Jahresbericht PGSD 2009 - Paritätische Gesellschaft für soziale

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Jahresbericht PGSD 2009 - Paritätische Gesellschaft für soziale
Dienstleistungszentren
Information, Beratung und Unterstützung
für ältere und behinderte Menschen
und ihre Angehörigen
Nähe hilft
Jahresbericht 2009
Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen GmbH  www.pgsd.de
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Impressum:
Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen GmbH
Eduard-Grunow-Straße 24
Tel. 0421 - 791 99-41
Fax 0421 - 791 99-99
E-Mail [email protected]
www.pgsd.de
Verantwortlich: Dr. Detlef Luthe
Redaktion & Gestaltung: Niels Kohlrausch
Fotos: Bärbel Maruschewski, Anke Teebken, Niels Kohlrausch
Wir danken Paula Wallmeier aus Huchting für Ihre Bereitschaft, als Fotomodell auf
dem Titelbild zur Verfügung zu stehen.
Juni 2010
2
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
A.
Einleitung _____________________________________________ 5
B.
Die Dienstleistungen der PGSD ____________________________ 7
B.1
Die Kernleistungen ________________________________________ 7
B.2
Projekte _________________________________________________ 7
B.3
Angegliederte Dienstleistungen auf Dauer ______________________ 8
C.
Die Eckpunkte unseres Handelns __________________________ 9
D.
Wer macht diese Arbeit? ________________________________ 12
E.
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit ___________________________ 14
F.
E.1
Informieren _____________________________________________ 14
E.2
Beraten ________________________________________________ 15
E.3
Nachbarschaftshilfe ______________________________________ 17
E.4
Vernetzung im Stadtteil ____________________________________ 23
Leistungen rund um die DLZ-Arbeit ________________________ 26
F.1
Tagesbetreuung _________________________________________ 26
F.2
Mittagstische ____________________________________________ 28
F.3
Angehörigengruppen _____________________________________ 28
F.4
Validation / Fortbildungen __________________________________ 30
F.5
Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI _____________________ 31
G. Projektarbeit __________________________________________ 31
G.1
„Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ _____________________ 31
G.2
„Gesunde Nachbarschaft“ __________________________________ 33
G.3
„Seniorenscouts“ _________________________________________ 34
G.4
„Aktiv mit Demenz“ _______________________________________ 35
G.5
„Fachkraft Demenz“ ______________________________________ 36
H.
Wie finanzieren wir unsere Arbeit? ________________________ 38
I.
Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten _______________________ 40
J.
Ausblick _____________________________________________ 45
K.
Quellen ______________________________________________ 47
L.
Ansprechpartner / innen _________________________________ 48
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Nähe hilft - Jahresbericht 2009
4
Einleitung
„Es kommt nicht darauf an, wie alt
man wird, sondern wie man alt wird“
A. Einleitung
In der Stadt Bremen sind aktuell
116.321 Bürger/innen (ca. 21%)
älter als 65 Jahre (vgl. Statistik
Bremen) - im Jahr 2020 werden ca.
123.000 aller Bremer/innen dieses
Alter erreicht haben (vgl. Freie
Hansestadt Bremen 2007: S. 24).
Aktuell sind 30.809 Bürger/innen
80 Jahre und älter (Statistik
Bremen für 12/2008) – im Jahr
2020 werden es ca. 42.000 sein
(ebd.).
In Bremen leben ca. 10.000 Menschen mit einer mittleren oder
schweren Demenzerkrankung. Von
ihnen werden ca. 6.000 zu Hause
betreut. In den nächsten Jahren ist
mit einer weiteren Zunahme zu
rechnen. Jährlich erkranken ca.
1.700 Menschen neu an dieser
Krankheit (vgl. Freie Hansestadt
Bremen 2007: S. 294 - 295).
nisse, Wünsche und Unterstützungsbedarfe. Die große Zahl alter und
behinderter Menschen wünscht sich
ein Leben im gewohnten, heimischen
Umfeld: Zuhause.
Vor diesem Hintergrund kommt
auch in Zukunft einem wohnortnahen
präventiven
Unterstützungssystem
eine zentrale Rolle zu, um möglichst
allen Bremerinnen und Bremern im
Alter die Teilhabe am sozialen Leben
zu sichern.
Ambulante Hilfen und Dienstleistungen sind folglich wichtig und müssen
bedarfsorientiert ausgebaut werden.
Die Dienstleistungszentren sind von
der Stadt Bremen gefördert und Teil
des städtischen Altenplans. Dienstleistungszentren liefern in der Stadt
Bremen diese ambulanten Unterstützungen seit 35 Jahren. Unser Slogan
ist: Nähe hilft!
Diese Zahlen sind regelmäßig in
den Medien: Der Bedarf an Hilfen und
Dienstleistungen für alte Menschen
und deren Angehörige steigt.
Nähe hilft!
Insgesamt bieten 17 Dienstleistungszentren (DLZ) in der Stadt
Bremen ihre Dienste an. Sie sind über
das ganze Stadtgebiet verteilt und bilden somit eine quartierbezogene Infrastruktur. Der Paritätische betreibt davon sieben Einrichtungen. Darüber
hinaus gibt es sechs DLZ in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt, drei vom
Deutschen Roten Kreuz und eins vom
Caritasverband.
Die Dienstleistungszentren sind in
ihrem Stadtteil die zentrale Anlauf- und
Kontaktstelle für alle Fragen, Antworten und Dienstleistungen rund um
Alter, Behinderung oder chronische
Warum gibt es
Dienstleistungszentren?
1975 wurden diese Zentren als zentrale Informations-, Beratungs- und
Unterstützungseinrichtungen auf Initiative des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von der Stadt Bremen etabliert.
Seitdem liefern sie vielfältige Unterstützungsleistungen für alte und
behinderte Menschen und deren
Angehörige. Hinter diesen Zahlen verbergen sich Menschen und ihre
Lebenssituationen, d.h. ihre Bedürf-
5
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Erkrankung. Sie leisten entweder
selbst Hilfen und Dienstleistungen oder
informieren
über
entsprechende
Dienstleister: Wir sind nah dran an den
Wohnorten und Wünschen unserer
Kund/innen.
Zusätzlich koordinieren und begleiten die DLZ bürgerschaftliches Engagement in Form von Nachbarschaftshilfe: In allen 17 DLZ werden von ca.
3.000 ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen über 740.000 Stunden
Nachbarschaftshilfe geleistet.
Nutzer/innen unserer Einrichtungen
bezeichnen wir deshalb als Kundinnen
oder Kunden. So wird deutlich, dass
wir uns an ihren Wünschen und Interessen orientieren und auf Augenhöhe
mit ihnen arbeiten.
Dieser Bericht beleuchtet die Arbeit
der Dienstleistungszentren im Jahr
2009. Darüber hinaus geben wir eine
Rückschau bis zum Jahr 1999.
Wenn Sie Fragen haben oder an
weiteren Informationen interessiert
sind, wenden Sie sich gerne an uns:
Kontaktpersonen und Telefonnummern
unserer Einrichtungen finden Sie am
Ende dieses Berichts auf Seite 48.
Sieben von 17
Der Paritätische betreibt also sieben
von 17 Dienstleistungszentren in der
Stadt Bremen. Unsere Standorte sind
in Vegesack, Lesum, Blumenthal,
Huchting, Obervieland, Horn und
Schwachhausen-Nord.
Grundlage unserer Arbeit ist ein
respektvoller Umgang mit hilfebedürftigen Menschen, die zu Recht Wertschätzung und einen würdevollen
Umgang
erwarten
können.
Die
Dank für Engagement und
Unterstützung
An dieser Stelle danken wir allen
Spendern, Kooperationspartnern sowie
der Stadt Bremen für die finanzielle
Förderung. Insbesondere gilt allen
Mitarbeiter/innen der PGSD ein ausdrücklicher Dank für ihre engagierte
und kompetente Arbeit!
Dr. Detlef Luthe
Geschäftsführer der Paritätischen Gesellschaft für soziale Dienste GmbH
6
Die Dienstleistungen der PGSD
B. Die Dienstleistungen der PGSD
„Gesunde
Nachbarschaft“
„Aktiv mit Demenz“
„Fachkraft Demenz“
(Stiftung Sparer Dank)
(Stiftung Dr. Heines)
„Aufsuchende Altenarbeit
- Hausbesuche“
„Seniorenscouts“
Information
Nachbarschaftshilfe
Vernetzung
im Stadtteil
Beratung
Validation
Fortbildungen
Legende:
Mittagstische 3x
Tagesbetreuung 6x
Betreuungsleistungen
nach 45b SGB XI
Angehörigengruppen 4x
Projekte der PGSD als Modelle auf Zeit
Leistungen der DLZ (mit 4 Säulen)
Weitere Dienstleistungen der PGSD auf Dauer
Die verschiedenen Dienstleistungen der PGSD im Überblick
B.1 Die Kernleistungen
B.2 Projekte
Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste Bremen erbringt einen
großen Teil ihrer Leistungen im Rahmen der DLZ-Arbeit. Diese Kernleistung wird in vier Säulen erbracht:
Information,
Beratung,
Nachbarschaftshilfe, Kooperation und Vernetzung im Stadtteil.
Darüber hinaus erbringt die PGSD,
angesiedelt an die DLZ, weitere Hilfen
und Dienstleistungen in Form von
Projekten und als angegliederte
Dienstleistungen auf Dauer.
Projekte werden im Rahmen unserer Arbeit realisiert, um modellhaft
neue Dienstleistungen zu erproben
und die Organisations- und Qualitätsentwicklung der DLZ voran zu treiben.
Projekte sind also „Laborversuche“ auf
Zeit, um zu prüfen, ob ein Arbeitsansatz modifiziert werden muss bzw. in
dauerhafte Angebote überführt werden
kann.
7
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Aktuell gibt es im Kontext unserer
DLZ-Arbeit fünf unterschiedlich finanzierte und konzipierte Projekte:
B.3 Angegliederte Dienstleistungen auf Dauer
„Seniorenscouts“ und
„Gesunde Nachbarschaft“ in
Huchting (ermöglicht durch Förderwerk GmbH, den Europäischen
Sozialfonds, die Stadt Bremen, die
Paritätischen Pflegedienste Bremen
GmbH)
„Fachkraft Demenz“ in Horn (ermöglicht durch die Stiftung
Dr. Heines)
„Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ in Obervieland
(ermöglicht durch die Senatorin für
Soziales)
„Aktiv mit Demenz“, standortübergreifende Kooperation (ermöglicht
durch die Stiftung Bremer-Sparer
Dank bzw. die Bremer Heimstiftung)
Angegliederte Dienstleistungen auf
Dauer werden von uns an ausgewählten DLZ-Standorten angeboten. In einigen Fällen waren Projekte die Vorläufer:
Tagesbetreuungsgruppen an sechs
Standorten (die Gäste zahlen selbst
für die Nutzung bzw. werden durch
das Amt für Soziale Dienste finanziert)
Angehörigengruppen an vier Standorten (ermöglicht durch einen
Zuschuss der Stadt Bremen)
Mittagstische an drei Standorten
(die Gäste zahlen selbst)
Betreuungsleistungen nach § 45b
SGB XI (finanziert durch Pflegekassen)
Validation als Einzel- oder Gruppenangebot für demenzkranke
Menschen, Fortbildungen für Angehörige und Professionelle, Vorträge, Schulungen für Fachpublikum
(Nutzer/innen bzw. Auftraggeber
zahlen gegen Rechnung)
8
Die Eckpunkte unseres Handelns
C. Die Eckpunkte unseres Handelns
Dienstleistungszentren
werden gefördert durch die
Stadt Bremen
Dienstleistungszentren
widmen sich auch der Versorgung von Menschen mit
Demenz
Der Paritätische Wohlfahrtsverband
betreibt unter dem Dach seiner
Nicht nur die Zahl der alten bzw.
gemeinnützigen
Tochtergesellschaft
hochbetagten Menschen wird im Zuge
„Paritätische Gesellschaft für soziale
der
demografischen
Entwicklung
Dienste GmbH“ sieben Dienstleisgrößer; auch der Anteil der an einer
tungszentren (DLZ) in der Stadt
Demenz erkrankten Menschen wächst
Bremen.
kontinuierlich. Knapp 800 unserer
Das Modell der Dienstleistungszenknapp 3.000 Kund/innen sind an einer
tren ist bundesweit einmalig und wurde
Demenz erkrankt (ca. 27 %).
auf Initiative des Paritätischen WohlWir bieten neben der Information
fahrtsverbandes 1975 etabliert. Ein
und Beratung auch Tagesbetreuung
Vertrag mit der Stadt Bremen regelt die
zur Entlastung von Angehörigen an,
Aufgaben und Pflichten.
leiten Angehörigengruppen,
„Wohnen und mehr“
Ca. 60 % der Kosten der
bilden Personal in AltenhilfeDLZ in paritätischer Trägerschaft
organisationen aus und bieten Einzelfinanziert die Senatorin für Soziales.
und Gruppenvalidation für demenzkranke Menschen zu Hause an.
