Rahmen der Ausrichtung der Verwaltung auf das Ziel der umfassenden
Dienstleistungs- und Kundenorientierung sollten mittelfristig die Verwaltungsverfahren
neu strukturiert und gestrafft werden. Die sich daraus ergebenden möglichen Organisationsveränderungen können an dieser Stelle nicht vertieft werden, jedoch kann dies
auch bedeuten, dass städtische Ämter zusammengefasst oder neu geordnet werden
müssen.
Hauptakteure: Stadtverwaltung
Hauptzielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen
(siehe oben)
Umsetzungshorizont: Mittelfristig (2008 bis 2010).
Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise
Die Bedeutung von Projektarbeit, Teamarbeit und effizientem Projektmanagement in
der öffentlichen Verwaltung steigt permanent an. Viele der notwendigen Maßnahmen
werden in Rüsselsheim mit der traditionellen, auf Routinetätigkeiten ausgelegten Verwaltungsstruktur kaum effektiv und effizient zu bewältigen sein. Neuartige, fach- und
ressortübergreifende Vorhaben können in der Regel nur in Projektform von interdisziplinären Teams gezielt bearbeitet werden. Gerade aufgrund des von den Experten
immer wieder angesprochenen Umsetzungsdefizits in Rüsselsheim ist bei einer Vielzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen eine projektorientierte und ressortübergreifende
Herangehensweise notwendig. Empfohlen wird eine Bildung von Projektteams, die je
nach Aufgabe ressort- bzw. institutionsübergreifend zusammengestellt werden. Durch
17
Als gutes Beispiel für eine Stadtverwaltung in der Region Rhein-Main mit einem zertifizierten Qualitätsmanagement ist Offenbach am Main zu nennen. In dieser Stadt sind seit November 2005 alle Organisationseinheiten der Stadtverwaltung in ein Qualitätsmanagement-System integriert. Weiterführende Informationen sind auf der Homepage der Stadt unter http://www.offenbach.de abrufbar.
72
Rüsselsheim 2020
die Einbeziehung von Privaten und Unternehmen soll deren spezifisches Know-how für
die Umsetzung der Maßnahmen erschlossen werden.
Insgesamt unterscheidet sich die Projektarbeitsform deutlich von den funktional und
hierarchisch geprägten traditionellen Verwaltungsstrukturen. Dies ermöglicht eine erhöhte Flexibilität und stärkeres eigenverantwortliches Handeln der städtischen Mitarbeiter.
Hauptakteure: Stadtverwaltung, externer Coach
Zielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen (siehe
oben)
Umsetzungshorizont: Sofort (projektabhängig).
73
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.1.6
Organisation der Wirtschaftsförderung
One-Stop Agency mit Lotsenfunktion
Aufgabenfelder
Als zentrale Maßnahme ist die Umstrukturierung der Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft zu einer „One-Stop Agency“ zu sehen. Als „Wirtschaftsservice“ fungiert diese als zentrale städtische Anlaufstelle für ansässige und ansiedlungsinteressierte Unternehmen und kann im Rahmen einer Lotsenfunktion Kontakte mit anderen Fachämtern vermitteln. Sämtliche externe Unternehmensanfragen an die Stadtverwaltung sollten an die Wirtschaftsförderung bzw. Stadtentwicklungsgesellschaft geleitet
werden, die zukünftig ein umfassendes Betreuungsangebot „aus einer Hand“ ermöglichen soll.
Für Unternehmen muss auf der Homepage Rüsselsheims erkennbar sein, welcher
städtische Ansprechpartner zuständig ist. Die Aufgaben der Wirtschaftsförderung müssen hierfür klar definiert und sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch nach außen kommuniziert werden. Die Schnittstellen zwischen der Wirtschaftsförderung und
den übrigen städtischen Ämtern (die „internen Wege“) müssen mit dem Ziel einer reibungslosen internen Kommunikation eindeutig geregelt werden, was gleichzeitig aber
auch eine Optimierung von Strukturen innerhalb der Stadtverwaltung erfordert.
Die so ausgestattete One-Stop Agency hat ein sehr breites Kompetenz- und Aufgabenfeld abzudecken, was sich auch in der Qualifikation der Mitarbeiter widerspiegeln sollte.
Es bedarf zudem einer engen Kommunikation mit dem Oberbürgermeister.
Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, weitere städtische Ämter
Zielgruppen: ansässige und ansiedlungsinteressierte Unternehmen
Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008).
Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen
Kommunale Wirtschaftsförderung kann grundsätzlich in unterschiedlichen Organisationsformen durchgeführt werden, beispielsweise innerhalb der Kommunalverwaltung als
Amt für Wirtschaftsförderung, als eine dem Bürgermeisteramt zugeordnete Stabsstelle
oder in einer privatrechtlichen Organisationsform. In der Stadt Rüsselsheim sind die
Aufgaben der Wirtschaftsförderung auf Bereiche der Stadtverwaltung und die privatrechtlich organisierte Stadtentwicklungsgesellschaft verteilt. Der Bereich Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung ist in der Stadtverwaltung beim Fachbereich Stadtentwicklung und Strategische Planung angesiedelt, ferner wurde die Stadtentwicklungsgesellschaft Rüsselsheim mbH & Co. KG gegründet. Durch diese Kombination sollen die
74
Rüsselsheim 2020
Vorteile der beiden Organisationsformen für Rüsselsheim realisiert werden. Die Einbindung in die Kommunalverwaltung soll den Informationsfluss zwischen Verwaltung und
Wirtschaftsförderung und die Mitwirkung bei städtischen Entscheidungen begünstigen,
gleichzeitig soll die privatrechtliche organisierte Stadtentwicklungsgesellschaft die Flexibilität der Wirtschaftsförderung erhöhen.
Von Seiten der Unternehmen besteht jedoch generell die Forderung an die Stadt Rüsselsheim nach klar definierten und transparenten Zuständigkeiten und zentralen Ansprechpartnern. Die organisatorische Zuordnung der strategischen Planung zum Bereich Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung einerseits und deren operative Durchführung inklusive Flächenvermarktung durch die Stadtentwicklungsgesellschaft andererseits irritieren hierbei. In der Außenwahrnehmung, vor allem für externe Unternehmen, kann die momentane Zweiteilung der Wirtschaftsförderung zu Unklarheiten hinsichtlich des konkreten Ansprechpartners führen. Kurzfristig sollte im Rahmen der einheitlichen Außendarstellung eine „optische Fusion“ dieser beiden Organisationen erfolgen, so dass Unternehmen einen zentralen Ansprechpartner im Bereich Wirtschaftsförderung erhalten.
Mittelfristig ist die Effektivität dieser Organisationsform speziell für Rüsselsheim zu
überprüfen. Nach Erfahrungen der Hessen Agentur kann eine Zusammenführung des
Bereichs Wirtschaftsförderung mit der Stadtentwicklungsgesellschaft in eine städtische
GmbH bei einer gleichzeitigen Kompetenzerweiterung die Wirtschaftsförderung weiter
stärken.
Die Stadtentwicklungsgesellschaft sollte als Instrument der Stadtentwicklung und des
Stadtumbaus begriffen werden. Die Gesellschaft sollte beispielsweise Grundstückskäufe tätigen können und Veräußerungserlöse reinvestieren dürfen, um strategisch wichtige Stadtumbaumaßnahmen zu befördern bzw. kontraproduktive Maßnahmen zu verhindern. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass die Entwicklung strategisch
relevanter kommunaler Liegenschaften durch die Stadtentwicklungsgesellschaft gesteuert wird.
Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG
Zielgruppe: Akteure der Wirtschaft
Umsetzungshorizont: kurzfristig („optische“ Fusion). Mittelfristig (bis 2011) Organisationsform prüfen.
75
Rüsselsheim 2020
Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand quantifizierbarer
Faktoren
Zur Verbesserung des Wirkungsgrads im Bereich Wirtschaftsförderung sollten regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfungen anhand quantifizierbarer Faktoren vorgenommen werden. Hierzu müssen von der Wirtschaftsförderung umzusetzende Maßnahmen spezifische und somit operationalisierbare, prüffähige Zielsetzungen erhalten.
Voraussetzung für diesen Vorgang ist eine quantitative Vorgabe, beispielsweise zur
prozentualen Erhöhung der Selbstständigenquote in Rüsselsheim. Auch eine klare
Definition, bis wann das spezifische Ziel durch die Maßnahme bzw. das Maßnahmenbündel erreicht werden soll, ist notwendig. Hierdurch wird es ermöglicht, die Wirkungen
der durchgeführten Maßnahmen (z.B. Auswirkungen der Maßnahmen zur Unterstützung der Existenzgründer) zu ermitteln und bei Bedarf die Maßnahmenumsetzung
anzupassen.
Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG
Zielgruppe: Alle an der Umsetzung von Maßnahmen beteiligte Akteure
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
76
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.2 Innenstadt aufwerten
Handlungsschwerpunkt
Aufgabenfelder
Innenstadt und Einzelhandel spielen für die Identifikation der Bürger und Unternehmen
mit ihrer Stadt eine wichtige Rolle. Sie bestimmen zum großen Teil das Bild der Stadt
nach innen und außen. Die Attraktivität der Innenstadt und des Einzelhandels beeinflussen als Standortfaktor darüber hinaus stark die Themenbereiche Wohnen, Wirtschaft, Infrastruktur, Integration und Kultur.
Rüsselsheim verfügt über eine Kaufkraftkennziffer von 111,3 (Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005), die zwar über dem Bundesdurchschnitt, aber im untersten Segment des Gebietes des Planungsverbands (Planungsverband Ballungsraum
Frankfurt/ Rhein-Main 2006) liegt. Die geringe Umsatzkennziffer von 85,3 (Atis Real
Consult GmbH 2006) in Verbindung mit der genannten guten Kaufkraftkennziffer deutet
auf ein noch auszuschöpfendes Potenzial hin.
Die Rüsselsheimer Innenstadt ist kompakt und fußgängerfreundlich, Parkplatzprobleme
existieren nicht. Das große Potenzial, das in der Entwicklung des Opel Forums liegt,
der Wochenmarkt und einzelne Einzelhandelsgeschäfte werden von den Experten
besonders hervorgehoben. Auch die Umgestaltung des Bahnhofs wird positiv bewertet.
Insgesamt jedoch werden die Innenstadt und das Angebot des Einzelhandels negativ
beurteilt: das Angebot sei lückenhaft, die Ladenöffnungszeiten nicht kundenorientiert,
wichtige Innenstadtfunktionen fehlen, die Aufenthaltsqualität wird von den Experten als
gering eingestuft: „Die Fußgängerzonen in Rüsselsheim oder in Höchst sind arg heruntergekommen.“18
Verbesserungen in der Innenstadt werden zu Querschnitts-Effekten führen: Alle drei
Oberziele (Image, Aufgeschlossenheit und wirtschaftliche Diversifikation) werden hiervon berührt.
Zur Aufwertung der Innenstadt liegen umfangreiche Gutachten vor. Allein der „Rahmenplan Innenstadt Rüsselsheim“ (Januar 2006) listet über 40 Einzelmaßnahmen bis
zum Jahr 2013 auf, die z.T. komplexe Planungs- und Abstimmungsverfahren erfordern.
Hier gilt es Schwerpunkte zu bilden und jeweils die Bedeutung einer Maßnahme für die
gesamte Innenstadt und damit für Rüsselsheim insgesamt und für die Region zu bewerten.
Die Achse Schiffsanleger, Mainpforte, Marktplatz, Marktstraße, Opel Forum bis zum
Bahnhof (als städtebaulichem Auftakt) bildet das Rückgrat für die gesamte Innenstadt.
Mit der anstehenden Entwicklung auf dem F-Gelände (Opel-Areal südlich der Bahntrasse) können sich Ansatzpunkte für eine Verlängerung dieser Achse in die Darmstädter Straße ergeben. Die Sophienpassage stellt allerdings in ihrer derzeitigen Gestaltung
kein adäquates Bindeglied zwischen Bahnhofsplatz und neuen Nutzungen auf dem F18
„Senioren bestimmen das Bild“, Wiesbadener Kurier, 26.07.06, Seite 2.
77
Rüsselsheim 2020
Gelände dar. Entlang der vorgenannten Achse sollten zunächst Aktivitäten und Maßnahmen gebündelt werden. Mit der Durchführung der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme wurde bereits ein erster Schritt zu Verbesserungen getan. Flankierend
dienen auch die Umgestaltung des Friedensplatzes bzw. des Eingangs zum Stadtpark
sowie die Umgestaltungsmaßnahmen im Mainvorland der Aufwertung der Innenstadt.
Ebenfalls eingeleitet sind die Themen Wohnen in der Innenstadt und Ansätze zur Aufwertung des Westends.
Aufgabenfelder
Der Handlungsschwerpunkt „Innenstadt aufwerten“ umfasst die folgenden Aufgabenfelder:
Opel Forum als Impulsgeber nutzen
Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln
Öffentlichen Raum qualifizieren
Multifunktionalität und äußeres Erscheinungsbild der
Innenstadt kennzeichnen das komplexe Tätigkeitsfeld:
Sicherung
der
Nahversorgung,
Spezialisierung
des
Einzelhandels (Erlebniseinkauf), Wiederbelebung der
Wohnfunktion,
Präsentation
baukulturellen
Erbes,
Anerkennung als Ort der sozialen Integration, Identifikationskern mit Ambiente.
Der in den 50er Jahren geplante Maßstabssprung hin zu
über 100.000 Einwohnern hatte in Rüsselsheim massive
stadtstrukturelle Umgestaltungen zur Folge, die die hisBebauung am Europaplatz, Rüsselsheim
torische Kleinteiligkeit im Innenstadtkern zu einem
großen Teil beseitigten. Andererseits stehen aber auch
heute
noch
kleinteilige
Parzellierung
historischen
Ursprungs und damit zum Teil einhergehende kleinteilige
Eigentumsstrukturen heutigen Nutzungsanforderungen
gegenüber. Als „Identifikationskern mit Ambiente“ tut sich
der Rüsselsheimer Innenstadtkern schwer. Trotz der
historischen Achse (vom Bahnhof zur Mainpforte),
einzelner baukulturell wertvoller Gebäude (Bebauung am
Marktplatz, Opelportal, „Kultobjekte“ der 50er bis 70er
Jahre) und zum Teil hoher Investitionen in den privaten
und öffentlichen Raum (diverse Passagen, Löwenplatz)
ist die Aufenthaltsqualität nicht sehr hoch.
Löwenplatz nach 18 Uhr, Rüsselsheim
In Rüsselsheim wurden in diesem Bewusstsein bereits
verschiedene
Gutachten
Freiflächenkonzept
und
Innenstadt
Konzepte
erarbeitet:
Rüsselsheim
(1999),
Fassadenleitbild (2002), Städtebauliche Voruntersuchung
78
Rüsselsheim 2020
zur Neuordnung der südlichen Randbebauung an der Frankfurter Straße zwischen
Friedensplatz und Marktstraße (2003), Leitbild Stadtquartier Westend (2003), Die Stadt
Rüsselsheim als Einzelhandelsstandort unter besonderer Berücksichtigung der Innenstadt (2003), Entwicklungskonzept Karstadt-Areal in Rüsselsheim (2004), Rahmenplan
Innenstadt (2006), Wohnen in der Innenstadt (2006) sowie die vorbereitenden Untersuchungen der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme in 2004.
Die weitaus meisten der dort getroffenen Aussagen sind richtig. Alle formulierten Maßnahmen umzusetzen, überstiege allerdings bei Weitem die Ressourcen der Stadt. Es
geht folglich um die Konzentration der Mittel auf die entscheidenden Punkte, eingebettet in einen längerfristigen strategischen Prozess.
„Neue Märkte und Zielgruppen“, „Profilierung“ und „Unterstützung des Nutzungswandels“ sind die Überschriften für den Charakter des langfristigen Handlungsschwerpunktes „Innenstadt aufwerten“, aus dem in diesem Konzept die Aufgabenfelder Opel Forum, Einkaufsmöglichkeiten und öffentlicher Raum fokussierend herausgegriffen wurden.
1.
Neue Märkte und Zielgruppen: Altersgruppengerechte Dienstleistungen (in
den Sparten Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Kultur, Gesundheit), Angebote für ethnische Gruppen (Einzelhandel, Kultur), für Mitarbeiter innenstadtansässiger Betriebe (Gastronomie, tägl. Bedarf), für Frauen (Einzelhandel, Ausstattungsmerkmale) und für Autofans (Einzelhandel).
2.
Profilierung: Umgang mit Denkmälern (Opel Altwerk) und historischem Bestand (Schäfergassenviertel, Einzelgebäude), mit dem öffentlichen Raum und
mit Neubauvorhaben (Mainblock) sowie Aufwertung des Bestandes (v.a. an
der Mainpforte, Werbeanlagensatzung, Fassadenleitbild), in Wert setzen des
Stadtparks und des Mainufers.
3.
Unterstützung des Nutzungswandels: Die Kulturwirtschaft gehört entgegen
dem herkömmlichen Einzelhandel zu den wenigen Wachstumsbranchen (Opaschowski 2002); der Anteil der „regelmäßigen Kulturangebotsnutzer“ hat sich
seit Mitte der 80er Jahre verdoppelt. Auch der Bildungssektor ist im Zuge des
demografisch bedingten Konzentrationsprozesses ein idealer Nutzer und Frequenzbringer für die Innenstadt (Erreichbarkeit, Infrastrukturangebot). Beides
bedarf, anders als die Produkte der ökonomischen Globalisierung, der persönlichen Begegnung, der sozialen (auch interethnischen) Kommunikation.
79
Rüsselsheim 2020
Tabelle 10
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Innenstadt aufwerten“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Opel Forum als Impulsgeber nutzen
Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten
Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur
Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt
Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen
Einkaufsmöglichkeiten und
Angebotsvielfalt im Innenstadtkern
entwickeln
Zügige Maßnahmenentwicklung und Umsetzung
unter Berücksichtigung neuerer Einzelhandelsentwicklungen
Kooperationen zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum
und Innenstadt
Einbinden ausländischer Einzelhändler
Business Improvement District initiieren
Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern
Öffentlichen Raum qualifizieren
Mainuferentwicklung
Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale
Strukturkonzept zum öffentlichen Raum
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
80
Rüsselsheim 2020
Oberziele
4.2.1
Opel Forum als Impulsgeber nutzen
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten
Derzeit bietet die Adam Opel GmbH die zentral gelegenen Teilbereiche der Altwerksanlagen (Gebäudekomplexe A-D/ ehemalige Hauptverwaltung und F-Areal) zum Verkauf
an. Mit einer Grundstücksgröße von ca. 98.000 qm soll das geplante Entwicklungsprojekt „Opel Forum“ als Standort für Büro-, Einzelhandels-, Wohn- und Hotelnutzung
entwickelt werden.
Das Opel Forum vereint eine Reihe von Merkmalen, die es als das herausragende
Projekt für Rüsselsheim kennzeichnen:
•
Optimale Lage im Innenstadtkern,
•
Repräsentative Eingangssituation,
•
Einmalige Industriearchitektur,
•
Identifikation der Bevölkerung und
•
Ideale Anbindung an den regionalen und überregionalen öffentlichen Verkehr.
