Die Belohnung der Pferde ist uns sehr wichtig
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Die Belohnung der Pferde ist uns sehr wichtig
Die Belohnung der Pferde ist uns sehr wichtig Nur welche Nährstoffe befinden sich in Äpfeln, Leckerlis und Co? (von Dr. Ernst Stephan, SALVANA Tiernahrung GmbH, Elmshorn) ferde leisten viel und müssen entsprechend belohnt werden. Die Frage ist nur, was man seinem Pferd als Belohnung geben will. Es sollte sehr schmackhaft sein, auf der anderen Seite aber auch einen hohen Nährwert besitzen und auf keinen Fall dem Pferd Schaden zufügen. Häufig werden Äpfel, Bananen, eine extra Möhre oder ein paar Leckerlis als Belohnung angeboten. Zwar wird die tägliche Belohnung nur in kleinen Mengen verfüttert, aber dennoch können auch kleine Mengen eine große Wirkung haben. P Was ist drin und dran in Äpfeln und Co? Die Inhaltstoffe in den Äpfeln können je nach Apfelsorte schwanken. Dies schmeckt man schon daran, dass einige Äpfel süß und andere sauer sind. Dies steht jedoch nicht in eindeutiger Beziehung zum Zuckergehalt der jeweiligen Apfelsorte. Ein saurer Apfel kann einen höheren Zuckergehalt haben als ein süßer, denn dieser Säuregrad wird durch den Gehalt wichtiger wird es, wenn man weis, dass Zucker nicht gleich Zucker ist. Denn unter den Begriff Zucker fallen unterschiedlichen Zuckersorten, wie zum Beispiel: Die Glukose, die auch unter dem Namen Traubenzucker oder Dextrose bekannt ist, die Fruktose, die auch als Fruchtzucker bezeichnet wird und die Saccharose, auch als Rüben- oder Rohrzucker bekannt, mit der wir unseren täglichen Tee oder Kaffee in Form des Würfelzuckers versüßen. Von den Namen der Zuckersorten darf man sich nicht beirren lassen, wenn man sich anschaut, in welchen Futtermitteln sich welche Zuckersorten befinden. Auch der sogenannte Rübenzucker kommt in der Banane vor und ist nicht ausschließlich, wie der Name es vermuten lässt, auf die Zuckerrübe beschränkt. Der Zucker gehört neben der Stärke und der Cellulose zur großen Gruppe der sogenannten Kohlenhydrate. Die Kohlenhydrate sind grundsätzlich wichtig für den Stoffwechsel des Pferdes, da alles Leben mittelbar bzw. unmittelbar Foto 1: Die Belohnung der Pferde ist für die Beziehung zwischen Mensch und Pferd sehr wichtig. Foto: Leon Forado an natürlichen organischen Fruchtsäuren bestimmt. Diese Fruchtsäuren heißen u.a. Apfelsäure, Zitronensäure und Oxalsäure. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Apfelsäure ausschließlich in Äpfeln und die Zitronensäure nur in Zitronen vorkommen. Auch der Apfel enthält zwar nur sehr geringe Spuren von Zitronensäure, auch wenn er mit der Zitrone eigentlich nichts zu tun hat. Noch von den Kohlenhydraten abhängt. Die Glucose und die Fructose gelangen beim Pferd direkt über die Darmwand in den Pfortaderkreislauf, während die Saccharose erst von einem Enzym in ihre beiden Bestandteile zerlegt werden muss, bevor diese von der Darmwand schließlich auch absorbiert werden können. Glukose kann in den Zellen direkt als Energiequelle genutzt werden, während die Fruktose erst in der Leber u.a. in Glukose Mecklenburger Pferde · Ausgabe 07/2008 umgewandelt wird, bevor sie für die Energiegewinnung zur Verfügung steht. Die verschiedenen Futtermittel besitzen einen unterschiedlichen Trockensubstanzgehalt. So besitzt ein Apfel wesentlich mehr Wasser (ca. 85%) als ein pelletiertes Leckerli (ca. 12%). Um diese beiden objektiv miteinander vergleichen zu können, müssen die mittleren Inhaltstoffgehalte alle auf einen Vergleichtrockensubstanzgehalt (z.B. 88%) umgerechnet werden (siehe Tabelle 1). Erst jetzt können beispielsweise die Inhaltsstoffe von einem mittel großen Apfel mit einer handvoll