Als „Autorisierte ValidationsorganiDienstleistungszentren
sation (AVO)“ sind wir Lizenznehmer
sind für alte, behinderte,
für die Anwendung einer wirksamen
chronisch kranke Menschen
Kommunikationsmethode,
um
deund deren Angehörige tätig
menzkranke Menschen zu unterstütFür diese Zielgruppen bieten wir
zen. Wir engagieren uns im Rahmen
entsprechende soziale Hilfen und
von
Veranstaltungen,
z.B.
dem
Dienstleistungen an. Im Jahr 2009
„Bremer Fachtag Demenz“.
waren die sieben DLZ des Paritätischen für knapp 3.000 Kund/innen
Dienstleistungszentren
tätig.
dienen der GemeinwesenKund/innen sind für uns Menschen,
entwicklung
die Informations- und Beratungsinteressen haben. Zu ihnen besteht in
Die DLZ sind Anbieter bzw. Organider Regel ein mehrmaliger, häufig
sator von sozialen Hilfen und Dienstauch
langjähriger
Kontakt.
Ein
leistungen in den Stadtteilen. Sie sind
Schwerpunkt liegt auf der Arbeit für
somit Teil der sozialen Infrastruktur im
alte Menschen; insbesondere sind wir
Quartier. Dazu zählen die öffentlichen
für hochbetagte Menschen tätig, die
Institutionen, die privat-gewerblichen
älter als 80 Jahre alt sind.
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Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen sowie die Bürger/innen
mit ihren privaten, d.h. familiären,
freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Verbindungen. Wir sind der
Überzeugung, dass nur aus einem
konstruktiven Miteinander aller gesellschaftlichen Kräfte eine gelingende
Entwicklung von Gemeinwesen möglich ist. Profit und Nonprofit, gewerblich
und gemeinnützig, privat und öffentlich,
ehrenamtlich und hauptamtlich sind
deshalb für uns keine unüberbrückbaren Gegensätze, sondern eine Herausforderung für die Zusammenarbeit mit
unterschiedlichen Partnern und deren
Interessen.
Wir arbeiten mit in Stadtteilkonferenzen,
Sozialen
Arbeitskreisen,
unterhalten Kontakte zu Ortsämtern,
Beiräten, Quartiermanager/innen in
WiN-Gebieten („Wohnen in Nachbarschaften“), beteiligen uns an Stadtteilfesten u.v.m.
spielsweise mit Ärzt/innen, Krankenhäusern, Wohnungsbauunternehmen,
öffentlichen Institutionen unverzichtbar.
Wir entwickeln unsere Arbeit innerhalb
dieser Netze weiter, um den Nutzen für
unsere Kund/innen kontinuierlich zu
verbessern.
Dienstleistungszentren
nutzen und organisieren
bürgerschaftliches /
ehrenamtliches Engagement
Die hauptberuflich tätigen Mitarbeiter/innen der DLZ des Paritätischen
organisieren den Einsatz von ca. 1.200
Nachbarschaftshelfer/innen. Insgesamt
wurden 295.000 Stunden für 2.300
Menschen mit NBH-Verträgen geleistet
(im Jahr 2009).
Nachbarschaftshelfer/innen
sind
ehrenamtlich tätig und erhalten eine
pauschale
Aufwandsentschädigung
von 6,15 oder 7,15 Euro pro Stunde.
Die
Aufwandsentschädigung
wird
direkt von den Kund/innen (Selbstzahler/innen) oder vom Amt für Soziale
Dienste an die Nachbarschaftshelfer/in
gezahlt. Die DLZ stellen für die Organisation der Nachbarschaftshilfe 20
Euro / Monat in Rechnung. Damit werden anteilig die erforderlichen Hausbesuche, Einsatzplanungen etc. finanziert. Dieser Mix von bürgerschaftlichem Engagement, öffentlicher Bezuschussung
und
gemeinnütziger
Trägerschaft macht die DLZ-Arbeit
kostengünstig und effektiv.
Dienstleistungszentren
fördern das Prinzip „ambulant
vor stationär“
Menschen sollen - wenn sie es
wollen - solange wie möglich zu Hause
leben können. Die DLZ unterstützen
das Wohnen zu Hause in Form von
Nachbarschaftshilfe, Information, Beratung, Gruppenangeboten, Veranstaltungen etc.
Dienstleistungszentren
arbeiten in Netzwerken
Dienstleistungszentren
sind gemeinnützig
Für die Zufriedenheit unserer
Kund/innen ist eine gelingende Zusammenarbeit
mit
spezialisierten
Dienstleistern (z.B. Pflegediensten,
Wohnberatungsstellen), aber auch bei-
Auch gemeinnützige Organisationen
wie die Paritätische Gesellschaft für
soziale Dienste GmbH als Träger der
10
Die Eckpunkte unseres Handelns
paritätischen DLZ unterliegen wie jedes Wirtschaftsunternehmen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten: Sie
müssen mehr einnehmen als ausgeben, um ihre Ziele zu erreichen. Als
steuerlich begünstigte gemeinnützige
Organisation ist das Ziel unseres Wirtschaftens jedoch nicht die monetäre
Gewinnmaximierung,
sondern
die
Nutzenmaximierung für die Kund/innen
und die Kommune.
Konsultationen an. Trotz eines kleinen
Budgets wird auf diese Weise die Qualität der DLZ-Arbeit gesichert und ausgebaut. Aktuell beteiligen wir uns als
Pilotanwender an der Entwicklung einer Beratungssoftware der Firma
Atacama Software GmbH, Bremen.
Wir begreifen dieses Lernen und
Entwickeln als einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung unserer
Arbeit.
Dienstleistungszentren
arbeiten qualitätsorientiert
Dienstleistungszentren
arbeiten präventiv
Die Qualität unserer Arbeit reflektieDie Arbeit der Dienstleistungszenren wir regelmäßig. Dazu gehört die
tren ist gesundheitsfördernd und beugt
jährliche Berichterstattung an die
psychischen und physischen EinStadtgemeinde Bremen. Die vier Träschränkungen vor. Die von uns unterger der Dienstleistungszentren taustützten Menschen nehmen so weit
schen sich in einer Arbeitsgruppe aus
wie möglich am Leben in ihrer häusliund entwickeln Abläufe kontinuierlich
chen Umgebung teil. Das Prinzip heißt:
weiter.
Gesunde Nachbarschaft
(s. die
Zwei Mitarbeiterinnen sind für das
Darstellung des Projektes „Gesunde
Qualitätsmanagement in den DLZ in
Nachbarschaft“ in Kapitel G.2).
Trägerschaft des Paritätischen verantPersönliche Kontakte, Tagesstruktuwortlich. In einem elekrierung, eine gute pflegeriDas Prinzip heißt:
tronischen
Handbuch
sche und hauswirtschaftliGesunde Nachbarschaft
werden fortlaufend Verche Versorgung erhöhen
fahrensbeschreibungen
gesammelt
die Zufriedenheit mit dem Leben auch
und aktualisiert. Ein A - Z für die
im hohen Alter.
Sozialberatung nimmt die jeweils aktuIn vielen Fällen lassen sich mit Hilfe
ellen einschlägigen Regelungen der
der vom DLZ aufgebauten Netzwerke
Sozialgesetzbücher oder des Amtes
Erkrankungen, Krankenhausaufenthalfür soziale Dienste auf und liefert den
te oder Heimunterbringungen verhinSozialberaterinnen zeitnah das nötige
dern oder verkürzen. Neben dem
Wissen.
Gewinn an Lebensqualität für unsere
Unter der Überschrift „Lernen und
Kund/innen ist ein weiterer Effekt unseEntwicklung“ bietet die Paritätische
rer Arbeit die Kostenreduktion für die
Gesellschaft für soziale Dienste ihren
Kranken- und Pflegekassen oder die
Mitarbeiterinnen Schulungen, Fortbilöffentliche Hand.
dungen, Teamcoaching und Kollegiale
11
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
D. Wer macht diese Arbeit?
Angestellte Mitarbeiter/innen
der PGSD
Die Paritätische Gesellschaft beschäftigt derzeit in den sieben DLZ 29
Mitarbeiter/innen. In jedem Dienstleistungszentrum ist als Leiterin entweder
eine Diplom-Pädagogin oder eine
Diplom-Sozialarbeiterin beschäftigt.
Neben den Leiterinnen arbeiten in
den Standorten ein bis drei Sozialberaterinnen, deren Funktion vor allem darin besteht, Gespräche mit Kund/innen
zu führen und die Nachbarschaftshelfer/innen bei ihrer Arbeit zu begleiten.
An sechs Standorten sind zusätzlich
zu diesen 29 Beschäftigten auch speziell geschulte Mitarbeiter/innen für die
Tagesbetreuungsangebote angestellt.
Zwei Kolleginnen leiten spezielle Projekte. Für zentrale Aufgaben sind weitere Personen tätig. Dieser Personalmix ist wichtig, um die hohe Qualität
unserer Arbeit zu gewährleisten.
Zum Beispiel: Christine Burlager
arbeitet seit 1988 als Sozialberaterin
im DLZ Blumenthal. Die gelernte
Krankenschwester hat vorher 20 Jahre
in der Kranken- und Altenpflege gearbeitet und kennt ihr Arbeitsfeld daher
genau. Sie schätzt an ihrer Arbeit die
Abwechslung. Christine Burlager macht
Hausbesuche, unterstützt Ratsuchende bei Anträgen, berät Angehörige,
vermittelt Nachbarschaftshelfer/innen
und betreut diese bei ihrer Arbeit. „Der
schönste Moment bei der Arbeit ist,
wenn man ein Dankeschön zurück bekommt. Wenn Angehörige anrufen und
sagen: Das war eine tolle Sache. Wir
können den Alltag mit unserer kranken
Mutter jetzt gut organisieren“.
Anspruchsvoll findet sie die Vermittlungsarbeit, aber mit etwas Erfahrung
ist es auch reizvoll herauszufinden, wer
gut zueinander passt. „Der Bedarf für
unsere Arbeit ist groß. Wir arbeiten ja
hier an der Landesgrenze und kriegen
auch diverse Anfragen aus dem Umland. Die DLZ gibt es aber leider nur in
Bremen.“
Ehrenamtliche
Nachbarschaftshelfer/innen
In der Nachbarschaftshilfe wurden
im Kalenderjahr 2009 insgesamt 1.187
Personen eingesetzt. Die Einsatzmöglichkeiten sind unterschiedlich: Manche
Helfer/in kann sich ausschließlich an
bestimmten Tagen, zu festgelegten
Uhrzeiten oder für bestimmte Tätigkeiten engagieren.
Von den eingesetzten Nachbarschaftshelfer/innen sind mehr als 1.000
ehrenamtlich tätig. Zusätzlich waren
ca. 120 Mitarbeiterinnen unseres Kooperationspartners Förderwerk GmbH
tätig. Dieser Bildungs- und Beschäftigungsträger qualifiziert und beschäftigt
in unseren Einsatzstellen arbeitslose
12
Wer macht diese Arbeit?
Menschen, die sich im hauswirtschaftlichen Arbeitsfeld betätigen wollen.
Die Fluktuation unter den Nachbarschaftshelfer/innen ist nach wie vor
hoch: 25 % = 302 „Abgänge“ bzw.
29 % = 339 „Zugänge“ waren in 2009
zu verzeichnen. Diese Zahlen zeigen
die Notwendigkeit, stetig in erheblichem Umfang neue Helfer/innen zu
gewinnen, einzuarbeiten und zu begleiten. In einzelnen Einzugsgebieten, z.B.
Schwachhausen, Vegesack und Horn,
gibt es nach wie vor einen Mangel an
geeigneten Helfer/innen.
Die von uns eingesetzten ca. 1.000
ehrenamtlichen
Nachbarschaftshelfer/innen sind durchschnittlich 5,6
Stunden pro Woche im Einsatz gewesen. Die Einsatzzeiten bewegen sich
somit im gesetzlich vorgegebenen
Rahmen der sogenannten Übungsleiterpauschale für ehrenamtlich tätige
Menschen. Bis zu 2.100 Euro pro Jahr
dürfen
Nachbarschaftshelfer/innen
steuer- und abgabenfrei vereinnahmen, d.h. sie dürfen im Durchschnitt
pro Woche 5,6 Stunden (bei 7,15 Euro
/ Std.) eingesetzt werden.
Zum Beispiel: Manuela Stelzenau aus
Blumenthal (42) ist gelernte Fleischereifachverkäuferin. Sie hat vier Kinder und
ist seit November 2005 als Nachbarschaftshelferin für die PGSD tätig.
„Ich hatte keine Lust zu Hause rumzusitzen, aber brauchte auch eine Tätigkeit,
die mich nicht erdrückt. Zu Hause muss
ich ja auch noch den Haushalt machen“.
Außerdem freut sie sich, eine Tätigkeit
gefunden zu haben die sie sinnvoll findet:
„Ich denke immer, das kann mir auch mal
selbst passieren, dass ich Hilfe brauche.
Und mir liegt das ja, mit Menschen zu
arbeiten. Ich finde schnell Kontakt“.
Vier ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer/innen aus Blumenthal, die auch als FotoModelle für unseren Flyer „Engagement zeigen“ zur Verfügung standen
13
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
E.
