Beauty - TU Dortmund

Transcrição

Beauty - TU Dortmund
Sleeping
Beauty
Wieder beleben
Freie Konstruktion
Aufgabenstellung
Sommersemester 2014
In Zusammenarbeit mit:
Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieuwesen
Grundlagen und Theorie der Baukonstruktion
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Paul Kahlfeldt
Dipl.-Ing. Kai Becker Wiss.MA
Dipl.-Ing. Iris Frieler Wiss.MA
Dipl.-Ing. Alexandra Schmitz Wiss.MA
Dipl.-Ing. Katja Wirfler Wiss.MA
T + 49 (0) 231 755 5281
F + 49 (0) 231 755 5278
[email protected]
Inhalt
Forschungsprojekt „Bunker beleben“
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Wieder beleben
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Aufgabe
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Leistungen
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Termine
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Auswahl Analyseobjekte
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„Sleeping beauties“
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Forschungsprojekt „Bunker beleben“
Luftschutzbunker in innerstädtischen Lagen NRW
Schutz von Leib und Leben und Hab und Gut bildete die ursprüngliche
Motivation von Menschen, Gebäude zu erschaffen. Die sogenannte „Urhütte“ bot einer Familie Schutz vor den Widrigkeiten der Natur: vor Tieren, Niederschlag und Kälte. Die dichtere Besiedlung und zunehmende
Bedrohung des Menschen durch den Menschen selbst, und der technische Fortschritt der eingesetzten Mittel in kriegerischen Auseinandersetzungen, verstärkten die Anforderungen an die Schutzbauwerke. Im
letzten Jahrhundert entstand in Europa aus diesem Grund, besonders als
Reaktion auf die im 2. Weltkrieg verstärkt erfolgten Luftangriffe in den
Innenstädten, eine neue Gebäudetypologie: der Luftschutzbunker.
Nach Ende des 2. Weltkriegs wurden die Bunker teilweise entfestigt und
zwischengenutzt, sie standen aber, insbesondere zur Zeit des „kalten
Krieges“,weiterhin als Schutzräume für die Bevölkerung zur Verfügung.
Im Jahr 2007 hat die Bundesregierung die Zivilschutzbindung für die
Schutzbauten der Bundesrepublik endgültig aufgehoben. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat die Aufgabe, diese Bunker in den
nächsten Jahren zu veräußern.
Das bedeutet: Eine Gebäudetypologie hat ihren ursprünglich vorgesehenen Zweck verloren und steht bereit, neuen Aufgaben zugeführt zu
werden. Es stellt sich die Frage wie damit umgegangen werden soll. Abriss
oder Umnutzung? Und wenn letzteres, auf welche Weise? Wie bereits
vereinzelt erfolgte Umnutzungen zeigen, ist es möglich neue Nutzungen
erfolgreich in die Bunker zu integrieren. Selbst hochwertiges Wohnen
wurde bereits realisiert.
Folgende Fragen werden untersucht:
Die standardisierte Bauweise der Bunker impliziert die mögliche Anwendung von allgemeingültigen Herangehensweisen für den baukonstruktiven Umgang mit ihnen.
Gibt es Regeln für den Bunker-Rück-Bau?
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Sommersemester 2014
Bild: Mielke + Freudenberg Architekten
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Die Masse ist das größte Argument des Bunkers. Sie macht die baukonstruktiven Eingriffe aufwändig, gleichzeitig bildet sie den grössten Wert,
der heute nur unter unverhältnismässigem Aufwand so hergestellt werden kann. Sie ist eine vorhandene Ressource, sichtbare graue Energie.
Wie macht man sich die Masse des Bunkers zunutze?
Die Geschichte der Bunker erfordert einen sensiblen Umgang mit denselben, vereinzelt wurden Bunker bereits unter Denkmalschutz gestellt. Unter Denkmalpflegern, Architekten aber auch Anwohnern und Zeitzeugen
wird über die Zeugnisfähigkeit der Bunker gestritten.
Sind Luftschutzbunker schützenswert?
