Die Akademik Shokalsky gefangen im Eis
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Die Akademik Shokalsky gefangen im Eis
Die Akademik Shokalsky gefangen im Eis Geschichte einer Rettung –und falscher Horoskope von Tania Daniels Als Astrologen haben wir mit präzisen Mechanismen von Zeit und Ort zu tun. Jedes Geschehen ereignet sich in einem engen Rahmen von Planetenpositionen. Separative Aspekte beschreiben, was bereits hinter uns liegt, während sich zunehmende Aspekte auf das beziehen, was noch vor uns liegt. Wenn wir ein Stundenhoroskop erstellen, nehmen wir implizit an, dass sich ein spezifischer Zeitrahmen auf ein bestimmtes Ereignis bezieht. So liefert z.B. die Abfahrtzeit Informationen darüber, wie eine Reise enden wird. Es kann jedoch passieren, dass bestimmte Zeitrahmen nicht so starr sind, wie wir normalerweise annehmen. Verschiede Zeitrahmen können dasselbe Ereignis beschreiben, wobei sich zwar der Fokus des Ereignisses ändert, nicht aber das Geschehen als solches. Insofern können wir mit dem Chart arbeiten, der auf den Moment des in Seestechens berechnet wird, den Moment, in dem ein SOS gesendet wird oder sogar mit dem Moment der Schiffstaufe. Aus all diesen unterschiedlichen Horoskopen können wir Daten erhalten und sie miteinander vergleichen.1 Jedes dieser Horoskope wird anders aussehen, aber uns zu einem umfassenderen Verständnis der gesamten Situation bringen, die wir dabei sind zu untersuchen. Es geht hierbei aber nicht nur um eine Frage von verschiedenen Momenten und dazugehörigen Zeitrahmen. Wenn wir die Planetenpositionen, die klassischen Autoren für ihre Arbeit zur Verfügung standen, mit denen heutiger Computerprogramme vergleichen, können wir sehen, dass sie z. Teil stark voneinander abweichen und müssen feststellen dass unsere „Klassiker“ mit aus heutiger Sicht falschem Datenmaterial gearbeitet haben. Trotzdem, in ihrer Zeit und für ihren mentalen Fokus, waren diese Daten absolut korrekt und haben zu beeindruckenden Erkenntnissen geführt, die wir bis heute studieren. Astrophysiker wie Brian Green2 haben gezeigt, dass alles im Universum durch sogenannte “Strings”, miteinander verbunden ist, winzige Fäden, die vibrieren und Energie übertragen. Dies bedeutet, dass jedes Ereignis im Kosmos Energie auf jede andere Komponente des Universums überträgt. Wissenschaftler gehen weiterhin davon aus, dass es „Zeit“, in Wirklichkeit gar nicht gibt, sondern dass es sich dabei um eine Art Wahrnehmung handelt, auch wenn dies derzeit noch nicht ultimativ beweisbar ist. Sollte diese Annahme der Wahrheit entsprechen, würde es erklären, warum Stundenhoroskope “funktionieren”. Die Frage enthält bereits ihre potentielle Antwort, sie geschehen im selben Moment allerdings erscheinen uns Frage und Antwortzeitpunkte als zeitlich distanziert. Wir erhalten Informationen aus einer Vielzahl von Quellen und die Mehrheit von ihnen ist nicht physischer Natur. Unsere Emotionen, Wahrnehmungen und Intuitionen sind oft genug absolut zutreffend. Erhalten wir Astrologen also wirklich alle Informationen über eine Frage, ein Geschehen oder eine Person ausschließlich aus der geometrischen Planetenkonformation oder spiegeln die Planetenbeziehungen im Fragemoment vielleicht unsere eigene geistige Landkarte wider, die uns den Zugang zu etwas Größerem ermöglicht? Wenn uns als Astrologen eine Frage gestellt wird, reflektieren die Planetenpositionen die geistige Landkarte des Fragenden, in der auch wir als Beratende unseren Platz haben (7. Haus). Wenn wir uns selbst die Frage stellen, spiegelt das Horoskop nicht nur das Geschehen selbst, sondern insbesondere unseren geistigen und emotionalen Bezug dazu. Ich werde versuchen, diese Ideen mit Hilfe von drei Horoskopanalysen verständlich zu machen, die sich alle auf das Abenteuer der Akademik Shokalsky während der Weihnachtsfeiertage 2013 beziehen. 1Siehe hierzu auch meinen Artikel über das Unglück der Costa Concordia in Italien, erschienen im Meridian 3/2012 2 Brian Green, Das elegante Universum: Superstrings, verborgene Dimensionen und die Suche nach der Weltformel, Goldmann Verlag, 2005 1/10 Hintergrund Das russisch geflaggte Kreuzfahrtschiff Akademik Shokalsky befand sich auf dem Weg zum magnetischen Südpol in der Antarktis, als es kurz vor Cape Denison im Commonwealth Bay (AUS) und nur wenige Seemeilen von der offenen See der australischen Bergungsregion, 100 Seemeilen östlich von der französischen Basis von Dumont D’Urville3 plötzlich von Packeis auf der Position S 66°51', E 144°16, eingeschlossen wurde.4 Abb. 1 Ursprünglich geplante Reiseroute An Bord befanden sich 74 Personen, die meisten von ihnen Wissenschaftler, ein paar Abenteurer und eine Handvoll Touristen. Das Ziel der Expedition, unter Führung von Polarwissenschaftler