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
Die Paritätische Gesellschaft für
soziale Dienste betreibt in sieben
Bremer Stadtteilen Dienstleistungszentren: Blumenthal, Lesum, Vegesack,
Schwachhausen, Horn, Huchting und
Obervieland. Die Arbeit dieser Dienstleistungszentren besteht aus vier Säulen: Information, Beratung, Nachbarschaftshilfe und Netzwerkarbeit im
Stadtteil.
Vegesack
Schwachhausen
Lesum
Horn
Blumenthal
Geschäftsstelle
Obervieland
Huchting
Die Standorte der sieben Dienstleistungszentren in Trägerschaft des Paritätischen
(s. Kapitel L. Ansprechpartner/innen, Seite 48)
E.1 Informieren
Die sieben Dienstleistungszentren in
paritätischer Trägerschaft informieren
über Hilfen und Dienstleistungen rund
um das Alter sowie bei chronischen
Erkrankungen und Behinderungen.
Ziel unserer Informationsarbeit ist
es, den Besucher/innen alle zur Verfügung stehenden Unterstützungsleistungen aufzuzeigen und so möglichst
lange eine eigenständige Lebensführung in den eigenen vier Wänden und
im vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen. Wir informieren dabei wettbewerbsneutral über ambulante, stationäre, teilstationäre, vollstationäre und
komplementäre Hilfen und Dienstleistungen. Unsere Kund/innen erhalten so
einen gut verständlichen und strukturierten Überblick zu allen relevanten
Fragen.
Zu regelmäßig nachgefragten Themen wie der ambulanten Pflege, mobi14
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
len Essensdiensten, Tagespflege,
Kurzzeitpflege, stationären Pflegeeinrichtungen, Hausnotrufanbietern erstellen wir Übersichtslisten, damit die vor
Ort verfügbaren Angebote leicht einsehbar sind. In den DLZ sind auch die
relevanten Flyer und Broschüren zum
Thema erhältlich, die es Besucher/-
innen ermöglichen, sich auch ohne
Termin und Beratungsgespräch über
einschlägige Angebote im Stadtteil
kundig zu machen. Die Informationen
sind darauf ausgerichtet, interessierte
Menschen in die Lage zu versetzen,
anschließend selbständig zu entscheiden und Schritte zu unternehmen.
E.2 Beraten
Die Dienstleistungszentren beraten
individuell, flexibel, lösungsorientiert
und wettbewerbsneutral. Ziel unserer
Beratungsarbeit für hilfe- und pflegebedürftige Menschen ist es, den Ratsuchenden durch Schaffung einer individuell passenden Unterstützungsstruktur im häuslichen und pflegerischen Bereich eine Verbesserung ihrer
Lebenssituation zu ermöglichen.
Kann das primäre Ziel - ein möglichst langer Verbleib in der gewohnten
häuslichen Umgebung - nicht erreicht
werden, wird bei der Suche nach einer
alternativen Wohnform beraten.
Unsere Beratungsarbeit findet in der
Regel im Dienstleistungszentrum statt.
In besonderen Fällen kann aber auch
ein Beratungstermin in der Wohnung
des Ratsuchenden vereinbart werden.
War ein Beratungsgespräch nicht ausreichend, kann auch jederzeit ein Anschlusstermin vereinbart werden. Die
Beratung erfolgt lebenslagenorientiert,
unabhängig, vertraulich und unentgeltlich.
Die Arbeit des Dienstleistungszentrums kann auch über die reine Beratung hinaus gehen. Wir unterstützen
bei persönlichen Fragestellungen, in
Krisensituationen oder Notlagen und
helfen auch bei der Beantragung von
Leistungen (SGB XI und SGB XII).
Um die gleichbleibende Qualität
unserer Beratungsarbeit sicherzustellen, gehen wir nach einem aus jahrelanger Erfahrung entwickelten Verfahren vor. Jede Beratung beginnt mit
einer gründlichen Situationsklärung zu
den Erfahrungen und Bedürfnissen der
Ratsuchenden.
Dabei werden familiäre und verwandtschaftliche
Hilfsmöglichkeiten
erörtert sowie ausführliche Informationen über Leistungsansprüche und
Finanzierungsmöglichkeiten vermittelt.
15
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Beratungsprozess im Dienstleistungszentrum
Beraterin
• hört zu
• spricht an
• fragt nach
Themenliste
Ablauf
Erstgespräch
(„Assessment“)
Ratsuchende
• Erfahrungen
• Wünsche
• Prioritäten
Themen, z.B.
• Essen
• Geld
• Freizeitaktivitäten
Hilfen /
Schwerpunkte
• informiert
• bahnt
Kontakte an
Dienstleistungen
vorschlagen
Hilfen
werden
erbracht
• begleitet
• fragt nach
Reflexion
• Kundenresonanz
• Erfahrungsaustausch
• zusätzliche Hilfe
erforderlich?
• wählt aus
• denkt nach
• fragt nach
• macht
Erfahrungen
• fragt bei Bedarf
nach anderen
Möglichkeiten
Schematische Darstellung des Beratungsprozesses im DLZ
Bei Bedarf wird die individuelle
Lebenssituation durch das Hinzuziehen weiterer Gesprächspartner/innen
wie z.B. Ärzt/innen und Krankenhaussozialdienste analysiert.
Im Anschluss wird den Kund/innen
(Hilfesuchenden sowie Angehörigen)
ein individuell zugeschnittenes Ange-
bot bei der Organisation von Hilfen
unterbreitet. Haben die Ratsuchenden
Entscheidungen
über
bestimmte
Angebote getroffen, kann das DLZ Hilfestellung leisten bei der Kontaktaufnahme mit einem Dienstleistungsanbieter. Die Nachbarschaftshilfe macht
einen großen Teil der DLZ-Arbeit aus.
16
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
E.3 Nachbarschaftshilfe
Akteure beim Einsatz der Nachbarschaftshilfe
Dienstleistungszentren
Vertrag für den
Einsatz von
Nachbarschaftshelfer/innen
Ältere
Menschen
Gewinnung
Vermittlung
Qualifizierung
Qualitätssicherung
Nachbarschaftshelfer/innen
Ehrenamtliches
Engagement mit pauschaler
Aufwandsentschädigung
Übersicht über die Akteure und ihre Beziehungen bei der organisierten
Nachbarschaftshilfe
Neben der Information und Beratung
der Stadtteilbewohner/innen ist eine
der zentralen Aufgaben der Dienstleistungszentren die Vermittlung von
ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen im Wohnumfeld.
Die Nachbarschaftshelfer/innen sollen den älteren Menschen einen
lebenswerten Alltag in der eigenen
Wohnung und im vertrauten Wohnumfeld ermöglichen.
Zu den möglichen Tätigkeitsbereichen gehören hauswirtschaftliche Unterstützung, Einkäufe, Personenbegleitung, persönliche Hilfen oder eben
einfach nur Gesellschaft leisten.
Dienstleistungszentren haben bei
der Organisation von Nachbarschaftshilfe die Rolle eines kompetenten Vermittlers. Sie bringen hilfebedürftige
Menschen und deren Angehörige mit
hilfsbereiten Menschen zusammen.
Ein entscheidender Teil dieser Arbeit
ist es, die passende Konstellation zu
finden.
Unser Ziel bei der Nachbarschaftshilfe sind „Wahlverwandtschaften“ mit
Nutzen und Belohnung für beide Seiten – den Helfer/innen und den Hilfeempfänger/innen.
17
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
In den sieben DLZ in paritätischer
Trägerschaft sind ca. 1.000 ehrenamtliche Helfer/innen tätig. Sie müssen
angesprochen, geschult, eingesetzt,
begleitet und kontrolliert werden. Die
im Jahr 2009 erbrachten ca. 295.000
Stunden allein in den sieben Dienstleistungszentren in Trägerschaft des
Paritätischen sind qualitativ und finanziell ein Gewinn für die selbst zahlenden Kund/innen ebenso wie für die
Stadt als Kostenträger für die Sozialhilfeempfänger/innen.
Nachbarschaftshilfe
wird
ausschließlich für Menschen erbracht, die
wegen ihres Alters (ab 60 Jahren) oder
wegen individueller Einschränkungen
hilfebedürftig sind. Dies gilt ebenso für
Menschen mit Behinderungen oder
chronischen Erkrankungen. Selbstzahler/innen können unabhängig von
Einkommen und Vermögen Leistungen
der Nachbarschaftshelfer/innen anfragen.
Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe
ist eine besondere Ressource mit zahlreichen Stärken, aber auch Einschränkungen. Sie ergänzt professionell gegen Rechnung erbrachte hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Sie liefert
dort, wo professionell erbrachte Dienstleistungen nicht erforderlich sind, eine
kostengünstige Alternative.
Nachbarschaftshelfer/innen
sind
Laien, die ganz unterschiedliche berufliche Hintergründe und persönliche
Erfahrungen haben. In der Regel sind
sie nicht formal qualifiziert für die
ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeiten.
Zum Beispiel: Hiltrud Peters aus
Blumenthal bekommt von ihrer Helferin
Katy Seubert den Weihnachtsbaum mitgebracht. Nach einer Operation ist Frau
Peters auf Unterstützung angewiesen,
um weiter in ihren eigenen vier Wänden
wohnen zu können. Seit Oktober 2003 ist
Frau Seubert als Nachbarschaftshelferin
für sie tätig. „Frau Seubert arbeitet so wie
ich es gerne mag. Akkurat und vertrauenswürdig. Ich weiß, ich kann mich absolut auf sie verlassen. Alles läuft so wie ich
es brauche“.
Frau Seubert kommt zweimal pro Woche
für drei Stunden. Sie putzt, räumt auf,
kauft ein oder begleitet Frau Peters zu
Arztterminen. „Und wenn mal ein unangenehmer Vertreter vor der Tür steht, den
verscheucht sie dann auch!“ Frau Peters
ist keine anspruchslose Kundin: „Man
sagt immer das bisschen Haushalt kann
so schlimm nicht sein. Aber da steckt
ganz schön Arbeit drin wenn man es ordentlich will. Bei mir war es immer ordentlich, und so soll es bleiben. Ich bin sehr
zufrieden mit der Nachbarschaftshilfe.
Wie schön, das es sowas gibt.“
18
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
Ablaufschema Nachbarschaftshilfe
Nachbarschaftshelfer/in
Dienstleistungszentrum
Kund/in
Vorlauf / Gewinnung von NBH
Aufnahme in NBH-Kartei
Erster Kontakt mit Kund/in
Persönlich oder über Angehörige,
Krankenhaus, Amt für Soziale Dienste
Hausbesuch
Beratung, Ermittlung von Bedarf, Umfang,
Tätigkeiten
Vermittlung einer Nachbarschaftshelfer/in
Welche Nachbarschaftshelfer/in passt zur Kund/in?
Zusammenarbeit
Begleitung, Unterstützung, Abstimmung
Zusammenarbeit
Begleitung, Unterstützung, Abstimmung
2mal jährlich Kontakt mit Kund/in
Ist alles noch in Ordnung?
Schulungen der NBH
Helfer/innentreffen
Zusammenarbeit
mit anderen
DIenstleistern
Ablauf der Nachbarschaftshilfe und Beziehungen der unterschiedlichen Akteure
Nachbarschaftshelfer/innen
sind
keine Angestellten, die weisungsgebunden tätig werden. Vielmehr müssen
sie für diese ehrenamtlichen Einsätze
erst gewonnen werden. Sie entschei-
den selbst, ob sie tätig werden können
oder wollen. Die DLZ-Mitarbeiterinnen
sind nicht die Vorgesetzten, sondern
die Vermittlerinnen der Nachbarschaftshelfer/innen.
19
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Interessierte Helfer/innen erhalten
Fortbildungsangebote des DLZ, um
sich beispielsweise im Umgang mit
Erste-Hilfe-Maßnahmen oder dem
Umgang mit demenzkranken Menschen schulen zu lassen; eine Pflicht
zur regelmäßigen Fortbildung besteht
nicht. Das DLZ verpflichtet sich jedoch,
regelmäßig an jedem Standort zweimal
pro Jahr eine mindestens 12-stündige
Schulung unentgeltlich anzubieten.
Die ehrenamtlichen Helfer/innen
werden professionell begleitet von
angestellten Mitarbeiter/innen des Paritätischen (die Leiterinnen von Dienstleistungszentren sind immer Diplompädagog/innen oder Diplom-Sozialpädagog/innen). Damit ist gewährleistet, dass sich Kund/innen und Helfer/innen an Profis wenden können, um
sich zu beraten, zu besprechen und
um Hilfestellungen zu erhalten.
Zusätzlich zu den ehrenamtlich tätigen Nachbarschaftshelfer/innen sind
die DLZ Einsatzstellen für ca. 120 Mitarbeiterinnen unseres Kooperationspartners Förderwerk GmbH. Diese
Frauen werden finanziert über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und
werden von Förderwerk qualifiziert und
beschäftigt.