Alles läuft auf die Frage hinaus:
Können Bunker Architektur?
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Sommersemester 2014
Boros Bunker Berlin, realarchitektur
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Wieder beleben
Strukturwandel, Epidemien, Kriege, Demografischer Wandeles gab zu allen Zeiten in der Geschichte des Bauens die Situation das Gebäude, die für einen bestimmten Zweck entworfen und
ausgeführt wurden ihren ursprünglichen Nutzen überlebten und
mit neuen Inhalten gefüllt wurden.
Die Umnutzung von bestehenden Gebäuden ist aufgrund der vorhandenen Bausubstanz un der Energie-Einspar-Debatte Inhalt der Architekturdiskussion und überproportionale Aufgabe der Architekturbüros. Die
Landflucht verstärkt den Effekt in den Städten zusätzlich. Die Substanz,
besonders aus den 50er- bis 70er Jahren ist schwach, der Bedarf ist groß.
Trotzdem gibt es vereinzelt auch in innerstädtischen Lagen Gebäude, die
lange Zeit aus den unterschiedlichsten Gründen leer standen. „Sleeping
beauties“, Gebäude im Dornröschenschlaf, deren Grösse, Zuschnitt, Konstruktion oder Bedeutung sie kompliziert macht und eine neue Nutzung
nicht vorstellbar erscheinen lässt.
Architekten können hier Pionierleistungen erbringen und zeigen, das an
ungewöhnlichen Orten durch individuelle Eingriffe besondere Orte geschaffen werden können.
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Sommersemester 2014
Einsiedlerkrebs
„Sie haben ihren Namen, weil sie in Schneckenhäusern oder ähnlichen hohlen Gegenständen leben. Dieses Verhalten ist für sie lebensnotwendig, da ihr Abdomen (Hinterleib) weich
und ungeschützt ist und Fressfeinden als Angriffspunkt dienen kann. Im Laufe des Wachstums werden immer größere Schneckenhäuser zum Tausch benötigt.“ wikipedia.de
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Aufgabenstellung
1. Fallstudien
Analysieren Sie ein umgenutztes Gebäude aus den im Anhang vorgestellten Projekten (Die Auswahl der Projekte erfolgt durch Eintragung in eine
Liste am Lehrstuhl):
Versuchen Sie dabei sowohl den architektonischen Eingriff, als auch die
Motive, die dazu geführt haben, daß die Umnutzung überhaupt realisiert
wurde herauszuarbeiten. Stellen Sie sich dazu u.a. folgende Fragen:
a)
-Für welchen Nutzen ist das Gebäude ursprünglich entworfen worden?
-Gab es wirtschaftliche/politische/funktionale Gründe, das das Gebäude
nicht mehr wie vorgesehen genutzt wird ?
-Oder ist die Nutzung/sind die Nutzer nicht mehr vorhanden und wenn
ja, warum?
b)
-Wie lange stand das Gebäude leer, bis die neue Nutzung dort integriert
wurde ?
-Was war das Motiv, um das Gebäude umzunutzen?
-Warum war es gerade für die gewählte Nutzung interessant?
-Welche Eingriffe waren konstruktiv/statisch/technisch erforderlich, um
das Gebäude für die neue Nutzung anzupassen?
-Wieviel von der ursprünglichen Struktur konnte erhalten werden?
-Mussten Kompromisse bei Form und Inhalt (Nutzen) gemacht werden?
2. Anamnese + Diagnose
Untersuchen Sie die Gründe für den Leerstand des Dortmunder Kronenturms oder schlagen Sie alternativ ein Ihnen bekanntes „bedürftiges“ Gebäude vor. Vielleicht leidet ein Gebäude in Ihrer Nähe bereits längere Zeit?
Stellen Sie sich die gleichen Fragen wie bei 1a.
3. Strategie
Finden Sie für das Gebäude eine sinvolle neue Nutzung
Stellen Sie die für die Nutzung erforderlichen Eingriffe dar, berücksichtigen Sie dabei immer das Verhältnis von Aufwand zum zu erzielenden Nutzen- argumentieren Sie, warum für ihre gewählte Nutzung genau dieses
Gebäude in Frage kommen könnte. Stellen Sie sich die gleichen Fragen
wie bei 1b.