Ohne zu übertreiben kann hier von dem bei weitem
„Opel Forum“
wichtigsten Projekt der Stadtentwicklung in Rüsselsheim
Der Name Opel Forum wurde bewusst gewählt,
gesprochen werden. Und es kommt gerade noch rechtzeitig,
um den neuen Nutzungen in den historischen
denn der „trading down“ Prozess19 in der Innenstadt ist seit
Gebäuden einen modernen Titel zu geben.
einigen Jahren im Gange. Inzwischen setzen faktische
Wertverluste innerstädtischer Immobilien ein.
Ein Industriekulturdenkmal vom Rang des
Opel-Altwerks wird mit dem Begriff „Forum“
Die Neunutzung des historischen Werks hat zwei Funktionen:
u.E. nicht ausreichend gewürdigt und zwar in
eine (externe) imagebildende für Rüsselsheim insgesamt und
dem Sinne, dass Authentizität verloren geht.
für seine Profilierung und Bekanntheit in der Region sowie
Ein neuer Name, der der Historie Rechnung
eine (interne) als Nukleus für die Innenstadtentwicklung als
trägt, dient eher dem Image der Stadt und der
Zentrum öffentlichen Lebens und als identitätsbelebender
Marke Opel.
Impuls.
Bsp.: Das Weltkulturerbe der UNESCO heißt
weiterhin „Zeche Zollverein“ auch wenn es
heute Designzentrum/ Museum und Hoch-
Das Interesse von GM ist, das Gelände ohne finanziellen
Verlust zu vermarkten, seinem eigenen Entwicklungs- und
Produktionsstandort einen attraktiven Imageträger hinzuzufügen
schulstandort ist.
und
die
Bindung
an
die
Marke
Opel
zu
manifestieren. Das Interesse der Stadt muss es sein, diesen
wichtigsten Ort ihrer Innenstadt und ihrer Identität als einmalige Chance zu sehen und
mitzugestalten.
19
"Trading down" bezeichnet den Trend zum Ersatz höherwertiger und -preisiger Angebote durch
niedrigpreisige Angebote. Damit einher geht häufig eine Verflachung (Banalisierung) des Angebotes, des Ladenbaus, der Außenwerbung wie auch des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten.
81
Rüsselsheim 2020
Um die beabsichtigte Initialzündung zu erreichen sollten eine Vielzahl unterschiedlicher
Funktionen im Opel Forum etabliert werden:
Kultur (automobile Kultur, öffentliche Kultur der Stadt Rüsselsheim, private
Kultur wie z.B. Ateliers und Künstlerwohnungen),
Handel (zielgruppenorientierte Angebote und Services, Ergänzung der Nahversorgung des täglichen Bedarfs für die Innenstadt, internationale Waren),
Gastronomie (vom Frühstück bis in die Nacht, Nutzung der Atmosphäre der
Industriekultur),
Dienstleistungen/ Freizeit (Wellness/ Fitness/ Tanz/ Kampfsport, Medizin/
Rehabilitation/ Geburtshilfe, Hotel) und
Wohnen (Lofts und Maisonetten, Ateliers, studentisches Wohnen, siehe auch
Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“).
Der zukünftige Einzelhandelsstandort Opel Forum sollte ein komplementäres Element
zum bestehenden Einzelhandel sein. Im Idealfall gleicht das neue Angebot die bestehenden Angebotsdefizite aus und gibt den Impuls zu Verbesserungen des Einzelhandels im Bestand. Mit neuen Attraktionen können Kunden gewonnen werden, die die
Rüsselsheimer Innenstadt sonst nicht besuchen. Waren des täglichen Bedarfs wurden
in der Vergangenheit an dezentralen Standorten ausgebaut. In guter Qualität fehlt dieses Segment in der Innenstadt.
Die ins Auge gefasste Integration eines „Opelmuseums“
wird Besucher aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet und
darüber hinaus anziehen können. Das Konzept des
„Meilenwerks“ aus Berlin (und neuerdings Düsseldorf)
könnte im Opel Forum für das Rhein-Main-Gebiet
übertragbar sein. Diese Geschäfts- und gleichzeitig
Technikkulturidee könnte geradezu ideal die Potenziale
des historischen Werks nutzen. Die quantitative und
qualitative Anziehung von Kunden wird verknüpft mit
der Präsentation und Pflege des „Kulturgutes Auto“.
Ein gewisser Konflikt besteht in der „Markentreue“ zu
Meilenwerk Düsseldorf zur Eröffnung am 17.09.06
Opel, denn das Meilenwerk-Konzept sieht ausdrücklich
die Vielfalt der Marken und Preisklassen bei den ge-
zeigten Automobilen vor. Es ist sicherlich möglich und naturgemäß zu erwarten, dass
sich allein aus dem vorhandenen Know-how und den örtlichen Kunden ohnehin ein
Schwerpunkt für Opel bilden wird. Unter Umständen sind spezielle Vereinbarungen mit
den Betreibern zu treffen. In der Kombination eines Opelmuseums und der Ergänzung
durch das „Meilenwerk“ liegt kein Widerspruch. Außerdem wäre das „Meilenwerk“ ein
willkommener Frequenzbringer zahlungskräftiger Kunden für den Einzelhandel.
Dem Thema Kultur ist ein eigener Handlungsschwerpunkt gewidmet (siehe Kapitel 4.5).
Zum neuen Leben im Opel Forum gehört zwingend eine kulturelle Komponente. In der
82
Rüsselsheim 2020
Meilenwerk – Forum für Fahrkultur
einmaligen Kombination von Industriearchitektur und
Flächenverfügbarkeit sollte es möglich sein, eine
Drei Jahre nach Inbetriebnahme des ersten Meilenwerks
multifunktionale Studio-Bühne einzurichten. Sie kann
in Berlin (12.000 qm in einem ehemaligen Straßenbahn-
für Theater, Vereine, Konzerte, Lesungen, Opel-
depot) ist im September 2006 in Düsseldorf das zweite
Events – kurz Veranstaltungen vielfältigster Art –
Meilenwerk (19.000 qm) in einem denkmalgeschützten
genutzt werden. Dabei erfüllt sie mehrere Funktio-
Ringlokschuppen eröffnet worden.
nen: 1. sie ist das Element, um das Opel Forum von
Es bietet:
Einkaufscentern, wie sie z.B. gerade aufwändig am
Alles unter einem Dach für Eigentümer und Fans
Flughafen (Airrailcenter) und im nahe gelegenen
klassischer Autos (auch Motorräder)
Weiterstadt entstehen, zu unterscheiden (auch übli-
Mode, Literatur, Modelle, aber auch Versiche-
che
rung, Leasing rund um klassische Autos
Umgebung an mehreren Standorten entwickelt), 2. in
Servicezentrum (Werkstätten, Clubs, Garagen)
Kombination
Eventlocation mit Gastronomie
Werksambiente bietet sich die Chance für einen im
In Düsselsdorf 120 Mitarbeiter
Rhein-Main-Gebiet einmaligen Veranstaltungsort, 3.
In Berlin 400.000 Besucher pro Jahr
im Zusammenspiel mit dem zu gestalteten Classic-
Verbrauchermarktzentren
mit
dem
werden
exklusiven
in
der
historischen
Vom kultigen Käfer bis zur kostspieligen Rarität wird das
Center werden Zielgruppen erreicht, mit denen man
ganze Spektrum der Szene zu moderaten Preisen ausge-
sich in Rüsselsheim bisher schwer tut, nämlich den
stellt.
höher qualifizierten, freizeitorientierten 30- bis 45Jährigen.
Airrailcenter (Hotel, Büros, Praxen, Einzelhandel/
Gastronomie)
(Quelle: www.ivg.de und www.immobilienzeitung.de vom 06.10.06)
Der Dialog zwischen GM, verschiedenen Ämtern der
Stadtverwaltung, der Stadtentwicklungsgesellschaft
Investor:
Fraport/ IVG
und der Landesdenkmalpflege ist bereits intensiv im
Gesamtfläche
117.000 qm, 60.000 qm im 1. Abschnitt
Gange. Demnächst wird die Entscheidung für einen
Baubeginn:
noch in 2007
Investor
getroffen.
Eine
fachbereichsübergreifende
Einzelhandel/
konstante
stadtinterne
Projektgruppe
„Opel-
Gastronomie:
3.500 qm
Werksgelände“ ist notwendig, die für den Investor/
Investition:
660 Mio Euro
GM und die Landesdenkmalpflege ein verlässlicher
Partner ist und die die städtischen Interessen
Weiterstadt (nur Einzelhandel/ Gastronomie)
bündelt und vertritt. Dies ist umso bedeutender, als
(Quelle: www.sonaesierra.com vom 06.10.06)
davon auszugehen ist, dass sich auf lange Sicht für
Investor:
Sonae Sierra
weitere
Gesamtfläche
56.000 qm
Nutzungsänderungen
Fertigstellung:
2008
besteht frühzeitig Raum für eine konzeptionelle
Parkplätze:
2.750
Herangehensweise und der wichtigste Arbeitgeber
Investition:
200 Mio Euro
der Stadt wäre in einen Informationsaustausch
Werksareale
neue
Nutzungen
ergeben
können.
oder
Damit
eingebunden.
Opel Forum
(Quelle: „Aufforderung zum Kaufangebot“ von Jones Lang LaSalle im Auftrag
von GM Europe 2006)
Hauptakteure:
Fachämter
der
Stadtverwaltung,
STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM
Gesamtfläche:
163.800 qm (Bebauung)
83
Rüsselsheim 2020
Zielgruppen: Bürger der Stadt Rüsselsheim und der Region, Gäste und Touristen aus
dem gesamten Bundesgebiet, Autoklassiker-Szene
Umsetzungshorizont: Unmittelbare Bildung der Projektgruppe (ab November 2006
sollen laut Ausschreibung Verhandlungen mit potenziellen Käufern geführt werden),
danach kontinuierliche Begleitung.
Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur
Schon lange vor Frank O. Gehrys spektakulärem
Guggenheim-Museum in Bilbao haben Bauherren den
„Bilbao-Effekt“ genutzt, um mit signifikanten Gebäuden
Unternehmens- oder Stadtmarketing im weitesten Sinne
zu betreiben. Architektur visualisiert unternehmerische
Innovationskraft, Kreativität oder Solidität des Firmensitzes. Dem folgen etwa die Commerzbank oder Lufthansa
schon
lange,
nunmehr
aber
auch
immer
mehr
Unternehmen, die die Marketingwirkung guter Architektur
erkannt haben.
Eisbahn Kokerei Zollverein, Essen 2005/ 2006
Nicht nur bezogen auf die Stadt Rüsselsheim, sondern
für die gesamte Region Rhein-Main und das Land
Hessen sind die Gebäude des Opel Altwerks einmalig.
Es sind exemplarische Industrieanlagen, die Zeugnis
ablegen von bedeutenden historischen Ereignissen in der
Unternehmensmentieren
und
Industriegeschichte.
bauhistorisch
bzw.
Sie
technisch
doku-
wichtige
Leistungen in Architektur und Ingenieurwesen und haben
darüber
hinaus
in
Rüsselsheim räumlich-städtische
Qualitäten durch die Lage an der historischen Achse zum
Fluss.
Im Ruhrgebiet, aber auch andernorts, sind solche Stätten
erfolgreich mit neuem Leben gefüllt worden. Zum Teil mit
Einkaufen in der ehemaligen Kaue der Alten Zeche, Waltrop
immenser öffentlicher Förderung und hohen Folgekosten,
zum Teil aber auch mit sehr geringen Mitteln. In jedem
Fall aber mit einem enormen Gewinn für den Struktur- und damit Imagewandel des
Ruhrgebiets, seiner Städte und Freiräume, insbesondere z.B. Dortmund oder Essen.
Als einen „historischen Komplex mit höchstem Entwicklungspotenzial an einem idealen
Standort“ benennen die Immobilienberater der GM Europe GmbH das Opel Forum.
Auch sie gehen aufgrund des hohen Stellenwerts des Umbauprojekts von einer positiven Wirkung für das Gesamtimage der Stadt und von einer einzigartigen Darstellungs-
84
Rüsselsheim 2020
möglichkeit für Unternehmen aus.20 Die Herausforderung, das komplexe Vorhaben der
Umnutzung des Opel Forums umzusetzen, bedarf einer verlässlichen Partnerschaft
aus Investor, GM, Projektgruppe der Stadtverwaltung und des Landesamts für Denkmalpflege mit dem Ziel, die Industriearchitektur für die Stadt und ihre Gäste als Anziehungspunkt und Markenzeichen zu entwickeln. Diesen Wirtschafts- und Imagefaktor zu
nutzen, ist eine kurzfristig Erfolg versprechende Chance der Rüsselsheimer
Stadtentwicklung. Hierfür bedarf es aber auch eines
stabilen politischen Konsenses über die Position der
Stadt zu den Eckpunkten der Neuentwicklung.
Hauptakteure: Fachbereichsübergreifende Projektgruppe
(s.o.), STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM,
einzelfallbezogen Initiativen aus der Bürgerschaft
Zielgruppen: Bürger der Stadt Rüsselsheim und der
Region, Gäste und Touristen, Architekturtouristen
Umsetzungshorizont:
Museum (Umbau von Herzog de Meuron) in der Küppersmühle
(ehem. Getreidespeicher), Duisburg
Unmittelbare
Einrichtung
der
regelmäßigen Arbeitsgespräche mit GM, Investor und
Landesdenkmalpflege.
Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt
Das zur Umnutzung anstehende Areal bildet eine „Stadt in der Stadt“ mit eigener Erschließung. Durch die zukünftige Zäsur zwischen produzierendem Opel Werk und der
öffentlichen Neunutzung des Opel Forums ist eine saubere Trennung der beiden Bereiche notwendig, dies hat Konsequenzen für die Erschließung des Areals. Dieser Punkt
ist ganz wesentlich, da für eine zu erwartende Nutzung durch Einzelhandel, Kultur wie
auch Dienstleistungseinrichtungen die unmittelbare Erreichbarkeit mit dem Auto und
der ruhende Verkehr eine große Rolle spielen werden. Die bestehende Zufahrt im
Hauptportal, die zukünftig Kunden und Gäste als Fußgänger einladen soll, kann dies
nicht leisten.
Der Bahnhofsplatz mit dem Hauptportal stellt mit dem neuen Bahnhofsgebäude, dem
Schauburg-Gebäude und den neuen Fassaden vis à vis des Bahnhofs einen neuen
Stadteingang für Rüsselsheim dar. Nicht nur ein repräsentativer Charakter, auch die
Durchlässigkeit im Gegensatz zur derzeitigen sowohl tatsächlichen als auch „gefühlten“
Geschlossenheit des Opel Forums sind elementar für die Innenstadtentwicklung. Insofern ist zu prüfen, inwieweit eine weitere bauliche Öffnung in Einklang mit dem Denkmalschutz im Bereich B4/ B5 möglich ist. Ziel ist, die Besucher in die Markstraße weiterzuleiten.
Das F-Gelände des Opel-Areals (potenzieller Hotel-Standort) kann über Darmstädter
Straße/ Grundweg bzw. Darmstädter Straße/ Elisabethenstraße erreicht werden. Der
20
Jones Lang LaSalle: „Aufforderung zum Kaufangebot“ im Auftrag von GM Europe, Frankfurt am Main 2006.
85
Rüsselsheim 2020
Austausch zwischen beiden Bereichen erfolgt über die Sophienpassage und gegebenenfalls die Öffnung der Fußgängerbrücke westlich von Gebäude D17. Aufgrund der
weiten Wege sollten beide Bereiche angefahren werden können und Parkplätze bieten.
Das Parken innerhalb des Opel Forums darf nicht im Konflikt mit den hier formulierten
Ansprüchen an gehobenes Wohnen stehen.
Hauptakteure: Fachbereichsübergreifende Projektgruppe (s.o.), STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM, Forum Handel, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer
Stadtmarketing e.V.
Zielgruppen: Touristen, Kunden, Besucher
Umsetzungshorizont: Innerhalb der regelmäßigen Arbeitsgespräche der Stadt mit GM,
Investor und Landesdenkmalpflege bereits während der Konzeptphase ab 2007.
Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen
Das Opel Forum ist einer der ganz wenigen Standorte in der Rüsselsheimer Innenstadt, an dem gehobenes Wohnen denkbar ist. Nähere Ausführungen hierzu sind im
Aufgabenfeld „Attraktive moderne Wohnangebote schaffen“ und dort unter der Maßnahme „Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen
in der Innenstadt stärken“ (im Kapitel 4.3.2) zu finden.
86
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.2.2
Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln
Zügige Maßnahmenentwicklung und -umsetzung unter Berücksichtigung
neuerer Einzelhandelsentwicklungen
Die Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt erscheint bislang schlecht vorbereitet auf
die sich abzeichnenden Entwicklungen im Konsumverhalten einzelner Käufergruppen.
Der Planungsverband benennt die Merkmale sich neu formierender Adressaten in seiner aktuellen Veröffentlichung (Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main
2006) wie folgt:
Senioren: qualitätsbewusst, serviceorientiert, kritisch + konsumerfahren, kaufkräftig, markenorientiert,
Junge Menschen/ Singles: konsumfreudig, convenience-orientiert, z.T. hoher
Qualitätsanspruch, teure und exklusive Produkte, kleine Verpackungsgrößen,
internet-orientiert und
Ausländer/ Migranten: konsumfreudig, marken-/ qualitätsorientiert, spezielle
Produkte .
Insgesamt
kann
zukünftig
auch
nicht
von
einer
Steigerung der Kaufkraft ausgegangen werden. Wachstumschancen im Einzelhandel werden daher gesehen in:
Nischen (Gesundheit/ Wellness/ Fitness,
Pharma/ Kosmetik, Sport/ Freizeit, Bildung),
erlebnisorientiertem Einkauf (hoch-/
höchstwertige Angebote in innerstädtischen
Lagen, möglichst mit Zusatzangeboten im
Bereich Freizeit, Kultur, Gastronomie) und
Versorgungseinkäufen (von Anbietern in
verkehrsgünstiger Lage).
Adam-Opel-Straße, Rüsselsheim
Dieser Entwicklung fallen vor allem die Nahversorgung in den Stadtteilen und angestammte Fachgeschäfte in der Innenstadt, die nicht zu diesen „Wachstumsnischen“
gehören, zum Opfer.
Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs könnte im Innenstadtkern Rüsselsheims attraktiver sein. In der Vergangenheit wurde Standorten in Innenstadtrandlage
der Vorzug gegeben bzw. in der Innenstadt standen keine ausreichenden Flächen für
einen größeren Drogeriemarkt oder einen Vollsortimenter zur Verfügung.
Durch die Anordnung von Discountern und Vollsortimentern in den Innenstadtrandlagen dürfte im Opel Forum nur noch wenig Potenzial für eine leistungsfähige Kombination aus Vollsortimenter/ bisher fehlendem Bio-Supermarkt und umfangreich sortier87
Rüsselsheim 2020
tem Drogeriemarkt mit ergänzenden regionalen Obst- und Gemüseanbietern oder internationalen Spezialitäten vorhanden sein. Dieses Angebot würde dort auf einen
Schlag eine sehr hohe Frequenz und eine hochwertige Vollversorgung in der Innenstadt bedeuten. Da diese Kombination vermutlich nicht realisierbar ist, wird zumindest
empfohlen, einen Bio-Supermarkt mit Bistro im Opel Forum zur Ergänzung der Versorgung des täglichen Bedarfs anzusiedeln.