Zum Beispiel: Peter Bökel ist ausgebildeter Erzieher und arbeitet seit 2007
als Nachbarschaftshelfer in Obervieland. Er sieht in der Nachbarschaftshilfe sowohl die Chance etwas
dazu zu verdienen und zu lernen, aber
auch ein sinnvolles Feld für soziales
Engagement: „Durch meine Arbeit als
Nachbarschaftshelfer profitiere ich
auch selbst: Ich sammle Erfahrungen
im Umgang mit älteren, behinderten
und chronisch kranken Menschen, erhalte kostenlose Fortbildungen und
werde bei der ehrenamtlichen Arbeit
durch das Dienstleistungszentrum unterstützt und gegebenenfalls korrigiert“.
So nutzt die Nachbarschaftshilfe beiden Seiten und kann sogar noch einen
allgemeinen Zweck erfüllen: „Ehrenamtliche Tätigkeit ist meiner Meinung
nach von einem gegenseitigen „Geben“
und „Nehmen“ geprägt und kann helfen, das soziale Klima in unserer Gesellschaft zu verbessern.“
20
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe - Euros und Engagement
Niels Kohlrausch im Gespräch mit
Detlef Luthe über Aspekte der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe.
Dienstleistungszentren
werden
als Angebot der offenen Altenhilfe
von der Stadt Bremen gefördert. An
wen wenden sie sich?
Die DLZ haben zwei Zielgruppen:
Ratsuchende und hilfebedürftige Menschen und deren Angehörige. Die
zweite Zielgruppe sind engagementbereite Menschen mit freier Zeit, die
helfen möchten. Das allgemeine Ziel
ist es, den Kund/innen möglichst lange
ein eigenständiges Leben in ihren
eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Dafür müssen wir die beiden Gruppen
zusammenbringen.
Das ist verwirrend. Ich habe die
Nachbarschaftshilfe so verstanden,
dass sie hilfebedürftige Menschen
unterstützen soll?
Ja genau: Aber wir als DLZ können
die Arbeit nicht alleine machen. Wir
gewinnen ehrenamtliche Helfer/innen,
die dann gegen eine Aufwandsentschädigung Unterstützung anbieten.
Und die Unterstützung können wir nur
dann organisieren, wenn wir die Interessen der Helfer/innen gleichermaßen
berücksichtigen. Unser Ziel sind
„Wahlverwandtschaften“ mit Nutzen
und Belohnung für beide Seiten:
Helfer/innen und Hilfeempfänger/innen.
Es soll also eine klassische „winwin-Situation“ entstehen?
Ja. Wir bieten den Helfer/innen Kontakt und Kommunikation und interessante Begegnungen an. Der Gewinn
für die Kund/innen wiederum ist die
Versorgung mit Kontakt, Kommunikation und hauswirtschaftlicher Assistenz.
Detlef Luthe, Geschäftsführer der
Paritätischen Gesellschaft für
soziale Dienste in Bremen
Soweit der Plan. Aber machen die
Helfer/innen die Tätigkeit nicht in
Wahrheit nur wegen der Euros bzw.
der Aufwandsentschädigung?
Am Anfang ihres Engagements mag
tatsächlich die finanzielle Belohnung
im Vordergrund stehen. Das ist auch
völlig legitim. Bei den meisten
Helfer/innen kommen jedoch im Laufe
der Tätigkeit auch andere Beweggründe zum Tragen: Manche füllen damit
auch ihre eigene freie Zeit und pflegen
im Rahmen der Nachbarschaftshilfe
Kommunikation und Kontakt.
Sie mischen also Euros mit
Engagement? Wie stellen Sie
dennsicher, dass beides in der von
den DLZ organisierten Nachbarschaftshilfe enthalten ist?
Beide Seiten müssen eine grundsätzliche Bereitschaft mitbringen, sich
21
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
auf beide Zutaten einzulassen. Bei den
In den aktuellen Debatten um soKund/innen suchen wir deshalb nicht
ziale Ausgrenzung wird immer wieMenschen, die lediglich ausschließlich
der die Stärkung der sozialen Netzan schneller und preiswerter hauswirtwerke in Stadtteilen als Ideal formuschaftlicher Dienstleistung interessiert
liert. Mit dem Instrument der Nachsind. Dafür gibt es gewerbliche Anbiebarschaftshilfe scheint dieses Ziel
ter. Ebenso wenig suchen wir als Helquasi „nebenbei“ erreicht zu werfer/innen Menschen, die lediglich einen
den.
steuerbegünstigten „Job“ machen wolDie Organisation von Nachbarlen.
schaftshilfe ist selbst schon eine NetzSind die ehrenamtlichen Helwerkarbeit: Wir ermöglichen, dass sich
fer/innen denn ausreichend qualifizwei Menschen treffen, die sich in ihziert?
rem jeweiligen Alltag vermutlich nicht
Sie sind in erster Linie qualifiziert
begegnen würden. Darüber hinaus
durch ihre Lebenserfahrung, Empathie
versuchen die DLZ, unterschiedliche
und Wertschätzung. Sie bieten als
Organisationen im Stadtteil in Kontakt
Laien eine tatkräftige „dritte Hand“ zur
miteinander zu bringen – oder sie brinUnterstützung
im
gen sich selber in
Unser Ziel sind „WahlverwandtAlltag an. Die webestehende Struktuschaften“ mit Nutzen und
sentlichen Qualifikaren ein. Daraus entBelohnung
für
beide
Seiten
tionen bringen die
stehen
zum
Teil
Helfer/innen
also
schon mit. Wir bieten darüber hinaus
Schulungen zu speziellen Themen wie
Erste-Hilfe, Krankheitsbilder im Alter,
Demenz.
Ehrenamtliche Laien brauchen eine
professionelle Anleitung und Begleitung. Dann können in diesem Tätigkeitsfeld Ehrenamtliche ebenso gut
tätig sein wie Hauptamtliche; manches
können sie sogar besser. Schon deshalb, weil sie die Tätigkeiten nur maximal sechs Stunden die Woche ausüben und sich in der Regel auf ein
oder zwei Kund/innen konzentrieren
können. Es geht im Gegensatz zur
Pflege ja nicht um Tätigkeiten, für die
besondere Ausbildungen nötig sind.
Was Profis tun müssen, sollen selbstverständlich auch nur Profis tun.
Nachbarschaftshilfe lebt jedoch gerade
davon, dass sie nicht von Professionellen erbracht wird.
durchaus langjährige
und stabile Netzwerke, von denen
Menschen im Quartier profitieren können. Diese Strukturen und Menschen
können dann wiederum neue Ideen,
Dienstleistungen,
Unterstützungen
hervorbringen. Nicht mehr und nicht
weniger ist für uns Netzwerkarbeit.
Mir klingt das alles zu schön um
wahr zu sein. Wo ist der Haken?
Was ist das größte Problem bei dieser Vermittlungsarbeit?
Das größte Problem ist die ständig
steigende Nachfrage: Die Nachfrage
auf Seiten der Kund/innen steigt,
immer mehr alte Menschen wollen
immer differenziertere Unterstützung.
Unsere Arbeit bei der Ansprache, Gewinnung und Begleitung von NBH wird
umfangreicher: Wir brauchen für mehr
Kund/innen mehr Helfer/innen.
Die Einnahmen zur Finanzierung
dieser Arbeit stagnieren jedoch.
22
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
Lösungen sehe ich nur in einem komsind aus meiner Sicht in der richtigen
plexeren Finanzierungsmix aus öffentReihenfolge die drei Nutzen der ehlicher Finanzierung, privaten Leisrenamtlichen Nachbarschaftshilfe enttungsentgelten, Spenden und anderen
halten:
Bausteinen. Um diesen Mix von EinDie Engagierten haben einen Nutnahmen zu realisieren, müssten wir
zen für sich selbst, erbringen mit Ihrer
jedoch investieren, z.B. in eine Stelle
Tätigkeit einen Nutzen für andere infür eine Fundraiser/in….
nerhalb der Quartiere, in denen sie
Nachbarschaftshelfer/innen helselber wohnen und fördern somit auch
fen also nicht nur den Hilfebedürftinoch das Gemeinwohl aller. Denn die
gen, sondern auch
Stadt Bremen profisich selbst. Die
tiert ebenfalls: Der
Es gibt einen passenden Slogan:
Organisation
der
nachbarschaftliche
„Für mich, für uns, für alle“
Unterstützung
Zusammenhalt
in
scheint komplex zu sein. Wie brinden Stadtteilen wird gestärkt, Isolation
gen Sie diese Komplexität auf den
und Vereinzelung von älteren MenPunkt?
schen und ihren Angehörigen werden
Es gibt einen sehr passenden
reduziert, und nicht zuletzt wird Bremer
Slogan: „Für mich, für uns, für alle“.
Bürger/innen das Leben in den eigeUnter diesem Motto wird alljährlich der
nen vier Wänden erleichtert.
Deutsche Bürgerpreis verliehen. Darin
E.4 Vernetzung im Stadtteil
Die Dienstleistungszentren übernehmen Aufgaben zur Vernetzung sozialer Versorgungs- und Betreuungsangebote vor Ort. Diese Vernetzung
umfasst die Initiierung, den Aufbau und
die Pflege von Kooperations- und
Koordinationsstrukturen, in der Regel
im Stadtteil.
Das Ziel dabei ist die geregelte Zusammenarbeit und interne Abstimmung verschiedener Hilfe- und Dienstleister zum Wohle von hilfebedürftigen
Menschen. So werden Schwachstellen
der Zusammenarbeit benannt und
behoben und die Struktur und Qualität
der Netzwerke zu Gunsten der
Kund/innen verbessert.
Wir arbeiten dabei mit Fachgremien
und Initiativen im Stadtteil zusammen,
mit dem Amt für Soziale Dienste bzw.
den zuständigen Sozialzentren, machen trägerübergreifend Öffentlichkeitsarbeit, beteiligen uns an Arbeitskreisen, die Fragen des Alterns betreffen und arbeiten aktiv in Sozialen Arbeitskreisen mit.
Die DLZ fungieren dabei als eine Art
Lotse, der den Kund/innen beim
23
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Navigieren durch die verschiedenen
Hilfe- und Dienstleistungsangebote vor
Ort zur Seite steht.
Unsere Netzwerkpartner sind beispielsweise:
darüber hinaus ein vielfältiges Angebot
haushaltsnaher Dienstleistungen zur
Verfügung. Alles was für die Versorgung und das Wohlbefinden zu Hause
erforderlich ist und sich auf Rädern
transportieren lässt, wird auf Bestellung ins Haus geliefert: Waren aus
dem „Tante-Emma-Laden“, die Weihnachtsgans oder der Weihnachtsbaum,
die Mineralwasserkiste, die Balkonblumen oder Bücher.
 www.bremer-essen-auf-raedern.de
Menübringdienste:
Für
eine
umfassende
Versorgung
ihrer
Kund/innen arbeiten die DLZ des Paritätischen eng mit mobilen Menübringdiensten zusammen: Bremeressen-auf-Rädern bietet beispielsweise nicht nur Essen, sondern stellt
Bremer Heimstiftung: Die Bremer
Heimstiftung ist ein gemeinnütziger
Träger von 25 Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen in der Stadt Bremen.
Das Konzept der Heimstiftung, ihre
Einrichtungen zu öffnen und zusammen mit Kooperationspartnern vor Ort
quartierbezogene Angebote zu etablieren, passt zum Konzept der Dienstleistungszentren. Deshalb kooperieren
vier DLZ in paritätischer Trägerschaft
mit Stiftungsdörfern oder Stadtteilhäusern der Bremer Heimstiftung. Eine
aktuelle Kooperation besteht zudem im
Rahmen des Projekts „Aktiv mit Demenz“.
 www.bremer-heimstiftung.de
Zum Beispiel: Henning Scherf las im
Oktober 2009 in Obervieland bei einer
Kooperationsveranstaltung der Bremer Heimstiftung mit dem DLZ
Obervieland aus seinem neuen Buch
„Das Alter kommt auf meine Weise“. Er
präsentierte sich bei der Lesung gewohnt
bürgernah und begrüßte alle Anwesenden per Handschlag als „Ihr alter Bürgermeister“. Bei der sehr lebendigen Lesung bezog Scherf immer wieder konkrete Erfahrungen aus seiner eigenen Lebensrealität in seiner Wohngemeinschaft
mit ein. Er betonte dabei die Notwendigkeit des persönlichen Engagements: „Solidarität lebt davon, dass man sie praktiziert“. Scherf lobte auch ausdrücklich die
DLZ-Arbeit. „Ihr im Dienstleitungszentrum
macht etwas sehr Gutes, Ihr helft den
Menschen aktiv zu bleiben.“
Bremer Sparer-Dank – Stiftung
der Sparkasse Bremen: Die Stiftung
unterstützt großzügig und nachhaltig
unsere Arbeit am Standort Schwachhausen-Nord ebenso wie das Projekt
„Aktiv mit Demenz“.
Förderwerk GmbH: Förderwerk
GmbH ist ein sozialer Beschäftigungsträger, der Bildung und Beschäftigung
für arbeitsuchende Menschen bietet.
Hauptschwerpunkte sind dabei die
Tätigkeitsbereiche Nachbarschaftshilfe, Concierge und Bautätigkeiten. Die
24
Die vier Säulen der DLZ-Arbeit
DLZ bieten arbeitsuchenden Menschen Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. Im Jahr
2009 wurden an allen sieben Standorten ca. 120 Nachbarschaftshelferinnen
des Förderwerks eingesetzt. Darüber
hinaus realisieren wir mit diesem
Kooperationspartner
die
Projekte
„Gesunde Nachbarschaft“ und „Seniorenscouts“ in Huchting (siehe S.
