Der Kriminalbeamte “Kriminothek” – Diebstahl Marke Stummer

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Der Kriminalbeamte “Kriminothek” – Diebstahl Marke Stummer
der
KRIMINOTHEK
DIEBSTAHL MARKE STUMMER
Krimineller
Till Eulenspiegel
kriminal
beamte
Vergessene Fälle
CHRONOLOGIE
1938 Johann Stummer, 29, und Johanna Hinterleitner, 28, werden von der britisch-französischen Ärmelkanalinsel Jersey ausgewiesen, da
Mutter schwanger wird.
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23.09.1938 Ernst Walter Stummer wird in der
Wien Semmelweisklinik geboren. Am selben
Tag und selben Ort wie Romy Schneider.
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1944 Familie Stummer verläßt Wohnung in
der Wallensteinstraße 30 in die sichere
Steiermark.
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1944 schlägt eine Fliegerbombe im Haus Wallensteinstraße 32 ein und vernichtet es.
Die Pose gefällt
Ernst Walter Stummer
am besten: Herr über
Tresore und Geld. In
Medien stellt er sich als
„großer Einbrecher“ dar.
Er träumt von
Buchmemoiren und vom
großen Film. Eigentlich
interessiert ihn Ruhm
wenig. Nur das Geld, das
in seine Kassen käme.
Der Tresor, auf dem er im
Sommer 2003 saß, stand
schon dort, als er 1986
die Fellner-Wohnung im
großen Stil plünderte.
Hermelinpelz,
Auto, Bär, Giraffe:
Mit fünf Jahren
wies noch nichts
auf eine kriminelle
Karriere hin.
1950 Scheidung der Eltern. Stummer
wächst bei Mutter auf.
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1953 Eintritt ins Erziehungsheim Eggenburg.
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1956 Erste Verurteilung: 6 Monate bedingt
wegen „Beischlaf mit Minderjährigen“.
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Serieneinbrecher Ernst Walter Stummer will seine Taten publizistisch vermarkten. Damit lenkt er nur vom eigenen Unvermögen ab.
Denn ein „Einbrecherkönig“ war er nie. Alle seine Coups
waren amateurhaft geplant. Auch ein Kunstcoup misslang.
Text und Bildarchiv: Marcus J. Oswald
ie oft war Ernst Walter Stummer
in den Medien? Sehr oft. Wie viele Vorstrafen hat er? 19. Wie lange saß er in Haft? 30 Jahre. Wie viele Einbrüche verübte er? „500“, sagt er. „1.500“, behaupten Medien. „3.000“, die Kronen Zeitung.
Wie viele Fälle wurden aufgeklärt? Kriminalisten meinen: „Alle“. Er: „10%“. Wann machte
er sein „Lebensgeständnis“? Ermittler sagen:
„1987“. „Stimmt“, sagt er, „aber es war kein
wirkliches Lebensgeständnis“. Wieviel Material gibt es zu ihm? Über 50 Ordner Notizen.
Der Tagebuchschreiber hielt alles fest. Taggleich, distanzlos. Ist Stummer ein Krimineller?
Nach dem Gesetz: “Ja.” Er sagt: „Ein Oppositioneller.“
W
1968 Soeben aus
Stein: Mit modischem
Knebelbart. Ab Mai
1968 gibt er auf einem
Simmeringer Würstelstand die Kontaktzeitschrift SEWUZ heraus
und organisiert FKKReisen. Wer Hunger
hatte, bekommt auch
gratis Wurst und Bier.
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Einbrecherverleger
Wer Stummer unter die Haut will, muss ihn
näher kennen lernen. Wer ihn kennt, läuft Gefahr, sich auszuliefern. Man wird eingewickelt
in unterhaltsame und wirre Anekdoten. 30
Jahre Häfen prägten ihn: Er nimmt wenig
ernst, auch sich selbst nicht. Im Haft lernte er
den billigen Schmäh, der funktioniert, wo man
sich behaupten muss, um nicht unterzugehen. Im wirklichen Leben zählt das wenig. Daher erfindet er sich stets neu. Einmal ist er
„Verleger“, „Autor“, Kunstfigur „Einbrecherkönig“ oder „Partnervermittler“. Selten: Ernst
Walter Stummer. Schon gar nicht: Krimineller.
Mappen voller Briefe, Tagebuchkolonnen und
Gerichtsakten dokumentieren seine Masken,
März 1969 Sternwartestraße 12, 1190 Wien:
Mit Hermi, der Liebe seines Lebens.