Sowohl das GMA-Entwicklungskonzept zum Einzelhandel (vgl. Sobotta, Angelina; Berger, Peter U. 2003a) als auch das „Verträglichkeitsgutachten für den Handelsstandort
Alzeyer Straße“ (vgl. Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005) definieren
Bekleidung, Elektro-, Sport-, Schreib- und Spielwaren sowie Haushaltswaren und
Einrichtung als diejenigen Segmente, in denen noch ein nennenswerter
Bedarf in Rüsselsheim besteht.
Das GMA Entwicklungskonzept übt deutliche Kritik am „werblichen
Erscheinungsbild“
hinsichtlich
der
Fassaden,
Werbeanlagen,
Vordächer, Ladenfronten, Ladeneingängen/ Passageneingängen und
Schaufenstern. Dies führe zu einer „erheblichen Abwertung der Standortqualität der Stadtmitte im Hinblick auf künftige Einzelhandelsinvestitionen“. Mit dem Fassadenkonzept hat die Stadtverwaltung
bereits eine klare Richtschnur für eine Aufwertung vorgegeben. Auch
hier lässt die Umsetzung auf sich warten, da laut Experten die
Eigentümer kaum Investitionsbereitschaft zeigen. Der Fortschritt der
Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme muss intensiviert werden. Die
Eigentümer müssen auf verschiedenen Ebenen (Forum Handel,
Treffpunkt
Innenstadt,
Sanierungsträger)
Marktstraße, Rüsselsheim
vom
Gewerbeverein,
Investieren
und
Kunden,
vom
Stadtverwaltung,
Ausschöpfen
der
Fördermöglichkeiten überzeugt werden.
Sofortmaßnahmen:
1.
einheitliche Öffnungszeiten bis mindestens
19 Uhr
2.
Schulungen zu Qualitätsbewusstsein und Kundenservice (Organisation durch Forum Handel/
Treffpunkt Innenstadt/ Deutsch-Türkischer Gewerbebund)
3.
Durchsetzung der Werbeanlagensatzung
4.
Konzept zum Einzelhandelsbesatz in der Innenstadt und im Opel Forum gemäß der oben er-
Geschlossen um 18 Uhr, Rüsselsheim
wähnten neuen Kundenstruktur und den Hinweisen der vorliegenden Gutachten und Studien
(Erarbeitung durch Forum Handel, Treffpunkt
88
Rüsselsheim 2020
Innenstadt, Gewerbeverein und Stadtentwicklungsgesellschaft)
5.
Integration der ausländischen Einzelhändler in den Zusammenschluss
Hauptakteure: Händler, Dienstleister, Forum Handel, STEG, Treffpunkt Innenstadt
Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V.,
Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Eigentümer, Pächter, Sanierungsträger, Ordnungsamt
Zielgruppen: Käufergruppen (s. o.)
Umsetzungshorizont: Unmittelbar.
Kooperation zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum und Innenstadt
Anhand des bestehenden Einzelhandels, der dargestellten neuen Käufertypen und
Wachstumschancen sowie der Aussagen des GMA Gutachtens und der Studie zum
Handelsstandort Alzeyer Straße kann als Sofortmaßnahme ein zunächst skizzenhaftes
Konzept für den Einzelhandelsbesatz im Opel Forum und der Innenstadt erarbeitet
werden. Dieses sollte dann in Kooperation mit dem zukünftigen Investor und der Stadt
weiterentwickelt werden. Das Opel Forum bietet die Chance für große attraktive Magneteinheiten und Ankernutzungen, die eine Erweiterung des Einzugsbereiches der
Rüsselsheimer Innenstadt und eine Steigerung der Gesamtattraktivität bewirken. Da
das Opel Forum als Standort voll integriert ist, könnte innerhalb des fußläufig gut erreichbaren Umfeldes von Kopplungseffekten ausgegangen werden.
Es wird deutlich, dass sich sowohl die Einzelhändler als auch die Stadt intensiv und
konstruktiv mit den Zielen für die sich abzeichnende neue Einkaufsstruktur auseinandersetzen müssen.
Hauptakteure: Forum Handel, STEG, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Einzelhändler Innenstadt, Investor des Opel Forums
Zielgruppen: bestehende und neue Kunden
Umsetzungshorizont: Unmittelbar (sobald ein Investor bestimmt ist).
89
Rüsselsheim 2020
Einbinden ausländischer Einzelhändler
Das Potenzial der zahlreichen ethnischen Gruppen in Rüsselsheim scheint weitgehend
brach zu liegen. Es sollte unter anderem für die Einzelhandelsstruktur genutzt werden.
Bekannt und in anderen Städten etabliert sind italienische und asiatische Feinkostgeschäfte, türkische Obst- und Gemüsehändler mit großem Sortiment oder griechische
Gastronomie. Doch das Spektrum könnte wesentlich größer sein: von internationalen
Haushaltswaren, Einrichtungsgegenständen, Bekleidung, Bäckereien und Gewürzläden
bis hin zum differenzierten Lebensmittelangebot. Die Konzentration solcher Angebote
an einer Stelle in der Innenstadt, gegebenenfalls auch im Opel Forum, könnte eine
regional bekannte „internationale Spezialitätenmeile“ sein, in der die Gastronomie nicht
zu kurz kommt. Dabei ist zu beachten, dass „international“ keinesfalls „billig“ bedeutet.
Ein insgesamt stimmiges und attraktives Erscheinungsbild sowie die hohe Qualität der
Waren sind unerlässlich.
Der Wunsch zu Kooperationen wurde in den Expertengesprächen von allen Beteiligten
nachdrücklich betont.
Hauptakteure: Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Forum Handel,
Einzelhändler der Innenstadt
Zielgruppen: Kunden aus Rüsselsheim und der Region
Umsetzungshorizont: Unmittelbar.
Business Improvement District (BID) initiieren
BID’s dienen prinzipiell dem Erhalt, der Revitalisierung und Aufwertung von wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsstraßen und damit dem Erhalt der Immobilienwerte. An
einem BID müssen sich alle Anrainer über einen Pflichtbetrag beteiligen, der komplett an das BID-Management
weiter geleitet wird. Voraussetzung ist die Zustimmung
der Mehrheit der Betroffenen. Die Gemeindevertretung
muss die Konstituierung eines BID’s beschließen. Kommune und BID schließen im Vorfeld einen Leistungsvertrag ab.
Mit diesem Instrument besteht die Möglichkeit für die
Einzelhändler, ausgestattet mit einem eigenen Budget
gezielt etwas für die Verbesserung ihrer Situation zu tun.
Ein BID in der Marktstraße könnte insbesondere ÖffLadengestaltung gemäß Fassadenleitbild, Rüsselsheim
nungszeiten, Marketing, Sicherheit, Leerstandsmanagement und Qualität im öffentlichen Raum befördern. Der
Vorteil gegenüber klassischen Interessengemeinschaften ist, dass die Durchsetzung
von Einzelinteressen kaum möglich ist, ebenso wenig kommen Trittbrettfahrer zum
Zug. Es sei an dieser Stelle auf die Stadt Gießen verwiesen, in der kürzlich mehrere
BID’s entstanden sind.
90
Rüsselsheim 2020
Hauptakteure: Einzelhändler und Immobilieneigentümer in der Marktstraße
Zielgruppen: Käufergruppen
Umsetzungshorizont: Zunächst freiwilliger Zusammenschluss, der räumliche Abgrenzung, Maßnahmen und Kalkulationen festlegt. Danach Gründung des BID’s für einen
festgelegten Zeitraum.
Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern
Die Verlagerung gesamtstädtisch bedeutsamer und Frequenz fördernder Einrichtungen
wie Volkshochschule, Musikschule und Stadtbücherei wird ausführlich im Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“ in Kapitel 4.4 behandelt.
91
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.2.3
Öffentlichen Raum qualifizieren
Mainuferentwicklung
Aufgabenfelder
Städte am Fluss verfügen über einen natürlichen Standortfaktor erster Güte. Ein Flussufer besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität, lädt zu Radfahren, Promenieren, Boot fahren
und anderen Freizeitaktivitäten ein. Dort verweilt man gerne, besucht Cafés, Restaurants oder Strandbars. Flussufer sind auch beliebte Orte für Feste aller Art. Der Blick
aus dem Büro oder der Wohnung auf einen Fluss wird allgemein geschätzt, hier liegen
heutzutage häufig teuerste Wohnlagen. Darüber hinaus bieten sich besondere Aussichten auf den vorbeiziehenden Schiffsverkehr, auf die Bewegung des Wassers und die
Menschen, die sich am Ufer aufhalten.
In den letzten beiden Jahrzehnten haben viele Städte mit
zum Teil großen Anstrengungen ihre Stadtkante am
Fluss neu entwickelt, mehrspurige Straßen, die den
Zugang
zum
Fluss
behinderten,
verlegt
und
die
Uferbereiche mit Promenaden, Treppen, Grünzügen etc.
aufgewertet (Düsseldorf, Mainz, Frankfurt am Main).
Rüsselsheim liegt ebenfalls an einem Fluss! Der Zugang
zum Main wird in Rüsselsheim auch nicht durch vorgelagerte Straßen parallel zum Ufer erschwert, vielmehr ist
der Main im Bereich der Innenstadt an vielen Stellen
zugänglich. Dennoch wurde in der Vergangenheit in RüsAutocontainerschiff auf dem Rhein
selsheim viel zu wenig aus diesem Standortfaktor
gemacht. Auch in der Region wird kaum wahrgenommen,
dass
Rüsselsheim
am
Main
liegt
und
über
ein
ausgedehntes Mainvorland verfügt.
Der Main ist mit der Regionalparkroute und den Fluss
begleitenden Radwegen zu einem beliebten Ausflugsziel
in der Region geworden. Dass in Rüsselsheim die
Strecke bisher nicht am Main weiter geführt wird,
beeinträchtigt die Attraktivität der Route an dieser Stelle.
Es könnte z.B. einen ganz besonderen Reiz darstellen,
die Autoverladung auf Schiffe am Opelhafen zu beobachten.
Villa am Mainufer, Rüsselsheim
Die Opelvillen mit ihrem guten Kunstprogramm und ihrer
Gastronomie als Highlight, aber auch die in unmittelbarer
Nähe gelegene Festung und der Stadtpark sind wichtige Elemente mit ebenfalls historischen Bezügen zur Stadtentwicklung Rüsselsheims. Für den Stadtpark sind verbesserte Inszenierungen der Zugangsmöglichkeiten notwendig, in Verbindung mit interessanten temporären Nutzungen (Jazzfestival, Open Air Konzerte, Gartentage). Die Festung
92
Rüsselsheim 2020
sollte ebenfalls vom Main aus zugänglich gemacht werden. Um die Opelvillen im
Rhein-Main-Gebiet bekannter zu machen müssen sie stärker beworben werden. Ob ein
Umzug des Kulturzentrums „Das Rind“ in die Mainterrassen realisierbar ist, kann im
Rahmen dieser Studie nicht beurteilt werden, jedoch wäre es eine ideale Abrundung
einer neuen Rüsselsheimer „Mainufermeile“.
Eine Reihe der attraktivsten Gebäude und Orte der Stadt liegt am Main (Opelvillen,
Palais Verna, repräsentative Wohngebäude, Stadtpark). Im Rahmen der vorgeschlagenen Mainuferentwicklung müssen diese vorhandenen Potenziale aufgegriffen und mit
neuen gestalterischen und funktionalen Elementen kombiniert werden.
Dies bedeutet
das Aufgreifen historischer Bezüge,
das Schaffen und das Wiederherstellen funktionaler Verknüpfungen,
das Herausarbeiten von Blickbeziehungen und
das Schaffen von Grünverbindungen.
Die Stadt Rüsselsheim sollte sich in ihrer Außendarstellung ergänzend als Stadt am
Main präsentieren.
Ufer der Attraktionen – eine Zukunftsperspektive für die
neue Mainufermeile:
Ufer der Attraktionen: Das Ufer der Attraktionen
beginnt bei den Stadien, die per se Publikum
anziehen. Es führt weiter über das zur 100-JahrFeier in 2008 renovierte Ruderclubhaus mit
attraktiver Gastronomie und Zuschauerstufen am
Main, zur Festung, zu den Opelvillen und der
Musikschule im Palais Verna (vgl. hierzu Kapitel
4.4.2) zum Stadtpark mit den neu gestalteten
Zugängen (unter Bewahrung des geschlossenen
Wacht am Rhein, Leverkusen
Charakters). An den renovierten Mainterrassen
bietet unter anderem das Kulturzentrum „Das
Rind“ attraktive Aktionen an. Von dort gelangt
man zum Schiffsanleger, mit Sitzstufen am Ufer
und Kiosk (verlagert vom Löwenplatz), weiter
dann zur Mainpforte, die sich durch eine Neubebauung des Mainblocks zum attraktiven flussseitigen Stadteingang gewandelt hat. Hier entscheiden sich Spaziergänger, ob sie ihren Weg am
Main entlang des neuen Weges am Opel-Werk
fortsetzen wollen oder den Stadteingang nutzen,
Laufkatze im Hafen, Flörsheim
93
Rüsselsheim 2020
um in der Marktstraße einzukaufen und weiter zum Bahnhofsplatz zu gelangen.
Blickbeziehungen: Einige Bäume am Flussufer wurden oder werden noch
durch die Regionalpark Südwest GmbH entfernt, so dass der Fluss tatsächlich
vom Mainvorland aus sichtbar wird und das Geschehen dort – Ruderboote,
Transportschiffe, Ausflugsschiffe – beobachtet werden kann. Der Bogen der
Laufkatze im Flörsheimer Hafen, die Flörsheimer Warte und der Kirchturm,
aber auch die Silos der Firma Keramag und das Opel-Kraftwerk sowie historische Straßenfluchten im Westend sind ein Blickfang und werden in der Dämmerung durch Beleuchtung inszeniert. Für „Probeläufe“ wurde das Luminale
Festival genutzt, das Rüsselsheim als preisgünstige Werbekampagne mit nationaler Ausstrahlung aufgegriffen hat.
Gastronomie: Sowohl der Ruderclub als auch die Mainterrassen verfügen
über frisch renovierte historische Hauptgebäude, auch die Anbauten aus jüngerer Zeit wurden repräsentativ und ihrer Lage entsprechend aufgewertet und
laden Besucher aus der ganzen Region ein. Der Ruderclub hat die 100-JahrFeier für die Modernisierung genutzt und hat neuen Zulauf. Die Eigentümer der
Mainterrassen haben die finanzielle Förderung aus der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme für die Umgestaltung ausgeschöpft und profitieren von der
Lage am Knotenpunkt des Mainuferweges und der innerstädtischen Achse
zum Bahnhof. Das Gesicht der Stadt aus der Flussperspektive hat sich gewandelt, die Rüsselsheimer sind stolz auf ihre „historischen“ Attraktionen.
Ergänzend werden in Kapitel 4.5.2 Maßnahmen zur
Entwicklung des Mainufers für die Freizeitkultur in
Rüsselsheim
und
das
Thema
Landesgartenschau
aufgegriffen.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Regionalpark Südwest
GmbH, Immobilieneigentümer, Sportvereine, Sanierungsträger
Zielgruppen: Bürger und Touristen
Umsetzungshorizont: Die Maßnahmen des Regionalparks
Ruderclub, Rüsselsheim
Südwest
sind
bereits
in
der
Umsetzung.
Weitere
kommunale Maßnahmen können aufeinander folgend
umgesetzt werden.
94
Rüsselsheim 2020
Verknüpfung und Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale
Das Mainufer und die innerstädtischen Industriedenkmale des Opel-Werks werden von
allen Experten als großes Potenzial für Image und Profil der Stadt beurteilt. Sie sind
bislang nur sehr begrenzt zugänglich und für eine touristische Nutzung derzeit nicht
erschließbar. Historische Bezüge jenseits der Opel-Entwicklung in der Stadtstruktur
sind weitgehend unbekannt. Auch andere prominente, attraktive Orte und Gebäude,
wie Stadteingänge und einzelne zeittypische Gebäude der Innenstadt, aber vor allem
die Opel-Fassade an der Bahnlinie und der Opel-Turm, werden nicht betont.
Eine Umsetzung von Ideen und Konzepten kann und sollte im
Zuge der Entwicklung des Opel Forums erfolgen. Die Verknüpfung zwischen Mainufer/ Regionalparkroute/ Route der
Industriekultur und Opel-Werk sollte an der Mainpforte
visualisiert werden. Die bereits aufgestellten Informationsstelen
zu attraktiven Punkten der Stadt sind ein erster Schritt, um die
historischen Bezüge und die Objekte der Industriekultur auch
für Touristen zugänglich zu machen. Die Installation zum
Gründungsort der Adam Opel GmbH auf dem Löwenplatz
muss in Stand gehalten werden.
Aktionen im Rahmen des Tages der Architektur und ein Führer
zur Baukultur in Rüsselsheim sind flankierend hilfreich, um die
zum Teil unbeachteten Objekte in Wert zu setzen und Bürgern
und Besuchern einen neuen Blick auf die Stadt zu ermöglichen.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Investor im Opel Forum,
Adam Opel GmbH
Informationsstele, Marktplatz Rüsselsheim
Zielgruppen: Touristen, Bürger der Region
Umsetzungshorizont: Abgestimmt mit der Regionalparkroute
und der Route der Industriekultur (und Klärung der Finanzierung) können mehrsprachige Hinweisschilder kurzfristig aufgestellt werden.
Neue Schwerpunkte beim innerstädtischen öffentlichen Raum
Im vorliegenden „Rahmenplan Innenstadt“ (2006) und „Freiflächenkonzept Innenstadt
Rüsselsheim“ (1999) wird davon ausgegangen, dass der öffentliche Raum im Innenstadtkern durch viele Schwerpunkte gekennzeichnet ist. Das Dreieck aus Bahnhofsplatz, Marktplatz und Friedensplatz mit Europaplatz und Löwenplatz wird als Zone definiert, die an vielen Teilbereichen aufgewertet werden muss. Einige Verbesserungen
wurden bereits umgesetzt.
95
Rüsselsheim 2020
Im Gegensatz zu dieser breiten Ausrichtung wird in der hier vorliegenden Studie die
Bildung einer Hauptachse mit Bahnhofsplatz, Opel Forum, Marktstraße, Marktplatz,
Mainpforte und Schiffsanleger für die Bündelung zukünftiger Investitionen empfohlen.
Diese Achse soll durch das „Ufer der Attraktionen“ ergänzt werden.
Um Ressourcen für die wichtigsten Maßnahmen bündeln zu können, muss ein Konsens in Politik, Stadtverwaltung und der Bürgerschaft über die neuen Schwerpunkte der
Stadtsanierung hergestellt werden. Marktachse und Mainufer heben das Image der
Stadt insgesamt an, so dass deutliche Effekte für die gesamte Innenstadt zu erwarten
sind.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, STEG, Sanierungsträger, Forum Handel, Treffpunkt
Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V.
Zielgruppen: Bürger und Gäste der Stadt
Umsetzungshorizont: Unmittelbar.
96
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.3 Wohnen attraktiver gestalten
Handlungsschwerpunkt
Aufgabenfelder
Da der Bevölkerungsrückgang und die ungünstigen Pendlerverflechtungen gekoppelt
mit dem Kaufkraftverlust auch aus ökonomischer Sicht ein Gefährdungspotenzial in
sich bergen (siehe Kapitel 2.2), ist das Thema Wohnen sehr hoch zu bewerten.