33/34).
 www.foerderwerk-bremen.de
Hausnotruf-Dienstleister: Für viele
Menschen ist ein Notrufsystem in der
Wohnung unverzichtbar, um bei Bedarf
schnell Hilfe rufen zu können. Je nach
Vereinbarungen ist dann zuverlässig
ein Pflegedienst oder Notarzt zur Stelle, der auch Zugang zur Wohnung hat,
wenn die hilfebedürftige Person selbst
nicht mehr die Tür öffnen kann.
Pflegedienste: Falls unsere Kund/innen dies wünschen, informieren wir
über die zahlreichen gemeinnützigen
und gewerblichen Pflegedienste. Bei
Bedarf erfolgt eine enge Abstimmung
von Hilfen, um eine gute Zusammenarbeit von Nachbarschaftshilfe und
Pflegediensten zu ermöglichen. An
jedem unserer Standorte arbeiten wir
mit durchschnittlich 15 verschiedenen
Pflegediensten zusammen, um gemeinsame Kund/innen angemessen zu
versorgen.
Gesellschaft
für
ambulante
psychiatrische
Dienste
GmbH
(Gapsy): Die Gapsy bietet Menschen
mit psychischen Erkrankungen eine
professionelle ambulante psychiatrische Versorgung, die es ihnen ermöglicht, ihr bestehendes Lebensumfeld
mit den vorhandenen sozialen Kontakten zu erhalten. Bei DLZ-Kund/innen
mit psychischen Erkrankungen arbeiten wir auf deren Wunsch mit diesem
spezialisierten Dienstleister zusammen.
 www.gapsy.de
Quartiersmanagement: In den
Bremer Stadtteilen, die Mittel aus dem
Programm WiN ("Wohnen in Nachbar-
Unsere Netzwerkarbeit orientiert sich an diesen 7 G s*
Gemeinsame
Ziele
Gelebte
Kommunikation
Geklärte
Interessen
Gute
Ergebnisse
Gescheites
Vorgehen
Geteilte Risiken
Garantierte
Ressourcen
* Dank an Holger Geißelbrecht für die komprimierte Beschreibung von Netzwerkarbeit (www.geißelbrecht.org)
25
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
chaften - Stadtteile für die Zukunft entwickeln") erhalten, sind Quartiersmanager/innen zur Begleitung dieser Programme aktiv. Eine zentrale Aufgabe
dieser Quartiersmanager/innen ist die
Vernetzung der sozialpolitischen Akteure im Stadtteil. An unseren Standorten Blumenthal und Huchting sind sie
deshalb wichtige Kooperationspartner/innen.
Verwaltung und Politik im Stadtteil: Die Dienstleistungszentren in paritätischer Trägerschaft koordinieren ihre
Arbeit im jeweiligen Stadtteil mit den
örtlichen Vertreter/innen von Politik
und Verwaltung. Dazu gehören z.B. die
Beiräte, die Ortsämter und die politischen Parteien.
Wohnungsbaugesellschaften: Je
nach Quartier kooperieren wir mit ortsansässigen Vermietern, z.B. Gewoba
AG oder Brebau GmbH. Die Vermieter
weisen auf die Dienste des Dienstleistungszentrums hin, und Mieter/innen
realisieren mit unserer Hilfe „Wohnen
und mehr“. So läuft die Kooperation mit
der Brebau GmbH in Obervieland und
Grolland unter dem Slogan „Betreut
Wohnen zu Hause“. Die Gewoba AG
unterstützt an unserem Standort
Huchting das Angebot „Gesunde
Nachbarschaft“.
Stiftung Dr. Heines: Die Stiftung
fördert an unserem Standort Horn im
Rahmen des Projektes „Fachkraft Demenz“ die Beschäftigung einer Mitarbeiterin, die besondere Hilfen für
demenzkranke Menschen und deren
Angehörige anbietet. Ohne die langjährige und großzügige Unterstützung der
Stiftung könnten wir dieses spezielle
Angebot für unsere Kund/innen nicht
realisieren.
 www.stiftung-dr-heines.de
F.
Leistungen rund um die DLZ-Arbeit
Neben den Kernleistungen, die von
der Stadt Bremen gefördert werden,
und den Projekten auf Zeit, erbringen
die DLZ weitere Leistungen für ältere
Menschen und deren Angehörige. An
sechs Standorten gibt es Tagesbetreuungsgruppen (F.1), drei DLZ bieten
einen Mittagstisch (F. 2). Wir organisie-
ren vier Angehörigengruppen (F. 3)
und bieten mit der Kommunikationsmethode Validation verschiedene Leistungen für Angehörige und Professionelle (F. 4). Nicht zuletzt bieten wir Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI
an (F. 5).
F.1 Tagesbetreuung
Die Tagesbetreuung in den Dienstleistungszentren ist ein ambulantes
Angebot für Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf ab 60 Jahren
zur Tages- und Wochenstrukturierung.
Die Aufgabe der täglichen Betreuung
und Pflege von dementiell erkrankten
26
Leistungen rund um die DLZ-Arbeit
Menschen übernehmen zum größten
„Neuere Methoden wie Clownarbeit,
Teil die Angehörigen.
Tiertherapie, Märchenarbeit werden
Dies ist im Verlauf des Betreuungspunktuell und situativ eingesetzt“, erprozesses mit wachsenden physischen
läutert Beate Brokmann, DLZ-Leiterin
und psychischen Belastungen verbunin Obervieland, die Arbeit der Tagesden.
betreuungsgruppen. „Mit dem sozioEin zentrales Ziel der Tagesbetreubiographischen Ansatz versuchen wir
ung ist deshalb die Entlastung der
dem an Demenz erkrankten Menschen
pflegenden Angehöauf der Gefühlseberigen. So können
ne in seiner eigenen
Erinnerungsinseln gilt es zu
Freiräume für eigeLebensgeschichte zu
entdecken und zu stärken
ne Bedürfnisse gebegegnen, um ihn
schaffen werden. Die Tagesbetreuung
dort zu erreichen, wo er sich in seiner
unterscheidet sich von der Tagespflepersönlichen Erinnerung befindet. Diege im Wesentlichen durch den Ausse Erinnerungsinseln gilt es zu entdeschluss der Leistungen der Grundpflecken und zu stärken. Es gilt herauszuge.
finden, was dem Erkrankten gut tut und
Außerdem handelt es sich nicht um
ihm positive Gefühle vermittelt“. Diese
eine Regelleistung der PflegeversicheArbeit folgt dabei immer dem Leitsatz:
rung, sondern um eine zusätzliche
„Fördern, aber nicht überfordern”.
Leistung für Menschen mit erhöhtem
Betreuungsbedarf. Voraussetzung ist
die Fähigkeit zur Teilnahme an einem
vierstündigen Gruppenprozess.
Viele Teilnehmer/innen dieses Angebotes leiden an dementiellen Erkrankungen. Gerade für diese Menschen ist ein wertschätzender Umgang
von besonderer Bedeutung. Auf diese
Weise werden das Selbstwertgefühl
und die Würde erhalten und gestärkt.
In Kleingruppen werden maximal acht
Gäste an durchschnittlich zwei VormitBallspiel in der Tagesbetreuung
tagen pro Woche betreut. Unter der
Anleitung fachlich geschulter BeEine Möglichkeit zur Ansprache der
treuungskräfte finden BewegungsErinnerungsinseln bietet eine zuminübungen, Spaziergänge, Koordinatidest stilistisch vertraute Umgebung.
ons- und Gedächtnistraining statt.
Deshalb richtete Marion Woyczeck,
Frühstück und Mittagessen werden
Leiterin des Dienstleistungszentrums
von der Gruppe gemeinsam eingeBlumenthal, die Räume für die Tagesnommen. Eine angenehme Atmosphäbetreuung gezielt mit älterem Wohnre in den Gruppen dient der gezielten
mobiliar ein. „Wir fanden, dass das
und individuellen Förderung der Gäste.
Interieur so gestaltet sein sollte, dass
27
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
die älteren Menschen sich zu Hause
fühlen. Und das tun sie nun mal eher in
Möbeln, die Ihrer Zeit und ihrem Geschmack entsprechen als in Möbeln
von Ikea. Wir hoffen, so ein hohes Maß
an Wohlbefinden zu erreichen und
gleichzeitig die Erinnerung zu stimulieren“.
Die alten Dinge können nicht nur
das Wohlbefinden steigern, sondern
leisten auch einen Beitrag zum
Gedächtnistraining. „Diese Art der Einrichtung kann dazu führen, dass unse-
re Gäste sagen: So etwas Ähnliches
habe ich auch besessen, das kenne
ich“.
Die PGSD bietet in den DLZ
Blumenthal,
Vegesack,
Huchting,
Obervieland, Horn und Schwachhausen Tagesbetreuung an. Fahrdienste
zu den Gruppenterminen werden organisiert. Die Kosten können nach
vorheriger Antragstellung durch die
Pflegekassen oder das Amt für Soziale
Dienste erstattet werden. Probebesuche sind nach Vereinbarung möglich.
F.2 Mittagstische
Zum Beispiel: Für den Mittagstisch im
Stadtteilhaus Kattenesch ist der Speisesaal wie ein Restaurant gestaltet, die
Gäste sitzen in kleinen Gruppen an Vierer-Tischen und können so in angenehmer Atmosphäre ihr Mittagessen zu sich
nehmen. „Für den Preis kann ich zu
Hause nicht selbst kochen, wenn man
mal alles, wie zum Beispiel Wasserverbrauch, Strom, etc. berücksichtigt“, erklärt
Frau F.
Der Mittagstisch wird aber auch ein bedeutendes Ereignis im Tagesablauf.
„Wichtig ist auch, dass ich so jeden Tag
wieder eine kleine Aufgabe habe. Ich
mache mich für den Mittagstisch hübsch
zurecht und ich muss mich pünktlich auf
den Weg machen“, sagt Frau F.
Essen in geselliger Runde ist für viele ältere und allein lebende Menschen
ein wichtiges Ereignis im Tagesablauf.
Preiswert, schmackhaft und auf die
Vorlieben von Senior/innen ausgerichtet, wird deshalb an unseren Standorten Horn, Huchting, Obervieland mittags der Tisch gedeckt.
F.3 Angehörigengruppen
Angehörige von Pflegebedürftigen
stellen nach wie vor den größten „privaten Pflegedienst“ dar. Die Pflege von
eigenen Angehörigen ist oft eine große
Herausforderung: Es gibt Momente der
Freude, des Glücks, aber auch Situati-
onen, die stark belastend und überfordernd auf die Pflegenden wirken können. In der Regel werden die erheblichen Belastungen unterschätzt, die
eine alltägliche Pflegesituation mit sich
bringen kann. Die Pflege eines nahen
28
Leistungen rund um die DLZ-Arbeit
Angehörigen erschwert die innere
Abgrenzung. Gefühle der Ratlosigkeit,
Enttäuschung, Traurigkeit, Hilflosigkeit
und Wut treten immer häufiger auf,
werden oft aber nicht eingestanden.
Hinzu kommt, dass viele pflegende
Angehörige sich oft alleingelassen fühlen. Nicht selten geraten sie durch die
häusliche Pflegesituation unfreiwillig in
soziale Isolation. Oft nehmen Angehörige erst dann professionelle Pflege in
Anspruch, wenn sie den enormen körperlichen und seelischen Belastungen
nicht mehr standhalten können.
Angehörigengruppen stellen ein
niedrigschwelliges Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige dar.
Sie dienen dem Austausch von persönlichen Erfahrungen und bieten die
Möglichkeit, Gefühle in einer Atmosphäre der Anteilnahme und des Verständnisses frei zu äußern. Hier können Angehörige über Ihre Grenzen der
Belastbarkeit sprechen, ohne ein
schlechtes Gewissen haben zu müssen.
In der Gruppensituation finden sie
Menschen, die sich in einer ähnlichen
Situation befinden und die die gleichen
Probleme und Schwierigkeiten kennen.
Man kann in der Gruppe ganz konkrete
Pflege- und Betreuungstipps erhalten
oder eigene Tipps an andere Menschen weitergeben.
Die Angehörigengruppen werden
von qualifizierten Fachkräften angeleitet, die professionell beraten und informieren. Für den Umgang mit dementen Menschen werden spezielle
Begleitungen und Schulungen in Validation angeboten. Dabei wird Angehörigen das Verhalten desorientierter,
Zum Beispiel: Doris Kropp-Büttner aus
Vegesack betreut seit 2005 ihren dementiell erkrankten Vater. Sie begleitete
ursprünglich ihre Mutter zur Angehörigengruppe in Bremen-Nord. Beiden half die Gruppe, erst einmal die neue
Situation zu verstehen.
„Die Gruppe war ein wichtiger Rahmen,
um in die Rolle hereinzufinden. Mir hat
sehr geholfen, dass man wirklich alles
ansprechen kann, jedes Thema (...) und
auch zu hören, welche Erlebnisse andere
hatten“.
