Irrtümer über Bandscheiben
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Irrtümer über Bandscheiben
Seite 1 von 7 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 1 7 . 1 1 . 2 0 1 1 Irrtümer über Bandscheiben Wenn der Rücken schmerzt, liegt das häufig an Bandscheiben-Problemen - aber eben nicht immer. "Hauptsache gesund" zeigt, welche Irrtümer besonders oft anzutreffen sind und welche Behandlungen helfen. EineBandscheibesiehtauswieeinHarzer Roller. Der weiße Kern des SauermilchkäsesähneltdemGallertkerneiner Bandscheibe. Das ist der innere Puffer. Der feste gelbe Käse außen herum ist demFaserringderBandscheibeähnlich. Geht dieser stabilisierende Ring kaputt, hatdasunangenehmeFolgen. Wenn es bei einem Riss des Faserrings zumAustritt-zumsogenanntenVorfall - des gallertartigen Kerns kommt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall.Amhäufigstenpassiertdaszwischendem30.unddem50.Lebensjahr im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule. Im PrinzipkannaberjederTeilderWirbelsäule betroffen sein. Die in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Rückenmarksnerven, die Spinalnerven, werden dadurch gereizt oder eingeengt. Dadurch kommt es zu den klassischen ausstrahlenden Schmerzen. Wird der Druck stärker, kann es zu Taubheitsgefühlen und Lähmungen der Bein- oder Armmuskulaturkommen. Doch nicht jedes Rückenproblem, lässt sich auf die Bandscheiben zurückführen. "Hauptsache gesund" klärt über diehäufigstenIrrtümerauf. Irrtum Nr. 1: Ich hab's mit der Bandscheibe! Auch wenn es oft so aussieht, ist ein Bandscheibenvorfall selten die Ursache von Rückenschmerzen. Im Schnitt trifft es nur jeden Zehnten. In mehr als 90 Prozent der Fälle sind die akuten Rückenschmerzen die Folge von GelenkblockierungenundmuskulärenVerspannungendurchÜber-oderFehlbelastung. Nicht jeder Bandscheibenvorfall führt alsozwangsläufigzuSchmerzen.Esgibt Vorwölbungen oder sogar Vorfälle der Bandscheibe, die keinerlei Beschwerden machen. Abnutzungserscheinungen an den Faserringen, die mit der Zeit ihre Elastizität verlieren und rissig werden, lassensichauchschoninjungenJahren beobachten. Betroffen sind besonders diejenigen, die eine überwiegend sitzende Tätigkeit ausüben, die körperlich schwer arbeiten oder die einseitige monotone Arbeiten durchführen. Die häufigste Ursache ist jedoch der Bewegungsmangel, weil sie zur Schwächung derRumpfmuskulaturführt,wasinVerbindung mit Übergewicht den Verschleiß schneller vorantreibt. Auch eine angeborene Bindegewebsschwäche und in seltenen Fällen Verletzungen oder UnfällekönnenzueinemBandscheiben1 Seite 2 von 7 schaden führen. Bewegung erhält die Bandscheiben und ist daher ein gutes Mittel zur Vorbeugung von Schäden. Dabeigiltes,dasrichtigeMaßzuhalten. Wer wie ein Leistungssportler an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit geht, kann auch Schäden des Bewegungsapparateserleiden.Sowarenauch prominenteSportlerwiederFußballspieler Arne Friedrich und die Schwimmerin Kristin Otto nicht vor Bandscheibenvorfällengefeit. Irrtum Nr. 2: Ein Bandscheibenvorfall muss immer operiert werden! Das stimmt so nicht.Mitunterzeigt sich in einem Tomogramm ein Bandscheibenvorfall, der aber gar keine nennenswerten Beschwerden verursacht. Dann istauchkeineOPnötig.Operiertwerden muss, wenn Lähmungserscheinungen auftreten. Wenn die Funktion von Blase oder Darm gestört