Seit 1996 werden durchschnittlich 152 Wohneinheiten pro Jahr in Rüsselsheim gebaut.
Dem gegenüber steht ein Bedarf von mindestens 190 Wohneinheiten pro Jahr (sog.
„Minimalvariante“, die von einem Rückgang der Bevölkerung ausgeht), der mit der
Bevölkerungsentwicklung, der Entwicklung der Haushaltsgrößen und dem Ersatzbedarf
begründet wird (Herwarth + Holz Planung und Architektur 2002). Mit der Erschließung
neuen Baulands allein kann dieser Bedarf nicht befriedigt werden. Flankierend müssen
Baulücken- und Nachverdichtungspotenziale erschlossen werden, was wiederum insbesondere das engere Stadtgebiet und die Innenstadt berührt. Wohnen ist ein Faktor
zur qualitativen Aufwertung der Innenstadt und sollte daher zu den zukünftigen Handlungsschwerpunkten der Stadtentwicklung zählen.
Insgesamt werden die Qualitäten des Wohnungsangebotes auch von den Experten als
gut beurteilt, teilweise sogar sehr gut, da Rüsselsheim über eine ungewöhnlich große
Zahl an Ein- und Zweifamilienhäusern, zum Teil mit größeren Gärten im Stadtkern,
verfügt. Die innerstädtischen Angebote weisen vergleichsweise moderate Grundstückspreise auf und sind daher vor allem für Familien interessant.21 Der Mietwohnungsmarkt weist ein gutes Niveau auf. Lage und Infrastrukturausstattung Rüsselsheims wirken sich positiv auf die Nachfrage nach Wohnangeboten aus. Die größten
Hemmnisse für eine gesteigerte Nachfrage stellen aus Sicht der Experten das fehlende
Flächenangebot, die mangelnde Attraktivität der Innenstadt und die Integrationsprobleme dar.
Bisher sind die Rüsselsheimer selbst die größte Nachfragergruppe auf dem Wohnungsmarkt. In der Region ist Rüsselsheim als interessanter Wohnstandort nicht bekannt. Ein diversifizierteres Angebot auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere an ungewöhnlichen Wohnformen wie Lofts, an besonders attraktiven Standorten am Mainufer
oder an den Stadtparks, dürfte erheblich zur Steigerung der Nachfrage aus der Region
und zur Aufwertung der Innenstadt beitragen. Da hiermit Bürger an die Stadt gebunden
werden, die wiederum Angebote des Einzelhandels/ Dienstleistungen nachfragen und
als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, hat das Thema Wohnen als weicher Standortfaktor eine spürbare ökonomische Komponente. Stabile Einwohnerzahlen gewährleisten darüber hinaus die Auslastung von Infrastruktur-, Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtungen.
21
Die durchschnittlichen Preise für Wohnbauflächen betrugen im Regierungsbezirk Darmstadt 330 Euro
pro Quadratmeter. In Rüsselsheim liegen die Preise mit 320 Euro leicht darunter. […] Die Kosten für
eine Doppelhaushälfte, die nicht älter als fünf Jahre war, betrugen rund 226.300 Euro und für ein Reihenhaus 271.800 Euro. Eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus im Regierungsbezirk Darmstadt
kostete durchschnittlich 315 000 beziehungsweise 280 000 Euro.“ Mainspitze vom 08.08.2006
97
Rüsselsheim 2020
Auch für den Handlungsschwerpunkt Wohnen in Rüsselsheim liegen bereits grundlegende Gutachten („Wohnen 2015“, „Wohnen im Wandel – Ein Blick in die Zukunft“) und
vertiefende Gutachten („Leitbild Westend“) vor oder sind noch in der Bearbeitung
(„Wohnen in der Innenstadt“). Sie bilden eine sehr gute Arbeitsgrundlage für diesen
Themenbereich.
Mit dem Regenbogenpark und der Bebauung am Max-Beckmann-Weg sind bereits
gute Beispiele realisiert – nur sind sie außerhalb von Rüsselsheim kaum bekannt. Die
Entwicklung von Schlüsselgrundstücken wie dem Mainblock oder der Weisenauer Straße schreitet nicht voran. Dabei kann gerade mit modernen und gut gestalteten Objekten in Baulücken oder als Nachverdichtung mit entsprechendem Wohnumfeld viel für
die Aufwertung der Innenstadt erreicht werden.
Kriterien für die Auswahl und Gestaltung der Aufgabenfelder im Handlungsschwerpunkt
„Wohnen attraktiver gestalten“ sind: Modernität, Attraktivität durch Nutzungs- und Gestaltqualität sowie Einfluss auf das Bild der Stadt nach innen und außen.
Aufgabenfelder
Der Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“ umfasst in Rüsselsheim
folgende Aufgabenfelder:
Image als Wohnstandort verbessern
Attraktive moderne Wohnangebote schaffen
Als Prämisse ist zu beachten, dass in allen Regionen Deutschlands mit einer weiter
steigenden Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern zu rechnen ist. Erst nach
2020 sind erste Anzeichen von Marktsättigung zu erwarten (vgl. empirica 2005).
Das vorliegende Programm „Rüsselsheim Wohnen 2015“ weist im so genannten „unteren Entwicklungspfad“ (Minimalvariante) einen Wohnungsneubedarf von 190 Wohneinheiten pro Jahr im Zeitraum 1999 bis 2015 aus. Diese Annahme geht von einer leicht
rückläufigen Bevölkerungsentwicklung aus. Ohne die Entwicklung großflächiger Gebiete wie „Blauer See II“ sind diese Zahlen nicht einmal annähernd zu erreichen. Jenseits
des Blauen Sees und weiterer Flächen in Bauschheim stehen keine großen für Wohnentwicklung geeigneten Flächen mehr zur Verfügung. Der Siedlungsbeschränkungsbereich verhindert zukünftig die Entwicklung von Flächen in Rüsselsheim (außer Bauschheim), die außerhalb des Siedlungsbestandes liegen oder für die noch keine Bauleitplanung besteht.
Das Potenzial, das sich aus der Entwicklung von Baulücken und durch Nachverdichtung im Bestand ergibt, wird im Programm „Wohnen 2015“ mit immerhin ca. 620 Wohneinheiten beziffert (Flächen innerhalb des Opel-Geländes sind hiervon bisher ausgenommen).
Studenten, junge erwerbstätige Singles oder Paare sowie gut verdienende Hochqualifizierte fragen den Wohnstandort Rüsselsheim bisher nicht nach, fänden aber auch
98
Rüsselsheim 2020
kaum Angebote. Ohne erfolgreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der
Innenstadt und Weiterentwicklungen im Freiraum ist allerdings auch keine gesteigerte
Nachfrage zu erwarten.
Tabelle 11
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Wohnen attraktiver gestalten“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Image als Wohnstandort verbessern
Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“
Besondere Projekte regional kommunizieren
Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften
Historische Siedlungen weiterentwickeln
Attraktive moderne Wohnangebote
schaffen
Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe
Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken
Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“
Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien
und Bauherrengruppen fördern
Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
99
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.3.1
Image als Wohnstandort verbessern
Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“
Rüsselsheim als Wohnstandort mit den positiven Merkmalen Lage und Erreichbarkeit,
Fachhochschulstandort, Sport- und Bildungsangebot, Industriekultur, historische Siedlungen und Parks muss im Bewusstsein der Einheimischen und der Bürger in der Region verankert werden, um
den bisherigen negativen Nachrichten zu Opel (und eventuell noch zukünftigen) ein positives Bild der Stadt entgegenzusetzen,
durch Zuwanderung Bevölkerungsverluste einzuschränken und
Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur zu nehmen.
Um dies zu kommunizieren bedarf es Multiplikatoren, z.B. ansässige Firmen, denen
neue Wohnangebote für ihre Mitarbeiter angetragen werden können. Gleichzeitig muss
es Multiplikatoren geben, die „nach innen“ wirken, vor allem auf Immobilieneigentümer
in Rüsselsheim mit dem Ziel, deren Modernisierungsbereitschaft und Investitionsfreudigkeit zu erhöhen. Der hohe Sanierungsbedarf resultiert in Rüsselsheim aus einer
Vielzahl von privaten Häusern, vor allem in der Innenstadt, deren Eigentümer laut Aussagen des Sanierungsträgers eine relativ geringe Investitionsbereitschaft haben.
Grundlage einer konzertierten Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“ ist eine gesamtstädtische Wohnungsmarktstrategie, für die mit „Wohnen 2015“ und ergänzenden Gutachten sowie dem Baulandkataster bereits eine gute Voraussetzung geschaffen wurde.
Die Strategie muss Zielgruppen und Flächen-/ Gebäudeverfügbarkeit zu Projektvorschlägen verdichten. Langfristiges Ziel ist eine kontinuierliche Wohnungsmarktbeobachtung, kombiniert mit einer Bodenvorratspolitik. Für deren Finanzierung liegen bereits erste Vorschläge der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (gewobau) vor.
Die Kampagne soll von einer „Arbeitsgruppe Wohnen“ (siehe auch Gutachten „Wohnen
in der Innenstadt“), bestehend aus Vertretern der Verwaltung und den Wohnungsbaugesellschaften sowie den örtlichen Kreditinstituten, vorbereitet und begleitet werden.
Parallel sollen gemeinsam mit dem Sanierungsträger vor allem innerstädtische und
herausragende Projekte identifiziert und vorangebracht werden. Hierbei sind projektbezogen weitere Akteure einzubeziehen (Bewohner, Eigentümer, Initiativen, künftige
Nutzer, Investoren, Bauträger).
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung und Wohnungsbaugesellschaften, örtliche
Banken
Zielgruppen: Bürger der Stadt und potenzielle Neubürger
Umsetzungshorizont: Arbeitsgruppe arbeitet ab 2007.
100
Rüsselsheim 2020
Besondere Projekte regional kommunizieren
Die Akzeptanz von Wohnangeboten hängt vom Image des Standorts ab. Für besondere Angebote im Wohnsektor ist Rüsselsheim nicht bekannt. Aktuelle und künftige herausragende Neu- und Umbauprojekte müssen entwickelt und vor allem in Fachkreisen
und regional kommuniziert werden. Merkmale dabei können sein:
besondere Atmosphäre: z.B. Lofts im Opel Forum,
besondere Lage: z.B. Mainblock/ Mainpforte,
besonderer Freiraumbezug: z.B. Wohnen am Stadtpark,
besonderes Ambiente: z.B. Modernisierung und Umbauten in historischen
Siedlungen,
besondere Modernität und Ökologie: z.B. Passivhäuser, Nutzung regenerativer
Energien,
besondere Architektur: z.B. Umnutzung der heutigen städtischen Betriebshöfe,
besondere Qualität: z.B. gute Grundrisslösungen für spezifische Bedürfnisse in
Neubau und Bestand,
besondere Herstellungs- und Wohnmodelle: z.B. Bauherrengruppen, gemeinschaftliche oder genossenschaftliche Wohnprojekte,
besondere Preise: Mietkaufmodelle bei Reihenhäusern für junge Familien (in
Kooperation mit der gewobau).
Wie der Standort Regenbogenpark zeigt, vermarkten sich konventionelle Angebote gut,
wenn Lage und Preis stimmen. Sie befördern jedoch nicht wesentlich das Image Rüsselsheims als interessanten Wohnstandort in der Region.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Wohnungsbaugesellschaften, private Initiativen, Stadtmarketing, Immobilienwirtschaft, Mieterbund, Eigentümervereine, Architektenkammer, Fachverbände
Zielgruppen: Bürger der Stadt und potenzielle Neubürger
Umsetzungshorizont: Projekt pro Zeiteinheit, z.B. eine Fertigstellung im Jahr. Beginnend bei Publizierung guter abgeschlossener Projekte (z.B. Umbauten im Sanierungsgebiet, private Um- und Neubauten in den Siedlungen).
101
Rüsselsheim 2020
Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften
Einen Beitrag zur Stabilisierung der bestehenden Einwohnerzahl und der Entwicklung
neuer Nachfrage kann eine Zusammenarbeit der lokalen Wohnungsbaugesellschaften
mit insgesamt ca. 8.400 Wohnungen zum Thema „Fortsetzung der Modernisierungen“
und bei der Erarbeitung einer Imagekampagne für den Wohnstandort leisten. Das vorhandene breite Mietwohnungsangebot sollte weiterhin vorgehalten und gezielt um Angebote im höheren Segment für mittlere Einkommen und gut Verdienende erweitert
werden. Die Wohnungsbaugesellschaften bieten bisher ein relativ günstiges Mietpreisniveau an: über alle Lagen und Ausstattungen 5,50 € bis 8,00 € pro Quadratmeter.
Die Wohnungsbaugesellschaften können gemeinsam mit dem Stadtmarketing gezielt in
der Region werben (z.B. auf Bussen und Bahnen), Infoflyer entwickeln, Umzugshilfe
organisieren und eine Homepage zu Angeboten betreiben. Die Wohnungsbaugesellschaften sind insbesondere auch in der Lage, einen Informationsaustausch und Aktionen zum Thema Integration zu befördern. Eine Verbesserung des Images der Wohnungsbaugesellschaften kann ebenfalls gemeinsam angegangen werden. Dieses ist
immer noch geprägt vom öffentlich geförderten Wohnungsbau, der für viele Bürger
gleichbedeutend mit unattraktiven Wohnungen ist. Die gewobau ist mit Hilfe ihres neuen Marketingkonzepts bereits im Begriff, hier neue Wege zu beschreiten.
Im zukünftig wachsenden Bedarf an Wohnraumanpassungen und an Hilfs- und Pflegeleistungen älterer Bewohner liegt ebenfalls Potenzial für gemeinsame Konzepte der
Wohnungsbaugesellschaften.
Ein Beispiel für einen Zusammenschluss lokaler Wohnungsbaugesellschaften ist in
Leverkusen zu finden. Dort geht es in erster Linie ebenfalls um den Imagewandel einer
Stadt, die zentral in der Region Köln/ Bonn liegt und deren Image durch einen internationalen Konzern dominiert wird.22
Hauptakteure: Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing, Ämter der Stadtverwaltung, Mieterinitiativen
Zielgruppen: Wohnungssuchende aus Stadt und Region
Umsetzungshorizont: Einzelne Themen unmittelbar (z.B. Homepage mit Angeboten).
22
Für weiterführende Informationen siehe http://www.cleverkusen.de
102
Rüsselsheim 2020
Historische Siedlungen weiterentwickeln
Wohnquartiere, die zwischen 1860 und 1940 entstanden sind, wie z.B. das Westend,
weisen typische Merkmale wie geschlossenen Charakter, Grünstrukturen und attraktive
Gestaltung auf, die es zu bewahren und behutsam weiter zu entwickeln gilt. Beispiele
für die Anpassung der Grundrisse oder für Maßnahmen zur Energieeinsparung einschließlich der Information über verfügbare Fördermittel (z.B. durch die KfW) können
anhand bereits umgesetzter Modernisierungsmaßnahmen bekannt gemacht werden. Begleitet werden sollte
diese Maßnahme durch intensive Öffentlichkeitsarbeit,
z.B. Artikel in der lokalen Presse zum Thema „Leben und
Wohnen in Rüsselsheim“ mit Quartiersportraits, Informationen am Gebäude selbst und, flankierend zur Industriekultur, Teilnahme am Tag der Architektur.
In allen historischen Siedlungen Rüsselsheims, insbesondere im Westend, spielen Wohnumfeld und Verkehrslärm eine große Rolle. Im „Leitbild Westend“ sind Verbesserungsvorschläge formuliert, die gegebenenfalls auf
Historische Siedlung in der Innenstadt, Rüsselsheim
andere Siedlungen übertragbar sind (z.B. Umwidmungen
der Straßen). Hier sind aufwändige Umgestaltungen im
öffentlichen Raum kaum mehr zu finanzieren, daher müssen die gestalterischen Aufwertungen im kleinen Maßstab und auf privater Ebene erfolgen (Baumpatenschaften,
Nachbarschaftshilfe bei Renovierungen, gemeinschaftliche Kehraktionen etc.).
Insbesondere die Böllensee- und Friedrich-Ebert-Siedlung weisen große Grundstücke
mit umfangreichem altem Baumbestand auf. Auch in den Innenstadtrandlagen gibt es
einige solcher Grundstücke. Dies ist ein besonderes Kapital, das Rüsselsheim auszeichnet. Durch Bewahrung dieser Struktur, Weiterentwicklung der Gebäude und begleitende Öffentlichkeitsarbeit (siehe oben) können insbesondere jüngere Bevölkerungsgruppen in Rüsselsheim gehalten werden (z.B. Generationenwechsel zur Anpassung an heutige Bedürfnisse nutzen und aktiv begleiten).
Hauptakteure: Eigentümer, Bewohner, ggf. Sanierungsträger, Arbeitsgruppe Wohnen,
Stadtmarketing
Zielgruppen: Bewohner Rüsselsheims und am Zuzug Interessierte
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
103
Rüsselsheim 2020
4.3.2
Attraktive moderne Wohnangebote schaffen
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken
Wie aus den Untersuchungen der ökonomischen Entwicklungstrends hervor geht, sind
der Kaufkraftabfluss und die hohen Einpendlerzahlen – d.h. Menschen, die zwar in
Rüsselsheim arbeiten, dort aber weder wohnen noch einkaufen – ein strukturelles
Problem. Rüsselsheim ist für die einkommensstarken Zielgruppen nicht attraktiv genug.
Dies ist seit langem bekannt. Ebenso, dass die Situation im Einzelhandel der Innenstadt und das gastronomische sowie kulturelle Angebot für diese Zielgruppen nahezu
nicht vorhanden ist. Dies lässt sich zwar kurzfristig nicht grundlegend verändern; gelingt jedoch eine Weichenstellung durch ein gutes Konzept im Opel Forum – flankiert
von modernisierten gastronomischen Angeboten am Main, erweiterten Sport- und Freizeitmöglichkeiten und einem neuen Spektrum an Kulturangeboten – dürfte sich auch
die Nachfrage für gehobene Wohnmodelle erhöhen.
Im Innenstadtkern existieren folgende grundsätzlich
geeignete Liegenschaften für herausgehobene Wohnangebote:
1.
Opel Forum,
2.
Mainblock („Schlüsselgrundstück“),
3.
Brache in der Verlängerung der Schäfergasse
angrenzend an den Stadtpark und
4.
Opel Forum, Rüsselsheim
Brache an der Weisenauer Straße.
Das Opel Forum eignet sich nach Ansicht mehrerer
Experten für Loft-Wohnen. Denkbar sind aufgrund der
Nordorientierung mit großen Fenstern auch Kombinationen aus Wohnen und Büro/ Atelier. Ebenso vorstellbar
sind Angebote für Studenten und Bewohner mit einem
Nebenwohnsitz in Rüsselsheim. In Kombination mit einer
attraktiven,
durchgrünten
Bebauung
der
Brache
Weisenauer Straße und der Weiterentwicklung des
Westends lassen sich hier mittelfristig deutliche Attraktivitätssteigerungen erreichen. Der Umfang des Wohnens
im Opel Forum kann nur in enger Zusammenarbeit mit
dem zukünftigen Investor definiert und entwickelt werden.
