Geheimnisvolles um Kirchen und Kapellen

Transcrição

Geheimnisvolles um Kirchen und Kapellen
Wege in die Landschaft
i m S ü d e n O s tbelgiens
Geheimnisvolles
um Kirchen
und Kapellen
I nhaltsverz e i ch n i s
Einleitung
Entfaltung des christlichen Glaubens
Geschichtliche Entwicklung der Architektur
Erklärung einiger kirchenbaulicher Begriffe
Schutzpatrone der Kirchen
Wegekreuze
Gemeinde Amel
Amel Eibertingen
Iveldingen/Montenau
Gemeinde Büllingen
Büllingen
Manderfeld
Merlscheid
Krewinkel
Rocherath
Wirtzfeld
Gemeinde Burg-Reuland
Aldringen
Bracht
Burg-Reuland
Karte der Ortschaften
Espeler
Ouren
Thommen
Weweler
Gemeinde Bütgenbach
Bütgenbach
Nidrum, Weywertz
Gemeinde St.Vith
Crombach
Lommersweiler
Mackenbach
Neundorf
Recht
St.Vith
Wallerode
Wiesenbach
Impressum
St.-Stephanus-Parrkirche
in Bütgenbach
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Einleitung
St.-Hubertus-Kapelle in Weweler
B
eim Besuch der belgischen Eifel fällt auf, dass in
fast jedem Dorf ein Gotteshaus anzutreffen ist – mal
schlicht und beschaulich, mal ausgeschmückt und
imposant. Auch Kapellen, Wegekreuze und Bildstöcke finden
sich in hoher Zahl und deuten an, dass das religiöse Leben
den Alltag der Menschen schon zu früheren Zeiten geprägt
haben muss. In der Tat bestimmten zwei Faktoren das
Leben der ländlichen Bevölkerung: die Jahreszeiten und die
kirchlichen Festtage, d.h. die Arbeit in Wald oder Feld und
die Praxis des Glaubens. Beides vollzog sich im Rahmen fest
gefügter weltlicher und kirchlicher Ordnungen, und dies
über Jahrhunderte: von den Anfängen christlichen Lebens
während der frühen Frankenzeit (4.-5. Jh.) bis zur sog.
Franzosenzeit (1795-1815), in der das althergebrachte Herrschaftssystem (Ancien Régime) abgeschafft wurde und mehr
persönliche Freiheit möglich wurde. Seither hat das religiöse
Leben der Menschen erst allmählich eine Wandlung hin zu
einer eigenverantwortlichen Praxis erfahren, wobei die Kirche
als Institution nach wie vor wesentliche Akzente setzt.
Die Tatsache, dass manches Gotteshaus in unserer Gegend
nach dem 2. Weltkrieg wieder errichtet wurde, dass auch
in heutiger Zeit Kirchen neu erbaut und renoviert werden,
zeigt, dass die Bedeutung der Kirche im Dorf für das Leben
der Gemeinschaft nach wie vor bedeutsam ist. Eine Kirche ist
also nicht nur ein stilistisch oder architektonisch besonderes
Gebäude, es ist auch der Raum, in dem die Menschen „aus
der Welt der Zwecke heraustreten, in die Freiheit Gottes hinein“, wie es Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt
XVI., 1988 formulierte.
Sandsteinkreuz in Manderfeld
St.-Joseph-Kapelle in Recht
3
Einleitung
Entfaltun g d e s
christlichen G l a u b e n s
D
4
er christliche Glaube gelangte im 4. Jh.
sind (Amel, Büllingen, Manderfeld, Neundorf,
aus dem Mittelmeerraum in das von den
Thommen). Diese Orte waren denn auch die
Römern kontrollierte Gebiet nördlich der
ersten Pfarrzentren (Mutterpfarren), von denen
Alpen, und dort besonders zu den Ansiedlungen
ausgehend im Laufe der Jahrhunderte andere
längs des Rheins, der Maas, Mosel und Donau,
kirchliche Gemeinschaften entstanden wo sich die ersten ländlichen Pfarrzentren her-
(Succursalpfarren) wie z.B. Aldringen, Büt-
ausbildeten. Aber auch die Taufe des Merowin-
genbach, Lommersweiler, Mackenbach, Ouren,
gerkönigs Chlodwig (um 500), die irisch-schot-
Recht, Weweler oder Wirtzfeld. Mit zunehmender
tische Missionstätigkeit (6. Jh.) und die Klöster
Besiedlung des Gebietes entstanden auch in
in Stavelot-Malmedy, Prüm und Echternach
anderen Orten Kirchen- oder Kapellenbauten:
(Gründungen des 7. und 8. Jh.) haben zur
Die Bewohner, die gezwungen waren, die oft
Verbreitung des Christentums in unseren Breiten
weit entfernt liegende Pfarrkirche aufzusu-
beigetragen. Die materiellen Grundlagen der
chen, erhielten von der kirchlichen Behörde
späteren Pfarren schufen indes Karl der Große
die Erlaubnis zum Bau eines Gotteshauses im
und sein Sohn Ludwig der Fromme, die diesen
eigenen Dorf (Filialkirchen), in dem dann die
den sog. „Zehnt“ (den zehnten Teil des Ertrages
täglichen Messfeiern stattfinden konnten. Diese
der Felder, Wälder und des Viehs) zubilligten.
wurden dann meist von einem Vikar (Hilfspries-
Die ersten Gotteshäuser dürften einfache
ter) zelebriert; die Ausübung sakramentalischer
Oratorien (Gebetshäuser) gewesen sein, die als
Handlungen (Taufe, Eheschließung, Beichte, To-
Nebengebäude der königlichen Ansiedlungen
tenamt) und besonderer kultischer Handlungen
(Königspfalzen) in den Orten entstanden, die
(z.B. Prozessionen oder Pfarrfeste) waren dem
als karolingische Siedlungszentren bekannt
Pfarrer (Pfarrherrn) vorbehalten.
Einleitung
G e s ch ich t l i ch e E n t w i ck l u n g
d e r A rch i t e k t u r
Z
u Beginn der Christianisierung (6.-7.
Stil angepasst, also „gotisiert“. Ebenso war es
Jh.) versammelten sich die Gläubigen
in der Folgezeit nicht immer möglich, die Got-
in einfachen Gebetsräumen, von denen
teshäuser komplett zu modernisieren, so dass
heute keine Spuren mehr erhalten sind, da
wir heute hier noch eine Vielzahl an gotischen
meistens Holz als Baustoff Verwendung fand.
Kirchen vorfinden.
Die kleinen Fundamentierungen der einfachen
Holzkirchen blieben bei späteren Veränderungen
Im südlich des
nicht erhalten. Während die karolingischen Kir-
Venns gelegenen
chenbauten (ab 9. Jh.), als meist achteckiges
Teil Ostbelgiens
Bethaus der Königspfalz, schon als Steinbau-
existieren noch
ten angelegt waren (wie z.B. das Oktogon des
sieben Kirchen,
heutigen Aachener Doms), entstanden ab dem
in denen ein
11. Jahrhundert die ersten romanischen Kirchen
Großteil der go-
(wie z.B. der Trierer Dom) mit ihren markanten
tischen Architek-
Rundbögen, ihrer gedrungenen, massiven Bau-
tur erhalten ist
weise und ihren schmucklosen Innenräumen.
(Büllingen, Krewinkel, Mackenbach, Neundorf,
Ein solcher Bau ist in unserer Gegend nicht
Thommen, Weweler, Wirtzfeld). Sechs gotische
erhalten geblieben. Die ältesten, hierzulande
Kirchen wurden im 19. und 20. Jh. durch ein
erhaltenen Teile von Kirchenbauten stammen
neues Gotteshaus ersetzt oder durch den Krieg
St. Anna-Pfarrkirche in Wirtzfeld
aus dem 15.-16. Jh. und sind der so genannten
zerstört (Amel, Bütgenbach, St.Vith, Heppen-
Eifelgotik zuzuordnen. Obgleich der gotische
bach, Mürringen, Meyerode, Weywertz). In
Baustil (Spitzbögen, hohe Innenräume, Kreuz-
vielen anderen Kirchen finden wir heute noch
rippen- oder Netzgewölbe, imposante Glasfens-
gotische Architekturelemente oder gotische
ter) schon ab dem 12. Jh. in Europa anzutreffen
Ausstattung (Wiesenbach, Ouren, Manderfeld,
ist, hielt diese Stilrichtung recht spät in der
Crombach, Lommersweiler, Recht, u.a.).
weit von den urbanen Zentren entfernten Eifel
Einzug. Die Gotik in unseren Dörfern ist nur
Die meisten Dorfkirchen der belgischen Eifel ha-
wenig vergleichbar mit den Kathedral- und
ben nur ein Schiff, bilden nur einen Raum und
Kirchenbauten der großen Zentren: Die spitz-
werden „Saalkirchen“ genannt. Die einzige er-
bogigen Fenster sind eher klein und die Wände
haltene dreischiffige Kirche steht in Neundorf.
sehr massiv. Möglicherweise waren dicke Wände
Ein Seitenschiff von ehemals sicherlich zweien
wegen des rauen Klimas notwendig und sicher-
ist noch in Thommen sichtbar. Die Gewölbe sind
lich waren große Glasflächen für die Menschen
hierzulande nie mit komplizierten Strebebögen
in der armen Eifel damals zu teuer. Offenbar
versehen, sondern einfache und massive Stütz-
wurden regelmäßig ältere Gebäude dem neuen
pfeiler sichern die Stabilität. Wir finden je nach
5
Bauzeit sowohl
Einstützenkirche in Büllingen
(Mackenbach). Vielfach werden an einen älteren
einfache Kreuz-
Wehrturm ein gotisches Schiff und ein Chor an-
rippengewölbe
gebaut (Büllingen, Manderfeld, Neundorf, etc.).
(Neundorf, Ouren,
Die vorwiegend im 17. und 18. Jh. entstande-
Thommen) als
nen Filialkirchen und Kapellen zeigen neben
auch für die Spät-
gotischen Einflüssen auch barocke Elemente,
gotik typische
die vor allem als reiche und bisweilen verspielte
Netzgewölbe, die
Verzierungen an Altären, Kanzeln oder Kommu-
meist mit vielen
nionbänken in Erscheinung treten.
Schlusssteinen verziert sind (Krewinkel, Wirtz-
Die Umbauten der Gotteshäuser, die zumeist
feld, Thommen).
gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh.
erfolgten, dienten dem Zwecke der Vergrößerung
Zudem finden wir auch vereinzelt (in Büllingen
des bestehenden Kirchenraumes. Dabei wurde
und Weweler) einen ganz besonderen Gewöl-
meist ein Kirchenschiff senkrecht zum bestehen-
bebau, nämlich den der „Einstützenkirche“:
den Gebäude eingefügt, so dass der ursprüngliche
Die Mittelsäule trägt mit den Außenmauern das
Chor zu einer Nebenkapelle umfunktioniert wurde
Gewölbe in Stern- oder Netzform.
(Beispiele siehe in Büllingen, Recht oder in
Thommen). Die bis dahin traditionelle Ostrich-
Der Aufbau der Kirchen ist fast immer dersel-
tung des Altarraumes wurde dabei zugunsten
be: ein massiver Turm im Westen (oft noch aus
einer besseren Raumnutzung aufgegeben. Die
älterer Zeit), ein Schiff und der fünfseitige Chor
Tatsache, dass Turm und Chor bei diesen Um-
im Osten (zum Hl. Land gerichtet). Die Mauern
bauten meist erhalten blieben, ist auf die gute
aus hiesigem, verputztem Bruchstein sind weiß
Bausubstanz dieser Gebäudeteile, aber auch auf
getüncht und stehen im ästhetischen Kontrast
denkmalschützerische Auflagen zurückzuführen.
zu den Fenster- bzw. Türeinfassungen und
Während die kirchlichen Neubauten der ersten
Gewölberippen. Der weiche Rotsandstein, meist
Hälfte des 20. Jh. noch durchweg klassische
aus dem Prümer Land importiert, lässt sich
Stile zeigen (neoromanisch, neugotisch, z.B.
leicht zu abgerundeten Formen und Skulpturen
Bütgenbach, Medell, Maldingen), erscheinen die
verarbeiten.
Neubauten ab 1960 in moderner Architektur,
die funktionelle Aspekte, aber auch ästhetische
Zum Ende des 15. und vor allem am Anfang des
Schwerpunkte berücksichtigen. Die Kirchen von
16. Jh. erlebte die Eifel eine rege Bautätigkeit.
Deidenberg und Iveldingen-Montenau, aber
Bestehende Bauten wurden gotisiert (z.B. Kre-
auch die Vitus-Kirche in St.Vith sind hier als
winkel), teilweise im gotischen Stil neu erbaut
Beispiele zu nennen.
(Chor in Wiesenbach) oder ganz neu errichtet
6
Einleitung
Erklärung einiger
k i rch e n b a u l i ch e r B e g r i f f e
Apsis:
Gewölbe:
(griech. Wölbung, Bogen) halbrunder bzw. poly-
Als Gewölbe bezeichnet man den im Quer-
gonaler Abschluss des Kirchenraumes, Abschluss
schnitt bogenförmigen, oberen Teil eines
des Chores.
Raumes. Das eigentliche Gewölbe ist dabei die
Chor:
Decke, die den teilweise oder ganz von Mauern
aus keilförmigen Steinen zusammengesetzte
In diesem Teil der Kirche befindet sich der
umschlossenen Raum frei überspannt. Gestützt
Hauptaltar. Dort zelebriert der Priester die
wird das Gewölbe durch die sog. Rippen, die
Messe. In den älteren Kirchen ist der Chor mit
kreuzweise oder in Netzform von den Säu-
der Apsis immer nach Osten (zum Hl. Land)
len ausgehen und sich in den Schlusssteinen
ausgerichtet. Die Kommunionbank trennte den
treffen.
Chor vom Kirchenschiff und verdeutlichte damit
den Abstand von Priester und gemeinem Volk.
Altar, Hochaltar:
Im eigentlichen Sinne ist es der Tisch, an dem
Kirchenschiff:
der Priester das Messopfer darbringt. Vor dem
In diesem Raum nehmen die Gläubigen bei
2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) geschah
kirchlichen Feiern Platz. Durch die Vergröße-
dies am Hochaltar, dem hohen Kirchenmöbel
rung einiger alter Pfarrkirchen (z.B. Thommen,
mit kunstvollen Verzierungen, Bildern, Skulp-
Neundorf, Büllingen) wurden Seitenschiffe ein-
turen und Kerzen, das den Chorraum abschließt.
gebaut. Das Kirchenschiff ist in mehrere Joche
Zentraler Teil des Hochaltars ist der Tabernakel,
(einzelne Gewölbeabschnitte) unterteilt.
ein eingebauter Schrank, in dem die kirchlichen
Gefäße (Kelche) mit den Hostien (lat.: Opfergabe, die bei der Messfeier verwendeten Weizenbrot-Oblaten) aufbewahrt werden. Während
der Priester bei der Messfeier am Hochaltar mit
dem Rücken zu den Gläubigen stand, wurden
in den meisten Kirchen im Zuge der konziliaren
Reformen ein Tisch- bzw. Volksaltar eingebaut,
so dass der Priester die Messe nun der Gemeinde
zugewandt feiert.