Leckerlis verglichen werden. Wie aus der Tabelle zu erkennen ist, besitzen Äpfel und Bananen nahezu den gleichen Zuckergehalt in Höhe von 60% bis 67% (Basis TS-Gehaltes von 88%). Allerdings besteht der Zucker beim Apfel nicht wie bei der Banane überwiegend aus Saccharose, sondern aus Fruktose. Je nach Reifegrad der Banane ist der Zuckergehalt sehr unterschiedlich. Eine sehr reife Banane hat einen sehr hohen Zuckergehalt und schmeckt von daher auch sehr süß. Der überwiegende Teil des Zuckers besteht in der Banane aus Saccharose, während der Gehalt an Glukose und Fruktose gering ist. Der Reifegrad der Bananen ist für die schwankenden Gehalte der Inhaltsstoffe verantwortlich. Die Möhren besitzen einen geringeren Zuckergehalt als Äpfel und Bananen, wobei dieser Zucker annährend zu gleichen Teilen aus Glukose, Fruktose und Saccharose besteht. Möhren kennzeichnen sich durch einen hohen Rohfaserund Mineralstoffgehalt (Rohaschegehalt). Ähnlich sind die pelletierten Leckerlis zusammengesetzt. Allerdings ist hier die Mineralisierung in Form der Mengen- und Spurenelementen ausgeprägter als bei den anderen Belohnungsfuttermitteln. Der hohe Trockensubstanzgehalt zeigt die Konzentration der ausgewogenen Inhaltstoffe an. Auch die Bananen enthalten Apfel- und Zitronensäure wie der Apfel, jedoch in geringeren Konzentrationen als der Apfel. Die Hauptsäure im Apfel ist selbstverständlich die Apfelsäure, die den Säuregrad des Apfels ausmacht. Praxis Was können Leckerlis eigentlich bieten? Die pelletierten Leckerlis werden aus vielen unterschiedlichen Rohstoffen zusammengesetzt und anschließend gepresst. Damit sind sie sehr handlich und können überall in der Tasche mitgenommen werden. Die Zusammensetzung, das heißt die exakt Abgabe der einzelnen Komponenten, muss in Prozent auf dem Leckerlibeutel vermerkt sein. Damit kann der Pferdehalter jederzeit das verfütterte Leckerli auf seine Bestandteile hin überprüfen und bewerten. Auch in gepressten Leckerlis können sehr viel Äpfel und Karotten enthalten sein, die in getrockneter Form eingemischt worden sind. Äpfel sind ein schmackhaftes Fut- Foto 2: Viele Zuckerstücke können in einem Apfel enthalten sein. termittel für Pferde und sollten nicht in übermäßigen Mengen verfüttert werden. In der Literatur gibt es Angaben zur maximalen Einsatmenge von 5 bis 10 kg pro Tag. Diese Menge ist auf Grund der hohen Zuckerzufuhr abzulehnen. Bei Problemen mit dem Kauen sollten große Äpfel vor dem Füttern zerkleinert werden. Selbstverständlich müssen die Äpfel sauber und einwandfrei sein. Angefaulte oder gar verschimmelte Äpfeln dürfen nicht verfüttert werden. Der Einsatz von Bananen sollte bei Pferden auch kritisch begutachtet werden, da Bananen den Wirkstoff Serotonin enthalten, der eine stimulierende Wirkung besitzt. Als Vorsichtsmaßnahme wird deshalb häufig in einem pelletierten Bananenleckerli keine getrocknete Banane eingesetzt, sondern nur eine spezielles Bananenaroma. Dahingegen sind Möhren grundsätzlich ein sehr gutes Futtermittel für Pferde, die von den Pferden auch gerne gefressen werden. Allerdings müssen die Möhren gut gereinigt und in einem einwandfreien Zustand sein. Angefaulte oder sogar angeschimmelte dürfen die Pferde auf gar keinen Fall bekommen. Dabei ist es unwichtig, ob rote oder gelbe Möhren in den Trog gelangen. Sie sind damit kein Leckerli mehr, sondern werden bei einem Warmblutpferd in prakti- schen Rationen mit ca. 2 bis 4 kg am Tag verfüttert. Sehr hohe Einsatzmengen sind aus ernährungsphysiologischen Gründen und auch aus Kostengründen abzulehnen. Bei Problempferden, wie z.B. bei Pferden mit PSSM muss auf den Einsatz von Möhren verzichtet werden. Dann muss ein kohlenhydratreduziertes