Hoch hinaus

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Hoch hinaus
Datum: 11.03.2011
Neue Zürcher Zeitung
8021 Zürich
044/ 258 11 11
www.nzz.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 127'091
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 43.2
Abo-Nr.: 1070918
Seite: 59
Fläche: 85'919 mm²
Hoch hinaus
Der Schweizer Alpenclub will durch
Nachwuchsförderung den klassischen Alpinismus stärken
Die 10 Teilnehmer am Projekt
Leistungsbergsteigen des
Schweizer Alpenclubs gehören
zu den besten Nachwuchsalpinisten. Von ihnen erhofft man
sich, dass sie Jugendliche wieder
vermehrt fürs klassische Bergsteigen begeistern können.
Mylene Jacquemart
Kein Sonnenstrahl erreicht während der
kalten Jahreszeit die mächtigen Eisfälle
an der Nordseite des Kientals im Berner
Oberland. Ideales Gelände für all jene
also, die sich mit Pickel und Steigeisen
gerne den Herausforderungen der Vertikalen stellen. Es ist feucht und kühl,
und mit jedem Einschlag des Pickels
prasseln Wassertropfen und Eisstücke
auf die Kletterer nieder. Lautes Donnern und Grollen dringt von der anderen Talseite hinüber, wenn die Eisfälle
in der Wärme der Nachmittagssonne
Spannungen auf- und abbauen.
Was manch einem Hobby-Alpinisten
als gar ungemütlich erscheinen mag, ist
für die 10 Mitglieder des neuen Leistungsbergsteigen-Kaders des Schweizer
Alpenclubs (SAC) hingegen eine wahre
Freude. Unbeirrt schlagen sie einen
Pickel nach dem anderen ein, setzen die
Steigeisen präzise höher, wechseln grazil aus dem Eis in den Fels. 9 junge Männer und eine Frau dürfen dieses Eisklettertraining absolvieren, sie haben es bis
durch die letzte Selektion geschafft: Sie
gehören zu den hoffnungsvollsten
Nachwuchsalpinisten, die zurzeit im
Eis klettertrain
im bernerobernindischen Kiental.
Medienbeobachtung
Medienanalyse
Informationsmanagement
Sprachdienstleistungen
SAC aktiv sind.
ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
www.argus.ch
Argus Ref.: 41779112
Ausschnitt Seite: 1/3
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Casting-Aufruf beim SAC
In einem Pilotprojekt hatte der SAC
Ein Blick zurück: Der 13. September bereits im Sommer 2007 12 junge Alpi2009 war für viele begeisterte junge nisten mitsamt professioneller BetreuBergsportlerinnen und Bergsportler der ung auf ein Abenteuer nach Chile entStichtag auf dem Weg zu einem grossen sandt. In Zusammenarbeit mit der Uni
Ziel der Aufnahme ins neue Kader des Lausanne durften sie nach einer wöchiSAC. Die Ausschreibung für den mehr- gen Ausbildung Gesteinsproben aus
stufigen Selektionsprozess war über das den mächtigen Granitwänden Patagoklubinterne Magazin «Die Alpen», die niens bergen. Direkt mit dem jetzigen
sektionseigenen Jugendorganisationen Lehrgang vergleichen lässt sich die da-
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Die Besten für die Besten
Eine Expedition in ein fernes Land auf
die Beine zu stellen, erfordert einiges an
organisatorischer Leistung. Daran wurde im vergangenen Oktober am vierten
Ausbildungsweekend gefeilt: Medienarbeit, Sponsorensuche, Fotografie und
Trainingslehre standen auf dem Programm. Für die Abschlussexpedition
müssen die Teilnehmer alles selbst an
(JO), die Regionalzentren und das malige Expedition aber nicht. «Das die Hand nehmen. Im Team muss ein
Internet erfolgt. 34 Alpinistinnen und Programm, welches diese jungen Er- Expeditionsziel festgelegt werden, und
Alpinisten hatten sich gemeldet. Die wachsenen durchlaufen, ist deutlich in- es braucht ein Sponsoringkonzept, um
Anforderungen waren indes nicht ganz tensiver und breiter abgestützt», betont Geld einzutreiben.