Dreischiffige Kirche von Neundorf
mit Kreuzrippengewölbe
7
Kommunionbank:
Beichtstuhl:
Vor dem Konzil empfingen die Messbesucher
In einigen Kirchen (z.B. in Neundorf und
die Kommunion (Hostie) kniend an der sog.
Reuland) finden sich noch Beichtstühle.
Kommunionbank, d.h. an der Brüstung, die
Hierbei handelt es sich um fast geschlossene,
das Kirchenschiff vom Altarraum trennte. Die
schrankartige, hölzerne, oft mit kunstvollem
Kommunionbank war in den meisten Kirchen
Schnitzwerk verzierte Möbelstücke, die in zwei
aus Holz gefertigt und mit gedrechselten Säulen
Innenräume geteilt sind: einen für den Priester,
oder verzierten Holzreliefs versehen. Nachdem
einen für die Beichtenden. Der Teil des Priesters
die Gläubigen nach den Reformen des 2. Vatika-
enthält einen der Tür zugewandten Sitz, der
nischen Konzils die Kommunion stehend emp-
Teil des Gläubigen eine Kniebank, ausgerichtet
fingen, wurden die Kommunionbänke in vielen
zu der vergitterten Öffnung in der Trennwand,
Kirchen überflüssig. Man baute sie aus und sie
durch die der Gläubige dem Priester seine Sün-
fanden z.B. bei der Herstellung des Volksaltars
den beichtet.
Verwendung (z.B. in Mackenbach).
Empore, Orgelbühne:
Kanzel, Predigtstuhl:
Auf diesem erhöhten, galerieähnlichen Einbau
Vor dem Konzil predigte der Priester von einem
aus Stein oder Holz an der dem Chor gegenüber
erhöhten kleinen Balkon aus zu den Gläubigen.
liegenden Seite des Kirchenschiffs ist die Orgel
Über eine kleine Treppe gelangte er auf diese
untergebracht. Hier nehmen auch die Sänger
Kanzel, die meist mit einem Schalldeckel
des Kirchenchores bei der Messfeier Aufstellung.
versehen und mit einer Taube (Symbol des hl.
Geistes) oder einer Darstellung des Erzengels
Michael, des „Streiter
Darstellung des Leidenswegs Jesu Christi in
Gottes“ verziert war. In
Form von 14 Bildern. Auch heute noch betet der
heutiger Zeit predigt der
Gläubige vor den Stationen und gedenkt dabei
Priester am Altar bzw.
auch der Leidenden unserer Tage.
am Lesepult (Ambo) im
Chorraum.
Predigtstuhl in Neundorf
Kreuzweg in Ouren
Kreuzweg:
Einleitung
S ch u t z p a t r o n e d e r K i rch e n
J
Jede Kirche, ob Pfarrkirche oder Kapelle,
Andere Heilige wie Luzia, Odilia oder die hl.
ist einem Schutzpatron geweiht. Als sol-
drei Jungfrauen deuten an, dass diese Kirchen-
che kommen Personen in Frage, die von
gemeinden an der Stelle heidnischer Kultstätten
der katholischen Kirche als Heilige anerkannt
entstanden sind. Wiederum andere Heilige
wurden. Ausschlaggebend für die Heilig-
haben einen Bezug zum agrarisch geprägten
sprechung einer Person ist deren Praxis des
Alltag der Menschen oder zu den Nöten, die das
christlichen Glaubens. Viele Heilige erlangten
harte Leben zusätzlich belasteten (z.B. Eligius,
diesen Status, nachdem sie Folterqualen oder
Antonius, Wendelin, Donatus, Rochus, Apollo-
gar den Märtyrertod wegen ihres Glaubens erlit-
nia, Anna, Aldegundis, Willibrord, 14 Nothelfer
ten hatten (vor allem im 3. Jh. in der Zeit der
usw.).
Christenverfolgung); andere wurden wegen ihres
Bekennertums (Verkündigung des Evangeliums,
Die Darstellung der Heiligen geschieht ent-
Leben nach christlichen Maßstäben) heilig
weder als Holz- oder Steinskulptur, als Gemälde
gesprochen. Ausschlaggebend können auch
und in selteneren Fällen als Reliefdarstellung.
Wunder sein, die dem Betreffenden zugespro-
Die meisten Heiligen sind an ihren Attributen
chen werden.
zu erkennen: Werkzeuge, Utensilien oder Tiere,
die in der jeweiligen Leidensgeschichte (Mar-
Die Heiligen, die als Schutzpatrone der Kirche
tyrium) eine Rolle spielten oder aber auf die
und des jeweiligen Dorfes verehrt werden,
besondere Gabe des Hei-
erlauben bisweilen Rückschlüsse auf das Alter
ligen hindeuten. So wird
des Gotteshauses bzw. der Pfarrgemeinde. So
z.B. die hl. Katharina mit
finden sich in den ältesten Pfarren entweder
einem Rad dargestellt, da
Regionalheilige, d.h. Heilige, die in der Region
sie auf einem Rad gefol-
gelebt haben und daher eine besondere Vereh-
tert wurde; der hl. Wen-
rung erfahren, wie z.B.
delinus wird mit einem
Lukerus (Mackenbach),
Hirtenspaten oder einem
Hubertus (Amel), Remac-
Ochsen dargestellt, da
lus (Thommen) oder Lam-
man ihn als Schutzpatron
bertus (Manderfeld) oder
der Hirten und des Viehs
aber wichtige Heilige der
anruft.
katholischen Kirche wie
Darstellung der hl. Katharina
in Thommen
z.B. die Muttergottes
(Neundorf) oder der hl.
Petrus (ursprünglicher
Hl. Lukerus – Regionalheiliger
in Mackenbach
Patron Büllingens).
Einleitung
Wegekre u z e
N
Neben Kirchen und Kapellen
abgebaut wurde. Andere Kreuze,
gibt es landauf, landab noch
vorwiegend in der Manderfelder
andere Zeichen religiöser
Gegend, sind aus Sandstein gehauen
Verehrung und Praxis. Die Rede ist
– eine Reminiszenz an die jahrhun-
hier von den Wegekreuzen, die sich
dertealte Zugehörigkeit des Gebietes
noch in beträchtlicher Zahl in unserem
zum Kurfürstentum Trier, in dem
Landstrich finden und die trotz ihres
dieser Stein gefördert wurde. Holz als
beachtlichen Alters zumeist in gutem
einheimischer Rohstoff wurde und
Zustand sind. Viele dieser Kreuze
wird auch für die Herstellung von
sind aus Schieferstein gefertigt – ein
Kreuzen verwendet, die allerdings
Rohstoff, der noch bis zum Beginn
nicht so witterungsbeständig sind wie
des 20. Jh. in der Ortschaft Recht
die steinernen.
Sandsteinkreuz im
Dorfzentrum von Manderfeld
Man kann drei Arten von Wegekreuzen unterscheiden:
Votivkreuze, Gedenkkreuze: Diese wurden
Diese Kreuze stehen vielfach auf einem Steinaltar,
aus einem persönlichen Anlass (z.B. Gelüb-
an dessen Vorderseite ein Segensspruch (z.B.
de, Dank, Unfall) aufgestellt und sollen den
„Gelobt sei Jesus Christus“) eingraviert ist. Fuß-
Passanten an diesen Anlass erinnern. Aus der
fallkreuze sind eigentlich keine Kreuze im engeren
Inschrift auf diesen Kreuzen lässt sich dieser
Sinne, sondern Bildstöcke (aus Schiefer oder
Anlass allerdings meist nicht ergründen. Hier
Sandstein), auf denen eine Szene aus der Leidens-
empfiehlt sich eine Nachfrage bei Ortskundigen.
geschichte Christi dargestellt ist. Der Brauch des
Fußfallbetens ist in der heutigen Zeit erloschen.
Ehemalige Grabkreuze: Diese wurden
nach Auflösung eines Friedhofsgrabes von den
Bittgang durch die Dorfstraßen oder durch die
Eigentümern am Rande ihrer Privatparzelle auf-
Flur, wobei an sieben Wegekreuzen, Bildstöcken,
gestellt. Zu erkennen sind diese Kreuze an der
Kapellen oder Heiligenhäuschen jeweils einer
eindeutigen Inschrift wie z.B. „Hier ruhen die
Station des Leidensweges Christi betend gedacht
Gebeine von (Name des Verstorbenen)...“ oder
wurde. Begangen wurden diese Fußfälle bei einem
„obiit (Name des Verstorbenen)...“.
Sterbefall oder in der Fastenzeit.
Kreuze, die mit kirchlichen Riten in Zusammenhang stehen: Es handelt sich hier um Prozessionskreuze, um Fußfallkreuze oder Altarkreuze. 10
Einst war der Gang zu den „Sieben Fußfällen“ ein
Prozessionskreuz, auch „Reuländer Kreuz“ genannt, an der
Kreuzung Thommen-Oudler.
Die Altarplatte ermöglicht das
Abstellen der Monstranz mit
dem Allerheiligsten.
Gemeinde Amel
Amel
St.-Hubertus-Pfarrkirche
D
ie heutige Kirche wurde 1930/31
stilistisch dem ländlichen Barock. Es stand nach Plänen des Architekten
ursprünglich an der Straße nach St.Vith
Cunibert errichtet. Nur der Turm
und wurde erst 1931 an der heutigen
aus dem Jahre 1541 (siehe Jahresstein an
Stelle auf dem alten Friedhof aufgestellt.
der Südwestecke) blieb vom Vorgängerbau
Leider wurde es durch die Ardennen-Offen-
erhalten. Kuriosum: Die dritte Zahl ist
sive durch Granatsplitter beschädigt.
eine nach unten offene (halbe) Acht und
bedeutet vier, daher 1541.
Dargestellt sind im oberen Bereich die
Zurzeit wird der ehemalige Hauptaltar
der Apostel Johannes. In der Mitte ist
Kreuzigung Jesu, die Muttergottes und
aus dem 17 Jh. aufwändig restauriert.
neben der Jahreszahl „1722“ im Relief
Er wird ab August 2007 samt Tabernakel
die trauernde Maria („Pietà“) zu sehen,
wieder seinen Platz auf dem ursprüng-
im unteren Bereich der heilige Urbanus.
lichen Sockel finden. Gleichzeitig wird
Ferner ist das Kreuz mit typisch barocken
die neue Schatzkammer (auf der linken
Fruchtgehängen, Blumen und Puttenköp-
Seite der Kirche zwischen dem 2. u. 3.
fen ausgeschmückt.
Marktkreuz
Pfeiler) fertig gestellt sein und historische
Kirchengeräte und Zubehör (Kelche, Messgewänder, Reliquien…) beherbergen.
Als Zentrum des „Hofgebietes“ Amel und
Sitz des ehemaligen fränkischen Königshofes war das Dorf Amel in früheren Zeiten
ein bedeutender Ort. Hier war es Tradition,
Eine Fratze des Architekten Cunibert befindet sich am Gesims des
Chores. Sie wurde von den damaligen Steinmetzen wegen des unumgänglichen Wesens des Architekten ohne sein Wissen hier eingebaut. Zu sehen ist sie, wenn man an der Nordseite der Kirche hoch schaut
(Seite, wo auch das Marktkreuz steht) auf dem kleinen braunen Stein
genau über dem Pfeiler rechts vom Friedhofskreuz aus Blaustein.
am Michaelstag einen Markt abzuhalten
(später Hubertustag). Ein Marktkreuz war
In direkter Nähe des Kreuzes und der
Symbol des Marktfriedens und der Markt-
Kirche befindet sich das „Antoniushäus-
freiheit. Der Markt sollte eine friedliche
chen“, ein Bau der heute als Leichenhalle
und freie Stätte sein, ein Ort, wo jeder
und Museum dient. An seiner Bauform
frei und ungehindert seine Ware anbieten,
lässt sich allerdings noch heute ablesen,
verkaufen und kaufen sollte.
dass es sich ehemals um eine gotische Kapelle aus dem 14.-15. Jh. gehandelt hat,
Das Ameler Marktkreuz ist ein ca. 3,50 m
die um 1600 zur Wohnung des Pfarrers
hoher Bildstock aus Rotsandstein. Es ist
umgebaut wurde. Im 19. Jh. wurde der
auf das Jahr 1722 datiert und entspricht
Bau nochmals erweitert.
Antoniushäuschen
11
Gemeinde Amel
E i b e r t i ngen
St.-Sebastian-Kapelle
E
rst im Jahre 1700 erhielt Ei-
Der Aufsatz über dem Tabernakel
bertingen eine eigene Kapelle.
(Expositorium) mit der Darstellung
Dieser Bau wird auch heute
der Opferung Isaaks durch Abraham
noch regelmäßig für liturgische Feiern
stammt ursprünglich aus der Pfarr-
genutzt und erstrahlt nach einer Reno-
kirche Amel. Darüber befindet sich
vierung in neuem Glanz.
die Figur des hl. Sebastian (Dorfpatron) mit Engel sowie die Darstellung
Der polychrom gefasste Barockaltar
Gottvaters, der die Weltkugel hält. Die
mit Säulenaufbau ist wegen seiner
neugotischen Statuen des hl. Joseph
Einzigartigkeit ein wahres Juwel.
und des Herz-Jesu in den seitlich
angebrachten Muschelnischen stam-
Barocke Darstellung des
hl. Agilolf (18. Jh.)
Besonders auffallend ist die Vielzahl
men wie die im Schiff angebrachten
von Reliquien in zwei rechtecki-
Statuen der Theresia von Lisieux und
gen bzw. achteckigen Reliquiaren.
der Unbefleckten Empfängnis aus dem
Bei der Restaurierung im Jahr 2002
19. bzw. 20. Jh. Die beiden im Schiff
wurden 168 Knochenstücke von 81
angebrachten barocken Statuen des
Heiligen gezählt.
Nikolaus von Tolentino und des Regionalheiligen Agilolf von Köln stammen
hingegen aus dem 18. Jh. und standen
Im Jahr 716 soll bei Amel eine Schlacht zwischen Karl Martell
(Austrier) und den Neustriern stattgefunden haben. Laut einer
historisch stark umstrittenen Legende soll Abt Agilolf von
Stavelot-Malmedy, der später Erzbischof von Köln wurde, bei
dieser Schlacht in Amel den Märtyrertod gefunden haben. Daher
finden wir heute noch in Eibertingen eine Statue des Heiligen
und in Amel Reliquien.
möglicherweise ursprünglich in den
Muschelnischen des Hochaltars.
Die vier Glasfenster aus dem Jahre
1936 blieben von Kriegseinwirkung verschont. Sie zeigen die hl. Susanna von
Rom, den hl. Sebastian, den Erzengel
Michael und Johannes den Täufer.