Wichtig sind vor allem die Gestaltung der Nahtstellen zu
Wohnen und Arbeiten im Loft: Salzmannfabrik, Düsseldorf
den anderen Nutzungen im Forum, die Erschließung und
die Freibereiche. Das Opel Forum als Zeugnis der Industriekultur ist durch seinen zentralen Standort in der
104
Rüsselsheim 2020
Innenstadt und direkt am S-Bahn-Halt eine ganz besondere Chance für Wohnkultur in
Rüsselsheim.
Allerdings wird die Vermarktung von hochwertigem
Wohnen ohne parallele Verbesserungen des Ambientes
im Innenstadtkern kaum erfolgreich sein.
Die Neubebauung des Mainblocks wurde schon mehrfach
angegangen. Der gegenwärtige Zustand am Endpunkt der
innerstädtischen Achse Bahnhof/ Opel Forum/ Marktplatz/
Mainufer ist ein städtebaulicher Missstand. Bisher konnte
noch keine Lösung gefunden werden, die die Möglichkeiten des Grundstücks, den finanziellen und baulichem
Aufwand
sowie
einen
am
Markt
erzielbaren
Preis
gleichermaßen berücksichtigt.
Huhnsgasse, Köln
Die Arbeitsgruppe Wohnen sollte gemeinsam mit der
Stadtentwicklungsgesellschaft für den Mainblock grundsätzliche alternative Lösungen mit ihren jeweiligen Konsequenzen darlegen und für die politischen Entscheidungsträger vorbereiten. Gezielt sind Investoren anzufragen, es bieten sich kooperative Verfahren an, bei denen
Investoren schon bei der Konzeptfindung einbezogen
werden.
Jenseits des Innenstadtkerns sind derzeit nur Baulücken
oder Arrondierungsgebiete für hochwertiges Wohnen
Huppertsbergfabrik, Wuppertal
denkbar. Hier ist zu prüfen, ob in den attraktiven Lagen
„An der Festung“ oder an den Rändern des Ostparks noch
Potenziale bestehen, die nicht dem Siedlungsbeschränkungsbereich unterliegen wie
beispielsweise die Horlache. Für gehobenes Wohnen sind weder die Flächen des SC
Opel, noch das Gebiet Blauer See oder Bauschheimer Flächen geeignet.
Für mittlere Einkommen kommen grundsätzlich alle im Programm Wohnen 2015 genannten Flächen in Frage.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Investor des Opel Forums, Arbeitsgruppe
Wohnen, Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing, weitere Investoren und private
Bauherren
Zielgruppen: Einwohner Rüsselsheims und der Region, vor allem Einkommensstarke,
Familien, Hochqualifizierte, Senioren, Studenten, Flughafenbeschäftigte und Beschäftigte lokal/ regional ansässiger Firmen
Umsetzungshorizont: Umsetzung von Wohnen im Opel Forum ab 2007.
105
Rüsselsheim 2020
Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“
Bewertet man das Westend im Hinblick auf die von außen erkennbaren Merkmale
– wie überwiegend homogene historische Bebauung, hoher Grünanteil, Innenstadtnähe
und Erreichbarkeit sowie Nähe zu Freizeiteinrichtungen – so ist die Wohnlage eindeutig
als gut zu bezeichnen. Eingeschränkt werden
diese guten Voraussetzungen laut der Untersuchung „Leitbild Stadtquartier Westend“ durch eine
unzureichende soziale Mischung, einen hohen
Anteil ausländischer Bevölkerung, quartiersinterne Mängel bei der Ausstattung und Versorgung,
städtebaulich-gestalterische Mängel sowie die
Fluglärmbelastung (vgl. Herwarth + Holz Planung
und Architektur 2003).
Entsprechend der Grundlagen des Programms
„Wohnen 2015“ bedarf es im Westend MaßHistorischer Straßenzug im Westend, Rüsselsheim
nahmen, um die „Marktchancen des Wohngebietes“ (ebenda) insgesamt zu verbessern. Hierzu
gehören insbesondere, eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur zu stabilisieren, die
Gestaltqualität zu sichern und das Quartier behutsam zu modernisieren. Dabei geht es
auch um das Ausschöpfen von Wohnbauflächen im Bestand.
Das „Leitbild Stadtquartier Westend“ titelt: „Das Westend – Innenstadtnahe Wohn- und
Lebensqualität zwischen Industriekultur und Fluss“. Es bezieht sich auf die Geschichte
des Stadtteils, eng verwoben mit Opel, gleichzeitig auf seine Wohnqualitäten und die
Lage an der Route der Industriekultur entlang des Mains. Für das Westend wurde ein
umfangreicher Maßnahmenkatalog definiert. Unter den dort als vorrangig genannten
Maßnahmen sind die Neubebauung des östlichen Teils des Alten Friedhofs, die gestalterische Neuordnung des Nordrandes des Opel Werksareals und des Bunkers sowie
die Wegeverbindung östlich der Wasseraufbereitungsanlage hervorzuheben.
Finanzielle Förderung könnte gegebenenfalls eingeworben werden, indem das
Westend in die bestehende „Städtebauliche Sanierungsmaßnahme“ aufgenommen
wird. Alternativ könnte auch ein Antrag zur Aufnahme in das Programm „Stadtumbau in
Hessen“ Aussicht auf Erfolg haben. Bei konkreten Maßnahmen wie Aufwertungen von
Spielplatzanlagen, Baumpflanzungen, Wegeanlagen und Beleuchtung können erfahrungsgemäß zusätzlich private Förderer gefunden werden. Ohne ein bürgerschaftliches
Mitarbeiten und Befördern der Maßnahmen wird die Aufwertung nicht gelingen. Der
oben genannte „Arbeitskreis Wohnen“ muss hier mit Bewohnern und Eigentümern
zusammenarbeiten und diese überzeugen, dass es ohne ihre Mitarbeit nicht funktioniert. Es gilt, die Identifikation mit dem eigenen Quartier zu fördern und Taten folgen zu
lassen.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, örtliche Vereine/ Initiativen, Arbeitsgruppe
Wohnen, Wohnungsbaugesellschaften, Sanierungsträger, GM
106
Rüsselsheim 2020
Zielgruppen: Bewohner des Westends und am Zuzug Interessierte
Umsetzungshorizont: Klärung der Finanzierungsmöglichkeiten in 2007.
Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien und
Bauherrengruppen fördern
Ein Schlüssel für die Ansiedlung junger Familien und vieler anderer Nachfrager von
Wohnen im Eigentum sind preiswerte Grundstücke. Da in Rüsselsheim keine großen
Flächenreserven vorhanden sind, stehen für die Umsetzung der Förderung von Eigentumsbildung in erster Linie 17,5 ha im Gebiet „Blauer See II“ (sowie Bauschheimer
Lagen) zur Verfügung. Das Programm „Wohnen 2015“ empfiehlt angesichts der Fluglärmbelastung, des Standortimages und der konkurrierenden Gebiete im Umland „eine
stufenweise Entwicklung von Wohnquartieren mit einem besonderen Charakter und
von hoher Qualität“ (vgl. Herwarth + Holz Planung und Architektur 2002). Eine weitere
Prämisse ist, die Erschließungs- und Infrastrukturkosten gering zu halten. Mit dem
Einsatz erneuerbarer Energien und der Anwendung des Standes der Technik zur
Energieeffizienz könnte man neuen Wohngebiet eine zukunftweisende Prägung gegeben werden. Mit den üblichen „Bauträgerangeboten“ wird sich Rüsselsheim nicht von
der Konkurrenz der Umlandgemeinden abheben.
Das im süddeutschen Raum schon sehr bewährte Modell der Bauherrengruppen beginnt nun auch im Rhein-Main-Gebiet Fuß zu fassen. Allerdings ist die reale Kosteneinsparung gegenüber herkömmlichen Bauträgermodellen eher gering. In der Regel wird
die Einsparung von Wagnis und Gewinn eines Bauträgerangebots durch höhere Baukosten aufgrund höherwertiger Ausstattung aufgehoben. Von Vorteil ist jedoch die
Möglichkeit, individuelle Wünsche günstiger realisieren zu können. Der langfristige
Gewinn für das Baugebiet und die Stadt sind positive Effekte zur Etablierung von Nachbarschaftskultur und eine starke Identifikation der Bewohner mit dem Standort.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Arbeitsgruppe Wohnen, Bauträger, private
Initiativen, Stadtmarketing
Zielgruppen: Nachfrager nach Einfamilienhäusern
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich bis 2020, Ziel für realisierbare Einheiten pro Jahr
setzen.
107
Rüsselsheim 2020
Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen
Die Zahl der Haushalte mit Bewohnern über 65 Jahre (aber auch über 45 Jahre) wird in
den nächsten Jahren weiter deutlich ansteigen. Damit werden sich am Wohnungsmarkt
neue Erwerbertypen herausbilden.
Der „Altersindividualist“ möchte eigenständig wohnen, auch bei eingeschränkter Mobilität. Häufig zieht er dafür aus dem Umland in die Innenstadt. Ältere Rüsselsheimer, die
bisher in Bauschheim oder Königstädten leben, könnten in der postfamiliären Phase in
die Innenstadt ziehen. Voraussetzungen sind, dass sie in der Innenstadt vor allem gut
einkaufen sowie gastronomische und kulturelle Angebote wahrnehmen können, medizinische Versorgung selbstständig erreichen, gut an den Nahverkehr angebunden sind
und sich sicher fühlen. Die momentane Situation im Innenstadtkern erfüllt diese Anforderungen nicht.
Wichtige Elemente von Wohnungsangeboten für Senioren sind Barrierefreiheit, altersgerechte Ausstattungsdetails, Sicherheit der Eingänge und geschützte Freibereiche/
Balkone. Dies ist im Bestand in der Innenstadt derzeit kaum vorhanden. Insbesondere
der
Innenstadtkern
wird
dominiert
von
renovierungsbedürftigen
Substandard-
Wohnungen. Da diese von Haushalten mit niedrigem Einkommen nachgefragt werden,
ist die Investitionsbereitschaft der Eigentümer gering.
Ein zunehmend nachgefragtes Wohnmodell wird die Kombination von Selbsthilfe und
professionellen, bezahlbaren Dienstleistungen in der „richtigen“ altengerechten Wohnung sein. Dazu sind bezahlbare Wohnraumanpassungen sowie die Entwicklung von
privaten Hilfs- und Pflegeleistungen erforderlich, denn familiäre Pflegeleistungen werden mehr und mehr zurückgehen.
Bei institutionellen Angeboten werden solche gut nachgefragt, die eine Tag-und-NachtPräsenz eines Pflegedienstes im Haus oder räumlicher Nähe gewährleisten. Es kann
eigenständig gewohnt und nur bei Bedarf auf Dienstleistungen zurückgegriffen werden.
In diese Richtung geht in Teilen bereits die Konzeption der „Seniorenresidenz am Friedensplatz“, die ergänzend zu den stationären Pflegeplätzen 14 barrierefreie, eigenständige Wohnungen mit Betreuungsangebot vorsieht. Schon aus Kostengründen können die Pauschalangebote der bisherigen Pflegeheime die zukünftige Nachfrage nicht
abdecken. „Care-Management“ ist das Stichwort der an den tatsächlichen Bedürfnissen
ausgerichteten Angebote. Gegenseitige, nicht bezahlte Hilfe muss organisiert werden,
Dienstleistungsangebote sollten im Quartier vorhanden sein (z.B. Pflegekerne an Schulen).
Gebäude, die für einen Umbau zu altersgerechten Wohnungen geeignet sind, finden
sich in Rüsselsheim vor allem in den Beständen der Wohnungsbaugesellschaften, also
nicht im Innenstadtkern. Dort käme nur ein Neubau oder die Nutzung des Opel Forums
in Frage. Der Neubau altersgerechter Wohnungen an der Mainpforte ist unter dem
Gesichtspunkt der Angebote in der Innenstadt abzuwägen. Die Konzepte des zukünfti-
108
Rüsselsheim 2020
gen Investors im Opel Forum sollten auf die Vereinbarkeit mit Wohnungen für Senioren
geprüft werden. Die vorgeschlagene Arbeitsgruppe „Wohnen in Rüsselsheim“ sollte
sich zu diesem Thema gezielt um erfahrene Architekten verstärken. Spezielles Knowhow der Projektgestaltung, Vertragswesen und Finanzierung sollte einbezogen werden,
sofern es nicht bei den Wohnungsbaugesellschaften vorhanden ist.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, STEG, Arbeitsgruppe Wohnen, private Initiativen/ Vereine, Träger karitativer Einrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing
Zielgruppen: Senioren aus Rüsselsheim und den Nachbarkommunen
Umsetzungshorizont: Arbeitsgruppe Wohnen definiert ein Projekt in 2007.
109
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.4 Infrastruktur anpassen
Handlungsschwerpunkt
Die Infrastruktureinrichtungen und -angebote stellen einen wichtigen Standortfaktor in
Rüsselsheim dar. Die Experten bewerten die Ausstattung mit öffentlicher Infrastruktur
zum Teil als gut und breit angelegt, der Funktion als Mittelzentrum angemessen. Die
quantitative Ausstattung mit Schulen und Kindergärten/ Kindertagesstätten wird ebenfalls positiv bewertet.
Von einigen Experten wird inzwischen bei einem Teil der Infrastruktur aber eine Überdimensionierung gesehen, d.h. die ursprünglich auf 100.000 Einwohner angelegte Ausstattung wird als nicht mehr angemessen und vor allem wegen der Unterhaltungs- und
Instandhaltungskosten in diesem Umfang mittel- bis langfristig als nicht mehr finanzierbar eingestuft.
Das Engagement privater Träger ist bisher eher gering. In der quantitativen und qualitativen Anpassung an heutige Gegebenheiten liegt daher einer der Handlungsschwerpunkte der Stadtentwicklung. Ziel muss es sein, Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Bewohner mit den kommunalen Möglichkeiten in Einklang zu bringen und den
Handlungsspielraum durch Kooperationen zu erhöhen.
Überlegungen zur Verlagerung von Bildungseinrichtungen sind nicht neu. Es fehlt jedoch bisher eine quantitative und qualitative Arbeitsgrundlage, die die Möglichkeiten
sowie Chancen und Risiken solcher Vorhaben aufzeigt. Es müssen Modelle gefunden
werden, die das Niveau des Angebotes bewahren, aber moderner und effizienter funktionieren und wenn möglich den kommunalen Haushalt entlasten.
110
Rüsselsheim 2020
Aufgabenfelder
Der Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“ umfasst die folgenden Aufgabenfelder:
Infrastruktur quantitativ an bestehende und zukünftige Einwohnerzahl anpassen
Infrastruktur qualitativ an Einwohnerstruktur und an Ziele der Stadtentwicklung anpassen
Der demografische Wandel wird zunehmend spürbar werden. Die Einwohnerzahl pro
Hektar wird sinken, die Altersstruktur wird sich hin zu einem geringeren Anteil von Kindern und jungen Menschen verschieben (vgl. Kapitel 2.1.1). Auch der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund wird im Verhältnis eher wachsen. Diese Entwicklungen sind mit Konsequenzen für die Nachfrage von Infrastruktureinrichtungen verbunden.
Tabelle 12
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Infrastruktur anpassen“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Infrastruktur quantitativ an bestehende und zukünftige Einwohnerzahl
anpassen
Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen
Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen,
Beteiligungen prüfen
Kooperationen mit Nachbarkommunen
Infrastruktur qualitativ an Einwohnerstruktur und an Ziele der Stadtentwicklung anpassen
Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur
Gewinnung von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der
Innenstadt
Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen
Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernen
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
111
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.4.1
Infrastruktur quantitativ anpassen
Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen
Sozialgerechte und ökonomisch tragfähige Anpassungen gelingen am besten, wenn
Entscheidungskriterien transparent sind, Planungssicherheit besteht und langfristige
Entscheidungen nicht von möglichen Lobbyinteressen konterkariert werden. Die Tragfähigkeit der Rüsselsheimer Quartiere und Siedlungen mit ihren Einrichtungen ist nur
im Zusammenspiel gesamtstädtischer Planungen, sektoraler Fachplanungen sowie
quartiersbezogener Standortplanungen zu steuern. Grundlage des weiteren Handelns
ist daher die systematische Bewertung der Einrichtungen, ihrer Auslastung, ihrer Potenziale, der Kosten und des Gebäudezustandes (zentrale Maßnahme). Technische
Infrastruktur wie Straßen und Leitungen sind in diesem Zusammenhang nicht gemeint.
Die Analyse sollte fachbereichsübergreifend auch mit der Bedeutung der Einrichtung
für das Quartier, die Gesamtstadt und die Region abgewogen werden.
Beispiel Schulen: Sinkende Schülerzahlen in einem
Quartier sind nicht der allein ausschlaggebende Faktor
für die Schließung. Auch die Lage, die Erreichbarkeit, das
pädagogische Profil, die ökonomische Verwertbarkeit des
Standortes, die Umfeldentwicklung und die Verfügbarkeit
von Angeboten in der Nachbarschaft müssen abgewogen
werden.
Beispiel
Gelände
an
der
Walter-Flex-Straße:
Die
Infrastrukturanalyse sollte sich auch über das Gelände
des städtischen Betriebshofes und der Stadtwerke
Städtischer Betriebshof, Rüsselsheim
erstrecken, da diese Lage für eine Wohnnutzung geeignet erscheint.
Grundsätzlich ist die Anzahl der Einwohner Rüsselsheims und der Nutzeranteil aus der
Region dem Bestand an Infrastruktur gegenüberzustellen. Der Blick auf Städte vergleichbarer Größe und Lage kann dazu dienen, einen Maßstab zu finden, wie die Dimensionierung von Infrastruktureinrichtungen mit dem tatsächlichen Bedarf in Einklang
gebracht werden kann.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Träger der Einrichtungen
Zielgruppen: Bürger und Initiativen, Nutzer aus der Region
Umsetzungshorizont: Frühzeitig ist die Entscheidung über die Unterbringung von Einrichtungen im Opel Forum zu treffen. Parallel muss auf gesamtstädtischer Ebene die
Infrastrukturanalyse begonnen werden.
112
Rüsselsheim 2020
Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen, Beteiligungen prüfen
Der Rückzug der Kommune aus der Finanzierung einer Einrichtung bedeutet nicht
zwangsläufig deren Ende. Trägerschaften durch Vereine, Stiftungen und Private sind
möglich und andernorts vielfach üblich. Wichtig ist, Kernaufgaben der kommunalen
Versorgung sicherzustellen.
Folgende Formen der Privatisierung sind denkbar: 1. die materielle Privatisierung, d.h.
eine kommunale Aufgabe komplett in den privatwirtschaftlichen Bereich zu entlassen,
2. Beauftragung privater Dritter zur Erfüllung von Aufgaben, die weiter in städtischer
Verantwortung bleiben, z.B. die Müllabfuhr, 3. die formelle Privatisierung, bei der nur
eine private Rechtsform gewählt wird, z.B. Eigengesellschaften, 4. verschiedene Formen des Public Private Partnership oder Investitionsfinanzierungen wie Leasing. Klar
ist, dass Privatisierungen durch Substanzveräußerungen nicht zwangsläufig einen
Ausweg aus der kommunalen Finanzmisere bedeuten. Sie sind kein Allheilmittel zur
dauerhaften Haushaltssanierung. Viele Aufgaben können auch aus rechtlichen Gründen nicht privatisiert werden. Die Entscheidung über Art und Umfang einer Privatisierungsmaßnahme kann nur im Einzelfall anhand detaillierter Wirtschaftlichkeitsprüfungen und unter Abwägung der sonstigen maßgeblichen Faktoren getroffen werden.