Spezialfutter eingesetzt werden. Grundsätzlich ist bei der Belohnungsfütterung immer die Menge des verwendeten Leckerlis entscheidend. Auf Grund des hohen Wassergehaltes sind die Äpfel sehr voluminös und nicht so gut in der Tasche zu transportieren. Hier bietet sich das pelletierte Leckerli an, das konzentriert alle wichtigen Inhaltsstoffe besitzt und dabei als schmackhafter Leckerbissen gerne gefressen wird. Die Belohnung sollte ausgewogen und gesund sein, so dass beim Pferd keine einseitige Ernährungslage verursacht wird, die bei „Problempferden“ sogar eskalieren könnte. Ein pelletiertes Leckerli besteht aus vielen unterschiedlichen Komponenten, die mineralisch und vom Vitamingehalt her aufeinander abgestimmt sind, um das Pferd jeden Tag für seine Leistung gesund zu belohnen. Neue Therapiemethoden bei Augenerkrankungen Aus der Tierklinik Demmin, dem Forschungszentrum für Medizintechnik und Biotechnologie Bad Langensalza und der Pferdeklinik Havelland. ine der am häufigsten auftretenden Erkrankungen am Auge ist die periodische Augenentzündung der Pferde, umgangssprachlich auch Mondblindheit genannt. Hierbei handelt es sich um wiederkehrende Entzündungsschübe der Aderhaut des Auges. Beteiligt an der Entstehung der Erkrankung sind Bakterien (Leptospiren), die über die Schleimhäute oder Verletzungen in die Blutbahn und weiter in das Auge gelangen können. Nach solch einer Infektion kann es Monate bis Jahre dauern, bevor die Augenentzündung entsteht. Die meisten infizierten Pferde erkranken nicht. Der Verlauf der in Schüben auftretenden Erkrankung ist von Patient zu Patient unterschiedlich ausgeprägt; jedoch führt die zunehmende Schädigung der Strukturen des inneren Auges bei fast allen betroffenen Augen zur Erblindung. Äußerlich ist meist ein akuter Entzündungsschub durch die Reizung E 56 der Binde- und Hornhaut erkenn- und die zur Beeinträchtigung der bar, die Pupillen sind verengt und Sicht führen. Fortgeschrittene das Auge geschwollen; weshalb es Stadien mit Erblindung sind gehäufig mit der harmlosen Binde- kennzeichnet durch Trübungen hautentzündung verwechselt wird. der Linse (grauer Starr), NetzhautEs existieren allerdings auch Ent- ablösungen und Schrumpfung des zündungstypen des mittleren und Auges. hinteren Augenabschnittes, diese haben einen eher schleichenden Verlauf und sind äußerlich schwerer festzustellen. Als Folge der Entzündung der Aderhaut können Verklebungen der Regenbogenhaut mit der Linsenkapsel entstehen, wodurch sich die Pupille nicht mehr erwei- Aufbau eines Pferdeauges. tern kann. Meist führen Entzündungsprodukte zu Bei einem akuten Schub ist entSchlierenbildung und Trübungen scheidend, so schnell wie möglich im Glaskörper, in welchen sich die pupillenerweiternde und stark entPräparate Leptospiren verbergen können zündungshemmende durch den Tierarzt zu applizieren. Je eher die Therapie eingeleitet wird, desto mehr Strukturen des inneren Auges können erhalten werden. Daher ist jede unklare Augenerkrankung als Notfall anzusehen. Trotzdem verhindert auch die schnelle Medikamentenverabreichung nicht die Wiederkehr der Entzündungsschübe. Erst die operative Entfernung des mit Schlieren durchsetzten Glaskörperinhaltes und dessen Ersatz mit einer den Augeninnendruck erhaltenen Lösung, führt zur Unterbrechung des periodischen Charakters der Erkrankung. Diese Operationsmethode wird als Vitrektomie bezeichnet und verbessert auch die Sehfähigkeit des erkrankten Auges in Abhängigkeit von der zum Operationszeitpunkt bestehenden Vorschädigung. In den letzten drei Jahren wurden vom Autor über 70 Pferde aus Mecklenburg in der Tierklinik Demmin operiert. Bei über 95% Mecklenburger Pferde · Ausgabe 07/2008