Chris Turney von der Universität New South Wales, bestand neben der Klimaforschung in der Untersuchung der antarktischen Ozeanographie. An Bord befanden sich auch zwei Journalisten des BBC und des The Guardian. Nachdem klar wurde, dass das Packeis zu dick war, um noch manövrieren zu können, setzte die Shokalsky via Satellit am 24.12.2013 um 7.20 Uhr ein SOS ab, dass vom Bergungskoordinationszentrum in Falmouth in England empfangen wurde. Falmouth informierte umgehend die zuständige australische Maritime Sicherheitsbehörde (AMSA). Abb. 2 Einige der Wissenschaftler und Passagiere der Shokalsky. Rechts im Bild Teamleiter Chris Turney. Noch am 24.12. wurden drei sich in dem Gebiet befindliche Eisbrecher angewiesen, Kurs auf die Shokalsky zu nehmen und ihr eine Schneise 19z p 24' ins Eis zu brechen um sie wieder 01' 12z q o ( manövrierfähig zu machen. Aufgrund der 11z 23' > 08z # 05z p großen Entfernung von über 1700 NM zum 18z Y m q o 04z 07' 50' * 10' o nächsten Hafen in Hobort (Tasmanien) 16' 21z 19z 00' q q l 10 9 wurde keiner der Eisbrecher vor dem 37' 28z 50' 27.12.2013 erwartet. ) 8 11 l17z |07' Meine erste Horoskopanalyse, die ich hier vorstellen möchte, baut auf dem auf, was ich am 28.12. 2013 auf Facebook gepostet habe. Spätestens an diesem Tag sollte die Akademik Shokalsky aus dem Eis befreit werden. In meiner Prognose hatte ich einen anderen Termin abgegeben, für 5 Tage später, den 2. Januar, was sich später auch als korrekt erwies. Akademic Shokalsky closed in ice Antartic 24 Dec 2013 12 7 7:20:00 GMT +00:00:00 Falmouth England 1 6 5w 04 00, 50n08 00 18z r 28' $29zr48' u38' !02z u59' g10z 51'| 21z u 2 u 28z k 28' 5 16' 3 & 4 j 02' 50' w 03z v 18z ; i 08z 12z w 28z 50' 36' 23' j 05z : ? 11z 01' j 19z i 24' Abb. 3 Akademik Shokalsky sendet SOS 3 4 http://www.amsa.gov.au/media/documents/25122013AkademikShokalskiyUpdate1_Media_Release.pdf http://www.sailwx.info/shiptrack/shipposition.phtml?call=UBNF 2/10 Identifikation des Schiffes Die Akademic Shokalsky ist ein Kreuzfahrtschaff, das hauptsächlich für Forschung und Studium eingesetzt wird, was durch den Schütze Aszendenten perfekt beschrieben wird. Der Co-Significator des Schiffs ist der Mond in der Jungfrau (Recherche) im 9. Haus (Studium, Ausland).5 Das 9. ist ein fallendes Haus und beschreibt die Position des Schiffes als weit entfernt.6 Der Mond ist langsam, was ein Hinweis auf die Geschwindigkeit des Schiffes ist. Der Jungfrau wird als erdigem Zeichen die Eigenschaften kalt und trocken zugeschrieben wird7, und so ist auch das Eis, welches das Schiff umgibt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Rund um die Shokalsky war das Wasser nicht mehr „flüssig“, sondern wurde eher erdig als wässerig, ein riesiges Schnee und Eisfeld. Im Foto kann man sehen, das das Eis so dick war, das man theoretisch darauf hätte laufen können, aber das Eis war noch nicht zu einer einzigen Fläche gefroren sondern bestand aus Eisagglomeraten oder kleinen Inseln, die eine unebene Fläche hatten, was man an dem wässerigen Mond in der erdigen Jungfrau in einem fallenden Haus (Risiko Eiseinbruch!) sehen kann. Davon abgesehen befindet sich der Mond in seiner Triplizität, was auf einen grundsätzlich guten Zustand der Shokalsky hinweist, die in der Tat keinerlei mechanischen oder informationstechnologischen Defekt erlitten hatte. Abb. 4 Foto vom 25.12.2014 https://twitter.com/ProfChrisTurney, gepostet auf vine Die Menschen an Bord Die 52 Passagiere und 20 Crewmitglieder werden durch den AC-Herrscher Jupiter beschrieben, der sich im 7. Haus im Zeichen seiner Erhöhung, Krebs, befindet. Diese Exaltation beschreibt Euphorie: Die Forscher steckten mitten in einem Abenteuer! Adrenalin pur. In einem seiner häufigen Tweets schreibt Chris Turney: Wir stecken im Eis fest, genau wie unsere Vorgänger 8. Alle sind o.k und gut drauf.9 Problemursachen Saturn als der klassische Übeltäter beschreibt Eis und sehr tiefe Temperaturen.10 Er macht ein separatives Sextil zum AC, was auch der Grund für das SOS war: das Schiff (AC) riskierte nicht erst den Einschluss ins Packeis (Saturn), sondern es steckte bereits mitten drin! Später sollte sich herausstellen, dass es sich nicht um “frisches” sondern sehr altes vom Mertz Glacier ausgebrochenes Packeis handelte. Saturn beschreibt das Alter.11 Am Freitag, den 27.12.2013 wechselte der Transitmond von der luftigen Waage in den wässrigen Skorpion, weshalb der bisher andauernde Blizzard sich zwar legte, aber die (vergleichsweise) warme und feuchte Luft (Waage), sich nun im Skorpion massiv abkühlte.12 5 Siehe William Lilly, Christian Astrology (CA), S.158 Lilly, CA, S.345 7 Lilly, CA, S. 96 8 Die Expedition hatte sich zum Ziel gesetzt, den Spuren des Antarktisforschers Douglas Mawson zu folgen. Mawson: *5 Mai 1882 in Shipley, GB ; +14 Oktober 1958 in Australien 9 https://vine.co/v/h9zWrM5bBZ3 10 Lilly, CA, S. 58 11 Lilly, CA, S. 59 12 Lilly, CA, S. 97 6 3/10 Sind Leben in Gefahr? Der Mond (Co-Significator vom Schiff) herrscht auch über das 8. Haus des Todes. Glücklicherweise ist Jupiter. Herrscher des 1. Hauses und Signifikator der Passagiere13 rückläufig und verlässt das Sextil zum Mond: die Situation ist ernst, aber Leben sind nicht in Gefahr. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Ressourcen des Schiffes, Verpflegung, Heizung, Brennstoffe, die vom Herrscher des 2. Hauses, Saturn, beschrieben werden. Der Planet ist peregrin aber im 11. Haus in keiner allzu schlechten Verfassung und macht ein Halbsextil zum AC. Den Menschen an Bord wird nichts fehlen, aber sie könnten beschließen, die Nahrung zu rationieren (Saturn), um so viele Tage wie möglich genügend Lebensmittel zu haben. Chris Turney schrieb nach der Rettung: wir hatten nur noch Reserven für fünf Tage übrig. Hilfe und Rettung Die Rettung wird vom 11. Haus und dessen Herrscher Mars beschrieben. Der antike Kriegsgott beschreibt vortrefflich Eisbrecher. Allerdings befindet er sich im Exil. Seine Position im fallenden 9. Haus deutet auf Schwierigkeiten hin, was auch an der Opposition zu Uranus im 3. Haus (Transport, Kommunikation) zu sehen ist. Er herrscht außerdem über das 12. Haus der unvorhergesehenen Ereignisse.14 Welcher der drei Eisbrecher wird die Forscher retten? Der sich am nächsten befindliche Eisbrecher war der chinesische “Snow Dragon” (Xue Long). Hier ist es interessant zu sehen, dass im Gründungshoroskop der chinesischen Volksrepublik der AC im Wassermann15 liegt und dessen Herrscher somit Saturn ist, der sich im Shokalsky Chart im 11. Haus befindet. Saturn ist direktläufig aber peregrin und separativ vom AC (Shokalsky), dieses Schiff würde also keinen direkten Kontakt mit dem Schiff haben. Allerdings beschreibt der applikative Mond-Saturn Aspekt, dass der Snow Dragon seinen Anteil an der Rettung haben würde. Der Aspekt ist ohne Rezeption. Weil der Mond, zusammen mit dem AC, den Schiffskörper der Shokalsky beschreibt, kann der Symbologie entnommen werden, dass der Mond (Shokalsky) um Hilfe bittet (zunehmender Aspekt), die der Snow Dragon aber nicht direkt geben kann (keine Rezeption). Gleichzeitig beschreibt Saturn auch immer Schwierigkeiten und /oder Verzögerungen. Das französische Schiff “Astrolabe” war etwas weiter entfernt. Frankreich hat viele Gründungscharts, weshalb es schwieriger ist, dieses Land mit einem Planeten zu identifizieren. Ich habe den Originalchart von 1792 benutzt, in dem der Aszendent in die Waage fällt und somit von Venus beherrscht wird16, die sich im Shokalsky Chart im 2. Haus befindet. Venus ist im Chart rückläufig und verhielt sich symbolgetreu: es war das kleinste Schiff (Mars und Saturn sind “obere” Planeten, die in der klassischen Astrologie als „gewichtig“ gelten, Venus hingegen gehört zu den “unteren”, also leichteren Planeten), und nach ein paar erfolglosen Versuchen, durch das Eis zu kommen, wurde es als zu leicht eingestuft und abgerufen (Retrogradation). 13 CA, p. 157 Es ist zu beachten, dass das 12.Haus „geschlossene“ Orte beschreibt, wie Krankenhäuser oder Gefängnisse. Aber auch der Einschluss im Eis beschreibt eine ähnliche Situation: Saturn (Snow Dragon), im 11. von Mars regierten Haus, wird selbst vom Eis eingeschlossen und damit manövrierunfähig. 15 http://www.astrologyweekly.com/countries/china.php, http://www.astrotheme.com/celebrities/recherche.php. Diese Seiten nehmen, wie viele Andere auch, folgende Zeit für die Gründung der VR China an: 1. Oktober 1949, 15.01 Uhr. 16 Ich habe die Daten der 1. Französischen Republik benutzt: 22. September 22, 1792, 9.18 Uhr, Paris 14 4/10 Der Dritte ist der australische Eisbrecher Aurora Australis. Dieser Kontinent hat seinen AC im Widder und wird somit durch Mars beschrieben, den Herrscher über das 11. Haus der Shokalsky.17 Die Aurora Australis schien für eine Rettung zu weit entfernt zu sein (Mars im fallenden Haus) , aber Mars geht auf den MC zu und regiert das 11. Haus (Freunde, Hilfe, „Rettung“). Meine Prognose am 28.12.2013 war die, dass die Menschen erst gerettet werden würden, wenn Mars (Hilfe) den MC (Erfolg, Visibilität) erreichen und gleichzeitig ein Trigon zum AC machen würde. Das Ganze würde vom Moment des SOS 11 Tage brauchen, die Distanz von Mars zur MCSpitze in Graden, was auch durch das Trigon vom Mond zur Venus, der Herrscherin über den MC gezeigt wird, das am 2. Januar perfekt wurde. Rettungsversuche Der Snow Dragon sollte sich einen Weg durch das Eis brechen und dadurch die Shokalsky heraus loten, aber ein Blizzard (11. Haus Herrscher Mars im Luftzeichen) und dickes Packeis (Saturn) machten jeden Versuch, durch das Eis zu brechen, aussichtslos. 