Jahresbericht PGSD 2009 - Paritätische Gesellschaft für soziale
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Jahresbericht PGSD 2009 - Paritätische Gesellschaft für soziale
Dienstleistungszentren Information, Beratung und Unterstützung für ältere und behinderte Menschen und ihre Angehörigen Nähe hilft Jahresbericht 2009 Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen GmbH www.pgsd.de Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Impressum: Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen GmbH Eduard-Grunow-Straße 24 Tel. 0421 - 791 99-41 Fax 0421 - 791 99-99 E-Mail [email protected] www.pgsd.de Verantwortlich: Dr. Detlef Luthe Redaktion & Gestaltung: Niels Kohlrausch Fotos: Bärbel Maruschewski, Anke Teebken, Niels Kohlrausch Wir danken Paula Wallmeier aus Huchting für Ihre Bereitschaft, als Fotomodell auf dem Titelbild zur Verfügung zu stehen. Juni 2010 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis A. Einleitung _____________________________________________ 5 B. Die Dienstleistungen der PGSD ____________________________ 7 B.1 Die Kernleistungen ________________________________________ 7 B.2 Projekte _________________________________________________ 7 B.3 Angegliederte Dienstleistungen auf Dauer ______________________ 8 C. Die Eckpunkte unseres Handelns __________________________ 9 D. Wer macht diese Arbeit? ________________________________ 12 E. Die vier Säulen der DLZ-Arbeit ___________________________ 14 F. E.1 Informieren _____________________________________________ 14 E.2 Beraten ________________________________________________ 15 E.3 Nachbarschaftshilfe ______________________________________ 17 E.4 Vernetzung im Stadtteil ____________________________________ 23 Leistungen rund um die DLZ-Arbeit ________________________ 26 F.1 Tagesbetreuung _________________________________________ 26 F.2 Mittagstische ____________________________________________ 28 F.3 Angehörigengruppen _____________________________________ 28 F.4 Validation / Fortbildungen __________________________________ 30 F.5 Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI _____________________ 31 G. Projektarbeit __________________________________________ 31 G.1 „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ _____________________ 31 G.2 „Gesunde Nachbarschaft“ __________________________________ 33 G.3 „Seniorenscouts“ _________________________________________ 34 G.4 „Aktiv mit Demenz“ _______________________________________ 35 G.5 „Fachkraft Demenz“ ______________________________________ 36 H. Wie finanzieren wir unsere Arbeit? ________________________ 38 I. Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten _______________________ 40 J. Ausblick _____________________________________________ 45 K. Quellen ______________________________________________ 47 L. Ansprechpartner / innen _________________________________ 48 3 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 4 Einleitung „Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird“ A. Einleitung In der Stadt Bremen sind aktuell 116.321 Bürger/innen (ca. 21%) älter als 65 Jahre (vgl. Statistik Bremen) - im Jahr 2020 werden ca. 123.000 aller Bremer/innen dieses Alter erreicht haben (vgl. Freie Hansestadt Bremen 2007: S. 24). Aktuell sind 30.809 Bürger/innen 80 Jahre und älter (Statistik Bremen für 12/2008) – im Jahr 2020 werden es ca. 42.000 sein (ebd.). In Bremen leben ca. 10.000 Menschen mit einer mittleren oder schweren Demenzerkrankung. Von ihnen werden ca. 6.000 zu Hause betreut. In den nächsten Jahren ist mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Jährlich erkranken ca. 1.700 Menschen neu an dieser Krankheit (vgl. Freie Hansestadt Bremen 2007: S. 294 - 295). nisse, Wünsche und Unterstützungsbedarfe. Die große Zahl alter und behinderter Menschen wünscht sich ein Leben im gewohnten, heimischen Umfeld: Zuhause. Vor diesem Hintergrund kommt auch in Zukunft einem wohnortnahen präventiven Unterstützungssystem eine zentrale Rolle zu, um möglichst allen Bremerinnen und Bremern im Alter die Teilhabe am sozialen Leben zu sichern. Ambulante Hilfen und Dienstleistungen sind folglich wichtig und müssen bedarfsorientiert ausgebaut werden. Die Dienstleistungszentren sind von der Stadt Bremen gefördert und Teil des städtischen Altenplans. Dienstleistungszentren liefern in der Stadt Bremen diese ambulanten Unterstützungen seit 35 Jahren. Unser Slogan ist: Nähe hilft! Diese Zahlen sind regelmäßig in den Medien: Der Bedarf an Hilfen und Dienstleistungen für alte Menschen und deren Angehörige steigt. Nähe hilft! Insgesamt bieten 17 Dienstleistungszentren (DLZ) in der Stadt Bremen ihre Dienste an. Sie sind über das ganze Stadtgebiet verteilt und bilden somit eine quartierbezogene Infrastruktur. Der Paritätische betreibt davon sieben Einrichtungen. Darüber hinaus gibt es sechs DLZ in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt, drei vom Deutschen Roten Kreuz und eins vom Caritasverband. Die Dienstleistungszentren sind in ihrem Stadtteil die zentrale Anlauf- und Kontaktstelle für alle Fragen, Antworten und Dienstleistungen rund um Alter, Behinderung oder chronische Warum gibt es Dienstleistungszentren? 1975 wurden diese Zentren als zentrale Informations-, Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen auf Initiative des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von der Stadt Bremen etabliert. Seitdem liefern sie vielfältige Unterstützungsleistungen für alte und behinderte Menschen und deren Angehörige. Hinter diesen Zahlen verbergen sich Menschen und ihre Lebenssituationen, d.h. ihre Bedürf- 5 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Erkrankung. Sie leisten entweder selbst Hilfen und Dienstleistungen oder informieren über entsprechende Dienstleister: Wir sind nah dran an den Wohnorten und Wünschen unserer Kund/innen. Zusätzlich koordinieren und begleiten die DLZ bürgerschaftliches Engagement in Form von Nachbarschaftshilfe: In allen 17 DLZ werden von ca. 3.000 ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen über 740.000 Stunden Nachbarschaftshilfe geleistet. Nutzer/innen unserer Einrichtungen bezeichnen wir deshalb als Kundinnen oder Kunden. So wird deutlich, dass wir uns an ihren Wünschen und Interessen orientieren und auf Augenhöhe mit ihnen arbeiten. Dieser Bericht beleuchtet die Arbeit der Dienstleistungszentren im Jahr 2009. Darüber hinaus geben wir eine Rückschau bis zum Jahr 1999. Wenn Sie Fragen haben oder an weiteren Informationen interessiert sind, wenden Sie sich gerne an uns: Kontaktpersonen und Telefonnummern unserer Einrichtungen finden Sie am Ende dieses Berichts auf Seite 48. Sieben von 17 Der Paritätische betreibt also sieben von 17 Dienstleistungszentren in der Stadt Bremen. Unsere Standorte sind in Vegesack, Lesum, Blumenthal, Huchting, Obervieland, Horn und Schwachhausen-Nord. Grundlage unserer Arbeit ist ein respektvoller Umgang mit hilfebedürftigen Menschen, die zu Recht Wertschätzung und einen würdevollen Umgang erwarten können. Die Dank für Engagement und Unterstützung An dieser Stelle danken wir allen Spendern, Kooperationspartnern sowie der Stadt Bremen für die finanzielle Förderung. Insbesondere gilt allen Mitarbeiter/innen der PGSD ein ausdrücklicher Dank für ihre engagierte und kompetente Arbeit! Dr. Detlef Luthe Geschäftsführer der Paritätischen Gesellschaft für soziale Dienste GmbH 6 Die Dienstleistungen der PGSD B. Die Dienstleistungen der PGSD „Gesunde Nachbarschaft“ „Aktiv mit Demenz“ „Fachkraft Demenz“ (Stiftung Sparer Dank) (Stiftung Dr. Heines) „Aufsuchende Altenarbeit - Hausbesuche“ „Seniorenscouts“ Information Nachbarschaftshilfe Vernetzung im Stadtteil Beratung Validation Fortbildungen Legende: Mittagstische 3x Tagesbetreuung 6x Betreuungsleistungen nach 45b SGB XI Angehörigengruppen 4x Projekte der PGSD als Modelle auf Zeit Leistungen der DLZ (mit 4 Säulen) Weitere Dienstleistungen der PGSD auf Dauer Die verschiedenen Dienstleistungen der PGSD im Überblick B.1 Die Kernleistungen B.2 Projekte Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen erbringt einen großen Teil ihrer Leistungen im Rahmen der DLZ-Arbeit. Diese Kernleistung wird in vier Säulen erbracht: Information, Beratung, Nachbarschaftshilfe, Kooperation und Vernetzung im Stadtteil. Darüber hinaus erbringt die PGSD, angesiedelt an die DLZ, weitere Hilfen und Dienstleistungen in Form von Projekten und als angegliederte Dienstleistungen auf Dauer. Projekte werden im Rahmen unserer Arbeit realisiert, um modellhaft neue Dienstleistungen zu erproben und die Organisations- und Qualitätsentwicklung der DLZ voran zu treiben. Projekte sind also „Laborversuche“ auf Zeit, um zu prüfen, ob ein Arbeitsansatz modifiziert werden muss bzw. in dauerhafte Angebote überführt werden kann. 7 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Aktuell gibt es im Kontext unserer DLZ-Arbeit fünf unterschiedlich finanzierte und konzipierte Projekte: B.3 Angegliederte Dienstleistungen auf Dauer „Seniorenscouts“ und „Gesunde Nachbarschaft“ in Huchting (ermöglicht durch Förderwerk GmbH, den Europäischen Sozialfonds, die Stadt Bremen, die Paritätischen Pflegedienste Bremen GmbH) „Fachkraft Demenz“ in Horn (ermöglicht durch die Stiftung Dr. Heines) „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ in Obervieland (ermöglicht durch die Senatorin für Soziales) „Aktiv mit Demenz“, standortübergreifende Kooperation (ermöglicht durch die Stiftung Bremer-Sparer Dank bzw. die Bremer Heimstiftung) Angegliederte Dienstleistungen auf Dauer werden von uns an ausgewählten DLZ-Standorten angeboten. In einigen Fällen waren Projekte die Vorläufer: Tagesbetreuungsgruppen an sechs Standorten (die Gäste zahlen selbst für die Nutzung bzw. werden durch das Amt für Soziale Dienste finanziert) Angehörigengruppen an vier Standorten (ermöglicht durch einen Zuschuss der Stadt Bremen) Mittagstische an drei Standorten (die Gäste zahlen selbst) Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI (finanziert durch Pflegekassen) Validation als Einzel- oder Gruppenangebot für demenzkranke Menschen, Fortbildungen für Angehörige und Professionelle, Vorträge, Schulungen für Fachpublikum (Nutzer/innen bzw. Auftraggeber zahlen gegen Rechnung) 8 Die Eckpunkte unseres Handelns C. Die Eckpunkte unseres Handelns Dienstleistungszentren werden gefördert durch die Stadt Bremen Dienstleistungszentren widmen sich auch der Versorgung von Menschen mit Demenz Der Paritätische Wohlfahrtsverband betreibt unter dem Dach seiner Nicht nur die Zahl der alten bzw. gemeinnützigen Tochtergesellschaft hochbetagten Menschen wird im Zuge „Paritätische Gesellschaft für soziale der demografischen Entwicklung Dienste GmbH“ sieben Dienstleisgrößer; auch der Anteil der an einer tungszentren (DLZ) in der Stadt Demenz erkrankten Menschen wächst Bremen. kontinuierlich. Knapp 800 unserer Das Modell der Dienstleistungszenknapp 3.000 Kund/innen sind an einer tren ist bundesweit einmalig und wurde Demenz erkrankt (ca. 27 %). auf Initiative des Paritätischen