1969: Der ORF filmt für die Sendung
„Horizonte“ sein Büro der „Österreichischen
Gefangenengewerkschaft ÖGG“ mit einer
Kamera „ARRI 16 St.“ – in Fachkreisen
genannt auch: „Die Stumme“.
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Kein Techniker: Obwohl er
in der JA Garsten 1981 einen Schweißkurs ablegte,
bediente er nie technisches Gerät. Er blieb
Handwerker. Mit der „Gashaxn“ hatte er nur beschränkte Möglichkeiten.
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1969 tagt die „Deutsche Gefangenengewerkschaft“ in Bad Nauheim. Stummer reist mit einer
„Delegation“ der ÖGG an, bestehend aus den
Freunden Peter Markl und Baron Czapka-Winstetten, Ururenkel eines Wiener Bürgermeisters.
Dort stellt er fest, dass bereits eine andere „Delegation“ aus Österreich vor Ort ist.
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unter denen der Getriebene auftritt. Erstmals
greifbar wird seine Geschichte 1966. Er begann in der JA Stein einen HFL-Fernlernkurs
„Verlagswesen“. Ab Mai 1968 begann er in einem Simmeringer Würstelstand mit der Herausgabe der Flugschrift „SEWUZ“, die noch
Mitte der 70er Jahre und von 1985 bis 1987
erscheinen sollte. Ab 1968 dienten Einbrüche
dazu, den „Verlag SEWUZ“ zu etablieren.
Das Lebenswerk als fixe Idee: Verleger sein,
Öffentlichkeit haben. Von der „SEWUZ“
schwadroniert er bis heute, obwohl sie das
letzte Mal 1987 erschien. Die „Stummer Ernst
Walter Unsere Zeitung“, war stets verlängerter Ärmel des Rechtshänders, der laut forsensischem Gutachten (1985) im rechten
Arm 57 Kilo Kraft hat. „SEWUZ“, Sprachrohr
eines Bäckers: Monologisch und anklagend.
Letzte Episode: Als er 1969 in der Sternwartestraße 12 sein erstes Gassenlokal für den
„Verlag“ mietete und den Gaskonvektor nicht
mit Bargeld ablösen konnte, machte er einen
Einbruch, verkaufte die Beute und löste mit
dem Deliktslohn den Gaskonvektor ab. Im
Narrenturm der Phantasie könnte man Geschichten nicht besser erfinden. Es klingt immer sozialkritisch und bitter-herb. Es ist auch
eines: Masslos kriminell.
mer war guter Läufer, machte Bundessportabzeichen. Der Vater, wenige Kilometer entfernt als Lehrer tätig, besuchte ihn nie. 1956
wollte Ernst Walter Berufssoldat werden.
Dann eine alte Geschichte. Er soll 1953, als
15-Jähriger, gemeinsam mit Bruder Robert
mit einem 13-jährigen Mädchen geschlafen
haben. Tatsächlich war es der Bruder, er sah
nur zu. 1956 bekam er sechs Monate bedingt
für „Unzucht mit Minderjährigen“. Seine erste
Vorstrafe. Soldatentraum perdu, er wurde
Bäcker, wechselte gut 25 Betriebe, fand kein
Vertrauen. 1958: Drei Tage Arrest für Fahrrad(pedal)diebstahl. Zwischen 1961 und
1964 sechs Haften für Einbrüche. 1965: 36
Monate Stein (Einbruch). 1968 Erotiklieferant
(„Porno-Chef“) und Berufseinbrecher. 1969:
36 Monate Stein (Einbruch). Internationale
Einbruchsserie von 1975 bis 1977: Sechs
Jahre Garsten. Internationale Serie 1986 bis
1987: Sieben Jahre Stein (14. Haft). Die Zeitschrift „SEWUZ“ liegt zum letzten Mal in 4.000
Stück Auflage an Wiener Trafiken. 1986
brachte den Schnitt: Er übertrieb die Einbruchslust. Sein größter Coup: Kunstdiebstahl eines Unsachverständigen. Stummer
war 48 Jahre alt, und alles wuchs ihm über
den Kopf.
In Armut geboren
„Hau man den Fellner her?“
Stummer wäre beinahe auf der Reichen-Insel
Jersey im Ärmelkanal geboren. Die Eltern
wurde mit dem Kind im Bauch ausgewiesen.