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Lina Bo Bardi, Pompeia, Sao Paulo
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Leistungen
1. Fallstudien
- Schwarzplan, M 1:1000
- alle, für das Verständnis des Gebäudes notwendigen Grundrisse, M
1:200
- alle, für das Verständins des Gebäudes notwendigen Schnitte, M 1:200
- Ansichten oder andere Darstellungen der Fassade, M 1:200
- Erläuterungstext mit exakten Quellenangaben
Die Präsentation erfolgt am Beamer, die Unterlagen sind als ODF gem.
Layoutvorlage und für eine Beamerpräsentation abzugeben.
2. Anamnese + Diagnose
- Schwarzplan, M 1:1000
- alle,für das Verständnis des Bestandsgebäudes notwendigen Grundrisse, M 1:200
- alle,für das Verständnis des Bestandsgebäudes notwendigen Schnitte,
M 1:200
- Ansichte oder andere Darstellungen der Fassade, M 1:200
- Erläuterungstext mit exakten Quellenangeben
3. Strategie
- alle, für das Verständnis des Eingriffs erforderlichen, auf Basis von 2.
modifizierten Pläne, M 1:100
- Ausgewählte Details des Eingriffs, M frei wählbar
- Aussaggekräftige Innenperspektive, oM
- Aussagekräftige Aussenperspektive, oM
- Erläuterungstext mit exakten Quellenangeben
Planformat: A1, hochkant, gem. Layoutvorlage
Alle Unterlagen auch digital in zur Verfügung gestellten Ordner ablegen.
Dateien und Detaibeschriftung:
Abgabepläne als PDF:
JJMM_VN_NN.pdf
Abgabepläne als DWG:
JJMM_VN_NN.dwg
VN / NN = Die beiden ersten Buchstaben des Vor- bzw. Nachnamens
Bild: Erwin Wurm, wittgensteinian grammar of physical education
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Termine*
Mi 9.04.2014
Einführungsveranstaltung
16:00, DS
und Ausgabe Analysethemen
Anmeldung Boss-System 09.04. - 13.05.2014
Do 24.04.2014
Exkursion Küppersmühle Duisburg Meiderich
14:00, vor Ort
mit Vortrag BImA zu Konversionen
Treffpunkt Küppersmühle
Eintritt 4,50, Duisburger frei (Perso mitbringen)
Mo 05.05.2014
Abgabe Unterlagen Fallstudie (digital)
Mi 07.05.2014
Vorstellung Analyse mit Vortrag Paul Kahlfeldt
14:00-16:00, DS
im Anschluss Tischkritik
Mi 21.05.2014
Konzeptkolloquium
15:00-17:00, DS
Vorstellung Anamnese + Diagnose
und Konzept zur Wiederbelebung
Do 05.06.2014
Tischkritik - Vertiefung, DS
12:00-14:00, DS
Do 26.06.2014
Tischkritik - Vertiefung
12:00-14:00, DS
Do 10.07.2014
Tischkritik - Vertiefung
12:00-14:00, DS
Mi 16.07.2014
Abschlusskolloquium
14:00-17:00, DS
Mi 23.07.2014
Abgabe der Publikationszeichnungen
10:00, Lehrstuhl
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*Änderungen vorbehalten. Bitte E-mails beachten.
Bild: Gordon Matta Clark, , Conical Intersect
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Analyse
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Agraz Arquitectos, Kläranlage zu Sport- und Kulturzentrum,
Mexico
Was haben Ballettunterricht, Malstunden, Konzerte und Fußballspiele in
einer Kläranlage zu suchen? Die Kinder und Jugendlichen, die das breitgefächerte Angebot dieses Sport- und Kulturzentrums nutzen, wirken zufrieden und hinterfragen die Vergangenheit des eingegrabenen Gebäudes
nicht.