WohlWir bieten neben der Information fahrtsverbandes 1975 etabliert. Ein und Beratung auch Tagesbetreuung Vertrag mit der Stadt Bremen regelt die zur Entlastung von Angehörigen an, Aufgaben und Pflichten. leiten Angehörigengruppen, „Wohnen und mehr“ Ca. 60 % der Kosten der bilden Personal in AltenhilfeDLZ in paritätischer Trägerschaft organisationen aus und bieten Einzelfinanziert die Senatorin für Soziales. und Gruppenvalidation für demenzkranke Menschen zu Hause an. Als „Autorisierte ValidationsorganiDienstleistungszentren sation (AVO)“ sind wir Lizenznehmer sind für alte, behinderte, für die Anwendung einer wirksamen chronisch kranke Menschen Kommunikationsmethode, um deund deren Angehörige tätig menzkranke Menschen zu unterstütFür diese Zielgruppen bieten wir zen. Wir engagieren uns im Rahmen entsprechende soziale Hilfen und von Veranstaltungen, z.B. dem Dienstleistungen an. Im Jahr 2009 „Bremer Fachtag Demenz“. waren die sieben DLZ des Paritätischen für knapp 3.000 Kund/innen Dienstleistungszentren tätig. dienen der GemeinwesenKund/innen sind für uns Menschen, entwicklung die Informations- und Beratungsinteressen haben. Zu ihnen besteht in Die DLZ sind Anbieter bzw. Organider Regel ein mehrmaliger, häufig sator von sozialen Hilfen und Dienstauch langjähriger Kontakt. Ein leistungen in den Stadtteilen. Sie sind Schwerpunkt liegt auf der Arbeit für somit Teil der sozialen Infrastruktur im alte Menschen; insbesondere sind wir Quartier. Dazu zählen die öffentlichen für hochbetagte Menschen tätig, die Institutionen, die privat-gewerblichen älter als 80 Jahre alt sind. 9 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen sowie die Bürger/innen mit ihren privaten, d.h. familiären, freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Verbindungen. Wir sind der Überzeugung, dass nur aus einem konstruktiven Miteinander aller gesellschaftlichen Kräfte eine gelingende Entwicklung von Gemeinwesen möglich ist. Profit und Nonprofit, gewerblich und gemeinnützig, privat und öffentlich, ehrenamtlich und hauptamtlich sind deshalb für uns keine unüberbrückbaren Gegensätze, sondern eine Herausforderung für die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern und deren Interessen. Wir arbeiten mit in Stadtteilkonferenzen, Sozialen Arbeitskreisen, unterhalten Kontakte zu Ortsämtern, Beiräten, Quartiermanager/innen in WiN-Gebieten („Wohnen in Nachbarschaften“), beteiligen uns an Stadtteilfesten u.v.m. spielsweise mit Ärzt/innen, Krankenhäusern, Wohnungsbauunternehmen, öffentlichen Institutionen unverzichtbar. Wir entwickeln unsere Arbeit innerhalb dieser Netze weiter, um den Nutzen für unsere Kund/innen kontinuierlich zu verbessern. Dienstleistungszentren nutzen und organisieren bürgerschaftliches / ehrenamtliches Engagement Die hauptberuflich tätigen Mitarbeiter/innen der DLZ des Paritätischen organisieren den Einsatz von ca. 1.200 Nachbarschaftshelfer/innen. Insgesamt wurden 295.000 Stunden für 2.300 Menschen mit NBH-Verträgen geleistet (im Jahr 2009). Nachbarschaftshelfer/innen sind ehrenamtlich tätig und erhalten eine pauschale Aufwandsentschädigung von 6,15 oder 7,15 Euro pro Stunde. Die Aufwandsentschädigung wird direkt von den Kund/innen (Selbstzahler/innen) oder vom Amt für Soziale Dienste an die Nachbarschaftshelfer/in gezahlt. Die DLZ stellen für die Organisation der Nachbarschaftshilfe 20 Euro / Monat in Rechnung. Damit werden anteilig die erforderlichen Hausbesuche, Einsatzplanungen etc. finanziert. Dieser Mix von bürgerschaftlichem Engagement, öffentlicher Bezuschussung und gemeinnütziger Trägerschaft macht die DLZ-Arbeit kostengünstig und effektiv. Dienstleistungszentren fördern das Prinzip „ambulant vor stationär“ Menschen sollen - wenn sie es wollen - solange wie möglich zu Hause leben können. Die DLZ unterstützen das Wohnen zu Hause in Form von Nachbarschaftshilfe, Information, Beratung, Gruppenangeboten, Veranstaltungen etc. Dienstleistungszentren arbeiten in Netzwerken Dienstleistungszentren sind gemeinnützig Für die Zufriedenheit unserer Kund/innen ist eine gelingende Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern (z.B. Pflegediensten, Wohnberatungsstellen), aber auch bei- Auch gemeinnützige Organisationen wie die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste GmbH als Träger der 10 Die Eckpunkte unseres Handelns paritätischen DLZ unterliegen wie jedes Wirtschaftsunternehmen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten: Sie müssen mehr einnehmen als ausgeben, um ihre Ziele zu erreichen. Als steuerlich begünstigte gemeinnützige Organisation ist das Ziel unseres Wirtschaftens jedoch nicht die monetäre Gewinnmaximierung, sondern die Nutzenmaximierung für die Kund/innen und die Kommune. Konsultationen an. Trotz eines kleinen Budgets wird auf diese Weise die Qualität der DLZ-Arbeit gesichert und ausgebaut. Aktuell beteiligen wir uns als Pilotanwender an der Entwicklung einer Beratungssoftware der Firma Atacama Software GmbH, Bremen. Wir begreifen dieses Lernen und Entwickeln als einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung unserer Arbeit. Dienstleistungszentren arbeiten qualitätsorientiert Dienstleistungszentren arbeiten präventiv Die Qualität unserer Arbeit reflektieDie Arbeit der Dienstleistungszenren wir regelmäßig. Dazu gehört die tren ist gesundheitsfördernd und beugt jährliche Berichterstattung an die psychischen und physischen EinStadtgemeinde Bremen. Die vier Träschränkungen vor. Die von uns unterger der Dienstleistungszentren taustützten Menschen nehmen so weit schen sich in einer Arbeitsgruppe aus wie möglich am Leben in ihrer häusliund entwickeln Abläufe kontinuierlich chen Umgebung teil. Das Prinzip heißt: weiter. Gesunde Nachbarschaft (s. die Zwei Mitarbeiterinnen sind für das Darstellung des Projektes „Gesunde Qualitätsmanagement in den DLZ in Nachbarschaft“ in Kapitel G.2). Trägerschaft des Paritätischen verantPersönliche Kontakte, Tagesstruktuwortlich. In einem elekrierung, eine gute pflegeriDas Prinzip heißt: tronischen Handbuch sche und hauswirtschaftliGesunde Nachbarschaft werden fortlaufend Verche Versorgung erhöhen fahrensbeschreibungen gesammelt die Zufriedenheit mit dem Leben auch und aktualisiert. Ein A - Z für die im hohen Alter. Sozialberatung nimmt die jeweils aktuIn vielen Fällen lassen sich mit Hilfe ellen einschlägigen Regelungen der der vom DLZ aufgebauten Netzwerke Sozialgesetzbücher oder des Amtes Erkrankungen, Krankenhausaufenthalfür soziale Dienste auf und liefert den te oder Heimunterbringungen verhinSozialberaterinnen zeitnah das nötige dern oder verkürzen. Neben dem Wissen. Gewinn an Lebensqualität für unsere Unter der Überschrift „Lernen und Kund/innen ist ein weiterer Effekt unseEntwicklung“ bietet die Paritätische rer Arbeit die Kostenreduktion für die Gesellschaft für soziale Dienste ihren Kranken- und Pflegekassen oder die Mitarbeiterinnen Schulungen, Fortbilöffentliche Hand. dungen, Teamcoaching und Kollegiale 11 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 D. Wer macht diese Arbeit? Angestellte Mitarbeiter/innen der PGSD Die Paritätische Gesellschaft beschäftigt derzeit in den sieben DLZ 29 Mitarbeiter/innen. In jedem Dienstleistungszentrum ist als Leiterin entweder eine Diplom-Pädagogin oder eine Diplom-Sozialarbeiterin beschäftigt. Neben den Leiterinnen arbeiten in den Standorten ein bis drei Sozialberaterinnen, deren Funktion vor allem darin besteht, Gespräche mit Kund/innen zu führen und die Nachbarschaftshelfer/innen bei ihrer Arbeit zu begleiten. An sechs Standorten sind zusätzlich zu diesen 29 Beschäftigten auch speziell geschulte Mitarbeiter/innen für die Tagesbetreuungsangebote angestellt. Zwei Kolleginnen leiten spezielle Projekte. Für zentrale Aufgaben sind weitere Personen tätig. Dieser Personalmix ist wichtig, um die hohe Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten. Zum Beispiel: Christine Burlager arbeitet seit 1988 als Sozialberaterin im DLZ Blumenthal. Die gelernte Krankenschwester hat vorher 20 Jahre in der Kranken- und Altenpflege gearbeitet und kennt ihr Arbeitsfeld daher genau. Sie schätzt an ihrer Arbeit die Abwechslung. Christine Burlager macht Hausbesuche, unterstützt Ratsuchende bei Anträgen, berät Angehörige, vermittelt Nachbarschaftshelfer/innen und betreut diese bei ihrer Arbeit. „Der schönste Moment bei der Arbeit ist, wenn man ein Dankeschön zurück bekommt. Wenn Angehörige anrufen und sagen: Das war eine tolle Sache. Wir können den Alltag mit unserer kranken Mutter jetzt gut organisieren“. Anspruchsvoll findet sie die Vermittlungsarbeit, aber mit etwas Erfahrung ist es auch reizvoll herauszufinden, wer gut zueinander passt. „Der Bedarf für unsere Arbeit ist groß. Wir arbeiten ja hier an der Landesgrenze und kriegen auch diverse Anfragen aus dem Umland. Die DLZ gibt es aber leider nur in Bremen.“ Ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer/innen In der Nachbarschaftshilfe wurden im Kalenderjahr 2009 insgesamt 1.187 Personen eingesetzt. Die Einsatzmöglichkeiten sind unterschiedlich: Manche Helfer/in kann sich ausschließlich an bestimmten Tagen, zu festgelegten Uhrzeiten oder für bestimmte Tätigkeiten engagieren. Von den eingesetzten Nachbarschaftshelfer/innen sind mehr als 1.000 ehrenamtlich tätig. Zusätzlich waren ca. 120 Mitarbeiterinnen unseres Kooperationspartners Förderwerk GmbH tätig. Dieser Bildungs- und Beschäftigungsträger qualifiziert und beschäftigt in unseren Einsatzstellen arbeitslose 12 Wer macht diese Arbeit? Menschen, die sich im hauswirtschaftlichen Arbeitsfeld betätigen wollen. Die Fluktuation unter den Nachbarschaftshelfer/innen ist nach wie vor hoch: 25 % = 302 „Abgänge“ bzw. 29 % = 339 „Zugänge“ waren in 2009 zu verzeichnen. Diese Zahlen zeigen die Notwendigkeit, stetig in erheblichem Umfang neue Helfer/innen zu gewinnen, einzuarbeiten und zu begleiten. In einzelnen Einzugsgebieten, z.B. Schwachhausen, Vegesack und Horn, gibt es nach wie vor einen Mangel an geeigneten Helfer/innen. Die von uns eingesetzten ca. 1.000 ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen sind durchschnittlich 5,6 Stunden pro Woche im Einsatz gewesen. Die Einsatzzeiten bewegen sich somit im gesetzlich vorgegebenen Rahmen der sogenannten Übungsleiterpauschale für ehrenamtlich tätige Menschen. Bis zu 2.100 Euro pro Jahr dürfen Nachbarschaftshelfer/innen steuer- und abgabenfrei vereinnahmen, d.h. sie dürfen im Durchschnitt pro Woche 5,6 Stunden (bei 7,15 Euro / Std.) eingesetzt werden. Zum Beispiel: Manuela Stelzenau aus Blumenthal (42) ist gelernte Fleischereifachverkäuferin. Sie hat vier Kinder und ist seit November 2005 als Nachbarschaftshelferin für die PGSD tätig. „Ich hatte keine Lust zu Hause rumzusitzen, aber brauchte auch eine Tätigkeit, die mich nicht erdrückt. Zu Hause muss ich ja auch noch den Haushalt machen“. Außerdem freut sie sich, eine Tätigkeit gefunden zu haben die sie sinnvoll findet: „Ich denke immer, das kann mir auch mal selbst passieren, dass ich Hilfe brauche. Und mir liegt das ja, mit Menschen