Die Familie fiel vom Steuerparadies der
Wohlhabenden ins Nazi-Wien der Kriegszeit.
Der Vater hörte britische Untergrundsender.
Die Mutter nahm 1944, als die Bomben kamen, mit dem Kind Reißaus in die Steiermark.
Das rettete allen das Leben. Nach dem Krieg:
Noch mehr Armut. Eine überforderte Mutter,
Scheidung, Stiefvater, Stiefgeschwister. Freiwillig ins Erziehungsheim Eggenburg. Stum-
Am 12.09.1986 vormittag saß er im Döblinger
Gemeindebau, als das Telefon läutete. Am
anderen Ende Peter Markl aus Salzburg:
“Hallo, hier Peter!“ Die beiden kannten sich
seit 1968 aus Stein. Stummer hatte von „Warmen“ keine hohe Meinung, doch ein loser
Kontakt blieb. Markl verkehrte im Salzburger
Milieu und vermittelte Männer an zahlende
Kundschaft. Er gab sich geschäftig: „Ernstl,
wie geht’s? Ich habe aus Stein soeben jemanden abgeholt, um ihn nach Wien zu vermitteln. Jetzt hole ich den Wörz in Salzburg
1972 8 Monate
Haft wegen Zuführung zur Prostitution und Kuppelei.
Zeitungen nennen
ihn „Porno-Chef“
oder „Porno-Boss“.
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1975 Große internationale Einbruchsserie: Dänemark, Deutschland, Österreich. Er flüchtet
zwei Mal aus deutschen Gefängnissen, einmal
als Gefängnisarzt verkleidet. Kriminalbeamten
und Zeitungen in Wien schickt er schadenfrohe
Postkarten.
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1977 72 Monate Haft in JA Garsten. Dreht mit
Heinz „Der Rote“ Bachheimer Hofrunden.
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1985 Eröffnet mit Gewerbehalterin Hoffmann
am Favoritner Antonsplatz, direkt neben
der Kirche, „die ich bis heute nie betrat“, einen
Sexshop. Erotische Ware stammte aus
einem Einbruch in Bergisch-Gladbach (D).
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1985 Besucht wegen Depressionen einen
Psychiater in Linz, den er aus der JA Garsten
kennt. Da dieser nicht in der Ordination ist,
bricht er mit der „Gashaxn“ die Tür auf.
Für diesen ud weitere Einbrüche in Linz:
18 Monate in JA Linz.
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1986 Neustart der Zeitschrift „SEWUZ“.
Dazwischen: Wohnungseinbrüche.
84 Monate Haft in JA Stein.
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Juni 1994 Erwin
Sattler produziert
mit Stummer Video
„Sicherheit kann
man kaufen!“. Das
„Beratungsvideo“
floppt wegen seiner
Machart. Keine fünf
Stück werden
verkauft.
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Keine Freunde.
3.09.1994 Auftritt bei der
Polizei-Wanderausstellung im EKZ Wien
Donaustadt. Sitzt am Podium.
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ab.“ Der Tiroler aus gutem Haus mit Wohnsitz
in Wien wartete bereits in einem Salzburger
Cafe. Markl mit einer Bitte: „Ernstl, kannst Du
den Hund von Wörz aus der Hasenleitenstraße holen? Wir kommen in ein paar Stunden nach Wien.“ Stummer winkte ab: „Hearst,
ich wohn in Döbling, ich fahr sicher nicht nach
Simmering einen Hund holen. Wie stellst Dir
das vor?“ Markl konnte. Stummer holte den
schwarzen Bitbull aus einer Simmeringer
Wohnung und setzte sich um 13 Uhr in ein
Gasthaus in der Weißenböckstraße. Dort wartete er zwei Stunden. Um 15 Uhr tauchte Markl mit Wörz auf. Markl war voller Tatendrang
und setzte sich zum Tisch. Dann mit ernster
Miene: „Ernstl, hau man den Fellner her?“
Millionär neben
Justizministerium
Professor Eduard Fellner aus der Museumstrasse 3 - 5 im 7. Wiener Bezirk war Erbe einer Kanonenfabrik in der Monarchie. Er besaß
Wohnungen und Häuser. Der 84-Jährige lebte alleinstehend direkt über dem Bellaria-Kino. In Salzburg verkehrte er in einschlägigen
Kreisen. Einer von Markls Lustknaben soll bei
einem Wienbesuch festgestellt haben, dass in
„Fellners Wohnung nur Kunst steht“. Stummer
winkte ab: „Hearst, ich hab noch nie etwas mit
Bildern zu tun gehabt!“ Markl beruhigte: „Wir
kennen uns eh aus.“ Stummer, skeptisch:
„Wann?“ Markl: „Mach mas glei, damit wir
nicht umsonst in Wien sind.“ Markl: „Besorg
Dir ein starkes Stanleymesser.“ Stummer wollte mehr wissen: „Und wo wollen wir die Bilder
verkaufen?“ Markl: „In den USA.“
Die Runde ging auseinander. Stummer fuhr in
seine Wohnung zurück. Er fand kein besonders starkes Stanleymesser, aber eines, das
ihm brauchbar schien. Um 18 Uhr trafen Wörz
und Markl mit dem Wagen ein. Stummer wird
der Einzige sein, der als „Frontmann“ die
Wohnung des Herrn Fellner betreten wird.