ist, kann sogar notoperiertwerden. Wann wird operiert? Die Entscheidung für eine OP muss immer im Einzelfall getroffen werden. Wenn ausschließlich Schmerzen vorhandensind,wirdheutezunächstkonservativ, d.h. ohne Operation therapiert. GehendieSchmerzendurchdieherkömmliche Therapie mit Tabletten und aktiver Physiotherapie nicht zurück, kann versucht werden, direkt an den Nerven Schmerzmittel oder abschwellende Medikamente zu spritzen. "Man hat ein ZeitfenstervonetwasechsWochenund kann versuchen, die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Schafft man das nicht,isteineOPnötig.",erklärtOrthopäde Dr. Jörg Franke vom UniversitätsklinikumMagdeburg. Bei akuten Lähmungserscheinungen musssofortoperiertwerden.Meistwerden minimal-invasive Eingriffe mit kleinenSchnittengewählt.Sieschonendas umliegendeGewebewieMuskeln,Kno- chenundNerven.DerdurchBandscheibenmaterial oder Knochenverwachsungen eingeengte Nervwird durch die OP befreit und erholt sich in der Regel innerhalbeinigerMonate. Risiken abwägen Wie vor jeder OP müssen auch hier die Risiken abgewogen werden. Jeder EingriffbirgtdieGefahrvonWundinfektionen, Blutungen oder Verletzungen in sich. Zusätzlich können sich nach einer Operation innere Narbenstränge bilden, die die Rückenmarksnerven einengen und erneut Schmerzen verursachen. Je ausgedehnter eine Operation durchgeführt wird, beispielsweise bei einem großen Bandscheibenvorfall, desto instabilerkannderjeweiligeWirbelsäulenabschnitt werden. Die Folge sind schmerzhafte Funktionsstörungen der WirbelgelenkeodersogarvorzeitigeAbnutzungserscheinungen in den darüber oderdarunterliegendenAbschnitten. Bei richtiger Diagnose, ist die Wahrscheinlichkeitgroß,dassdieBetroffenen durch eine Operation schmerzfrei werden oder zumindest eine deutliche Linderungspüren.DieZusammenarbeitvon mehreren Fachärzten ist dabei sinnvoll. DerNeurochirurgkannzumBeispielentscheiden, ob tatsächlich ein Bandscheibenvorfall für die Beschwerden verantwortlich ist. Neben einer körperlichen UntersuchungwerdenhäufigneurologischeTestsdurchgeführtoderProbespritzenindasSchmerzgebietgesetzt.Denn gehen die Beschwerden nicht auf die Bandscheiben zurück, kommen die Schmerzen nach einer OP meist innerhalbkurzerZeitwieder.Schmerzendürfen nie eindimensional betrachtet werden,insbesonderedannnicht,wennsie durch die herkömmliche Therapie oder eine Operation nicht gelindert werden konnten. Depressionen oder Angsterkrankungen, Konflikte in Familie oder Beruf, Arbeitsplatzverlust oder andere einschneidende Ereignisse sollten bei 2 Seite 3 von 7 SchmerzendarumimmermitinBetracht gezogenwerden. Bandscheibenvorfall ist nicht gleich Bandscheibenvorfall Bei "Hauptsache gesund" berichteten zwei junge Frauen mit fast gleichem Befund über ihre unterschiedliche Heilung.DenntrotzähnlicherBeschwerden ist die Behandlung von Bandscheibenvorfall zu Bandscheibenvorfall unterschiedlich, wie die Beispiele der Frauen zeigen: Für Antje B. ist das Herumtollen mit ihremSohndasSchönste.Dochdasmachte der jungen Frau vor einiger Zeit schwer zu schaffen: "Es begann, dass ich Schmerzen im Bein hatte, erst im Oberschenkel, dann eine Fußheberschwäche,dassmeingroßerZehleichte Lähmungserscheinungen zeigte. Dann wurdeessoschlimm,dassichnachdrei Wochen nicht mehr nachts schlafen konnte." Diagnose: Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Die Fußheberschwäche zeigte