Der hl. Sebastian
Als Anführer der kaiserlichen Leibgarde hatte Sebastian die
Möglichkeit, den in Rom inhaftierten Christen zu helfen und
das Evangelium zu verbreiten. Als dies bekannt wurde, stellte
man ihn vor Gericht. Da er nicht nachgab, befahl der Kaiser,
ihn an einen Baum zu binden und Bogenschützen durchbohrten
ihn mit Pfeilen. Der bereits tot Geglaubte wurde von einer Frau
aufgenommen und gesund gepflegt. Sebastian soll daraufhin
mit großem Freimut wieder vor den Kaiser getreten sein, worauf
man ihn mit Keulen erschlug.
12
Barocker Altar (Anfang 18. Jh.)
Reliquien von 81
verschiedenen
Heiligen
Gemeinde Amel
Iveldingen / Montenau
St.-Barbara-Kapelle und -Pfarrkirche
Kapelle
D
ie Kapelle wurde im Jahre 1688
Dem aufmerksamen Betrachter bieten
gebaut; ein Inschriftenstein
sich ferner folgende interessante
in der linken oberen Ecke des
Elemente von außen:
Westgiebels weist auf dieses Datum
• Zur Errichtung der Mauern wurden
hin: „Anno 1688 Ifeldingen Mondenaw
größere grobe Arkose-Steinblö-
Sancta Barbara ora pro nobis“. Eine
cke aus dem nahen Wolfsbusch
nicht mehr erhaltene Altarplatte mit
der Jahreszahl 1518 stammte wohl
Ehemaliger Eingang der
Kapelle an der Westseite
verwendet.
• Die nordwestliche Ecke ruht auf
aus einer anderen Kirche oder wies auf
einem riesigen Monolithen
einen Vorgängerbau hin.
– ebenfalls ein Findling aus dem
Wolfsbusch.
Die Kirche von 1688 war ein beschei-
• Ein barockes Rotsandstein-Relief
denes Bauwerk, zählte die Doppelort-
mittig des Westgiebels stellt zwei
schaft damals doch nur 14 Haushalte. In
Szenen der Passion Christi dar.
den Jahren 1865 und 1907 wurde die Ka-
• Der ursprüngliche Eingang an der
pelle umgebaut bzw. erweitert. Im Früh-
Westseite wurde als Nische um-
jahr 1987 wurde der Erweiterungsbau aus
gestaltet. Dort steht ein Steinkreuz
dem Jahre 1907 dem Erdboden gleich
aus Blauschiefer, datiert 1794.
gemacht und die Kapelle wurde gründlich
renoviert. Da die Kirchen früher immer
In dem als Totenkapelle genutzten
nach Osten („Heiliges Land“) ausgerich-
Gotteshaus stehen zwei neugotische
tet waren, kann man davon ausgehen,
Altäre von 1907, die den 14 Nothel-
dass sich dem heute erhaltenen Schiff
fern geweiht sind.
ein kleiner Chor im Osten anschloss, der
allerdings nicht rekonstruiert wurde.
Vorderansicht der 1984
neu erbauten Pfarrkirche
P f a r r k i rch e
S
chon nach dem 2. Weltkrieg
Naturstein und Holz bilden die beiden
begann man mit den Planungen
wichtigsten Baumaterialien dieser mit
zum Bau einer neuen Kirche,
einem pyramidenförmigen Dach er-
doch sollte es bis 1984 dauern, ehe
bauten Kirche. Der Altarraum befindet
die heutige Kirche nach Plänen des
sich nicht, wie sonst üblich, in einem
Architekten Reinhold Bongartz fertig-
Chor, sondern ist Teil des als Halbkreis
gestellt wurde.
angelegten Gebetsraumes.
13
Gemeinde Büllingen
B ü l l i ngen
St.-Eligius-Pfarrkirche
I
m Jahre 1130 wurde erstmals
Kirche ihre heutige Form. Quer zum
eine Kirche in Büllingen erwähnt.
bestehenden Schiff wurde in Nord-
Das romanische Taufbecken
Süd-Richtung das heutige Kirchen-
(vermutlich aus dem 12. Jh.), das sich
schiff erbaut, wodurch der Kirchen-
in einer Seitenkapelle (im Turminnern)
raum erheblich vergrößert wurde.
der heutigen Kirche befindet, deutet
an, dass es auch schon vorher hier
Durch einen päpstlichen Erlass aus
ein Gotteshaus gegeben hat. Das alte,
dem Jahr 1771 wurde St. Eligius
nach Osten gerichtete Mittelschiff mit
zum ersten Schutzpatron ernannt.
dem Chor ist in den Jahren 1513-1520
Ursprünglich war die Kirche den Apos-
angelegt worden. Auffallend ist die
teln Petrus und Paulus geweiht.
achteckige Säule aus rotem Sandstein
Kirchturm der
St.-Eligius-Kirche: im
Vordergrund Statue des
hl. Michael als
Seelenwäger (16. Jh.)
in der Mitte der Kirche, die das gan-
Die Inneneinrichtung ist bis auf ein
ze Gewölbe zu tragen scheint.
gotisches Chorkreuz aus dem 16. Jh.
ausschließlich neugotisch (Ende 19.
Dort, wo die Gewölberippen an der
Jh.). Dazu gehören der Marienaltar im
Decke zusammenlaufen, haben die
alten Chor, verschiedene Andachts-
Steinmetze zahlreiche Schlusssteine
altäre, die Kanzel, Fragmente der
angebracht. Diese zeigen Reliefs des
Kommunionbank und zwei Retabel mit
bemalten Holzreliefs. Das im Inneren
Der hl. Eligius ist der Patron der Goldschmiede und Schmiede. Der Sage nach
gab ihm Merowinger-König Dagobert
(7. Jh.) Gold, um ihm einen Thron zu
fertigen. Weil reichlich Material vorhanden
war, fertige Eligius ihm gleich zwei Throne, und der König war verblüfft über seine
Ehrlichkeit. Später wurde Eligius Priester,
Bischof und Klostergründer in Frankreich.
des Turms zeigt links den hl. Eligius
als Goldschmied, rechts den hl. Eligius, der die Toten begräbt, und in der
Mitte die Statue des hl. Eligius von
Noyon. Das zweite Retabel im Kirchenschiff zeigt zum einen die Darstellung
Jesu im Tempel und zum anderen
Jesus im Ölgarten. In der Mitte steht
eine Herz-Jesu-Statue.
Relief mit dem hl. Eligius
als Goldschmied
Gekreuzigten, Engel mit Rute und Gei-
Die zehn Register umfassende Orgel
ßel, das Schweißtuch, den hl. Rock,
wurde 1997 durch die Firma Georg
den hl. Petrus, Rosetten und kleine
Westenfelder aus Luxemburg gebaut.
Wappenschilder.
Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die
14
Gemeinde Büllingen
Manderfeld
St.-Lambertus-Pfarrkirche
W
ie die Kirchen von Bül-
Stationen eines Kreuzweges auf
lingen, Amel, Thommen und
mannshohen Rotsandsteinsäulen. Im
Neundorf steht die Mander-
Jahr 1765 wurden die Bildstöcke auf
felder Pfarrkirche möglicherweise auf
Initiative des damaligen Pfarrers von
den Grundmauern eines fränkischen
den Pfarrangehörigen gestiftet. Die
Königshofs.
Reliefs zeigen in barocker Bildsprache
den Leidensweg Christi; auf der Rück-
Die Pfarrkirche ist ein einschiffiger
seite ist jeweils der Name des Stifters
Bruchsteinbau aus dem Jahr 1549
vermerkt. Ungewöhnlich ist jedoch die
mit wesentlich älterem vortretendem
Darstellung der 14. Station in Form
Westurm. Das Wappen des Trierer
einer Grablegungsgruppe, die in einem
Kurfürsten Richard von Greiffenclau
kleinen Bauwerk untergebracht ist.
(außen am Turm) weist auf eine
Dieses Bauwerk wird im Volksmund
Stiftung hin.
Siebenschläfer-Häuschen genannt,
steht aber in keiner Weise in Zusam-
Das Schiff wurde als „Einstützenkir-
menhang mit der Siebenschläfer-Le-
che“ gestaltet, jedoch wurde das Ge-
gende zur Zeit der Christenverfolgung
wölbe 1780 entfernt. 1903 wurde die
unter Kaiser Decius (3. Jh.).
12. Kreuzwegstation:
Jesus stirbt am Kreuz
Kirche vollständig mit neugotischem
Mobiliar und Wandmalereien ausgestattet. Nachdem dieses größtenteils
in den 1950er Jahren entfernt wurde,
sollen die Hochaltäre bald wieder ihre
ursprüngliche Aufstellung finden.
In der Seitenkapelle der Kirche stehen neugotische Statuen
(1903) der vier Evangelisten mit ihren typischen Attributen.
Sie stammen vom alten Predigtstuhl: Matthäus mit Engel
(symbolisiert das Menschliche), Lukas mit Stier (Opfersymbol),
Markus mit Löwe (Glaubensstärke), Johannes mit Adler (Symbol
für das Geistige). Es bestehen allerdings verschiedene Auslegungen für die Attribute.
Es lohnt sich, die Standbilder auf dem
ehemaligen Friedhof hinter der Kirche
näher zu betrachten. Es sind die 14
Grablegung Christi (1765)
„Auge Gottes“:
Das Dreieck ist Symbol für
die Dreifaltigkeit.
Südansicht der Kirche
15
Gemeinde Büllingen
M e r l s cheid
St.-Briktius-Kapelle
D
ie St.-Briktius-Kapelle liegt im
Der barocke Hochaltar aus der ersten
beschaulichen Weiler Merl-
Hälfte des 18. Jh. zeigt in seinem
scheid. Der hl. Antonius von
oberen Altarbild die Dreifaltigkeit
Padua wird als zweiter Patron verehrt.
in Form von zwei Personen und einer
Taube: Vater (mit Hut in der Hand),
Die Einwohner der Ortschaft pflegen
Barocker Hochaltar
(18. Jh.)
Sohn und hl. Geist (Taube). Das Bild
die Kapelle mit viel Liebe und Sorg-
des Antependiums (vordere Altarplat-
falt. Das von außen schlicht wirkende
te) zeigt die Aufnahme Mariens durch
Gebäude beherbergt in seinem Inneren
die Dreifaltigkeit in den Himmel. Das
eine barocke Einrichtung mit einer
Hauptgemälde mit Kreuzigungsszene
Vielzahl an kleinen Kunstwerken.
ist dem 19. Jh. zuzuordnen.
Die Kapelle wurde 1736 auf Wunsch
Links neben dem Altar steht eine
der Dorfbevölkerung errichtet. An den
Statue des Apostels Jakobus (des
kleinen verputzten Bruchsteinbau
Älteren). Zu seinen Attributen zählen
wurde 1868 anstelle des Dachreiters
der Pilgerstab und die Muschel. Er
ein Glockenturm angefügt.
wird als Patron für das Wetter und die
Feldfrüchte angerufen.
Die Kapelle ist tagsüber geöffnet, falls dies
jedoch einmal nicht der Fall sein sollte, ist
der Schlüssel im gegenüberliegenden Haus 12
erhältlich.
Der hl. Briktius, Bischof von Tours (+ 444)
Als Schüler des heiligen Martin erbaute er in
Tours die 1. Martinskirche und wurde später
selber Bischof dieser Stadt.
Briktius war der Überlieferung nach schweren
Anschuldigungen seiner Gegner ausgesetzt, die
auf einer Synode als Verleumdungen erkannt
16
wurden. Anlass der Verleumdungen war wohl,
dass er weniger asketisch lebte als andere
Schüler des heiligen Martin.
Als Bischof wird er als Zeugnis seiner Unschuld
mit glühenden Kohlen im Gewand dargestellt.
Weitere Attribute sind ein Wickelkind und/oder
drei Ähren.
Gemeinde Büllingen
Krewinkel
St.-Eligius-Kapelle
D
ie gotische St.-Eligius-Kapelle
Die beiden Schlusssteine im Chor stellen
entstand im Zentrum des Weilers
einerseits Christus oder Gottvater und
Krewinkel auf einer kleinen An-
andererseits eine Blüte dar. Hier steht
höhe. Dies hat sicherlich eine symbo-
das Göttliche (das Ewige) dem Irdischen
lische Bedeutung: Der christliche Glau-
(dem Vergänglichen) gegenüber.
be stand im Mittelpunkt des Alltags.
Das genaue Baujahr der gotischen
Zu Beginn der 1990er Jahre wurden
Kapelle ist unbekannt, stilistisch ist
überraschend an der Ostseite des Chor-
sie aber in den Beginn des 16. Jh. ein-
raums Wandmalereien entdeckt, deren
zuordnen. Mit Sicherheit bestand aber
Freilegung und Restaurierung noch
bereits vorher eine Kultstätte hier, wie
nicht abgeschlossen sind. Die Malereien
die letzten Erkenntnisse anlässlich
stammen aus der Zeit zwischen 1480
der Renovierungsarbeiten seit 1997
und 1530.
belegen.
Das Bildprogramm ist in drei Bereiche
Vieles deutet darauf hin, dass der Chor
unterteilt: ganz unten eine dekorative
das älteste Bauelement ist.
Vorhang-Malerei, in der Mitte sechs
Gesamtansicht der Wandmalereien der Chorostwand, um 1500-1525
Heilige (wahrscheinlich 6 von 12 AposDie Gewölbe-Schlusssteine von Schiff
teln) und im oberen Bereich eine Dar-
und Chor sind interessante Zeugnisse
stellung des Jüngsten Gerichts. Letztere
Eifeler „Bauernkunst“. Der hl. Eligius,
zeigt links den Empfang der Gerechten
Patron der Kapelle, ist als Schmied dar-
durch Petrus an der Himmelspforte und
gestellt. Als Schutzherr der Metall ver-
rechts den heiligen Erzengel Michael als
arbeitenden Berufe steht er mit dem
Seelenwäger vor dem Höllenschlund.
im Mittelalter betriebenen Erzabbau in
Krewinkel in Zusammenhang. Gegen-
Das gesamte Barock-Mobiliar der Kapel-
über befindet sich die Darstellung des
le wurde in den 1960er Jahren zwecks
hl. Servatius, ebenfalls als Bischof, mit
Bau der neuen Kirche veräußert.
Schlussstein
hl. Servatius
einem Schlüssel als Symbol. Er war mit
großer Wahrscheinlichkeit der erste
Patron der Kapelle; sein Patrozinium
wurde aber im Spätmittelalter – wohl
durch den Erzabbau – durch Eligius
verdrängt. Außerdem erkennt man im
Die Kapelle ist häufig geöffnet und
dient als Ausstellungs- und Konzertraum.
Sollte die Tür dennoch einmal verschlossen sein,
ist der Schlüssel erhältlich bei Paul Kirchens,
Krewinkel 34, oder Marianne Birck, Krewinkel 30.