Beispiel Schwimmbäder: Die Übertragung von Bädern an
Vereine ist andernorts bereits erprobte Praxis. Allerdings
sind in der Regel weiterhin städtische Zuschüsse
erforderlich.
Beispiel öffentliche Grünflächen: Die Grünanlagen in
Rüsselsheim sind sehr gepflegt und stellen eine Qualität
für den öffentlichen Raum der Stadt dar. Diese Annexaufgabe der Stadt ist auch in Kooperation mit anderen
Kommunen denkbar. Auch für die Trägerschaft von
Parks
Ostpark, Rüsselsheim
durch
Vereine
gibt
es
Beispiele
(Bremen,
Wuppertal). Für Rüsselsheim ist die Übernahme von
Patenschaften kleinerer Einheiten – wie die Voliere oder
der Teich im Stadtpark – realistischer.
Eine Kooperation mit Opel könnte für die Renovierung des Alten Friedhofs initiiert werden, der unmittelbar an das Werksgelände angrenzt und eng mit der Unternehmensgeschichte verknüpft ist. Es bietet sich an, gleichzeitig die Wegeverbindung zwischen
Mainvorland, vorbei an der Wasseraufbereitung des Opelwerks, über den Alten Friedhof zum Westend einzubeziehen.
Beispiel Sporthallen: Prinzipiell ist für diese Einrichtungen das Modell des „sale and
lease back“ möglich. Der tatsächliche Nutzen ist aber in einer wirtschaftlichen Bilanz
und ihren Bedingungen (unter Umständen langfristige, unflexible Mietverträge) zu prüfen. Festzustellen ist, dass die Hallen als Veranstaltungsorte, für Schulen und Vereine
113
Rüsselsheim 2020
notwendige Funktionen erfüllen. Wie bereits beim Freizeitbad genannt, besteht auch
hier die Möglichkeit der Übertragung an einen ansässigen Verein.
Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Vereine, Private Investoren
Zielgruppen: Bürger und Vereine
Umsetzungshorizont: Beteiligungen Privater an öffentlichen Einrichtungen sind mittelfristig zu prüfen (2007-2009).
Kooperationen mit Nachbarkommunen
Gemeinsame Entwicklungsleitlinien mit den Nachbarkommunen sind ein zukunftsweisendes Ziel zur Vermeidung ruinösen Wettbewerbs um Bürger und Gewerbe.
Langfristig kann eine gemeinsame Profilierung und Positionierung zur Schonung der
kommunalen Ressourcen beitragen. Häufig werden interkommunale Projekte (wie auch
beim Programm „Stadtumbau in Hessen“) von Seiten des Landes, des Bundes oder
der Europäischen Union ausdrücklich gefördert. Für die Kooperation gibt es grundsätzlich folgende Formen:
Quelle: HA Hessen Agentur GmbH
Klassische Kooperationsfelder sind die Wasserversorgung und -entsorgung, die Bildung eines gemeinsamen Ordnungsbehördenbezirks, eine gemeinsame Abfallwirtschaft, Verkehrs- und Nahverkehrskooperationen oder der Bereich Tourismus.
Weiterhin kann eine interkommunale Zusammenarbeit beispielsweise in den Bereichen
Beschaffungswesen, Ausbildung und Personalverwaltung oder bei Bauhöfen erfolgen.
Darüber hinaus besteht aber auch die Möglichkeit von Kooperationen im Rahmen der
Wirtschaftsförderung, des Standortmarketings, der Kultur, der außerschulischen Bildung, der Jugendpflege und des Wohnungsmarkts.
114
Rüsselsheim 2020
Als Hemmnis wird häufig der Verlust der eigenen Gestaltungsfreiheit, organisatorischer
Mehraufwand, unterschiedliche Leistungsbereitschaft und -vermögen der Partner und
rechtliche Unsicherheiten gesehen. Hier sind externe Moderation und rechtliche Beratung hilfreich.
Als Erfolgsfaktoren sind zu nennen:
1.
der klare politische Wille,
2.
eine gemeinsame Vertrauensbasis,
3.
eine Kooperation auf Augenhöhe,
4.
ein fairer Interessenausgleich,
5.
die Einbindung von Akteuren in Kommunalpolitik, Bürgerschaft und Verwaltung,
6.
die Einbindung externen Sachverstandes,
7.
klare Leitbilder und realisierbare Ziele und
8.
Transparenz.
Hauptakteure: Stadtverwaltung und städtische Gesellschaften, Nachbarkommunen
Zielgruppen: Ämter und weitere städtische Einrichtungen
Umsetzungshorizont: Die bereits initiierte Kooperation zwischen Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach innerhalb des Programms „Stadtumbau in Hessen“ wird vom
Land Hessen und vom Bund unterstützt und ermöglicht die finanzielle Förderung konkreter Planungs- und Umsetzungsschritte in den kommenden Jahren.
115
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.4.2
Infrastruktur qualitativ anpassen
Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur Gewinnung
von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der Innenstadt
Die Konzentration der öffentlichen Einrichtungen entlang Rugby-Ring/ Am Brückweg
hat als neue Mitte der Stadt nicht funktioniert. Der Innenstadt dagegen fehlen öffentliche Einrichtungen wie Theater, Volkshochschule, Musikschule und Bücherei. Den Einrichtungen am Treff ist eine Verlagerung, beispielsweise in das Opel Forum, unter Einbeziehung der Verwertung der frei werdenden Flächen für Wohnen gegenüberzustellen. Diese potenziellen Wohnbauflächen wären nicht
von den Restriktionen des Siedlungsbeschränkungsbereichs betroffen, da sie innerhalb des bebauten
Stadtgefüges liegen. Die Struktur der benachbarten
Wohnbebauung kann weitergeführt werden.
Hauptakteure: Städtische Ämter, Eigenbetrieb „Bildung
und Kultur“
Zielgruppe: Bürger, Träger der Einrichtungen
Umsetzungshorizont:
Voranzustellen
ist
die
Infra-
strukturanalyse (siehe zentrale Maßnahme).
Am Treff, Rüsselsheim
Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen
Die Qualität einer Einrichtung ist nicht allein anhand der quantitativen Auslastung zu
bewerten. Für die Stadtteilbewohner haben Schulen eine große integrierende Bedeutung als Quartierszentren. Synergien bei der Ausnutzung von Schulgebäuden können
in der Tagesbetreuung für ansonsten selbstständig lebende Senioren liegen. Unterricht
für Eltern mit Migrationshintergrund in der Schule/ Kindertagesstätte ihrer Kinder und
Volkshochschulkurse in Sonderräumen der weiterführenden Schulen sind weitere Beispiele für Mehrfachnutzung von Gebäuden, die zugleich das soziale Gefüge in der
Nachbarschaft stärken können.
Hauptakteure: Städtische Ämter, Träger der Einrichtungen, Eigenbetriebe „Kultur und
Bildung“
Zielgruppe: Bürger, Träger der Einrichtungen
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich, angepasst an Bevölkerungsentwicklung.
116
Rüsselsheim 2020
Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernen
Das lebensbegleitende Lernen ist für weite Kreise der Bevölkerung selbstverständlich
geworden. Der leichte Zugang zu Aus- und Weiterbildung ist ein zukunftsweisender
Aspekt, gerade für Kommunen mit einem hohen Anteil von Migranten.
Aus den Eckpunkten der Schulentwicklungsplanung geht hervor, dass Rüsselsheim
bereits ein Bildungszentrum der Region ist und hinsichtlich Angebotsvielfalt, Qualität
und räumlicher Ausstattung gut für die Zukunft aufgestellt ist. Die optimale Erreichbarkeit Rüsselsheims ist dabei ein großer Angebotsvorteil.
Ein Ausbau dieser zentralen Funktion durch spezialisierte Angebote von öffentlichen
und privaten Schulen sowie dem Bereich Weiterbildung dient der weiteren Profilierung
des Bildungsstandorts.
Hierbei ist der Kooperation zwischen den relevanten Akteuren eine besondere Bedeutung beizumessen. Die öffentlichen und privaten Bildungsträger können sich beispielsweise zu einem lokalen „Bündnis für Bildung“ vernetzen und gemeinsame Kampagnen
gestalten.
Hauptakteure: Vereine, Initiativen, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“
Zielgruppe: Alle Kreise der Bevölkerung
Umsetzungshorizont: Kontinuierlich.
117
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
4.5 Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren
Handlungsschwerpunkt
Aufgabenfelder
Bildung, Kultur und Kunst, Sport und Freizeit sind elementare Merkmale für die Lebensqualität und Atmosphäre in einer Stadt. Die Bindung der Bevölkerung an ihre Stadt
hängt in hohem Maße von diesen weichen Standortfaktoren ab.
Das Angebot an Bildungseinrichtungen wird von den Experten positiv bewertet. Von
Kindergärten über Schulen bis zur Fachhochschule und der Erwachsenenbildung der
Volkshochschule wird ein breites Spektrum geboten.
Auffällig ist, dass die Angebote in Kunst und Kultur, aber auch in Sport (Breiten- und
Spitzensport) und Freizeit zwar als gut bewertet werden, dies aber in der Region nahezu unbekannt ist. Es gibt Ansätze für alternative Kulturszenen, „hochkulturelle“ Veranstaltungen werden jedoch eher in den umliegenden Großstädten besucht. Häufig bemängelt wird das gastronomische Angebot.
Der hohe Anteil der Migranten, vor allem bezogen auf die Präsenz in Schulen und in
der Innenstadt, wird als problematisch angesehen. Prinzipiell scheint eine friedliche
Koexistenz zu bestehen, ein konstruktiver Umgang mit dem Thema Integration steht
aber erst am Anfang. Integration ist elementar für die Zukunftsfähigkeit Rüsselsheims.
Hieraus ergibt sich ein Querschnittsthema in allen Bereichen der Stadtentwicklung.
Bildung und Kultur können – wie auch Sport – wichtige Beiträge hierzu leisten.
Als „weiche Standortfaktoren“ wirken Bildung, Kultur und Freizeit in alle formulierten
Oberziele hinein, insbesondere jedoch in das Oberziel „Standort mit zukunftsorientierter
Ausstrahlung“. Die Verknüpfungen zu anderen Handlungsschwerpunkten wie „Innenstadt aufwerten“ oder „Infrastruktur anpassen“ sind selbstverständlich.
Die Maßnahmen im Aufgabenfeld „Freizeit, Kultur und Bildung qualifizieren“ sind eher
schlaglichtartig zu verstehen. Kriterien für die Auswahl waren ihre Bedeutung für besonders wichtige Orte der Stadt (Opel Forum, Bahnhofsplatz, Mainvorland), ihre besondere Wirkung auf Zielgruppen (Golfplatz, Privatschule) und ihr identitätsstiftender
Charakter nach innen bzw. ihre Außenwirkung in die Region.
118
Rüsselsheim 2020
Aufgabenfelder
Der Handlungsschwerpunkt „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“ umfasst in Rüsselsheim folgende Aufgabenfelder:
Zeitgemäße Angebote entwickeln
Angebote als „weiche Standortfaktoren“ weiterentwickeln
Da nach Ansicht mehrerer lokaler Experten heutzutage viele Rüsselsheimer auch wegen der nicht ausreichend auf sie abgestimmten Angebote „an der Stadt vorbei leben“,
ist eine moderne Konzeption mit zeitgemäßen Angeboten für die Bürger notwendig.
Des Weiteren sind die Angebote der Stadt als „weiche Standortfaktoren“ verstärkt zu
entwickeln. Wie schon in Kapitel 4.1 beschrieben, nähern sich die Kommunen in
Deutschland hinsichtlich der harten Standortfaktoren immer weiter aneinander an. Vor
allem bei Standorten, die sich hinsichtlich der klassischen Ansiedlungskriterien nur
unwesentlich voneinander unterscheiden, können die so genannten „weichen Standortfaktoren“ für die Beschäftigten der Unternehmen, zu denen auch Freizeit-, Kultur- und
Bildungsangebote gehören, den Ausschlag für eine Unternehmensansiedlung geben.
Aber auch die Gewinnung neuer Einwohner und die
Bindung der bereits ansässigen Bürger an ihre Stadt
erfolgt ganz wesentlich über weiche Standortfaktoren wie
Schulen, Freizeiteinrichtungen, kulturelles Angebot und
Einkaufsmöglichkeiten.
Da in der vorliegenden Arbeit eine ökonomische
Schwerpunktsetzung verfolgt wird, werden im folgenden
Kapitel keine Eckpunkte einer umfassenden Bildungs-,
Kultur-
und
Freizeitkonzeption
für
Rüsselsheim
entwickelt. Vielmehr wird an einigen Beispielen skizziert,
Installation am Rheinufer und Kampagne zur Baukultur, Köln
welche
zukünftige
Schwerpunktsetzung
in
diesem
Aufgabenfeld als notwendig erachtet wird, um den
Strukturwandel der Stadt zu unterstützen.
Zusätzliche neue Angebote – besonders im Freizeitbereich – sollten durch die Trägerschaft Privater gesichert werden. Die Stadt kann punktuell unterstützend tätig werden.
Derzeit sind im Bildungs- und Kulturbereich in Rüsselsheim umfangreiche Umstrukturierungen zu verzeichnen. Organisatorisch ist die Bildung des Eigenbetriebs „Bildung
und Kultur“ in Vorbereitung. Er vereint Volkshochschule, Theater, Kulturverwaltung und
Musikschule. Inhaltlich wird derzeit durch das „Kulturprofil“ eine Gesamtkonzeption und
Neustrukturierung der Rüsselsheimer Kulturpolitik erarbeitet.
Die Ideen und kulturellen Aktivitäten aller an der Kultur Beteiligten in Rüsselsheim, also
auch die freier Träger wie beispielsweise das „Kulturforum“ (ein Zusammenschluss
119
Rüsselsheim 2020
kunstschaffender Rüsselsheimer), sollten in das neue „Kulturprofil“ einfließen. Das
neue Angebot richtet sich einerseits an die Rüsselsheimer Bevölkerung, andererseits
entfaltet die Umsetzung des neuen Profils der Stadt eine aktivierende Wirkung in die
Region – auch im touristischen Sinne.
Tabelle 13
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Zeitgemäße Angebote entwickeln
Freizeitnutzungen im Opel Forum
Kulturplatz - Bahnhofsplatz
Angebote als weiche
Standortfaktoren weiterentwickeln
Internationale Schule
Mainvorland als Freizeitprojekt
Stadtmarketing und Tourismus
Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
120
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.5.1
Zeitgemäße Angebote entwickeln
Freizeitnutzungen im Opel Forum
Im Rahmen der Entwicklung des Opel Forums wird empfohlen, auch privatwirtschaftlich
betriebene Freizeitnutzungen mit einzubeziehen.
Während in Mainnähe (Opelvillen/ Festung/ Palais Verna) eher „klassische“ kulturelle
Angebote vorgehalten werden, kann das Opel Forum komplementär mit modernen
Kultur- und Freizeitnutzungen wie Fitness, Wellness, Tanz, Kampfsport, (Erlebnis)Gastronomie oder der genannten Studiobühne aufgewertet werden. Auch das Angebot
der vorhandenen „Jazz-Fabrik“, durch die sich Rüsselsheim im ganzen Rhein-MainGebiet einen Namen als „Jazz-Stadt“ gemacht hat, ist ein Anknüpfungspunkt.
Hauptakteure: Adam Opel GmbH, Investor, Kulturszene, Private, Jazz-Fabrik, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“, Sanierungsträger
Zielgruppen: Bevölkerung Rüsselsheims und der Region
Umsetzungshorizont: Parallel zur Umstrukturierung des Opel Forums, Eckdaten müssen 2007 fixiert sein.
Kulturplatz - Bahnhofsplatz
Aufgrund der aktuellen Neugestaltung des Bahnhofs und des Bahnhofsplatzes, der
Aufwertung der Fassade des C&A-Gebäudes und der geplanten Entwicklung des Opel
Forums bildet sich ein markanter neuer Schwerpunkt in der Rüsselsheimer Innenstadt.
Der Bahnhofsplatz verfügt bereits heute über eine hohe
Besucherfrequenz
und
eine
optimale
Anbindung.
Kulturelle Angebote können das Opel Forum zukünftig
auszeichnen
(vgl.
Kapitel
4.2.1),
gastronomisches
Angebote sind vorhanden bzw. werden noch entstehen.
Wie sich eine „Bespielung“ des Platzes darstellen könnte,
hat die Fußball-Weltmeisterschaft im Frühsommer 2006
gezeigt. Kombinationen und Kooperationen sind vielfältig
denkbar: Lesung und Film, Konzert und Fest, Kinder- und
Schulprogramme etc.
Schauburg Rüsselsheim
Es bietet sich auch die Möglichkeit, gezielt Randzeiten der
Freizeitkultur in der Innenstadt Rüsselsheims zu nutzen
(z.B. Veranstaltungen Sonntag nachmittags, nachts, nach
Ladenschluss), um Rüsselsheim in der Region weiter zu profilieren. Hintergrund dieser
Empfehlung ist, dass dies zum einen in Verbindung mit einer Vereinheitlichung der
Ladenöffnungszeiten zu einer Belebung der Innenstadt führen kann, zum anderen auch
121
Rüsselsheim 2020
zu den klassischen Zeiten (z.B. Samstag abends) das konkurrierende Angebot in den
umliegenden Oberzentren zu groß ist.
Hauptakteure: Anrainer des Bahnhofsplatzes, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“, private
Akteure
Zielgruppen: Bevölkerung Rüsselsheims und der Region
Umsetzungshorizont: Finanzierungsmöglichkeiten für Baumaßnahmen bestehen im
Rahmen der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme.
122
Rüsselsheim 2020
Oberziele
Handlungsschwerpunkte
Aufgabenfelder
4.5.2
Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln
Internationale Schule
Rüsselsheim hat ein ausgewogenes Schulangebot und eine vielfältige Bildungslandschaft. Eine weitere Ergänzung dieses Angebots kann durch eine Schule in privater
Trägerschaft erfolgen. Ein entsprechendes Angebot wurde von unterschiedlichen lokalen Experten als wichtiger Standortfaktor zur Bindung und Neugewinnung von Familien
in Rüsselsheim gefordert. In Anbetracht der besonderen Situation Rüsselsheims als
Konzernsitz international tätiger Unternehmen besteht eine ausgesprochene Lagegunst
für eine internationale Schule, möglicherweise auch mit Bezug zum asiatischen Kulturkreis. Als Projekt mit hoher regionaler Bedeutung könnte es gegebenenfalls in Kooperation mit den Nachbarkommunen realisiert werden.
Die Schule wäre nicht nur für die bestehenden Unternehmen ein Gewinn, sondern auch
ein bedeutender Standortfaktor für Neuansiedlungen. Gleichzeitig wird eine Weltoffenheit und Internationalität der Stadt dokumentiert, die auch Auswirkungen auf das
Selbstverständnis, die Außenwirkung und das kulturelle Leben Rüsselsheims haben
würde.
Der Standort muss sehr sorgfältig gewählt werden. Eine internationale Schule in der
Innenstadt könnte die beabsichtigte Aufwertung dieses Teilbereichs von Rüsselsheim
unterstützen (gegebenenfalls Umnutzung im Bestand).