an, dass in der UmgebungdesVorfallsderPatientineineirreparable Nervenschädigung drohte. Somit war sie ein klarer Fall für eine OP. "Operiertwerdenmussdann,wennder Nerv überhaupt nicht mehr oder sehr schlechtfunktioniert,wennzumBeispiel derFußnichtmehrzubewegengeht.", erklärtDr.CarstenBochwitz,Orthopäde am Uniklinikum Magdeburg. Bei der Operation entfernt der Chirurg durch eine kleine Rückenöffnung das Bandscheibenmaterial, das auf den Nerv drückt. Im Fall von Antje B. erholte sich der Nerv ohne Folgeschäden. "Ich fühle mich wieder voll hergestellt, war jetzt auch schon Ski fahren und traue mir wiederalleszu." Auch bei Doreen G. zeigte der Befund einen Bandscheibenvorfall an einem Lendenwirbel. Nur die Umstände waren anders,diedenArztbesuchveranlassten. "Ich hatte damals beim Oktoberfest in der Gastronomie ausgeholfen und habe bei den Aufräumarbeiten gemerkt, dass ichRückenschmerzenbekomme.Ichbin dann nach Hause gefahren - und dort konnte ich meine Schuhe nicht mehr ausziehen." Da sich nur schmerzhafte Blockaden und Reizerscheinungen, aber keine Lähmungen zeigten, wurde sie ohne Operation behandelt. Denn das ausgetretene Bandscheibengewebe hat durchaus die Eigenschaft, sich selbständig zurückzubilden und keine Probleme mehr zu bereiten. "Wenn das der Fall ist, spielen sich natürlich diese entzündlichenProzessenichtmehrabundauch die mechanische Beeinträchtigung des Nervsfindetnichtmehrstatt.Undwenn mandieseZeitohneOperationüberbrückenkann,dannhatmandemPatienten natürlich sehr geholfen", so Dr. Bochwitz. Bei Doreen G. wurde mit Physiotherapie,Schmerzbehandlungundeiner gezieltenInjektioninsbetroffeneGebiet diese Zeit überbrückt. So überstand die Frau den Bandscheibenvorfall ohne OP: "Ich würde jetzt zwar nicht freiwillig beimUmzughelfen.Aberichkannmeinen Sport machen und meiner Arbeit nachgehen." Versteifung oder Kunstbandscheibe? Ist eine Bandscheibe stark geschädigt oder wurde bereits mehrfach operiert, muss häufig eine Versteifungsoperation durchgeführtodereinekünstlicheBandscheibe eingesetzt werden. Wie und womit die fehlende Bandscheibe ersetzt wird, ist immer eine Einzelfallentscheidung. Bei einer Versteifungsoperation werden zwei oder mehr Wirbel miteinander durch Metall verbunden. Sie gilt als StandardmethodeinderoperativenTherapie chronisch degenerativer Bandscheibenerkrankungen.AndieStelleder BandscheibekommteinAbstandshalter, in den körpereigenes Knochenmaterial einwachsen kann. Dieses Implantat ist aber unbeweglich, deshalb spricht man von Versteifung oder Verblockung. Die umliegenden Wirbelkörper werden zu3 Seite 4 von 7 sätzlich starr miteinander verbunden. DieEinschränkungderBeweglichkeitan dieser Stelle muss die Wirbelsäule anderswoausgleichen.DaskannaufDauer aber zu Folgeschäden führen. "Wenn ich etwas versteife, müssen zwangsweise die noch mobilen Segmente diese Bewegung übernehmen. Das könnte dazuführen,dasssieüberlastetwerden und damit vorzeitig degenerieren. Das heißt, man könnte in absehbarer Zeit eine ähnliche Problematik an anderer Stelle bekommen", gibt Dr. Kevin Tschöke, Orthopäde an der Uniklinik Leipzig,zubedenken. Die Alternative dazu ist eine künstliche Bandscheibe. Sie kommt zum Einsatz, wenn das betroffene Segment beweglich bleiben soll. Moderne Bandscheibenprothesen werden in den angrenzenden Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper des degenerierten Teiles