12.09.1986: Glatte
Parketten – teure Kunst
Die 250-Quadratemeter-Wohnung war fünf
Meter hoch, hatte Flügel- und Schiebetüren,
Sternparketten, Panoramafenster auf die Hinterseite des Volkstheaters. Das Theater spielte an diesem Abend Ferdinand Raimunds
Posse „Der Bauer als Millionär“. Vis á vis lief
ein anderes Stück. Die Polizze der „AllianzVersicherung“ stellte am 27.04.1984 fest,
dass der Besicherungswert der Fellner-Woh22
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Alter Einbrecher zeigt alte Methode: Das Türwippen. Mit durchgestrecktem Becken solange gegen
die Tür drücken, bis sie aus dem Schloß springt. Was brachte ihm das? Tagebuch, 1984:
„Von 1965 bis 1968 war ich in Stein wegen Einbruchsdiebstahls in Haft. Ich war nicht sehr lange
in Freiheit, denn am 13.05.1969 wurde ich wieder eingesperrt und war bis 13.05.1972 inhaftiert.
Ich kann sagen, dass ich mit einigen Unterbrechungen die meiste Zeit in Haft war.
Endgültig entlassen wurde ich am 20.10.1983.“
nung 9,5 Millionen Schilling beträgt. Der Millionär lebte ästhetische Bedürfnisse. Über
den Holzböden lagen weiche Perserteppiche,
an den Wänden hingen Ölbilder von namhaften Malern des Biedermeiers wie Rudolf von
Alt oder Ferdinand Waldmüller im Stückwert
bis zu einer Million Schilling. Auf den Schränken spätbarocke Pretiosen, in den Vitrinen
Keramikfiguren und geschliffenes Glas, auf
Jugendstilkommoden Vasen und Silberbesteck. Der Besitzer der Patrizierwohnung fühlte sich sicher. Obwohl die große Wohnung
keine Nachbarn hatte, besaß er keine Alarmanlage.
21 Uhr 30: Kriminelles Trio
Das kriminelle Trio saß noch im Auto. 50 Meter um die Ecke lag das Justizminsterium, von
dem um 21 Uhr 30 keine Gefahr ausging.
Problem waren die Theatergäste, die in der
Pause ums Haus liefen. Es musste schnell
gehen. Stummer sprang mit seiner Sporttasche aus dem Wagen. Er kletterte über das
Kino in den schmalen Balkon. Fahrer Markl
ließ den Motor aufheulen. Stummer schlug
die untere Scheibentafel der Balkontür ein. Er
nahm ein Tuch zur Hilfe, das Geräusche und
Splitterschlag verhinderte. Der Würfel maß 40
mal 50 Zentimeter. Da es eine Doppelglastür
war, gab er Markl ein zweites Handzeichen.
Dieser stieg noch einmal aufs Gas. Nun konnte Stummer seinen Körper durchs Loch
zwängen. Stummer trug bei seinen Einbrüchen nie Handschuhe, die ihn gefühllos
machen. Im Wohnungsinneren drehte er das
Licht mit dem nackten Handballen auf. Stummer-Methode: In der fremden Wohnung
wahrt Licht den Anschein der Normalität.