Hauptakteure: Private Schulträger
Zielgruppe: Familien in Rüsselsheim und der Region, Neubürger
Umsetzungshorizont: Da die Maßnahme vor allem von einem Privaten bewegt wird, ist
die Rolle der Stadtverwaltung auf die Standortfindung und Kooperation bei der Umsetzung reduziert. Zunächst muss ein möglicher Anbieter identifiziert werden.
Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte
Die in Rüsselsheim arbeitenden qualifizierten und hochqualifizierten Beschäftigten
sowie die Studenten, die derzeit häufig nur in der Stadt arbeiten/ studieren und hier
nicht ihre Freizeit verbringen, mit entsprechenden Freizeit- und Kulturangeboten zu
versorgen ist eine zusätzliche Herausforderung. Dies wird auch vor dem Hintergrund
bedeutsam, dass die Beschäftigten in den Unternehmen der als aussichtsreich erachteten Wachstums- und Dienstleistungsbranchen (siehe Kapitel 2.3.1) in der Regel höhere
Anforderungen an die weichen Standortfaktoren stellen.
In der Bürgerschaft hat sich bereits ein Bewusstseinswandel vollzogen und es herrscht
eine breite Akzeptanz für die Notwendigkeit von Angeboten für Hochqualifizierte, was
123
Rüsselsheim 2020
zumindest in der Vergangenheit bei der Entwicklung solcher Maßnahmen nicht immer
der Fall war. Dies wurde auch von einigen lokalen Experten betont.
In diesem Zusammenhang ist die mögliche Entwicklung
eines
Golfplatzes
in
Rüsselsheim
gegenüber
dem
Gewerbegebiet „Blauer See“ (westlich der Adam-OpelStraße) als weicher Standortfaktor der Stadt ausdrücklich
zu begrüßen. Rüsselsheim ist wegen der vorhandenen
Vereine und vielfältigen Angebote eine Sportstadt, daher
würde ein Golfplatz zu einer weiteren Profilierung der
Stadt in dieser Richtung führen. Der Golfsport ist in der
breiten
Bevölkerung
angekommen.
Der
ansässige
Ruderclub veranstaltet bereits Golfturniere außerhalb der
Stadt.
Golfplatz Am Katzberg mit öffentlichem Durchgang, Langenfeld
Eine weitere Herausforderung liegt im gastronomischen
Angebot. Man muss sich schon gut auskennen, um die
(wenigen) attraktiven Restaurants/ Kneipen/ Bars der Stadt ausfindig zu machen. Über
die Stadt hinaus sind auch diese nahezu unbekannt, die Gastronomie in den Opelvillen
ausgenommen. Nach 18 Uhr bei schönem Wetter wird die Fußgängerzone auf den
ersten Blick von Eisdielen und Imbissbuden dominiert.23
Es ist davon auszugehen, dass sich diese Situation verbessert, wenn sich die Pole
Bahnhofsplatz/ Opel Forum und Mainpforte/ Mainvorland zu ganz neuen Adressen
gewandelt haben und die publikumsintensiven Einrichtungen Volkshochschule und
Stadtbücherei in der Innenstadt liegen. Berücksichtigt man den Wunsch, die Bevölkerungsstruktur in der Innenstadt ausgewogen zu entwickeln und auch höher Qualifizierte
hier zu gewinnen, muss auch das Angebotsspektrum in der Gastronomie attraktiver
werden. Eine erste private Angebotserweiterungen könnten zum Beispiel eine Kaffeebar und eine Suppenbar, beide klein und modern, in der Marktstraße darstellen.
Hauptakteure: Private Betreiber, Stadt Rüsselsheim, Öffentlichkeitsarbeit/ Stadtmarketing
Zielgruppen: Beschäftigte und Unternehmer in Rüsselsheim (inkl. ausländischer Communities), Studierende der Fachhochschule
Umsetzungshorizont: Freizeitanlage Golfplatz: Zunächst ist ein weitgehender politischer Konsens über den neuen Golfplatz herzustellen, denn die Umsetzung erfordert
Durchhaltevermögen. Ebenso sollte Sorgfalt auf die Planung verwendet werden. Die
Einbeziehung von Naturschutzbelangen und Naherholungsbedürfnissen sowie die
angemessene Information und Einbindung der Bürger ist zentral für die zu erzielende
Qualität und Akzeptanz. Ziel: Inbetriebnahme 2009.
23
Die Gastronomie am Main wurde schon im Kapitel 4.2.3 behandelt.
124
Rüsselsheim 2020
Mainvorland als Freizeitprojekt
Nachdem bereits in Kapitel 4.2.3 die stadträumliche Bedeutung des Mainvorlandes
erörtert wurde, wird hier auf seine Bedeutung als Plattform für Freizeit und Kultur eingegangen.
Bisher dominiert der Schutz der Stadt vor dem Fluss bzw.
dem
möglichen
Hochwasser.
Künftig
sollte
das
Mainvorland einen von weiten Teilen der Bevölkerung
und von Gästen der Stadt genutzten öffentlichen Raum
darstellen.
Das Mainufer ist als Erlebnisraum und Freizeitbereich für
die gesamte Stadt zu entwickeln, der in regionale Routen
entlang des Mains wie den Regionalpark Rhein-Main und
die Route der Industriekultur eingebunden ist. Eine
verstärkte Freizeitnutzung verträgt sich auch mit der
Fußball vor den Opelvillen, Rüsselsheim
Fluglärmbelastung in diesem Teilbereich der Stadt, was
beispielsweise die Annahme der „Strandbar“ durch die
Bevölkerung zeigt. Als Beispiele für eine Mainufernutzung können neben der Nutzung
als Festplatz oder als Citybeach mit „Strandbar“ im Sommer auch temporär Open-AirKino, Skulpturenpark, Grillplatz und ein informeller Spielbereich das Mainvorland beleben. Der Fährbetrieb nach Flörsheim oder auch eine Überbrückung des bisher nicht
passierbaren Opel Geländes am Main würden für Fußgänger und Radler Attraktionen
darstellen und zahlreiche Besucher anlocken.
Auch ein gemeinsames Sommerfest, das an verschiedenen Orten entlang des Mainufers stattfindet (z.B. Schwimmbad, Gelände der Sportvereine, Clubhaus, Festung,
Stadtpark, Opelvillen, Mainterrasse und Kulturzentrum „Das Rind“), lenkt die Aufmerksamkeit der Rüsselsheimer und ihrer Gäste auf den Fluss und seine Qualitäten.
Eine Landesgartenschau im Jahr 2014 oder 2018 könnte für Rüsselsheim ein weiterer
Entwicklungsbaustein sein. Sie bietet die Chance, alle notwendigen Maßnahmen – vom
Lückenschluss der Regionalpark-Route am Opel-Gelände über die Mainpforte bis zu
den Sportanlagen – innerhalb weniger Jahre umzusetzen. Allerdings wird das Opel
Forum viele Ressourcen in den kommenden Jahren binden. Daher stellt sich die Frage,
ob ein weiteres Großprojekt in hoher Qualität parallel bewältigt werden kann, zumal
eine Landesgartenschau hohe finanzielle Aufwendungen benötigt.
Ob für neue Akzente wie Sitzstufen zum Main, bessere Gestaltung des Anlegers,
Lichtakzente etc. weitere Mittel von der Regionalpark Südwest GmbH eingesetzt werden können, ist zunächst zu prüfen.
Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Stadtmarketing, Regionalpark Südwest GmbH, Träger der Einrichtungen, Sanierungsträger
125
Rüsselsheim 2020
Zielgruppen: Rüsselsheimer Bevölkerung, Nutzer der Regionalpark-Route, Tagestouristen
Umsetzungshorizont: Stufenweise bis 2020, zunächst in 2007 politischer Konsens und
Finanzierungskonzept.
Stadtmarketing und Tourismus
Tourismus spielt in Rüsselsheim – mit Ausnahme des Opel-Werks – bisher kaum eine
Rolle. Jährlich ca. 40.000 Werksbesucher bei Opel sind aber ein idealer Anknüpfungspunkt, neue Wege im Bereich Tagestourismus zu gehen.
Als ein Beispiel ist hier eine zukünftige Tour skizziert:
Eine Anreise von Frankfurt oder Mainz/ Wiesbaden mit dem Schiff nach Rüsselsheim,
Führung mit Abstecher zur Werkstatt Adam Opels als Gründungsort durch die
Marktstraße zum Bahnhofsplatz mit dem Portal des neuen Opel Forums,
Werksführung,
an den neu gestalteten Fassaden der Marktstraße und des Schäfergassenviertels in den Stadtpark entlang,
weiter in eine Ausstellung in den Opelvillen und in die Festung.
Die Zeit, bis das Schiff, der Bus oder die Bahn wieder abfahren, reicht noch für einen
Snack im Clubhaus/ den Mainterrassen oder an der Mainbar (ehemalige Bar am Löwenplatz) oder sogar für eine Einkehr in das Restaurant in den Opelvillen.
Hauptakteure: Stadtmarketing, Kulturamt, Regionalpark Südwest GmbH, Adam Opel
GmbH
Zielgruppen: Tagestouristen aus der Region, Betriebsausflüge
Umsetzungshorizont: Sofort möglich.
126
Rüsselsheim 2020
5
Fazit und Ausblick
Mit der vorliegenden Studie werden Empfehlungen für die Bewältigung des massiven
Strukturwandels aufgezeigt. Die Akteure erhalten eine Handreichung, mit der sie sich
auf die Ziele einer zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims verständigen und diese
durch entsprechende Maßnahmen auch erreichen können. Im Rahmen dieser Konsensfindung sollten auch öffentliche Diskurse über die Ziele und deren Umsetzung
geführt werden.
Wichtig ist, dass sich die Stadt Rüsselsheim bewusst neu aufstellt und die vorhandenen Potenziale der Stadtentwicklung möglichst effektiv nutzt. Eine verstärkte Wirtschaftsorientierung ist hierbei einer der zentralen Bausteine, denn die Wirtschaftskraft
am Ort ist einer der entscheidenden Motoren der Stadtentwicklung Rüsselsheims. Parallel zur Erarbeitung der Studie „Rüsselsheim 2020“ wurden in der Stadt bereits erste
Empfehlungen, beispielsweise einen zentralen „Wirtschaftsservice“ zu gründen, auf
den Weg gebracht.
Auch das Erscheinungsbild der Stadt hat die Chance auf eine positive Weiterentwicklung. So kann von einer für Rüsselsheim maßgeschneiderten neuen Nutzung des Opel
Forums ein zentraler Impuls für die Innenstadt ausgehen, wenn die Umsetzung von der
Stadt partnerschaftlich mitgesteuert wird und auch die Interessen der ansässigen Einzelhändler berücksichtigt werden. In Verbindung mit einer stärkeren Betonung der Achse „Marktstraße“ vom Main bis zum neu gestalteten Bahnhof (und in der Zukunft eventuell auch über den Bahnhof hinaus) kann Rüsselsheim seine Innenstadt auch städtebaulich neu akzentuieren.
Mit einer Vielzahl von pragmatischen, auf Rüsselsheim zugeschnittenen Maßnahmenvorschlägen wird den politischen Entscheidungsträgern mit „Rüsselsheim 2020“ das
notwendige Rüstzeug an die Hand gegeben, um die vorgeschlagenen Oberziele erreichen zu können. Die vorliegende Studie ist jedoch nicht als abschließend und statisch
anzusehen. Vielmehr muss das Gesamtkonzept kontinuierlich auf seine Aktualität geprüft und bei Bedarf fortgeschrieben werden. Sowohl Handlungsschwerpunkte als auch
Aufgabenfelder sind Änderungen unterworfen und die erfolgreiche Umsetzung von
Maßnahmen kann wieder Kapazitäten freisetzen. Bei der Durchführung einzelner Maßnahmen ist die Stadt wesentlich auf private Akteure und die Kooperation mit Dritten
angewiesen. Hier gilt es, günstige Gelegenheiten beim Schopf zu packen.
Aufgrund der ökonomischen Schwerpunktsetzung von „Rüsselsheim 2020“ werden
einige in Rüsselsheim grundsätzlich bedeutende Handlungsfelder, wie Integration oder
Bildung, nicht vertieft dargestellt. Diese sind im Rahmen einer integrierten Stadtentwicklungspolitik selbstverständlich zu berücksichtigen.
Zunächst sollte eine möglichst breite politische Bestätigung von „Rüsselsheim 2020“
als Agenda bzw. Handlungsrichtlinie für die Verwaltung erfolgen. Wichtige Entscheidungen, beispielsweise im Bezug auf die Entwicklung des Opel Forums, stehen schon
127
Rüsselsheim 2020
in nächster Zeit an, so dass in der Stadt zügig und parteiübergreifend ein Grundkonsens über die zukünftige Stadtentwicklungspolitik und über das weitere Vorgehen erreicht werden muss.
In einem weiteren Schritt kann dann die systematische Umsetzung der von Seiten der
Stadt als sinnvoll erachteten Maßnahmen beginnen. Die ausgewählten Maßnahmen
sollten durch eine Zeit- und Ablaufplanung strukturiert und mittels Budgetierung gesichert werden sowie verantwortlich leitende Akteure eingesetzt und weitere Beteiligte
benannt werden.
Abschließend ist nochmals zu betonen, dass Rüsselsheim das Potenzial besitzt, den
ökonomischen Strukturwandel zu bewältigen, wenn alle Akteure zum Wohle der Stadt
an einem Strang ziehen und Maßnahmen konsequent mit dem „Mut, etwas zu wagen“
umgesetzt werden.
128
Rüsselsheim 2020
6
Anhang
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1
Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen
(Mio. Personen)
10
Tabelle 2
Entwicklung der Automobilindustrie in Deutschland
11
Tabelle 3a
Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim
(Stand 31.12.2004)
12
Tabelle 3b
Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim
12
Tabelle 4
Indikatoren des Politikfeldes "Demographische Entwicklung /
Bevölkerungspotenzial" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 17
Tabelle 5
Indikatoren des Politikfeldes "Wohnen" für die Kommune
Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003
17
Indikatoren im Politikfeld "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt"
für Rüsselsheim, Groß-Gerau, Hessen 2003
17
Indikatoren im Politikfeld "Soziale Lage / Soziale Stabilität"
für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003
18
Tabelle 8
Branchenspezifische Cluster-Indizes: Rangfolge
22
Tabelle 9
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Wirtschaft fördern“
54
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Innenstadt aufwerten“
80
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Wohnen attraktiver gestalten“
99
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Infrastruktur anpassen“
111
Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts
„Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“
120
Tabelle 6
Tabelle 7
Tabelle 10
Tabelle 11
Tabelle 12
Tabelle 13
Rüsselsheim 2020
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1
Vorgehensweise
08
Abbildung 2
Bevölkerungsentwicklung 1995-2004 in %
14
Abbildung 3
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pro 1000
Einwohner 2004
15
Abbildung 4
Kaufkraftkennziffer 2005 (Deutschland = 100)
16
Abbildung 5
Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland
19
Abbildung 6
Positionierung des LK Groß-Gerau in den 14 Leit- und
Wachstumsbranchen Deutschlands
20
Abbildung 7
Entwicklung der Beschäftigung im LK Groß-Gerau 2000-2004
20
Abbildung 8
Beschäftigungsentwicklung in den Leit- und Wachstumsbranchen
im LK Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland
21
Abbildung 9
Branchenstruktur des LK Groß-Gerau im Vergleich zu Ingolstadt
und Wolfsburg 2004
22
Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 des LK Groß-Gerau
im Vergleich
23
Innovationspotenzial: FuE-Personal in ausgewählten
Verwaltungsbezirken Hessens 2003 (Anteile in %)
24
Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Personal je1000
Erwerbstätige für 2003
25
Abbildung 13
FuE-Ausgaben in Hessen 1997 und 2003 nach Betriebsgrößen
26
Abbildung 14
Innovationspotenzial: FuE-Ausgaben in ausgewählten
Verwaltungsbezirken Hessens 1997 und 2003 (Anteile in %)
27
Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Ausgaben je
Erwerbstätigen für 2003
28
Abbildung 10
Abbildung 11
Abbildung 12
Abbildung 15
Abbildung 16
Innovationspotenzial in Hessen: Patente je 100000 Einwohner für
1995 bis 2000
29
Abbildung 17
Rüsselsheim 2020 - Oberziele, Handlungsschwerpunkte und
Aufgabenfelder
50
Rüsselsheim 2020
Literaturverzeichnis
Literatur
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18. HAHN, W ULF; HOPPE, RALF; DÖRSCHELN, JENS (2004): Begutachtung der Studie „G
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19. HAHN, W ULF; HOPPE, RALF; DÖRSCHELN, JENS (2005): Begutachtung der Studie „G
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Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. Marburg.
20. HERWARTH + HOLZ PLANUNG UND ARCHITEKTUR/ FREISCHLAD + HOLZ PLANUNG UND
ARCHITEKTUR (2003): Leitbild Stadtquartier Westend. Wohngebiet Auf dem Steinweg/ Jakob Sittmann-Straße. Darmstadt.
21. HERWARTH + HOLZ PLANUNG UND ARCHITEKTUR (2004): Wohnen im Wandel, ein Blick
in die Zukunft. 1. Rüsselsheimer Stadtentwicklungsgespräch Mai 2004, Dokumentation. Hrsg. Magistrat der Stadt Rüsselsheim, Stadtplanungsamt. Rüsselsheim.
22. HERWARTH + HOLZ PLANUNG UND ARCHITEKTUR (2004): Rüsselsheim Programm
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23. HESSISCHES STATISTISCHES LANDESAMT (Hrsg.) (2006): Innovationsmonitor Hessen.
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24. HUJER, REINHARD; RÜRUP, BERND U.A. (2004): Ausbau Flughafen Frankfurt Main,
Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren, Gutachten G 19.1, Einkommens- und
Beschäftigungseffekte des Flughafens Frankfurt Main. J. W. Goethe Universität
Frankfurt a. M.. Technische Universität Darmstadt.
25. INSTITUT FÜR LANDES- UND STADTENTWICKLUNGSFORSCHUNG UND BAUWESEN DES
LANDES NORDRHEIN-W ESTFALEN (ILS NRW) (Hrsg.) (2005a): Werkstattreihe: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte, Dokumentation der Auftaktveranstaltung am
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Rüsselsheim 2020
26. INSTITUT FÜR LANDES- UND STADTENTWICKLUNGSFORSCHUNG UND BAUWESEN DES
LANDES NORDRHEIN-W ESTFALEN (ILS NRW) (Hrsg.) (2005b): „Werkstattreihe: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte“, Dokumentation des zweiten Werkstattgespräches am 14.04.05 in Dortmund. Dortmund.
27. IMAKOMM (Hrsg.) (2003): Wirtschaftsförderung im Umbruch: Zielgruppe Unternehmen – Konzepte und Modelle einer kundenorientierten Wirtschaftsförderung.
Schriften zur Wirtschaftsförderung, Bd. 2., Aalen.
28. INSTITUT FÜR KOOPERATIVE PLANUNG UND SPORTENTWICKLUNG (2005): Sport und
Bewegung in Rüsselsheim, Sozialwissenschaftliche Befragung im Auftrag der
Stadt Rüsselsheim, Stuttgart.