mit metallischen Endplatten fest verankert und haben einen aus Kunststoff bestehendenGleitkern.EinEinsatzistan der Hals- und Lendenwirbelsäule möglich. Manche Kunstbandscheiben sind nur teilweise beweglich, andere ermöglichen alle Bewegungen, zum Beispiel auch das Drehen. Ob ein künstlicher Bandscheibenersatz wirklich eine geeignete Methode ist, hängt von der Ursache der Beschwerden ab. "Die Indikation findet sich immer dann, wenn die benachbarten Strukturen, das heißt die kleinen Wirbelgelenke, Haltestrukturen oder solche, die an einer Bewegung unmittelbarbeteiligtsind,nichtdegenerativ verändert sind. Ich kann also nur dann eine Bewegung erhalten, wenn alleanderenStrukturenimWesentlichen gesund sind", so Dr. Tschöke. In jedem Fall hat eine künstliche Bandscheibe etwa den gleichen Bewegungsspielraum wie ihr natürliches Vorbild. Insgesamt gehört diese Operation noch zu den neueren medizinischen Verfahren. Deswegen sollte gerade bei jüngeren Patienten sorgfältig abgewogen werden. Bisher existieren noch keine fundierten wissenschaftlichen Langzeitdaten, die belegen,dassderErhaltdesnatürlichen Bewegungsumfangs nach einem Bandscheibenersatz auch langfristig zu einer verminderten Belastung der angrenzendenWirbelsäulenabschnitteführt. Dauerschmerzen im Rücken GottfriedH.hateinenkaputtenRücken. Seine Leidensgeschichte begann schon inderKindheitmiteinerriskantenInfektion, die sich auf ein Bein legte. Mit 13 Jahren musste er operiert werden, um das Bein zu retten. Danach fiel ihm das Laufen schwer. "Das hat sich auf das Gangbild ausgewirkt. Und dann gab es natürlich die Schmerzen", blickt der Rentner heute zurück. Die schwere Arbeit auf dem Hof seiner Eltern verschlimmertedieSituation.Erkonntesich kaum noch bewegen, sodass er viele Male er ins Krankenhaus musste. Bandscheiben und Wirbelkörper waren vorzeitigverschlissenundeskamzumehreren Bandscheibenvorfällen, denen etliche Operationen folgten. Doch die Schmerzen blieben und ließen Gottfried H. fast resignieren: "Wenn man Schmerztabletten und auch andere Medikamente immer wieder nehmen muss und keinen Erfolg sieht und das zieht sich so lange hin, dann denkt man, das wirdnichtwieder."DochtrotzallerMühen und Schmerzen über Jahrzehnte hinweg ist er tapfer geblieben, obwohl er gerade wieder mit den Folgen eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäulezutunhat.Dadurchkommteszu neurologischen Störungen in den Händen. "Und dann fällt mir alles aus der Hand.", erzählt Gottfried H.. Damit nicht genug. Kürzlich war er in einen Autounfall verwickelt. Sein instabiler Rücken konnte den Kräften nicht Stand halten. "Der obere Gurt hat das Brustbein gebrochen. Und der untere Gurt hatte genau den dritten Lendenwirbel, der ohnehin schon so geschwächt war, zerbrochen." Wieder muss er operiert werden,wiederhaterSchmerzen.Doch diesmal war es fast einmal zu viel für 4 Seite 5 von 7 ihn."Dawar die Lustam Leben weg." Gottfried H. hat sich trotzdem noch einmalbesonnen.DieHoffnungaufein beschwerdefreies Leben hat er aufgegeben,aberseineisernerWilleiststark. In Fällen wie diesem ist eine begleitende multimodale Schmerztherapie unverzichtbar. Spezialisten verschiedener Fachrichtungen wie Schmerztherapeuten, Physiotherapeuten und Psychologen erarbeiten dann ein GesamtkonzeptfürdiePatienten,umdenSchmerz erträglich zu machen und die Lebensqualitätzuerhalten. Irrtum Nr. 