Der Bund - Trimea AG
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Der Bund - Trimea AG
11 — Freitag, 5. April 2013 Wirtschaft «Im Spital dämmerte mir, dass ich womöglich nicht unersetzlich war» Anzeige Hansueli Schläppi arbeitete sich vom Bauernsohn zum Bergbahn-Direktor und Hotelbesitzer hoch. Nach vielen 100-Stunden-Wochen verschrieb er sich eine zweijährige Auszeit. Nun plant er erneut Grosses. Interview: Mathias Morgenthaler Herr Schläppi, Sie haben vor vier Jahren Ihr Hotel verschenkt, Ihren Job als Direktor der Lenk-Bergbahnen an den Nagel gehängt und sind zu einer zweijährigen Weltreise aufgebrochen. Mussten Sie fliehen? Nein, es war keine Flucht, aber der richtige Moment für eine Auszeit. Vorher hatte ich über zehn Jahre lang zwei Vollzeit-Jobs gleichzeitig gemacht. Tags war ich als Bergbahn-Chef im Einsatz, abends als Hotelier. Die Arbeit verschlang alles, in Spitzenzeiten war ich an sieben Tagen pro Woche 15 Stunden im Einsatz und bestritt 600 berufliche Termine pro Jahr. Keller Treppenbau AG 3322 Schönbühl, Telefon 031 858 10 10 5405 Baden-Dättwil, Tel. 056 619 13 00 www.keller-treppen.ch Samsung spannt mit Best Buy zusammen Als Bergbauernsohn waren Sie es sich gewohnt, viel zu arbeiten. Ja, wir waren fünf Geschwister und haben alle schon in jungen Jahren kräftig mit angepackt. Meine Eltern brachten mir aber nicht nur hartes Arbeiten bei, sondern auch den Weitblick. Obwohl wir nicht begütert waren, gab es für uns nicht nur den Lenker Arbeitsalltag. Mein Vater erzählte mir regelmässig die Heldengeschichten der Polarforscher Shackleton und Amundsen. Als ich in der ersten Klasse war, wurde im neu eröffneten Kino an der Lenk ein Film gespielt, der Bären beim Fischen in Alaska zeigte. Schon damals dachte ich: «Einmal muss ich das mit eigenen Augen sehen.» «Es ist keine Frage des Geldes, aber es braucht den Mut loszulassen» – Hansueli Schläppi auf Weltreise im Amazonas. Foto: zvg Stattdessen machten Sie die Lehre bei der Bank. Das war damals noch solides Handwerk, wir rechneten im Kopf die Zinsen aus, ohne technische Hilfsmittel. Nach der Lehre geriet ich bald in den Arbeitsstrudel: Mit knapp 25 Jahren war ich Vollzeit-Bankangestellter, baute nebenbei ein Dreifamilienhaus, war Kassier der Betelberg-Bahnen und hatte die Regio nalleitung der Helvetia-Versicherung inne. Auch mein fünf Jahre älterer Bruder bewältigte ein enormes Pensum. Er führte den Bergbauernhof mit zwölf Gebäuden, war Gemeinderat, Besamungstechniker und vieles mehr. Manchmal fragten wir uns, warum wir uns das alles antun. Und sagten dann scherzhaft: «Damit einmal viele Leute zur Beerdigung kommen.» Das erwies sich im Nachhinein als schlechter Scherz. Am 20. Juli 1992 änderte sich für mich alles. Mein älterer Bruder stürzte mit der Maschine beim Heuen an einer steilen Stelle ab und war augenblicklich tot. Seine Kinder waren damals sechs-, neunund zwölährig, genau wie meine. Mir wurde mit einem Schlag bewusst, wie unwichtig eigentlich die Dinge sind, denen ich rund um die Uhr nachrannte. Und doch stürzte ich mich in den nächsten Jahren noch mehr in die Arbeit. Einerseits fühlte ich mich für die Familie meines Bruders verantwortlich, andererseits zerbrach meine Ehe. Kurz nach der Trennung kaufte ich das seit zwei Jahren leer stehende Parkhotel Bellevue. Wahrscheinlich wollte ich mir und der