Schiff zwei Stifterwappen, die „Johannisschüssel“ und einige florale Motive.
17
Gemeinde Büllingen
R o ch e rath
St.-Johannes-der-Täufer-Pfarrkirche
N
achdem die große neugotische
an der flachen Holzdecke mit ihren
Kirche von 1907 durch die
schweren Balken (worauf der Text des
heftigen Frontkämpfe 1944-45
vorkonziliaren Vaterunsers steht) und
gänzlich zerstört wurde, errichtete
an den Rundbögen, die stilbestim-
man 1953 nach Plänen der Architekten
mend sind.
G. Marchot und R. Busch ein neues
Gotteshaus. Wenn man die Pfarrkirche
Alle Keramikarbeiten in der Kirche
von außen betrachtet, erkennt man
(Kreuzweg, Seitenaltäre, Hauptaltar,
sofort den Einfluss der italienischen
Predigtstuhl, Tabernakel, Taufstein,
Architektur: Da sind zunächst der
Ständer für die Osterkerze) sind das
Campanile, der freistehende Glocken-
Erstlingswerk des damals jungen bel-
turm, und die vielen kleinen Rundbo-
gischen Künstlers André Pirlot.
genfenster der Fassade und des Turmes
sowie am Haupteingang die großen
Die Kirchenfenster sind nach den
Arkaden mit den kleinen Arkaden
Entwürfen des Raerener Künstlers
darüber (eine Konstruktion, die uns
André Blank gestaltet. Sein Ziel war
an die alten Bauten der römischen
es, dass der Besucher der Kirche durch
Aquädukte erinnert).
das Spiel von Licht und Farben aus der
Dunkelheit zum Licht geführt werden
Reliefdarstellung des
hl. Johannes des Täufers
(1953)
Die riesige Steinskulptur über dem
soll. Daher werden die Kirchenfenster
Haupteingang, den Kirchenpatron
zunehmend heller, je weiter man in
Johannes den Täufer darstellend,
der Kirche nach vorne schreitet.
wurde vor Ort aus einem Stück Stein
gemeißelt.
Das große Wandgemälde im Chor
zeigt Christus, den Gekreuzigten, auf
18
Tritt man dann in die Kirche ein, so
dem Kalvarienberg. Unter dem Kreuz
erkennt man den neo-romanischen
stehen Maria, seine Mutter, und der
Baustil sofort am rechteckigen Bau,
Jünger Johannes. Zugleich ist dieses
Die Keramikarbeiten stellen Szenen
aus dem Alten und Neuen Testament dar.
Chor mit großem Wandgemälde von F. Griesenbrock
Bild aber auch eine Darstellung des
trachtung ihrer kunstvollen Fertigung
Weltgerichts: rechts vom Kreuz die
und eleganten Haltung lohnt den Weg
Menschen, die Gutes getan haben
in den hinteren Bereich des Chores.
(darunter Papst Pius XII), und links
die Mächte des Bösen: Krieg, Natio-
Die zweimanualige Orgel mit Haupt-
nalsozialismus (angeführt durch einen
werk und Rückpositiv wurde von der
berittenen Kriegsherrn) und Kommu-
Orgelbaufirma Georg Stahlhuth (D)
nismus. Dieses Bild ist ein Zeugnis
erbaut und 1969 eingeweiht.
der Nachkriegszeit, aus der Zeit des
„Kalten Krieges“.
Hinter der Kirche befindet sich eine
Von den wenigen Überbleibseln der
aus dem Jahr 1954 eines flämischen
Nachbildung der Lourdesgrotte
1944 zerstörten Kirche werden zwei
Arbeiters. Er hatte das Gelübde abge-
neugotische Statuen des Pest-Hei-
legt, dass er, falls er aus den Wirren
ligen Rochus und des Kirchenpatrons
des 2. Weltkrieges heil nach Hause
Johannes des Täufers in der neuen
käme, sich auf diese Art von Arbeiten
Kirche aufbewahrt. Eine nähere Be-
spezialisieren würde.
Der Socklel des Taufbeckens stellt die sieben
Sakramente dar: Taufe,
Eucharistie, Firmung,
Buße/Beichte, Ehe,
Priesterweihe, Krankensalbung.
19
Gemeinde Büllingen
W i r t z feld
St.-Anna-Pfarrkirche
I
Darstellung des Heiligen
Rockes im Gewölbe des
Schiffs (16. Jh.)
m 16. Jh. wurde der heutige
betenden Engels, des hl. Jakobus des
spätgotische Bau, offenbar an
Älteren im Pilgergewand und mehrere
Stelle eines Vorgängerbaus, an
Blüten. Die auffallend großen Schluss-
den älteren Turm angebaut. Im 18. Jh.
steine des Chores bilden in ihrer
wurden die gotischen Spitzbogenfenster,
Ausführung einen Gegensatz zu denen
dem Geschmack der Zeit entsprechend,
des Schiffs. Die Deutung der beiden
zu Rundbogen umgewandelt. Auch das
Darstellungen ist unklar.
Innere wurde ganz mit barockem Mobiliar
ausgestattet. 1954 wurde der einst nied-
Ein Kleinod gotischer Schnitzkunst ist
rige Turm um ein Niveau aufgestockt.
die Gruppe der Anna Selbdritt aus
dem 15. Jh. Diese wertvolle Kölner
Der Heilige Rock ist eine Reliquie, die im Trierer Dom aufbewahrt wird.
Der Überlieferung nach sollen dabei Wollfragmente der Tunika Jesu
Christi – ein etwa 30 x 30 cm großes Stück Gewebe – in den Rock eingenäht sein, den die Mutter Konstantins des Großen nach Trier brachte.
Da man sich jedoch des öfteren anlässlich einer Zeigung gezwungen
sah, Ausbesserungen und Schutzmaßnahmen vorzunehmen, ist der
„Urzustand“ der Tunika zunehmend verändert worden.
Nicht nur die Darstellung dieser Reliquie in Wirtzfeld, sondern auch im
Gewölbe ihrer Mutterpfarre Büllingen zeigt eine enge Verbindung zum
Bistum Trier. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass der wahrscheinliche Erbauer der Büllinger Kirche, Wilhelm von Manderscheid, gleichzeitig Abt der Klöster Stavelot-Malmedy und auch Prüm (Bistum Trier) war.
Arbeit zeigt die Wirtzfelder Pfarrpatronin Anna mit ihrer Tochter Maria und
ihrem Enkel Jesus. Die Gruppe ist in
einer neugotischen Nische befestigt
und wurde im Jahr 2000 gestohlen.
Durch Zufall wurde sie im Jahr 2004
in Deutschland wieder aufgefunden
und kehrte heim nach Wirtzfeld.
Zwischenzeitlich kaufte die Pfarre eine
neue Skulptur, was die nun zweifache
Ausführung der Anna Selbdritt erklärt.
Das Kirchenschiff wird von einem
bemerkenswerten gotischen Netz-
Die Orgel wurde 1970 durch die
gewölbe überragt. Die zahlreichen
Merksteiner Orgelbauanstalt Sankt-Wil-
Schlusssteine sind Ausdruck hiesiger
librord (D) errichtet und umfasst ein
Volkskunst. Zu erkennen sind Dar-
Hauptwerk, ein Rückpositiv und Pedal
stellungen eines Kruzifixes, eines
mit insgesamt 14 Registern.
Die hl. Apollonia
Sie erlitt 249 den Märtyrertod. Die Heiligenlegende kennt zwei Fassungen. Während eines
gewalttätigen Angriffs gegen die Christen wurde
Appolonia trotz ihres untadeligen Lebenswandels
von einer Menschenmenge angegriffen und nach
ihrer Weigerung, den Göttern zu opfern, mit Stei-
20
nen auf die Wange geschlagen, bis ihr die Zähne
ausfielen. Nach anderer Überlieferung riss ihr ein
Henker die Zähne einen nach dem anderen mit
einer Zange aus.
Neben der Märtyrerpalme und einem Buch erkennt
man sie an ihrem Hauptattribut, einer Zange mit
Zahn. Sie wird bei Zahnschmerzen angerufen.
Spätgotische Darstellung der hl. Apollonia (16. Jh.)
Gemeinde Burg-Reuland
Aldringen
St.-Martinus-Pfarrkirche
D
as Bauwerk wurde Ende des 17.
Gelegenheit, biblische Personen in ihrem
Jh. auf den Grundmauern einer
menschlichen Kontext darzustellen.
Neugotische Darstellung der
hl. Christina von Bolsena
älteren Kirche errichtet. Das
Portal ist aus dem 19. Jh., die Sakristei
wurde 1922 angebaut.
Besondere Beachtung verdienen ebenfalls die barocke Kommunionbank und
der Predigtstuhl (18. Jh.) sowie die im
Beim Eintritt in die Kirche dieses
Chorraum angebrachten neugotischen
typischen Eifeldorfes fallen zunächst
Reliefs von Kaspar Weiß (Ende 19.
die reich verzierten Barock-Altäre vom
Jh.) mit Szenen aus dem Leben des hl.
Anfang des 18. Jh. mit ihren Gemälden
Joseph und der Jungfrau Maria. und zahlreichen Statuen auf. Ältestes Ausstattungsstück ist das
Die meisten Skulpturen datieren aus
Taufbecken im Turm. Der verzierte Sockel
derselben Zeit wie die Hochaltäre.
ist Teil einer wahrscheinlich römischen
Im rechten Seitenaltar befindet sich
Säule (2. Jh.), die 1963 bei Arbeiten im
allerdings eine spätgotische Darstellung
Chor gefunden wurde.
der „Anna Selbdritt“ (2. Hälfte 16.
Jh.). Dieses in der Gotik beliebte Motiv
Die Orgel aus dem Jahr 1998 wurde
(Darstellung dreier Generationen: Mutter
von der Orgelbau-Werkstatt Schumacher
Anna, Maria und Jesuskind) gibt dem
(Baelen) in einem Gehäuse des Aldringer
mittelalterlichen Künstler erstmals die
Holzschnitzers Servatius Hahn gefertigt.
Taufbecken auf
römischem Säulenstumpf
Drei barocke Hochaltäre
21
Gemeinde Burg-Reuland
B ra cht
Kapelle zur Schmerzhaften Mutter
D
ie schlichte Kapelle entstand
die typisch luxemburgische Darstel-
in ihrer heutigen Form in zwei
lung der Maria in festlichem Gewand,
Bauphasen. Ende des 17. Jh.
sondern in Form einer Pietà (Maria mit
wurden der Turm und ein Teil des
dem Leichnam Jesu).
Schiffs errichtet. Um 1920 wurden
das Schiff verlängert sowie Chor und
Im Inneren beherbergt die Kapelle
Sakristei angebaut. Ein Zahlenstein
einen barocken Hochaltar (Anfang
mit der Inschrift „1695“ wurde an der
18. Jh.) mit einer späteren Darstel-
Sakristei wiederbenutzt.
lung der Schmerzhaften Mutter. Die
Holzstatuen (Anfang 18. Jh.) der
Eingangsportal aus
Sandstein (1678)
Das steinerne Eingangsportal in
Jesuiten-Heiligen Ignatius von Loyola
seiner frühbarocken Form verdient be-
und Franz Xaver zeugen ebenfalls von
sondere Aufmerksamkeit. Die Inschrift
der engen Verbindung zu Luxemburg,
„MARIA CONSOLATRIX AFFLICTORUM
da die Jesuiten dort den Muttergottes-
DUCATUS LUXEMBURGENSIS PATRONA
kult maßgeblich verbreiteten.
ELECTA 20. JANUARI 1678“ („Maria
Trösterin der Betrübten, als Patronin
Die kunstvollen Glasmalereien der
des Herzogtums Luxemburg erwählt
Päpstlichen Hofglasmalerei Dr. H.
am 20. Januar 1678“) weist auf eine
Oidtmann & Co. aus Linnich (D)
enge Verbindung zum Nachbarland
entstanden im Jahr 1920 und stellen
Luxemburg hin. Damals wurde die
verschiedene Heilige dar. Darunter
Muttergottes offiziell zur Patronin
auch die in unserer Region seltene
des Landes erwählt. Die Verehrung
Darstellung der Johanna von Orléans
der Luxemburger Madonna breitete
(Jeanne d’Arc).
sich bald über die Grenzen hinweg
aus. Jedoch sehen wir in Bracht nicht
Darstellung des hl.
Isidor von Madrid
22
Blick auf den Weiler Bracht
Prozessionskreuz aus Schiefer, ursprünglich ein
Grabkreuz aus dem Jahre 1759, auf der Hügelkuppe zwischen Bracht und Burg-Reuland.
Gemeinde Burg-Reuland
B urg-Reuland
St.-Stephanus-Pfarrkirche
I
m oberen Bereich des Turms
Das wohl interessanteste Objekt ist
erkennt man zwei von bekrönten
das Grabmal des 1625 verstorbenen
Löwen gehaltene Wappensteine
Herrn von Reuland, Balthasar von
des Balthasar von Pallant-Millendonck,
Pallant, und seiner Gemahlin Elisa-
im unteren Bereich des Turms zwei
beth von Millendonck. Es wurde aus
Sandsteine mit dem Monogramm
schwarzem, belgischem Marmor im
desselben Burgherrn. Diese Elemente
Jahr 1624 hergestellt. Der Schlüssel
stammen aus dem Vorgängerbau des 17.
am Panzerriemen des Ritters ist Zei-
Jh. und wurden in dem bis heute er-
chen der Erbkämmererwürde (verant-
haltenen Bau des Rechter Baumeisters
wortlich für die Finanzen des Landes)
Ferdinand Starck aus dem Jahr 1771
von Luxemburg. Der Mühlsteinkragen
wiederverwertet. 1912 wurde die Kirche
der Dame entspricht der Mode der
um ein Seitenschiff, einen neuen Chor
damaligen Zeit.
Kunstvolles Eingangsportal
aus Rechter Schieferstein
(1772)
und eine neue Sakristei erweitert.
Der Schlüssel zur Kirche ist im Elektrogeschäft
Nicht nur der Bau ist barock, sondern
Genten, Hausnr. 79, erhältlich.
zum Großteil auch seine Innenausstattung. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre wurden um 1750 angefertigt.
Am Hochaltar fällt besonders der Baldachin in Form einer Krone auf. Engel
tragen die Leidenswerkzeuge (Lanze,
Geißel und Schwamm), seitlich stellen
Barocker Hochaltar
(um 1750)
Holzstatuen den Patron der Kirche, St.
Stephanus, und den Ardennen-Heiligen
Hubertus dar. Die seitlich angebrachten
Statuen der heiligen Odilia und Lucia
datieren aus derselben Zeit.