Agraz Arquitectos aus Guadalajara, Mexikos zweitgrößter Stadt, fanden
im südwestlich davon gelegenen Tlajomulco de Zúñiga eine 20 Jahre alte
Kläranlage vor. Die hatte nie richtig funktioniert und war in einem entsprechend desolaten Zustand. Die Anlage bestand im Wesentlichen aus
einer Reihe langgestreckter, unterirdischer Betonwannen. Da es zu teuer
geworden wäre, sie abzureißen, wurden sie in die neue Nutzung integriert.
Die Rinnen wurden penibel gereinigt und mit Treppen versehen, die den
Zugang von oben gewähren. Über die gesamte Anlage legten die Architekten ein Dach, sodass darunter nun sechs ganz unterschiedlich nutzbare Räume entstanden sind. Durch Oberlichter und eingeschnittene Höfe
wurde der Charakter der Kläranlage endgültig vertrieben.
Jetzt können parallel sportliche und kulturelle Aktivitäten stattfinden. Die
Treppen werden dabei ebenso mit einbezogen wie die Dachfläche, wo
Künstler zur Gestaltung beigetragen haben.
Quelle: Baunetz.de
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blue architects, Transformatorenstation zu Tanzhaus, Zürich
Das ursprünglich als Transformatorenstation genutzte Industriegebäude
aus dem Jahr 1908 liegt direkt an der Limmat. Durch gezielte Eingriffe
in die vorhandene Bausubstanz wurde dem Tanzhaus als Ort zeitgenössischer Kulturproduktion eine neue Identität verliehen, ohne den lebendigen Charakter des häufig umgebauten Hauses zu verlieren. Dabei
wurden vorhandene Qualitäten freigelegt, verstärkt und direkt erfahrbar
gemacht. Die neuen Eingriffe überlagern sich mit den Spuren der vorangegangenen Transformationen und profitieren vom rohen Charme des
Gebäudes.
Die Oberflächen und Öffnungen wirken als Katalysator um die vielseitige
Beziehung zwischen der Umgebung und dem Gebäudeinnern zu stimulieren. Zusammen mit der silbrigen Mineralfarbe reflektieren die aussenbündigen Fenster einerseits die Farbigkeit der Umgebung und machen
andererseits auf die öffentliche Nutzung des Gebäudes aufmerksam. Erst
in der Nacht, wenn die Beleuchtung der Innenräume die tiefen Leibungen
sichtbar macht, wird das Gebäude in seiner ganzen Plastizität erlebbar.
Somit der Bau – bei Tag oder bei Nacht – eine jeweils ganz unterschiedliche Erscheinungsform.
Das Herzstück des Entwurfes ist der neue, 400 Quadratmeter grosse und
11 Meter hohe, stützenfreie Tanzsaal, den wir durch den Rückbau eines
vormals eingezogenen Zwischenbodens freigelegt haben. Die zehn quadratischen Fenster schaffen einen starken Bezug zur von hochstämmigen
Bäumen geprägten Umgebung und vermitteln ein Gefühl der Weite.
Der Tanzsaal kann aber auch einen zweiten, völlig unterschiedlichen
Zustand annehmen. Ein einfaches, auf die Dimension abgestimmtes
System faltbarer und zweifarbiger Innenläden erlaubt es, den Saal in einen geschlossenen, vollständig abgedunkelten Raum zu verwandeln. In
geschlossenem Zustand werden die tiefen Fensternischen zu farbigen
Leuchtkästen, welche auf die Aktivitäten im Innern aufmerksam machen.