Inzwischen hat sie ihre eigene Einstellung zu der Situation gefunden und besucht vor allem die übergeordneten Informations-Veranstaltungen, aber manchmal auch immer noch die Angehörigengruppe. „Ich finde den Kontakt zu
den Menschen die betroffen sind nach
wie vor interessant und nutze das Angebot punktuell für mich“.
sehr alter Menschen erklärt. Den Angehörigen werden Hilfsmöglichkeiten
im Umgang mit verwirrten Menschen
aufgezeigt.
Die PGSD bietet Angehörigengruppen in den Stadtteilen Huchting,
Obervieland, Horn und Bremen-Nord
an. Die Teilnahme an den Gruppen ist
unentgeltlich.
29
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
F.4 Validation / Fortbildungen
Wirklichkeit der Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Validation hilft Angehörigen und dem Pflegepersonal,
das Verhalten der betreuten Person
besser zu verstehen. Sie erfahren Unterstützung und erlangen Ressourcen,
die ihnen die Betreuung und Pflege
erleichtern. Validation kann die Beziehungen verbessern und intensivieren.
Effekte auf Seiten der Patient/innen
können ein erhöhtes Selbstbewusstsein, eine aufrechtere Körperhaltung,
eine geringere Medikation und grundsätzlich eine erhöhte Lebensqualität
sein.
Seit 2002 ist die PGSD Bremen eine
der
vier
deutschen
ValidationsOrganisationen (AVO = Autorisierte
Validationsorganisation). Sie ist autorisiert für die Bundesländer Bremen,
Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen und SachsenAnhalt. Unsere Mitarbeiterin Heidrun
Tegeler ist zertifizierte ValidationsLehrerin nach Naomi Feil und leitet
auch eine Gruppe für pflegende
Angehörige.
Die PGSD bietet Validation in verschiedenen Varianten an:
Naomi Feil, die Begründerin der Validationsmethode
Die PGSD bietet pflegenden Angehörigen und allen anderen, die regelmäßigen Kontakt mit alten und verwirrten Menschen haben, Fortbildungen in
Validation an. Validation ist eine Methode, mit desorientierten Menschen
zu kommunizieren. In der Validation
wird die verwirrte Person mit ihrer
Realitätswahrnehmung an- und ernstgenommen. Die Deutsch-Amerikanerin
Naomi Feil, Begründerin dieser Methode, plädiert dafür, „sich in die Schuhe
des desorientierten Menschen zu stellen" und so einen würdevollen Umgang
mit dementiell erkrankten Personen zu
finden. Es bedeutet, sie anzuerkennen,
wertzuschätzen und ihre Persönlichkeit
gelten zu lassen.
Validation nach Feil berücksichtigt
die emotionale Befindlichkeit, die
Grundbedürfnisse und die Gefühle des
verwirrten hochbetagten Menschen.
Sie orientiert sich an der persönlichen
Kurse zur Unterstützung pflegender
Angehöriger
Individuelle Einzel- und Gruppenvalidation
Ausbildungskurse für Anwender/innen und Gruppenleiter/innen
Seminare mit Naomi Feil
Die zentrale Grundhaltung der Validation, der würdevolle Umgang mit
verwirrten Menschen, entspricht den
Zielsetzungen unserer DLZ-Arbeit und
ergänzt sie in hervorragender Weise.
30
Leistungen rund um die DLZ-Arbeit
F.5 Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI
Die Pflegeversicherung, d.h. das
Sozialgesetzbuch (SGB), Teil XI, ist in
den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt worden. Für Versicherte
mit und ohne Pflegestufe sind im § 45b
zusätzliche Betreuungsleistungen geregelt worden. Diese besonderen Betreuungsleistungen werden zusätzlich
und unabhängig von den erforderlichen
pflegerischen und / oder hauswirtschaftlichen Assistenzleistungen gewährt. Sie kommen demenzkranken
oder psychisch kranken Menschen zu
Gute. Es handelt sich dabei um
Spaziergänge,
Gedächtnistraining,
Vorlesen, Gespräche, etc.
Die Höhe des Anspruchs (100 oder
200 Euro im Monat) wird von der Pflegekasse festgelegt. In dieser Höhe
können sich anspruchsberechtigte
Versicherte Aufwendungen ersetzen
lassen. Die DLZ setzen für diese
Betreuungen geschulte ehrenamtliche
Helfer/innen ein. Insgesamt haben
Ende 2009 ca. 200 Kund/innen in den
DLZ in paritätischer Trägerschaft
besondere Betreuungsleistungen in
Anspruch genommen.
G. Projektarbeit
Projekte werden realisiert, um modellhaft neue Dienstleistungen zu erproben und die Organisations- und
Qualitätsentwicklung der DLZ voran zu
treiben. Projekte sind also „Laborversuche“ auf Zeit, um zu prüfen, ob
Angebote neu erfunden oder modifiziert werden müssen bzw. in dauerhafte Angebote überführt werden können.
Aktuell gibt es fünf unterschiedlich
finanzierte und konzipierte Projekte.
G.1 „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“
Seit Anfang 2009 werden Menschen
wie Frau Dahnken und Frau Barth
(s. S. 32) durch das Projekt „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“
zusammengeführt. Dieses Modellprojekt wird in Bremen aktuell in
Obervieland und Hemelingen durchgeführt. Die Idee dabei ist, ältere Men-
schen so früh wie möglich zu Hause zu
besuchen und zu beraten, bevor sie
sich isolieren und den Weg zu Beratungsstellen nicht mehr selber gehen
können. Oft sind sinnvolle und entlastende Hilfsmöglichkeiten gar nicht bekannt oder die Hemmschwelle sie anzunehmen ist hoch.
31
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
möglich sind, können ältere Menschen
durch den über das Projekt vermittelten ehrenamtlichen Besuchsdienst regelmäßig aufgesucht werden.
Es gibt in Bremen zwar viele ambulante Unterstützungsleistungen für ältere Menschen wie Haushaltshilfe, Pflege, Essen auf Rädern oder Hausnotruf.
Oft besteht aber die größte Hürde in
der ersten Kontaktaufnahme. „Viele
Ältere schaffen es einfach nicht mehr,
ihre Wohnung zu verlassen, die BeZum Beispiel: Gisela Dahnken sitzt in
gegnungsstätte oder bestimmte Orte
ihrem Wohnzimmer mit Blick auf den
im Stadtteil aufzusuchen, um andere
ehemaligen Hof und die leerstehenden
Stallungen. „Manchmal ist es so still,
Menschen zu treffen. Sie müssen richdann schnacke ich schon mit mir seltig aus ihrer Isolation herausgeholt
ber“, sagt sie. Inzwischen ist das immer
werden“, so Beate Brokmann, Leiterin
seltener nötig. Seit einem Jahr
des Dienstleistungszentrums Oberbekommt Gisela Dahnken regelmäßig
vieland.
Besuch von Anita Barth. Vermittelt wurDie
Projektmitarbeiterin
Elke
de dieser Kontakt durch das Projekt
Munderloh reagiert auf Hinweise von
„Aufsuchende Altenarbeit - HausbeNachbar/innen, Wohnungsbaugesellsuche“.
schaften, Krankenhäusern oder auch
Anita Barth ist selbst schon 70 Jahre alt.
der Polizei. In Begegnungsstätten oder
„Das ist auch für mich eine Abwechsauf Stadtteilfesten stellt sie das Projekt
lung. Ich habe fünf Kinder, die mittlervor. Der direkte Kontakt erfolgt dann
weile alle aus dem Haus sind, da war
durch einen Brief, ein Telefonat und
ich plötzlich auch allein“ erzählt Frau
einen Hausbesuch. Wenn ein älterer
Barth.
Mensch auf diese Weise Vertrauen
Durch die Projektarbeit soll angegefasst hat, können weitere Hilfen
messen auf einen sich entwickelnden
vermittelt oder ein regelmäßiger BeHilfe- und Pflegebedarf reagiert wersuchsdienst
organisiert
werden.
den. Im Einzelfall können die HausbeWeitere Hausbesuche können dann
suche auch der Vorbeugung dienen.
von qualifizierten ehrenamtlichen HelDas Ziel dabei ist,
fer/innen, zum Beidie Chancen auf ein
spiel aus Kirchen„Altern in guter Gesellschaft“
möglichst
langes
gemeinden,
überWohnen in den eigenen vier Wänden
nommen werden. „Letztlich geht es
zu erhöhen. Weiterhin soll der Vereindarum, die Lebensqualität für die ältesamung von älteren Menschen entgeren Menschen zu verbessern“, so
gengewirkt und auf Wunsch deren
Beate Brokmann.
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Die Leistungen des Projektes sind
gefördert werden. Wenn Kontakte
unentgeltlich. In enger Kooperation mit
außerhalb der Wohnung nicht mehr
zahlreichen Partnern, wie z.B. Woh-
32
Projektarbeit
nungsbaugesellschaften,
Kirchengemeinden und anderen sozialen Diensten und Einrichtungen in Obervieland,
soll das bestehende Netz erweitert
werden, mit dessen Hilfe ein „Altern in
guter Gesellschaft“ für viele ältere
Menschen möglich wird. Das neue
Projekt bietet in Zusammenarbeit mit
anderen Freiwilligeninitiativen interessierten Bürger/innen außerdem Mög-
lichkeiten, sich ehrenamtlich im Stadtteil zu engagieren.
Das Modellprojekt wird finanziert
von der Senatorin für Arbeit, Frauen,
Gesundheit, Jugend und Soziales und
wissenschaftlich begleitet von der
Hochschule Bremen. Die Projektlaufzeit wurde nach einer positiven
Zwischenbilanz bis zum 31.12.2010
verlängert.
G.2 „Gesunde Nachbarschaft“
Im Jahr 2008 wurde in der
Kirchhuchtinger Landstraße 143 der
Treff „Gesunde Nachbarschaft“ eröffnet. Die „Gesunde Nachbarschaft“ ist
eine offene Anlaufstelle im Quartier
Kirchhuchting für Senior/innen und alle
anderen Menschen aus dem Quartier
mit dem Schwerpunktthema Gesundheit.
In dem Treff gibt es mehrmals in der
Woche einen Mittagstisch, einen
Spielenachmittag, einen Kochkurs und
eine Bastelgruppe. Weitere regelmäßige Angebote sind ein Singkreis und ein
regelmäßiges Präventionsangebot mit
Gymnastik und Sturzprophylaxe Die
Mitarbeiter/innen des Treffs leisten außerdem konkrete Hilfen bei Behördenkontakten (in Kooperation mit dem
Dienstleistungszentrum Huchting), begleiten Nachbar/innen zu den Angeboten im Haus oder leisten Unterstützung
bei anderen alltäglichen Verrichtungen.
Der Veranstaltungsraum des Treffs
wurde zu einem behindertengerechten
Medienraum umgerüstet, finanziert aus
Mitteln des Programms Wohnen in
Nachbarschaften – WiN und des Förderprogramms Soziale Stadt). Ausgestattet ist der Raum mit fahrbaren und
rollstuhlgerechten Möbeln. Leinwand
und Beamer stehen für die Präsentation von Filmen oder die Nutzung einer
Computeranlage zur Verfügung. Eine
„Wii-Computeranlage“ ermöglicht neue
Formen der Bewegung, zum Beispiel
Computerbowling oder Golfen. Auch
Rollstuhlfahrer/innen oder andere in
ihrer Mobilität eingeschränkte Personen können mitspielen.
Gymnastik im Treff „Gesunde Nachbarschaft“
Betrieben wird der Treff „Gesunde
Nachbarschaft“ von der Paritätischen
Gesellschaft für Soziale Dienste (DLZ
Huchting) in Kooperation mit Förderwerk GmbH und den Paritätischen
Pflegediensten Bremen GmbH.
33
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
beratung Deutschland / Bremen-NordNiedersachsen (UPD) ein Beratungsangebot für sozial benachteiligte Menschen. Auch die UPD hält im Treff Vorträge.
Zusätzlich hat das Projekt „Seniorenscouts“ des Dienstleistungszentrums Huchting hier seinen Standort. Im
Treff wurden 2009 wöchentlich Vorträge zu diversen Themen rund um Gesundheit und Alter angeboten. Unter
anderem gab es einen Vortrag der Polizei zum Thema „Sicherheit beim Einkauf“. Bei den Vorträgen waren insgesamt ca. 400 Menschen zu Gast.
Der Treff „Gesunde Nachbarschaft“
genießt inzwischen auch überregionale
Aufmerksamkeit. So wurde hier ein
kurzer Film des NDR zum Thema
Sturzvermeidung gedreht (s. Quellenverzeichnis).
Gefördert wird der Treff „Gesunde
Nachbarschaft durch Mittel der Programme WiN und Soziale Stadt, der
Bagis und des Europäischen Sozialfonds. Das Projekt ist im Stadtteil inzwischen gut etabliert und ist Teil des
integrierten Handlungskonzepts für das
Fördergebiet Huchting.
