Aktuelles Stichwort: Niedrigzinsphase

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Aktuelles Stichwort: Niedrigzinsphase
Aktuelles Stichwort:
Niedrigzinsphase
Die Medizin – Niedrigzins – für die angeschlagene Wirtschaft in Europa verursacht Nebenwirkungen, die genau zu beobachten sind.
13. Februar 2014: Die aktuell expansive Geldpolitik wird in vielen
Foren diskutiert, wobei die Sorge stetig wächst, dass ein rechtzeitiger Ausstieg nicht gelingt.
Einflussfaktoren
Die gegenwärtige Phase überdurchschnittlich niedriger Zinsen wird in der
öffentlichen Wahrnehmung vornehmlich mit der extrem expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
(EZB) in Verbindung gebracht. Dies ist
aber nur zum Teil richtig. Einen unmittelbaren Einfluss können die Notenbanken zunächst nur auf den kurzfristigen Zins am Geldmarkt ausüben.
Mittel- bis langfristig ist das Niveau
der Realzinsen – also die Differenz
zwischen Nominalzinsen und Inflation
– das Ergebnis der realwirtschaftlichen
Entwicklung. Der realwirtschaftliche
Bestimmungsfaktor des Zinses ist
daher langfristig das Wachstum des
Produktionspotentials. Allerdings zielen die in der Finanzkrise ebenfalls
angewendeten „unkonventionellen“
geldpolitischen Maßnahmen gerade
auch auf eine Beeinflussung der langfristen Kapitalmarktzinsen.
Auswirkungen
Zu kontroversen Diskussionen gibt die
Niedrigzinsphase vor allem deshalb
Anlass, weil die Zinsen zumindest für
kürzere Fristen niedriger sind als die
Inflationsrate. Eine Kapitalanlage verliert somit über die Laufzeit real an
Wert. Deshalb sind die Verbraucher
aber nicht per se die Verlierer der
Niedrigzinsphase. Sie sind ja nicht nur
Sparer, sondern auch Schuldner. Ob
die Niedrigzinsphase die Bürger per
Saldo positiv oder negativ beeinflusst,
hängt deshalb sehr stark von der individuellen Vermögenssituation ab.
Durch das Niedrigzinsniveau werden
auch die Finanzierungskosten von
Investitionen verzerrt. Je länger
eine solche Phase billigen Geldes
andauert, umso größer ist die Gefahr, dass es zu spekulativen Überhitzungen und nachfolgenden Anpassungsrezessionen kommt.
Geldpolitische Wende
Der Ausstieg aus einer ultraexpansiven Geldpolitik wird daher
umso schwieriger werden, je länger diese Phase anhält und je umfangreicher die geldpolitischen
Maßnahmen sind. Jedoch dürfte
mit Blick auf die Peripherieländer
eine rasche geldpolitische Wende
kaum möglich sein. Deren Konjunktur ist noch ausgesprochen
schwach. Eine geldpolitische Kurswende zum jetzigen Zeitpunkt
würde die eingeleiteten Anpassungsprozesse erschweren. Es
droht dann die Gefahr einer erneuten Staatsschuldenkrise, wenn
Staatsfinanzen ein höheres Zinsniveau nicht verkraften können.
Position des Bankenverbandes
Eine einheitliche Geldpolitik bietet
keine Möglichkeit zur regionalen
Differenzierung. Zinsunterschiede,
die nun die unterschiedlichen Risiken in den einzelnen Ländern und
einzelnen Gruppen von Kreditnehmern widerspiegeln, können durch
die Geldpolitik nicht beseitigt werden. Hier helfen nur nationale
Wirtschaftsreformen. Eine Niedrigzinsphase birgt außerdem – je
länger sie andauert – Gefahren für
das Entstehen neuer spekulativer
Blasen. Sie sollte daher von der
EZB beendet werden, sobald es die
wirtschaftliche Lage erlaubt.
Kontakt:
Dr. Markus Kirchner
Leiter Verbindungsbüro Berlin
[email protected]
Schlagwörter:
Geldpolitik
Niedrigzinsphase
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