18 (Separativer Saturn Aspekt zum AC und Mondaspekt ohne Rezeption). Die Aurora Australis hingegen musste aufgrund unzureichender Sicht zurück ins offene Meer, 18 NM von der gestrandeten Shokalsky entfernt.19 (Mars im Exil im fallenden 9. Haus). Der letzte Mondaspekt zur Wohltäterin Venus bezeugt trotz allem einen positiven Ausgang des Abenteuers: die Rettung erfolgte durch einen Hubschrauber (Mars), den der riesige Snow Dragon (Saturn) an Bord hatte: das 2. Haus vom 11. beschreibt die Ressourcen oder Hilfsmittel des Snow Dragon, in diesem Fall den Hubschrauber. Das Haus steht im Skorpion und wird demnach von Mars regiert. Diesem Planeten werden Metalle und Feuer zugeschrieben und alles was Hitze erzeugt. Motoren und Maschinen fallen in diese Kategorie, insofern zeigt Mars die metallene Flugmaschine an.20 Mars steht im Luftzeichen Waage und wird von Venus, der Herrscherin des 10. Hauses, disponiert. Er befindet sich in der Nähe des höchsten Punktes des Charts, dem MC, das ebenfalls in einem Luftzeichen steht. Die astrologische Signatur wurde genau eingehalten: Der Snow Dragon konnte weder selbst zur eingeschlossenen Shokalsky vordringen (separativer Aspekt von Saturn zum AC), noch die Passagiere selbst aufnehmen, was durch den separativen Aspekt von Jupiter (Passagiere) zu Saturn (Snow Dragon) angezeigt ist, sondern brachte mit Hilfe seines Bordhubschraubers am 2. Januar in 12 Flügen alle Passagiere der Shokalsky auf die australische Aurora Australis.21 Das wird im Chart durch die Übertragung von Licht durch den Mond (Transport) vom Jupiter (Passagiere) zum Saturn (Snow Dragon) angezeigt. Gleichzeitig befindet sich Mars, Herrscher des 4. Hauses (der Ausgang des Ereignisses) ganz oben am Himmel. Er steht im Exil, wahrscheinlich weil die Rettung durch die Luft nicht wirklich Aufgabe eines Eisbrechers ist und die Bergung auch große Risiken barg: er musste auf Eis landen, das hätte brechen können. Vor allem zeigt Mars im 9. Haus aber das verfehlte Expeditionsziel an. Auch der rückläufige Jupiter (Forscher) deutet an, dass die Wissenschaftler ihre Mission nicht erfüllen werden. 17 http://www.astro.com/nat/natau_e.htm Vom 30/12, www.theguardian.com 19 AMSA Daten 20 Lilly, CA, S. 68 21 Die Aurora Australis, ein Eisbrecher der australischen Regierung, war gerade dabei die Außenstelle in Casey, über 800 NM von der Shokalsky entfernt, mit Lebensnotwendigem zu versorgen, als die Australische Maritime Sicherheitsbehörde (AMSA) sie am 24. Dezember aufforderte, sich an der Rettungsaktion zu beteiligen. 18 5/10 Abschließend ist noch kurz anzumerken, dass zwei Fixsterne durch ihre Konjunktion mit dem MC ins Auge fallen: Spica (Wissenschaften), mit einer Venus/Mars Natur, sowie Arcturus, (Pioniergeist) mit seiner Mars/Jupiter Natur. Saturn (Snow Dragon) ist außerdem konjunkt mit Zuben Eschemali (Jupiter und Merkur Natur), der Erfolg verspricht. 22 Alle drei Fixsterne suggerieren ein heiles Zurückommen von Schiff und Passagieren. Abb. 5 Detail Fixsterne am MC Wie wir gesehen haben, beschreibt das analysierte Horoskop das gesamte Abenteuer des Forschungsteams und gibt Anhaltspunkte, wann eine Rettung aus dem Eis erfolgen wird. Ist also alles in Ordnung damit? Nicht ganz. Das Horoskop ist falsch. In der Zeit, als ich über Internet die Shokalsky Geschichte verfolgte, experimentierte ich gerade mit den verschiedenen Haussystemen, und, damit nicht genug, mit sideralen und tropischen Charts. Zum ersten Mal in meinem (astrologischen) Leben, stellte ich die Verlässlichkeit der verschiedenen Systeme wirklich in Frage. Wie exakt konnte ein (tropisches) Stundenhoroskop eigentlich sein, wenn es auf einem Tierkreis basierte, der nicht mehr dem „wahren, beobachtbaren“ entsprach? 23 Eine erste unvorhergesehene Herausforderung war der Shokalsky Chart. Ich konnte nicht mehr mit einem auf die Ekliptik berechneten Haussystem wie Regiomontanus oder Placidus arbeiten24weil, wie Deborah Houlding anmerkt:25: In der Astrologie stellt der MC nicht den Punkt unmittelbar über unserem Kopf dar (unseren lokalen Zenith) sondern den Punkt, in dem der Meridian die Ekliptik schneidet. Je nördlicher die [geographische]Breite ist, desto näher zum Horizont liegt der MC. Das hat zur Folge, dass sich die Sonne auch Mittags am Horizont befinden und einige Zeichen nie aufsteigen würden. Solche Haussysteme sind demnach für extreme Breiten völlig unbrauchbar. Ein Stundenhoroskop ist radikal, also deutbar, wenn: • Der Stundenherrscher identisch mit dem Ich musste also mit den äqualen Haussystem arbeiten, dass mir zu AC ist, oder diesem Zeitpunkt auch aus anderen Gründen als das “korrekteste” erschien: man kann damit nämlich am besten die tatsächliche • Der Stundenherrscher und AC sich in Sonnenposition am Himmel identifizieren. Da die gesamte der gleichen Triplizität befinden (also (klassische) Astrologie auf Beobachtung und „Sichtbarkeit“ beruht, beide z.B. in einem Luftzeichen), oder erschien mir dieses Kriterium als besonders wichtig. Das war mein persönlicher geistiger Fokus zu diesem Zeitpunkt. Als ich also das • Der Stundenherrscher und AC selbst aus Shokalsky Horoskop berechnete, war ich mir ganz besonders klar über der gleichen Triplizität sind (z.B. Mond die verschiedenen Zeitzonen und geographischen Breiten der Orte, und Jungfrau bei Nacht): d.h. der aus denen a) das SOS geschickt worden war (Antarktis) und b) das Herrscher der Triplizität ist im Einklang Signal empfangen worden war (England) und c) von dem die mit dem Zeichen über das er jeweils am Rettungsaktion organisiert worden war (Australien). Nichtsdestotrotz Tag oder Nacht herrscht, oder geschah etwas. Ich habe lokale australische Zeit (AST) für einen britischen Ort (GMT) benutzt. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Das erwies sich später aber als etwas Anderes als ein simpler • Der Stundenherrscher dieselbe Fehler. Ich hatte zwei Wochen lang intensiv mit diesem Chart humorale Natur hat wie der AC: heiße gearbeitet, tägliche Transite kontrolliert etc. und meine und trockene Planeten sind im Einklang Rettungsvorhersage erwies sich als korrekt. Dies wiederum brachte mit heißen und trockenen Zeichen. mich in die Krise. Wie war das möglich? Ich wusste natürlich, dass ich nicht die einzige Astrologin auf der Welt bin, der so etwas passiert. Das exzellente Buch von Geoffrey Cornelius ist voll mit ähnlichen Beispielen26. 22 Janus Software und Vivian Roberts, The Fixed Stars& Constellations in Astrology, Astrology Classics, 2005 Aufgrund der Präzession bewegt sich die Erde rückwärts durch den Tierkreis, bei einer Geschwindigkeit von 1° alle 72 Jahre. Eine tropische Planetenposition von 23° Fischen entspricht somit einer sideralen Position von 29° Wassermann. Die Differenz beträgt aktuell ca. 24°. 24 In den Polargebieten funktionieren Haussystem wie Placidus, Koch oder Regiomontanus nicht: Die Sonne würde nie über dem Horizont erscheinen. 25 http://www.skyscript.co.uk/houprob_print.html, meine Übersetzung 23 6/10 Aber wenn verschiedene Haussysteme unterschiedliche Astrologen zu ähnlichen Ergebnissen bringen, so wie auch Astrologen die mit unterschiedlichen Tierkreisen arbeiten, was sollte ich also von einer falschen Zeit/Ort Kombination halten? Ich glaube, die Frage ist weniger die, mit welchem System wir arbeiten, als vielmehr, wie weit wir geistig auf die zu analysierende Situation fokussiert sind. Als der große Astrologe des 17. Jahrhunderts, William Lilly (wie viele Andere auch), darauf bestanden, dass ein Fragehoroskop radikal sein müsse27 um deutbar zu sein, muss er sich auf etwas Ähnliches bezogen haben: Nur wenn der AC und der Stundenherrscher humoral bzw. in ihrer Triplizität übereinstimmen, durfte ein Chart benutzt werden. Ich glaube, diese Regel hat viel mit mentaler Fokussierung zu tun. Es ist also weniger wichtig, um welche Art von Frage es sich handelt, wo sie gestellt ist etc., als vielmehr wie wichtig die Frage für den Fragesteller ist und wie sehr er auf sie fokussiert ist. Mein „falscher“ Shokalsky Chart war „richtig“, in dem Sinn, als dass ich alle Koordinaten und Zeitzonen gecheckt hatte und absolut sicher war, keinen Fehler gemacht zu haben. Diese Erfahrung führte mich zu der Überzeugung, dass die wahre Essenz der Astrologie nicht auf Planeten und deren Symbolen beruht, die nur dazu dienen, einen visuellen Fokus für unsere weit größeren geistigen Fähigkeiten zu bilden, die am Ende zu einer korrekten Interpretation einer Frage oder Situation leiten. Dies bedeutet, dass ich „die Informationen“ nicht aus den Symbolen erhalte, sondern vielmehr, dass die Symbole meine geistige Landkarte darstellen, auf der ICH als (in diesem Fall) Fragestellende, mit allem was ist, verbunden bin. Das könnte mit ein Grund dafür sein, warum es häufig so schwierig ist, mit dem Chart eines Kollegen zu arbeiten, der ein unterschiedliches Haussystem/verschiedenen Tierkreis benutzt. Ich habe kürzlich ein Experiment gemacht. Eine Freundin beschäftigt sich seit Jahrzenten mit Tarot, aber an diesem Abend bat sie mich, ihr die Karten zu legen. Sie wusste, dass ich Erfahrung als Stundeastrologin habe, aber mich nie mit Tarot beschäftigt hatte. Sie schrieb ihre Frage auf einen Zettel, ohne ihn mir zu zeigen. Anschließend las ich ihr die Karten nach bestem Wissen und Gewissen, in dem ich hauptsächlich die vor mir liegenden Symbole „übersetzte“ und ihr sagte, um welche Frage es sich handelte. Es war eine tiefschneidende Erfahrung für uns beide. Ich