Die Mitarbeiter/innen vor dem Treff
„Gesunde Nachbarschaft“
Einen besonderen Wert für den
Stadtteil erhält der Treff dadurch, dass
immer mehr Initiativen und Vereine mit
dem Treff kooperieren oder mit einem
Büro präsent sind. Im Treff betreibt das
Familienbüro Süd ein Angebot sozialpädagogischer Familienhilfe (eine Kooperation von AFJ e.V. und KRIZ e.V).
Seit September 2009 ist die Bremer
Krebsgesellschaft mit einer Beratungsstelle und öffentlichen Veranstaltungen
präsent. Den ersten Vortrag hielt am 9.
September 2009 Prof. Dr. Annelie Keil
zum Thema „Mit schwerer Krankheit
nicht allein sein“. Im Oktober 2009 begann die Unabhängige Patienten-
G.3 „Seniorenscouts“
Beim Altern ist der Übergang von
der Eigenständigkeit zur Hilfsbedürftigkeit oft fließend. Vielen älteren Menschen fällt es nicht leicht sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen oder
dass ihr Leben zumindest viel einfacher ablaufen könnte, wenn sie vorhandene Hilfsangebote annehmen
würden. Gerade Menschen mit beginnender Demenz weigern sich häufig,
34
Projektarbeit
Hilfe von außen zu akzeptieren. Nachbar/innen und Angehörige sind mit dieser Situation oft überfordert.
Deshalb hat das Dienstleistungszentrum Huchting in Kooperation mit
Förderwerk GmbH ein Modellprojekt
ins Leben gerufen, das es diesen älteren Menschen erleichtern soll Hilfe anzunehmen. Gefördert wird das Projekt
aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bremer Programms
„Bremen produktiv und integrativ“.
Seit Mai 2008 werden zwei
„Seniorenscouts“ beschäftigt. Unter
dem Motto „Wege finden“ besteht Ihre
Aufgabe darin, Kontakt zu hilfsbedürftigen älteren Menschen zu finden, Vertrauen aufzubauen, Ratschläge zu geben, über die bestehenden Angebote
zu informieren, Ängste abzubauen und
so den Schritt hin zur Annahme von
Hilfe zu erleichtern.
Der Titel „Scout“ beschreibt die
zentrale Aufgabe: Sie sollen Pfadfinder/innen sein, neue Wege für den Alltag aufzeigen oder diese gemeinsam
mit den alten Menschen aufspüren.
Nach diesen Erkundungen sollen ältere Menschen in ihr soziales Umfeld
eingebunden sein oder Anschluss an
eine Organisation gefunden haben, bei
der sie Hilfen oder Dienstleistungen
erhalten. Wichtig ist für die Scouts,
Hilfen aufzuzeigen ohne zu bevormunden. Auf diese Weise bewahren die
älteren Menschen ihre Eigenständigkeit und Würde.
Die beiden Seniorenscouts Erhard
Monsig und Agnes Krone mit Bärbel
Maruschewski, der DLZ-Leiterin in
Huchting
G.4 „Aktiv mit Demenz“
Im Jahre 2009 wurde in Bremen die
Initiative „Leben mit Demenz“ gegründet. Inzwischen läuft sie unter dem
Namen „Aktiv mit Demenz“ weiter. Ihr
Ziel ist es, ein starkes lokales Kompetenznetzwerk rund um das Thema
Demenz zu etablieren.
Demenz beginnt oft mit Kleinigkeiten: Kurzzeitgedächtnis und Konzentrationsfähigkeit lassen nach, den Betroffenen gelingt die Orientierung
schlechter, das Erinnern fällt zunehmend schwer. Viele Menschen ziehen
sich in dieser Situation zurück, vielen
Angehörigen fehlen Informationen, wie
sie aktiv mit der Erkrankung umgehen
können und wo sie die Möglichkeit haben, Erfahrungen auszutauschen.
Daher verfolgt die Initiative „Aktiv mit
Demenz“ das Ziel, Fortbildungen und
entlastende Angebote für dementiell
erkrankte Menschen und ihre Familien
zu bündeln und besser bekannt zu
machen. Der Allgemeinheit und insbesondere den Betroffenen und ihren
Angehörigen
soll
die
Krankheit
35
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
2010“ setzt daher die thematischen
Schwerpunkte Wissen, Aktivität und
Begegnung. In allen drei Bereichen
sollen der Informationsaustausch, der
selbstverständliche Umgang mit der
Krankheit Demenz, die Aktivität und
das Wohlbefinden gesteigert werden.
Diese Werkstattangebote stehen dezentral in den Bremer Stadtteilen zur
Verfügung (s. Quellenverzeichnis: Aktiv mit Demenz).
Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste ist in diesem neuen
Veranstaltungsangebot mit Dienstleistungen für pflegende Angehörige,
einer Einführungsveranstaltung zu
Validation sowie einer Filmveranstaltung vertreten. Die PGSD ist Projektpartner der Bremer Heimstiftung, der
Demenz- Informations- und Koordinierungsstelle (DIKS) und der Bremer
Volkshochschule. Gefördert wird das
Projekt durch die Sparkasse Bremen
über ihre Stiftung Bremer Sparer-Dank.
Demenz besser verständlich gemacht
werden. Zusätzlich soll eine Übersicht
über die diversen Möglichkeiten der
professionellen Unterstützung für die
Pflege und Betreuung dementiell erkrankter Menschen vermittelt werden.
Die Initiative veröffentlichte daher u.a.
die Broschüre „Leben mit Demenz“
(s. Quellenverzeichnis).
Auch in diesem Jahr geht es darum,
vorhandene Angebote zusammenzuführen und auszubauen. Nach den ersten positiven Erfahrungen mit neuen
Kursangeboten
wie
Schwimmen,
Qigong oder Naturerlebnissen wird das
Ziel verfolgt, noch mehr Möglichkeiten
für an Demenz erkrankte Menschen
und ihre Angehörigen anzubieten - zur
aktiven Teilhabe und zum Erhalt der
Lebensfreude. Der neue Slogan heißt
deshalb „Lebensfreude ist unvergesslich. Aktiv mit Demenz“.
Das aktuelle Projekt-Programm
„Werkstattangebote - Aktiv mit Demenz
G.5 „Fachkraft Demenz“
Die Stiftung Dr. Heines unterstützt
bereits seit 15 Jahren die Arbeit des
Dienstleistungszentrums Horn. Dank
dieser Unterstützung ist es möglich,
Menschen, die aufgrund einer dementiellen Erkrankung in höherem Maße
gefordert sind, Entlastungen anzubieten. Von unserer Fachkraft Amelie
Krüger werden Nachbarschaftshelfer/innen und Angehörige geschult und
begleitet. Einmal jährlich findet eine
intensive Schulung statt, diese umfasst
18 Stunden und wird in der Regel von
ca. 20 Teilnehmer/innen besucht.
Die Pflege eines Angehörigen kann
insbesondere dann zu einer schweren
psychischen und körperlichen Belastung werden, wenn der pflegebedürftige Mensch unter einer Demenzerkrankung leidet. Verschiedene Studien zeigen, dass bei hoher Belastung der Angehörigen das Risiko, selbst somatisch
oder an Erschöpfung zu erkranken,
erheblich steigt. Die Nutzung von
Unterstützungsangeboten kann Angehörigen helfen, mit der häuslichen
Situation besser zurecht zu kommen.
36
Projektarbeit
Für die Angehörigen bedeutet die
persönliche Beratung durch unsere
Fachkraft und der Einsatz von geschulten Helfer/innen:
haben, sowie Angst vor dem Neuen
und Unbekannten.
Abschalten vom Pflegealltag und
stundenweise Entlastung
Herauskommen aus der Isolation
Erfahren, dass man mit seinen
Problemen nicht allein ist
Die Nutzung von Hilfen anbahnen,
um den Betreuungsalltag zu erleichtern
Im Rahmen des Projekts leitet unsere Fachkraft eine Angehörigengruppe
an. Hier können Erfahrungen mit anderen pflegenden Angehörigen ausgetauscht werden. Es besteht die Möglichkeit, in der Gruppe über die eigenen Gefühle zu sprechen. Emotionale
Herausforderungen wie Trauer, Wut
oder Verluste können gemeinsam
leichter getragen werden. Zusätzlich
werden in der Gruppe fachliche Unterstützung und ganzheitliche Beratung
angeboten. Regelmäßig nehmen ca.
zehn pflegende Angehörige teil.
Eine weitere Entlastungsmöglichkeit
für pflegende Angehörige bietet der
Besuch einer Tagespflege bzw. Tagesbetreuungsgruppe. Für viele Angehörige ist es zunächst nicht leicht, loszulassen und die gewonnene Zeit für
sich zu nutzen. Hier bietet unsere
Fachkraft individuelle Gespräche an.
Für die Betroffenen selbst ist der Besuch in einer Einrichtung nicht selten
mit Schwierigkeiten verbunden, da sie
häufig verunsichert sind, Widerstände
Der Umgang mit dementiell erkrankten
Menschen erfordert spezifische Kompetenzen
Nicht selten werden jahrelange
Gewohnheiten und Strukturen aufgebrochen. Die Loslösung und Trennung
vom geliebten Menschen ist schmerzhaft. Dieser Prozess kann durch die
Fachkraft begleitet werden, was häufig
von den Angehörigen als Entlastung
erfahren wird.
Diese zusätzlichen Angebote können nicht im Rahmen der öffentlichen
Förderung der DLZ-Arbeit geleistet
werden. Sie gehen über das hinaus,
was DLZ als Informations- und Beratungsleistungen
anbieten
können.
Deshalb sind wir der Stiftung
Dr. Heines sehr dankbar für die großzügige finanzielle Unterstützung.
37
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
H. Wie finanzieren wir unsere Arbeit?
Die DLZ in Trägerschaft des Paritätischen finanzieren ihre Kernleistungen
unter anderem mit Hilfe eines Zuschusses der Stadt Bremen (siehe die
obere rote Linie: Zuschuss zu DLZ).
Dieser Zuschuss ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Im
Jahr 2009 betrug er 667.000 Euro.
1.200.000
Summe Zuschuss + NBH-Pauschale
1.000.000
Inflationsbereinigt
800.000
Zuschuss zu DLZ
600.000
Inflationsbereinigt
400.000
200.000
NBH-Pauschale
0
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Finanzierungsquellen der DLZ in Trägerschaft des Paritätischen
Im Jahr 1996 wurde eine ergänzende Finanzierung eingeführt: DLZKund/innen, die die Leistung Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen, zahlen seitdem eine monatliche Pauschale
an das DLZ: Ab 01.07.1996 zunächst
30 DM, seit 2002 pro Monat 20 Euro
(siehe die grüne Linie: „NBHPauschale“). Dafür erhalten die
Kund/innen unter anderem die Zusage,
dass sich das Dienstleistungszentrum
um eine Nachbarschaftshelfer/in als
Vertretung bei Krankheit oder Urlaub
kümmert, dass im Konfliktfall das DLZ
Ansprechpartner ist, dass bei einem
Hausbesuch vor Ort auch über die
Nachbarschaftshilfe hinaus informiert
und beraten wird.
Die Einnahmen „NBH-Pauschale“
und „Zuschuss“ machen beim Paritätischen insgesamt ca. 90 % der DLZFinanzierung aus und ergänzen sich
38
Wie finanzieren wir unsere Arbeit
(siehe die obere blaue Linie: „Summe
Zuschuss und NBH-Pauschale“). Wir
haben zur Information jeweils auch die
inflationsbereinigten Zahlen aufgeführt.
Vereinfacht lässt sich der Finanzierungsmix der Kernleistungen der
Dienstleistungszentren des Paritätischen mit dieser Grafik darstellen:
10%
30%
60%
Zuschuss der Stadt Bremen
NBH-Pauschale
Lotterien, Spenden, Investitionszuschüsse
Die Finanzierung der DLZ in paritätischer Trägerschaft
39
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
I.
Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten
In diesem Kapitel liefern wir Ihnen
zunächst in komprimierter Form Zahlen
zu unserer Arbeit im Jahr 2009. Anschließend stellen wir ausgewählte
Kennzahlen im Detail und im Verlauf
der Jahre 1999 - 2009 vor:
61 Informationsveranstaltungen mit
insgesamt knapp 2.000 Kontakten:
Vorträge zum Thema Patientenverfügung, Unterhaltszahlungen von
Kindern an ihre Eltern, Erbschaftsrecht, Gesundheitsfragen im Alter
etc.
Präsentationen im Rahmen von
Fachveranstaltungen wie dem
„Dementia Fair Congress“, dem
„Bremer Pflegekongress“ oder dem
„Selbsthilfetag Bremen-Nord“.
Zahlreiche lokale Veranstaltungen:
Obervieländer Vielfalt, Horner Mühlenfest, Sommer in Lesmona,
„BreNor“ in Blumenthal, Gesundheitstag in Huchting etc.
64 Resonanzen in unterschiedlichen Medien von Radio Bremen
Fernsehen bis zu den Stadtteilbeilagen des Weser-Kurier.