3: Rückengymnastik führt immer zur Schmerzlinderung Nur wer beim Üben auf die korrekte Durchführung, die richtige Haltung und Körperspannung achtet, kann seine Schmerzen reduzieren. Besonders wichtig ist das Einstellen der KörperGrundspannungvorjederÜbung.Dabei werden Bauch- und Gesäßmuskulatur angespannt und das Becken nach vorn geschoben, um das Hohlkreuz auszugleichen.Mansollteunbedingtdarauf achten,dieSpannungzuhalten.Werden die Übungen falsch gemacht, führt das zu Schmerzen während der Übungen oder danach, weil der Druck auf Bandscheiben und Wirbelgelenke zu groß wird. Gitte Baumeier - Mein Tipp: Übungen für die tiefliegende Rückenmuskulatur Im Stehen: Beine leicht anbeugen, Bauch einziehen, Schulterblätter nach untendrücken,sichvorstellenmanwird ganz groß. Dann die Arme anwinkeln und schnelle, kurze Hack-Bewegungen mit den Armen machen als ob man ganzschnellläuft.DastrainiertdiekleinenMuskelninSchulterundWirbelsäule. Vierfüßler-Stand: jeweils entgegengesetztArmeundBeineanhebenunddie Grund-Spannung einige Sekunden halten, mehrmals wiederholen, dann auf ArmundBeinderjeweiligenGegenseite wechseln und die Übung wiederholen. Bauchlage: ähnliche Übung wie im Vierfüßler-Stand, linken Arm und rechtes Bein minimal anheben und der Hand hinterher schauen, Spannung einigeSekundenhalten,mehrmalswiederholen, dann auf Arm und Bein der jeweiligenGegenseitewechselnunddie Übungwiederholen. Irrtum Nr. 4: Bei Rückenschmerzen muss ich mich schonen SchonungbedeutetnichtBettruhe.Zwar ist insbesondere ein Bandscheibenvorfall meisteinäußerstschmerzhaftesEreignis, aber mit Hilfe einer medikamentösen Schmerztherapie sollte frühzeitig mit einem Bewegungsprogramm begonnen werden. Damit wird dem raschen Muskelabbau und einer Chronifizierung der Rückenschmerzenentgegengewirkt. Computergestütztes Rückentraining Physiotherapie hilft am besten, wenn sie genau auf die individuellen Rückenprobleme abgestimmt ist. Moderne Technik kann dabei helfen, die jeweils beste Methode zu finden. Beim sogenannten Rücken-EKG ermittelt ein Computer die Schwachstellen des Rückens. Den Anfang machen Bewegungsmessungen. "Wir können in drei Bereichen der Wirbelsäule, sprich Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule,dieBewegungsrichtung Drehung, Beugung, Streckung und die Seitneigung messen" erklärt Torsten Jehle, Physiotherapeut aus Braunschweig. Patientin Roswita K. muss zuerst ihre KopfbeweglichkeitunterBeweisstellen. 5 Seite 6 von 7 Dabeiwirdfestgestellt,wieweitsieden Kopf beugen und drehen kann. Die spezielleApparaturliefertpräziseMessergebnisse, die bei einer herkömmlichen Untersuchung ansonsten nur geschätzt werden können. Mit einer Computeranalyse sind die gemessenen Werte am Anfang und am Ende eines Trainingsprogramms immer vergleichbar. Die Untersuchung geht dann an denTrainingsgerätenweiter.Eswerden alle Bewegungsabläufe analysiert, an denendieWirbelsäulebeteiligtist,zum Beispiel Körperstreckung und Körperbeugung. Nächster Schritt ist die Kraftmessung. Hier geht es um das Kraftvermögen, das aus den verschiedenen Wirbelsäulenbereichen aufgebracht werden kann. Die Patientin muss dabei zum Beispiel gegen Kopf- oder Schulterwiderstände arbeiten. Alle Messergebnisse werden in einer Datenbank dann ins Verhältnis mit den Werten vergleichbarer Personen gesetzt. "Wir gucken auf das Alter und das Geschlecht. Wir schauen natürlich