Grabmal von Pallant-Millendonck (1624)
Orgel mit dem noch originalen
Prospekt der Orgelbauer Gebrüder
Müller aus Reifferscheid (D), 1862
23
24
E42
Recht
24
Pont
Mont
Arimont
Thirimont
E42
Bruyères
Born
Medell
AMEL
1
Meyerode
Valender
Heppenbach
4
Herresbach
Wereth
Medendorf
5
Manderfeld
10 km
Krewinkel
7
Berterath
Weckerath
6
Merlscheid
Lanzerath
BÜLLINGEN
Mürringen
Holzheim
Eimerscheid
Honsfeld
8
Hünningen
Rocherath
Wirtzfeld
9
Büllingen
Stausee
Bütgenbach
Berg
Möderscheid
Hepscheid
17
Bütgenbach
Amel Mirfeld
Eibertingen
2
Schoppen
Deidenberg
18
Elsenborn
BÜTGENBACH
Nidrum
Weywertz
19
Faymonville
Iveldingen
Montenau
3
Ondenval
Waimes
Gueuzaine
Champange
Lac de
Robertville
Robertville
Outre-Warche
Ovifat
Sourbrodt
Libômont
Walk
Longfaye
Xhoffraix
Géromont
Chôdes
Ligneuville
Lamonriville
Bellevaux
Hédômont
Malmedy
Bévercé
Bernister
A27
Burnonville
Lüttich
Verviers
0
25
Braunlauf
Weisten
10
E421
Malscheid
Lengeler
13
Espeler
Aldringen
Maldingen
Rodt
Dürler
Oudler
Thommen
15
Neundorf
23
A27
E42
Maspelt
21
Lommersweiler
14
Ouren
Stubach
Auel
A60
Rötgen
Setz
Heuem
Prüm
Trier
Mackenbach
22
Atzerath
Schlierbach
Steinebrück
Steffeshausen
12 Weweler 16
Lascheid
Burg Reuland
11
Bracht
BURG-REULAND
Alster
26
Wallerode
Wiesenbach
Neidingen
Galhausen
27
St.Vith
25
Hünningen
Emmels
Grüfflingen
Crombach
20
Hinderhausen
ST.VITH
Gemeinde Amel
1 Amel
2 Eibertingen
3 Iveldingen/Montenau
Gemeinde Büllingen
4 Büllingen
5 Manderfeld
6 Merlscheid
7 Krewinkel
8 Rocherath
9 Wirtzfeld
Gemeinde Burg-Reuland
10 Aldringen
11 Bracht
12 Burg-Reuland
13 Espeler
14 Ouren
15 Thommen
16 Weweler
Amelscheid
Schönberg
Gemeinde Bütgenbach
17 Bütgenbach
18 Nidrum
19 Weywertz
Gemeinde St.Vith
20 Crombach
21 Lommersweiler
22 Mackenbach
23 Neundorf
24 Recht
25 St.Vith
26 Wallerode
27 Wiesenbach
Gemeinde Burg-Reuland
E s p e ler
St.-Walericus-Pfarrkirche
D
er Turm der Kirche stammt noch
„Sagt, seine Jünger sind in der Nacht
vom 1615 geweihten Vorgänger-
gekommen und haben ihn gestohlen,
bau. Schiff und Chor wurden
während wir schliefen.“
1714 neu errichtet. Bei umfangreichen
Restaurierungsarbeiten im Jahr 1780
Eine Vielzahl von Statuen vervollstän-
wurde das Eingangsportal im Turm
digt die barocke Innenausstattung der
gebrochen. Dieses ist aus Rechter
Kirche. Die Gemälde der Seitenaltäre
Blaustein und trägt eine Relieffigur
stammen aus dem 19. Jh. Rechts:
des heiligen Walericus, der in dieser
Jesus erscheint den Emmaus-Jüngern,
Region ein seltener Lokalheiliger ist.
links: Krönung der hl. Barbara. Letzte-
Im Turm der Kirche hängt die ältes-
re wird in Espeler besonders verehrt,
te Glocke der Gegend, die um 1350
denn ihr Bildnis finden wir auch in
gegossen und im 2. Weltkrieg (1941)
einer Nische an der Außenseite des
wegen ihres Seltenheitswerts vor dem
Chores.
Einschmelzen bewahrt blieb.
Der Kirchenschlüssel ist im Haus Nr. 34 gegen­
Auffallend ist beim barocken Hauptaltar (Anfang 18. Jh.) das hervortretende Motiv der Auferstehung und der
Himmelfahrt Jesu im Beisein Gottvaters und des Heiligen Geistes (Taube).
Diese sehr plastische Darstellung in
Form eines Reliefs erweckt den Anschein, als schwebe die Figur Christi
regelrecht über dem Raum. Im unteren
Bereich erkennt man die Darstellung
schlafender Männer, zurückzuführen
auf die Worte des Oster-Evangeliums:
Eingangsportal mit
Darstellung des PfarrNische mit
patrons Walericus (1780) Figur der hl. Barbara
26
Hl. Antonius von Padua mit
Jesuskind und Buch
über der Kirche erhältlich.
Gemeinde Burg-Reuland
Ouren
St.-Peter-Pfarrkirche
Z
um Ortsteil „Peterskirchen“
Erwähnenswert sind auch die Werke
gehören die Kirche und die umlie-
des aus Ouren stammenden Künstlers
genden Gebäude (Pfarrhaus und
Pater Josef Belling (*1939), der für
Schule), die früher einen eigenständi-
die Kirche seines Heimatdorfes eine
gen Weiler oberhalb Ourens bildeten.
Pietà (rechter Seitenaltar) und eine
Alte Grabsteine aus Rechter Schieferstein entlang
der Friedhofsmauer
Statue des hl. Sebastian (Chorraum)
Die Kirche lässt den Besucher eine
anfertigte.
deutliche Aneinanderreihung verschiedener Stilepochen erkennen. Der Turm
Die beiden Wappensteine hinten in der
geht auf das 13. Jh. zurück (Romanik),
Kirchenmauer des Schiffs erinnern an
das Schiff wurde im 15. Jh. angebaut
die Stiftung eines Jahrgedächtnisses
(Gotik), der oktogonale Chorraum mit
durch Martin von Giltingen und seine
Zwiebelhaube stammt aus den Jahren
Frau Margaretha von Tavingy im Jahr
1741-42 (Barock). Die Sakristei wurde
1625. Die Steine stammen wahrschein-
im 20. Jh. gebaut.
lich aus der Ourener Burg und sind seit
dem 19. Jh. in die Westmauer einge-
Die barocken Hochaltäre wurden um
fügt. Die Stiftung bedeutet, dass die
1750 im Stil Louis XV angefertigt. Be-
Familie jährlich eine Messe zum Anden-
sonders interessant sind die beiden le-
ken an die Toten der Familie lesen ließ.
bensgroßen Darstellungen der Apostel
Dadurch kamen der Kirche garantierte
Petrus und Paulus auf dem Hochaltar
jährliche Einnahmen zu.
(18. Jh.). Im Zuge der Christianisierung
der Region wurden zunächst biblische
Vom Friedhof geht ein Kreuzweg aus,
Personen (Apostel, Muttergottes) als
der zu einem angenehmen Spazier-
Kirchenpatrone gewählt. Das Patrozini-
gang unter Laubbäumen einlädt. Die
um des hl. Apostels Petrus weist deshalb
verschiedenen Stationen sind mit mehr-
mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine
farbigen Malereien auf Metall verziert
sehr alte Kultstätte hin.
und liegen geschützt in Steinnischen.
Jesus machte Simon, der zu seinen Jüngern gehörte, zum
Oberhaupt des Apostelkollegiums, indem er ihm sagte: „Du
bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche
bauen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches
geben“ (griech. „petros“= Fels). Das Leben des Petrus ist
von Zeiten der Euphorie und Zeiten der Abstürze geprägt.
Noch auf dem Weg zum Ölgarten wollte er selbstsicher sein
Blick vom Kreuzweg auf
das herrliche Ourtal
Nordansicht der Kirche
Leben für Jesus hingeben. Nur kurze Zeit später musste
er, in seiner dreimaligen Verleugnung Jesu, seine tiefste
Demütigung erfahren. Während der Christenverfolgung
wurde Petrus gekreuzigt – auf eigenes Bitten hin mit dem
Kopf nach unten; dies aus Demut, weil er sich nicht würdig
fühlte, wie sein Herr Jesus zu sterben. Seine Hauptattribute sind die Schlüssel für das Paradies und für die Hölle.
27
Gemeinde Burg-Reuland
T h o m men
St.-Remaklus-Pfarrkirche
S
chon 814 wurde die Ortschaft
Das Taufbecken im alten Chor wird
Thommen urkundlich erwähnt.
dem 11. oder 12. Jh. zugeschrieben. In
Im späten 15. Jh. erbaute man
der Seitenwand des alten Chors sieht
eine dreischiffige gotische Anlage. Der
man noch die gotische Sakraments-
Turm, ein Großteil des Schiffs und des
nische, aus der man während der
Chores sind noch heute erhalten. 1910
Franzosenzeit (1795-1815) Messkelche
wurde der Bau unter Architekt Klomp
und andere wertvolle Sakralgegenstän-
erweitert, indem ein neugotischer Bau
de gestohlen hat. Die erhöhte Nische
senkrecht an den alten angefügt wurde.
deutet an, dass der alte Chor damals
um einige Stufen höher lag als heute.
Die Kirche besitzt drei barocke Altäre
aus dem späten 17. Jahrhundert. Diese tragen zwischen korinthischen, von
Weinlaub umrankten Säulen jeweils
ein Gemälde, am Hauptaltar und am
rechten Seitenaltar aus der gleichen
Epoche, am linken Seitenaltar von
1930. Zahlreiche Barockstatuen run-
Pausbackige Engel am
rechten Seitenaltar
Barocker Hauptaltar (Ende 17. Jh.)
Innenansicht mit Blick
auf das alte Seitenschiff
den das harmonische Gesamtbild ab.
Bei der letzten Renovierung wurden
kunstvolle Dekormalereien aus dem
Die Kanzel ist im für die Gegend sel-
16. Jh. im alten Chor (auf den Kreuz-
tenen Stil der Renaissance gearbeitet.
rippen und in den Gewölbezwickeln)
Wegen der feinen Schnitzereien und
entdeckt. Diese sind ergänzt und
gedrehten Säulen wird sie auf die
aufgefrischt worden. Nach der Reno-
Mitte des 17. Jh. datiert.
vierung besticht die Kirche durch eine
lebendige und frische Atmosphäre.
Hl. Katharina (um 1700)
28
Südansicht der Kirche
Gemeinde Burg-Reuland
Weweler
St.-Hubertus-Kapelle
D
ie Kapelle ist bis auf den älteren
beherbergten die Hochaltäre und Wand-
Turm ein spätgotischer Bau des
nischen zahlreiche Statuen des 18. Jh. wie
ausgehenden 15. Jh. Dieses wun-
die des hl. Hubertus, des hl. Willibrord, des
derschöne Bauwerk ist in eine malerische
hl. Wendelin oder der Madonna mit Kind.
Landschaft (Zufluss von Our und Ulf)
Jedoch weckt die Abbildung der hl. Agatha
eingebettet. Von 1313 bis 1803 diente die
über dem linken Seitenaltar besonderes
Kapelle als Pfarrkirche von Reuland.
Interesse, denn sie wird mit abgeschnittenen Brüsten auf einem Tablett dargestellt.
Markantes äußeres Zeichen des weißver-
Die meisten Statuen fielen im Jahr 2005
putzten Bruchsteinbaus ist der barocke
einem Diebstahl zum Opfer. Seitdem muss
Turmhelm (in den 1980er Jahren rekonstru-
der Besucher sich leider mit dem Betrachten
iert). Im Innern besticht die harmonische
von Fotos begnügen.
Verbindung von gotischer Schlichtheit und
barocker Fülle, wie z.B. im reich verzierten
Prunkstück der Innenausstattung ist
Mobiliar aus dem 18 Jh. deutlich wird. neben der barocken Einrichtung ein großes
Holzkruzifix, das sehr wahrscheinlich aus
Besonders zu beachten ist das Sterngewöl-
dem 13. Jh. stammt und somit die älteste
be, das auf einer runden Mittelsäule ohne
und künstlerisch wertvollste Skulptur der
Kapitell ruht. In unserer Region findet man
Gegend ist.
nur noch in Weweler und Büllingen diesen
besonderen Gewölbebau, der „Einstützenkirche“ genannt wird.
Vom Friedhof aus, der die Kapelle umgibt
und von einer Trockenmauer eingefasst
wird, hat man eine wunderbare Sicht auf
Bei Restaurierungen in den Jahren 1983-84
das Tal der Ulf und der Our.
wurden in der Kirche Reste hochwertiger
Wandmalereien entdeckt. Diese Fragmente
von ausgezeichneter künstlerischer Qualität,
die sich ursprünglich auf den Wänden hinter
den Seitenaltären befanden, wurden auf die
Rückwand des Schiffs transferiert.
Von der alten Einrichtung des 18. Jh. sind
ein meisterhaft restaurierter Hochaltar, Chorgestühl, Kommunionbank und
Kirchenbänke erhalten geblieben. Einst
Der Schlüssel der Kapelle ist erhältlich Hausnummer 14, ca. 50 m vor der Kirche.
Die hl. Agatha fiel als junges Mädchen der Christenverfolgung des Kaisers
Decius zum Opfer. Der Statthalter von Catena (Sizilien), Quintianus,
hegte Hass gegen sie, weil sie ihn abwies, und gab sie in die Hände einer
Kupplerin in ein Bordell. Nachdem er jedoch ihre Tugend nicht beflecken
konnte, ließ er ihr eine Brust abreißen. Schließlich starb sie nach langen
Folterqualen im Gefängnis. Agatha, die um 250 lebte, gehört zu den lokalen
14 Nothelfern. Die hl. Agatha wird gegen jede Krankheit der Brust angerufen
wie z.B. Lungenentzündung. Dargestellt wird sie meist im Kerker oder unter
der Folter. Ihre Hauptattribute sind eine oder zwei abgeschnittene Brüste
auf einem Tablett, Schere, Messer, Zange, Feuer und Scherben, da sie auf
vielerlei Art gemartert wurde.
29
Gemeinde Bütgenbach
B ü t g e nbach
St.-Stephanus-Pfarrkirche
D
ie einstige Bütgenbacher Pfarr-
Weihwasserbecken (1568 datiert) sowie
kirche war ein gotischer Bau am
ein romanisches Taufbecken mit vier
Rand der Ortschaft. Nachdem die
Menschenköpfen aus dem 12.-13. Jh.
heutige Kirche im Dorfzentrum im Jahr
Lächelnde Madonna
(14. Jh.)
1931 nach Plänen des Architekten H.