Quelle: world-architects.com
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Bjarne Mastenbroek, Kläranlage zu Wohnen
In the garden city of Amsterdam-West, three concrete storage tanks of a
former sewage treatment plant have been integrated into a housing project. The original master plan called for seven circular, urban villas on an
open green strip between two neighborhoods. We found it more interesting to create a juxtaposition between the new dwellings and the raw,
industrial tanks on site, rather than relying on a ‘tabula rasa’ with only a
formal resemblance to the original elements. Three concrete drums were
converted: one to house storage space for the adjacent dwellings, the second to collect water and the third to house six small apartments and a
penthouse. The massive concrete envelope of the latter drum is 30% perforated to allow daylight into the apartments. The movement through the
building and the apartments shifts constantly from being totally introverted: with views of the inside of the tank’s walls, to extroverted: with sight
lines through the perforations to the surrounding landscape. As it is raised
above the concrete drum the penthouse has a 360-degree unobstructed
view of Amsterdam West, the park and the lake.This project was designed
while at de architectengroep.
www.search.nl
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Herzog de Meuron, Mühle zu Museum, Duisburg
The Küppersmühle is an imposing brickwork building erected by Joseph
Weiss and the Kiefer Brothers between 1908 and 1916. Even in today’s
changed urban landscape, the building in the north of Duisburg still functions as a striking metropolitan landmark. It is the most important historical structure in the inner harbour and is being remodeled after a master
plan by the English architect, Norman Foster. Today the Küppersmühle
houses a museum with an exhibition area of ca. 4,850sqm, restaurant
catering of ca. 920sqm and service areas of 5,480sqm. The museum contains part of Hans Grothe’s collection: German postwar art, in particular the work of Polke, Baselitz, Lüpertz, Penck, Richter, Darboven, Kiefer,
Horn, Trockel, Immendorff and Rückriem.
The conversion of the industrial building into a museum for the Grothe
Collection was of special interest to us because the planning was running
parallel to the Tate Modern project in London, which was also accommodated in an imposing brickwork building, a former power plant. In contrast to the Tate, where only the shell of the building was preserved, most
of the load-bearing structure of the Küppersmühle could be incorporated
in the renovations. The height of the exhibition spaces (5-6m) necessitated
taking out some of the ceilings. The existing windows in the area of the
exhibition spaces were walled up with bricks of the same quality as the
original brickwork. This heightens the monolithic effect of the building
even more.
Daylight for the exhibition spaces comes through full-height slits in the
brickwork. These narrow openings have been tested on models and similar slits have proved successful in Rémy Zaugg’s studio in Mulhouse. They
provide an enclosed and concentrated space, which was also a cherished
wish for the Grothe Collection. In addition, the openings afford a view
outdoors and add the animating effect of daylight to the omnipresent
artificial illumination.
A new stairwell tower complements the overall composition of protruding
and recessed building components. It is somewhat like a separate building
with a spatial quality of its own that comfortably links the three floors of
exhibition space. The proportions of the treads have been designed to
make the use of the stairs somewhat slower than usual. This conscious
deceleration of movement ties in with the architectural strategy of a site
for calm and concentrated perception.
Herzog & de Meuron, 1999
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Ricardo Bofill, Zementfabrik zu Märchenschloss
Auf acht Betonsilos verteilt lebt und arbeitet der spanische Architekt Ricardo Bofill in der Nähe von Barcelona – in großzügigen, bis zu 15 Meter
hohen Räumen mit großen Fenstern und unverputzten Wände, die von
der Vergangenheit des Gebäudes zeugen.
Es ist eine alte Zementfabrik aus der Jahrhundertwende, die Ricardo Bofill
1973 gekauft hat. Der Komplex umfasste mehr als 30 Silos, unterirdische
Gänge und gigantische Maschinenräume – heute stehen noch acht Silos.
Die Fabrik war teilweise zerfallen und hatte deshalb einen surrealistischen
Charme mit Treppen, die ins Nichts führen und Eisenteile, die von der
Decke hingen. Vieles hat der Architekt beim zweijährigen Umbau belassen. Heute steht der Komplex in einem Garten mit Eukalyptusbäumen,
Palmen, Olivenbäumen und Zypressen. Ein magischer Ort, wie aus einer
anderen Welt, gerade mal 20 Minuten vom Zentrum Barcelonas entfernt.
www.wohnquartier-zukunft.de
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HRTB Arkitekter, Getreidesilo zu Studentenwohnheim
Originally built in 1953, the grain elevator was used to store corn from
Oslo’s Nedrefoss Mill, and it was in operation from the 1950s to the
1990s. The structure consists of three rows of seven grain silos — 21 in
all. In 1993, the local government in the Norwegian capital approved the
adaptive reuse project; work started on the conversion in 1999, and in
2001 the building reopened as a student housing complex. HRTB Arkitekter was aided by Lykke Frydenlund and Ingrid Løvstad, who provided
artistic and interior design expertise.