ohne: Kletterniveau 6c «on-sight» im Bruno Hasler. «Selbst unsere langjähriBetreut werden die jungen EnergieFels und im Eis WI eine beachtliche gen Ausbilder können einigen von bündel dabei von einigen der Erfah-
ihnen technisch nicht mehr viel vor- rensten des Faches: Der Bergführer
Leistung für 16- bis 20-Jährige,
Von den 34 Interessenten wurden 28 machen. An Erfahrung hingegen kön- Denis Burdet und der Profialpinist Roan das erste, dreitägige Ausbildungs- nen sie etliches weitergeben.»
ger Schäli stehen dem Team mit Rat und
Vom Projekt werden langfristig nicht
wochenende im Wallis und in Chamonix
eingeladen. 18 von ihnen gelang es, an nur die 10 Auserwählten profitieren
der ersten Eintrittsprüfung im Januar lässt sich doch die Förderung einzelner
2010 mit ihren Fähigkeiten in Fels und Spitzenathleten nicht mit dem SportEis zu überzeugen. Ihnen stand in konzept des SAC vereinbaren. «Unsere
einem weiteren Schritt im Sommer 2010
eine spannende Woche im italienischen
Valle dell'Orco bevor: Bigwall-Klettern,
Klettern in Bergschuhen, Rettungstech-
Idee ist, den klassischen Alpinismus
jüngeren Generationen näherzubrin-
gen», erklärt Hasler. Er hat das Projekt
lanciert, eine Nachwuchsförderung in
nik und Klettern mit mobilen Siehe- diesem Stil hatte ihm schon seit geraumer Zeit vorgeschwebt. «Die ausgerungsgeräten.
Für den 22-jährigen Kaminfeger Ro- wählten Athleten sollen nicht nur perger Emmenegger aus Flüeli etwa war sönlich profitieren. Sie sollen in ihren
dies die bis anhin eindrücklichste Er- Sektionen zu Vorbildern werden und
fahrung: «Es war der Wahnsinn, hat un- weitere Jugendliche fürs Bergsteigen
heimlich viel Spass gemacht und war begeistern.»
Denn zurzeit sind beim Nachwuchs
sehr lehrreich», schwärmt er. Der Luzerner durfte auch nach der folgenden vor allem Sportklettern und Bouldern
zweiten praktischen Prüfung weiter mit angesagt. Kombinierte Touren im
dabei sein, für 8 hoffnungsvolle Anwär- Hochgebirge seien eher out, moniert
ter bedeutete das Camp in Italien je- der Ausbildungschef. Aus diesem
doch das Ende des Abenteuers. «Im Grund verpflichten sich die 10 Teilnehdritten Modul waren neben dem techni- mer dazu, Leiterkurse sowie Ausbildunsehen Können vor allem Charakter und gen in Lawinenkunde und Orientierung
Sozialkompetenz ausschlaggebend», ausserhalb des Lehrganges zu machen.
erklärt SAC-Ausbildungschef Bruno Zudem sollten sie auch in der JO aktiv
Hasler. «Die Abschlussexpedition im mitleiten.
Sommer 2012 im Hinterkopf, haben wir
Am Ende des dreijährigen, berufsviel Wert auf Teamfähigkeit gelegt. begleitenden Lehrgangs winkt dann das
Heute haben wir ein gut funktionieren- grosse Abenteuer eine Expedition in
des Team mit Teilnehmern aus der gan- unbekannte Höhen. Zielbestimmung
zen Schweiz.»
und Organisation liegen dabei ganz in
den Händen der jungen Erwachsenen.
Im Zeichen des Alpinismus
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Tat zur Seite. Beide haben langjährige
Erfahrung im Expeditionsbergsteigen,
mit viel Enthusiasmus sind sie auch an
diesem Wochenende im Kiental mit dabei. So wird am Abend in der warmen
Stube rege debattiert zur Diskussion
stehen Alaska und die Region Tadschikistan/Pakistan als Expeditionsziele.
Die Gruppe einigt sich demokratisch,
den Osten dem Westen vorzuziehen.