Im eigentlichen Kircheninnern verdient
Cunibert fertiggestellt war, wurde der
die Statue der „lächelnden Madon-
alte Bau abgerissen. Mehrere Einrich-
na“ (14. Jh.) besondere Beachtung.
tungsgegenstände fanden aber im
Dieses fast schon schelmische Grinsen
Neubau ihren Platz.
der Bütgenbacher Madonna ist typisch
für die Kölner Werkstätten dieser Zeit
In der Architektur des neoromanischen
und wurzelt im rheinischen Wesen. Der
Baus finden wir mehrere Symbole. So
Künstler war wohl ein Mensch rhei-
zeigen die vier Ecken des Glockenturms
nischer Frohnatur, dessen Werk als eine
genau in die vier Himmelsrichtungen
eigenwillig-humorige Liebeserklärung
und die 12 Eingangstüren der Kirche
an Maria betrachtet werden darf. Die
verweisen auf die 12 Apostel.
Kronen und die neugotische Bemalung
stammen vom Ende des 19. Jh.
Beim Eintritt durch den Haupteingang
Außenansicht
fallen rechter Hand in einem Seiten-
Weitere Sehenswürdigkeiten: der
raum mehrere alte Einrichtungsgegen-
Kronleuchter aus Messing über dem
stände aus der ehemaligen Kirche
Hauptaltar, der 1654 von Christian von
auf: Fragmente der Kommunionbank
Reiffenberg und seiner Gattin gestiftet
aus Schieferstein (18. Jh.), zwei
worden ist, die Statue des heiligen
Grabplatten aus Sandstein einiger
Georg mit Pferd, den Drachen tötend
Herren von Bütgenbach wie Jacob
(Ende 16. Jh.), sowie die Pietà (Ende
von Reiffenberg (†1567) oder von
16.-Anfang 17. Jh.). Die Chorfenster
Johann Reinhard von Bulich (†1593),
zeigen Szenen aus dem Leben des hl.
ein gotisches, mit Wappen versehenes
Stephan.
Fensterrosette über dem Eingang mit Christus-Monogramm
und den Arma Christi (Nägel, Zange, Dornenkrone)
Innenansicht
30
Gemeinde Bütgenbach
Nidrum
Pfarrkirche zu den Heiligen drei Königen
E
rst 1720 erhielten die Nidrumer eine
Seitenaltären), links neben dem Altar an
eigene Kapelle. Zur Pfarrkirche, die
der Wand: Jesus und die Emmaus-Jünger
den Heiligen drei Königen geweiht
(um 1907 – Teil aus der ehemaligen Kom-
ist, wurde sie aber erst 1898 erhoben.
munionbank); das Taufbecken zwischen
Turm und Vorhalle stammen aus dem Jahr
Teilen der ehemaligen Kommunionbank
1861. Chor und Schiff wurden 1904 im
(vorne an der rechten Wand): Anbetung
neugotischen Stil neu erbaut. Der Glo-
der Weisen (aus dem ehemaligen Haupt-
ckenturm wurde 1935 und 1936 verändert.
altar); hinten in der Kirche: Marienaltar
1968 wich der alte Chor einer neuen, halb-
mit Mosaikbild; im Chor die Kreuzweg-
runden Konstruktion. Die Bänke im Chor
stationen – beide Kunstwerke stammen
werden genutzt, wenn der Gottesdienst in
aus dem Jahr 1968.
kleinerem Rahmen stattfinden soll.
Auf dem Gelände des Dorffriedhofes befindet sich
ein kleiner Militärfriedhof, auf dem die russischen
Kriegsgefangenen liegen, die zwischen 1942-1944
in Sourbrodt und Elsenborn ums Leben kamen.
Sehenswert sind: der Hauptaltar (um
1907 – bestehend aus den ehemaligen
Die hl. drei Könige (18. Jh.)
sind Namensgeber der Kirche.
Gemeinde Bütgenbach
Weywertz
St.-Michael-Pfarrkirche
D
ie Weywertzer Pfarrkirche St.-
Darunter befinden sich in der Wand
Michael (erbaut 1958-1959)
eingelassen die Kreuzwegstationen, im
steht im Schatten einer mehr
Hochrelief aus weißem Stein gehauen.
Innenraum der Pfarrkirche
als 300 Jahre alten Dorflinde.
Das große Holzkruzifix über dem
Im Innenraum herrscht gedämpftes
marmornen Hauptaltar beeindruckt
Licht, so dass der Blick unmittelbar auf
durch seine Aussagekraft und stellt
den hellen Chorraum gelenkt wird, da
unmittelbar die Verbindung zwischen
es sich um einen einschiffigen Raum
Himmel und Erde her.
ohne Pfeiler und Säulen handelt.
Ein Blick auf die Westseite des KirchenDie Längswände werden durch
raumes zeigt eine imposante Orgelempore.
Rundbogenfenster aufgebrochen. Sie
zeigen in moderner Gestaltung Szenen
aus dem Alten und Neuen Testament.
Erwähnenswert ist die
St.-Michael-Kapelle, die
sich unter dem Chor und der
Falls die Kirche oder Kapelle geschlossen sein
sollte, ist der Schlüssel bei Frau Sylvie Weynand,
Kirchweg 3, erhältlich.
Sakristei befindet.
Kreuzwegstation aus
Mosaiksteinen.
31
Gemeinde St.Vith
C r o m bach
St.-Antonius-Eremit-Kapelle
L
Barocke Pietà, 2. Hälfte
18. Jh.
ange Zeit mussten die Cromba-
werden der hl. Cornelius und die drei hl.
cher alle wichtigen kirchlichen
Jungfrauen verehrt.
Handlungen (Taufen, Hochzeiten,
Beerdigungen) in der Pfarrkirche von
Besondere Beachtung verdienen eine
Thommen vollziehen, was häufig be-
Pietà aus der 2. Hälfte des 18. Jh.
schwerlich und gefährlich war. Der erste
ein schmiedeeisernes Altarkreuz
Kirchenbau stammt den Quellen zufolge
(1970 von Schmied Alois Lampertz aus
aus dem 14. Jh. 1755 wurde der heutige
Lommersweiler gefertigt) sowie zwei
Turm (Glockengeschoss) neu erbaut. Im
Priester-Grabplatten im alten Chor
2. Weltkrieg wurde die Kirche stark be-
von 1773 und 1809.
schädigt und in den Folgejahren restauriert. Das Mittelschiff der St.-Antonius-
An der Außenwand des alten Chors
Eremit-Kapelle von Crombach wurde 1969
befindet sich ein Abfluss-Stein aus
abgerissen und senkrecht zur alten Achse
rotem Sandstein. Er diente früher
in größeren Ausmaßen wieder aufgebaut.
dazu, das Reinigungswasser, welches
Turm und Chor blieben in ihrer Original-
während der hl. Messe verwendet
größe erhalten. Nach dem Umbau unter
worden war, nach dem Gottesdienst
Architekt J. Moray aus Malmedy wurde
abfließen zu lassen, da es nur in ge-
die gegenwärtige Kirche 1971 geweiht.
weihter Erde entsorgt werden durfte.
In der neuen Kirche wurden moderne
Hl. Antonius, Einsiedler
und Wundertäter. (18. Jh.)
32
Stilelemente mit künstlerischen Werken
Wegen der erhöhten Lage, des mas-
früherer Jahrhunderte kombiniert. So
siven Turms mit Schießschächten
kontrastieren die schmiedeeisernen
und des Mauer-umwehrten Friedhofs
Kreuze und Leuchter mit traditionellen
zählte die alte Kirche zu den befestig-
Darstellungen (Antonius-Statue, Pietà).
ten Gotteshäusern. Dies gilt auch für
Schutzpatron der Kirche ist der hl. Anto-
die Kirchen von Neundorf, Thommen,
nius, der Ende des 3.-Anfang des 4. Jh.
Aldringen, Steffeshausen und Mander-
als Einsiedler lebte. Als weitere Heilige
feld, um nur einige zu nennen. Der Einsiedler Antonius gehört zu den Gründern des
Mönchtums, weshalb er stets in Mönchs- oder Eremitenkutte dargestellt wird. Nach dem Tod seiner Eltern
verteilte Antonius seine Habe an die Armen und zog sich
in die Einsamkeit zurück. Der Teufel versuchte ihn auf
grausame Weise in der Wüste. Mit Hilfe des Gebets widerstand Antonius allen Versuchungen, und der Herr übertrug
ihm die Aufgabe, die Niedergeschlagenen zu trösten,
die Besessenen von ihren Dämonen zu befreien und die
Kranken zu heilen. Eine sympathische Legende berichtet,
dass Antonius sich in die Hölle begab, um dem Teufel das
Feuer zu stehlen. Während er den Teufel ablenkte, rannte
sein Ferkel in die Hölle und raubte ein Scheit, um es
den Menschen zu schenken. Daher gehören zu Antonius‘
Hauptattributen neben dem T-förmigen Stock (das T-Kreuz
ist das Kennzeichen) das Schwein und das Feuer.
Gemeinde St.Vith
Lommersweiler
St.-Willibrord-Pfarrkirche
D
ie Pfarrkirche in Lommersweiler
Zahlreiche weitere Statuen schmücken
ist dem hl. Willibrordus ge-
die Kirche, u.a. eine neugotische
weiht, dessen Abbildung u.a. in
Darstellung der hl. Brigida.
Mosaikform über dem Eingangsportal
zu sehen ist. Er ist der Schutzpatron
Bemerkenswert sind ebenfalls die
des Dorfes und bekannt als Missio-
schönen Kirchenfenster von 1924.
nar der Eifel-Ardennen-Region. Der
Hinter dem Altar befinden sich u.a.
Legende nach soll er in Lommersweiler
eine Abbildung der hl. Apollonia und
unweit der Kirche getauft haben und
des hl. Antonius von Padua. Buntglas-
mit einem Stockschlag einen Brunnen
fenster in der linken Seitenkapelle
mit unversiegbarem Wasser erschlos-
stellen Szenen aus dem Leben des
sen haben. (Willibrordus-Bunnen am
heiligen Willibrordus dar.
Schutzengel mit Kind
(Anfang 18. Jh.)
Haus Nr. 56)
1924 wurde die alte Kirche durch einen
Neubau von Architekt Cnyrim ersetzt.
Erhalten blieben allerdings der alte gotische Chor (15.-16. Jh.), der untere
Teil des Turms und die schöne barocke
Innenausstattung. Hervorzuheben sind
u.a. eine gotische Holzfigur des hl.
Willibrord (Anfang des 16. Jh.), ein
Taufbecken (1628 datiert), eine Pietà
(17. Jh.) und die seltene Darstellung
eines Schutzengels mit Kind (17.
Jh.). Das Altarbild des Hauptaltares
stellt die Kreuzigung Christi dar (1682,
Der hl. Willibrord wurde 690 zum Priester und fünf Jahre
später zum Erzbischof der Friesen geweiht. Seinen Bischofssitz
erhielt er in Utrecht, wo er u. a. die Kathedrale bauen ließ und
von wo aus er viele Reisen unternahm und nach der Benediktiner-Regel Klöster gründete. Das bekannteste ist das Kloster
im luxemburgischen Echternach, wo er sich bis zu seinem Tod
zurückzog.
Die Legende berichtet, Willibrord habe einmal eine Quelle
entspringen lassen und mit seinem Bischofsstab ein Fass Wein
geleert. Seine Attribute sind demzufolge ein Stab, aus dem eine
Quelle entspringt, und neben ihm ein Fass.
Aufgrund seiner Missionarstätigkeit, bei der er sich besonders
für Kinder eingesetzt hat, wird er häufig als Bischof dargestellt,
der ein Kirchenmodell oder ein Kind trägt.
Der heilige Willibrord wird gegen Herpes, vitale Hautentzündungen, Krämpfe und Epilepsie angerufen.
signiert Gerardus Hanson).
Mosaik des hl. Willibrordus (1924)
Auf einem Kirchenfenster in Lommersweiler
ist zu lesen: „Der hl. Willibrord zerstört die
heidnischen Götzenbilder“.
33
Die hl. Brigida wurde um 450 in Irland
geboren und wird bisweilen „die zweite
Maria“ genannt. Sie führte ein untadeliges
und zurückgezogenes Leben, in dem es aber
dennoch nicht an wunderbaren Ereignissen
mangelte. Brigida war Äbtissin eines Doppelklosters, das sich zu einem geistlichen Zentrum Irlands entwickelte. Eines Tages erhielt
ihr Kloster Besuch von vielen Bischöfen. Um
sie würdig zu empfangen, molk sie ihre einzige Kuh dreimal, und diese gab so viel Milch
wie drei Milchkühe. Wegen des Milchwunders
ist sie Schutzpatronin der Wöchnerinnen
und Milchmänner und wird zum Schutz von
Kühen und Hühnerställen und Vieh allgemein
angerufen. Ihr Hauptattribut ist eine Kuh zu
ihren Füßen.
Die Grotte sowie die 7 Marien-StatiDer hl. Donatus
Er gehört zu den Blitz- und Donnerheiligen. In zahlreichen Ortschaften, so u.a.
in Maspelt, Emmels, Holzheim, Malscheid
und Weywertz trifft man Abbildungen
dieses Heiligen an, der vor Gewitter
schützen soll. Da er ein römischer Soldat
war, gehören Schwert oder Beil zu seinen
Attributen. In anderen Darstellungen
hält er ein mit 5 Lichtern bestecktes Rad
oder Blitze in der Hand.
onen (aus Tuffstein) wurden 1934 von
Pfarrer Busch angelegt. In dieser Zeit
entwickelte sich ein reger Pilgerbetrieb nach Lommersweiler; sogar Pilger
aus Flandern kamen mit der Eisenbahn
hierher. Derzeit finden nur noch am
15. August (Fest Mariae Aufnahme in
den Himmel) Feierlichkeiten hier statt.
Wenn man vom Dorfzentrum in Richtung St. Vith fährt, kommt man an
einer Weggabelung vorbei, wo eine
Statue des hl. Donatus steht.
Glasfenster mit
Darstellung der
hl. Apollonia (1924)
34
Der idyllische Ort, an einem Südhang gelegen, bietet
einen fantastischen Rundblick über die Grenze nach
Deutschland bis weit in die Schneifel hinein.
Lourdesgrotte (1934) mit
päpstlicher Approbation
Gemeinde St.Vith
Mackenbach
St.-Laurentius-Pfarrkirche
D
ie Ortschaft Mackenbach besteht
Die Kirche erfuhr in den Jahren 2001-
z. Zt. eigentlich nur aus drei
2003 eine vollständige Renovierung.
Gebäuden: der weiß getünch-
So wurden die abgenutzten Schiefer-
ten St.-Laurentius-Pfarrkirche, der
platten des Kirchenbodens gespalten,
Ourgrundia-Halle und dem Haus Feyen.
neu zugeschnitten und sorgfältig im
Dennoch ist Mackenbach seit 200 Jah-
Chor verlegt. Der Sakramentenaltar
ren Pfarrort für die Dörfer Setz, Schlie-
(Sockel unter dem Tabernakel) wurde
rbach, Atzerath, Rödgen, Alfersteg und
aus Elementen des alten Predigtstuhls
Heuem. Urkundlich wurde erstmals im
geschaffen, der Volksaltar, an dem
Jahr 1500 ein Kapelle erwähnt, die
das hl. Messopfer gefeiert wird, wurde
wegen des Lukeruskultes Wallfahrtsort
aus der Kommunionbank gefertigt.