zu arbeiten. Ich finde schnell Kontakt“. Vier ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer/innen aus Blumenthal, die auch als FotoModelle für unseren Flyer „Engagement zeigen“ zur Verfügung standen 13 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 E. Die vier Säulen der DLZ-Arbeit Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste betreibt in sieben Bremer Stadtteilen Dienstleistungszentren: Blumenthal, Lesum, Vegesack, Schwachhausen, Horn, Huchting und Obervieland. Die Arbeit dieser Dienstleistungszentren besteht aus vier Säulen: Information, Beratung, Nachbarschaftshilfe und Netzwerkarbeit im Stadtteil. Vegesack Schwachhausen Lesum Horn Blumenthal Geschäftsstelle Obervieland Huchting Die Standorte der sieben Dienstleistungszentren in Trägerschaft des Paritätischen (s. Kapitel L. Ansprechpartner/innen, Seite 48) E.1 Informieren Die sieben Dienstleistungszentren in paritätischer Trägerschaft informieren über Hilfen und Dienstleistungen rund um das Alter sowie bei chronischen Erkrankungen und Behinderungen. Ziel unserer Informationsarbeit ist es, den Besucher/innen alle zur Verfügung stehenden Unterstützungsleistungen aufzuzeigen und so möglichst lange eine eigenständige Lebensführung in den eigenen vier Wänden und im vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen. Wir informieren dabei wettbewerbsneutral über ambulante, stationäre, teilstationäre, vollstationäre und komplementäre Hilfen und Dienstleistungen. Unsere Kund/innen erhalten so einen gut verständlichen und strukturierten Überblick zu allen relevanten Fragen. Zu regelmäßig nachgefragten Themen wie der ambulanten Pflege, mobi14 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit len Essensdiensten, Tagespflege, Kurzzeitpflege, stationären Pflegeeinrichtungen, Hausnotrufanbietern erstellen wir Übersichtslisten, damit die vor Ort verfügbaren Angebote leicht einsehbar sind. In den DLZ sind auch die relevanten Flyer und Broschüren zum Thema erhältlich, die es Besucher/- innen ermöglichen, sich auch ohne Termin und Beratungsgespräch über einschlägige Angebote im Stadtteil kundig zu machen. Die Informationen sind darauf ausgerichtet, interessierte Menschen in die Lage zu versetzen, anschließend selbständig zu entscheiden und Schritte zu unternehmen. E.2 Beraten Die Dienstleistungszentren beraten individuell, flexibel, lösungsorientiert und wettbewerbsneutral. Ziel unserer Beratungsarbeit für hilfe- und pflegebedürftige Menschen ist es, den Ratsuchenden durch Schaffung einer individuell passenden Unterstützungsstruktur im häuslichen und pflegerischen Bereich eine Verbesserung ihrer Lebenssituation zu ermöglichen. Kann das primäre Ziel - ein möglichst langer Verbleib in der gewohnten häuslichen Umgebung - nicht erreicht werden, wird bei der Suche nach einer alternativen Wohnform beraten. Unsere Beratungsarbeit findet in der Regel im Dienstleistungszentrum statt. In besonderen Fällen kann aber auch ein Beratungstermin in der Wohnung des Ratsuchenden vereinbart werden. War ein Beratungsgespräch nicht ausreichend, kann auch jederzeit ein Anschlusstermin vereinbart werden. Die Beratung erfolgt lebenslagenorientiert, unabhängig, vertraulich und unentgeltlich. Die Arbeit des Dienstleistungszentrums kann auch über die reine Beratung hinaus gehen. Wir unterstützen bei persönlichen Fragestellungen, in Krisensituationen oder Notlagen und helfen auch bei der Beantragung von Leistungen (SGB XI und SGB XII). Um die gleichbleibende Qualität unserer Beratungsarbeit sicherzustellen, gehen wir nach einem aus jahrelanger Erfahrung entwickelten Verfahren vor. Jede Beratung beginnt mit einer gründlichen Situationsklärung zu den Erfahrungen und Bedürfnissen der Ratsuchenden. Dabei werden familiäre und verwandtschaftliche Hilfsmöglichkeiten erörtert sowie ausführliche Informationen über Leistungsansprüche und Finanzierungsmöglichkeiten vermittelt. 15 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Beratungsprozess im Dienstleistungszentrum Beraterin • hört zu • spricht an • fragt nach Themenliste Ablauf Erstgespräch („Assessment“) Ratsuchende • Erfahrungen • Wünsche • Prioritäten Themen, z.B. • Essen • Geld • Freizeitaktivitäten Hilfen / Schwerpunkte • informiert • bahnt Kontakte an Dienstleistungen vorschlagen Hilfen werden erbracht • begleitet • fragt nach Reflexion • Kundenresonanz • Erfahrungsaustausch • zusätzliche Hilfe erforderlich? • wählt aus • denkt nach • fragt nach • macht Erfahrungen • fragt bei Bedarf nach anderen Möglichkeiten Schematische Darstellung des Beratungsprozesses im DLZ Bei Bedarf wird die individuelle Lebenssituation durch das Hinzuziehen weiterer Gesprächspartner/innen wie z.B. Ärzt/innen und Krankenhaussozialdienste analysiert. Im Anschluss wird den Kund/innen (Hilfesuchenden sowie Angehörigen) ein individuell zugeschnittenes Ange- bot bei der Organisation von Hilfen unterbreitet. Haben die Ratsuchenden Entscheidungen über bestimmte Angebote getroffen, kann das DLZ Hilfestellung leisten bei der Kontaktaufnahme mit einem Dienstleistungsanbieter. Die Nachbarschaftshilfe macht einen großen Teil der DLZ-Arbeit aus. 16 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit E.3 Nachbarschaftshilfe Akteure beim Einsatz der Nachbarschaftshilfe Dienstleistungszentren Vertrag für den Einsatz von Nachbarschaftshelfer/innen Ältere Menschen Gewinnung Vermittlung Qualifizierung Qualitätssicherung Nachbarschaftshelfer/innen Ehrenamtliches Engagement mit pauschaler Aufwandsentschädigung Übersicht über die Akteure und ihre Beziehungen bei der organisierten Nachbarschaftshilfe Neben der Information und Beratung der Stadtteilbewohner/innen ist eine der zentralen Aufgaben der Dienstleistungszentren die Vermittlung von ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen im Wohnumfeld. Die Nachbarschaftshelfer/innen sollen den älteren Menschen einen lebenswerten Alltag in der eigenen Wohnung und im vertrauten Wohnumfeld ermöglichen. Zu den möglichen Tätigkeitsbereichen gehören hauswirtschaftliche Unterstützung, Einkäufe, Personenbegleitung, persönliche Hilfen oder eben einfach nur Gesellschaft leisten. Dienstleistungszentren haben bei der Organisation von Nachbarschaftshilfe die Rolle eines kompetenten Vermittlers. Sie bringen hilfebedürftige Menschen und deren Angehörige mit hilfsbereiten Menschen zusammen. Ein entscheidender Teil dieser Arbeit ist es, die passende Konstellation zu finden. Unser Ziel bei der Nachbarschaftshilfe sind „Wahlverwandtschaften“ mit Nutzen und Belohnung für beide Seiten – den Helfer/innen und den Hilfeempfänger/innen. 17 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 In den sieben DLZ in paritätischer Trägerschaft sind ca. 1.000 ehrenamtliche Helfer/innen tätig. Sie müssen angesprochen, geschult, eingesetzt, begleitet und kontrolliert werden. Die im Jahr 2009 erbrachten ca. 295.000 Stunden allein in den sieben Dienstleistungszentren in Trägerschaft des Paritätischen sind qualitativ und finanziell ein Gewinn für die selbst zahlenden Kund/innen ebenso wie für die Stadt als Kostenträger für die Sozialhilfeempfänger/innen. Nachbarschaftshilfe wird ausschließlich für Menschen erbracht, die wegen ihres Alters (ab 60 Jahren) oder wegen individueller Einschränkungen hilfebedürftig sind. Dies gilt ebenso für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Selbstzahler/innen können unabhängig von Einkommen und Vermögen Leistungen der Nachbarschaftshelfer/innen anfragen. Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe ist eine besondere Ressource mit zahlreichen Stärken, aber auch Einschränkungen. Sie ergänzt professionell gegen Rechnung erbrachte hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Sie liefert dort, wo professionell erbrachte Dienstleistungen nicht erforderlich sind, eine kostengünstige Alternative. Nachbarschaftshelfer/innen sind Laien, die ganz unterschiedliche berufliche Hintergründe und persönliche Erfahrungen haben. In der Regel sind sie nicht formal qualifiziert für die ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeiten. Zum Beispiel: Hiltrud Peters aus Blumenthal bekommt von ihrer Helferin Katy Seubert den Weihnachtsbaum mitgebracht. Nach einer Operation ist Frau Peters auf Unterstützung angewiesen, um weiter in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu können. Seit Oktober 2003 ist Frau Seubert als Nachbarschaftshelferin für sie tätig. „Frau Seubert arbeitet so wie ich es gerne mag. Akkurat und vertrauenswürdig. Ich weiß, ich kann mich absolut auf sie verlassen. Alles läuft so wie ich es brauche“. Frau Seubert kommt zweimal pro Woche für drei Stunden. Sie putzt, räumt auf, kauft ein oder begleitet Frau Peters zu Arztterminen. „Und wenn mal ein unangenehmer Vertreter vor der Tür steht, den verscheucht sie dann auch!“ Frau Peters ist keine anspruchslose Kundin: „Man sagt immer das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein. Aber da steckt ganz schön Arbeit drin wenn man es ordentlich will. Bei mir war es immer ordentlich, und so soll es bleiben. Ich bin sehr zufrieden mit der Nachbarschaftshilfe. Wie schön, das es sowas gibt.“ 18 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit Ablaufschema Nachbarschaftshilfe Nachbarschaftshelfer/in Dienstleistungszentrum Kund/in Vorlauf / Gewinnung von NBH Aufnahme in NBH-Kartei Erster Kontakt mit Kund/in Persönlich oder über Angehörige, Krankenhaus, Amt für Soziale Dienste Hausbesuch Beratung, Ermittlung von Bedarf, Umfang, Tätigkeiten Vermittlung einer Nachbarschaftshelfer/in Welche Nachbarschaftshelfer/in passt zur Kund/in? Zusammenarbeit Begleitung, Unterstützung, Abstimmung Zusammenarbeit Begleitung, Unterstützung, Abstimmung 2mal jährlich Kontakt mit Kund/in Ist alles noch in Ordnung? Schulungen der NBH Helfer/innentreffen Zusammenarbeit mit anderen DIenstleistern Ablauf der Nachbarschaftshilfe und Beziehungen der unterschiedlichen Akteure Nachbarschaftshelfer/innen sind keine Angestellten, die weisungsgebunden tätig werden. Vielmehr müssen sie für diese ehrenamtlichen Einsätze erst gewonnen werden. Sie entschei- den selbst, ob sie tätig werden können oder wollen. Die DLZ-Mitarbeiterinnen sind nicht die Vorgesetzten, sondern die Vermittlerinnen der Nachbarschaftshelfer/innen. 