war nahezu exakt mit allem was ich ihr sagte. Nun glaube ich nicht, über Nacht ein Tarot-Genie geworden zu sein, oder dass Jeder sich „Sachen ausdenken kann“, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kommunikation zwischen uns auf einem anderen als dem „normalen“ Level ablief und ich die Karten mehr als „Medium“ benutzte , denn als Tarot-Experte. Ich versuchte einfach, so detailreich wie möglich die Karten zu entschlüsseln, die ich z.T. zum ersten Mal überhaupt sah (ich hatte noch nie ein Tarot-Buch gelesen) und alle Informationen in einen Kontext zu bringen. Es „funktionierte“ weil ich besonders inspiriert (O-Ton Freundin) und konzentriert war, absolut fokussiert. Meine Schlussfolgerung aus diesen Erfahrungen ist die, dass wir astrologische Regeln, Systeme etc. lernen müssen, weil sie uns helfen, uns von unseren persönlichen Projektionen zu entfernen und uns Zugang zu einem geistigen Bereich geben, in dem anders als für uns verständlich kommuniziert wird, und in dem Symbole den einzigen Weg darstellen, ansonsten Ungreifbares bildlich zu verstehen. In dem Moment, in dem wir uns für ein Haus- und Regelsystem entschieden haben und wir konzentriert mit einer Chartanalyse beschäftigt sind, wird eben “unser” System auch “unseren “ Denkprozess darstellen und in diesem Sinne ist es völlig gleichgültig, welches System wir benutzen, solange wir uns in ihm wiederfinden und es zu “unserem” machen. Hätte ich oberflächlich gearbeitet ohne jedes einzelne Wort, dass ich schrieb dreimal zu kontrollieren, wäre meine Prognose mit Sicherheit falsch ausgefallen. Aber da ich mir sicher war, mit den korrekten Daten zu arbeiten, war mein mentaler Fokus korrekt und die Symbolik hat genaue und überprüfbare Ergebnisse geliefert. Ich werde jetzt im Anschluss zeigen, dass die Deutung des “falschen” Charts dieselben grundsätzlichen Informationen wie der “Richtige” liefert, aber es ist interessant zu sehen, wie sich der Fokus ändert. Ich war sehr auf die Erfahrung von Chris Turney eingetunt, oder zumindest auf das, was er über Twitter etc. publizierte. Seine Tweets aus der Antarktis stellten meine wichtigste Datenquelle dar, was normal ist, da er der Expeditionsleiter und –sprecher war und keine anderen Quellen verfügbar waren. Erst später stellte ich fest, dass auch einige der Passagiere über Twitter , wenn auch in weit geringerem Masse, twitterten und weit kritischere Standpunkte hatten, als Chris Turney, insbesondere die australische Senatorin Janet Rice.28 Als ich damit begann, den „richtigen“ mit dem „falschen“ Chart zu vergleichen, hatte ich den Eindruck, auf eine Art Maske zu blicken: das lächelnde Gesicht des Expeditionsleiters, der angesichts der massiven Risiken, denen die Shokalsky ausgesetzt war und den enormen (internationalen) Kosten, die die Strandung und die folgende Rettungsaktion mit sich brachten, gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Wenn das Team erst mal in Sicherheit war, würde eine Diskussion über die Frage wer für die Strandung verantwortlich war und wer die Kosten zu tragen hätte, unausweichlich werden. 26 Geoffrey Cornelius, Moment of Astrology, The Wessex Astrologer, 2005 27 Lilly, CA, S. 121 28Jane Rice auf Twitter am 2/1/2014: “Jetzt könnt ihr anfangen zu erklären, warum ihr Leute in Gefahr gebracht, haufenweise Geld verschwendet und kaum Forschung betrieben habt. Die Debatte ist alles andere als beendet.” (Meine Übersetzung) 7/10 Teil 2 Die “richtigen” Charts 1. Der Abfahrtchart 28z u 25' v 25' 28z ; # 27z 02z v w 24' B & 05z 25z v u 48' 29' 28z g 10z u 26' r 25' ! 16z Die Shokalsky wird durch den AC im Widder und 25' 28z 44' r w q 13' 10 9 04z$ den Mond beschrieben, wodurch die Menschen an 28z 25' r 41' 8 11 Bord (Herrscher des 1. Hauses, Mars) nicht wie im :08zi 17z* 37'| 56'q Akademik Shokalsky-departure anderen Chart als Forscher dargestellt werden, 8 Dec 2013 12 7 02'q07z> 28z 17:11:00 sondern vielmehr als Entdecker und Abenteurer. Die 28z NZD -13:00:00 i p Bluff 25' 25' 02' Expedition hieß entsprechend auch „im Geist von j New Zealand 1 6 ?07z 168e20 00, 46s36 00 Mawson“, einem australischen Antarktis Forscher, 09' p00z 2 5 der mehrmals vom Eis eingeschlossen worden war.29 ( 25' 28z 3 4 j o Mars beschreibt somit gut die Expeditionsteilnehmer 25' 28z | 36' 57' die sich der Risiken und Gefahren dieser Reise wohl l l 09z 18z bewusst waren. Seine Position im 6. Haus beschreibt 28z 25' Y ) k m Schwierigkeiten, den Aufgaben der Expedition 28z 25' 28z l 25' gerecht zu werden. In diesem Chart geht es also eher Abb. 6 Abfahrt aus Bluff um die täglichen Probleme und Routine, während der „falsche“ Chart seinen Fokus auf „die Anderen“ (Jupiter im 7. Haus) gerichtet hatte. Mars in der Waage beschreibt die Expeditionsteilnehmer in einer