Außenansicht
für Augenleidende war.
Beachtenswert sind ein im Chor
Hauptpatron in Mackenbach ist der hl.
hängendes Holzkreuz in T-Form (der
Laurentius (linker Seitenaltar); Lukerus
Überlieferung nach stammt es aus
gilt als Nebenpatron und einziger
einem Nachbarort, der während der
„Regionalheiliger“. Nach ihm ist die
Pestzeit ausgestorben ist) sowie die
Quelle benannt, die ca. 5 Gehminuten
zahlreichen Heiligenstatuen und der
nördlich der Kirche im Tal sprudelt.
Altar der Schmerzhaften Mutter.
Das Wasser des Brunnens wurde früher
oft als Heilmittel gegen Augenleiden
Hinter der Kirche, beim Lukerus-Brun-
benutzt. Das Leben des hl. Lukerus gibt
nen, befindet sich der Kreuzweg.
einige Rätsel auf. Der Überlieferung zu-
Die ausdrucksstarken Skulpturen sind
folge hat er in Mackenbach gelebt und
das Werk des Setzer Schreiners Peter
in der Kirche seine letzte Ruhestätte
Dederichs.
Lukerus-Brunnen
gefunden.
Das Langhaus der Kirche stammt aus
Die Kirche ist tagsüber geöffnet. Weitere
Auskünfte sind erhältlich bei der Küsterin Frau
Theodor, Atzerath 42, Tel. 080/22 71 88.
dem 15.-16 Jh. Der Turm wurde 1713
errichtet.
Gotischer Chor (um 1500)
Der Bau ist ein markantes Beispiel für
die „Eifelgotik“, wie sie u. a. auch
in Neundorf, Büllingen, Thommen,
Manderfeld und Ouren vorkommt.
35
Gemeinde St.Vith
N e u n dorf
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
N
eundorf hat eine sehr alte Ver-
heutige Stelle verlegt wurden, baute
gangenheit, deren Ursprünge
man die Kirche hier. Glaubwürdiger ist
sich in Legenden und Mutma-
jedoch die Vermutung, dass die Lage
ßungen verlieren. Demnach sollte die
der Kirche auf eine heidnische Kult-
Kirche an einer anderen Stelle erbaut
stätte zurückzuführen ist. Missionare
werden. Da die Baumaterialen jedoch
erbauten vermutlich hier ein Gottes-
mehrfach von der Muttergottes an die
haus, um die heidnischen Bräuche in
christliche umzuwandeln. Eine Quelle
nordwestlich des Kirchenberings wird
heute noch „Heiligenborn“ genannt.
Urkundlich wird die Kirche erstmals
1130 erwähnt. Vom damaligen Bau ist
der sehr massive Turm mit seinen 2,50
m dicken Mauern erhalten geblieben.
Ende des 15. Jh. errichtete man eine
dreischiffige gotische Anlage, die größte Kirche der Umgebung in dieser Zeit.
Damals war sie die Pfarrkirche der Stadt
St.Vith (offiziell bis 1803); davon zeugt
die „Vegder Poort“ („St.Vither Tür“),
Ein künstlerisch anspruchsvoll gefertigtes
Schiefersteinkreuz befindet sich am Weg
nach Crombach. Es wurde 1806 hergestellt und enthält drei Nischen: zwei mit
den Namenspatronen der Stifter (Nicolaus
und Magdalena) im Halbrelief und im
Kreuz ein Christus der gleichen Machart.
Chorraum: Abbildung der hl. Barbara mit
Inschriften in altdeutscher Sprache (um 1700)
36
eine massive antike Türe im nördlichen
Seitenschiff. Die aus Richtung St. Vith
kommenden Gläubigen traten durch
diese Tür ins Gotteshaus ein.
Steinbank mit dem
Relief Mariens (1763)
Pestkreuz aus dem 17. Jh.
Im 17. Jh. wurde das rechte Sei-
Besondere Erwähnung verdienen auch
tenschiff zerstört, aber erst 1763
die in dieser Form einzigartige bemal-
wurde ein neues im barocken Stil
te Kanzel aus Schieferstein (18. Jh.)
unter Baumeister Andreas Starck aus
und ein romanischer Taufstein des
Recht errichtet. Aus dieser Zeit stammt
11.-12. Jh. aus Arkose.
Barocke MuttergottesStatue (18. Jh.)
auch die Vorhalle mit Steinbank und
Muschelnische mit dem Relief Mariens.
Auch die Umgebung der Kirche ver-
Frührer musste an dieser Stelle der
dient große Beachtung, so u.a.:
„Zehnt“ entrichtet werden. Hierbei
• der uralte Friedhof rund um die
handelte es sich um Abgaben an die
Kirche in Höhe von einem Zehntel des
Landertrages.
Kirche mit seiner hohen Umfassungsmauer;
• die vielen alten Schieferkreuze in
der Friedhofsmauer, die ein wahres
Die barocken Hochaltäre wurden
Genealogieregister darstellen und
1686 errichtet. Das Gemälde des
die Größe der ehemaligen Pfarre
Hauptaltars (18. Jh.) zeigt eine
Neundorf verdeutlichen;
Szene, die das Patrozinium der Kirche
• Die Lindenbäume;
darstellt: die Himmelfahrt Mariens.
• Der Zugangspfad, gebildet aus
Die Gemälde der Nebenaltäre zeigen
die Martyrien der hl. Barbara und des
hl. Johannes des Täufers. Neben einer
tausenden aufrechtstehenden alten
Schieferplatten;
• der alte überhöhte Kreuzstock von
Vielzahl von barocken und neugo-
1630 an der Abzweigung der Straße
tischen Statuen wird die der Gottes-
nach St.Vith mit der Inschrift: „Vos
mutter (Chor) in Neundorf besonders
omnes qui transitis per viam“ (Sinn-
verehrt. Bis zum heutigen Tag pilgern
gemäße Übersetzung: Gedenkt des
viele Gläubige am 15. August (Fest
Leidens Christi, ihr alle, welche über
der Aufnahme Mariens in den Himmel)
diesen Weg vorüberzieht)
Innenansicht des
gotischen Baus mit barocker Innenausstattung
zum wundertätigen Gnadenbild.
Der hl. Leonard
Er lebte wahrscheinlich im 6. Jh., doch
fehlen über ihn gesicherte Erkenntnisse. Aus
der 1. Hälfte des 11. Jh. stammt seine stark
legendäre Vita. Danach soll er aus einem
fränkischen Adelsgeschlecht stammen, Schüler
des Bischofs Remigius von Reims gewesen
sein und das Kloster St.-Léonard-de-Noblat
gegründet haben, dem er als Abt vorgestanden
sei. Neben vielen Wundern schreibt ihm die
Legende die bes. Fürsorge für die Gefangenen
zu. Darstellung: in schwarzer Mönchskutte
mit Kette u. Abtstab. Befreit Gefangene aus
dem Fußblock oder hält sie an der Kette. Die
Darstellung mit Ochsen und Pferden neben ihm
zeichnet ihn als Patron der Bauern aus.
37
Gemeinde St.Vith
R e cht
St.-Aldegundis-Pfarrkirche
D
em Schieferstein begegnet
auch die Steinfassungen am gegen-
man in Recht auf Schritt und
überliegenden Pfarrhaus. Patronin der
Tritt. Geschliffener Bruchstein,
Kirche ist die hl. Aldegundis, die um
Fenster- und Türrahmen, Kreuze und
630 in Frankreich geboren ist und das
feine Bildhauerarbeiten sind lebendige
Kloster Maubeuge gründete. Sie wird
Spuren eines Handwerks, das sich zu
insbesondere in Nordfrankreich, Bel-
einer Kunst entwickelte. Ab dem 18.
gien und entlang des Rheins verehrt
Jh. bringt hochwertiger Blauschiefer
und als Fürsprecherin bei Krankheit
den Ort zur Blüte, insbesondere unter
angerufen, besonders bei Krebsleiden.
dem Einfluss von vier eingewanderten
Steinmetzen aus Tirol (um 1725).
Es lohnt sich, die kunstvollen Glasfenster (20. Jh.) mit ihren klaren
Die Pfarrkirche ist in Bruchstein ge-
Linien und ihrer ausdrucksstarken
baut. Das Schiff der ehemals gotischen
Bemalung zu betrachten. Zu sehen
Kirche aus dem 15.-16. Jh. wurde
sind unter anderem Darstellungen der
1753 im barocken Stil erweitert. 1925
Gottesmutter und der hl. Aldegundis
wurde das alte Schiff entfernt und
sowie die Wappenbilder der von Reif-
senkrecht zur alten Achse ein neues
fenberg und von Rolshausen.
Schiff mit Chor errichtet (Architekt
Eingang im barocken Stil
links vom Turm (1753)
38
E. Deshayes). Die Mauern des Turms
Die 15 Register umfassende Orgel
sowie der alte Chor (heute Seitenka-
wurde 1997 in der Orgelbauwerkstatt
pelle) sind Überreste des gotischen
Thomas in Ster (B) erbaut.
Baus. Der barocke Turmhelm sowie
die Vorbauten rechts und links des
Auf der südlichen Stützmauer stehen
Turms sind Überbleibsel des barocken
etliche markante Kreuze des ehema-
Schiffs. Besondere Aufmerksamkeit
ligen umliegenden Kirchhofes mit
verdienen hier die schön gearbeiteten
typischen Darstellungen des 18. und
Fenster und die Eingangstür, aber
19. Jh. (Totenkopf mit Beinknochen in
Detail des Grabkreuzes
Dahner-Tillmann, 1824
Kreuze des ehemaligen Friedhofs
den Augenhöhlen). An diesen Kreuzen
Im Ortsteil „Am Hunnert“ säumen
ist die Entwicklung der Steinmetzkunst
sieben Fußfälle den Weg zum Wald
gut erkennbar: je jünger das Kreuz,
hinauf. Dabei handelt es sich um aus
desto schlichter die Verzierungen.
blauem Schiefer gemeißelte Reliefdarstellungen aus der Leidensgeschichte
An der Kreuzung im Dorfzentrum steht
eine Prozessionskapelle, die 1784
Christi, die 1831 errichtet wurden.
Kriegerdenkmal
Fußfälle von 1831
zu Ehren der Muttergottes errichtet
wurde. Im Inneren befindet sich ein
Wandrelief aus Schieferstein mit dem
Bild der hl. Odilia. Daneben ist das
Denkmal der Kriegsopfer der beiden
Weltkriege errichtet. Markant ist der
lebensgroße Engel aus Bronze des
Künstlers S. Norga, der die Namen der
Opfer des Ersten Weltkrieges schreibt.
Außenansicht der Pfarrkirche mit Pfarrhaus
39
Gemeinde St.Vith
S t . V ith
St.-Vitus-Pfarrkirche
D
ie mächtige, 1954-59 im
Eine riesige geometrische Zeichnung
neoromanischen Stil erbaute
auf blauem Grund an der Decke des
Pfarrkirche nach Plänen der
Chores symbolisiert den Mikro- und
Architekten Gilson & Berlaimont sym-
Eine der 14 Stationen
des Kreuzweges aus
polychromierter Keramik
(Dobrzycki, 1955)
bolisiert eine AUFERSTEHUNGSKIRCHE
Spirale ist Ausdruck einer theolo-
mit ihrem auf breiten Füßen stehen-
gischen Botschaft: Gott steht am
den zum Himmel strebenden Turm und
Anfang, er hat alles geschaffen, er ist
einer überdimensionalen Skulptur des
unendlich und ewig.
auferstandenen Christus im Chorraum.
Die sieben Nischen in der Apsis
Die Raumfülle sowie die moderne
symbolisieren die sieben Sakramente,
Architektur und zeitgenössische
der Wechsel der großen und der
religiöse Kunst, vor allem des
kleinen Bögen in den Seitenschiffen
Bildhauers Zygmunt Dobrzycki,
die Höhen und Tiefen des Lebens und
kontrastieren mit einigen wenigen
des Weges zu Gott. Die drei Hauptein-
alten Kunstobjekten. So finden sich
gänge weisen auf die Dreifaltigkeit
im Neubau mehrere Relikte aus der
oder die drei göttlichen Tugenden
im 2. Weltkrieg zerstörten gotischen
hin: Glaube, Hoffnung und Liebe. Die
Kirche: Taufbecken, Grabstein des von
Rolshausen, Statue des hl. Vitus).
Teile des gotischen und barocken
Hochaltars und Heiligenstatuen der
alten Pfarrkirche sind im St.Vither
Heimatmuseum zu besichtigen.
Relief des Evangelisten
Markus mit seinem
Attribut dem Löwen
(Dobrzycki, 1955)
40
Makrokosmos. Die alles durchziehende
Die geometrische Zeichnung
symbolisiert den Mikro- u.
Makrokosmos. Auffallendes Chorkreuz (Dobrzycki, 1955). Sieben
Nischen in der Apsis.
Der hl. Vitus (Veit, frz. Guy) wird in ganz
Europa verehrt und gehört zu den 14 Nothelfern. Als Kind wurde Vitus von seiner Amme
und seinem Lehrer bekehrt. Sein Vater aber,
ein Heide, brachte den Zwölfjährigen vor
den Richter, weil er trotz Prügel nicht vom
christlichen Glauben ablassen wollte. Um das
Jahr 300 starb er den Märtyrertod. Seine Re-
liquien kamen 775 nach St. Denis, 887 in die
berühmte Abtei Corvey, sein Haupt befindet
sich im Veits-Dom in Prag.
Seine Attribute sind u.a. ein Löwe, ein Ölkessel, eine Tonlampe und ein weißer Hahn. Der
hl. Vitus wird bei Epilepsie und Nervenkrankheiten aller Art sowie psychischen Belastungen angerufen.
relativ kleinen Eingänge im Verhält-
während der jährlichen Vitus-Oktav im
nis zum mächtigen Turm suggerieren
Juni. Wie der junge Vitus hat die Stadt
Demut und gebeugte Haltung beim
ein mehrfaches Martyrium erlitten.
Eintritt ins Gotteshaus. Reliefs der vier
Sie wurde im Laufe ihrer Geschichte
Evangelisten zieren die Bogenstützen.
mindestens dreimal zerstört, das letzte
Mal Weihnachten 1944.
Zum hl. Vitus, Patron der Stadt und
der Kirche, pilgern stressgeplagte und
nervenkranke Menschen, vor allem
Mit 39 Registern ist die Orgel die größte
Ostbelgiens. Sie wurde 1970 von Stephan
Schumacher, Eupen (B) erbaut.