19 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Interessierte Helfer/innen erhalten Fortbildungsangebote des DLZ, um sich beispielsweise im Umgang mit Erste-Hilfe-Maßnahmen oder dem Umgang mit demenzkranken Menschen schulen zu lassen; eine Pflicht zur regelmäßigen Fortbildung besteht nicht. Das DLZ verpflichtet sich jedoch, regelmäßig an jedem Standort zweimal pro Jahr eine mindestens 12-stündige Schulung unentgeltlich anzubieten. Die ehrenamtlichen Helfer/innen werden professionell begleitet von angestellten Mitarbeiter/innen des Paritätischen (die Leiterinnen von Dienstleistungszentren sind immer Diplompädagog/innen oder Diplom-Sozialpädagog/innen). Damit ist gewährleistet, dass sich Kund/innen und Helfer/innen an Profis wenden können, um sich zu beraten, zu besprechen und um Hilfestellungen zu erhalten. Zusätzlich zu den ehrenamtlich tätigen Nachbarschaftshelfer/innen sind die DLZ Einsatzstellen für ca. 120 Mitarbeiterinnen unseres Kooperationspartners Förderwerk GmbH. Diese Frauen werden finanziert über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und werden von Förderwerk qualifiziert und beschäftigt. Zum Beispiel: Peter Bökel ist ausgebildeter Erzieher und arbeitet seit 2007 als Nachbarschaftshelfer in Obervieland. Er sieht in der Nachbarschaftshilfe sowohl die Chance etwas dazu zu verdienen und zu lernen, aber auch ein sinnvolles Feld für soziales Engagement: „Durch meine Arbeit als Nachbarschaftshelfer profitiere ich auch selbst: Ich sammle Erfahrungen im Umgang mit älteren, behinderten und chronisch kranken Menschen, erhalte kostenlose Fortbildungen und werde bei der ehrenamtlichen Arbeit durch das Dienstleistungszentrum unterstützt und gegebenenfalls korrigiert“. So nutzt die Nachbarschaftshilfe beiden Seiten und kann sogar noch einen allgemeinen Zweck erfüllen: „Ehrenamtliche Tätigkeit ist meiner Meinung nach von einem gegenseitigen „Geben“ und „Nehmen“ geprägt und kann helfen, das soziale Klima in unserer Gesellschaft zu verbessern.“ 20 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe - Euros und Engagement Niels Kohlrausch im Gespräch mit Detlef Luthe über Aspekte der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe. Dienstleistungszentren werden als Angebot der offenen Altenhilfe von der Stadt Bremen gefördert. An wen wenden sie sich? Die DLZ haben zwei Zielgruppen: Ratsuchende und hilfebedürftige Menschen und deren Angehörige. Die zweite Zielgruppe sind engagementbereite Menschen mit freier Zeit, die helfen möchten. Das allgemeine Ziel ist es, den Kund/innen möglichst lange ein eigenständiges Leben in ihren eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Dafür müssen wir die beiden Gruppen zusammenbringen. Das ist verwirrend. Ich habe die Nachbarschaftshilfe so verstanden, dass sie hilfebedürftige Menschen unterstützen soll? Ja genau: Aber wir als DLZ können die Arbeit nicht alleine machen. Wir gewinnen ehrenamtliche Helfer/innen, die dann gegen eine Aufwandsentschädigung Unterstützung anbieten. Und die Unterstützung können wir nur dann organisieren, wenn wir die Interessen der Helfer/innen gleichermaßen berücksichtigen. Unser Ziel sind „Wahlverwandtschaften“ mit Nutzen und Belohnung für beide Seiten: Helfer/innen und Hilfeempfänger/innen. Es soll also eine klassische „winwin-Situation“ entstehen? Ja. Wir bieten den Helfer/innen Kontakt und Kommunikation und interessante Begegnungen an. Der Gewinn für die Kund/innen wiederum ist die Versorgung mit Kontakt, Kommunikation und hauswirtschaftlicher Assistenz. Detlef Luthe, Geschäftsführer der Paritätischen Gesellschaft für soziale Dienste in Bremen Soweit der Plan. Aber machen die Helfer/innen die Tätigkeit nicht in Wahrheit nur wegen der Euros bzw. der Aufwandsentschädigung? Am Anfang ihres Engagements mag tatsächlich die finanzielle Belohnung im Vordergrund stehen. Das ist auch völlig legitim. Bei den meisten Helfer/innen kommen jedoch im Laufe der Tätigkeit auch andere Beweggründe zum Tragen: Manche füllen damit auch ihre eigene freie Zeit und pflegen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe Kommunikation und Kontakt. Sie mischen also Euros mit Engagement? Wie stellen Sie dennsicher, dass beides in der von den DLZ organisierten Nachbarschaftshilfe enthalten ist? Beide Seiten müssen eine grundsätzliche Bereitschaft mitbringen, sich 21 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 auf beide Zutaten einzulassen. Bei den In den aktuellen Debatten um soKund/innen suchen wir deshalb nicht ziale Ausgrenzung wird immer wieMenschen, die lediglich ausschließlich der die Stärkung der sozialen Netzan schneller und preiswerter hauswirtwerke in Stadtteilen als Ideal formuschaftlicher Dienstleistung interessiert liert. Mit dem Instrument der Nachsind. Dafür gibt es gewerbliche Anbiebarschaftshilfe scheint dieses Ziel ter. Ebenso wenig suchen wir als Helquasi „nebenbei“ erreicht zu werfer/innen Menschen, die lediglich einen den. steuerbegünstigten „Job“ machen wolDie Organisation von Nachbarlen. schaftshilfe ist selbst schon eine NetzSind die ehrenamtlichen Helwerkarbeit: Wir ermöglichen, dass sich fer/innen denn ausreichend qualifizwei Menschen treffen, die sich in ihziert? rem jeweiligen Alltag vermutlich nicht Sie sind in erster Linie qualifiziert begegnen würden. Darüber hinaus durch ihre Lebenserfahrung, Empathie versuchen die DLZ, unterschiedliche und Wertschätzung. Sie bieten als Organisationen im Stadtteil in Kontakt Laien eine tatkräftige „dritte Hand“ zur miteinander zu bringen – oder sie brinUnterstützung im gen sich selber in Unser Ziel sind „WahlverwandtAlltag an. Die webestehende Struktuschaften“ mit Nutzen und sentlichen Qualifikaren ein. Daraus entBelohnung für beide Seiten tionen bringen die stehen zum Teil Helfer/innen also schon mit. Wir bieten darüber hinaus Schulungen zu speziellen Themen wie Erste-Hilfe, Krankheitsbilder im Alter, Demenz. Ehrenamtliche Laien brauchen eine professionelle Anleitung und Begleitung. Dann können in diesem Tätigkeitsfeld Ehrenamtliche ebenso gut tätig sein wie Hauptamtliche; manches können sie sogar besser. Schon deshalb, weil sie die Tätigkeiten nur maximal sechs Stunden die Woche ausüben und sich in der Regel auf ein oder zwei Kund/innen konzentrieren können. Es geht im Gegensatz zur Pflege ja nicht um Tätigkeiten, für die besondere Ausbildungen nötig sind. Was Profis tun müssen, sollen selbstverständlich auch nur Profis tun. Nachbarschaftshilfe lebt jedoch gerade davon, dass sie nicht von Professionellen erbracht wird. durchaus langjährige und stabile Netzwerke, von denen Menschen im Quartier profitieren können. Diese Strukturen und Menschen können dann wiederum neue Ideen, Dienstleistungen, Unterstützungen hervorbringen. Nicht mehr und nicht weniger ist für uns Netzwerkarbeit. Mir klingt das alles zu schön um wahr zu sein. Wo ist der Haken? Was ist das größte Problem bei dieser Vermittlungsarbeit? Das größte Problem ist die ständig steigende Nachfrage: Die Nachfrage auf Seiten der Kund/innen steigt, immer mehr alte Menschen wollen immer differenziertere Unterstützung. Unsere Arbeit bei der Ansprache, Gewinnung und Begleitung von NBH wird umfangreicher: Wir brauchen für mehr Kund/innen mehr Helfer/innen. Die Einnahmen zur Finanzierung dieser Arbeit stagnieren jedoch. 22 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit Lösungen sehe ich nur in einem komsind aus meiner Sicht in der richtigen plexeren Finanzierungsmix aus öffentReihenfolge die drei Nutzen der ehlicher Finanzierung, privaten Leisrenamtlichen Nachbarschaftshilfe enttungsentgelten, Spenden und anderen halten: Bausteinen. Um diesen Mix von EinDie Engagierten haben einen Nutnahmen zu realisieren, müssten wir zen für sich selbst, erbringen mit Ihrer jedoch investieren, z.B. in eine Stelle Tätigkeit einen Nutzen für andere infür eine Fundraiser/in…. nerhalb der Quartiere, in denen sie Nachbarschaftshelfer/innen helselber wohnen und fördern somit auch fen also nicht nur den Hilfebedürftinoch das Gemeinwohl aller. Denn die gen, sondern auch Stadt Bremen profisich selbst. Die tiert ebenfalls: Der Es gibt einen passenden Slogan: Organisation der nachbarschaftliche „Für mich, für uns, für alle“ Unterstützung Zusammenhalt in scheint komplex zu sein. Wie brinden Stadtteilen wird gestärkt, Isolation gen Sie diese Komplexität auf den und Vereinzelung von älteren MenPunkt? schen und ihren Angehörigen werden Es gibt einen sehr passenden reduziert, und nicht zuletzt wird Bremer Slogan: „Für mich, für uns, für alle“. Bürger/innen das Leben in den eigeUnter diesem Motto wird alljährlich der nen vier Wänden erleichtert. Deutsche Bürgerpreis verliehen. Darin E.4 Vernetzung im Stadtteil Die Dienstleistungszentren übernehmen Aufgaben zur Vernetzung sozialer Versorgungs- und Betreuungsangebote vor Ort. Diese Vernetzung umfasst die Initiierung, den Aufbau und die Pflege von Kooperations- und Koordinationsstrukturen, in der Regel im Stadtteil. Das Ziel dabei ist die geregelte Zusammenarbeit und interne Abstimmung verschiedener Hilfe- und Dienstleister zum Wohle von hilfebedürftigen Menschen. So werden Schwachstellen der Zusammenarbeit benannt und behoben und die Struktur und Qualität der Netzwerke zu Gunsten der Kund/innen verbessert. Wir arbeiten dabei mit Fachgremien und Initiativen im Stadtteil zusammen, mit dem Amt für Soziale Dienste bzw. den zuständigen Sozialzentren, machen trägerübergreifend Öffentlichkeitsarbeit, beteiligen uns an Arbeitskreisen, die Fragen des Alterns betreffen und arbeiten aktiv in Sozialen Arbeitskreisen mit. Die DLZ fungieren dabei als eine Art Lotse, der den Kund/innen beim 23 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Navigieren durch die verschiedenen Hilfe- und Dienstleistungsangebote vor Ort zur Seite steht. Unsere Netzwerkpartner sind beispielsweise: darüber hinaus ein vielfältiges Angebot haushaltsnaher Dienstleistungen zur Verfügung. Alles was für die Versorgung und das Wohlbefinden zu Hause erforderlich ist und sich auf Rädern transportieren lässt, wird auf Bestellung ins Haus geliefert: Waren aus dem „Tante-Emma-Laden“, die Weihnachtsgans oder der Weihnachtsbaum, die Mineralwasserkiste, die Balkonblumen oder Bücher. www.bremer-essen-auf-raedern.de Menübringdienste: Für eine umfassende Versorgung ihrer Kund/innen arbeiten die DLZ des Paritätischen eng mit mobilen Menübringdiensten zusammen: Bremeressen-auf-Rädern bietet beispielsweise nicht nur Essen, sondern stellt Bremer Heimstiftung: Die Bremer Heimstiftung ist ein gemeinnütziger Träger von 25 Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen in der Stadt Bremen. Das Konzept der Heimstiftung, ihre Einrichtungen zu öffnen und zusammen mit Kooperationspartnern vor Ort quartierbezogene Angebote zu etablieren, passt zum Konzept der Dienstleistungszentren. Deshalb kooperieren vier DLZ in paritätischer Trägerschaft mit Stiftungsdörfern oder Stadtteilhäusern der Bremer Heimstiftung. Eine aktuelle Kooperation besteht zudem im Rahmen des Projekts „Aktiv mit Demenz“. www.bremer-heimstiftung.de Zum Beispiel: Henning Scherf las im Oktober 2009 in Obervieland bei einer Kooperationsveranstaltung der Bremer Heimstiftung mit dem DLZ Obervieland aus seinem neuen Buch „Das Alter kommt auf meine Weise“. Er präsentierte sich bei der Lesung gewohnt bürgernah und begrüßte alle Anwesenden per Handschlag als „Ihr alter Bürgermeister“. Bei der sehr lebendigen Lesung bezog Scherf immer wieder konkrete Erfahrungen aus seiner eigenen Lebensrealität in seiner Wohngemeinschaft mit ein. Er betonte dabei die Notwendigkeit des persönlichen Engagements: „Solidarität lebt davon, dass man sie praktiziert“. Scherf lobte auch ausdrücklich die DLZ-Arbeit. „Ihr im Dienstleitungszentrum macht etwas sehr Gutes, Ihr helft den Menschen aktiv zu bleiben.