Residents of Grünerløkka Studenthus enjoy excellent views of Oslo, as the
174-foot structure towers over its surroundings. The building consists of
mostly studios and one-bedroom apartments, and unsurprisingly, most of
the rooms are round. The unique building has become an architectural
icon, and it won the City of Oslo’s Architecture Prize in 2002.
The conversion, which cost just under $30 million, has had its share of
problems though. In 2008, over 70 residents were evacuated from the
building when it was discovered that leaking cisterns had caused widespread mold. The damage was estimated to cost $3 – $5 million.
Read more: Oslo’s Grünerløkka Studenthus is a Student Housing Complex Located in a Former Grain Elevator Grünerløkka Studenthus student
housing complex in Oslo - Gallery Page 3 – Inhabitat - Sustainable Design
Innovation, Eco Architecture, Green Building
inhabitat.com
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Medium Architekten, Kalksandsteinfabrik zu Musikschule
Die Stadt Norderstedt liegt nördlich vor den Toren von Hamburg, gehört
jedoch zum Bundesland Schleswig-Holstein. Auf dem Gelände des ehemaligen Potenbergwerk wurde die Industrieruine des alten Kalksandsteinwerks nach Plänen des Hamburger Büros Medium Architekten saniert und
zum Kulturzentrum umgebaut. Ein Erweiterungsbau für die Musikschule Norderstedt komplettiert das Gebäudeensemble. In dem neuen Kulturwerk am See werden bisher über das Stadtgebiet verteilte kulturelle
Einrichtungen an einem Standort zusammengeführt. Während der Landesgartenschau 2011 diente das Foyer des Kulturwerks als Haupteingang
zum Gartenschaugelände.
baunetzwissen.de
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BIG, Trockendock zu Museum
Wohin mit einem Museum, das die Gemächer des Königsschlosses verlassen muss? Das neue dänische Schifffahrtsmuseum in Helsingør, eine gute
Autostunde nördlich von Kopenhagen, ist ein Glücksfall für die Hafenstadt.
Das Museum ist spektakulär, aber selbst aus nächster Nähe noch nicht
sichtbar. Die 3500 m2 große Ausstellungsfläche verbirgt sich unter der
umgebenden Hafenpromenade. So bleibt der Blick auf das weit auf einer
Landzunge in den Øresund vorgeschobene Schloss Kronborg unverbaut.
Im Jahr 2000 wurde es auf die Weltkulturerbe-Liste der Unesco gesetzt
mit der Auflage, das seit 1915 hier beheimatete Schifffahrtsmuseumauszulagern, um die Räume in den historischen Zustand zurückzuversetzen. (
Frank Kaltenbach
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Citiq, Silo zu Studentenwohnheim
addressing the shortage of student accommodation within johannesburg,
property developers citiq has converted the city’s unused grain silos into
affordable student accommodation. ‘mill junction’ comprises 375 individual apartments, in addition to a host of study facilities, libraries, lounges
and computer rooms. in order to provide additional floor space, a series of
stacked shipping containers encompass the 11-storey silos, providing a vibrant and colorful addition the city’s skyline. climbing to a height of nearly
forty meters, the scheme towers above neighboring buildings – offering
panoramic views across the surrounding landscape. construction on-site
was completed in january 2014, with the building set to open in its doors
to new students the following february.
designboom
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O-Office, Bierfabrik zu Architekturbüro
The oldest beer factory in Guangzhou, China, dates back to the 1960s—a
hulking concrete building on the edge of the Pearl River, with 12 silos
rising 114 feet into the sky. Two years ago, O-Office Architects decided
to do something with the 60-year-old behemoth: Turn it into their own
studio.