Grabstein des Friedrich
von Rolshausen (+1517)
aus der zerstörten
gotischen Pfarrkirche
41
Gemeinde St.Vith
Wa l l e rode
St.-Wendelinus-Pfarrkirche
D
ie Pfarrkirche St. Wendelinus ist
wieder aufgestellt. Die „Nothelfer“
ein unverputzter, einschiffiger
sind Heilige, die von den Gläubigen
Bruchsteinbau aus dem Jahr
um Hilfe in allen Notlagen angerufen
1754. Der Turm stammt allerdings
werden. Der Altar selbst wurde 1788
noch vom Vorgängerbau aus dem 17.
angefertigt, die Statuen wurden aber
Jh. Ein Wappen im Gewölbe des
Ende des 19. Jh. durch neue ersetzt.
Schiffs weist die Besitzer des nahe
gelegenen Schlosses, die Familie von
Der ebenfalls 1996 wieder aufgerichte-
Baring-von Dhaem, als Stifter aus. Am
te Predigtstuhl stammt ursprünglich
Fuße des Turms lehnt ein reich ver-
aus der Kirche von Löwenich (bei
zierter Grabstein aus Schiefer (1754)
Köln/D). Er wurde im Jahr 1910 nach
mit den Insignien der Familie von
Wallerode gebracht und durch den
Baring-von Montigny. Bildhauer Dubbel aus Münstereifel mit
vier Statuetten versehen. Allerdings
Altar der 14 Nothelfer
von 1788 mit Statuen
des ausgehenden 19. Jh.
42
Ein nach dem Konzil ausrangierter Ba-
schuf er nicht, wie an dieser Stelle
rockaltar der Vierzehn Nothelfer wur-
üblich, die vier Evangelisten, sondern
de erst vor etlichen Jahren restauriert
die vier Kirchenväter Hieronymus,
und zur Freude der Dorfbewohner 1996
Augustinus, Gregorius und Ambrosius;
Unter den Vierzehn Nothelfern versteht man
eine Gruppe von 14 christlichen Glaubenszeugen, die überwiegend im 2. bis 4. Jahrhundert lebten und in der katholischen Kirche
als Heilige verehrt und von Notleidenden als
Schutzpatrone angerufen werden. Die Entstehung der speziellen Gruppe der Vierzehn
Nothelfer, in der – regional unterschiedlich
– eine feste Reihenfolge bestand, ist im
Spätmittelalter in den Diözesen Regensburg,
Bamberg und Würzburg sowie in Nürnberg
auszumachen. Von dort aus verbreitete sich
die Nothelferverehrung im ganzen deutschen
Sprachraum sowie nach Schweden, Ungarn
und Italien. Einzelne der 14 Nothelfer wurden
bereits um 1300 in Gebeten und Predigten
angerufen. Die Zusammenfassung zu einer
Reihung erfolgte erst um 1400.
In der Regel gelten als die vierzehn Nothelfer
(unter Berücksichtigung regionaler Abwei-
chungen): Achatius, angerufen gegen Todesangst und Zweifel; Ägidius, angerufen zur
Ablegung einer guten Beichte, Fürsprecher
der Mütter vor und nach der Geburt; Barbara,
Patronin der Sterbenden; Blasius, angerufen
gegen Halsleiden; Christophorus, angerufen
gegen unvorbereiteten Tod; Cyriacus, angerufen gegen Anfechtung in der Todesstunde, Patron der Unterdrückten; Dionysius,
angerufen gegen Kopfschmerzen und Stress;
Erasmus, angerufen gegen Leibschmerzen;
Eustachius, angerufen in allen schwierigen
Lebenslagen, Helfer bei Familienschicksalen; Georg, angerufen gegen Seuchen der
Haustiere; Katharina, angerufen gegen Leiden
der Zunge und schwere Sprache, Patronin der
Studenten und Wissenschaftler; Margareta,
Patronin der Gebärenden; Pantaleon, Helfer
bei Kopfschmerzen, Patron der Ärzte; Vitus,
angerufen gegen Epilepsie.
sie gelten als die vier wichtigsten
Theologen, auf deren Überlegungen
die Kirchenlehre basiert.
Der Altar im Chorraum ist im neoromanischen Stil gehalten und wurde
um 1900 angefertigt. Er zeigt in drei
Gemälden die Verkündigung Mariens.
In der Mitte ist der Erzengel Gabriel
dargestellt, der Maria die Nachricht
Der Überlieferung zufolge war der hl.
Wendelin ein iro-schottischer Königssohn, der im 14. Jh. lebte. Er soll sich
als Einsiedler und Hirte im Saarland
niedergelassen haben und Abt des
Klosters Tholey bei St. Wendel gewesen
sein. Er wird als Mönch, Pilger, junger
Königssohn, Hirt oder Abt mit einem
Stab dargestellt, Lämmer, Rinder oder
Schweine hütend. Der hl. Wendelinus ist
Patron der Bauern, Hirten, Landleute,
Schäfer.
überbringt, dass sie einen Sohn gebären werde, der Retter der Welt sein
werde. Die beiden seitlichen Bilder
zeigen jeweils 4 musizierende Engel.
Rechts neben dem Altar ist eine
Statue des hl. Wendelins (Ende 19.
Jh.) zu sehen, ein Bauernheiliger der
Region und Schutzpatron der Kirche.
Zwei Kilometer südöstlich von Wallerode liegt im Walde die Einsiedelei
Hl. Wendelinus und
Reliquie des Heiligen
Kohlkaul. Die Überreste der ehemaligen Kapelle (Mitte 18. Jh.) mit
Wohnung eines Einsiedlers wurden zur
Erinnerungsstätte umgestaltet. Der
Altar der Kapelle mit Kreuzreliquie ist
erhalten geblieben und befindet sich
Innenansicht
in der Kirche von Meyerode.
Einsiedelei Kohlkaul
Hauptaltar : Verkündigung Mariens
(Ende 19. Jh.)
43
Gemeinde St.Vith
W i e s e nbach
S t.-Bartholomäus-Kapelle
E
„
ine seltene Perle“, sagte Königin
Zu den Besonderheiten dieser Kapelle
Fabiola spontan bei ihrem Be-
zählen:
such der Kapelle im Juni 1989.
• die Wandmalereien im Chor (zweite
Tatsächlich verbirgt diese bescheidene
Hälfte des 15. Jh.). Dargestellt sind
Kapelle ungeahnte Schätze kulturellen
Szenen aus der Leidensgeschichte
und geschichtlichen Wertes. 1982
Jesu, Engel mit Marterwerkzeugen,
wurden unter unzähligen Farbschichten
die Symbole der 4 Evangelisten,
bis dato unbekannte und erstaunlich
Christus als Weltenrichter und
intakte Wandmalereien entdeckt. Diese
mehrere Heilige (Katharina, Barbara,
übermitteln uns eine Vielzahl an Infor-
Cornelius, Hubertus).
mationen über die religiösen Vorstellun-
• Barocker Hochaltar (1688) mit Sta-
gen und Kunstpraktiken der Menschen
tue der hl. Lucia und Gemälde mit
unserer Region im 15. Jh. Uralte
Kreuzigungsszene im Beisein der
Lindenbäume, von denen 10 älter als
Patrone Bartholomäus, Lucia und
200 Jahre sind, und eine mit seltenen
Hubertus. Den Sockel des barocken
Pflanzen überwucherte mehrhundert-
Aufbaus bildet der gotische Blockal-
jährige Umfassungsmauer lassen den
tar mit Sandsteinplatte.
heiligen Hain der Vorfahren erahnen.
• Gemälde mit Verkündigungsszene (17. Jh.): sehr ungewöhnliche
Detailansicht: Jesus am
Ölberg, Engel mit Geißel,
Stier als Symbol des
Evangelisten Lukas
Archäologische Grabungen belegen, dass
Darstellung, da Christus seinen
die Kapelle im 13. Jh. auf einem Gräber-
Himmelsthron verlässt (Dreifaltig-
feld entstanden ist und im Laufe der Zeit
keit) und als Säugling auf Maria
zur heutigen Form ausgebaut wurde. herabschwebt.
• Kreuzwegstationen unbekannter
In der Vorhalle der Kapelle ist eine
Herkunft (2. Hälfte des 19. Jh.) mit
Steinbank mit Tisch zu sehen. Hier
arabischer Schrift.
tagte laut mündlicher Überlieferung das
Schöffengericht von St.Vith.
Mittelalterliches
Weihwasserbecken
44
Wandmalereien im Chor (Ende 15. Jh.)
• Weihwasserbecken mit der rätsel-
DIE EINSIEDELEI
haften Lapidar-Inschrift WION.
In die südliche Friedhofsmauer hinein
• Die Orgel, die 6 Register umfasst
errichtete Anfang 1800 ein Einsiedler
und 1990 von Georg Baltes erbaut
ein kleines, aber stabiles Häuschen.
wurde.
Es wurde erst kürzlich von der Dorf-
• Grabplatte eines spanischen Oberst,
gemeinschaft Breitfeld-Wiesenbach
hier begraben am 14. Dezember
renoviert. Vor und nach dem letzten
1649.
Weltkrieg diente es als Gemeindehaus
• Alte Kreuze auf dem Friedhof: 12
Gemälde mit der Darstellung
der Verkündigung (17. Jh.)
der Altgemeinde Lommersweiler. Nach
aus Schiefer und 2 aus Rotsand-
der Bombardierung St.Viths (Weih-
stein.
nachten 1944) fanden vier Familien
hier Unterschlupf. Heute nutzt ein in
Die Kapelle ist sonntags geöffnet. Bei Interesse
an einer Führung wende man sich an Joseph
Dries, Wiesenbachstr. 56, Telefon 080/22 88 29.
Wiesenbach wohnhafter Künstler das
Gebäude als Kunstatelier und Ausstellungsraum. An ihn kann man sich
zwecks Besichtigung wenden, Telefon
080/22 79 70.
Holzkäfig, in dem die
Hähne gesperrt wurden,
die die Pilger dem hl.
Bartholomäus opferten.
Heute dient er als
Opferstock.
Der Apostel Bartholomäus wird oft mit einem Messer in der
Hand dargestellt. Die Legende erzählt, dass er wegen seiner
Standfestigkeit im Glauben an Christus in Syrien das Martyrium
erlitt und ihm dabei die Haut vom lebendigen Leib abgezogen
wurde. In manchen Darstellungen trägt er diese sogar auf dem
Arm. Die Gerber, Lederfabrikanten und alle Berufe, welche
Tierhäute verarbeiten, haben ihn als Patron auserkoren. Da es
in St. Vith und Umgebung im vorigen Jahrhundert zahlreiche
Gerbereien und Lederwerkstätten gab, war die Verehrung des hl.
Bartholomäus in Wiesenbach damals sehr rege.
45
Notiz e n
46
I m p re s s u m
Herausgegeben von der Projektgruppe Leader+ „Wege in die Landschaft“:
• DAHMEN Manfred, LEGROS Claudine, MICHAELIS Andrea (Verkehrsamt der Ostkantone)
• BENKER Stephan, HENKES Helmut, VEITHEN Anne-Marie (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostbelgiens)
Redaktion: DRIES Josef, KLAUSER Klaus-Dieter, MICHAELIS Andrea, SCHUMACHER-FANK Michaela
Endredaktion: HEBERTZ Margit
Bildnachweis: MICHAELIS Andrea
Titelfoto: Kapelle von Wiesenbach, Aufnahme von MICHAELIS Andrea
Kartengestaltung, Satz und Layout: Indigo, St.Vith (www.indigo.info)
Druck: Imprimerie Massoz, Angleur
Übersetzung: JOSTEN André (Niederländisch), PECHEUR Luc (Französisch)
Copyright: Verkehrsamt der Ostkantone, 2007
LEADER+ „100 Dörfer, 1 Zukunft“
LEADER+ ist ein aus den EU-Strukturfonds finanziertes Förderprogramm, welches innovative Maßnahmen zur
Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt. LEADER+ befasst sich im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit der Inwertsetzung von Produkten aus diesem Gebiet. Konkret werden hier Maßnahmen in
den Bereichen Landwirtschaft, Holzwirtschaft, ländlicher Tourismus und Naturerbe durchgeführt. Die Begleitung
dieses Programms erfolgt über die Lokale Aktionsgruppe „100 Dörfer – 1 Zukunft“, welche sich aus Vertretern
öffentlicher sowie privater Einrichtungen und Vereinigungen zusammensetzt.
Kontakt: LAG „100 Dörfer - 1 Zukunft“, Hauptstraße 54, B - 4780 St.Vith
Tel.: +32/80/28.00.12, E-Mail: [email protected], Internet: www.leader-plus.be
Quellen und weiterführende Literatur:
ACT (Animation Chrétienne et Tourisme/Animation Kirchen und Tourismus)
Minke, A.: Die Pfarrstrukturen in den Dekanaten Büllingen, Malmedy und St.Vith (ZVS, St.Vith, 2003)
Reiners, H.; Neu, H.: Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy (Schwann, Düsseldorf, 1935)
Schauber, V.; Schindler, H.M.: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf (Pattloch, Augsburg, 1998)
Schumacher-Fank, M.: Gotik in der Eifel (in: ZVS (St.Vith), 2005, S. 155)
www.wikipedia.org & www.heiligenlexikon.de
Bolly, J.-J., Kreusch, N., „Photographisches Verzeichnis sakraler Kunst in Belgien. Provinz Lüttich: Amel, Büllingen,
Burg-Reuland, Bütgenbach, Sankt Vith“, herausgegeben vom Königlichen Institut für das Kunsterbe, Eupen, 1982.
„Denkmälerverzeichnis“, Band 1 „Amel“, Band 2 „Büllingen“, Band 3 „Burg-Reuland“, Band 4 „Bütgenbach“,
Band 9 „Sankt Vith“, herausgegeben von der Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Eupen, 1988-1990.
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Die Kirchen und Kapellen im Süden
Ostbelgiens sind voller Schmuckstücke
und architektonischer Besonderheiten,
die es nur zu entdecken gilt.
Bei näherer Betrachtung kommen
plötzlich die kuriosesten und geheimnisvollsten Geschichten ans Tageslicht,
aber auch Verhaltensweisen unserer
Vorfahren werden verständlicher,
wenn wir mit offenen Augen durch
diese herrliche Landschaft fahren und
den Kirchen und Kapellen sowie den
Wegkreuzen unsere Aufmerksamkeit
schenken.
Wer weiß schon noch warum:
• es in hochgelegenen Dörfern Statuen des Heiligen Donatus gibt?
• die Kirche von Neundorf nicht in der
Dorfmitte steht?
• die hl. Agathe mit Brüsten auf
einem Tablett abgebildet wird?
Dieser Prospekt beschreibt nicht alle
sakralen Sehenswürdigkeiten der
Region, denn dies würde den gesetzten
Rahmen sprengen. Er soll eher als
Leitfaden dienen, um möglichst viele
Aspekte kennen zu lernen, darunter
die Besonderheiten der Architektur,
die Geschichte oder die Darstellung der
Heiligen, die Kirchenfenster, Orgeln
sowie Legenden und skurrile Überlieferungen.
[email protected] - www.eastbelgium.com
WALLONISCHE REGION

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