auch auf die Konstitution des Patienten und vergleichen dann einen Patienten mit einer Referenzgruppe", so Torsten Jehle. Erst danach wird der Therapieplan erstelltundregelmäßigangepasst. Patientin Roswita K. hat schon Erfahrung damit, auch im Vergleich zu herkömmlichenPhysiotherapien:"Ichhabe nie eine dauerhafte Schmerzbefreiung gehabt. Und das ist hier ganz anders. Ichhabekontinuierlichfestgestellt,dass derSchmerzwenigerwirdunddassich indenmeistenPhasenauchinzwischen schmerzfrei bin." Alle individuellen Bewegungs- und Kraftdefizite auszugleichen – darauf zielt die computerunterstützte Physiotherapie ab. Mit nachweisbar großen Erfolgen. Wenn eine ärztliche Überweisung vorliegt, übernehmen die Krankenkassen meist die Kosten. Irrtum Nr. 5: Rückenprobleme haben nur Ältere Schon 40 Prozent der 13- bis 14Jährigen klagen über Rückenschmerzen. Das hat eine bundesweite ForsaUmfrageunter100Kinder-undJugendärzten im Auftrag der Krankenkasse DAK in Hamburg ergeben. Während KinderbisfünfJahrederUmfragezufolge beschwerdefrei sind, haben schon sechs Prozent der Sechs- bis AchtjährigenRückenprobleme.BeidenNeun-bis Zehnjährigensindes15Prozentundbei denElf-bisZwölfjährigenschon21Prozent. Als Ursache sehen die Ärzte, dass sich die Kinder mit Schuleintritt immer wenigerbewegen. Rückenschule für Kinder Der Landessportbund Sachsen hat sich zum Ziel gesetzt, Sport- und Bewegungsangebote für Vorschul- und Schulkindern zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Schulen und Kindertagesstätten voranzutreiben. "Kinder zeigen heute zunehmendschonSymptome,diefrüher erst bei Erwachsenen auftraten. Wie Rückenprobleme oder Haltungsschwäche.",soDr.EckartHenkervomLandessportbund Sachsen. Dieser Entwicklung entgegen zu wirken, bietet der Landessportbund gesundheitsfördernde Spezialprogramme an. Unter anderem eine Kinderrückenschule, Sport mit übergewichtigen Kindern und gezielte spielerische Koordinations- und Haltungsschulung. Diese Angebote werden nur von Personen durchgeführt, die eine entsprechende Qualifikation haben (Übungsleiter "Prävention") und über den Landessportbund ausgebildet wurden. Aber auch Eltern oder Großeltern können Kinder mit kleinen Spielen zu mehr Bewegung animieren. Kinder ab fünfJahrensolltenzumBeispiel"inKaffeebohnen" rückwärts laufen können undaufeinemBeinstehendKreiseoder ZahlenindieLuftschreibenkönnen. 6 Seite 7 von 7 Irrtum Nr. 6: Schwere Lasten soll man nur aus der tiefen Hocke anheben Gewichte aus der tiefen Hocke heraus mit stark gebeugten Knien und senkrechtem Rücken anzuheben, galt bisher als der Inbegriff des rückengerechten Verhaltens.WiePhysiotherapeuteneiner Schweizer Rehabilitationsklinik beim berufspezifischen Training herausgefunden haben, ist das ein Irrtum. Der gesamte Vorgang ist unökonomisch, weil derKörperschnellermüdetundnurgeringeGewichtebewegtwerdenkönnen. Die Belastung für die Knie ist außerdem unverhältnismäßig hoch. Die Studienergebnisse zeigen, dass bei den verschiedenen Hebetechniken nur geringe Un- Experte im Studio:PDDr.med.Jörg Franke,OrthopädischeUniversitätsklinik Magdeburg Anschrift: MDRFERNSEHEN RedaktionWissenschaftundBildung "Hauptsachegesund" 04360Leipzig Faxabruf:01803151534(0,09Kpro MinuteausdemFestnetz,Mobilfunk max.0,42KproMinute) E-Mail:[email protected] www.mdr.de/hauptsache-gesund Thema der nächsten Sendung am 24.11.2011: SchmerzenindenHänden 7