Telefonkontakt zum Tatort
„Kunstexperte“ Markl kannte die Wohnung
nicht, Stummer war “Kunstlaie” vor Ort. Daher rief Markl aus der Telefonzelle alle zehn
Minuten in die Wohnung an. Stummer musste beschreiben, was er sah. Markl dirigierte,
was von Interesse schien. Stummer griff neun
Bilder, Biedermeierwerke und Flamen, schnitt
einige Gemälde aus dem Rahmen, faltete ein
Bild sogar auf Viertelgröße zusammen – „weil
es so groß war“. Die Verbringung erfolgte
über den Balkon zum Hinterhof. Mit Silberbesteck in der Sporttasche verschwand er. Der
Coup flog am nächsten Tag durch Handwerker auf.
Die Ware war natürlich unverkäuflich. Stummer, Markl, Wörz wurden verhaftet. Stummer
bekam 84 Monate, auch für weitere Wohnungseinbrüche wie beim mexikanischen
Botschafter der IAEA. Nach dem Fellner-Einbruch besichtigte dessen Neffe, damals
Staatsanwalt, am 14.09.1986 die geplünderte Wohnung. Friedrich Fellner ist heute Sektionschef im Justizministerium. Als Stummer
im Jahr 2003 acht Monate als „Freigänger“
der JA Simmering Abwäscher im BMJ war,
begegnten sich beide öfter in der Kantine.
Nicht gerade zur hellsten Freude, wie man
sich denken kann.
Unseriöses Umfeld
Stummer ist heute 66. Noch mit 64 Jahren
wollte er einen „Schlecker“ beim Lieferanteneingang „machen“: Zwei Jahre Schmalz
(2002-2004)! Seit einem Jahr ist er frei. Doch
Alter schützt vor Torheit nicht: Er umgibt sich
mit windigen Leuten und Häfenbrüdern. 2003
ließ er monatelang Ewald Stieber, Rechtsra-
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Den „Riegelzug“ lernte er 1968 in Stein kennen,
ebenso Freunde, mit denen er bis heute gerne
eine Hackn macht. Tagebuch, 1994:
„In der Strafanstalt Stein hatte ich den damals
etwa 27-jährigen Mario Feldhaas kennen
gelernt, der mir einige Briefe nach seiner Entlassung etwa im Juni des Jahres geschrieben
hatte. Er hatte eine Wohnung im 20. Bezirk
und war etwa 20 Minuten später bei mir.
Wir unterhielten uns über die theoretischen
Einbruchsmöglichkeiten, die wir in Stein
besprochen hatten.“
1994: Richtet man in Brastilava „Kennenlernparties“ aus, will man Erfolg. Stummers Reisen
in den Osten blieben ohne Ertrag.
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1995 Auftritt in ORF-Sendung VERA
(6. Sendung) als „Einbrecherkönig“.
Springt mit „Gashaxn“ auf Bühne.
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dikaler mit Schuhgröße 46, bei sich wohnen.
Stieber war 1994 mit Küssel auf Du und Du
und gilt heute noch als Honsik-Intimus (lautDÖW). Stieber floh sechs Jahre nach Norwegen, kam wieder zurück. Im Herbst 2003 erhielt er in Wien 20 Monate bedingt für „Wiederbetätigung“. Nun ist er wieder in Norwegen, wo er sich im Internet strammdeutsch
äußert.
Duo Feldhaas – Stummer: Gemeinsame Stiegensteigerrodel
2003 quartierte sich Mario Feldhaas ein. Der
37-Jährige saß bereits drei Mal in Stein, erklärt in Briefen „Stein ist meine Heimat!“, hatte bereits eine Anklage auf einen Herzplederer (Herzstich) und bezeichnet den (in Stein
einsitzenden) „Polizistenmörder von der Nussdorferstraße“ (von 1998) als „meinen besten
Freund“. Mit ihm telefonierte er von Stummers Bürokabinett öfters auf dessen Steiner
Handy. Im November 2003 verlustmaxelte
Feldhaas in Stummers Büro junge Knaben,
worauf die „WEGA“ die Tür aufbrach. Das
Duo Feldhaas-Stummer wurde Mitte der 90er
Jahre ein eingespieltes Einbrecherteam. Seit
1995 Stummers bisheriger „Partner“ Kurt Rakovsky leiser trat, stieg der junge Wiener in
dessen Fusstapfen. Feldhaas, der Techniker,
bestellte am 17.12.1995 über die Postkastenfirma „Breuer & Feldhaas Co.“ EntschließWerkzeug von „Wendt“ um 5.573 Mark. Feldhaas, auf Kellerräume spezialisiert, sitzt derzeit noch ein Jahr in Haft. Gemein hat das
Duo nicht nur die Stiegensteigerrodel, „die
sich besonders gut zum Abtransport von Beuten eignet“ (Stummer).