Situation, in der sie nicht das beste geben können und sich wortwörtlich „im Exil“ befinden. Mars läuft auf eine Opposition mit Uranus im 12. Haus hin, ein plötzliches, unerwartetes Ereignis (Uranus), dass die Entdecker in ihrer täglichen Routine und Recherchearbeit (6. Haus) behindert (12.Haus). Anschließend wird Mars (Abenteurer) Pluto im 9. Haus quadrieren: das entfernte Reiseziel wird einen tiefen, beängstigenden Einfluss ausüben. Sehen wir uns nun den Mond an. Sie beschreibt als Co-Signifikatorin den Schiffskörper30, und zeigt die zukünftige Entwicklung an. Seine Position in den letzten graden vom Wassermann deutet an, dass sich die Situation bald ändern wird: seine Stellung im 11. Haus erlaubt Hilfe von Freunden. Der Mond verlässt ein Quadrat zu Saturn (last-minute Probleme vor der Abfahrt) und geht nun auf Neptun zu, das Schiff wird gewissermaßen unsichtbar oder unerreichbar sein: eines der Probleme der Rettungsaktion war die mangelnde Sicht (Neptun). Das 11. Haus im Wassermann (Luftzeichen) deutet auf eine Luftrettung hin, aber Häuserherrscher Saturn im Skorpion warnt auch vor Problemen und Verzögerungen. Interessanterweise beschreibt Saturn im „falschen“ Chart den Snow Dragon, mit Hilfe dessen Hubschrauber die Passagiere gerettet wurden. Außerdem steht er in dort im 11. Haus (Skorpion), welches im Abfahrtschart von Saturn beherrscht wird (Wassermann). In beiden Charts spielt Saturn also eine große Rolle, im einen als Hausbesetzer, im anderen als Hausbesitzer. Der nächste Mondaspekt ist ein Quadrat zu Merkur, dessen Position im 8. Haus eine Dysfunktion anzeigt, die sich ganz besonders auf seine Transportfunktion bezieht (bildlich ausgedrückt ist der Transport unterbrochen, also „tot“). Aber das 8.Haus beschreibt auch die Kosten, welche die Shokalsky durch die Notwendigkeit ihrer Rettung verursacht. Die Tatsache, dass der AC Herrscher auch Herrscher über das 8. Haus ist, deutet darauf hin, dass das Schiff dafür selbst verantwortlich ist.31 Meiner Meinung nach beschreibt dieses Horoskop nicht die Art der Rettung, sondern das, was nach einer Abfahrt das Wichtigste ist: eine sichere Heimreise. Genau das sagt das Mond/AC Sextil und Venus konjunkt 10. Hausspitze und Quadrat zum AC nämlich aus. 29 Siehe Fußnote 7 Siehe Lilly, CA, S. 157 31 Siehe Lilly, CA, S. S. 323 und 405 30 8/10 2. Der „richtige“ SOS Chart 04z j 44' Sehen wir uns nun kurz den “richtigen” SOS Chart an, der sich von den beiden vorherigen stark unterscheidet. k 09' ?Y 18z 05z 29z j i 52' 21' Dieser Chart reflektiert den mentalen Fokus der Maritimen Sicherheitsbehörde in England, die das SOS aus der Australischen Antarktis empfangen hat. Seltsam genug, dass das SOS zuerst in England empfangen worden ist und von dort aus nach Australien weitergeleitet werden musste… 24z 18z m 56' : i 08' 08z i 36' 20' l 02z )17z 10 09z w 9 20' l 11' | 11 8 ; w03z 01' Akademic Shokalsky SOS recieved in England 23 Dec 2013 12 7 20:20:00 GMT +00:00:00 Falmouth England 1 6 5w 04 00, 50n08 00 |54' u 28z 2 5 Das Schiff wird durch den AC im Löwen und den 34' & 20' o 58' 09z 12z 3 4 10' u10z o # u Mond in der Jungfrau beschrieben. In welchem Licht 05' u 20' r 02z g 24z 54' sieht Falmouth die Shokalsky Passagiere? Der AC 29z ! p 52' 35' 07z $ q q Herrscher Sonne (individualistische Menschen an Bord) 19z 05z ( 02z 09' p r >* 18z 08' befindet sich im Steinbock (herausforderndes Ziel), ist 04z q 44' peregrin (arbeitet nicht wie geplant), ist eher zu Abb. 7 Der "richtige" SOS Chart Tourismuszwecken unterwegs (5. Haus). Während im 1. Chart der Akzent auf „Wissenschaftlern“, und im 2. auf „Abenteurern“ lag, sehen wir hier die „Individualisten“. Alle drei sind meiner Meinung nach für eine solche Expedition zutreffend: Es waren Wissenschaftler an Bord (Jupiter, 1. Chart), einige davon markante Individualisten (Sonne, 3. Chart) und alle wussten, dass es sich bei einer Reise in diesen abgelegenen Teil der Welt um ein Abenteuer handelte (Mars, 2. Chart). In diesem Chart erhält der AC einen schwierigen Aspekt vom eisigen Saturn, beide befinden sich in fixen Zeichen: das Schiff fordert Hilfe an, weil es sich nicht mehr bewegt (siehe auch die fixen Eckhäuser). Der Mond trennt sich von einem Sextil zu Pluto (Gefahr) und läuft auf Jupiter zu: die Situation ist zwar gefährlich, aber Schiff und Insassen sind nicht in direkter Gefahr. Die Rettung wird durch Merkur, den Herrscher des 11. Hauses angezeigt, der sich im letzten Grad vom Schützen befindet. In der Tat gibt England die Verantwortung für alle Rettungsaktionen praktisch sofort (Merkur auf 29°05‘) an die Australische AMSA ab (Zeichenwechsel), dann geht Merkur (Hilfe) aber auch in die Verbrennung: Die losgeschickten Eisbrecher haben selbst massive Probleme mit dem Eis; in diesem