“ Bremer Sparer-Dank – Stiftung der Sparkasse Bremen: Die Stiftung unterstützt großzügig und nachhaltig unsere Arbeit am Standort Schwachhausen-Nord ebenso wie das Projekt „Aktiv mit Demenz“. Förderwerk GmbH: Förderwerk GmbH ist ein sozialer Beschäftigungsträger, der Bildung und Beschäftigung für arbeitsuchende Menschen bietet. Hauptschwerpunkte sind dabei die Tätigkeitsbereiche Nachbarschaftshilfe, Concierge und Bautätigkeiten. Die 24 Die vier Säulen der DLZ-Arbeit DLZ bieten arbeitsuchenden Menschen Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. Im Jahr 2009 wurden an allen sieben Standorten ca. 120 Nachbarschaftshelferinnen des Förderwerks eingesetzt. Darüber hinaus realisieren wir mit diesem Kooperationspartner die Projekte „Gesunde Nachbarschaft“ und „Seniorenscouts“ in Huchting (siehe S. 33/34). www.foerderwerk-bremen.de Hausnotruf-Dienstleister: Für viele Menschen ist ein Notrufsystem in der Wohnung unverzichtbar, um bei Bedarf schnell Hilfe rufen zu können. Je nach Vereinbarungen ist dann zuverlässig ein Pflegedienst oder Notarzt zur Stelle, der auch Zugang zur Wohnung hat, wenn die hilfebedürftige Person selbst nicht mehr die Tür öffnen kann. Pflegedienste: Falls unsere Kund/innen dies wünschen, informieren wir über die zahlreichen gemeinnützigen und gewerblichen Pflegedienste. Bei Bedarf erfolgt eine enge Abstimmung von Hilfen, um eine gute Zusammenarbeit von Nachbarschaftshilfe und Pflegediensten zu ermöglichen. An jedem unserer Standorte arbeiten wir mit durchschnittlich 15 verschiedenen Pflegediensten zusammen, um gemeinsame Kund/innen angemessen zu versorgen. Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste GmbH (Gapsy): Die Gapsy bietet Menschen mit psychischen Erkrankungen eine professionelle ambulante psychiatrische Versorgung, die es ihnen ermöglicht, ihr bestehendes Lebensumfeld mit den vorhandenen sozialen Kontakten zu erhalten. Bei DLZ-Kund/innen mit psychischen Erkrankungen arbeiten wir auf deren Wunsch mit diesem spezialisierten Dienstleister zusammen. www.gapsy.de Quartiersmanagement: In den Bremer Stadtteilen, die Mittel aus dem Programm WiN ("Wohnen in Nachbar- Unsere Netzwerkarbeit orientiert sich an diesen 7 G s* Gemeinsame Ziele Gelebte Kommunikation Geklärte Interessen Gute Ergebnisse Gescheites Vorgehen Geteilte Risiken Garantierte Ressourcen * Dank an Holger Geißelbrecht für die komprimierte Beschreibung von Netzwerkarbeit (www.geißelbrecht.org) 25 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 chaften - Stadtteile für die Zukunft entwickeln") erhalten, sind Quartiersmanager/innen zur Begleitung dieser Programme aktiv. Eine zentrale Aufgabe dieser Quartiersmanager/innen ist die Vernetzung der sozialpolitischen Akteure im Stadtteil. An unseren Standorten Blumenthal und Huchting sind sie deshalb wichtige Kooperationspartner/innen. Verwaltung und Politik im Stadtteil: Die Dienstleistungszentren in paritätischer Trägerschaft koordinieren ihre Arbeit im jeweiligen Stadtteil mit den örtlichen Vertreter/innen von Politik und Verwaltung. Dazu gehören z.B. die Beiräte, die Ortsämter und die politischen Parteien. Wohnungsbaugesellschaften: Je nach Quartier kooperieren wir mit ortsansässigen Vermietern, z.B. Gewoba AG oder Brebau GmbH. Die Vermieter weisen auf die Dienste des Dienstleistungszentrums hin, und Mieter/innen realisieren mit unserer Hilfe „Wohnen und mehr“. So läuft die Kooperation mit der Brebau GmbH in Obervieland und Grolland unter dem Slogan „Betreut Wohnen zu Hause“. Die Gewoba AG unterstützt an unserem Standort Huchting das Angebot „Gesunde Nachbarschaft“. Stiftung Dr. Heines: Die Stiftung fördert an unserem Standort Horn im Rahmen des Projektes „Fachkraft Demenz“ die Beschäftigung einer Mitarbeiterin, die besondere Hilfen für demenzkranke Menschen und deren Angehörige anbietet. Ohne die langjährige und großzügige Unterstützung der Stiftung könnten wir dieses spezielle Angebot für unsere Kund/innen nicht realisieren. www.stiftung-dr-heines.de F. Leistungen rund um die DLZ-Arbeit Neben den Kernleistungen, die von der Stadt Bremen gefördert werden, und den Projekten auf Zeit, erbringen die DLZ weitere Leistungen für ältere Menschen und deren Angehörige. An sechs Standorten gibt es Tagesbetreuungsgruppen (F.1), drei DLZ bieten einen Mittagstisch (F. 2). Wir organisie- ren vier Angehörigengruppen (F. 3) und bieten mit der Kommunikationsmethode Validation verschiedene Leistungen für Angehörige und Professionelle (F. 4). Nicht zuletzt bieten wir Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI an (F. 5). F.1 Tagesbetreuung Die Tagesbetreuung in den Dienstleistungszentren ist ein ambulantes Angebot für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf ab 60 Jahren zur Tages- und Wochenstrukturierung. Die Aufgabe der täglichen Betreuung und Pflege von dementiell erkrankten 26 Leistungen rund um die DLZ-Arbeit Menschen übernehmen zum größten „Neuere Methoden wie Clownarbeit, Teil die Angehörigen. Tiertherapie, Märchenarbeit werden Dies ist im Verlauf des Betreuungspunktuell und situativ eingesetzt“, erprozesses mit wachsenden physischen läutert Beate Brokmann, DLZ-Leiterin und psychischen Belastungen verbunin Obervieland, die Arbeit der Tagesden. betreuungsgruppen. „Mit dem sozioEin zentrales Ziel der Tagesbetreubiographischen Ansatz versuchen wir ung ist deshalb die Entlastung der dem an Demenz erkrankten Menschen pflegenden Angehöauf der Gefühlseberigen. So können ne in seiner eigenen Erinnerungsinseln gilt es zu Freiräume für eigeLebensgeschichte zu entdecken und zu stärken ne Bedürfnisse gebegegnen, um ihn schaffen werden. Die Tagesbetreuung dort zu erreichen, wo er sich in seiner unterscheidet sich von der Tagespflepersönlichen Erinnerung befindet. Diege im Wesentlichen durch den Ausse Erinnerungsinseln gilt es zu entdeschluss der Leistungen der Grundpflecken und zu stärken. Es gilt herauszuge. finden, was dem Erkrankten gut tut und Außerdem handelt es sich nicht um ihm positive Gefühle vermittelt“. Diese eine Regelleistung der PflegeversicheArbeit folgt dabei immer dem Leitsatz: rung, sondern um eine zusätzliche „Fördern, aber nicht überfordern”. Leistung für Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Voraussetzung ist die Fähigkeit zur Teilnahme an einem vierstündigen Gruppenprozess. Viele Teilnehmer/innen dieses Angebotes leiden an dementiellen Erkrankungen. Gerade für diese Menschen ist ein wertschätzender Umgang von besonderer Bedeutung. Auf diese Weise werden das Selbstwertgefühl und die Würde erhalten und gestärkt. In Kleingruppen werden maximal acht Gäste an durchschnittlich zwei VormitBallspiel in der Tagesbetreuung tagen pro Woche betreut. Unter der Anleitung fachlich geschulter BeEine Möglichkeit zur Ansprache der treuungskräfte finden BewegungsErinnerungsinseln bietet eine zuminübungen, Spaziergänge, Koordinatidest stilistisch vertraute Umgebung. ons- und Gedächtnistraining statt. Deshalb richtete Marion Woyczeck, Frühstück und Mittagessen werden Leiterin des Dienstleistungszentrums von der Gruppe gemeinsam eingeBlumenthal, die Räume für die Tagesnommen. Eine angenehme Atmosphäbetreuung gezielt mit älterem Wohnre in den Gruppen dient der gezielten mobiliar ein. „Wir fanden, dass das und individuellen Förderung der Gäste. Interieur so gestaltet sein sollte, dass 27 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 die älteren Menschen sich zu Hause fühlen. Und das tun sie nun mal eher in Möbeln, die Ihrer Zeit und ihrem Geschmack entsprechen als in Möbeln von Ikea. Wir hoffen, so ein hohes Maß an Wohlbefinden zu erreichen und gleichzeitig die Erinnerung zu stimulieren“. Die alten Dinge können nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern leisten auch einen Beitrag zum Gedächtnistraining. „Diese Art der Einrichtung kann dazu führen, dass unse- re Gäste sagen: So etwas Ähnliches habe ich auch besessen, das kenne ich“. Die PGSD bietet in den DLZ Blumenthal, Vegesack, Huchting, Obervieland, Horn und Schwachhausen Tagesbetreuung an. Fahrdienste zu den Gruppenterminen werden organisiert. Die Kosten können nach vorheriger Antragstellung durch die Pflegekassen oder das Amt für Soziale Dienste erstattet werden. Probebesuche sind nach Vereinbarung möglich. F.2 Mittagstische Zum Beispiel: Für den Mittagstisch im Stadtteilhaus Kattenesch ist der Speisesaal wie ein Restaurant gestaltet, die Gäste sitzen in kleinen Gruppen an Vierer-Tischen und können so in angenehmer Atmosphäre ihr Mittagessen zu sich nehmen. „Für den Preis kann ich zu Hause nicht selbst kochen, wenn man mal alles, wie zum Beispiel Wasserverbrauch, Strom, etc. berücksichtigt“, erklärt Frau F. Der Mittagstisch wird aber auch ein bedeutendes Ereignis im Tagesablauf. „Wichtig ist auch, dass ich so jeden Tag wieder eine kleine Aufgabe habe. Ich mache mich für den Mittagstisch hübsch zurecht und ich muss mich pünktlich auf den Weg machen“, sagt Frau F. Essen in geselliger Runde ist für viele ältere und allein lebende Menschen ein wichtiges Ereignis im Tagesablauf. Preiswert, schmackhaft und auf die Vorlieben von Senior/innen ausgerichtet, wird deshalb an unseren Standorten Horn, Huchting, Obervieland mittags der Tisch gedeckt. F.3 Angehörigengruppen Angehörige von Pflegebedürftigen stellen nach wie vor den größten „privaten Pflegedienst“ dar. Die Pflege von eigenen Angehörigen ist oft eine große Herausforderung: Es gibt Momente der Freude, des Glücks, aber auch Situati- onen, die stark belastend und überfordernd auf die Pflegenden wirken können. In der Regel werden die erheblichen Belastungen unterschätzt, die eine alltägliche Pflegesituation mit sich bringen kann. Die Pflege eines nahen 28 Leistungen rund um die DLZ-Arbeit Angehörigen erschwert die innere Abgrenzung. Gefühle der Ratlosigkeit, Enttäuschung, Traurigkeit, Hilflosigkeit und Wut treten immer häufiger auf, werden oft aber nicht eingestanden. Hinzu kommt, dass viele pflegende Angehörige sich oft alleingelassen fühlen. Nicht selten geraten sie durch die häusliche Pflegesituation unfreiwillig in soziale Isolation. Oft nehmen Angehörige erst dann professionelle Pflege in Anspruch, wenn sie den enormen körperlichen und seelischen Belastungen nicht mehr standhalten können. Angehörigengruppen stellen ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige dar. Sie dienen dem Austausch von persönlichen Erfahrungen und bieten die Möglichkeit, Gefühle in einer Atmosphäre der Anteilnahme und des Verständnisses frei zu äußern. Hier können Angehörige über Ihre Grenzen der Belastbarkeit sprechen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. In der Gruppensituation finden sie Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und die die gleichen Probleme und Schwierigkeiten kennen. Man kann in der Gruppe ganz konkrete Pflege- und Betreuungstipps erhalten oder eigene Tipps an andere Menschen weitergeben. Die Angehörigengruppen werden von qualifizierten Fachkräften angeleitet, die professionell beraten und informieren. Für den Umgang mit dementen Menschen werden spezielle Begleitungen und Schulungen in Validation angeboten. Dabei wird Angehörigen das Verhalten desorientierter, Zum Beispiel: Doris Kropp-Büttner aus Vegesack betreut seit 2005 ihren dementiell erkrankten Vater. Sie begleitete ursprünglich ihre Mutter zur Angehörigengruppe in Bremen-Nord. Beiden half die Gruppe, erst einmal die neue Situation zu verstehen. „Die Gruppe war ein wichtiger Rahmen, um in die Rolle hereinzufinden. Mir hat sehr geholfen, dass man wirklich alles ansprechen kann, jedes Thema (...) und auch zu hören, welche Erlebnisse andere hatten“. Inzwischen hat sie ihre eigene Einstellung zu der Situation gefunden und besucht vor allem die übergeordneten Informations-Veranstaltungen, aber manchmal auch immer noch die Angehörigengruppe. „Ich finde den Kontakt zu den Menschen die betroffen sind nach wie vor interessant und nutze das Angebot punktuell für mich“. sehr alter Menschen erklärt. Den Angehörigen werden Hilfsmöglichkeiten im Umgang mit verwirrten Menschen aufgezeigt. Die PGSD bietet Angehörigengruppen in den Stadtteilen Huchting, Obervieland, Horn und Bremen-Nord an. Die Teilnahme an den Gruppen ist unentgeltlich. 