Bruno Hasler hat Bilder eines imposanten Fels- und Eisriesen in Tadschikistan
mitgebracht. Lange Grate säumen die
eindrücklichen Wände, knapp über
6000 Meter beträgt seine Höhe, und
man ist sich sogar sicher, dass er von die-
ser Seite noch nicht bestiegen worden
ist. Für die jungen Bergsteiger ist dies
ein wichtiges Kriterium.
Doch die Coachs Roger Schäli und
Denis Burdet geben sich mit dem auf-
flammenden Enthusiasmus nicht zufrieden, sie verlangen von den Kandidaten mehr Eigeninitiative. Auf diese
wartet daher in den nächsten Wochen
viel Arbeit: Sie müssen noch weitere
Vorschläge bringen, denn bei einer
Expedition ist das Zusammentragen
von Informationen einer der zentralen
Faktoren. Erst wenn das Ziel bekannt
ist, kann die Suche nach Sponsoren auf-
gegleist werden. Dies stellt durchaus
eine Herausforderung dar für ein
10-köpfiges Team, dessen Mitglieder
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über die ganze Schweiz verteilt sind, junge Waghalsige oder Nachfolger von
teils Französisch, teils Deutsch spre- Ueli Steck zu züchten, betont Bruno
chen und neben der Expeditionspla- Hasler. «Risiko im Bergsport besteht
nung einen ganz normalen Berufsalltag immer, und das wissen diese Teilnehzu bewältigen haben.
mer. Sie wären auch ohne unser Engagement im Gebirge unterwegs. Was
wir möchten, ist, ihnen eine solide Ausbildung mitzugeben.»
Diesbezüglich hat die einzige Frau im
In den kommenden Monaten gibt es
Team, die 23-jährige Christelle Marceau viel zu tun, bevor es 2012 auf die grosse
aus Neuenburg, eine Schlüsselrolle inne. Reise gehen kann. Das nächste HighSie, die fliessend Deutsch und Franzö- light wird die Ausbildungswoche in
sisch spricht, schlägt eine wichtige Brü- diesem Sommer sein. Trainiert werden
Als Team am Berg
cke über den kleinen Röstigraben, der die Fertigkeiten, welche für die Expesich in der Diskussionsrunde immer dition am wichtigsten sind je nach
wieder auftut. Auch für sie war die Destination. Daneben wird die HauptÜberraschung gross, als sie es bis ins beschäftigung die Sponsorensuche
Kader schaffte. «Ich dachte mir einfach, sein. Der SAC finanziert das Projekt
ich hätte ja nichts zu verlieren, probie- mit jährlich 30 000 Franken, von den
ren könne ich es ja mal», lächelt sie. Ihre
Teilnehmern sowie von Jugend &
Position als einzige Frau in der Gruppe
nimmt sie gelassen. Das sei in der JO
auch nie anders gewesen, meint sie. Ob
Mann oder Frau, das sei am Berg ohnehin egal das Team müsse funktionieren. Als begeisterte Kletterin bewegt sie
sich am liebsten in langen, anspruchsvollen Routen im Fels, im Eis bringt sie
weniger Erfahrung mit.
Sport kommen weitere 6000 Franken
pro Jahr hinzu.
Für die Expedition im Sommer 2012
müssen noch Beträge zwischen 50 000
und 70 000 Franken zusammengetragen
werden. Den jungen Gipfelstürmern
mangelt es dabei nicht an Ideen: An der
Delegiertenversammlung des SAC wollen sie im Service arbeiten, allenfalls an
Die Tatsache, dass die Stärken der ihrem Arbeitsplatz Diavorträge halten
Teammitglieder nicht alle in derselben und zusammen ein T-Shirt drucken,
Disziplin liegen, stellt weitere Heraus- welches an Verwandte und Freunde verforderungen an die Planung. So ist ein kauft werden kann.
einziger Berg mit einer einzigen Route
Geografisch ist das Ziel der Expedinicht ausreichend; es müssen verschie- tion noch nicht genau festgelegt, emodene Projekte vorhanden sein. Roger tional hingegen schon. Die Eisfälle im
Schäli weist die Gruppe darauf hin, dass Berner Oberland sind bloss eine Station
eine Route in kombiniertem Gelände auf dem Weg zum Ziel. Die 10 wollen
auch ein deutlich höheres Risiko berge weiter und das hoch hinaus!
als reiner Fels. Es gehe nicht darum,
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