Jianxiang He, the founder of the seven-year-old studio, focuses on reusing
China‘s industrial infrastructure: We wrote about the sprawling dye factory his studio is turning into an arts district earlier this spring, and ArchDaily
has featured several other new projects from the office this month—each
of them installed inside of long-dormant factories on China‘s Pearl River
Delta.
For example, further down the Delta, in Shenzhen, the architects transformed another icon of China‘s early industrial boom: The Guangdong
Floating Glass Factory, which opened in 1987. The factory, according to
the Berlage, was „the largest manufacturer of typical curtain-wall glass,
producing an annual output of nearly 3 million truckloads of glass each
year until its closure in 2009.“
As part of the SZHK Biennale in 2013, O-Office turned the crumbling,
90-foot-high complex into a kind of playground with spiraling ramps,
stairs, plate glass floors, and other features. „We [expect] new possibilities
[for] architecture and urbanism can be unveiled [in] contemporary Chinese
cities,“ the architect say.
It‘s fascinating work, but it‘s far from the first industrial silo to be given a
second life. After all, grain silos date back at least 7,000 years—the word
comes from Greek, siros, or „pit for holding grain.“
As contemporary cities—from Cape Town to Helsinki—have shed their
industrial identities over the past 30 years, the empty silos that are left to
crumble along their coastlines are becoming increasingly attractive spots
for redevelopment.
designboom
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Bild: London Farming, Gemüsezucht in altem Bunker
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Anamnese-Diagnose
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Kronenturm und
Straße: Märkische Straße 111
Stadt: 44141, Dortmund
Eigentümer: öffentliche Hand
Nutzungsart: Gewerbegebäude
Leerstand: komplett
Leer seit: mindestens 5 Jahre
Abriss-Gerüchte: ja
leerstandsmelder.de
Ratten huschen durch die Ruine. Junge Menschen klettern auf dem ehemaligen Lagerturm der alten Kronenbrauerei herum und sprayen Graffitti.
Laut Polizei einer der gefährlichsten Orte der Stadt. Seit Jahren vegetiert
das Gelände der Brauerei in der Dortmunder Innenstadt vor sich hin und
verkommt mehr und mehr zum Schandfleck. Zum Leid der Anwohner. Sie
fordern den Abriss. Doch mancher Anwohner erinnert sich an die glänzenden Zeiten der alten Kronenbrauerei. An legendäre Partys, die einst im
Keller der heutigen Ruine gefeiert wurden – im Herzen der einstigen Bierhauptstadt. Ist dieser Ort vielleicht doch mehr als eine Ruine? Vielleicht sogar ein Stück Identität Dortmunds? Das sieht zumindest der Kölner Künstler Rolf Schanko so. Eine ähnliche Ansicht vertritt auch der Architekt Prof.
Eckhard Gerber, der mit seinem Büro die Umbauarbeiten am Dortmunder
U leitete. Er erinnert daran, dass auch die Unionsbrauerei vor wenigen
Jahren eine Ruine war. Auch für sie wurde der Abriss gefordert. Heute
aber ist das U ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt.
www.do1.tv
„(...) einer der gefährlichsten Orte Dortmunds.“
Münsterland Zeitung
Bild: Peter Bandermann
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Leerstandsmelder.de
Gibt es ein Gebäude, vielleicht kommen Sie auf dem Weg zur TU oder zu
anderen Zieken häufig an Gebäuden vorbei, deren Potential im Moment
nicht genutzt wird?
Der Leerstandsmelder ist unter vielen ein hilfreiches Mittel, um sich anzeigen zu lassen, wo Gebäude augenscheinlich keinen Nutzen haben.
Schlagen Sie ein Gebäude vor, für das ein neuer Nutzen scheinbar schwer
zu finden scheint. Das können hochspezialisierte Industriegebäude,
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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen
Lehrstuhl Grundlagen und Theorie der Baukonstruktion
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Paul Kahlfeldt
August-Schmidt-Straße 6
Campus Süd, GB I
D-44227 Dortmund
T + 49 (0) 231/ 755 5281
F + 49 (0) 231/ 755 5278
[email protected]

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