29 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 F.4 Validation / Fortbildungen Wirklichkeit der Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Validation hilft Angehörigen und dem Pflegepersonal, das Verhalten der betreuten Person besser zu verstehen. Sie erfahren Unterstützung und erlangen Ressourcen, die ihnen die Betreuung und Pflege erleichtern. Validation kann die Beziehungen verbessern und intensivieren. Effekte auf Seiten der Patient/innen können ein erhöhtes Selbstbewusstsein, eine aufrechtere Körperhaltung, eine geringere Medikation und grundsätzlich eine erhöhte Lebensqualität sein. Seit 2002 ist die PGSD Bremen eine der vier deutschen ValidationsOrganisationen (AVO = Autorisierte Validationsorganisation). Sie ist autorisiert für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen und SachsenAnhalt. Unsere Mitarbeiterin Heidrun Tegeler ist zertifizierte ValidationsLehrerin nach Naomi Feil und leitet auch eine Gruppe für pflegende Angehörige. Die PGSD bietet Validation in verschiedenen Varianten an: Naomi Feil, die Begründerin der Validationsmethode Die PGSD bietet pflegenden Angehörigen und allen anderen, die regelmäßigen Kontakt mit alten und verwirrten Menschen haben, Fortbildungen in Validation an. Validation ist eine Methode, mit desorientierten Menschen zu kommunizieren. In der Validation wird die verwirrte Person mit ihrer Realitätswahrnehmung an- und ernstgenommen. Die Deutsch-Amerikanerin Naomi Feil, Begründerin dieser Methode, plädiert dafür, „sich in die Schuhe des desorientierten Menschen zu stellen" und so einen würdevollen Umgang mit dementiell erkrankten Personen zu finden. Es bedeutet, sie anzuerkennen, wertzuschätzen und ihre Persönlichkeit gelten zu lassen. Validation nach Feil berücksichtigt die emotionale Befindlichkeit, die Grundbedürfnisse und die Gefühle des verwirrten hochbetagten Menschen. Sie orientiert sich an der persönlichen Kurse zur Unterstützung pflegender Angehöriger Individuelle Einzel- und Gruppenvalidation Ausbildungskurse für Anwender/innen und Gruppenleiter/innen Seminare mit Naomi Feil Die zentrale Grundhaltung der Validation, der würdevolle Umgang mit verwirrten Menschen, entspricht den Zielsetzungen unserer DLZ-Arbeit und ergänzt sie in hervorragender Weise. 30 Leistungen rund um die DLZ-Arbeit F.5 Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI Die Pflegeversicherung, d.h. das Sozialgesetzbuch (SGB), Teil XI, ist in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt worden. Für Versicherte mit und ohne Pflegestufe sind im § 45b zusätzliche Betreuungsleistungen geregelt worden. Diese besonderen Betreuungsleistungen werden zusätzlich und unabhängig von den erforderlichen pflegerischen und / oder hauswirtschaftlichen Assistenzleistungen gewährt. Sie kommen demenzkranken oder psychisch kranken Menschen zu Gute. Es handelt sich dabei um Spaziergänge, Gedächtnistraining, Vorlesen, Gespräche, etc. Die Höhe des Anspruchs (100 oder 200 Euro im Monat) wird von der Pflegekasse festgelegt. In dieser Höhe können sich anspruchsberechtigte Versicherte Aufwendungen ersetzen lassen. Die DLZ setzen für diese Betreuungen geschulte ehrenamtliche Helfer/innen ein. Insgesamt haben Ende 2009 ca. 200 Kund/innen in den DLZ in paritätischer Trägerschaft besondere Betreuungsleistungen in Anspruch genommen. G. Projektarbeit Projekte werden realisiert, um modellhaft neue Dienstleistungen zu erproben und die Organisations- und Qualitätsentwicklung der DLZ voran zu treiben. Projekte sind also „Laborversuche“ auf Zeit, um zu prüfen, ob Angebote neu erfunden oder modifiziert werden müssen bzw. in dauerhafte Angebote überführt werden können. Aktuell gibt es fünf unterschiedlich finanzierte und konzipierte Projekte. G.1 „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ Seit Anfang 2009 werden Menschen wie Frau Dahnken und Frau Barth (s. S. 32) durch das Projekt „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ zusammengeführt. Dieses Modellprojekt wird in Bremen aktuell in Obervieland und Hemelingen durchgeführt. Die Idee dabei ist, ältere Men- schen so früh wie möglich zu Hause zu besuchen und zu beraten, bevor sie sich isolieren und den Weg zu Beratungsstellen nicht mehr selber gehen können. Oft sind sinnvolle und entlastende Hilfsmöglichkeiten gar nicht bekannt oder die Hemmschwelle sie anzunehmen ist hoch. 31 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 möglich sind, können ältere Menschen durch den über das Projekt vermittelten ehrenamtlichen Besuchsdienst regelmäßig aufgesucht werden. Es gibt in Bremen zwar viele ambulante Unterstützungsleistungen für ältere Menschen wie Haushaltshilfe, Pflege, Essen auf Rädern oder Hausnotruf. Oft besteht aber die größte Hürde in der ersten Kontaktaufnahme. „Viele Ältere schaffen es einfach nicht mehr, ihre Wohnung zu verlassen, die BeZum Beispiel: Gisela Dahnken sitzt in gegnungsstätte oder bestimmte Orte ihrem Wohnzimmer mit Blick auf den im Stadtteil aufzusuchen, um andere ehemaligen Hof und die leerstehenden Stallungen. „Manchmal ist es so still, Menschen zu treffen. Sie müssen richdann schnacke ich schon mit mir seltig aus ihrer Isolation herausgeholt ber“, sagt sie. Inzwischen ist das immer werden“, so Beate Brokmann, Leiterin seltener nötig. Seit einem Jahr des Dienstleistungszentrums Oberbekommt Gisela Dahnken regelmäßig vieland. Besuch von Anita Barth. Vermittelt wurDie Projektmitarbeiterin Elke de dieser Kontakt durch das Projekt Munderloh reagiert auf Hinweise von „Aufsuchende Altenarbeit - HausbeNachbar/innen, Wohnungsbaugesellsuche“. schaften, Krankenhäusern oder auch Anita Barth ist selbst schon 70 Jahre alt. der Polizei. In Begegnungsstätten oder „Das ist auch für mich eine Abwechsauf Stadtteilfesten stellt sie das Projekt lung. Ich habe fünf Kinder, die mittlervor. Der direkte Kontakt erfolgt dann weile alle aus dem Haus sind, da war durch einen Brief, ein Telefonat und ich plötzlich auch allein“ erzählt Frau einen Hausbesuch. Wenn ein älterer Barth. Mensch auf diese Weise Vertrauen Durch die Projektarbeit soll angegefasst hat, können weitere Hilfen messen auf einen sich entwickelnden vermittelt oder ein regelmäßiger BeHilfe- und Pflegebedarf reagiert wersuchsdienst organisiert werden. den. Im Einzelfall können die HausbeWeitere Hausbesuche können dann suche auch der Vorbeugung dienen. von qualifizierten ehrenamtlichen HelDas Ziel dabei ist, fer/innen, zum Beidie Chancen auf ein spiel aus Kirchen„Altern in guter Gesellschaft“ möglichst langes gemeinden, überWohnen in den eigenen vier Wänden nommen werden. „Letztlich geht es zu erhöhen. Weiterhin soll der Vereindarum, die Lebensqualität für die ältesamung von älteren Menschen entgeren Menschen zu verbessern“, so gengewirkt und auf Wunsch deren Beate Brokmann. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Die Leistungen des Projektes sind gefördert werden. Wenn Kontakte unentgeltlich. In enger Kooperation mit außerhalb der Wohnung nicht mehr zahlreichen Partnern, wie z.B. Woh- 32 Projektarbeit nungsbaugesellschaften, Kirchengemeinden und anderen sozialen Diensten und Einrichtungen in Obervieland, soll das bestehende Netz erweitert werden, mit dessen Hilfe ein „Altern in guter Gesellschaft“ für viele ältere Menschen möglich wird. Das neue Projekt bietet in Zusammenarbeit mit anderen Freiwilligeninitiativen interessierten Bürger/innen außerdem Mög- lichkeiten, sich ehrenamtlich im Stadtteil zu engagieren. Das Modellprojekt wird finanziert von der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Bremen. Die Projektlaufzeit wurde nach einer positiven Zwischenbilanz bis zum 31.12.2010 verlängert. G.2 „Gesunde Nachbarschaft“ Im Jahr 2008 wurde in der Kirchhuchtinger Landstraße 143 der Treff „Gesunde Nachbarschaft“ eröffnet. Die „Gesunde Nachbarschaft“ ist eine offene Anlaufstelle im Quartier Kirchhuchting für Senior/innen und alle anderen Menschen aus dem Quartier mit dem Schwerpunktthema Gesundheit. In dem Treff gibt es mehrmals in der Woche einen Mittagstisch, einen Spielenachmittag, einen Kochkurs und eine Bastelgruppe. Weitere regelmäßige Angebote sind ein Singkreis und ein regelmäßiges Präventionsangebot mit Gymnastik und Sturzprophylaxe Die Mitarbeiter/innen des Treffs leisten außerdem konkrete Hilfen bei Behördenkontakten (in Kooperation mit dem Dienstleistungszentrum Huchting), begleiten Nachbar/innen zu den Angeboten im Haus oder leisten Unterstützung bei anderen alltäglichen Verrichtungen. Der Veranstaltungsraum des Treffs wurde zu einem behindertengerechten Medienraum umgerüstet, finanziert aus Mitteln des Programms Wohnen in Nachbarschaften – WiN und des Förderprogramms Soziale Stadt). Ausgestattet ist der Raum mit fahrbaren und rollstuhlgerechten Möbeln. Leinwand und Beamer stehen für die Präsentation von Filmen oder die Nutzung einer Computeranlage zur Verfügung. Eine „Wii-Computeranlage“ ermöglicht neue Formen der Bewegung, zum Beispiel Computerbowling oder Golfen. Auch Rollstuhlfahrer/innen oder andere in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen können mitspielen. Gymnastik im Treff „Gesunde Nachbarschaft“ Betrieben wird der Treff „Gesunde Nachbarschaft“ von der Paritätischen Gesellschaft für Soziale Dienste (DLZ Huchting) in Kooperation mit Förderwerk GmbH und den Paritätischen Pflegediensten Bremen GmbH. 33 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 beratung Deutschland / Bremen-NordNiedersachsen (UPD) ein Beratungsangebot für sozial benachteiligte Menschen. Auch die UPD hält im Treff Vorträge. Zusätzlich hat das Projekt „Seniorenscouts“ des Dienstleistungszentrums Huchting hier seinen Standort. Im Treff wurden 2009 wöchentlich Vorträge zu diversen Themen rund um Gesundheit und Alter angeboten. Unter anderem gab es einen Vortrag der Polizei zum Thema „Sicherheit beim Einkauf“. Bei den Vorträgen waren insgesamt ca. 400 Menschen zu Gast. Der Treff „Gesunde Nachbarschaft“ genießt inzwischen auch überregionale Aufmerksamkeit. So