Fall ist die „Verbrennung“ Merkurs eisiger Natur: der Versuch, der Shokalsky zu helfen, macht die Helfer selbst manövrierunfähig. Die Merkur-Sonnen Entfernung beträgt 3° und in der Tat wurde die Hilfe nicht vor 4 Tagen ab SOS erwartet. Zu diesem Zeitpunkt steigt Merkur bereits aus der Verbrennung auf. Merkur (Hilfe) trennt sich von der Sonne (Shokalsky), quadriert Mars im 3. Haus (Transportprobleme), tritt in Opposition zum rückläufigen Jupiter (Dysfunktion, Gefahr), der Merkur (Hilfe) empfängt. Dieser Aspekt deutet auf Konflikte und Stress hin (Opposition), die aber eine Lösung finden werden. Auch dieser Chart ist meiner Ansicht nach weniger bedeutsam für die Art der Rettung als der “falsche Chart”. Wahrscheinlich ist das „wie“ einer Rettung für die Maritime Sicherheitsbehörde auch weit weniger wichtig als deren Erfolg. Außerdem war das Ziel von Falmouth nicht die Rettungsaktion an sich, sondern der Kontakt zu den australischen Behörden, hier insbesondere in der Funktion eines Botschafters (klassischerweise Merkur) zugeschrieben, der hier passenderweise Herrscher über das 11. Haus ist und kurz vor dem Zeichenwechsel steht. 9/10 18z v 56' Sehen wir uns nun kurz einen Vergleich der drei Charts an. Hier gibt es einige Überraschungen. Man sollte annehmen, dass sich der „falsche“ und der „richtige“ Chart sowie der Abfahrtschart stark voneinander unterschieden. Das Gegenteil ist der Fall. Es überwiegen die Gemeinsamkeiten: „Falscher Chart“ Schütze (Feuer) Wissenschaftler AC Herrscher Jupiter im Krebs (kardinal) im 7. Haus Projektion auf die „Anderen“ Mond Im 9. Haus in der Jungfrau (variabel) Forschung AC Abfahrtchart Widder (Feuer) Abenteurer Mars in der Waage (kardinal) im 6. Haus Konflikte bei den täglichen Aufgaben Im 11. Haus im Wassermann (fix) aber wechselt gleich in die Fische (variabel) Netzwerke Steinbock (kardinal) Saturn im Skorpion im 7. Haus Wassermann (fix) „Richtiger“ Chart Löwe (Feuer) Individualisten Sonne im Steinbock (kardinal) im 5. Haus Extremtouristen im 2. Hus In der Jungfrau (variabel) Ressourcen 10. Haus Waage (kardinal) Stier (fix) Herrscher 10. Venus im Steinbock Venus im Steinbock Haus 2. Haus Im 6. Haus 11. Haus Skorpion (fix) Zwillinge (variabel) (Luft) (Wasser) (Luft) Herrscher 11. Mars in der Waage Saturn im Skorpion Merkur im Schützen Haus im 9. Haus Im 7. Haus Im 5. Haus (Luft und Feuer) (Luft und Feuer) (Erde und Wasser) Es fällt auf, dass alle drei Charts ihren Aszendenten in einem Feuerzeichen haben und somit durch Trigone miteinander vernetzt sind. Außerdem steht der Herrscher des 1. Hauses in allen Horoskopen in einem kardinalen Zeichen. Es gibt noch weitere Gemeinsamkeiten: Der Mond steht sowohl im „richtigen“ als auch im „falschen“ Horoskop in einem variablen Zeichen, was erst mal nicht verwundert, da beide auf denselben Moment , aber unterschiedliche Orte berechnet worden sind, was an der Mondposition im Zeichen nichts ändert, wohl aber an dessen Hausposition. Interessant ist vielmehr zu sehen, dass der Mond im Abfahrtchart zwar in einem fixen Zeichen steht, aber auf 28°, also kurz vor seinem Wechsel in ein variables Zeichen. Der „falsche“ Chart und die anderen beiden scheinen demnach durchaus miteinander in Verbindung zu stehen! Es verwundert daher nicht, dass der „falsche“ Chart eine Übereinstimmung zwischen dem Stundenherrscher und dem AC aufweist, also radikal ist.32 Es scheint aus dieser Perspektive fraglich, ob der „falsche“ Chart noch so genannt werden kann, oder ob er einfach einen „anders gültigen Bewusstseinsfokus“ beschreibt. In dieser Hinsicht ist sicher noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Auf einer persönlichen Ebene ist es interessant anzumerken, dass ich praktisch sofort “Zugang” zu dem “falschen Chart” hatte: er sprach sozusagen zu mir. Der Falmouth Chart hingegen stellte nicht meinen mentalen Fokus dar und erschloss sich mir anfänglich nur schwer. Nach diesen Erfahrungen habe ich beschlossen, sogenannte „Zufälle“ oder „Fehler“, die mich in neue Richtungen führen, weiterzuverfolgen. Wir basieren unser astrologisches Wissen auf vielen Regeln, die unsere Aufmerksamkeit lenken und einen mentalen Fokus bilden. Wir können uns nicht einfach Sachen „erfinden“, weil sie sich als unwahr herausstellen würden. Je mehr wir lernen und unser Wissen vertiefen, umso besser wird unsere Interpretation ausfallen. Aber ich glaube, dass der einzige wahre Grund, eine korrekte Analyse zu erstellen, tiefes Vertrauen ist. Vertrauen in unsere Art, astrologisch zu denken, Vertrauen in ein System und Vertrauen in die Kraft, aus der Astrologie entspringt. Diese Energie ist überall, Astrologie ist nur mein persönlicher Schlüssel, mich ihr zu nähern. 32 Der AC liegt im Schützen und der Stundenherrscher ist Jupiter. 10/10