29. KREISAUSSCHUSS DES KREISES GROß-GERAU/PRESSEAMT, STABSSTELLE
W IRTSCHAFTS- UND BESCHÄFTIGUNGSFÖRDERUNG (HRSG.) (2004): Wirtschaft und Beschäftigung. Der Kreis Groß-Gerau in Zahlen. Groß-Gerau.
30. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, FACHBEREICH W IRTSCHAFTSFÖRDERUNG UND
STADTENTWICKLUNG (HRSG.) (2003): Büromarkt-Report 2003. Rüsselsheim.
31. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, FACHBEREICH FINANZEN – STATISTISCHE
ARBEITSSTELLE (HRSG.) (2005): Statistischer Bericht 2005. Rüsselsheim.
32. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, FACHBEREICH ZENTRALE DIENSTE,
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Rüsselsheim.
33. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, FACHBEREICH ZENTRALE DIENSTE,
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT (HRSG.) (2005): Leben und Wohnen in Rüsselsheim. Wo
die Abwechslung zuhause ist. Rüsselsheim.
34. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, SERVICEBEREICH INTEGRATION UND
INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN (HRSG.) (2005a): Bündnis für Integration. Grundlagen
einer Integrationspolitik in Rüsselsheim. Rüsselsheim.
35. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, SERVICEBEREICH INTEGRATION UND
INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN (HRSG.) (2005b): Bündnis für Integration. Grundlagen
einer Integrationspolitik in Rüsselsheim. Ergänzende Daten. Rüsselsheim.
36. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, SERVICEBEREICH INTEGRATION UND
INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN (HRSG.) (2005c): Bündnis für Integration. Grundlagen
einer Integrationspolitik in Rüsselsheim. Kurzfassung. Rüsselsheim.
37. MAGISTRAT DER STADT RÜSSELSHEIM, SPORTAMT (2005): Sportentwicklungsplanung,
Protokoll der Sitzung vom 17. 11. 2005. Rüsselsheim.
38. MARKT UND STANDORT BERATUNGSGESELLSCHAFT MBH (2005) (ergänzt 2006): Verträglichkeitsgutachten für den Handelsstandort Alzeyer Straße in Rüsselsheim.
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39. NASSAUISCHE HEIMSTÄTTE (2004): Vorbereitende Untersuchungen gemäß § 141
Baugesetzbuch für die Sanierung Innenstadt Rüsselsheim im Auftrag des Magistrats der Stadt Rüsselsheim. Frankfurt am Main.
Rüsselsheim 2020
40. OPASCHOWSKI, HORST (2002): Wettlauf der Erlebniswelten, in Stadt und Raum 23,
Heft 4.
41. PLANERGRUPPE HYTREK, THOMAS, W EYELL UND W EYELL (1999): Freiflächenkonzept
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42. PLANUNGSVERBAND BALLUNGSRAUM FRANKFURT/RHEIN-MAIN (HRSG.) (2005): Regionales Monitoring 2005, Gemeindespiegel für das Gebiet des Planungsverbandes.
Frankfurt.
43. PLANUNGSVERBAND BALLUNGSRAUM FRANKFURT/RHEIN-MAIN (HRSG.) (2005): Regionales Monitoring 2005, Zahlen und Karten zum Gebiet des Planungsverbandes.
Frankfurt.
44. PLANUNGSVERBAND BALLUNGSRAUM FRANKFURT/RHEIN-MAIN (HRSG.) (2006): Zukunftstrends – Einzelhandel: Bevölkerung und Konsumverhalten. Frankfurt.
45. PROGNOS AG (2006): Prognos Zukunftsatlas 2006: Branchen im Fokus – Auswertung Kreis Groß-Gerau, Wolfsburg und Ingolstadt. Bremen.
46. SELTSAM, CHRISTIAN (2001): Kommunale Wirtschaftsförderung: Ziele, Instrumente,
Erfolgskontrolle. Schriften zur Nationalökonomie, Bd. 35. Bayreuth.
47. SOBOTTA, ANGELINA; BERGER, PETER U. (2003a): Die Stadt Rüsselsheim als Einzelhandelsstandort unter besonderer Berücksichtigung der Innenstadt – Berichtsband.
GMA-Entwicklungskonzept im Auftrag der Stadt Rüsselsheim und des Treffpunkt
Innenstadt e.V, GMA-Büro. Köln.
48. SOBOTTA, ANGELINA; BERGER, PETER U. (2003b): Die Stadt Rüsselsheim als Einzelhandelsstandort unter besonderer Berücksichtigung der Innenstadt – Tabellenband. GMA-Entwicklungskonzept im Auftrag der Stadt Rüsselsheim und des Treffpunkt Innenstadt e. V, GMA-Büro. Köln.
49. STIFTUNG OPELVILLEN (HRSG.) (o. J.): Opelvillen. Zentrum für Kunst in Rüsselsheim.
Darmstadt.
50. TREND RHEIN-MAIN-CITY RÜSSELSHEIM. Heft 1/ 2005. Gustavsburg.
Internetadressen
1.
AUTOMOTIVE CLUSTER RHEINMAINNECKAR, http://www.automotive-cluster.org, Abfragedatum 13.10.2006.
2.
BMW I EXISTENZGRÜNDER-PORTAL, http://www.existenzgruender.de, Abfragedatum
13.10.2006.
3.
BMW I SOFTWAREPAKET FÜR GRÜNDER UND JUNGE UNTERNEHMEN,
http://www.softwarepaket.de, Abfragedatum 13.10.2006.
4.
CLEVERKUSEN, http://www.cleverkusen.de, Abfragedatum 13.10.2006.
Rüsselsheim 2020
5.
DEUTSCHES SEMINAR FÜR STÄDTEBAU UND W IRTSCHAFT (DSSW), http://www.dssw.de,
Abfragedatum 13.10.2006.
6.
ECHO ONLINE, http://www.echo-online.de.
7.
EXINA E.V., http://www.exina.de, Abfragedatum 13.10.2006.
8.
FRANKFURT RHEINMAIN GMBH, http://frm-united.de, Abfragedatum 13.10.2006.
9.
GRÜNDERNETZ ROUTE A 66, http://www.routea66.de, Abfragedatum 13.10.2006.
10. IMMOBILIEN ZEITUNG, http://www. immobilienzeitung.de.
11. IVG IMMOBILIEN AG, http://www.ivg.de, Abfragedatum 06.10.2006.
12. RKW HESSEN, http://www.rkw-hessen.de, Abfragedatum 13.10.2006.
13. M55, http://www.m55.de, Abfragedatum 13.10.2006.
14. MAIN-SPITZE, http://www.main-spitze.de.
15. ONLINE-VERWALTUNGSLEXIKON, http://www.olev.de, Abfragedatum 13.10.2006.
16. SONAE SIERRA, www.sonaesierra.com, Abfragedatum 06.10.2006.
17. STADT OFFENBACH, http://www.offenbach.de, Abfragedatum 13.10.2006.
18. STADT RÜSSELSHEIM, http://www.ruesselsheim.de, Abfragedatum 13.10.2006.
19. STADTUMBAU IN HESSEN, Leitfaden Stadtumbau, http://www.stadtumbau-hessen.de,
Abfragedatum 18.10.06
20. W IESBADENER KURIER, http://www.wiesbadener-kurier.de.
Fotonachweis
Sämtliche Fotos: HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH
Rüsselsheim 2020
Entwicklung der Erwerbstätigen, Bruttowertschöpfung und
Arbeitsproduktivität in Deutschland und Hessen
Tabelle A1
Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen
(Mio. Personen)
Bevölkerung zum 31.12.
0 bis 19
20 bis 34
35 bis 49
50 bis 64
65 bis 79
80+
insgesamt
2000
17,4
16,3
19,3
15,6
10,6
3,1
82,3
2005
16,6
14,8
20,3
15,1
12,2
3,7
82,6
2010
15,4
15,3
19,0
16,4
12,4
4,2
82,8
2015
14,9
15,2
17,0
18,5
12,6
4,7
82,8
2020
14,4
14,7
15,6
19,5
12,5
5,8
82,6
Anteile in %
0 bis 19
20 bis 34
35 bis 49
50 bis 64
65 bis 79
80+
2000
21
20
23
19
13
4
2005
20
18
25
18
15
4
2010
19
18
23
20
15
5
2015
18
18
20
22
15
6
2020
17
18
19
24
15
7
absolut
2005-2020
-2,2
-0,1
-4,7
4,4
0,3
2,1
0
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Tabelle A2
Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland (in Tsd. Personen)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000
936
8.534
2004
873
8.018
2010
767
7.818
2015
688
7.486
2020
605
7.058
128
93
86
77
68
8.109
297
2.769
26.905
9.824
5.802
7.632
293
2.251
27.726
9.789
6.309
7.475
258
2.201
28.656
9.805
7.152
7.176
232
2.125
29.595
9.838
7.755
6.783
207
1.988
29.880
9.645
8.108
11.279
39.144
11.628
38.868
11.699
39.442
12.002
39.893
12.127
39.532
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Tabelle A3
Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland (in Prozent p.a.)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000-2004
-1,7
-1,5
2004-2010
-2,1
-0,4
2010-2015
-2,2
-0,9
2015-2020
-2,5
-1,2
-7,7
-1,4
-2,1
-2,5
-1,5
-0,3
-5,0
0,8
-0,1
2,1
-0,3
-2,1
-0,4
0,6
0,0
2,1
-0,8
-2,1
-0,7
0,6
0,1
1,6
-1,1
-2,3
-1,3
0,2
-0,4
0,9
0,8
-0,2
0,1
0,2
0,5
0,2
0,2
-0,2
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Tabelle A4
Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Deutschland in Mrd. €
(real, Basisjahr 2000)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000
23,5
465,3
2004
26,2
488,4
2010
25,8
551,2
2015
26,1
595,1
2020
25,8
631,2
5,2
3,5
3,4
3,4
3,2
426,0
34,1
96,2
1.271,2
337,3
510,9
449,4
35,4
81,8
1.332,2
351,5
547,2
514,1
33,6
82,7
1.435,7
371,8
628,0
558,4
33,3
84,5
1.578,0
339,8
708,3
595,1
32,9
84,9
1.716,5
423,1
786,1
423,0
1.856,2
433,3
1.928,0
436,0
2.095,4
469,8
2.283,6
507,2
2.458,4
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Tabelle A5
Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Deutschland in Prozent p.a.
(real, Basisjahr 2000)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000-2004
2,8
1,2
2004-2010
-0,3
2,0
2010-2015
0,2
1,5
2015-2020
-0,2
1,2
-9,3
-0,4
-0,5
-1,0
1,3
0,9
-4,0
1,2
1,0
1,7
2,3
-0,8
0,2
1,3
0,9
2,3
1,7
-0,2
0,4
1,9
1,5
2,4
1,3
-0,2
0,1
1,7
1,1
2,1
0,6
1,0
0,1
1,4
1,5
1,7
1,5
1,5
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Tabelle A6
Entwicklung der Erwerbstätigen in Hessen (in Tsd. Personen)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000
47,58
628,04
2004
46,92
573,24
2010
40,52
554,71
2015
35,91
528,20
2020
31,50
499,19
2,29
2,08
1,93
1,74
1,56
604,83
20,92
158,76
2.158,95
794,03
594,35
552,49
18,67
142,37
2.231,02
800,48
637,94
535,86
16,93
139,97
2.315,17
797,33
716,56
510,81
15,65
136,28
2.395,95
796,87
772,53
483,17
14,46
129,64
2.440,42
784,29
809,74
770,57
2.993,33
792,61
2.993,55
801,29
3.050,37
826,56
3.096,34
846,39
3.100,75
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Tabelle A7
Entwicklung der Erwerbstätigen in Hessen (in Prozent p.a.)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000-2004
-0,4
-2,3
2004-2010
-2,4
-0,6
2010-2015
-2,4
-1,0
2015-2020
-2,6
-1,1
-2,4
-1,3
-2,0
-2,2
-2,2
-2,8
-2,7
0,8
0,2
1,8
-0,5
-1,6
-0,3
0,6
-0,1
2,0
-1,0
-1,6
-0,5
0,7
0,0
1,5
-1,1
-1,6
-1,0
0,4
-0,3
1,0
0,7
0,0
0,2
0,3
0,6
0,3
0,5
0,0
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Tabelle A8
Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Hessen in Mrd. €
(real, Basisjahr 2000)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000
1,05
35,00
2004
1,11
35,59
2010
1,08
39,71
2015
1,08
42,58
2020
1,08
45,21
0,17
0,27
0,27
0,26
0,25
31,59
3,24
7,32
130,28
35,01
66,26
31,70
3,61
5,91
135,61
36,12
69,64
35,97
3,48
5,95
147,65
38,33
79,40
38,82
3,50
6,08
162,17
41,17
88,82
41,43
3,53
6,15
177,25
43,73
98,57
29,02
173,66
29,84
178,21
29,91
194,39
32,17
211,90
34,95
229,68
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Tabelle A9
Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Hessen in Prozent p.a.
(real, Basisjahr 2000)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000-2004
1,43
0,41
2004-2010
-0,43
1,85
2010-2015
0,10
1,40
2015-2020
-0,12
1,21
12,29
-0,50
-0,58
-0,80
0,09
2,74
-5,21
1,01
0,78
1,25
2,13
-0,61
0,11
1,43
1,00
2,21
1,54
0,10
0,41
1,89
1,44
2,27
1,31
0,21
0,23
1,79
1,21
2,11
0,70
0,65
0,04
1,46
1,47
1,74
1,67
1,62
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Tabelle A10
Entwicklung der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hessen in Tsd. €
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000
21,99
55,73
2004
23,60
62,08
2010
26,64
71,60
2015
30,21
80,61
2020
34,24
90,57
75,19
131,53
137,91
148,07
159,11
52,23
154,84
46,13
60,35
44,09
111,48
57,38
193,30
41,53
60,78
45,12
109,17
67,13
205,56
42,53
63,77
48,07
110,81
76,00
223,42
44,59
67,68
51,67
114,97
85,74
244,48
47,42
72,63
55,75
121,73
37,66
58,01
37,65
59,53
37,33
63,73
38,93
68,44
41,29
74,07
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Tabelle A11
Entwicklung der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hessen in Prozent p.a.
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
- Bergbau u. Gewinnung von Steinen u.
Erden
- Verarbeitendes Gewerbe
- Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Dienstleistungsbereiche
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr
- Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen
- Öffentliche und private Dienstleister
Alle Wirtschaftsbereiche
2000-2004
1,8
2,7
2004-2010
2,0
2,4
2010-2015
2,5
2,4
2015-2020
2,5
2,4
15,0
0,8
1,4
1,4
2,4
5,7
-2,6
0,2
0,6
-0,5
2,6
1,0
0,4
0,8
1,1
0,2
2,5
1,7
0,9
1,2
1,5
0,7
2,4
1,8
1,2
1,4
1,5
1,1
0,0
0,6
-0,1
1,1
0,8
1,4
1,2
1,6
Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030
Rüsselsheim 2020
Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder
Oberziele:
1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem
diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt
Automobilbranche.
2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum
aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region.
3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit
zukunftsorientierter Ausstrahlung.
Handlungsschwerpunkte:
Wirtschaft
fördern
Innenstadt
Innenstadt
aufwerten
aufwerten
Wohnen
Wohnen
attraktiver
attraktiver
gestalten
gestalten
Infrastruktur
Infrastruktur
anpassen
anpassen
Freizeit/
Freizeit/ Kultur/
Kultur/
Bildung
Bildung
qualifizieren
qualifizieren
Aufgabenfelder:
Bestandsentwicklung
Opel Forum als
Impulsgeber
nutzen
Image als
Wohnstandort
verbessern
Infrastruktur
qualitativ
anpassen
Zeitgemäße
Angebote
schaffen
Existenzgründungsförderung
Einkaufsmöglichkeiten und
Angebotsvielfalt
entwickeln
Attraktive
moderne
Wohnangebote
schaffen
Infrastruktur
quantitativ
anpassen
Angebote als
weiche
Standortfaktoren
weiterentwickeln
Unternehmensansiedlungen
Stadtmarketing
Wirtschaftsfreundliches
Klima schaffen
Organisation der
Wirtschaftsförderung
Öffentlichen
Raum
qualifizieren
Rüsselsheim 2020
Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen
Handlungsschwerpunkt „Wirtschaft fördern“
Aufgabenfeld
Maßnahmen*
Bestandsentwicklung
Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte
Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen
inkl. ethnischer Ökonomie
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden
Initiativen mitarbeiten (Automotive Cluster RheinMainNeckar)
Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke
Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und
kontinuierlich pflegen
Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen
intensivieren (pragmatische Hilfestellungen)
Existenzgründungsförderung
Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote
Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale
Existenzgründer in Rüsselsheim
Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum
(TIGZ) anpassen
Unternehmensansiedlungen
Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben,
Flächen marktgerecht anbieten
Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen
Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden
Initiativen mitarbeiten (FrankfurtRheinMain GmbH)
Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen
begründen
Stadtmarketing
Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln
Initiierung eines City-Managements und Vernetzung
vorhandener Initiativen
Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen
Imagekampagne entwickeln
Wirtschaftsfreundliches Klima
schaffen
„Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive
der Politik und Stadtverwaltung
Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und
Serviceorientierung)
Qualitätsmanagement in der Verwaltung implementieren
Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise
Organisation der
Wirtschaftsförderung
One-Stop Agency mit Lotsenfunktion
Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen
Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand
quantifizierbarer Faktoren
*Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt
Quelle: HA SEG
Rüsselsheim 2020
Handlungsschwerpunkt „Innenstadt aufwerten“
Aufgabenfeld
Maßnahmen
Opel Forum als Impulsgeber nutzen
Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten
Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur
Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt
Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen
Einkaufsmöglichkeiten und
Angebotsvielfalt im Innenstadtkern
entwickeln
Zügige Maßnahmenentwicklung und Umsetzung
unter Berücksichtigung neuerer Einzelhandelsentwicklungen
Kooperationen zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum
und Innenstadt
Einbinden ausländischer Einzelhändler
Business Improvement District initiieren
Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern
Öffentlichen Raum qualifizieren
Mainuferentwicklung
Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale
Strukturkonzept zum öffentlichen Raum
Quelle: HA SEG
Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“
Aufgabenfeld
Maßnahmen
Image als Wohnstandort verbessern
Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“
Besondere Projekte regional kommunizieren
Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften
Historische Siedlungen weiterentwickeln
Attraktive moderne
Wohnangebote schaffen
Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe
Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken
Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“
Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien
und Bauherrengruppen
Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen
Quelle: HA SEG
Rüsselsheim 2020
Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“
Aufgabenfeld
Maßnahmen
Infrastruktur quantitativ an
bestehende und zukünftige
Einwohnerzahl anpassen
Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen
Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen,
Beteiligungen prüfen
Kooperationen mit Nachbarkommunen
Infrastruktur qualitativ an
Einwohnerstruktur und an Ziele
der Stadtentwicklung anpassen
Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur
Gewinnung von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der
Innenstadt
Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen
Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernern
Quelle: HA SEG
Handlungsschwerpunkt „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“
Aufgabenfeld
Maßnahmen
Zeitgemäße Angebote entwickeln
Freizeitnutzungen im Opel Forum
Kulturplatz - Bahnhofsplatz
Angebote als weiche
Standortfaktoren weiterentwickeln
Internationale Schule
Mainvorland als Freizeitprojekt
Stadtmarketing und Tourismus
Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte
Quelle: HA SEG

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