wurde hier ein kurzer Film des NDR zum Thema Sturzvermeidung gedreht (s. Quellenverzeichnis). Gefördert wird der Treff „Gesunde Nachbarschaft durch Mittel der Programme WiN und Soziale Stadt, der Bagis und des Europäischen Sozialfonds. Das Projekt ist im Stadtteil inzwischen gut etabliert und ist Teil des integrierten Handlungskonzepts für das Fördergebiet Huchting. Die Mitarbeiter/innen vor dem Treff „Gesunde Nachbarschaft“ Einen besonderen Wert für den Stadtteil erhält der Treff dadurch, dass immer mehr Initiativen und Vereine mit dem Treff kooperieren oder mit einem Büro präsent sind. Im Treff betreibt das Familienbüro Süd ein Angebot sozialpädagogischer Familienhilfe (eine Kooperation von AFJ e.V. und KRIZ e.V). Seit September 2009 ist die Bremer Krebsgesellschaft mit einer Beratungsstelle und öffentlichen Veranstaltungen präsent. Den ersten Vortrag hielt am 9. September 2009 Prof. Dr. Annelie Keil zum Thema „Mit schwerer Krankheit nicht allein sein“. Im Oktober 2009 begann die Unabhängige Patienten- G.3 „Seniorenscouts“ Beim Altern ist der Übergang von der Eigenständigkeit zur Hilfsbedürftigkeit oft fließend. Vielen älteren Menschen fällt es nicht leicht sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen oder dass ihr Leben zumindest viel einfacher ablaufen könnte, wenn sie vorhandene Hilfsangebote annehmen würden. Gerade Menschen mit beginnender Demenz weigern sich häufig, 34 Projektarbeit Hilfe von außen zu akzeptieren. Nachbar/innen und Angehörige sind mit dieser Situation oft überfordert. Deshalb hat das Dienstleistungszentrum Huchting in Kooperation mit Förderwerk GmbH ein Modellprojekt ins Leben gerufen, das es diesen älteren Menschen erleichtern soll Hilfe anzunehmen. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bremer Programms „Bremen produktiv und integrativ“. Seit Mai 2008 werden zwei „Seniorenscouts“ beschäftigt. Unter dem Motto „Wege finden“ besteht Ihre Aufgabe darin, Kontakt zu hilfsbedürftigen älteren Menschen zu finden, Vertrauen aufzubauen, Ratschläge zu geben, über die bestehenden Angebote zu informieren, Ängste abzubauen und so den Schritt hin zur Annahme von Hilfe zu erleichtern. Der Titel „Scout“ beschreibt die zentrale Aufgabe: Sie sollen Pfadfinder/innen sein, neue Wege für den Alltag aufzeigen oder diese gemeinsam mit den alten Menschen aufspüren. Nach diesen Erkundungen sollen ältere Menschen in ihr soziales Umfeld eingebunden sein oder Anschluss an eine Organisation gefunden haben, bei der sie Hilfen oder Dienstleistungen erhalten. Wichtig ist für die Scouts, Hilfen aufzuzeigen ohne zu bevormunden. Auf diese Weise bewahren die älteren Menschen ihre Eigenständigkeit und Würde. Die beiden Seniorenscouts Erhard Monsig und Agnes Krone mit Bärbel Maruschewski, der DLZ-Leiterin in Huchting G.4 „Aktiv mit Demenz“ Im Jahre 2009 wurde in Bremen die Initiative „Leben mit Demenz“ gegründet. Inzwischen läuft sie unter dem Namen „Aktiv mit Demenz“ weiter. Ihr Ziel ist es, ein starkes lokales Kompetenznetzwerk rund um das Thema Demenz zu etablieren. Demenz beginnt oft mit Kleinigkeiten: Kurzzeitgedächtnis und Konzentrationsfähigkeit lassen nach, den Betroffenen gelingt die Orientierung schlechter, das Erinnern fällt zunehmend schwer. Viele Menschen ziehen sich in dieser Situation zurück, vielen Angehörigen fehlen Informationen, wie sie aktiv mit der Erkrankung umgehen können und wo sie die Möglichkeit haben, Erfahrungen auszutauschen. Daher verfolgt die Initiative „Aktiv mit Demenz“ das Ziel, Fortbildungen und entlastende Angebote für dementiell erkrankte Menschen und ihre Familien zu bündeln und besser bekannt zu machen. Der Allgemeinheit und insbesondere den Betroffenen und ihren Angehörigen soll die Krankheit 35 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 2010“ setzt daher die thematischen Schwerpunkte Wissen, Aktivität und Begegnung. In allen drei Bereichen sollen der Informationsaustausch, der selbstverständliche Umgang mit der Krankheit Demenz, die Aktivität und das Wohlbefinden gesteigert werden. Diese Werkstattangebote stehen dezentral in den Bremer Stadtteilen zur Verfügung (s. Quellenverzeichnis: Aktiv mit Demenz). Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste ist in diesem neuen Veranstaltungsangebot mit Dienstleistungen für pflegende Angehörige, einer Einführungsveranstaltung zu Validation sowie einer Filmveranstaltung vertreten. Die PGSD ist Projektpartner der Bremer Heimstiftung, der Demenz- Informations- und Koordinierungsstelle (DIKS) und der Bremer Volkshochschule. Gefördert wird das Projekt durch die Sparkasse Bremen über ihre Stiftung Bremer Sparer-Dank. Demenz besser verständlich gemacht werden. Zusätzlich soll eine Übersicht über die diversen Möglichkeiten der professionellen Unterstützung für die Pflege und Betreuung dementiell erkrankter Menschen vermittelt werden. Die Initiative veröffentlichte daher u.a. die Broschüre „Leben mit Demenz“ (s. Quellenverzeichnis). Auch in diesem Jahr geht es darum, vorhandene Angebote zusammenzuführen und auszubauen. Nach den ersten positiven Erfahrungen mit neuen Kursangeboten wie Schwimmen, Qigong oder Naturerlebnissen wird das Ziel verfolgt, noch mehr Möglichkeiten für an Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen anzubieten - zur aktiven Teilhabe und zum Erhalt der Lebensfreude. Der neue Slogan heißt deshalb „Lebensfreude ist unvergesslich. Aktiv mit Demenz“. Das aktuelle Projekt-Programm „Werkstattangebote - Aktiv mit Demenz G.5 „Fachkraft Demenz“ Die Stiftung Dr. Heines unterstützt bereits seit 15 Jahren die Arbeit des Dienstleistungszentrums Horn. Dank dieser Unterstützung ist es möglich, Menschen, die aufgrund einer dementiellen Erkrankung in höherem Maße gefordert sind, Entlastungen anzubieten. Von unserer Fachkraft Amelie Krüger werden Nachbarschaftshelfer/innen und Angehörige geschult und begleitet. Einmal jährlich findet eine intensive Schulung statt, diese umfasst 18 Stunden und wird in der Regel von ca. 20 Teilnehmer/innen besucht. Die Pflege eines Angehörigen kann insbesondere dann zu einer schweren psychischen und körperlichen Belastung werden, wenn der pflegebedürftige Mensch unter einer Demenzerkrankung leidet. Verschiedene Studien zeigen, dass bei hoher Belastung der Angehörigen das Risiko, selbst somatisch oder an Erschöpfung zu erkranken, erheblich steigt. Die Nutzung von Unterstützungsangeboten kann Angehörigen helfen, mit der häuslichen Situation besser zurecht zu kommen. 36 Projektarbeit Für die Angehörigen bedeutet die persönliche Beratung durch unsere Fachkraft und der Einsatz von geschulten Helfer/innen: haben, sowie Angst vor dem Neuen und Unbekannten. Abschalten vom Pflegealltag und stundenweise Entlastung Herauskommen aus der Isolation Erfahren, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist Die Nutzung von Hilfen anbahnen, um den Betreuungsalltag zu erleichtern Im Rahmen des Projekts leitet unsere Fachkraft eine Angehörigengruppe an. Hier können Erfahrungen mit anderen pflegenden Angehörigen ausgetauscht werden. Es besteht die Möglichkeit, in der Gruppe über die eigenen Gefühle zu sprechen. Emotionale Herausforderungen wie Trauer, Wut oder Verluste können gemeinsam leichter getragen werden. Zusätzlich werden in der Gruppe fachliche Unterstützung und ganzheitliche Beratung angeboten. Regelmäßig nehmen ca. zehn pflegende Angehörige teil. Eine weitere Entlastungsmöglichkeit für pflegende Angehörige bietet der Besuch einer Tagespflege bzw. Tagesbetreuungsgruppe. Für viele Angehörige ist es zunächst nicht leicht, loszulassen und die gewonnene Zeit für sich zu nutzen. Hier bietet unsere Fachkraft individuelle Gespräche an. Für die Betroffenen selbst ist der Besuch in einer Einrichtung nicht selten mit Schwierigkeiten verbunden, da sie häufig verunsichert sind, Widerstände Der Umgang mit dementiell erkrankten Menschen erfordert spezifische Kompetenzen Nicht selten werden jahrelange Gewohnheiten und Strukturen aufgebrochen. Die Loslösung und Trennung vom geliebten Menschen ist schmerzhaft. Dieser Prozess kann durch die Fachkraft begleitet werden, was häufig von den Angehörigen als Entlastung erfahren wird. Diese zusätzlichen Angebote können nicht im Rahmen der öffentlichen Förderung der DLZ-Arbeit geleistet werden. Sie gehen über das hinaus, was DLZ als Informations- und Beratungsleistungen anbieten können. Deshalb sind wir der Stiftung Dr. Heines sehr dankbar für die großzügige finanzielle Unterstützung. 37 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 H. Wie finanzieren wir unsere Arbeit? Die DLZ in Trägerschaft des Paritätischen finanzieren ihre Kernleistungen unter anderem mit Hilfe eines Zuschusses der Stadt Bremen (siehe die obere rote Linie: Zuschuss zu DLZ). Dieser Zuschuss ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Im Jahr 2009 betrug er 667.000 Euro. 1.200.000 Summe Zuschuss + NBH-Pauschale 1.000.000 Inflationsbereinigt 800.000 Zuschuss zu DLZ 600.000 Inflationsbereinigt 400.000 200.000 NBH-Pauschale 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Finanzierungsquellen der DLZ in Trägerschaft des Paritätischen Im Jahr 1996 wurde eine ergänzende Finanzierung eingeführt: DLZKund/innen, die die Leistung Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen, zahlen seitdem eine monatliche Pauschale an das DLZ: Ab 01.07.1996 zunächst 30 DM, seit 2002 pro Monat 20 Euro (siehe die grüne Linie: „NBHPauschale“). Dafür erhalten die Kund/innen unter anderem die Zusage, dass sich das Dienstleistungszentrum um eine Nachbarschaftshelfer/in als Vertretung bei Krankheit oder Urlaub kümmert, dass im Konfliktfall das DLZ Ansprechpartner ist, dass bei einem Hausbesuch vor Ort auch über die Nachbarschaftshilfe hinaus informiert und beraten wird. Die Einnahmen „NBH-Pauschale“ und „Zuschuss“ machen beim Paritätischen insgesamt ca. 90 % der DLZFinanzierung aus und ergänzen sich 38 Wie finanzieren wir unsere Arbeit (siehe die obere blaue Linie: „Summe Zuschuss und NBH-Pauschale“). Wir haben zur Information jeweils auch die inflationsbereinigten Zahlen aufgeführt. Vereinfacht lässt sich der Finanzierungsmix der Kernleistungen der Dienstleistungszentren des Paritätischen mit dieser Grafik darstellen: 10% 30% 60% Zuschuss der Stadt Bremen NBH-Pauschale Lotterien, Spenden, Investitionszuschüsse Die Finanzierung der DLZ in paritätischer Trägerschaft 39 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 I. Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten In diesem Kapitel liefern wir Ihnen zunächst in komprimierter Form Zahlen zu unserer Arbeit im Jahr 2009. Anschließend stellen wir ausgewählte Kennzahlen im Detail und im Verlauf der Jahre 1999 - 2009 vor: 61 Informationsveranstaltungen mit insgesamt knapp 2.000 Kontakten: Vorträge zum Thema Patientenverfügung, Unterhaltszahlungen von Kindern an ihre Eltern, Erbschaftsrecht, Gesundheitsfragen im Alter etc. Präsentationen im Rahmen von Fachveranstaltungen wie dem „Dementia Fair Congress“, dem „Bremer Pflegekongress“ oder dem „Selbsthilfetag Bremen-Nord“. Zahlreiche lokale Veranstaltungen: Obervieländer Vielfalt, Horner Mühlenfest, Sommer in Lesmona, „BreNor“ in Blumenthal, Gesundheitstag in Huchting etc. 64 Resonanzen in unterschiedlichen Medien von Radio Bremen Fernsehen bis zu den Stadtteilbeilagen des Weser-Kurier. Knapp 3.000 Kund/innen 64 % davon leben allein (1.920 Menschen) 50 % davon sind älter als 80 Jahre (1.516 Menschen) 80 % davon nutzen unser NBHAngebot (2.369, das sind + 6,4 %) 295.000 Stunden Nachbarschaftshilfe wurden geleistet (keine Veränderung im Vergleich zu 2008) 28 % der geleisteten Stunden sind Empfänger/innen von Sozialhilfe 29 Mitarbeiter/innen sind in den DLZ tätig 1.600 Hausbesuche wurden gemacht 3 Mittagstische für ca. 40 Gäste täglich 6 Tagesbetreuungsgruppen für ca. 40 Menschen mit einer dementiellen Erkrankung 4 Angehörigengruppen mit jeweils ca. 10 Teilnehmer/innen Soziale Arbeitskreise an 5 Standorten 5 Projekte: „Aufsuchende Altenarbeit - Hausbesuche“ in Obervieland „Gesunde Nachbarschaft“ in Huchting „Seniorenscout“ in Huchting „Aktiv mit Demenz“ (an allen Standorten) „Fachkraft Demenz“ in Horn 40 Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten Geleistete Stunden in der Nachbarschaftshilfe 370.000 360.000 358.592 350.000 350.303 340.000 335.100 330.000 320.000 313.215 310.000 315.507 310.981 305.836 300.000 295.600 296.484 290.000 295.046 280.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Summen der geleisteten Stunden Nachbarschaftshilfe in den sieben DLZ in Trägerschaft des Paritätischen pro Jahr (2000 - 2009). Die leicht gestiegene Zahl von NBHStunden (295.600 gegenüber 295.046 in 2008) geht einher mit einer steigenden Zahl von NBH-Verträgen (+3,8%). Für mehr Kund/innen werden also gleich viele Stunden erbracht. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Wichtig ist: Eine geringere Stundenzahl führt in Bezug auf die Koordination und Organisation der Nachbarschaftshilfe nicht zwangsläufig zu weniger Arbeit. 2002 erfolgte eine Umstellung bei der Definition „Kund/innen“: Als Kund/in wird seitdem nur noch jemand gezählt, der mit einem ausführlichen Informations- oder Beratungsgespräch bedient wurde und dessen Kontaktdaten in diesem Rahmen erhoben wurden. Menschen, die lediglich einen telefonischen Kontakt haben oder das DLZ nutzen, um einen Flyer oder eine kurze Information mitzunehmen, sind in der Statistik nicht enthalten. 41 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Anzahl der Kund/innen mit und ohne Nachbarschaftshilfe Von DLZ erreichte Kund/innen 3500 3000 2801 2967 2678 2901 2868 2979 3019 2323 2500 2421 2448 2613 2369 2000 1673 1500 1536 1851 1887 1917 1970 2114 2249 Davon Kund/innen mit NBH - Vertrag 1339 1000 1159 500 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Anzahl der von den sieben DLZ in paritätischer Trägerschaft erreichten Kund/innen (helle Linie) und Anzahl der Kund/innen mit Nachbarschaftshilfe-Vertrag (dunkle Linie). Sowohl die Anzahl der insgesamt erreichten Kund/innen als auch die Anzahl der Kund/innen mit NBHVertrag sind in den vergangenen Jah- ren kontinuierlich angestiegen: Die Anzahl der Kund/innen mit NBH-Vertrag hat sich von 1999 zu 2009 verdoppelt. 42 Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten Anzahl der Nachbarschaftshelfer/innen 1800 1400 1200 1388 Insgesamt 951 1026 1041 1029 1149 890 800 400 736 769 781 1374 1479 1219 1172 1000 600 1448 1465 1600 1146 1156 1170 1187 985 816 Davon eingesetzt 200 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Nachbarschaftshelfer/innen der DLZ in Trägerschaft des Paritätischen; insgesamt in der Kartei erfasst (hellgrüne Linie) und eingesetzt (dunkelgrüne Linie), vgl. Kapitel E.3: Nachbarschaftshilfe. Im Kalenderjahr 2009 wurden in der Nachbarschaftshilfe insgesamt 1.187 Personen eingesetzt. Zur Verfügung standen insgesamt sogar 1.479 Helfer/innen. Da manche Helfer/innen sich jedoch ausschließlich an bestimmten Tagen oder zu festgelegten Uhrzeiten engagieren wollen, kommen nicht immer alle zum Einsatz. Sowohl die Anzahl der registrierten als auch der wirklich eingesetzten Nachbarschaftshelfer/innen ist seit 1999 konstant gestiegen. 43 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 Anzahl Wochenarbeitsstunden 800 Summe Wochenstunden 700 600 500 Sozialberatung 400 300 DLZ-Leitung 200 Verwaltung 100 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Wochenarbeitsstunden der 29 Mitarbeiter/innen in den DLZ in paritätischer Trägerschaft seit 1999 nach Funktionen und insgesamt. Die 694 Wochenarbeitsstunden verteilen sich auf insgesamt 29 Mitarbeiter/innen, die in den sieben DLZ eingesetzt sind. Die Stunden der Verwaltungskräfte sind im Zeitraum von 1999 bis 2009 konstant geblieben, die Arbeitsstunden in Leitungsfunktionen sind in den letzten elf Jahren sogar leicht zurückgegangen. Gestiegen ist im selben Zeitraum allerdings die Zahl der wöchentlichen Arbeitsstunden der Sozialberaterinnen, die vor allem für die Betreuung der Kund/innen und Nachbarschaftshelfer/innen zuständig sind. fahrtsverbandes, Landesverband Bremen e.V., betrieben worden. Der Betriebsübergang erfolgte zum 01.01.1995. Damals wurden alle Mitarbeiter/innen in Anlehnung an den Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) bezahlt. Dies änderte sich 1997 mit Einführung einer außertariflichen Vergütungsordnung. Sie diente der drastischen Reduktion von Personalkosten. Aktuell werden von den Mitarbeiter/innen der PGSD nur noch 15 auf der Basis des ehemals gültigen BAT bezahlt; seit 2006 sind deren Gehälter „eingefroren“, da der BAT nicht mehr weiter entwickelt wird. Für alle nach dem 01.07.1997 eingestellten Kolleg/innen gelten Stundenlöhne, die inzwischen ca. 20 % unter den Gehältern des Öffentlichen Dienstes liegen. Gehaltsentwicklung Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste GmbH ist 1994 gegründet worden. Bis dahin sind die DLZ in Trägerschaft des Paritätischen Wohl- 44 Ausblick J. Ausblick Die Zusammenfassung wichtiger Kategorien unserer Arbeit ergibt folgendes Bild: Von 1999 bis 2009 hat sich die Zahl der abgeschlossenen Nachbarschaftshilfe-Verträge mehr als verdoppelt, die Anzahl der eingesetz- ten ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen stieg um 60%. Koordiniert wurde diese Arbeit mit einer beinahe gleichbleibenden Anzahl von Arbeitsstunden der Mitarbeiter/innen in den DLZ in paritätischer Trägerschaft. 220% NBH Verträge 200% 180% 160% Eingesetzte Helfer/innen 140% 120% Wo.-Std. in DLZ 100% Einnahmen+Zuschuss 80% Zuschuss für DLZ 60% 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Geleistete Arbeit und Finanzierungssituation seit 1999: Prozentuale Veränderung der dargestellten Kategorien seit 1999. Auf die inflationsbereinigte Darstellung der Einnahmen verzichten wir an dieser Stelle (vgl. aber S. 38). Die Zuschüsse der Stadt für die Arbeit der DLZ in paritätischer Trägerschaft sind von 1999 bis 2009 real um 20 % gesunken. Die addierten Einnahmen aus dem Zuschuss und Einnahmen aus 45 Nähe hilft - Jahresbericht 2009 den Nachbarschaftshilfepauschalen stagnieren. Mit gleichbleibenden Ressourcen an Arbeitszeit und sinkender öffentlicher Zuwendung wird inzwischen die doppelte Zahl von Kund/innen und eine stark steigende Zahl von ehrenamtlichen Helfer/innen koordiniert. Die Funktionstüchtigkeit der DLZ ist auch 2009 an Grenzen gestoßen: Mit gleichbleibenden finanziellen Ressourcen lassen sich nicht noch mehr Leistungen in konstanter Qualität erbringen. Wenn die DLZ den weiterhin steigenden Nachfragen angemessen begegnen sollen, benötigen sie eine in adäquatem Umfang größer werdende finanzielle Basis. Der „Finanzierungsmix“ aus öffentlichen Mitteln, privaten Mitteln aus Spenden, Stiftungen oder von Selbstzahler/innen oder Auftraggeber/innen kann sich in Zukunft auch anders als bisher zusammen setzen: Die steigende Nachfrage der Bremer Bürgerinnen und Bürger nach dem Erfolgsmodell Dienstleistungszentrum braucht jedoch auf jeden Fall steigende Einnahmen! Für das Jahr 2010 ist der Zuwendungsvertrag mit einjähriger Laufzeit und unveränderter Zahlungshöhe abgeschlossen worden. 46 Quellen K. Quellen „Aktiv mit Demenz – Werkstattprogramm 2010. www.bremer-heimstiftung.eu Bremer Heimstiftung (Hrsg.): Leben mit Demenz. Eine Broschüre für Angehörige dementiell erkrankter alter Menschen. Bremen, Juni 2007 (1. Auflage). www.bremer-heimstiftung.eu Brokmann, Beate & Dannemann, Angela (2005): Veränderungen im Leben älterer Menschen. Bremen. Dörner, Klaus (2010): Leben und sterben, wo ich hingehöre. Dritter Sozialraum und neues Hilfesystem. Paranus Verlag, Neumünster, 5. Aufl., (1. Aufl. 2007) Freie Hansestadt Bremen. Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales (2007): Altenplan der Stadtgemeinde Bremen 2007. www.soziales.bremen.de Freie Hansestadt Bremen. Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa (2008): Bremen im demographischen Wandel. Modellrechnung 2006 bis 2020. www.statistik.bremen.de NDR. Video zur Sturzvermeidung. ww3.ndr.de/sendungen/visite/ Statistik Bremen. www.statistik-bremen.de www.zinsen-berechnen.de/inflationsrechner.php 47 L. Ansprechpartner / innen Geschäftsstelle Dienstleistungszentren Eduard-Grunow-Str. 24 28203 Bremen Tel 0421-79 199-41 Fax 0421-79 199-99 E-Mail [email protected] Website www.pgsd.de Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 09:00 bis 13:00 Uhr, Donnerstag 09:00 bis 16:00 Uhr Geschäftsführung Dr. Detlef Luthe 0421-79 199-46 [email protected] Sekretariat Marion Twachtmann 0421-79 199-41 [email protected] Öffentlichkeitsarbeit Niels Kohlrausch [email protected] Blumenthal Horn Huchting Bgm.-Kürten-Str. 30 0421-60 21 99 28779 Bremen Fax 60 07 480 [email protected] Brucknerstr. 15 0421-23 71 21 28359 Bremen Fax 24 36 702 [email protected] Tegeler Plate 23 a 0421-58 20 11 28259 Bremen Fax 58 20 12 [email protected] Marion Woyczeck (Leiterin) Christine Burlager Irene Mahlmann Annette Kuit Katja Werk Annemarie Norpoth-Wißmann (Leiterin) Inge Möbius Amelie Koops–Krüger Ruth Kupka Bärbel Maruschewski (Leiterin) Angelika Indenklef Doris Schröder Irene Knie Lesum Schwachhausen-Nord An der Lesumer Kirche 1 0421-63 0034 28717 Bremen Fax 63 63 717 [email protected] Kulenkampffallee 65 A 0421-21 57 59 28213 Bremen Fax 21 06 43 [email protected] Anna Klausa (Leiterin) Ellen Hofmann Marlis Rosenbäck Roswitha Kreft (Leiterin) Pirjo Virtanen Gundel Lammert Christa Ehrentraut-Henkel Vegesack Obervieland Zum Alten Speicher 10 0421-66 24 99 28759 Bremen Fax 27 70 941 [email protected] Alfred-Faust-Str. 115 0421-84 02-500 28277 Bremen Fax 84 02-505 [email protected] Heidrun Tegeler (Leiterin) Anna Kirschke-Ast (Leiterin) Marion Fahlbusch Regina Jacobs Beate Brokmann (Leiterin) Monika Tödter Bettina Sievers Ursula Röder 48 Projekt: „Gesunde Nachbarschaft“ Kirchhuchtinger 0421- 699 31 73 Landstraße 143 Fax 696 20 433 28259 Bremen Maren Wilkens [email protected] Projekt: „Seniorenscouts“ Im Projekt „Gesunde Nachbarschaft“ Projekt: „Aufsuchende Altenarbeit“ Im DLZ Obervieland Elke Munderloh Projekt: „Fachkraft Demenz“ Im DLZ Horn Amelie Koops–Krüger