Umgebung beweisen, dass ich auch daraus eine Erfolgsgeschichte machen kann. Wann merkten Sie, dass Ihnen alles zu viel wurde? Durch die Fusion zu den Lenk-Bergbahnen 2003 wurde dieser Job noch anspruchsvoller. Ich wurde zum Allgemeingut in der Region, komplett fremdbestimmt, aber sah keine Möglichkeit, das zu ändern. Was mir auffiel: Ich hatte einen extremen Tunnelblick entwickelt und war trotzdem nie ganz beim jeweiligen Gesprächspartner, weil in meinem Kopf immer mindestens fünf Programme parallel liefen. Einerseits war da dieser Leistungswille, andererseits häuften sich Gedanken an den Tod, vor allem, wenn ich das Grab meines Bruders besuchte. Und kurz später ärgerte ich mich wieder darüber, wie viele Steuern ich bezahlen «Ich inserierte für 15 000 Franken, um mein Hotel zu verschenken.» musste und dass ich mir trotz der Arbeitswut eigentlich nichts gönnen konnte. Wie gelang es Ihnen, die Notbremse zu ziehen? Am 28. Dezember 2005 ging mir die Luft aus. Ich brach im Lenkerhof bewusstlos zusammen. Als ich am Silvesterabend im Inselspital auf Herzinfarkt untersucht wurde und realisierte, dass oben an der Lenk trotzdem die Champagnerkorken knallten wie jedes Jahr, dämmerte mir erstmals, dass ich womöglich nicht so unersetzlich war, wie ich geglaubt hatte. Nach dem negativen Befund eilte ich aber sofort ins Hotel zurück, um den Jahresabschluss zu machen. Ich funktionierte weiter, aber unterschwellig arbeitete es in mir. Ich war damals ein gefragter Referent und sprach aus meinem Hamsterrad heraus regelmässig darüber, wie wichtig es sei, die Komfortzone zu verlassen und Veränderungen zu wagen. Es dauerte zwei weitere Jahre, bis ich mich selber beim Wort nahm. Ein unschönes Erlebnis mit dem Gemeinderat brachte das Fass zum Überlaufen und zeigte mir, dass es Zeit war, meine Träume zu realisieren. Wie nimmt man sich diese Freiheit heraus, wenn man sich zuvor unersetzlich gemacht hat? Ich brauchte zwei Jahre vom Entschluss bis zur Abreise. So half ich zum Beispiel mit, aus 187 Kandidaten den richtigen Nachfolger für die Bergbahnleitung auszuwählen, und arbeitete diesen gründlich ein. Und ich schaltete für 15 000 Franken in drei Zeitungen ein Inserat mit dem Titel «Hotel zu verschenken». Fürs Hotel inklusive meiner 3,5 Millionen Franken Investitionen wollte ich nichts, fürs Land die 2 Millionen, die ich damals auch gezahlt hatte. Anfang Juli 2009 flogen Sie mit Ihrer Partnerin nach Seattle und starteten Ihre Weltreise. War das zu Beginn eine Erlösung oder eine Qual? Beides. Ich genoss es extrem, ein Nobody zu sein und für nichts mehr verantwortlich gemacht zu werden. Zuvor konnte eine Kuh am Strassenrand ihren Dreck deponieren – das wurde garantiert früher oder später zu meinem Problem; oder ich machte es dazu. Aber natürlich war die Ruhe nicht nur ein Genuss. In den ersten Wochen spürte ich die Entzugserscheinungen fast körperlich, wenn das Handy über Stunden keinen Laut von sich gab. Es dauerte mehr als ein Jahr, bis ich eines Tages merkte: Jetzt hat sich spürbar etwas verändert. Jetzt kann ich nicht mehr nur mit dem kleinen Zeh denken, sondern mit dem ganzen Kopf. Ich hatte gar nicht mehr gewusst, wie das ist: den Kopf frei zu haben. Das schafft man ja auch nicht in der Schweizer Leistungsgesellschaft. Man kann es schlecht machen oder ein bisschen geschickter, aber man