Knapp 3.000 Kund/innen
64 % davon leben allein (1.920
Menschen)
50 % davon sind älter als 80 Jahre
(1.516 Menschen)
80 % davon nutzen unser NBHAngebot (2.369, das sind + 6,4 %)
295.000 Stunden Nachbarschaftshilfe wurden geleistet (keine Veränderung im Vergleich zu 2008)
28 % der geleisteten Stunden sind
Empfänger/innen von Sozialhilfe
29 Mitarbeiter/innen sind in den
DLZ tätig
1.600 Hausbesuche wurden gemacht
3 Mittagstische für ca. 40 Gäste
täglich
6 Tagesbetreuungsgruppen für ca.
40 Menschen mit einer dementiellen Erkrankung
4 Angehörigengruppen mit jeweils
ca. 10 Teilnehmer/innen
Soziale Arbeitskreise an 5 Standorten
5 Projekte:
„Aufsuchende Altenarbeit - Hausbesuche“ in Obervieland
„Gesunde Nachbarschaft“ in
Huchting
„Seniorenscout“ in Huchting
„Aktiv mit Demenz“ (an allen Standorten)
„Fachkraft Demenz“ in Horn
40
Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten
Geleistete Stunden in der Nachbarschaftshilfe
370.000
360.000
358.592
350.000
350.303
340.000
335.100
330.000
320.000
313.215
310.000
315.507
310.981
305.836
300.000
295.600
296.484
290.000
295.046
280.000
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Summen der geleisteten Stunden Nachbarschaftshilfe in den sieben DLZ
in Trägerschaft des Paritätischen pro Jahr (2000 - 2009).
Die leicht gestiegene Zahl von NBHStunden (295.600 gegenüber 295.046
in 2008) geht einher mit einer steigenden Zahl von NBH-Verträgen (+3,8%).
Für mehr Kund/innen werden also
gleich viele Stunden erbracht.
Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Wichtig ist: Eine geringere Stundenzahl führt in Bezug auf die Koordination und Organisation der Nachbarschaftshilfe nicht zwangsläufig zu weniger Arbeit.
2002 erfolgte eine Umstellung bei
der Definition „Kund/innen“: Als
Kund/in wird seitdem nur noch jemand
gezählt, der mit einem ausführlichen
Informations- oder Beratungsgespräch
bedient wurde und dessen Kontaktdaten in diesem Rahmen erhoben wurden. Menschen, die lediglich einen telefonischen Kontakt haben oder das
DLZ nutzen, um einen Flyer oder eine
kurze Information mitzunehmen, sind
in der Statistik nicht enthalten.
41
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Anzahl der Kund/innen mit und ohne Nachbarschaftshilfe
Von DLZ erreichte Kund/innen
3500
3000
2801
2967
2678 2901 2868 2979
3019
2323
2500
2421 2448
2613
2369
2000
1673
1500
1536
1851
1887 1917 1970
2114 2249
Davon Kund/innen mit NBH - Vertrag
1339
1000
1159
500
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Anzahl der von den sieben DLZ in paritätischer Trägerschaft erreichten Kund/innen
(helle Linie) und Anzahl der Kund/innen mit Nachbarschaftshilfe-Vertrag (dunkle Linie).
Sowohl die Anzahl der insgesamt
erreichten Kund/innen als auch die
Anzahl der Kund/innen mit NBHVertrag sind in den vergangenen Jah-
ren kontinuierlich angestiegen: Die Anzahl der Kund/innen mit NBH-Vertrag
hat sich von 1999 zu 2009 verdoppelt.
42
Ausgewählte Zahlen, Daten, Fakten
Anzahl der Nachbarschaftshelfer/innen
1800
1400
1200
1388
Insgesamt
951 1026
1041
1029
1149
890
800
400
736
769
781
1374
1479
1219 1172
1000
600
1448
1465
1600
1146
1156
1170
1187
985
816
Davon eingesetzt
200
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Nachbarschaftshelfer/innen der DLZ in Trägerschaft des Paritätischen; insgesamt in
der Kartei erfasst (hellgrüne Linie) und eingesetzt (dunkelgrüne Linie), vgl. Kapitel E.3:
Nachbarschaftshilfe.
Im Kalenderjahr 2009 wurden in der
Nachbarschaftshilfe insgesamt 1.187
Personen eingesetzt. Zur Verfügung
standen insgesamt sogar 1.479 Helfer/innen. Da manche Helfer/innen sich
jedoch ausschließlich an bestimmten
Tagen oder zu festgelegten Uhrzeiten
engagieren wollen, kommen nicht immer alle zum Einsatz. Sowohl die Anzahl der registrierten als auch der wirklich eingesetzten Nachbarschaftshelfer/innen ist seit 1999 konstant
gestiegen.
43
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
Anzahl Wochenarbeitsstunden
800
Summe Wochenstunden
700
600
500
Sozialberatung
400
300
DLZ-Leitung
200
Verwaltung
100
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Wochenarbeitsstunden der 29 Mitarbeiter/innen in den DLZ in paritätischer
Trägerschaft seit 1999 nach Funktionen und insgesamt.
Die 694 Wochenarbeitsstunden verteilen sich auf insgesamt 29 Mitarbeiter/innen, die in den sieben DLZ eingesetzt sind. Die Stunden der Verwaltungskräfte sind im Zeitraum von 1999
bis 2009 konstant geblieben, die Arbeitsstunden in Leitungsfunktionen
sind in den letzten elf Jahren sogar
leicht zurückgegangen. Gestiegen ist
im selben Zeitraum allerdings die Zahl
der wöchentlichen Arbeitsstunden der
Sozialberaterinnen, die vor allem für
die Betreuung der Kund/innen und
Nachbarschaftshelfer/innen zuständig
sind.
fahrtsverbandes, Landesverband Bremen e.V., betrieben worden. Der Betriebsübergang
erfolgte
zum
01.01.1995. Damals wurden alle Mitarbeiter/innen in Anlehnung an den Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) bezahlt. Dies änderte sich 1997 mit Einführung einer außertariflichen Vergütungsordnung. Sie diente der drastischen Reduktion von Personalkosten.
Aktuell werden von den Mitarbeiter/innen der PGSD nur noch 15 auf
der Basis des ehemals gültigen BAT
bezahlt; seit 2006 sind deren Gehälter
„eingefroren“, da der BAT nicht mehr
weiter entwickelt wird.
Für alle nach dem 01.07.1997
eingestellten Kolleg/innen gelten Stundenlöhne, die inzwischen ca. 20 %
unter den Gehältern des Öffentlichen
Dienstes liegen.
Gehaltsentwicklung
Die Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste GmbH ist 1994 gegründet worden. Bis dahin sind die DLZ in
Trägerschaft des Paritätischen Wohl-
44
Ausblick
J.
Ausblick
Die Zusammenfassung wichtiger
Kategorien unserer Arbeit ergibt folgendes Bild: Von 1999 bis 2009 hat
sich die Zahl der abgeschlossenen
Nachbarschaftshilfe-Verträge mehr als
verdoppelt, die Anzahl der eingesetz-
ten ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfer/innen stieg um 60%. Koordiniert
wurde diese Arbeit mit einer beinahe
gleichbleibenden Anzahl von Arbeitsstunden der Mitarbeiter/innen in den
DLZ in paritätischer Trägerschaft.
220%
NBH Verträge
200%
180%
160%
Eingesetzte Helfer/innen
140%
120%
Wo.-Std. in DLZ
100%
Einnahmen+Zuschuss
80%
Zuschuss für DLZ
60%
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Geleistete Arbeit und Finanzierungssituation seit 1999: Prozentuale Veränderung der
dargestellten Kategorien seit 1999.
Auf die inflationsbereinigte Darstellung der Einnahmen verzichten wir an
dieser Stelle (vgl. aber S. 38). Die Zuschüsse der Stadt für die Arbeit der
DLZ in paritätischer Trägerschaft sind
von 1999 bis 2009 real um 20 % gesunken. Die addierten Einnahmen aus
dem Zuschuss und Einnahmen aus
45
Nähe hilft - Jahresbericht 2009
den
Nachbarschaftshilfepauschalen
stagnieren.
Mit gleichbleibenden Ressourcen an
Arbeitszeit und sinkender öffentlicher
Zuwendung wird inzwischen die doppelte Zahl von Kund/innen und eine
stark steigende Zahl von ehrenamtlichen Helfer/innen koordiniert.
Die Funktionstüchtigkeit der DLZ ist
auch 2009 an Grenzen gestoßen: Mit
gleichbleibenden finanziellen Ressourcen lassen sich nicht noch mehr Leistungen in konstanter Qualität erbringen. Wenn die DLZ den weiterhin steigenden Nachfragen angemessen begegnen sollen, benötigen sie eine in
adäquatem Umfang größer werdende
finanzielle Basis. Der „Finanzierungsmix“ aus öffentlichen Mitteln, privaten
Mitteln aus Spenden, Stiftungen oder
von Selbstzahler/innen oder Auftraggeber/innen kann sich in Zukunft auch
anders als bisher zusammen setzen:
Die steigende Nachfrage der Bremer
Bürgerinnen und Bürger nach dem Erfolgsmodell
Dienstleistungszentrum
braucht jedoch auf jeden Fall steigende Einnahmen!
Für das Jahr 2010 ist der Zuwendungsvertrag mit einjähriger Laufzeit
und unveränderter Zahlungshöhe abgeschlossen worden.
46
Quellen
K. Quellen
„Aktiv mit Demenz – Werkstattprogramm 2010. www.bremer-heimstiftung.eu
Bremer Heimstiftung (Hrsg.): Leben mit Demenz. Eine Broschüre für Angehörige
dementiell erkrankter alter Menschen. Bremen, Juni 2007 (1. Auflage).
www.bremer-heimstiftung.eu
Brokmann, Beate & Dannemann, Angela (2005): Veränderungen im Leben älterer
Menschen. Bremen.
Dörner, Klaus (2010): Leben und sterben, wo ich hingehöre. Dritter Sozialraum und
neues Hilfesystem. Paranus Verlag, Neumünster, 5. Aufl., (1. Aufl. 2007)
Freie Hansestadt Bremen. Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und
Soziales (2007): Altenplan der Stadtgemeinde Bremen 2007.
www.soziales.bremen.de
Freie Hansestadt Bremen. Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa (2008):
Bremen im demographischen Wandel. Modellrechnung 2006 bis 2020.
www.statistik.bremen.de
NDR. Video zur Sturzvermeidung. ww3.ndr.de/sendungen/visite/
Statistik Bremen. www.statistik-bremen.de
www.zinsen-berechnen.de/inflationsrechner.php
47
L. Ansprechpartner / innen
Geschäftsstelle
Dienstleistungszentren
Eduard-Grunow-Str. 24
28203 Bremen
Tel
0421-79 199-41
Fax
0421-79 199-99
E-Mail
[email protected]
Website
www.pgsd.de
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 09:00 bis 13:00 Uhr, Donnerstag 09:00 bis 16:00 Uhr
Geschäftsführung
Dr. Detlef Luthe
0421-79 199-46
[email protected]
Sekretariat
Marion Twachtmann
0421-79 199-41
[email protected]
Öffentlichkeitsarbeit
Niels Kohlrausch
[email protected]
Blumenthal
Horn
Huchting
Bgm.-Kürten-Str. 30
0421-60 21 99
28779 Bremen
Fax 60 07 480
[email protected]
Brucknerstr. 15
0421-23 71 21
28359 Bremen
Fax 24 36 702
[email protected]
Tegeler Plate 23 a
0421-58 20 11
28259 Bremen
Fax 58 20 12
[email protected]
Marion Woyczeck (Leiterin)
Christine Burlager
Irene Mahlmann
Annette Kuit
Katja Werk
Annemarie Norpoth-Wißmann
(Leiterin)
Inge Möbius
Amelie Koops–Krüger
Ruth Kupka
Bärbel Maruschewski (Leiterin)
Angelika Indenklef
Doris Schröder
Irene Knie
Lesum
Schwachhausen-Nord
An der Lesumer Kirche 1 0421-63 0034
28717 Bremen
Fax 63 63 717
[email protected]
Kulenkampffallee 65 A 0421-21 57 59
28213 Bremen
Fax 21 06 43
[email protected]
Anna Klausa (Leiterin)
Ellen Hofmann
Marlis Rosenbäck
Roswitha Kreft (Leiterin)
Pirjo Virtanen
Gundel Lammert
Christa Ehrentraut-Henkel
Vegesack
Obervieland
Zum Alten Speicher 10 0421-66 24 99
28759 Bremen
Fax 27 70 941
[email protected]
Alfred-Faust-Str. 115 0421-84 02-500
28277 Bremen
Fax 84 02-505
[email protected]
Heidrun Tegeler (Leiterin)
Anna Kirschke-Ast (Leiterin)
Marion Fahlbusch
Regina Jacobs
Beate Brokmann (Leiterin)
Monika Tödter
Bettina Sievers
Ursula Röder
48
Projekt: „Gesunde Nachbarschaft“
Kirchhuchtinger
0421- 699 31 73
Landstraße 143
Fax 696 20 433
28259 Bremen
Maren Wilkens
[email protected]
Projekt: „Seniorenscouts“
Im Projekt „Gesunde Nachbarschaft“
Projekt: „Aufsuchende Altenarbeit“
Im DLZ Obervieland
Elke Munderloh
Projekt: „Fachkraft Demenz“
Im DLZ Horn
Amelie Koops–Krüger

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