Zu Stummers erlauchtem Umfeld gehört auch
Eva Hedwig Anna Hofmann aus dem Karl
Marx Hof, Stiege 80. Die heute 68-jährige Geschäftspartnerin Stummers aus den 80er Jahren, mit der er Sex-Shop und HostessenAgentur betrieb, organisierte jahrelang den
„Zeitungsversand“ für Georg Honsik. Zu ihr
besteht bis heute enge Freundschaft.
Latente pädophile Neigung
Auffällig ist Stummers pädophile Neigung.
Wortreich verteidigt der Viagra-Konsument
Otto Mühl, hat Sehnsucht nach thailändischen
Kindfrauen und sucht 15-jährige „Freundinnen“, mit denen er prompt Telefonsex macht.
Die Damen sollen „im erlaubten Alter“, können
aber nicht jung genug sein. Stummers „Partnervermittlung“ ohne Gewerbe unterhält Kontakte zu „Agenturen“ in Ukraine, Thailand, Philippinen,Tschechien und Budapest. Täglich
versucht er, „Madln für meinen Partnerkatalog
zu fischen“. In Zeitungen Lettlands und Prags
inseriert er nach Frauen, „die nach Österreich
heiraten wollen“.
Sperre auf Online-Börse
SINGLEKATALOG, 700 Frauen, 20,–. Tel. 0699/110 890 80
Im Herbst 2004 sperrte ihn die Online-Börse
„Love.at“ nach sieben Monaten intensiver Nutzung. Er wollte im großen Stil „junge“ Inserentinnen – „ich mag halt nur junge Mädchen,
die alten interessieren mich nicht“ (Stummer)
– in seinen „Partnerkatalog“ umlenken. Dass
er für seine Geschäftsideen auch seriöse Unternehmer wie den Obmann der FotografenInnung der Wirtschaftskammer oder den TVModerator Walter Sonnleitner ankeilt, zeigt,
dass er ohne Skrupel vorgeht. Dass er auf
Inserate in „Kurier“ und „Krone“ viele Käufer
seiner billig gemachten „Partnerkataloge“ –
aufkopierte Adresslisten und Passfotomappen
– findet, zeigt jedoch, dass es noch Dümmere
gibt, als ihn.
14.08.1995 Stummer bewirbt sich bei
Wiener Sicherheitsmesse. „Ich komme
tatsächlich aus der Praxis und kann Ihnen
daher das professionelle Feeling eines
Einbrechers vermitteln“, schreibt er dem
Messedirektor. Ablehnung.
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1996 Zeitschrift „Öffentliche Unsicherheit“
findet keine „Finanziers“. Umstieg in
„Sicherheitsbranche“ misslingt. 18 Monate
Haft wegen Einbrüchen in JA Sonnberg.
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1999 Vater Hans Stummer stirbt 93-jährig.
Stummer heiratet zum ersten Mal. Die
eingeflogene Glückliche ist eine Russin.
Studentin der Wirtschaftswissenschaften.
Nach drei Jahren ist Scheidung. Er sieht
die Gemahlin netto 6 Monate in Wien.
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1999 Wegen Einbrüchen 30 Monate
Haft in JA Sonnberg.
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1999 Beginn der „Pensionsklage gegen
die Republik Österreich“ bis vor EuGH. Er wurde in 28 Jahren Arbeit in Gefängnissen
nicht pensionsversichert.
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2002 Stummer, 64, will mit jugoslawischem
Komplizen an gut einsehbarem Hintereingang
eines „Schlecker“ in der Ettenreichstraße
einbrechen. 24 Monate Haft wegen versuchten
Einbruchs in JA Simmering.
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Mai 2003 Beginnt 2-Wochen-Kolumne aus der
Haft, „Am Schmalz“, in der Wiener Zeitschrift
„Augustin“
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29.01.2004 Entlassung aus der JA Simmering.
Lebt seither solid und hochweiß. Ständiger Kolumnist im „Augustin“. Plant wieder an „SEWUZ“
und „Partnerkatalog“. Derzeit straffrei.
2004: Narziss im Kamerabild: Angeschlossen
an die weite Welt der Medien.
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