ist zwangsläufig im Fleischwolf und muss rotieren als Führungskraft. Haben Sie die zweijährige Weltreise nach guter Managerart minutiös durchgeplant? Nein, wir hatten nur einen rudimentären Plan: in den USA einen Camper kaufen und dann Nord-Süd von den Eisbären zu den Pinguinen fahren. Das gibt eine ganz andere Erlebnisqualität. Man muss nicht ein Maximum aus ein paar Ferientagen herausholen, sondern lebt fast schon zeitlos. Das weitet nicht nur den Horizont, sondern verändert auch den Blick auf die eigene Heimat. Ich glaube, man muss weggehen, um zu verstehen, welches Privileg es ist, in der Schweiz aufzuwachsen und zu leben. Und man wundert sich sehr, über welche Nebensächlichkeiten wir uns hier echauffieren. Was hat Sie am meisten beeindruckt? Die enormen Kontraste. Hier die Bauern im peruanischen Hochland, die praktisch nichts haben, aber zufrieden wirken; da die Goldgräberstimmung in PanamaStadt, wo 24 über 300 Meter hohe Wolkenkratzer gebaut werden, ein zweites New York, dem wöchentlich Milliarden Dollar aus aller Welt zufliessen, seit der Kanal nicht mehr im Besitz der USA ist. Nach Ihrer Rückkehr haben Sie sich gleich wieder in die Arbeit gestürzt und zwei Firmen gegründet. Nein, das lasse ich nicht gelten. Die Weltreise war vor allem eine Reise zu mir selber. Ich hatte danach die Gewissheit, dass meine Partnerin und ich in allen Lebenslagen ein unschlagbares Team sind und dass ich keine fünf Jobs mehr brauche, um jemand zu sein. Deswegen schmiedeten wir auch keine Pläne für die Zeit nach der Rückkehr. Aber der Mensch ist nicht fürs Nichtstun geschaffen, ich suche mir lieber neue Herausforderungen, als wochenlang auf der Terrasse zu liegen. Deswegen gründete ich die Firma Chefvertreten.ch. «Man ist zwangsläufig im Fleischwolf und muss rotieren als Chef.» Welche Aufgaben übernehmen Sie als Interims-Manager? Ein KMU liefert einem Kunden Maschinen im Wert von 2,5 Millionen Franken, der Kunde zahlt aber nur 2 Millionen. Wenn das Management sich darum kümmern muss, ist die Firma blockiert. Ich nehme das Problem aus der Firma raus und erarbeite eine Lösung. Andere Aufgaben sind Nachfolgelösungen, Firmenverkäufe, Reorganisationen. Mein Vorteil ist: Ich bin emotional nicht belastet und fachlich vielseitig. Und ich kann mit jedem auf Augenhöhe reden, vom Bauern bis zum Bankdirektor. Die Nachfrage war so hoch, dass ich tatsächlich aufpassen musste, nicht wieder ins alte Fahrwasser zu geraten. Es ist einfach, sich in Peru frei zu fühlen. Hier in der Schweiz die Freiheit zu bewahren, verlangt täglich harte Arbeit. Bis jetzt geht es gut. Heute zum Beispiel mache ich nur dieses Interview und checke Mails. Früher hätte ich sechs Termine in den Tag gepackt. Was planen Sie mit der zweiten Firma, der Trimea AG? Meine beiden Partner und ich beraten Bergbahnen und Tourismusorganisationen und sind in der Immobilienentwicklung tätig, das ist unspektakulär. Wichtig ist das dritte Standbein: Wir wollen eine Hotelkette lancieren, die ein junges urbanes Publikum dazu verleitet, in den Alpen Ferien zu machen. Heute bringt man junge Leute aus Bern oder Zürich nicht in ein 3-Stern-Hotel an der Lenk – die steigen entweder in der Jugendherberge oder im 5-SternHaus ab. Ein einzelner Hotelier kann das nicht ändern. Wir wollen fünf bis zehn Hotels in ausgewählten Schweizer Bergorten bauen – Design und Technologie auf Top-Level, aber mit geringen Erstellungskosten dank modularem Konzept. Zusätzlich wollen Sie auf einer Vortragstour von Ihren Reiseerfahrungen erzählen. Welche Botschaft steht im Zentrum? Sie glauben gar nicht, wie viele Leute mich mit kaum verhohlenem Neid auf die Weltreise angesprochen haben, um dann gleich anzufügen: «Leider kann ich mir das nicht leisten.» Wir brauchten in den zwei Jahren aber nicht mehr Geld, als wenn wir in der Schweiz geblieben wären. Deswegen will ich den Leuten sagen, dass es keine Frage des Geldes oder des perfekten Zeitpunkts ist. Es braucht in erster Linie den Mut, loszulassen. Wenn man den aufbringt, wird man mit unbezahlbaren Erfahrungen reich belohnt. Samsung heizt die Konkurrenz mit Apple im Heimatland des iPhone-Herstellers an. Der südkoreanische Elektronikkonzern arbeitet mit dem grössten US-Elektronikhändler Best Buy zusammen und wird in mehr als 1400 von dessen Läden eigene Verkaufsflächen einrichten. Bis zum Frühsommer sollen alle SamsungShops fertig sein, teilte Samsung am Donnerstag mit. Samsung ist der schärfste Rivale von Apple bei Smartphones und Tablet-Computern. Erst kürzlich hatte der Elektronikkonzern sein neues Smartphone Galaxy S4 in New York vorgestellt. Es soll Apples iPhone die Kunden abspenstig machen. Auf dem wichtigen US-Markt fährt Samsung schon seit einiger Zeit eine aufwendige Marketingkampagne. Momentan stammt allerdings noch jedes zweite in den USA verkaufte Smartphone von Apple. Weltweit hat Samsung dagegen bereits die Führungsrolle übernommen. Apple hat in den USA bislang einen Heimvorteil, auch weil die Kalifornier hier viele eigene Läden betreiben. (sda) Airbus überholt Boeing wegen «Dreamliner» Der europäische Konkurrent zieht nach dem Debakel mit dem «Dreamliner»-Modell am amerikanischen Flugzeugbauer vorbei. Der Auslieferungsstopp beim «Dreamliner» macht dem Hersteller Boeing zu schaffen. Im ersten Quartal konnten die Amerikaner insgesamt 137 Maschinen ihrer Baureihen Kunden übergeben, wie die Firma am Donnerstag mitteilte. Der europäische Erzrivale Airbus kam im gleichen Zeitraum auf 144 Auslieferungen. Im Vorjahreszeitraum war das Kräfteverhältnis noch andersherum. Doch während Airbus seine Auslieferungen um zehn Prozent steigern konnte, stagnierten sie bei Boeing. Zuvor hatte der US-Konzern seine Auslieferungen wegen der starken Nachfrage nach Verkehrsjets regelmässig steigern können. Boeing testet neue Batterie Statt fünf «Dreamlinern» wie im Vorjahreszeitraum ging jetzt aber nur noch ein einziger der Langstreckenjets raus, bevor Mitte Januar zunächst ein Startverbot und dann ein Auslieferungsstopp verhängt wurde. Grund waren ein Feuer und ein Schwelbrand bei den Batterien zweier «Dreamliner» japanischer Fluggesellschaften. Derzeit testet Boeing eine neue, sicherere Batteriekonstruktion. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Boeing den Rückstand bei den «Dreamliner«-Auslieferungen wieder aufholt, wenn die US-Flugaufsicht grünes Licht für das neue Batteriedesign gibt. Die Produktion der Langstreckenjets läuft unvermindert. Der «Dreamliner» findet trotz des Startverbots weiterhin Käufer. Der Flugkonzern IAG hat für seine Tochter British Airways weitere 18 der besonders sparsamen Maschninen bestellt. Der Listenpreis liegt bei um die 4 Milliarden US-Dollar. (sda)